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Fotos: gTz<br />
WIrTscHAFT<br />
www.gtz.<strong>de</strong><br />
Abu Dhabi im Jahr 2015: Ein Emirati hat gera<strong>de</strong> das Öl Ihres Wagens gewechselt. Er ist Mechatroniker. Gestern haben Sie<br />
sich einer medizinischen Gesichtsbehandlung unterzogen, durchgeführt von einer versierten emiratischen Kosmetikerin mit<br />
einem Diplom in „Medical Skin Care“. Was jetzt noch utopisch scheint, soll bald Realität wer<strong>de</strong>n. Die Deutsche Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstützt seit 2008 die Berufsausbildung emiratischer Staatsbürger in Abu Dhabi.<br />
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) steigern <strong>de</strong>rzeit ihre Bemühungen<br />
zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r beruflichen Aus- und Weiterbildung <strong>de</strong>r<br />
einheimischen Bevölkerung. Das Schlagwort lautet Emiratisierung. Da<br />
ein Mangel an qualifiziertem Personal in vielen technischen Bereichen<br />
herrscht, will die Regierung die zukünftigen Absolventen auf die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arbeitsmarktes vorbereiten. Daher wur<strong>de</strong> die<br />
Errichtung von zwei berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Instituten im Emirat Abu Dhabi<br />
beschlossen. Im September 2008 begann die Berufsausbildung im „Abu<br />
Dhabi Vocational Education & Training Institute“ (ADVETI) an <strong>de</strong>n<br />
Standorten Al Ain und Al Gharbia in <strong>de</strong>r Western Region. Aufgrund<br />
<strong>de</strong>r großen Erfahrung <strong>de</strong>r GTZ im Bereich <strong>de</strong>r beruflichen Bildung wur<strong>de</strong><br />
„GTZ International Services“ <strong>de</strong>r Zuschlag für die Verwaltung <strong>de</strong>r<br />
Institute für drei Jahre gewährt. Das Hauptziel ist es, junge Emirater<br />
auf die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Arbeitsmarktes vorzubereiten.<br />
Das Projekt sichert die Arbeitsfähigkeit und Leistungsbereitschaft <strong>de</strong>r<br />
Absolventen und ist somit eine <strong>de</strong>r wichtigsten Stärken <strong>de</strong>r angebotenen<br />
praktischen beruflichen Ausbildungs- und Trainingsprogramme.<br />
Die Ausbildungspläne wer<strong>de</strong>n unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r praktischen<br />
Erfahrungen <strong>de</strong>s weltweit anerkannten <strong>de</strong>utschen dualen Systems<br />
entwickelt. Auftraggeber und Financier ist das Abu Dhabi Education<br />
Council (ADEC). „Die Institute bieten ein breites Spektrum an Diploma<br />
für emiratische Stu<strong>de</strong>nten in <strong>de</strong>n vier Berufsfel<strong>de</strong>rn Information<br />
Technology, Design & Angewandtes Management (Tourismus und<br />
Eventmanagement), Industrial Technology und Medical & Health<br />
Care. Die Diplome bauen auf <strong>de</strong>n Grundlagen <strong>de</strong>utscher Standards in<br />
Discover ME 30<br />
<strong>de</strong>r beruflichen Bildung auf und wer<strong>de</strong>n an die lokalen Verhältnisse<br />
angepasst“, erklärt dr. Winfried heuSinger, Abteilungsleiter für<br />
Industrielle Technologie. Als größte Herausfor<strong>de</strong>rung seiner Arbeit<br />
in Al Ain betrachtet er „die Integration <strong>de</strong>r Berufsbildung in die<br />
Gesellschaft“. Kein Wun<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn bisher führte <strong>de</strong>r Weg <strong>de</strong>r jungen<br />
Emirater nach <strong>de</strong>r Schule direkt ins Familienunternehmen o<strong>de</strong>r zu<br />
einem sicheren Arbeitsplatz im Verwaltungsapparat <strong>de</strong>r Regierung.<br />
Zur Ausbildung bei ADVETI gehören auch scheinbar banale Dinge wie<br />
das Aufräumen <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes o<strong>de</strong>r das Schließen <strong>de</strong>r Tür nach<br />
<strong>de</strong>m Betreten eines Raumes. Abläufe, die in <strong>de</strong>n Häusern <strong>de</strong>r jungen<br />
Emirater keine wichtige Rolle spielen o<strong>de</strong>r vom Dienstpersonal erledigt<br />
wer<strong>de</strong>n, müssen hier erlernt und trainiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Um die Qualität <strong>de</strong>r Ausbildung zu gewährleisten, übernahm die GTZ<br />
das Management <strong>de</strong>r Institute, die Bereitstellung professioneller Lehrkräfte<br />
für je<strong>de</strong>s Fachgebiet, die Implementierung verschie<strong>de</strong>ner Ausbildungsberufe<br />
– abhängig von <strong>de</strong>n aktuellen Bedürfnissen <strong>de</strong>s Marktes<br />
– sowie die Entwicklung <strong>de</strong>s aka<strong>de</strong>mischen Curriculums, basierend<br />
auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Ausbildungs- und Industriestandards. In Al Ain<br />
lernen aktuell 660 Stu<strong>de</strong>nten, davon sind die große Mehrheit Frauen.<br />
„Während bei unseren männlichen Stu<strong>de</strong>nten berufliche Qualifikation<br />
und Weiterbildung im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen, spielt bei <strong>de</strong>n weiblichen<br />
Teilnehmerinnen doch eher die soziale Komponente eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Rolle. Viele junge emiratische Frauen bereiten sich hier auf <strong>de</strong>n Berufseinstieg<br />
vor“, sagt Michael Becker. Er ist Abteilungsleiter für Marketing<br />
& Industrial Relations und lebt seit zwei Jahren in <strong>de</strong>n VAE. „Meine<br />
Auf neuen Wegen<br />
gTz unTersTÜTzT BeruFLIcHe AusBILDung junger emIrATer<br />
Aufgabe ist vor allem das Branding <strong>de</strong>r Institute, die Anwerbung von<br />
Stu<strong>de</strong>nten sowie <strong>de</strong>r Aufbau von Industriekontakten“, beschreibt <strong>de</strong>r<br />
aus Hannover stammen<strong>de</strong> Marketing-Spezialist seine tägliche Arbeit.<br />
Obwohl die Stadt Al Ain als konservativ gilt – zumin<strong>de</strong>st im Vergleich<br />
zu Dubai – fühlen sich die <strong>de</strong>utschen GTZ-Mitarbeiter hier sehr wohl.<br />
Dr. Heusinger war vor seiner Arbeit bei ADVETI in China tätig und<br />
schätzt nun das Leben in <strong>de</strong>r Oasenstadt an <strong>de</strong>r Grenze zum Oman.<br />
Neben <strong>de</strong>r Kooperation mit ADVETI organisiert die GTZ bereits seit<br />
einigen Jahren Sommertrainingsprogramme für Jugendliche in Abu<br />
Dhabi. Die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Jugend ist eine nationale Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />
<strong>de</strong>r sich verschie<strong>de</strong>ne Ministerien annehmen. 2004 hat die GTZ International<br />
Services im Auftrag von ADEC zum ersten Mal ein Konzept für<br />
ein zweimonatiges, berufsorientiertes Sommertrainingsprogramm erarbeitet.<br />
Ausgangspunkt ist die I<strong>de</strong>e, Freizeitaktivitäten und Berufsorientierung<br />
während <strong>de</strong>r Sommerferien sinnvoll zu kombinieren. Durch<br />
Aktivitäten in verschie<strong>de</strong>nen Workshops bekommen die Jungen und<br />
Mädchen einen Einblick in technische, soziale und künstlerische Berufe.<br />
Das Programm vermittelt darüber hinaus handwerkliche Kenntnisse<br />
für <strong>de</strong>n alltäglichen Gebrauch. Auf Grund <strong>de</strong>s großen Erfolges wur<strong>de</strong><br />
das Programm mehrfach verlängert. Zirka 600 Jugendliche sammeln<br />
praktische Erfahrungen in verschie<strong>de</strong>nen Berufsfel<strong>de</strong>rn, als erste Orientierung<br />
für eine mögliche spätere Berufswahl. In <strong>de</strong>r Stadt Abu Dhabi<br />
hat sich das Programm bereits fest etabliert, so dass die bisherigen<br />
Schülerzahlen auch ohne flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Werbung erreicht und sogar<br />
übertroffen wer<strong>de</strong>n konnten. „Aber auch in Al Ain und Al Gharbia im<br />
WIrTscHAFT<br />
Westen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong> das Programm sehr gut angenommen“, freut<br />
sich Jürgen koCh, GTZ-Büroleiter in <strong>de</strong>n Emiraten.<br />
Als weltweit tätiges Bun<strong>de</strong>sunternehmen <strong>de</strong>r internationalen<br />
Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung unterstützt die GTZ die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung bei <strong>de</strong>r Verwirklichung ihrer entwicklungspolitischen<br />
Ziele. Sie bietet zukunftsfähige Lösungen für politische, wirtschaftliche,<br />
ökologische und soziale Entwicklungen in einer globalisierten<br />
Welt und för<strong>de</strong>rt komplexe Reformen und Verän<strong>de</strong>rungsprozesse, auch<br />
unter schwierigen Bedingungen. Ihr Ziel ist es, die Lebensbedingungen<br />
<strong>de</strong>r Menschen nachhaltig zu verbessern. Die GTZ ist in mehr als 130<br />
Län<strong>de</strong>rn Afrikas, Asiens, Lateinamerikas, in <strong>de</strong>n Regionen Mittelmeer<br />
und Mittlerer Osten sowie Europa, Kaukasus und Zentralasien tätig.<br />
In 87 Län<strong>de</strong>rn ist sie mit eigenen Büros vertreten. Weltweit beschäftigt<br />
das Unternehmen rund 14.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; etwa<br />
11.200 von ihnen sind einheimische Kräfte. In <strong>de</strong>r Zentrale in Eschborn<br />
und an weiteren Standorten in Deutschland arbeiten rund 1.800 Personen.<br />
Die GTZ ist seit mehr als 30 Jahren in <strong>de</strong>r Golfregion tätig. Im Jahr<br />
2001 wur<strong>de</strong> ein GTZ-Büro in Dubai eröffnet, 2004 folgte <strong>de</strong>r Umzug<br />
nach Abu Dhabi. In <strong>de</strong>r <strong>gesamte</strong>n Golfregion beschäftigt die GTZ<br />
aktuell 45 Mitarbeiter. Neben <strong>de</strong>m Engagement im Bildungsbereich<br />
wur<strong>de</strong>n in Abu Dhabi auch Untersuchungen <strong>de</strong>r Wasservorkommen<br />
durchgeführt. Heute betreut die GTZ das Projekte „Artificial Recharge“:<br />
Künstliche Grundwasseranreicherung und Nutzung <strong>de</strong>r Grundwasserressourcen<br />
in Liwa. Ziel <strong>de</strong>s innovativen und weltweit einmaligen Projektes<br />
in <strong>de</strong>r Technologie ist die Sicherung <strong>de</strong>r Trinkwasserversorgung<br />
<strong>de</strong>r Hauptstadt Abu Dhabi in Krisenzeiten. ←<br />
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