Plattform- und Softwareunabhängige Simulation ... - Baumaschine.de
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5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012<br />
Energie, Mechatronik, <strong>Simulation</strong><br />
<strong>Plattform</strong>- <strong>und</strong> <strong>Softwareunabhängige</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r<br />
Erdstoff-Maschine Interaktion<br />
Günter Kunze<br />
André Katterfeld<br />
Christian Richter<br />
Hendrik Otto<br />
Christian Schubert<br />
Jun.-Prof. Dr.-Ing. André Katterfeld<br />
Dipl.-Ing. Christian Richter<br />
Dipl.-Ing. Hendrik Otto<br />
Institut für Logistik <strong>und</strong> Materialflusstechnik<br />
Otto-von-Guericke Universität Mag<strong>de</strong>burg<br />
Universitätsplatz 2<br />
39106 Mag<strong>de</strong>burg<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Kunze<br />
Dipl.-Ing. Christian Schubert<br />
Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />
Institut für Verarbeitungsmaschinen <strong>und</strong><br />
Mobile Arbeitsmaschinen<br />
Professur für <strong>Baumaschine</strong>n- <strong>und</strong> För<strong>de</strong>rtechnik<br />
01062 Dres<strong>de</strong>n
5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />
<strong>Plattform</strong>- <strong>und</strong> <strong>Softwareunabhängige</strong> <strong>Simulation</strong><br />
<strong>de</strong>r Erdstoff-Maschine Interaktion<br />
Gewinnungsmaschinen <strong>und</strong> viele <strong>Baumaschine</strong>n weisen in ihrem Arbeitsprozess eine<br />
komplexe Wechselwirkung zwischen Schüttgut bzw. Erdstoff <strong>und</strong> Maschine auf. Zur Analyse<br />
<strong>de</strong>r Bauteilbelastung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Bauteilinteraktion solcher Maschinen hat sich die Mehrkörper-<br />
<strong>und</strong> Finite Elemente <strong>Simulation</strong> etabliert. Seit wenigen Jahren wird auch die Diskrete<br />
Elemente Metho<strong>de</strong> (DEM) eingesetzt, um das Verhalten <strong>de</strong>s Erdstoffs abzubil<strong>de</strong>n.<br />
Aus <strong>de</strong>n DEM-<strong>Simulation</strong>en lassen sich mit kalibrierten Parametern realistische Lastannahmen<br />
gewinnen, wenn die dynamische Reaktion <strong>de</strong>r Maschine berücksichtigt wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Dazu ist die Kopplung <strong>de</strong>r DEM-<strong>Simulation</strong> mit <strong>de</strong>r Mehrkörpersimulation (MKS)<br />
unbedingt notwendig.<br />
1 Einleitung<br />
Im heutigen Entwicklungsprozess mo<strong>de</strong>rner Maschinen <strong>und</strong> Anlagen hat sich die Computersimulation<br />
von Bauteilen fest etabliert. Neben <strong>de</strong>n bekannten Finite Elemente Metho<strong>de</strong><br />
(FEM) <strong>Simulation</strong>en wird immer häufiger die gesamte Maschine Gegenstand <strong>de</strong>r Untersuchungen.<br />
Dabei muss nicht nur untersucht wer<strong>de</strong>n, wie die einzelnen Bauteile miteinan<strong>de</strong>r<br />
interagieren, son<strong>de</strong>rn ebenso, wie die Unterbaugruppen <strong>de</strong>r Hydraulik, <strong>de</strong>r Antriebstechnik<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Elektronik zueinan<strong>de</strong>r in Verbindung stehen. Zukünftig können <strong>und</strong> sollen<br />
auch äußere Einflüsse, beispielsweise Kräfte die aus <strong>de</strong>m Arbeitsprozess <strong>de</strong>r Maschine<br />
herrühren, in die Berechnungen einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Aufbauend auf <strong>de</strong>n Erfahrungen vorangegangener Projekte [1],[2] wird in diesem Beitrag<br />
ein Ansatz vorgestellt, mit <strong>de</strong>m auf Basis quelloffener Software <strong>und</strong> Schnittstellen eine<br />
gekoppelte Maschine-Erdstoff-<strong>Simulation</strong> durchgeführt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Maschinensimulation verwen<strong>de</strong>t dabei die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mehrköpersimulation, welche<br />
um Funktionsbausteine <strong>de</strong>r Hydraulik, Antriebstechnik <strong>und</strong> Elektronik/Regelungstechnik<br />
erweitert ist. Die Erstellung <strong>de</strong>s Mehrkörpermo<strong>de</strong>lls erfolgt in <strong>de</strong>r werkzeugunabhängigen<br />
Mo<strong>de</strong>llierungssprache Mo<strong>de</strong>lica [3].<br />
Die Erdstoffsimulation wird auf Basis <strong>de</strong>r Diskrete Elemente Metho<strong>de</strong> (DEM) durchgeführt,<br />
um realistische Lastannahmen für die Gesamtsimulation zu erhalten. Das OpenSource<br />
DEM – Programm LIGGGHTS [4] wird als <strong>Simulation</strong>sumgebung verwen<strong>de</strong>t.<br />
Die Kopplung erfolgt über <strong>de</strong>n offenen FMI Standard, <strong>de</strong>r von immer mehr <strong>Simulation</strong>swerkzeugen<br />
zum Mo<strong>de</strong>llaustausch genutzt wird.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die unterschiedlichen <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong>n sowie das Vorgehen<br />
zur Erstellung einer gekoppelten <strong>Simulation</strong> näher erläutert.<br />
2 Mehrkörpersimulation von <strong>Baumaschine</strong>n<br />
Die Mehrkörpersimulation ist eine numerische Lösungsmetho<strong>de</strong> für Bewegungsgleichungen<br />
interagieren<strong>de</strong>r, massebehafteter Körper.<br />
252
A. Katterfeld, G. Kunze <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Erdstoff-Maschine Interaktion<br />
Die einfachste Art eines Mehrkörpersystems besteht aus starren Körpern. Diese Körper<br />
können durch Gelenke verb<strong>und</strong>en wer<strong>de</strong>n, die mathematisch als Zwangsgleichungen auf<br />
Positionsebene realisiert wer<strong>de</strong>n. Diese Methodik wird in <strong>de</strong>r Regel nur bei langsam laufen<strong>de</strong>n<br />
Maschinen eingesetzt. Wenn angenommen wer<strong>de</strong>n kann, dass die zu erwarten<strong>de</strong>n<br />
Verformungen sehr klein sind <strong>und</strong> die höchste Erregerfrequenz unterhalb <strong>de</strong>r niedrigsten<br />
Eigenfrequenz liegt, können die Fehler aufgr<strong>und</strong> von elastischen Verformungen<br />
vernachlässigt wer<strong>de</strong>n [5].<br />
Die räumliche Bewegung eines ungeb<strong>und</strong>enen starren Körpers wird durch die Newton-<br />
Euler-Gleichung [6] beschrieben. Die Gleichung gilt für einen Körper, <strong>de</strong>r alle sechs Freiheitsgra<strong>de</strong><br />
besitzt <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Drehachsen <strong>de</strong>n Körperschwerpunkt schnei<strong>de</strong>n.<br />
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(2)<br />
Um ein System mehrerer Körper zu beschreiben, wer<strong>de</strong>n die Bewegungsgleichungen aus<br />
Gleichung (2) zu einem unabhängigen System (3) angeordnet.<br />
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Zwangsgleichung lassen sich aus einem Satz algebraischer Randbedingungen herleiten,<br />
wodurch das Differenzialgleichungssystem (DGL) zweiter Ordnung in ein System differenzial-algebraischer<br />
Gleichung (DAE) überführt wird. Viele Lösungsalgorithmen sind jedoch<br />
we<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Lage ein System DAEs zu verarbeiten, noch ein DGL-System zweiter Ordnung<br />
zu lösen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es üblich, das DAE-System zweiter Ordnung in eine<br />
Differenzialgleichung erster Ordnung zu überführen. Dieses lässt sich anschließend mit<br />
standardisierten Integratoren lösen. Wie von Featherstone [6] dargestellt, lassen sich die<br />
Zwangsbedingungen implizit formulieren <strong>und</strong> in das Gleichungssystem einfügen. Die<br />
Zwangsgleichungen wer<strong>de</strong>n in impliziter Form formuliert <strong>und</strong> mit s benannt.<br />
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(4)<br />
Das System wird um eine Zwangskraft erweitert, die sich nach Gleichung (5) berechnet.<br />
λ beschreibt hier einen Vektor von Lagrange-Multiplikatoren. S stellt mit allen partiellen<br />
Ableitungen von s nach <strong>de</strong>n generalisierten Ortskoordinaten q die Jacobimatrix <strong>de</strong>r<br />
Zwangsgleichungen dar.<br />
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253
5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />
254<br />
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(5)<br />
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Das Gleichungssystem kann damit auf die Form (6) überführt wer<strong>de</strong>n.<br />
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Der Vektor he beschreibt die Summe aller externen Kräfte, <strong>de</strong>r internen Dämpfungskraft<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r elastischen Kräfte. hω enthält alle gyroskopischen Kräfte.<br />
Die Kopplungen <strong>de</strong>r Gleichung liegen nicht mehr auf Positionsebene, son<strong>de</strong>rn auf Beschleunigungsebene<br />
vor, wodurch sich bei <strong>de</strong>r zweifachen Integration ein sich aufsummieren<strong>de</strong>r<br />
Fehler ergibt. Dieser Fehler kann jedoch mit Stabilisierungsverfahren unterdrückt<br />
wer<strong>de</strong>n [7].<br />
<strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>lle mit nur einem realen Freiheitsgrad wer<strong>de</strong>n als zwangläufig bezeichnet.<br />
Sollen dynamische Freiheitsgra<strong>de</strong> berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, um beispielsweise dynamische<br />
Verformungen eines Bauteils einer Kinematik abzubil<strong>de</strong>n, können Fe<strong>de</strong>rsteifigkeiten<br />
zwischen <strong>de</strong>n Massen angenommen wer<strong>de</strong>n. Wer<strong>de</strong>n Bauteile durch mehrere Fe<strong>de</strong>r-<br />
Masse Systeme abgebil<strong>de</strong>t, spricht man von einem Lumped-Mass Mo<strong>de</strong>ll. Es ist aber<br />
auch möglich Finite Element Mo<strong>de</strong>lle in die Mehrkörpersimulation zu importieren.<br />
Die Mehrköpersimulation kann mit vielen kommerziellen Werkzeugen wie <strong>Simulation</strong>X 1 ,<br />
Dymola 2 , SimPack 3 o<strong>de</strong>r freien Programmen wie OpenMo<strong>de</strong>lica 4 durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Es<br />
ist auch möglich, die Bewegungsgleichungen per Hand abzuleiten, sie in einer beliebigen<br />
Programmiersprache zu formulieren <strong>und</strong> zu lösen.<br />
Um einen Austausch <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>lle zwischen verschie<strong>de</strong>nen <strong>Simulation</strong>sprogrammen<br />
zu erreichen, wur<strong>de</strong> das Functional Mock-up Interface 5 (FMI) entwickelt. Es<br />
ermöglicht <strong>de</strong>n Export eines Mo<strong>de</strong>lls in eine Functional Mock-up Unit (FMU). Die Mo<strong>de</strong>lle<br />
wer<strong>de</strong>n damit in eine standardisierte, softwareunabhängige Form überführt. Verschie<strong>de</strong>ne<br />
FMUs können außerhalb <strong>de</strong>r Entwicklungsumgebung gekoppelt wer<strong>de</strong>n, um zusammen<br />
Systemsimulationen durchzuführen. Eine FMU kann vom Anwen<strong>de</strong>r als Black-Box betrachtet<br />
wer<strong>de</strong>n. Somit können Mo<strong>de</strong>lle weitergegeben wer<strong>de</strong>n, ohne die Berechnungsalgorithmen<br />
offenzulegen. Die Integration kann in <strong>de</strong>r FMU stattfin<strong>de</strong>n, sodass keine weiteren<br />
Programme an <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>srechnung beteiligt sind.<br />
1 http://www.iti.<strong>de</strong>/simulationx<br />
2 http://www.3ds.com/products/catia/portfolio/dymola<br />
3 http://www.simpack.com<br />
4 https://www.openmo<strong>de</strong>lica.org<br />
5 http://www.mo<strong>de</strong>lisar.org<br />
(6)
A. Katterfeld, G. Kunze <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Erdstoff-Maschine Interaktion<br />
3 DEM-<strong>Simulation</strong> von Erd- <strong>und</strong> Baustoffen<br />
Die Diskrete Elemente Metho<strong>de</strong> ist eine im Jahr 1979 von C<strong>und</strong>all <strong>und</strong> Strack [8] vorgestellte<br />
Metho<strong>de</strong> zur Berechnung <strong>de</strong>r Bewegungen einer großen Menge von Partikeln.<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Verfahrens ist die Berechnung <strong>de</strong>r wirken<strong>de</strong>n Kräfte zwischen <strong>de</strong>n Partikeln<br />
bzw. zwischen einem Partikel <strong>und</strong> einer angrenzen<strong>de</strong>n Fläche. Alle Partikel wer<strong>de</strong>n<br />
während <strong>de</strong>r Initialisierung auf eine Startposition gesetzt <strong>und</strong> mit einer Anfangsgeschwindigkeit<br />
versehen. Danach wer<strong>de</strong>n die wirken<strong>de</strong>n Kräfte (z.B. Gravitationskraft, Kontaktkräfte)<br />
für je<strong>de</strong>s Partikel bestimmt. Diese Kräfte wer<strong>de</strong>n addiert <strong>und</strong> die daraus resultieren<strong>de</strong><br />
Beschleunigung berechnet. Durch zweifache Integration ergibt sich die neue Position<br />
(7),(8) <strong>und</strong> Geschwindigkeit je<strong>de</strong>s Partikels. Diese Schleife wird solange wie<strong>de</strong>rholt, bis<br />
eine vorgegebene Anzahl Iterationen erreicht ist.<br />
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(i = 1,2,..N) (8)<br />
Die folgen<strong>de</strong> Abbildung zeigt <strong>de</strong>n Berechnungszyklus, <strong>de</strong>r für je<strong>de</strong>s Partikel durchlaufen<br />
wird.<br />
Bild 1: DEM Berechnungszyklus<br />
Die Rechenzeit steigt mit größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Partikelanzahl aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>tektieren<strong>de</strong>n<br />
Kontakte extrem an. Üblich sind <strong>Simulation</strong>slaufzeiten von wenigen St<strong>und</strong>en bis mehreren<br />
Wochen für die <strong>Simulation</strong> großer Partikelsysteme.<br />
Zur Berechnung <strong>de</strong>r Wechselwirkung zwischen zwei Partikeln wer<strong>de</strong>n Kontaktkräfte benötigt,<br />
die das Verhalten <strong>de</strong>r Partikel beschreiben. In <strong>de</strong>r DEM wird ein Kontakt, d.h. eine<br />
geringfügige Überlappung zwischen <strong>de</strong>n Körpern, als Fe<strong>de</strong>r-Dämpfer System dargestellt.<br />
Erweiterte Kontaktmo<strong>de</strong>lle beziehen weitere physikalische Größen, die z.B. durch Flüssigkeitsbrücken<br />
o<strong>de</strong>r elektrostatische Vorgänge hervorgerufen wer<strong>de</strong>n können, mit ein.<br />
255
5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />
Die folgen<strong>de</strong> Abbildung zeigt ein einfaches Kontaktmo<strong>de</strong>ll, wie es in vielen DEM-<br />
Programmen verwen<strong>de</strong>t wird.<br />
256<br />
Bild 2: Typisches DEM Kontaktmo<strong>de</strong>ll [4]<br />
Das Erkennen einer Partikel-Partikel Kollision erfolgt durch die Überprüfung, ob die Strecke<br />
zwischen <strong>de</strong>n Mittelpunkten kleiner als die Summe <strong>de</strong>r Radien bei<strong>de</strong>r Partikel ist. In<br />
<strong>de</strong>r DEM wer<strong>de</strong>n geringe Überlappungen <strong>de</strong>r Körper zugelassen. Diese bewirken eine<br />
Rückstellkraft aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>llierten Fe<strong>de</strong>r – Dämpfer Systems zwischen <strong>de</strong>n Partikeln.<br />
Für weitere Informationen über die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>de</strong>r DEM-<strong>Simulation</strong> sei auf [11]<br />
verwiesen.<br />
4 Gekoppelte <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>s maschinellen Erdbauprozesses<br />
In Anbetracht <strong>de</strong>ssen, dass <strong>de</strong>r maschinelle Erdbauprozess we<strong>de</strong>r allein durch das Mo<strong>de</strong>ll<br />
<strong>de</strong>r Maschine noch allein mit <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Diskrete Elemente beschrieben wer<strong>de</strong>n<br />
kann, bedarf es eines an<strong>de</strong>ren Ansatzes. Schon in [2] wur<strong>de</strong> erläutert, welche Vorteile die<br />
Kopplung <strong>de</strong>r DEM mit <strong>de</strong>r MKS hat. Dabei wur<strong>de</strong> vornehmlich die Mechanik <strong>de</strong>r Maschine<br />
in Betracht gezogen. Die vom Arbeitswerkzeug aufgebrachte Kraft auf <strong>de</strong>n Erdstoff<br />
zum Beispiel wird jedoch unter an<strong>de</strong>rem vom hydraulischen Subsystem <strong>de</strong>r<br />
Maschine bestimmt, welches somit bei <strong>de</strong>r Prozesssimulation nicht vernachlässigt wer<strong>de</strong>n<br />
darf.<br />
Der hier vorgeschlagene Ansatz beinhaltet daher die Kopplung <strong>de</strong>r DEM mit <strong>de</strong>r oben<br />
beschriebenen, um die Hydraulik, Antriebs-, Steuerungs- <strong>und</strong> Regelungstechnik erweiterten<br />
Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mehrkörpersysteme.<br />
Im einfachsten Fall, bei <strong>de</strong>m von einer quasistatischen Belastung durch <strong>de</strong>n Erdstoff auf<br />
das Werkzeug ausgegangen wer<strong>de</strong>n kann, ist ein einmaliger Export <strong>de</strong>r Lastdaten aus<br />
<strong>de</strong>r DEM <strong>und</strong> ein Import in die nachgeschaltete <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong> ausreichend. Dies<br />
fin<strong>de</strong>t z.B. bei strukturmechanischen FEM-<strong>Simulation</strong>en Anwendung [9]. Bei dynamischen<br />
Prozessen, in <strong>de</strong>nen von starken Verformungen o<strong>de</strong>r kinematischen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Maschinenverhaltens ausgegangen wer<strong>de</strong>n kann, ist ein fortwähren<strong>de</strong>r iterativer<br />
Austausch <strong>de</strong>r unterschiedlichen Ergebnisse bei<strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong>n notwendig. Auf
A. Katterfeld, G. Kunze <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Erdstoff-Maschine Interaktion<br />
diese Weise kann die Maschinendynamik bzw. das Bauteilverhalten unter <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />
DEM resultieren<strong>de</strong>n, realitätsnahen Lastannahmen untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> in Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Universität Mag<strong>de</strong>burg <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Technischen<br />
Universität Dres<strong>de</strong>n eine gekoppelte <strong>Simulation</strong> entwickelt, bei <strong>de</strong>r das OpenSource-DEM-Programm<br />
LIGGGHTS [4] über die standardisierte FMI Schnittstelle mit<br />
<strong>de</strong>m Mehrkörpersystem kommuniziert. Bild 3 ver<strong>de</strong>utlicht das Prinzip schematisch.<br />
Bild 3: Gekoppelte DEM-MKS-<strong>Simulation</strong><br />
Möglich war dies aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s quelloffenen <strong>Simulation</strong>sprogramms LIGGGHTS, welches<br />
sich einfach um eine FMI-Schnittstelle erweitern ließ sowie <strong>de</strong>r Möglichkeit, Functional<br />
Mock-up Units (FMUs) aus einer Vielzahl an freien <strong>und</strong> kommerziellen <strong>Simulation</strong>sprogrammen<br />
zu exportieren. Eine gekoppelte <strong>Simulation</strong> dieser Art kann somit auch auf an<strong>de</strong>re<br />
partikeltechnische Anwendungen übertragen wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen ebenfalls das dynamische<br />
Maschinenverhalten berücksichtigt wer<strong>de</strong>n muss, z.B. bei Brechern, Elevatoren<br />
o<strong>de</strong>r Siebmaschinen.<br />
Umgesetzt wur<strong>de</strong> dafür eine programmbasierte Kopplung auf Integratorebene [10]. Das<br />
be<strong>de</strong>utet, dass bei<strong>de</strong> <strong>Simulation</strong>seinheiten ihren eigenen Integrationsalgorithmus anwen<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> in bestimmten Intervallen Zustän<strong>de</strong> miteinan<strong>de</strong>r austauschen. Die FMU wird dazu<br />
dynamisch als Bibliothek in LIGGGHTS gela<strong>de</strong>n <strong>und</strong> anschließend von <strong>de</strong>r Partikelsimulation<br />
durch Aufruf <strong>de</strong>r FMI-Metho<strong>de</strong>n gesteuert.<br />
Durch die standardisierte FMI Schnittstelle wird eine Kommunikation <strong>de</strong>r Mehrkörpersimulation<br />
mit <strong>de</strong>r DEM-Software LIGGGHTS ermöglich. Die Gleichungssysteme wer<strong>de</strong>n<br />
damit jedoch nicht mehr in <strong>de</strong>r MKS Software berechnet, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r exportierten<br />
FMU. Die Bibliothek enthält aber nicht nur die Gleichungssysteme, son<strong>de</strong>rn auch einen<br />
Lösungsalgorithmus. Sie verhält sich damit wie ein eigenes Programm, das für einen<br />
Anfangswert <strong>und</strong> einen Zeitschritt eine Lösung ausgibt. Die <strong>Simulation</strong> ist somit unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten MKS-Software, die lediglich für die Erzeugung <strong>de</strong>r Gleichungssysteme<br />
in <strong>de</strong>r FMU notwendig ist.<br />
257
5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />
258<br />
Bild 4: Prinzip <strong>de</strong>r programmbasierten Kopplung<br />
Im Gegensatz zu bisherigen Ansätzen, die Kommunikation über XMLRPC – basierte<br />
Netzwerkprotokolle durchzuführen [2], hat die Verwendung von dynamisch zur Programmlaufzeit<br />
gela<strong>de</strong>nen Bibliotheken einen erheblichen Vorteil in Bezug auf die Kommunikationsgeschwindigkeit<br />
zwischen Partikel- <strong>und</strong> Mehrkörpersystem. Es ist somit auch möglich,<br />
verschie<strong>de</strong>ne MKS in eine Partikel-<strong>Simulation</strong> zu la<strong>de</strong>n <strong>und</strong> die Interaktion beispielsweise<br />
eines Radla<strong>de</strong>rs beim Bela<strong>de</strong>n eines Mul<strong>de</strong>nkippers zu untersuchen. Ein weiterer erheblicher<br />
Vorteil ist, dass aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r genormten Schnittstelle bestehen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>lle verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n können, ohne dass <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llaufbau offenbart wird.<br />
Für <strong>de</strong>n Benutzer ist hierbei lediglich die Kenntnis <strong>de</strong>r verfügbaren Ein- <strong>und</strong> Ausgabegrößen<br />
<strong>de</strong>r FMU notwendig. In <strong>de</strong>r LIGGGHTS eigenen Skriptsprache kann auf diese Variablen<br />
einmalig o<strong>de</strong>r zyklisch zugegriffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Da LIGGGHTS auf einer Multiprozessor-Implementierung basiert, kann die Rechenleistung<br />
passend zur Problemstellung skaliert wer<strong>de</strong>n. Systeme mit mehreren Millionen Partikeln<br />
wur<strong>de</strong>n mit LIGGGHTS bereits realisiert. Somit kann auch relativ feines Gut abgebil<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
5 Verifikation<br />
Zur Verifikation <strong>de</strong>r gekoppelten <strong>Simulation</strong> wur<strong>de</strong> das Mo<strong>de</strong>ll eines Pen<strong>de</strong>ls in OpenMo<strong>de</strong>lica<br />
erstellt. Im ersten Schritt wird ein ebenes Pen<strong>de</strong>l (Bewegung in <strong>de</strong>r x,z-Ebene, mit<br />
q = (x,y,z) T ) benutzt, <strong>de</strong>ssen Länge L = 1 m beträgt. Der Ursprung <strong>de</strong>s Pen<strong>de</strong>ls, um <strong>de</strong>n<br />
die Bewegung ausgeführt wird, liegt in o = (0,0,0) T . Am Endpunkt <strong>de</strong>s Pen<strong>de</strong>ls wird in
A. Katterfeld, G. Kunze <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Erdstoff-Maschine Interaktion<br />
LIGGGHTS eine Kugel mit <strong>de</strong>m Radius rk = 0,125 m <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Dichte ρk = 7850 kg/m 3 ge-<br />
setzt. Es wirkt dadurch allein das oben beschriebene Kontaktgesetz zweier Partikel.<br />
Die entstehen<strong>de</strong> Masse von mk = 64,23 kg wird <strong>de</strong>r FMU übergeben. Durch die Erdbeschleunigung<br />
von g = -9,81 m/s wird die Kugel, <strong>de</strong>ren Anfangszustand sich in q = (-L,0,0) T<br />
befin<strong>de</strong>t, auf einer Kreisbahn um <strong>de</strong>n Ursprung beschleunigt. Bei q = (0,0,-L) T trifft sie auf<br />
eine zweite, ruhen<strong>de</strong> Kugel mit <strong>de</strong>r gleichen Masse, <strong>de</strong>ren Mittelpunkt sich bei<br />
u = (2rk,0,-L) T befin<strong>de</strong>t. Bei einem i<strong>de</strong>al elastischen Stoß wird eine komplette Energieübergabe<br />
<strong>de</strong>r Pen<strong>de</strong>lkugel auf die zweite Kugel erwartet. Zum Abgleich <strong>und</strong> zur Verifikation<br />
kann hier die kinetische Energie <strong>de</strong>s Systems herangezogen wer<strong>de</strong>n, die vor <strong>und</strong> nach<br />
<strong>de</strong>m Stoß i<strong>de</strong>ntische sein muss, wenn Dämpfungs- <strong>und</strong> Reibungsverluste mo<strong>de</strong>llseitig<br />
ausgeschlossen sind. Das Maximum <strong>de</strong>r kinetischen Energie entspricht <strong>de</strong>r potentiellen<br />
Lageenergie <strong>de</strong>r Pen<strong>de</strong>l zu Begin <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> mit:<br />
kin � m � g � L � 630,1J<br />
(11)<br />
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In einer zweiten <strong>Simulation</strong> wur<strong>de</strong> die LIGGGHTS Kugel am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Pen<strong>de</strong>ls durch einen<br />
Volumenkörper im STL-Format ersetzt. Mit diesem Format ist eine <strong>Simulation</strong> beliebig<br />
geformter Körper in LIGGGHTS möglich. Der Verlauf <strong>de</strong>r kinetischen Energie sowie ausgewählte<br />
Bewegungszustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zweiten <strong>Simulation</strong> sind in Bild 5 dargestellt.<br />
Bild 5: Kinetische Energie vor <strong>und</strong> nach <strong>de</strong>m Stoß<br />
Es ist zu erkennen, dass mit steigen<strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>szeit t die kinetische Energie <strong>de</strong>s Systems<br />
zunimmt. Bei t = ts = 0,6 s kommt es zum Stoß. Die kinetische Energie vor <strong>de</strong>m Stoß<br />
entspricht <strong>de</strong>r potentiellen Energie in Gleichung (11). Der Einbruch <strong>de</strong>r kinetischen Energie<br />
bei ts = 0,6 s wird durch die Fe<strong>de</strong>relemente <strong>de</strong>s Kontaktmo<strong>de</strong>lls verursacht. Nach <strong>de</strong>m<br />
Stoß hat die kinetische Energie im System wie<strong>de</strong>r die gleiche Größe wie vor <strong>de</strong>m Stoß,<br />
wobei sich das Pen<strong>de</strong>l in Ruhe befin<strong>de</strong>t <strong>und</strong> sich die angestoßene Kugel mit konstanter<br />
Geschwindigkeit bewegt.<br />
259
5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />
6 Anwendungsbeispiel: Radla<strong>de</strong>r<br />
Nach<strong>de</strong>m die erfor<strong>de</strong>rlichen Gr<strong>und</strong>einstellungen ermittelt wur<strong>de</strong>n, konnten anspruchsvollere<br />
Testszenarien betrachtet wer<strong>de</strong>n. Ein Radla<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r vorgestellten Methodik<br />
mo<strong>de</strong>lliert <strong>und</strong> als FMU aus <strong>de</strong>r MKS-Software exportiert. Für die ersten Versuche<br />
wur<strong>de</strong> ein sehr einfaches DEM-Mo<strong>de</strong>ll mit zehntausend kugelförmigen Partikeln <strong>und</strong> verhältnismäßig<br />
großem Radius verwen<strong>de</strong>t. Dabei wur<strong>de</strong> die Kontaktsteifigkeit klein gewählt,<br />
um große Zeitschrittweiten zu ermöglichen <strong>und</strong> die Rechenzeit kurz zu halten. Die <strong>Simulation</strong>s-parameter<br />
sind in Tabelle 1 wie<strong>de</strong>rgegeben.<br />
260<br />
Tabelle 1: <strong>Simulation</strong>sparameter<br />
Zeitschritt 0,0001 s<br />
Partikeldämpfung 0,7<br />
Elastizitätsmodul 1e7 N/m²<br />
Partikeldurchmesser 40…50 mm<br />
Partikeldichte 2500 kg/m³<br />
Für diesen großen Zeitschritt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Datenaustausch zwischen Mehrkörper- <strong>und</strong> Partikelsystem<br />
vor je<strong>de</strong>m Integrationsschritt durchgeführt.<br />
Der Radla<strong>de</strong>r sollte in <strong>de</strong>n Steinhaufen eindringen, die Schaufel füllen <strong>und</strong> anheben sowie<br />
anschließend einlenken <strong>und</strong> wie<strong>de</strong>r zurückstoßen. Dieses Testszenario wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />
vorgestellten gekoppelten <strong>Simulation</strong> ausgeführt.<br />
Analog zu <strong>de</strong>n Erkenntnissen aus [1] konnte beobachtet wer<strong>de</strong>n, dass das Eindringverhalten<br />
<strong>de</strong>r Radla<strong>de</strong>rschaufel für reine Kugeln nicht realistisch ist. Daher wur<strong>de</strong>n für eine<br />
zweite <strong>Simulation</strong> jeweils 8 Kugeln zu einem Qua<strong>de</strong>r unlösbar verb<strong>und</strong>en. Diese sogenannten<br />
’Clumps’ können sich realitätstreuer verkanten <strong>und</strong> stellen somit einen größeren<br />
Wi<strong>de</strong>rstand für die Schaufel dar.<br />
Bild 6: Visualisierung <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>sergebnisse <strong>de</strong>s Radla<strong>de</strong>rs beim Befüllen <strong>de</strong>r Schaufel mit<br />
Qua<strong>de</strong>rn
A. Katterfeld, G. Kunze <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Erdstoff-Maschine Interaktion<br />
Bild 7: Schaufelfüllung nach <strong>de</strong>m Anheben <strong>de</strong>s Hubgerüstes<br />
Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Radla<strong>de</strong>rs beinhaltet dabei Mechanik, Hydraulik sowie Antriebstechnik<br />
<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r hier vorgestellten gekoppelten <strong>Simulation</strong> gesteuert. Die <strong>Simulation</strong><br />
produzierte auch in dieser umfangreicheren Anwendung plausible Ergebnisse für das<br />
Eindringverhalten <strong>de</strong>s Radla<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Steinhaufen <strong>und</strong> die Schaufelfüllung (siehe Bild 6<br />
<strong>und</strong> 7).<br />
Für ein ungünstiges Fahrverhalten (abruptes Abbremsen bei eingeschlagener Lenkung<br />
<strong>und</strong> Rückwärtsfahrt) konnte ein erhebliches Aufschaukeln <strong>de</strong>s Radla<strong>de</strong>rs beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Als weitere Ergebnisse <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>en können unter an<strong>de</strong>rem die Maschinenzustän<strong>de</strong><br />
(Druck in <strong>de</strong>n Zylin<strong>de</strong>rn, Geschwindigkeiten, etc.) sowie die Interaktionskräfte, die auf das<br />
Anbauwerkzeug wirken, ausgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
Das vorliegen<strong>de</strong> Paper stellt einen multiphysikalischen Ansatz zur <strong>Simulation</strong> maschinell<br />
geb<strong>und</strong>ener Erdbauprozesse vor. Ziel <strong>de</strong>r Arbeiten ist es, eine realistische Berechnung<br />
<strong>de</strong>r Prozesslasten sowie <strong>de</strong>r daraus resultieren<strong>de</strong>n Maschinenzustän<strong>de</strong> zu ermöglichen,<br />
um <strong>de</strong>n virtuellen Entwicklungsprozess zukünftig effektiver <strong>und</strong> sicherer zu gestalten.<br />
Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong> eine Metho<strong>de</strong> zur ganzheitlichen Maschinensimulation, basierend<br />
auf <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierungssprache Mo<strong>de</strong>lica sowie die Potenziale <strong>de</strong>r Diskrete Elemente<br />
Metho<strong>de</strong> vorgestellt. Des Weiteren wur<strong>de</strong> auf die Grenzen bei<strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong>n<br />
eingegangen, wenn sie ungekoppelt für die <strong>Simulation</strong> realistischer Arbeitsprozesse von<br />
Bau- <strong>und</strong> Gewinnungsmaschinen eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Kopplung bei<strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Export <strong>de</strong>s Mehrkörpersystems<br />
in eine FMU <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Einbindung in LIGGGHTS umgesetzt. Die Kopplung wur<strong>de</strong><br />
anhand einfacher Testbeispiele verifiziert. Damit ist es möglich, ein realitätsnahes Erdstoff-<br />
bzw. Baustoffverhalten, basierend auf <strong>de</strong>r DEM, <strong>und</strong> ein realitätsnahes Maschinenverhalten,<br />
basierend auf <strong>de</strong>r MKS, unter Berücksichtigung ihrer bidirektionalen Wechselwirkungen<br />
zu simulieren. Nach <strong>de</strong>r Implementierung <strong>und</strong> Verifikation <strong>de</strong>r Kopplung konn-<br />
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5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />
ten plausible, qualitative Ergebnisse für die <strong>Simulation</strong> realer Arbeitsprozesse von <strong>Baumaschine</strong>n<br />
erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />
Der einfache Mo<strong>de</strong>llaustausch über Functional Mock-up Units ermöglicht es, innerhalb<br />
kürzester Zeit eine gekoppelte <strong>Simulation</strong> zu erstellen <strong>und</strong> durchzuführen. Die Rechenzeit<br />
einer solchen gekoppelten <strong>Simulation</strong> kann durch die Nutzung paralleler Rechencluster<br />
o<strong>de</strong>r leistungsstarker Workstations auf wenige St<strong>und</strong>en verringert wer<strong>de</strong>n, sodass auch<br />
umfangreiche Parameterstudien – beispielsweise mit wechseln<strong>de</strong>n Gutparametern o<strong>de</strong>r<br />
Werkzeuggeometrien – schnell lösbar sind.<br />
Zukünftige Fragestellungen sind die Optimierung hinsichtlich <strong>de</strong>r Kommunikation (Anzahl<br />
<strong>de</strong>r Parameter, Kommunikationsschrittweite) zwischen <strong>de</strong>n Systemen, die Implementierung<br />
leistungsstarker, genauer Integrationsalgorithmen (Geschwindigkeit, Stabilität, Multicore-Unterstützung)<br />
<strong>und</strong> die Validierung <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>sergebnisse an komplexeren Problemstellungen.<br />
Quellenverzeichnis:<br />
[1] Katterfeld, A., Mothes, M.,Deimel, T.: DEM-<strong>Simulation</strong> von Grabprozessen,<br />
In: Tagungsband, 4. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik, Dres<strong>de</strong>n, 2009<br />
[2] Kunze, G., Katterfeld, A., Grüning T.: <strong>Simulation</strong> maschineller Erdbauprozesse<br />
In: Tagungsband, 15. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik, München 2010<br />
[3] Schubert C., Frenkel J., Kunze, G.: Einsatz <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierungssprache MODELICA<br />
für die interaktive <strong>Simulation</strong> von <strong>Baumaschine</strong>n in virtuellen Umgebungen,<br />
WISSENSPORTAL www.baumaschine.<strong>de</strong>, 01/2010<br />
[4] Kloss, C., Goniva, C.: LIGGGHTS – A New Open Source Discrete Element <strong>Simulation</strong><br />
Software, In Proceedings of The Fifth International Conference on Discrete<br />
Element Methods, London, UK, 2010<br />
[5] Dresig, H., Holzweißig, F.: Maschinendynamik, 8. Auflage, 2007<br />
[6] Featherstone, R.: Rigid Body Dynamics Algorithms, Springer, New York 2008<br />
[7] Flores, P., Machado M., Seabra E., Tavares da Silva M.: A Parametric Study on<br />
the Baumgarte Stabilization Method for Forward Dynamics of Constrained Multibody<br />
Systems, In: Journal of Computational and Nonlinear Dynamics, Vol. 6/2011<br />
[8] C<strong>und</strong>all, P.A.; Strack, O. D. L.: A discrete numerical mo<strong>de</strong>l for granular assemblies.<br />
Geotechnique, 29 (1979) 1, 47-65<br />
[9] Katterfeld, A., Dratt, M.,Haut, H., Donohue, T.: Gekoppelte Diskrete Elemente <strong>Simulation</strong><br />
zur Berücksichtigung von Maschinendynamik, Bauteilverformung <strong>und</strong> Umgebungseinflussen,<br />
14. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik, Mag<strong>de</strong>burg, 2009<br />
[10] Dronka, S.: Die <strong>Simulation</strong> gekoppelter Mehrkörpersysteme <strong>und</strong> Hydraulik-Mo<strong>de</strong>lle<br />
mit Erweiterung für Echtzeitsimulation, Dissertation, TU Dres<strong>de</strong>n, 2004<br />
[11] Katterfeld, A., Gröger, T.: Einsatz <strong>de</strong>r Diskrete Elemente Metho<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schüttguttechnik:<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Kalibrierung, Schüttgut, Vol. 12 (2006) Nr. 7<br />
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