Simulation maschineller Erdbauprozesse - Baumaschine.de
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15. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik 2010<br />
Neue Trends und Technologien<br />
<strong>Simulation</strong> <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong><br />
Prof. Dr.-Ing. habil. G. Kunze<br />
Jun.-Prof. Dr.-Ing. A. Katterfeld<br />
Dipl.-Ing. T. Grüning<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Kunze<br />
Institut für Verarbeitungsmaschinen und<br />
Mobile Arbeitsmaschinen<br />
TU Dres<strong>de</strong>n<br />
Münchner Platz 3<br />
01187 Dres<strong>de</strong>n<br />
Jun.-Prof. Dr.-Ing. Andre Katterfeld<br />
Institut für Logistik und Materialflusstechnik<br />
(ILM)<br />
Otto-von-Guericke-Universität Mag<strong>de</strong>burg<br />
Universitätsplatz 2<br />
39106 Mag<strong>de</strong>burg
15. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik 2010 Technische Universität München
G. Kunze, A. Katterfeld, T. Grüning <strong>Simulation</strong> <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong><br />
<strong>Simulation</strong> <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong><br />
Der erdstoffgebun<strong>de</strong>ne Arbeitsprozess von <strong>Baumaschine</strong>n stellt eine komplexe Interaktion<br />
zwischen <strong>de</strong>r Maschine selbst und <strong>de</strong>m jeweiligen Arbeitsmedium dar. Für eine optimale<br />
und ressourcenschonen<strong>de</strong> Auslegung <strong>de</strong>r Maschine sowie <strong>de</strong>ren Komponenten, ist ein<br />
tiefgreifen<strong>de</strong>s Verständnis über <strong>de</strong>n stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Prozess entschei<strong>de</strong>nd. Durch <strong>de</strong>n Ein-<br />
satz <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mehrkörpersysteme sowie <strong>de</strong>ren domänenübergreifen<strong>de</strong> Erweite-<br />
rung um Hydraulik, Antriebs-, Regelungs- und Steuerungstechnik kann das Verhalten von<br />
<strong>Baumaschine</strong>n simuliert wer<strong>de</strong>n, ohne jedoch die prozessbezogenen Lasten zu berück-<br />
sichtigen. Computersimulationen basierend auf <strong>de</strong>r Diskreten Elemente Metho<strong>de</strong> bieten<br />
die Möglichkeit, das Verhalten von Erd- und Baustoffen zu beschreiben, allerdings ohne<br />
<strong>de</strong>n Einfluss <strong>de</strong>r genauen <strong>Baumaschine</strong>ndynamik mit einzubeziehen. Realistische Simula-<br />
tionen <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong> sind nur möglich, wenn eine Kopplung <strong>de</strong>r ganzheit-<br />
lichen Maschinensimulation mit einer Metho<strong>de</strong> zur Erd- und Baustoffsimulation umgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Das vorliegen<strong>de</strong> Paper gibt eine Einführung in die dafür erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Grundlagen sowie <strong>de</strong>m Kopplungsprinzip, welches für eine <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>s Erdbauprozes-<br />
ses mit einem Radla<strong>de</strong>r beispielhaft umgesetzt wur<strong>de</strong>.<br />
1 Einleitung<br />
Die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> hat sich in vielen Branchen als fester Bestandteil <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>r-<br />
nen Produktentwicklungsprozesses etabliert. Beson<strong>de</strong>rs im Bereich <strong>de</strong>r Komponenten-<br />
auslegung haben sich die Finite Elemente Metho<strong>de</strong> (FEM) z. B. für<br />
Festigkeitsberechungen und Computational Fluid Dynamic Analysen (CFD-Analysen) zur<br />
Strömungsberechnung in hydraulischen und pneumatischen Bauelementen durchgesetzt.<br />
Die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mehrkörpersysteme (MKS) fin<strong>de</strong>t hingegen bei <strong>de</strong>r Schwingungs- und<br />
Fahrdynamikanalyse ganzer Maschinen Anwendung.<br />
Bau- und Gewinnungsmaschinen <strong>de</strong>r Zukunft müssen gezielt für die Arbeitsprozesscha-<br />
rakteristik ihres Einsatzes dimensioniert wer<strong>de</strong>n. Für die Bemessung und Auslegung sind<br />
die Belastungen und Zustän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Maschine, die sich aus <strong>de</strong>m Arbeitsprozess ergeben<br />
von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung. Diese müssen, um sichere und aussagekräftige Ergeb-<br />
nisse zu erzielen, schon in <strong>de</strong>n virtuellen Entwicklungsprozess einbezogen wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>-<br />
renfalls ist eine optimale Auslegung <strong>de</strong>r Maschine und <strong>de</strong>ren Bauteile nicht ohne entspre-<br />
chen<strong>de</strong> Feldtests möglich.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>s schlechten Verhältnisses zwischen <strong>de</strong>n hohen Stückkosten und geringen<br />
produzierten Stückzahlen solcher Geräte, das aus <strong>de</strong>n langen Lebenszyklen und zahlrei-<br />
chen Varianten eines Maschinentyps resultiert, ist <strong>de</strong>r Bau und Test von Prototypen in <strong>de</strong>r<br />
<strong>Baumaschine</strong>nbranche beson<strong>de</strong>rs unpraktikabel sowie ökonomisch und ökologisch un-<br />
günstig.<br />
Mit <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> sind Untersuchungen an virtuellen Prototypen in virtuellen Umgebungen<br />
möglich. Schon in <strong>de</strong>n frühen Produktphasen ist <strong>de</strong>r Einfluss von unterschiedlichen<br />
Varianten und Parametersätzen auf das Systemverhalten analysierbar, ohne reale Ma-<br />
schinen bauen und mit kostspieliger Messtechnik ausstatten zu müssen. An dieser Stelle
15. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik 2010 Technische Universität München<br />
muss jedoch angemerkt wer<strong>de</strong>n, dass mit gegenwärtigen <strong>Simulation</strong>sprogrammen zwar<br />
das Maschinenverhalten jedoch nicht <strong>de</strong>r maschinelle Arbeitsprozess, also <strong>de</strong>r Umgang<br />
mit Bau- und Erdstoffen wie in Bild 1 exemplarisch dargestellt, in hinreichen<strong>de</strong>r Genauig-<br />
keit abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Hauptursache liegt in <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>r Wechselwirkungen zwischen Maschine und<br />
Arbeitsmedium beim Werkzeugeingriff. Zum einen übt das Arbeitsmedium einen Einfluss<br />
auf das Maschinenverhalten aus und zum an<strong>de</strong>ren beeinflusst die Maschinendynamik das<br />
Verhalten <strong>de</strong>s Arbeitsmediums.<br />
Quelle: www.liebherr.com<br />
Quelle: www.takraf.com<br />
Quelle: www.volvo.com<br />
Radla<strong>de</strong>r Surface Miner Dozer<br />
Befüllen <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>schaufel durch<br />
Eindringen in Stoff<br />
Transportieren <strong>de</strong>s Stoffes von<br />
<strong>de</strong>r Quelle zur Senke<br />
Entleeren <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>schaufel durch<br />
die Schwerkraftwirkung auf <strong>de</strong>n<br />
Stoff<br />
Lösen <strong>de</strong>s Stoffes im Meißel-<br />
/Werkzeugeingriff<br />
gewolltes bzw. ungewolltes<br />
Versetzen und Transportieren <strong>de</strong>s<br />
Stoffes im Meißel-<br />
/Werkzeugeingriff<br />
Bild 1: Arbeitsmaschinen mit ihren stofflichen Prozessfolgen<br />
Gewinnen und Befüllen von<br />
Werkzeug / Schild mit Stoff<br />
Versetzen /Transportieren <strong>de</strong>s<br />
Stoffes im Schild<br />
Einbauen <strong>de</strong>s Stoffes aus <strong>de</strong>m<br />
Schild<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wird eine Metho<strong>de</strong> zur multiphysikalischen <strong>Simulation</strong> von maschinellen<br />
<strong>Erdbauprozesse</strong>n mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Berechnung realitätsnaher Maschinenlasten und<br />
Systemzustän<strong>de</strong> vorgestellt. Diese wur<strong>de</strong> in einer Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Technischen<br />
Universität Dres<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Universität Mag<strong>de</strong>burg am Beispiel <strong>de</strong>s <strong>Erdbauprozesse</strong>s<br />
eines Radla<strong>de</strong>rs umgesetzt.<br />
2 Ganzheitliche <strong>Simulation</strong> von <strong>Baumaschine</strong>n<br />
Je<strong>de</strong> Anwendung einer Maschinensimulation stellt verschie<strong>de</strong>ne Anfor<strong>de</strong>rungen z. B. an<br />
die Ein- und Ausgabeinformationen o<strong>de</strong>r die Echtzeitfähigkeit. Aus diesem Grund wird ein<br />
flexibles <strong>Simulation</strong>swerkzeug benötigt, das all diesen Anfor<strong>de</strong>rungen gerecht wird.<br />
Bild 2 zeigt eine Metho<strong>de</strong> zur <strong>Simulation</strong> von technischen Systemen in virtuellen Umge-<br />
bungen mit <strong>de</strong>m Software Framework SARTURIS [Pen-06]. Es wur<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Professur für<br />
<strong>Baumaschine</strong>n und För<strong>de</strong>rtechnik <strong>de</strong>r Technischen Universität Dres<strong>de</strong>n zielgerichtet für<br />
die interaktive <strong>Simulation</strong> von <strong>Baumaschine</strong>n entwickelt [Pen-07].<br />
Das Softwareframework basiert auf C++, nutzt frei verfügbare Bibliotheken, ist plattform-<br />
unabhängig und bietet flexible Hardwareintegrationen neben einer leistungsfähigen Visua-<br />
lisierung basierend auf OpenSceneGraph [OpS-10]. SARTURIS ermöglicht diverse Simu-<br />
lationsanwendungen für Mo<strong>de</strong>lle technischer Systeme und eignet sich dadurch sowohl für<br />
Untersuchungen <strong>de</strong>s Maschinenverhaltens am Computer o<strong>de</strong>r Laptop als auch für inter-
G. Kunze, A. Katterfeld, T. Grüning <strong>Simulation</strong> <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong><br />
aktive <strong>Simulation</strong>en, z. B. durch die Nutzung einer Bewegungsplattform. Ein weiterer Vor-<br />
teil <strong>de</strong>r modularen Architektur von SARTURIS ist, dass eine Kopplung zu einer externen<br />
Software sehr einfach realisiert wer<strong>de</strong>n kann [Kun-10].<br />
CAD<br />
Mehrkörpersystem<br />
PyMbs<br />
Hydraulik-<br />
Bibliothek<br />
Antriebs-<br />
Bibliothek<br />
Regelung/<br />
Steuerung<br />
Visualisierung<br />
(OpenScenegraph)<br />
Gesamtmo<strong>de</strong>ll<br />
Eingaben<br />
(Joystick, GUI)<br />
<strong>Simulation</strong><br />
Ausgaben<br />
(CAN, Simulator)<br />
Bild 2: Übersicht zum Softwareframework SARTURIS<br />
Anwendungen<br />
Zur Erstellung von Mo<strong>de</strong>llen für eine <strong>Simulation</strong> ist die Mo<strong>de</strong>llierungssprache Mo<strong>de</strong>lica<br />
i<strong>de</strong>al geeignet [Fri-04]. Sie wur<strong>de</strong> speziell zur Unterstützung domänenübergreifen<strong>de</strong>r Mo-<br />
<strong>de</strong>llierungen entwickelt. Die Mo<strong>de</strong>llbeschreibung erfolgt damit gleichungsbasiert und ob-<br />
jektorientiert und ist somit wie<strong>de</strong>r verwendbar und einfach zu warten. Durch die akausale<br />
Beschreibung ist sie zu<strong>de</strong>m noch sehr flexibel. Die Einbindung von Mo<strong>de</strong>lica-Mo<strong>de</strong>llen in<br />
SARTURIS wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>r zur Hilfenahme von OpenMo<strong>de</strong>lica [OpM-01] komplett auto-<br />
matisiert und bietet somit <strong>de</strong>m Anwen<strong>de</strong>r eine komfortable <strong>Simulation</strong>serstellung [Fre-<br />
09a].<br />
Um signifikante Ergebnisse zu erzielen, muss ein vollständiges Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r gesamten Ma-<br />
schine inklusive Mechanik, Hydraulik, Antriebs- sowie Regelungs- und Steuerungstechnik,<br />
also ein multiphysikalisches Mo<strong>de</strong>ll implementiert wer<strong>de</strong>n. Basierend auf Mo<strong>de</strong>lica mit<br />
seinen Vorteilen wur<strong>de</strong> eine Mo<strong>de</strong>ll-Bibliothek erstellt, in <strong>de</strong>r sowohl hydraulische Bauteile<br />
als auch Antriebs-, Regel- und Steuerelemente implementiert wur<strong>de</strong>n.<br />
Das Mehrkörpersystem (MKS), also die Mechanik, bil<strong>de</strong>t einen weiteren essentiellen Teil<br />
<strong>de</strong>s Maschinenmo<strong>de</strong>lls. An <strong>de</strong>r Professur für <strong>Baumaschine</strong>n- und För<strong>de</strong>rtechnik <strong>de</strong>r TU<br />
Dres<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> für eine komfortable Mo<strong>de</strong>llierung holonomer MKS ein Programm namens<br />
PyMbs entwickelt. PyMbs steht für Python Multibody system und erfüllt spezielle Anfor<strong>de</strong>-<br />
rung für die Mo<strong>de</strong>llierung von Arbeitsmaschinen und darüber hinaus generelle Anfor<strong>de</strong>-<br />
rungen an Echtzeit-<strong>Simulation</strong>en [Fre-09a]. Es wur<strong>de</strong> in Python geschrieben und erlaubt<br />
das Erstellen von MKS durch die Definition von Körpern und <strong>de</strong>ren Verbindung mit Gelen-<br />
ken. Kraftelemente und Sensoren können ebenfalls zum System hinzugefügt wer<strong>de</strong>n, um<br />
externe Kräfte und Momente zu berücksichtigen o<strong>de</strong>r das Systemverhalten zu analysie-<br />
ren.
15. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik 2010 Technische Universität München<br />
Unter zur Hilfenahme von sympy [Sym-10] generiert PyMbs die symbolischen Bewe-<br />
gungsgleichungen von beliebigen holonomen MKS mit <strong>de</strong>r Standardform:<br />
p<br />
v<br />
T<br />
Φ<br />
<br />
Mv<br />
h f λ<br />
p<br />
<br />
<br />
Φ<br />
p 0,<br />
bei <strong>de</strong>r p <strong>de</strong>r Vektor <strong>de</strong>r generalisierten Positionen ist, v <strong>de</strong>r Vektor <strong>de</strong>r generalisierten<br />
Geschwindigkeiten, λ <strong>de</strong>r Vektor <strong>de</strong>r Zwangskräfte bzw. <strong>de</strong>r Lagrangschen Multiplikato-<br />
ren, M die positiv <strong>de</strong>finite System-Massenmatrix repräsentiert, h <strong>de</strong>r Vektor <strong>de</strong>r gyroskopi-<br />
schen und Zentrifugalkräfte ist, f <strong>de</strong>r Vektor aller externer und elastischer Kräfte und Φ<br />
alle holonomen Zwangsbedingungen beinhaltet.<br />
Eine 3D-Visualisierung (siehe Bild 3) ermöglicht es <strong>de</strong>m Benutzer, das erstellte Mo<strong>de</strong>ll<br />
durch Manipulation <strong>de</strong>r Gelenkfreiheitsgra<strong>de</strong> über Schieberegler auf Konsistenz zu über-<br />
prüfen. Des Weiteren bietet PyMbs eine effektive und stabile Lösung, um kinematische<br />
Schleifen, wie sie bei <strong>Baumaschine</strong>n vorwiegend in <strong>de</strong>r Arbeitskinematik auftreten, zu<br />
lösen [Sch-10].<br />
Bild 3: 3D-Visualisierung von PyMbs<br />
Die erstellten Bewegungsgleichungen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls wer<strong>de</strong>n von PyMbs analysiert und hin-<br />
sichtlich einer schnelleren Berechnung optimiert, bevor sie in diverse Ausgabeformate,<br />
wie MATLAB, Mo<strong>de</strong>lica, Python, C++ o<strong>de</strong>r Fortran, exportiert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Zusammen mit <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>lica-Export <strong>de</strong>s MKS aus PyMbs und <strong>de</strong>n erstellten Mo<strong>de</strong>lica-<br />
Bibliotheken für Hydraulik, Antriebs-, Regelungs- und Steuerungstechnik können ganz-<br />
heitliche domänenübergreifen<strong>de</strong> Mo<strong>de</strong>lle von <strong>Baumaschine</strong>n systematisch erstellt wer-<br />
<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>m daraus resultieren<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lica-Gesamtmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Maschine ist nun die<br />
Durchführung von <strong>Simulation</strong>en mit SARTURIS möglich.<br />
Auf diesem Weg kann das strukturmechanische Verhalten <strong>de</strong>r gesamten Maschine simuliert<br />
wer<strong>de</strong>n. Für eine effektive Nutzung <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> im Konstruktions- und Ausle-
G. Kunze, A. Katterfeld, T. Grüning <strong>Simulation</strong> <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong><br />
gungsprozess sollten jedoch <strong>de</strong>r Arbeitsprozess und die daraus resultieren<strong>de</strong>n Lasten auf<br />
die Maschine bzw. das Werkzeug mitsimuliert wer<strong>de</strong>n. Für die Bestimmung von z. B.<br />
Grabkräften an Baggern wur<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>ren analytische Ansätze entwickelt, über die<br />
[Kun-02] eine Übersicht gibt. Diese berücksichtigen jedoch die bidirektionalen Wechselwirkungen<br />
zwischen Arbeitsmedium und Werkzeug nicht. In <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten wur<strong>de</strong>n<br />
zur Berechnung <strong>de</strong>s Verhaltens granularer Materialien numerische Metho<strong>de</strong>n, wie die<br />
Diskrete Elemente Metho<strong>de</strong> (DEM) entwickelt. Neben <strong>de</strong>m makroskopischen Material-<br />
und Materialflussverhalten liefern sie auch die Systemlasten (die resultieren<strong>de</strong>n Kräfte<br />
und Momente) und Interaktionskräfte zur Materialumgebung. Ähnlich wie die FEM, CFD<br />
und MKS fin<strong>de</strong>t die DEM auf immer mehr Fachgebieten Anwendung und soll im Folgen<strong>de</strong>n<br />
hinsichtlich ihres Potenzials zur Prozesssimulation vorgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
3 <strong>Simulation</strong> von Erd- und Baustoffen<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren konnten sich <strong>Simulation</strong>en basierend auf <strong>de</strong>r Diskreten Elemente<br />
Metho<strong>de</strong>, kurz DEM-<strong>Simulation</strong>en, als universell verwendbares Analyse- und Optimie-<br />
rungswerkzeug für aka<strong>de</strong>mische und industrielle Problemstellungen mit<br />
partikelmechanischem Hintergrund etablieren. Eine Vielzahl von DEM Anwendungen<br />
können auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dies unterstreicht<br />
die beeindrucken<strong>de</strong> Anzahl DEM bezogener Beiträge auf be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n internationalen<br />
Konferenzen wie <strong>de</strong>r WPTC 2010 1 o<strong>de</strong>r CHOPS 2009 2 . Die industriellen Anwendungen im<br />
Bereich <strong>de</strong>r Rohstoffgewinnung konzentrieren sich vorwiegend auf die <strong>Simulation</strong> von<br />
Schüttgutübergabestellen ([Gri-10], [Kat-07], [Kat-09a], [Nor-03]). An<strong>de</strong>re DEM Anwen-<br />
dungen, z. B. die <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Prozesse in Kugelmühlen, Mischern und Schaufelrad-<br />
baggern, gewinnen ebenfalls in <strong>de</strong>r Industrie zunehmend an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Für eine algebraische Mo<strong>de</strong>llierung müssen die Partikel <strong>de</strong>s betrachteten Stoffes durch<br />
<strong>de</strong>finierte geometrische Objekte beschrieben wer<strong>de</strong>n. Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r rechnerischen<br />
Leistungsfähigkeit wer<strong>de</strong>n Kugeln und Gebil<strong>de</strong> aus Kugeln (Konglomerate) bevorzugt. Die<br />
Partikel an sich wer<strong>de</strong>n als starr (unelastisch) betrachtet, können sich jedoch überlappen.<br />
Dies wird als Kontakt<strong>de</strong>formation mit einer elastischen Kontaktkraft interpretiert, die von<br />
<strong>de</strong>m jeweils angewandten Kontaktmo<strong>de</strong>ll abhängig ist. Die Summierung aller Kontaktkräf-<br />
te, die auf die Partikel wirken, führt zu <strong>de</strong>ren resultieren<strong>de</strong>n Kräfte und Momente. Diese<br />
wer<strong>de</strong>n zur Lösung <strong>de</strong>r Newtonschen Bewegungsgleichungen eingesetzt. Mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />
zugehörigen Masse und <strong>de</strong>m Trägheitsmoment sowie <strong>de</strong>r Integration über kleine Zeit-<br />
schritte lässt sich die neue Position <strong>de</strong>r Partikel berechnen, was wie<strong>de</strong>rum zu einer erneu-<br />
ten Kontaktberechnung führt. Bei<strong>de</strong> Berechnungsschritte wer<strong>de</strong>n wie beschrieben alter-<br />
nierend wie<strong>de</strong>rholt, bis die gewünschte <strong>Simulation</strong>szeit erreicht ist. Für weitere Informati-<br />
onen über die Grundlagen <strong>de</strong>r DEM-<strong>Simulation</strong> sei auf [Kat-06] verwiesen.<br />
1 6 th World Congress of Particulate Technologies, Nürnberg, April 2010<br />
2 6 th International Conference for Conveying and Handling of Particulate Solids, Brisbane, August 2009
15. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik 2010 Technische Universität München<br />
In vielen Fällen wird die DEM zur Bestimmung <strong>de</strong>s Fließverhaltens von Gutströmen, d. h.<br />
zur Bestimmung <strong>de</strong>r zeitlich verän<strong>de</strong>rlichen Partikelpositionen und <strong>de</strong>m Geschwindig-<br />
keitsprofil eingesetzt. Solche Ergebnisse können als Standardausgabe einer DEM-<br />
<strong>Simulation</strong> bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Die DEM-<strong>Simulation</strong> liefert jedoch nicht nur solche qualita-<br />
tiven Ergebnisse son<strong>de</strong>rn auch quantitative in Form von Kräften und Momenten auf belie-<br />
bige Bauteile. Diese quantitativen Ergebnisse können als Lastannahmen für an<strong>de</strong>re Simu-<br />
lations- und Berechnungsmetho<strong>de</strong>n, z. B. FEM o<strong>de</strong>r MKS-<strong>Simulation</strong>en, verwen<strong>de</strong>t wer-<br />
<strong>de</strong>n.<br />
Die meisten DEM-<strong>Simulation</strong>en verbin<strong>de</strong>t eine Gemeinsamkeit. Obwohl die mechani-<br />
schen Bauteile <strong>de</strong>s <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>lls („walls“) komplexe Geometrien besitzen können<br />
und sich in allen sechs Freiheitsgra<strong>de</strong>n frei bewegen können, können sie nicht wirklich mit<br />
<strong>de</strong>n DEM-Partikel interagieren. Das be<strong>de</strong>utet, dass die Maschinenteile nicht ihre Bewe-<br />
gung auf Grund <strong>de</strong>r Interaktion mit <strong>de</strong>n Partikeln än<strong>de</strong>rn. Für viele Anwendungen ist das<br />
auch nicht nötig und die Bewegung <strong>de</strong>r Maschinenteile kann direkt vom Benutzer vorge-<br />
geben wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Prinzip <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong>, wie das Graben mit Baggern o<strong>de</strong>r Umla<strong>de</strong>n<br />
mit Radla<strong>de</strong>rn, erlaubt solche Vereinfachungen jedoch nicht [Kat-09b]. Die Geschwindig-<br />
keit einer Baggerschaufel kann nicht als konstant angenommen wer<strong>de</strong>n, wenn diese<br />
durch einen Haufen von Steinen gezogen wird, da die Gutbewegung das Verhalten <strong>de</strong>r<br />
Maschine beeinflusst und ebenso die Maschinendynamik einen Einfluss auf <strong>de</strong>n Material-<br />
fluss hat.<br />
4 <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>s maschinellen <strong>Erdbauprozesse</strong>s<br />
In Anbetracht <strong>de</strong>ssen, dass <strong>de</strong>r maschinelle Erdbauprozess we<strong>de</strong>r allein durch das Mo<strong>de</strong>ll<br />
<strong>de</strong>r Maschine noch allein mit <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Diskreten Elemente beschrieben wer<strong>de</strong>n<br />
kann, bedarf es eines an<strong>de</strong>ren Ansatzes. Schon in [Kat-09b] wur<strong>de</strong> erläutert, welche Vor-<br />
teile die Kopplung <strong>de</strong>r DEM mit <strong>de</strong>r MKS hat. Dabei wur<strong>de</strong> vornehmlich die Mechanik <strong>de</strong>r<br />
Maschine in Betracht gezogen. Die vom Arbeitswerkzeug aufgebrachte Kraft auf <strong>de</strong>n<br />
Erdstoff zum Beispiel wird jedoch unter an<strong>de</strong>rem vom hydraulischen Subsystem <strong>de</strong>r Ma-<br />
schine bestimmt, welches somit bei <strong>de</strong>r Prozesssimulation nicht vernachlässigt wer<strong>de</strong>n<br />
darf.<br />
Der in diesem Paper vorgeschlagene Ansatz beinhaltet daher die Kopplung <strong>de</strong>r DEM mit<br />
<strong>de</strong>r oben beschriebenen, um die Hydraulik, Antriebs-, Steuerungs- und Regelungstechnik<br />
erweiterten Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mehrkörpersysteme.<br />
Im einfachsten Fall, bei <strong>de</strong>m von einer quasistatischen Belastung durch <strong>de</strong>n Erdstoff auf<br />
das Werkzeug ausgegangen wer<strong>de</strong>n kann, ist ein einmaliger Export <strong>de</strong>r Lastdaten aus<br />
<strong>de</strong>r DEM und ein Import in die nach geschaltete <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong> ausreichend. Dies<br />
fin<strong>de</strong>t z.B. bei strukturmechanischen FEM-<strong>Simulation</strong>en Anwendung. Bei dynamischen<br />
Prozessen, in <strong>de</strong>nen von starken Verformungen o<strong>de</strong>r kinematischen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Maschinenverhaltens ausgegangen wer<strong>de</strong>n kann, ist ein fortwähren<strong>de</strong>r iterativer Aus-<br />
tausch <strong>de</strong>r unterschiedlichen Ergebnisse bei<strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong>n notwendig. Auf<br />
diese Weise kann die Maschinendynamik bzw. das Bauteilverhalten unter <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r
G. Kunze, A. Katterfeld, T. Grüning <strong>Simulation</strong> <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong><br />
DEM resultieren<strong>de</strong>n realitätsnahen Lastannahmen untersucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Aus diesem Grund wur<strong>de</strong> in Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Universität Mag<strong>de</strong>burg und <strong>de</strong>r Techni-<br />
schen Universität Dres<strong>de</strong>n eine Co-<strong>Simulation</strong> entwickelt, bei <strong>de</strong>r das <strong>Simulation</strong>sframe-<br />
work SARTURIS und die kommerzielle DEM Software PFC3d TM von Itasca gekoppelt<br />
wur<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Grabvorgang eines Radla<strong>de</strong>rs bzw. Baggers zu simulieren. Bild 4 ver-<br />
<strong>de</strong>utlicht das Prinzip schematisch. Möglich war dies auf Grund <strong>de</strong>r einfachen Erweiterbar-<br />
keit von SARTURIS und <strong>de</strong>r Möglichkeit, weitere Funktionalitäten in PFC3d TM über benut-<br />
zer<strong>de</strong>finierte C++ Routinen zu ergänzen. Eine gekoppelte <strong>Simulation</strong> dieser Art kann so-<br />
mit auch auf an<strong>de</strong>re partikeltechnische Anwendungen übertragen wer<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen<br />
ebenfalls das dynamische Maschinenverhalten berücksichtigt wer<strong>de</strong>n muss, z.B. bei Bre-<br />
chern o<strong>de</strong>r Siebmaschinen.<br />
Umgesetzt wur<strong>de</strong> dafür eine programmbasierte Kopplung auf Integratorebene [Dro-04].<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass bei<strong>de</strong> <strong>Simulation</strong>swerkzeuge jeweils ihren eigenen Integrationsalgo-<br />
rithmus anwen<strong>de</strong>n und zu bestimmten Zeiten Daten miteinan<strong>de</strong>r austauschen. Die Kom-<br />
munikation zwischen bei<strong>de</strong>n Programmen wird über das Netzwerk unter Nutzung <strong>de</strong>s<br />
standardisierten Netzwerkprotokolls XMLRPC [Xml-10] realisiert. Auf diese Weise kann<br />
die Rechenlast verteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Mo<strong>de</strong>llierung<br />
Maschinenmo<strong>de</strong>ll<br />
basierend auf<br />
erweiterter MKS<br />
Erdstoffmo<strong>de</strong>ll<br />
basierend auf<br />
DEM<br />
<strong>Simulation</strong><br />
DEM-<br />
Software<br />
(PFC3d TM )<br />
Kopplung<br />
Kommunikation<br />
Anwendungen<br />
Bild 4: Metho<strong>de</strong> zur Kopplung von Maschinen- und Erdstoffsimulation<br />
Das Prinzip für <strong>de</strong>n Austausch <strong>de</strong>r Daten zwischen SARTURIS und PFC3d TM ist in Bild 5<br />
dargestellt und soll im Folgen<strong>de</strong>n anhand eines Grabprozesses kurz erläutert wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn bei<strong>de</strong> Programme gela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, empfängt PFC3d TM zur Initialisierung die Start-<br />
position <strong>de</strong>s Grabwerkzeugs von SARTURIS. Sobald SARTURIS nach <strong>de</strong>m <strong>Simulation</strong>s-<br />
start die neue Position und Orientierung <strong>de</strong>s Werkzeugs in Abhängigkeit <strong>de</strong>r gesamten<br />
Maschinendynamik ermittelt hat, wer<strong>de</strong>n sie an PFC3d TM gesen<strong>de</strong>t. In PFC3d TM wird da-<br />
raus die entsprechen<strong>de</strong> Geschwindigkeit für Translation und Rotation <strong>de</strong>s Werkzeugs<br />
berechnet. Nach Integration über <strong>de</strong>r Zeit ermittelt und glättet PFC3d TM die Kräfte und<br />
Momente, die auf das Werkzeug durch die Interaktion mit <strong>de</strong>n DEM-Partikeln wirken und<br />
sen<strong>de</strong>t sie zurück an SARTURIS. Infolge<strong>de</strong>ssen führt SARTURIS seine Zeitintegrationen<br />
aus, mit <strong>de</strong>r Annahme, dass die neu ermittelten Kräfte und Momente auf die Maschine<br />
konstant sind. Die Zeitintegrationen bei<strong>de</strong>r Programme sind so geregelt, dass SARTURIS
15. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik 2010 Technische Universität München<br />
mit <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Maschinendynamik <strong>de</strong>r DEM-<strong>Simulation</strong> immer vorauseilt.<br />
5 Verifikation<br />
SARTURIS PFC 3D<br />
Berechnung <strong>de</strong>r<br />
Werkzeugposition<br />
und -orientierung<br />
Zeitintegration<br />
Resultieren<strong>de</strong><br />
Kräfte als externe<br />
Kraftelemente<br />
berücksichtigen<br />
Anfangsbedingungen<br />
tSARTURIS,<br />
Position, Orientierung<br />
tPFC,<br />
Kraft, Moment<br />
Bild 5: Prinzip <strong>de</strong>s Datenaustauschs<br />
Anpassen <strong>de</strong>r<br />
Werkzeuggeschwindigkeit<br />
Zeitintegration<br />
Berechnung <strong>de</strong>r<br />
resultieren<strong>de</strong>n<br />
Kräfte<br />
Die Co-<strong>Simulation</strong> wur<strong>de</strong> durch eine Reihe einfacher Beispiele verifiziert. Einer <strong>de</strong>r Plau-<br />
sibilitätstests wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Basis einer Vibrationsplatte mit einem Freiheitsgrad und ei-<br />
nem einzelnen Partikel, wie in Bild 6 dargestellt, durchgeführt.<br />
Zunächst wur<strong>de</strong> die Kommunikationsschrittweite genügend klein gewählt, sodass die Co-<br />
<strong>Simulation</strong> das gleiche Ergebnis wie das analytische Mo<strong>de</strong>ll lieferte, das als Referenz<br />
erstellt wur<strong>de</strong>. Als nächstes wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Kommunikationsschrittweite auf das<br />
Ergebnis untersucht. Bild 7 zeigt, dass die Differenz zur Referenzlösung mit kleiner wer-<br />
<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Schrittweite ebenfalls abnimmt und somit konvergiert. Allerdings han<strong>de</strong>lt es sich<br />
lediglich um eine Konvergenz erster Ordnung. Daraus ist zu schließen, dass mehr Auf-<br />
wand bei <strong>de</strong>r Kommunikationsmetho<strong>de</strong> zwischen bei<strong>de</strong>n Programmen betrieben wer<strong>de</strong>n<br />
sollte. Es wäre zu untersuchen, welchen Einfluss z. B. eine Interpolation, Extrapolation<br />
o<strong>de</strong>r implizite und semi-implizite Ansätze beim Datenaustausch haben [Bus-10].<br />
Cumulative Error / m<br />
10 -3<br />
10 -4<br />
10 -5<br />
10 -6<br />
10 -7<br />
10 -2<br />
10 -8<br />
10 -3<br />
Convergence<br />
10 -4<br />
Step Width / s<br />
10 -5<br />
10 -6
G. Kunze, A. Katterfeld, T. Grüning <strong>Simulation</strong> <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong><br />
Bild 6: Mo<strong>de</strong>ll einer Rüttelplatte Bild 7: Kumulativer Fehler <strong>de</strong>r Rüttelplatte (z-Position)<br />
6 Anwendungsbeispiel: Radla<strong>de</strong>r<br />
Nach<strong>de</strong>m die erfor<strong>de</strong>rlichen Grun<strong>de</strong>instellungen ermittelt wur<strong>de</strong>n, konnten anspruchsvol-<br />
lere Testszenarien betrachtet wer<strong>de</strong>n. Ein Radla<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r vorgestellten Metho-<br />
dik mo<strong>de</strong>lliert und sollte im vorgesehenen Test in einen Granit-Steinhaufen eindringen.<br />
Für die ersten Versuche wur<strong>de</strong> generell ein sehr einfaches DEM-Mo<strong>de</strong>ll mit lediglich ein<br />
paar hun<strong>de</strong>rt kugelförmigen Partikeln und großem Radius verwen<strong>de</strong>t, um die Rechenzeit<br />
kurz zu halten. Anschließend wur<strong>de</strong> ein bereits in [Kat-09b] entwickeltes Steinmo<strong>de</strong>ll mit<br />
kubisch gruppierten Partikeln für ein realistischeres Gutverhalten implementiert.<br />
Der Radla<strong>de</strong>r sollte in <strong>de</strong>n Steinhaufen eindringen, die Schaufel füllen und anheben sowie<br />
anschließend wie<strong>de</strong>r zurück stoßen. Dieses Testszenario wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r vorgestellten Co-<br />
<strong>Simulation</strong> ausgeführt. Dabei beinhaltet das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Radla<strong>de</strong>rs Mechanik, Hydraulik<br />
sowie Antriebstechnik und wur<strong>de</strong> mit SARTURIS unter zu Hilfenahme vor<strong>de</strong>finierter Ein-<br />
gaben simuliert. Der Steinhaufen wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rum mit PFC3d TM simuliert. Die Co-<br />
<strong>Simulation</strong> produzierte auch in dieser umfangreicheren Anwendung plausible Ergebnisse<br />
für das Eindringverhalten <strong>de</strong>s Radla<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Steinhaufen und die Schaufelfüllung (sie-<br />
he Bild 8). Für ein ungünstigeres Fahrverhalten (Anheben <strong>de</strong>r Schaufel während sehr<br />
hohen Eindringgeschwindigkeiten) konnte sogar ein Abheben <strong>de</strong>r Hinterrä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Radla-<br />
<strong>de</strong>rs beobachtet wer<strong>de</strong>n (siehe Bild 9). Als Ergebnis <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>en können unter an<strong>de</strong>-<br />
ren die Maschinenzustän<strong>de</strong> sowie die Interaktionskräfte, die auf das Anbauwerkzeug wir-<br />
ken, ausgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Bild 8: Gekoppelte DEM-MKS-<strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>s <strong>Erdbauprozesse</strong>s eines Radla<strong>de</strong>rs in einem<br />
Granit-Steinhaufen
15. Fachtagung Schüttgutför<strong>de</strong>rtechnik 2010 Technische Universität München<br />
Bild 9: Abheben <strong>de</strong>r Hinterrä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Radla<strong>de</strong>rs bei Überla<strong>de</strong>ner Schaufel (Visualisierung<br />
aus SARTURIS)<br />
7 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Das vorliegen<strong>de</strong> Paper stellt einen multiphysikalischen Ansatz zur <strong>Simulation</strong> maschinell<br />
gebun<strong>de</strong>ner <strong>Erdbauprozesse</strong> vor. Ziel <strong>de</strong>r Arbeiten ist eine realistische Berechnung <strong>de</strong>r<br />
Prozesslasten sowie <strong>de</strong>r daraus resultieren<strong>de</strong>n Maschinenzustän<strong>de</strong> zu ermöglichen, um<br />
<strong>de</strong>n virtuellen Entwicklungsprozess zukünftig effektiver und sicherer zu gestalten.<br />
Zu diesem Zweck wur<strong>de</strong> eine Metho<strong>de</strong> zur ganzheitlichen Maschinensimulation basierend<br />
auf <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierungssprache Mo<strong>de</strong>lica sowie die Potenziale <strong>de</strong>r Diskreten Elemente Me-<br />
tho<strong>de</strong> vorgestellt. Des Weiteren wur<strong>de</strong> auf die Grenzen bei<strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong>n ein-<br />
gegangen, wenn sie ungekoppelt für die <strong>Simulation</strong> realistischer Arbeitsprozesse von<br />
Bau- und Gewinnungsmaschinen eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Kopplung bei<strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>smetho<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> exemplarisch zwischen <strong>de</strong>n Software-<br />
werkzeugen SARTURIS und PFC3d TM umgesetzt und anhand einfacher Testbeispiele<br />
verifiziert. Damit ist es möglich, ein realitätsnahes Erdstoff- bzw. Baustoffverhalten basie-<br />
rend auf <strong>de</strong>r DEM und ein realitätsnahes Maschinenverhalten basierend auf <strong>de</strong>r MKS un-<br />
ter Berücksichtigung ihrer bidirektionalen Wechselwirkungen zu simulieren.<br />
Nach <strong>de</strong>r Implementierung und Verifikation <strong>de</strong>r Kopplung konnten zunächst plausible qua-<br />
litative Ergebnisse für die <strong>Simulation</strong> realer Arbeitsprozesse von <strong>Baumaschine</strong>n erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die zukünftigen Arbeiten wer<strong>de</strong>n sich auf die Validierung <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>sergeb-<br />
nisse konzentrieren. Dies beinhaltet die folgen<strong>de</strong>n Teilaufgaben:<br />
Definition geeigneter Arbeitsprozessszenarien<br />
Durchführung von Messungen an einem Versuchsbagger<br />
Parametrisierung und Kalibrierung <strong>de</strong>r DEM-Mo<strong>de</strong>lle für Grobgestein<br />
Vergleich <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>s- und Messergebnisse.<br />
Des Weiteren, kann die entwickelte Co-<strong>Simulation</strong> basierend auf SARTURIS sehr einfach<br />
auf an<strong>de</strong>re DEM-Software übertragen wer<strong>de</strong>n.
G. Kunze, A. Katterfeld, T. Grüning <strong>Simulation</strong> <strong>maschineller</strong> <strong>Erdbauprozesse</strong><br />
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