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Interaktive Simulation am Beispiel einer ... - Baumaschine.de

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5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012<br />

Energie, Mechatronik, <strong>Simulation</strong><br />

<strong>Interaktive</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>einer</strong><br />

Tunnelspritzmaschine<br />

Timo Penndorf 1<br />

Martin Großer 2<br />

Timo Penndorf<br />

Putzmeister Engineering GmbH<br />

Max-Eyth-Str. 10<br />

72631 Aichtal<br />

Martin Großer<br />

Hochschule für Technik und Wirtschaft<br />

Friedrich-List-Platz 1<br />

01069 Dres<strong>de</strong>n


5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />

<strong>Interaktive</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>einer</strong><br />

Tunnelspritzmaschine<br />

Die numerische <strong>Simulation</strong> hat sich bei <strong>de</strong>r Entwicklung mobiler Arbeitsmaschinen und<br />

Nutzfahrzeuge als unverzichtbares Werkzeug etabliert. Bereits in <strong>de</strong>n Konzept- und Studienphasen<br />

können unterschiedliche Ansätze untersucht und bewertet wer<strong>de</strong>n. Teilsysteme<br />

und Komponenten können abstrahiert und durch entsprechen<strong>de</strong> Rechenmo<strong>de</strong>lle<br />

beschrieben wer<strong>de</strong>n. Der Einsatz aktueller Mo<strong>de</strong>lliertechniken, Sprachen und Werkzeuge<br />

erlaubt <strong>de</strong>n flexiblen Aufbau von Mo<strong>de</strong>llen sowohl auf System- als auch auf Komponentenebene.<br />

Die Kombination <strong>de</strong>r Systemsimulation mit mo<strong>de</strong>rnen Technologien <strong>de</strong>r virtuellen<br />

Realität ermöglicht die Einbeziehung <strong>de</strong>s Bedieners in die <strong>Simulation</strong>.<br />

1 Anwendung <strong>de</strong>r Spritzbetontechnologie<br />

Zum flexiblen Ausbau von Bauwerken und zur Sicherung von Bauteilen in kürzester Zeit<br />

hat sich Spritzbeton als hervorragen<strong>de</strong>r Baustoff etabliert (Bild 1). Der mo<strong>de</strong>rne Tunnelbau<br />

ist ohne Spritzbeton un<strong>de</strong>nkbar gewor<strong>de</strong>n. In dieser Anwendung wird <strong>de</strong>r Beton konventionell<br />

zur Maschine transportiert und in Schlauch- bzw. Rohrleitungen zur Düse gepumpt.<br />

In <strong>de</strong>r Düse wer<strong>de</strong>n Zuschlagsstoffe, Wasser und Druckluft zudosiert und <strong>de</strong>r<br />

Spritzstrahl geformt. Die fertige Betonmischung wird unter hohem Druck aufgetragen, so<br />

dass auf <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Bauwerks eine fertig verdichtete Struktur entsteht.<br />

286<br />

Bild 1: Nassspritzmanipulator Sika-PM500 im Einsatz<br />

Der Einsatz mobiler Tunnelspritzmaschinen ermöglicht die Anwendung <strong>de</strong>s Beton-<br />

Nassspritzverfahrens mit vergleichsweise geringem Installationsaufwand. Der Nassspritz-<br />

Manipulator Sika-PM500 erreicht dabei Beton-Auftragsleistungen von bis zu 30m 3 /h bei<br />

Reichhöhen und Reichweiten von bis zu 14m. Durch die flexible kinematische Struktur mit<br />

rotatorischen und translatorischen Gelenken können komplexe Bewegungen <strong>de</strong>s Spritzarmes<br />

realisiert wer<strong>de</strong>n. Die hydraulische Parallelführung <strong>de</strong>r Arme ermöglicht dabei die<br />

kontinuierliche Bewegung entlang <strong>einer</strong> Gera<strong>de</strong>n ohne erhöhten Steuerungsaufwand.


Timo Penndorf <strong>Interaktive</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>einer</strong> Tunnelspritzmaschine<br />

2 Mo<strong>de</strong>llbildung und <strong>Simulation</strong> mobiler Arbeitsmaschinen<br />

Die numerische <strong>Simulation</strong> hat sich als Werkzeug bei <strong>de</strong>r Entwicklung mobiler Arbeitsmaschinen<br />

und Nutzfahrzeuge etabliert. Bereits in <strong>de</strong>n Konzept- und Studienphasen können<br />

unterschiedliche technische Systeme analysiert und bewertet wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Einsatz "virtueller Prototypen" ersetzt aufwendige Versuche und erlaubt die Bewertung<br />

von Produktvarianten bei <strong>de</strong>nen Teilsysteme noch nicht vollständig aufgebaut sein<br />

müssen. Die notwendigen Rechenmo<strong>de</strong>lle entstehen durch Abstraktion <strong>de</strong>s technischen<br />

Systems. Die Mo<strong>de</strong>llierung von Anfor<strong>de</strong>rungen kann die Abbildung eines konkreten technischen<br />

Objektes ersetzen und ermöglicht die Betrachtung komplexer Mo<strong>de</strong>lle mit i<strong>de</strong>alen<br />

Komponenten auf Systemebene. Die dadurch gewonnenen Informationen dienen <strong>de</strong>r<br />

Spezifikation und Bewertung konkreter Teilsysteme auf Komponentenebene.<br />

Für Maschinenhersteller besteht eine große Herausfor<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r<br />

Mo<strong>de</strong>lle für Komponenten und Teilsysteme von Zulieferern. Mo<strong>de</strong>llstrukturen und Par<strong>am</strong>eter<br />

liegen in <strong>de</strong>r Regel nicht vor und müssen bei <strong>de</strong>r Bearbeitung konkreter Aufgaben<br />

gemeins<strong>am</strong> erarbeitet wer<strong>de</strong>n. Dabei gewinnt <strong>de</strong>r Schutz <strong>de</strong>s geistigen Eigentums stark<br />

an Be<strong>de</strong>utung, so dass die Maschinenhersteller häufig gezwungen sind, Teilsysteme<br />

durch vereinfachte Black-Box-Mo<strong>de</strong>lle bzw. i<strong>de</strong>alisierte Kennlinien-Systeme zu beschreiben.<br />

Standardisierte Mo<strong>de</strong>llbibliotheken und Austauschmechanismen liegen aktuell nicht<br />

vor.<br />

Bild 2: Physikalische Domänen <strong>de</strong>r Systemsimulation mobiler Arbeitsmaschinen<br />

Typische Einsatzfälle für die Systemsimulation <strong>de</strong>r Ges<strong>am</strong>tmaschine liegen im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Bewertung unterschiedlicher technischer Konzepte hinsichtlich gefor<strong>de</strong>rter Funktionen,<br />

resultieren<strong>de</strong>r Auswirkungen (Belastungen) auf das Ges<strong>am</strong>tsystem sowie <strong>de</strong>s Energiebedarfs.<br />

In diesen Fällen können vereinfachte und verallgem<strong>einer</strong>te Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Komponenten<br />

ausreichend für <strong>de</strong>n Aufbau aussagefähiger Mo<strong>de</strong>lle sein. Für die Bewertung<br />

<strong>de</strong>r Ergebnisse und <strong>de</strong>n Vergleich unterschiedlicher technischer Lösungen sind Vereinfachungen<br />

an <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen im Allgemeinen hilfreich, sofern die notwendigen Phänomene<br />

hinreichend genau abgebil<strong>de</strong>t sind. Komplexe Mo<strong>de</strong>lle erfor<strong>de</strong>rn zusätzlichen Aufwand für<br />

287


5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />

die Bestimmung von Par<strong>am</strong>etern. Die Genauigkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse ist unter An<strong>de</strong>rem abhängig<br />

von <strong>de</strong>r Genauigkeit <strong>de</strong>r Par<strong>am</strong>eter, so dass nicht automatisch ein Zus<strong>am</strong>menhang<br />

zwischen <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>lle und <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>sergebnisse<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Als Resultat <strong>einer</strong> Verallgem<strong>einer</strong>ung <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llstrukturen bei <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> mobiler<br />

Arbeitsmaschinen folgt eine prinzipielle Unterteilung in die physikalischen Domänen <strong>de</strong>r<br />

mechanischen Struktur, <strong>de</strong>s Antriebs und <strong>de</strong>r Abbildung <strong>de</strong>s Arbeitsprozesses (Bild 2).<br />

Die Beschreibung <strong>de</strong>r Mechanik erfolgt in <strong>de</strong>r Regel mit Hilfe <strong>de</strong>r Bewegungsgleichungen<br />

im Rahmen <strong>einer</strong> räumlichen Starrkörpersimulation. Die Mo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Entitäten<br />

Starrkörper, Gelenk, Kraft bzw. Moment und Sensoren aufgebaut. Durch die Kombination<br />

aus externen Kräften bzw. Momenten und Sensoren lassen sich die Schnittstellen zu <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Domänen beschreiben.<br />

Die <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Antriebe basiert im Wesentlichen auf <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>s primären<br />

Energieflusses unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Steuerung. Ein verallgem<strong>einer</strong>ter Ansatz bei<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llbildung wird z. B. durch die Sprache Mo<strong>de</strong>lica (/2/, /8/) gegeben. Durch die<br />

Abstraktion in Zustands- und Flussgrößen ist es unerheblich, mit welchem Prinzip (hydraulisch,<br />

elektrisch, pneumatisch) die Übertragung von Leistung und Signalen erfolgt.<br />

Auf <strong>de</strong>n Gebieten <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Mechanik und <strong>de</strong>r Antriebe stehen leistungsfähige<br />

Software, Standards und Beschreibungssprachen zur Verfügung. Demgegenüber besteht<br />

bei <strong>de</strong>r Formulierung von Rechenmo<strong>de</strong>llen zur Beschreibung <strong>de</strong>r Prozesse mobiler Arbeitsmaschinen<br />

noch erheblicher Forschungsbedarf. Die Vielfältigkeit <strong>de</strong>r Arbeitsprozesse<br />

führt zu kaum verallgem<strong>einer</strong>baren Mo<strong>de</strong>llansätzen, die sowohl physikalisch und numerisch<br />

als auch softwaretechnisch im Sinne <strong>einer</strong> Integration in <strong>de</strong>s <strong>Simulation</strong>swerkzeug<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n müssen. Im Bereich fahren<strong>de</strong>r Arbeitsmaschinen, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Fahrprozess<br />

wesentlicher Bestandteil <strong>de</strong>r Arbeitsaufgabe ist, sind entsprechend leistungsfähige<br />

Ansätze vorhan<strong>de</strong>n (/7/, /13/). Bei komplexen Prozessen wie <strong>de</strong>m Pumpen von Beton<br />

ist bereits die Beschreibung und Par<strong>am</strong>etrierung <strong>de</strong>s Mediums eine entsprechen<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Die Steuerung <strong>de</strong>r Arbeitsaufgabe erfolgt bei mobilen Arbeitsmaschinen durch einen Bediener.<br />

Dieser gibt entsprechend s<strong>einer</strong> Beobachtung <strong>de</strong>s Ges<strong>am</strong>tsystems aus Maschine<br />

und Prozess die notwendigen Steuerbefehle an die Maschine. Dabei wer<strong>de</strong>n die an <strong>de</strong>n<br />

Stellteilen abzugreifen<strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s Bedieners durch Software und analoge Regelungen<br />

vorverarbeitet.<br />

Der Bediener verfügt über ein entsprechen<strong>de</strong>s Prozesswissen zum Erfüllen <strong>de</strong>r Arbeitsaufgabe<br />

sowie eine Erwartungshaltung an das Maschinensystem. Dieses Wissen ist beim<br />

Bediener in Form von Handlungsmustern gespeichert (Bild 3). Die Wahrnehmung <strong>de</strong>s<br />

Prozess- und Maschinenzustan<strong>de</strong>s erfolgt über die menschlichen Sinnesorgane. Aufgrund<br />

dieser Wahrnehmung, <strong>de</strong>s Prozesswissens sowie <strong>de</strong>r Erfahrungen im Umgang mit<br />

<strong>de</strong>r Maschine trifft <strong>de</strong>r Bediener konkrete Entscheidungen, welche mit Hilfe s<strong>einer</strong> motorischen<br />

Fähigkeiten in Bedienhandlungen umgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wesentlich für die kognitive Schleife <strong>de</strong>r Informationsverarbeitung (Bild 3) ist dabei, dass<br />

eine permanente Anpassung <strong>de</strong>s Wissens erfolgt. Dieser Lernprozess <strong>de</strong>s Bedieners hat<br />

erheblichen Einfluss auf das Mensch-Maschine-System. Mathematische Mo<strong>de</strong>lle, die diese<br />

Zus<strong>am</strong>menhänge in <strong>einer</strong> für die <strong>Simulation</strong> mobiler Arbeitsmaschinen geeigneten<br />

288


Timo Penndorf <strong>Interaktive</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>einer</strong> Tunnelspritzmaschine<br />

Form beschreiben, sind aktuell nicht verfügbar (/6/, /16/). Standardisierte Zyklen welche<br />

die <strong>Simulation</strong>sergebnisse objektivieren (/10/) und d<strong>am</strong>it die Aussagefähigkeit <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong><br />

sicherstellen, existieren nur für wenige Anwendungen (z.B. Y-Zyklus beim Radla<strong>de</strong>r).<br />

Bild 3: Kognitive Schleife <strong>de</strong>r Informationsverarbeitung (nach /14/)<br />

Erfor<strong>de</strong>rt die konkrete Entwicklungsaufgabe die Berücksichtigung <strong>de</strong>r Bedienhandlung, so<br />

ist die Integration <strong>de</strong>s Bedieners in die <strong>Simulation</strong> aufgrund <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lle notwendig<br />

(/9/, /15/). Die klassischen <strong>Simulation</strong>swerkzeuge sind für diesen Anwendungsfall<br />

im Allgemeinen nicht geeignet, da sowohl die zur Interaktion notwendigen Schnittstellen<br />

fehlen als auch keine explizite Berechnung in Echtzeit erfolgt.<br />

Diese Lücke kann durch <strong>de</strong>n Einsatz von Virtual-Reality-Systemen geschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Virtual-Reality (VR) wird als künstliche, durch Computer simulierte Welt verstan<strong>de</strong>n, in die<br />

<strong>de</strong>r Bediener interaktiv eingebun<strong>de</strong>n ist (/5/). Die Handlungen <strong>de</strong>r eingebun<strong>de</strong>nen Personen<br />

sollen sich nicht von <strong>de</strong>nen in <strong>de</strong>r Realität unterschei<strong>de</strong>n. Dieser Zustand wird als<br />

Immersion bezeichnet und durch das Zus<strong>am</strong>menspiel von Eingaben, Ausgaben und entsprechend<br />

realistischem Verhalten <strong>de</strong>r Objekte in <strong>de</strong>r virtuellen Welt erreicht. Dabei sind<br />

die Verarbeitung <strong>de</strong>r Eingaben und <strong>de</strong>s Generieren hochwertiger audiovisueller Ausgaben<br />

klassische Problemfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r VR-Technologie (/5/).<br />

Die Anwendung physikalisch begrün<strong>de</strong>ter <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>lle ermöglicht das realistische<br />

Verhalten <strong>de</strong>s Maschinensystems in <strong>de</strong>r virtuellen Welt. Die Kombination aus Systemsimulation<br />

und VR-Technologie bietet daher die i<strong>de</strong>ale Voraussetzung für eine hochgradige<br />

Immersion <strong>de</strong>s Bedieners und eine entsprechend hohe Sicherheit <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r interaktiven<br />

<strong>Simulation</strong> abgeleiteten Aussagen. Die notwendige Berechnung in Echtzeit setzt entsprechen<strong>de</strong><br />

vereinfachte Mo<strong>de</strong>lle voraus und kann speziell auf Komponentenebene noch nicht<br />

als Stand <strong>de</strong>r Technik vorausgesetzt wer<strong>de</strong>n. Auf Systemebene können je nach Aufgabenstellung<br />

geeignete Mo<strong>de</strong>lle formuliert und in Echtzeit berechnet wer<strong>de</strong>n (/7/, /11/, /13/).<br />

289


5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />

3 <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Tunnelspritzmaschine<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Tunnelspritzmaschine besteht aus einem Starrkörpermo<strong>de</strong>ll, <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll<br />

für <strong>de</strong>n hydraulischen Antrieb sowie <strong>de</strong>n Schnittstellen zu einem vereinfachten Prozessmo<strong>de</strong>ll.<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll wird in Mo<strong>de</strong>lica beschrieben, wobei die Teilmo<strong>de</strong>lle durch entsprechend<br />

abstrahierte Schnittstellen miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind. Dies ermöglicht <strong>de</strong>n flexiblen<br />

Austausch <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>lle und vereinfacht die Abbildung von Varianten.<br />

Das Starrkörpermo<strong>de</strong>ll besteht aus 14 Körpern und besitzt <strong>de</strong>n Freiheitsgrad 5 (Bild 4).<br />

Der Unterwagen <strong>de</strong>r Maschine wur<strong>de</strong> dabei als starr angenommen, so dass das resultieren<strong>de</strong><br />

Mo<strong>de</strong>ll ausschließlich durch <strong>de</strong>n Spritzarm gebil<strong>de</strong>t wird. Die kinematischen Schleifen<br />

wur<strong>de</strong>n durch eine entsprechen<strong>de</strong> kinematische Analyse aufgelöst und die resultieren<strong>de</strong>n<br />

Gelenkwinkel durch Übertragungsfunktionen beschrieben (/11/). Dadurch können<br />

geschlossene kinematische Ketten in Baumstrukturen überführt wer<strong>de</strong>n (Bild 5). Die<br />

kinematische Analyse beschränkt sich dabei auf wenige elementare Mechanismen, welche<br />

im Bereich <strong>de</strong>r mobilen Arbeitsmaschinen typisch sind und <strong>de</strong>ren mathematische Zus<strong>am</strong>menhänge<br />

leicht abgeleitet wer<strong>de</strong>n können.<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll ist in Minimalkoordinaten beschrieben. Die resultieren<strong>de</strong>n Gleichungen bil<strong>de</strong>n<br />

ein System gewöhnlicher Differentialgleichungen. Algebraische Differentialgleichungen<br />

mit In<strong>de</strong>x 3 (/1/, /9/) können somit vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, so dass die numerische Berechnung<br />

<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls <strong>de</strong>utlich vereinfacht wird.<br />

290<br />

Bild 4: Starrkörpermo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Spritzarmes<br />

Die Schnittstellen zum Antriebsmo<strong>de</strong>ll wer<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Aktuatoren beschrieben. Dies sind<br />

im Fall <strong>de</strong>r Tunnelspritzmaschine die Hydraulikzylin<strong>de</strong>r und das Drehwerk. Die hydraulische<br />

Parallelführung wird durch die Integration <strong>de</strong>s Koppelzylin<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Mechanismus<br />

<strong>de</strong>s A-Gelenkes und die hydraulische Verknüpfung mit <strong>de</strong>m Zylin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s B-Gelenkes automatisch<br />

im Mo<strong>de</strong>ll beschrieben. Die mechanischen Effekte, welche aus <strong>de</strong>r Verspannung<br />

<strong>de</strong>s A-Gelenkes resultieren, können direkt anhand <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>sergebnisse analysiert<br />

wer<strong>de</strong>n.


Timo Penndorf <strong>Interaktive</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>einer</strong> Tunnelspritzmaschine<br />

Bild 5: Baumstruktur durch Anwendung von Übertragungsfunktionen in Mechanismen<br />

Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>s Antriebs besteht im Wesentlichen aus <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Primärenergiequelle<br />

sowie <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll für die hydraulische Schaltung <strong>de</strong>r Verbraucher. Diese wird als<br />

Grundschaltung mit Wegeventilen und entsprechen<strong>de</strong>r Steuerung und Regelung realisiert<br />

(Bild 6). Die Beschreibung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls in Mo<strong>de</strong>lica ermöglicht die Wie<strong>de</strong>rverwendung<br />

<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls <strong>de</strong>r Grundschaltungen für alle Verbraucher und reduziert somit <strong>de</strong>n Aufwand<br />

für die Erstellung und Pflege <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls.<br />

Bild 6: Hydraulische Grundschaltung mit mehreren Verbrauchern und Eingaben<br />

Ein wesentlicher Vorteil <strong>de</strong>r gleichungsbasierten Beschreibung <strong>de</strong>s <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>lls<br />

mit Mo<strong>de</strong>lica zeigt sich bei <strong>de</strong>r Abbildung <strong>de</strong>r Steuerung und Regelung. Für eine Load-<br />

Sensing-Anwendung ist typischerweise <strong>de</strong>r höchste Systemdruck an einem <strong>de</strong>r Verbraucher<br />

zu ermitteln. Hydraulisch wird dies über entsprechen<strong>de</strong> Kaska<strong>de</strong>n von Wechselventilen<br />

realisiert (Bild 7).<br />

291


5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />

292<br />

Bild 7: Ermittlung <strong>de</strong>s höchsten Systemdrucks durch Wechselventile<br />

Im Rahmen <strong>einer</strong> Systemsimulation ist <strong>de</strong>r Funktionsnachweis dieser Kaska<strong>de</strong>n im Allgemeinen<br />

nicht notwendig. Für Fragestellungen, welche auf Systemebene im Rahmen<br />

interaktiver <strong>Simulation</strong>en behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, kann die korrekte Funktion <strong>de</strong>r dazugehörigen<br />

hydraulischen Schaltung angenommen wer<strong>de</strong>n. Ein auf Differentialgleichungen basiertes<br />

Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Wechselventile ist nicht notwendig. Die resultieren<strong>de</strong>n Rechenzeiten<br />

verhin<strong>de</strong>rn eine Berechnung in Echtzeit und stehen d<strong>am</strong>it im Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>einer</strong> interaktiven<br />

<strong>Simulation</strong>.<br />

Die Annahme eines i<strong>de</strong>alisierten Mo<strong>de</strong>lls zur Ermittlung <strong>de</strong>s höchsten Systemdruckes an<br />

einem <strong>de</strong>r Verbraucher führt auf <strong>de</strong>n einfachen Zus<strong>am</strong>menhang nach Gleichung 1. Diese<br />

Gleichung ist numerisch mit wesentlich weniger Aufwand verbun<strong>de</strong>n, als ein komplexes<br />

Mo<strong>de</strong>ll mit Wechselventilen und führt <strong>de</strong>nnoch zu aussagefähigen Mo<strong>de</strong>llen für eine Systemsimulation.<br />

Durch die Beschreibung in Mo<strong>de</strong>lica und die Definition entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Schnittstellen kann das Minimalmo<strong>de</strong>ll zu einem späteren Zeitpunkt einfach durch verf<strong>einer</strong>te<br />

Mo<strong>de</strong>lle ersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

p max( p)<br />

(1)<br />

max<br />

4 Anwendung <strong>de</strong>s Functional Mockup Interface<br />

Der Functional-Mockup-Interface-Standard (FMI) wur<strong>de</strong> 2010 in Version 1.0 veröffentlicht.<br />

Ziel dieses im Rahmen <strong>de</strong>s ITEA2-Projektes Mo<strong>de</strong>lisar entwickelten Standards ist <strong>de</strong>r<br />

werkzeugunabhängige Austausch von <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>llen (/3/, /12/). Bereits kurz nach<br />

<strong>de</strong>r Veröffentlichung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r FMI-Standard durch verschie<strong>de</strong>ne Anbieter von <strong>Simulation</strong>ssoftware<br />

unterstützt. Die Weiterentwicklung und Pflege <strong>de</strong>s Standards erfolgt durch<br />

die Mo<strong>de</strong>lica Association im Rahmen eines entsprechen<strong>de</strong>n Projektes. Für 2012 wur<strong>de</strong><br />

die Version 2.0 angekündigt (/4/).<br />

Der Austausch <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>lle erfolgt mit sogenannten Functional-Mockup-Units (FMU). Diese<br />

sind ZIP-Archive, welche neben <strong>de</strong>m <strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>ll auch eine Beschreibung <strong>de</strong>r<br />

Eingänge, Ausgänge und Par<strong>am</strong>eter enthalten. Das Mo<strong>de</strong>ll liegt in Form <strong>einer</strong> binären<br />

Bibliothek vor. Dadurch sind die Details <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung nicht sichtbar, so dass die so<br />

weitergegebenen Mo<strong>de</strong>lle einem gewissen Schutz <strong>de</strong>s geistigen Eigentums unterliegen.<br />

Ein wesentlicher Vorteil in <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>s FMI-Standards liegt darin, dass Mo<strong>de</strong>llierund<br />

<strong>Simulation</strong>swerkzeug voneinan<strong>de</strong>r getrennt wer<strong>de</strong>n können. Zum Aufbau <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>lle


Timo Penndorf <strong>Interaktive</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>einer</strong> Tunnelspritzmaschine<br />

und für die Par<strong>am</strong>etrierung können etablierte kommerzielle Werkzeuge genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die klassische Desktop-<strong>Simulation</strong> mit diesen Werkzeugen bleibt als Anwendungsfall für<br />

die Mo<strong>de</strong>lle erhalten. Zusätzlich dazu ist es möglich, das Mo<strong>de</strong>ll mit Hilfe <strong>de</strong>r Progr<strong>am</strong>mierschnittstellen<br />

<strong>de</strong>s FMI in beliebige Softwareumgebungen zu integrieren (/12/, /13/,<br />

/15/) und somit <strong>de</strong>n Anwendungsfall <strong>de</strong>r interaktiven <strong>Simulation</strong> in <strong>einer</strong> VR-Umgebung<br />

abzubil<strong>de</strong>n.<br />

Bild 8: FMI Workflow Mo<strong>de</strong>lica FMI Tool<br />

Für die interaktive <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Tunnelspritzmaschine wur<strong>de</strong> das entsprechen<strong>de</strong><br />

Fr<strong>am</strong>ework <strong>de</strong>r Technischen Universität Dres<strong>de</strong>n benutzt. Dieses ist für die Anwendung<br />

<strong>de</strong>s FMI-Standards konzipiert. Die vorliegen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lica-Mo<strong>de</strong>lle wur<strong>de</strong>n in ein FMU<br />

transformiert, welches direkt in <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen VR-Systemen (Powerwall, 5-Seiten-<br />

CAVE) genutzt wer<strong>de</strong>n konnte. Die notwendige Konfiguration <strong>de</strong>s Systems erfolgt durch<br />

die Verbindung <strong>de</strong>r Ein- und Ausgabeschnittstellen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls mit Original-<br />

Kabelfernsteuerung und <strong>de</strong>m Visualisierungssystem.<br />

Bild 9: VR-Entwicklungsumgebung mit Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Tunnelspritzmaschine und Fernsteuerung<br />

293


5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />

5 Abbildung <strong>de</strong>s Spritzbetons<br />

Der Prozess Betonsprühen mit <strong>einer</strong> Betonspritzmaschine lässt sich im Sinne <strong>de</strong>r Computergrafik<br />

sehr gut mit <strong>de</strong>r Projektion <strong>einer</strong> Sprühmaske (Querschnitt <strong>am</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sprühstrahls)<br />

auf eine Oberfläche beschreiben. Eine solche Projektion gehört zu <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Problemstellungen in <strong>de</strong>r Computergrafik und wird mittlerweile völlig auf spezieller<br />

Grafik-Hardware umgesetzt. Dies bringt einen sehr hohen Grad an Parallelisierung mit<br />

sich und somit auch eine sehr hohe Performance.<br />

Die Projektion <strong>de</strong>r 3D-Daten auf <strong>de</strong>n Bildschirm ist wohl die bekannteste und häufigste<br />

Transformation, welche durch die Grafik-Hardware realisiert wird. Daraus lässt sich eine<br />

hardwarebasierte Lösung für das Visualisieren <strong>de</strong>s Prozesses Betonsprühen ableiten,<br />

welche auf mo<strong>de</strong>rner Hardware zu <strong>einer</strong> sehr guten Performance führt. Die Umsetzung<br />

zweier wesentlicher Schritte ist für die Darstellung <strong>de</strong>s Prozesses notwendig:<br />

294<br />

- Projection Mapping: Die Sprühmaskentextur muss auf die Textur <strong>de</strong>r Oberfläche<br />

projiziert wer<strong>de</strong>n.<br />

- Ren<strong>de</strong>r-To-Textur: Eine neue Oberflächentextur mit <strong>de</strong>n projizierten Daten muss<br />

erzeugt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei<strong>de</strong> Schritte lassen sich ohne hohen Aufwand in ein vorhan<strong>de</strong>nes Fr<strong>am</strong>ework mittels<br />

GLSL-Sha<strong>de</strong>rn (Mo<strong>de</strong>l 2.0) integrieren. Gegeben sei eine Oberfläche O mit einem vor<strong>de</strong>finierten<br />

Mapping für die Oberflächentextur T. Das Projection Mapping liefert ein Mapping<br />

<strong>de</strong>r Oberfläche O auf die Sprühmaskentextur B. Die Formel (Gleichung 2) erinnert dabei<br />

stark an die Standardtransformation vom 3D-Koordinatensystem in das Bildschirmkoordinatensystem.<br />

T N P V<br />

(2)<br />

V entspricht <strong>de</strong>r View Matrix <strong>de</strong>r Spritzdüse, P entspricht <strong>de</strong>r Projektionsmatrix und wird<br />

durch <strong>de</strong>n Öffnungswinkel <strong>de</strong>r Düse beschrieben und N ist eine Normalisierungsmatrix,<br />

welche die Werte vom Bereich [-1,1] in <strong>de</strong>n Bereich [0,1] transformiert. In <strong>de</strong>r klassischen<br />

Bildschirmtransformationspipeline wird je<strong>de</strong>r Punkt <strong>de</strong>r Geometrie (Vertex) transformiert<br />

und an die nächste Verarbeitungseinheit (Rasterisierer) in <strong>de</strong>r Grafikpipeline übergeben.<br />

Um das Mapping B -> T zu realisieren, darf jedoch nicht <strong>de</strong>r transformierte Vertex übergeben<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ausschließlich die zweidimensionale Texturkoordinate, welche die<br />

Position auf <strong>de</strong>r Oberflächentextur beschreibt. Erst mit dieser Modifikation ist ein solches<br />

Mapping auf <strong>de</strong>r Grafikhardware möglich.<br />

Mo<strong>de</strong>rne Grafikhardware unterstützt nicht mehr nur das Ren<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n Fr<strong>am</strong>ebuffer,<br />

son<strong>de</strong>rn zu<strong>de</strong>m auch das Ren<strong>de</strong>rn in beliebige Puffer, die dann als Texturen interpretiert<br />

wer<strong>de</strong>n können. OpenGL bietet beispielsweise Fr<strong>am</strong>ebuffer Objects an, um diese Funktionalität<br />

komfortabel umzusetzen. Nach <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r Texturkoordinate an <strong>de</strong>n Rasterisierer<br />

in <strong>de</strong>r Grafikpipeline lässt sich nun eine neue Basistextur erzeugen. Die Farbinformationen<br />

wer<strong>de</strong>n nun aus <strong>de</strong>r Oberflächentextur übernommen und mit <strong>de</strong>r Sprühmaskentextur<br />

gemischt.


Timo Penndorf <strong>Interaktive</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>einer</strong> Tunnelspritzmaschine<br />

Klassisches Vertex Displacement Mapping verschiebt einen Vertex P in Richtung <strong>de</strong>r<br />

Oberflächennormalen N um <strong>de</strong>n Wert H(u,v), <strong>de</strong>r in <strong>einer</strong> Höhenkarte gespeichert ist<br />

(Gleichung 3).<br />

P' P H ( u,<br />

v)<br />

P<br />

(3)<br />

Nutzt man die besprühte Textur als Höhenkarte lässt sich d<strong>am</strong>it das Auftragen von Beton<br />

auf die Oberfläche simulieren (Bild 10).<br />

Bild 10: Auf eine beliebige Textur aufgetragener Beton<br />

6 Anschluss <strong>de</strong>r Fernsteuerung zur interaktiven <strong>Simulation</strong><br />

Durch die Benutzung <strong>einer</strong> Original-Fernsteuerung in <strong>de</strong>r interaktiven <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r Tunnelspritzmaschine<br />

kann <strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Immersion <strong>de</strong>utlich erhöht wer<strong>de</strong>n. Die Fernsteuerung<br />

wird mit einem IO-Koppler an einen PC <strong>de</strong>r VR-Umgebung angeschlossen<br />

(Bild 11). Die Stromversorgung erfolgt durch ein externes Netzteil. Die Kommunikation<br />

mit <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>ssoftware kann entwe<strong>de</strong>r über CAN-Nachrichten o<strong>de</strong>r über Ethernet<br />

erfolgen.<br />

Bild 11: Anschluss <strong>de</strong>r Fernsteuerung an das VR-System<br />

295


5. Fachtagung <strong>Baumaschine</strong>ntechnik 2012 Technische Universität Dres<strong>de</strong>n<br />

Das notwendige Modul für die VR-Software wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Entwicklungsumgebung <strong>de</strong>r TU<br />

Dres<strong>de</strong>n erstellt (Bild 12). Dadurch reduziert sich <strong>de</strong>r Aufwand für die Integration <strong>de</strong>r Original-Fernsteuerung<br />

auf die Auswertung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Nachrichten <strong>de</strong>s IO-<br />

Kopplers und Weiterleiten <strong>de</strong>r Informationen an die Schnittstellen <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong>. Der entstan<strong>de</strong>ne<br />

Co<strong>de</strong> ist nicht sehr umfangreich (ca. 60 Zeilen) und aufgrund <strong>de</strong>s Modulkonzeptes<br />

übersichtlich und leicht anzupassen.<br />

Neben <strong>de</strong>n "rohen" Signalen <strong>de</strong>r Fernsteuerung können logische Beziehungen bereits im<br />

Co<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Moduls hergestellt wer<strong>de</strong>n. So können Zustandsgrößen, die nicht Gegenstand<br />

<strong>de</strong>r numerischen <strong>Simulation</strong> sind, durch logisch korrekte Standardwerte beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

7 Zus<strong>am</strong>menfassung<br />

296<br />

Bild 12: Verarbeitung <strong>de</strong>r Signale <strong>de</strong>r Fernsteuerung<br />

Der Beitrag beschreibt <strong>de</strong>n Aufbau <strong>einer</strong> <strong>Simulation</strong>sanwendung für die interaktive <strong>Simulation</strong><br />

<strong>einer</strong> Tunnelspritzmaschine. Dabei wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Anwendungsfälle durch<br />

ein mathematisches Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Maschine abgebil<strong>de</strong>t. Neben <strong>de</strong>r klassischen Berechnung<br />

innerhalb eines <strong>Simulation</strong>sprogr<strong>am</strong>ms kann das Mo<strong>de</strong>ll durch die Anwendung <strong>de</strong>s Functional<br />

Mockup Interface in eine Virtual-Reality-Umgebung integriert wer<strong>de</strong>n (Bild 13). Die<br />

interaktive <strong>Simulation</strong> in Echtzeit erlaubt die Einbeziehung <strong>de</strong>s Bedieners und ermöglicht<br />

die Untersuchung entsprechen<strong>de</strong>r Fragestellungen im Bereich <strong>de</strong>r Mensch-Maschine-<br />

Interaktion und die Ermittlung von Belastungskollektiven.<br />

Bild 13: Anwendung <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> und virtuelle Tunnelbaustelle


Timo Penndorf <strong>Interaktive</strong> <strong>Simulation</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>einer</strong> Tunnelspritzmaschine<br />

Die Beschreibung <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls erfolgt dabei ausschließlich unter Anwendung <strong>de</strong>r standardisierten<br />

Sprache Mo<strong>de</strong>lica. Dadurch ist die Mo<strong>de</strong>llbildung nicht an ein Softwarewerkzeug<br />

gebun<strong>de</strong>n. Mo<strong>de</strong>lica ermöglicht <strong>de</strong>n objektorientierten Aufbau eigener Bibliotheken<br />

wodurch die Möglichkeit <strong>de</strong>r flexiblen Wie<strong>de</strong>rverwendung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llstrukturen<br />

gegeben wird.<br />

Neben <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong> <strong>de</strong>r physikalisch-technischen Aspekte <strong>de</strong>s Maschinensystems gewinnt<br />

die Abbildung <strong>de</strong>s Prozesses stark an Be<strong>de</strong>utung. Auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r <strong>Simulation</strong><br />

von Spritzbeton sind umfangreiche Forschungsarbeiten notwendig. Aus diesem Grund<br />

wur<strong>de</strong> für die interaktive <strong>Simulation</strong> ein r<strong>einer</strong> Visualisierungsansatz gewählt und mit <strong>de</strong>m<br />

<strong>Simulation</strong>smo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Maschine gekoppelt. Dieser Ansatz ist ausreichend, um <strong>de</strong>n für<br />

eine interaktive <strong>Simulation</strong> notwendigen Grad <strong>de</strong>r Immersion <strong>de</strong>s Bedieners zu erreichen.<br />

Die physikalischen Rückkopplungen aus <strong>de</strong>m Pumpprozess <strong>de</strong>s Spritzbetons auf das<br />

Maschinensystem wer<strong>de</strong>n durch generische Mo<strong>de</strong>lle abgebil<strong>de</strong>t. Diese erzeugen vergleichbare<br />

Anregungen und Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> für das mechanische Mo<strong>de</strong>ll sowie die <strong>de</strong>n Antrieb<br />

<strong>de</strong>r Pumpe. Die Gültigkeit dieses Ansatzes konnte durch Versuche nachgewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

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