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01.05.2008 - oberschlesien-aktuell.de

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Schlesische Nachrichten<br />

G 9638<br />

Zeitung für Schlesien<br />

Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien<br />

Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />

Nummer 9/2008 Einzelpreis 2,00 Euro 1. Mai 2008<br />

Baut Polen Diskriminierung ab?<br />

Regelungen für Enteignete in Vorbereitung<br />

Rudi Pawelka – Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien<br />

Plant Polen die Rückgängigmachung<br />

von Enteignungen? Mit dieser<br />

Fragestellung beschäftigen sich vor<br />

kurzem Zeitungen im In- und Ausland.<br />

Dabei wur<strong>de</strong> darauf spekuliert, dass<br />

die neue Regierung Tusk aufgrund von<br />

innerem und äußerem Druck einen<br />

Schlussstrich unter eine ungelöste Frage<br />

ziehen will. Schließlich ist Polen eines<br />

<strong>de</strong>r letzten Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ehemaligen<br />

Ostblocks, das bis heute kein Reprivatisierungsgesetz<br />

in Kraft gesetzt<br />

hat. Es ist aber nicht nur dieses Verhalten,<br />

das das Land ins Abseits stellt.<br />

Urteile von polnischen Gerichten und<br />

<strong>de</strong>s Europäischen Gerichtshofs für<br />

Menschenrechte durch die Alteigentümern<br />

Entschädigungen o<strong>de</strong>r früheres<br />

Eigentum zugesprochen wur<strong>de</strong>,<br />

sorgten für Aufregung und kosten <strong>de</strong>n<br />

polnischen Staat inzwischen hohe<br />

Summen. Unter <strong>de</strong>n Begünstigten waren<br />

in <strong>de</strong>r letzten Zeit auch <strong>de</strong>utsche<br />

Spätaussiedler.<br />

Wie bereits berichtet, will Polen Entschädigung<br />

o<strong>de</strong>r Rückgabe <strong>de</strong>s unter<br />

kommunistischer Herrschaft enteigneten<br />

Besitzes an die polnische<br />

Staatsbürgerschaft bin<strong>de</strong>n, die im<br />

Jahr 1939 bestan<strong>de</strong>n haben muss. Das<br />

be<strong>de</strong>utet, dass anspruchsberechtigte<br />

Personen die Staatsangehörigkeit bei<br />

<strong>de</strong>r Enteignung besessen haben müssen.<br />

Deutsche Vertriebene bleiben<br />

damit ausgeschlossen. Die Absicht,<br />

überhaupt eine gesetzliche Regelung<br />

zu schaffen, wird wesentlich beflügelt<br />

durch die Zusage <strong>de</strong>s Staatspräsi<strong>de</strong>nten<br />

Lech Kaczynski an Israel, <strong>de</strong>n<br />

nach <strong>de</strong>m Krieg aus <strong>de</strong>m Land getrie-<br />

benen Ju<strong>de</strong>n die polnische Staatsbürgerschaft<br />

zurückzugeben und sie damit<br />

wie<strong>de</strong>r in alte Rechte einzusetzen.<br />

Wegen <strong>de</strong>r Auswirkungen auf <strong>de</strong>utsche<br />

Spätaussiedler stockt dieses Unterfangen<br />

bisher noch, insbeson<strong>de</strong>re auf<br />

<strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r zuständigen Wojewo<strong>de</strong>n.<br />

Selbst wenn ein Gesetz auf <strong>de</strong>r Basis<br />

Rückgabe bei Zuerkennung <strong>de</strong>r polnischen<br />

Staatsbürgerschaft zustan<strong>de</strong><br />

kommen sollte, bleibt dies<br />

nach europäischem Recht<br />

höchst problematisch, <strong>de</strong>nn<br />

die gesetzlichen Bestimmungen<br />

müssen frei sein von Diskriminierungen.<br />

Die Ausgrenzung<br />

frem<strong>de</strong>r Staatsbürger,<br />

insbeson<strong>de</strong>re von Personen<br />

aus EU-Län<strong>de</strong>rn, ist mit <strong>de</strong>m<br />

Diskriminierungsverbot nicht<br />

vereinbar. Die EU-Kommission<br />

müsste ein solches Gesetz beanstan<strong>de</strong>n.<br />

Auch die EuropäischeMenschenrechtskonvention<br />

steht <strong>de</strong>m entgegen, so<br />

dass <strong>de</strong>r Straßburger Gerichtshof<br />

Beschwer<strong>de</strong>n nichtpolnischer<br />

Bürger positiv entschei<strong>de</strong>n<br />

müsste. Beson<strong>de</strong>re<br />

Brisanz erhält eine allein auf<br />

Polen fixierte Regelung dadurch,<br />

dass jüdische Bürger<br />

aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Vertreibungsgebieten,<br />

die nie die<br />

polnische, son<strong>de</strong>rn die <strong>de</strong>utsche<br />

Staatsbürgerschaft besaßen,<br />

damit außen vor bleiben,<br />

es sei <strong>de</strong>nn, man entschlösse<br />

sich zu einer Son<strong>de</strong>r-<br />

regelung, die dann wie<strong>de</strong>rum im Gegensatz<br />

zu einer Gleichbehandlung zu<br />

an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>utschen Vertriebenen<br />

stün<strong>de</strong>.<br />

Deutsche generell auszuschließen,<br />

ist das zentrale Anliegen. Es steht in<br />

<strong>de</strong>r Tradition im Nachkriegspolen. Alle<br />

in Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Vertreibung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen ergangenen Dekrete<br />

richteten sich gegen Personen wegen<br />

ihrer Staatsbürgerschaft und ihrer<br />

Bild aus<br />

<strong>de</strong>r Heimat<br />

Windmühlen am Schlawaer See<br />

Foto: Archiv SN


2 POLITIK<br />

Volkszugehörigkeit, erfolgten somit<br />

auch auf rassischer Grundlage. Dass<br />

diese Diskriminierung nach wie vor<br />

eine Basis <strong>de</strong>s polnischen Staates ist,<br />

wird an <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r in Polen leben<strong>de</strong>n<br />

Menschen <strong>de</strong>utscher Volkszugehörigkeit<br />

<strong>de</strong>utlich. Durch die Dekrete<br />

vom 28. 2. 1945 und 28. 6. 1946 verloren<br />

Personen in <strong>de</strong>n von Deutschland<br />

nach <strong>de</strong>m 31. 8. 1939 besetzten Gebieten<br />

ihr Vermögen, wenn sie mit ihrem<br />

Willen in eine <strong>de</strong>utsche Volksliste eingetragen<br />

wur<strong>de</strong>n, d.h., ihre Zugehörigkeit<br />

zur <strong>de</strong>utschen Nationalität<br />

erklärt hatten. Gleichgestellt <strong>de</strong>r Erklärung<br />

zur <strong>de</strong>utschen Nationalität<br />

war die Erklärung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Abstammung.<br />

Die Auswirkung dieser<br />

Rassegesetze reicht in die Gegenwart.<br />

Allein im bis 1922 zu Deutschland<br />

gehören<strong>de</strong>n Kattowitz (Abstimmungsergebnis<br />

1921 mit 85 % für Deutschland)<br />

haben sich 7500 dort leben<strong>de</strong> heute<br />

polnische Staatsbürger gemel<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>nen<br />

aufgrund vorgenannter Dekrete ihr<br />

Eigentum wegen ihrer Volkszugehörigkeit<br />

vorenthalten wird.<br />

Es ist kaum vorstellbar, dass Polen<br />

über seinen Schatten springen und die<br />

auf Rassismus gegrün<strong>de</strong>te Grundlage<br />

<strong>de</strong>s Staates verlassen wird. Dagegen<br />

spricht auch die allgemeine Volksmeinung,<br />

auf die sich jetzt Oppositionsführer<br />

Jaroslaw Kaczynski berief, in<strong>de</strong>m<br />

er wegen <strong>de</strong>r in Aussicht gestellten Entschädigung<br />

für Ju<strong>de</strong>n eine Volksabstimmung<br />

for<strong>de</strong>rte. Die starke Ablehnung<br />

im Volk wird, zumin<strong>de</strong>st die<br />

Deutschen betreffend, kaum zu überwin<strong>de</strong>n<br />

sein. Wie sehr die Stimmungslage<br />

sich auf allen Ebenen auswirkt,<br />

wur<strong>de</strong> mir vor gut vier Jahren auch bei<br />

einer Audienz beim damaligen Primas<br />

von Polen, Josef Kardinal Glemp, <strong>de</strong>utlich.<br />

Auf meine Frage, ob eine Geste <strong>de</strong>r<br />

Zuwendung an traumatisierte <strong>de</strong>utsche<br />

Vertriebene durch ihn möglich sei,<br />

verwies er auf die polnische Bevölkerung,<br />

die das noch nicht vertragen könne.<br />

So wenig sich Polen um an<strong>de</strong>re Bürger<br />

bemüht, es <strong>de</strong>nkt zumin<strong>de</strong>st an eigene<br />

Opfer. Für die aus <strong>de</strong>n Gebieten<br />

vertriebenen Polen, die heute zu Litauen,<br />

Weißrussland und <strong>de</strong>r Ukraine<br />

gehören, gibt es seit <strong>de</strong>m 8. Juli 2005<br />

eine gesetzliche Regelung, die eine 20<br />

% ige Entschädigung <strong>de</strong>s seinerzeitigen<br />

Vermögens vorsieht. Polen hatte bei<br />

Kriegsen<strong>de</strong> in einem Vertrag mit <strong>de</strong>r<br />

UdSSR und <strong>de</strong>n Teilrepubliken Litauen,<br />

Weißrussland und Ukraine die Verpflichtung<br />

für eine Entschädigung<br />

übernommen. Im Gegenzug erfolgte<br />

dies für die aus <strong>de</strong>m heutigen Polen<br />

ausgesie<strong>de</strong>lten Volkszugehörigen dieser<br />

Staaten durch ihre Regierung. Für<br />

diejenigen, vor allem Ukrainer, die in Polen<br />

verblieben, aber 1947 aus ihren im<br />

östlichen Teil <strong>de</strong>r neu gegrün<strong>de</strong>ten Volkrepublik<br />

Polen liegen<strong>de</strong>n Wohnsitzen<br />

durch Polen vertrieben und in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Ostgebieten angesie<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n,<br />

gibt es allerdings keine Entschädigung.<br />

Hier bleibt Warschau seiner Linie<br />

treu: Volkszugehörige an<strong>de</strong>rer Nationen<br />

wer<strong>de</strong>n nicht mit Polen gleichgestellt.<br />

So bleibt wohl die trübe Aussicht,<br />

dass die neue Regierung <strong>de</strong>s Donald<br />

Tusk trotz einer gewissen Liberalisierung<br />

und Öffnung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s nach<br />

außen grundsätzliche Positionen nicht<br />

verlassen wird. Dabei könnte Polen von<br />

einer vernünftigen Regelung für Deutsche<br />

nur profitieren. Viele brach liegen<strong>de</strong><br />

Liegenschaften wür<strong>de</strong>n mit Si-<br />

Klarer Blick nach vorn. Die Deutschen<br />

Freundschaftskreise im Bereich Oppeln setzen<br />

auf „Alles o<strong>de</strong>r nichts!“. Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>primieren<strong>de</strong>n<br />

Zahlen über <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rschwund<br />

erwachte die Kreativität in <strong>de</strong>n Herzen<br />

und Köpfen <strong>de</strong>r Verantwortlichen. Unter<br />

<strong>de</strong>r Prämisse, das Traditionelle zu pflegen<br />

und das Progressive zu för<strong>de</strong>rn, wur<strong>de</strong><br />

eine Aktion ins Leben gerufen, die schon<br />

vor fast zwei Jahrzehnten hätte zur Priorität<br />

erhoben wer<strong>de</strong>n müssen. Sicherlich gab es<br />

damals noch das Problem mit <strong>de</strong>n mangeln<strong>de</strong>n<br />

Deutsch-Kenntnissen bei <strong>de</strong>r<br />

nachwachsen<strong>de</strong>n Generation. Heute gestaltet<br />

sich das Bild <strong>de</strong>r schlesischen Jugend<br />

im polnischen Schlesien unter <strong>de</strong>m<br />

Himmel von Europa gänzlich an<strong>de</strong>rs. Es wur<strong>de</strong><br />

seitens <strong>de</strong>r Politik und <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />

schnell erkannt, daß die wichtigste europäische<br />

Nation für Polen das angrenzen<strong>de</strong><br />

Deutschland ist. Wer die <strong>de</strong>utsche Sprache<br />

beherrscht, hat mehr Chancen im beruflichen<br />

Leben als <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r „nur“ eine Lan<strong>de</strong>ssprache<br />

spricht. Es hat sich aber auch<br />

gezeigt, daß <strong>de</strong>r junge Mann o<strong>de</strong>r die junge<br />

Frau aus <strong>de</strong>m schlesischen Polen bei einem<br />

Einstellungsgespräch in Deutschland<br />

Vorteile genießt, wenn er die <strong>de</strong>utsche Herkunft<br />

unterstreichen kann. Dazu genügt natürlich<br />

nicht nur <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Pass, son<strong>de</strong>rn<br />

auch das Wissen über die <strong>de</strong>utschen<br />

Wurzeln. Daran mangelte es bisher zu häufig,<br />

<strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> patriotisch <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Arbeitgeber<br />

neigen zu <strong>de</strong>r Bevorzugung von<br />

„echten“ Deutschen. Man darf nicht vergessen,<br />

wie viele Vertriebene in Deutschland<br />

leben, die durch ihr Engagement zu<br />

Unternehmern wur<strong>de</strong>n.<br />

Es ist sehr zu begrüßen, daß im Oppelner<br />

Schlesien eine Ausbildung von Jugendlichen<br />

zu Kulturvermittlern ins Leben gerufen wur<strong>de</strong>.<br />

Über die Aneignung von Fähigkeiten bei<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuung und -beschäftigung<br />

Schlesische Notizen<br />

Schlesische Nachrichten 9/2008<br />

cherheit wie<strong>de</strong>r in Betrieb genommen,<br />

viele Investitionen flössen in das Land.<br />

An<strong>de</strong>re Staaten haben Beispiele für eine<br />

Bewältigung alten Unrechts gegeben.<br />

Zuletzt machte Serbien in positiver Hinsicht<br />

von sich Re<strong>de</strong>n. In einem durch<br />

<strong>de</strong>n Wirtschaftsminister <strong>de</strong>r Presse<br />

vorgestellten Gesetzentwurf ist die<br />

Entschädigung bzw. Vermögensrückgabe<br />

für die <strong>de</strong>utsche Gruppe <strong>de</strong>r Donauschwaben<br />

vorgesehen. In erster Linie<br />

sollen Immobilien zurückgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n, falls dies nicht möglich ist, haben<br />

die Betroffenen Anspruch auf Entschädigung.<br />

Für letzteres hat die serbische<br />

Regierung bereits 4 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro beiseite gelegt. Hoffen wir, dass<br />

dieses Beispiel Schule macht. Polen<br />

bleibt solange ein Fall für Menschenrechtler,<br />

solange es weiter diskriminiert<br />

und Menschenrechte verletzt.<br />

sollen sie in <strong>de</strong>n DFK <strong>de</strong>m Nachwuchs die<br />

Türen zur <strong>de</strong>utschen Kultur öffnen. Natürlich<br />

wird das Ziel über die spielerischen Akzente,<br />

die Erfolgserlebnisse beim Basteln,<br />

Gesang und in <strong>de</strong>r Vortragskunst und in <strong>de</strong>r<br />

harmonischen Kommunikation erreicht.<br />

Man darf gespannt sein, ob dieses Projekt<br />

<strong>de</strong>n gewünschten Erfolg erzielen wird.<br />

Die Schlesier in Deutschland haben in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen 60 Jahren es lei<strong>de</strong>r nur bei <strong>de</strong>n<br />

Versuchen gelassen. Die anfänglichen Erfolge<br />

sind in Vergessenheit geraten. Das sollte<br />

heute <strong>de</strong>n Schlesiern in Schlesien nicht<br />

passieren. HGM<br />

●<br />

Schmerzliche Erinnerungen und <strong>de</strong>ren<br />

Heilungsversuch. Alle Zeitungen, vor allem<br />

„POLITYKA“ und <strong>de</strong>r Krakauer „TYGODNIK<br />

POWSZECHNY“, aber auch viele Stu<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>r Hochschulen und Universitäten erinnerten<br />

an die schmerzhaften Ereignisse<br />

vom März 1968. Damals erlitten Stu<strong>de</strong>nten<br />

Scha<strong>de</strong>n, die mit Kuron und Modzeleweski<br />

verbun<strong>de</strong>n waren. Die in Polen leben<strong>de</strong>n<br />

Ju<strong>de</strong>n und die Polen mit jüdischer Herkunft<br />

wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Attacke im Zuge <strong>de</strong>r Verfolgung<br />

<strong>de</strong>r Zionisten und Anhängern <strong>de</strong>s<br />

Zionismus gezwungen, das Land zu verlassen.<br />

Sie mussten nach Israel, <strong>de</strong>n USA<br />

und nach Schwe<strong>de</strong>n ausreisen.<br />

Am 4. März 2008 kündigte <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>s<br />

Innenministeriums an, dass die Woiwo<strong>de</strong>n<br />

sofort die polnische Staatsbürgerschaft <strong>de</strong>rjenigen<br />

Personen bestätigen wer<strong>de</strong>n, die in<br />

<strong>de</strong>n Jahren 1968 bis 1972 aufgrund <strong>de</strong>r antisemitischen<br />

Verfolgungen zur Emigration gezwungen<br />

wur<strong>de</strong>n. Früher mussten diejenigen,<br />

die sich um die Staatsbürgerschaft bemühten,<br />

um ihre Rechte beim Oberen Verwaltungsgericht<br />

kämpfen. Piotr Kadlcik, <strong>de</strong>r<br />

Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r jüdischen<br />

Glaubensgemein<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Republik Polen,<br />

lobte die Ankündigung von Grzegorz Sche-


Schlesische Nachrichten 9/2008 POLITIK<br />

3<br />

Polen stimmt EU-Reformvertrag jetzt<br />

doch zu. Nach<strong>de</strong>m es einige Zeit so aussah,<br />

als wür<strong>de</strong> Polen <strong>de</strong>m Vertragswerk von<br />

Lissabon nicht zustimmen, schwenkte die<br />

bis dahin skeptische Partei „Recht und Gerechtigkeit“<br />

(PiS) <strong>de</strong>s ehemaligen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Jaroslaw Kaczynski jetzt<br />

mehrheitlich doch zu. Damit erreichte die<br />

Vorlage die notwendige Zweidrittelmehrheit.<br />

384 Parlamentarier stimmten zu, während<br />

56 dagegen waren und 12 sich <strong>de</strong>r Stimme<br />

enthielten. Alle Gegenstimmen und Enthaltungen<br />

kamen aus <strong>de</strong>r PiS. Die Brü<strong>de</strong>r<br />

Kaczynski hatten in <strong>de</strong>n Wochen vorher<br />

noch die Bedingung gestellt, das Ratifizierungsgesetz<br />

mit einem Zusatz zu versehen,<br />

dass Polen <strong>de</strong>r Europäischen Charta<br />

<strong>de</strong>r Menschenrechte nicht beitritt. Dies<br />

wur<strong>de</strong> zwar von <strong>de</strong>r Regierung Tusk abgelehnt,<br />

jedoch vereinbarten Ministerprä-<br />

tyna hinsichtlich <strong>de</strong>r schnellen Bestätigung<br />

<strong>de</strong>r Staatsbürgerschaft.<br />

●<br />

Der Kalvarienberg auf <strong>de</strong>m Annaberg. Die<br />

Stiftung „St. Annaberg-Sanktuar“ berichtet<br />

von <strong>de</strong>n im Jahr 2007 abgeschlossenen Renovierungen<br />

<strong>de</strong>r sechs Kalvarien-Kapellen.<br />

Die Kapelle „Mariae Himmelfahrt“ soll in diesem<br />

Jahr, <strong>de</strong>m Jubiläumsjahr zur Erinnerung<br />

an <strong>de</strong>n Papst-Besuch von Johannes Paul<br />

II. vor 25 Jahren, mit sehr kostspieligen Aufwendungen<br />

folgen.<br />

Genau ein Jahr seit <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />

Vorstandszusammensetzung <strong>de</strong>r Stiftung<br />

„St. Annaberg-Sanktuar“ berief <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

Helmut Pazdzior eine Sitzung <strong>de</strong>r Stiftungsmitglie<strong>de</strong>r<br />

und Helfer <strong>de</strong>r Sanierungen<br />

<strong>de</strong>r Kalvarienkapellen ein. Der Vorsitzen<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>r Klostervorsteher Blazej Kurowski<br />

seien beson<strong>de</strong>rs zufrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Renovierung<br />

<strong>de</strong>r Kapelle <strong>de</strong>r Heiligen Treppe. Im<br />

Inneren <strong>de</strong>r Kapelle fand man übermalte Zitate<br />

<strong>de</strong>r Heiligen Schrift. Bei <strong>de</strong>r Freilegung<br />

<strong>de</strong>r Original-Inschriften stellte man fest, daß<br />

<strong>de</strong>m polnischen „Übermaler“ ein kapitaler<br />

Fehler unterlaufen war. Er übersetzte das<br />

Wort „statt“, das so viel wie „anstelle“ be<strong>de</strong>utet,<br />

mit <strong>de</strong>m polnischen Wort „miasto“,<br />

was aber <strong>de</strong>n Begriff „Stadt“ meint. „Wir<br />

mussten uns sehr anstrengen, um die Zitate<br />

<strong>de</strong>r Heiligen Schrift in bei<strong>de</strong>n Sprachen<br />

richtig zu stellen!“ erklärte <strong>de</strong>r Pater.<br />

●<br />

Schüleraustausch zwischen Roth und<br />

Ratibor. Vor zwei Jahren wur<strong>de</strong> zwischen<br />

<strong>de</strong>m 1. Gymnasium von Ratibor und <strong>de</strong>r Anton-Seitz-Schule<br />

in Roth Kontakte geknüpft.<br />

Ausgangspunkt war das Internet mit <strong>de</strong>m<br />

europäischen Internet-Programm „eTwinning“.<br />

Die Zusammenarbeit wur<strong>de</strong> im Bereich<br />

„Fremdsprachen“ mit <strong>de</strong>r Gründung<br />

einer „e-Zeitung“ fundiert. Inzwischen wird<br />

an einem neuen Projekt gearbeitet.<br />

„eTwinning – the bridge between three European<br />

classrooms“ ist <strong>de</strong>r Projektname.<br />

Eine Schule aus Raneskolan in Schwe<strong>de</strong>n<br />

ist mit von <strong>de</strong>r Partie.<br />

Polnisches<br />

si<strong>de</strong>nt und Präsi<strong>de</strong>nt einen Kompromiss,<br />

<strong>de</strong>r eine geson<strong>de</strong>rte Resolution <strong>de</strong>s Parlaments<br />

zur Bekräftigung <strong>de</strong>r für Polen gelten<strong>de</strong>n<br />

Ausnahmeregelungen gemäß Lissabon<br />

vorsieht. Heftige Kritik kam sofort<br />

vom nationalistischen Sen<strong>de</strong>r Radio Maria,<br />

<strong>de</strong>r von Betrug sprach und drohte, vor<br />

<strong>de</strong>n nächsten Wahlen daran zu erinnern,<br />

wer Polen zu einer „Provinz“ <strong>de</strong>r EU machen<br />

wolle.<br />

●<br />

Ford investiert in Polen. Schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Jahres will <strong>de</strong>r amerikanische Autobauer<br />

Ford mit <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls Ka in<br />

Tichau (Tychy) beginnen. Hierfür sollen 94<br />

Millionen Euro investiert wer<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>n<br />

jährlich vom Band laufen<strong>de</strong>n 120 000 Autos<br />

sollen polnische Zulieferer mit Aufträgen<br />

in Höhe von 198 Millionen Euro profitieren.<br />

Eine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r itali-<br />

In diesem Jahr besuchten die Ratiborer<br />

Schülerinnen und Schüler vom 25. bis 28.<br />

Februar ihre Projektpartner in Roth bei Nürnberg.<br />

Die leiten<strong>de</strong>n Lehrkräfte waren mit dabei.<br />

Das persönliche Kennenlernen und <strong>de</strong>r<br />

Gebrauch <strong>de</strong>r Sprachen Deutsch, Polnisch<br />

und Englisch stan<strong>de</strong>n im Vor<strong>de</strong>rgrund. Der<br />

unterhaltsame Teil bei gemeinsamem Zubereiten<br />

<strong>de</strong>s Mittagstisches, <strong>de</strong>r Teilnahme<br />

am Sport-, Tanz- und Fremdsprachen-<br />

Unterricht und natürlich bei Ausflügen in die<br />

Städte Roth und Nürnberg wur<strong>de</strong> mit Vergnügungen<br />

im Schwimmbad und beim Kegeln<br />

ergänzt. Die Schüler bekamen die Möglichkeit<br />

geboten, Freundschaften zu<br />

schließen und die Fremdsprachenkenntnisse<br />

zu vertiefen. Wichtig war für alle <strong>de</strong>r<br />

Einblick in eine für sie bisher frem<strong>de</strong> Kultur.<br />

Die Rother Schülerinnen und Schüler wer<strong>de</strong>n<br />

im Oktober <strong>de</strong>n Gegenbesuch machen.<br />

Sabina Rys<br />

●<br />

„Deutsche jagen Polen“. Die polnische Tageszeitung<br />

GAZETA WYBORCZA ließ ihren<br />

Mitarbeiter Bartosz T. Wielinski einen Bericht<br />

verfassen mit <strong>de</strong>r Head-Line „Deutsche<br />

jagen Polen“. Hier könnte man glauben,<br />

daß die Polen Freiwild seien, das von<br />

<strong>de</strong>n Deutschen gejagt wer<strong>de</strong>. Was steckt<br />

dahinter?<br />

Es geht um eine Steuer. Die Straßensteuer,<br />

die in Polen wie auch in Deutschland von<br />

<strong>de</strong>n ausländischen Autofahrern erhoben<br />

wird, ist in Polen beim Kauf von Benzin abgegolten<br />

– in Deutschland verlangt <strong>de</strong>r Fiskus<br />

von einem in Deutschland leben<strong>de</strong>n Polen,<br />

<strong>de</strong>ssen Aufenthalt länger als ein Jahr<br />

dauert, run<strong>de</strong> 150 Euro. Bedingung ist, dass<br />

er ein Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen<br />

führt. Dabei ist es egal, wer <strong>de</strong>r Halter<br />

<strong>de</strong>s Fahrzeuges ist. Diese Feinheit sei<br />

<strong>de</strong>n meisten Polen mit Wohnsitz in<br />

Deutschland unbekannt. Die Wissen<strong>de</strong>n<br />

verstecken sich gern hinter <strong>de</strong>r Wand <strong>de</strong>r<br />

Unwissenheit. Doch we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Einen noch<br />

<strong>de</strong>m An<strong>de</strong>ren nützt das was. Wer erwischt<br />

enischen Fiat-Gruppe ist vorgesehen. Bei<br />

<strong>de</strong>r Entscheidung für <strong>de</strong>n Standort Polen<br />

waren die niedrigen Löhne sowie <strong>de</strong>r große<br />

polnische Absatzmarkt maßgeblich.<br />

●<br />

Auftritt <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten Kaczynski im<br />

Fernsehen stößt auf Wi<strong>de</strong>rspruch. Es<br />

ging Kaczynski um Stimmungsmache gegen<br />

<strong>de</strong>n EU-Reformvertrag. Deshalb hatte<br />

er in einer „Re<strong>de</strong> an die Nation“ noch<br />

einmal heftig gegen die Deutschen und gegen<br />

Homosexuelle polemisiert. Gut an <strong>de</strong>r<br />

EU seien die 67,5 Milliar<strong>de</strong>n Euro, die in <strong>de</strong>n<br />

nächsten Jahren nach Polen fließen wür<strong>de</strong>n.<br />

Schlecht sei dagegen, dass es in <strong>de</strong>r<br />

EU Deutsche gebe, die Eigentumsfor<strong>de</strong>rungen<br />

an Polen stellen, so Kaczynski. Eine<br />

Karte mit <strong>de</strong>n ehemaligen <strong>de</strong>utschen Gebieten<br />

und Bil<strong>de</strong>r von Kanzlerin Merkel und<br />

BdV-Präsi<strong>de</strong>ntin Steinbach ließ er zur Illustration<br />

einblen<strong>de</strong>n. Ganz schlecht für Polen<br />

sei die Europäische Charta für Grundrechte,<br />

die das Land zwingen könne,<br />

Homo-Ehen einzuführen. Hierzu ließ er ei-<br />

>>><br />

wird, <strong>de</strong>r zahlt – manchmal für mehrere Jahre<br />

nachträglich.<br />

Selbst ein Pole mit <strong>de</strong>utschem Pass, was<br />

für viele Schlesier zutrifft, wird von <strong>de</strong>r Steuerpflicht<br />

nicht verschont. Wenn man ein<br />

Auto mit polnischem Kennzeichen auf <strong>de</strong>m<br />

Verkehrsamt ummel<strong>de</strong>n will, dann kann das<br />

viel Geld kosten. Der <strong>de</strong>utsche TÜV kann<br />

Auflagen erteilen, die schnell mal einige tausend<br />

Euro aus <strong>de</strong>m Portemonnaie ziehen.<br />

Wahrscheinlich sind <strong>de</strong>shalb die polnischen<br />

Kennzeichen auch so beliebt. Und <strong>de</strong>r bisherige<br />

Vorteil, dass die Flensburger Verkehrssün<strong>de</strong>rkartei<br />

für ausländische Fahrzeuge<br />

keinen Zugriff hat, wird sich <strong>de</strong>mnächst<br />

auch im An<strong>de</strong>nkentopf <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

zu Rauch auflösen.<br />

●<br />

Henryk Kroll nicht mehr im Sejm. Seit fünf<br />

Monaten ist <strong>de</strong>r Name Kroll nicht mehr in <strong>de</strong>r<br />

Liste <strong>de</strong>r Sejm-Abgeordneten zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Durch die offensichtliche Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

schlesischen Landsleute <strong>de</strong>s neuen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

Tusk fiel <strong>de</strong>r langjährige<br />

Sejm-Abgeordnete Henryk Kroll durch das<br />

Raster <strong>de</strong>r Stimmenanteile. Ein an<strong>de</strong>rer vertritt<br />

nun die Interessen <strong>de</strong>r Menschen <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Min<strong>de</strong>rheit.<br />

Bei einem Interview von Sylwia Cebula schil<strong>de</strong>rte<br />

<strong>de</strong>r ehemalige Sejm-Abgeordnete seine<br />

Zukunftsvisionen. Sein politisches Engagement<br />

sei auf keinen Fall been<strong>de</strong>t. Als Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sozialkulturellen<br />

Gesellschaften in Polen habe<br />

er viele Perspektiven, die er jetzt angehen wolle.<br />

Ihm liege beson<strong>de</strong>rs am Herzen, dass die<br />

weit verbreitete Meinung über die Schuldzuweisungen<br />

bei Mißerfolgen und Nie<strong>de</strong>rlagen<br />

immer die Vorsitzen<strong>de</strong>n trafen. Die Verantwortung<br />

läge seit jeher beim gesamten<br />

Vorstand und auch bei <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn. Ohne<br />

Solidarität und gemeinsamer Opferbereitschaft<br />

gehe es nun mal nicht. Hier wolle er<br />

aufklärend wirken, um die <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

angehören<strong>de</strong>n Erfolgsschiene wie<strong>de</strong>r zu erreichen.<br />

Das wäre für alle gut. Für das Rentenalter<br />

fühle er sich noch zu jung.<br />

>>>


4<br />

nen Priester einblen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r zwei Amerikaner<br />

traute. Während zu letzterem sich jetzt<br />

etwa 600 polnische Kulturschaffen<strong>de</strong> für<br />

ihren Präsi<strong>de</strong>nten entschuldigten, hatte <strong>de</strong>r<br />

Angriff auf die Deutschen offenbar auch<br />

Rückwirkungen auf das Verhältnis zu Kanzlerin<br />

Merkel. Eine Anfrage aus Polen zu einem<br />

Treffen zwischen Kaczynski und <strong>de</strong>r Regierungschefin<br />

noch vor <strong>de</strong>m Nato-Gipfel<br />

in Bukarest wur<strong>de</strong> von Berlin abschlägig beschie<strong>de</strong>n.<br />

Zwar hieß es, Frau Merkel mache<br />

im Ausland Urlaub und müsse aus Termingrün<strong>de</strong>n<br />

absagen. Die polnische Zeitung<br />

„Gazeta Wyborcza“ begrün<strong>de</strong>te die Absage<br />

jedoch mit Kaczynskis Fernsehansprache.<br />

Aus <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>skanzleramt verlautete<br />

außer<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r Fernsehauftritt sei „sicherlich<br />

nicht hilfreich“ gewesen.<br />

●<br />

Sorben bitten um Hilfe aus Polen. Zur Bewahrung<br />

ihrer kulturellen I<strong>de</strong>ntität wird die<br />

Volksgruppe <strong>de</strong>r Sorben in Deutschland mit<br />

jährlich 15,6 Mio. Euro von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

sowie <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn Bran<strong>de</strong>nburg und<br />

Sachsen unterstützt. Nach<strong>de</strong>m jetzt <strong>de</strong>r<br />

Bund durchblicken ließ, er wer<strong>de</strong> seinen Anteil<br />

von 7,6 Mio. Euro in <strong>de</strong>n nächsten fünf<br />

Jahren um 100 000 Euro jährlich senken,<br />

TERMINE<br />

Ab 24. 5. 2008: Wolf Röhricht (1886 – 1953)<br />

Neue Son<strong>de</strong>rausstellung in Kloster Leubus. Wolf<br />

Röhricht wur<strong>de</strong> in Liegnitz geboren und lernte<br />

bei Heinrich Knirr Malerei. Röhricht unternimmt<br />

einige Studienreisen, u.a. nach Paris. Dort studiert<br />

er an <strong>de</strong>r Académie Julian bei Bonnard und<br />

Vuillard. Als Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Münchner Sezession<br />

gestaltet er die <strong>de</strong>utsche Kunstszene nach<br />

<strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg entschei<strong>de</strong>nd mit.<br />

Museum für schlesische Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong> im<br />

HAUS SCHLESIEN, Dollendorfer Str. 412,<br />

53639 Königswinter-Heisterbacherrott<br />

Deutsch-polnische Schulbuch-Vereinbarungen.<br />

Die in <strong>de</strong>n vierziger Jahren Geborenen<br />

erinnern sich bestimmt noch an<br />

<strong>de</strong>n Eklat, <strong>de</strong>r durch die Inhalte <strong>de</strong>r neuen<br />

Geschichtsbücher entstand. Die damalige<br />

Kommission für die Deutsch-polnischen<br />

Schulbuchvereinbarungen hatte geharnischten<br />

Protest <strong>de</strong>r Eltern provoziert, in<br />

<strong>de</strong>m offensichtliche Unwahrheiten zu historischen<br />

Fakten verdreht wur<strong>de</strong>n. Da war<br />

zum Beispiel die Aussage, dass Polen das<br />

von Deutschland geraubte Schlesien endlich<br />

wie<strong>de</strong>r zurückbekommen hatte. Was<br />

damals von <strong>de</strong>r Elterngeneration zum Teufel<br />

gewünscht wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> mittlerweile<br />

auch von <strong>de</strong>n nachgewachsenen Generationen<br />

in Polen auf <strong>de</strong>m Friedhof <strong>de</strong>r kommunistischen<br />

Propaganda beigesetzt.<br />

Deshalb ist es sehr erfreulich, zu erfahren,<br />

dass sich Lehrer, Schüler und Zeitzeugen<br />

aus <strong>de</strong>m polnischen Nie<strong>de</strong>rschlesien und<br />

<strong>de</strong>m sächsischen Nie<strong>de</strong>rschlesien unter <strong>de</strong>r<br />

Mitarbeit von Dr. habil. Krysztof Ruchniewicz<br />

, Tobias Weger aus Ol<strong>de</strong>nburg und an<strong>de</strong>ren<br />

über ein Projekt zu einem Buch mit<br />

<strong>de</strong>m Titel: „Geschichte verstehen – Zukunft<br />

gestalten. Die Deutsch-polnischen Bezie-<br />

POLITIK Schlesische Nachrichten 9/2008<br />

verließen die Vertreter <strong>de</strong>r Sorben <strong>de</strong>n Stiftungsrat<br />

<strong>de</strong>r Stiftung für das sorbische Volk.<br />

Die Mitarbeit soll bis zur Vorlage eines einvernehmlichen<br />

För<strong>de</strong>rkonzepts von Bund<br />

und beteiligten Län<strong>de</strong>rn ausgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Sorben, die maximal 50 000 Menschen<br />

vertreten, verwiesen darauf, dass <strong>de</strong>r<br />

von ihnen als erfor<strong>de</strong>rlich angesehene Zuschussbedarf<br />

von 16 Mio. Euro <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung<br />

eines großen Berliner Theaters entspricht.<br />

Laut <strong>de</strong>r polnischen Zeitung<br />

„Rzeczpolita“ ist <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sorben-Vereinigung<br />

„Domowina“, Jan Nuck,<br />

<strong>de</strong>r Meinung, Polen müsse sich um die slawische<br />

Min<strong>de</strong>rheit in Deutschland kümmern,<br />

sowie Deutschland dies für die <strong>de</strong>utsche<br />

Min<strong>de</strong>rheit in Polen macht. Einen Hilferuf<br />

zur Erhaltung <strong>de</strong>r sorbischen Kultur<br />

sandte <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>shalb jetzt an die<br />

polnische Botschaft in Berlin.<br />

●<br />

Polen hilft Landsleuten in <strong>de</strong>n Ex-Sowjetrepubliken.<br />

Ein am 29. 3. 2008 in Kraft<br />

getretenes Gesetz sieht die Einführung einer<br />

„Polen-Karte“ vor. Damit soll <strong>de</strong>n nach<br />

polnischer Schätzung zwei Millionen in <strong>de</strong>r<br />

Ukraine, Weißrussland, Litauen und Kasachstan<br />

leben<strong>de</strong>n Menschen polnischer<br />

Abstammung Vergünstigungen gewährt<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierzu gehören <strong>de</strong>r kostenlose Zugang<br />

zu Bildungseinrichtungen und in Notfällen<br />

kostenfreie medizinische Hilfe.<br />

Außer<strong>de</strong>m soll <strong>de</strong>r Zugang ohne Arbeitserlaubnis<br />

zum polnischen Arbeitsmarkt<br />

sowie die Nie<strong>de</strong>rlassung von Gewerbetreiben<strong>de</strong>n<br />

ohne Genehmigung möglich<br />

sein. Ungeklärt ist noch, ob <strong>de</strong>r Personenkreis<br />

vom Visumzwang befreit wird<br />

o<strong>de</strong>r ob nur die Visa-Gebühren erstattet<br />

wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r Zuerkennung einer doppelten<br />

Staatsangehörigkeit hat Polen mit<br />

Schlesische Notizen<br />

hungen in <strong>de</strong>n Jahren 1933 bis 1949“ zusammen<br />

gefun<strong>de</strong>n haben. Dieses Buch soll<br />

allen interessierten Schulen zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n. Beimaterial wie ein Vi<strong>de</strong>o-<br />

Film gibt es auch. Es bleibt abzuwarten, ob<br />

sich die von allen ersehnte Wahrheit<br />

durchgesetzt hat. Es wäre <strong>de</strong>n polnischen<br />

und <strong>de</strong>utschen Kin<strong>de</strong>rn zu gönnen.<br />

●<br />

Wird Frau Steinbach nach “oben“ abserviert?<br />

Wie <strong>de</strong>r Korrespon<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r polnischen<br />

Tageszeitung RZECZPOSPOLITA,<br />

Piotr Jendroszcyk, erfahren haben will, soll<br />

die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Vertriebenen,<br />

Frau Erika Steinbach, Staatsekretärin<br />

im Bun<strong>de</strong>s-Innenministerium wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Bun<strong>de</strong>skanzlerin will auf diese Weise einen<br />

ehrenvollen Abgang aus <strong>de</strong>r Vertriebenen-<br />

Politik für ihre Parteifreundin lancieren. Da<br />

ihre über Jahre vorangetriebene Zielsetzung<br />

mit <strong>de</strong>m Zentrum gegen Vertreibung wie<br />

eine Seifenblase geplatzt ist und eine Mitwirkung<br />

am SICHTBAREN ZEICHEN ausgeschlossen<br />

wur<strong>de</strong>, soll <strong>de</strong>r großen Blon<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Makel <strong>de</strong>s Versagens genommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Vertriebenen wür<strong>de</strong>n diese<br />

Wen<strong>de</strong> begrüßen, wenn dann endlich wie-<br />

Blick auf EU-Regelungen und aus Angst<br />

vor Spannungen mit <strong>de</strong>n östlichen Nachbarn<br />

verzichtet. Personen, die eine Polen-<br />

Karte beantragen, müssen bei <strong>de</strong>n zuständigen<br />

polnischen Konsulaten <strong>de</strong>n<br />

Nachweis von Polnischkenntnissen<br />

führen und eine Treueerklärung gegenüber<br />

Polen abgeben.<br />

●<br />

Treffen <strong>de</strong>r Außenminister Deutschlands<br />

und Polens. Mit einer regelrechten Charmeoffensive<br />

wollte Polens Außenminister<br />

Sikorski bei <strong>de</strong>m Besuch seines <strong>de</strong>utschen<br />

Amtskollegen Steinmeier Konflikte<br />

und Misstöne <strong>de</strong>r letzten bei<strong>de</strong>n Jahre<br />

vergessen machen. Noch als Minister<br />

<strong>de</strong>r alten Regierung Kaczynski hatte er als<br />

Verteidigungsminister mit seinem unseligen<br />

Vergleich für internationale Verwun<strong>de</strong>rung<br />

gesorgt, als er die geplante<br />

<strong>de</strong>utsch-russische Gaspipeline mit <strong>de</strong>m<br />

Hiltler-Stalin-Pakt verglich. Jetzt hieß es<br />

dazu, dass Polen lediglich 12 – 14 % seines<br />

Energiebedarfs mit Erdgas <strong>de</strong>cke, wovon<br />

es noch 1/3 selbst för<strong>de</strong>re. Auch sonst<br />

versuchte man, alte Streitpunkte zu entkrampfen,<br />

so <strong>de</strong>n jüngsten Disput über die<br />

Nato-Mitgliedschaft <strong>de</strong>r Ukraine und Georgiens.<br />

Steinmeier trug seinen Teil dazu<br />

bei, in<strong>de</strong>m er vermerkte, Moskau genieße<br />

bei <strong>de</strong>r Erweiterung <strong>de</strong>r Nato kein Veto.<br />

Dem polnischen Argwohn, Deutschland<br />

wolle sich aus seiner historischen Verantwortung<br />

herausstehlen, war Steinmeier<br />

bereits in einem Zeitungsinterview<br />

im Vorfeld begegnet, in<strong>de</strong>m er ein gemeinsames<br />

Geschichtsbuch vorschlug.<br />

Auch zum 40. Jahrestag von Ex-Kanzler<br />

Brandts Kniefall im Warschauer Ghetto,<br />

schlug er eine gemeinsame Ausstellung<br />

zur <strong>de</strong>utsch-polnischen Geschichte vor.<br />

<strong>de</strong>r die Gel<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m § 96 auch an die<br />

Landsmannschaften fließen könnten. Vielleicht<br />

kann sie <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r von Michael<br />

Neumann angerichtet wur<strong>de</strong>, ein wenig<br />

reparieren.<br />

●<br />

Danzig grün<strong>de</strong>t Günter Grass-Museum.<br />

Frau Anna Czekanowicz vom Danziger<br />

Stadtbauamt ist die Initiatorin <strong>de</strong>r Errichtung<br />

eines Günter Grass-Museums in <strong>de</strong>r<br />

Szerokastraße in Danzig. Man habe schon<br />

viele Kostbarkeiten <strong>de</strong>s Künstlers zusammengetragen.<br />

Skulpturen, Grafiken<br />

und Lithographien von Günter Grass befin<strong>de</strong>n<br />

sich im Fundus <strong>de</strong>s neuen Museums.<br />

Die Finanzierung hat die Stadt Danzig übernommen.<br />

Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt, dass die Stadt<br />

keinen besseren Werbeträger fin<strong>de</strong>n kann,<br />

wolle man alle Kraft in <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>s Museums<br />

stecken.<br />

Dass Günter Grass Mitglied <strong>de</strong>r SS war,<br />

scheint in diesem Falle nicht beson<strong>de</strong>rs<br />

wichtig zu sein. Dagegen war <strong>de</strong>r Vater von<br />

Frau Steinbach als einfacher Unteroffizier<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wehrmacht ein hochkarätiger<br />

Verbrecher. Politik muss man nicht verstehen.


Schlesische Nachrichten 9/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />

5<br />

Die Gustloff – Fernsehfilm am 2. und 3. März 2008 im ZDF<br />

Die Deutschen – auch Opfer – o<strong>de</strong>r nur ein Volk<br />

von Verbrechern, Idioten und (Schein-) Heiligen?<br />

Mitnichten! Aber es gab auch diese, vor<br />

rund 70 Jahren, und es gibt sie auch<br />

heute. Gott sei Dank auch noch An<strong>de</strong>re!<br />

Der Untergang <strong>de</strong>r „Wilhelm Gustloff“<br />

war „zweifelsohne die größte Schiffskatastrophe<br />

<strong>de</strong>r Weltgeschichte“ – war er<br />

„nur“ das? Viele geschichtliche Ereignisse,<br />

zumal Kriege, wer<strong>de</strong>n als Katastrophen<br />

bezeichnet. Unter „Katastrophe“ versteht<br />

man allerdings primär ein plötzliches<br />

(meist unerwartetes) Naturereignis mit<br />

schwerwiegen<strong>de</strong>n nachhaltigen Zerstörungen<br />

als Folge. Der „Untergang <strong>de</strong>r<br />

Gustloff“, wie auch an<strong>de</strong>rer Schiffe<br />

(„Steuben“, „Goya“…), war aber von<br />

Menschen gewollt und geplant. Für die<br />

Opfer kam er plötzlich und unerwartet, allerdings<br />

mit „katastrophalen Folgen“.<br />

War dieses geschichtliche Ereignis also<br />

„nur“ eine „Katastrophe“ o<strong>de</strong>r war es auch<br />

ein „menschliches Verbrechen“ mit<br />

„Schuldigen“ daran?<br />

Der Untergang <strong>de</strong>r „Gustloff“ beginnt<br />

im ZDF mit einer historischen Lüge:<br />

„Deutschland hatte <strong>de</strong>r ganzen Welt <strong>de</strong>n<br />

Krieg erklärt“, heißt es da. Auch wenn es<br />

Deutschlands Verantwortung nicht<br />

schmälert, gehört es zur geschichtlichen<br />

Redlichkeit, zu sagen, dass Deutschland<br />

<strong>de</strong>n Krieg gegen Polen begonnen hatte,<br />

allerdings erklärten Großbritannien und<br />

Frankreich ganz kurz danach ihrerseits<br />

Deutschland <strong>de</strong>n Krieg, nicht umgekehrt.<br />

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“.<br />

Im Film wer<strong>de</strong>n die furchtbaren Lei<strong>de</strong>n<br />

und Erlebnisse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Flüchtlinge<br />

in dramatischen Bil<strong>de</strong>rn gezeigt,<br />

gleichzeitig suggerieren aber zahlreiche<br />

Szenen <strong>de</strong>m Zuschauer, die Opfer waren<br />

trotz ihrer größtenteils persönlichen<br />

Schuldlosigkeit letztlich, zumin<strong>de</strong>st politisch,<br />

doch für ihre Lei<strong>de</strong>n selbst „schuldlos-schuld“.<br />

Schuld, allein, weil sie Deutsche<br />

waren. Und nur das entspricht <strong>de</strong>r<br />

„politischen Korrektheit“! Damit das auch<br />

noch <strong>de</strong>r Letzte begreift, wer<strong>de</strong>n vielfach<br />

Szenen eingestreut, die verallgemeinernd<br />

die fanatische Unmenschlichkeit „<strong>de</strong>r<br />

Deutschen“ zeigen. Die ethisch unhaltbare<br />

These <strong>de</strong>r „Kollektivschuld“, scheinbar begraben,<br />

feiert auch hier wie<strong>de</strong>r „fröhliche<br />

Urständ“! In einem „Tätervolk“ darf es keine<br />

„Opfer“ geben, und „Ursache und Wirkung<br />

dürfen nie verwechselt wer<strong>de</strong>n“! Das<br />

wird auch die Grundlage für ein von Polen<br />

„genehmigtes“ staatliches „sichtbares<br />

Zeichen“ an Stelle eines von <strong>de</strong>n Vertriebenen<br />

angestrebten „Zentrums gegen die<br />

Vertreibung“ wer<strong>de</strong>n, das sehr bald in ein<br />

europäisch ausgerichtetes „Zentrum gegen<br />

Vertreibungen“ umfunktioniert wur<strong>de</strong>.<br />

Die Taten <strong>de</strong>r Kämpfer auf alliierter Seite,<br />

o<strong>de</strong>r die Töter von ungezählten Tausen<strong>de</strong>n<br />

von Deutschen selbst, gelten nicht<br />

als verwerflich bzw. Schuldige, Verbrecher<br />

o<strong>de</strong>r Mör<strong>de</strong>r, ob es <strong>de</strong>r russische U-Boot-<br />

Kommandant o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r britische „Bomber-<br />

Harris“ sind. Diese gelten ja auch heut<br />

noch als „Hel<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>s Krieges bzw. Hel<strong>de</strong>n<br />

ihrer Nation – weil es sich bei ihren<br />

Taten „einwandfrei“ um „rein kriegerische<br />

Operationen“ han<strong>de</strong>lte, wie es die „Dokumentation“<br />

im Anschluss an <strong>de</strong>n Film<br />

aussagt. Die Deutschen Soldaten aber, die<br />

beispielsweise <strong>de</strong>n Warschauer Aufstand<br />

nie<strong>de</strong>rschlugen, auch die ganz einfachen,<br />

gelten in weiten Kreisen, nicht nur <strong>de</strong>s<br />

Auslands, als Verbrecher gegen die<br />

Menschlichkeit; han<strong>de</strong>lte es sich hier und<br />

woan<strong>de</strong>rs nicht um „rein militärische<br />

kriegerische Operationen“?<br />

Nach <strong>de</strong>m Tenor <strong>de</strong>r Aussagen <strong>de</strong>s<br />

Films, mehr noch einiger Aussagen <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />

„Dokumentationen“, ist die Rote<br />

Armee damit letztlich auch für die Angrif-<br />

Offener Brief von Christian K. Kuznik<br />

An <strong>de</strong>n<br />

Bund <strong>de</strong>r Vertriebenen<br />

Go<strong>de</strong>sberger Allee 72-74<br />

53175 Bonn<br />

Der BdV lehnt einen Beitritt zur EUFV ab<br />

fe <strong>de</strong>r Flieger o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Panzer auf die auf<br />

<strong>de</strong>m Eis o<strong>de</strong>r in endlosen Trecks flüchten<strong>de</strong>n<br />

Deutschen zu entschuldigen. Waren<br />

die millionenfachen Vergewaltigungen<br />

dann auch noch „rein militärische“ o<strong>de</strong>r<br />

„kriegerische Operationen“?<br />

Gibt es außerhalb Deutschlands keine<br />

Kriegsverbrecher? Mich erschüttert, dass<br />

es immer wie<strong>de</strong>r Deutsche gibt, die die<br />

Verbrechen <strong>de</strong>r Sieger an Deutschen, beson<strong>de</strong>rs<br />

an <strong>de</strong>n Flüchtlingen und Vertriebenen,<br />

entschuldigen, und nur letzteren<br />

die Schuld an ihrem Schicksal selbst zuweisen,<br />

nur weil sie eben Deutsche waren.<br />

Und wenn kein an<strong>de</strong>res Argument<br />

mehr vorhan<strong>de</strong>n ist, dann waren und sind<br />

sie eben „die letzten Opfer Hitlers“.<br />

Ch. K. Kuznik<br />

TERMINE HAUS SCHLESIEN<br />

Internationaler Museumstag<br />

am Sonntag, 18. Mai 2008<br />

Dollendorfer Str. 412,<br />

53639 Königswinter-Heisterbacherrott<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich gratuliere <strong>de</strong>m frie<strong>de</strong>nsstiften<strong>de</strong>n, geschichtsbewussten, aufrichtigen und politisch<br />

korrektem (sich in erstaunlicher Selbsterkenntnis so bezeichnen<strong>de</strong>m) A u s s c h u s s<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sführung <strong>de</strong>s BdV zu seiner Entscheidung, <strong>de</strong>r neugegrün<strong>de</strong>ten Europäischen<br />

Union <strong>de</strong>r Flüchtlinge und Vertriebenen nicht beizutreten. Es ist zu begrüßen, dass dieser<br />

zwar bereit ist, mit allen Gruppierungen und Staaten in Verbindung und Verhandlungen<br />

zu treten, die am En<strong>de</strong> und nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg ihre grenzenlose Humanität<br />

gegenüber allen Deutschen, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>nen im Osten, durch Wort und Tat<br />

ange<strong>de</strong>ihen ließen, nicht aber mit <strong>de</strong>n heute immer noch irregeführten und unbelehrbaren<br />

Elementen, die behaupten, neben an<strong>de</strong>ren Völkern wäre auch einigen Deutschen<br />

seinerzeit Unrecht geschehen. Gott sei Dank gilt: nicht die Verursacher, son<strong>de</strong>rn die<br />

Kün<strong>de</strong>r und die von schlimmen Ereignissen Betroffenen wer<strong>de</strong>n in Haft genommen!<br />

Mit dieser Entscheidung erweist sich <strong>de</strong>r Ausschuss <strong>de</strong>s BdV auch seiner Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

würdig, die nach einem Schriftwechsel von fast einem Dutzend aufschlussreicher<br />

und erfreulicher Briefe mit <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r EUFV scharf analysierend erkannt hat,<br />

dass ein fest vereinbarter Gesprächstermin doch nur ein Missverständnis ist, und als<br />

solches eben nicht realisiert wer<strong>de</strong>n durfte.<br />

Es bleibt auch das Verdienst <strong>de</strong>s BdV-Ausschusses, als Einzigem, erkannt zu haben,<br />

dass <strong>de</strong>r Beitritt zur EUFV mit einem erheblichen Verlust <strong>de</strong>r eigenen Souveränität verbun<strong>de</strong>n<br />

wäre. Und dass <strong>de</strong>r BdV, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen politischen Landschaft<br />

immer noch an Stimme und Gewicht zunimmt, in <strong>de</strong>r neuen „Union“ kein größeres Gewicht<br />

als an<strong>de</strong>re europäische Vertriebenenvereinigungen hätte, müsste bei seiner auch<br />

internationalen Be<strong>de</strong>utung sicher als Skandal gewertet wer<strong>de</strong>n! Hoffentlich hat <strong>de</strong>r Versuch<br />

Erfolg, zu verhin<strong>de</strong>rn, dass auch künftig we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche noch Vertriebene aus<br />

an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn irgendwie internationale Beachtung o<strong>de</strong>r gar Be<strong>de</strong>utung<br />

erreichen könnten.<br />

Mit all diesen Bemühungen erweist sich <strong>de</strong>r BdV auf Bun<strong>de</strong>sebene wie<strong>de</strong>r ein Mal als<br />

ein wahrer und edler Hüter politischer, nicht nur <strong>de</strong>utscher, Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit.<br />

Als einfacher Vertriebener halte ich mich angesichts <strong>de</strong>s geballten politischen Sachverstands,<br />

dieses E<strong>de</strong>lmuts und beispielgeben<strong>de</strong>n Engagements nicht für würdig, mich<br />

weiterhin in dieser erlesenen Gesellschaft zu befin<strong>de</strong>n.<br />

Machen Sie so weiter! Mit freundlichen Grüßen Ch. K. Kuznik


6<br />

ZEITGESCHEHEN / LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 9/2008<br />

Je<strong>de</strong>r dritte Nie<strong>de</strong>rsachse hat schlesische<br />

Vorfahren<br />

Schlesier beim Tag <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsachsen aktiv<br />

Je<strong>de</strong>r dritte Nie<strong>de</strong>rsachse hat schlesische<br />

Vorfahren, das stellte das statistische<br />

Lan<strong>de</strong>samt fest. Dieser starke Anteil <strong>de</strong>r<br />

Schlesier an <strong>de</strong>r Bevölkerung Nie<strong>de</strong>rsachsens<br />

fand seinen Ursprung in <strong>de</strong>r Vertreibung<br />

1946. Die britische Regierung genehmigte<br />

die Übernahme vieler Flüchtlingstransporte,<br />

wie es damals hieß, in die<br />

britische Zone. So wur<strong>de</strong>n ganze Dorfgemeinschaften,<br />

aber auch Städte, geschlossen<br />

in die britische Zone „umgesie<strong>de</strong>lt“.<br />

Dadurch wur<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

das Land, das die meisten Schlesier aufnahm.<br />

Später übernahm das Land<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsen die Patenschaft für Schlesien,<br />

die zwar die sozial<strong>de</strong>mokratische Regierung<br />

unter Gerhard Schrö<strong>de</strong>r „ruhen<br />

ließ“, aber die CDU-Regierung unter<br />

Christian Wulff wie<strong>de</strong>r mit Leben erfüllte.<br />

Die Schlesier mel<strong>de</strong>ten sich unverdrossen<br />

beim Tag <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsachsen in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren stets zu Wort. So wird es auch<br />

in diesem Jahr beim Tag <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

in Winsen an <strong>de</strong>r Luhe nahe Hamburg<br />

sein.<br />

Die Schlesier la<strong>de</strong>n nicht nur zu Kaffee<br />

und schlesischen Mohn- und Streußelkuchen<br />

ein, son<strong>de</strong>rn stellen ihre Heimat<br />

in vier Ausstellungen vor und grüßen<br />

mit einem schlesischen Heimatnachmittag,<br />

auf <strong>de</strong>m schlesische Lie<strong>de</strong>r und Volkskunst<br />

vorgestellt wer<strong>de</strong>n. Ein Ausstellungsthema<br />

befasst sich mit Flucht und<br />

Vertreibung. Herbert Geisler stellt schlesische<br />

Dokumente in <strong>de</strong>n Mittelpunkt seiner<br />

Schau, und eine Ausstellung erzählt<br />

vom schlesischen Berggeist Rübezahl. Ein<br />

weiteres Ausstellungsthema ist die schlesische<br />

Lan<strong>de</strong>shauptstadt Breslau, in Miniaturbauten<br />

wer<strong>de</strong>n die markantesten<br />

Bauwerke Breslaus gezeigt, darunter<br />

nicht nur das Rathaus und die Universität,<br />

son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Bahnhof und viele schöne<br />

Kirchen und <strong>de</strong>r Dom. In einem Lichtbil<strong>de</strong>rvortrag,<br />

<strong>de</strong>r je<strong>de</strong> Stun<strong>de</strong> in einem<br />

Klassenraum gezeigt wird, sind Bil<strong>de</strong>r von<br />

„Früher und Heute“ zu sehen<br />

Alles ist zu fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Eckermann-<br />

Schule. Auf <strong>de</strong>m Schulhof wird ein Zelt errichtet,<br />

in das am Sonnabend, 5. Juli 2008<br />

um 15 Uhr zum Heimatnachmittag eingela<strong>de</strong>n<br />

wird. Martin Eichholz mit seinen<br />

Sängern und Musikanten ist in Winsen<br />

schon bekannt als Gast <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />

Schlesien.<br />

Der Kulturreferent <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />

in Nie<strong>de</strong>rsachsen, Ulrich Gö<strong>de</strong>, erwartet,<br />

dass eine ganze Reihe schlesischer<br />

Heimatgruppen in Nie<strong>de</strong>rsachsen <strong>de</strong>n Tag<br />

<strong>de</strong>r Heimat besuchen wer<strong>de</strong>n, Busse aus<br />

Ver<strong>de</strong>n und Bassum haben sich schon angemel<strong>de</strong>t.<br />

Der Tag <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsachsen fin<strong>de</strong>t<br />

vom 4. bis 6. Juli 2008 in Winsen statt.<br />

Informationsmaterial kann bei <strong>de</strong>r Stadtverwaltung<br />

Winsen angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

gr<br />

Nachrichten aus Görlitz<br />

Aus <strong>de</strong>r Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz<br />

✍ Der Stadtschleicher hat Konkurrenz<br />

bekommen. Ein bisschen sieht <strong>de</strong>r<br />

graugrüne Roburbus ans <strong>de</strong>m Jahr 1952<br />

aus, als hätten ihn die Hollywoodleute<br />

beim letzten Filmdreh in Görlitz vergessen.<br />

Nur das kleine „Stadtrundfahrt“-<br />

Schild in <strong>de</strong>r Windschutzscheibe und das<br />

Kennzeichen verraten etwas an<strong>de</strong>res. GR-<br />

ZT 15 steht auf Letzterem. ZT wie die Zeit<br />

und 15 wie <strong>de</strong>r Meridian, auf <strong>de</strong>m Görlitz<br />

liegt. „Mit <strong>de</strong>m Görlitzer Zeit-Express<br />

wollen wir <strong>de</strong>n 15 Meridian beleben“, sagt<br />

Lars Duve. Der gebürtige Görlitzer ist Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Görlitzer Zeit GmbH und<br />

hat sein Ziel stets vor Augen. Nicht <strong>de</strong>r<br />

Schönhof, nicht die Peterskirche und auch<br />

nicht die Gesamtkulisse <strong>de</strong>r Altstadt sind<br />

für ihn <strong>de</strong>r touristische Höhepunkt <strong>de</strong>r<br />

Stadt, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Meridianstein. Allerdings,<br />

bedauerte Duve, hat das die Stadt<br />

noch nicht erkannt. Eine Infotafel hinter<br />

<strong>de</strong>m Stein vermisst er ebenso wie einen<br />

Souvenirstand daneben. „Die Gäste verlangen<br />

danach“, sagt <strong>de</strong>r Touristiker, <strong>de</strong>r<br />

die Görlitzer Zeit GmbH vor einem Jahr<br />

gegrün<strong>de</strong>t und sein bisheriges Unternehmen<br />

„Rübezahl Reisen“ gleich mit integriert<br />

hat.<br />

✍ Neues Museum soll entstehen. In<br />

Görlitz soll ein die Neiße überspannen<strong>de</strong>s<br />

Bauwerk errichtet wer<strong>de</strong>n. Eine Erklärung<br />

zum Bau eines gemeinsamen Museums<br />

zur „Erinnerung an die Opfer <strong>de</strong>r Umsiedlungsaktionen“<br />

wollten die Stadträte<br />

von Görlitz Ost und West bereits im März<br />

unterzeichnen. Der Begriff Vertreibung wer<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Erklärung nicht erwähnt, sagte<br />

<strong>de</strong>r polnische Bürgermeister Rafal Gronicz.<br />

Es ginge dabei um das Schicksal einzelner<br />

Menschen, nicht die Geschichte von<br />

Nationen darzustellen. Als Teil <strong>de</strong>s Projekts<br />

soll auch eine Jugendbegegnungsstätte<br />

entstehen. Die Görlitzer Stadtverwaltung<br />

bestätigte die Gespräche. Zur Zeit wer<strong>de</strong><br />

noch die richtige Formulierung gesucht,<br />

„die <strong>de</strong>m Anliegen und <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Geschehnissen bei<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>r Neiße gerecht<br />

wird,“ sagte eine Sprecherin <strong>de</strong>s<br />

Oberbürgermeisters. Der Begriff „Vertreibung“<br />

wer<strong>de</strong> in Deutschland von allen Politikern<br />

und Historikern für diese mit Unrecht,<br />

Grauen, Schrecken und Gewalt einhergehen<strong>de</strong>n<br />

Ereignisse verwen<strong>de</strong>t und<br />

fin<strong>de</strong>t sich auch im von Deutschland und<br />

Polen 1991 ratifizierten Deutsch-Polnischen<br />

Grenzvertrag wie<strong>de</strong>r.<br />

✍ Viadukt. Polen will Notsicherung nicht<br />

bezahlen. Die polnische Staatsbahn ist<br />

nicht bereit, eine Notsicherung <strong>de</strong>s Eisenbahn-Viadukts<br />

über die Neiße zu finanzieren.<br />

Nach Auskunft von Baubürgermeister<br />

Stefan Holthaus (SPD) will die<br />

polnische Seite maximal ein Drittel <strong>de</strong>r<br />

Kosten übernehmen. Die Görlitzer Stadtverwaltung<br />

hat ausgerechnet, dass es<br />

etwa 45 000 Euro kosten wür<strong>de</strong>, ein Sicherheitsnetz<br />

und einen geschützten<br />

Durchgang anzubringen. So müsste <strong>de</strong>r<br />

Inselweg im Winter nicht am Viadukt gesperrt<br />

wer<strong>de</strong>n, sagte Holthaus im Stadtrat.<br />

Er betonte, dass die Stadtverwaltung<br />

regelmäßig Gespräche mit <strong>de</strong>r Staatsbahn<br />

PKP führe. Die Zuständigkeit für die Grenzbrücken<br />

zwischen Deutschland und Polen<br />

ist in Verträgen zwischen bei<strong>de</strong>n Staaten<br />

geregelt. Für <strong>de</strong>n Viadukt ist Polen zuständig.<br />

Nach Einschätzung von Fachleuten<br />

muss <strong>de</strong>r Bau dringend saniert wer<strong>de</strong>n.<br />

Vor allem im Winter, wenn im Mauerwerk<br />

Wasser gefriert, drohen Steine abzuplatzen.<br />

✍ Synagoge ab Herbst nutzbar. Der<br />

technische Ausschuss <strong>de</strong>s Rates hat jetzt<br />

<strong>de</strong>n Teilausbau <strong>de</strong>r ehemaligen Synagoge<br />

einstimmig beschlossen. Für 289 000<br />

Euro soll das Erdgeschoss in diesem Jahr<br />

so hergerichtet wer<strong>de</strong>n, dass ab November<br />

Veranstaltungen mit bis zu 230 Leuten<br />

stattfin<strong>de</strong>n können. In dieser Summe<br />

enthalten sind Mittel <strong>de</strong>r Altstadtstiftung<br />

und <strong>de</strong>r Deutschen Stiftung Denkmalschutz,<br />

aber auch ein zehnprozentiger Eigenanteil<br />

<strong>de</strong>r Stadt Görlitz. Der Ausbau <strong>de</strong>r<br />

Frauenempore kann aus finanziellen<br />

Grün<strong>de</strong>n nicht erfolgen. Der För<strong>de</strong>rkreis<br />

Görlitzer Synagoge hat sich bereit erklärt,<br />

alle Betriebskosten, die über 10 000 Euro<br />

pro Jahr liegen, zu übernehmen. Das Geld<br />

will er über Führungen, Eintrittsgel<strong>de</strong>r und<br />

Spen<strong>de</strong>n einnehmen. An einen Verkauf <strong>de</strong>r<br />

Synagoge an private Investoren wird<br />

nicht mehr gedacht. Die Jüdische Gemein<strong>de</strong><br />

Görlitz will das in gut sechs Monaten<br />

stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> jüdische Neujahrsfest<br />

in <strong>de</strong>r ehemaligen Synagoge begehen.<br />

Man sei optimistisch, dass bis dahin die<br />

Bauarbeiten abgeschlossen sind, sagte<br />

Kantor Alex Jacobowitz. Er wünsche sich<br />

auch, dass das zentrale Ge<strong>de</strong>nken anlässlich<br />

<strong>de</strong>s 70. Jahrestages <strong>de</strong>r „Reichkristallnacht“<br />

in Görlitz stattfin<strong>de</strong>t.<br />

✍ Naturkun<strong>de</strong> steht hoch im Kurs. Exakt<br />

25 024 Besucher kamen im Jahr 2007 in<br />

das staatliche Museum für Naturkun<strong>de</strong> am<br />

Görlitzer Marienplatz, um die Dauer- und<br />

Son<strong>de</strong>rausstellungen sowie die leben<strong>de</strong>n<br />

Tiere zu sehen. Mit Ausnahme <strong>de</strong>s Jahres<br />

nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>reröffnung 2004 ist das<br />

die höchste Besucherzahl seit 1995. Neben<br />

<strong>de</strong>n Ausstellungen nahmen über 5000<br />

Interessierte an <strong>de</strong>n Vorträgen, Exkursionen<br />

und Son<strong>de</strong>rveranstaltungen <strong>de</strong>s Museums<br />

teil. „Die steigen<strong>de</strong>n Zahlen sind<br />

umso erfreulicher, da in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Naturkun<strong>de</strong>museen<br />

Deutschlands ein leichter Rückgang <strong>de</strong>r<br />

Besucher zu verzeichnen ist“, betonte Museumssprecher<br />

Christian Düker.


Schlesische Nachrichten 9/2008 POLITIK / LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />

7<br />

Schlesier in Memmingen bekennen sich zu Europa<br />

Ge<strong>de</strong>nkfeier „60 Jahre Landsmannschaft“ im Rathaus<br />

Die Kreisvorstandschaft <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien in Memmingen (v. l. n. r.): Gisela<br />

E. Brandt, Maria Czech (Frauenreferentin), Willibald Lazar, Gudrun Stölzle, Marianne Bone<br />

(sitzend), Johanna Mory (Kulturreferentin), Edith Lazar und Armin M. Brandt (Kreisvorsitzen<strong>de</strong>r)<br />

Foto: Archiv Armin M. Brandt (amb), Memmingen/Allgäu<br />

Hinter <strong>de</strong>n Schlesiern liegt ein erfolgreiches<br />

Jahr. Auch in 2008 ergeben sich neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

im gemeinschaftlichen Han<strong>de</strong>ln<br />

für Schlesien und für die Landsmannschaft.<br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r im Orts- und Kreisverband<br />

Memmingen trafen sich zur Jahreshauptversammlung<br />

im Hotel „Weißes Ross“.<br />

Auch das zurückliegen<strong>de</strong> Jahr hat gezeigt,<br />

so <strong>de</strong>r Kreisvorsitzen<strong>de</strong> Armin M.<br />

Brandt, dass die Vertriebenenpolitik von hoher<br />

Aktualität ist. Es gab rege Beteiligungen<br />

an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Veranstaltungen.<br />

Höhepunkte im Jahresablauf waren die monatlichen<br />

Heimattreffen, Muttertagsausfahrt,<br />

Tag <strong>de</strong>r Heimat, Kirmes mit Tanz und<br />

Eisbeinessen, Totenge<strong>de</strong>nken im Waldfriedhof,<br />

Advent- und Barbarafeier sowie<br />

österlicher Nachmittag.<br />

Brandt dankte <strong>de</strong>r Kreisvorstandschaft<br />

für die tatkräftige Unterstützung auf Orts-,<br />

Fromme: For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Polnischen<br />

Bauernpartei ist blanker Populismus<br />

Zu <strong>de</strong>n Berichten über die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

konservativen polnischen Regierungspartei<br />

PSL, Art. 116 GG abschaffen zu wollen,,<br />

erklärt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gruppe<br />

<strong>de</strong>r Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler<br />

<strong>de</strong>r CDU/CSU–Bun<strong>de</strong>stagsfraktion,<br />

Jochen-Konrad Fromme MdB:<br />

Die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Polnischen Bauernpartei<br />

ist in aller Deutlichkeit zurückzuweisen.<br />

Art. 116 GG steht für erlittenes<br />

menschliches Leid, für eine Schicksalsgemeinschaft,<br />

zu <strong>de</strong>r sich CDU und CSU<br />

heute und für die Zukunft bekennen. Er ist<br />

von zentraler Be<strong>de</strong>utung für die Aufnahme<br />

von Spätaussiedlern. Menschen, die<br />

hier Ihre Wurzeln und Heimat haben.<br />

Die Aussage, <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n Stanislaw<br />

Zelichowski <strong>de</strong>r PSL-Fraktion im<br />

polnischen Parlament (Sejm), Art. 116 GG<br />

störe die <strong>de</strong>utsch-polnischen Beziehungen,<br />

weil er die <strong>de</strong>utsche Staatsbürger-<br />

Kreis-, Bezirks- und Lan<strong>de</strong>sebene. Persönlicher<br />

Dank galt seiner Stellvertreterin<br />

Johanna Mory, Frauenreferentin Maria<br />

Czech, Marianne Bone, Edith und Willibald<br />

Lazar, Gudrun Stölzle sowie Gisela Brandt.<br />

Kassenprüfer Alois Simmerding beantragte<br />

die Entlastung, die einstimmig erfolgte.<br />

Mit <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slandsmannschaft<br />

zur Europäischen Union <strong>de</strong>r<br />

Flüchtlinge und Vertriebenen haben sich die<br />

Schlesier zu Europa bekannt, erklärte<br />

Brandt. Die <strong>de</strong>utsche Politik hat die Kernanliegen<br />

<strong>de</strong>r Vertriebenen aufgegeben.<br />

Zwar gibt es in einigen Papieren noch immer<br />

Bekenntnisse, die das Recht auf die<br />

Heimat, die Anerkennung verletzter Rechte<br />

o<strong>de</strong>r die Lösung offener Fragen aus <strong>de</strong>r<br />

Vertreibung in bilateralen Verhandlungen<br />

betreffen, jedoch scheinen <strong>de</strong>rartige Aussagen<br />

wirklich nur auf <strong>de</strong>m Papier zu ste-<br />

schaft an die Grenzen von 1937 bin<strong>de</strong>, sind<br />

blanker Populismus. Mit <strong>de</strong>m Vorstoß<br />

hängt sich die PSL <strong>de</strong>n Mantel <strong>de</strong>r Volksnähe<br />

um. Tatsächlich will sie, wie schon<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit die Brü<strong>de</strong>r Kaczynski,<br />

nicht an<strong>de</strong>res, als Emotionen, Vorurteile<br />

und Ängste <strong>de</strong>r Bevölkerung zu schüren<br />

und sich für eigene Zwecke zu Nutzen machen.<br />

Dieses Vorgehen ist zu verachten.<br />

Hier wer<strong>de</strong>n die Schicksale <strong>de</strong>r Vertriebenen<br />

auf üble Weise missbraucht.<br />

Es tut gut festzustellen, dass <strong>de</strong>r PSL<br />

auch von Vertretern Polens Wind entgegenweht.<br />

So äußerte sich <strong>de</strong>r von Premierminister<br />

Donald Tusk eingesetzte<br />

polnische Son<strong>de</strong>rbeauftragte für<br />

Deutschland. Prof. Wladyslaw Bartoszewski,<br />

schon <strong>de</strong>utlich ablehnend zu <strong>de</strong>m<br />

Vorschlag. Diese Stimmen sind es, die wir,<br />

die CDU/CSU-Bun<strong>de</strong>stagsfraktion, unterstützen.<br />

hen und in <strong>de</strong>r Politik keine Rolle zu spielen.<br />

Brandts Fazit: „Die Europäisierung <strong>de</strong>s<br />

Vertriebenenschicksals bleibt <strong>de</strong>shalb unverzichtbar,<br />

auch in Anbetracht <strong>de</strong>r verletzten<br />

Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Opfer.“<br />

Die schlesischen Landsleute in Memmingen<br />

haben sich vor 60 Jahren zur<br />

Landsmannschaft zusammengeschlossen.<br />

Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger<br />

hat die Schirmherrschaft für die Ge<strong>de</strong>nkfeier<br />

übernommen, die am Samstag, 31.<br />

Mai, um 11 Uhr in <strong>de</strong>r Rathaushalle durchgeführt<br />

wird.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Erinnerung „60 Jahre<br />

Landsmannschaft Schlesien“ fin<strong>de</strong>n zwei<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Veranstaltungen in Memmingen<br />

statt: Die Bezirksversammlung am 26.<br />

April und die Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertentagung am<br />

11. Oktober 2008. Armin M. Brandt<br />

TERMINE<br />

Landsmannschaft Schlesien, Kreisverband<br />

Memmingen:<br />

31. Mai 2008, 11 Uhr: Ge<strong>de</strong>nkfeier „60 Jahre<br />

Landsmannschaft Schlesien“ in <strong>de</strong>r Rathaushalle.<br />

Schirmherr: OB Dr. Ivo Holzinger.<br />

Info: arminmbrandt@hotmail.com<br />

ARD plant Verfilmung<br />

<strong>de</strong>s Lebens von<br />

Bernhard Grzimek<br />

Die Internet-Präsenz wunschliste.<strong>de</strong> berichtet,<br />

dass die Potsdamer Produktionsfirma<br />

Teamworx im Auftrag <strong>de</strong>r ARD einen<br />

Fernsehzweiteiler über das Leben <strong>de</strong>s<br />

berühmten Zoologen Bernhard Grzimek<br />

drehen wird. Der legendäre Naturschützer<br />

und am 24. April 1909 geborene Oberschlesier<br />

war von 1945 bis 1974 Direktor<br />

<strong>de</strong>s Frankfurter Zoos. Sein Film „Serengeti<br />

darf nicht sterben“ erhielt 1960 <strong>de</strong>n<br />

Oscar als „Bester Dokumentarfilm“. Von<br />

1956 bis 1987 mo<strong>de</strong>rierte er seine Sendung<br />

"„Ein Platz für Tiere“ beim Hessischen<br />

Rundfunk. Der HR soll über eine Beteiligung<br />

an <strong>de</strong>m Projekt nach<strong>de</strong>nken.<br />

Teamworx hat u. a. die historischen Stoffe<br />

„Der Tunnel“, „Dres<strong>de</strong>n“, „Die Flucht““,<br />

„Die Mauer-Berlin ‘61“, „Die Luftbrücke“<br />

und „Nicht alle waren Mör<strong>de</strong>r“ produziert.<br />

ma


8<br />

LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 9/2008<br />

Bericht über die Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertentagung<br />

<strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien, Lan<strong>de</strong>sverband<br />

Bayern e. V.<br />

Im Sportheim <strong>de</strong>s 1. FC Herzogenaurach trafen sich im Beisein vieler Prominenter<br />

aus Politik und <strong>de</strong>m öffentlichen Leben Vertreter <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien<br />

Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien, aus ganz Bayern.<br />

Der Vorstand <strong>de</strong>r bayerischen Schlesier<br />

traf sich bereits einen Tag vorher am Freitag,<br />

um ein umfangreiches Programm abarbeiten<br />

zu können. Zuvor wur<strong>de</strong> er von<br />

Bürgermeisterin Doris Wüstner im Herzogenauracher<br />

Rathaus freundlich zu einem<br />

Gedankenaustausch empfangen.<br />

Der Samstag begann mit einer separaten<br />

Frauenstun<strong>de</strong>. Anschließend begrüßte<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> Christian<br />

Kuznik nach einem Eröffnungslied die zahlreich<br />

erschienenen Delegierten und Gäste<br />

aus ganz Bayern zur Frühjahresversammlung,<br />

<strong>de</strong>ren Schwerpunkt organisatorische<br />

Fragen und Verbandsangelegenheiten<br />

sein wür<strong>de</strong>n. Gekommen waren<br />

auch MdB S. Müller, MdL Ch.<br />

Matschl, Landrat E. Irlinger und nochmals<br />

Bürgermeisterin D. Wüstner. In ihren<br />

Grußworten dankten diese <strong>de</strong>n hier ansässigen<br />

Schlesiern, die mit Fleiß und Können<br />

wesentlich zu <strong>de</strong>m wirtschaftlichen<br />

Aufschwung unter an<strong>de</strong>rem auch Herzogenaurachs<br />

beigetragen hätten. Sie betonten<br />

bereits bestehen<strong>de</strong> gute Kontakte<br />

zu Partnerstädten in Schlesien und die<br />

Möglichkeiten für eine fortschreiten<strong>de</strong> Aussöhnung<br />

mit Polen.<br />

Der gastgeben<strong>de</strong> Ortsverband Herzogenaurach<br />

konnte eine erfolgreiche Arbeit<br />

vorstellen. Zum Dank wur<strong>de</strong>n auch von<br />

dort viele verdienstvolle Landsleute ausgezeichnet,<br />

ebenso auch Gerhard Kuznik,<br />

<strong>de</strong>r Schriftführer <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s.<br />

Anschließend nahm <strong>de</strong>r anwesen<strong>de</strong><br />

Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />

Rudi Pawelka vier Ehrungen mit<br />

<strong>de</strong>m Schlesierkreuz, <strong>de</strong>r höchsten Auszeichnung<br />

<strong>de</strong>r Landsmannschaft, vor.<br />

Ausgezeichnet wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>ssvorsitzen<strong>de</strong><br />

Christian K. Kuznik, die Lan<strong>de</strong>sschatzmeisterin<br />

Christiane Webert, Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Joachim Lukas und<br />

verdientes ehemaliges Lan<strong>de</strong>svorstands-<br />

mitglied, Kreis- und Ortsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

Wolfgang Sei<strong>de</strong>l.<br />

In seiner folgen<strong>de</strong>n Ansprache mahnte<br />

Pawelka die immer noch ungeklärte Eigentumsfrage,<br />

die fast überall noch fehlen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Ortsschil<strong>de</strong>r in<br />

Schlesien, die „Beutekunst“ und An<strong>de</strong>res<br />

an. Die kürzlich gegrün<strong>de</strong>te Europäische<br />

Union <strong>de</strong>r Flüchtlinge und Vertriebenen bezeichnete<br />

er als eine wichtige Möglichkeit,<br />

die Vertreibung <strong>de</strong>r Deutschen von <strong>de</strong>m<br />

Vorwurf zu befreien, sie sei einzig die Folge<br />

eines von <strong>de</strong>n Nationalsozialisten ent-<br />

Der Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n neuen<br />

Schlesierkruzträgern. Von links: Wolfgang<br />

Sei<strong>de</strong>l, Joachim Lukas, Rudi Pawelka, Christian<br />

K. Kuznik, Christiane Webert<br />

fachten Vernichtungskrieges. Trotz zahlreicher<br />

Mitgliedsorganisationen – von<br />

Karelien über Mitteleuropa bis hin zu Armenien,<br />

Zypern und Griechenland – lehne<br />

allerdings <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche BdV (Bund <strong>de</strong>r<br />

Vertriebenen) mit Präsi<strong>de</strong>ntin Erika Steinbach<br />

an <strong>de</strong>r Spitze seinen Beitritt unverständlicherweise<br />

ab.<br />

Neben <strong>de</strong>n Berichten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>svorstan<strong>de</strong>s,<br />

<strong>de</strong>r Referenten und <strong>de</strong>r Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

umfasste das umfangreiche<br />

Programm vor allem Fragen <strong>de</strong>r Zukunft<br />

Schlesiens und <strong>de</strong>r landsmannschaftlichen<br />

Gruppen. Um das <strong>de</strong>utsche Schlesien und<br />

seine über Jahrhun<strong>de</strong>rte erbrachten historischen<br />

und kulturellen Beiträge zur Gesamtgeschichte<br />

Deutschlands und Europas<br />

auch über das Bestehen <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />

hinaus im Bewusstsein nicht nur <strong>de</strong>r<br />

Schlesier zu erhalten, beschloss man die<br />

Gründung einer „Stiftung Schlesier in Bayern“.<br />

Die dabei zu überwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Probleme<br />

seien erheblich, vor allem bleibt die Aufgabe,<br />

möglichst viel Grundkapital für diese<br />

Stiftung zu bekommen. Sponsoren wer<strong>de</strong>n<br />

noch gesucht.<br />

In „Politiker-Run<strong>de</strong>n“ auf allen Ebenen<br />

wollen die Schlesier in Bayern – auch vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Landtagswahl<br />

im Herbst – erkun<strong>de</strong>n, wie weit<br />

und von wem sie in ihrer Arbeit unterstützt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m Lied: „Kein schöner Land...“<br />

verabschie<strong>de</strong>ten sich die Delegierten<br />

nach erfolgreicher Arbeit bis zu ihrer<br />

Herbsttagung 2008 in Memmingen.<br />

Ch. K. Kuznik<br />

Übergabe von schlesischen Exponaten <strong>de</strong>r Ortsgruppe<br />

Diepholz an das Heimatmuseum in Aschen<br />

Die Landsmannschaft Schlesien, Ortsgruppe<br />

Diepholz, hat am 9. März 2008 im<br />

Heimatmuseum in Diepholz-Aschen eine<br />

„SCHLESISCHE HEIMATSTUBE“ eröffnet.<br />

Durch verschie<strong>de</strong>ne Veranstaltungen<br />

wird dieses Heimatmuseum mit Leben erfüllt.<br />

Die Bevölkerung dieses Ortsteiles von<br />

Diepholz ist aktiv an <strong>de</strong>n einzelnen Veranstaltungen<br />

beteiligt und steht zu dieser<br />

Einrichtung. Die Gebäu<strong>de</strong>, das Inventar,<br />

die Außenanlagen usw. machen einen gepflegten<br />

Eindruck, das Heimatmuseum<br />

steht auf sicheren finanziellen Füßen. Es<br />

ist daher, nach Meinung <strong>de</strong>r Ortsgruppe<br />

Diepholz, <strong>de</strong>r richtige Ort, um an Schlesien<br />

zu erinnern und schlesische Exponate<br />

zu überlassen. Auch <strong>de</strong>r Umstand, dass<br />

die Nachkommen <strong>de</strong>r vertriebenen Schlesier<br />

nun Diepholz und Umgebung als ihre<br />

Heimat betrachten, spricht für diese Entscheidung.<br />

Am Eröffnungstag wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Heimatmuseum<br />

eine Alltagstracht aus <strong>de</strong>m<br />

Riesengebirge und diverse schlesische Exponate<br />

überlassen. Mit einem „Häckerle-<br />

Essen“ für die gela<strong>de</strong>nen Gäste wur<strong>de</strong> die<br />

Einweihung <strong>de</strong>r Heimatstube entsprechend<br />

gefeiert. Diese schlesische Heimatstube<br />

soll im Laufe <strong>de</strong>r Zeit noch erweitert<br />

wer<strong>de</strong>n und die Ortsgruppe Diepholz<br />

hofft, weitere Ausstellungsstücke für<br />

das Museum zu bekommen. Die Ortsgruppe<br />

appelliert daher an die schlesischen<br />

Landsleute und ihre Nachkommen,<br />

schlesische Erinnerungsstücke nicht<br />

wegzuwerfen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>m Heimatmuseum<br />

zu überlassen.<br />

Das Diepholzer Kreisblatt hat nun ausführlich<br />

über die Eröffnung Heimatstube<br />

im Heimatmuseum in Aschen berichtet.<br />

Ingrid Lattke<br />

TERMINE<br />

Treffen <strong>de</strong>r Wahrener<br />

7. Juni 2008, ab 11 Uhr: Treffen <strong>de</strong>r Wahrener<br />

im Hotel Bertram in Schwarmstedt.<br />

Anmeldung bis 10. Mai 2008 bei Frie<strong>de</strong>l<br />

Mahler, Tel 05071/2820


Schlesische Nachrichten 9/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />

9<br />

Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertenversammlung 2008<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppe Hessen<br />

v. l. Gerhard Frost, Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r Staatsminister a. D. Gottfried Mil<strong>de</strong>, Helmut Liewald,<br />

Eva-Maria Pietsch, Joseph Pietsch, Erna Peilicke, Heinz Jenke, Annemarie Busch, Klaus Zeimer<br />

Bei <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertenversammlung<br />

2008 <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien,<br />

Lan<strong>de</strong>sgruppe Hessen stand die Wahl <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>svorstan<strong>de</strong>s an, die <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>sehrenvorsitzen<strong>de</strong><br />

Staatsminister a.D. Gottfried<br />

Mil<strong>de</strong> leitete. Einstimmig wie<strong>de</strong>rgewählt<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> Joseph<br />

Pietsch (Darmstadt). In ihrem Amt bestätigt<br />

wur<strong>de</strong>n die stellv. Vorsitzen<strong>de</strong> Erna<br />

Peilicke (Frankfurt), <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sschatzmeister<br />

Helmut Liewald (Frankfurt), <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>sgeschäftsführer Klaus Zeimer<br />

(Wiesba<strong>de</strong>n), die Lan<strong>de</strong>spressereferentin<br />

Eva-Maria Pietsch (Darmstadt). Neu<br />

gewählt wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r stellv. Vorsitzen<strong>de</strong><br />

Gerhard Frost (Wetzlar), Lan<strong>de</strong>sschriftführer<br />

Heinz Jenke (Wiesba<strong>de</strong>n) und <strong>de</strong>r<br />

Lan<strong>de</strong>skulturreferent Arno Junge (Baunatal).<br />

Das Hauptreferat hielt Rudolf Friedrich,<br />

Lan<strong>de</strong>sbeauftragter <strong>de</strong>r Hessischen<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung für Vertriebene, Flüchtlinge<br />

und Spätaussiedler. Er bedankte sich<br />

bei <strong>de</strong>m Vorstand <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />

Schlesien für die stets gute und kameradschaftliche<br />

Zusammenarbeit.<br />

30 % <strong>de</strong>r hessischen Bevölkerung sind<br />

Heimatvertriebene und Spätaussiedler,<br />

die eine Bereicherung für Hessen waren<br />

und sind. Er berichtete, was alles in Hessen<br />

seit 1999 unter <strong>de</strong>r Regierung von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Roland Koch geschehen<br />

ist. Endlich, nach 40 Jahren konnte ein<br />

Vertriebenenvertreter in <strong>de</strong>n Hessischen<br />

Rundfunkrat entsandt wer<strong>de</strong>n.<br />

Hessen war das erste Bun<strong>de</strong>sland, das<br />

eine Patenschaft für das „Denkmal gegen<br />

Vertreibungen“ übernahm. An<strong>de</strong>re<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r begannen daraufhin darüber<br />

nachzu<strong>de</strong>nken. – Der Lan<strong>de</strong>svertriebenenbeirat<br />

ist in einigen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

ohne Be<strong>de</strong>utung, in Hessen wur<strong>de</strong> er bei-<br />

behalten und 1999 wie<strong>de</strong>r beratungsfähig<br />

gemacht. Die vorher gekürzten Gel<strong>de</strong>r<br />

für die Kulturarbeit <strong>de</strong>r Vertriebenen<br />

wur<strong>de</strong>n für diese wichtige Aufgabe wie<strong>de</strong>r<br />

erhöht. Der „Tag <strong>de</strong>r Heimat“ wur<strong>de</strong><br />

auf Lan<strong>de</strong>sebene eingeführt und wird jährlich<br />

im Biebricher Schloss in Wiesba<strong>de</strong>n<br />

begangen. Während <strong>de</strong>s „Hessentages“<br />

gibt es einen Tag <strong>de</strong>r Vertriebenen. Seit<br />

2002 fin<strong>de</strong>n Neujahrgespräche mit <strong>de</strong>m<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten statt. Dazu eingela<strong>de</strong>n<br />

sind die Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Landsmannschaften<br />

und die Geschäftsführer.<br />

Friedrich unterstützt die Debatte, dass<br />

<strong>de</strong>utsche Städtenamen in Schlesien wie<strong>de</strong>r<br />

eingeführt wer<strong>de</strong>n, damit Schlesien<br />

mit seinen Städten und <strong>de</strong>ren langer <strong>de</strong>utscher<br />

Geschichte in Europa bewusst wer<strong>de</strong><br />

und schloss mit einem Vermächtnis von<br />

Herbert Hupka, über <strong>de</strong>ssen Leben und<br />

Wirken zur Zeit eine beeindrucken<strong>de</strong> Ausstellung<br />

im „Haus <strong>de</strong>r Heimat“ in Wiesba<strong>de</strong>n<br />

ist.<br />

Der Vorsitzen<strong>de</strong> Joseph Pietsch gratulierte<br />

Rudolf Pradler, Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Kreisgruppe Bergstraße und Eva-Maria<br />

Pietsch, Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreisgruppe<br />

Darmstadt-Dieburg zur Ehrung mit <strong>de</strong>r<br />

höchsten Auzeichnung <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />

Schlesien, <strong>de</strong>m Schlesierkreuz und<br />

dankte ihnen für die unermüdliche Arbeit<br />

in <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien und für<br />

die Heimat Schlesien.<br />

Nach <strong>de</strong>n Rechenschaftsberichten mit<br />

anschließen<strong>de</strong>r Diskussion lud <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

ein zu <strong>de</strong>n schlesischen Kulturtagen<br />

im Anny-Lang-Haus in Wiesba<strong>de</strong>n<br />

vom 26. bis 29. Mai 2008. Die Sammlung<br />

„Treue Spen<strong>de</strong> für Schlesien“ erbrachte<br />

einen ansehnlichen Betrag.<br />

Eva-Maria Pietsch<br />

Lan<strong>de</strong>spressereferentin<br />

Eva-Maria Pietsch mit<br />

Schlesierkreuz geehrt<br />

Eva-Maria Pietsch wur<strong>de</strong> für ihren langjährigen<br />

und vielfältigen Einsatz für Schlesien<br />

mit <strong>de</strong>m Schlesierkreuz geehrt. Damit<br />

will die Landsmannschaft einerseits<br />

ihre Tätigkeit als Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreisgruppe<br />

Darmstadt-Dieburg und als Mitglied<br />

<strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />

Hessen würdigen, an<strong>de</strong>rerseits aber auch<br />

ihren Einsatz für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r schlesischen<br />

Kultur in <strong>de</strong>r Nachkriegs-Vertreibung<br />

und zugleich in <strong>de</strong>r Heimat. Denn Eva-Maria<br />

Pietsch hält nicht nur regelmäßig Vorträge<br />

bei Kulturtagungen; sie setzt sich<br />

insbeson<strong>de</strong>re auch für die katholische<br />

Seelsorge in Breslau seit vielen Jahren ein.<br />

In enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r AGMO<br />

e.V. ist ihr zugleich aber auch das Schicksal<br />

unserer Landsleute in <strong>de</strong>n weiteren<br />

schlesischen Gebieten wichtig. Die Verleihung<br />

erfolgte im Rahmen einer Familienfeier<br />

anlässlich <strong>de</strong>r<br />

Gol<strong>de</strong>nen Hochzeit,<br />

die sie mit <strong>de</strong>m hessischenLan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>n<br />

Joseph<br />

Pietsch feiern<br />

konnte. Die<br />

Ehrung<br />

nahm <strong>de</strong>r<br />

Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r SchlesischenLan<strong>de</strong>svertretung<br />

Prof.<br />

Dr. Michael<br />

Pietsch vor.<br />

Mitte April besuchte eine Gruppe von Germanistikstu<strong>de</strong>nten<br />

aus Oberschlesien die<br />

„Hin<strong>de</strong>nburger Heimatsammlung“ in Essen<br />

(Foto: Eintragung in das Gästebuch).<br />

Diese Gruppe war im Rahmen einer Maßnahme<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sleitung <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />

Schlesien fast eine ganze Woche<br />

im Haus Schlesien untergebracht, wo<br />

sich sich mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-polnischen<br />

Nachbarschaft o<strong>de</strong>r auch mit <strong>de</strong>r Geschichte<br />

Schlesiens auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

konnten. Diese Maßnahme wur<strong>de</strong> aus Mitteln<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung finanziert. Die<br />

Seminarleitung hatte Joachim Karwoczik<br />

inne und Damian Spielvogel trug die Verantwortung<br />

für die Vorbereitung.


10<br />

Schlesische<br />

Ge<strong>de</strong>nktage<br />

2008<br />

2. Quartal<br />

11. April 1888 – Breslau<br />

120. Geburtstag von Arnold Ulitz – Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />

Erzähler – Roman „Der große<br />

Janja“ – „Hochzeit! Hochzeit“, Humoreske<br />

– Andreas-Gryphius-Preis 1967<br />

21. April 1918 – Breslau<br />

90. To<strong>de</strong>stag von Manfred Freiherr von<br />

Richthofen – selbst vom Feind hochgeachteter<br />

Jagdflieger, über Vaux-sur-Somme<br />

abgeschossen<br />

27. April 1888 – Breslau<br />

120. Geburtstag von Wal<strong>de</strong>mar von<br />

Grumbkow Feinsinn – Dichter, langjähriger<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gesellschaft „DER<br />

OSTEN“<br />

4. Mai 1888 – Neisse<br />

120. Geburtstag von Werner Schulemann<br />

– Pharmakologe, Ent<strong>de</strong>cker <strong>de</strong>s Malariamittel<br />

Atebrin und Plasmochin – 1938 mit<br />

<strong>de</strong>r Mary-Kingsley-Medal ausgezeichnet<br />

4. Mai 1898 – Wieschowa/OS<br />

110. Geburtstag von Prälat Oskar Golombek,<br />

„geistlicher Vater <strong>de</strong>r Schlesier“<br />

11. Mai 1858 – Salzbrunn<br />

150. Geburtstag von Carl Hauptmann –<br />

Dichter <strong>de</strong>s Riesengebirges – Erzähler und<br />

Lyriker, Romane wie „Einhart <strong>de</strong>r Lächler“,<br />

„Mathil<strong>de</strong>“ und Dramen wie „Marianne“,<br />

„Te<strong>de</strong>um Krieg“, „Tobias Buntschuh“,<br />

Gedichte: „Meine Berge leuchten wie<strong>de</strong>r“,<br />

„Wenn ich hoch oben geh“<br />

18. Mai 1898 – Piekar/OS<br />

110. Geburtstag von Hans Kroll – Diplomat,<br />

u. a. Botschafter in Moskau<br />

4. Juni 1958 – London<br />

50. To<strong>de</strong>stag von Mechthil<strong>de</strong> Fürstin<br />

Lichnowsky – Erzählerin – Urenkelin <strong>de</strong>r<br />

Kaiserin Maria Theresia<br />

20. Juni 1958 – Königshütte/OS<br />

50. To<strong>de</strong>stag von Kurt Adler – Chemiker<br />

– Entwicklung <strong>de</strong>r Dien-Synthese zusammen<br />

mit Otto Diels – 1950 Nobelpreis<br />

für Chemie erhalten<br />

TERMINE<br />

Landsmannschaft Schlesien Landshut<br />

13. und 27. Mai 2008, 19 Uhr: Chorprobe<br />

im Haus <strong>de</strong>r Heimat / Neustadt<br />

16. Mai 2008, 19.30 Uhr: Maiandacht mit<br />

Grüssauer Marienrufen in <strong>de</strong>r Abteikirche<br />

<strong>de</strong>s Klosters Seligental<br />

17. Mai 2008, 15 Uhr: Monatsversammlung<br />

mit Muttertagsfeier im Gast hof Ulrich Meyer,<br />

Piflas<br />

29. Mai 2008, 19 Uhr: Stammtisch „Schlesische<br />

Run<strong>de</strong>“, Gasthaus „Zur Insel“<br />

Info: Kurt-Peter Nawroth, Tel. und Fax<br />

0871/42333<br />

Druckfehler<br />

In <strong>de</strong>n SN 8/2008 wur<strong>de</strong> das Bild auf Seite<br />

1 versehentlich falsch untertitelt. Der<br />

richtige Name <strong>de</strong>s Klosters heißt Grüssau.<br />

Wir bitten, <strong>de</strong>n Druckfehler zu entschuldigen.<br />

SN<br />

KULTUR Schlesische Nachrichten 9/2008<br />

Son<strong>de</strong>rstempel und Briefmarken zu <strong>de</strong>n Themenbereichen<br />

Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier und Ost<strong>de</strong>utschland<br />

Heute: Poststempel aus Neustadt in Oberschlesien 1923<br />

In <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe: : Poststempel aus Breslau 1923<br />

Aus <strong>de</strong>r Sammlung Michael Ferber<br />

Frühjahrstagung <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

„Archiv für schlesische Mundart“ vom 11. bis 13. April 2008<br />

Seit seiner Gründung im<br />

Jahre 1982 führt <strong>de</strong>r<br />

„Arbeitskreis Archiv<br />

für schles<br />

i s c h e<br />

Mundart“<br />

jeweils<br />

eine Tagung<br />

im<br />

Frühjahr<br />

und eine<br />

im September<br />

durch. Schon<br />

frühzeitig<br />

entschlossen sich<br />

die Mitglie<strong>de</strong>r dieses Kreises<br />

alljährlich in Wangen/Allgäu zu tagen,<br />

zumal die Stadt Wangen durch ihre<br />

Oberbürgermeister inzwischen eine Art Patenschaft<br />

für <strong>de</strong>n Arbeitskreis übernommen<br />

haben.<br />

So traf sich <strong>de</strong>r Arbeitskreis vom 11. bis<br />

13. April erneut zu einer Wochenendtagung<br />

im Frauentorturm in Wangen.<br />

Der Leiter <strong>de</strong>s Kreises, Friedrich-Wilhelm<br />

Preuß, konnte 30 schlesische<br />

Mundartforscher begrüßen. Herr Preuß<br />

hatte wie<strong>de</strong>r sehr interessante Referate zusammengestellt.<br />

Neben <strong>de</strong>r Buchvorstellung<br />

von Eberhard Scholz-Eule war <strong>de</strong>r<br />

Bericht <strong>de</strong>r Schlesienreise <strong>de</strong>s Wangener<br />

Kreises vom Sept. 2007, referiert durch Lieselotte<br />

Weske, ein Höhepunkt dieser Tagung.<br />

Nach einem ausgefüllten<br />

Arbeitstag, war <strong>de</strong>r<br />

Abend im Hotel<br />

„Blaue Traube“<br />

für ein<br />

gemütlichesBeisammenseinreserviert,<br />

wo nahezu<br />

je<strong>de</strong>r<br />

Teilnehmer in<br />

schlesischer<br />

Mundart einen<br />

Beitrag leistete. Unser<br />

bekannter Lie<strong>de</strong>r- und<br />

Stimmungsmacher Dr. Alois Burkert<br />

sorgte für die musikalische Begleitung und<br />

eine hervorragen<strong>de</strong> Stimmung. Alois Burkert<br />

dichtet Texte in schlesischer Mundart<br />

und vertont auch diese.<br />

Der Arbeitskreis hat seine Forschungsarbeit<br />

zur Bewahrung <strong>de</strong>r schlesischen<br />

Mundart zu verschie<strong>de</strong>nen Themen<br />

in 17 Büchern und einem Son<strong>de</strong>rband<br />

dokumentiert. Wie wichtig auch für hohe<br />

Persönlichkeiten die schlesische Mundart<br />

war, zeigt, dass unser großer schlesischer<br />

Dichter Gerhart Hauptmann (Nobelpreisträger<br />

für Literatur <strong>de</strong>s Jahres<br />

1912), sein Werk „Die Weber“ zunächst mit<br />

<strong>de</strong>m Titel „De Waber“ im Dialekt beim Fischerverlag<br />

im Jahre 1892 veröffentlichte.<br />

Der Mundartkreis hat seinen Band 7<br />

unter <strong>de</strong>m Titel‚ „1844 schlesischer Weberaufstand<br />

– „Merr wabern und wabern<br />

Taag und Nacht“ diesem sozialen auch in<br />

<strong>de</strong>r heutigen Zeit so wichtigen Thema gewidmet.<br />

Die Teilnehmer <strong>de</strong>r Tagung dankten<br />

durch ihren Leiter <strong>de</strong>n Herren Oberbürgermeister<br />

Michael Lang und <strong>de</strong>m Kulturamtsleiter<br />

Hermann Spang für ihr persönliches<br />

Erscheinen und ihren Grußworten<br />

mit <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r letzten Publikation,<br />

<strong>de</strong>m Jubiläumsband „25 Jahre Arbeitskreis<br />

für schlesische Mundart“.<br />

Ullrich Junker


Schlesische Nachrichten 9/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />

11<br />

Bericht über die Jahreshauptversammlung<br />

<strong>de</strong>s Kreisverbands Landsberg/Lech<br />

Der 1. Vorsitzen<strong>de</strong>n Klaus-Dieter Rie<strong>de</strong>l<br />

begrüßte die Anwesen<strong>de</strong>n zur Jahreshauptversammlung<br />

2008 mit <strong>de</strong>m Gedicht<br />

zum Ge<strong>de</strong>nken an die verstorbenen<br />

Landsleute „Mütter von Dres<strong>de</strong>n“. Beson<strong>de</strong>rs<br />

gedachte er Charlotte Adler, <strong>de</strong>r<br />

langjährigen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Su<strong>de</strong>ten<strong>de</strong>utschen<br />

Landsmannschaft und Robert<br />

Müller-Kox, <strong>de</strong>r sich um die Bun<strong>de</strong>slandsmannschaft<br />

beson<strong>de</strong>rs verdient gemacht<br />

hatte. „Sagt es Euren Enkeln , ein<br />

Vermächtnis“, damit schloß das Ge<strong>de</strong>nken.<br />

Es folgte <strong>de</strong>r Jahresrückblick: Die<br />

Nachwahl für <strong>de</strong>n 2. Vorsitzen<strong>de</strong>n blieb<br />

ohne Ergebnis. Unsere Schriftführerin, Laura<br />

Bräue, wur<strong>de</strong> im Amt bestätigt. Als Fahnenträger<br />

mel<strong>de</strong>te sich Erdmann Bräuer.<br />

Eduard Lehmann schied aus <strong>de</strong>m Vorstand<br />

aus. Zum 1. Mai ging <strong>de</strong>r Vereinsausflug<br />

zum „Blautopf“ und ins Schwä-<br />

bische. Eine geplante weitere Fahrt im August<br />

fiel lei<strong>de</strong>r aus.<br />

Die Muttertagsfeier wur<strong>de</strong> schön ausgerichtet,<br />

wofür <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Beteiligten<br />

beson<strong>de</strong>rs dankte.<br />

Es folgte ein Bericht von <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>streffen<br />

in Hannover. Elisabeth Bräuer berichtete<br />

über ihre kulturelle Arbeit, z. B.<br />

über Lätare, Ge<strong>de</strong>nktage schlesischer Persönlichkeiten<br />

im September o<strong>de</strong>r das<br />

„Lichtzepter“ zur Weihnachtsfeier.<br />

Die Frauengruppe traf sich 2007<br />

sechsmal. Laura Bräuer gestaltete die Erntedank-Feier<br />

im Oktober und brachte zur<br />

Weihnachtsfeier wie<strong>de</strong>r ihre Musikkin<strong>de</strong>r<br />

zum musizieren mit. Eduard Lehmann organisierte<br />

2 Fahrten zum Forellenessen in<br />

Wel<strong>de</strong>n bei Augsburg. Karin Drexl legte <strong>de</strong>n<br />

Kassenbericht vor. Als Kassenprüfer bestätigte<br />

Herr Adler die Richtigkeit und korrekte<br />

Buchführung. Die Mitglie<strong>de</strong>r entlasteten<br />

darauf <strong>de</strong>n Vorstand.<br />

Neuer Vorstand bei <strong>de</strong>r Kreisgruppe Augsburg<br />

Bei <strong>de</strong>r Jahreshauptversammlung <strong>de</strong>r<br />

Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe<br />

Augsburg-Stadt & -Land und<br />

Aichach-Friedberg am 29. März 2008 wur<strong>de</strong><br />

nach <strong>de</strong>r neuen Satzung auf unbestimmte<br />

Zeit <strong>de</strong>r neue Vorstand gewählt.<br />

Er setzt sich folgen<strong>de</strong>rmaßen zusammen:<br />

Erster Vorsitzen<strong>de</strong>r und Pressewart:<br />

Götz B. Pfeiffer/Stellvertreter und Schriftführer:<br />

Horst Schramm/Kassenwart: Alfred<br />

Goschütz/Kulturreferentin: Marianne Pecher/Frauenreferentin:<br />

Else Eifler<br />

Nach <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>s Rechenschaftsberichts<br />

und <strong>de</strong>r Berichte <strong>de</strong>s Kas-<br />

Der bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt, Dr. Günter<br />

Beckstein, Träger <strong>de</strong>s Schlesierschil<strong>de</strong>s,<br />

<strong>de</strong>r höchsten zu vergeben<strong>de</strong> Auszeichnung<br />

<strong>de</strong>r Schlesier, beim Besuch in Landsberg am<br />

Lech mit zwei Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s dortigen Schlesiervereines,<br />

Karin Drexl, Schatzmeisterin<br />

(links) und Elisabeth Bräuer, Kulturreferentin.<br />

Dahinter: Dr. Thomas Goppel, bayerischer<br />

Staatsminister.<br />

senwarts und -prüfers wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorstand<br />

wur<strong>de</strong> entlastet.<br />

Im unterhaltsamen Teil <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />

begleitete unser langjähriger Musikus<br />

Ernst Kolonko unseren Gesang. In diesem<br />

Jahre konnten 16 Mitglie<strong>de</strong>r als Jubilare<br />

geehrt wer<strong>de</strong>n, davon zwei mit einer<br />

Ehrenna<strong>de</strong>l, darunter zwei mit 50-jähriger<br />

(!) und vier mit 55-jähriger (!!) Mitgliedschaft.<br />

Götz B. Pfeiffer wur<strong>de</strong> gera<strong>de</strong> noch in<br />

Schlesien geboren, in Lauban, als es anschließend<br />

auf die Flucht ging, die ihn ins<br />

Allgäu führte. So ist er Allgäuer und Schle-<br />

Karin Drexl und Elisabeth Bräuer mit zwei<br />

Praktikantinnen <strong>de</strong>s Landratsamtes Landsberg<br />

am Lech<br />

In <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Diskussion,<br />

ging es hitzig zu. Gerhard Kuznik warb für<br />

Spen<strong>de</strong>n für die „Stiftung Schlesier in Bayern“<br />

und verteilte Informationsblätter.<br />

Dazu berichtete Frau E. Bräuer ihre Erfahrungen<br />

mit <strong>de</strong>r Stiftung „Schlesische<br />

Heimatstuben“. Als BDV-Vorsitzen<strong>de</strong>r,<br />

Kreisverband Landsberg – Lech, kündigte<br />

Herr G. Kuznik <strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

von Bayern, Herrn Dr. Beckstein,<br />

für <strong>de</strong>n 18. Februar 2008 in Landsberg<br />

an. Von je<strong>de</strong>r Landsmannschaft sollten<br />

Trachtenabordnungen für <strong>de</strong>n Empfang<br />

antreten.<br />

Mit drei lustigen Mundartepiso<strong>de</strong>n beschloß<br />

<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>, Klaus-Dieter Rie<strong>de</strong>l<br />

die Versammlung.<br />

Die JHV klang aus mit <strong>de</strong>m Lied „Kein<br />

schöner Land in dieser Zeit…“.<br />

R. Maywald<br />

sier zugleich. Seine Mutter hat ihm früher<br />

viel erzählt und vorgesungen, so dass er<br />

sich im Schlesierverein, <strong>de</strong>m er seit 2001<br />

angehört, an vieles erinnern kann.<br />

Neu im Vorstand ist Horst Schramm, ein<br />

Oberschlesier <strong>de</strong>s Jahrgangs 1945, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Verein seit <strong>de</strong>m Jahre 2004 angehört.<br />

Er will die Vorstandsarbeit tatkräftig unterstützen.<br />

Der Gastredner, Armin Brandt, Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

und stellvertreten<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r<br />

aus Memmingen, berichtete<br />

aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sverband, aber auch<br />

von <strong>de</strong>n Problemen, die die internationale<br />

und <strong>de</strong>utsche Politik <strong>de</strong>n Vertriebenen<br />

bereitet. Vorgestellt wur<strong>de</strong> auch die „Europäische<br />

Union <strong>de</strong>r Vertriebenen“. Ihr sind<br />

bereits mehrere Staaten beigetreten, die<br />

keinen Krieg angefangen haben, womit ein<br />

typischer Einwand <strong>de</strong>r Gegner <strong>de</strong>s Projekts<br />

entkräftet wird.<br />

Als Aufgabe und Ziel verfolgt unser Verein,<br />

nicht nur die Pflege und das Erhalten<br />

und Sammeln schlesischen Brauchtums,<br />

Mundart, Literatur u.v.a.m., er unterstützt<br />

auch <strong>de</strong>n offenen und ehrlichen Dialog<br />

mit unseren polnischen Nachbarn und<br />

beobachtet das politische Geschehen.<br />

Auch jüngere Leute, die nicht in Schlesien<br />

geboren sind, sich aber dazu bekennen,<br />

sind bei uns herzlich willkommen, so<br />

z. B. <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Kulturwart mit 41<br />

Jahren.<br />

Die Monatstreffen fin<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>n ersten<br />

Donnerstag im Monat um 14.30 Uhr im<br />

Nebensaal <strong>de</strong>r Kolpingsgaststätte, Frauentorstraße<br />

29, statt. Götz B. Pfeiffer


12<br />

LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 9/2008<br />

Schlesisches Sommersingen<br />

in Bielefeld – Sennestadt<br />

Seit fast 60 Jahren wird in Bielefeld von <strong>de</strong>r<br />

Landsmannschaft Schlesien <strong>de</strong>r alte Heimatbrauch<br />

gepflegt, drei Wochen vor Ostern<br />

am Sonntag „Laetare“ (freut Euch) ein<br />

Sommersingen zu veranstalten. Seit vielen<br />

Jahren sind verschie<strong>de</strong>ne Jugendgruppen<br />

die Ausführen<strong>de</strong>n, so konnte in diesem Jahr<br />

<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> Manfred Endress eine<br />

Volkstanzgruppe aus Halle (Westfalen)<br />

unter <strong>de</strong>r Leitung von Frau Annette Preuß<br />

begrüssen, diesmal in westfälischen<br />

Trachten. Herr Tschacher aus Sennestadt<br />

erklärte diesen alten Brauch, <strong>de</strong>r ursprünglich<br />

durch <strong>de</strong>n 30-jährigen Krieg und<br />

die dadurch verursachte „Völkerwan<strong>de</strong>-<br />

2. Volkstanzgruppe aus Halle/Westfalen<br />

Fotos: Florian Mierzwa<br />

rung“ über das Sommersingen nach<br />

Schlesien gekommen sein soll. In vielen Regionen<br />

Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesiens zogen<br />

früher die Kin<strong>de</strong>r von Haus zu Haus, um<br />

<strong>de</strong>n Winter zu vertreiben und <strong>de</strong>n Sommer<br />

herbeizusingen. Zur Belohnung erhielten sie<br />

die „Begel“, aber auch Eier und Äpfel. Begel,<br />

auch Brezel genannt, ist ein Fastengebäck,<br />

das sehr aufwendig herzustellen<br />

ist. Es gibt immer weniger Bäcker, die diese<br />

Kunst beherrschen.<br />

Beim gemeinsamen Sommersingen erlebten<br />

mehr als 120 junge und ältere Men-<br />

Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Kassel,<br />

blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2007 zurück<br />

Einmal im Monat kehren wir gemeinsam,<br />

gedanklich in die Heimat zurück. Wir feiern<br />

unseren Heimatnachmittag mit schlesischen<br />

Lie<strong>de</strong>rn, Geschichten und Gedichte<br />

von schlesischen Schriftstellern, Lichtbil<strong>de</strong>rvorträge<br />

über unsere Heimat.<br />

So blickt die Kasseler Gruppe auf ein<br />

erfolgreiches 2007 zurück, wie unser Vorstand<br />

auf <strong>de</strong>r Jahreshauptversammlung<br />

2008 berichtete. Dabei war ein Höhepunkt<br />

<strong>de</strong>r Rüsttag im Mai. Wir feierten gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>n evangelischen Schlesiern ei-<br />

nen sehr schönen Gottesdienst mit<br />

Abendmahl.<br />

Im Juli waren wir mit <strong>de</strong>m Schiff auf <strong>de</strong>r<br />

Fulda mit Kaffeetrinken im Gartenlokal am<br />

Fluss unterwegs. Der November galt unseren<br />

Verstorbenen in <strong>de</strong>r Heimat o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nen<br />

die in <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong> ihre letzte Ruhestätte<br />

gefun<strong>de</strong>n haben. Eine feierliche Andacht<br />

an unserer Ge<strong>de</strong>nkstätte, <strong>de</strong>m Vertriehenenkreuz<br />

im Reinhardswald, hat uns<br />

schmerzlich erinnert, dass auch wir einst<br />

in frem<strong>de</strong> Er<strong>de</strong> gebettet wer<strong>de</strong>n.<br />

1. Volkstanzgruppe aus Halle/Westfalen mit<br />

Leiterin Annette Preuss und Manfred Endress<br />

schen mit ost<strong>de</strong>utschen Vorfahren <strong>de</strong>nnoch<br />

einen warmen und herzlichen Sonntag Laetare<br />

miteinan<strong>de</strong>r. Es war eine Freu<strong>de</strong> zu beobachten,<br />

mit wieviel Einsatz und Begeisterung<br />

diese jungen Mitglie<strong>de</strong>r die Tänze<br />

vorführten und das <strong>de</strong>utsche Volkslied und<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Volkstanz pflegten. Die<br />

Gruppen zeigten Tänze wie „Der fröhliche<br />

Kreis“, „Die drei Tore“ und <strong>de</strong>n „Siebenschritt“.<br />

Schon Wochen zuvor wur<strong>de</strong>n die Sommerstecken<br />

von einigen Mitglie<strong>de</strong>rn gebastelt.<br />

Es wur<strong>de</strong> verschie<strong>de</strong>n farbiges Papier<br />

verwen<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>r Mitte wird ein Silberstreifen<br />

angebracht, die die Sonnenstrahlen<br />

symbolisieren.<br />

Ein persönlicher Bemerkung von mir: Mir<br />

war das Sommersingen nicht bekannt, da<br />

ich in Ost-Oberschlesien geboren bin und<br />

dort nach <strong>de</strong>r Einglie<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n polnischen<br />

Machtbereich (Teilung Oberschlesiens)<br />

<strong>de</strong>utsche Sitten und Gebräuche nicht<br />

bekannt, bzw. abgeschafft waren.<br />

Florian Mierzwa<br />

Die Adventfeier wur<strong>de</strong> im weihnachtlichen<br />

Rahmen mit Gedichten und Lie<strong>de</strong>rn<br />

aus <strong>de</strong>r Heimat begangen. Der Weihnachtsmann<br />

(bei uns eine Weihnachts-<br />

Frau) kam auch vorbei und hatte seinen<br />

Gabensack prall gefüllt.<br />

In <strong>de</strong>n verbleiben<strong>de</strong>n Monaten sahen<br />

und hörten wir Vorträge über <strong>de</strong>n Winter<br />

und Schlösser in Schlesien. So sorgen wir<br />

immer dafür, dass das schlesische Kulturgut<br />

in Erinnerung bleibt.<br />

Auf <strong>de</strong>r Jahreshauptversammlung im<br />

März 2008 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorstand gewählt.<br />

Da die anwesen<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Arbeit<br />

<strong>de</strong>s bisherigen Vorstan<strong>de</strong>s zufrie<strong>de</strong>n<br />

waren, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorstand in <strong>de</strong>r Gesamtheit<br />

wie<strong>de</strong>r gewählt.<br />

Wenn auch unsere Mitglie<strong>de</strong>r älter wer<strong>de</strong>n<br />

und die Teilnahme an unseren Heimatnachmittagen<br />

immer beschwerlicher<br />

wird, so halten unsere lieben, alten Schlesierinnen<br />

und Schlesier treu zur Heimat.<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r Kreis immer kleiner wird,<br />

blicken wir trotz<strong>de</strong>m zuversichtlich in die<br />

Zukunft.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n dafür sorgen, dass schlesische<br />

Laute noch recht lange in und um<br />

Kassel zu hören sind.<br />

Klaus-Dieter Le<strong>de</strong>r<br />

Dieter Le<strong>de</strong>r, Inge Siebert, Alfred Fischer, Paul<br />

Kirsch, Ruth Wittig, Ursula Hubrich, Elinor<br />

Wimmel, Gerhard Kunick, Vorsitzen<strong>de</strong>r Arno<br />

Junge


Schlesische Nachrichten 9/2008 LANDSLEUTE<br />

13<br />

Schlesier, die Sie kennen sollten<br />

Carl Hauptmann, <strong>de</strong>r Dichter <strong>de</strong>s Riesengebirges<br />

Zum 150. Geburtstag am 11. Mai 2008<br />

Das Werk Carl Hauptmanns<br />

ist tief im Schlesischen<br />

verwurzelt. Will<br />

Erich Peuckert sprach<br />

von ihm als <strong>de</strong>m „schlesischen<br />

Dichter“. Wenn<br />

er auch zeitlebens im<br />

Schatten seines zu Weltruhm<br />

gelangten jüngeren<br />

Bru<strong>de</strong>rs Gerhart Hauptmann<br />

stand, so ist er<br />

doch unbestritten eine eigenständigeErscheinung<br />

in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Literatur.<br />

Carl Hauptmann wur<strong>de</strong><br />

am 11. Mai 1858 in<br />

Salzbrunn geboren, wo<br />

sein Vater das Hotel<br />

„Preußische Krone“<br />

führte. Nach <strong>de</strong>m Schulbesuch<br />

in Breslau begann<br />

er ab 1880 das Studium <strong>de</strong>r Naturwissenschaften<br />

bei Prof. Haeckel in Jena.<br />

Durch seine Eheschließung mit Martha Thienemann<br />

im Jahre 1884, war es ihm möglich,<br />

seinen Studien nachzugehen. 1885 sie<strong>de</strong>lt<br />

er mit seiner Frau nach Zürich über, was<br />

wohl durch seine Freundschaft mit Richard<br />

Avenarius zustan<strong>de</strong> kam und ihn beschäftigte<br />

<strong>de</strong>r Gedanke an die Habilitation. Der<br />

Gegenstand seiner Doktorarbeit zuvor in<br />

Jena war die „Keimblättertheorie“.<br />

Nach einer vorübergehen<strong>de</strong>n Übersiedlung<br />

nach Berlin ergab es sich, dass die Brü<strong>de</strong>r<br />

Gerhart und Carl Hauptmann nach einer<br />

Reise in das Riesengebirge ihre Übersiedlung<br />

nach Mittelschreiberhau ins Auge<br />

fassten, zu <strong>de</strong>r es 1890, nach Erwerb eines<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Grundstückes, auch kam.<br />

Sein ersten Buch „Sonnenwan<strong>de</strong>rer“ erscheint<br />

im gleichen JAhr in Berlin. Es sind<br />

Erzählungen von Schreiberhauer Einzelgängern<br />

und <strong>de</strong>ren Eigentümlichkeiten. Zu<strong>de</strong>m<br />

erscheint 1893 seine Publikation „Metaphysik<br />

in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physiologie“. Mit<br />

seinem ersten Schauspiel „Marianne“ im<br />

Jahre 1894 erfolgt schließlich sein Durchbruch<br />

zur Literatur. Darauf folgt 1896 das<br />

Volksstück „Waldleute“, das sich in abgelegenen<br />

Walddörfern unter Grenzern,<br />

Schmugglern und Wil<strong>de</strong>rern abspielt. Weitere<br />

Bühnenstücke „Ephraims Breite“ und<br />

„Bergschmie<strong>de</strong>“ machen von sich re<strong>de</strong>n. Zu<br />

<strong>de</strong>m Letzteren äußerte sich <strong>de</strong>r bekannte<br />

Literaturhistoriker Prof. Dr. Hans Heinrich<br />

Borchardt wie folgt: „Noch nie hat das Riesengebirge<br />

einen solchen Darsteller gefun<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r es so aus <strong>de</strong>m Innersten heraus<br />

erfasst hätte; keinen wuchtigeren Hintergrund<br />

konnte Hauptmann für seine Dichtung<br />

fin<strong>de</strong>n, als die eigentümliche Natur seiner<br />

heimatlichen Berge, über <strong>de</strong>nen immer<br />

Carl Hauptmann – <strong>de</strong>r Dichter<br />

<strong>de</strong>s Riesengebirges<br />

eine herbe Stimmung<br />

liegt, <strong>de</strong>ren kahle Gipfel<br />

an die Vergänglichkeit<br />

alles Irdischen zu mahnen<br />

scheinen und die,<br />

vom Sturm umtost, eine<br />

ähnliche Lei<strong>de</strong>nschaft zu<br />

fühlen scheinen wie <strong>de</strong>r<br />

Bergschmied, <strong>de</strong>r an<br />

ihren Hängen wohnt. Die<br />

Berge selbst scheinen an<br />

diesem Drama teilzunehmen.“<br />

Zum eindringlichen<br />

Schil<strong>de</strong>rer schlesischer<br />

Menschen wur<strong>de</strong> Carl<br />

Hauptmann vollends in<br />

seinen zu Unrecht vergessenen<br />

Dramen „Die<br />

lange Jule“ und „Die<br />

armseligen Besenbil<strong>de</strong>r“<br />

sowie in seinen Geschichten<br />

„Hütten am Hange“ und seinem<br />

großen Roman „Mathil<strong>de</strong>“, <strong>de</strong>r das ergreifen<strong>de</strong><br />

Schicksal einer Schreiberhauer Arbeiterfrau<br />

erzählt. Da liegt <strong>de</strong>r Vergleich zu<br />

Gerhart Hauptmanns „Hannele“ sehr nahe.<br />

Dieses Werk erschien nach <strong>de</strong>m letzten Kriege<br />

noch einmal als Volksausgabe.<br />

Zu hervorragen<strong>de</strong>n Inszenierungen seiner<br />

Bühnenwerke kam es in Breslau und<br />

Berlin, in Dres<strong>de</strong>n und München. Das brachte<br />

Carl Hauptmann wohl auch die Auszeichnung<br />

mit <strong>de</strong>m „Volks-Schiller-Preis“<br />

ein. Ansonsten konnte man ihn eher zu <strong>de</strong>n<br />

„Stillen im Lan<strong>de</strong>“ zählen, <strong>de</strong>r das Rampenlicht<br />

nicht unbedingt suchte o<strong>de</strong>r so unversehens<br />

hineingeriet, wie sein Bru<strong>de</strong>r Ger-<br />

Bun<strong>de</strong>sheimattreffen 2008<br />

Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Namslauer vom<br />

9. bis 11. Mai 2008 in Euskirchen, Näheres<br />

unter www.namslau-schlesien.<strong>de</strong><br />

31. Mai 2008 und 1. Juni 2008<br />

29. Bun<strong>de</strong>sheimattreffen Stadt und Kreis Bunzlau<br />

2008 in <strong>de</strong>r Patenstadt Siegburg<br />

Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>s Kreises<br />

Ohlau am 10. und 11. Mai 2008 in Iserlohn:<br />

Vor jetzt 52 Jahren hat die Stadt Iserlohn<br />

die Patenschaft für die Stadt und <strong>de</strong>n<br />

Kreis Ohlau übernommen. So fin<strong>de</strong>t auch in<br />

diesem Jahr wie<strong>de</strong>r das Kreisheimattreffen am<br />

10. und 11. Mai 2008 in Iserlohn auf <strong>de</strong>r Alexan<strong>de</strong>r-Höhe<br />

statt.<br />

„Bun<strong>de</strong>streffen Kreis und Stadt Neustadt“ vom<br />

10. bis 12. Mai 2008 in <strong>de</strong>r Patenstadt Northeim<br />

unter <strong>de</strong>m Thema: „50 Jahre Heimatstube“<br />

Nächstes Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Brieger am<br />

17./18. Mai 2008 in Goslar<br />

hart, von <strong>de</strong>ssen Anfängen Martha Hauptmann<br />

zu berichten weiß: „…Gerhart ist mit<br />

einem Male in aller Mun<strong>de</strong>, – bewun<strong>de</strong>rt,<br />

gehätschelt und umjubelt steht er mit seinem<br />

jugendlich-knabenhaften Äußeren im<br />

Mittelpunkt <strong>de</strong>r schäumen<strong>de</strong>n, künstlerischen<br />

Bewegung." – „…Seine Arbeiten waren<br />

wie aus unserem eigenen Fleisch und<br />

Blut geboren, unsere begeisterte Liebe<br />

gehörte ihnen und ihr Erfolg und siegreicher<br />

Aufgang riss uns taumelnd mit fort.“<br />

Mit seinem Roman „Einhart <strong>de</strong>r Lächler“<br />

schuf er sein reifstes und tiefstes Werk. Bei<br />

aller Intensität, die er aufwandte, die äußeren<br />

Lebensumstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Menschen zu beschreiben,<br />

kam es ihm auf die Bloßlegung<br />

<strong>de</strong>r „inneren Welt“ an, gemäß seiner Losung<br />

„ich fahn<strong>de</strong> allenthalben nach Seele“. Das<br />

Buch war einer <strong>de</strong>r ersten „mo<strong>de</strong>rnen“<br />

Künstlerromane und gab Aufschluss über<br />

<strong>de</strong>n künstlerischen Entwicklungsprozess im<br />

allgemeinen und behan<strong>de</strong>lte im beson<strong>de</strong>ren<br />

in etwa das Leben eines <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />

Maler Schlesiens, Otto Müller, <strong>de</strong>r<br />

halb zigeunerhafter Abstammung war und<br />

ein faszinieren<strong>de</strong>r Künstler gewesen ist, mit<br />

<strong>de</strong>m sich Carl Hauptmann stellenweise i<strong>de</strong>ntifizierte.<br />

Mit diesem Werk vollzieht Carl<br />

Hauptmann auch seine Wandlung vom Naturalisten<br />

zum Expressionisten und er führt<br />

dazu aus: „Der Naturalismus hat recht, sofern<br />

er das Milieu ergriff. Aber nicht, weil er<br />

damit ins Menschenwesen als Naturwesen,<br />

son<strong>de</strong>rn nur als Sozialwesen Einblick gewährt.<br />

Der Naturalismus ist die Kunst <strong>de</strong>s<br />

Menschen als Sozialwesen. Aber wenn er<br />

damit die Naturwesen erklären will, so irrt<br />

er. Die tiefsten Verborgenheiten unserer Lei<strong>de</strong>nschaften<br />

wurzeln in einer an<strong>de</strong>ren Natur<br />

und das Milieu, das sie bil<strong>de</strong>n half, ist<br />

lange versunken…“. Er wies unserer Dichtung<br />

Wege, die aus <strong>de</strong>r naturalistischen Enge<br />

wie<strong>de</strong>r in die Tiefe <strong>de</strong>r Ursprünglichkeit <strong>de</strong>r<br />

menschlichen Seele führten. Zuletzt ginge<br />

es ihm darum: „Vom Menschen groß <strong>de</strong>nken<br />

– das ist die Kraft.“<br />

von Konrad Werner<br />

Fortsetzung folgt!<br />

Patenschaft Stadt Solingen – Kreis Goldberg<br />

(Schlesien).<br />

27. Goldberger Heimattreffen in Solingen am<br />

24. und 25. Mai 2008 in Gaststätte Meis, Börsenstrasse<br />

109, Solingen-Wid<strong>de</strong>rt<br />

7. und 8. Juni 2008<br />

30. Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sheimatgruppe<br />

Stadt und Kreis Strehlen in <strong>de</strong>r Patenstadt<br />

Herne<br />

7.bis 8. Juni Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Schlesier<br />

aus Reichenbach/Eulengebirge in <strong>de</strong>r Reiterstadt<br />

Warendorf. Tagungshotel Emshof.<br />

Heimattreffen Wal<strong>de</strong>nburg, Stadt und Kreis<br />

am 8. Juni 2008 in <strong>de</strong>r Westfalenhalle Dortmund<br />

Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Heimatgemeinschaft<br />

Wansen am 30. August 2008 in <strong>de</strong>r Patenstadt<br />

Bielefeld. Tagungslokal ist <strong>de</strong>r bekannte<br />

Fichtenhof.<br />

TEIL 1


14<br />

KULTUR / HISTORISCHES Schlesische Nachrichten 9/2008<br />

Schlesien als Mo<strong>de</strong>llfall für religiöse Toleranz?<br />

Podiumsdiskussion <strong>de</strong>r Kulturstiftung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Vertriebenen<br />

auf <strong>de</strong>r Leipziger Buchmesse aus Anlass <strong>de</strong>s 300.<br />

Jubiläums <strong>de</strong>r Altranstädter Konvention<br />

Schloss Altranstädt, westlich von Leipzig,<br />

ist mit seiner vergleichsweise beschei<strong>de</strong>nen<br />

Gestalt gewiss nicht <strong>de</strong>r Ort, an <strong>de</strong>m<br />

man <strong>de</strong>n Schauplatz be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r historischer<br />

Ereignisse vermutet. Und <strong>de</strong>nnoch:<br />

Zum einen erfolgte dort <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nschluss<br />

<strong>de</strong>s Jahres 1706, in <strong>de</strong>m August <strong>de</strong>r Starke<br />

auf Druck <strong>de</strong>s Sachsen besetzt halten<strong>de</strong>n<br />

Königs Karl XII. von Schwe<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

Verzicht auf die polnische<br />

Krone erklärte. Zum an<strong>de</strong>ren<br />

benannte man nach Altranstädt<br />

die Konvention<br />

<strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Jahres, in<br />

<strong>de</strong>r Karl XII., Schutzherr <strong>de</strong>r<br />

Protestanten im Reich,<br />

und Kaiser Josef I., auf die<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s schwedischen<br />

Königs in <strong>de</strong>r Zeit<br />

<strong>de</strong>s Spanischen Erbfolgekriegs<br />

angewiesen, die<br />

konfessionellen Verhältnisse<br />

im zu <strong>de</strong>n habsburgischen<br />

Län<strong>de</strong>rn gehören<strong>de</strong>n<br />

Schlesien in neuartiger<br />

Weise regelten.<br />

Den bislang in ihrer Religionsausübung<br />

stark behin<strong>de</strong>rten<br />

evangelischen Schlesiern, die<br />

sich auch nach <strong>de</strong>m Westfälischen Frie<strong>de</strong>n<br />

von 1648 massiven Rekatholisierungsbemühungen<br />

ausgesetzt sahen,<br />

wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Altranstädter Konvention das<br />

öffentliche Bekenntnis <strong>de</strong>r Augsburgischen<br />

Konfession zugestan<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n<br />

Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau,<br />

Oels, Münsterberg und <strong>de</strong>r Stadt Breslau<br />

mussten alle Kirchen und Schulen, die ihnen<br />

nach <strong>de</strong>m Westfälischen Frie<strong>de</strong>n<br />

weggenommen wor<strong>de</strong>n waren, rückerstattet<br />

wer<strong>de</strong>n. Sechs in <strong>de</strong>r Folge neuerrichtete<br />

Gotteshäuser sollten später als<br />

„Gna<strong>de</strong>nkirchen“ – also als <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Kaisers zu verdanken<strong>de</strong> Kirchen – bekannt<br />

wer<strong>de</strong>n. Vier von ihnen – Hirschberg, Lan<strong>de</strong>shut,<br />

Militsch und Teschen – sind heute<br />

noch zu bewun<strong>de</strong>rn. Schlesien war fortan<br />

ein anerkannt gemischt konfessionelles<br />

Territorium, das einzige unter <strong>de</strong>n habsburgischen<br />

Län<strong>de</strong>rn, und es sollte gera<strong>de</strong>zu<br />

als Mo<strong>de</strong>llfall für die Verwirklichung<br />

religiöser Toleranz im frühneuzeitlichen Europa<br />

gelobt wer<strong>de</strong>n.<br />

Aber war es das wirklich? Und wenn ja,<br />

wie entwickelte sich dieses Mo<strong>de</strong>ll, was<br />

ist von ihm heute geblieben? 300 Jahre<br />

nach <strong>de</strong>r Unterzeichnung Altranstädter<br />

Konvention von 1707 und <strong>de</strong>ren feierlichem<br />

Abschluss 1709 in Breslau setzten sich mit<br />

diesen Fragen Historiker und Experten im<br />

Rahmen einer von <strong>de</strong>r Kulturstiftung <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Vertriebenen auf <strong>de</strong>r Leipziger<br />

Buchmesse veranstalteten<br />

Podiumsdiskussion auseinan<strong>de</strong>r:<br />

Prof. Dr. Frank-<br />

Lothar Kroll, Historiker an<br />

<strong>de</strong>r Technischen Universität<br />

Chemnitz, Pfarrer i.R. Dr.<br />

Christian-Erdmann Schott,<br />

Mainz, Mitglied <strong>de</strong>r Historischen<br />

Kommission für<br />

Schlesien und mit zahlreichen<br />

Publikationen als einer<br />

<strong>de</strong>r profun<strong>de</strong>sten Kenner<br />

<strong>de</strong>r schlesischen Kirchengeschichteausgewiesen,<br />

sowie Oberkonsistorialrätin<br />

Margrit Kempgen,<br />

Görlitz, die sich in einer Stiftung<br />

für die Bewahrung <strong>de</strong>r<br />

geistigen Tradition <strong>de</strong>s<br />

evangelischen Schlesien engagiert.<br />

Unbestritten be<strong>de</strong>utete die Altranstädter<br />

Konvention, wie Dr. Schott ausführte,<br />

für die schlesischen Protestanten einen beachtlichen<br />

Fortschritt. Nicht nur wur<strong>de</strong>n ihnen<br />

die 125 rekatholisierten Kirchen zurückgegeben<br />

und die unbehin<strong>de</strong>rte Religionsausübung<br />

garantiert, son<strong>de</strong>rn konnten<br />

zu<strong>de</strong>m die Protestanten nunmehr auch<br />

öffentliche Ämter beklei<strong>de</strong>n, waren sie damit<br />

in ganz neuer Weise gesellschaftlich<br />

anerkannt. Aber auch für <strong>de</strong>n Kaiser als<br />

Lan<strong>de</strong>sherren brachte die Konvention<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Vorteile, gelang es doch, die<br />

Protestanten als loyale Untertanen in das<br />

Staatsgefüge einzubin<strong>de</strong>n. Man organisierte<br />

das Luthertum in Konsistorien, als<br />

<strong>de</strong>ren Präsi<strong>de</strong>nten katholische Adlige fungierten,<br />

die darauf auf die Wahrung <strong>de</strong>r österreichische<br />

Staatsdoktrin zu achten hatten.<br />

Das Luthertum wur<strong>de</strong> so gleichsam<br />

zum kontrollierten Juniorpartner <strong>de</strong>r österreichischen<br />

Staatskirche und hatte nun<br />

seinerseits dafür zu sorgen, dass ten<strong>de</strong>nziell<br />

anarchische Strömungen, wie etwa <strong>de</strong>r<br />

Pietismus, unterbun<strong>de</strong>n blieben. Mit echter<br />

Toleranz im Sinne <strong>de</strong>r Aufklärung hatte<br />

all dies, so Dr. Schott, noch nicht viel<br />

zu tun. Dies sollte sich in Schlesien erst<br />

in preußischer Zeit durch die Politik eines<br />

Friedrich d.Gr. än<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>m kirchengebun<strong>de</strong>ne<br />

Religiosität fremd war und <strong>de</strong>r es<br />

bekanntlich je<strong>de</strong>m Untertanen überließ,<br />

nach seiner Façon selig zu wer<strong>de</strong>n, sofern<br />

er nur ehrlich seine Steuern zahlte. König<br />

Friedrich II. ging es in<strong>de</strong>s nicht mehr um<br />

die Integration <strong>de</strong>r Protestanten in <strong>de</strong>n<br />

Staatsverband, son<strong>de</strong>rn die <strong>de</strong>r Katholiken,<br />

<strong>de</strong>ren Zahl sich in Preußen durch die<br />

Einglie<strong>de</strong>rung Schlesiens verdoppelt hatte.<br />

In <strong>de</strong>r Tat gelang es, die katholische Kirche,<br />

die zunächst in vollen Rechten belassen<br />

wur<strong>de</strong>, für <strong>de</strong>n neuen Staat zu gewinnen.<br />

War das Verhältnis <strong>de</strong>r Konfessionen im<br />

preußischen Schlesien zunächst rein religiös<br />

bestimmt, so vermischte es sich im<br />

19. und 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt zunehmend mit<br />

Fragen <strong>de</strong>r ethnischen Zugehörigkeit. Der<br />

in <strong>de</strong>r Romantik aufgekommene Nationalismus,<br />

<strong>de</strong>r evangelisch mit <strong>de</strong>utsch und<br />

katholisch mit polnisch in eins setzte, ver<strong>de</strong>ckte<br />

schließlich <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Aufklärung<br />

bestimmten preußischen Ansatz <strong>de</strong>r Toleranz.<br />

Wie Margrit Kempgen ausführte,<br />

gab es erst recht nach <strong>de</strong>r Vertreibung <strong>de</strong>r<br />

meisten Deutschen 1945 gegen die polnischen<br />

Evangelischen in Schlesien in Staat<br />

und Bevölkerung massive Vorbehalte,<br />

nicht nur weil sie eine an<strong>de</strong>re Konfession<br />

als die Mehrheitsbevölkerung hatten, son<strong>de</strong>rn<br />

auch, weil man sie als vermeintliche<br />

Deutsche beargwöhnte. Ihre Gemein<strong>de</strong>n<br />

sind heute teils von Lebendigkeit, teils aber<br />

auch von Überalterung geprägt. Zwischen<br />

diesen polnischen und <strong>de</strong>n wenigen<br />

verbliebenen tatsächlich <strong>de</strong>utschen Evangelischen<br />

in Schlesien gab und gibt es aber<br />

keine Komplikationen, vielmehr eine enge<br />

Partnerschaft. Eine kleine <strong>de</strong>utsche evangelische<br />

Min<strong>de</strong>rheit besteht zurzeit nur<br />

noch in Breslau und in Liegnitz. Insgesamt<br />

sind es sechs <strong>de</strong>utschsprachige Gemein<strong>de</strong>n,<br />

die von <strong>de</strong>r polnischen evangelischen<br />

Kirche betreut wer<strong>de</strong>n. Lediglich die Breslauer<br />

Gemein<strong>de</strong>, die Zuzug von <strong>de</strong>n Familien<br />

sich dort nie<strong>de</strong>rlassen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utscher<br />

Geschäftsleute erhält, dürfte langfristig vor<br />

<strong>de</strong>m Aussterben bewahrt bleiben. Bemerkenswert<br />

ist in<strong>de</strong>s, dass in Görlitz, im<br />

bei Deutschland verbliebenen Teil Nie<strong>de</strong>rschlesiens,<br />

polnische evangelische Christen<br />

ein aktives Gemein<strong>de</strong>leben entfalten,<br />

das über die Neiße hinweg zu <strong>de</strong>n dortigen<br />

Glaubensbrü<strong>de</strong>rn ausstrahlt.<br />

Auch wenn, wie Margrit Kempgen bedauernd<br />

feststellte, die heutige katholische<br />

Kirche in Polen die Altranstädter Konvention<br />

nicht positiv bewertet – etwa erkennbar<br />

an <strong>de</strong>r Abwesenheit hochrangiger Kirchenvertreter<br />

jüngst bei <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>r<br />

Ausstellung „Auf <strong>de</strong>m Weg zur Toleranz –<br />

300 Jahre Altranstädter Konvention“ im<br />

Schlesischen Museum zu Görlitz, so steht<br />

die Konvention doch für das reiche Erbe<br />

Schlesiens, das heute Deutsche und Polen<br />

verbin<strong>de</strong>t und das es heute verstärkt<br />

nutzbar zu machen gilt. Dr. Schott ergänzte,


Schlesische Nachrichten 9/2008 DE LIBRIS / VERMISCHTES / ANZEIGEN<br />

15<br />

dass die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r schlesischen Kulturlandschaft<br />

nicht zuletzt aus <strong>de</strong>r lange<br />

Zeit gelebten Bikonfessionalität <strong>de</strong>r Region<br />

resultiere: Wirkten – gewiss vergröbernd<br />

gesagt – die Katholiken auf bildnerischer<br />

Ebene, so leisteten die Protestanten<br />

Großartiges auf literarischem Gebiet. Das<br />

von Toleranz geprägte Zusammenleben <strong>de</strong>r<br />

unterschiedlichen Konfessionen wur<strong>de</strong><br />

somit zum Antrieb im kulturellen Wettkampf.<br />

Auch Dr. Schott hob hervor, dass<br />

das auf diese Weise geschaffene Erbe als<br />

überaus reich gelten kann, es <strong>de</strong>r Region<br />

ihren heute erneut wahrgenommenen, eigenen<br />

Charakter verleiht. Für die evangelische<br />

Kirche nicht nur in Schlesien, son<strong>de</strong>rn<br />

in Deutschland allgemein, erwies sich<br />

<strong>de</strong>r zähe, aber gewaltlose Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r<br />

schlesischen Protestanten gegenüber einem<br />

bevormun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Staat, <strong>de</strong>r in Altranstädt<br />

erfolgreich war, als wertvoll: Die<br />

Bekennen<strong>de</strong> Kirche in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

stand in dieser Tradition,<br />

von <strong>de</strong>n ca. 500 Pastoren <strong>de</strong>r Bekennen-<br />

Umsiedlung ist nicht gleich Vertreibung<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat sich bei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Personen, Politikern und Parteien,<br />

die bei Veranstaltungen o<strong>de</strong>r Tagungen<br />

als Redner auftreten, durchgesetzt,<br />

die Vertreibung <strong>de</strong>r Deutschen aus<br />

<strong>de</strong>n Ostgebieten auf einen Nenner <strong>de</strong>r<br />

„Umsiedlung“ zu setzen. Das ist nicht korrekt.<br />

Wir sollten uns <strong>de</strong>r geschichtlichen<br />

Wahrheit zuwen<strong>de</strong>n.<br />

Nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg haben die<br />

Siegermächte einem Polen bis zu <strong>de</strong>r sogenannten<br />

Curzon-Linie, mit fast 100 prozentiger<br />

polnischern Bevölkerung zugestimmt.<br />

Für <strong>de</strong>n künftigen Marschall Jozef<br />

Pilsudski, aber auch für verschie<strong>de</strong>ne<br />

an<strong>de</strong>re politische Nationalisten, war das<br />

nicht annehmbar. Die Schwäche Russlands<br />

ausnutzend marschierte Pilsudski<br />

mit seinen Legionen weiter über diese Curzon-Linie,<br />

Richtung Osten, bis in die Stadt<br />

Kiew, wur<strong>de</strong> aber dann zurückgedrängt.<br />

Durch <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>nsvertrag von Riga, wur<strong>de</strong>n<br />

diese Gebiete Polen zugesprochen,<br />

obwohl in manchen Gebieten nur eine ca.<br />

20-prozentige polnische Bevölkerung<br />

wohnte (Min<strong>de</strong>rheit).<br />

Nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg verlangte<br />

die damalige UdSSR diese Gebiete von<br />

Polen zurück. Die polnische Bevölkerung<br />

wur<strong>de</strong> umgesie<strong>de</strong>lt. Die Umsiedlung fand<br />

in die <strong>de</strong>utsche Ostgebiete statt. Aus diesen<br />

Gebieten wur<strong>de</strong>n die Deutschen<br />

nicht ausgesie<strong>de</strong>lt, auch nicht auf „Wan<strong>de</strong>rschaft“<br />

geschickt, son<strong>de</strong>rn sie wur<strong>de</strong>n<br />

vertrieben. Diese Menschen hatten oft nur<br />

ca. 20 Minuten Zeit, ihr Gepäck von 20 kg<br />

mitzunehmen, das aber noch unterwegs<br />

mehrfach geplün<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Es gibt genug<br />

Zeitzeugen und Literatur für diejenigen,<br />

die über diese geschichtliche Wahrheit<br />

nicht informiert sind.<br />

Die Umsiedlung <strong>de</strong>r polnischen Bevölkerung<br />

aus <strong>de</strong>n ehemaligen „Ostprovinzen“<br />

wur<strong>de</strong> von verschie<strong>de</strong>nen Instanzen<br />

organisiert. Es war lange Zeit zuvor<br />

bekannt, wer diese Reise antreten soll<br />

<strong>de</strong>n Kirche in Deutschland wirkten allein ca.<br />

200 in Schlesien.<br />

Schlesien – hierin zeigten sich Prof. Dr.<br />

Kroll und die übrigen Beteiligten <strong>de</strong>r Diskussion<br />

einig – ist keine Sache <strong>de</strong>r Vergangenheit.<br />

Es ist gemeinsames, lebendiges<br />

Erbe von Deutschen, Polen und Tschechen.<br />

Zu <strong>de</strong>n hervorragen<strong>de</strong>n Elementen<br />

dieses Erbes gehört die einst beharrlich<br />

ausgehan<strong>de</strong>lte Altranstädter Konvention, die<br />

<strong>de</strong>n Menschen <strong>de</strong>r Region ein friedliches<br />

und fruchtbares Zusammenleben ermöglichte.<br />

Einen Dank sprach man daher abschließend<br />

<strong>de</strong>m Freistaat Sachsen aus, <strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />

<strong>de</strong>s Schlosses Altranstädt, mit <strong>de</strong>r oben genannten<br />

Görlitzer Ausstellung und weiteren<br />

Veranstaltungen zum 300. Jubiläum, nicht<br />

zuletzt auch mit dieser Podiumsdiskussion<br />

<strong>de</strong>r Kulturstiftung auf <strong>de</strong>r Leipziger Buchmesse,<br />

an das reiche schlesische Erbe und<br />

an Altranstädt als Vorbild für zukunftsweisen<strong>de</strong><br />

Konfliktlösungen in Europa erinnert.<br />

Dr. Ernst Gierlich<br />

o<strong>de</strong>r muss. Diese Transporte wur<strong>de</strong>n auf<br />

<strong>de</strong>r ganzen Reise betreut. Entwe<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />

sie mit Pfer<strong>de</strong>wagen, Personenzügen<br />

o<strong>de</strong>r auch per Lastwagen durchgeführt.<br />

Viele durften Hab und Gut mitnehmen, sogar<br />

gegebenenfalls ihre Tiere. Diesen Umsiedlern<br />

wur<strong>de</strong>n im Westen an<strong>de</strong>re Wohnstätten<br />

zugeteilt als sie in ihrer Heimat besessen<br />

hatten. Viele wussten damit nichts<br />

anzufangen, <strong>de</strong>nn die Lebensverhältnisse<br />

in <strong>de</strong>r Heimat waren sehr ärmlich.<br />

Das ist in <strong>de</strong>r polnischen Vorkriegsliteratur<br />

objektiv nachzulesen. Nach <strong>de</strong>m<br />

Selbstbestimmungsrecht <strong>de</strong>r Völker hätten<br />

ihre Wohngebiete nie zu Polen kommen<br />

dürfen, <strong>de</strong>nn sie waren nur eine<br />

schwache polnische Min<strong>de</strong>rheit. Die Sowjetunion<br />

sie<strong>de</strong>lte 1,5 Mio. Polen aus (aus<br />

<strong>de</strong>n sogenannten polnischen Ostgebieten),<br />

übernahm dafür aber 500 000 Ukrainer und<br />

Weißrussen aus <strong>de</strong>m polnischen Staatsgebiet.<br />

Für die Umsiedlung von 1,5 Mio.<br />

Polen wur<strong>de</strong>n über 12 Mio. Deutsche aus<br />

<strong>de</strong>n Deutschen Ostgebieten vertrieben.<br />

Außer<strong>de</strong>m vertrieb Polen etwa 700 000<br />

Deutsche, die im polnischen Staatsgebiet<br />

von 1918 sesshaft waren. Eine Vertreibung<br />

mit über 2 Mio. To<strong>de</strong>sopfern ist nicht gleich<br />

einer Umsiedlung. Schon aufgrund dieser<br />

Tatsache, ist eine Gleichstellung <strong>de</strong>r Umsiedlung<br />

mit <strong>de</strong>r Vertreibung nicht berechtigt.<br />

Der Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Herzog sagte im<br />

August 1994 in Warschau: „Mut zur vollen<br />

Wahrheit. Nichts hinzufügen, aber auch<br />

nichts weglassen, nichts verschweigen<br />

und nichts aufrechnen“.<br />

Die Bun<strong>de</strong>stagspräsi<strong>de</strong>ntin Rita Süßmuth<br />

erklärte:<br />

„Eine echte Versöhnung<br />

ist nur<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />

einer absoluten<br />

Wahrheit möglich“.<br />

F. Mierzwa<br />

Dringend noch<br />

Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer gesucht<br />

Dr. Christoph Muhtz von <strong>de</strong>r Universitätsklinik<br />

Hamburg-Eppendorf sucht<br />

dringend nach Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

für eine Studie zu <strong>de</strong>n seelischen<br />

und körperlichen Folgen von in <strong>de</strong>r Kindheit<br />

erlebter Flucht und Vertreibung. Erst<br />

500 Personen haben sich zur Teilnahme<br />

bereit erklärt, benötigt wer<strong>de</strong>n aber über<br />

1000 Personen (vgl. SN 7/2008, Seite 7).<br />

Interessenten mel<strong>de</strong>n sich bitte unter<br />

<strong>de</strong>r Telefonnummer 040-42803-4791<br />

o<strong>de</strong>r schreiben an<br />

vertriebenprojekt@uke.uni-hamburg.<strong>de</strong><br />

Buch über<br />

Fußball<br />

in Schlesien<br />

erschienen<br />

Der DSFS (Deutscher<br />

Sportclub für<br />

Fußballstatistiken),<br />

Arbeitsgruppe Vorkriegsfussball,<br />

hat<br />

nach aufwändiger<br />

Datenermittlung ein<br />

Buch unter <strong>de</strong>m Titel „Fußball<br />

in Schlesien 1901 – 1933“ veröffentlicht.<br />

Dieses Buch stellt <strong>de</strong>n Südost<strong>de</strong>utschen<br />

Fußball von <strong>de</strong>n Anfängen<br />

bis zur Saison 1932/33 dar. Auf knapp 200<br />

Seiten wer<strong>de</strong>n Ergebnisse und Tabellen<br />

präsentiert, die es für die Region Schlesien<br />

in dieser Datendichte zuvor nie gab.<br />

Auf Bezirks- und Gauebene wird die oberste<br />

Spielklasse und meist auch die zweithöchste<br />

Spielklasse <strong>de</strong>tailliert dargestellt.<br />

Dazu kommen die Bezirksmeisterschaften<br />

und die Verbandsmeisterschaftsspiele,<br />

womit die Teilnehmer zur Endrun<strong>de</strong> um<br />

die Deutsche Fußballmeisterschaft ermittelt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Bestelldaten: Fußball in Schlesien<br />

1900/01 – 1932/33, 199 Seiten, Preis:<br />

21,80 Euro (zzgl. Versandkosten), Best.-<br />

Nr.: 210200<br />

Bestellungen sind zu richten an:<br />

Dieter Hil<strong>de</strong>brandt, Postfach 52 01 11,<br />

12591 Berlin o<strong>de</strong>r online unter:<br />

http://www.dsfs.<strong>de</strong>/seiten/home/in<strong>de</strong>x.php?id=15<br />

Wohn-/Geschäftshaus in Hin<strong>de</strong>nburg/Zabrze<br />

Baujahr 1914, zentrale, ruhige Lage, 10 Wohnungen/2 Geschäfte.<br />

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Tel. 0511/753369, Fax: 0511/7637270, Email:gwillner@t-online.<strong>de</strong>


16<br />

SUCHANZEIGE Rudolf Hinke<br />

Mein Vater, Rudolf Hinke, geboren am 23. 2. 1908, bis 1945 wohnhaft in<br />

Weigsdorf, Dorfstr. 85c, von Beruf Fleischer, wur<strong>de</strong> im Mai 1945 als Zivilperson<br />

ohne Angabe von Grün<strong>de</strong>n von polnischen Militärangehörigen in<br />

unserem damaligen Heimatort Weigsdorf (poln. Wigancice Zytawskie) verhaftet.<br />

Danach wur<strong>de</strong> er von Verwandten zum letzten Mal – eingesperrt im<br />

Keller <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>amtes in Weigsdorf – gesehen. Später haben wir durch<br />

einen Heimkehrer aus polnischer Gefangenschaft/Arbeitslager glaubwürdig<br />

erfahren, dass er mit unserem Vater in einem Lager/Gefängnis in Lauban<br />

(Polen) zusammen war.<br />

Wer sich an Rudolf Hinke erinnert o<strong>de</strong>r etwas über seinen Verbleib weiß,<br />

mel<strong>de</strong> sich bitte bei: Ernst Hinke, Magarethenberg 2, 33100 Pa<strong>de</strong>rborn,<br />

Telefon 05293/931842.<br />

Bewirtetes Waldhaus HUBERTUS<br />

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auf ihrem Besuch in <strong>de</strong>r Heimat,<br />

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Komfort, sehr ruhige und <strong>de</strong>nnoch<br />

zentrale Lage zwischen Oppeln<br />

und Kreuzburg, bestens geeignet<br />

für Tagesausflüge,<br />

Infos unter www.bavetia.ch<br />

Tel. +41 44 940 89 32<br />

Fax +41 44 940 90 10<br />

E-Mail: info@bavetia.ch<br />

Silesia –<br />

Schlesisches Verkaufsstübel<br />

<strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien<br />

im Haus Schlesien<br />

Postfach 15 01 32, 53040 Bonn,<br />

Tel.: 02 28/23 21 54 (AB/24 Std.)<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Freitag: 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Sonnabend und Sonntag: 14.00 bis 17.00 Uhr<br />

Montag: Ruhetag<br />

Besuchergruppen wer<strong>de</strong>n um rechtzeitige Anmeldung gebeten.<br />

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TERMINE / ANZEIGEN Schlesische Nachrichten 9/2008<br />

10. und 11. Mai<br />

2008<br />

Su<strong>de</strong>ten<strong>de</strong>utscher<br />

Tag<br />

in Nürnberg<br />

„Für Heimat und<br />

Menschenrecht“<br />

TERMINE<br />

Schlesischer Kulturkreis<br />

München<br />

Nächste Termine:<br />

28. Mai 2008: Carl<br />

Hauptmann zum<br />

150. Geburtstag <strong>de</strong>s<br />

„Riesengebirgsdichters“<br />

25. Juni 2008: Hans<br />

Niekrawietz zum 25.<br />

To<strong>de</strong>stag <strong>de</strong>s „O<strong>de</strong>rdichters“<br />

Jeweils 14 Uhr. Ort:<br />

Rhaetenhaus München,<br />

Luisenstr. 27.<br />

Eintritt frei! Freiwillige<br />

Spen<strong>de</strong> erbeten!<br />

Zur Finanzierung <strong>de</strong>s<br />

Saales wird um einen<br />

gewissen Verzehr gebeten!<br />

30. Treffen <strong>de</strong>r Oberschlesier<br />

in Rheinberg<br />

am 30. / 31. August<br />

2008 in <strong>de</strong>r Messe<br />

Nie<strong>de</strong>rrhein<br />

BdV Düsseldorf<br />

7. und 14. Mai 2008,<br />

18.45 Uhr: Ost<strong>de</strong>utsche<br />

Maiandacht St.<br />

Cäcilia Benrath,<br />

Hauptstraß Katholische<br />

Messe für Heimatvertriebene<br />

und<br />

Aussiedler. Kirche St.<br />

Antonius, Fürstenplatz<br />

Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter<br />

Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638<br />

Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer<br />

Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien e. V.,<br />

vertreten durch <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>n Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter,<br />

Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />

Die Landsmannschaft Schlesien – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien e.V. – Bun<strong>de</strong>sleitung – im Internet:<br />

www.schlesien-Lm.<strong>de</strong><br />

Texte und Redaktion: Dr. Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich<br />

das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290,<br />

E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.<strong>de</strong><br />

Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen <strong>de</strong>r Schlesischen Nachrichten ist bei<br />

Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.<br />

Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-290,<br />

E-Mail: Ls.buchhaltung@freenet.<strong>de</strong><br />

Bestellungen bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgeschäftsstelle <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:<br />

Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal<br />

im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufen<strong>de</strong>n Jahres für<br />

das kommen<strong>de</strong> Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bil<strong>de</strong>r wird keine Haftung übernommen.<br />

Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bil<strong>de</strong>r und Bücher können nur zurückgeschickt<br />

wer<strong>de</strong>n und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet wer<strong>de</strong>n, wenn ausreichend Rückporto<br />

beiliegt. Die mit Namen o<strong>de</strong>r Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />

<strong>de</strong>s Herausgebers o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r.<br />

Bankkonto: Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036.<br />

Herstellung: Brinkmann Henrich Medien GmbH, Meinerzhagen<br />

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