01.05.2008 - oberschlesien-aktuell.de
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Schlesische Nachrichten<br />
G 9638<br />
Zeitung für Schlesien<br />
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien<br />
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />
Nummer 9/2008 Einzelpreis 2,00 Euro 1. Mai 2008<br />
Baut Polen Diskriminierung ab?<br />
Regelungen für Enteignete in Vorbereitung<br />
Rudi Pawelka – Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien<br />
Plant Polen die Rückgängigmachung<br />
von Enteignungen? Mit dieser<br />
Fragestellung beschäftigen sich vor<br />
kurzem Zeitungen im In- und Ausland.<br />
Dabei wur<strong>de</strong> darauf spekuliert, dass<br />
die neue Regierung Tusk aufgrund von<br />
innerem und äußerem Druck einen<br />
Schlussstrich unter eine ungelöste Frage<br />
ziehen will. Schließlich ist Polen eines<br />
<strong>de</strong>r letzten Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
Ostblocks, das bis heute kein Reprivatisierungsgesetz<br />
in Kraft gesetzt<br />
hat. Es ist aber nicht nur dieses Verhalten,<br />
das das Land ins Abseits stellt.<br />
Urteile von polnischen Gerichten und<br />
<strong>de</strong>s Europäischen Gerichtshofs für<br />
Menschenrechte durch die Alteigentümern<br />
Entschädigungen o<strong>de</strong>r früheres<br />
Eigentum zugesprochen wur<strong>de</strong>,<br />
sorgten für Aufregung und kosten <strong>de</strong>n<br />
polnischen Staat inzwischen hohe<br />
Summen. Unter <strong>de</strong>n Begünstigten waren<br />
in <strong>de</strong>r letzten Zeit auch <strong>de</strong>utsche<br />
Spätaussiedler.<br />
Wie bereits berichtet, will Polen Entschädigung<br />
o<strong>de</strong>r Rückgabe <strong>de</strong>s unter<br />
kommunistischer Herrschaft enteigneten<br />
Besitzes an die polnische<br />
Staatsbürgerschaft bin<strong>de</strong>n, die im<br />
Jahr 1939 bestan<strong>de</strong>n haben muss. Das<br />
be<strong>de</strong>utet, dass anspruchsberechtigte<br />
Personen die Staatsangehörigkeit bei<br />
<strong>de</strong>r Enteignung besessen haben müssen.<br />
Deutsche Vertriebene bleiben<br />
damit ausgeschlossen. Die Absicht,<br />
überhaupt eine gesetzliche Regelung<br />
zu schaffen, wird wesentlich beflügelt<br />
durch die Zusage <strong>de</strong>s Staatspräsi<strong>de</strong>nten<br />
Lech Kaczynski an Israel, <strong>de</strong>n<br />
nach <strong>de</strong>m Krieg aus <strong>de</strong>m Land getrie-<br />
benen Ju<strong>de</strong>n die polnische Staatsbürgerschaft<br />
zurückzugeben und sie damit<br />
wie<strong>de</strong>r in alte Rechte einzusetzen.<br />
Wegen <strong>de</strong>r Auswirkungen auf <strong>de</strong>utsche<br />
Spätaussiedler stockt dieses Unterfangen<br />
bisher noch, insbeson<strong>de</strong>re auf<br />
<strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r zuständigen Wojewo<strong>de</strong>n.<br />
Selbst wenn ein Gesetz auf <strong>de</strong>r Basis<br />
Rückgabe bei Zuerkennung <strong>de</strong>r polnischen<br />
Staatsbürgerschaft zustan<strong>de</strong><br />
kommen sollte, bleibt dies<br />
nach europäischem Recht<br />
höchst problematisch, <strong>de</strong>nn<br />
die gesetzlichen Bestimmungen<br />
müssen frei sein von Diskriminierungen.<br />
Die Ausgrenzung<br />
frem<strong>de</strong>r Staatsbürger,<br />
insbeson<strong>de</strong>re von Personen<br />
aus EU-Län<strong>de</strong>rn, ist mit <strong>de</strong>m<br />
Diskriminierungsverbot nicht<br />
vereinbar. Die EU-Kommission<br />
müsste ein solches Gesetz beanstan<strong>de</strong>n.<br />
Auch die EuropäischeMenschenrechtskonvention<br />
steht <strong>de</strong>m entgegen, so<br />
dass <strong>de</strong>r Straßburger Gerichtshof<br />
Beschwer<strong>de</strong>n nichtpolnischer<br />
Bürger positiv entschei<strong>de</strong>n<br />
müsste. Beson<strong>de</strong>re<br />
Brisanz erhält eine allein auf<br />
Polen fixierte Regelung dadurch,<br />
dass jüdische Bürger<br />
aus <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Vertreibungsgebieten,<br />
die nie die<br />
polnische, son<strong>de</strong>rn die <strong>de</strong>utsche<br />
Staatsbürgerschaft besaßen,<br />
damit außen vor bleiben,<br />
es sei <strong>de</strong>nn, man entschlösse<br />
sich zu einer Son<strong>de</strong>r-<br />
regelung, die dann wie<strong>de</strong>rum im Gegensatz<br />
zu einer Gleichbehandlung zu<br />
an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>utschen Vertriebenen<br />
stün<strong>de</strong>.<br />
Deutsche generell auszuschließen,<br />
ist das zentrale Anliegen. Es steht in<br />
<strong>de</strong>r Tradition im Nachkriegspolen. Alle<br />
in Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Vertreibung<br />
<strong>de</strong>r Deutschen ergangenen Dekrete<br />
richteten sich gegen Personen wegen<br />
ihrer Staatsbürgerschaft und ihrer<br />
Bild aus<br />
<strong>de</strong>r Heimat<br />
Windmühlen am Schlawaer See<br />
Foto: Archiv SN
2 POLITIK<br />
Volkszugehörigkeit, erfolgten somit<br />
auch auf rassischer Grundlage. Dass<br />
diese Diskriminierung nach wie vor<br />
eine Basis <strong>de</strong>s polnischen Staates ist,<br />
wird an <strong>de</strong>r Behandlung <strong>de</strong>r in Polen leben<strong>de</strong>n<br />
Menschen <strong>de</strong>utscher Volkszugehörigkeit<br />
<strong>de</strong>utlich. Durch die Dekrete<br />
vom 28. 2. 1945 und 28. 6. 1946 verloren<br />
Personen in <strong>de</strong>n von Deutschland<br />
nach <strong>de</strong>m 31. 8. 1939 besetzten Gebieten<br />
ihr Vermögen, wenn sie mit ihrem<br />
Willen in eine <strong>de</strong>utsche Volksliste eingetragen<br />
wur<strong>de</strong>n, d.h., ihre Zugehörigkeit<br />
zur <strong>de</strong>utschen Nationalität<br />
erklärt hatten. Gleichgestellt <strong>de</strong>r Erklärung<br />
zur <strong>de</strong>utschen Nationalität<br />
war die Erklärung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Abstammung.<br />
Die Auswirkung dieser<br />
Rassegesetze reicht in die Gegenwart.<br />
Allein im bis 1922 zu Deutschland<br />
gehören<strong>de</strong>n Kattowitz (Abstimmungsergebnis<br />
1921 mit 85 % für Deutschland)<br />
haben sich 7500 dort leben<strong>de</strong> heute<br />
polnische Staatsbürger gemel<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>nen<br />
aufgrund vorgenannter Dekrete ihr<br />
Eigentum wegen ihrer Volkszugehörigkeit<br />
vorenthalten wird.<br />
Es ist kaum vorstellbar, dass Polen<br />
über seinen Schatten springen und die<br />
auf Rassismus gegrün<strong>de</strong>te Grundlage<br />
<strong>de</strong>s Staates verlassen wird. Dagegen<br />
spricht auch die allgemeine Volksmeinung,<br />
auf die sich jetzt Oppositionsführer<br />
Jaroslaw Kaczynski berief, in<strong>de</strong>m<br />
er wegen <strong>de</strong>r in Aussicht gestellten Entschädigung<br />
für Ju<strong>de</strong>n eine Volksabstimmung<br />
for<strong>de</strong>rte. Die starke Ablehnung<br />
im Volk wird, zumin<strong>de</strong>st die<br />
Deutschen betreffend, kaum zu überwin<strong>de</strong>n<br />
sein. Wie sehr die Stimmungslage<br />
sich auf allen Ebenen auswirkt,<br />
wur<strong>de</strong> mir vor gut vier Jahren auch bei<br />
einer Audienz beim damaligen Primas<br />
von Polen, Josef Kardinal Glemp, <strong>de</strong>utlich.<br />
Auf meine Frage, ob eine Geste <strong>de</strong>r<br />
Zuwendung an traumatisierte <strong>de</strong>utsche<br />
Vertriebene durch ihn möglich sei,<br />
verwies er auf die polnische Bevölkerung,<br />
die das noch nicht vertragen könne.<br />
So wenig sich Polen um an<strong>de</strong>re Bürger<br />
bemüht, es <strong>de</strong>nkt zumin<strong>de</strong>st an eigene<br />
Opfer. Für die aus <strong>de</strong>n Gebieten<br />
vertriebenen Polen, die heute zu Litauen,<br />
Weißrussland und <strong>de</strong>r Ukraine<br />
gehören, gibt es seit <strong>de</strong>m 8. Juli 2005<br />
eine gesetzliche Regelung, die eine 20<br />
% ige Entschädigung <strong>de</strong>s seinerzeitigen<br />
Vermögens vorsieht. Polen hatte bei<br />
Kriegsen<strong>de</strong> in einem Vertrag mit <strong>de</strong>r<br />
UdSSR und <strong>de</strong>n Teilrepubliken Litauen,<br />
Weißrussland und Ukraine die Verpflichtung<br />
für eine Entschädigung<br />
übernommen. Im Gegenzug erfolgte<br />
dies für die aus <strong>de</strong>m heutigen Polen<br />
ausgesie<strong>de</strong>lten Volkszugehörigen dieser<br />
Staaten durch ihre Regierung. Für<br />
diejenigen, vor allem Ukrainer, die in Polen<br />
verblieben, aber 1947 aus ihren im<br />
östlichen Teil <strong>de</strong>r neu gegrün<strong>de</strong>ten Volkrepublik<br />
Polen liegen<strong>de</strong>n Wohnsitzen<br />
durch Polen vertrieben und in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />
Ostgebieten angesie<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n,<br />
gibt es allerdings keine Entschädigung.<br />
Hier bleibt Warschau seiner Linie<br />
treu: Volkszugehörige an<strong>de</strong>rer Nationen<br />
wer<strong>de</strong>n nicht mit Polen gleichgestellt.<br />
So bleibt wohl die trübe Aussicht,<br />
dass die neue Regierung <strong>de</strong>s Donald<br />
Tusk trotz einer gewissen Liberalisierung<br />
und Öffnung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s nach<br />
außen grundsätzliche Positionen nicht<br />
verlassen wird. Dabei könnte Polen von<br />
einer vernünftigen Regelung für Deutsche<br />
nur profitieren. Viele brach liegen<strong>de</strong><br />
Liegenschaften wür<strong>de</strong>n mit Si-<br />
Klarer Blick nach vorn. Die Deutschen<br />
Freundschaftskreise im Bereich Oppeln setzen<br />
auf „Alles o<strong>de</strong>r nichts!“. Nach <strong>de</strong>n <strong>de</strong>primieren<strong>de</strong>n<br />
Zahlen über <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rschwund<br />
erwachte die Kreativität in <strong>de</strong>n Herzen<br />
und Köpfen <strong>de</strong>r Verantwortlichen. Unter<br />
<strong>de</strong>r Prämisse, das Traditionelle zu pflegen<br />
und das Progressive zu för<strong>de</strong>rn, wur<strong>de</strong><br />
eine Aktion ins Leben gerufen, die schon<br />
vor fast zwei Jahrzehnten hätte zur Priorität<br />
erhoben wer<strong>de</strong>n müssen. Sicherlich gab es<br />
damals noch das Problem mit <strong>de</strong>n mangeln<strong>de</strong>n<br />
Deutsch-Kenntnissen bei <strong>de</strong>r<br />
nachwachsen<strong>de</strong>n Generation. Heute gestaltet<br />
sich das Bild <strong>de</strong>r schlesischen Jugend<br />
im polnischen Schlesien unter <strong>de</strong>m<br />
Himmel von Europa gänzlich an<strong>de</strong>rs. Es wur<strong>de</strong><br />
seitens <strong>de</strong>r Politik und <strong>de</strong>r Wirtschaft<br />
schnell erkannt, daß die wichtigste europäische<br />
Nation für Polen das angrenzen<strong>de</strong><br />
Deutschland ist. Wer die <strong>de</strong>utsche Sprache<br />
beherrscht, hat mehr Chancen im beruflichen<br />
Leben als <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r „nur“ eine Lan<strong>de</strong>ssprache<br />
spricht. Es hat sich aber auch<br />
gezeigt, daß <strong>de</strong>r junge Mann o<strong>de</strong>r die junge<br />
Frau aus <strong>de</strong>m schlesischen Polen bei einem<br />
Einstellungsgespräch in Deutschland<br />
Vorteile genießt, wenn er die <strong>de</strong>utsche Herkunft<br />
unterstreichen kann. Dazu genügt natürlich<br />
nicht nur <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Pass, son<strong>de</strong>rn<br />
auch das Wissen über die <strong>de</strong>utschen<br />
Wurzeln. Daran mangelte es bisher zu häufig,<br />
<strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong> patriotisch <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Arbeitgeber<br />
neigen zu <strong>de</strong>r Bevorzugung von<br />
„echten“ Deutschen. Man darf nicht vergessen,<br />
wie viele Vertriebene in Deutschland<br />
leben, die durch ihr Engagement zu<br />
Unternehmern wur<strong>de</strong>n.<br />
Es ist sehr zu begrüßen, daß im Oppelner<br />
Schlesien eine Ausbildung von Jugendlichen<br />
zu Kulturvermittlern ins Leben gerufen wur<strong>de</strong>.<br />
Über die Aneignung von Fähigkeiten bei<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuung und -beschäftigung<br />
Schlesische Notizen<br />
Schlesische Nachrichten 9/2008<br />
cherheit wie<strong>de</strong>r in Betrieb genommen,<br />
viele Investitionen flössen in das Land.<br />
An<strong>de</strong>re Staaten haben Beispiele für eine<br />
Bewältigung alten Unrechts gegeben.<br />
Zuletzt machte Serbien in positiver Hinsicht<br />
von sich Re<strong>de</strong>n. In einem durch<br />
<strong>de</strong>n Wirtschaftsminister <strong>de</strong>r Presse<br />
vorgestellten Gesetzentwurf ist die<br />
Entschädigung bzw. Vermögensrückgabe<br />
für die <strong>de</strong>utsche Gruppe <strong>de</strong>r Donauschwaben<br />
vorgesehen. In erster Linie<br />
sollen Immobilien zurückgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n, falls dies nicht möglich ist, haben<br />
die Betroffenen Anspruch auf Entschädigung.<br />
Für letzteres hat die serbische<br />
Regierung bereits 4 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro beiseite gelegt. Hoffen wir, dass<br />
dieses Beispiel Schule macht. Polen<br />
bleibt solange ein Fall für Menschenrechtler,<br />
solange es weiter diskriminiert<br />
und Menschenrechte verletzt.<br />
sollen sie in <strong>de</strong>n DFK <strong>de</strong>m Nachwuchs die<br />
Türen zur <strong>de</strong>utschen Kultur öffnen. Natürlich<br />
wird das Ziel über die spielerischen Akzente,<br />
die Erfolgserlebnisse beim Basteln,<br />
Gesang und in <strong>de</strong>r Vortragskunst und in <strong>de</strong>r<br />
harmonischen Kommunikation erreicht.<br />
Man darf gespannt sein, ob dieses Projekt<br />
<strong>de</strong>n gewünschten Erfolg erzielen wird.<br />
Die Schlesier in Deutschland haben in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen 60 Jahren es lei<strong>de</strong>r nur bei <strong>de</strong>n<br />
Versuchen gelassen. Die anfänglichen Erfolge<br />
sind in Vergessenheit geraten. Das sollte<br />
heute <strong>de</strong>n Schlesiern in Schlesien nicht<br />
passieren. HGM<br />
●<br />
Schmerzliche Erinnerungen und <strong>de</strong>ren<br />
Heilungsversuch. Alle Zeitungen, vor allem<br />
„POLITYKA“ und <strong>de</strong>r Krakauer „TYGODNIK<br />
POWSZECHNY“, aber auch viele Stu<strong>de</strong>nten<br />
<strong>de</strong>r Hochschulen und Universitäten erinnerten<br />
an die schmerzhaften Ereignisse<br />
vom März 1968. Damals erlitten Stu<strong>de</strong>nten<br />
Scha<strong>de</strong>n, die mit Kuron und Modzeleweski<br />
verbun<strong>de</strong>n waren. Die in Polen leben<strong>de</strong>n<br />
Ju<strong>de</strong>n und die Polen mit jüdischer Herkunft<br />
wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Attacke im Zuge <strong>de</strong>r Verfolgung<br />
<strong>de</strong>r Zionisten und Anhängern <strong>de</strong>s<br />
Zionismus gezwungen, das Land zu verlassen.<br />
Sie mussten nach Israel, <strong>de</strong>n USA<br />
und nach Schwe<strong>de</strong>n ausreisen.<br />
Am 4. März 2008 kündigte <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>s<br />
Innenministeriums an, dass die Woiwo<strong>de</strong>n<br />
sofort die polnische Staatsbürgerschaft <strong>de</strong>rjenigen<br />
Personen bestätigen wer<strong>de</strong>n, die in<br />
<strong>de</strong>n Jahren 1968 bis 1972 aufgrund <strong>de</strong>r antisemitischen<br />
Verfolgungen zur Emigration gezwungen<br />
wur<strong>de</strong>n. Früher mussten diejenigen,<br />
die sich um die Staatsbürgerschaft bemühten,<br />
um ihre Rechte beim Oberen Verwaltungsgericht<br />
kämpfen. Piotr Kadlcik, <strong>de</strong>r<br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r jüdischen<br />
Glaubensgemein<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Republik Polen,<br />
lobte die Ankündigung von Grzegorz Sche-
Schlesische Nachrichten 9/2008 POLITIK<br />
3<br />
Polen stimmt EU-Reformvertrag jetzt<br />
doch zu. Nach<strong>de</strong>m es einige Zeit so aussah,<br />
als wür<strong>de</strong> Polen <strong>de</strong>m Vertragswerk von<br />
Lissabon nicht zustimmen, schwenkte die<br />
bis dahin skeptische Partei „Recht und Gerechtigkeit“<br />
(PiS) <strong>de</strong>s ehemaligen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />
Jaroslaw Kaczynski jetzt<br />
mehrheitlich doch zu. Damit erreichte die<br />
Vorlage die notwendige Zweidrittelmehrheit.<br />
384 Parlamentarier stimmten zu, während<br />
56 dagegen waren und 12 sich <strong>de</strong>r Stimme<br />
enthielten. Alle Gegenstimmen und Enthaltungen<br />
kamen aus <strong>de</strong>r PiS. Die Brü<strong>de</strong>r<br />
Kaczynski hatten in <strong>de</strong>n Wochen vorher<br />
noch die Bedingung gestellt, das Ratifizierungsgesetz<br />
mit einem Zusatz zu versehen,<br />
dass Polen <strong>de</strong>r Europäischen Charta<br />
<strong>de</strong>r Menschenrechte nicht beitritt. Dies<br />
wur<strong>de</strong> zwar von <strong>de</strong>r Regierung Tusk abgelehnt,<br />
jedoch vereinbarten Ministerprä-<br />
tyna hinsichtlich <strong>de</strong>r schnellen Bestätigung<br />
<strong>de</strong>r Staatsbürgerschaft.<br />
●<br />
Der Kalvarienberg auf <strong>de</strong>m Annaberg. Die<br />
Stiftung „St. Annaberg-Sanktuar“ berichtet<br />
von <strong>de</strong>n im Jahr 2007 abgeschlossenen Renovierungen<br />
<strong>de</strong>r sechs Kalvarien-Kapellen.<br />
Die Kapelle „Mariae Himmelfahrt“ soll in diesem<br />
Jahr, <strong>de</strong>m Jubiläumsjahr zur Erinnerung<br />
an <strong>de</strong>n Papst-Besuch von Johannes Paul<br />
II. vor 25 Jahren, mit sehr kostspieligen Aufwendungen<br />
folgen.<br />
Genau ein Jahr seit <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>r<br />
Vorstandszusammensetzung <strong>de</strong>r Stiftung<br />
„St. Annaberg-Sanktuar“ berief <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />
Helmut Pazdzior eine Sitzung <strong>de</strong>r Stiftungsmitglie<strong>de</strong>r<br />
und Helfer <strong>de</strong>r Sanierungen<br />
<strong>de</strong>r Kalvarienkapellen ein. Der Vorsitzen<strong>de</strong><br />
und <strong>de</strong>r Klostervorsteher Blazej Kurowski<br />
seien beson<strong>de</strong>rs zufrie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Renovierung<br />
<strong>de</strong>r Kapelle <strong>de</strong>r Heiligen Treppe. Im<br />
Inneren <strong>de</strong>r Kapelle fand man übermalte Zitate<br />
<strong>de</strong>r Heiligen Schrift. Bei <strong>de</strong>r Freilegung<br />
<strong>de</strong>r Original-Inschriften stellte man fest, daß<br />
<strong>de</strong>m polnischen „Übermaler“ ein kapitaler<br />
Fehler unterlaufen war. Er übersetzte das<br />
Wort „statt“, das so viel wie „anstelle“ be<strong>de</strong>utet,<br />
mit <strong>de</strong>m polnischen Wort „miasto“,<br />
was aber <strong>de</strong>n Begriff „Stadt“ meint. „Wir<br />
mussten uns sehr anstrengen, um die Zitate<br />
<strong>de</strong>r Heiligen Schrift in bei<strong>de</strong>n Sprachen<br />
richtig zu stellen!“ erklärte <strong>de</strong>r Pater.<br />
●<br />
Schüleraustausch zwischen Roth und<br />
Ratibor. Vor zwei Jahren wur<strong>de</strong> zwischen<br />
<strong>de</strong>m 1. Gymnasium von Ratibor und <strong>de</strong>r Anton-Seitz-Schule<br />
in Roth Kontakte geknüpft.<br />
Ausgangspunkt war das Internet mit <strong>de</strong>m<br />
europäischen Internet-Programm „eTwinning“.<br />
Die Zusammenarbeit wur<strong>de</strong> im Bereich<br />
„Fremdsprachen“ mit <strong>de</strong>r Gründung<br />
einer „e-Zeitung“ fundiert. Inzwischen wird<br />
an einem neuen Projekt gearbeitet.<br />
„eTwinning – the bridge between three European<br />
classrooms“ ist <strong>de</strong>r Projektname.<br />
Eine Schule aus Raneskolan in Schwe<strong>de</strong>n<br />
ist mit von <strong>de</strong>r Partie.<br />
Polnisches<br />
si<strong>de</strong>nt und Präsi<strong>de</strong>nt einen Kompromiss,<br />
<strong>de</strong>r eine geson<strong>de</strong>rte Resolution <strong>de</strong>s Parlaments<br />
zur Bekräftigung <strong>de</strong>r für Polen gelten<strong>de</strong>n<br />
Ausnahmeregelungen gemäß Lissabon<br />
vorsieht. Heftige Kritik kam sofort<br />
vom nationalistischen Sen<strong>de</strong>r Radio Maria,<br />
<strong>de</strong>r von Betrug sprach und drohte, vor<br />
<strong>de</strong>n nächsten Wahlen daran zu erinnern,<br />
wer Polen zu einer „Provinz“ <strong>de</strong>r EU machen<br />
wolle.<br />
●<br />
Ford investiert in Polen. Schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Jahres will <strong>de</strong>r amerikanische Autobauer<br />
Ford mit <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls Ka in<br />
Tichau (Tychy) beginnen. Hierfür sollen 94<br />
Millionen Euro investiert wer<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>n<br />
jährlich vom Band laufen<strong>de</strong>n 120 000 Autos<br />
sollen polnische Zulieferer mit Aufträgen<br />
in Höhe von 198 Millionen Euro profitieren.<br />
Eine Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r itali-<br />
In diesem Jahr besuchten die Ratiborer<br />
Schülerinnen und Schüler vom 25. bis 28.<br />
Februar ihre Projektpartner in Roth bei Nürnberg.<br />
Die leiten<strong>de</strong>n Lehrkräfte waren mit dabei.<br />
Das persönliche Kennenlernen und <strong>de</strong>r<br />
Gebrauch <strong>de</strong>r Sprachen Deutsch, Polnisch<br />
und Englisch stan<strong>de</strong>n im Vor<strong>de</strong>rgrund. Der<br />
unterhaltsame Teil bei gemeinsamem Zubereiten<br />
<strong>de</strong>s Mittagstisches, <strong>de</strong>r Teilnahme<br />
am Sport-, Tanz- und Fremdsprachen-<br />
Unterricht und natürlich bei Ausflügen in die<br />
Städte Roth und Nürnberg wur<strong>de</strong> mit Vergnügungen<br />
im Schwimmbad und beim Kegeln<br />
ergänzt. Die Schüler bekamen die Möglichkeit<br />
geboten, Freundschaften zu<br />
schließen und die Fremdsprachenkenntnisse<br />
zu vertiefen. Wichtig war für alle <strong>de</strong>r<br />
Einblick in eine für sie bisher frem<strong>de</strong> Kultur.<br />
Die Rother Schülerinnen und Schüler wer<strong>de</strong>n<br />
im Oktober <strong>de</strong>n Gegenbesuch machen.<br />
Sabina Rys<br />
●<br />
„Deutsche jagen Polen“. Die polnische Tageszeitung<br />
GAZETA WYBORCZA ließ ihren<br />
Mitarbeiter Bartosz T. Wielinski einen Bericht<br />
verfassen mit <strong>de</strong>r Head-Line „Deutsche<br />
jagen Polen“. Hier könnte man glauben,<br />
daß die Polen Freiwild seien, das von<br />
<strong>de</strong>n Deutschen gejagt wer<strong>de</strong>. Was steckt<br />
dahinter?<br />
Es geht um eine Steuer. Die Straßensteuer,<br />
die in Polen wie auch in Deutschland von<br />
<strong>de</strong>n ausländischen Autofahrern erhoben<br />
wird, ist in Polen beim Kauf von Benzin abgegolten<br />
– in Deutschland verlangt <strong>de</strong>r Fiskus<br />
von einem in Deutschland leben<strong>de</strong>n Polen,<br />
<strong>de</strong>ssen Aufenthalt länger als ein Jahr<br />
dauert, run<strong>de</strong> 150 Euro. Bedingung ist, dass<br />
er ein Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen<br />
führt. Dabei ist es egal, wer <strong>de</strong>r Halter<br />
<strong>de</strong>s Fahrzeuges ist. Diese Feinheit sei<br />
<strong>de</strong>n meisten Polen mit Wohnsitz in<br />
Deutschland unbekannt. Die Wissen<strong>de</strong>n<br />
verstecken sich gern hinter <strong>de</strong>r Wand <strong>de</strong>r<br />
Unwissenheit. Doch we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Einen noch<br />
<strong>de</strong>m An<strong>de</strong>ren nützt das was. Wer erwischt<br />
enischen Fiat-Gruppe ist vorgesehen. Bei<br />
<strong>de</strong>r Entscheidung für <strong>de</strong>n Standort Polen<br />
waren die niedrigen Löhne sowie <strong>de</strong>r große<br />
polnische Absatzmarkt maßgeblich.<br />
●<br />
Auftritt <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten Kaczynski im<br />
Fernsehen stößt auf Wi<strong>de</strong>rspruch. Es<br />
ging Kaczynski um Stimmungsmache gegen<br />
<strong>de</strong>n EU-Reformvertrag. Deshalb hatte<br />
er in einer „Re<strong>de</strong> an die Nation“ noch<br />
einmal heftig gegen die Deutschen und gegen<br />
Homosexuelle polemisiert. Gut an <strong>de</strong>r<br />
EU seien die 67,5 Milliar<strong>de</strong>n Euro, die in <strong>de</strong>n<br />
nächsten Jahren nach Polen fließen wür<strong>de</strong>n.<br />
Schlecht sei dagegen, dass es in <strong>de</strong>r<br />
EU Deutsche gebe, die Eigentumsfor<strong>de</strong>rungen<br />
an Polen stellen, so Kaczynski. Eine<br />
Karte mit <strong>de</strong>n ehemaligen <strong>de</strong>utschen Gebieten<br />
und Bil<strong>de</strong>r von Kanzlerin Merkel und<br />
BdV-Präsi<strong>de</strong>ntin Steinbach ließ er zur Illustration<br />
einblen<strong>de</strong>n. Ganz schlecht für Polen<br />
sei die Europäische Charta für Grundrechte,<br />
die das Land zwingen könne,<br />
Homo-Ehen einzuführen. Hierzu ließ er ei-<br />
>>><br />
wird, <strong>de</strong>r zahlt – manchmal für mehrere Jahre<br />
nachträglich.<br />
Selbst ein Pole mit <strong>de</strong>utschem Pass, was<br />
für viele Schlesier zutrifft, wird von <strong>de</strong>r Steuerpflicht<br />
nicht verschont. Wenn man ein<br />
Auto mit polnischem Kennzeichen auf <strong>de</strong>m<br />
Verkehrsamt ummel<strong>de</strong>n will, dann kann das<br />
viel Geld kosten. Der <strong>de</strong>utsche TÜV kann<br />
Auflagen erteilen, die schnell mal einige tausend<br />
Euro aus <strong>de</strong>m Portemonnaie ziehen.<br />
Wahrscheinlich sind <strong>de</strong>shalb die polnischen<br />
Kennzeichen auch so beliebt. Und <strong>de</strong>r bisherige<br />
Vorteil, dass die Flensburger Verkehrssün<strong>de</strong>rkartei<br />
für ausländische Fahrzeuge<br />
keinen Zugriff hat, wird sich <strong>de</strong>mnächst<br />
auch im An<strong>de</strong>nkentopf <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
zu Rauch auflösen.<br />
●<br />
Henryk Kroll nicht mehr im Sejm. Seit fünf<br />
Monaten ist <strong>de</strong>r Name Kroll nicht mehr in <strong>de</strong>r<br />
Liste <strong>de</strong>r Sejm-Abgeordneten zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Durch die offensichtliche Unterstützung <strong>de</strong>r<br />
schlesischen Landsleute <strong>de</strong>s neuen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />
Tusk fiel <strong>de</strong>r langjährige<br />
Sejm-Abgeordnete Henryk Kroll durch das<br />
Raster <strong>de</strong>r Stimmenanteile. Ein an<strong>de</strong>rer vertritt<br />
nun die Interessen <strong>de</strong>r Menschen <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Min<strong>de</strong>rheit.<br />
Bei einem Interview von Sylwia Cebula schil<strong>de</strong>rte<br />
<strong>de</strong>r ehemalige Sejm-Abgeordnete seine<br />
Zukunftsvisionen. Sein politisches Engagement<br />
sei auf keinen Fall been<strong>de</strong>t. Als Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sozialkulturellen<br />
Gesellschaften in Polen habe<br />
er viele Perspektiven, die er jetzt angehen wolle.<br />
Ihm liege beson<strong>de</strong>rs am Herzen, dass die<br />
weit verbreitete Meinung über die Schuldzuweisungen<br />
bei Mißerfolgen und Nie<strong>de</strong>rlagen<br />
immer die Vorsitzen<strong>de</strong>n trafen. Die Verantwortung<br />
läge seit jeher beim gesamten<br />
Vorstand und auch bei <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn. Ohne<br />
Solidarität und gemeinsamer Opferbereitschaft<br />
gehe es nun mal nicht. Hier wolle er<br />
aufklärend wirken, um die <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
angehören<strong>de</strong>n Erfolgsschiene wie<strong>de</strong>r zu erreichen.<br />
Das wäre für alle gut. Für das Rentenalter<br />
fühle er sich noch zu jung.<br />
>>>
4<br />
nen Priester einblen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r zwei Amerikaner<br />
traute. Während zu letzterem sich jetzt<br />
etwa 600 polnische Kulturschaffen<strong>de</strong> für<br />
ihren Präsi<strong>de</strong>nten entschuldigten, hatte <strong>de</strong>r<br />
Angriff auf die Deutschen offenbar auch<br />
Rückwirkungen auf das Verhältnis zu Kanzlerin<br />
Merkel. Eine Anfrage aus Polen zu einem<br />
Treffen zwischen Kaczynski und <strong>de</strong>r Regierungschefin<br />
noch vor <strong>de</strong>m Nato-Gipfel<br />
in Bukarest wur<strong>de</strong> von Berlin abschlägig beschie<strong>de</strong>n.<br />
Zwar hieß es, Frau Merkel mache<br />
im Ausland Urlaub und müsse aus Termingrün<strong>de</strong>n<br />
absagen. Die polnische Zeitung<br />
„Gazeta Wyborcza“ begrün<strong>de</strong>te die Absage<br />
jedoch mit Kaczynskis Fernsehansprache.<br />
Aus <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>skanzleramt verlautete<br />
außer<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r Fernsehauftritt sei „sicherlich<br />
nicht hilfreich“ gewesen.<br />
●<br />
Sorben bitten um Hilfe aus Polen. Zur Bewahrung<br />
ihrer kulturellen I<strong>de</strong>ntität wird die<br />
Volksgruppe <strong>de</strong>r Sorben in Deutschland mit<br />
jährlich 15,6 Mio. Euro von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
sowie <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn Bran<strong>de</strong>nburg und<br />
Sachsen unterstützt. Nach<strong>de</strong>m jetzt <strong>de</strong>r<br />
Bund durchblicken ließ, er wer<strong>de</strong> seinen Anteil<br />
von 7,6 Mio. Euro in <strong>de</strong>n nächsten fünf<br />
Jahren um 100 000 Euro jährlich senken,<br />
TERMINE<br />
Ab 24. 5. 2008: Wolf Röhricht (1886 – 1953)<br />
Neue Son<strong>de</strong>rausstellung in Kloster Leubus. Wolf<br />
Röhricht wur<strong>de</strong> in Liegnitz geboren und lernte<br />
bei Heinrich Knirr Malerei. Röhricht unternimmt<br />
einige Studienreisen, u.a. nach Paris. Dort studiert<br />
er an <strong>de</strong>r Académie Julian bei Bonnard und<br />
Vuillard. Als Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Münchner Sezession<br />
gestaltet er die <strong>de</strong>utsche Kunstszene nach<br />
<strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg entschei<strong>de</strong>nd mit.<br />
Museum für schlesische Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong> im<br />
HAUS SCHLESIEN, Dollendorfer Str. 412,<br />
53639 Königswinter-Heisterbacherrott<br />
Deutsch-polnische Schulbuch-Vereinbarungen.<br />
Die in <strong>de</strong>n vierziger Jahren Geborenen<br />
erinnern sich bestimmt noch an<br />
<strong>de</strong>n Eklat, <strong>de</strong>r durch die Inhalte <strong>de</strong>r neuen<br />
Geschichtsbücher entstand. Die damalige<br />
Kommission für die Deutsch-polnischen<br />
Schulbuchvereinbarungen hatte geharnischten<br />
Protest <strong>de</strong>r Eltern provoziert, in<br />
<strong>de</strong>m offensichtliche Unwahrheiten zu historischen<br />
Fakten verdreht wur<strong>de</strong>n. Da war<br />
zum Beispiel die Aussage, dass Polen das<br />
von Deutschland geraubte Schlesien endlich<br />
wie<strong>de</strong>r zurückbekommen hatte. Was<br />
damals von <strong>de</strong>r Elterngeneration zum Teufel<br />
gewünscht wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> mittlerweile<br />
auch von <strong>de</strong>n nachgewachsenen Generationen<br />
in Polen auf <strong>de</strong>m Friedhof <strong>de</strong>r kommunistischen<br />
Propaganda beigesetzt.<br />
Deshalb ist es sehr erfreulich, zu erfahren,<br />
dass sich Lehrer, Schüler und Zeitzeugen<br />
aus <strong>de</strong>m polnischen Nie<strong>de</strong>rschlesien und<br />
<strong>de</strong>m sächsischen Nie<strong>de</strong>rschlesien unter <strong>de</strong>r<br />
Mitarbeit von Dr. habil. Krysztof Ruchniewicz<br />
, Tobias Weger aus Ol<strong>de</strong>nburg und an<strong>de</strong>ren<br />
über ein Projekt zu einem Buch mit<br />
<strong>de</strong>m Titel: „Geschichte verstehen – Zukunft<br />
gestalten. Die Deutsch-polnischen Bezie-<br />
POLITIK Schlesische Nachrichten 9/2008<br />
verließen die Vertreter <strong>de</strong>r Sorben <strong>de</strong>n Stiftungsrat<br />
<strong>de</strong>r Stiftung für das sorbische Volk.<br />
Die Mitarbeit soll bis zur Vorlage eines einvernehmlichen<br />
För<strong>de</strong>rkonzepts von Bund<br />
und beteiligten Län<strong>de</strong>rn ausgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Sorben, die maximal 50 000 Menschen<br />
vertreten, verwiesen darauf, dass <strong>de</strong>r<br />
von ihnen als erfor<strong>de</strong>rlich angesehene Zuschussbedarf<br />
von 16 Mio. Euro <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung<br />
eines großen Berliner Theaters entspricht.<br />
Laut <strong>de</strong>r polnischen Zeitung<br />
„Rzeczpolita“ ist <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sorben-Vereinigung<br />
„Domowina“, Jan Nuck,<br />
<strong>de</strong>r Meinung, Polen müsse sich um die slawische<br />
Min<strong>de</strong>rheit in Deutschland kümmern,<br />
sowie Deutschland dies für die <strong>de</strong>utsche<br />
Min<strong>de</strong>rheit in Polen macht. Einen Hilferuf<br />
zur Erhaltung <strong>de</strong>r sorbischen Kultur<br />
sandte <strong>de</strong>r Verband <strong>de</strong>shalb jetzt an die<br />
polnische Botschaft in Berlin.<br />
●<br />
Polen hilft Landsleuten in <strong>de</strong>n Ex-Sowjetrepubliken.<br />
Ein am 29. 3. 2008 in Kraft<br />
getretenes Gesetz sieht die Einführung einer<br />
„Polen-Karte“ vor. Damit soll <strong>de</strong>n nach<br />
polnischer Schätzung zwei Millionen in <strong>de</strong>r<br />
Ukraine, Weißrussland, Litauen und Kasachstan<br />
leben<strong>de</strong>n Menschen polnischer<br />
Abstammung Vergünstigungen gewährt<br />
wer<strong>de</strong>n. Hierzu gehören <strong>de</strong>r kostenlose Zugang<br />
zu Bildungseinrichtungen und in Notfällen<br />
kostenfreie medizinische Hilfe.<br />
Außer<strong>de</strong>m soll <strong>de</strong>r Zugang ohne Arbeitserlaubnis<br />
zum polnischen Arbeitsmarkt<br />
sowie die Nie<strong>de</strong>rlassung von Gewerbetreiben<strong>de</strong>n<br />
ohne Genehmigung möglich<br />
sein. Ungeklärt ist noch, ob <strong>de</strong>r Personenkreis<br />
vom Visumzwang befreit wird<br />
o<strong>de</strong>r ob nur die Visa-Gebühren erstattet<br />
wer<strong>de</strong>n. Von <strong>de</strong>r Zuerkennung einer doppelten<br />
Staatsangehörigkeit hat Polen mit<br />
Schlesische Notizen<br />
hungen in <strong>de</strong>n Jahren 1933 bis 1949“ zusammen<br />
gefun<strong>de</strong>n haben. Dieses Buch soll<br />
allen interessierten Schulen zur Verfügung<br />
gestellt wer<strong>de</strong>n. Beimaterial wie ein Vi<strong>de</strong>o-<br />
Film gibt es auch. Es bleibt abzuwarten, ob<br />
sich die von allen ersehnte Wahrheit<br />
durchgesetzt hat. Es wäre <strong>de</strong>n polnischen<br />
und <strong>de</strong>utschen Kin<strong>de</strong>rn zu gönnen.<br />
●<br />
Wird Frau Steinbach nach “oben“ abserviert?<br />
Wie <strong>de</strong>r Korrespon<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r polnischen<br />
Tageszeitung RZECZPOSPOLITA,<br />
Piotr Jendroszcyk, erfahren haben will, soll<br />
die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Vertriebenen,<br />
Frau Erika Steinbach, Staatsekretärin<br />
im Bun<strong>de</strong>s-Innenministerium wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Bun<strong>de</strong>skanzlerin will auf diese Weise einen<br />
ehrenvollen Abgang aus <strong>de</strong>r Vertriebenen-<br />
Politik für ihre Parteifreundin lancieren. Da<br />
ihre über Jahre vorangetriebene Zielsetzung<br />
mit <strong>de</strong>m Zentrum gegen Vertreibung wie<br />
eine Seifenblase geplatzt ist und eine Mitwirkung<br />
am SICHTBAREN ZEICHEN ausgeschlossen<br />
wur<strong>de</strong>, soll <strong>de</strong>r großen Blon<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Makel <strong>de</strong>s Versagens genommen<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Vertriebenen wür<strong>de</strong>n diese<br />
Wen<strong>de</strong> begrüßen, wenn dann endlich wie-<br />
Blick auf EU-Regelungen und aus Angst<br />
vor Spannungen mit <strong>de</strong>n östlichen Nachbarn<br />
verzichtet. Personen, die eine Polen-<br />
Karte beantragen, müssen bei <strong>de</strong>n zuständigen<br />
polnischen Konsulaten <strong>de</strong>n<br />
Nachweis von Polnischkenntnissen<br />
führen und eine Treueerklärung gegenüber<br />
Polen abgeben.<br />
●<br />
Treffen <strong>de</strong>r Außenminister Deutschlands<br />
und Polens. Mit einer regelrechten Charmeoffensive<br />
wollte Polens Außenminister<br />
Sikorski bei <strong>de</strong>m Besuch seines <strong>de</strong>utschen<br />
Amtskollegen Steinmeier Konflikte<br />
und Misstöne <strong>de</strong>r letzten bei<strong>de</strong>n Jahre<br />
vergessen machen. Noch als Minister<br />
<strong>de</strong>r alten Regierung Kaczynski hatte er als<br />
Verteidigungsminister mit seinem unseligen<br />
Vergleich für internationale Verwun<strong>de</strong>rung<br />
gesorgt, als er die geplante<br />
<strong>de</strong>utsch-russische Gaspipeline mit <strong>de</strong>m<br />
Hiltler-Stalin-Pakt verglich. Jetzt hieß es<br />
dazu, dass Polen lediglich 12 – 14 % seines<br />
Energiebedarfs mit Erdgas <strong>de</strong>cke, wovon<br />
es noch 1/3 selbst för<strong>de</strong>re. Auch sonst<br />
versuchte man, alte Streitpunkte zu entkrampfen,<br />
so <strong>de</strong>n jüngsten Disput über die<br />
Nato-Mitgliedschaft <strong>de</strong>r Ukraine und Georgiens.<br />
Steinmeier trug seinen Teil dazu<br />
bei, in<strong>de</strong>m er vermerkte, Moskau genieße<br />
bei <strong>de</strong>r Erweiterung <strong>de</strong>r Nato kein Veto.<br />
Dem polnischen Argwohn, Deutschland<br />
wolle sich aus seiner historischen Verantwortung<br />
herausstehlen, war Steinmeier<br />
bereits in einem Zeitungsinterview<br />
im Vorfeld begegnet, in<strong>de</strong>m er ein gemeinsames<br />
Geschichtsbuch vorschlug.<br />
Auch zum 40. Jahrestag von Ex-Kanzler<br />
Brandts Kniefall im Warschauer Ghetto,<br />
schlug er eine gemeinsame Ausstellung<br />
zur <strong>de</strong>utsch-polnischen Geschichte vor.<br />
<strong>de</strong>r die Gel<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m § 96 auch an die<br />
Landsmannschaften fließen könnten. Vielleicht<br />
kann sie <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r von Michael<br />
Neumann angerichtet wur<strong>de</strong>, ein wenig<br />
reparieren.<br />
●<br />
Danzig grün<strong>de</strong>t Günter Grass-Museum.<br />
Frau Anna Czekanowicz vom Danziger<br />
Stadtbauamt ist die Initiatorin <strong>de</strong>r Errichtung<br />
eines Günter Grass-Museums in <strong>de</strong>r<br />
Szerokastraße in Danzig. Man habe schon<br />
viele Kostbarkeiten <strong>de</strong>s Künstlers zusammengetragen.<br />
Skulpturen, Grafiken<br />
und Lithographien von Günter Grass befin<strong>de</strong>n<br />
sich im Fundus <strong>de</strong>s neuen Museums.<br />
Die Finanzierung hat die Stadt Danzig übernommen.<br />
Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt, dass die Stadt<br />
keinen besseren Werbeträger fin<strong>de</strong>n kann,<br />
wolle man alle Kraft in <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>s Museums<br />
stecken.<br />
Dass Günter Grass Mitglied <strong>de</strong>r SS war,<br />
scheint in diesem Falle nicht beson<strong>de</strong>rs<br />
wichtig zu sein. Dagegen war <strong>de</strong>r Vater von<br />
Frau Steinbach als einfacher Unteroffizier<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wehrmacht ein hochkarätiger<br />
Verbrecher. Politik muss man nicht verstehen.
Schlesische Nachrichten 9/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />
5<br />
Die Gustloff – Fernsehfilm am 2. und 3. März 2008 im ZDF<br />
Die Deutschen – auch Opfer – o<strong>de</strong>r nur ein Volk<br />
von Verbrechern, Idioten und (Schein-) Heiligen?<br />
Mitnichten! Aber es gab auch diese, vor<br />
rund 70 Jahren, und es gibt sie auch<br />
heute. Gott sei Dank auch noch An<strong>de</strong>re!<br />
Der Untergang <strong>de</strong>r „Wilhelm Gustloff“<br />
war „zweifelsohne die größte Schiffskatastrophe<br />
<strong>de</strong>r Weltgeschichte“ – war er<br />
„nur“ das? Viele geschichtliche Ereignisse,<br />
zumal Kriege, wer<strong>de</strong>n als Katastrophen<br />
bezeichnet. Unter „Katastrophe“ versteht<br />
man allerdings primär ein plötzliches<br />
(meist unerwartetes) Naturereignis mit<br />
schwerwiegen<strong>de</strong>n nachhaltigen Zerstörungen<br />
als Folge. Der „Untergang <strong>de</strong>r<br />
Gustloff“, wie auch an<strong>de</strong>rer Schiffe<br />
(„Steuben“, „Goya“…), war aber von<br />
Menschen gewollt und geplant. Für die<br />
Opfer kam er plötzlich und unerwartet, allerdings<br />
mit „katastrophalen Folgen“.<br />
War dieses geschichtliche Ereignis also<br />
„nur“ eine „Katastrophe“ o<strong>de</strong>r war es auch<br />
ein „menschliches Verbrechen“ mit<br />
„Schuldigen“ daran?<br />
Der Untergang <strong>de</strong>r „Gustloff“ beginnt<br />
im ZDF mit einer historischen Lüge:<br />
„Deutschland hatte <strong>de</strong>r ganzen Welt <strong>de</strong>n<br />
Krieg erklärt“, heißt es da. Auch wenn es<br />
Deutschlands Verantwortung nicht<br />
schmälert, gehört es zur geschichtlichen<br />
Redlichkeit, zu sagen, dass Deutschland<br />
<strong>de</strong>n Krieg gegen Polen begonnen hatte,<br />
allerdings erklärten Großbritannien und<br />
Frankreich ganz kurz danach ihrerseits<br />
Deutschland <strong>de</strong>n Krieg, nicht umgekehrt.<br />
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“.<br />
Im Film wer<strong>de</strong>n die furchtbaren Lei<strong>de</strong>n<br />
und Erlebnisse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Flüchtlinge<br />
in dramatischen Bil<strong>de</strong>rn gezeigt,<br />
gleichzeitig suggerieren aber zahlreiche<br />
Szenen <strong>de</strong>m Zuschauer, die Opfer waren<br />
trotz ihrer größtenteils persönlichen<br />
Schuldlosigkeit letztlich, zumin<strong>de</strong>st politisch,<br />
doch für ihre Lei<strong>de</strong>n selbst „schuldlos-schuld“.<br />
Schuld, allein, weil sie Deutsche<br />
waren. Und nur das entspricht <strong>de</strong>r<br />
„politischen Korrektheit“! Damit das auch<br />
noch <strong>de</strong>r Letzte begreift, wer<strong>de</strong>n vielfach<br />
Szenen eingestreut, die verallgemeinernd<br />
die fanatische Unmenschlichkeit „<strong>de</strong>r<br />
Deutschen“ zeigen. Die ethisch unhaltbare<br />
These <strong>de</strong>r „Kollektivschuld“, scheinbar begraben,<br />
feiert auch hier wie<strong>de</strong>r „fröhliche<br />
Urständ“! In einem „Tätervolk“ darf es keine<br />
„Opfer“ geben, und „Ursache und Wirkung<br />
dürfen nie verwechselt wer<strong>de</strong>n“! Das<br />
wird auch die Grundlage für ein von Polen<br />
„genehmigtes“ staatliches „sichtbares<br />
Zeichen“ an Stelle eines von <strong>de</strong>n Vertriebenen<br />
angestrebten „Zentrums gegen die<br />
Vertreibung“ wer<strong>de</strong>n, das sehr bald in ein<br />
europäisch ausgerichtetes „Zentrum gegen<br />
Vertreibungen“ umfunktioniert wur<strong>de</strong>.<br />
Die Taten <strong>de</strong>r Kämpfer auf alliierter Seite,<br />
o<strong>de</strong>r die Töter von ungezählten Tausen<strong>de</strong>n<br />
von Deutschen selbst, gelten nicht<br />
als verwerflich bzw. Schuldige, Verbrecher<br />
o<strong>de</strong>r Mör<strong>de</strong>r, ob es <strong>de</strong>r russische U-Boot-<br />
Kommandant o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r britische „Bomber-<br />
Harris“ sind. Diese gelten ja auch heut<br />
noch als „Hel<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>s Krieges bzw. Hel<strong>de</strong>n<br />
ihrer Nation – weil es sich bei ihren<br />
Taten „einwandfrei“ um „rein kriegerische<br />
Operationen“ han<strong>de</strong>lte, wie es die „Dokumentation“<br />
im Anschluss an <strong>de</strong>n Film<br />
aussagt. Die Deutschen Soldaten aber, die<br />
beispielsweise <strong>de</strong>n Warschauer Aufstand<br />
nie<strong>de</strong>rschlugen, auch die ganz einfachen,<br />
gelten in weiten Kreisen, nicht nur <strong>de</strong>s<br />
Auslands, als Verbrecher gegen die<br />
Menschlichkeit; han<strong>de</strong>lte es sich hier und<br />
woan<strong>de</strong>rs nicht um „rein militärische<br />
kriegerische Operationen“?<br />
Nach <strong>de</strong>m Tenor <strong>de</strong>r Aussagen <strong>de</strong>s<br />
Films, mehr noch einiger Aussagen <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
„Dokumentationen“, ist die Rote<br />
Armee damit letztlich auch für die Angrif-<br />
Offener Brief von Christian K. Kuznik<br />
An <strong>de</strong>n<br />
Bund <strong>de</strong>r Vertriebenen<br />
Go<strong>de</strong>sberger Allee 72-74<br />
53175 Bonn<br />
Der BdV lehnt einen Beitritt zur EUFV ab<br />
fe <strong>de</strong>r Flieger o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Panzer auf die auf<br />
<strong>de</strong>m Eis o<strong>de</strong>r in endlosen Trecks flüchten<strong>de</strong>n<br />
Deutschen zu entschuldigen. Waren<br />
die millionenfachen Vergewaltigungen<br />
dann auch noch „rein militärische“ o<strong>de</strong>r<br />
„kriegerische Operationen“?<br />
Gibt es außerhalb Deutschlands keine<br />
Kriegsverbrecher? Mich erschüttert, dass<br />
es immer wie<strong>de</strong>r Deutsche gibt, die die<br />
Verbrechen <strong>de</strong>r Sieger an Deutschen, beson<strong>de</strong>rs<br />
an <strong>de</strong>n Flüchtlingen und Vertriebenen,<br />
entschuldigen, und nur letzteren<br />
die Schuld an ihrem Schicksal selbst zuweisen,<br />
nur weil sie eben Deutsche waren.<br />
Und wenn kein an<strong>de</strong>res Argument<br />
mehr vorhan<strong>de</strong>n ist, dann waren und sind<br />
sie eben „die letzten Opfer Hitlers“.<br />
Ch. K. Kuznik<br />
TERMINE HAUS SCHLESIEN<br />
Internationaler Museumstag<br />
am Sonntag, 18. Mai 2008<br />
Dollendorfer Str. 412,<br />
53639 Königswinter-Heisterbacherrott<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich gratuliere <strong>de</strong>m frie<strong>de</strong>nsstiften<strong>de</strong>n, geschichtsbewussten, aufrichtigen und politisch<br />
korrektem (sich in erstaunlicher Selbsterkenntnis so bezeichnen<strong>de</strong>m) A u s s c h u s s<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sführung <strong>de</strong>s BdV zu seiner Entscheidung, <strong>de</strong>r neugegrün<strong>de</strong>ten Europäischen<br />
Union <strong>de</strong>r Flüchtlinge und Vertriebenen nicht beizutreten. Es ist zu begrüßen, dass dieser<br />
zwar bereit ist, mit allen Gruppierungen und Staaten in Verbindung und Verhandlungen<br />
zu treten, die am En<strong>de</strong> und nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg ihre grenzenlose Humanität<br />
gegenüber allen Deutschen, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>nen im Osten, durch Wort und Tat<br />
ange<strong>de</strong>ihen ließen, nicht aber mit <strong>de</strong>n heute immer noch irregeführten und unbelehrbaren<br />
Elementen, die behaupten, neben an<strong>de</strong>ren Völkern wäre auch einigen Deutschen<br />
seinerzeit Unrecht geschehen. Gott sei Dank gilt: nicht die Verursacher, son<strong>de</strong>rn die<br />
Kün<strong>de</strong>r und die von schlimmen Ereignissen Betroffenen wer<strong>de</strong>n in Haft genommen!<br />
Mit dieser Entscheidung erweist sich <strong>de</strong>r Ausschuss <strong>de</strong>s BdV auch seiner Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />
würdig, die nach einem Schriftwechsel von fast einem Dutzend aufschlussreicher<br />
und erfreulicher Briefe mit <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r EUFV scharf analysierend erkannt hat,<br />
dass ein fest vereinbarter Gesprächstermin doch nur ein Missverständnis ist, und als<br />
solches eben nicht realisiert wer<strong>de</strong>n durfte.<br />
Es bleibt auch das Verdienst <strong>de</strong>s BdV-Ausschusses, als Einzigem, erkannt zu haben,<br />
dass <strong>de</strong>r Beitritt zur EUFV mit einem erheblichen Verlust <strong>de</strong>r eigenen Souveränität verbun<strong>de</strong>n<br />
wäre. Und dass <strong>de</strong>r BdV, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen politischen Landschaft<br />
immer noch an Stimme und Gewicht zunimmt, in <strong>de</strong>r neuen „Union“ kein größeres Gewicht<br />
als an<strong>de</strong>re europäische Vertriebenenvereinigungen hätte, müsste bei seiner auch<br />
internationalen Be<strong>de</strong>utung sicher als Skandal gewertet wer<strong>de</strong>n! Hoffentlich hat <strong>de</strong>r Versuch<br />
Erfolg, zu verhin<strong>de</strong>rn, dass auch künftig we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche noch Vertriebene aus<br />
an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn irgendwie internationale Beachtung o<strong>de</strong>r gar Be<strong>de</strong>utung<br />
erreichen könnten.<br />
Mit all diesen Bemühungen erweist sich <strong>de</strong>r BdV auf Bun<strong>de</strong>sebene wie<strong>de</strong>r ein Mal als<br />
ein wahrer und edler Hüter politischer, nicht nur <strong>de</strong>utscher, Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit.<br />
Als einfacher Vertriebener halte ich mich angesichts <strong>de</strong>s geballten politischen Sachverstands,<br />
dieses E<strong>de</strong>lmuts und beispielgeben<strong>de</strong>n Engagements nicht für würdig, mich<br />
weiterhin in dieser erlesenen Gesellschaft zu befin<strong>de</strong>n.<br />
Machen Sie so weiter! Mit freundlichen Grüßen Ch. K. Kuznik
6<br />
ZEITGESCHEHEN / LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 9/2008<br />
Je<strong>de</strong>r dritte Nie<strong>de</strong>rsachse hat schlesische<br />
Vorfahren<br />
Schlesier beim Tag <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsachsen aktiv<br />
Je<strong>de</strong>r dritte Nie<strong>de</strong>rsachse hat schlesische<br />
Vorfahren, das stellte das statistische<br />
Lan<strong>de</strong>samt fest. Dieser starke Anteil <strong>de</strong>r<br />
Schlesier an <strong>de</strong>r Bevölkerung Nie<strong>de</strong>rsachsens<br />
fand seinen Ursprung in <strong>de</strong>r Vertreibung<br />
1946. Die britische Regierung genehmigte<br />
die Übernahme vieler Flüchtlingstransporte,<br />
wie es damals hieß, in die<br />
britische Zone. So wur<strong>de</strong>n ganze Dorfgemeinschaften,<br />
aber auch Städte, geschlossen<br />
in die britische Zone „umgesie<strong>de</strong>lt“.<br />
Dadurch wur<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />
das Land, das die meisten Schlesier aufnahm.<br />
Später übernahm das Land<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen die Patenschaft für Schlesien,<br />
die zwar die sozial<strong>de</strong>mokratische Regierung<br />
unter Gerhard Schrö<strong>de</strong>r „ruhen<br />
ließ“, aber die CDU-Regierung unter<br />
Christian Wulff wie<strong>de</strong>r mit Leben erfüllte.<br />
Die Schlesier mel<strong>de</strong>ten sich unverdrossen<br />
beim Tag <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsachsen in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren stets zu Wort. So wird es auch<br />
in diesem Jahr beim Tag <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />
in Winsen an <strong>de</strong>r Luhe nahe Hamburg<br />
sein.<br />
Die Schlesier la<strong>de</strong>n nicht nur zu Kaffee<br />
und schlesischen Mohn- und Streußelkuchen<br />
ein, son<strong>de</strong>rn stellen ihre Heimat<br />
in vier Ausstellungen vor und grüßen<br />
mit einem schlesischen Heimatnachmittag,<br />
auf <strong>de</strong>m schlesische Lie<strong>de</strong>r und Volkskunst<br />
vorgestellt wer<strong>de</strong>n. Ein Ausstellungsthema<br />
befasst sich mit Flucht und<br />
Vertreibung. Herbert Geisler stellt schlesische<br />
Dokumente in <strong>de</strong>n Mittelpunkt seiner<br />
Schau, und eine Ausstellung erzählt<br />
vom schlesischen Berggeist Rübezahl. Ein<br />
weiteres Ausstellungsthema ist die schlesische<br />
Lan<strong>de</strong>shauptstadt Breslau, in Miniaturbauten<br />
wer<strong>de</strong>n die markantesten<br />
Bauwerke Breslaus gezeigt, darunter<br />
nicht nur das Rathaus und die Universität,<br />
son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Bahnhof und viele schöne<br />
Kirchen und <strong>de</strong>r Dom. In einem Lichtbil<strong>de</strong>rvortrag,<br />
<strong>de</strong>r je<strong>de</strong> Stun<strong>de</strong> in einem<br />
Klassenraum gezeigt wird, sind Bil<strong>de</strong>r von<br />
„Früher und Heute“ zu sehen<br />
Alles ist zu fin<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Eckermann-<br />
Schule. Auf <strong>de</strong>m Schulhof wird ein Zelt errichtet,<br />
in das am Sonnabend, 5. Juli 2008<br />
um 15 Uhr zum Heimatnachmittag eingela<strong>de</strong>n<br />
wird. Martin Eichholz mit seinen<br />
Sängern und Musikanten ist in Winsen<br />
schon bekannt als Gast <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />
Schlesien.<br />
Der Kulturreferent <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />
in Nie<strong>de</strong>rsachsen, Ulrich Gö<strong>de</strong>, erwartet,<br />
dass eine ganze Reihe schlesischer<br />
Heimatgruppen in Nie<strong>de</strong>rsachsen <strong>de</strong>n Tag<br />
<strong>de</strong>r Heimat besuchen wer<strong>de</strong>n, Busse aus<br />
Ver<strong>de</strong>n und Bassum haben sich schon angemel<strong>de</strong>t.<br />
Der Tag <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsachsen fin<strong>de</strong>t<br />
vom 4. bis 6. Juli 2008 in Winsen statt.<br />
Informationsmaterial kann bei <strong>de</strong>r Stadtverwaltung<br />
Winsen angefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
gr<br />
Nachrichten aus Görlitz<br />
Aus <strong>de</strong>r Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz<br />
✍ Der Stadtschleicher hat Konkurrenz<br />
bekommen. Ein bisschen sieht <strong>de</strong>r<br />
graugrüne Roburbus ans <strong>de</strong>m Jahr 1952<br />
aus, als hätten ihn die Hollywoodleute<br />
beim letzten Filmdreh in Görlitz vergessen.<br />
Nur das kleine „Stadtrundfahrt“-<br />
Schild in <strong>de</strong>r Windschutzscheibe und das<br />
Kennzeichen verraten etwas an<strong>de</strong>res. GR-<br />
ZT 15 steht auf Letzterem. ZT wie die Zeit<br />
und 15 wie <strong>de</strong>r Meridian, auf <strong>de</strong>m Görlitz<br />
liegt. „Mit <strong>de</strong>m Görlitzer Zeit-Express<br />
wollen wir <strong>de</strong>n 15 Meridian beleben“, sagt<br />
Lars Duve. Der gebürtige Görlitzer ist Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Görlitzer Zeit GmbH und<br />
hat sein Ziel stets vor Augen. Nicht <strong>de</strong>r<br />
Schönhof, nicht die Peterskirche und auch<br />
nicht die Gesamtkulisse <strong>de</strong>r Altstadt sind<br />
für ihn <strong>de</strong>r touristische Höhepunkt <strong>de</strong>r<br />
Stadt, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Meridianstein. Allerdings,<br />
bedauerte Duve, hat das die Stadt<br />
noch nicht erkannt. Eine Infotafel hinter<br />
<strong>de</strong>m Stein vermisst er ebenso wie einen<br />
Souvenirstand daneben. „Die Gäste verlangen<br />
danach“, sagt <strong>de</strong>r Touristiker, <strong>de</strong>r<br />
die Görlitzer Zeit GmbH vor einem Jahr<br />
gegrün<strong>de</strong>t und sein bisheriges Unternehmen<br />
„Rübezahl Reisen“ gleich mit integriert<br />
hat.<br />
✍ Neues Museum soll entstehen. In<br />
Görlitz soll ein die Neiße überspannen<strong>de</strong>s<br />
Bauwerk errichtet wer<strong>de</strong>n. Eine Erklärung<br />
zum Bau eines gemeinsamen Museums<br />
zur „Erinnerung an die Opfer <strong>de</strong>r Umsiedlungsaktionen“<br />
wollten die Stadträte<br />
von Görlitz Ost und West bereits im März<br />
unterzeichnen. Der Begriff Vertreibung wer<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Erklärung nicht erwähnt, sagte<br />
<strong>de</strong>r polnische Bürgermeister Rafal Gronicz.<br />
Es ginge dabei um das Schicksal einzelner<br />
Menschen, nicht die Geschichte von<br />
Nationen darzustellen. Als Teil <strong>de</strong>s Projekts<br />
soll auch eine Jugendbegegnungsstätte<br />
entstehen. Die Görlitzer Stadtverwaltung<br />
bestätigte die Gespräche. Zur Zeit wer<strong>de</strong><br />
noch die richtige Formulierung gesucht,<br />
„die <strong>de</strong>m Anliegen und <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />
Geschehnissen bei<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>r Neiße gerecht<br />
wird,“ sagte eine Sprecherin <strong>de</strong>s<br />
Oberbürgermeisters. Der Begriff „Vertreibung“<br />
wer<strong>de</strong> in Deutschland von allen Politikern<br />
und Historikern für diese mit Unrecht,<br />
Grauen, Schrecken und Gewalt einhergehen<strong>de</strong>n<br />
Ereignisse verwen<strong>de</strong>t und<br />
fin<strong>de</strong>t sich auch im von Deutschland und<br />
Polen 1991 ratifizierten Deutsch-Polnischen<br />
Grenzvertrag wie<strong>de</strong>r.<br />
✍ Viadukt. Polen will Notsicherung nicht<br />
bezahlen. Die polnische Staatsbahn ist<br />
nicht bereit, eine Notsicherung <strong>de</strong>s Eisenbahn-Viadukts<br />
über die Neiße zu finanzieren.<br />
Nach Auskunft von Baubürgermeister<br />
Stefan Holthaus (SPD) will die<br />
polnische Seite maximal ein Drittel <strong>de</strong>r<br />
Kosten übernehmen. Die Görlitzer Stadtverwaltung<br />
hat ausgerechnet, dass es<br />
etwa 45 000 Euro kosten wür<strong>de</strong>, ein Sicherheitsnetz<br />
und einen geschützten<br />
Durchgang anzubringen. So müsste <strong>de</strong>r<br />
Inselweg im Winter nicht am Viadukt gesperrt<br />
wer<strong>de</strong>n, sagte Holthaus im Stadtrat.<br />
Er betonte, dass die Stadtverwaltung<br />
regelmäßig Gespräche mit <strong>de</strong>r Staatsbahn<br />
PKP führe. Die Zuständigkeit für die Grenzbrücken<br />
zwischen Deutschland und Polen<br />
ist in Verträgen zwischen bei<strong>de</strong>n Staaten<br />
geregelt. Für <strong>de</strong>n Viadukt ist Polen zuständig.<br />
Nach Einschätzung von Fachleuten<br />
muss <strong>de</strong>r Bau dringend saniert wer<strong>de</strong>n.<br />
Vor allem im Winter, wenn im Mauerwerk<br />
Wasser gefriert, drohen Steine abzuplatzen.<br />
✍ Synagoge ab Herbst nutzbar. Der<br />
technische Ausschuss <strong>de</strong>s Rates hat jetzt<br />
<strong>de</strong>n Teilausbau <strong>de</strong>r ehemaligen Synagoge<br />
einstimmig beschlossen. Für 289 000<br />
Euro soll das Erdgeschoss in diesem Jahr<br />
so hergerichtet wer<strong>de</strong>n, dass ab November<br />
Veranstaltungen mit bis zu 230 Leuten<br />
stattfin<strong>de</strong>n können. In dieser Summe<br />
enthalten sind Mittel <strong>de</strong>r Altstadtstiftung<br />
und <strong>de</strong>r Deutschen Stiftung Denkmalschutz,<br />
aber auch ein zehnprozentiger Eigenanteil<br />
<strong>de</strong>r Stadt Görlitz. Der Ausbau <strong>de</strong>r<br />
Frauenempore kann aus finanziellen<br />
Grün<strong>de</strong>n nicht erfolgen. Der För<strong>de</strong>rkreis<br />
Görlitzer Synagoge hat sich bereit erklärt,<br />
alle Betriebskosten, die über 10 000 Euro<br />
pro Jahr liegen, zu übernehmen. Das Geld<br />
will er über Führungen, Eintrittsgel<strong>de</strong>r und<br />
Spen<strong>de</strong>n einnehmen. An einen Verkauf <strong>de</strong>r<br />
Synagoge an private Investoren wird<br />
nicht mehr gedacht. Die Jüdische Gemein<strong>de</strong><br />
Görlitz will das in gut sechs Monaten<br />
stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> jüdische Neujahrsfest<br />
in <strong>de</strong>r ehemaligen Synagoge begehen.<br />
Man sei optimistisch, dass bis dahin die<br />
Bauarbeiten abgeschlossen sind, sagte<br />
Kantor Alex Jacobowitz. Er wünsche sich<br />
auch, dass das zentrale Ge<strong>de</strong>nken anlässlich<br />
<strong>de</strong>s 70. Jahrestages <strong>de</strong>r „Reichkristallnacht“<br />
in Görlitz stattfin<strong>de</strong>t.<br />
✍ Naturkun<strong>de</strong> steht hoch im Kurs. Exakt<br />
25 024 Besucher kamen im Jahr 2007 in<br />
das staatliche Museum für Naturkun<strong>de</strong> am<br />
Görlitzer Marienplatz, um die Dauer- und<br />
Son<strong>de</strong>rausstellungen sowie die leben<strong>de</strong>n<br />
Tiere zu sehen. Mit Ausnahme <strong>de</strong>s Jahres<br />
nach <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>reröffnung 2004 ist das<br />
die höchste Besucherzahl seit 1995. Neben<br />
<strong>de</strong>n Ausstellungen nahmen über 5000<br />
Interessierte an <strong>de</strong>n Vorträgen, Exkursionen<br />
und Son<strong>de</strong>rveranstaltungen <strong>de</strong>s Museums<br />
teil. „Die steigen<strong>de</strong>n Zahlen sind<br />
umso erfreulicher, da in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Naturkun<strong>de</strong>museen<br />
Deutschlands ein leichter Rückgang <strong>de</strong>r<br />
Besucher zu verzeichnen ist“, betonte Museumssprecher<br />
Christian Düker.
Schlesische Nachrichten 9/2008 POLITIK / LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />
7<br />
Schlesier in Memmingen bekennen sich zu Europa<br />
Ge<strong>de</strong>nkfeier „60 Jahre Landsmannschaft“ im Rathaus<br />
Die Kreisvorstandschaft <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien in Memmingen (v. l. n. r.): Gisela<br />
E. Brandt, Maria Czech (Frauenreferentin), Willibald Lazar, Gudrun Stölzle, Marianne Bone<br />
(sitzend), Johanna Mory (Kulturreferentin), Edith Lazar und Armin M. Brandt (Kreisvorsitzen<strong>de</strong>r)<br />
Foto: Archiv Armin M. Brandt (amb), Memmingen/Allgäu<br />
Hinter <strong>de</strong>n Schlesiern liegt ein erfolgreiches<br />
Jahr. Auch in 2008 ergeben sich neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
im gemeinschaftlichen Han<strong>de</strong>ln<br />
für Schlesien und für die Landsmannschaft.<br />
Die Mitglie<strong>de</strong>r im Orts- und Kreisverband<br />
Memmingen trafen sich zur Jahreshauptversammlung<br />
im Hotel „Weißes Ross“.<br />
Auch das zurückliegen<strong>de</strong> Jahr hat gezeigt,<br />
so <strong>de</strong>r Kreisvorsitzen<strong>de</strong> Armin M.<br />
Brandt, dass die Vertriebenenpolitik von hoher<br />
Aktualität ist. Es gab rege Beteiligungen<br />
an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Veranstaltungen.<br />
Höhepunkte im Jahresablauf waren die monatlichen<br />
Heimattreffen, Muttertagsausfahrt,<br />
Tag <strong>de</strong>r Heimat, Kirmes mit Tanz und<br />
Eisbeinessen, Totenge<strong>de</strong>nken im Waldfriedhof,<br />
Advent- und Barbarafeier sowie<br />
österlicher Nachmittag.<br />
Brandt dankte <strong>de</strong>r Kreisvorstandschaft<br />
für die tatkräftige Unterstützung auf Orts-,<br />
Fromme: For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Polnischen<br />
Bauernpartei ist blanker Populismus<br />
Zu <strong>de</strong>n Berichten über die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
konservativen polnischen Regierungspartei<br />
PSL, Art. 116 GG abschaffen zu wollen,,<br />
erklärt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gruppe<br />
<strong>de</strong>r Vertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler<br />
<strong>de</strong>r CDU/CSU–Bun<strong>de</strong>stagsfraktion,<br />
Jochen-Konrad Fromme MdB:<br />
Die For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Polnischen Bauernpartei<br />
ist in aller Deutlichkeit zurückzuweisen.<br />
Art. 116 GG steht für erlittenes<br />
menschliches Leid, für eine Schicksalsgemeinschaft,<br />
zu <strong>de</strong>r sich CDU und CSU<br />
heute und für die Zukunft bekennen. Er ist<br />
von zentraler Be<strong>de</strong>utung für die Aufnahme<br />
von Spätaussiedlern. Menschen, die<br />
hier Ihre Wurzeln und Heimat haben.<br />
Die Aussage, <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n Stanislaw<br />
Zelichowski <strong>de</strong>r PSL-Fraktion im<br />
polnischen Parlament (Sejm), Art. 116 GG<br />
störe die <strong>de</strong>utsch-polnischen Beziehungen,<br />
weil er die <strong>de</strong>utsche Staatsbürger-<br />
Kreis-, Bezirks- und Lan<strong>de</strong>sebene. Persönlicher<br />
Dank galt seiner Stellvertreterin<br />
Johanna Mory, Frauenreferentin Maria<br />
Czech, Marianne Bone, Edith und Willibald<br />
Lazar, Gudrun Stölzle sowie Gisela Brandt.<br />
Kassenprüfer Alois Simmerding beantragte<br />
die Entlastung, die einstimmig erfolgte.<br />
Mit <strong>de</strong>m Beitritt <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slandsmannschaft<br />
zur Europäischen Union <strong>de</strong>r<br />
Flüchtlinge und Vertriebenen haben sich die<br />
Schlesier zu Europa bekannt, erklärte<br />
Brandt. Die <strong>de</strong>utsche Politik hat die Kernanliegen<br />
<strong>de</strong>r Vertriebenen aufgegeben.<br />
Zwar gibt es in einigen Papieren noch immer<br />
Bekenntnisse, die das Recht auf die<br />
Heimat, die Anerkennung verletzter Rechte<br />
o<strong>de</strong>r die Lösung offener Fragen aus <strong>de</strong>r<br />
Vertreibung in bilateralen Verhandlungen<br />
betreffen, jedoch scheinen <strong>de</strong>rartige Aussagen<br />
wirklich nur auf <strong>de</strong>m Papier zu ste-<br />
schaft an die Grenzen von 1937 bin<strong>de</strong>, sind<br />
blanker Populismus. Mit <strong>de</strong>m Vorstoß<br />
hängt sich die PSL <strong>de</strong>n Mantel <strong>de</strong>r Volksnähe<br />
um. Tatsächlich will sie, wie schon<br />
in <strong>de</strong>r Vergangenheit die Brü<strong>de</strong>r Kaczynski,<br />
nicht an<strong>de</strong>res, als Emotionen, Vorurteile<br />
und Ängste <strong>de</strong>r Bevölkerung zu schüren<br />
und sich für eigene Zwecke zu Nutzen machen.<br />
Dieses Vorgehen ist zu verachten.<br />
Hier wer<strong>de</strong>n die Schicksale <strong>de</strong>r Vertriebenen<br />
auf üble Weise missbraucht.<br />
Es tut gut festzustellen, dass <strong>de</strong>r PSL<br />
auch von Vertretern Polens Wind entgegenweht.<br />
So äußerte sich <strong>de</strong>r von Premierminister<br />
Donald Tusk eingesetzte<br />
polnische Son<strong>de</strong>rbeauftragte für<br />
Deutschland. Prof. Wladyslaw Bartoszewski,<br />
schon <strong>de</strong>utlich ablehnend zu <strong>de</strong>m<br />
Vorschlag. Diese Stimmen sind es, die wir,<br />
die CDU/CSU-Bun<strong>de</strong>stagsfraktion, unterstützen.<br />
hen und in <strong>de</strong>r Politik keine Rolle zu spielen.<br />
Brandts Fazit: „Die Europäisierung <strong>de</strong>s<br />
Vertriebenenschicksals bleibt <strong>de</strong>shalb unverzichtbar,<br />
auch in Anbetracht <strong>de</strong>r verletzten<br />
Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Opfer.“<br />
Die schlesischen Landsleute in Memmingen<br />
haben sich vor 60 Jahren zur<br />
Landsmannschaft zusammengeschlossen.<br />
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger<br />
hat die Schirmherrschaft für die Ge<strong>de</strong>nkfeier<br />
übernommen, die am Samstag, 31.<br />
Mai, um 11 Uhr in <strong>de</strong>r Rathaushalle durchgeführt<br />
wird.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Erinnerung „60 Jahre<br />
Landsmannschaft Schlesien“ fin<strong>de</strong>n zwei<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Veranstaltungen in Memmingen<br />
statt: Die Bezirksversammlung am 26.<br />
April und die Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertentagung am<br />
11. Oktober 2008. Armin M. Brandt<br />
TERMINE<br />
Landsmannschaft Schlesien, Kreisverband<br />
Memmingen:<br />
31. Mai 2008, 11 Uhr: Ge<strong>de</strong>nkfeier „60 Jahre<br />
Landsmannschaft Schlesien“ in <strong>de</strong>r Rathaushalle.<br />
Schirmherr: OB Dr. Ivo Holzinger.<br />
Info: arminmbrandt@hotmail.com<br />
ARD plant Verfilmung<br />
<strong>de</strong>s Lebens von<br />
Bernhard Grzimek<br />
Die Internet-Präsenz wunschliste.<strong>de</strong> berichtet,<br />
dass die Potsdamer Produktionsfirma<br />
Teamworx im Auftrag <strong>de</strong>r ARD einen<br />
Fernsehzweiteiler über das Leben <strong>de</strong>s<br />
berühmten Zoologen Bernhard Grzimek<br />
drehen wird. Der legendäre Naturschützer<br />
und am 24. April 1909 geborene Oberschlesier<br />
war von 1945 bis 1974 Direktor<br />
<strong>de</strong>s Frankfurter Zoos. Sein Film „Serengeti<br />
darf nicht sterben“ erhielt 1960 <strong>de</strong>n<br />
Oscar als „Bester Dokumentarfilm“. Von<br />
1956 bis 1987 mo<strong>de</strong>rierte er seine Sendung<br />
"„Ein Platz für Tiere“ beim Hessischen<br />
Rundfunk. Der HR soll über eine Beteiligung<br />
an <strong>de</strong>m Projekt nach<strong>de</strong>nken.<br />
Teamworx hat u. a. die historischen Stoffe<br />
„Der Tunnel“, „Dres<strong>de</strong>n“, „Die Flucht““,<br />
„Die Mauer-Berlin ‘61“, „Die Luftbrücke“<br />
und „Nicht alle waren Mör<strong>de</strong>r“ produziert.<br />
ma
8<br />
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 9/2008<br />
Bericht über die Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertentagung<br />
<strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien, Lan<strong>de</strong>sverband<br />
Bayern e. V.<br />
Im Sportheim <strong>de</strong>s 1. FC Herzogenaurach trafen sich im Beisein vieler Prominenter<br />
aus Politik und <strong>de</strong>m öffentlichen Leben Vertreter <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien<br />
Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien, aus ganz Bayern.<br />
Der Vorstand <strong>de</strong>r bayerischen Schlesier<br />
traf sich bereits einen Tag vorher am Freitag,<br />
um ein umfangreiches Programm abarbeiten<br />
zu können. Zuvor wur<strong>de</strong> er von<br />
Bürgermeisterin Doris Wüstner im Herzogenauracher<br />
Rathaus freundlich zu einem<br />
Gedankenaustausch empfangen.<br />
Der Samstag begann mit einer separaten<br />
Frauenstun<strong>de</strong>. Anschließend begrüßte<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> Christian<br />
Kuznik nach einem Eröffnungslied die zahlreich<br />
erschienenen Delegierten und Gäste<br />
aus ganz Bayern zur Frühjahresversammlung,<br />
<strong>de</strong>ren Schwerpunkt organisatorische<br />
Fragen und Verbandsangelegenheiten<br />
sein wür<strong>de</strong>n. Gekommen waren<br />
auch MdB S. Müller, MdL Ch.<br />
Matschl, Landrat E. Irlinger und nochmals<br />
Bürgermeisterin D. Wüstner. In ihren<br />
Grußworten dankten diese <strong>de</strong>n hier ansässigen<br />
Schlesiern, die mit Fleiß und Können<br />
wesentlich zu <strong>de</strong>m wirtschaftlichen<br />
Aufschwung unter an<strong>de</strong>rem auch Herzogenaurachs<br />
beigetragen hätten. Sie betonten<br />
bereits bestehen<strong>de</strong> gute Kontakte<br />
zu Partnerstädten in Schlesien und die<br />
Möglichkeiten für eine fortschreiten<strong>de</strong> Aussöhnung<br />
mit Polen.<br />
Der gastgeben<strong>de</strong> Ortsverband Herzogenaurach<br />
konnte eine erfolgreiche Arbeit<br />
vorstellen. Zum Dank wur<strong>de</strong>n auch von<br />
dort viele verdienstvolle Landsleute ausgezeichnet,<br />
ebenso auch Gerhard Kuznik,<br />
<strong>de</strong>r Schriftführer <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s.<br />
Anschließend nahm <strong>de</strong>r anwesen<strong>de</strong><br />
Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />
Rudi Pawelka vier Ehrungen mit<br />
<strong>de</strong>m Schlesierkreuz, <strong>de</strong>r höchsten Auszeichnung<br />
<strong>de</strong>r Landsmannschaft, vor.<br />
Ausgezeichnet wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>ssvorsitzen<strong>de</strong><br />
Christian K. Kuznik, die Lan<strong>de</strong>sschatzmeisterin<br />
Christiane Webert, Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
Joachim Lukas und<br />
verdientes ehemaliges Lan<strong>de</strong>svorstands-<br />
mitglied, Kreis- und Ortsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
Wolfgang Sei<strong>de</strong>l.<br />
In seiner folgen<strong>de</strong>n Ansprache mahnte<br />
Pawelka die immer noch ungeklärte Eigentumsfrage,<br />
die fast überall noch fehlen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Ortsschil<strong>de</strong>r in<br />
Schlesien, die „Beutekunst“ und An<strong>de</strong>res<br />
an. Die kürzlich gegrün<strong>de</strong>te Europäische<br />
Union <strong>de</strong>r Flüchtlinge und Vertriebenen bezeichnete<br />
er als eine wichtige Möglichkeit,<br />
die Vertreibung <strong>de</strong>r Deutschen von <strong>de</strong>m<br />
Vorwurf zu befreien, sie sei einzig die Folge<br />
eines von <strong>de</strong>n Nationalsozialisten ent-<br />
Der Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n neuen<br />
Schlesierkruzträgern. Von links: Wolfgang<br />
Sei<strong>de</strong>l, Joachim Lukas, Rudi Pawelka, Christian<br />
K. Kuznik, Christiane Webert<br />
fachten Vernichtungskrieges. Trotz zahlreicher<br />
Mitgliedsorganisationen – von<br />
Karelien über Mitteleuropa bis hin zu Armenien,<br />
Zypern und Griechenland – lehne<br />
allerdings <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche BdV (Bund <strong>de</strong>r<br />
Vertriebenen) mit Präsi<strong>de</strong>ntin Erika Steinbach<br />
an <strong>de</strong>r Spitze seinen Beitritt unverständlicherweise<br />
ab.<br />
Neben <strong>de</strong>n Berichten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>svorstan<strong>de</strong>s,<br />
<strong>de</strong>r Referenten und <strong>de</strong>r Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>n<br />
umfasste das umfangreiche<br />
Programm vor allem Fragen <strong>de</strong>r Zukunft<br />
Schlesiens und <strong>de</strong>r landsmannschaftlichen<br />
Gruppen. Um das <strong>de</strong>utsche Schlesien und<br />
seine über Jahrhun<strong>de</strong>rte erbrachten historischen<br />
und kulturellen Beiträge zur Gesamtgeschichte<br />
Deutschlands und Europas<br />
auch über das Bestehen <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />
hinaus im Bewusstsein nicht nur <strong>de</strong>r<br />
Schlesier zu erhalten, beschloss man die<br />
Gründung einer „Stiftung Schlesier in Bayern“.<br />
Die dabei zu überwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Probleme<br />
seien erheblich, vor allem bleibt die Aufgabe,<br />
möglichst viel Grundkapital für diese<br />
Stiftung zu bekommen. Sponsoren wer<strong>de</strong>n<br />
noch gesucht.<br />
In „Politiker-Run<strong>de</strong>n“ auf allen Ebenen<br />
wollen die Schlesier in Bayern – auch vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Landtagswahl<br />
im Herbst – erkun<strong>de</strong>n, wie weit<br />
und von wem sie in ihrer Arbeit unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>m Lied: „Kein schöner Land...“<br />
verabschie<strong>de</strong>ten sich die Delegierten<br />
nach erfolgreicher Arbeit bis zu ihrer<br />
Herbsttagung 2008 in Memmingen.<br />
Ch. K. Kuznik<br />
Übergabe von schlesischen Exponaten <strong>de</strong>r Ortsgruppe<br />
Diepholz an das Heimatmuseum in Aschen<br />
Die Landsmannschaft Schlesien, Ortsgruppe<br />
Diepholz, hat am 9. März 2008 im<br />
Heimatmuseum in Diepholz-Aschen eine<br />
„SCHLESISCHE HEIMATSTUBE“ eröffnet.<br />
Durch verschie<strong>de</strong>ne Veranstaltungen<br />
wird dieses Heimatmuseum mit Leben erfüllt.<br />
Die Bevölkerung dieses Ortsteiles von<br />
Diepholz ist aktiv an <strong>de</strong>n einzelnen Veranstaltungen<br />
beteiligt und steht zu dieser<br />
Einrichtung. Die Gebäu<strong>de</strong>, das Inventar,<br />
die Außenanlagen usw. machen einen gepflegten<br />
Eindruck, das Heimatmuseum<br />
steht auf sicheren finanziellen Füßen. Es<br />
ist daher, nach Meinung <strong>de</strong>r Ortsgruppe<br />
Diepholz, <strong>de</strong>r richtige Ort, um an Schlesien<br />
zu erinnern und schlesische Exponate<br />
zu überlassen. Auch <strong>de</strong>r Umstand, dass<br />
die Nachkommen <strong>de</strong>r vertriebenen Schlesier<br />
nun Diepholz und Umgebung als ihre<br />
Heimat betrachten, spricht für diese Entscheidung.<br />
Am Eröffnungstag wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Heimatmuseum<br />
eine Alltagstracht aus <strong>de</strong>m<br />
Riesengebirge und diverse schlesische Exponate<br />
überlassen. Mit einem „Häckerle-<br />
Essen“ für die gela<strong>de</strong>nen Gäste wur<strong>de</strong> die<br />
Einweihung <strong>de</strong>r Heimatstube entsprechend<br />
gefeiert. Diese schlesische Heimatstube<br />
soll im Laufe <strong>de</strong>r Zeit noch erweitert<br />
wer<strong>de</strong>n und die Ortsgruppe Diepholz<br />
hofft, weitere Ausstellungsstücke für<br />
das Museum zu bekommen. Die Ortsgruppe<br />
appelliert daher an die schlesischen<br />
Landsleute und ihre Nachkommen,<br />
schlesische Erinnerungsstücke nicht<br />
wegzuwerfen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>m Heimatmuseum<br />
zu überlassen.<br />
Das Diepholzer Kreisblatt hat nun ausführlich<br />
über die Eröffnung Heimatstube<br />
im Heimatmuseum in Aschen berichtet.<br />
Ingrid Lattke<br />
TERMINE<br />
Treffen <strong>de</strong>r Wahrener<br />
7. Juni 2008, ab 11 Uhr: Treffen <strong>de</strong>r Wahrener<br />
im Hotel Bertram in Schwarmstedt.<br />
Anmeldung bis 10. Mai 2008 bei Frie<strong>de</strong>l<br />
Mahler, Tel 05071/2820
Schlesische Nachrichten 9/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />
9<br />
Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertenversammlung 2008<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppe Hessen<br />
v. l. Gerhard Frost, Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r Staatsminister a. D. Gottfried Mil<strong>de</strong>, Helmut Liewald,<br />
Eva-Maria Pietsch, Joseph Pietsch, Erna Peilicke, Heinz Jenke, Annemarie Busch, Klaus Zeimer<br />
Bei <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertenversammlung<br />
2008 <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien,<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Hessen stand die Wahl <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>svorstan<strong>de</strong>s an, die <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>sehrenvorsitzen<strong>de</strong><br />
Staatsminister a.D. Gottfried<br />
Mil<strong>de</strong> leitete. Einstimmig wie<strong>de</strong>rgewählt<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> Joseph<br />
Pietsch (Darmstadt). In ihrem Amt bestätigt<br />
wur<strong>de</strong>n die stellv. Vorsitzen<strong>de</strong> Erna<br />
Peilicke (Frankfurt), <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sschatzmeister<br />
Helmut Liewald (Frankfurt), <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sgeschäftsführer Klaus Zeimer<br />
(Wiesba<strong>de</strong>n), die Lan<strong>de</strong>spressereferentin<br />
Eva-Maria Pietsch (Darmstadt). Neu<br />
gewählt wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r stellv. Vorsitzen<strong>de</strong><br />
Gerhard Frost (Wetzlar), Lan<strong>de</strong>sschriftführer<br />
Heinz Jenke (Wiesba<strong>de</strong>n) und <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>skulturreferent Arno Junge (Baunatal).<br />
Das Hauptreferat hielt Rudolf Friedrich,<br />
Lan<strong>de</strong>sbeauftragter <strong>de</strong>r Hessischen<br />
Lan<strong>de</strong>sregierung für Vertriebene, Flüchtlinge<br />
und Spätaussiedler. Er bedankte sich<br />
bei <strong>de</strong>m Vorstand <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />
Schlesien für die stets gute und kameradschaftliche<br />
Zusammenarbeit.<br />
30 % <strong>de</strong>r hessischen Bevölkerung sind<br />
Heimatvertriebene und Spätaussiedler,<br />
die eine Bereicherung für Hessen waren<br />
und sind. Er berichtete, was alles in Hessen<br />
seit 1999 unter <strong>de</strong>r Regierung von Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />
Roland Koch geschehen<br />
ist. Endlich, nach 40 Jahren konnte ein<br />
Vertriebenenvertreter in <strong>de</strong>n Hessischen<br />
Rundfunkrat entsandt wer<strong>de</strong>n.<br />
Hessen war das erste Bun<strong>de</strong>sland, das<br />
eine Patenschaft für das „Denkmal gegen<br />
Vertreibungen“ übernahm. An<strong>de</strong>re<br />
Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r begannen daraufhin darüber<br />
nachzu<strong>de</strong>nken. – Der Lan<strong>de</strong>svertriebenenbeirat<br />
ist in einigen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
ohne Be<strong>de</strong>utung, in Hessen wur<strong>de</strong> er bei-<br />
behalten und 1999 wie<strong>de</strong>r beratungsfähig<br />
gemacht. Die vorher gekürzten Gel<strong>de</strong>r<br />
für die Kulturarbeit <strong>de</strong>r Vertriebenen<br />
wur<strong>de</strong>n für diese wichtige Aufgabe wie<strong>de</strong>r<br />
erhöht. Der „Tag <strong>de</strong>r Heimat“ wur<strong>de</strong><br />
auf Lan<strong>de</strong>sebene eingeführt und wird jährlich<br />
im Biebricher Schloss in Wiesba<strong>de</strong>n<br />
begangen. Während <strong>de</strong>s „Hessentages“<br />
gibt es einen Tag <strong>de</strong>r Vertriebenen. Seit<br />
2002 fin<strong>de</strong>n Neujahrgespräche mit <strong>de</strong>m<br />
Ministerpräsi<strong>de</strong>nten statt. Dazu eingela<strong>de</strong>n<br />
sind die Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Landsmannschaften<br />
und die Geschäftsführer.<br />
Friedrich unterstützt die Debatte, dass<br />
<strong>de</strong>utsche Städtenamen in Schlesien wie<strong>de</strong>r<br />
eingeführt wer<strong>de</strong>n, damit Schlesien<br />
mit seinen Städten und <strong>de</strong>ren langer <strong>de</strong>utscher<br />
Geschichte in Europa bewusst wer<strong>de</strong><br />
und schloss mit einem Vermächtnis von<br />
Herbert Hupka, über <strong>de</strong>ssen Leben und<br />
Wirken zur Zeit eine beeindrucken<strong>de</strong> Ausstellung<br />
im „Haus <strong>de</strong>r Heimat“ in Wiesba<strong>de</strong>n<br />
ist.<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> Joseph Pietsch gratulierte<br />
Rudolf Pradler, Ehrenvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Kreisgruppe Bergstraße und Eva-Maria<br />
Pietsch, Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreisgruppe<br />
Darmstadt-Dieburg zur Ehrung mit <strong>de</strong>r<br />
höchsten Auzeichnung <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />
Schlesien, <strong>de</strong>m Schlesierkreuz und<br />
dankte ihnen für die unermüdliche Arbeit<br />
in <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien und für<br />
die Heimat Schlesien.<br />
Nach <strong>de</strong>n Rechenschaftsberichten mit<br />
anschließen<strong>de</strong>r Diskussion lud <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />
ein zu <strong>de</strong>n schlesischen Kulturtagen<br />
im Anny-Lang-Haus in Wiesba<strong>de</strong>n<br />
vom 26. bis 29. Mai 2008. Die Sammlung<br />
„Treue Spen<strong>de</strong> für Schlesien“ erbrachte<br />
einen ansehnlichen Betrag.<br />
Eva-Maria Pietsch<br />
Lan<strong>de</strong>spressereferentin<br />
Eva-Maria Pietsch mit<br />
Schlesierkreuz geehrt<br />
Eva-Maria Pietsch wur<strong>de</strong> für ihren langjährigen<br />
und vielfältigen Einsatz für Schlesien<br />
mit <strong>de</strong>m Schlesierkreuz geehrt. Damit<br />
will die Landsmannschaft einerseits<br />
ihre Tätigkeit als Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kreisgruppe<br />
Darmstadt-Dieburg und als Mitglied<br />
<strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Hessen würdigen, an<strong>de</strong>rerseits aber auch<br />
ihren Einsatz für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r schlesischen<br />
Kultur in <strong>de</strong>r Nachkriegs-Vertreibung<br />
und zugleich in <strong>de</strong>r Heimat. Denn Eva-Maria<br />
Pietsch hält nicht nur regelmäßig Vorträge<br />
bei Kulturtagungen; sie setzt sich<br />
insbeson<strong>de</strong>re auch für die katholische<br />
Seelsorge in Breslau seit vielen Jahren ein.<br />
In enger Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r AGMO<br />
e.V. ist ihr zugleich aber auch das Schicksal<br />
unserer Landsleute in <strong>de</strong>n weiteren<br />
schlesischen Gebieten wichtig. Die Verleihung<br />
erfolgte im Rahmen einer Familienfeier<br />
anlässlich <strong>de</strong>r<br />
Gol<strong>de</strong>nen Hochzeit,<br />
die sie mit <strong>de</strong>m hessischenLan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>n<br />
Joseph<br />
Pietsch feiern<br />
konnte. Die<br />
Ehrung<br />
nahm <strong>de</strong>r<br />
Präsi<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>r SchlesischenLan<strong>de</strong>svertretung<br />
Prof.<br />
Dr. Michael<br />
Pietsch vor.<br />
Mitte April besuchte eine Gruppe von Germanistikstu<strong>de</strong>nten<br />
aus Oberschlesien die<br />
„Hin<strong>de</strong>nburger Heimatsammlung“ in Essen<br />
(Foto: Eintragung in das Gästebuch).<br />
Diese Gruppe war im Rahmen einer Maßnahme<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sleitung <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />
Schlesien fast eine ganze Woche<br />
im Haus Schlesien untergebracht, wo<br />
sich sich mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-polnischen<br />
Nachbarschaft o<strong>de</strong>r auch mit <strong>de</strong>r Geschichte<br />
Schlesiens auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />
konnten. Diese Maßnahme wur<strong>de</strong> aus Mitteln<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung finanziert. Die<br />
Seminarleitung hatte Joachim Karwoczik<br />
inne und Damian Spielvogel trug die Verantwortung<br />
für die Vorbereitung.
10<br />
Schlesische<br />
Ge<strong>de</strong>nktage<br />
2008<br />
2. Quartal<br />
11. April 1888 – Breslau<br />
120. Geburtstag von Arnold Ulitz – Be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />
Erzähler – Roman „Der große<br />
Janja“ – „Hochzeit! Hochzeit“, Humoreske<br />
– Andreas-Gryphius-Preis 1967<br />
21. April 1918 – Breslau<br />
90. To<strong>de</strong>stag von Manfred Freiherr von<br />
Richthofen – selbst vom Feind hochgeachteter<br />
Jagdflieger, über Vaux-sur-Somme<br />
abgeschossen<br />
27. April 1888 – Breslau<br />
120. Geburtstag von Wal<strong>de</strong>mar von<br />
Grumbkow Feinsinn – Dichter, langjähriger<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gesellschaft „DER<br />
OSTEN“<br />
4. Mai 1888 – Neisse<br />
120. Geburtstag von Werner Schulemann<br />
– Pharmakologe, Ent<strong>de</strong>cker <strong>de</strong>s Malariamittel<br />
Atebrin und Plasmochin – 1938 mit<br />
<strong>de</strong>r Mary-Kingsley-Medal ausgezeichnet<br />
4. Mai 1898 – Wieschowa/OS<br />
110. Geburtstag von Prälat Oskar Golombek,<br />
„geistlicher Vater <strong>de</strong>r Schlesier“<br />
11. Mai 1858 – Salzbrunn<br />
150. Geburtstag von Carl Hauptmann –<br />
Dichter <strong>de</strong>s Riesengebirges – Erzähler und<br />
Lyriker, Romane wie „Einhart <strong>de</strong>r Lächler“,<br />
„Mathil<strong>de</strong>“ und Dramen wie „Marianne“,<br />
„Te<strong>de</strong>um Krieg“, „Tobias Buntschuh“,<br />
Gedichte: „Meine Berge leuchten wie<strong>de</strong>r“,<br />
„Wenn ich hoch oben geh“<br />
18. Mai 1898 – Piekar/OS<br />
110. Geburtstag von Hans Kroll – Diplomat,<br />
u. a. Botschafter in Moskau<br />
4. Juni 1958 – London<br />
50. To<strong>de</strong>stag von Mechthil<strong>de</strong> Fürstin<br />
Lichnowsky – Erzählerin – Urenkelin <strong>de</strong>r<br />
Kaiserin Maria Theresia<br />
20. Juni 1958 – Königshütte/OS<br />
50. To<strong>de</strong>stag von Kurt Adler – Chemiker<br />
– Entwicklung <strong>de</strong>r Dien-Synthese zusammen<br />
mit Otto Diels – 1950 Nobelpreis<br />
für Chemie erhalten<br />
TERMINE<br />
Landsmannschaft Schlesien Landshut<br />
13. und 27. Mai 2008, 19 Uhr: Chorprobe<br />
im Haus <strong>de</strong>r Heimat / Neustadt<br />
16. Mai 2008, 19.30 Uhr: Maiandacht mit<br />
Grüssauer Marienrufen in <strong>de</strong>r Abteikirche<br />
<strong>de</strong>s Klosters Seligental<br />
17. Mai 2008, 15 Uhr: Monatsversammlung<br />
mit Muttertagsfeier im Gast hof Ulrich Meyer,<br />
Piflas<br />
29. Mai 2008, 19 Uhr: Stammtisch „Schlesische<br />
Run<strong>de</strong>“, Gasthaus „Zur Insel“<br />
Info: Kurt-Peter Nawroth, Tel. und Fax<br />
0871/42333<br />
Druckfehler<br />
In <strong>de</strong>n SN 8/2008 wur<strong>de</strong> das Bild auf Seite<br />
1 versehentlich falsch untertitelt. Der<br />
richtige Name <strong>de</strong>s Klosters heißt Grüssau.<br />
Wir bitten, <strong>de</strong>n Druckfehler zu entschuldigen.<br />
SN<br />
KULTUR Schlesische Nachrichten 9/2008<br />
Son<strong>de</strong>rstempel und Briefmarken zu <strong>de</strong>n Themenbereichen<br />
Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier und Ost<strong>de</strong>utschland<br />
Heute: Poststempel aus Neustadt in Oberschlesien 1923<br />
In <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe: : Poststempel aus Breslau 1923<br />
Aus <strong>de</strong>r Sammlung Michael Ferber<br />
Frühjahrstagung <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />
„Archiv für schlesische Mundart“ vom 11. bis 13. April 2008<br />
Seit seiner Gründung im<br />
Jahre 1982 führt <strong>de</strong>r<br />
„Arbeitskreis Archiv<br />
für schles<br />
i s c h e<br />
Mundart“<br />
jeweils<br />
eine Tagung<br />
im<br />
Frühjahr<br />
und eine<br />
im September<br />
durch. Schon<br />
frühzeitig<br />
entschlossen sich<br />
die Mitglie<strong>de</strong>r dieses Kreises<br />
alljährlich in Wangen/Allgäu zu tagen,<br />
zumal die Stadt Wangen durch ihre<br />
Oberbürgermeister inzwischen eine Art Patenschaft<br />
für <strong>de</strong>n Arbeitskreis übernommen<br />
haben.<br />
So traf sich <strong>de</strong>r Arbeitskreis vom 11. bis<br />
13. April erneut zu einer Wochenendtagung<br />
im Frauentorturm in Wangen.<br />
Der Leiter <strong>de</strong>s Kreises, Friedrich-Wilhelm<br />
Preuß, konnte 30 schlesische<br />
Mundartforscher begrüßen. Herr Preuß<br />
hatte wie<strong>de</strong>r sehr interessante Referate zusammengestellt.<br />
Neben <strong>de</strong>r Buchvorstellung<br />
von Eberhard Scholz-Eule war <strong>de</strong>r<br />
Bericht <strong>de</strong>r Schlesienreise <strong>de</strong>s Wangener<br />
Kreises vom Sept. 2007, referiert durch Lieselotte<br />
Weske, ein Höhepunkt dieser Tagung.<br />
Nach einem ausgefüllten<br />
Arbeitstag, war <strong>de</strong>r<br />
Abend im Hotel<br />
„Blaue Traube“<br />
für ein<br />
gemütlichesBeisammenseinreserviert,<br />
wo nahezu<br />
je<strong>de</strong>r<br />
Teilnehmer in<br />
schlesischer<br />
Mundart einen<br />
Beitrag leistete. Unser<br />
bekannter Lie<strong>de</strong>r- und<br />
Stimmungsmacher Dr. Alois Burkert<br />
sorgte für die musikalische Begleitung und<br />
eine hervorragen<strong>de</strong> Stimmung. Alois Burkert<br />
dichtet Texte in schlesischer Mundart<br />
und vertont auch diese.<br />
Der Arbeitskreis hat seine Forschungsarbeit<br />
zur Bewahrung <strong>de</strong>r schlesischen<br />
Mundart zu verschie<strong>de</strong>nen Themen<br />
in 17 Büchern und einem Son<strong>de</strong>rband<br />
dokumentiert. Wie wichtig auch für hohe<br />
Persönlichkeiten die schlesische Mundart<br />
war, zeigt, dass unser großer schlesischer<br />
Dichter Gerhart Hauptmann (Nobelpreisträger<br />
für Literatur <strong>de</strong>s Jahres<br />
1912), sein Werk „Die Weber“ zunächst mit<br />
<strong>de</strong>m Titel „De Waber“ im Dialekt beim Fischerverlag<br />
im Jahre 1892 veröffentlichte.<br />
Der Mundartkreis hat seinen Band 7<br />
unter <strong>de</strong>m Titel‚ „1844 schlesischer Weberaufstand<br />
– „Merr wabern und wabern<br />
Taag und Nacht“ diesem sozialen auch in<br />
<strong>de</strong>r heutigen Zeit so wichtigen Thema gewidmet.<br />
Die Teilnehmer <strong>de</strong>r Tagung dankten<br />
durch ihren Leiter <strong>de</strong>n Herren Oberbürgermeister<br />
Michael Lang und <strong>de</strong>m Kulturamtsleiter<br />
Hermann Spang für ihr persönliches<br />
Erscheinen und ihren Grußworten<br />
mit <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r letzten Publikation,<br />
<strong>de</strong>m Jubiläumsband „25 Jahre Arbeitskreis<br />
für schlesische Mundart“.<br />
Ullrich Junker
Schlesische Nachrichten 9/2008 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />
11<br />
Bericht über die Jahreshauptversammlung<br />
<strong>de</strong>s Kreisverbands Landsberg/Lech<br />
Der 1. Vorsitzen<strong>de</strong>n Klaus-Dieter Rie<strong>de</strong>l<br />
begrüßte die Anwesen<strong>de</strong>n zur Jahreshauptversammlung<br />
2008 mit <strong>de</strong>m Gedicht<br />
zum Ge<strong>de</strong>nken an die verstorbenen<br />
Landsleute „Mütter von Dres<strong>de</strong>n“. Beson<strong>de</strong>rs<br />
gedachte er Charlotte Adler, <strong>de</strong>r<br />
langjährigen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Su<strong>de</strong>ten<strong>de</strong>utschen<br />
Landsmannschaft und Robert<br />
Müller-Kox, <strong>de</strong>r sich um die Bun<strong>de</strong>slandsmannschaft<br />
beson<strong>de</strong>rs verdient gemacht<br />
hatte. „Sagt es Euren Enkeln , ein<br />
Vermächtnis“, damit schloß das Ge<strong>de</strong>nken.<br />
Es folgte <strong>de</strong>r Jahresrückblick: Die<br />
Nachwahl für <strong>de</strong>n 2. Vorsitzen<strong>de</strong>n blieb<br />
ohne Ergebnis. Unsere Schriftführerin, Laura<br />
Bräue, wur<strong>de</strong> im Amt bestätigt. Als Fahnenträger<br />
mel<strong>de</strong>te sich Erdmann Bräuer.<br />
Eduard Lehmann schied aus <strong>de</strong>m Vorstand<br />
aus. Zum 1. Mai ging <strong>de</strong>r Vereinsausflug<br />
zum „Blautopf“ und ins Schwä-<br />
bische. Eine geplante weitere Fahrt im August<br />
fiel lei<strong>de</strong>r aus.<br />
Die Muttertagsfeier wur<strong>de</strong> schön ausgerichtet,<br />
wofür <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Beteiligten<br />
beson<strong>de</strong>rs dankte.<br />
Es folgte ein Bericht von <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>streffen<br />
in Hannover. Elisabeth Bräuer berichtete<br />
über ihre kulturelle Arbeit, z. B.<br />
über Lätare, Ge<strong>de</strong>nktage schlesischer Persönlichkeiten<br />
im September o<strong>de</strong>r das<br />
„Lichtzepter“ zur Weihnachtsfeier.<br />
Die Frauengruppe traf sich 2007<br />
sechsmal. Laura Bräuer gestaltete die Erntedank-Feier<br />
im Oktober und brachte zur<br />
Weihnachtsfeier wie<strong>de</strong>r ihre Musikkin<strong>de</strong>r<br />
zum musizieren mit. Eduard Lehmann organisierte<br />
2 Fahrten zum Forellenessen in<br />
Wel<strong>de</strong>n bei Augsburg. Karin Drexl legte <strong>de</strong>n<br />
Kassenbericht vor. Als Kassenprüfer bestätigte<br />
Herr Adler die Richtigkeit und korrekte<br />
Buchführung. Die Mitglie<strong>de</strong>r entlasteten<br />
darauf <strong>de</strong>n Vorstand.<br />
Neuer Vorstand bei <strong>de</strong>r Kreisgruppe Augsburg<br />
Bei <strong>de</strong>r Jahreshauptversammlung <strong>de</strong>r<br />
Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe<br />
Augsburg-Stadt & -Land und<br />
Aichach-Friedberg am 29. März 2008 wur<strong>de</strong><br />
nach <strong>de</strong>r neuen Satzung auf unbestimmte<br />
Zeit <strong>de</strong>r neue Vorstand gewählt.<br />
Er setzt sich folgen<strong>de</strong>rmaßen zusammen:<br />
Erster Vorsitzen<strong>de</strong>r und Pressewart:<br />
Götz B. Pfeiffer/Stellvertreter und Schriftführer:<br />
Horst Schramm/Kassenwart: Alfred<br />
Goschütz/Kulturreferentin: Marianne Pecher/Frauenreferentin:<br />
Else Eifler<br />
Nach <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>s Rechenschaftsberichts<br />
und <strong>de</strong>r Berichte <strong>de</strong>s Kas-<br />
Der bayerische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt, Dr. Günter<br />
Beckstein, Träger <strong>de</strong>s Schlesierschil<strong>de</strong>s,<br />
<strong>de</strong>r höchsten zu vergeben<strong>de</strong> Auszeichnung<br />
<strong>de</strong>r Schlesier, beim Besuch in Landsberg am<br />
Lech mit zwei Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s dortigen Schlesiervereines,<br />
Karin Drexl, Schatzmeisterin<br />
(links) und Elisabeth Bräuer, Kulturreferentin.<br />
Dahinter: Dr. Thomas Goppel, bayerischer<br />
Staatsminister.<br />
senwarts und -prüfers wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorstand<br />
wur<strong>de</strong> entlastet.<br />
Im unterhaltsamen Teil <strong>de</strong>r Veranstaltung<br />
begleitete unser langjähriger Musikus<br />
Ernst Kolonko unseren Gesang. In diesem<br />
Jahre konnten 16 Mitglie<strong>de</strong>r als Jubilare<br />
geehrt wer<strong>de</strong>n, davon zwei mit einer<br />
Ehrenna<strong>de</strong>l, darunter zwei mit 50-jähriger<br />
(!) und vier mit 55-jähriger (!!) Mitgliedschaft.<br />
Götz B. Pfeiffer wur<strong>de</strong> gera<strong>de</strong> noch in<br />
Schlesien geboren, in Lauban, als es anschließend<br />
auf die Flucht ging, die ihn ins<br />
Allgäu führte. So ist er Allgäuer und Schle-<br />
Karin Drexl und Elisabeth Bräuer mit zwei<br />
Praktikantinnen <strong>de</strong>s Landratsamtes Landsberg<br />
am Lech<br />
In <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Diskussion,<br />
ging es hitzig zu. Gerhard Kuznik warb für<br />
Spen<strong>de</strong>n für die „Stiftung Schlesier in Bayern“<br />
und verteilte Informationsblätter.<br />
Dazu berichtete Frau E. Bräuer ihre Erfahrungen<br />
mit <strong>de</strong>r Stiftung „Schlesische<br />
Heimatstuben“. Als BDV-Vorsitzen<strong>de</strong>r,<br />
Kreisverband Landsberg – Lech, kündigte<br />
Herr G. Kuznik <strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>s Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />
von Bayern, Herrn Dr. Beckstein,<br />
für <strong>de</strong>n 18. Februar 2008 in Landsberg<br />
an. Von je<strong>de</strong>r Landsmannschaft sollten<br />
Trachtenabordnungen für <strong>de</strong>n Empfang<br />
antreten.<br />
Mit drei lustigen Mundartepiso<strong>de</strong>n beschloß<br />
<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>, Klaus-Dieter Rie<strong>de</strong>l<br />
die Versammlung.<br />
Die JHV klang aus mit <strong>de</strong>m Lied „Kein<br />
schöner Land in dieser Zeit…“.<br />
R. Maywald<br />
sier zugleich. Seine Mutter hat ihm früher<br />
viel erzählt und vorgesungen, so dass er<br />
sich im Schlesierverein, <strong>de</strong>m er seit 2001<br />
angehört, an vieles erinnern kann.<br />
Neu im Vorstand ist Horst Schramm, ein<br />
Oberschlesier <strong>de</strong>s Jahrgangs 1945, <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>m Verein seit <strong>de</strong>m Jahre 2004 angehört.<br />
Er will die Vorstandsarbeit tatkräftig unterstützen.<br />
Der Gastredner, Armin Brandt, Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>r<br />
und stellvertreten<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r<br />
aus Memmingen, berichtete<br />
aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sverband, aber auch<br />
von <strong>de</strong>n Problemen, die die internationale<br />
und <strong>de</strong>utsche Politik <strong>de</strong>n Vertriebenen<br />
bereitet. Vorgestellt wur<strong>de</strong> auch die „Europäische<br />
Union <strong>de</strong>r Vertriebenen“. Ihr sind<br />
bereits mehrere Staaten beigetreten, die<br />
keinen Krieg angefangen haben, womit ein<br />
typischer Einwand <strong>de</strong>r Gegner <strong>de</strong>s Projekts<br />
entkräftet wird.<br />
Als Aufgabe und Ziel verfolgt unser Verein,<br />
nicht nur die Pflege und das Erhalten<br />
und Sammeln schlesischen Brauchtums,<br />
Mundart, Literatur u.v.a.m., er unterstützt<br />
auch <strong>de</strong>n offenen und ehrlichen Dialog<br />
mit unseren polnischen Nachbarn und<br />
beobachtet das politische Geschehen.<br />
Auch jüngere Leute, die nicht in Schlesien<br />
geboren sind, sich aber dazu bekennen,<br />
sind bei uns herzlich willkommen, so<br />
z. B. <strong>de</strong>r stellvertreten<strong>de</strong> Kulturwart mit 41<br />
Jahren.<br />
Die Monatstreffen fin<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>n ersten<br />
Donnerstag im Monat um 14.30 Uhr im<br />
Nebensaal <strong>de</strong>r Kolpingsgaststätte, Frauentorstraße<br />
29, statt. Götz B. Pfeiffer
12<br />
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN Schlesische Nachrichten 9/2008<br />
Schlesisches Sommersingen<br />
in Bielefeld – Sennestadt<br />
Seit fast 60 Jahren wird in Bielefeld von <strong>de</strong>r<br />
Landsmannschaft Schlesien <strong>de</strong>r alte Heimatbrauch<br />
gepflegt, drei Wochen vor Ostern<br />
am Sonntag „Laetare“ (freut Euch) ein<br />
Sommersingen zu veranstalten. Seit vielen<br />
Jahren sind verschie<strong>de</strong>ne Jugendgruppen<br />
die Ausführen<strong>de</strong>n, so konnte in diesem Jahr<br />
<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> Manfred Endress eine<br />
Volkstanzgruppe aus Halle (Westfalen)<br />
unter <strong>de</strong>r Leitung von Frau Annette Preuß<br />
begrüssen, diesmal in westfälischen<br />
Trachten. Herr Tschacher aus Sennestadt<br />
erklärte diesen alten Brauch, <strong>de</strong>r ursprünglich<br />
durch <strong>de</strong>n 30-jährigen Krieg und<br />
die dadurch verursachte „Völkerwan<strong>de</strong>-<br />
2. Volkstanzgruppe aus Halle/Westfalen<br />
Fotos: Florian Mierzwa<br />
rung“ über das Sommersingen nach<br />
Schlesien gekommen sein soll. In vielen Regionen<br />
Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesiens zogen<br />
früher die Kin<strong>de</strong>r von Haus zu Haus, um<br />
<strong>de</strong>n Winter zu vertreiben und <strong>de</strong>n Sommer<br />
herbeizusingen. Zur Belohnung erhielten sie<br />
die „Begel“, aber auch Eier und Äpfel. Begel,<br />
auch Brezel genannt, ist ein Fastengebäck,<br />
das sehr aufwendig herzustellen<br />
ist. Es gibt immer weniger Bäcker, die diese<br />
Kunst beherrschen.<br />
Beim gemeinsamen Sommersingen erlebten<br />
mehr als 120 junge und ältere Men-<br />
Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Kassel,<br />
blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2007 zurück<br />
Einmal im Monat kehren wir gemeinsam,<br />
gedanklich in die Heimat zurück. Wir feiern<br />
unseren Heimatnachmittag mit schlesischen<br />
Lie<strong>de</strong>rn, Geschichten und Gedichte<br />
von schlesischen Schriftstellern, Lichtbil<strong>de</strong>rvorträge<br />
über unsere Heimat.<br />
So blickt die Kasseler Gruppe auf ein<br />
erfolgreiches 2007 zurück, wie unser Vorstand<br />
auf <strong>de</strong>r Jahreshauptversammlung<br />
2008 berichtete. Dabei war ein Höhepunkt<br />
<strong>de</strong>r Rüsttag im Mai. Wir feierten gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>n evangelischen Schlesiern ei-<br />
nen sehr schönen Gottesdienst mit<br />
Abendmahl.<br />
Im Juli waren wir mit <strong>de</strong>m Schiff auf <strong>de</strong>r<br />
Fulda mit Kaffeetrinken im Gartenlokal am<br />
Fluss unterwegs. Der November galt unseren<br />
Verstorbenen in <strong>de</strong>r Heimat o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nen<br />
die in <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong> ihre letzte Ruhestätte<br />
gefun<strong>de</strong>n haben. Eine feierliche Andacht<br />
an unserer Ge<strong>de</strong>nkstätte, <strong>de</strong>m Vertriehenenkreuz<br />
im Reinhardswald, hat uns<br />
schmerzlich erinnert, dass auch wir einst<br />
in frem<strong>de</strong> Er<strong>de</strong> gebettet wer<strong>de</strong>n.<br />
1. Volkstanzgruppe aus Halle/Westfalen mit<br />
Leiterin Annette Preuss und Manfred Endress<br />
schen mit ost<strong>de</strong>utschen Vorfahren <strong>de</strong>nnoch<br />
einen warmen und herzlichen Sonntag Laetare<br />
miteinan<strong>de</strong>r. Es war eine Freu<strong>de</strong> zu beobachten,<br />
mit wieviel Einsatz und Begeisterung<br />
diese jungen Mitglie<strong>de</strong>r die Tänze<br />
vorführten und das <strong>de</strong>utsche Volkslied und<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Volkstanz pflegten. Die<br />
Gruppen zeigten Tänze wie „Der fröhliche<br />
Kreis“, „Die drei Tore“ und <strong>de</strong>n „Siebenschritt“.<br />
Schon Wochen zuvor wur<strong>de</strong>n die Sommerstecken<br />
von einigen Mitglie<strong>de</strong>rn gebastelt.<br />
Es wur<strong>de</strong> verschie<strong>de</strong>n farbiges Papier<br />
verwen<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>r Mitte wird ein Silberstreifen<br />
angebracht, die die Sonnenstrahlen<br />
symbolisieren.<br />
Ein persönlicher Bemerkung von mir: Mir<br />
war das Sommersingen nicht bekannt, da<br />
ich in Ost-Oberschlesien geboren bin und<br />
dort nach <strong>de</strong>r Einglie<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n polnischen<br />
Machtbereich (Teilung Oberschlesiens)<br />
<strong>de</strong>utsche Sitten und Gebräuche nicht<br />
bekannt, bzw. abgeschafft waren.<br />
Florian Mierzwa<br />
Die Adventfeier wur<strong>de</strong> im weihnachtlichen<br />
Rahmen mit Gedichten und Lie<strong>de</strong>rn<br />
aus <strong>de</strong>r Heimat begangen. Der Weihnachtsmann<br />
(bei uns eine Weihnachts-<br />
Frau) kam auch vorbei und hatte seinen<br />
Gabensack prall gefüllt.<br />
In <strong>de</strong>n verbleiben<strong>de</strong>n Monaten sahen<br />
und hörten wir Vorträge über <strong>de</strong>n Winter<br />
und Schlösser in Schlesien. So sorgen wir<br />
immer dafür, dass das schlesische Kulturgut<br />
in Erinnerung bleibt.<br />
Auf <strong>de</strong>r Jahreshauptversammlung im<br />
März 2008 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorstand gewählt.<br />
Da die anwesen<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Arbeit<br />
<strong>de</strong>s bisherigen Vorstan<strong>de</strong>s zufrie<strong>de</strong>n<br />
waren, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorstand in <strong>de</strong>r Gesamtheit<br />
wie<strong>de</strong>r gewählt.<br />
Wenn auch unsere Mitglie<strong>de</strong>r älter wer<strong>de</strong>n<br />
und die Teilnahme an unseren Heimatnachmittagen<br />
immer beschwerlicher<br />
wird, so halten unsere lieben, alten Schlesierinnen<br />
und Schlesier treu zur Heimat.<br />
Auch wenn <strong>de</strong>r Kreis immer kleiner wird,<br />
blicken wir trotz<strong>de</strong>m zuversichtlich in die<br />
Zukunft.<br />
Wir wer<strong>de</strong>n dafür sorgen, dass schlesische<br />
Laute noch recht lange in und um<br />
Kassel zu hören sind.<br />
Klaus-Dieter Le<strong>de</strong>r<br />
Dieter Le<strong>de</strong>r, Inge Siebert, Alfred Fischer, Paul<br />
Kirsch, Ruth Wittig, Ursula Hubrich, Elinor<br />
Wimmel, Gerhard Kunick, Vorsitzen<strong>de</strong>r Arno<br />
Junge
Schlesische Nachrichten 9/2008 LANDSLEUTE<br />
13<br />
Schlesier, die Sie kennen sollten<br />
Carl Hauptmann, <strong>de</strong>r Dichter <strong>de</strong>s Riesengebirges<br />
Zum 150. Geburtstag am 11. Mai 2008<br />
Das Werk Carl Hauptmanns<br />
ist tief im Schlesischen<br />
verwurzelt. Will<br />
Erich Peuckert sprach<br />
von ihm als <strong>de</strong>m „schlesischen<br />
Dichter“. Wenn<br />
er auch zeitlebens im<br />
Schatten seines zu Weltruhm<br />
gelangten jüngeren<br />
Bru<strong>de</strong>rs Gerhart Hauptmann<br />
stand, so ist er<br />
doch unbestritten eine eigenständigeErscheinung<br />
in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Literatur.<br />
Carl Hauptmann wur<strong>de</strong><br />
am 11. Mai 1858 in<br />
Salzbrunn geboren, wo<br />
sein Vater das Hotel<br />
„Preußische Krone“<br />
führte. Nach <strong>de</strong>m Schulbesuch<br />
in Breslau begann<br />
er ab 1880 das Studium <strong>de</strong>r Naturwissenschaften<br />
bei Prof. Haeckel in Jena.<br />
Durch seine Eheschließung mit Martha Thienemann<br />
im Jahre 1884, war es ihm möglich,<br />
seinen Studien nachzugehen. 1885 sie<strong>de</strong>lt<br />
er mit seiner Frau nach Zürich über, was<br />
wohl durch seine Freundschaft mit Richard<br />
Avenarius zustan<strong>de</strong> kam und ihn beschäftigte<br />
<strong>de</strong>r Gedanke an die Habilitation. Der<br />
Gegenstand seiner Doktorarbeit zuvor in<br />
Jena war die „Keimblättertheorie“.<br />
Nach einer vorübergehen<strong>de</strong>n Übersiedlung<br />
nach Berlin ergab es sich, dass die Brü<strong>de</strong>r<br />
Gerhart und Carl Hauptmann nach einer<br />
Reise in das Riesengebirge ihre Übersiedlung<br />
nach Mittelschreiberhau ins Auge<br />
fassten, zu <strong>de</strong>r es 1890, nach Erwerb eines<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Grundstückes, auch kam.<br />
Sein ersten Buch „Sonnenwan<strong>de</strong>rer“ erscheint<br />
im gleichen JAhr in Berlin. Es sind<br />
Erzählungen von Schreiberhauer Einzelgängern<br />
und <strong>de</strong>ren Eigentümlichkeiten. Zu<strong>de</strong>m<br />
erscheint 1893 seine Publikation „Metaphysik<br />
in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physiologie“. Mit<br />
seinem ersten Schauspiel „Marianne“ im<br />
Jahre 1894 erfolgt schließlich sein Durchbruch<br />
zur Literatur. Darauf folgt 1896 das<br />
Volksstück „Waldleute“, das sich in abgelegenen<br />
Walddörfern unter Grenzern,<br />
Schmugglern und Wil<strong>de</strong>rern abspielt. Weitere<br />
Bühnenstücke „Ephraims Breite“ und<br />
„Bergschmie<strong>de</strong>“ machen von sich re<strong>de</strong>n. Zu<br />
<strong>de</strong>m Letzteren äußerte sich <strong>de</strong>r bekannte<br />
Literaturhistoriker Prof. Dr. Hans Heinrich<br />
Borchardt wie folgt: „Noch nie hat das Riesengebirge<br />
einen solchen Darsteller gefun<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r es so aus <strong>de</strong>m Innersten heraus<br />
erfasst hätte; keinen wuchtigeren Hintergrund<br />
konnte Hauptmann für seine Dichtung<br />
fin<strong>de</strong>n, als die eigentümliche Natur seiner<br />
heimatlichen Berge, über <strong>de</strong>nen immer<br />
Carl Hauptmann – <strong>de</strong>r Dichter<br />
<strong>de</strong>s Riesengebirges<br />
eine herbe Stimmung<br />
liegt, <strong>de</strong>ren kahle Gipfel<br />
an die Vergänglichkeit<br />
alles Irdischen zu mahnen<br />
scheinen und die,<br />
vom Sturm umtost, eine<br />
ähnliche Lei<strong>de</strong>nschaft zu<br />
fühlen scheinen wie <strong>de</strong>r<br />
Bergschmied, <strong>de</strong>r an<br />
ihren Hängen wohnt. Die<br />
Berge selbst scheinen an<br />
diesem Drama teilzunehmen.“<br />
Zum eindringlichen<br />
Schil<strong>de</strong>rer schlesischer<br />
Menschen wur<strong>de</strong> Carl<br />
Hauptmann vollends in<br />
seinen zu Unrecht vergessenen<br />
Dramen „Die<br />
lange Jule“ und „Die<br />
armseligen Besenbil<strong>de</strong>r“<br />
sowie in seinen Geschichten<br />
„Hütten am Hange“ und seinem<br />
großen Roman „Mathil<strong>de</strong>“, <strong>de</strong>r das ergreifen<strong>de</strong><br />
Schicksal einer Schreiberhauer Arbeiterfrau<br />
erzählt. Da liegt <strong>de</strong>r Vergleich zu<br />
Gerhart Hauptmanns „Hannele“ sehr nahe.<br />
Dieses Werk erschien nach <strong>de</strong>m letzten Kriege<br />
noch einmal als Volksausgabe.<br />
Zu hervorragen<strong>de</strong>n Inszenierungen seiner<br />
Bühnenwerke kam es in Breslau und<br />
Berlin, in Dres<strong>de</strong>n und München. Das brachte<br />
Carl Hauptmann wohl auch die Auszeichnung<br />
mit <strong>de</strong>m „Volks-Schiller-Preis“<br />
ein. Ansonsten konnte man ihn eher zu <strong>de</strong>n<br />
„Stillen im Lan<strong>de</strong>“ zählen, <strong>de</strong>r das Rampenlicht<br />
nicht unbedingt suchte o<strong>de</strong>r so unversehens<br />
hineingeriet, wie sein Bru<strong>de</strong>r Ger-<br />
Bun<strong>de</strong>sheimattreffen 2008<br />
Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Namslauer vom<br />
9. bis 11. Mai 2008 in Euskirchen, Näheres<br />
unter www.namslau-schlesien.<strong>de</strong><br />
31. Mai 2008 und 1. Juni 2008<br />
29. Bun<strong>de</strong>sheimattreffen Stadt und Kreis Bunzlau<br />
2008 in <strong>de</strong>r Patenstadt Siegburg<br />
Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>s Kreises<br />
Ohlau am 10. und 11. Mai 2008 in Iserlohn:<br />
Vor jetzt 52 Jahren hat die Stadt Iserlohn<br />
die Patenschaft für die Stadt und <strong>de</strong>n<br />
Kreis Ohlau übernommen. So fin<strong>de</strong>t auch in<br />
diesem Jahr wie<strong>de</strong>r das Kreisheimattreffen am<br />
10. und 11. Mai 2008 in Iserlohn auf <strong>de</strong>r Alexan<strong>de</strong>r-Höhe<br />
statt.<br />
„Bun<strong>de</strong>streffen Kreis und Stadt Neustadt“ vom<br />
10. bis 12. Mai 2008 in <strong>de</strong>r Patenstadt Northeim<br />
unter <strong>de</strong>m Thema: „50 Jahre Heimatstube“<br />
Nächstes Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Brieger am<br />
17./18. Mai 2008 in Goslar<br />
hart, von <strong>de</strong>ssen Anfängen Martha Hauptmann<br />
zu berichten weiß: „…Gerhart ist mit<br />
einem Male in aller Mun<strong>de</strong>, – bewun<strong>de</strong>rt,<br />
gehätschelt und umjubelt steht er mit seinem<br />
jugendlich-knabenhaften Äußeren im<br />
Mittelpunkt <strong>de</strong>r schäumen<strong>de</strong>n, künstlerischen<br />
Bewegung." – „…Seine Arbeiten waren<br />
wie aus unserem eigenen Fleisch und<br />
Blut geboren, unsere begeisterte Liebe<br />
gehörte ihnen und ihr Erfolg und siegreicher<br />
Aufgang riss uns taumelnd mit fort.“<br />
Mit seinem Roman „Einhart <strong>de</strong>r Lächler“<br />
schuf er sein reifstes und tiefstes Werk. Bei<br />
aller Intensität, die er aufwandte, die äußeren<br />
Lebensumstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Menschen zu beschreiben,<br />
kam es ihm auf die Bloßlegung<br />
<strong>de</strong>r „inneren Welt“ an, gemäß seiner Losung<br />
„ich fahn<strong>de</strong> allenthalben nach Seele“. Das<br />
Buch war einer <strong>de</strong>r ersten „mo<strong>de</strong>rnen“<br />
Künstlerromane und gab Aufschluss über<br />
<strong>de</strong>n künstlerischen Entwicklungsprozess im<br />
allgemeinen und behan<strong>de</strong>lte im beson<strong>de</strong>ren<br />
in etwa das Leben eines <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />
Maler Schlesiens, Otto Müller, <strong>de</strong>r<br />
halb zigeunerhafter Abstammung war und<br />
ein faszinieren<strong>de</strong>r Künstler gewesen ist, mit<br />
<strong>de</strong>m sich Carl Hauptmann stellenweise i<strong>de</strong>ntifizierte.<br />
Mit diesem Werk vollzieht Carl<br />
Hauptmann auch seine Wandlung vom Naturalisten<br />
zum Expressionisten und er führt<br />
dazu aus: „Der Naturalismus hat recht, sofern<br />
er das Milieu ergriff. Aber nicht, weil er<br />
damit ins Menschenwesen als Naturwesen,<br />
son<strong>de</strong>rn nur als Sozialwesen Einblick gewährt.<br />
Der Naturalismus ist die Kunst <strong>de</strong>s<br />
Menschen als Sozialwesen. Aber wenn er<br />
damit die Naturwesen erklären will, so irrt<br />
er. Die tiefsten Verborgenheiten unserer Lei<strong>de</strong>nschaften<br />
wurzeln in einer an<strong>de</strong>ren Natur<br />
und das Milieu, das sie bil<strong>de</strong>n half, ist<br />
lange versunken…“. Er wies unserer Dichtung<br />
Wege, die aus <strong>de</strong>r naturalistischen Enge<br />
wie<strong>de</strong>r in die Tiefe <strong>de</strong>r Ursprünglichkeit <strong>de</strong>r<br />
menschlichen Seele führten. Zuletzt ginge<br />
es ihm darum: „Vom Menschen groß <strong>de</strong>nken<br />
– das ist die Kraft.“<br />
von Konrad Werner<br />
Fortsetzung folgt!<br />
Patenschaft Stadt Solingen – Kreis Goldberg<br />
(Schlesien).<br />
27. Goldberger Heimattreffen in Solingen am<br />
24. und 25. Mai 2008 in Gaststätte Meis, Börsenstrasse<br />
109, Solingen-Wid<strong>de</strong>rt<br />
7. und 8. Juni 2008<br />
30. Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sheimatgruppe<br />
Stadt und Kreis Strehlen in <strong>de</strong>r Patenstadt<br />
Herne<br />
7.bis 8. Juni Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Schlesier<br />
aus Reichenbach/Eulengebirge in <strong>de</strong>r Reiterstadt<br />
Warendorf. Tagungshotel Emshof.<br />
Heimattreffen Wal<strong>de</strong>nburg, Stadt und Kreis<br />
am 8. Juni 2008 in <strong>de</strong>r Westfalenhalle Dortmund<br />
Bun<strong>de</strong>sheimattreffen <strong>de</strong>r Heimatgemeinschaft<br />
Wansen am 30. August 2008 in <strong>de</strong>r Patenstadt<br />
Bielefeld. Tagungslokal ist <strong>de</strong>r bekannte<br />
Fichtenhof.<br />
TEIL 1
14<br />
KULTUR / HISTORISCHES Schlesische Nachrichten 9/2008<br />
Schlesien als Mo<strong>de</strong>llfall für religiöse Toleranz?<br />
Podiumsdiskussion <strong>de</strong>r Kulturstiftung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Vertriebenen<br />
auf <strong>de</strong>r Leipziger Buchmesse aus Anlass <strong>de</strong>s 300.<br />
Jubiläums <strong>de</strong>r Altranstädter Konvention<br />
Schloss Altranstädt, westlich von Leipzig,<br />
ist mit seiner vergleichsweise beschei<strong>de</strong>nen<br />
Gestalt gewiss nicht <strong>de</strong>r Ort, an <strong>de</strong>m<br />
man <strong>de</strong>n Schauplatz be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r historischer<br />
Ereignisse vermutet. Und <strong>de</strong>nnoch:<br />
Zum einen erfolgte dort <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nschluss<br />
<strong>de</strong>s Jahres 1706, in <strong>de</strong>m August <strong>de</strong>r Starke<br />
auf Druck <strong>de</strong>s Sachsen besetzt halten<strong>de</strong>n<br />
Königs Karl XII. von Schwe<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Verzicht auf die polnische<br />
Krone erklärte. Zum an<strong>de</strong>ren<br />
benannte man nach Altranstädt<br />
die Konvention<br />
<strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Jahres, in<br />
<strong>de</strong>r Karl XII., Schutzherr <strong>de</strong>r<br />
Protestanten im Reich,<br />
und Kaiser Josef I., auf die<br />
Unterstützung <strong>de</strong>s schwedischen<br />
Königs in <strong>de</strong>r Zeit<br />
<strong>de</strong>s Spanischen Erbfolgekriegs<br />
angewiesen, die<br />
konfessionellen Verhältnisse<br />
im zu <strong>de</strong>n habsburgischen<br />
Län<strong>de</strong>rn gehören<strong>de</strong>n<br />
Schlesien in neuartiger<br />
Weise regelten.<br />
Den bislang in ihrer Religionsausübung<br />
stark behin<strong>de</strong>rten<br />
evangelischen Schlesiern, die<br />
sich auch nach <strong>de</strong>m Westfälischen Frie<strong>de</strong>n<br />
von 1648 massiven Rekatholisierungsbemühungen<br />
ausgesetzt sahen,<br />
wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Altranstädter Konvention das<br />
öffentliche Bekenntnis <strong>de</strong>r Augsburgischen<br />
Konfession zugestan<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n<br />
Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau,<br />
Oels, Münsterberg und <strong>de</strong>r Stadt Breslau<br />
mussten alle Kirchen und Schulen, die ihnen<br />
nach <strong>de</strong>m Westfälischen Frie<strong>de</strong>n<br />
weggenommen wor<strong>de</strong>n waren, rückerstattet<br />
wer<strong>de</strong>n. Sechs in <strong>de</strong>r Folge neuerrichtete<br />
Gotteshäuser sollten später als<br />
„Gna<strong>de</strong>nkirchen“ – also als <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Kaisers zu verdanken<strong>de</strong> Kirchen – bekannt<br />
wer<strong>de</strong>n. Vier von ihnen – Hirschberg, Lan<strong>de</strong>shut,<br />
Militsch und Teschen – sind heute<br />
noch zu bewun<strong>de</strong>rn. Schlesien war fortan<br />
ein anerkannt gemischt konfessionelles<br />
Territorium, das einzige unter <strong>de</strong>n habsburgischen<br />
Län<strong>de</strong>rn, und es sollte gera<strong>de</strong>zu<br />
als Mo<strong>de</strong>llfall für die Verwirklichung<br />
religiöser Toleranz im frühneuzeitlichen Europa<br />
gelobt wer<strong>de</strong>n.<br />
Aber war es das wirklich? Und wenn ja,<br />
wie entwickelte sich dieses Mo<strong>de</strong>ll, was<br />
ist von ihm heute geblieben? 300 Jahre<br />
nach <strong>de</strong>r Unterzeichnung Altranstädter<br />
Konvention von 1707 und <strong>de</strong>ren feierlichem<br />
Abschluss 1709 in Breslau setzten sich mit<br />
diesen Fragen Historiker und Experten im<br />
Rahmen einer von <strong>de</strong>r Kulturstiftung <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Vertriebenen auf <strong>de</strong>r Leipziger<br />
Buchmesse veranstalteten<br />
Podiumsdiskussion auseinan<strong>de</strong>r:<br />
Prof. Dr. Frank-<br />
Lothar Kroll, Historiker an<br />
<strong>de</strong>r Technischen Universität<br />
Chemnitz, Pfarrer i.R. Dr.<br />
Christian-Erdmann Schott,<br />
Mainz, Mitglied <strong>de</strong>r Historischen<br />
Kommission für<br />
Schlesien und mit zahlreichen<br />
Publikationen als einer<br />
<strong>de</strong>r profun<strong>de</strong>sten Kenner<br />
<strong>de</strong>r schlesischen Kirchengeschichteausgewiesen,<br />
sowie Oberkonsistorialrätin<br />
Margrit Kempgen,<br />
Görlitz, die sich in einer Stiftung<br />
für die Bewahrung <strong>de</strong>r<br />
geistigen Tradition <strong>de</strong>s<br />
evangelischen Schlesien engagiert.<br />
Unbestritten be<strong>de</strong>utete die Altranstädter<br />
Konvention, wie Dr. Schott ausführte,<br />
für die schlesischen Protestanten einen beachtlichen<br />
Fortschritt. Nicht nur wur<strong>de</strong>n ihnen<br />
die 125 rekatholisierten Kirchen zurückgegeben<br />
und die unbehin<strong>de</strong>rte Religionsausübung<br />
garantiert, son<strong>de</strong>rn konnten<br />
zu<strong>de</strong>m die Protestanten nunmehr auch<br />
öffentliche Ämter beklei<strong>de</strong>n, waren sie damit<br />
in ganz neuer Weise gesellschaftlich<br />
anerkannt. Aber auch für <strong>de</strong>n Kaiser als<br />
Lan<strong>de</strong>sherren brachte die Konvention<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Vorteile, gelang es doch, die<br />
Protestanten als loyale Untertanen in das<br />
Staatsgefüge einzubin<strong>de</strong>n. Man organisierte<br />
das Luthertum in Konsistorien, als<br />
<strong>de</strong>ren Präsi<strong>de</strong>nten katholische Adlige fungierten,<br />
die darauf auf die Wahrung <strong>de</strong>r österreichische<br />
Staatsdoktrin zu achten hatten.<br />
Das Luthertum wur<strong>de</strong> so gleichsam<br />
zum kontrollierten Juniorpartner <strong>de</strong>r österreichischen<br />
Staatskirche und hatte nun<br />
seinerseits dafür zu sorgen, dass ten<strong>de</strong>nziell<br />
anarchische Strömungen, wie etwa <strong>de</strong>r<br />
Pietismus, unterbun<strong>de</strong>n blieben. Mit echter<br />
Toleranz im Sinne <strong>de</strong>r Aufklärung hatte<br />
all dies, so Dr. Schott, noch nicht viel<br />
zu tun. Dies sollte sich in Schlesien erst<br />
in preußischer Zeit durch die Politik eines<br />
Friedrich d.Gr. än<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>m kirchengebun<strong>de</strong>ne<br />
Religiosität fremd war und <strong>de</strong>r es<br />
bekanntlich je<strong>de</strong>m Untertanen überließ,<br />
nach seiner Façon selig zu wer<strong>de</strong>n, sofern<br />
er nur ehrlich seine Steuern zahlte. König<br />
Friedrich II. ging es in<strong>de</strong>s nicht mehr um<br />
die Integration <strong>de</strong>r Protestanten in <strong>de</strong>n<br />
Staatsverband, son<strong>de</strong>rn die <strong>de</strong>r Katholiken,<br />
<strong>de</strong>ren Zahl sich in Preußen durch die<br />
Einglie<strong>de</strong>rung Schlesiens verdoppelt hatte.<br />
In <strong>de</strong>r Tat gelang es, die katholische Kirche,<br />
die zunächst in vollen Rechten belassen<br />
wur<strong>de</strong>, für <strong>de</strong>n neuen Staat zu gewinnen.<br />
War das Verhältnis <strong>de</strong>r Konfessionen im<br />
preußischen Schlesien zunächst rein religiös<br />
bestimmt, so vermischte es sich im<br />
19. und 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt zunehmend mit<br />
Fragen <strong>de</strong>r ethnischen Zugehörigkeit. Der<br />
in <strong>de</strong>r Romantik aufgekommene Nationalismus,<br />
<strong>de</strong>r evangelisch mit <strong>de</strong>utsch und<br />
katholisch mit polnisch in eins setzte, ver<strong>de</strong>ckte<br />
schließlich <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Aufklärung<br />
bestimmten preußischen Ansatz <strong>de</strong>r Toleranz.<br />
Wie Margrit Kempgen ausführte,<br />
gab es erst recht nach <strong>de</strong>r Vertreibung <strong>de</strong>r<br />
meisten Deutschen 1945 gegen die polnischen<br />
Evangelischen in Schlesien in Staat<br />
und Bevölkerung massive Vorbehalte,<br />
nicht nur weil sie eine an<strong>de</strong>re Konfession<br />
als die Mehrheitsbevölkerung hatten, son<strong>de</strong>rn<br />
auch, weil man sie als vermeintliche<br />
Deutsche beargwöhnte. Ihre Gemein<strong>de</strong>n<br />
sind heute teils von Lebendigkeit, teils aber<br />
auch von Überalterung geprägt. Zwischen<br />
diesen polnischen und <strong>de</strong>n wenigen<br />
verbliebenen tatsächlich <strong>de</strong>utschen Evangelischen<br />
in Schlesien gab und gibt es aber<br />
keine Komplikationen, vielmehr eine enge<br />
Partnerschaft. Eine kleine <strong>de</strong>utsche evangelische<br />
Min<strong>de</strong>rheit besteht zurzeit nur<br />
noch in Breslau und in Liegnitz. Insgesamt<br />
sind es sechs <strong>de</strong>utschsprachige Gemein<strong>de</strong>n,<br />
die von <strong>de</strong>r polnischen evangelischen<br />
Kirche betreut wer<strong>de</strong>n. Lediglich die Breslauer<br />
Gemein<strong>de</strong>, die Zuzug von <strong>de</strong>n Familien<br />
sich dort nie<strong>de</strong>rlassen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utscher<br />
Geschäftsleute erhält, dürfte langfristig vor<br />
<strong>de</strong>m Aussterben bewahrt bleiben. Bemerkenswert<br />
ist in<strong>de</strong>s, dass in Görlitz, im<br />
bei Deutschland verbliebenen Teil Nie<strong>de</strong>rschlesiens,<br />
polnische evangelische Christen<br />
ein aktives Gemein<strong>de</strong>leben entfalten,<br />
das über die Neiße hinweg zu <strong>de</strong>n dortigen<br />
Glaubensbrü<strong>de</strong>rn ausstrahlt.<br />
Auch wenn, wie Margrit Kempgen bedauernd<br />
feststellte, die heutige katholische<br />
Kirche in Polen die Altranstädter Konvention<br />
nicht positiv bewertet – etwa erkennbar<br />
an <strong>de</strong>r Abwesenheit hochrangiger Kirchenvertreter<br />
jüngst bei <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>r<br />
Ausstellung „Auf <strong>de</strong>m Weg zur Toleranz –<br />
300 Jahre Altranstädter Konvention“ im<br />
Schlesischen Museum zu Görlitz, so steht<br />
die Konvention doch für das reiche Erbe<br />
Schlesiens, das heute Deutsche und Polen<br />
verbin<strong>de</strong>t und das es heute verstärkt<br />
nutzbar zu machen gilt. Dr. Schott ergänzte,
Schlesische Nachrichten 9/2008 DE LIBRIS / VERMISCHTES / ANZEIGEN<br />
15<br />
dass die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r schlesischen Kulturlandschaft<br />
nicht zuletzt aus <strong>de</strong>r lange<br />
Zeit gelebten Bikonfessionalität <strong>de</strong>r Region<br />
resultiere: Wirkten – gewiss vergröbernd<br />
gesagt – die Katholiken auf bildnerischer<br />
Ebene, so leisteten die Protestanten<br />
Großartiges auf literarischem Gebiet. Das<br />
von Toleranz geprägte Zusammenleben <strong>de</strong>r<br />
unterschiedlichen Konfessionen wur<strong>de</strong><br />
somit zum Antrieb im kulturellen Wettkampf.<br />
Auch Dr. Schott hob hervor, dass<br />
das auf diese Weise geschaffene Erbe als<br />
überaus reich gelten kann, es <strong>de</strong>r Region<br />
ihren heute erneut wahrgenommenen, eigenen<br />
Charakter verleiht. Für die evangelische<br />
Kirche nicht nur in Schlesien, son<strong>de</strong>rn<br />
in Deutschland allgemein, erwies sich<br />
<strong>de</strong>r zähe, aber gewaltlose Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r<br />
schlesischen Protestanten gegenüber einem<br />
bevormun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Staat, <strong>de</strong>r in Altranstädt<br />
erfolgreich war, als wertvoll: Die<br />
Bekennen<strong>de</strong> Kirche in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />
stand in dieser Tradition,<br />
von <strong>de</strong>n ca. 500 Pastoren <strong>de</strong>r Bekennen-<br />
Umsiedlung ist nicht gleich Vertreibung<br />
In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat sich bei verschie<strong>de</strong>nen<br />
Personen, Politikern und Parteien,<br />
die bei Veranstaltungen o<strong>de</strong>r Tagungen<br />
als Redner auftreten, durchgesetzt,<br />
die Vertreibung <strong>de</strong>r Deutschen aus<br />
<strong>de</strong>n Ostgebieten auf einen Nenner <strong>de</strong>r<br />
„Umsiedlung“ zu setzen. Das ist nicht korrekt.<br />
Wir sollten uns <strong>de</strong>r geschichtlichen<br />
Wahrheit zuwen<strong>de</strong>n.<br />
Nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg haben die<br />
Siegermächte einem Polen bis zu <strong>de</strong>r sogenannten<br />
Curzon-Linie, mit fast 100 prozentiger<br />
polnischern Bevölkerung zugestimmt.<br />
Für <strong>de</strong>n künftigen Marschall Jozef<br />
Pilsudski, aber auch für verschie<strong>de</strong>ne<br />
an<strong>de</strong>re politische Nationalisten, war das<br />
nicht annehmbar. Die Schwäche Russlands<br />
ausnutzend marschierte Pilsudski<br />
mit seinen Legionen weiter über diese Curzon-Linie,<br />
Richtung Osten, bis in die Stadt<br />
Kiew, wur<strong>de</strong> aber dann zurückgedrängt.<br />
Durch <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>nsvertrag von Riga, wur<strong>de</strong>n<br />
diese Gebiete Polen zugesprochen,<br />
obwohl in manchen Gebieten nur eine ca.<br />
20-prozentige polnische Bevölkerung<br />
wohnte (Min<strong>de</strong>rheit).<br />
Nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg verlangte<br />
die damalige UdSSR diese Gebiete von<br />
Polen zurück. Die polnische Bevölkerung<br />
wur<strong>de</strong> umgesie<strong>de</strong>lt. Die Umsiedlung fand<br />
in die <strong>de</strong>utsche Ostgebiete statt. Aus diesen<br />
Gebieten wur<strong>de</strong>n die Deutschen<br />
nicht ausgesie<strong>de</strong>lt, auch nicht auf „Wan<strong>de</strong>rschaft“<br />
geschickt, son<strong>de</strong>rn sie wur<strong>de</strong>n<br />
vertrieben. Diese Menschen hatten oft nur<br />
ca. 20 Minuten Zeit, ihr Gepäck von 20 kg<br />
mitzunehmen, das aber noch unterwegs<br />
mehrfach geplün<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. Es gibt genug<br />
Zeitzeugen und Literatur für diejenigen,<br />
die über diese geschichtliche Wahrheit<br />
nicht informiert sind.<br />
Die Umsiedlung <strong>de</strong>r polnischen Bevölkerung<br />
aus <strong>de</strong>n ehemaligen „Ostprovinzen“<br />
wur<strong>de</strong> von verschie<strong>de</strong>nen Instanzen<br />
organisiert. Es war lange Zeit zuvor<br />
bekannt, wer diese Reise antreten soll<br />
<strong>de</strong>n Kirche in Deutschland wirkten allein ca.<br />
200 in Schlesien.<br />
Schlesien – hierin zeigten sich Prof. Dr.<br />
Kroll und die übrigen Beteiligten <strong>de</strong>r Diskussion<br />
einig – ist keine Sache <strong>de</strong>r Vergangenheit.<br />
Es ist gemeinsames, lebendiges<br />
Erbe von Deutschen, Polen und Tschechen.<br />
Zu <strong>de</strong>n hervorragen<strong>de</strong>n Elementen<br />
dieses Erbes gehört die einst beharrlich<br />
ausgehan<strong>de</strong>lte Altranstädter Konvention, die<br />
<strong>de</strong>n Menschen <strong>de</strong>r Region ein friedliches<br />
und fruchtbares Zusammenleben ermöglichte.<br />
Einen Dank sprach man daher abschließend<br />
<strong>de</strong>m Freistaat Sachsen aus, <strong>de</strong>r<br />
mit <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rherstellung<br />
<strong>de</strong>s Schlosses Altranstädt, mit <strong>de</strong>r oben genannten<br />
Görlitzer Ausstellung und weiteren<br />
Veranstaltungen zum 300. Jubiläum, nicht<br />
zuletzt auch mit dieser Podiumsdiskussion<br />
<strong>de</strong>r Kulturstiftung auf <strong>de</strong>r Leipziger Buchmesse,<br />
an das reiche schlesische Erbe und<br />
an Altranstädt als Vorbild für zukunftsweisen<strong>de</strong><br />
Konfliktlösungen in Europa erinnert.<br />
Dr. Ernst Gierlich<br />
o<strong>de</strong>r muss. Diese Transporte wur<strong>de</strong>n auf<br />
<strong>de</strong>r ganzen Reise betreut. Entwe<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />
sie mit Pfer<strong>de</strong>wagen, Personenzügen<br />
o<strong>de</strong>r auch per Lastwagen durchgeführt.<br />
Viele durften Hab und Gut mitnehmen, sogar<br />
gegebenenfalls ihre Tiere. Diesen Umsiedlern<br />
wur<strong>de</strong>n im Westen an<strong>de</strong>re Wohnstätten<br />
zugeteilt als sie in ihrer Heimat besessen<br />
hatten. Viele wussten damit nichts<br />
anzufangen, <strong>de</strong>nn die Lebensverhältnisse<br />
in <strong>de</strong>r Heimat waren sehr ärmlich.<br />
Das ist in <strong>de</strong>r polnischen Vorkriegsliteratur<br />
objektiv nachzulesen. Nach <strong>de</strong>m<br />
Selbstbestimmungsrecht <strong>de</strong>r Völker hätten<br />
ihre Wohngebiete nie zu Polen kommen<br />
dürfen, <strong>de</strong>nn sie waren nur eine<br />
schwache polnische Min<strong>de</strong>rheit. Die Sowjetunion<br />
sie<strong>de</strong>lte 1,5 Mio. Polen aus (aus<br />
<strong>de</strong>n sogenannten polnischen Ostgebieten),<br />
übernahm dafür aber 500 000 Ukrainer und<br />
Weißrussen aus <strong>de</strong>m polnischen Staatsgebiet.<br />
Für die Umsiedlung von 1,5 Mio.<br />
Polen wur<strong>de</strong>n über 12 Mio. Deutsche aus<br />
<strong>de</strong>n Deutschen Ostgebieten vertrieben.<br />
Außer<strong>de</strong>m vertrieb Polen etwa 700 000<br />
Deutsche, die im polnischen Staatsgebiet<br />
von 1918 sesshaft waren. Eine Vertreibung<br />
mit über 2 Mio. To<strong>de</strong>sopfern ist nicht gleich<br />
einer Umsiedlung. Schon aufgrund dieser<br />
Tatsache, ist eine Gleichstellung <strong>de</strong>r Umsiedlung<br />
mit <strong>de</strong>r Vertreibung nicht berechtigt.<br />
Der Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Herzog sagte im<br />
August 1994 in Warschau: „Mut zur vollen<br />
Wahrheit. Nichts hinzufügen, aber auch<br />
nichts weglassen, nichts verschweigen<br />
und nichts aufrechnen“.<br />
Die Bun<strong>de</strong>stagspräsi<strong>de</strong>ntin Rita Süßmuth<br />
erklärte:<br />
„Eine echte Versöhnung<br />
ist nur<br />
auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />
einer absoluten<br />
Wahrheit möglich“.<br />
F. Mierzwa<br />
Dringend noch<br />
Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer gesucht<br />
Dr. Christoph Muhtz von <strong>de</strong>r Universitätsklinik<br />
Hamburg-Eppendorf sucht<br />
dringend nach Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
für eine Studie zu <strong>de</strong>n seelischen<br />
und körperlichen Folgen von in <strong>de</strong>r Kindheit<br />
erlebter Flucht und Vertreibung. Erst<br />
500 Personen haben sich zur Teilnahme<br />
bereit erklärt, benötigt wer<strong>de</strong>n aber über<br />
1000 Personen (vgl. SN 7/2008, Seite 7).<br />
Interessenten mel<strong>de</strong>n sich bitte unter<br />
<strong>de</strong>r Telefonnummer 040-42803-4791<br />
o<strong>de</strong>r schreiben an<br />
vertriebenprojekt@uke.uni-hamburg.<strong>de</strong><br />
Buch über<br />
Fußball<br />
in Schlesien<br />
erschienen<br />
Der DSFS (Deutscher<br />
Sportclub für<br />
Fußballstatistiken),<br />
Arbeitsgruppe Vorkriegsfussball,<br />
hat<br />
nach aufwändiger<br />
Datenermittlung ein<br />
Buch unter <strong>de</strong>m Titel „Fußball<br />
in Schlesien 1901 – 1933“ veröffentlicht.<br />
Dieses Buch stellt <strong>de</strong>n Südost<strong>de</strong>utschen<br />
Fußball von <strong>de</strong>n Anfängen<br />
bis zur Saison 1932/33 dar. Auf knapp 200<br />
Seiten wer<strong>de</strong>n Ergebnisse und Tabellen<br />
präsentiert, die es für die Region Schlesien<br />
in dieser Datendichte zuvor nie gab.<br />
Auf Bezirks- und Gauebene wird die oberste<br />
Spielklasse und meist auch die zweithöchste<br />
Spielklasse <strong>de</strong>tailliert dargestellt.<br />
Dazu kommen die Bezirksmeisterschaften<br />
und die Verbandsmeisterschaftsspiele,<br />
womit die Teilnehmer zur Endrun<strong>de</strong> um<br />
die Deutsche Fußballmeisterschaft ermittelt<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Bestelldaten: Fußball in Schlesien<br />
1900/01 – 1932/33, 199 Seiten, Preis:<br />
21,80 Euro (zzgl. Versandkosten), Best.-<br />
Nr.: 210200<br />
Bestellungen sind zu richten an:<br />
Dieter Hil<strong>de</strong>brandt, Postfach 52 01 11,<br />
12591 Berlin o<strong>de</strong>r online unter:<br />
http://www.dsfs.<strong>de</strong>/seiten/home/in<strong>de</strong>x.php?id=15<br />
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Baujahr 1914, zentrale, ruhige Lage, 10 Wohnungen/2 Geschäfte.<br />
Vermietet. Eigentumsverhältnisse geklärt. Sofort provisionsfrei<br />
zu verkaufen! 550.000,00 PLN (155.000,00 Euro)<br />
Tel. 0511/753369, Fax: 0511/7637270, Email:gwillner@t-online.<strong>de</strong>
16<br />
SUCHANZEIGE Rudolf Hinke<br />
Mein Vater, Rudolf Hinke, geboren am 23. 2. 1908, bis 1945 wohnhaft in<br />
Weigsdorf, Dorfstr. 85c, von Beruf Fleischer, wur<strong>de</strong> im Mai 1945 als Zivilperson<br />
ohne Angabe von Grün<strong>de</strong>n von polnischen Militärangehörigen in<br />
unserem damaligen Heimatort Weigsdorf (poln. Wigancice Zytawskie) verhaftet.<br />
Danach wur<strong>de</strong> er von Verwandten zum letzten Mal – eingesperrt im<br />
Keller <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>amtes in Weigsdorf – gesehen. Später haben wir durch<br />
einen Heimkehrer aus polnischer Gefangenschaft/Arbeitslager glaubwürdig<br />
erfahren, dass er mit unserem Vater in einem Lager/Gefängnis in Lauban<br />
(Polen) zusammen war.<br />
Wer sich an Rudolf Hinke erinnert o<strong>de</strong>r etwas über seinen Verbleib weiß,<br />
mel<strong>de</strong> sich bitte bei: Ernst Hinke, Magarethenberg 2, 33100 Pa<strong>de</strong>rborn,<br />
Telefon 05293/931842.<br />
Bewirtetes Waldhaus HUBERTUS<br />
ein gemütliches Zuhause<br />
auf ihrem Besuch in <strong>de</strong>r Heimat,<br />
5 Zimmer/DU/WC mit gehobenem<br />
Komfort, sehr ruhige und <strong>de</strong>nnoch<br />
zentrale Lage zwischen Oppeln<br />
und Kreuzburg, bestens geeignet<br />
für Tagesausflüge,<br />
Infos unter www.bavetia.ch<br />
Tel. +41 44 940 89 32<br />
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<strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien<br />
im Haus Schlesien<br />
Postfach 15 01 32, 53040 Bonn,<br />
Tel.: 02 28/23 21 54 (AB/24 Std.)<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Freitag: 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Sonnabend und Sonntag: 14.00 bis 17.00 Uhr<br />
Montag: Ruhetag<br />
Besuchergruppen wer<strong>de</strong>n um rechtzeitige Anmeldung gebeten.<br />
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TERMINE / ANZEIGEN Schlesische Nachrichten 9/2008<br />
10. und 11. Mai<br />
2008<br />
Su<strong>de</strong>ten<strong>de</strong>utscher<br />
Tag<br />
in Nürnberg<br />
„Für Heimat und<br />
Menschenrecht“<br />
TERMINE<br />
Schlesischer Kulturkreis<br />
München<br />
Nächste Termine:<br />
28. Mai 2008: Carl<br />
Hauptmann zum<br />
150. Geburtstag <strong>de</strong>s<br />
„Riesengebirgsdichters“<br />
25. Juni 2008: Hans<br />
Niekrawietz zum 25.<br />
To<strong>de</strong>stag <strong>de</strong>s „O<strong>de</strong>rdichters“<br />
Jeweils 14 Uhr. Ort:<br />
Rhaetenhaus München,<br />
Luisenstr. 27.<br />
Eintritt frei! Freiwillige<br />
Spen<strong>de</strong> erbeten!<br />
Zur Finanzierung <strong>de</strong>s<br />
Saales wird um einen<br />
gewissen Verzehr gebeten!<br />
30. Treffen <strong>de</strong>r Oberschlesier<br />
in Rheinberg<br />
am 30. / 31. August<br />
2008 in <strong>de</strong>r Messe<br />
Nie<strong>de</strong>rrhein<br />
BdV Düsseldorf<br />
7. und 14. Mai 2008,<br />
18.45 Uhr: Ost<strong>de</strong>utsche<br />
Maiandacht St.<br />
Cäcilia Benrath,<br />
Hauptstraß Katholische<br />
Messe für Heimatvertriebene<br />
und<br />
Aussiedler. Kirche St.<br />
Antonius, Fürstenplatz<br />
Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter<br />
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638<br />
Impressum: Schlesische Nachrichten, Zeitung für Schlesien, vereint mit Oberschlesischer<br />
Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien e. V.,<br />
vertreten durch <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>n Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter,<br />
Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />
Die Landsmannschaft Schlesien – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien e.V. – Bun<strong>de</strong>sleitung – im Internet:<br />
www.schlesien-Lm.<strong>de</strong><br />
Texte und Redaktion: Dr. Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich<br />
das Recht vor, Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290,<br />
E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.<strong>de</strong><br />
Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen <strong>de</strong>r Schlesischen Nachrichten ist bei<br />
Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.<br />
Anzeigen: Cilly Langschwager, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-290,<br />
E-Mail: Ls.buchhaltung@freenet.<strong>de</strong><br />
Bestellungen bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgeschäftsstelle <strong>de</strong>r Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:<br />
Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal<br />
im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufen<strong>de</strong>n Jahres für<br />
das kommen<strong>de</strong> Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bil<strong>de</strong>r wird keine Haftung übernommen.<br />
Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bil<strong>de</strong>r und Bücher können nur zurückgeschickt<br />
wer<strong>de</strong>n und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet wer<strong>de</strong>n, wenn ausreichend Rückporto<br />
beiliegt. Die mit Namen o<strong>de</strong>r Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />
<strong>de</strong>s Herausgebers o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r.<br />
Bankkonto: Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036.<br />
Herstellung: Brinkmann Henrich Medien GmbH, Meinerzhagen<br />
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können nicht erteilt wer<strong>de</strong>n.