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Schlesische Nachrichten<br />

G 9638<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong><br />

Herausgeber: Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien<br />

Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />

Nummer 5/2007 Einzelpreis 2,00 Euro 1. März 2007<br />

Polen mahnt<br />

Min<strong>de</strong>rheitenrechte an<br />

Folge eines schlechten Nachbarschaftsvertrages<br />

Rudi Pawelka – Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong><br />

Mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung, Deutschland müsse im<br />

Land leben<strong>de</strong>n Polen Min<strong>de</strong>rheitenrechte<br />

gewähren, verblüffte Polens Außenministerin<br />

Anna Fotyga Anfang Februar die<br />

Öffentlichkeit. Sie erinnerte an <strong>de</strong>n Nachbarschaftsvertrag<br />

und <strong>de</strong>n Notenwechsel zwischen<br />

<strong>de</strong>n Außenministern bei<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r von<br />

1991, in <strong>de</strong>nen Deutschland zugesagt hatte,<br />

die Rechte <strong>de</strong>utscher Staatsbürger, die polnischer<br />

Abstammung sind o<strong>de</strong>r die sich zur<br />

polnischen Sprache, Kultur o<strong>de</strong>r Tradition bekennen,<br />

zu schützen. Die Ministerin beklagte<br />

<strong>de</strong>n Assimilierungsdruck <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n<br />

und stellte fest, dass <strong>de</strong>n eingegangenen<br />

Verpflichtungen noch keine Taten gefolgt<br />

sind. Während nach ihren Angaben in<br />

Polen in großem Maß Deutschunterricht in<br />

<strong>de</strong>n Regelschulen finanziert wer<strong>de</strong>, gäbe es<br />

dies in Deutschland nicht. Nach ihrer Meinung<br />

herrscht hier auch ein gewisser Geist aus <strong>de</strong>r<br />

schweren Vergangenheit, <strong>de</strong>r sich zum Beispiel<br />

bei <strong>de</strong>r Behandlung von Kin<strong>de</strong>rn aus<br />

<strong>de</strong>utsch-polnischen Familien zeigt (siehe Bericht<br />

unter „Polnisches“). Unter Verweis auf<br />

polnische Gruppen in vielen EU-Län<strong>de</strong>rn, ta<strong>de</strong>lte<br />

sie die beson<strong>de</strong>rs schwierige Situation<br />

im Deutschland.<br />

Es gibt in <strong>de</strong>r Tat in unserem Land eine große<br />

Anzahl Personen mit polnischem Pass<br />

o<strong>de</strong>r polnischer Abstammung, die zu unterschiedlichen<br />

Zeiten und aus unterschiedlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n zugezogen sind. Die Außenministerin<br />

nannte Polen, die bereits vor <strong>de</strong>m Krieg gekommen<br />

waren, sowie Flüchtlinge während<br />

<strong>de</strong>s Kriegsrechts in <strong>de</strong>n achtziger Jahren und<br />

Wirtschaftsemigranten. Im Übrigen gibt es<br />

auch hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche Aussiedler,<br />

die ihren polnischen Pass behalten haben.<br />

Gern reklamiert Polen gera<strong>de</strong> Personen dieser<br />

Gruppe <strong>für</strong> sich, vor allem wenn es sich<br />

um herausragen<strong>de</strong> Sportler han<strong>de</strong>lt, wie bei<br />

<strong>de</strong>n Fußballspielern Klose und Podolski. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Assimilierungsdrucks,<br />

so Fotyga, sei die Zahl <strong>de</strong>r Polen aber unklar.<br />

Den Vorhalt, es gäbe in Deutschland gar keine<br />

polnische Min<strong>de</strong>rheit, weil rechtlich nur<br />

„historisch“ angesie<strong>de</strong>lte Gruppen als Min<strong>de</strong>rheiten<br />

gelten könnten, nicht aber Flüchtlinge<br />

und Arbeitsemigranten, wischte die Politikerin<br />

mit <strong>de</strong>r Bemerkung vom Tisch, wir sollten<br />

uns nicht mit solchen Konstruktionen abmühen,<br />

son<strong>de</strong>rn uns an die Realität halten und<br />

über Assimilierungspolitik in Deutschland re<strong>de</strong>n.<br />

Dass gera<strong>de</strong> Polen Min<strong>de</strong>rheitenrechte in<br />

Deutschland anmahnt, erscheint nach <strong>de</strong>r<br />

jüngsten Geschichte ziemlich dreist. War es<br />

nicht die <strong>de</strong>utsche Volksgruppe in <strong>de</strong>n von Polen<br />

annektierten <strong>de</strong>utschen Gebieten, die über<br />

Jahrzehnte zwangspolonisiert wur<strong>de</strong>, die we<strong>de</strong>r<br />

ihre Muttersprache noch ihre angestammten<br />

Namen gebrauchen durfte? Jetzt wegen<br />

einer Handvoll familiärer Problemfälle<br />

o<strong>de</strong>r wegen zugewan<strong>de</strong>rter Polen einen Min<strong>de</strong>rheitenkonflikt<br />

loszutreten, mutet gegenüber<br />

<strong>de</strong>r eigenen Verhaltenweise zumin<strong>de</strong>st<br />

merkwürdig an. Ob es allein das Kalkül<br />

ist, nationale Gefühle <strong>de</strong>r Polen zu mobilisieren,<br />

um einer in Bedrängnis gekommenen<br />

Regierung zu neuer Zustimmung zu verhelfen,<br />

mag dahingestellt bleiben. Im Kern wird jedoch<br />

ein Problem berührt, das zurückreicht auf<br />

<strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch-polnischen<br />

Nachbarschaftsvertrags. Schon 1991<br />

haben sich die Vertriebenen gefragt,<br />

wie die damalige Regierung Kohl einem<br />

solchen Vertragswerk zustimmen<br />

konnte. Zwar wer<strong>de</strong>n<br />

die in Deutschland leben<strong>de</strong>n<br />

Polen nicht als Min<strong>de</strong>rheit<br />

bezeichnet, an<strong>de</strong>rs<br />

als die Deutschen in<br />

<strong>de</strong>r Heimat, jedoch<br />

wer<strong>de</strong>n ihnen die gleichen<br />

Rechte wie einer<br />

Min<strong>de</strong>rheit zugestan<strong>de</strong>n.<br />

Danach haben<br />

Personen <strong>de</strong>utscher Staatsangehörigkeit in<br />

Deutschland, die polnischer Abstammung sind<br />

o<strong>de</strong>r die sich zur polnischen Sprache, Kultur<br />

o<strong>de</strong>r Tradition bekennen, das Recht, einzeln<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Gemeinschaft mit an<strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

ihrer Gruppe ihre ethnische, kulturelle,<br />

sprachliche und religiöse I<strong>de</strong>ntität frei<br />

zum Ausdruck zu bringen, zu bewahren und<br />

weiterzuentwickeln, frei von jeglichen<br />

Versuchen, gegen ihren Willen assimiliert<br />

zu wer<strong>de</strong>n.<br />

An an<strong>de</strong>rer Stelle<br />

verpflichten<br />

sich<br />

bei<strong>de</strong> Vertragsparteien,<br />

die internationalenStandards<br />

<strong>für</strong><br />

Kirche<br />

Wang


Stand 31. 1. 2007<br />

2 POLITIK<br />

Min<strong>de</strong>rheiten zu verwirklichen. Hierzu sollen<br />

die genannten Gruppen geschützt und Bedingungen<br />

zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

I<strong>de</strong>ntität geschaffen wer<strong>de</strong>n. Wenn die polnische<br />

Regierung jetzt nach <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s Vertrages fragt, so zeigt sich, wie ein<br />

schlecht ausgehan<strong>de</strong>ltes Abkommen die<br />

<strong>de</strong>utsche Regierung wie<strong>de</strong>r einholt. Es war<br />

zwar völlig unverständlich, wieso <strong>de</strong>n Polen<br />

bei uns Son<strong>de</strong>rrechte eingeräumt wur<strong>de</strong>n, die<br />

sie gegenüber allen Auslän<strong>de</strong>rgruppen privilegieren,<br />

jedoch gilt ein abgeschlossener<br />

Vertrag. Wenn aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Außenministerium<br />

von gelungener Integration die<br />

Re<strong>de</strong> ist und aus <strong>de</strong>m Innenministerium verlautete,<br />

die Frage <strong>de</strong>r Anerkennung <strong>de</strong>r Polen<br />

in Deutschland als nationale Min<strong>de</strong>rheit<br />

stelle sich <strong>de</strong>rzeit nicht, mögen dies zwar gegenüber<br />

einer Zuwan<strong>de</strong>rergruppe an sich richtige<br />

Aussagen sein, bezogen auf die privilegierten<br />

Polen allerdings nicht. Es bliebe letzten<br />

En<strong>de</strong>s nur eine Neuverhandlung, um hiervon<br />

runterzukommen. Dabei könnten gleichzeitig<br />

weitere Schwachpunkte die Deutschen<br />

in <strong>de</strong>r Heimat betreffend geregelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Noch nie hat es einen Gebietsän<strong>de</strong>rungsvertrag<br />

gegeben, in <strong>de</strong>m über die betroffenen<br />

Menschen so wenig ausgesagt wur<strong>de</strong>.<br />

So ist die Staatsangehörigkeit <strong>de</strong>r verbliebenen<br />

Deutschen offen geblieben, die<br />

doppelte Staatsbürgerschaft wird lediglich gedul<strong>de</strong>t.<br />

Über die Vertriebenen wird überhaupt<br />

nichts ausgesagt. Die Vermögensfragen wer<strong>de</strong>n<br />

nur in <strong>de</strong>m begleiten<strong>de</strong>n Briefwechsel erwähnt,<br />

hier heißt es, dass <strong>de</strong>r Vertrag sich damit<br />

nicht befasse. Ob die For<strong>de</strong>rung Polens<br />

nach vertragsgemäßem Verhalten Deutschlands<br />

mit Entgegnungen, wie jetzt aus <strong>de</strong>m<br />

Außen- und Innenministerium erfolgt, abgewehrt<br />

wer<strong>de</strong>n kann, bleibt zu bezweifeln. Dazu<br />

sind die eingegangenen Verpflichtungen zu<br />

ein<strong>de</strong>utig. Allerdings enthält <strong>de</strong>r Vertrag<br />

auch Regelungen, die Polen nicht beachtet.<br />

Hinzuweisen ist z. B. auf die Bestimmung, Probleme<br />

im Zusammenhang mit Kulturgütern<br />

und Archivalien, beginnend mit Einzelfällen,<br />

zu lösen. Auf diesem Gebiet ist so gut wie<br />

nichts passiert. Ob eine <strong>de</strong>utsche Regierung<br />

jemals <strong>de</strong>n Mut aufbringt, dies zur Sprache<br />

zu bringen?<br />

Zwangsneurosen. Nur so lassen sich stets<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Stimmungen polnischer<br />

Parteien und Medien beschreiben, die das<br />

„Feindbild“ Deutschland zum Gegenstand<br />

haben und es beson<strong>de</strong>rs pflegen. So will die<br />

„Liga Polnischer Familien“ gar die Axt an die<br />

bestehen<strong>de</strong> parlamentarische Wahlordnung<br />

legen und dadurch <strong>de</strong>n nationalen Min<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>n Gang ins Parlament verlegen bzw.<br />

unmöglich machen. Bekanntlich ist dies <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Min<strong>de</strong>rheit – und auf diese zielt<br />

vornehmlich das Begehren – nur unter<br />

Dispens <strong>de</strong>r Fünf-Prozent-Hür<strong>de</strong> möglich.<br />

Auch wenn sich <strong>de</strong>r polnische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

im Gespräch mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skanzlerin<br />

von <strong>de</strong>r Abschaffung dieses Wahlprivilegs<br />

distanziert hat, schwelt <strong>de</strong>r „Steppenbrand“<br />

weiter.<br />

Beleg da<strong>für</strong> ist eine Stellungnahme <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Abgeordneten im polnischen<br />

Parlament am 10. Januar 2007, mit folgen<strong>de</strong>m<br />

Wortlaut: „Sollte die Anwesenheit<br />

<strong>de</strong>utscher Abgeordneter im polnischen<br />

Sejm sich tatsächlich negativ auf die<br />

<strong>de</strong>utsch-polnischen Beziehungen auswirken,<br />

wer<strong>de</strong>n diese Abgeordneten aus höheren Erwägungen<br />

selbst auf ihr Privileg verzichten.“<br />

Den Wählern dieser bei<strong>de</strong>n schlesischen Abgeordneten<br />

dürfte dieser Verzicht allerdings<br />

wenig einleuchten.<br />

●<br />

Erzbischof Prof. Alfons Nossol „lüftet“ in<br />

anschaulicher Weise seine erste ungewöhnliche<br />

Begegnung mit Kardinal Ratzinger<br />

zur Zeit <strong>de</strong>r sozialistischen Brü<strong>de</strong>r DDR<br />

und Volksrepublik Polen. Lassen wir Erzbischof<br />

Nossol selbst erzählen:<br />

„Meine Bekanntschaft mit <strong>de</strong>m jetzigen<br />

Papst begann mit <strong>de</strong>r Lektüre seines Buches<br />

„Einführung in das Christentum“. Ich hielt<br />

Vorlesungen über systematische Theologie<br />

an <strong>de</strong>r Katholischen Universität in Lublin. Sieben<br />

Jahre lang bemühte ich mich um einen<br />

Pass, schließlich durfte ich meinen Onkel in<br />

<strong>de</strong>r Schweiz besuchen. In einer Jesuitenbuchhandlung<br />

fand ich das letzte Exemplar<br />

„Son<strong>de</strong>rspen<strong>de</strong>n Deutschlandtreffen 2007“<br />

Für das Deutschlandtreffen 2007 haben im Januar 2007 gespen<strong>de</strong>t:<br />

Exner Wolfgang 50,00 €<br />

Surek Eleonore 200,00 €<br />

Weiser, Rosa aus Dez. 2006 25,00 €<br />

BdV Lan<strong>de</strong>sverb. Bayern 200,00 €<br />

BdV, Kreisverb. Oberhavel 100,00 €<br />

Breslauer Anna 30,00 €<br />

Butlak, Rosemarie Mutterstadt 50,00 €<br />

Dr. Werner Lindner 100,00 €<br />

Gruner, Alfred 25,00 €<br />

Grüttner, Heinrich 20,00 €<br />

Heimatgemeinschaft Jannowitz 50,00 €<br />

Henske-Neumann OHG 50,00 €<br />

Heuer Günter u. Gisela 50,00 €<br />

Jahns Barbara 10,00 €<br />

Kirschke, Arno 30,00 €<br />

Klar, Michael 50,00 €<br />

Kreuzgemein<strong>de</strong> Neustadt 50,00 €<br />

L.S. Gr. Höchberg? 200,00 €<br />

L.S. Kreisgr. Miltenberg 148,18 €<br />

Maidorn, Hans Wolfenbüttel 50,00 €<br />

Marschollek W. 50,00 €<br />

Ott, Marianne Bremen 40,00 €<br />

Reich Dietmund 55,00 €<br />

Richter Ilse 10,00 €<br />

Scha<strong>de</strong> Günter u. Irmgard 50,00 €<br />

Schäfer Heinz+Käthe, Gevelsb.100,00 €<br />

Scholze, Werner 60,00 €<br />

Wagner, Ogr. Ottenssos 50,00 €<br />

Son<strong>de</strong>rkonto: Deutschlandtreffen <strong>de</strong>r<br />

Schlesier 2007, Volksbank Bonn Rhein-<br />

Sieg, BLZ 380 601 86 Kto.Nr. 260 0893 028<br />

Wir danken sehr herzlich!<br />

Ihre Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> e.V.<br />

Schlesische Notizen<br />

Schlesische Nachrichten 5/2007<br />

<strong>de</strong>s Buches von Ratzinger, das damals gera<strong>de</strong><br />

erst herausgekommen war. Stellen Sie<br />

sich vor, ich hatte das Buch durchgelesen,<br />

bevor ich Berlin erreichte. Ein Zollbeamter<br />

fragte: „Was lesen Sie? In welcher Sprache?“<br />

„Auf <strong>de</strong>n territorialen Gewässern Deutschlands<br />

lese ich auf <strong>de</strong>utsch“, antwortete ich.<br />

Er prüfte das Buch und sah, dass es im Westen<br />

erschienen war. Dann fragte er, ob ich<br />

wüsste, dass die Einfuhr <strong>de</strong>rartiger Bücher<br />

verboten sei. Ich verneinte und erklärte, dass<br />

ich das Buch nicht in die DDR einführte, son<strong>de</strong>rn<br />

einen Transit über das DDR-Gebiet hätte<br />

und dann einen Zug nach Warschau und<br />

nach Lublin nähme. Der Zollbeamte wollte<br />

mir das Buch wegnehmen, und ich erklärte,<br />

dass wir verbrü<strong>de</strong>rte sozialistische Län<strong>de</strong>r<br />

seien und sowieso <strong>de</strong>utsche Bücher<br />

nach Polen gelangten. Er blieb aber hart,<br />

woraufhin ich aufstand und ihm das Buch<br />

aus <strong>de</strong>r Hand riss. Ich schrie: „Nein, Herr Zollbeamter!<br />

Ich habe gehungert, um mir dieses<br />

Buch leisten zu können!“ Der Zöllner erwi<strong>de</strong>rte,<br />

dass die polnischen Zollbeamten<br />

in Berlin das Buch bestimmt konfiszieren<br />

wür<strong>de</strong>n. Und er mel<strong>de</strong>te mich tatsächlich bei<br />

seinen polnischen Kollegen. Sie kamen, und<br />

ich erklärte, dass ich das Buch <strong>für</strong> die Vorlesungen<br />

brauchte. Einer von ihnen schrie<br />

mich an und nahm das Buch weg. Doch bevor<br />

er ging, flüsterte er mir zu, dass er das<br />

Buch in <strong>de</strong>r Zugtoilette lesen wür<strong>de</strong>. Ehrlich<br />

gesagt, habe ich ihm nicht geglaubt. Doch<br />

nach <strong>de</strong>m Anfahren <strong>de</strong>s Zuges rannte ich sofort<br />

auf die Toilette, und dort lag tatsächlich<br />

mein Buch! (…)<br />

●<br />

Wölfelsgrund in <strong>de</strong>r Grafschaft Glatz ist<br />

Gegenstand einer polnischen Monographie,<br />

die drei Kilo wiegt! Da <strong>de</strong>s Polnischen nicht<br />

mächtig und eine Übersetzung nicht vorliegt,<br />

ist <strong>de</strong>r Chronist auf die reichlich überschwängliche<br />

Darstellung im „Schlesischen<br />

Wochenblatt“ angewiesen. Insofern wäre es<br />

interessant zu vergleichen, ob die Autorin,<br />

Frau Prof. Trocka-Leszczyska, von <strong>de</strong>r<br />

Fachhochschule <strong>für</strong> Architektur in Breslau,<br />

sich <strong>de</strong>r historischen Wahrheit und hier vor<br />

allem <strong>de</strong>r vielen schriftlich vorliegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Zeugnisse über Wölfelsgrund bedient<br />

hat. Duplizität <strong>de</strong>r Ereignisse: Vor etwa zwei<br />

Jahren legten die aus ihrer Heimat Wölfelsgrund<br />

vertriebenen Deutschen, fe<strong>de</strong>rführend<br />

Leonhard Prause, die „Wölfelsgrun<strong>de</strong>r<br />

Chronik“ vor; sie ist beim „Grafschafter<br />

Boten“, Brü<strong>de</strong>rstr. 7, 58507 Lü<strong>de</strong>nscheid,<br />

zum Preis von EUR 42,– erhältlich.<br />

Zweifel hinsichtlich <strong>de</strong>r polnischen Ausgabe<br />

sind wie<strong>de</strong>rum sehr begrün<strong>de</strong>t, da erneut<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Vorstellung lediglich lapidar<br />

vermerkt wird, dass „die Ortschaften<br />

im Glatzer Bergland nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />

stark entvölkert waren, was auch in<br />

Wölfelsgrund sichtbar ist.“ Wenn die größte<br />

Vertreibung <strong>de</strong>r Menschheitsgeschichte<br />

so „klinisch rein“ umschrieben wird, sind<br />

große Be<strong>für</strong>chtungen <strong>de</strong>r Historie beim polnischen<br />

Hauptwerk über Wölfelsgrund zu erwarten.


Schlesische Nachrichten 5/2007 POLITIK<br />

3<br />

Treuespen<strong>de</strong> <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong> Zeigen wir auch unsere Freu<strong>de</strong> und un-<br />

Liebe Schlesier, liebe Freun<strong>de</strong> unseres<br />

Stammes und <strong>de</strong>r wohl einmaligen <strong>de</strong>utschen<br />

Kulturprovinz!<br />

61 bzw. 62 Jahre nach <strong>de</strong>r Vertreibung<br />

unseres Stammes ringt dieser, wie auch<br />

die an<strong>de</strong>ren ost<strong>de</strong>utschen Stämme, um<br />

seine Existenz!<br />

Will er sich zu Wort mel<strong>de</strong>n, gegen historische<br />

Unwahrheiten und gegen <strong>de</strong>n<br />

Zeitgeist sich engagieren, benötigt er die<br />

finanzielle und generelle Hilfe und Unterstützung<br />

seiner Getreuen.<br />

Gera<strong>de</strong> im Hinblick auf die Vorbereitung<br />

und Ausrichtung <strong>de</strong>s Deutschlandtreffens<br />

unseres Stammes am 30.6./1.7.2007 in<br />

Hannover bitte ich um Ihre Spen<strong>de</strong>.<br />

Die Klagen, alles und je<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong> in unserem<br />

Land unterstützt, nur wir nicht in <strong>de</strong>r<br />

geziemen<strong>de</strong>n Weise, führen nicht weiter.<br />

Besinnen wir uns auf uns selbst! Entwickeln<br />

wir mehr Stolz und Selbstbewußtsein<br />

und konzentrieren wir uns auf die<br />

Sache <strong>Schlesien</strong>s!<br />

Weitere Rücktritte polnischer Minister.<br />

Nach<strong>de</strong>m bereits vor einigen Monaten <strong>de</strong>r polnische<br />

Außenminister Meller und Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Marcinkiewicz sowie einige an<strong>de</strong>re<br />

wichtige Funktionsträger, so die Beauftragte <strong>für</strong><br />

die polnischen-<strong>de</strong>utschen Beziehungen, zurückgetreten<br />

waren, folgten jetzt Verteidigungsminister<br />

Radoslaw Sikorski und Innenminister<br />

Ludwik Dorn. Außer<strong>de</strong>m reichte auch<br />

<strong>de</strong>r Staatssekretär <strong>de</strong>s Staatspräsi<strong>de</strong>nten Lech<br />

Kaczynski seinen Rücktritt ein, weil er beschuldigt<br />

wird, während <strong>de</strong>s Kriegsrechts <strong>für</strong><br />

<strong>de</strong>n Militärgeheimdienst gearbeitet zu haben.<br />

Dagegen bleiben die Grün<strong>de</strong> <strong>für</strong> die Demissionen<br />

<strong>de</strong>s Verteidigungs- und <strong>de</strong>s Innenministers<br />

noch im Bereich <strong>de</strong>r Spekulationen. Zu<br />

Dorn verlautete lediglich, Kaczynski habe von<br />

ihm Maßnahmen gefor<strong>de</strong>rt, die er <strong>für</strong> falsch halte.<br />

Im Falle Sikorskis soll u.a. das gespannte<br />

Verhältnis zu seinem ehemaligen Stellvertreter<br />

und heutigen Chef <strong>de</strong>s Militärgeheimdienstes,<br />

Antoni Macierewicz, maßgeblich gewesen<br />

sein. Macierewicz, <strong>de</strong>r lange Zeit auch Chefredakteur<br />

<strong>de</strong>s antisemitischen Wochenblattes<br />

„Glos“ war, und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Geheimdienst vor kurzem<br />

aufgelöst und umstrukturiert hatte. Außer<strong>de</strong>m<br />

sollte bald eine Liste mit Namen von Journalisten<br />

veröffentlicht wer<strong>de</strong>n, die zu kommunistischer<br />

Zeit mit <strong>de</strong>m Militärgeheimdienst zusammenzugearbeitet<br />

hatten.<br />

Die konservative Revolution <strong>de</strong>r Kaczynskis<br />

frisst ihre Kin<strong>de</strong>r, so wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Presse kommentiert. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Weggang<br />

von Innenminister Dorn, <strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r<br />

PiS hohes Ansehen genießt, macht <strong>de</strong>utlich,<br />

dass die Kaczynskis die letzte Lücke in <strong>de</strong>r Reihe<br />

<strong>de</strong>r Jasager geschlossen haben. Polen wird<br />

jetzt unter Wert regiert, ist das Fazit einiger <strong>Zeitung</strong>en.<br />

●<br />

Polen behin<strong>de</strong>rt weiter <strong>de</strong>utsch-polnisches<br />

Jugendwerk. Nach<strong>de</strong>m Polen bereits 2006 sei-<br />

Polnisches<br />

seren Dank, dass es noch Frauen und<br />

Männer gibt, die – oft vielfach gescholten<br />

– sich <strong>für</strong> die Ehre unseres Stammes und<br />

<strong>für</strong> unsere Vorfahren, die dieses Land aus<br />

wil<strong>de</strong>r Wurzel gero<strong>de</strong>t haben, mit ganzer<br />

Kraft einsetzen und mit ihren Namen da<strong>für</strong><br />

einstehen.<br />

Deshalb stärkt die Landsmannschaft<br />

<strong>Schlesien</strong>s durch die Treuespen<strong>de</strong>, unterstützt<br />

die heimatpolitische Repräsentanz<br />

<strong>Schlesien</strong>s, damit <strong>Schlesien</strong>s Wort<br />

weiterhin gehört wird! Bekun<strong>de</strong>t mit uns<br />

gemeinsam, dass <strong>Schlesien</strong> durch uns<br />

weiterlebt!<br />

Peter Großpietsch,<br />

stellvertreten<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong><br />

Wir erbitten Ihre Spen<strong>de</strong> auf unser Konto<br />

bei <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlesischen Sparkasse<br />

Görlitz, BLZ 850 501 00, Konto-Nr. 40410.<br />

Auf Wunsch wer<strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>nbescheinigungen<br />

ausgestellt.<br />

ne Zahlungen zurückgehalten hatte, sagte die<br />

polnische Seite eine <strong>für</strong> Anfang März anberaumte<br />

Sitzung <strong>de</strong>s Jugendrates ab, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Haushalt <strong>für</strong> das laufen<strong>de</strong> Jahr beschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. Das Jugendwerk, das nach <strong>de</strong>m<br />

Vorbild <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch-französischen Jugendwerks<br />

die Versöhnung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Völker tief in<br />

<strong>de</strong>r jugendlichen Bevölkerung verwurzeln soll,<br />

muss damit zunächst auf ungewisser finanzieller<br />

Grundlage arbeiten. Die schroffe Absage aus<br />

Polen muss beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>shalb befrem<strong>de</strong>n, weil<br />

<strong>de</strong>r Staatssekretär <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Familienministeriums,<br />

Hoofe, kurz zuvor in einem Brief an<br />

seinen polnischen Kollegen auf die Problematik<br />

<strong>de</strong>r anhaltend unsicheren Haushaltssituation<br />

hingewiesen hatte. Es liegt <strong>de</strong>r Verdacht<br />

nahe, dass Polen <strong>de</strong>n Gedanken <strong>de</strong>s Jugendwerks<br />

in <strong>de</strong>r bisherigen Form nicht mehr will.<br />

Da<strong>für</strong> spricht auch die von Bildungsminister<br />

Giertych gewünschte neue Erziehung hin zu Patriotismus<br />

und Polentum.<br />

●<br />

Polen beklagen die Verletzung <strong>de</strong>r Rechte<br />

polnischer Eltern in Deutschland. Die Klage<br />

beschäftigt inzwischen auch die Europäische<br />

Union, weil Polen eine entsprechen<strong>de</strong> Beschwer<strong>de</strong><br />

vorgetragen hat. In <strong>de</strong>n genannten<br />

Fällen geht es um Besuchsrechte polnischer Eltern<br />

mit ihren Kin<strong>de</strong>rn in Deutschland. Danach<br />

wur<strong>de</strong> es polnischen Müttern o<strong>de</strong>r Vätern bei<br />

Kontakten mit ihren von ihnen getrennt leben<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n verboten,<br />

mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn polnisch zu sprechen. Von<br />

<strong>de</strong>r ständigen Vertretung Deutschlands bei <strong>de</strong>r<br />

EU verlautet hierzu, dass dies dann praktiziert<br />

wer<strong>de</strong>, wenn ein Elternteil sein Kind nur in Begleitung<br />

Dritter, eines Angestellten <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>,<br />

treffen dürfe. Die Anordnung, die <strong>de</strong>utsche<br />

Sprache zu verwen<strong>de</strong>n, wür<strong>de</strong> immer dann getroffen,<br />

wenn die Gefahr bestehe, das sonst ein<br />

Kind unter Druck gesetzt o<strong>de</strong>r eine Kin<strong>de</strong>sentführung<br />

vorbereitet wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Polnische Presse weiter unter Beschuss <strong>de</strong>r<br />

Brü<strong>de</strong>r Kaczynski. Äußerungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n an<br />

<strong>de</strong>r Spitze Polens stehen<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r über die<br />

innere Situation <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s fassten Medien jetzt<br />

so zusammen, dass nach <strong>de</strong>ren Ansicht das<br />

öffentliche Leben nicht nur bis zur Wen<strong>de</strong> 1989<br />

durch die kommunistischen Geheimdienste gesteuert<br />

war, son<strong>de</strong>rn bis in das vergangene Jahr,<br />

als die Kaczynskis ihnen das Handwerk legten.<br />

Zentrum <strong>de</strong>r postkommunistischen Netzwerke<br />

sei <strong>de</strong>r Militärgeheimdienst gewesen, <strong>de</strong>r<br />

eine große Zahl von Agenten in wichtigen Sen<strong>de</strong>rn<br />

und Presseorganen geführt und so Einfluss<br />

auf die Berichterstattung genommen habe.<br />

Absicht dieser Agenten sei auch gewesen, die<br />

konservativen und nationalen Kräfte in Polen<br />

zu zersetzen, darunter auch die Partei <strong>de</strong>r Kaczynskis.<br />

Erst durch das entschlossene Eingreifen<br />

<strong>de</strong>r jetzigen Regierung wur<strong>de</strong> nach dieser<br />

Sicht die Kontrolle „dieses korrupten Netzes“<br />

über die „Dritte Republik“ been<strong>de</strong>t.<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Kaczynski will aber auch gegen<br />

die <strong>de</strong>utsche Presse in ganz Europa vorgehen.<br />

„In Polen ist ein gewaltiger Teil <strong>de</strong>r Presse<br />

<strong>de</strong>utsch“, sagte er im Rundfunk. Deshalb<br />

muss nach seiner Meinung auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r<br />

Europäischen Union darüber nachgedacht<br />

und endlich ein Damm errichtet wer<strong>de</strong>n. Die Äußerungen<br />

wur<strong>de</strong>n ausgelöst durch einen Bericht<br />

<strong>de</strong>r im Springer-Verlag erscheinen<strong>de</strong>n polnischen<br />

Zeitschrift „Newsweek“, die behauptet<br />

hatte, Putin und Kaczynski hätten sich abgewandt<br />

von <strong>de</strong>n Denkweisen <strong>de</strong>r ersten, <strong>de</strong>mokratisch<br />

und westlich orientierten Reformergeneration<br />

<strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>jahre. Sie setzten statt<br />

<strong>de</strong>ssen auf eine Politik <strong>de</strong>r „starken Hand“, wobei<br />

nationale Werte an die Stelle zivilgesellschaftlicher<br />

Tugen<strong>de</strong>n träten. Offenbar aufgrund<br />

<strong>de</strong>s inzwischen ausgeübten Drucks, ru<strong>de</strong>rte<br />

eine <strong>Zeitung</strong> <strong>de</strong>s Springer-Konzerns zurück.<br />

„Kaczynski ist nicht Putin“, hieß es dazu in <strong>de</strong>r<br />

„Dziennik“. Gleichwohl richtete Kaczynski einen<br />

scharfen Appell an alle Verlage, die ständige<br />

Kritik an seiner Regierung einzustellen.<br />

●<br />

Polen will Entwurf <strong>für</strong> EU-Verfassung vorlegen.<br />

Die durch die Volksentscheidungen in<br />

Frankreich und <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n gescheiterte<br />

EU-Verfassung soll nach Aussagen von EU-<br />

Ratspräsi<strong>de</strong>ntin Angela Merkel während ihrer<br />

Regentschaft wie<strong>de</strong>rbelebt wer<strong>de</strong>n. Allerdings<br />

wur<strong>de</strong>n bei ihrem Besuch En<strong>de</strong> Januar in Tschechien<br />

bereits erhebliche Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich.<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Topolánek stellte klar, dass<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Entwurfs eine Einigung<br />

nicht möglich sei. Der Vertrag müsse<br />

in bestimmten Kapiteln neu formuliert und klar<br />

<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n, welche Kompetenzen die EU<br />

und welche die Nationalstaaten haben, hieß es<br />

nach <strong>de</strong>n Gesprächen. Auch müsse das Dokument<br />

<strong>für</strong> <strong>de</strong>n Bürger verständlicher abgefasst<br />

sein. Nach einem Treffen <strong>de</strong>r Staatspräsi<strong>de</strong>nten<br />

Polens und Tschechiens, Lech Kaczynski<br />

und Václaw Klaus, teilte das polnische Staatsoberhaupt<br />

die tschechischen Be<strong>de</strong>nken. Er kündigte<br />

an, Polen wer<strong>de</strong> im März einen eigenen<br />

Vorschlag <strong>für</strong> einen EU-Verfassungsentwurf vorlegen,<br />

<strong>de</strong>r die Realität wi<strong>de</strong>rspiegeln wer<strong>de</strong>.<br />

Man darf gespannt sein, wie die EU hierauf reagieren<br />

wird, <strong>de</strong>nn nach allen Erfahrungen mit<br />

Polen, aber auch Tschechien, wer<strong>de</strong>n die erwarten<strong>de</strong>n<br />

nationalistischen Elemente <strong>de</strong>s<br />

Entwurfs wohl kaum auf Akzeptanz bei <strong>de</strong>n<br />

meisten Staaten stoßen.


4<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Roland Koch empfing<br />

die Spitzen <strong>de</strong>r Vertriebenenverbän<strong>de</strong><br />

Wie in <strong>de</strong>n Jahren zuvor hat Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Roland Koch die Vertreter <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>r Vertriebenen und <strong>de</strong>r Landsmannschaften<br />

zu einem Neujahresgespräch<br />

in <strong>de</strong>r Hessischen Staatskanzlei in<br />

Wiesba<strong>de</strong>n empfangen. An <strong>de</strong>m Gespräch<br />

nahmen auch die Hessische Sozialministerin<br />

Silke Lautenschläger,<br />

Staatssekretär Dirk Metz und <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s<br />

Ministerbüros im Hessischen Kultusministeriums,<br />

Dr. Alexan<strong>de</strong>r Jehn, teil. Ebenso<br />

die Landtagsabgeordnete Gudrun<br />

Osterburg als Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Unterausschusses<br />

<strong>für</strong> Heimatvertriebene, Aussiedler,<br />

Flüchtlinge und Wie<strong>de</strong>rgutmachung.<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Roland Koch begrüßte<br />

die Vertreter <strong>de</strong>r Heimatvertriebenen<br />

und Spätaussiedler und dankte ihnen<br />

<strong>für</strong> die Aktivitäten zugunsten <strong>de</strong>r Integration<br />

und <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Kultur. Das soli<strong>de</strong><br />

finanzielle Niveau <strong>für</strong> diesen Bereich<br />

soll in diesem und im nächsten Jahr aufrechterhalten<br />

bleiben. Er sei froh, dass die<br />

Vertriebenenverbän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

wie<strong>de</strong>r wahrgenommen wer<strong>de</strong>n. Auch die<br />

Schaffung eines Sitzes im Rundfunkrat <strong>de</strong>s<br />

Hessischen Rundfunks habe dazu beigetragen,<br />

dass sich Gremien etabliert haben.<br />

„Dies ist eine Rückkehr zur Normalität, die<br />

nicht mehr zurückgedreht wer<strong>de</strong>n kann“,<br />

so <strong>de</strong>r Ministerpräsi<strong>de</strong>nt. In diesem Zusammenhang<br />

erinnerte er an die Verleihung<br />

<strong>de</strong>r Wilhelm-Leuschner-Medaille an<br />

<strong>de</strong>n Vertriebenenbischof Gerhard Pieschl<br />

aus Limburg. Dies sei ein Zeichen da<strong>für</strong>,<br />

dass es die Vertriebenen waren, die ganz<br />

erheblich zum Aufbau und wirtschaftlichen<br />

Erfolg Lan<strong>de</strong>s Hessen beigetragen haben.<br />

Der Ministerpräsi<strong>de</strong>nt ging auch auf das<br />

geplante „Zentrum gegen Vertreibungen“<br />

in Berlin ein und bedauerte, dass es hier<br />

Schwierigkeiten gebe, trotz eines früheren<br />

politischen Konsens. Das Thema<br />

wer<strong>de</strong> innenpolitisch mißbraucht, obwohl<br />

es durch die Mitregierung <strong>de</strong>r CDU<br />

einen positive Entwicklung gegeben<br />

habe. Im Bun<strong>de</strong>shaushalt seien 2007 erstmals<br />

1 000 000 Euro <strong>für</strong> das im Koalitionsvertrag<br />

vereinbarte „sichtbare Zeichen“<br />

in Berlin zur gesellschaftlichen wie<br />

historischen Aufarbeitung von Zwangsemigration,<br />

Flucht und Vertreibung bereitgestellt<br />

wor<strong>de</strong>n. Er informierte über diesbezügliche<br />

Gespräche in <strong>de</strong>r Ministerpräsi<strong>de</strong>ntenkonferenz<br />

und betonte, dass<br />

er eine friedliche gemeinsame Lösung wolle.<br />

An <strong>de</strong>r Finanzierung müssten sich Bund<br />

und die Län<strong>de</strong>r beteiligen. „Für <strong>de</strong>n Fall,<br />

dass es zu keiner Einigung kommt, wer-<br />

TERMINE<br />

Landsmanschaft <strong>Schlesien</strong> Velbert<br />

Mittwoch, 21. 3. 2007, ab 10.00 Uhr<br />

Tagesfahrt „Planetarium Bochum“,<br />

Preis: 25,00 Euro, Anmeldung bis<br />

1. 3. 2007 bei: Peter Wawrzik – Tel.:<br />

0 20 51 – 21 0 75<br />

POLITIK Schlesische Nachrichten 5/2007<br />

<strong>de</strong>n es am En<strong>de</strong> die machen, die es machen<br />

wollen. Hessen wird noch in diesem<br />

Jahr einen Weg fin<strong>de</strong>n und am En<strong>de</strong> wird<br />

es ein Weg in die richtige Richtung sein“,<br />

versprach <strong>de</strong>r Ministerpräsi<strong>de</strong>nt.<br />

Der Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Vertriebenen, Alfred Herold, bezeichnet<br />

das jährliche Zusammentreffen nicht als<br />

Routine, son<strong>de</strong>rn als Zeichen <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Verbun<strong>de</strong>nheit. Er reflektierte<br />

weiter die Aktivitäten seines Verban<strong>de</strong>s<br />

und <strong>de</strong>r Landsmannschaften und berichtete<br />

über die Kulturarbeit einschließlich<br />

<strong>de</strong>m Bereich von Schulbüchern und Lehrplänen,<br />

das Deutsch-Europäische Bildungswerk<br />

und die Integration mit Spätaussiedlern.<br />

Sozialministerin Silke Lautenschläger<br />

informierte über das Integrationskonzept<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Hessen und versprach, die<br />

vorgelegten Beschwer<strong>de</strong>n zum Fremdrentengesetz<br />

in ihrem Hause prüfen zu lassen.<br />

Für das Kultusministerium antwortete<br />

Dr. Jehn auf die Fragen zur hessischen<br />

Lehrerhandreichung zum Thema Vertreibung<br />

und wies darauf hin, dass diese im<br />

Amtsblatt vorgestellt und die Schulleiter<br />

sowie Seminarleiter schriftlich über die<br />

Herausgabe unterrichtet wur<strong>de</strong>n. Er bat<br />

darum, in <strong>de</strong>n Schulen offensiv da<strong>für</strong> zu<br />

werben und diese Handreichungen auch<br />

zu nutzen.<br />

Zum Abschluss <strong>de</strong>s Gespräches zeigte<br />

sich <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sbeauftragte <strong>de</strong>r Hessischen<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung, Rudolf Friedrich,<br />

erfreut über die starke Resonanz und das<br />

fruchtbare Gespräch <strong>de</strong>r Vertriebenenverbän<strong>de</strong><br />

und Landsmannschaften mit<br />

<strong>de</strong>m Ministerpräsi<strong>de</strong>nten. „Dies zeigt, dass<br />

die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler<br />

in Hessen als Gruppe ernst genommen<br />

wer<strong>de</strong>n“, so Friedrich.<br />

Joseph Pietsch<br />

Fromme: „Sichtbares Zeichen“ zum Ge<strong>de</strong>nken an die<br />

Vertreibung nicht ohne Opferbeteiligung möglich<br />

Zu <strong>de</strong>n Erklärungen <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r SPD-Fraktion, Fritz-<br />

Rudolf Körper, bezüglich eines „Zentrums gegen Vertreibungen“ („sichtbares<br />

Zeichen“) erklärt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Vertriebenen, Flüchtlinge und<br />

Aussiedler <strong>de</strong>r CDU/CSU-Bun<strong>de</strong>stagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme MdB:<br />

Seit Jahren setzen sich CDU und CSU<br />

<strong>für</strong> die Schaffung eines „Zentrums gegen<br />

Vertreibungen“ in Berlin ein. Dabei<br />

wur<strong>de</strong> immer, vor allem auch von<br />

Bun<strong>de</strong>skanzlerin Angela Merkel erklärt,<br />

dass eine solche Einrichtung <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens<br />

eine gesamtstaatliche Aufgabe<br />

darstellt. Dies be<strong>de</strong>utet, dass die Vertriebenen<br />

beson<strong>de</strong>rs als Betroffene natürlich<br />

ein Recht auf Mitwirkung und damit<br />

auch Mitbestimmung haben müssen.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, sie sind Partner <strong>de</strong>r die<br />

staatliche Trägerschaft repräsentieren<strong>de</strong>n<br />

öffentlichen Hand. Es ist aber strikt<br />

abzulehnen, <strong>de</strong>n Vertriebenenverbän<strong>de</strong>n,<br />

wie von <strong>de</strong>r SPD jetzt gefor<strong>de</strong>rt, jegliche<br />

maßgebliche Mitbestimmung bei<br />

<strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s Zentrums abzusprechen<br />

und eine ausschließlich öffentliche,<br />

staatliche Steuerung vorzugeben.<br />

Es wäre ein einzigartiger Vorgang,<br />

wenn bei <strong>de</strong>r Schaffung eines Ge<strong>de</strong>nkortes<br />

<strong>für</strong> die Opfer eines historischen<br />

Prozesses die Opferorganisationen aus<br />

<strong>de</strong>r Gestaltung dieses Ge<strong>de</strong>nkortes<br />

ausgeschlossen wür<strong>de</strong>n.<br />

Man stelle sich vor, <strong>de</strong>r Zentralrat <strong>de</strong>r<br />

Ju<strong>de</strong>n in Deutschland wäre bei <strong>de</strong>r Gestaltung<br />

und Errichtung <strong>de</strong>s Holocaust-<br />

Mahnmals in Berlin nicht gefragt und<br />

maßgeblich einbezogen wor<strong>de</strong>n.<br />

Die <strong>de</strong>utschen Heimatvertriebenen<br />

haben einen legitimen Anspruch auf eine<br />

maßgebliche Beteiligung bei <strong>de</strong>r Errichtung<br />

<strong>de</strong>s „sichtbaren Zeichens“ <strong>für</strong><br />

die Opfer <strong>de</strong>r Vertreibung, so wie diese<br />

Ge<strong>de</strong>nkeinrichtung im Koalitionsvertrag<br />

benannt und vereinbart wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Ebenso ist <strong>de</strong>r Vorschlag <strong>de</strong>r SPD abzulehnen,<br />

eine internationale Historikerkonferenz<br />

zu <strong>de</strong>r geplanten Einrichtung<br />

einzuberufen. Die Gestaltungshoheit<br />

und damit Verantwortung <strong>für</strong> dieses<br />

Projekt liegt in Deutschland und diese<br />

Verantwortung kann auch nicht <strong>de</strong>legiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Im Übrigen hat das mit<br />

<strong>de</strong>r Konzeption und Erstellung beauftragte<br />

Bun<strong>de</strong>skanzleramt und dort die<br />

Behör<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Beauftragten <strong>für</strong> Kultur und<br />

Medien ein vorbereiten<strong>de</strong>s Beratergremium<br />

aus hochrangigen Wissenschaftlern<br />

berufen, an <strong>de</strong>m bereits internationale<br />

Fachleute beteiligt sind.<br />

Eine international besetzte Historikerkonferenz<br />

scheint eher <strong>de</strong>r Versuch<br />

zu sein, ein wichtiges Projekt zu verhin<strong>de</strong>rn<br />

o<strong>de</strong>r durch eine jahrelange Debatte<br />

zu verschleppen.<br />

Die SPD muss hier dringend an die<br />

Vereinbarung im Koalitionsvertrag erinnert<br />

wer<strong>de</strong>n. Ein Koalitionsvertrag<br />

wird <strong>für</strong> eine Legislaturperio<strong>de</strong> geschlossen.<br />

In unserem Koalitionsvertrag<br />

ist die Schaffung eines „sichtbaren Zeichens“<br />

<strong>für</strong> die Opfer <strong>de</strong>r Vertreibung in<br />

Berlin vereinbart.<br />

Nach<strong>de</strong>m nunmehr auch finanzielle<br />

Mittel <strong>für</strong> eine Anschubfinanzierung im<br />

Bun<strong>de</strong>shaushalt 2007 veranschlagt<br />

wor<strong>de</strong>n sind, sollten die Kräfte darauf gerichtet<br />

wer<strong>de</strong>n, die Einrichtung Realität<br />

wer<strong>de</strong>n zu lassen und nicht eine Verschleppungstaktik<br />

raumgreifen.


Schlesische Nachrichten 5/2007 POLITIK / LESERBRIEFE<br />

5<br />

Kommt jetzt die zweite Vertreibung?<br />

Von sächsischer Kreisreform und schlesischer I<strong>de</strong>ntität<br />

Als 1950 die damalige SBZ im Görlitzer<br />

Vertrag auf die <strong>de</strong>utschen Ostgebiete verzichtete,<br />

ging ein fast einhelliger Sturm<br />

<strong>de</strong>r Entrüstung durch alle bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen<br />

Parteien, die über die rechtsmäßige<br />

Zugehörigkeit <strong>de</strong>r Ostprovinzen zu<br />

Deutschland keinen Zweifel aufkommen<br />

ließen. Erst die neue Ostpolitik unter<br />

Brandt und die Polenverträge <strong>de</strong>r Regierung<br />

Kohl stellten die alten Positionen<br />

zur Disposition und vollzogen damit<br />

eine radikale Kurskorrektur. Parallel zu<br />

dieser Entwicklung verschwand <strong>de</strong>r Begriff<br />

Ost<strong>de</strong>utschland aus <strong>de</strong>m Sprachgebrauch,<br />

um wie auf Knopfdruck in <strong>de</strong>n<br />

90er Jahren wie<strong>de</strong>r aufzutauchen und<br />

nun auf die untergegangene DDR Anwendung<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Ebenso auffällig war<br />

das mediale Bemühen, die Erinnerung an<br />

die Vertreibung und das unermessliche<br />

Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Betroffenen tot zu schweigen,<br />

so dass mit Fug und Recht von einer<br />

zweiten Vertreibung gesprochen wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. Auch das Verschweigen alter<br />

<strong>de</strong>utscher Ortsbezeichnungen wie die<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen um <strong>de</strong>n historischen<br />

Namen „Schlesischer Bahnhof“ in<br />

Ostberlin gehören zu dieser Entwicklung.<br />

Nun soll in Sachsen auch <strong>de</strong>r letzte,<br />

i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong> schlesische Name, <strong>de</strong>r<br />

„Nie<strong>de</strong>rschlesische Oberlausitzkreis“, im<br />

Zuge einer Kreisreform verschwin<strong>de</strong>n<br />

und zusammen mit <strong>de</strong>m Kreis Löbau-Zittau<br />

die anonyme und nichtssagen<strong>de</strong> Bezeichnung<br />

„Neißekreis“ erhalten. Initiator<br />

dieser Planung ist ausgerechnet <strong>de</strong>r<br />

christ<strong>de</strong>mokratische Innenminister Dr. Albrecht<br />

Buttolo, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Unterstützung<br />

vieler Parteifreun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Görlitzer<br />

CDU-Bun<strong>de</strong>stagsabgeordneten und<br />

sächsischen Generalsekretärs Michael<br />

Kretschmer sicher sein kann. Aufmerksamen<br />

Besuchern <strong>de</strong>r schönen Stadt Görlitz<br />

ist es überdies nicht entgangen, dass<br />

in <strong>de</strong>r letzten Zeit immer seltener schlesische<br />

Fahnen zu sehen waren und selbst<br />

bei <strong>de</strong>r Einweihung <strong>de</strong>s Schlesischen Museums<br />

keine gehisst wur<strong>de</strong>n. Es passt halt<br />

alles zusammen.<br />

60 Jahre nach <strong>de</strong>r Vertreibung aus <strong>de</strong>r<br />

angestammten Heimat und <strong>de</strong>r weit fortgeschrittenen<br />

„biologischen Lösung“ bei<br />

<strong>de</strong>r Erlebnisgeneration sieht man offenbar<br />

<strong>de</strong>n Zeitpunkt gekommen, nun die end-<br />

Bayerischer Innenminister Dr. Günther Beckstein<br />

unterstützt Wi<strong>de</strong>rstand gegen Kreisreform<br />

Unser Leser Wolfgang Liebehenschel<br />

gab uns einige Briefe von Gegnern <strong>de</strong>r<br />

sächsischen Kreisreform an <strong>de</strong>n sächsischen<br />

Innenminister Dr. Buttolo zur<br />

Kenntnis, die sich <strong>de</strong>utlich gegen die Abschaffung<br />

<strong>de</strong>s Namens „Nie<strong>de</strong>rschlesischer<br />

Oberlausitzkreis“ wen<strong>de</strong>n. Darunter<br />

ist auch ein Brief <strong>de</strong>s Bayerischen Ministers<br />

<strong>de</strong>s Innern, Dr. Günther Beckstein<br />

MdL, <strong>de</strong>r u. a. schon beim letzten<br />

Deutschlandtreffen <strong>de</strong>r Schlesier seine<br />

Verbun<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r Schlesischen<br />

Landsmannschaft unter Beweis gestellt<br />

hat. Beckstein äußert in seinem Brief Ver-<br />

Zur Erinnerung<br />

Wir möchten uns bei unseren vielen Lesern<br />

bedanken, die bereits Ihre Abonnementsgebühren<br />

<strong>für</strong> 2007 überwiesen haben.<br />

Lei<strong>de</strong>r sind immer noch einige Rechnungen<br />

offen. Wir bitten Sie, diese in <strong>de</strong>n<br />

nächsten Tagen zu überweisen. Da immer<br />

wie<strong>de</strong>r unklärbare Überweisungen vorkommen,<br />

geben Sie bitte immer die<br />

Rechnungs-Nr., Ihren Namen o<strong>de</strong>r bei<br />

Gruppierungen <strong>de</strong>n Ort an.<br />

Vielen Dank<br />

ständnis <strong>für</strong> die Sorge, dass <strong>de</strong>r letzte Rest<br />

<strong>de</strong>r landsmannschaftlichen I<strong>de</strong>ntität im<br />

Freistaat Sachsen verloren geht und bittet<br />

Dr. Buttolo, die jahrhun<strong>de</strong>rte alte schlesische<br />

Kultur und die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Emotionen bei <strong>de</strong>r schlesischstämmigen<br />

Bevölkerung bei <strong>de</strong>r weiteren Entscheidung<br />

zu berücksichtigen.<br />

Mit solch prominenten Fürsprechern<br />

bekommt je<strong>de</strong>r weitere Brief an das<br />

Sächsische Innenministerium umso mehr<br />

Gewicht. Bitte beteiligen auch Sie sich am<br />

Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Auslöschung <strong>de</strong>r<br />

schlesischen I<strong>de</strong>ntität in Sachsen. ma<br />

Ge<strong>de</strong>nktage<br />

8. März 1922, Hei<strong>de</strong>rsdorf/NS<br />

85. Geburtstag Heinar Kipphardt – Dramatiker,<br />

Lyriker, und Erzähler, Gerhart-<br />

Hauptmann-Preis 1964 u.a.<br />

11. März 1907, Kreisau<br />

100. Geburtstag von James von Moltke,<br />

Wi<strong>de</strong>rstandskämpfer, grün<strong>de</strong>te nach<br />

1933 <strong>de</strong>n „Kreisauer Kreis“<br />

29. März 1912, Hirschberg/Rsgb.<br />

95. Geburtstag von Hanna Reitsch, Fliegerkapitänin<br />

und Testpilotin – Ehrenmitglied<br />

<strong>de</strong>r Society of Experiment<br />

gültige Vertreibung aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />

folgen zu lassen und die Zerstörung <strong>de</strong>r<br />

schlesischen I<strong>de</strong>ntität billigend in Kauf<br />

zu nehmen. Die Initiatoren dieses Vorhabens<br />

müssen es sich gefallen lassen,<br />

wenn Parallelen zu <strong>de</strong>r gängigen DDR-<br />

Praxis wach wer<strong>de</strong>n, wo <strong>de</strong>r Name<br />

<strong>Schlesien</strong> und je<strong>de</strong>s Bekenntnis dazu<br />

verboten war. Noch dürfen wir uns freilich<br />

zu diesem <strong>Schlesien</strong> bekennen, wenn<br />

auch Anfeindungen und Totschweigen<br />

zunehmen. Es entbehrt jedoch nicht einer<br />

gewissen, bitteren Ironie, dass sich<br />

ausgerechnet sächsische CDU-Politiker<br />

nicht scheuen, in die Fußstapfen ihrer<br />

„volks<strong>de</strong>mokratischen“ Vorgänger zu<br />

treten. Des Beifalls von <strong>de</strong>n Polen jenseits<br />

<strong>de</strong>r Neiße samt ihren etablierten<br />

bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Sekundanten dürften<br />

sie auf je<strong>de</strong>n Fall gewiss sein.<br />

Liebe Landsleute und Freun<strong>de</strong> <strong>Schlesien</strong>s!<br />

Bitte schauen Sie nicht weg, wenn<br />

man in Görlitz und im nie<strong>de</strong>rschlesischen<br />

Umland versucht, <strong>de</strong>n Namen und die<br />

Fahnen <strong>Schlesien</strong>s in <strong>de</strong>r Mottenkiste zu<br />

entsorgen. Helfen Sie uns als Schlesische<br />

Jugend in unserem Kampf gegen diesen<br />

Anschlag auf unsere schlesische I<strong>de</strong>ntität!<br />

Bitte protestieren Sie gegen die geplante<br />

Eliminierung <strong>de</strong>s schlesischen Namens<br />

und schreiben Sie an:<br />

Sächsisches Staatsministerium <strong>de</strong>s Innern,<br />

Dr. Albrecht Buttolo, Wilhelm-Buck-<br />

Str. 2, 01097 Dres<strong>de</strong>n<br />

<strong>Schlesien</strong> Glück auf!<br />

Gerd Kresse,<br />

i.A. <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>svorstan<strong>de</strong>s<br />

Schlesische Jugend<br />

TERMINE<br />

11. März 2007, 11.30 Uhr Festakt <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstandskämpfer<br />

Helmuth James von Moltke im Konzerthaus<br />

Berlin. Eintritt: 18+10 €, Karten 030/20309210.<br />

weitere Veranstaltungen:<br />

11. März 2007, 10 Uhr Ge<strong>de</strong>nkgottesdienst in <strong>de</strong>r franz.<br />

Friedrichstadtkirche auf <strong>de</strong>m Gendarmenmarkt<br />

10. März 2007, 20 Uhr Autorenlesung in <strong>de</strong>r franz. Friedrichstadtkirche<br />

auf <strong>de</strong>m Gendarmenmarkt, Jochen<br />

Köhler. Eintritt: 7+5 €, Vorbestellung unter 030/20355405<br />

Leserbriefe<br />

Rumänien will „Dracula-Schloss“ zurück<br />

kaufen<br />

Am 10. 1. 2007 mel<strong>de</strong>te „Die Welt“, dass<br />

Rumänien, die als „Dracula-Schloss“ bekannte<br />

Burg Bran in <strong>de</strong>n Südkarpaten <strong>für</strong><br />

60 Millionen Euro zurückkaufen will. Im<br />

Sommer 2006 war sie an ihren rechtmäßigen<br />

Besitzer, Dominik von Habsburg, zurückgegeben<br />

wor<strong>de</strong>n. Ungarn, Litauen und<br />

sogar Polen haben ja ähnliche Entschädigungen<br />

praktiziert. Mein Leserbrief an „Die<br />

Welt“ wur<strong>de</strong> natürlich nicht gedruckt: Nach<strong>de</strong>nkenswert:<br />

Rumänien: Durch Kommunisten<br />

enteignete Alteigentümer erhalten ihr<br />

Eigentum zurück und <strong>de</strong>r Staat kauft es ihnen<br />

ab. Deutschland: Durch Kommunisten<br />

enteignete Alteigentümer erhalten ihr Eigentum<br />

nicht zurück, sie müssen es vom<br />

Staat zurückkaufen. C´est la difference.<br />

Sigismund Freiherr von Zedlitz, Berlin


6 LESERBRIEFE / ZEITGESCHEHEN<br />

Leserbriefe<br />

Zu „Die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Flucht“ (SN 3/2007, S. 13 und SN 4/2007, S. 4)<br />

In <strong>de</strong>n SN 4/2007 berichtete unser Leser<br />

Georg Friebe, dass das ZDF ihm nicht auf<br />

seine Einwän<strong>de</strong> geantwortet hatte. Inzwischen<br />

hat Herr Friebe eine Stellungnahme<br />

<strong>de</strong>r Produktionsfirma CineCentrum erhalten,<br />

die einige geschichtsklittern<strong>de</strong> Aussagen<br />

in <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>reihe bestätigt. Hier lesen<br />

Sie die ausführliche, höchst fundierte<br />

Richtigstellung durch Herrn Friebe:<br />

Die Produktionsfirma bestätigt, dass <strong>de</strong>r<br />

Kommentar zum Film zwei Behauptungen<br />

aufgestellt hat:<br />

(1) Die O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r<br />

Potsdamer Konferenz als neue<br />

<strong>de</strong>utsch-polnische Grenze festgelegt<br />

hat.<br />

(2) Die Zwangsumsiedlung aller Deutschen<br />

aus <strong>de</strong>n ehemaligen Ostgebieten<br />

sei auf <strong>de</strong>r Potsdamer Konferenz<br />

beschlossen wor<strong>de</strong>n.<br />

Bei<strong>de</strong> Behauptungen sind nachweislich<br />

falsch. Ich stütze mich bei meiner Kritik<br />

auf das „Kommuniqué“, das die Konferenz<br />

am 2. August 1945 herausgab.<br />

Zu (1): Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Satz lautet:<br />

„Die Häupter <strong>de</strong>r drei Regierungen bekräftigen<br />

ihre Auffassung, dass die endgültige<br />

Festlegung <strong>de</strong>r Westgrenze Polens<br />

bis zu <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskonferenz zurückgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n soll.“ (Das „bekräftigen“ erklärt<br />

sich aus <strong>de</strong>m Beschluß <strong>de</strong>r Konferenz<br />

von Jalta, „dass die endgültige Festlegung<br />

<strong>de</strong>r Westgrenze Polens hernach<br />

[wenn die Ansicht <strong>de</strong>r Polnischen Provisorischen<br />

Regierung <strong>de</strong>r Nationalen Einheit<br />

eingeholt wor<strong>de</strong>n sein wird] bis zur<br />

Frie<strong>de</strong>nskonferenz zurückzustellen ist“.)<br />

Was <strong>de</strong>n Ausdruck „die früheren <strong>de</strong>utschen<br />

Gebiete“ anlangt, so kann dieser<br />

Ausdruck nichts an <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utigen Entscheidung<br />

„bis zu <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskonferenz“<br />

än<strong>de</strong>rn. Er erklärt sich vermutlich aus zwei<br />

Umstän<strong>de</strong>n: Zum einen stand die Konferenz<br />

unter Zeitdruck (es fin<strong>de</strong>n sich noch<br />

an<strong>de</strong>re unausgegorene Formulierungen in<br />

<strong>de</strong>n Texten), zum an<strong>de</strong>ren hatten auch die<br />

Angloamerikaner grundsätzlich <strong>de</strong>r Westverschiebung<br />

zugestimmt, aber höchstens<br />

bis zur O<strong>de</strong>r. Offenbar ist Ihnen nicht bekannt<br />

und nicht bewußt, dass die Entscheidung<br />

über die künftige <strong>de</strong>utsche Ostgrenze<br />

gar nicht <strong>de</strong>r amerikanische Präsi<strong>de</strong>nt<br />

und <strong>de</strong>r britische Premierminister<br />

treffen konnten. Da bei<strong>de</strong> <strong>de</strong>mokratischen<br />

Staatswesen vorstan<strong>de</strong>n, mußte diese Regelung<br />

in einem Frie<strong>de</strong>nsvertrag getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n; ein Frie<strong>de</strong>nsvertrag muß ratifiziert<br />

wer<strong>de</strong>n, und <strong>für</strong> die Ratifizierung sind die<br />

jeweiligen Parlament zuständig (im Falle<br />

<strong>de</strong>r USA <strong>de</strong>r Senat 1) .<br />

Nur unter dieser Voraussetzung ließ sich<br />

Polen von <strong>de</strong>r DDR die O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie<br />

als „Grenze“ bestätigen, und <strong>de</strong>swegen<br />

legten die Sowjetunion und Polen trotz <strong>de</strong>s<br />

„Görlitzer Vertrages“ so großen Wert darauf,<br />

dass auch die Bun<strong>de</strong>srepublik in <strong>de</strong>n<br />

Ostverträgen diese Linie „anerkannte“ (was<br />

aber nach einer Entscheidung <strong>de</strong>r<br />

BverfGs vom 7. Juli 1975 keine völkerrechtliche<br />

Anerkennung war).<br />

Sie geben auch <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s Art.<br />

VI. über das Königsberger Gebiet nicht<br />

richtig wie<strong>de</strong>r. Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zusatz<br />

heißt: „Der Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r USA und <strong>de</strong>r britische<br />

Premierminister haben erklärt,<br />

dass sie <strong>de</strong>n Vorschlag <strong>de</strong>r Konferenz [hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r endgültigen Übergabe <strong>de</strong>r<br />

Stadt Königsberg und <strong>de</strong>s anliegen<strong>de</strong>n<br />

Gebietes an die Sowjetunion] bei <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n<br />

Frie<strong>de</strong>nsregelung unterstützen<br />

wer<strong>de</strong>n“ – weil die Entscheidung<br />

bei <strong>de</strong>n Parlamenten gelegen hätte!<br />

Wenn Sie die Auffassung vertreten, dass<br />

Ost<strong>de</strong>utschland seit 1945 – faktisch – zu<br />

Polen gehörte, dann müssen Sie ehrlicherweise<br />

hinzufügen (vor allem in Ihren<br />

Produktionen!), dass Polen die ost<strong>de</strong>utschen<br />

Provinzen annektiert hat. Von einer<br />

„Festlegung“ <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie als<br />

Westgrenze Polens durch die Potsdamer<br />

Konferenz kann keine Re<strong>de</strong> sein.<br />

Zu (2): Wenn ein Gebiet unter die „Verwaltung“<br />

eines Staates gestellt wird, so<br />

kommt es damit nicht unter die Souveränität<br />

<strong>de</strong>s „verwalten<strong>de</strong>n“ Staates, son<strong>de</strong>rn<br />

bleibt staatsrechtlich Teil <strong>de</strong>s Staates, zu<br />

<strong>de</strong>m es bislang gehörte. Die Siegermächte<br />

gingen <strong>de</strong>nn auch gleich zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Potsdamer Konferenz davon aus, dass unter<br />

„Deutschland“ <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Staat „in<br />

<strong>de</strong>n Grenzen vom 31. Dezember 1937“ zu<br />

verstehen sei. Mithin kann unter „Polen“<br />

in Art. XIII nur das polnische Staatsgebiet<br />

ausschließlich <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Gebiete<br />

gemeint sein. Damit hat die Konferenz die<br />

Vertreibungen nicht „legalisiert“. (Im übrigen<br />

for<strong>de</strong>rn die Siegermächte in diesem<br />

Artikel die Vertreiberstaaten auf, die Vertreibungen<br />

zunächst einmal einzustellen.)<br />

Die Angloamerikaner haben die Vertreibung<br />

<strong>de</strong>r Ost<strong>de</strong>utschen „hingenommen“,<br />

weil sie keine Möglichkeit sahen, das zu<br />

Nachrichten aus Görlitz<br />

Schlesische Nachrichten 5/2007<br />

verhin<strong>de</strong>rn. Aber Churchill erklärte auf <strong>de</strong>r<br />

Konferenz: „Die Polen transportierten<br />

Deutsche aus einer Besatzungszone ab.“<br />

(Nach seiner berechtigten Auffassung<br />

gehörten die <strong>de</strong>utschen Ostprovinzen, wie<br />

im Vorjahr in London vereinbart, zur<br />

sowjetischen Besatzungszone.)<br />

Die ganze Kalamität, vor <strong>de</strong>r die Potsdamer<br />

Konferenz in dieser Frage stand,<br />

war die Folge davon, dass sich Stalin und<br />

seine polnischen Strohmänner nicht an die<br />

Beschlüsse <strong>de</strong>r Krim-Konferenz gehalten,<br />

son<strong>de</strong>rn durch die Übertragung <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

<strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Gebiete an die<br />

kommunistische polnische Regierung eigenmächtig<br />

gehan<strong>de</strong>lt und unverzüglich<br />

mit <strong>de</strong>r Vertreibung <strong>de</strong>r Deutschen begonnen<br />

hatten: Sie wollten unumkehrbare<br />

Fakten schaffen.<br />

Ich muß Ihnen lei<strong>de</strong>r attestieren, dass<br />

Sie sowohl in <strong>de</strong>r in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n TV-<br />

Produktion als auch in Ihrer Antwort auf<br />

meinen Wi<strong>de</strong>rspruch mit <strong>de</strong>n geschichtlichen<br />

Tatsachen dieser Thematik manipulativ<br />

und unverantwortlich umgehen –<br />

unverantwortlich nicht zuletzt <strong>de</strong>swegen,<br />

weil Sie (lei<strong>de</strong>r zu Recht) unterstellen, dass<br />

die allermeisten Zuschauer nicht über die<br />

nötige Sachkenntnis verfügen. Wieweit Sie<br />

selbst dabei gegen besseres Wissen<br />

han<strong>de</strong>ln, kann ich nicht beurteilen, aber<br />

Ihre ganze verquere Argumentation<br />

spricht da<strong>für</strong>.<br />

Mit ist schließlich unverständlich, wie<br />

Herr Professor Knopp die „wissenschaftliche<br />

Leitung“ (und damit auch „wissenschaftliche“<br />

Verantwortung) <strong>für</strong> diese Ihre<br />

Produktion glaubt verantworten zu können.<br />

Sein Schweigen auf meine Kritik ist<br />

freilich ist freilich beredt genug.<br />

Georg Friebe, Roetgen<br />

1 In <strong>de</strong>r 9. Vollsitzung vom 25. 7. 45 erklärte Präsi<strong>de</strong>nt Truman,<br />

„er wünsche seinen Kollegen ein<strong>de</strong>utig klarzumachen,<br />

welche Befugnisse er in bezug auf die Frage <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>nsvertrages<br />

habe. Wenn man Angelegenheiten bespreche, die<br />

zur Aufnahme in Frie<strong>de</strong>nsverträge bestimmt seien, so sollten<br />

sich alle Anwesen<strong>de</strong>n bewußt sein, dass Verträge gemäß<br />

<strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r vereinigten Staaten nur mit Zustimmung<br />

<strong>de</strong>s Senats <strong>de</strong>r Vereinigten Staaten geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n können“ (nach <strong>de</strong>n sowjetischen Verhandlungsprotokollen).<br />

Churchill erklärte u.a.: „Wir sind nicht <strong>de</strong>r Meinung,<br />

dass dieses Gebiet polnisches Territorium ist“; „er lasse nicht<br />

zu, dass dieses Gebiet polnisch wer<strong>de</strong>“ (a.a.O. und eine Aufzeichnung<br />

<strong>de</strong>s State Department).<br />

Aus <strong>de</strong>r Sächsischen <strong>Zeitung</strong> <strong>für</strong> die schlesische Region Görlitz<br />

✍ Lan<strong>de</strong>sausstellung 2010 in Görlitz.<br />

Hocherfreut sind die Görlitzer Museumsdirektoren,<br />

dass die Staatsregierung<br />

<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r staatlichen Kunstsammlungen,<br />

Martin Roth, mit <strong>de</strong>r Ausrichtung<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sausstellung 2010 in<br />

Görlitz beauftragt hat. „In seiner Person<br />

und mit <strong>de</strong>n staatlichen Kunstsammlungen<br />

haben wir einen überaus kompetenten<br />

und erfahrenen Partner“ sagte<br />

dazu <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Städtischen Sammlungen<br />

Jasper von Richthofen. Roth hat<br />

sich mit <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>r Ausstellung bereits<br />

intensiv befasst. Es soll um die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Via Regia als mittelalterlicher<br />

Han<strong>de</strong>lsweg quer durch Europa gehen.<br />

Jasper von Richthofen hofft nun auf eine<br />

positive Entscheidung <strong>de</strong>s Stadtrates <strong>für</strong><br />

die städtischen Museen. Der Stadtrat<br />

steht vor <strong>de</strong>m Problem, dass neben <strong>de</strong>n<br />

Museen auch die Stadthalle mo<strong>de</strong>rnisiert<br />

wer<strong>de</strong>n muss.<br />

✍ Linkspartei protestiert gegen Etat-<br />

Bescheid. Bei <strong>de</strong>r Diskussion <strong>de</strong>r geplanten<br />

Investitionen mit Mitteln aus <strong>de</strong>m<br />

Neißefonds will sich die Stadt möglicherweise<br />

<strong>de</strong>m Regierungspräsidium wi<strong>de</strong>rsetzen.<br />

Die Linkspartei for<strong>de</strong>rte offiziell<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch gegen <strong>de</strong>n Bescheid einzulegen.<br />

CDU-Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>r Michael<br />

Hannich bestätigte nach einem Gespräch<br />

<strong>de</strong>r Stadträte bei Oberbürgermeister<br />

Joachim Paulick (CDU), dass ein<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch als eine von mehreren Varianten<br />

geprüft wer<strong>de</strong>. Die Stadträte be<strong>für</strong>chten<br />

nicht nur das Aus <strong>für</strong> die Stadthalle,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Schließung <strong>de</strong>s<br />

Museums im Barockhaus.


Schlesische Nachrichten 5/2007 ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN<br />

7<br />

Breslau Stammtisch Düsseldorf –<br />

Jahresrückblick 2006<br />

Dieses offene Forum hat sich – seit seiner<br />

Gründung im Oktober 2004 – zu einem sehr<br />

beliebten Breslauer-Treff weiter entwickelt.<br />

Als einer <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> <strong>für</strong> <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />

Zuspruch ist <strong>de</strong>r seit 60 Jahren<br />

von keiner Organisation zufrie<strong>de</strong>ngestellte<br />

Informationsbedarf <strong>de</strong>r Breslauer<br />

Landsleute. Unserer privaten Initiative gelingt<br />

es immer mehr, durch die Koordination<br />

eines breit gefächerten Informationsspektrums,<br />

<strong>de</strong>n Stammtischbesuchern<br />

möglichst viele Informationsquellen zugänglich<br />

zu machen. Nicht je<strong>de</strong>r hat einen<br />

PC – und Internetanschluss o<strong>de</strong>r Zugang<br />

zu <strong>de</strong>n vielen Printmedien, die in <strong>de</strong>r landsmannschaftlichen<br />

Medienlandschaft erscheinen.<br />

Die speziell <strong>für</strong> die Stammtischbesucher<br />

gefertigte interne Informationsschrift<br />

ist <strong>de</strong>shalb beson<strong>de</strong>rs gefragt.<br />

Was aber durch kein Medium ersetzt wer<strong>de</strong>n<br />

kann, sind die persönlichen Kontakte<br />

unter <strong>de</strong>n Breslauer Besuchern, die nur ein<br />

Stammtisch bieten kann. Für viele – <strong>de</strong>r von<br />

nah und fern angereisten Teilnehmer ist es<br />

wie ein Stück Heimat.<br />

In gemütlicher Kaffeerun<strong>de</strong> sorgen die<br />

vielen persönlichen Beiträge <strong>de</strong>r Stammtischbesucher<br />

immer <strong>für</strong> einen hochinteressanten<br />

lebendigen Erfahrungsaustausch.<br />

Dies spricht sich offenbar herum,<br />

sodass bei je<strong>de</strong>r Zusammenkunft immer<br />

noch neue Besucher zu begrüßen sind. Die<br />

Besucherzahl bewegt sich in <strong>de</strong>n letzten<br />

Monaten nicht unter <strong>de</strong>r 30 Personenmarke<br />

(wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass <strong>de</strong>r Erlebnisgeneration<br />

inzwischen viele Probleme zu<br />

schaffen machen).<br />

Es ist schon eine Selbstverständlichkeit,<br />

dass die Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverbän<strong>de</strong>:<br />

Breslau Stadt: Hubert Wolff, Köln, Breslau<br />

Land: Leo Qua<strong>de</strong>, Eschweiler, <strong>de</strong>r Vors.<br />

<strong>de</strong>r LMS-Neuss: Theo Jantosch – im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten – beim „Breslau<br />

Stammtisch Düsseldorf“ anzutreffen sind.<br />

Viele Breslauer Autoren, z.B. Hans Völkel,<br />

✍ Schlechter Draht nach Polen. Görlitz<br />

Ost und Görlitz West sind in ihrer Zusammenarbeit<br />

längst noch nicht so weit<br />

gekommen, wie dies in <strong>de</strong>r Kulturhauptstadtbewerbung<br />

dargestellt wur<strong>de</strong>. Das<br />

sagte Theaterintendant Michael Wieler bei<br />

einer Diskussionsrun<strong>de</strong> mit Kulturschaffen<strong>de</strong>n.<br />

Dennoch sei es richtig gewesen,<br />

das Positive hervorzuheben: „Für die Bewerbung<br />

war das gut so“. Langfristig sei<br />

er skeptisch, ob Görlitz Ost und West viele<br />

gemeinsame Projekte verwirklichen wer<strong>de</strong>n.<br />

✍ Neuer Vertrag sichert Zukunft <strong>de</strong>r<br />

Neiße-Uni. Erfahrungen und Neuigkeiten<br />

wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r jährlichen Run<strong>de</strong> <strong>de</strong>r trinationalen<br />

Universität ausgetauscht. Professor<br />

Klaus ten Hagen, seit 2004 Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r Neiße University erwähnte in seiner<br />

Ansprache <strong>de</strong>n neuen Vertrag zwischen<br />

<strong>de</strong>r Hochschule Zittau/Görlitz, <strong>de</strong>r<br />

Technischen Universität Reichenbach<br />

Bochum, Horst Skopp, Bielefeld und Prof,<br />

Dr. Rudi Maskus stellen ihre Werke beim<br />

Stammtisch selbst o<strong>de</strong>r als Musterexemplar<br />

vor.<br />

Seit En<strong>de</strong> vorigen Jahres bestehen beste<br />

Kontakte zum neu gegrün<strong>de</strong>ten Nachfolgestammtisch<br />

Halle/Saale, Wolfgang<br />

Kupke und <strong>de</strong>r Breslauer Run<strong>de</strong> von<br />

Mühlacker/Enzberg unter Manfred Vieback<br />

und Frau. Der Düsseldorfer Stammtisch fin<strong>de</strong>t<br />

je<strong>de</strong>n 1. Mittwoch im Monat statt.<br />

Horst Schnei<strong>de</strong>r<br />

„Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m schlesischen Himmelreich!“<br />

Das bayerische Kultusministerium hat <strong>de</strong>n Schülerwettbewerb 2006 / 2007<br />

<strong>Schlesien</strong> gewidmet.<br />

Unter <strong>de</strong>r Leitung von Herrn Robert Leiter,<br />

Beauftragter <strong>de</strong>s bayerischen Kultusministeriums<br />

<strong>für</strong> <strong>de</strong>n Schülerwettbewerb,<br />

erhielt <strong>de</strong>r Wettbewerb ein ansprechen<strong>de</strong>res<br />

Äußere und auch Neuerungen vom<br />

Inhalt her. Dieser ist <strong>für</strong> vier Alterstufen zugeschnitten.<br />

Fragen und Aktionsprogramme<br />

wechseln einan<strong>de</strong>r ab. Somit ergibt<br />

sich ein größerer Anreiz <strong>für</strong> die Schüler,<br />

an <strong>de</strong>m Schülerwettbewerb teilzunehmen.<br />

Allerdings hängt die Durchführung<br />

<strong>de</strong>s Schülerwettbewerbs, die Unterlagen<br />

wur<strong>de</strong>n an die Schulen in Bayern<br />

vom Kultusministerium aus verteilt, weitgehend<br />

von <strong>de</strong>r Bereitschaft <strong>de</strong>r Lehrer ab,<br />

ob sie <strong>de</strong>n Wettbewerb in ihren Klassen<br />

durchführen o<strong>de</strong>r nicht, da es noch viele<br />

an<strong>de</strong>re „Konkurrenzangebote“ <strong>für</strong> Schülerwettbewerbe<br />

gibt, die mit wertvolleren<br />

Preisen locken.<br />

Immerhin beteiligen sich bis zu 26 000<br />

Schüler an bayerischen Schulen an dieser<br />

Art von Wettbewerben, die sich auf die<br />

<strong>de</strong>utsche Geschichte in <strong>de</strong>n Gebieten beziehen,<br />

die bis 1945 <strong>de</strong>utsch waren bzw.<br />

von <strong>de</strong>utscher Kultur geprägt waren und<br />

es auch immer noch sind, trotz Zugehörigkeit<br />

zu einem an<strong>de</strong>ren Staatsverband.<br />

und <strong>de</strong>r Hochschule in Breslau. Auf fünf<br />

Jahre war <strong>de</strong>r Vertrag zur Neiße-Universität<br />

vorgesehen, danach sollte entschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, ob diese Universität weiter<br />

bestehen soll, erklärte ten Hagen. Mit <strong>de</strong>m<br />

Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>s neuen Vertrages<br />

haben wir uns <strong>für</strong> das Weiterbestehen dieses<br />

erfolgreichen Projektes entschie<strong>de</strong>n.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n die Regeln <strong>de</strong>s internationalen<br />

Netzwerkes überarbeitet, damit<br />

können nun nicht nur Stu<strong>de</strong>nten aus<br />

Tschechien, Polen und Deutschland an <strong>de</strong>n<br />

Programmen teilnehmen, son<strong>de</strong>rn auch<br />

Bewerber aus <strong>de</strong>r ganzen Welt.<br />

✍ Christoph Nathe Bil<strong>de</strong>r im Barockhaus.<br />

86 Zeichnungen <strong>de</strong>s Oberlausitzer<br />

Landschaftsmalers konnte das Kulturhistorische<br />

Museum mit Hilfe <strong>de</strong>r Ernst-von-<br />

Siemens-Stiftung, <strong>de</strong>r Sparkasse Oberlausitz-Nie<strong>de</strong>rschlesien<br />

und Gel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />

Freistaates Sachsen ankaufen. Die 86 Bil<strong>de</strong>r<br />

ergänzen <strong>de</strong>n Bestand <strong>de</strong>s Mu-<br />

TERMINE<br />

8. März 2007, 15 Uhr: Heimatnachmittag mit<br />

Lichtbil<strong>de</strong>rvortrag „Grafschaft Glatz in alten<br />

Ansichten“, Referent: Klaus-Dieter Le<strong>de</strong>r,<br />

Kreisgruppe Kassel, Bistro Allee, Wilhelmshöher<br />

Allee 32 A.<br />

„Haus <strong>de</strong>r Heimat“ in Nürnberg, Imbuschstr. 1,<br />

Dienstag, 6. 3. 2007, 17 – 19 Uhr, Seminarraum,<br />

Vortragsreihe: <strong>Schlesien</strong>, Land an <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r – „Von<br />

Nimmersath nach Schweinebraten“. Schlesische<br />

Ortnamen als Zeugnisse <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgeschichte<br />

Referent: Ulf Beier, Weißenburg LM <strong>Schlesien</strong>,<br />

Bezirk Mittelfranken, Dipl. Ing. Joachim Lukas<br />

Dank gilt <strong>de</strong>m Bayerischen Kultusminister,<br />

Herrn Dr. Siegfried Schnei<strong>de</strong>r, und <strong>de</strong>n<br />

Personen, die mitgeholfen haben, <strong>de</strong>n<br />

Schülerwettbewerb über das „Schlesische<br />

Himmelreich“ anzustoßen, auszuarbeiten<br />

und in die Wege zu leiten. Ein Dank geht<br />

auch an alle Lehrkräfte, die sich mit dieser<br />

Materie befassen und sie ihren Schülern<br />

und Schülerinnen als Bereicherung<br />

empfehlen. Dank gilt ebenso allen Schülern<br />

und Schülerinnen, die sich <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong><br />

interessieren, die ihr Wissen über<br />

<strong>Schlesien</strong> erweitern wollen und oft nach<br />

ihren Wurzeln in <strong>de</strong>m „10-fach interessanten<br />

Land“ suchen, o<strong>de</strong>r die ihren Blick<br />

nicht nur auf die Gebiete richten, die touristisch<br />

„in“ sind.<br />

Ein Novum dieses Schülerwettbewerbs<br />

ist es, dass in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>m Haus <strong>de</strong>s Deutschen Ostens in München<br />

die Unterlagen dazu auch an Schulen<br />

in <strong>Schlesien</strong> verteilt wur<strong>de</strong>n. Herr Matthias<br />

Lempart und Ehefrau haben diese<br />

Aufgabe mit Unterstützung von Herrn Dr.<br />

Ortfried Kotzian, Direktor <strong>de</strong>s HdO, übernommen.<br />

Für diese Aktion gebührt beson<strong>de</strong>rer<br />

Dank.<br />

R. Maywald<br />

seums. Sie wur<strong>de</strong>n jetzt im Barockhaus<br />

ausgestellt. Nathe schuf außer romantischen<br />

Zeichnungen von dichten Wäl<strong>de</strong>rn,<br />

Naturschauspielen, Riesengebirgsbächen<br />

und Schluchten <strong>de</strong>r Sächsischen<br />

Schweiz auch Porträtminiaturen, Kopien<br />

alter Meister, arkadische I<strong>de</strong>allandschaften<br />

und Stadtansichten Der Bil<strong>de</strong>rreichtum<br />

wird die Anziehungskraft <strong>de</strong>s Museums<br />

und damit <strong>de</strong>r Stadt Görlitz erhöhen.<br />

✍ Ausstellung zur Via Sacra. Zur Ausstellung<br />

über die Via Sacra in <strong>de</strong>r sächsischen<br />

Lan<strong>de</strong>svertretung in Berlin fuhren<br />

Jan von Campenhausen, Superinten<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg-schlesische<br />

Oberlausitz in Görlitz,<br />

und Margrit Kempgen, Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Evangelischen Kulturstiftung. Sie wollten<br />

dort gezielt auf das an dieser touristischen<br />

Route gelegene Heilige Grab und die Peterskirche<br />

aufmerksam machen.


8 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Schlesische Nachrichten 5/2007<br />

Kultur zum Jahresen<strong>de</strong> in Hamburg<br />

Einzige Brauchtumsveranstaltung mit Nachbescherung<br />

zum Jahresen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ost- und Mittel<strong>de</strong>utschen<br />

Die Neubürger <strong>de</strong>r Hansestadt Hamburg<br />

begingen zum Jahresausklang, am 30. Dezember<br />

2006, eine mit über einhun<strong>de</strong>rt<br />

Gästen besuchte 17. Brauchtums-Veranstaltung<br />

im Haus <strong>de</strong>r Heimat im historischen<br />

Neustadt-Dreieck. Neben <strong>de</strong>n verantwortlichen<br />

Oberschlesiern, Pommern,<br />

West- und Ostpreußen, Danzigern, Berlin<br />

Mark-Bran<strong>de</strong>nburgern, Weichsel-Warthe-Deutschen,<br />

Siebenbürger Sachsen,<br />

Donauschwaben und Deutschen aus<br />

Russland waren viele Hamburger Gäste<br />

anwesend. Als Ergänzung zu <strong>de</strong>n interessanten<br />

Vorträgen wur<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>strachten<br />

gezeigt.<br />

In einem „Silvester-Grußwort“ betonte<br />

Schra<strong>de</strong>r als Angehöriger <strong>de</strong>r jungen<br />

Generation, dass er <strong>de</strong>n vertriebenen und<br />

ausgesie<strong>de</strong>lten Neubürgern danke, weil sie<br />

Neujahrsempfang <strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong><br />

– Kreisgruppe Bonn e.V. –<br />

Nach langen Jahren lud <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />

Stephan Rauhut im Namen <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />

<strong>Schlesien</strong> zum Empfang ein.<br />

Sehr viele kamen zu <strong>de</strong>r festlich mit Kammermusik<br />

umrahmten Stun<strong>de</strong>. In zahlreichen<br />

Grußworten freuten sich die Gäste<br />

– so Hans-Günther Parplies, Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Vertriebenen,<br />

Rudi Pawelka, Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong>, Vertreter<br />

an <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau, <strong>de</strong>m heutigen hohen<br />

Lebensstandard Hamburgs, und am<br />

Frie<strong>de</strong>n in Deutschland aktiv mitgewirkt<br />

hätten. Das könnte nicht oft genug öffentlich<br />

betont wer<strong>de</strong>n! Er bedauerte, dass<br />

von <strong>de</strong>n politischen Vertretern in <strong>de</strong>r Bürgerschaft<br />

niemand Zeit hatte, an so einer<br />

einzigartigen Kulturveranstaltung in <strong>de</strong>r<br />

Hansestadt teilzunehmen und versprach,<br />

dass seine Partei in <strong>de</strong>r Bürgerschaft ab<br />

2008 die Tradition <strong>de</strong>r Besuche von Prof.<br />

Brunnstein, Prof. von Münch und Rainer<br />

Funke auf je<strong>de</strong>n Fall wie<strong>de</strong>r aufnehmen<br />

und fortsetzen wür<strong>de</strong>. Den musikalischen<br />

Beiträgen <strong>de</strong>s ‚Pommernchors’ und <strong>de</strong>s<br />

‚Balaleika & Akkor<strong>de</strong>on-Duos’ Alexan<strong>de</strong>r<br />

und Abraham, folgten gemeinsam gesungenes<br />

Volksliedgut und eine ‚knallige’<br />

Verabschiedung <strong>de</strong>s alten Jahres....<br />

Brauchtum & Kultur zum<br />

Jahresen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ostund<br />

Mittel<strong>de</strong>utschen in<br />

Hamburg<br />

Schra<strong>de</strong>r überraschte<br />

dann die über einhun<strong>de</strong>rt<br />

Besucher mit einer<br />

Nachbescherung <strong>de</strong>s 4jährigen<br />

Lutz, <strong>de</strong>m er<br />

eine prall gefüllte Weihnachtstüte<br />

schenkte...<br />

v. l.: Enkel Lutz mit Opa<br />

Dietmar Neumann,<br />

Westpreußen, Leif<br />

Schra<strong>de</strong>r und W.J.C.<br />

Piesch in ostschlesischer<br />

Tracht<br />

<strong>de</strong>r Stadtverwaltung und <strong>de</strong>r Presse, Vertreter<br />

benachbarter Landsmannschaften<br />

sowie von Parteien – über die positive, zukunftsweisen<strong>de</strong><br />

Arbeit unserer Landsmannschaft<br />

<strong>Schlesien</strong> und anerkannten<br />

diese, in<strong>de</strong>m sie mit <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung en<strong>de</strong>ten:<br />

„Weiter so!“ – Ja sogar : „Seid noch<br />

aktiver!“ Die Kreisgruppe Bonn <strong>de</strong>r<br />

Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> nimmt <strong>de</strong>n<br />

Rat gerne an. Inge Niemeyer<br />

Foto links: Vorsitzen<strong>de</strong>r Stephan Rauhut im Gespräch mit <strong>de</strong>r Presse<br />

Foto rechts: v. l.: Elmar Schubbe, Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>r Bonn und Rhein-Sieg <strong>de</strong>r Ost- und Mittel<strong>de</strong>utschen<br />

Vereinigung <strong>de</strong>r CDU, Manfred Ruhnau, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Landsmannschaft Ostpreußen,<br />

Hans-Günther Parplies, Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Vertriebenen mit Gattin,<br />

Rudi Pawelka, Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> mit Gattin)<br />

HEIMAT<br />

Nur wer sie mußte verlassen,<br />

weiß schmerzend, was er verlor:<br />

vertraute Wege und Gassen,<br />

vermißt von Auge und Ohr,<br />

Äcker, bebaut von Ahnen,<br />

Gräber, <strong>de</strong>n Liebsten geweiht,<br />

Quellen, die rauschend mahnen,<br />

Blüten, verwelkt im Leid.<br />

Wurzeln sind dort geblieben,<br />

wo die Liebe gelacht.<br />

aus <strong>de</strong>r Heimat vertrieben –<br />

Heimat näher gebracht.<br />

Gott gab <strong>de</strong>r Hoffnung die Schwester,<br />

die Erinnerung heißt.<br />

Sie wahrt die Glücksstun<strong>de</strong>n fester,<br />

damit das Band nicht zerreißt.<br />

Barbara Suchner<br />

Berichtigung zum Artikel „Was<br />

wird aus <strong>de</strong>n Heimatsammlungen?“<br />

In <strong>de</strong>m o.a. Bericht in <strong>de</strong>n SN 2/2007, S. 8.,<br />

behauptet Frau Graeve, ich hätte empfohlen,<br />

Sammelgut ost<strong>de</strong>utscher Heimatstuben<br />

in die Museen <strong>de</strong>r Herkunftsorte zu überführen.<br />

Diese Aussage ist falsch, da sie das<br />

Resümee meiner Ausführungen ins Gegenteil<br />

verkehrt, wie in <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Veröffentlichung<br />

meines Referates durch das<br />

BKGE nachzulesen sein wird. Frau Graeve<br />

war zum Zeitpunkt meines Referates nicht<br />

mehr anwesend, sie war vorzeitig abgereist.<br />

Waltraud Schulz-Warber<br />

Besuch im Museum Königsberg<br />

Unsere Lan<strong>de</strong>sfrauenreferentin Sigrid<br />

Seibt besuchte uns bei unserem Frauentreff<br />

En<strong>de</strong> 2006 im Museum Königsberg<br />

in Duisburg. Hier konnten wir mit unserer<br />

Frauengruppe eine Ausstellung über die<br />

Kurische Nehrung als Natur<strong>de</strong>nkmal, aufgehoben<br />

in Werken aus <strong>de</strong>r Künstlerkolonie<br />

Nid<strong>de</strong>n und geführt vom Leiter <strong>de</strong>s<br />

Museums, Herrn Grimoni, bewun<strong>de</strong>rn.<br />

23 Frauen und zwei Herren waren begeistert<br />

von <strong>de</strong>r Ausstellung mit <strong>de</strong>m Untertitel<br />

„Künstlertreff Hermann Blo<strong>de</strong>, Landschaft<br />

– Ereignisse – Personen“, die rund<br />

80 Bil<strong>de</strong>r von 40 Künstlern zeigt. Viele Bil<strong>de</strong>r<br />

sind nach Kriegsen<strong>de</strong> zerstört und aus<br />

<strong>de</strong>r Erinnerung <strong>de</strong>r Künstler wie<strong>de</strong>rgeschaffen<br />

wor<strong>de</strong>n, wie die beinahe komplette<br />

Gemäl<strong>de</strong>sammlung <strong>de</strong>s Gasthofs<br />

Blo<strong>de</strong> und fast alle Werke Ernst Mollenhauers.<br />

Im Gasthof Blo<strong>de</strong> war das Zentrum<br />

<strong>de</strong>r Künstlerkolonie. Der Wirt erhielt von <strong>de</strong>n<br />

Künstlern <strong>für</strong> Unterkunft und Verpflegung<br />

ein Gemäl<strong>de</strong>, woraus eine richtige Galerie<br />

entstand. Die Ausstellung fand im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Königsberger Kulturtage anlässlich <strong>de</strong>s<br />

Jubiläums „55 Jahre<br />

Patenschaft Duisburg<br />

<strong>für</strong> Königsberg“ statt<br />

und erfreute sich<br />

großer Anteilnahme<br />

von Duisburgern<br />

und Königsbergern.<br />

Ute Grun


Schlesische Nachrichten 5/2007 LANDSLEUTE 9<br />

Schlesier, die sie kennen sollten<br />

Joseph Wittig, ein schlesischer Gottsucher<br />

„Das Göttliche ist nicht Revolution, son<strong>de</strong>rn Wachstum.“ Joseph Wittig<br />

Das Jahr 1999 sollte vor<br />

allem <strong>de</strong>n Schlesiern auf<br />

doppelte Weise Anlaß geben,<br />

an Joseph Wittig zu<br />

<strong>de</strong>nken. Es ist das Jahr<br />

<strong>de</strong>s 120. Geburtstages<br />

und das seines 50. To<strong>de</strong>stages.<br />

Er wur<strong>de</strong> am 22. Januar<br />

1879 in Neusorge in <strong>de</strong>r Grafschaft Glatz als<br />

Sohn eines Zimmermannes geboren. Schon<br />

in <strong>de</strong>r Jugend spürte er <strong>de</strong>m Sinn aller Dinge<br />

unentwegt nach, und so blieb es nicht<br />

aus, dass er im Laufe seines bewegten Lebens<br />

ein echter Nachfahre schlesischer Mystiker<br />

wur<strong>de</strong>. Das Begreiflichmachen <strong>de</strong>s Wirkens<br />

Gottes in dieser Welt war sein beson<strong>de</strong>res<br />

Anliegen, was er in seinen Büchern<br />

ver<strong>de</strong>utlichen wollte. Den in immer größere<br />

Gottesferne geraten<strong>de</strong>n Menschen wollte er<br />

damit zu neuem Glauben verhelfen.<br />

In Breslau besuchte Joseph Wittig die<br />

Schule und die Universität und wur<strong>de</strong> 1903<br />

in <strong>de</strong>r Kreuzkirche zum Priester geweiht. Im<br />

Jahre 1909 habilitierte er sich <strong>für</strong> Kirchengeschichte,<br />

Patristik und christliche Archäologie<br />

und wirkte ab 1915 in Breslau als<br />

Professor <strong>für</strong> Kirchengeschichte. Sein 1922<br />

erschienener Aufsatz „Die Erlösten“ führte<br />

zum Konflikt mit seiner Kirche, die 1925 seine<br />

Bücher auf <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>x setzte und ihn 1928<br />

exkommunizierte. Joseph Wittig zog sich in<br />

seine Heimat im Glatzer Bergland zurück,<br />

wo er sich ein Haus baute und Anka Geisler<br />

heiratete und lebte da die vielen Jahre<br />

als Schriftsteller. Es entstan<strong>de</strong>n seine Bücher<br />

„Höregott“, „Herrgottswissen“ und vor<br />

allem sein meistgelesenes Buch „Das Leben<br />

Jesu in Palästina, <strong>Schlesien</strong> und an<strong>de</strong>rswo“.<br />

Sein Wirken als Priester, Wissenschaftler<br />

und Publizist fin<strong>de</strong>t darin bewegten<br />

Ausdruck. Wie heißt es doch an einer<br />

Stelle: „Dies ist das eine Notwendige, notwendig,<br />

damit die uralte Ordnung auf Er<strong>de</strong>n<br />

wie<strong>de</strong>r hergestellt wer<strong>de</strong>, dass nämlich Gott<br />

nicht wie ein Frem<strong>de</strong>r und Ferner weit außerhalb<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Lebens erachtet o<strong>de</strong>r<br />

gar verachtet wird, son<strong>de</strong>rn dass er erkannt<br />

wird als <strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>r Sterne und <strong>de</strong>r Blumen<br />

und <strong>de</strong>r Menschen, sowie auch als Vater<br />

<strong>de</strong>s kleinsten Dinges auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, je<strong>de</strong>s<br />

Atemzuges, je<strong>de</strong>r Bewegung, je<strong>de</strong>r kleinen<br />

Tat. Alles wird väterlich, wo wir wahrhaft<br />

kindlich sind.“<br />

Allein diese Aussage gibt uns <strong>de</strong>n besten<br />

Aufschluß über Joseph Wittigs geistige<br />

Grundhaltung. Wie schreibt <strong>de</strong>r bekannte<br />

schlesische Pfarrer und Schriftsteller Rudolf<br />

Irmler über ihn: „Als Freund und Bru<strong>de</strong>r ist<br />

mir Joseph Wittig einst im schlesischen Lan<strong>de</strong><br />

begegnet – sei es anläßlich seiner Dichterlesungen<br />

o<strong>de</strong>r in seinem Neusorger<br />

‚Haus im Erlengrund‘ als Gast und bei <strong>de</strong>r<br />

Tischgemeinschaft unter <strong>de</strong>m Herrgotts-<br />

winkel.“ Sein Haus war ja die Stätte ökumenischer<br />

Begegnung. Wittigs Denken ist<br />

ganz und gar innere Una sancta gewesen:<br />

„Lieber ist mir, dass ich we<strong>de</strong>r lutherische<br />

noch tri<strong>de</strong>ntinische Theologie lehre, son<strong>de</strong>rn<br />

dass ich aus <strong>de</strong>r Zeit komme, in <strong>de</strong>r noch<br />

alle Christen gemeinsam beteten, und<br />

dass ich alle Wun<strong>de</strong>r und Gna<strong>de</strong>n jener Zeit<br />

verkündigen dürfe. Ich muß die geschichtliche<br />

Trennung <strong>de</strong>r Christen anerkennen,<br />

weigere mich aber, sie in meinem Herzen<br />

zu vollziehen.“<br />

Das Woher und Wohin allen Menschseins<br />

mag ihn in seiner niemals zur Ruhe kommen<strong>de</strong>n<br />

Nach<strong>de</strong>nklichkeit lebenslang beschäftigt<br />

haben, die ihn zu jener Zusammenschau<br />

alles Seien<strong>de</strong>n gelangen<br />

ließ, wie die großen schlesischen<br />

Gottsucher Jakob Böhme<br />

und Angelus Silesius vor<br />

ihm. Der folgen<strong>de</strong> Ausspruch<br />

mag das ein weiteres Mal ver<strong>de</strong>utlichen:<br />

„Ich benei<strong>de</strong> oft<br />

das Hei<strong>de</strong>ntum um seine Religiosität.<br />

Die Hei<strong>de</strong>n irrten in<br />

<strong>de</strong>n Wegen und Zielen, aber<br />

<strong>de</strong>r tiefste Grund ihrer Seele<br />

war doch religiös. Die volle<br />

Gottesentfremdung ist erst ein<br />

trauriges Ergebnis <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Kulturentwicklung. Das<br />

Hei<strong>de</strong>ntum war verirrte Reli-<br />

Wir gratulieren – an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>monstrierten...<br />

Neu war am Empfang 2007, dass zum ersten<br />

Male mit <strong>de</strong>n Hamburger Originalen<br />

‚Hummel’ Hummel, Zitronenjette, Aale-Aale<br />

u.a. schlesische, pommersche und ostpreußische<br />

Trachtenträger teilnahmen...<br />

Lei<strong>de</strong>r kam es in diesem, auf das 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

zurückreichen<strong>de</strong>n friedlich-traditionellen<br />

Neujahrsbrauch, <strong>de</strong>r erst ab<br />

1926 <strong>für</strong> alle Hanseaten zugänglich war,<br />

auch zu Demonstrationen <strong>de</strong>r im Hafen<br />

(HHLA) Beschäftigen in Sorge um ihre Arbeitsplätze,<br />

auch zogen Bürger stumm vorbei,<br />

nicht einmal <strong>de</strong>n Neujahrsgruß mit ausgestreckten<br />

Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bürgermeister<br />

erwi<strong>de</strong>rnd...<br />

Die Oberschlesier brachten, neben<br />

<strong>de</strong>m traditionellen OS- Blumengruß<br />

<strong>für</strong> <strong>de</strong>n Ers-<br />

gion. Die mo<strong>de</strong>rne Entwicklung aber strebt<br />

zur grundsätzlichen Religionslosigkeit.“<br />

Joseph Wittig hat erkannt, dass <strong>de</strong>r in<br />

eine immer größere Beziehungslosigkeit zum<br />

Transzen<strong>de</strong>nten geraten<strong>de</strong> Mensch, auch im<br />

Geistigen schlechthin immer anspruchsloser<br />

wird und ihn aus diesem Grun<strong>de</strong> ein gewisses<br />

Verlorensein in dieser Welt ängstigt.<br />

Alle möglichen Umweltreize betäuben <strong>de</strong>n<br />

Menschen nur zeitweilig und täuschen ihn<br />

oft genug über seine wahre geistige Situation<br />

hinweg, <strong>de</strong>r er ausgesetzt bleibt, wenn<br />

er nicht um Halt im Ewigen bemüht ist.<br />

Wie äußerte sich einmal Walter Benjamin<br />

zu Joseph Wittig: „Sehr merkwürdig, ich<br />

möchte sagen beunruhigend in <strong>de</strong>r Wahrheit<br />

ihrer Feststellungen und <strong>de</strong>r Fragen, die<br />

sie erregen, ist die Arbeit von Wittig. Ich glaube,<br />

es ist sehr lange her, dass man diese<br />

einfachen, aber unendlich schwer greifbaren<br />

Erfahrungen neu, evi<strong>de</strong>nt hat aussprechen<br />

können.“<br />

Im Jahre 1946 mußte er mit seiner Familie,<br />

wie alle an<strong>de</strong>ren Landsleute, seine<br />

schlesische Heimat verlassen. Über sein persönliches<br />

Leid und die Heimatlosigkeit<br />

spricht er sich in seinem letzten<br />

Werk „Roman mit Gott“ aus.<br />

Im gleichen Jahr wur<strong>de</strong> er wie<strong>de</strong>r<br />

in die Kirche aufgenommen.<br />

Am 22. August 1949 verstarb er<br />

im Forsthaus Göhr<strong>de</strong> bei Lüneburg.<br />

Das mag in <strong>de</strong>m Bewußtsein<br />

geschehen sein, wie<br />

er sich einmal dazu äußerte:<br />

„Nie ist etwas vorüber! Es ist gewöhnlich<br />

nur verwan<strong>de</strong>lt.“<br />

O<strong>de</strong>r: „Der Tod nimmt <strong>de</strong>m<br />

Christen nicht das Leben, son<strong>de</strong>rn<br />

erlöst ihn nur von Raum<br />

und Zeit.“ Konrad Werner<br />

ten Bürgermeister Ole von Beust und die<br />

Zweite Bürgermeisterin, Sozialsenatorin<br />

Birgit Schnieber-Jastram, etwas Beson<strong>de</strong>res<br />

mit – nämlich <strong>de</strong>n ‚essbaren Adventskranz’.<br />

Als Ldm. Piesch als „Erfin<strong>de</strong>r“<br />

diesen beson<strong>de</strong>ren Keks von Beust vorführte,<br />

musste dieser trotz aller Sorgen ungläubig<br />

auflachen. Er probierte diesen neuen<br />

als ‚dritte Adventskranzlegen<strong>de</strong>’ <strong>de</strong>r<br />

Hansestadt, (die SN berichteten) und<br />

staunte, wie schmackhaft er ist. Auch die<br />

Zweite Bürgermeisterin, <strong>de</strong>r Bürgerschaftspräsi<strong>de</strong>nt<br />

Bernd Rö<strong>de</strong>r, die Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

und selbst die HHLA-<br />

Demonstranten und an<strong>de</strong>re Bürger probierten<br />

von diesem in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r<br />

Neujahrsempfänge Hamburgs erstmalig<br />

„essbaren Adventskranz“.<br />

Willibald J.C. Piesch<br />

v.l.: Birgit Schnieber-<br />

Jastram, Ole von Beust,<br />

Gratulanten <strong>de</strong>r ost- und<br />

mittel<strong>de</strong>utschen Landsmannschaft<br />

in Hamburg<br />

in schlesischen und<br />

pommerschen Trachten,<br />

Ldl. W.J.C. Piesch, Helga<br />

Brenker und Charlotte<br />

Westermann


10<br />

Rückblick auf 2006<br />

Diözesan-Wallfahrt <strong>de</strong>r Heimatvertriebenen<br />

und Aussiedler im Hohen Dom zu Köln<br />

Hl. Hedwig, Klosterkirche<br />

Rau<strong>de</strong>n OS<br />

Foto: J. Golawski<br />

Wie in <strong>de</strong>n Jahren zuvor, so auch im Herbst 2006 erschienen<br />

sehr viele Heimatvertriebene und Aussiedler zum<br />

Festhochamt in <strong>de</strong>n Hohen Dom zu Köln, um an <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

zum Fest <strong>de</strong>r Heiligen Hedwig teilzunehmen. Als<br />

Hauptzelebrant und Prediger <strong>de</strong>s Festhochamtes wirkte<br />

in diesem Jahr Konsistorialrat Thaddäus Franz Krause.<br />

Traditionell mit <strong>de</strong>m 12.00 Uhr-Schlag <strong>de</strong>r Domuhr begann<br />

das Festamt bei feierlicher Orgelmusik, gespielt von<br />

Hans Ulrich Adamek. Beim Einzug <strong>de</strong>r Zelebranten von<br />

<strong>de</strong>r Sakristei durch <strong>de</strong>n Seiten- und Mittelgang zum Hauptaltar<br />

erschallte das bekannte schlesische Kirchenlied:<br />

„Jetzt Christen stimmet an, es singe wer da kann: Schutzfrau<br />

<strong>de</strong>s Schlesierland, Krone <strong>de</strong>s Fürstenstands. O Sankt<br />

Hedwig“.<br />

Vor <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>s Hochamtes begrüßte <strong>de</strong>r Diözesanseelsorger<br />

<strong>für</strong> Vertriebene <strong>de</strong>s Erzbistums Köln, Pfarrer<br />

Joachim Mierzwa, <strong>de</strong>n Hauptzelebranten, Konsistorialrat<br />

Thaddäus Franz Krause und die mitwirken<strong>de</strong>n Geist-<br />

lichen (Pfarrer Vinzent Leppich, Pater Laurentius Englisch OFM und Pfarrer<br />

Heinz Vogel). An die große Pilgerschar die sich alljährlichen zur St. Hedwig –<br />

Wahlfahrt, im Hohen Dom zu Köln versammelt hatte, sprach er u.a. folgen<strong>de</strong><br />

Worte:<br />

„Euch Pilgern sei beson<strong>de</strong>rs zu danken, dass ihr <strong>de</strong>n weiten Weg hier nach<br />

Köln gefun<strong>de</strong>n habt, um gemeinsam mit uns die Eucharistie zu Ehren unserer<br />

Lan<strong>de</strong>spatronin <strong>de</strong>r hl. Hedwig feiern zu wollen.“ (...)<br />

In <strong>de</strong>r Lesung nach Jes. 53, 10 hörten wir: „Der Herr fand Gefallen an seinem<br />

zerschlagenen Knecht, er rettete <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sein Leben als Sühneopfer hingab....<br />

Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan <strong>de</strong>s Herren wird<br />

durch ihn gelingen.“<br />

Das Evangelium nach Markus 10, 42-45; wur<strong>de</strong> vom <strong>de</strong>m aus Beuthen stammen<strong>de</strong>n<br />

Künstler und Seelsorger, Pater Laurentius Englisch OFM gelesen. Erlauben<br />

sie mir einige Weisheiten aus <strong>de</strong>m Evangelium noch mal in Erinnerung<br />

zu bringen:<br />

„Da rief Jesus zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten,<br />

ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen<br />

missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, son<strong>de</strong>rn wer bei euch<br />

groß sein will, <strong>de</strong>r soll eurer Diener sein und wer bei euch <strong>de</strong>r erste sein will,<br />

soll <strong>de</strong>r Sklave aller sein. Denn auch <strong>de</strong>r Menschensohn ist nicht gekommen,<br />

um sich dienen zu lassen, son<strong>de</strong>rn um zu dienen und sein Leben hinzugeben<br />

als Lösegeld <strong>für</strong> viele.“<br />

Ein weiterer Höhepunkt <strong>de</strong>s Festhochamtes war die Predigt <strong>de</strong>s Hauptzelebranten.<br />

Konsistorialrat Thaddäus Franz Krause sagte in seiner Predigt<br />

u.a. Folgen<strong>de</strong>s:<br />

“.... Der große Glaube an die Mutter Gottes, prägte lebenslang das Leben<br />

und Wirken <strong>de</strong>r Hl. Hedwig aus Trebnitz. Mit Hilfe <strong>de</strong>s Glaubens und aus <strong>de</strong>r<br />

Liebe zu <strong>de</strong>n Menschen heraus, <strong>de</strong>m einfachen Volk zugewandt wur<strong>de</strong> sie zur<br />

Mutter <strong>de</strong>r Schlesier erhoben. Sie brachte <strong>de</strong>m schlesischen Volk die Botschaft<br />

<strong>de</strong>r Hoffnung, dass sie nur im christlichen Glauben die Verbun<strong>de</strong>nheit mit Gott<br />

fin<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>. Sie selber musste in sehr jungen Lebensjahren ihre Heimat verlassen,<br />

hatte doch ihre vielfältigen Aufgaben als Gemahlin, schlesische Herrscherin,<br />

Mutter und Samariterin neu gefun<strong>de</strong>n. Ihr Glaube und ihr Wirken von<br />

damals wirken noch heute auf das Leben <strong>de</strong>r Vertriebenen. Sie haben auch<br />

nach <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>r Heimat ihre neuen Aufgaben gefun<strong>de</strong>n und u.a. zum<br />

Reichtum unseres Lan<strong>de</strong>s kräftig beigetragen. Darum sollen wir Gott danken<br />

und bitten, Er möge uns weiter im Glauben stärken, <strong>de</strong>nn nur so können wir<br />

unsere tägliche Aufgaben und Sorgen bewältigen......“<br />

Nach <strong>de</strong>m Schlussgebet und <strong>de</strong>m Messsegen, beim Auszug <strong>de</strong>r Geistlichen<br />

vom Altarchorraum durch das Haupt- und Seitenschiff zur Sakristei,<br />

erklangen alle sieben Strophen <strong>de</strong>s Sankt Hedwig-Lie<strong>de</strong>s:<br />

„Zu Trebnitz in <strong>de</strong>r Kirche da ist ein Wun<strong>de</strong>rgrab,<br />

in <strong>de</strong>m Sankt Hedwig ruhet schon sieben hun<strong>de</strong>rt Jahr.<br />

Wir loben dich Sankt Hedwig, heilige Mutter Hedwig.“<br />

Am Nachmittag wur<strong>de</strong>n <strong>für</strong> Landsmannschaften Andachten gehalten: Der Rosenkranz<br />

<strong>de</strong>r Schlesier und danach die St. Hedwig-Andacht wur<strong>de</strong> im Hohen<br />

Dom zu Köln gehalten. Die Andacht wur<strong>de</strong> mit einer Prozession <strong>de</strong>r Pilger<br />

zum Domherrenfriedhof, um an die verstorbenen Heimatvertriebenen zu Ge<strong>de</strong>nken,<br />

abgeschlossen. Johannes Golawski<br />

LANDSLEUTE Schlesische Nachrichten 5/2007<br />

Son<strong>de</strong>rstempel<br />

und Briefmarken zu <strong>de</strong>n Themenbereichen<br />

Vertreibung, <strong>Schlesien</strong>, berühmte Schlesier und<br />

Ost<strong>de</strong>utschland<br />

Heute: 40. Tag <strong>de</strong>r Heimat 1989<br />

In <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe: 20 Jahre Haus <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Ostens München 1990<br />

Aus <strong>de</strong>r Sammlung Michael Ferber<br />

Schlesische Firmen Teil 66<br />

Thust-Natursteinwerk<br />

gegrün<strong>de</strong>t 1819 in <strong>Schlesien</strong>, heute in Balduinstein/Lahn.<br />

22. Schlesier-Ferientreffen in Seebo<strong>de</strong>n<br />

am Millstätter See/Kärnten<br />

Wie seit Jahren grüßte zu unserer Freu<strong>de</strong> auch im Herbst 2006<br />

von weitem die schlesische Fahne am Fahnen-Ron<strong>de</strong>ll vor <strong>de</strong>m<br />

Kulturhaus in Seebo<strong>de</strong>n und im Foyer erwartete <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rbar<br />

holzgeschnitzte Rübezahl seine Schlesier. Herzlich begrüßte<br />

uns Erika Koller, die Veranstalterin <strong>de</strong>r Schlesier-Ferientreffen<br />

und <strong>de</strong>r Vizebürgermeister Herr Zwischenberger. Grüße überbrachte<br />

uns die Nationalratsabgeordnete Frau Rossman von<br />

Bürgermeister Ing. Egon E<strong>de</strong>r und von Lan<strong>de</strong>shauptmann Dr.<br />

Jörg Hei<strong>de</strong>r. In ihrer Ansprache fand Frau Rossmann einfühlsame<br />

Worte <strong>für</strong> uns Heimatvertriebene. Zur Begrüßung war<br />

auch das Quartett St. Wolfgang gekommen. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Begrüßung<br />

sangen wir gemeinsam das Schlesierlied.<br />

Am Sonntagmorgen fuhren wir mit <strong>de</strong>m Seebo<strong>de</strong>ner Nostalgie-Ferienbus<br />

zur Evang. Kirche nach Unterhaus. Im Altarraum<br />

stand <strong>de</strong>r gestiftete Kerzenstän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schlesier und<br />

die brennen<strong>de</strong> Kerze mit <strong>de</strong>m schlesischen Wappen verbreitete<br />

stille Andacht. Bewegt hörten wir das Gedicht von Anny Mayer-Knopp:<br />

„Ich möcht’ wie<strong>de</strong>r einmal nach Hause gehen“ vorgetragen<br />

von Liselotte Weske. Die Predigt von Pfarrerin Wagner-Rauce<br />

berührte alle Herzen.<br />

Zu unserem Besuch gehörte auch eine Ge<strong>de</strong>nkfeier am<br />

Ge<strong>de</strong>nkstein <strong>de</strong>r Heimatvertriebenen im Klingerpark. Eine<br />

schöne Blumenschale wur<strong>de</strong> nie<strong>de</strong>rgestellt, Wolfgang Exner<br />

gedachte <strong>de</strong>r Vertreibung und anschließend sangen wir gemeinsam<br />

das Lied: „Im schönsten Wiesengrun<strong>de</strong>…“.<br />

Am nächsten Vormittag war im Kulturhaus die Gästeehrung.<br />

Auch neun Schlesier wur<strong>de</strong>n <strong>für</strong> die Treue zur Urlaubsgemein<strong>de</strong><br />

Seebo<strong>de</strong>n geehrt. Geehrt wur<strong>de</strong>n <strong>für</strong> 15-jährige<br />

Treue: Heimatfreund Wolfgang Exner und seine Frau Elisabeth;<br />

<strong>für</strong> 10-jährige Treue: Manfred Rosseck, Wilfried und<br />

Edith Halbguth; <strong>für</strong> 5-jährige Treue: Eduard Groß und Renate,<br />

Horst Leuschner und Karl-Heinz Tschirner.<br />

Am Abend fand im Kleinen Saal <strong>de</strong>s Kulturhauses ein Lie<strong>de</strong>rabend<br />

mit Eva-Charlotte Katzer und <strong>de</strong>r Pianisten Eva Zlattinger<br />

statt. Anlässlich <strong>de</strong>s 100. Geburtstages <strong>de</strong>s bekannten<br />

und beliebten Filmmusik- und Schlagerkomponisten Michael<br />

Jary (geb. im Sept. 1906 in Laurahütte bei Kattowitz,<br />

gest. im Juli 1988 in München) lud Frau Katzer zu diesem Lie<strong>de</strong>rabend<br />

ein. Sie sang viele bekannte Lie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n drei-


Schlesische Nachrichten 5/2007 LANDSLEUTE<br />

11<br />

ßiger und vierziger Jahren, wie „Sing Nachtigall,<br />

sing, ein Lied aus alten Zeiten“ und<br />

„Roter Mohn“.<br />

Am nächsten Tag stand wie<strong>de</strong>r eine Tagesfahrt<br />

zum Pragser Wildsee auf <strong>de</strong>m Programm.<br />

In Lienz war kurz Halt, hier besuchten<br />

wir <strong>de</strong>n kleinen Friedhof, auf <strong>de</strong>m jene Kosaken<br />

bestattet sind, die 1945 dort <strong>de</strong>n Tod<br />

fan<strong>de</strong>n. Im großen Kosakenlager im Drautal<br />

begingen tausen<strong>de</strong> von Kosaken mit ihren<br />

Frauen und Kin<strong>de</strong>rn Selbstmord, als sie<br />

erfuhren, dass sie von <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn an<br />

die Russen ausgeliefert wer<strong>de</strong>n. Entsetzliches<br />

hat sich damals zugetragen.<br />

Es folgte <strong>de</strong>r Schlesische Abend in unserem<br />

Stammlokal „Postwirt“. Wolfgang Exner<br />

führte durch das Programm. Besinnlich<br />

begann dieser Schlesierabend, u. a. trug Liselotte<br />

Weske ihr Gedicht: „Es klingt das<br />

Land aus <strong>de</strong>m ich kam noch heute in mir fort.<br />

Es gab mir alles was ich bin, prägte mein<br />

Tun – mein Wort…“ sehr eindrucksvoll vor.<br />

Lustig ging es weiter mit Vorträgen, Gesang<br />

und Sketchen, dargeboten von Elisabeth<br />

Hasenberg, Liselotte Weske, Helmut<br />

Kriegel und Erna Peilicke, Wolfgang Exner,<br />

Inge Glatzel und P. Vollbrecht, Karl-Heinz<br />

Tschirner und Manfred Rosseck, Elisabeth<br />

Exner und Frau Friese, Edith und Wilfried<br />

Halbguth und Irene Güttler. Klaus Faber spielte,<br />

wie immer hervorragend, auf seiner Steirischen<br />

Ziehharmonika und sorgte <strong>für</strong> beste<br />

Stimmung. Bevor <strong>de</strong>r „Schläsische Poaschtisch“<br />

eröffnet wur<strong>de</strong>, sangen wir gemeinsam<br />

unser Heimatlied: „Kein schöner<br />

Land in dieser Zeit.“ Wolfgang Exner ließ <strong>de</strong>n<br />

Würfel rollen und je<strong>de</strong>r schaute gebannt auf<br />

„Bauer, Schimmel, Jäger, Hirsch…“, ob ein<br />

Gewinn zu erhaschen ist. Dank gebührt unserem<br />

– treuen Heimatfreund Herbert Gärtner<br />

aus Siegen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Poaschtisch in seinem<br />

Pkw beför<strong>de</strong>rt und Wolfgang Exner mit<br />

seinen Helfern <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s Poaschtisches<br />

und Einkauf <strong>de</strong>r zu gewinnen<strong>de</strong>n<br />

Preise. Der Reinerlös ist eine finanzielle<br />

Unterstützung <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Deutschen Freundschaftskreis<br />

in Wal<strong>de</strong>nburg.<br />

Am Samstagmittag war die Verabschiedung<br />

im Kleinen Saal <strong>de</strong>s Kulturhauses. Wolfgang<br />

Exner dankte Frau Koller, <strong>de</strong>m Bürgermeister<br />

und <strong>de</strong>r Kurverwaltung <strong>für</strong> die<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>s 22. Schlesier-Ferientreffens.<br />

Im Namen aller Heimatfreun<strong>de</strong> überreichte<br />

ich Erika Koller einen Blumenstrauß als kleines<br />

Dankeschön <strong>für</strong> ihre Bemühungen.<br />

Das 23. Schlesier-Ferientreffen in Seebo<strong>de</strong>n<br />

fin<strong>de</strong>t statt vom 1. September bis<br />

Samstag, <strong>de</strong>n 8. September 2007.<br />

Herzlich grüße ich alle diesjährigen Teil-<br />

Ge<strong>de</strong>nkstätte <strong>de</strong>r Vertriebenen<br />

in Seebo<strong>de</strong>n<br />

Foto: Erna Peilicke<br />

nehmer<br />

und verbleibe<br />

mit<br />

<strong>de</strong>m Ausruf:<br />

„Drum<br />

peilen wir<br />

optimistisch<br />

das<br />

23. Schlesier-Ferientreffen<br />

in<br />

Seebo<strong>de</strong>n<br />

an“. Irene<br />

Güttler<br />

Kleine Enzyklopädie zu<br />

Joseph Freiherr von Eichendorff<br />

*10. März 1788 Schloss Lubowitz bei Ratibor<br />

(Oberschlesien)<br />

† 26. November 1857 Neiße (Oberschlesien)<br />

(infolge einer Lungenentzündung)<br />

Begraben: Neiße, Jerusalemer Friedhof, Oberschlesien<br />

Aus alter katholischer Landa<strong>de</strong>lsfamilie.<br />

Vater: Adolf Freiherr von Eichendorff<br />

(1756-1818); Mutter: Karoline Freiin von<br />

Eichendorff, geb. von Kloch (1766-1822);<br />

Geschwister: Wilhelm (1786-1849), Henriette<br />

(*1791), August (*1793), Sophie<br />

(1799-1803), Gustav (1800-1803), Luise<br />

(1804-1883).<br />

1815<br />

Heirat mit Aloysia Anna Viktoria<br />

(„Luise“) von Larisch (1792-1855); 5 Kin<strong>de</strong>r:<br />

Hermann (1815-1900), Rudolf<br />

(*1817), Therese (*1819), Agnes (1821-<br />

1822), Anna (1830-1832)<br />

Neben Brentano <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendste<br />

Vertreter <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Spätromantik.<br />

Hauptthemen <strong>de</strong>r Lyrik: Natur, Sehnsucht,<br />

Lebensfreu<strong>de</strong>; viele seiner Gedichte sind<br />

zu Volkslie<strong>de</strong>rn gewor<strong>de</strong>n; Volkstümlichkeit<br />

vor allem auch durch die Vertonungen<br />

(Schumann, Men<strong>de</strong>lssohn Bartholdy,<br />

Brahms, Wolf, R. Strauss). Als Erzähler bevorzugt<br />

Eichendorff die offene Form (lose<br />

Szenenfolge, eingestreute Gedichte). Weniger<br />

be<strong>de</strong>utend die Dramen. Prononcierter<br />

Katholizismus in <strong>de</strong>n späteren Arbeiten<br />

und literarhistorischen Studien. Eichendorff<br />

ist mehr als <strong>de</strong>r „Dichter <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utschen Wal<strong>de</strong>s“, seine Welt alles an<strong>de</strong>re<br />

als naiv und harmlos; Romantik ist<br />

mit sozialen und politischen Kategorien<br />

verschränkt; er entwirft dichterische<br />

Gegenbil<strong>de</strong>r zur Wirklichkeit einer Zeit <strong>de</strong>r<br />

politischen und industriellen Revolutionen,<br />

die er als Teilnehmer an <strong>de</strong>n Befreiungskriegen<br />

und preußischer Beamter in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Diensten kritisch miterlebt hat.<br />

Thomas Mann über <strong>de</strong>n „Taugenichts“:<br />

Es ist nichts als Traum, Musik, Gehen<br />

lassen, ziehen<strong>de</strong>r Posthornklang,<br />

Fernweh, Heimweh, Leuchtkugelfall auf<br />

nächtlichem Park, törichte Seligkeit, so<br />

dass einem die Ohren klingen und <strong>de</strong>r Kopf<br />

summt vor poetischer Verzauberung und<br />

Verwirrung. Werner Bergengruen (1955):<br />

Eichendorffs Welt ist stilisiert. Es hat sie<br />

nirgends und nie gegeben, aber es gibt sie<br />

überall und zu je<strong>de</strong>r Zeit. Sie hat die Unwirklichkeit<br />

und die Wirklichkeit <strong>de</strong>ssen,<br />

was sich innerhalb <strong>de</strong>r menschlichen Seele<br />

begibt und von dort aus das Leben verwan<strong>de</strong>lt.<br />

Überall rauscht in Eichendorffs<br />

Werk <strong>de</strong>r Wald <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Mittelgebirgslandschaft,<br />

auch in Spanien, Italien<br />

o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Provence...<br />

Auszeichnung:<br />

1853<br />

Maximiliansor<strong>de</strong>n <strong>für</strong> Wissenschaft und<br />

Kunst (Kg. Maximilian II. von Bayern)<br />

wichtige Lebensdaten:<br />

Nach einer Radierung<br />

von E. Eichens (1840)<br />

1793-01<br />

Katholisch geprägter Hausunterricht<br />

durch <strong>de</strong>n geistlichen Hauslehrer Bernhard<br />

Heinke.<br />

1794<br />

Okt.: Reise <strong>de</strong>r Familie nach Prag (erster<br />

erhaltener Brief).<br />

1800<br />

Vom 12.11. an führt E. regelmäßig Tagebuch<br />

(erhalten bis zum 5.3.1812).<br />

1801<br />

Eintritt in das Matthias-Gymnasium zu<br />

Breslau; Wohnung zusammen mit <strong>de</strong>m<br />

Bru<strong>de</strong>r Wilhelm im Josephs-Konvikt.<br />

1803<br />

Tod <strong>de</strong>s Bru<strong>de</strong>rs Gustav und <strong>de</strong>r Schwester<br />

Sophie.<br />

1805<br />

Abschluss <strong>de</strong>s Gymnasiums; zusammen<br />

mit Wilhelm Studium <strong>de</strong>r Rechts- und Geisteswissenschaften<br />

in Halle (bis 1813 unzertrennlich);<br />

Sept.: Reise in <strong>de</strong>n Harz, nach<br />

Hamburg und Lübeck.<br />

1806<br />

Ferienreise nach Lubowitz. Liebeswerben<br />

um Madame Hahmann in Ratibor.<br />

1807<br />

Über Linz, Regensburg, Nürnberg nach<br />

Hei<strong>de</strong>lberg zur Fortsetzung <strong>de</strong>r Studien;<br />

Kolleg bei Görres; Bekanntschaft mit von<br />

Arnim und evtl. Brentano; „Eleusischer<br />

Bund“ zusammen mit <strong>de</strong>m romantischen<br />

Dichter Otto Heinrich Graf von Loeben und<br />

<strong>de</strong>n jungen Theologen Strauß und Bud<strong>de</strong>.<br />

1808<br />

Bildungsreisen über Straßburg nach Paris<br />

und von Hei<strong>de</strong>lberg nach Wien; im Sommer<br />

Rückkehr nach Lubowitz; Pläne zur<br />

Tätigkeit als Landwirt auf <strong>de</strong>n Familiengütern;<br />

erste Veröffentlichung von Gedichten<br />

unter <strong>de</strong>m Pseudonym „Florens“.<br />

1809<br />

Verlobung mit Luise von Larisch; Nov.: Reise<br />

nach Berlin; Verkehr im Hause Adam<br />

Müllers, Umgang mit von Arnim und Brentano,<br />

Bekanntschaft mit Kleist.<br />

1810<br />

März: Rückkehr nach Lubowitz. Zur Vorbereitung<br />

auf das Referendarexamen<br />

nach Wien.<br />

1811<br />

Enger Anschluss an die Familie Friedrich<br />

Schlegels; Freundschaft mit Dorothea<br />

Schlegels Sohn, <strong>de</strong>m Maler Philipp Veit.<br />

1811/12Referendarprüfung. Besuch von<br />

Vorlesungen Schlegels und Adam Müllers<br />

Fortsetzung folgt!


12<br />

Unter diesem Titel bringt <strong>de</strong>r Hessische<br />

Rundfunk in seinem 3. Fernsehprogramm<br />

am 4. März 2007 um 15.45 Uhr einen Dokumentarfilm<br />

von Harald Henn. Der Autor<br />

ist ein ausgezeichneter Kenner dieser Materie.<br />

Er hat bereits drei Filme zu dieser Materie<br />

gedreht. Ich sprach mit Harald Henn<br />

über seinen neuen Film.<br />

„Schlösser einerseits und Hessen an<strong>de</strong>rerseits:<br />

Die Lebenswege dreier betagter<br />

schlesischer Landa<strong>de</strong>liger habe ich mit<br />

<strong>de</strong>r Kamera nachgezeichnet. Es ist das Protokoll<br />

sehr persönlicher Annäherung an<br />

Menschen und Lebensläufe. An Existenzen,<br />

die in <strong>de</strong>r Hinnahme extremer biografischer<br />

Brüche doch stets die Kraft zu Neuanfängen<br />

fan<strong>de</strong>n“, erklärte Harald Henn.<br />

In <strong>de</strong>m Dokumentarfilm schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Autor<br />

unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>n Lebensweg <strong>de</strong>r 84jährigen<br />

Gabriele von Altrock. Im schlesischen<br />

Glogau geboren, lebt sie heute in<br />

Frankfurt am Main. Die Flucht aus <strong>de</strong>r alten<br />

Heimat in die Abhängigkeit frem<strong>de</strong>r Hilfe,<br />

eine <strong>de</strong>r vielen Geschichten von Flucht<br />

und Vertreibung als Folge <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs.<br />

Die 84-jährige A<strong>de</strong>lige blickte immer<br />

nach vorne, half sich selbst, engagiert sich<br />

heute noch in <strong>de</strong>r Internationalen Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Menschenrechte sowie in sozialen<br />

Projekten. Sie organisierte über siebzig<br />

Hilfstransporte nach Polen, vor allem an die<br />

dort gebliebene <strong>de</strong>utsche Min<strong>de</strong>rheit. Auch<br />

einem oberschlesischen Heim <strong>für</strong> behin<strong>de</strong>rte<br />

polnische Frauen stellte sie Klei<strong>de</strong>r und Spiele<br />

zur Verfügung.<br />

Weiter schil<strong>de</strong>rt Harald Henn <strong>de</strong>n<br />

Schicksalsweg <strong>de</strong>s 85-jährigen Friedrich von<br />

Zobeltitz aus <strong>de</strong>m schlesischen Gleinig,<br />

Kreis Gurau, <strong>de</strong>ssen familiäre Wurzeln über<br />

Johann von Wolfgang von Goethes Freundin<br />

Charlotte von Stein bis zum Jahr 1207<br />

zurückreichen. Der frühere Han<strong>de</strong>lsvertreter,<br />

vor allem <strong>für</strong> edle italienische<br />

Stoffe, lebt heute im eigenen Haus in Kelkheim<br />

(Taunus). Es sei kein Fehler gewesen<br />

nach Kelkheim zu kommen. Der Ort liege<br />

nahe bei Frankfurt am Main und habe ein<br />

gediegenes kulturelles Angebot, so Friedrich<br />

von Zobeltitz.<br />

Als dritten Protagonisten nannte Henn<br />

<strong>de</strong>n 83-jährigen Ernst-Günther von Küster<br />

aus <strong>de</strong>m Hirschberger Tal in <strong>Schlesien</strong>. Zu<br />

seinen Tricks im Westen wie<strong>de</strong>r Fuß zu fas-<br />

LANDSLEUTE / KULTUR Schlesische Nachrichten 5/2007<br />

Schloss Lomnitz im neuen Glanz<br />

„Von schlesischen Schlössern und Schicksalen–<br />

Wie <strong>de</strong>r schlesische Landa<strong>de</strong>l nach Hessen kam“<br />

sen gehörte es, das „von“ aus seinem Namen<br />

zu streichen, um bei seiner Anstellung<br />

in <strong>de</strong>r Firma nicht die Ressentiments <strong>de</strong>r Betriebsräte<br />

zu wecken. Von Küster lebt nach<br />

langjähriger Tätigkeit als Auslandsrepräsentant<br />

von großen Lkw<br />

und Traktorunternehmen mit seiner Gattin<br />

in Wiesba<strong>de</strong>n-Me<strong>de</strong>nbach.<br />

„Kernstück <strong>de</strong>r Fernsehdokumentation<br />

sind meine Reisen mit <strong>de</strong>n Protagonisten<br />

zu ihren ehemaligen Schlössern in <strong>Schlesien</strong>.<br />

Erst angesichts hun<strong>de</strong>rter Hektar großer<br />

landwirtschaftlicher Flächen, die einst<br />

<strong>de</strong>n drei A<strong>de</strong>ligen<br />

gehörten und jener<br />

Schlösser, in<br />

<strong>de</strong>nen sie einst<br />

Die Eheleute von<br />

Zobeltitz feierten<br />

im letzten Jahr ihre<br />

Gol<strong>de</strong> Hochzeit<br />

(rechts im Bild:<br />

Stadtverordnetenvorsteher<br />

Dr. Klaus<br />

Fischer<br />

Abschied von Pastor Wolfgang Meißler<br />

Pastor Wolfgang Meißler ist 78-jährig am<br />

20. Dezember 2006 in Hamburg gestorben.<br />

In einem eindrucksvollen Trauergottesdienst,<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Warschauer Bischof Ryszard<br />

Borski am 28. Dezember 2006 in <strong>de</strong>r<br />

Nienstedter Kirche in Hamburg hielt, nahmen<br />

seine Familie und Freun<strong>de</strong>, die Hamburger<br />

Schlesiergemein<strong>de</strong>, die Gemeinschaft<br />

evangelischer Schlesier und Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Johanniteror<strong>de</strong>ns – dankbar <strong>für</strong><br />

seine Lebensleistung – von ihm Abschied.<br />

Pastor Meißler stammte aus Liegnitz und<br />

war <strong>de</strong>r letzte <strong>de</strong>utsche Pastor im polnisch<br />

gewor<strong>de</strong>nen <strong>Schlesien</strong>, <strong>de</strong>r bis zur<br />

zwangsweisen Aussiedlung im Jahre 1962<br />

zurückgebliebene evangelische Deutsche<br />

betreute. In <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik war er zunächst<br />

Referent bei <strong>de</strong>r Gemeinschaft evangelischer<br />

Schlesier und von 1965 an Pastor<br />

einer Hamburger Gemein<strong>de</strong>. Daneben<br />

begrün<strong>de</strong>te er mit viel Geschick die Hamburger<br />

Schlesiergemein<strong>de</strong> und seine<br />

„<strong>Schlesien</strong>hilfe“, die – sobald das politisch<br />

möglich war – die evangelischen Gemein<strong>de</strong>n<br />

<strong>Schlesien</strong>s unterstützte und <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Er-<br />

ihre Jugend verbrachten, wird die wahre Dimension<br />

<strong>de</strong>s Verlustes <strong>de</strong>utlich“, fuhr Harald<br />

Henn fort.<br />

Das Schloss Biegnitz Gabriele von Altrocks<br />

ist nicht mehr. Außer einem alten Vorwerk<br />

ist überhaupt nichts mehr geblieben.<br />

Friedrich von Zobeltitz Schloss- zerfallen<br />

mit hohlen Fenstern. Die <strong>aktuell</strong>en Besitzverhältnisse<br />

ließen sich vor Ort nicht klären.<br />

Einige polnische Bauern bearbeiten mit<br />

Traktoren Teile <strong>de</strong>s 750 Hektar großen Lan<strong>de</strong>s,<br />

halten Kühe in <strong>de</strong>n alten Stallgebäu<strong>de</strong>n.<br />

„Schloss Lomnitz hingegen im Hirschberger<br />

Tal – es steht da in alter Pracht“, berichtet<br />

Harald Henn weiter. Die bei<strong>de</strong>n Söhne<br />

von Küsters hätten es als Ruine vom polnischen<br />

Staat zurückerworben. Heute seien<br />

das alte Schloss und das Witwenschlösschen<br />

als Hotel und Restaurant von hohem<br />

touristischen Wert. Der eine Sohn und seine<br />

Ehefrau erweckten die edle Immobilie zu<br />

neuem Leben.<br />

Den schlesischen Landa<strong>de</strong>l trafen<br />

Flucht und Vertreibung beson<strong>de</strong>rs hart. Da<br />

kein Land zur Verfügung stand, musste eine<br />

an<strong>de</strong>rweitige berufliche Existenz aufgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Film ist ein Beispiel da<strong>für</strong>, wie<br />

man mit Mut, Zuversicht und Tatkraft und<br />

Ausdauer schwierige Situationen meistern<br />

kann. Adolf Wolf<br />

Gabriele von Altrock auf<br />

<strong>de</strong>r Terrasse ihres Hauses<br />

in Frankfurt/Main<br />

halt seiner Liegnitzer Tauf- und Konfirmationskirche,<br />

<strong>de</strong>r Liebfrauenkirche, sorgte.<br />

Vor allem nach seiner Pensionierung hielt<br />

er an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Predigtstellen <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Breslauer Christophori-Gemein<strong>de</strong><br />

in <strong>Schlesien</strong> Gottesdienste.<br />

Bekannt waren seine Erntedankgottesdienste<br />

und Gol<strong>de</strong>nen Konfirmationen in<br />

Liebfrauen. Wer ihn hier erlebte, wie er Besuchergruppen<br />

führte o<strong>de</strong>r wie er eindringlich<br />

Gottesdienst hielt, weiß, wie jemand<br />

von seinen schlesischen Wurzeln her<br />

geprägt sein kann. Or<strong>de</strong>n und Auszeichnungen<br />

– etwa <strong>de</strong>r Liegnitzer Heimatgruppe<br />

– benennen <strong>de</strong>n außeror<strong>de</strong>ntlichen Einsatz<br />

von Pastor Meißler <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong> und seine<br />

Kultur. Für die schlesischen Johanniter<br />

dankte Hans Niklas von Selchow <strong>für</strong> die<br />

sachkundige Begleitung <strong>de</strong>r <strong>Schlesien</strong>hilfe<br />

<strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns, und <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s schlesischen<br />

Kirchentages, Dr. Hans-Ulrich<br />

Minke, nannte Pastor Meißler einen Treuen<br />

im Lan<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r sich stets <strong>für</strong> die schlesische<br />

Frömmigkeit verantwortlich wusste.<br />

Dr. Hans-Ulrich Minke


Schlesische Nachrichten 5/2007 KULTUR<br />

13<br />

Innenminister<br />

Schünemann gibt<br />

Preisträger bekannt<br />

Kulturpreis <strong>Schlesien</strong> 2007<br />

geht an die Schriftstellerin<br />

Renata Schumann<br />

und an <strong>de</strong>n Philologen<br />

Jan Mio<strong>de</strong>k<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsens Minister <strong>für</strong> Inneres<br />

und Sport, Uwe Schünemann, hat die<br />

Preisträger <strong>de</strong>s Kulturpreises <strong>Schlesien</strong><br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rsachsen 2007 bekannt<br />

gegeben. Die Schriftstellerin<br />

Renata Schumann sowie <strong>de</strong>r Philologe<br />

Jan Mio<strong>de</strong>k wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r unabhängigen<br />

Jury aus Deutschen und Polen<br />

gewählt. Einen Son<strong>de</strong>rpreis erhält<br />

die Hoffmann von Fallersleben-Gesellschaft<br />

in Wolfsburg und das Germanistische<br />

Institut an <strong>de</strong>r Breslauer<br />

Universität – Lehrstuhl <strong>für</strong> die Kultur <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Län<strong>de</strong>r und <strong>Schlesien</strong>s.<br />

Minister Schünemann wird die<br />

Preisträger am 8. September 2007 in<br />

<strong>de</strong>m Wolfsburger Theater auszeichnen.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Hauptpreise sind mit je<br />

4.000 Euro dotiert.<br />

Renata Schumann, 1943 in Hin<strong>de</strong>nburg<br />

in Oberschlesien geboren, ist<br />

neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin als<br />

freie Journalistin <strong>für</strong> das Feuilleton <strong>de</strong>r<br />

Rheinischen Post, <strong>de</strong>r Zeit, <strong>für</strong> Das Parlament<br />

und die FAZ tätig. Sie veröffentlichte<br />

zahlreiche Artikel zum Verhältnis<br />

zwischen Polen und Deutschen<br />

und setzte sich <strong>für</strong> eine objektive und<br />

versöhnen<strong>de</strong> Betrachtung ein. Renata<br />

Schumann füllt mit ihren Büchern viele<br />

Kenntnislücken, trägt zur Versachlichung<br />

sowohl auf <strong>de</strong>utscher wie auch<br />

auf polnischer Seite bei. Im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

ihres Wirkens steht die starke Liebe zu<br />

<strong>Schlesien</strong>, aus <strong>de</strong>r sie die Kraft <strong>für</strong> ihre<br />

Arbeit schöpft.<br />

Jan Mio<strong>de</strong>k, <strong>de</strong>r 1946 in Tarnowitz<br />

in Oberschlesien geboren wur<strong>de</strong>, befasst<br />

sich schon in seinen ersten aka<strong>de</strong>mischen<br />

Seminaren mit <strong>de</strong>r Kultur <strong>de</strong>r<br />

Sprache. (...)<br />

Einen Son<strong>de</strong>rpreis erhält die Hoffmann<br />

von Fallersleben-Gesellschaft<br />

und das Germanistische Institut an <strong>de</strong>r<br />

Breslauer Universität <strong>für</strong> ihre herausragen<strong>de</strong><br />

Zusammenarbeit. 20 Jahre seines<br />

Lebens, von 1823 bis 1843, hat<br />

Hoffmann von Fallersleben in Breslau<br />

gelebt und gearbeitet. Zuletzt war er als<br />

Professor <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache und<br />

Literatur tätig. Die Zusammenarbeit begann<br />

1998 anlässlich <strong>de</strong>s 200. Geburtstages<br />

von Hoffmann von Fallersleben.<br />

Daraus entwickelte sich über<br />

die Jahre ein lebhafter Austausch von<br />

Gastvorträgen, Diskussionen, Symposien<br />

und wissenschaftlichen Tagungen.<br />

Grußwort zu 25 Jahre Arbeitskreis<br />

„Archiv <strong>für</strong> schlesische Mundart“<br />

Der Arbeitskreis „Archiv <strong>für</strong> schlesische<br />

Mundart“ in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, kann in<br />

diesem Jahr auf sein 25 jähriges Bestehen<br />

zurückblicken. Er wur<strong>de</strong> 1982 maßgeblich<br />

von <strong>de</strong>r schlesischen Schriftstellerin<br />

ERLE BACH begrün<strong>de</strong>t. Das geschah<br />

zunächst im Rahmen <strong>de</strong>r Kulturarbeit <strong>de</strong>r<br />

LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN, wo<br />

sich bald Mundartsprecher fan<strong>de</strong>n, die ihr<br />

zur Seite stan<strong>de</strong>n und gemeinsam sich <strong>de</strong>r<br />

verdienstvollen Aufgabe annahmen.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r schlimmen Zeitumstän<strong>de</strong>,<br />

die beson<strong>de</strong>rs die Heimatvertriebenen<br />

nach <strong>de</strong>m Kriege betroffen haben,<br />

sah sich Erle Bach herausgefor<strong>de</strong>rt<br />

schreibend damit auseinan<strong>de</strong>r zusetzen.<br />

Darüber äußerte sie sich u.a. so:<br />

„Das zieht sich wie ein roter Fa<strong>de</strong>n<br />

durch mein ganzes Schreiben. Hieß es<br />

doch <strong>für</strong> mich, Menschen, die ihre Heimat<br />

noch besitzen, klar zu machen, wie sehr<br />

ein Mensch – und wie verschie<strong>de</strong>n – er bis<br />

zu seinem To<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Verlust seiner<br />

Heimat lei<strong>de</strong>t“. Das geschah zunächst in<br />

<strong>de</strong>m Buch. „Matka mit <strong>de</strong>n bloßen Füßen“,<br />

welches aufhorchen ließ. Danach in „Das<br />

alte Hirschberg zwischen Han<strong>de</strong>l und Poesie“<br />

und später in <strong>de</strong>m Roman „In ihrem<br />

Atem schläft die Zeit“ , wo es im Untertitel<br />

heißt: „Eine Suche nach Quellen, Wurzeln<br />

und Herkunft“ und nicht zuletzt in ihrem<br />

„Bau<strong>de</strong>nbuch“ und weiteren Veröffentlichungen.<br />

Nicht zu vergessen sind die<br />

eindringlichen Begleittexte in einer Reihe<br />

von schlesischen Bildbän<strong>de</strong>n wie „RIE-<br />

SENGEBIRGE – Rübezahls böhmischschlesisches<br />

Reich“.<br />

Da Erle Bach auch von ihrem Herkommen<br />

von <strong>de</strong>r Mundart mit geprägt wur<strong>de</strong>,<br />

lag das Bemühen in <strong>de</strong>n besten Hän<strong>de</strong>n<br />

und es ging darum außer <strong>de</strong>n bereits<br />

bekannten Mundartdichtern auch auf<br />

<strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r Forschung die an<strong>de</strong>rn in<br />

<strong>de</strong>r Buchherausgabe unter „Woas die Stoare<br />

pfeifa“ vorzustellen. Dazu erklärte sich<br />

<strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r bereit<br />

die Ausarbeitungen entsprechend zu<br />

gestalten. Mit an<strong>de</strong>ren, die sich <strong>de</strong>r<br />

Mundartpflege annahmen, ist auch das<br />

„Archiv <strong>für</strong> schlesische Mundart“ in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

so etwas wie das<br />

MUNDARTGEWISSEN von „<strong>Schlesien</strong>s eigener<br />

Sprache“, die sich in 700 Jahren<br />

<strong>de</strong>utscher Geschichte so ausprägte, wie<br />

sie sich vor <strong>de</strong>r Vertreibung darstellte.<br />

Friedrich-Wilhelm Preuß ist zu danken,<br />

dass er sich nach <strong>de</strong>m Tod von ERLE<br />

BACH im Jahre 1996 als Leiter <strong>de</strong>s Archiv<br />

zur Verfügung stellte. Nicht zuletzt aber<br />

verdankt die Vereinigung <strong>de</strong>r Stadt Wangen<br />

die wohlwollen<strong>de</strong> Unterstützung sich<br />

über viele Jahre hier zusammenfin<strong>de</strong>n zu<br />

können und schließlich im Frauentorturm<br />

<strong>für</strong> ihre Gesprächsrun<strong>de</strong>n eine Bleibe fand.<br />

Begegnung: Wangen vom 30. März –<br />

1. April 2007 Konrad Werner<br />

Weh <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r keine Heimat hat<br />

Gedanken über das Wesen und <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Heimatlichen<br />

„Das in <strong>de</strong>n einzelnen Stammeslandschaften<br />

aufgehäufte<br />

Geistes- und Gemütsgut, zutiefst religiöser<br />

Prägung, im beharren<strong>de</strong>n Dialekt mit<br />

seinen Sprichwörtern und Re<strong>de</strong>nsarten<br />

schon gestaltnahe, wird durch einen wachen,<br />

wahrhaft berufenen Dichter völlig<br />

nach oben und unten verbürgtes dauern<strong>de</strong>s<br />

Dasein.“<br />

Hugo von Hofmannsthal mit Bereg<br />

auf Gerhart Hauptmann<br />

„Geburtsheimat ist keine Gefühlsfiktion,<br />

kein Gedankenschema,<br />

es ist ein Gesetz. Sie be<strong>de</strong>utet<br />

Bestimmung und Vorbestimmung. Sie<br />

prägt Wachstum und Sprache, Blick und<br />

Gehör, sie – beseelt die Sinne und öffnet<br />

sie <strong>de</strong>m Wehen <strong>de</strong>s Geistes, wie einem<br />

keimträchtigen Wind.“ Carl Zuckmayer<br />

Thomas Mann, <strong>de</strong>r vom Stil <strong>de</strong>s<br />

Dichters sagt, er sei die „Sublimierung<br />

<strong>de</strong>r Mundart seiner Väter“, womit<br />

im weiteren Sinn auch die bestimmt<br />

geformte und gefärbte Eigenart einer heimatlichen<br />

Welt, <strong>de</strong>r Landschaft o<strong>de</strong>r einer<br />

Stadt gemeint sein kann.<br />

„Das zieht sich wie ein roter Fa<strong>de</strong>n<br />

durch, mein ganzes Schreiben. Hieß es<br />

doch <strong>für</strong> mich, Menschen, die ihre Heimat<br />

noch besitzen, klar zu machen, wie sehr<br />

ein Mensch – und wie verschie<strong>de</strong>n – er bis<br />

zu seinem To<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Verlust seiner<br />

Heimat lei<strong>de</strong>t.“ Erle Bach<br />

„Wie sehr Heimat nicht nur eine<br />

physische Umwelt, son<strong>de</strong>rn<br />

auch ein metaphysisches Kraftfeld ist, tritt<br />

vor allem in Erscheinung, wo sich<br />

menschliche Empfindungen beson<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>utlich nie<strong>de</strong>rschlagen und so auch ablesen<br />

lassen; in <strong>de</strong>r Kunst. Gera<strong>de</strong> darum,<br />

weil sie sublim und subtil ist, zeigt sie in<br />

Beson<strong>de</strong>rheit die Verflochtenheit <strong>de</strong>s<br />

Schaffen<strong>de</strong>n mit seiner Umwelt.“<br />

Josef Mühlberger<br />

Ein aus seiner Heimat vertriebener<br />

Franzose, <strong>de</strong>r ein <strong>de</strong>utscher<br />

Dichter war, Adalbert Chamisso, hat sein<br />

Leben ohne seine Heimat als ein Mensch<br />

empfun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r etwas ihm Wesentliches<br />

verloren hat, seinen Schatten. Noch <strong>de</strong>r<br />

Greis wird von <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Heimat<br />

heimgesucht, wie er in einem Gedicht sagt:<br />

Ich träume als Kind mich zurück / und<br />

schüttle mein greises Haupt: / wie sucht<br />

ihr mich heim, ihr Bil<strong>de</strong>r, /die lang ich vergessen<br />

geglaubt. Konrad Werner


14<br />

HISTORISCHES Schlesische Nachrichten 5/2007<br />

Oberschlesiens Wahrzeichen in Posen<br />

Eine kurze Geschichte <strong>de</strong>s „Oberschlesischen Turms“<br />

Wenn man <strong>de</strong>n Hauptbahnhof in Posen<br />

verlässt, dann wird sofort <strong>de</strong>r neue Messepavillon<br />

Nr. 11 sichtbar. „Iglica“, heißt<br />

im Polnischen <strong>de</strong>r markante Pavillon am<br />

Messegelän<strong>de</strong> Posen. „Iglica“ be<strong>de</strong>utet<br />

im Polnischen einfach ein Spitzturm.<br />

Doch kaum jemand weiß sich noch zu<br />

erinnern, dass dort seit 1911 <strong>de</strong>r<br />

„Oberschlesische Turm“ stand, <strong>de</strong>r<br />

auch nach 1918 im Polnischen als „Wieza<br />

Górnoslaska“ – also „Oberschlesischer<br />

Turm“ – bezeichnet wur<strong>de</strong>.<br />

Doch wie kommt ein Bau namens<br />

„Oberschlesischer Turm“ ausgerechnet<br />

nach Posen? – eine berechtigte Frage!<br />

Posen war immer eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Messestadt, früher als Ausstellungsstadt<br />

bezeichnet, gewesen. Als solche Ausstellungsstadt<br />

richtete Posen im Jahr<br />

1911 die „Ost<strong>de</strong>utsche Ausstellung <strong>für</strong><br />

Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft“<br />

aus. Hier wollte eben Oberschlesien auf<br />

eine würdige und eindruckvolle Art und<br />

Weise vertreten sein, um so <strong>de</strong>n einstigen<br />

industriellen Aufschwung zu präsentieren.<br />

Trotz <strong>de</strong>r anfänglichen<br />

Schwierigkeiten und Be<strong>de</strong>nken beschloss<br />

man 1910 die Repräsentanz<br />

Oberschlesiens bei <strong>de</strong>r <strong>für</strong> 1911 geplanten<br />

Ausstellung. Schon Mitte 1910<br />

konnte ein Turmprojekt als Ausstellungsraum<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n. Es wäre natürlich<br />

unmöglich gewesen, diesen auf<br />

eine halbe Million Reichsmark veranschlagten<br />

Bau lediglich <strong>für</strong> eine kurze<br />

Ausstellungsdauer zu errichten. Der<br />

Umstand, dass die damals aufblühen<strong>de</strong><br />

Stadt Posen in nächster Zeit einen<br />

neuen Wasserturm und eine neue<br />

Markthalle benötigte, legte <strong>de</strong>n Gedanken<br />

nahe, die oberschlesische Ausstellung<br />

in einem geson<strong>de</strong>rten Raum zu veranstalten<br />

und diesen so zu gestalten,<br />

dass er später zu <strong>de</strong>m genannten<br />

Zweck nutzbar gemacht wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Die Lösung <strong>de</strong>s Problems ist <strong>de</strong>m damaligen<br />

Direktor <strong>de</strong>r Breslauer Königlichen<br />

Aka<strong>de</strong>mie <strong>für</strong> Kunst und Kunstgewerbe,<br />

<strong>de</strong>m bekannten Professor<br />

Poelzig, in glänzen<strong>de</strong>r Weise gelungen.<br />

Doch mit <strong>de</strong>r Anfertigung <strong>de</strong>s Projektes<br />

waren die Schwierigkeiten noch<br />

keineswegs beseitigt. Dies trat erst ein,<br />

als eine große Zahl von oberschlesischen<br />

Interessenten durch Zeichnung nam-<br />

hafter Garantiesummen es ermöglichte,<br />

<strong>de</strong>r Stadt Posen <strong>de</strong>n Bau zu einem günstigen<br />

Preis anzubieten. Die Initiative <strong>für</strong> die<br />

Lösung <strong>de</strong>r Frage ging aus von fünf Werken:<br />

– Oberschlesische Eisenbahn- Bedarfs-<br />

Aktien-Gesellschaft, Frie<strong>de</strong>nshütte –<br />

Gleiwitz,<br />

– Oberschlesische Einsen-Industrie-Aktiengesellschaft<br />

<strong>für</strong> Bergbau und Hüttenbetrieb,<br />

Gleiwitz,<br />

– Donnersmarckhütte Oberschlesische<br />

Eisen- und Kohlenwerke Aktiengesellschaft<br />

Zabrze (später Hin<strong>de</strong>nburg OS),<br />

– Bismarckhütte in Bismarckhütte OS,<br />

Georg von Giesches Erben, Zalenze.<br />

In kürzester Zeit schlossen sich diesem<br />

Vorhaben weitere kleine und große Unternehmen,<br />

darunter auch Banken, nicht nur<br />

aus ganz <strong>Schlesien</strong>, son<strong>de</strong>rn Berlin an. Die<br />

nötigen Mittel konnten waren somit vorhan<strong>de</strong>n<br />

und man konnte mit <strong>de</strong>r Stadt Posen<br />

eine Verständigung erreichen. Die<br />

Ausführung <strong>de</strong>s Baus wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Donnersmarckhütte-Aktien-Gesellschaft<br />

in<br />

Zabrze (Hin<strong>de</strong>nburg OS) übertragen. Obwohl<br />

erst am 15. 9. 1910 <strong>de</strong>r erste Spatenstich<br />

erfolgt war, konnte bereits am<br />

10. 2. 1911 das Richtfest gefeiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine glänzen<strong>de</strong> Leistung <strong>de</strong>r oberschlesischen<br />

Ingenieurkunst, <strong>de</strong>r oberschlesischen<br />

Industrie im Allgemeinen und <strong>de</strong>r<br />

Donnersmarckhütte im Beson<strong>de</strong>ren.<br />

Für die Anordnung <strong>de</strong>r Plätze bot die<br />

Form <strong>de</strong>s Baues mancherlei Schwierigkeiten.<br />

Von vorneherein war es gegeben,<br />

dass im Erdgeschoss die Erzeugnisse <strong>de</strong>r<br />

Schwerindustrie, auf einer neun Meter höher<br />

liegen<strong>de</strong>n Empore diejenigen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Industrien Oberschlesiens präsentiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Um ein möglichst harmonisches<br />

Bild <strong>de</strong>r Gesamtausstellung zu<br />

erzielen, hatte Professor Poelzig sämtlichen<br />

Ausstellern seinen Rat <strong>für</strong> die Ausstellung<br />

ihrer Gegenstän<strong>de</strong> zur Verfügung<br />

gestellt. Ebenso hat er das Arrangement<br />

<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Kuppel befindlichen Restaurants<br />

geleitet. Beson<strong>de</strong>rs dankenswert war<br />

es, dass die größeren oberschlesischen<br />

Werke Ölgemäl<strong>de</strong> oberschlesischer Arbeitsstätten<br />

und Landschaften durch<br />

namhafte Künstler <strong>de</strong>r Breslauer Kunstaka<strong>de</strong>mie<br />

anfertigen ließen und diese zur<br />

Ausschmückung <strong>de</strong>r Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Restaurants<br />

bestimmten.<br />

➀ ➁ ➂<br />

➃<br />

Schon von <strong>de</strong>r Bahn aus begrüßte<br />

einst <strong>de</strong>r „Oberschlesische Turm“ die<br />

Gäste Posens, <strong>de</strong>r in kaum zehn Minuten<br />

vom Hauptbahnhof entfernt gelegen<br />

war. Auf einer Grundfläche, die ein Sechzehneck<br />

von 58 m Durchmesser bil<strong>de</strong>te,<br />

erhob sich <strong>de</strong>r Turm zu einer Höhe<br />

von 52 m über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n. Der untere<br />

Raum besaß eine Grundfläche von<br />

2.642 qm, wovon 38,5 qm auf Treppen<br />

und einen Aufzugschacht entfallen waren.<br />

Die Empore, die sich auf einer Höhe<br />

von 9 m befand, hatte eine Grundfläche<br />

von 1.280 qm. In einer Höhe von 23 m<br />

befand sich ein Innenumgang durch <strong>de</strong>n<br />

Turm, <strong>de</strong>r durch eine Brücke mit <strong>de</strong>r<br />

Wen<strong>de</strong>ltreppe verbun<strong>de</strong>n war, die um<br />

<strong>de</strong>n Aufzugschacht zum Turm-Restaurant<br />

führte. Dieses Restaurant, in 34 m<br />

Höhe gelegen, hatte einen 30 m äußeren<br />

Durchmesser und gewährte 600 Personen<br />

einen angenehmen Aufenthalt.<br />

Der elektrische Aufzug befand sich in einem<br />

Schacht von 3 m Durchmesser und<br />

fasste zehn Personen, die direkt vom Bo<strong>de</strong>n<br />

ins Restaurant beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.<br />

Für <strong>de</strong>n Bau wur<strong>de</strong>n ca. 1.500 Tonnen<br />

Eisen von <strong>de</strong>n oberschlesischen<br />

Werken geliefert. Für Oberschlesiens Industrie<br />

war <strong>de</strong>r Turm nicht nur ein vergänglicher<br />

Augenblickerfolg, son<strong>de</strong>rn ein<br />

dauerhaftes – über mehrere Jahrzehnte<br />

hinweg – Wahrzeichen <strong>de</strong>r einstigen<br />

eigenen Leistungsfähigkeit, da nach <strong>de</strong>r<br />

Ausstellung das Restaurant durch ein<br />

Wasserbehälter von 4.000 cbm Inhalt ersetzt<br />

wur<strong>de</strong>, um praktischen Aufgaben<br />

zu dienen: Wasserturm und Markthalle<br />

<strong>für</strong> Posen zu sein.<br />

Doch auch dieses Wahrzeichen<br />

Oberschlesiens in Posen gehört schon<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit an, es sollte aber nicht<br />

vergessen sein.<br />

Damian Spielvogel<br />

➀ Wandbild „Carmerschacht am Gieschewald“<br />

im „Oberschlesischen Turm“<br />

von Hans Rossmann<br />

➁ Iglica-Gross-Posen – <strong>de</strong>r „Oberschlesische<br />

Turm“ auf einer alten Postkarte<br />

➂ Der neue mo<strong>de</strong>rne Spitzturm (die sog.<br />

„iglica“) am Messegelän<strong>de</strong> Posen<br />

➃ OS-Turm Posen<br />

➄ Der „Oberschlesische Turm“ auf einer<br />

zeitgenössischen Bildaufnahme<br />


Schlesische Nachrichten 5/2007 VERMISCHTES / TERMINE<br />

15<br />

Zum Winterausklang<br />

Ein Erlebnis im Riesengebirge<br />

Wir hatten das Weihnachtsfest mit schlesischer<br />

Gemietlichkeit gefeiert. Die infolge<br />

<strong>de</strong>s üppigen Essens und Trinkens<br />

eingetretene Magenverstimmung war<br />

auskuriert und man begrüßte das Jahr<br />

1938.<br />

Um diese Zeit traf unsere Klasse 2b <strong>de</strong>r<br />

GFM, insbeson<strong>de</strong>re unser Lehrer Fritz Grieger,<br />

Vorbereitungen <strong>für</strong> einen Winter-Aufenthalt<br />

im Landschulheim in Mittelschreiberhau.<br />

Der Mond wur<strong>de</strong> bemüht, um eine<br />

möglichst große Garantie <strong>für</strong> ein gutes Wetter<br />

(Sonne und Schnee) zu erhalten. Als <strong>de</strong>r<br />

Termin feststand, stellte sich die Frage:<br />

„Wer fährt mit?“ Außer Kranken und aufgrund<br />

<strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s einzelner Eltern<br />

(letzterer sollte sich ironischerweise als ein<br />

Segen erweisen) fuhren alle mit. Da nicht<br />

alle die Fertigkeiten <strong>de</strong>s Skilaufens beherrschten,<br />

wur<strong>de</strong> unsere Klasse in zwei<br />

Gruppen geteilt: Die Skiläufer und die Rodler.<br />

Es soll hier nicht unerwähnt bleiben,<br />

dass ein I5 jähriger Schüler aus Breslau<br />

kaum vertiefte Skiläufer-Erfahrungen erwerben<br />

konnte, die man im zum Hochgebirge<br />

zählen<strong>de</strong>n Riesengebirge dringend<br />

benötigt. Dazu stand zu Übungszwecken<br />

in Breslau nur <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rzobten und <strong>de</strong>r<br />

Har<strong>de</strong>nberghügel zur Verfügung, was man<br />

damals wie heute mit Schmunzeln zur<br />

Kenntnis nehmen muss. Wie <strong>de</strong>m auch sei,<br />

im Februar 1938 ging es los. Es herrschte<br />

jugendliche Aufbruchstimmung.<br />

Herr Grieger war ein exzellenter Kenner<br />

<strong>de</strong>s Riesengebirges. Der Grund: Er war<br />

Skiläufer und lebte oft im Haus seiner<br />

Schwester in Oberschreiberhau.<br />

Er wusste also, was er tat. Heute können<br />

wir, die drei Übriggebliebenen <strong>de</strong>r damaligen<br />

Klasse 2b ermessen, welche<br />

Aufgabe er sich gestellt hatte.<br />

An <strong>de</strong>m Aufenthalt im Landschulheim<br />

nahmen ca. 40 Schüler teil, ca. 20 Skiläufer<br />

und ca. 20 Rodler. Es war geplant, an einem<br />

<strong>de</strong>r Aufenthaltstage auf Skiern zum<br />

Kamm aufzusteigen. Selbstre<strong>de</strong>nd betraf<br />

dieses Unternehmen nur die Skiläufer. Mein<br />

Gedächtnis verlässt mich, wenn ich heute<br />

sagen sollte, welche Bau<strong>de</strong> unser Ziel<br />

sein sollte. Um es vorweg zu nehmen: Wir<br />

sind nämlich dort nicht angekommen. Zunächst<br />

war Langlauf bis Oberschreiberhau<br />

angesagt. Dann bog unser Lehrer Grieger<br />

nach links in einen Anliegerweg (es muss<br />

<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rweg zu <strong>de</strong>n Goldgruben gewesen<br />

sein) ab. Unsere Kolonne von ca.<br />

20 Mann erregte immerhin einiges Aufsehen.<br />

Wir kamen an verschie<strong>de</strong>nen Waidbauerngehöften<br />

vorbei. Die Sonne schien.<br />

Es war zu <strong>de</strong>r damaligen Zeit in <strong>de</strong>r<br />

Kontinentalklimazone am Fuße <strong>de</strong>s Hochgebirges<br />

im Februar sehr kalt.<br />

Als wir in <strong>de</strong>n Wald eintraten und bergwärts<br />

unsere Skier lenkten, wur<strong>de</strong> es ruhiger.<br />

Es wur<strong>de</strong> kaum gesprochen, <strong>de</strong>nn<br />

wir brauchten unsere Luft, um <strong>de</strong>n Berg<br />

zu erklimmen. Damals wur<strong>de</strong> Skilaufen<br />

noch wörtlich genommen. Nach einigen<br />

Stun<strong>de</strong>n Skilaufens wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wald immer<br />

dünner und niedriger bis er schließlich ganz<br />

verschwand. Wir orientierten uns an <strong>de</strong>n<br />

drei Meter hohen Stangen, die jetzt nur<br />

noch 50 cm aus <strong>de</strong>m Schnee herausragten.<br />

Wir sahen nur noch Schneeflächen und<br />

die besagten Markierungsstangen. Allein<br />

mit zwanzig 15-jährigen Schülern in <strong>de</strong>r<br />

Schneewüste! Das muss Herr Grieger damals<br />

gedacht haben. Inzwischen war die<br />

Sonne hinter <strong>de</strong>n aufziehen<strong>de</strong>n Wolken verschwun<strong>de</strong>n<br />

und <strong>de</strong>r eisige Wind ohne <strong>de</strong>n<br />

schützen<strong>de</strong>n Wald wur<strong>de</strong> stärker und stärker.<br />

Plötzlich fing es an zu schneien. Ich<br />

erlebte meinen ersten Schneesturm. Aber<br />

dabei blieb es nicht. Der Schneesturm ging<br />

in einen Orkan über. Es war ein ohrenbetäuben<strong>de</strong>r<br />

Lärm. Wir konnten uns<br />

gegenseitig nicht mehr verständigen. Es<br />

wur<strong>de</strong> immer dunkler, obwohl es gegen<br />

Mittag war.<br />

Ich zog meinen Schal vor Mund und<br />

Nase. Einige hatten nur ein „Skiband“ auf<br />

<strong>de</strong>m Kopf. Das war ein Kreuz aus gestrickter<br />

Wolle mit einem ebenfalls gestricktem<br />

Band rund um <strong>de</strong>n Kopf. Zwischen<br />

<strong>de</strong>m Kreuz schauten die Haare heraus.<br />

Plötzlich und völlig unerwartet stießen<br />

wir mitten im Schneesturm an einen<br />

Wegweiser, <strong>de</strong>r in eine Richtung bergwärts<br />

zeigte, wo keine Markierungsstangen<br />

mehr zu sehen waren. Herrn Grieger musste<br />

wohl klar gewesen sein, dass wir uns<br />

hoffnungslos verirrt hätten, wären wir <strong>de</strong>m<br />

Wegweiser gefolgt. Er entschied also, <strong>de</strong>n<br />

Wegweiser zu ignorieren und talwärts ohne<br />

Markierungsstangen abwärts zu fahren.<br />

Nun hört sich das ganz einfach an, wenn<br />

man im Wohnzimmersessel sitzt, in <strong>de</strong>r Realität<br />

war schon das Kommandogeben<br />

wegen <strong>de</strong>s Orkans so gut wie ausgeschlossen.<br />

Herr Grieger brüllte, wir sollten<br />

aufschließen und die Schlage nicht abreißen<br />

lassen. Dabei konnte er nur <strong>de</strong>n Ersten<br />

hinter sich akustisch erreichten. Der<br />

Erste gab <strong>de</strong>n Befehl an <strong>de</strong>n Zweiten, <strong>de</strong>r<br />

Zweite an <strong>de</strong>n Dritten usw.<br />

Es erschien uns als eine endlose Zeit<br />

bis wir die Baumgrenze wie<strong>de</strong>r erreichten.<br />

Als <strong>de</strong>r Wald dichter wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r orkanartige<br />

Sturm gedämpft. Auch <strong>de</strong>r<br />

Schnee peitschte nicht mehr ins Gesicht.<br />

Da setzte sich plötzlich einer von uns an<br />

einen Baum, um auszuruhen. Plötzlich<br />

stand Herr Grieger vor ihm und schrie ihn<br />

an, sofort aufzustehen und mit <strong>de</strong>r Kolonne<br />

weiterzulaufen. Er wäre sonst mit Sicherheit<br />

erfroren.<br />

Das Zeitgefühl war uns völlig abhan<strong>de</strong>n<br />

gekommen. Die Uhr war so gut verpackt,<br />

dass wir nicht „drankonnten“. Plötzlich und<br />

unerwartet trafen wir quer zu unserer Fahrtrichtung<br />

auf einen Weg. Jetzt stellte sich<br />

die große Frage, <strong>de</strong>m Weg rechts o<strong>de</strong>r links<br />

zu folgen.<br />

Herr Grieger muss wohl instinktiv die<br />

richtige Richtung eingeschlagen haben.<br />

Nach geraumer Zeit erreichten wir die „Alte<br />

Schlesische Bau<strong>de</strong>“ (1186 m). Aber o<br />

Graus, noch waren wir nicht drin. Wir kamen<br />

nämlich von <strong>de</strong>r Bergseite und stan<strong>de</strong>n<br />

mit unseren Skiern mitten auf <strong>de</strong>m<br />

Dach. Plötzlich ging ein Dachfenster auf<br />

und <strong>de</strong>r Besitzer schimpfte <strong>für</strong>chterlich, weil<br />

wir ihm seine Radioantenne beschädigt<br />

hätten. Wir nahmen davon kaum Notiz, weil<br />

wir total erschöpft waren. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Daches<br />

sahen wir ca. 5 m unter uns <strong>de</strong>n unerreichbaren<br />

Eingang zur Bau<strong>de</strong>. Also zurück<br />

zur Bergseite, wo <strong>de</strong>r Schnee eine so<br />

praktische und zugleich verführerische Brücke<br />

zum Dach geweht hatte. Einer<br />

schnallte sich unbekümmert die Skier ab<br />

und versank sofort bis zur Brust in <strong>de</strong>r<br />

Schneewehe. Das Herausziehen dieses<br />

Versunkenen war eine Tragödie <strong>für</strong> sich.<br />

Letzten En<strong>de</strong>s sind alle in die Bau<strong>de</strong> gelangt.<br />

Endlich im Warmen! Als wir uns die<br />

Handschuhe ausgezogen hatten, erlebten<br />

wir noch eine böse Überraschung.<br />

Meine Hän<strong>de</strong> waren so unterkühlt, dass<br />

ich das Gewöhnen an die Bau<strong>de</strong>n-Temperatur<br />

wie ein Hämmern auf meine Fingernägel<br />

empfand.<br />

Wir waren noch einmal davon gekommen.<br />

Als wir ein paar Tage später im Haus von<br />

Herrn Griegers Schwester in Oberschreiberhau<br />

zum Kaffee eingela<strong>de</strong>n waren (man<br />

stelle sich <strong>de</strong>n Aufwand <strong>für</strong> 40 Gäste ! vor),<br />

ließ unser Lehrer dieses Abenteuer noch<br />

einmal Revue passieren und erwähnte <strong>de</strong>n<br />

irreführen<strong>de</strong>n Wegweiser, <strong>de</strong>r wahrscheinlich<br />

„von Frevler Hand“ verdreht wor<strong>de</strong>n<br />

sei. Er erwähnte auch, dass er große<br />

Be<strong>für</strong>chtungen gehegt hatte, in das Reifträgerloch<br />

o<strong>de</strong>r in die Schneegruben abzustürzen,<br />

um dort auf Nimmerwie<strong>de</strong>rsehen<br />

zu verschwin<strong>de</strong>n. (Vom oberen Rand<br />

<strong>de</strong>r Schneegruben fällt <strong>de</strong>r Berg 212 m<br />

senkrecht bis zum Grund ab.)<br />

Zum Schluss und zum Abschied sangen<br />

wir an diesem Nachmittag noch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Heimatlie<strong>de</strong>r, u.a. „Blaue Berge,<br />

grüne Täler’ und als letztes Lied sangen<br />

wir „Guten Abend, gute Nacht“.<br />

Ich habe mich nach <strong>de</strong>m Verlust unserer<br />

Heimat oft an diesen Nachmittag erinnert.<br />

Mir erscheint dieses Zusammensein<br />

im nachhinein wie ein Abschied von vielen<br />

<strong>de</strong>r damals Anwesen<strong>de</strong>n. und von unserer<br />

geliebten Heimat . . . <strong>für</strong> immer . . .<br />

Erhard Verley<br />

TERMINE<br />

Workshop: Verzierung von Kratzeiern<br />

Am Mittwoch, <strong>de</strong>n 14. 3. 2007, 17 – 20 Uhr und<br />

Donnerstag, 15. 3. 2007, 14 – 17 Uhr im Haus<br />

<strong>de</strong>r Heimat <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Großer<br />

Saal, Schlossstr. 92, 70176 Stuttgart-West,<br />

Schlossstr. 92, 70176 Stuttgart Tel. 0711 – 66 95<br />

1-11, Fax: 0711 – 66 95 1-49, Email:<br />

Poststelle@hdh.bwl.<strong>de</strong>, Internet: www.hdhbw.<strong>de</strong><br />

Son<strong>de</strong>rausstellung im Museum <strong>für</strong> schlesische<br />

Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>: Gut betucht. Textilproduktion<br />

und Tuchhan<strong>de</strong>l in <strong>Schlesien</strong> vom 11. März bis<br />

26. August 2007, Eröffnung am 11. März 2007<br />

um 15.00 Uhr. HAUS SCHLESIEN – Museum <strong>für</strong><br />

schlesische Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>, Dollendorfer Str. 412,<br />

53639 Königswinter-Heisterbacherrott<br />

Tel.: 0 22 44/8 86-0, E-mail: museum@hausschlesien.<strong>de</strong>,<br />

Internet: www.hausschlesien.<strong>de</strong>


16<br />

Ost<strong>de</strong>utsche Ge<strong>de</strong>nktage – Register 1965 – 2004<br />

Das Register macht die zahlreichen in 40 Jahren<br />

behan<strong>de</strong>lten Persönlichkeiten (inzwischen<br />

ca. 3.500) und historischen Ereignisse<br />

(ca. 550) leichter auffindbar. Der Band glie<strong>de</strong>rt<br />

sich in ein Namensregister, in ein Register<br />

<strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nktage, d.h. <strong>de</strong>r Geburts- und To<strong>de</strong>stage<br />

<strong>de</strong>r gewürdigten Persönlichkeiten,<br />

sowie in eine chronologische Auflistung <strong>de</strong>r<br />

Ereignisse. Es soll dabei helfen, <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />

„Ost<strong>de</strong>utschen Ge<strong>de</strong>nktagen“ enthaltenen<br />

Schatz an Informationen zu erschließen. Auch<br />

heute noch kann man sich <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>r<br />

Herausgeber <strong>de</strong>s ersten Ban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r „Ost<strong>de</strong>utschen<br />

Ge<strong>de</strong>nktage“ von 1965 anschließen: Deutschland – so heißt<br />

es dort, und wir können getrost zumin<strong>de</strong>st „Europa“ hinzufügen – wäre<br />

ärmer, wenn es <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Osten nicht gegeben hätte und gäbe.<br />

Bonn 2006, 358 S., broschiert, ISBN 3-88557-218-4, € 9,80. Die<br />

Bän<strong>de</strong> sind zu beziehen über <strong>de</strong>n Buchhan<strong>de</strong>l o<strong>de</strong>r direkt bei <strong>de</strong>r<br />

Kulturstiftung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Vertriebenen, Kaiserstr. 113, 53113 Bonn,<br />

Tel. 0228/ 91512-0, Fax 0228/ 91512-29, E-mail kulturstiftung@tonline.<strong>de</strong>.<br />

Bestellungen auch in unserem Online-shop unter<br />

www.kulturstiftung-<strong>de</strong>r-<strong>de</strong>utschen-vertriebenen.<strong>de</strong><br />

TERMINE<br />

10. März 2007: Vorbereitung Sommersingen<br />

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(früher: Wölfelsdorf/<strong>Schlesien</strong>)<br />

Ich suche meinen Onkel, Ernst Karl Soike, geb. am 8. 7. 1912 in<br />

Danzig, war Mitglied <strong>de</strong>r SS/Heimwehr/Danzig und später in einem<br />

Telegraphenbauzug <strong>de</strong>r Reichsbahn in Minks/Weißrussland eingesetzt.<br />

Dieser Bauzug wur<strong>de</strong> 1944 im Sommer aufgelöst und mein<br />

Onkel zu <strong>de</strong>m SS/Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatzbataillon<br />

9 in Stralsund eingezogen. Laut Mitteilung <strong>de</strong>r Ausbildungseinheit<br />

war sein Fronteinsatz 1944/45 im Raum: Weichsel-O<strong>de</strong>r und Berlin<br />

bei eventuell folgen<strong>de</strong>n Einheiten, 10. SS.<br />

Pz. Div. Frundsberg, 4. SS. Polizei Div., 28.<br />

SS. Frw. Pz. Gr. Div. Wollonien, 27. SS. Gr.<br />

Div. Langemark, 11. SS. Pz. Gr. Div. Nordland,<br />

23. SS. Pz. Gr. Div. Ne<strong>de</strong>rland, 32. SS.<br />

Frw. Gr. Div. 30. Januar o<strong>de</strong>r auch 9. SS. Pz.<br />

Div. Hohenstaufen in Ungarn und auch in<br />

Heeres Divisionen.<br />

Wer kannte ihn und kann Angaben zu seiner<br />

letzten Einheit machen?<br />

Nachricht bitte an:<br />

Karl Bär, Im Winkel 16, 57612 Helmeroth,<br />

Telefon: 0 26 82/35 77<br />

DE LIBRIS / ANZEIGEN Schlesische Nachrichten 5/2007<br />

Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong>, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter<br />

Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638<br />

Impressum: Schlesische Nachrichten, <strong>Zeitung</strong> <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong>, vereint mit Oberschlesischer<br />

Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien e. V.,<br />

vertreten durch <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>n Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter,<br />

Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />

Die Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien e.V. – Bun<strong>de</strong>sleitung – im Internet:<br />

www.schlesien-lm.<strong>de</strong><br />

Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich das Recht vor,<br />

Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />

E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.<strong>de</strong>.<br />

Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen <strong>de</strong>r Schlesischen Nachrichten ist bei<br />

Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplars gestattet.<br />

Texte und Anzeigen: Gertrud Bunzel, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />

E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.<strong>de</strong>.<br />

Bestellungen bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgeschäftsstelle <strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> · Bezugspreis:<br />

Einzelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Erscheinungsweise: zweimal<br />

im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November eines laufen<strong>de</strong>n Jahres <strong>für</strong><br />

das kommen<strong>de</strong> Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bil<strong>de</strong>r wird keine Haftung übernommen.<br />

Unverlangt eingesandte Manuskripte, Bil<strong>de</strong>r und Bücher können nur zurückgeschickt<br />

wer<strong>de</strong>n und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet wer<strong>de</strong>n, wenn ausreichend Rückporto<br />

beiliegt. Die mit Namen o<strong>de</strong>r Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />

<strong>de</strong>s Herausgebers o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r.<br />

Bankkonto: Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036.<br />

Herstellung: Brinkmann Henrich Medien GmbH, Meinerzhagen<br />

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