Zeitung für Schlesien - oberschlesien-aktuell.de
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Schlesische Nachrichten<br />
G 9638<br />
<strong>Zeitung</strong> <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong><br />
Herausgeber: Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien<br />
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />
Nummer 5/2007 Einzelpreis 2,00 Euro 1. März 2007<br />
Polen mahnt<br />
Min<strong>de</strong>rheitenrechte an<br />
Folge eines schlechten Nachbarschaftsvertrages<br />
Rudi Pawelka – Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong><br />
Mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung, Deutschland müsse im<br />
Land leben<strong>de</strong>n Polen Min<strong>de</strong>rheitenrechte<br />
gewähren, verblüffte Polens Außenministerin<br />
Anna Fotyga Anfang Februar die<br />
Öffentlichkeit. Sie erinnerte an <strong>de</strong>n Nachbarschaftsvertrag<br />
und <strong>de</strong>n Notenwechsel zwischen<br />
<strong>de</strong>n Außenministern bei<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r von<br />
1991, in <strong>de</strong>nen Deutschland zugesagt hatte,<br />
die Rechte <strong>de</strong>utscher Staatsbürger, die polnischer<br />
Abstammung sind o<strong>de</strong>r die sich zur<br />
polnischen Sprache, Kultur o<strong>de</strong>r Tradition bekennen,<br />
zu schützen. Die Ministerin beklagte<br />
<strong>de</strong>n Assimilierungsdruck <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n<br />
und stellte fest, dass <strong>de</strong>n eingegangenen<br />
Verpflichtungen noch keine Taten gefolgt<br />
sind. Während nach ihren Angaben in<br />
Polen in großem Maß Deutschunterricht in<br />
<strong>de</strong>n Regelschulen finanziert wer<strong>de</strong>, gäbe es<br />
dies in Deutschland nicht. Nach ihrer Meinung<br />
herrscht hier auch ein gewisser Geist aus <strong>de</strong>r<br />
schweren Vergangenheit, <strong>de</strong>r sich zum Beispiel<br />
bei <strong>de</strong>r Behandlung von Kin<strong>de</strong>rn aus<br />
<strong>de</strong>utsch-polnischen Familien zeigt (siehe Bericht<br />
unter „Polnisches“). Unter Verweis auf<br />
polnische Gruppen in vielen EU-Län<strong>de</strong>rn, ta<strong>de</strong>lte<br />
sie die beson<strong>de</strong>rs schwierige Situation<br />
im Deutschland.<br />
Es gibt in <strong>de</strong>r Tat in unserem Land eine große<br />
Anzahl Personen mit polnischem Pass<br />
o<strong>de</strong>r polnischer Abstammung, die zu unterschiedlichen<br />
Zeiten und aus unterschiedlichen<br />
Grün<strong>de</strong>n zugezogen sind. Die Außenministerin<br />
nannte Polen, die bereits vor <strong>de</strong>m Krieg gekommen<br />
waren, sowie Flüchtlinge während<br />
<strong>de</strong>s Kriegsrechts in <strong>de</strong>n achtziger Jahren und<br />
Wirtschaftsemigranten. Im Übrigen gibt es<br />
auch hun<strong>de</strong>rttausen<strong>de</strong> <strong>de</strong>utsche Aussiedler,<br />
die ihren polnischen Pass behalten haben.<br />
Gern reklamiert Polen gera<strong>de</strong> Personen dieser<br />
Gruppe <strong>für</strong> sich, vor allem wenn es sich<br />
um herausragen<strong>de</strong> Sportler han<strong>de</strong>lt, wie bei<br />
<strong>de</strong>n Fußballspielern Klose und Podolski. Aufgrund<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Assimilierungsdrucks,<br />
so Fotyga, sei die Zahl <strong>de</strong>r Polen aber unklar.<br />
Den Vorhalt, es gäbe in Deutschland gar keine<br />
polnische Min<strong>de</strong>rheit, weil rechtlich nur<br />
„historisch“ angesie<strong>de</strong>lte Gruppen als Min<strong>de</strong>rheiten<br />
gelten könnten, nicht aber Flüchtlinge<br />
und Arbeitsemigranten, wischte die Politikerin<br />
mit <strong>de</strong>r Bemerkung vom Tisch, wir sollten<br />
uns nicht mit solchen Konstruktionen abmühen,<br />
son<strong>de</strong>rn uns an die Realität halten und<br />
über Assimilierungspolitik in Deutschland re<strong>de</strong>n.<br />
Dass gera<strong>de</strong> Polen Min<strong>de</strong>rheitenrechte in<br />
Deutschland anmahnt, erscheint nach <strong>de</strong>r<br />
jüngsten Geschichte ziemlich dreist. War es<br />
nicht die <strong>de</strong>utsche Volksgruppe in <strong>de</strong>n von Polen<br />
annektierten <strong>de</strong>utschen Gebieten, die über<br />
Jahrzehnte zwangspolonisiert wur<strong>de</strong>, die we<strong>de</strong>r<br />
ihre Muttersprache noch ihre angestammten<br />
Namen gebrauchen durfte? Jetzt wegen<br />
einer Handvoll familiärer Problemfälle<br />
o<strong>de</strong>r wegen zugewan<strong>de</strong>rter Polen einen Min<strong>de</strong>rheitenkonflikt<br />
loszutreten, mutet gegenüber<br />
<strong>de</strong>r eigenen Verhaltenweise zumin<strong>de</strong>st<br />
merkwürdig an. Ob es allein das Kalkül<br />
ist, nationale Gefühle <strong>de</strong>r Polen zu mobilisieren,<br />
um einer in Bedrängnis gekommenen<br />
Regierung zu neuer Zustimmung zu verhelfen,<br />
mag dahingestellt bleiben. Im Kern wird jedoch<br />
ein Problem berührt, das zurückreicht auf<br />
<strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch-polnischen<br />
Nachbarschaftsvertrags. Schon 1991<br />
haben sich die Vertriebenen gefragt,<br />
wie die damalige Regierung Kohl einem<br />
solchen Vertragswerk zustimmen<br />
konnte. Zwar wer<strong>de</strong>n<br />
die in Deutschland leben<strong>de</strong>n<br />
Polen nicht als Min<strong>de</strong>rheit<br />
bezeichnet, an<strong>de</strong>rs<br />
als die Deutschen in<br />
<strong>de</strong>r Heimat, jedoch<br />
wer<strong>de</strong>n ihnen die gleichen<br />
Rechte wie einer<br />
Min<strong>de</strong>rheit zugestan<strong>de</strong>n.<br />
Danach haben<br />
Personen <strong>de</strong>utscher Staatsangehörigkeit in<br />
Deutschland, die polnischer Abstammung sind<br />
o<strong>de</strong>r die sich zur polnischen Sprache, Kultur<br />
o<strong>de</strong>r Tradition bekennen, das Recht, einzeln<br />
o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Gemeinschaft mit an<strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
ihrer Gruppe ihre ethnische, kulturelle,<br />
sprachliche und religiöse I<strong>de</strong>ntität frei<br />
zum Ausdruck zu bringen, zu bewahren und<br />
weiterzuentwickeln, frei von jeglichen<br />
Versuchen, gegen ihren Willen assimiliert<br />
zu wer<strong>de</strong>n.<br />
An an<strong>de</strong>rer Stelle<br />
verpflichten<br />
sich<br />
bei<strong>de</strong> Vertragsparteien,<br />
die internationalenStandards<br />
<strong>für</strong><br />
Kirche<br />
Wang
Stand 31. 1. 2007<br />
2 POLITIK<br />
Min<strong>de</strong>rheiten zu verwirklichen. Hierzu sollen<br />
die genannten Gruppen geschützt und Bedingungen<br />
zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
I<strong>de</strong>ntität geschaffen wer<strong>de</strong>n. Wenn die polnische<br />
Regierung jetzt nach <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
<strong>de</strong>s Vertrages fragt, so zeigt sich, wie ein<br />
schlecht ausgehan<strong>de</strong>ltes Abkommen die<br />
<strong>de</strong>utsche Regierung wie<strong>de</strong>r einholt. Es war<br />
zwar völlig unverständlich, wieso <strong>de</strong>n Polen<br />
bei uns Son<strong>de</strong>rrechte eingeräumt wur<strong>de</strong>n, die<br />
sie gegenüber allen Auslän<strong>de</strong>rgruppen privilegieren,<br />
jedoch gilt ein abgeschlossener<br />
Vertrag. Wenn aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Außenministerium<br />
von gelungener Integration die<br />
Re<strong>de</strong> ist und aus <strong>de</strong>m Innenministerium verlautete,<br />
die Frage <strong>de</strong>r Anerkennung <strong>de</strong>r Polen<br />
in Deutschland als nationale Min<strong>de</strong>rheit<br />
stelle sich <strong>de</strong>rzeit nicht, mögen dies zwar gegenüber<br />
einer Zuwan<strong>de</strong>rergruppe an sich richtige<br />
Aussagen sein, bezogen auf die privilegierten<br />
Polen allerdings nicht. Es bliebe letzten<br />
En<strong>de</strong>s nur eine Neuverhandlung, um hiervon<br />
runterzukommen. Dabei könnten gleichzeitig<br />
weitere Schwachpunkte die Deutschen<br />
in <strong>de</strong>r Heimat betreffend geregelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Noch nie hat es einen Gebietsän<strong>de</strong>rungsvertrag<br />
gegeben, in <strong>de</strong>m über die betroffenen<br />
Menschen so wenig ausgesagt wur<strong>de</strong>.<br />
So ist die Staatsangehörigkeit <strong>de</strong>r verbliebenen<br />
Deutschen offen geblieben, die<br />
doppelte Staatsbürgerschaft wird lediglich gedul<strong>de</strong>t.<br />
Über die Vertriebenen wird überhaupt<br />
nichts ausgesagt. Die Vermögensfragen wer<strong>de</strong>n<br />
nur in <strong>de</strong>m begleiten<strong>de</strong>n Briefwechsel erwähnt,<br />
hier heißt es, dass <strong>de</strong>r Vertrag sich damit<br />
nicht befasse. Ob die For<strong>de</strong>rung Polens<br />
nach vertragsgemäßem Verhalten Deutschlands<br />
mit Entgegnungen, wie jetzt aus <strong>de</strong>m<br />
Außen- und Innenministerium erfolgt, abgewehrt<br />
wer<strong>de</strong>n kann, bleibt zu bezweifeln. Dazu<br />
sind die eingegangenen Verpflichtungen zu<br />
ein<strong>de</strong>utig. Allerdings enthält <strong>de</strong>r Vertrag<br />
auch Regelungen, die Polen nicht beachtet.<br />
Hinzuweisen ist z. B. auf die Bestimmung, Probleme<br />
im Zusammenhang mit Kulturgütern<br />
und Archivalien, beginnend mit Einzelfällen,<br />
zu lösen. Auf diesem Gebiet ist so gut wie<br />
nichts passiert. Ob eine <strong>de</strong>utsche Regierung<br />
jemals <strong>de</strong>n Mut aufbringt, dies zur Sprache<br />
zu bringen?<br />
Zwangsneurosen. Nur so lassen sich stets<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Stimmungen polnischer<br />
Parteien und Medien beschreiben, die das<br />
„Feindbild“ Deutschland zum Gegenstand<br />
haben und es beson<strong>de</strong>rs pflegen. So will die<br />
„Liga Polnischer Familien“ gar die Axt an die<br />
bestehen<strong>de</strong> parlamentarische Wahlordnung<br />
legen und dadurch <strong>de</strong>n nationalen Min<strong>de</strong>rheiten<br />
<strong>de</strong>n Gang ins Parlament verlegen bzw.<br />
unmöglich machen. Bekanntlich ist dies <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Min<strong>de</strong>rheit – und auf diese zielt<br />
vornehmlich das Begehren – nur unter<br />
Dispens <strong>de</strong>r Fünf-Prozent-Hür<strong>de</strong> möglich.<br />
Auch wenn sich <strong>de</strong>r polnische Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />
im Gespräch mit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>skanzlerin<br />
von <strong>de</strong>r Abschaffung dieses Wahlprivilegs<br />
distanziert hat, schwelt <strong>de</strong>r „Steppenbrand“<br />
weiter.<br />
Beleg da<strong>für</strong> ist eine Stellungnahme <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utschen Abgeordneten im polnischen<br />
Parlament am 10. Januar 2007, mit folgen<strong>de</strong>m<br />
Wortlaut: „Sollte die Anwesenheit<br />
<strong>de</strong>utscher Abgeordneter im polnischen<br />
Sejm sich tatsächlich negativ auf die<br />
<strong>de</strong>utsch-polnischen Beziehungen auswirken,<br />
wer<strong>de</strong>n diese Abgeordneten aus höheren Erwägungen<br />
selbst auf ihr Privileg verzichten.“<br />
Den Wählern dieser bei<strong>de</strong>n schlesischen Abgeordneten<br />
dürfte dieser Verzicht allerdings<br />
wenig einleuchten.<br />
●<br />
Erzbischof Prof. Alfons Nossol „lüftet“ in<br />
anschaulicher Weise seine erste ungewöhnliche<br />
Begegnung mit Kardinal Ratzinger<br />
zur Zeit <strong>de</strong>r sozialistischen Brü<strong>de</strong>r DDR<br />
und Volksrepublik Polen. Lassen wir Erzbischof<br />
Nossol selbst erzählen:<br />
„Meine Bekanntschaft mit <strong>de</strong>m jetzigen<br />
Papst begann mit <strong>de</strong>r Lektüre seines Buches<br />
„Einführung in das Christentum“. Ich hielt<br />
Vorlesungen über systematische Theologie<br />
an <strong>de</strong>r Katholischen Universität in Lublin. Sieben<br />
Jahre lang bemühte ich mich um einen<br />
Pass, schließlich durfte ich meinen Onkel in<br />
<strong>de</strong>r Schweiz besuchen. In einer Jesuitenbuchhandlung<br />
fand ich das letzte Exemplar<br />
„Son<strong>de</strong>rspen<strong>de</strong>n Deutschlandtreffen 2007“<br />
Für das Deutschlandtreffen 2007 haben im Januar 2007 gespen<strong>de</strong>t:<br />
Exner Wolfgang 50,00 €<br />
Surek Eleonore 200,00 €<br />
Weiser, Rosa aus Dez. 2006 25,00 €<br />
BdV Lan<strong>de</strong>sverb. Bayern 200,00 €<br />
BdV, Kreisverb. Oberhavel 100,00 €<br />
Breslauer Anna 30,00 €<br />
Butlak, Rosemarie Mutterstadt 50,00 €<br />
Dr. Werner Lindner 100,00 €<br />
Gruner, Alfred 25,00 €<br />
Grüttner, Heinrich 20,00 €<br />
Heimatgemeinschaft Jannowitz 50,00 €<br />
Henske-Neumann OHG 50,00 €<br />
Heuer Günter u. Gisela 50,00 €<br />
Jahns Barbara 10,00 €<br />
Kirschke, Arno 30,00 €<br />
Klar, Michael 50,00 €<br />
Kreuzgemein<strong>de</strong> Neustadt 50,00 €<br />
L.S. Gr. Höchberg? 200,00 €<br />
L.S. Kreisgr. Miltenberg 148,18 €<br />
Maidorn, Hans Wolfenbüttel 50,00 €<br />
Marschollek W. 50,00 €<br />
Ott, Marianne Bremen 40,00 €<br />
Reich Dietmund 55,00 €<br />
Richter Ilse 10,00 €<br />
Scha<strong>de</strong> Günter u. Irmgard 50,00 €<br />
Schäfer Heinz+Käthe, Gevelsb.100,00 €<br />
Scholze, Werner 60,00 €<br />
Wagner, Ogr. Ottenssos 50,00 €<br />
Son<strong>de</strong>rkonto: Deutschlandtreffen <strong>de</strong>r<br />
Schlesier 2007, Volksbank Bonn Rhein-<br />
Sieg, BLZ 380 601 86 Kto.Nr. 260 0893 028<br />
Wir danken sehr herzlich!<br />
Ihre Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> e.V.<br />
Schlesische Notizen<br />
Schlesische Nachrichten 5/2007<br />
<strong>de</strong>s Buches von Ratzinger, das damals gera<strong>de</strong><br />
erst herausgekommen war. Stellen Sie<br />
sich vor, ich hatte das Buch durchgelesen,<br />
bevor ich Berlin erreichte. Ein Zollbeamter<br />
fragte: „Was lesen Sie? In welcher Sprache?“<br />
„Auf <strong>de</strong>n territorialen Gewässern Deutschlands<br />
lese ich auf <strong>de</strong>utsch“, antwortete ich.<br />
Er prüfte das Buch und sah, dass es im Westen<br />
erschienen war. Dann fragte er, ob ich<br />
wüsste, dass die Einfuhr <strong>de</strong>rartiger Bücher<br />
verboten sei. Ich verneinte und erklärte, dass<br />
ich das Buch nicht in die DDR einführte, son<strong>de</strong>rn<br />
einen Transit über das DDR-Gebiet hätte<br />
und dann einen Zug nach Warschau und<br />
nach Lublin nähme. Der Zollbeamte wollte<br />
mir das Buch wegnehmen, und ich erklärte,<br />
dass wir verbrü<strong>de</strong>rte sozialistische Län<strong>de</strong>r<br />
seien und sowieso <strong>de</strong>utsche Bücher<br />
nach Polen gelangten. Er blieb aber hart,<br />
woraufhin ich aufstand und ihm das Buch<br />
aus <strong>de</strong>r Hand riss. Ich schrie: „Nein, Herr Zollbeamter!<br />
Ich habe gehungert, um mir dieses<br />
Buch leisten zu können!“ Der Zöllner erwi<strong>de</strong>rte,<br />
dass die polnischen Zollbeamten<br />
in Berlin das Buch bestimmt konfiszieren<br />
wür<strong>de</strong>n. Und er mel<strong>de</strong>te mich tatsächlich bei<br />
seinen polnischen Kollegen. Sie kamen, und<br />
ich erklärte, dass ich das Buch <strong>für</strong> die Vorlesungen<br />
brauchte. Einer von ihnen schrie<br />
mich an und nahm das Buch weg. Doch bevor<br />
er ging, flüsterte er mir zu, dass er das<br />
Buch in <strong>de</strong>r Zugtoilette lesen wür<strong>de</strong>. Ehrlich<br />
gesagt, habe ich ihm nicht geglaubt. Doch<br />
nach <strong>de</strong>m Anfahren <strong>de</strong>s Zuges rannte ich sofort<br />
auf die Toilette, und dort lag tatsächlich<br />
mein Buch! (…)<br />
●<br />
Wölfelsgrund in <strong>de</strong>r Grafschaft Glatz ist<br />
Gegenstand einer polnischen Monographie,<br />
die drei Kilo wiegt! Da <strong>de</strong>s Polnischen nicht<br />
mächtig und eine Übersetzung nicht vorliegt,<br />
ist <strong>de</strong>r Chronist auf die reichlich überschwängliche<br />
Darstellung im „Schlesischen<br />
Wochenblatt“ angewiesen. Insofern wäre es<br />
interessant zu vergleichen, ob die Autorin,<br />
Frau Prof. Trocka-Leszczyska, von <strong>de</strong>r<br />
Fachhochschule <strong>für</strong> Architektur in Breslau,<br />
sich <strong>de</strong>r historischen Wahrheit und hier vor<br />
allem <strong>de</strong>r vielen schriftlich vorliegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />
Zeugnisse über Wölfelsgrund bedient<br />
hat. Duplizität <strong>de</strong>r Ereignisse: Vor etwa zwei<br />
Jahren legten die aus ihrer Heimat Wölfelsgrund<br />
vertriebenen Deutschen, fe<strong>de</strong>rführend<br />
Leonhard Prause, die „Wölfelsgrun<strong>de</strong>r<br />
Chronik“ vor; sie ist beim „Grafschafter<br />
Boten“, Brü<strong>de</strong>rstr. 7, 58507 Lü<strong>de</strong>nscheid,<br />
zum Preis von EUR 42,– erhältlich.<br />
Zweifel hinsichtlich <strong>de</strong>r polnischen Ausgabe<br />
sind wie<strong>de</strong>rum sehr begrün<strong>de</strong>t, da erneut<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Vorstellung lediglich lapidar<br />
vermerkt wird, dass „die Ortschaften<br />
im Glatzer Bergland nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg<br />
stark entvölkert waren, was auch in<br />
Wölfelsgrund sichtbar ist.“ Wenn die größte<br />
Vertreibung <strong>de</strong>r Menschheitsgeschichte<br />
so „klinisch rein“ umschrieben wird, sind<br />
große Be<strong>für</strong>chtungen <strong>de</strong>r Historie beim polnischen<br />
Hauptwerk über Wölfelsgrund zu erwarten.
Schlesische Nachrichten 5/2007 POLITIK<br />
3<br />
Treuespen<strong>de</strong> <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong> Zeigen wir auch unsere Freu<strong>de</strong> und un-<br />
Liebe Schlesier, liebe Freun<strong>de</strong> unseres<br />
Stammes und <strong>de</strong>r wohl einmaligen <strong>de</strong>utschen<br />
Kulturprovinz!<br />
61 bzw. 62 Jahre nach <strong>de</strong>r Vertreibung<br />
unseres Stammes ringt dieser, wie auch<br />
die an<strong>de</strong>ren ost<strong>de</strong>utschen Stämme, um<br />
seine Existenz!<br />
Will er sich zu Wort mel<strong>de</strong>n, gegen historische<br />
Unwahrheiten und gegen <strong>de</strong>n<br />
Zeitgeist sich engagieren, benötigt er die<br />
finanzielle und generelle Hilfe und Unterstützung<br />
seiner Getreuen.<br />
Gera<strong>de</strong> im Hinblick auf die Vorbereitung<br />
und Ausrichtung <strong>de</strong>s Deutschlandtreffens<br />
unseres Stammes am 30.6./1.7.2007 in<br />
Hannover bitte ich um Ihre Spen<strong>de</strong>.<br />
Die Klagen, alles und je<strong>de</strong>s wer<strong>de</strong> in unserem<br />
Land unterstützt, nur wir nicht in <strong>de</strong>r<br />
geziemen<strong>de</strong>n Weise, führen nicht weiter.<br />
Besinnen wir uns auf uns selbst! Entwickeln<br />
wir mehr Stolz und Selbstbewußtsein<br />
und konzentrieren wir uns auf die<br />
Sache <strong>Schlesien</strong>s!<br />
Weitere Rücktritte polnischer Minister.<br />
Nach<strong>de</strong>m bereits vor einigen Monaten <strong>de</strong>r polnische<br />
Außenminister Meller und Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />
Marcinkiewicz sowie einige an<strong>de</strong>re<br />
wichtige Funktionsträger, so die Beauftragte <strong>für</strong><br />
die polnischen-<strong>de</strong>utschen Beziehungen, zurückgetreten<br />
waren, folgten jetzt Verteidigungsminister<br />
Radoslaw Sikorski und Innenminister<br />
Ludwik Dorn. Außer<strong>de</strong>m reichte auch<br />
<strong>de</strong>r Staatssekretär <strong>de</strong>s Staatspräsi<strong>de</strong>nten Lech<br />
Kaczynski seinen Rücktritt ein, weil er beschuldigt<br />
wird, während <strong>de</strong>s Kriegsrechts <strong>für</strong><br />
<strong>de</strong>n Militärgeheimdienst gearbeitet zu haben.<br />
Dagegen bleiben die Grün<strong>de</strong> <strong>für</strong> die Demissionen<br />
<strong>de</strong>s Verteidigungs- und <strong>de</strong>s Innenministers<br />
noch im Bereich <strong>de</strong>r Spekulationen. Zu<br />
Dorn verlautete lediglich, Kaczynski habe von<br />
ihm Maßnahmen gefor<strong>de</strong>rt, die er <strong>für</strong> falsch halte.<br />
Im Falle Sikorskis soll u.a. das gespannte<br />
Verhältnis zu seinem ehemaligen Stellvertreter<br />
und heutigen Chef <strong>de</strong>s Militärgeheimdienstes,<br />
Antoni Macierewicz, maßgeblich gewesen<br />
sein. Macierewicz, <strong>de</strong>r lange Zeit auch Chefredakteur<br />
<strong>de</strong>s antisemitischen Wochenblattes<br />
„Glos“ war, und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Geheimdienst vor kurzem<br />
aufgelöst und umstrukturiert hatte. Außer<strong>de</strong>m<br />
sollte bald eine Liste mit Namen von Journalisten<br />
veröffentlicht wer<strong>de</strong>n, die zu kommunistischer<br />
Zeit mit <strong>de</strong>m Militärgeheimdienst zusammenzugearbeitet<br />
hatten.<br />
Die konservative Revolution <strong>de</strong>r Kaczynskis<br />
frisst ihre Kin<strong>de</strong>r, so wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Presse kommentiert. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Weggang<br />
von Innenminister Dorn, <strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>r<br />
PiS hohes Ansehen genießt, macht <strong>de</strong>utlich,<br />
dass die Kaczynskis die letzte Lücke in <strong>de</strong>r Reihe<br />
<strong>de</strong>r Jasager geschlossen haben. Polen wird<br />
jetzt unter Wert regiert, ist das Fazit einiger <strong>Zeitung</strong>en.<br />
●<br />
Polen behin<strong>de</strong>rt weiter <strong>de</strong>utsch-polnisches<br />
Jugendwerk. Nach<strong>de</strong>m Polen bereits 2006 sei-<br />
Polnisches<br />
seren Dank, dass es noch Frauen und<br />
Männer gibt, die – oft vielfach gescholten<br />
– sich <strong>für</strong> die Ehre unseres Stammes und<br />
<strong>für</strong> unsere Vorfahren, die dieses Land aus<br />
wil<strong>de</strong>r Wurzel gero<strong>de</strong>t haben, mit ganzer<br />
Kraft einsetzen und mit ihren Namen da<strong>für</strong><br />
einstehen.<br />
Deshalb stärkt die Landsmannschaft<br />
<strong>Schlesien</strong>s durch die Treuespen<strong>de</strong>, unterstützt<br />
die heimatpolitische Repräsentanz<br />
<strong>Schlesien</strong>s, damit <strong>Schlesien</strong>s Wort<br />
weiterhin gehört wird! Bekun<strong>de</strong>t mit uns<br />
gemeinsam, dass <strong>Schlesien</strong> durch uns<br />
weiterlebt!<br />
Peter Großpietsch,<br />
stellvertreten<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong><br />
Wir erbitten Ihre Spen<strong>de</strong> auf unser Konto<br />
bei <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlesischen Sparkasse<br />
Görlitz, BLZ 850 501 00, Konto-Nr. 40410.<br />
Auf Wunsch wer<strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>nbescheinigungen<br />
ausgestellt.<br />
ne Zahlungen zurückgehalten hatte, sagte die<br />
polnische Seite eine <strong>für</strong> Anfang März anberaumte<br />
Sitzung <strong>de</strong>s Jugendrates ab, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Haushalt <strong>für</strong> das laufen<strong>de</strong> Jahr beschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n sollte. Das Jugendwerk, das nach <strong>de</strong>m<br />
Vorbild <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsch-französischen Jugendwerks<br />
die Versöhnung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Völker tief in<br />
<strong>de</strong>r jugendlichen Bevölkerung verwurzeln soll,<br />
muss damit zunächst auf ungewisser finanzieller<br />
Grundlage arbeiten. Die schroffe Absage aus<br />
Polen muss beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>shalb befrem<strong>de</strong>n, weil<br />
<strong>de</strong>r Staatssekretär <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Familienministeriums,<br />
Hoofe, kurz zuvor in einem Brief an<br />
seinen polnischen Kollegen auf die Problematik<br />
<strong>de</strong>r anhaltend unsicheren Haushaltssituation<br />
hingewiesen hatte. Es liegt <strong>de</strong>r Verdacht<br />
nahe, dass Polen <strong>de</strong>n Gedanken <strong>de</strong>s Jugendwerks<br />
in <strong>de</strong>r bisherigen Form nicht mehr will.<br />
Da<strong>für</strong> spricht auch die von Bildungsminister<br />
Giertych gewünschte neue Erziehung hin zu Patriotismus<br />
und Polentum.<br />
●<br />
Polen beklagen die Verletzung <strong>de</strong>r Rechte<br />
polnischer Eltern in Deutschland. Die Klage<br />
beschäftigt inzwischen auch die Europäische<br />
Union, weil Polen eine entsprechen<strong>de</strong> Beschwer<strong>de</strong><br />
vorgetragen hat. In <strong>de</strong>n genannten<br />
Fällen geht es um Besuchsrechte polnischer Eltern<br />
mit ihren Kin<strong>de</strong>rn in Deutschland. Danach<br />
wur<strong>de</strong> es polnischen Müttern o<strong>de</strong>r Vätern bei<br />
Kontakten mit ihren von ihnen getrennt leben<strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rn von <strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n verboten,<br />
mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn polnisch zu sprechen. Von<br />
<strong>de</strong>r ständigen Vertretung Deutschlands bei <strong>de</strong>r<br />
EU verlautet hierzu, dass dies dann praktiziert<br />
wer<strong>de</strong>, wenn ein Elternteil sein Kind nur in Begleitung<br />
Dritter, eines Angestellten <strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong>,<br />
treffen dürfe. Die Anordnung, die <strong>de</strong>utsche<br />
Sprache zu verwen<strong>de</strong>n, wür<strong>de</strong> immer dann getroffen,<br />
wenn die Gefahr bestehe, das sonst ein<br />
Kind unter Druck gesetzt o<strong>de</strong>r eine Kin<strong>de</strong>sentführung<br />
vorbereitet wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Polnische Presse weiter unter Beschuss <strong>de</strong>r<br />
Brü<strong>de</strong>r Kaczynski. Äußerungen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n an<br />
<strong>de</strong>r Spitze Polens stehen<strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>r über die<br />
innere Situation <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s fassten Medien jetzt<br />
so zusammen, dass nach <strong>de</strong>ren Ansicht das<br />
öffentliche Leben nicht nur bis zur Wen<strong>de</strong> 1989<br />
durch die kommunistischen Geheimdienste gesteuert<br />
war, son<strong>de</strong>rn bis in das vergangene Jahr,<br />
als die Kaczynskis ihnen das Handwerk legten.<br />
Zentrum <strong>de</strong>r postkommunistischen Netzwerke<br />
sei <strong>de</strong>r Militärgeheimdienst gewesen, <strong>de</strong>r<br />
eine große Zahl von Agenten in wichtigen Sen<strong>de</strong>rn<br />
und Presseorganen geführt und so Einfluss<br />
auf die Berichterstattung genommen habe.<br />
Absicht dieser Agenten sei auch gewesen, die<br />
konservativen und nationalen Kräfte in Polen<br />
zu zersetzen, darunter auch die Partei <strong>de</strong>r Kaczynskis.<br />
Erst durch das entschlossene Eingreifen<br />
<strong>de</strong>r jetzigen Regierung wur<strong>de</strong> nach dieser<br />
Sicht die Kontrolle „dieses korrupten Netzes“<br />
über die „Dritte Republik“ been<strong>de</strong>t.<br />
Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Kaczynski will aber auch gegen<br />
die <strong>de</strong>utsche Presse in ganz Europa vorgehen.<br />
„In Polen ist ein gewaltiger Teil <strong>de</strong>r Presse<br />
<strong>de</strong>utsch“, sagte er im Rundfunk. Deshalb<br />
muss nach seiner Meinung auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r<br />
Europäischen Union darüber nachgedacht<br />
und endlich ein Damm errichtet wer<strong>de</strong>n. Die Äußerungen<br />
wur<strong>de</strong>n ausgelöst durch einen Bericht<br />
<strong>de</strong>r im Springer-Verlag erscheinen<strong>de</strong>n polnischen<br />
Zeitschrift „Newsweek“, die behauptet<br />
hatte, Putin und Kaczynski hätten sich abgewandt<br />
von <strong>de</strong>n Denkweisen <strong>de</strong>r ersten, <strong>de</strong>mokratisch<br />
und westlich orientierten Reformergeneration<br />
<strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>jahre. Sie setzten statt<br />
<strong>de</strong>ssen auf eine Politik <strong>de</strong>r „starken Hand“, wobei<br />
nationale Werte an die Stelle zivilgesellschaftlicher<br />
Tugen<strong>de</strong>n träten. Offenbar aufgrund<br />
<strong>de</strong>s inzwischen ausgeübten Drucks, ru<strong>de</strong>rte<br />
eine <strong>Zeitung</strong> <strong>de</strong>s Springer-Konzerns zurück.<br />
„Kaczynski ist nicht Putin“, hieß es dazu in <strong>de</strong>r<br />
„Dziennik“. Gleichwohl richtete Kaczynski einen<br />
scharfen Appell an alle Verlage, die ständige<br />
Kritik an seiner Regierung einzustellen.<br />
●<br />
Polen will Entwurf <strong>für</strong> EU-Verfassung vorlegen.<br />
Die durch die Volksentscheidungen in<br />
Frankreich und <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n gescheiterte<br />
EU-Verfassung soll nach Aussagen von EU-<br />
Ratspräsi<strong>de</strong>ntin Angela Merkel während ihrer<br />
Regentschaft wie<strong>de</strong>rbelebt wer<strong>de</strong>n. Allerdings<br />
wur<strong>de</strong>n bei ihrem Besuch En<strong>de</strong> Januar in Tschechien<br />
bereits erhebliche Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich.<br />
Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Topolánek stellte klar, dass<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Entwurfs eine Einigung<br />
nicht möglich sei. Der Vertrag müsse<br />
in bestimmten Kapiteln neu formuliert und klar<br />
<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n, welche Kompetenzen die EU<br />
und welche die Nationalstaaten haben, hieß es<br />
nach <strong>de</strong>n Gesprächen. Auch müsse das Dokument<br />
<strong>für</strong> <strong>de</strong>n Bürger verständlicher abgefasst<br />
sein. Nach einem Treffen <strong>de</strong>r Staatspräsi<strong>de</strong>nten<br />
Polens und Tschechiens, Lech Kaczynski<br />
und Václaw Klaus, teilte das polnische Staatsoberhaupt<br />
die tschechischen Be<strong>de</strong>nken. Er kündigte<br />
an, Polen wer<strong>de</strong> im März einen eigenen<br />
Vorschlag <strong>für</strong> einen EU-Verfassungsentwurf vorlegen,<br />
<strong>de</strong>r die Realität wi<strong>de</strong>rspiegeln wer<strong>de</strong>.<br />
Man darf gespannt sein, wie die EU hierauf reagieren<br />
wird, <strong>de</strong>nn nach allen Erfahrungen mit<br />
Polen, aber auch Tschechien, wer<strong>de</strong>n die erwarten<strong>de</strong>n<br />
nationalistischen Elemente <strong>de</strong>s<br />
Entwurfs wohl kaum auf Akzeptanz bei <strong>de</strong>n<br />
meisten Staaten stoßen.
4<br />
Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Roland Koch empfing<br />
die Spitzen <strong>de</strong>r Vertriebenenverbän<strong>de</strong><br />
Wie in <strong>de</strong>n Jahren zuvor hat Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />
Roland Koch die Vertreter <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>r Vertriebenen und <strong>de</strong>r Landsmannschaften<br />
zu einem Neujahresgespräch<br />
in <strong>de</strong>r Hessischen Staatskanzlei in<br />
Wiesba<strong>de</strong>n empfangen. An <strong>de</strong>m Gespräch<br />
nahmen auch die Hessische Sozialministerin<br />
Silke Lautenschläger,<br />
Staatssekretär Dirk Metz und <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s<br />
Ministerbüros im Hessischen Kultusministeriums,<br />
Dr. Alexan<strong>de</strong>r Jehn, teil. Ebenso<br />
die Landtagsabgeordnete Gudrun<br />
Osterburg als Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Unterausschusses<br />
<strong>für</strong> Heimatvertriebene, Aussiedler,<br />
Flüchtlinge und Wie<strong>de</strong>rgutmachung.<br />
Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Roland Koch begrüßte<br />
die Vertreter <strong>de</strong>r Heimatvertriebenen<br />
und Spätaussiedler und dankte ihnen<br />
<strong>für</strong> die Aktivitäten zugunsten <strong>de</strong>r Integration<br />
und <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Kultur. Das soli<strong>de</strong><br />
finanzielle Niveau <strong>für</strong> diesen Bereich<br />
soll in diesem und im nächsten Jahr aufrechterhalten<br />
bleiben. Er sei froh, dass die<br />
Vertriebenenverbän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />
wie<strong>de</strong>r wahrgenommen wer<strong>de</strong>n. Auch die<br />
Schaffung eines Sitzes im Rundfunkrat <strong>de</strong>s<br />
Hessischen Rundfunks habe dazu beigetragen,<br />
dass sich Gremien etabliert haben.<br />
„Dies ist eine Rückkehr zur Normalität, die<br />
nicht mehr zurückgedreht wer<strong>de</strong>n kann“,<br />
so <strong>de</strong>r Ministerpräsi<strong>de</strong>nt. In diesem Zusammenhang<br />
erinnerte er an die Verleihung<br />
<strong>de</strong>r Wilhelm-Leuschner-Medaille an<br />
<strong>de</strong>n Vertriebenenbischof Gerhard Pieschl<br />
aus Limburg. Dies sei ein Zeichen da<strong>für</strong>,<br />
dass es die Vertriebenen waren, die ganz<br />
erheblich zum Aufbau und wirtschaftlichen<br />
Erfolg Lan<strong>de</strong>s Hessen beigetragen haben.<br />
Der Ministerpräsi<strong>de</strong>nt ging auch auf das<br />
geplante „Zentrum gegen Vertreibungen“<br />
in Berlin ein und bedauerte, dass es hier<br />
Schwierigkeiten gebe, trotz eines früheren<br />
politischen Konsens. Das Thema<br />
wer<strong>de</strong> innenpolitisch mißbraucht, obwohl<br />
es durch die Mitregierung <strong>de</strong>r CDU<br />
einen positive Entwicklung gegeben<br />
habe. Im Bun<strong>de</strong>shaushalt seien 2007 erstmals<br />
1 000 000 Euro <strong>für</strong> das im Koalitionsvertrag<br />
vereinbarte „sichtbare Zeichen“<br />
in Berlin zur gesellschaftlichen wie<br />
historischen Aufarbeitung von Zwangsemigration,<br />
Flucht und Vertreibung bereitgestellt<br />
wor<strong>de</strong>n. Er informierte über diesbezügliche<br />
Gespräche in <strong>de</strong>r Ministerpräsi<strong>de</strong>ntenkonferenz<br />
und betonte, dass<br />
er eine friedliche gemeinsame Lösung wolle.<br />
An <strong>de</strong>r Finanzierung müssten sich Bund<br />
und die Län<strong>de</strong>r beteiligen. „Für <strong>de</strong>n Fall,<br />
dass es zu keiner Einigung kommt, wer-<br />
TERMINE<br />
Landsmanschaft <strong>Schlesien</strong> Velbert<br />
Mittwoch, 21. 3. 2007, ab 10.00 Uhr<br />
Tagesfahrt „Planetarium Bochum“,<br />
Preis: 25,00 Euro, Anmeldung bis<br />
1. 3. 2007 bei: Peter Wawrzik – Tel.:<br />
0 20 51 – 21 0 75<br />
POLITIK Schlesische Nachrichten 5/2007<br />
<strong>de</strong>n es am En<strong>de</strong> die machen, die es machen<br />
wollen. Hessen wird noch in diesem<br />
Jahr einen Weg fin<strong>de</strong>n und am En<strong>de</strong> wird<br />
es ein Weg in die richtige Richtung sein“,<br />
versprach <strong>de</strong>r Ministerpräsi<strong>de</strong>nt.<br />
Der Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Vertriebenen, Alfred Herold, bezeichnet<br />
das jährliche Zusammentreffen nicht als<br />
Routine, son<strong>de</strong>rn als Zeichen <strong>de</strong>r persönlichen<br />
Verbun<strong>de</strong>nheit. Er reflektierte<br />
weiter die Aktivitäten seines Verban<strong>de</strong>s<br />
und <strong>de</strong>r Landsmannschaften und berichtete<br />
über die Kulturarbeit einschließlich<br />
<strong>de</strong>m Bereich von Schulbüchern und Lehrplänen,<br />
das Deutsch-Europäische Bildungswerk<br />
und die Integration mit Spätaussiedlern.<br />
Sozialministerin Silke Lautenschläger<br />
informierte über das Integrationskonzept<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Hessen und versprach, die<br />
vorgelegten Beschwer<strong>de</strong>n zum Fremdrentengesetz<br />
in ihrem Hause prüfen zu lassen.<br />
Für das Kultusministerium antwortete<br />
Dr. Jehn auf die Fragen zur hessischen<br />
Lehrerhandreichung zum Thema Vertreibung<br />
und wies darauf hin, dass diese im<br />
Amtsblatt vorgestellt und die Schulleiter<br />
sowie Seminarleiter schriftlich über die<br />
Herausgabe unterrichtet wur<strong>de</strong>n. Er bat<br />
darum, in <strong>de</strong>n Schulen offensiv da<strong>für</strong> zu<br />
werben und diese Handreichungen auch<br />
zu nutzen.<br />
Zum Abschluss <strong>de</strong>s Gespräches zeigte<br />
sich <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sbeauftragte <strong>de</strong>r Hessischen<br />
Lan<strong>de</strong>sregierung, Rudolf Friedrich,<br />
erfreut über die starke Resonanz und das<br />
fruchtbare Gespräch <strong>de</strong>r Vertriebenenverbän<strong>de</strong><br />
und Landsmannschaften mit<br />
<strong>de</strong>m Ministerpräsi<strong>de</strong>nten. „Dies zeigt, dass<br />
die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler<br />
in Hessen als Gruppe ernst genommen<br />
wer<strong>de</strong>n“, so Friedrich.<br />
Joseph Pietsch<br />
Fromme: „Sichtbares Zeichen“ zum Ge<strong>de</strong>nken an die<br />
Vertreibung nicht ohne Opferbeteiligung möglich<br />
Zu <strong>de</strong>n Erklärungen <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r SPD-Fraktion, Fritz-<br />
Rudolf Körper, bezüglich eines „Zentrums gegen Vertreibungen“ („sichtbares<br />
Zeichen“) erklärt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Vertriebenen, Flüchtlinge und<br />
Aussiedler <strong>de</strong>r CDU/CSU-Bun<strong>de</strong>stagsfraktion, Jochen-Konrad Fromme MdB:<br />
Seit Jahren setzen sich CDU und CSU<br />
<strong>für</strong> die Schaffung eines „Zentrums gegen<br />
Vertreibungen“ in Berlin ein. Dabei<br />
wur<strong>de</strong> immer, vor allem auch von<br />
Bun<strong>de</strong>skanzlerin Angela Merkel erklärt,<br />
dass eine solche Einrichtung <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens<br />
eine gesamtstaatliche Aufgabe<br />
darstellt. Dies be<strong>de</strong>utet, dass die Vertriebenen<br />
beson<strong>de</strong>rs als Betroffene natürlich<br />
ein Recht auf Mitwirkung und damit<br />
auch Mitbestimmung haben müssen.<br />
Das be<strong>de</strong>utet, sie sind Partner <strong>de</strong>r die<br />
staatliche Trägerschaft repräsentieren<strong>de</strong>n<br />
öffentlichen Hand. Es ist aber strikt<br />
abzulehnen, <strong>de</strong>n Vertriebenenverbän<strong>de</strong>n,<br />
wie von <strong>de</strong>r SPD jetzt gefor<strong>de</strong>rt, jegliche<br />
maßgebliche Mitbestimmung bei<br />
<strong>de</strong>r Gestaltung <strong>de</strong>s Zentrums abzusprechen<br />
und eine ausschließlich öffentliche,<br />
staatliche Steuerung vorzugeben.<br />
Es wäre ein einzigartiger Vorgang,<br />
wenn bei <strong>de</strong>r Schaffung eines Ge<strong>de</strong>nkortes<br />
<strong>für</strong> die Opfer eines historischen<br />
Prozesses die Opferorganisationen aus<br />
<strong>de</strong>r Gestaltung dieses Ge<strong>de</strong>nkortes<br />
ausgeschlossen wür<strong>de</strong>n.<br />
Man stelle sich vor, <strong>de</strong>r Zentralrat <strong>de</strong>r<br />
Ju<strong>de</strong>n in Deutschland wäre bei <strong>de</strong>r Gestaltung<br />
und Errichtung <strong>de</strong>s Holocaust-<br />
Mahnmals in Berlin nicht gefragt und<br />
maßgeblich einbezogen wor<strong>de</strong>n.<br />
Die <strong>de</strong>utschen Heimatvertriebenen<br />
haben einen legitimen Anspruch auf eine<br />
maßgebliche Beteiligung bei <strong>de</strong>r Errichtung<br />
<strong>de</strong>s „sichtbaren Zeichens“ <strong>für</strong><br />
die Opfer <strong>de</strong>r Vertreibung, so wie diese<br />
Ge<strong>de</strong>nkeinrichtung im Koalitionsvertrag<br />
benannt und vereinbart wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Ebenso ist <strong>de</strong>r Vorschlag <strong>de</strong>r SPD abzulehnen,<br />
eine internationale Historikerkonferenz<br />
zu <strong>de</strong>r geplanten Einrichtung<br />
einzuberufen. Die Gestaltungshoheit<br />
und damit Verantwortung <strong>für</strong> dieses<br />
Projekt liegt in Deutschland und diese<br />
Verantwortung kann auch nicht <strong>de</strong>legiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Im Übrigen hat das mit<br />
<strong>de</strong>r Konzeption und Erstellung beauftragte<br />
Bun<strong>de</strong>skanzleramt und dort die<br />
Behör<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Beauftragten <strong>für</strong> Kultur und<br />
Medien ein vorbereiten<strong>de</strong>s Beratergremium<br />
aus hochrangigen Wissenschaftlern<br />
berufen, an <strong>de</strong>m bereits internationale<br />
Fachleute beteiligt sind.<br />
Eine international besetzte Historikerkonferenz<br />
scheint eher <strong>de</strong>r Versuch<br />
zu sein, ein wichtiges Projekt zu verhin<strong>de</strong>rn<br />
o<strong>de</strong>r durch eine jahrelange Debatte<br />
zu verschleppen.<br />
Die SPD muss hier dringend an die<br />
Vereinbarung im Koalitionsvertrag erinnert<br />
wer<strong>de</strong>n. Ein Koalitionsvertrag<br />
wird <strong>für</strong> eine Legislaturperio<strong>de</strong> geschlossen.<br />
In unserem Koalitionsvertrag<br />
ist die Schaffung eines „sichtbaren Zeichens“<br />
<strong>für</strong> die Opfer <strong>de</strong>r Vertreibung in<br />
Berlin vereinbart.<br />
Nach<strong>de</strong>m nunmehr auch finanzielle<br />
Mittel <strong>für</strong> eine Anschubfinanzierung im<br />
Bun<strong>de</strong>shaushalt 2007 veranschlagt<br />
wor<strong>de</strong>n sind, sollten die Kräfte darauf gerichtet<br />
wer<strong>de</strong>n, die Einrichtung Realität<br />
wer<strong>de</strong>n zu lassen und nicht eine Verschleppungstaktik<br />
raumgreifen.
Schlesische Nachrichten 5/2007 POLITIK / LESERBRIEFE<br />
5<br />
Kommt jetzt die zweite Vertreibung?<br />
Von sächsischer Kreisreform und schlesischer I<strong>de</strong>ntität<br />
Als 1950 die damalige SBZ im Görlitzer<br />
Vertrag auf die <strong>de</strong>utschen Ostgebiete verzichtete,<br />
ging ein fast einhelliger Sturm<br />
<strong>de</strong>r Entrüstung durch alle bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen<br />
Parteien, die über die rechtsmäßige<br />
Zugehörigkeit <strong>de</strong>r Ostprovinzen zu<br />
Deutschland keinen Zweifel aufkommen<br />
ließen. Erst die neue Ostpolitik unter<br />
Brandt und die Polenverträge <strong>de</strong>r Regierung<br />
Kohl stellten die alten Positionen<br />
zur Disposition und vollzogen damit<br />
eine radikale Kurskorrektur. Parallel zu<br />
dieser Entwicklung verschwand <strong>de</strong>r Begriff<br />
Ost<strong>de</strong>utschland aus <strong>de</strong>m Sprachgebrauch,<br />
um wie auf Knopfdruck in <strong>de</strong>n<br />
90er Jahren wie<strong>de</strong>r aufzutauchen und<br />
nun auf die untergegangene DDR Anwendung<br />
zu fin<strong>de</strong>n. Ebenso auffällig war<br />
das mediale Bemühen, die Erinnerung an<br />
die Vertreibung und das unermessliche<br />
Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Betroffenen tot zu schweigen,<br />
so dass mit Fug und Recht von einer<br />
zweiten Vertreibung gesprochen wer<strong>de</strong>n<br />
konnte. Auch das Verschweigen alter<br />
<strong>de</strong>utscher Ortsbezeichnungen wie die<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen um <strong>de</strong>n historischen<br />
Namen „Schlesischer Bahnhof“ in<br />
Ostberlin gehören zu dieser Entwicklung.<br />
Nun soll in Sachsen auch <strong>de</strong>r letzte,<br />
i<strong>de</strong>ntitätsstiften<strong>de</strong> schlesische Name, <strong>de</strong>r<br />
„Nie<strong>de</strong>rschlesische Oberlausitzkreis“, im<br />
Zuge einer Kreisreform verschwin<strong>de</strong>n<br />
und zusammen mit <strong>de</strong>m Kreis Löbau-Zittau<br />
die anonyme und nichtssagen<strong>de</strong> Bezeichnung<br />
„Neißekreis“ erhalten. Initiator<br />
dieser Planung ist ausgerechnet <strong>de</strong>r<br />
christ<strong>de</strong>mokratische Innenminister Dr. Albrecht<br />
Buttolo, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Unterstützung<br />
vieler Parteifreun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Görlitzer<br />
CDU-Bun<strong>de</strong>stagsabgeordneten und<br />
sächsischen Generalsekretärs Michael<br />
Kretschmer sicher sein kann. Aufmerksamen<br />
Besuchern <strong>de</strong>r schönen Stadt Görlitz<br />
ist es überdies nicht entgangen, dass<br />
in <strong>de</strong>r letzten Zeit immer seltener schlesische<br />
Fahnen zu sehen waren und selbst<br />
bei <strong>de</strong>r Einweihung <strong>de</strong>s Schlesischen Museums<br />
keine gehisst wur<strong>de</strong>n. Es passt halt<br />
alles zusammen.<br />
60 Jahre nach <strong>de</strong>r Vertreibung aus <strong>de</strong>r<br />
angestammten Heimat und <strong>de</strong>r weit fortgeschrittenen<br />
„biologischen Lösung“ bei<br />
<strong>de</strong>r Erlebnisgeneration sieht man offenbar<br />
<strong>de</strong>n Zeitpunkt gekommen, nun die end-<br />
Bayerischer Innenminister Dr. Günther Beckstein<br />
unterstützt Wi<strong>de</strong>rstand gegen Kreisreform<br />
Unser Leser Wolfgang Liebehenschel<br />
gab uns einige Briefe von Gegnern <strong>de</strong>r<br />
sächsischen Kreisreform an <strong>de</strong>n sächsischen<br />
Innenminister Dr. Buttolo zur<br />
Kenntnis, die sich <strong>de</strong>utlich gegen die Abschaffung<br />
<strong>de</strong>s Namens „Nie<strong>de</strong>rschlesischer<br />
Oberlausitzkreis“ wen<strong>de</strong>n. Darunter<br />
ist auch ein Brief <strong>de</strong>s Bayerischen Ministers<br />
<strong>de</strong>s Innern, Dr. Günther Beckstein<br />
MdL, <strong>de</strong>r u. a. schon beim letzten<br />
Deutschlandtreffen <strong>de</strong>r Schlesier seine<br />
Verbun<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r Schlesischen<br />
Landsmannschaft unter Beweis gestellt<br />
hat. Beckstein äußert in seinem Brief Ver-<br />
Zur Erinnerung<br />
Wir möchten uns bei unseren vielen Lesern<br />
bedanken, die bereits Ihre Abonnementsgebühren<br />
<strong>für</strong> 2007 überwiesen haben.<br />
Lei<strong>de</strong>r sind immer noch einige Rechnungen<br />
offen. Wir bitten Sie, diese in <strong>de</strong>n<br />
nächsten Tagen zu überweisen. Da immer<br />
wie<strong>de</strong>r unklärbare Überweisungen vorkommen,<br />
geben Sie bitte immer die<br />
Rechnungs-Nr., Ihren Namen o<strong>de</strong>r bei<br />
Gruppierungen <strong>de</strong>n Ort an.<br />
Vielen Dank<br />
ständnis <strong>für</strong> die Sorge, dass <strong>de</strong>r letzte Rest<br />
<strong>de</strong>r landsmannschaftlichen I<strong>de</strong>ntität im<br />
Freistaat Sachsen verloren geht und bittet<br />
Dr. Buttolo, die jahrhun<strong>de</strong>rte alte schlesische<br />
Kultur und die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />
Emotionen bei <strong>de</strong>r schlesischstämmigen<br />
Bevölkerung bei <strong>de</strong>r weiteren Entscheidung<br />
zu berücksichtigen.<br />
Mit solch prominenten Fürsprechern<br />
bekommt je<strong>de</strong>r weitere Brief an das<br />
Sächsische Innenministerium umso mehr<br />
Gewicht. Bitte beteiligen auch Sie sich am<br />
Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Auslöschung <strong>de</strong>r<br />
schlesischen I<strong>de</strong>ntität in Sachsen. ma<br />
Ge<strong>de</strong>nktage<br />
8. März 1922, Hei<strong>de</strong>rsdorf/NS<br />
85. Geburtstag Heinar Kipphardt – Dramatiker,<br />
Lyriker, und Erzähler, Gerhart-<br />
Hauptmann-Preis 1964 u.a.<br />
11. März 1907, Kreisau<br />
100. Geburtstag von James von Moltke,<br />
Wi<strong>de</strong>rstandskämpfer, grün<strong>de</strong>te nach<br />
1933 <strong>de</strong>n „Kreisauer Kreis“<br />
29. März 1912, Hirschberg/Rsgb.<br />
95. Geburtstag von Hanna Reitsch, Fliegerkapitänin<br />
und Testpilotin – Ehrenmitglied<br />
<strong>de</strong>r Society of Experiment<br />
gültige Vertreibung aus <strong>de</strong>r Geschichte<br />
folgen zu lassen und die Zerstörung <strong>de</strong>r<br />
schlesischen I<strong>de</strong>ntität billigend in Kauf<br />
zu nehmen. Die Initiatoren dieses Vorhabens<br />
müssen es sich gefallen lassen,<br />
wenn Parallelen zu <strong>de</strong>r gängigen DDR-<br />
Praxis wach wer<strong>de</strong>n, wo <strong>de</strong>r Name<br />
<strong>Schlesien</strong> und je<strong>de</strong>s Bekenntnis dazu<br />
verboten war. Noch dürfen wir uns freilich<br />
zu diesem <strong>Schlesien</strong> bekennen, wenn<br />
auch Anfeindungen und Totschweigen<br />
zunehmen. Es entbehrt jedoch nicht einer<br />
gewissen, bitteren Ironie, dass sich<br />
ausgerechnet sächsische CDU-Politiker<br />
nicht scheuen, in die Fußstapfen ihrer<br />
„volks<strong>de</strong>mokratischen“ Vorgänger zu<br />
treten. Des Beifalls von <strong>de</strong>n Polen jenseits<br />
<strong>de</strong>r Neiße samt ihren etablierten<br />
bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Sekundanten dürften<br />
sie auf je<strong>de</strong>n Fall gewiss sein.<br />
Liebe Landsleute und Freun<strong>de</strong> <strong>Schlesien</strong>s!<br />
Bitte schauen Sie nicht weg, wenn<br />
man in Görlitz und im nie<strong>de</strong>rschlesischen<br />
Umland versucht, <strong>de</strong>n Namen und die<br />
Fahnen <strong>Schlesien</strong>s in <strong>de</strong>r Mottenkiste zu<br />
entsorgen. Helfen Sie uns als Schlesische<br />
Jugend in unserem Kampf gegen diesen<br />
Anschlag auf unsere schlesische I<strong>de</strong>ntität!<br />
Bitte protestieren Sie gegen die geplante<br />
Eliminierung <strong>de</strong>s schlesischen Namens<br />
und schreiben Sie an:<br />
Sächsisches Staatsministerium <strong>de</strong>s Innern,<br />
Dr. Albrecht Buttolo, Wilhelm-Buck-<br />
Str. 2, 01097 Dres<strong>de</strong>n<br />
<strong>Schlesien</strong> Glück auf!<br />
Gerd Kresse,<br />
i.A. <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>svorstan<strong>de</strong>s<br />
Schlesische Jugend<br />
TERMINE<br />
11. März 2007, 11.30 Uhr Festakt <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstandskämpfer<br />
Helmuth James von Moltke im Konzerthaus<br />
Berlin. Eintritt: 18+10 €, Karten 030/20309210.<br />
weitere Veranstaltungen:<br />
11. März 2007, 10 Uhr Ge<strong>de</strong>nkgottesdienst in <strong>de</strong>r franz.<br />
Friedrichstadtkirche auf <strong>de</strong>m Gendarmenmarkt<br />
10. März 2007, 20 Uhr Autorenlesung in <strong>de</strong>r franz. Friedrichstadtkirche<br />
auf <strong>de</strong>m Gendarmenmarkt, Jochen<br />
Köhler. Eintritt: 7+5 €, Vorbestellung unter 030/20355405<br />
Leserbriefe<br />
Rumänien will „Dracula-Schloss“ zurück<br />
kaufen<br />
Am 10. 1. 2007 mel<strong>de</strong>te „Die Welt“, dass<br />
Rumänien, die als „Dracula-Schloss“ bekannte<br />
Burg Bran in <strong>de</strong>n Südkarpaten <strong>für</strong><br />
60 Millionen Euro zurückkaufen will. Im<br />
Sommer 2006 war sie an ihren rechtmäßigen<br />
Besitzer, Dominik von Habsburg, zurückgegeben<br />
wor<strong>de</strong>n. Ungarn, Litauen und<br />
sogar Polen haben ja ähnliche Entschädigungen<br />
praktiziert. Mein Leserbrief an „Die<br />
Welt“ wur<strong>de</strong> natürlich nicht gedruckt: Nach<strong>de</strong>nkenswert:<br />
Rumänien: Durch Kommunisten<br />
enteignete Alteigentümer erhalten ihr<br />
Eigentum zurück und <strong>de</strong>r Staat kauft es ihnen<br />
ab. Deutschland: Durch Kommunisten<br />
enteignete Alteigentümer erhalten ihr Eigentum<br />
nicht zurück, sie müssen es vom<br />
Staat zurückkaufen. C´est la difference.<br />
Sigismund Freiherr von Zedlitz, Berlin
6 LESERBRIEFE / ZEITGESCHEHEN<br />
Leserbriefe<br />
Zu „Die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Flucht“ (SN 3/2007, S. 13 und SN 4/2007, S. 4)<br />
In <strong>de</strong>n SN 4/2007 berichtete unser Leser<br />
Georg Friebe, dass das ZDF ihm nicht auf<br />
seine Einwän<strong>de</strong> geantwortet hatte. Inzwischen<br />
hat Herr Friebe eine Stellungnahme<br />
<strong>de</strong>r Produktionsfirma CineCentrum erhalten,<br />
die einige geschichtsklittern<strong>de</strong> Aussagen<br />
in <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>reihe bestätigt. Hier lesen<br />
Sie die ausführliche, höchst fundierte<br />
Richtigstellung durch Herrn Friebe:<br />
Die Produktionsfirma bestätigt, dass <strong>de</strong>r<br />
Kommentar zum Film zwei Behauptungen<br />
aufgestellt hat:<br />
(1) Die O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r<br />
Potsdamer Konferenz als neue<br />
<strong>de</strong>utsch-polnische Grenze festgelegt<br />
hat.<br />
(2) Die Zwangsumsiedlung aller Deutschen<br />
aus <strong>de</strong>n ehemaligen Ostgebieten<br />
sei auf <strong>de</strong>r Potsdamer Konferenz<br />
beschlossen wor<strong>de</strong>n.<br />
Bei<strong>de</strong> Behauptungen sind nachweislich<br />
falsch. Ich stütze mich bei meiner Kritik<br />
auf das „Kommuniqué“, das die Konferenz<br />
am 2. August 1945 herausgab.<br />
Zu (1): Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Satz lautet:<br />
„Die Häupter <strong>de</strong>r drei Regierungen bekräftigen<br />
ihre Auffassung, dass die endgültige<br />
Festlegung <strong>de</strong>r Westgrenze Polens<br />
bis zu <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskonferenz zurückgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n soll.“ (Das „bekräftigen“ erklärt<br />
sich aus <strong>de</strong>m Beschluß <strong>de</strong>r Konferenz<br />
von Jalta, „dass die endgültige Festlegung<br />
<strong>de</strong>r Westgrenze Polens hernach<br />
[wenn die Ansicht <strong>de</strong>r Polnischen Provisorischen<br />
Regierung <strong>de</strong>r Nationalen Einheit<br />
eingeholt wor<strong>de</strong>n sein wird] bis zur<br />
Frie<strong>de</strong>nskonferenz zurückzustellen ist“.)<br />
Was <strong>de</strong>n Ausdruck „die früheren <strong>de</strong>utschen<br />
Gebiete“ anlangt, so kann dieser<br />
Ausdruck nichts an <strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utigen Entscheidung<br />
„bis zu <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskonferenz“<br />
än<strong>de</strong>rn. Er erklärt sich vermutlich aus zwei<br />
Umstän<strong>de</strong>n: Zum einen stand die Konferenz<br />
unter Zeitdruck (es fin<strong>de</strong>n sich noch<br />
an<strong>de</strong>re unausgegorene Formulierungen in<br />
<strong>de</strong>n Texten), zum an<strong>de</strong>ren hatten auch die<br />
Angloamerikaner grundsätzlich <strong>de</strong>r Westverschiebung<br />
zugestimmt, aber höchstens<br />
bis zur O<strong>de</strong>r. Offenbar ist Ihnen nicht bekannt<br />
und nicht bewußt, dass die Entscheidung<br />
über die künftige <strong>de</strong>utsche Ostgrenze<br />
gar nicht <strong>de</strong>r amerikanische Präsi<strong>de</strong>nt<br />
und <strong>de</strong>r britische Premierminister<br />
treffen konnten. Da bei<strong>de</strong> <strong>de</strong>mokratischen<br />
Staatswesen vorstan<strong>de</strong>n, mußte diese Regelung<br />
in einem Frie<strong>de</strong>nsvertrag getroffen<br />
wer<strong>de</strong>n; ein Frie<strong>de</strong>nsvertrag muß ratifiziert<br />
wer<strong>de</strong>n, und <strong>für</strong> die Ratifizierung sind die<br />
jeweiligen Parlament zuständig (im Falle<br />
<strong>de</strong>r USA <strong>de</strong>r Senat 1) .<br />
Nur unter dieser Voraussetzung ließ sich<br />
Polen von <strong>de</strong>r DDR die O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie<br />
als „Grenze“ bestätigen, und <strong>de</strong>swegen<br />
legten die Sowjetunion und Polen trotz <strong>de</strong>s<br />
„Görlitzer Vertrages“ so großen Wert darauf,<br />
dass auch die Bun<strong>de</strong>srepublik in <strong>de</strong>n<br />
Ostverträgen diese Linie „anerkannte“ (was<br />
aber nach einer Entscheidung <strong>de</strong>r<br />
BverfGs vom 7. Juli 1975 keine völkerrechtliche<br />
Anerkennung war).<br />
Sie geben auch <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s Art.<br />
VI. über das Königsberger Gebiet nicht<br />
richtig wie<strong>de</strong>r. Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zusatz<br />
heißt: „Der Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r USA und <strong>de</strong>r britische<br />
Premierminister haben erklärt,<br />
dass sie <strong>de</strong>n Vorschlag <strong>de</strong>r Konferenz [hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r endgültigen Übergabe <strong>de</strong>r<br />
Stadt Königsberg und <strong>de</strong>s anliegen<strong>de</strong>n<br />
Gebietes an die Sowjetunion] bei <strong>de</strong>r bevorstehen<strong>de</strong>n<br />
Frie<strong>de</strong>nsregelung unterstützen<br />
wer<strong>de</strong>n“ – weil die Entscheidung<br />
bei <strong>de</strong>n Parlamenten gelegen hätte!<br />
Wenn Sie die Auffassung vertreten, dass<br />
Ost<strong>de</strong>utschland seit 1945 – faktisch – zu<br />
Polen gehörte, dann müssen Sie ehrlicherweise<br />
hinzufügen (vor allem in Ihren<br />
Produktionen!), dass Polen die ost<strong>de</strong>utschen<br />
Provinzen annektiert hat. Von einer<br />
„Festlegung“ <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r-Neiße-Linie als<br />
Westgrenze Polens durch die Potsdamer<br />
Konferenz kann keine Re<strong>de</strong> sein.<br />
Zu (2): Wenn ein Gebiet unter die „Verwaltung“<br />
eines Staates gestellt wird, so<br />
kommt es damit nicht unter die Souveränität<br />
<strong>de</strong>s „verwalten<strong>de</strong>n“ Staates, son<strong>de</strong>rn<br />
bleibt staatsrechtlich Teil <strong>de</strong>s Staates, zu<br />
<strong>de</strong>m es bislang gehörte. Die Siegermächte<br />
gingen <strong>de</strong>nn auch gleich zu Beginn <strong>de</strong>r<br />
Potsdamer Konferenz davon aus, dass unter<br />
„Deutschland“ <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Staat „in<br />
<strong>de</strong>n Grenzen vom 31. Dezember 1937“ zu<br />
verstehen sei. Mithin kann unter „Polen“<br />
in Art. XIII nur das polnische Staatsgebiet<br />
ausschließlich <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Gebiete<br />
gemeint sein. Damit hat die Konferenz die<br />
Vertreibungen nicht „legalisiert“. (Im übrigen<br />
for<strong>de</strong>rn die Siegermächte in diesem<br />
Artikel die Vertreiberstaaten auf, die Vertreibungen<br />
zunächst einmal einzustellen.)<br />
Die Angloamerikaner haben die Vertreibung<br />
<strong>de</strong>r Ost<strong>de</strong>utschen „hingenommen“,<br />
weil sie keine Möglichkeit sahen, das zu<br />
Nachrichten aus Görlitz<br />
Schlesische Nachrichten 5/2007<br />
verhin<strong>de</strong>rn. Aber Churchill erklärte auf <strong>de</strong>r<br />
Konferenz: „Die Polen transportierten<br />
Deutsche aus einer Besatzungszone ab.“<br />
(Nach seiner berechtigten Auffassung<br />
gehörten die <strong>de</strong>utschen Ostprovinzen, wie<br />
im Vorjahr in London vereinbart, zur<br />
sowjetischen Besatzungszone.)<br />
Die ganze Kalamität, vor <strong>de</strong>r die Potsdamer<br />
Konferenz in dieser Frage stand,<br />
war die Folge davon, dass sich Stalin und<br />
seine polnischen Strohmänner nicht an die<br />
Beschlüsse <strong>de</strong>r Krim-Konferenz gehalten,<br />
son<strong>de</strong>rn durch die Übertragung <strong>de</strong>r Verwaltung<br />
<strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Gebiete an die<br />
kommunistische polnische Regierung eigenmächtig<br />
gehan<strong>de</strong>lt und unverzüglich<br />
mit <strong>de</strong>r Vertreibung <strong>de</strong>r Deutschen begonnen<br />
hatten: Sie wollten unumkehrbare<br />
Fakten schaffen.<br />
Ich muß Ihnen lei<strong>de</strong>r attestieren, dass<br />
Sie sowohl in <strong>de</strong>r in Re<strong>de</strong> stehen<strong>de</strong>n TV-<br />
Produktion als auch in Ihrer Antwort auf<br />
meinen Wi<strong>de</strong>rspruch mit <strong>de</strong>n geschichtlichen<br />
Tatsachen dieser Thematik manipulativ<br />
und unverantwortlich umgehen –<br />
unverantwortlich nicht zuletzt <strong>de</strong>swegen,<br />
weil Sie (lei<strong>de</strong>r zu Recht) unterstellen, dass<br />
die allermeisten Zuschauer nicht über die<br />
nötige Sachkenntnis verfügen. Wieweit Sie<br />
selbst dabei gegen besseres Wissen<br />
han<strong>de</strong>ln, kann ich nicht beurteilen, aber<br />
Ihre ganze verquere Argumentation<br />
spricht da<strong>für</strong>.<br />
Mit ist schließlich unverständlich, wie<br />
Herr Professor Knopp die „wissenschaftliche<br />
Leitung“ (und damit auch „wissenschaftliche“<br />
Verantwortung) <strong>für</strong> diese Ihre<br />
Produktion glaubt verantworten zu können.<br />
Sein Schweigen auf meine Kritik ist<br />
freilich ist freilich beredt genug.<br />
Georg Friebe, Roetgen<br />
1 In <strong>de</strong>r 9. Vollsitzung vom 25. 7. 45 erklärte Präsi<strong>de</strong>nt Truman,<br />
„er wünsche seinen Kollegen ein<strong>de</strong>utig klarzumachen,<br />
welche Befugnisse er in bezug auf die Frage <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>nsvertrages<br />
habe. Wenn man Angelegenheiten bespreche, die<br />
zur Aufnahme in Frie<strong>de</strong>nsverträge bestimmt seien, so sollten<br />
sich alle Anwesen<strong>de</strong>n bewußt sein, dass Verträge gemäß<br />
<strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>r vereinigten Staaten nur mit Zustimmung<br />
<strong>de</strong>s Senats <strong>de</strong>r Vereinigten Staaten geschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n können“ (nach <strong>de</strong>n sowjetischen Verhandlungsprotokollen).<br />
Churchill erklärte u.a.: „Wir sind nicht <strong>de</strong>r Meinung,<br />
dass dieses Gebiet polnisches Territorium ist“; „er lasse nicht<br />
zu, dass dieses Gebiet polnisch wer<strong>de</strong>“ (a.a.O. und eine Aufzeichnung<br />
<strong>de</strong>s State Department).<br />
Aus <strong>de</strong>r Sächsischen <strong>Zeitung</strong> <strong>für</strong> die schlesische Region Görlitz<br />
✍ Lan<strong>de</strong>sausstellung 2010 in Görlitz.<br />
Hocherfreut sind die Görlitzer Museumsdirektoren,<br />
dass die Staatsregierung<br />
<strong>de</strong>n Leiter <strong>de</strong>r staatlichen Kunstsammlungen,<br />
Martin Roth, mit <strong>de</strong>r Ausrichtung<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sausstellung 2010 in<br />
Görlitz beauftragt hat. „In seiner Person<br />
und mit <strong>de</strong>n staatlichen Kunstsammlungen<br />
haben wir einen überaus kompetenten<br />
und erfahrenen Partner“ sagte<br />
dazu <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r Städtischen Sammlungen<br />
Jasper von Richthofen. Roth hat<br />
sich mit <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>r Ausstellung bereits<br />
intensiv befasst. Es soll um die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r Via Regia als mittelalterlicher<br />
Han<strong>de</strong>lsweg quer durch Europa gehen.<br />
Jasper von Richthofen hofft nun auf eine<br />
positive Entscheidung <strong>de</strong>s Stadtrates <strong>für</strong><br />
die städtischen Museen. Der Stadtrat<br />
steht vor <strong>de</strong>m Problem, dass neben <strong>de</strong>n<br />
Museen auch die Stadthalle mo<strong>de</strong>rnisiert<br />
wer<strong>de</strong>n muss.<br />
✍ Linkspartei protestiert gegen Etat-<br />
Bescheid. Bei <strong>de</strong>r Diskussion <strong>de</strong>r geplanten<br />
Investitionen mit Mitteln aus <strong>de</strong>m<br />
Neißefonds will sich die Stadt möglicherweise<br />
<strong>de</strong>m Regierungspräsidium wi<strong>de</strong>rsetzen.<br />
Die Linkspartei for<strong>de</strong>rte offiziell<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch gegen <strong>de</strong>n Bescheid einzulegen.<br />
CDU-Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>r Michael<br />
Hannich bestätigte nach einem Gespräch<br />
<strong>de</strong>r Stadträte bei Oberbürgermeister<br />
Joachim Paulick (CDU), dass ein<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch als eine von mehreren Varianten<br />
geprüft wer<strong>de</strong>. Die Stadträte be<strong>für</strong>chten<br />
nicht nur das Aus <strong>für</strong> die Stadthalle,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die Schließung <strong>de</strong>s<br />
Museums im Barockhaus.
Schlesische Nachrichten 5/2007 ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN<br />
7<br />
Breslau Stammtisch Düsseldorf –<br />
Jahresrückblick 2006<br />
Dieses offene Forum hat sich – seit seiner<br />
Gründung im Oktober 2004 – zu einem sehr<br />
beliebten Breslauer-Treff weiter entwickelt.<br />
Als einer <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> <strong>für</strong> <strong>de</strong>n erfolgreichen<br />
Zuspruch ist <strong>de</strong>r seit 60 Jahren<br />
von keiner Organisation zufrie<strong>de</strong>ngestellte<br />
Informationsbedarf <strong>de</strong>r Breslauer<br />
Landsleute. Unserer privaten Initiative gelingt<br />
es immer mehr, durch die Koordination<br />
eines breit gefächerten Informationsspektrums,<br />
<strong>de</strong>n Stammtischbesuchern<br />
möglichst viele Informationsquellen zugänglich<br />
zu machen. Nicht je<strong>de</strong>r hat einen<br />
PC – und Internetanschluss o<strong>de</strong>r Zugang<br />
zu <strong>de</strong>n vielen Printmedien, die in <strong>de</strong>r landsmannschaftlichen<br />
Medienlandschaft erscheinen.<br />
Die speziell <strong>für</strong> die Stammtischbesucher<br />
gefertigte interne Informationsschrift<br />
ist <strong>de</strong>shalb beson<strong>de</strong>rs gefragt.<br />
Was aber durch kein Medium ersetzt wer<strong>de</strong>n<br />
kann, sind die persönlichen Kontakte<br />
unter <strong>de</strong>n Breslauer Besuchern, die nur ein<br />
Stammtisch bieten kann. Für viele – <strong>de</strong>r von<br />
nah und fern angereisten Teilnehmer ist es<br />
wie ein Stück Heimat.<br />
In gemütlicher Kaffeerun<strong>de</strong> sorgen die<br />
vielen persönlichen Beiträge <strong>de</strong>r Stammtischbesucher<br />
immer <strong>für</strong> einen hochinteressanten<br />
lebendigen Erfahrungsaustausch.<br />
Dies spricht sich offenbar herum,<br />
sodass bei je<strong>de</strong>r Zusammenkunft immer<br />
noch neue Besucher zu begrüßen sind. Die<br />
Besucherzahl bewegt sich in <strong>de</strong>n letzten<br />
Monaten nicht unter <strong>de</strong>r 30 Personenmarke<br />
(wenn man be<strong>de</strong>nkt, dass <strong>de</strong>r Erlebnisgeneration<br />
inzwischen viele Probleme zu<br />
schaffen machen).<br />
Es ist schon eine Selbstverständlichkeit,<br />
dass die Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverbän<strong>de</strong>:<br />
Breslau Stadt: Hubert Wolff, Köln, Breslau<br />
Land: Leo Qua<strong>de</strong>, Eschweiler, <strong>de</strong>r Vors.<br />
<strong>de</strong>r LMS-Neuss: Theo Jantosch – im Rahmen<br />
ihrer Möglichkeiten – beim „Breslau<br />
Stammtisch Düsseldorf“ anzutreffen sind.<br />
Viele Breslauer Autoren, z.B. Hans Völkel,<br />
✍ Schlechter Draht nach Polen. Görlitz<br />
Ost und Görlitz West sind in ihrer Zusammenarbeit<br />
längst noch nicht so weit<br />
gekommen, wie dies in <strong>de</strong>r Kulturhauptstadtbewerbung<br />
dargestellt wur<strong>de</strong>. Das<br />
sagte Theaterintendant Michael Wieler bei<br />
einer Diskussionsrun<strong>de</strong> mit Kulturschaffen<strong>de</strong>n.<br />
Dennoch sei es richtig gewesen,<br />
das Positive hervorzuheben: „Für die Bewerbung<br />
war das gut so“. Langfristig sei<br />
er skeptisch, ob Görlitz Ost und West viele<br />
gemeinsame Projekte verwirklichen wer<strong>de</strong>n.<br />
✍ Neuer Vertrag sichert Zukunft <strong>de</strong>r<br />
Neiße-Uni. Erfahrungen und Neuigkeiten<br />
wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r jährlichen Run<strong>de</strong> <strong>de</strong>r trinationalen<br />
Universität ausgetauscht. Professor<br />
Klaus ten Hagen, seit 2004 Präsi<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>r Neiße University erwähnte in seiner<br />
Ansprache <strong>de</strong>n neuen Vertrag zwischen<br />
<strong>de</strong>r Hochschule Zittau/Görlitz, <strong>de</strong>r<br />
Technischen Universität Reichenbach<br />
Bochum, Horst Skopp, Bielefeld und Prof,<br />
Dr. Rudi Maskus stellen ihre Werke beim<br />
Stammtisch selbst o<strong>de</strong>r als Musterexemplar<br />
vor.<br />
Seit En<strong>de</strong> vorigen Jahres bestehen beste<br />
Kontakte zum neu gegrün<strong>de</strong>ten Nachfolgestammtisch<br />
Halle/Saale, Wolfgang<br />
Kupke und <strong>de</strong>r Breslauer Run<strong>de</strong> von<br />
Mühlacker/Enzberg unter Manfred Vieback<br />
und Frau. Der Düsseldorfer Stammtisch fin<strong>de</strong>t<br />
je<strong>de</strong>n 1. Mittwoch im Monat statt.<br />
Horst Schnei<strong>de</strong>r<br />
„Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>m schlesischen Himmelreich!“<br />
Das bayerische Kultusministerium hat <strong>de</strong>n Schülerwettbewerb 2006 / 2007<br />
<strong>Schlesien</strong> gewidmet.<br />
Unter <strong>de</strong>r Leitung von Herrn Robert Leiter,<br />
Beauftragter <strong>de</strong>s bayerischen Kultusministeriums<br />
<strong>für</strong> <strong>de</strong>n Schülerwettbewerb,<br />
erhielt <strong>de</strong>r Wettbewerb ein ansprechen<strong>de</strong>res<br />
Äußere und auch Neuerungen vom<br />
Inhalt her. Dieser ist <strong>für</strong> vier Alterstufen zugeschnitten.<br />
Fragen und Aktionsprogramme<br />
wechseln einan<strong>de</strong>r ab. Somit ergibt<br />
sich ein größerer Anreiz <strong>für</strong> die Schüler,<br />
an <strong>de</strong>m Schülerwettbewerb teilzunehmen.<br />
Allerdings hängt die Durchführung<br />
<strong>de</strong>s Schülerwettbewerbs, die Unterlagen<br />
wur<strong>de</strong>n an die Schulen in Bayern<br />
vom Kultusministerium aus verteilt, weitgehend<br />
von <strong>de</strong>r Bereitschaft <strong>de</strong>r Lehrer ab,<br />
ob sie <strong>de</strong>n Wettbewerb in ihren Klassen<br />
durchführen o<strong>de</strong>r nicht, da es noch viele<br />
an<strong>de</strong>re „Konkurrenzangebote“ <strong>für</strong> Schülerwettbewerbe<br />
gibt, die mit wertvolleren<br />
Preisen locken.<br />
Immerhin beteiligen sich bis zu 26 000<br />
Schüler an bayerischen Schulen an dieser<br />
Art von Wettbewerben, die sich auf die<br />
<strong>de</strong>utsche Geschichte in <strong>de</strong>n Gebieten beziehen,<br />
die bis 1945 <strong>de</strong>utsch waren bzw.<br />
von <strong>de</strong>utscher Kultur geprägt waren und<br />
es auch immer noch sind, trotz Zugehörigkeit<br />
zu einem an<strong>de</strong>ren Staatsverband.<br />
und <strong>de</strong>r Hochschule in Breslau. Auf fünf<br />
Jahre war <strong>de</strong>r Vertrag zur Neiße-Universität<br />
vorgesehen, danach sollte entschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, ob diese Universität weiter<br />
bestehen soll, erklärte ten Hagen. Mit <strong>de</strong>m<br />
Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>s neuen Vertrages<br />
haben wir uns <strong>für</strong> das Weiterbestehen dieses<br />
erfolgreichen Projektes entschie<strong>de</strong>n.<br />
Dabei wur<strong>de</strong>n die Regeln <strong>de</strong>s internationalen<br />
Netzwerkes überarbeitet, damit<br />
können nun nicht nur Stu<strong>de</strong>nten aus<br />
Tschechien, Polen und Deutschland an <strong>de</strong>n<br />
Programmen teilnehmen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
Bewerber aus <strong>de</strong>r ganzen Welt.<br />
✍ Christoph Nathe Bil<strong>de</strong>r im Barockhaus.<br />
86 Zeichnungen <strong>de</strong>s Oberlausitzer<br />
Landschaftsmalers konnte das Kulturhistorische<br />
Museum mit Hilfe <strong>de</strong>r Ernst-von-<br />
Siemens-Stiftung, <strong>de</strong>r Sparkasse Oberlausitz-Nie<strong>de</strong>rschlesien<br />
und Gel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />
Freistaates Sachsen ankaufen. Die 86 Bil<strong>de</strong>r<br />
ergänzen <strong>de</strong>n Bestand <strong>de</strong>s Mu-<br />
TERMINE<br />
8. März 2007, 15 Uhr: Heimatnachmittag mit<br />
Lichtbil<strong>de</strong>rvortrag „Grafschaft Glatz in alten<br />
Ansichten“, Referent: Klaus-Dieter Le<strong>de</strong>r,<br />
Kreisgruppe Kassel, Bistro Allee, Wilhelmshöher<br />
Allee 32 A.<br />
„Haus <strong>de</strong>r Heimat“ in Nürnberg, Imbuschstr. 1,<br />
Dienstag, 6. 3. 2007, 17 – 19 Uhr, Seminarraum,<br />
Vortragsreihe: <strong>Schlesien</strong>, Land an <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r – „Von<br />
Nimmersath nach Schweinebraten“. Schlesische<br />
Ortnamen als Zeugnisse <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgeschichte<br />
Referent: Ulf Beier, Weißenburg LM <strong>Schlesien</strong>,<br />
Bezirk Mittelfranken, Dipl. Ing. Joachim Lukas<br />
Dank gilt <strong>de</strong>m Bayerischen Kultusminister,<br />
Herrn Dr. Siegfried Schnei<strong>de</strong>r, und <strong>de</strong>n<br />
Personen, die mitgeholfen haben, <strong>de</strong>n<br />
Schülerwettbewerb über das „Schlesische<br />
Himmelreich“ anzustoßen, auszuarbeiten<br />
und in die Wege zu leiten. Ein Dank geht<br />
auch an alle Lehrkräfte, die sich mit dieser<br />
Materie befassen und sie ihren Schülern<br />
und Schülerinnen als Bereicherung<br />
empfehlen. Dank gilt ebenso allen Schülern<br />
und Schülerinnen, die sich <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong><br />
interessieren, die ihr Wissen über<br />
<strong>Schlesien</strong> erweitern wollen und oft nach<br />
ihren Wurzeln in <strong>de</strong>m „10-fach interessanten<br />
Land“ suchen, o<strong>de</strong>r die ihren Blick<br />
nicht nur auf die Gebiete richten, die touristisch<br />
„in“ sind.<br />
Ein Novum dieses Schülerwettbewerbs<br />
ist es, dass in Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>m Haus <strong>de</strong>s Deutschen Ostens in München<br />
die Unterlagen dazu auch an Schulen<br />
in <strong>Schlesien</strong> verteilt wur<strong>de</strong>n. Herr Matthias<br />
Lempart und Ehefrau haben diese<br />
Aufgabe mit Unterstützung von Herrn Dr.<br />
Ortfried Kotzian, Direktor <strong>de</strong>s HdO, übernommen.<br />
Für diese Aktion gebührt beson<strong>de</strong>rer<br />
Dank.<br />
R. Maywald<br />
seums. Sie wur<strong>de</strong>n jetzt im Barockhaus<br />
ausgestellt. Nathe schuf außer romantischen<br />
Zeichnungen von dichten Wäl<strong>de</strong>rn,<br />
Naturschauspielen, Riesengebirgsbächen<br />
und Schluchten <strong>de</strong>r Sächsischen<br />
Schweiz auch Porträtminiaturen, Kopien<br />
alter Meister, arkadische I<strong>de</strong>allandschaften<br />
und Stadtansichten Der Bil<strong>de</strong>rreichtum<br />
wird die Anziehungskraft <strong>de</strong>s Museums<br />
und damit <strong>de</strong>r Stadt Görlitz erhöhen.<br />
✍ Ausstellung zur Via Sacra. Zur Ausstellung<br />
über die Via Sacra in <strong>de</strong>r sächsischen<br />
Lan<strong>de</strong>svertretung in Berlin fuhren<br />
Jan von Campenhausen, Superinten<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>r Evangelischen Kirche Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg-schlesische<br />
Oberlausitz in Görlitz,<br />
und Margrit Kempgen, Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Evangelischen Kulturstiftung. Sie wollten<br />
dort gezielt auf das an dieser touristischen<br />
Route gelegene Heilige Grab und die Peterskirche<br />
aufmerksam machen.
8 LM SCHLESIEN / LANDSLEUTE Schlesische Nachrichten 5/2007<br />
Kultur zum Jahresen<strong>de</strong> in Hamburg<br />
Einzige Brauchtumsveranstaltung mit Nachbescherung<br />
zum Jahresen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ost- und Mittel<strong>de</strong>utschen<br />
Die Neubürger <strong>de</strong>r Hansestadt Hamburg<br />
begingen zum Jahresausklang, am 30. Dezember<br />
2006, eine mit über einhun<strong>de</strong>rt<br />
Gästen besuchte 17. Brauchtums-Veranstaltung<br />
im Haus <strong>de</strong>r Heimat im historischen<br />
Neustadt-Dreieck. Neben <strong>de</strong>n verantwortlichen<br />
Oberschlesiern, Pommern,<br />
West- und Ostpreußen, Danzigern, Berlin<br />
Mark-Bran<strong>de</strong>nburgern, Weichsel-Warthe-Deutschen,<br />
Siebenbürger Sachsen,<br />
Donauschwaben und Deutschen aus<br />
Russland waren viele Hamburger Gäste<br />
anwesend. Als Ergänzung zu <strong>de</strong>n interessanten<br />
Vorträgen wur<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>strachten<br />
gezeigt.<br />
In einem „Silvester-Grußwort“ betonte<br />
Schra<strong>de</strong>r als Angehöriger <strong>de</strong>r jungen<br />
Generation, dass er <strong>de</strong>n vertriebenen und<br />
ausgesie<strong>de</strong>lten Neubürgern danke, weil sie<br />
Neujahrsempfang <strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong><br />
– Kreisgruppe Bonn e.V. –<br />
Nach langen Jahren lud <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />
Stephan Rauhut im Namen <strong>de</strong>r Landsmannschaft<br />
<strong>Schlesien</strong> zum Empfang ein.<br />
Sehr viele kamen zu <strong>de</strong>r festlich mit Kammermusik<br />
umrahmten Stun<strong>de</strong>. In zahlreichen<br />
Grußworten freuten sich die Gäste<br />
– so Hans-Günther Parplies, Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Vertriebenen,<br />
Rudi Pawelka, Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong>, Vertreter<br />
an <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau, <strong>de</strong>m heutigen hohen<br />
Lebensstandard Hamburgs, und am<br />
Frie<strong>de</strong>n in Deutschland aktiv mitgewirkt<br />
hätten. Das könnte nicht oft genug öffentlich<br />
betont wer<strong>de</strong>n! Er bedauerte, dass<br />
von <strong>de</strong>n politischen Vertretern in <strong>de</strong>r Bürgerschaft<br />
niemand Zeit hatte, an so einer<br />
einzigartigen Kulturveranstaltung in <strong>de</strong>r<br />
Hansestadt teilzunehmen und versprach,<br />
dass seine Partei in <strong>de</strong>r Bürgerschaft ab<br />
2008 die Tradition <strong>de</strong>r Besuche von Prof.<br />
Brunnstein, Prof. von Münch und Rainer<br />
Funke auf je<strong>de</strong>n Fall wie<strong>de</strong>r aufnehmen<br />
und fortsetzen wür<strong>de</strong>. Den musikalischen<br />
Beiträgen <strong>de</strong>s ‚Pommernchors’ und <strong>de</strong>s<br />
‚Balaleika & Akkor<strong>de</strong>on-Duos’ Alexan<strong>de</strong>r<br />
und Abraham, folgten gemeinsam gesungenes<br />
Volksliedgut und eine ‚knallige’<br />
Verabschiedung <strong>de</strong>s alten Jahres....<br />
Brauchtum & Kultur zum<br />
Jahresen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ostund<br />
Mittel<strong>de</strong>utschen in<br />
Hamburg<br />
Schra<strong>de</strong>r überraschte<br />
dann die über einhun<strong>de</strong>rt<br />
Besucher mit einer<br />
Nachbescherung <strong>de</strong>s 4jährigen<br />
Lutz, <strong>de</strong>m er<br />
eine prall gefüllte Weihnachtstüte<br />
schenkte...<br />
v. l.: Enkel Lutz mit Opa<br />
Dietmar Neumann,<br />
Westpreußen, Leif<br />
Schra<strong>de</strong>r und W.J.C.<br />
Piesch in ostschlesischer<br />
Tracht<br />
<strong>de</strong>r Stadtverwaltung und <strong>de</strong>r Presse, Vertreter<br />
benachbarter Landsmannschaften<br />
sowie von Parteien – über die positive, zukunftsweisen<strong>de</strong><br />
Arbeit unserer Landsmannschaft<br />
<strong>Schlesien</strong> und anerkannten<br />
diese, in<strong>de</strong>m sie mit <strong>de</strong>r Auffor<strong>de</strong>rung en<strong>de</strong>ten:<br />
„Weiter so!“ – Ja sogar : „Seid noch<br />
aktiver!“ Die Kreisgruppe Bonn <strong>de</strong>r<br />
Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> nimmt <strong>de</strong>n<br />
Rat gerne an. Inge Niemeyer<br />
Foto links: Vorsitzen<strong>de</strong>r Stephan Rauhut im Gespräch mit <strong>de</strong>r Presse<br />
Foto rechts: v. l.: Elmar Schubbe, Bezirksvorsitzen<strong>de</strong>r Bonn und Rhein-Sieg <strong>de</strong>r Ost- und Mittel<strong>de</strong>utschen<br />
Vereinigung <strong>de</strong>r CDU, Manfred Ruhnau, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Landsmannschaft Ostpreußen,<br />
Hans-Günther Parplies, Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Vertriebenen mit Gattin,<br />
Rudi Pawelka, Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> mit Gattin)<br />
HEIMAT<br />
Nur wer sie mußte verlassen,<br />
weiß schmerzend, was er verlor:<br />
vertraute Wege und Gassen,<br />
vermißt von Auge und Ohr,<br />
Äcker, bebaut von Ahnen,<br />
Gräber, <strong>de</strong>n Liebsten geweiht,<br />
Quellen, die rauschend mahnen,<br />
Blüten, verwelkt im Leid.<br />
Wurzeln sind dort geblieben,<br />
wo die Liebe gelacht.<br />
aus <strong>de</strong>r Heimat vertrieben –<br />
Heimat näher gebracht.<br />
Gott gab <strong>de</strong>r Hoffnung die Schwester,<br />
die Erinnerung heißt.<br />
Sie wahrt die Glücksstun<strong>de</strong>n fester,<br />
damit das Band nicht zerreißt.<br />
Barbara Suchner<br />
Berichtigung zum Artikel „Was<br />
wird aus <strong>de</strong>n Heimatsammlungen?“<br />
In <strong>de</strong>m o.a. Bericht in <strong>de</strong>n SN 2/2007, S. 8.,<br />
behauptet Frau Graeve, ich hätte empfohlen,<br />
Sammelgut ost<strong>de</strong>utscher Heimatstuben<br />
in die Museen <strong>de</strong>r Herkunftsorte zu überführen.<br />
Diese Aussage ist falsch, da sie das<br />
Resümee meiner Ausführungen ins Gegenteil<br />
verkehrt, wie in <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Veröffentlichung<br />
meines Referates durch das<br />
BKGE nachzulesen sein wird. Frau Graeve<br />
war zum Zeitpunkt meines Referates nicht<br />
mehr anwesend, sie war vorzeitig abgereist.<br />
Waltraud Schulz-Warber<br />
Besuch im Museum Königsberg<br />
Unsere Lan<strong>de</strong>sfrauenreferentin Sigrid<br />
Seibt besuchte uns bei unserem Frauentreff<br />
En<strong>de</strong> 2006 im Museum Königsberg<br />
in Duisburg. Hier konnten wir mit unserer<br />
Frauengruppe eine Ausstellung über die<br />
Kurische Nehrung als Natur<strong>de</strong>nkmal, aufgehoben<br />
in Werken aus <strong>de</strong>r Künstlerkolonie<br />
Nid<strong>de</strong>n und geführt vom Leiter <strong>de</strong>s<br />
Museums, Herrn Grimoni, bewun<strong>de</strong>rn.<br />
23 Frauen und zwei Herren waren begeistert<br />
von <strong>de</strong>r Ausstellung mit <strong>de</strong>m Untertitel<br />
„Künstlertreff Hermann Blo<strong>de</strong>, Landschaft<br />
– Ereignisse – Personen“, die rund<br />
80 Bil<strong>de</strong>r von 40 Künstlern zeigt. Viele Bil<strong>de</strong>r<br />
sind nach Kriegsen<strong>de</strong> zerstört und aus<br />
<strong>de</strong>r Erinnerung <strong>de</strong>r Künstler wie<strong>de</strong>rgeschaffen<br />
wor<strong>de</strong>n, wie die beinahe komplette<br />
Gemäl<strong>de</strong>sammlung <strong>de</strong>s Gasthofs<br />
Blo<strong>de</strong> und fast alle Werke Ernst Mollenhauers.<br />
Im Gasthof Blo<strong>de</strong> war das Zentrum<br />
<strong>de</strong>r Künstlerkolonie. Der Wirt erhielt von <strong>de</strong>n<br />
Künstlern <strong>für</strong> Unterkunft und Verpflegung<br />
ein Gemäl<strong>de</strong>, woraus eine richtige Galerie<br />
entstand. Die Ausstellung fand im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Königsberger Kulturtage anlässlich <strong>de</strong>s<br />
Jubiläums „55 Jahre<br />
Patenschaft Duisburg<br />
<strong>für</strong> Königsberg“ statt<br />
und erfreute sich<br />
großer Anteilnahme<br />
von Duisburgern<br />
und Königsbergern.<br />
Ute Grun
Schlesische Nachrichten 5/2007 LANDSLEUTE 9<br />
Schlesier, die sie kennen sollten<br />
Joseph Wittig, ein schlesischer Gottsucher<br />
„Das Göttliche ist nicht Revolution, son<strong>de</strong>rn Wachstum.“ Joseph Wittig<br />
Das Jahr 1999 sollte vor<br />
allem <strong>de</strong>n Schlesiern auf<br />
doppelte Weise Anlaß geben,<br />
an Joseph Wittig zu<br />
<strong>de</strong>nken. Es ist das Jahr<br />
<strong>de</strong>s 120. Geburtstages<br />
und das seines 50. To<strong>de</strong>stages.<br />
Er wur<strong>de</strong> am 22. Januar<br />
1879 in Neusorge in <strong>de</strong>r Grafschaft Glatz als<br />
Sohn eines Zimmermannes geboren. Schon<br />
in <strong>de</strong>r Jugend spürte er <strong>de</strong>m Sinn aller Dinge<br />
unentwegt nach, und so blieb es nicht<br />
aus, dass er im Laufe seines bewegten Lebens<br />
ein echter Nachfahre schlesischer Mystiker<br />
wur<strong>de</strong>. Das Begreiflichmachen <strong>de</strong>s Wirkens<br />
Gottes in dieser Welt war sein beson<strong>de</strong>res<br />
Anliegen, was er in seinen Büchern<br />
ver<strong>de</strong>utlichen wollte. Den in immer größere<br />
Gottesferne geraten<strong>de</strong>n Menschen wollte er<br />
damit zu neuem Glauben verhelfen.<br />
In Breslau besuchte Joseph Wittig die<br />
Schule und die Universität und wur<strong>de</strong> 1903<br />
in <strong>de</strong>r Kreuzkirche zum Priester geweiht. Im<br />
Jahre 1909 habilitierte er sich <strong>für</strong> Kirchengeschichte,<br />
Patristik und christliche Archäologie<br />
und wirkte ab 1915 in Breslau als<br />
Professor <strong>für</strong> Kirchengeschichte. Sein 1922<br />
erschienener Aufsatz „Die Erlösten“ führte<br />
zum Konflikt mit seiner Kirche, die 1925 seine<br />
Bücher auf <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>x setzte und ihn 1928<br />
exkommunizierte. Joseph Wittig zog sich in<br />
seine Heimat im Glatzer Bergland zurück,<br />
wo er sich ein Haus baute und Anka Geisler<br />
heiratete und lebte da die vielen Jahre<br />
als Schriftsteller. Es entstan<strong>de</strong>n seine Bücher<br />
„Höregott“, „Herrgottswissen“ und vor<br />
allem sein meistgelesenes Buch „Das Leben<br />
Jesu in Palästina, <strong>Schlesien</strong> und an<strong>de</strong>rswo“.<br />
Sein Wirken als Priester, Wissenschaftler<br />
und Publizist fin<strong>de</strong>t darin bewegten<br />
Ausdruck. Wie heißt es doch an einer<br />
Stelle: „Dies ist das eine Notwendige, notwendig,<br />
damit die uralte Ordnung auf Er<strong>de</strong>n<br />
wie<strong>de</strong>r hergestellt wer<strong>de</strong>, dass nämlich Gott<br />
nicht wie ein Frem<strong>de</strong>r und Ferner weit außerhalb<br />
<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> und <strong>de</strong>s Lebens erachtet o<strong>de</strong>r<br />
gar verachtet wird, son<strong>de</strong>rn dass er erkannt<br />
wird als <strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>r Sterne und <strong>de</strong>r Blumen<br />
und <strong>de</strong>r Menschen, sowie auch als Vater<br />
<strong>de</strong>s kleinsten Dinges auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, je<strong>de</strong>s<br />
Atemzuges, je<strong>de</strong>r Bewegung, je<strong>de</strong>r kleinen<br />
Tat. Alles wird väterlich, wo wir wahrhaft<br />
kindlich sind.“<br />
Allein diese Aussage gibt uns <strong>de</strong>n besten<br />
Aufschluß über Joseph Wittigs geistige<br />
Grundhaltung. Wie schreibt <strong>de</strong>r bekannte<br />
schlesische Pfarrer und Schriftsteller Rudolf<br />
Irmler über ihn: „Als Freund und Bru<strong>de</strong>r ist<br />
mir Joseph Wittig einst im schlesischen Lan<strong>de</strong><br />
begegnet – sei es anläßlich seiner Dichterlesungen<br />
o<strong>de</strong>r in seinem Neusorger<br />
‚Haus im Erlengrund‘ als Gast und bei <strong>de</strong>r<br />
Tischgemeinschaft unter <strong>de</strong>m Herrgotts-<br />
winkel.“ Sein Haus war ja die Stätte ökumenischer<br />
Begegnung. Wittigs Denken ist<br />
ganz und gar innere Una sancta gewesen:<br />
„Lieber ist mir, dass ich we<strong>de</strong>r lutherische<br />
noch tri<strong>de</strong>ntinische Theologie lehre, son<strong>de</strong>rn<br />
dass ich aus <strong>de</strong>r Zeit komme, in <strong>de</strong>r noch<br />
alle Christen gemeinsam beteten, und<br />
dass ich alle Wun<strong>de</strong>r und Gna<strong>de</strong>n jener Zeit<br />
verkündigen dürfe. Ich muß die geschichtliche<br />
Trennung <strong>de</strong>r Christen anerkennen,<br />
weigere mich aber, sie in meinem Herzen<br />
zu vollziehen.“<br />
Das Woher und Wohin allen Menschseins<br />
mag ihn in seiner niemals zur Ruhe kommen<strong>de</strong>n<br />
Nach<strong>de</strong>nklichkeit lebenslang beschäftigt<br />
haben, die ihn zu jener Zusammenschau<br />
alles Seien<strong>de</strong>n gelangen<br />
ließ, wie die großen schlesischen<br />
Gottsucher Jakob Böhme<br />
und Angelus Silesius vor<br />
ihm. Der folgen<strong>de</strong> Ausspruch<br />
mag das ein weiteres Mal ver<strong>de</strong>utlichen:<br />
„Ich benei<strong>de</strong> oft<br />
das Hei<strong>de</strong>ntum um seine Religiosität.<br />
Die Hei<strong>de</strong>n irrten in<br />
<strong>de</strong>n Wegen und Zielen, aber<br />
<strong>de</strong>r tiefste Grund ihrer Seele<br />
war doch religiös. Die volle<br />
Gottesentfremdung ist erst ein<br />
trauriges Ergebnis <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />
Kulturentwicklung. Das<br />
Hei<strong>de</strong>ntum war verirrte Reli-<br />
Wir gratulieren – an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>monstrierten...<br />
Neu war am Empfang 2007, dass zum ersten<br />
Male mit <strong>de</strong>n Hamburger Originalen<br />
‚Hummel’ Hummel, Zitronenjette, Aale-Aale<br />
u.a. schlesische, pommersche und ostpreußische<br />
Trachtenträger teilnahmen...<br />
Lei<strong>de</strong>r kam es in diesem, auf das 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
zurückreichen<strong>de</strong>n friedlich-traditionellen<br />
Neujahrsbrauch, <strong>de</strong>r erst ab<br />
1926 <strong>für</strong> alle Hanseaten zugänglich war,<br />
auch zu Demonstrationen <strong>de</strong>r im Hafen<br />
(HHLA) Beschäftigen in Sorge um ihre Arbeitsplätze,<br />
auch zogen Bürger stumm vorbei,<br />
nicht einmal <strong>de</strong>n Neujahrsgruß mit ausgestreckten<br />
Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bürgermeister<br />
erwi<strong>de</strong>rnd...<br />
Die Oberschlesier brachten, neben<br />
<strong>de</strong>m traditionellen OS- Blumengruß<br />
<strong>für</strong> <strong>de</strong>n Ers-<br />
gion. Die mo<strong>de</strong>rne Entwicklung aber strebt<br />
zur grundsätzlichen Religionslosigkeit.“<br />
Joseph Wittig hat erkannt, dass <strong>de</strong>r in<br />
eine immer größere Beziehungslosigkeit zum<br />
Transzen<strong>de</strong>nten geraten<strong>de</strong> Mensch, auch im<br />
Geistigen schlechthin immer anspruchsloser<br />
wird und ihn aus diesem Grun<strong>de</strong> ein gewisses<br />
Verlorensein in dieser Welt ängstigt.<br />
Alle möglichen Umweltreize betäuben <strong>de</strong>n<br />
Menschen nur zeitweilig und täuschen ihn<br />
oft genug über seine wahre geistige Situation<br />
hinweg, <strong>de</strong>r er ausgesetzt bleibt, wenn<br />
er nicht um Halt im Ewigen bemüht ist.<br />
Wie äußerte sich einmal Walter Benjamin<br />
zu Joseph Wittig: „Sehr merkwürdig, ich<br />
möchte sagen beunruhigend in <strong>de</strong>r Wahrheit<br />
ihrer Feststellungen und <strong>de</strong>r Fragen, die<br />
sie erregen, ist die Arbeit von Wittig. Ich glaube,<br />
es ist sehr lange her, dass man diese<br />
einfachen, aber unendlich schwer greifbaren<br />
Erfahrungen neu, evi<strong>de</strong>nt hat aussprechen<br />
können.“<br />
Im Jahre 1946 mußte er mit seiner Familie,<br />
wie alle an<strong>de</strong>ren Landsleute, seine<br />
schlesische Heimat verlassen. Über sein persönliches<br />
Leid und die Heimatlosigkeit<br />
spricht er sich in seinem letzten<br />
Werk „Roman mit Gott“ aus.<br />
Im gleichen Jahr wur<strong>de</strong> er wie<strong>de</strong>r<br />
in die Kirche aufgenommen.<br />
Am 22. August 1949 verstarb er<br />
im Forsthaus Göhr<strong>de</strong> bei Lüneburg.<br />
Das mag in <strong>de</strong>m Bewußtsein<br />
geschehen sein, wie<br />
er sich einmal dazu äußerte:<br />
„Nie ist etwas vorüber! Es ist gewöhnlich<br />
nur verwan<strong>de</strong>lt.“<br />
O<strong>de</strong>r: „Der Tod nimmt <strong>de</strong>m<br />
Christen nicht das Leben, son<strong>de</strong>rn<br />
erlöst ihn nur von Raum<br />
und Zeit.“ Konrad Werner<br />
ten Bürgermeister Ole von Beust und die<br />
Zweite Bürgermeisterin, Sozialsenatorin<br />
Birgit Schnieber-Jastram, etwas Beson<strong>de</strong>res<br />
mit – nämlich <strong>de</strong>n ‚essbaren Adventskranz’.<br />
Als Ldm. Piesch als „Erfin<strong>de</strong>r“<br />
diesen beson<strong>de</strong>ren Keks von Beust vorführte,<br />
musste dieser trotz aller Sorgen ungläubig<br />
auflachen. Er probierte diesen neuen<br />
als ‚dritte Adventskranzlegen<strong>de</strong>’ <strong>de</strong>r<br />
Hansestadt, (die SN berichteten) und<br />
staunte, wie schmackhaft er ist. Auch die<br />
Zweite Bürgermeisterin, <strong>de</strong>r Bürgerschaftspräsi<strong>de</strong>nt<br />
Bernd Rö<strong>de</strong>r, die Fraktionsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />
und selbst die HHLA-<br />
Demonstranten und an<strong>de</strong>re Bürger probierten<br />
von diesem in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r<br />
Neujahrsempfänge Hamburgs erstmalig<br />
„essbaren Adventskranz“.<br />
Willibald J.C. Piesch<br />
v.l.: Birgit Schnieber-<br />
Jastram, Ole von Beust,<br />
Gratulanten <strong>de</strong>r ost- und<br />
mittel<strong>de</strong>utschen Landsmannschaft<br />
in Hamburg<br />
in schlesischen und<br />
pommerschen Trachten,<br />
Ldl. W.J.C. Piesch, Helga<br />
Brenker und Charlotte<br />
Westermann
10<br />
Rückblick auf 2006<br />
Diözesan-Wallfahrt <strong>de</strong>r Heimatvertriebenen<br />
und Aussiedler im Hohen Dom zu Köln<br />
Hl. Hedwig, Klosterkirche<br />
Rau<strong>de</strong>n OS<br />
Foto: J. Golawski<br />
Wie in <strong>de</strong>n Jahren zuvor, so auch im Herbst 2006 erschienen<br />
sehr viele Heimatvertriebene und Aussiedler zum<br />
Festhochamt in <strong>de</strong>n Hohen Dom zu Köln, um an <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />
zum Fest <strong>de</strong>r Heiligen Hedwig teilzunehmen. Als<br />
Hauptzelebrant und Prediger <strong>de</strong>s Festhochamtes wirkte<br />
in diesem Jahr Konsistorialrat Thaddäus Franz Krause.<br />
Traditionell mit <strong>de</strong>m 12.00 Uhr-Schlag <strong>de</strong>r Domuhr begann<br />
das Festamt bei feierlicher Orgelmusik, gespielt von<br />
Hans Ulrich Adamek. Beim Einzug <strong>de</strong>r Zelebranten von<br />
<strong>de</strong>r Sakristei durch <strong>de</strong>n Seiten- und Mittelgang zum Hauptaltar<br />
erschallte das bekannte schlesische Kirchenlied:<br />
„Jetzt Christen stimmet an, es singe wer da kann: Schutzfrau<br />
<strong>de</strong>s Schlesierland, Krone <strong>de</strong>s Fürstenstands. O Sankt<br />
Hedwig“.<br />
Vor <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>s Hochamtes begrüßte <strong>de</strong>r Diözesanseelsorger<br />
<strong>für</strong> Vertriebene <strong>de</strong>s Erzbistums Köln, Pfarrer<br />
Joachim Mierzwa, <strong>de</strong>n Hauptzelebranten, Konsistorialrat<br />
Thaddäus Franz Krause und die mitwirken<strong>de</strong>n Geist-<br />
lichen (Pfarrer Vinzent Leppich, Pater Laurentius Englisch OFM und Pfarrer<br />
Heinz Vogel). An die große Pilgerschar die sich alljährlichen zur St. Hedwig –<br />
Wahlfahrt, im Hohen Dom zu Köln versammelt hatte, sprach er u.a. folgen<strong>de</strong><br />
Worte:<br />
„Euch Pilgern sei beson<strong>de</strong>rs zu danken, dass ihr <strong>de</strong>n weiten Weg hier nach<br />
Köln gefun<strong>de</strong>n habt, um gemeinsam mit uns die Eucharistie zu Ehren unserer<br />
Lan<strong>de</strong>spatronin <strong>de</strong>r hl. Hedwig feiern zu wollen.“ (...)<br />
In <strong>de</strong>r Lesung nach Jes. 53, 10 hörten wir: „Der Herr fand Gefallen an seinem<br />
zerschlagenen Knecht, er rettete <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sein Leben als Sühneopfer hingab....<br />
Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan <strong>de</strong>s Herren wird<br />
durch ihn gelingen.“<br />
Das Evangelium nach Markus 10, 42-45; wur<strong>de</strong> vom <strong>de</strong>m aus Beuthen stammen<strong>de</strong>n<br />
Künstler und Seelsorger, Pater Laurentius Englisch OFM gelesen. Erlauben<br />
sie mir einige Weisheiten aus <strong>de</strong>m Evangelium noch mal in Erinnerung<br />
zu bringen:<br />
„Da rief Jesus zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten,<br />
ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen<br />
missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, son<strong>de</strong>rn wer bei euch<br />
groß sein will, <strong>de</strong>r soll eurer Diener sein und wer bei euch <strong>de</strong>r erste sein will,<br />
soll <strong>de</strong>r Sklave aller sein. Denn auch <strong>de</strong>r Menschensohn ist nicht gekommen,<br />
um sich dienen zu lassen, son<strong>de</strong>rn um zu dienen und sein Leben hinzugeben<br />
als Lösegeld <strong>für</strong> viele.“<br />
Ein weiterer Höhepunkt <strong>de</strong>s Festhochamtes war die Predigt <strong>de</strong>s Hauptzelebranten.<br />
Konsistorialrat Thaddäus Franz Krause sagte in seiner Predigt<br />
u.a. Folgen<strong>de</strong>s:<br />
“.... Der große Glaube an die Mutter Gottes, prägte lebenslang das Leben<br />
und Wirken <strong>de</strong>r Hl. Hedwig aus Trebnitz. Mit Hilfe <strong>de</strong>s Glaubens und aus <strong>de</strong>r<br />
Liebe zu <strong>de</strong>n Menschen heraus, <strong>de</strong>m einfachen Volk zugewandt wur<strong>de</strong> sie zur<br />
Mutter <strong>de</strong>r Schlesier erhoben. Sie brachte <strong>de</strong>m schlesischen Volk die Botschaft<br />
<strong>de</strong>r Hoffnung, dass sie nur im christlichen Glauben die Verbun<strong>de</strong>nheit mit Gott<br />
fin<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>. Sie selber musste in sehr jungen Lebensjahren ihre Heimat verlassen,<br />
hatte doch ihre vielfältigen Aufgaben als Gemahlin, schlesische Herrscherin,<br />
Mutter und Samariterin neu gefun<strong>de</strong>n. Ihr Glaube und ihr Wirken von<br />
damals wirken noch heute auf das Leben <strong>de</strong>r Vertriebenen. Sie haben auch<br />
nach <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>r Heimat ihre neuen Aufgaben gefun<strong>de</strong>n und u.a. zum<br />
Reichtum unseres Lan<strong>de</strong>s kräftig beigetragen. Darum sollen wir Gott danken<br />
und bitten, Er möge uns weiter im Glauben stärken, <strong>de</strong>nn nur so können wir<br />
unsere tägliche Aufgaben und Sorgen bewältigen......“<br />
Nach <strong>de</strong>m Schlussgebet und <strong>de</strong>m Messsegen, beim Auszug <strong>de</strong>r Geistlichen<br />
vom Altarchorraum durch das Haupt- und Seitenschiff zur Sakristei,<br />
erklangen alle sieben Strophen <strong>de</strong>s Sankt Hedwig-Lie<strong>de</strong>s:<br />
„Zu Trebnitz in <strong>de</strong>r Kirche da ist ein Wun<strong>de</strong>rgrab,<br />
in <strong>de</strong>m Sankt Hedwig ruhet schon sieben hun<strong>de</strong>rt Jahr.<br />
Wir loben dich Sankt Hedwig, heilige Mutter Hedwig.“<br />
Am Nachmittag wur<strong>de</strong>n <strong>für</strong> Landsmannschaften Andachten gehalten: Der Rosenkranz<br />
<strong>de</strong>r Schlesier und danach die St. Hedwig-Andacht wur<strong>de</strong> im Hohen<br />
Dom zu Köln gehalten. Die Andacht wur<strong>de</strong> mit einer Prozession <strong>de</strong>r Pilger<br />
zum Domherrenfriedhof, um an die verstorbenen Heimatvertriebenen zu Ge<strong>de</strong>nken,<br />
abgeschlossen. Johannes Golawski<br />
LANDSLEUTE Schlesische Nachrichten 5/2007<br />
Son<strong>de</strong>rstempel<br />
und Briefmarken zu <strong>de</strong>n Themenbereichen<br />
Vertreibung, <strong>Schlesien</strong>, berühmte Schlesier und<br />
Ost<strong>de</strong>utschland<br />
Heute: 40. Tag <strong>de</strong>r Heimat 1989<br />
In <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe: 20 Jahre Haus <strong>de</strong>s Deutschen<br />
Ostens München 1990<br />
Aus <strong>de</strong>r Sammlung Michael Ferber<br />
Schlesische Firmen Teil 66<br />
Thust-Natursteinwerk<br />
gegrün<strong>de</strong>t 1819 in <strong>Schlesien</strong>, heute in Balduinstein/Lahn.<br />
22. Schlesier-Ferientreffen in Seebo<strong>de</strong>n<br />
am Millstätter See/Kärnten<br />
Wie seit Jahren grüßte zu unserer Freu<strong>de</strong> auch im Herbst 2006<br />
von weitem die schlesische Fahne am Fahnen-Ron<strong>de</strong>ll vor <strong>de</strong>m<br />
Kulturhaus in Seebo<strong>de</strong>n und im Foyer erwartete <strong>de</strong>r wun<strong>de</strong>rbar<br />
holzgeschnitzte Rübezahl seine Schlesier. Herzlich begrüßte<br />
uns Erika Koller, die Veranstalterin <strong>de</strong>r Schlesier-Ferientreffen<br />
und <strong>de</strong>r Vizebürgermeister Herr Zwischenberger. Grüße überbrachte<br />
uns die Nationalratsabgeordnete Frau Rossman von<br />
Bürgermeister Ing. Egon E<strong>de</strong>r und von Lan<strong>de</strong>shauptmann Dr.<br />
Jörg Hei<strong>de</strong>r. In ihrer Ansprache fand Frau Rossmann einfühlsame<br />
Worte <strong>für</strong> uns Heimatvertriebene. Zur Begrüßung war<br />
auch das Quartett St. Wolfgang gekommen. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Begrüßung<br />
sangen wir gemeinsam das Schlesierlied.<br />
Am Sonntagmorgen fuhren wir mit <strong>de</strong>m Seebo<strong>de</strong>ner Nostalgie-Ferienbus<br />
zur Evang. Kirche nach Unterhaus. Im Altarraum<br />
stand <strong>de</strong>r gestiftete Kerzenstän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schlesier und<br />
die brennen<strong>de</strong> Kerze mit <strong>de</strong>m schlesischen Wappen verbreitete<br />
stille Andacht. Bewegt hörten wir das Gedicht von Anny Mayer-Knopp:<br />
„Ich möcht’ wie<strong>de</strong>r einmal nach Hause gehen“ vorgetragen<br />
von Liselotte Weske. Die Predigt von Pfarrerin Wagner-Rauce<br />
berührte alle Herzen.<br />
Zu unserem Besuch gehörte auch eine Ge<strong>de</strong>nkfeier am<br />
Ge<strong>de</strong>nkstein <strong>de</strong>r Heimatvertriebenen im Klingerpark. Eine<br />
schöne Blumenschale wur<strong>de</strong> nie<strong>de</strong>rgestellt, Wolfgang Exner<br />
gedachte <strong>de</strong>r Vertreibung und anschließend sangen wir gemeinsam<br />
das Lied: „Im schönsten Wiesengrun<strong>de</strong>…“.<br />
Am nächsten Vormittag war im Kulturhaus die Gästeehrung.<br />
Auch neun Schlesier wur<strong>de</strong>n <strong>für</strong> die Treue zur Urlaubsgemein<strong>de</strong><br />
Seebo<strong>de</strong>n geehrt. Geehrt wur<strong>de</strong>n <strong>für</strong> 15-jährige<br />
Treue: Heimatfreund Wolfgang Exner und seine Frau Elisabeth;<br />
<strong>für</strong> 10-jährige Treue: Manfred Rosseck, Wilfried und<br />
Edith Halbguth; <strong>für</strong> 5-jährige Treue: Eduard Groß und Renate,<br />
Horst Leuschner und Karl-Heinz Tschirner.<br />
Am Abend fand im Kleinen Saal <strong>de</strong>s Kulturhauses ein Lie<strong>de</strong>rabend<br />
mit Eva-Charlotte Katzer und <strong>de</strong>r Pianisten Eva Zlattinger<br />
statt. Anlässlich <strong>de</strong>s 100. Geburtstages <strong>de</strong>s bekannten<br />
und beliebten Filmmusik- und Schlagerkomponisten Michael<br />
Jary (geb. im Sept. 1906 in Laurahütte bei Kattowitz,<br />
gest. im Juli 1988 in München) lud Frau Katzer zu diesem Lie<strong>de</strong>rabend<br />
ein. Sie sang viele bekannte Lie<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n drei-
Schlesische Nachrichten 5/2007 LANDSLEUTE<br />
11<br />
ßiger und vierziger Jahren, wie „Sing Nachtigall,<br />
sing, ein Lied aus alten Zeiten“ und<br />
„Roter Mohn“.<br />
Am nächsten Tag stand wie<strong>de</strong>r eine Tagesfahrt<br />
zum Pragser Wildsee auf <strong>de</strong>m Programm.<br />
In Lienz war kurz Halt, hier besuchten<br />
wir <strong>de</strong>n kleinen Friedhof, auf <strong>de</strong>m jene Kosaken<br />
bestattet sind, die 1945 dort <strong>de</strong>n Tod<br />
fan<strong>de</strong>n. Im großen Kosakenlager im Drautal<br />
begingen tausen<strong>de</strong> von Kosaken mit ihren<br />
Frauen und Kin<strong>de</strong>rn Selbstmord, als sie<br />
erfuhren, dass sie von <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn an<br />
die Russen ausgeliefert wer<strong>de</strong>n. Entsetzliches<br />
hat sich damals zugetragen.<br />
Es folgte <strong>de</strong>r Schlesische Abend in unserem<br />
Stammlokal „Postwirt“. Wolfgang Exner<br />
führte durch das Programm. Besinnlich<br />
begann dieser Schlesierabend, u. a. trug Liselotte<br />
Weske ihr Gedicht: „Es klingt das<br />
Land aus <strong>de</strong>m ich kam noch heute in mir fort.<br />
Es gab mir alles was ich bin, prägte mein<br />
Tun – mein Wort…“ sehr eindrucksvoll vor.<br />
Lustig ging es weiter mit Vorträgen, Gesang<br />
und Sketchen, dargeboten von Elisabeth<br />
Hasenberg, Liselotte Weske, Helmut<br />
Kriegel und Erna Peilicke, Wolfgang Exner,<br />
Inge Glatzel und P. Vollbrecht, Karl-Heinz<br />
Tschirner und Manfred Rosseck, Elisabeth<br />
Exner und Frau Friese, Edith und Wilfried<br />
Halbguth und Irene Güttler. Klaus Faber spielte,<br />
wie immer hervorragend, auf seiner Steirischen<br />
Ziehharmonika und sorgte <strong>für</strong> beste<br />
Stimmung. Bevor <strong>de</strong>r „Schläsische Poaschtisch“<br />
eröffnet wur<strong>de</strong>, sangen wir gemeinsam<br />
unser Heimatlied: „Kein schöner<br />
Land in dieser Zeit.“ Wolfgang Exner ließ <strong>de</strong>n<br />
Würfel rollen und je<strong>de</strong>r schaute gebannt auf<br />
„Bauer, Schimmel, Jäger, Hirsch…“, ob ein<br />
Gewinn zu erhaschen ist. Dank gebührt unserem<br />
– treuen Heimatfreund Herbert Gärtner<br />
aus Siegen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Poaschtisch in seinem<br />
Pkw beför<strong>de</strong>rt und Wolfgang Exner mit<br />
seinen Helfern <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s Poaschtisches<br />
und Einkauf <strong>de</strong>r zu gewinnen<strong>de</strong>n<br />
Preise. Der Reinerlös ist eine finanzielle<br />
Unterstützung <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Deutschen Freundschaftskreis<br />
in Wal<strong>de</strong>nburg.<br />
Am Samstagmittag war die Verabschiedung<br />
im Kleinen Saal <strong>de</strong>s Kulturhauses. Wolfgang<br />
Exner dankte Frau Koller, <strong>de</strong>m Bürgermeister<br />
und <strong>de</strong>r Kurverwaltung <strong>für</strong> die<br />
Ausrichtung <strong>de</strong>s 22. Schlesier-Ferientreffens.<br />
Im Namen aller Heimatfreun<strong>de</strong> überreichte<br />
ich Erika Koller einen Blumenstrauß als kleines<br />
Dankeschön <strong>für</strong> ihre Bemühungen.<br />
Das 23. Schlesier-Ferientreffen in Seebo<strong>de</strong>n<br />
fin<strong>de</strong>t statt vom 1. September bis<br />
Samstag, <strong>de</strong>n 8. September 2007.<br />
Herzlich grüße ich alle diesjährigen Teil-<br />
Ge<strong>de</strong>nkstätte <strong>de</strong>r Vertriebenen<br />
in Seebo<strong>de</strong>n<br />
Foto: Erna Peilicke<br />
nehmer<br />
und verbleibe<br />
mit<br />
<strong>de</strong>m Ausruf:<br />
„Drum<br />
peilen wir<br />
optimistisch<br />
das<br />
23. Schlesier-Ferientreffen<br />
in<br />
Seebo<strong>de</strong>n<br />
an“. Irene<br />
Güttler<br />
Kleine Enzyklopädie zu<br />
Joseph Freiherr von Eichendorff<br />
*10. März 1788 Schloss Lubowitz bei Ratibor<br />
(Oberschlesien)<br />
† 26. November 1857 Neiße (Oberschlesien)<br />
(infolge einer Lungenentzündung)<br />
Begraben: Neiße, Jerusalemer Friedhof, Oberschlesien<br />
Aus alter katholischer Landa<strong>de</strong>lsfamilie.<br />
Vater: Adolf Freiherr von Eichendorff<br />
(1756-1818); Mutter: Karoline Freiin von<br />
Eichendorff, geb. von Kloch (1766-1822);<br />
Geschwister: Wilhelm (1786-1849), Henriette<br />
(*1791), August (*1793), Sophie<br />
(1799-1803), Gustav (1800-1803), Luise<br />
(1804-1883).<br />
1815<br />
Heirat mit Aloysia Anna Viktoria<br />
(„Luise“) von Larisch (1792-1855); 5 Kin<strong>de</strong>r:<br />
Hermann (1815-1900), Rudolf<br />
(*1817), Therese (*1819), Agnes (1821-<br />
1822), Anna (1830-1832)<br />
Neben Brentano <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendste<br />
Vertreter <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Spätromantik.<br />
Hauptthemen <strong>de</strong>r Lyrik: Natur, Sehnsucht,<br />
Lebensfreu<strong>de</strong>; viele seiner Gedichte sind<br />
zu Volkslie<strong>de</strong>rn gewor<strong>de</strong>n; Volkstümlichkeit<br />
vor allem auch durch die Vertonungen<br />
(Schumann, Men<strong>de</strong>lssohn Bartholdy,<br />
Brahms, Wolf, R. Strauss). Als Erzähler bevorzugt<br />
Eichendorff die offene Form (lose<br />
Szenenfolge, eingestreute Gedichte). Weniger<br />
be<strong>de</strong>utend die Dramen. Prononcierter<br />
Katholizismus in <strong>de</strong>n späteren Arbeiten<br />
und literarhistorischen Studien. Eichendorff<br />
ist mehr als <strong>de</strong>r „Dichter <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen Wal<strong>de</strong>s“, seine Welt alles an<strong>de</strong>re<br />
als naiv und harmlos; Romantik ist<br />
mit sozialen und politischen Kategorien<br />
verschränkt; er entwirft dichterische<br />
Gegenbil<strong>de</strong>r zur Wirklichkeit einer Zeit <strong>de</strong>r<br />
politischen und industriellen Revolutionen,<br />
die er als Teilnehmer an <strong>de</strong>n Befreiungskriegen<br />
und preußischer Beamter in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Diensten kritisch miterlebt hat.<br />
Thomas Mann über <strong>de</strong>n „Taugenichts“:<br />
Es ist nichts als Traum, Musik, Gehen<br />
lassen, ziehen<strong>de</strong>r Posthornklang,<br />
Fernweh, Heimweh, Leuchtkugelfall auf<br />
nächtlichem Park, törichte Seligkeit, so<br />
dass einem die Ohren klingen und <strong>de</strong>r Kopf<br />
summt vor poetischer Verzauberung und<br />
Verwirrung. Werner Bergengruen (1955):<br />
Eichendorffs Welt ist stilisiert. Es hat sie<br />
nirgends und nie gegeben, aber es gibt sie<br />
überall und zu je<strong>de</strong>r Zeit. Sie hat die Unwirklichkeit<br />
und die Wirklichkeit <strong>de</strong>ssen,<br />
was sich innerhalb <strong>de</strong>r menschlichen Seele<br />
begibt und von dort aus das Leben verwan<strong>de</strong>lt.<br />
Überall rauscht in Eichendorffs<br />
Werk <strong>de</strong>r Wald <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Mittelgebirgslandschaft,<br />
auch in Spanien, Italien<br />
o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Provence...<br />
Auszeichnung:<br />
1853<br />
Maximiliansor<strong>de</strong>n <strong>für</strong> Wissenschaft und<br />
Kunst (Kg. Maximilian II. von Bayern)<br />
wichtige Lebensdaten:<br />
Nach einer Radierung<br />
von E. Eichens (1840)<br />
1793-01<br />
Katholisch geprägter Hausunterricht<br />
durch <strong>de</strong>n geistlichen Hauslehrer Bernhard<br />
Heinke.<br />
1794<br />
Okt.: Reise <strong>de</strong>r Familie nach Prag (erster<br />
erhaltener Brief).<br />
1800<br />
Vom 12.11. an führt E. regelmäßig Tagebuch<br />
(erhalten bis zum 5.3.1812).<br />
1801<br />
Eintritt in das Matthias-Gymnasium zu<br />
Breslau; Wohnung zusammen mit <strong>de</strong>m<br />
Bru<strong>de</strong>r Wilhelm im Josephs-Konvikt.<br />
1803<br />
Tod <strong>de</strong>s Bru<strong>de</strong>rs Gustav und <strong>de</strong>r Schwester<br />
Sophie.<br />
1805<br />
Abschluss <strong>de</strong>s Gymnasiums; zusammen<br />
mit Wilhelm Studium <strong>de</strong>r Rechts- und Geisteswissenschaften<br />
in Halle (bis 1813 unzertrennlich);<br />
Sept.: Reise in <strong>de</strong>n Harz, nach<br />
Hamburg und Lübeck.<br />
1806<br />
Ferienreise nach Lubowitz. Liebeswerben<br />
um Madame Hahmann in Ratibor.<br />
1807<br />
Über Linz, Regensburg, Nürnberg nach<br />
Hei<strong>de</strong>lberg zur Fortsetzung <strong>de</strong>r Studien;<br />
Kolleg bei Görres; Bekanntschaft mit von<br />
Arnim und evtl. Brentano; „Eleusischer<br />
Bund“ zusammen mit <strong>de</strong>m romantischen<br />
Dichter Otto Heinrich Graf von Loeben und<br />
<strong>de</strong>n jungen Theologen Strauß und Bud<strong>de</strong>.<br />
1808<br />
Bildungsreisen über Straßburg nach Paris<br />
und von Hei<strong>de</strong>lberg nach Wien; im Sommer<br />
Rückkehr nach Lubowitz; Pläne zur<br />
Tätigkeit als Landwirt auf <strong>de</strong>n Familiengütern;<br />
erste Veröffentlichung von Gedichten<br />
unter <strong>de</strong>m Pseudonym „Florens“.<br />
1809<br />
Verlobung mit Luise von Larisch; Nov.: Reise<br />
nach Berlin; Verkehr im Hause Adam<br />
Müllers, Umgang mit von Arnim und Brentano,<br />
Bekanntschaft mit Kleist.<br />
1810<br />
März: Rückkehr nach Lubowitz. Zur Vorbereitung<br />
auf das Referendarexamen<br />
nach Wien.<br />
1811<br />
Enger Anschluss an die Familie Friedrich<br />
Schlegels; Freundschaft mit Dorothea<br />
Schlegels Sohn, <strong>de</strong>m Maler Philipp Veit.<br />
1811/12Referendarprüfung. Besuch von<br />
Vorlesungen Schlegels und Adam Müllers<br />
Fortsetzung folgt!
12<br />
Unter diesem Titel bringt <strong>de</strong>r Hessische<br />
Rundfunk in seinem 3. Fernsehprogramm<br />
am 4. März 2007 um 15.45 Uhr einen Dokumentarfilm<br />
von Harald Henn. Der Autor<br />
ist ein ausgezeichneter Kenner dieser Materie.<br />
Er hat bereits drei Filme zu dieser Materie<br />
gedreht. Ich sprach mit Harald Henn<br />
über seinen neuen Film.<br />
„Schlösser einerseits und Hessen an<strong>de</strong>rerseits:<br />
Die Lebenswege dreier betagter<br />
schlesischer Landa<strong>de</strong>liger habe ich mit<br />
<strong>de</strong>r Kamera nachgezeichnet. Es ist das Protokoll<br />
sehr persönlicher Annäherung an<br />
Menschen und Lebensläufe. An Existenzen,<br />
die in <strong>de</strong>r Hinnahme extremer biografischer<br />
Brüche doch stets die Kraft zu Neuanfängen<br />
fan<strong>de</strong>n“, erklärte Harald Henn.<br />
In <strong>de</strong>m Dokumentarfilm schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Autor<br />
unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>n Lebensweg <strong>de</strong>r 84jährigen<br />
Gabriele von Altrock. Im schlesischen<br />
Glogau geboren, lebt sie heute in<br />
Frankfurt am Main. Die Flucht aus <strong>de</strong>r alten<br />
Heimat in die Abhängigkeit frem<strong>de</strong>r Hilfe,<br />
eine <strong>de</strong>r vielen Geschichten von Flucht<br />
und Vertreibung als Folge <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs.<br />
Die 84-jährige A<strong>de</strong>lige blickte immer<br />
nach vorne, half sich selbst, engagiert sich<br />
heute noch in <strong>de</strong>r Internationalen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Menschenrechte sowie in sozialen<br />
Projekten. Sie organisierte über siebzig<br />
Hilfstransporte nach Polen, vor allem an die<br />
dort gebliebene <strong>de</strong>utsche Min<strong>de</strong>rheit. Auch<br />
einem oberschlesischen Heim <strong>für</strong> behin<strong>de</strong>rte<br />
polnische Frauen stellte sie Klei<strong>de</strong>r und Spiele<br />
zur Verfügung.<br />
Weiter schil<strong>de</strong>rt Harald Henn <strong>de</strong>n<br />
Schicksalsweg <strong>de</strong>s 85-jährigen Friedrich von<br />
Zobeltitz aus <strong>de</strong>m schlesischen Gleinig,<br />
Kreis Gurau, <strong>de</strong>ssen familiäre Wurzeln über<br />
Johann von Wolfgang von Goethes Freundin<br />
Charlotte von Stein bis zum Jahr 1207<br />
zurückreichen. Der frühere Han<strong>de</strong>lsvertreter,<br />
vor allem <strong>für</strong> edle italienische<br />
Stoffe, lebt heute im eigenen Haus in Kelkheim<br />
(Taunus). Es sei kein Fehler gewesen<br />
nach Kelkheim zu kommen. Der Ort liege<br />
nahe bei Frankfurt am Main und habe ein<br />
gediegenes kulturelles Angebot, so Friedrich<br />
von Zobeltitz.<br />
Als dritten Protagonisten nannte Henn<br />
<strong>de</strong>n 83-jährigen Ernst-Günther von Küster<br />
aus <strong>de</strong>m Hirschberger Tal in <strong>Schlesien</strong>. Zu<br />
seinen Tricks im Westen wie<strong>de</strong>r Fuß zu fas-<br />
LANDSLEUTE / KULTUR Schlesische Nachrichten 5/2007<br />
Schloss Lomnitz im neuen Glanz<br />
„Von schlesischen Schlössern und Schicksalen–<br />
Wie <strong>de</strong>r schlesische Landa<strong>de</strong>l nach Hessen kam“<br />
sen gehörte es, das „von“ aus seinem Namen<br />
zu streichen, um bei seiner Anstellung<br />
in <strong>de</strong>r Firma nicht die Ressentiments <strong>de</strong>r Betriebsräte<br />
zu wecken. Von Küster lebt nach<br />
langjähriger Tätigkeit als Auslandsrepräsentant<br />
von großen Lkw<br />
und Traktorunternehmen mit seiner Gattin<br />
in Wiesba<strong>de</strong>n-Me<strong>de</strong>nbach.<br />
„Kernstück <strong>de</strong>r Fernsehdokumentation<br />
sind meine Reisen mit <strong>de</strong>n Protagonisten<br />
zu ihren ehemaligen Schlössern in <strong>Schlesien</strong>.<br />
Erst angesichts hun<strong>de</strong>rter Hektar großer<br />
landwirtschaftlicher Flächen, die einst<br />
<strong>de</strong>n drei A<strong>de</strong>ligen<br />
gehörten und jener<br />
Schlösser, in<br />
<strong>de</strong>nen sie einst<br />
Die Eheleute von<br />
Zobeltitz feierten<br />
im letzten Jahr ihre<br />
Gol<strong>de</strong> Hochzeit<br />
(rechts im Bild:<br />
Stadtverordnetenvorsteher<br />
Dr. Klaus<br />
Fischer<br />
Abschied von Pastor Wolfgang Meißler<br />
Pastor Wolfgang Meißler ist 78-jährig am<br />
20. Dezember 2006 in Hamburg gestorben.<br />
In einem eindrucksvollen Trauergottesdienst,<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Warschauer Bischof Ryszard<br />
Borski am 28. Dezember 2006 in <strong>de</strong>r<br />
Nienstedter Kirche in Hamburg hielt, nahmen<br />
seine Familie und Freun<strong>de</strong>, die Hamburger<br />
Schlesiergemein<strong>de</strong>, die Gemeinschaft<br />
evangelischer Schlesier und Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Johanniteror<strong>de</strong>ns – dankbar <strong>für</strong><br />
seine Lebensleistung – von ihm Abschied.<br />
Pastor Meißler stammte aus Liegnitz und<br />
war <strong>de</strong>r letzte <strong>de</strong>utsche Pastor im polnisch<br />
gewor<strong>de</strong>nen <strong>Schlesien</strong>, <strong>de</strong>r bis zur<br />
zwangsweisen Aussiedlung im Jahre 1962<br />
zurückgebliebene evangelische Deutsche<br />
betreute. In <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik war er zunächst<br />
Referent bei <strong>de</strong>r Gemeinschaft evangelischer<br />
Schlesier und von 1965 an Pastor<br />
einer Hamburger Gemein<strong>de</strong>. Daneben<br />
begrün<strong>de</strong>te er mit viel Geschick die Hamburger<br />
Schlesiergemein<strong>de</strong> und seine<br />
„<strong>Schlesien</strong>hilfe“, die – sobald das politisch<br />
möglich war – die evangelischen Gemein<strong>de</strong>n<br />
<strong>Schlesien</strong>s unterstützte und <strong>für</strong> <strong>de</strong>n Er-<br />
ihre Jugend verbrachten, wird die wahre Dimension<br />
<strong>de</strong>s Verlustes <strong>de</strong>utlich“, fuhr Harald<br />
Henn fort.<br />
Das Schloss Biegnitz Gabriele von Altrocks<br />
ist nicht mehr. Außer einem alten Vorwerk<br />
ist überhaupt nichts mehr geblieben.<br />
Friedrich von Zobeltitz Schloss- zerfallen<br />
mit hohlen Fenstern. Die <strong>aktuell</strong>en Besitzverhältnisse<br />
ließen sich vor Ort nicht klären.<br />
Einige polnische Bauern bearbeiten mit<br />
Traktoren Teile <strong>de</strong>s 750 Hektar großen Lan<strong>de</strong>s,<br />
halten Kühe in <strong>de</strong>n alten Stallgebäu<strong>de</strong>n.<br />
„Schloss Lomnitz hingegen im Hirschberger<br />
Tal – es steht da in alter Pracht“, berichtet<br />
Harald Henn weiter. Die bei<strong>de</strong>n Söhne<br />
von Küsters hätten es als Ruine vom polnischen<br />
Staat zurückerworben. Heute seien<br />
das alte Schloss und das Witwenschlösschen<br />
als Hotel und Restaurant von hohem<br />
touristischen Wert. Der eine Sohn und seine<br />
Ehefrau erweckten die edle Immobilie zu<br />
neuem Leben.<br />
Den schlesischen Landa<strong>de</strong>l trafen<br />
Flucht und Vertreibung beson<strong>de</strong>rs hart. Da<br />
kein Land zur Verfügung stand, musste eine<br />
an<strong>de</strong>rweitige berufliche Existenz aufgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n. Der Film ist ein Beispiel da<strong>für</strong>, wie<br />
man mit Mut, Zuversicht und Tatkraft und<br />
Ausdauer schwierige Situationen meistern<br />
kann. Adolf Wolf<br />
Gabriele von Altrock auf<br />
<strong>de</strong>r Terrasse ihres Hauses<br />
in Frankfurt/Main<br />
halt seiner Liegnitzer Tauf- und Konfirmationskirche,<br />
<strong>de</strong>r Liebfrauenkirche, sorgte.<br />
Vor allem nach seiner Pensionierung hielt<br />
er an <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Predigtstellen <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Breslauer Christophori-Gemein<strong>de</strong><br />
in <strong>Schlesien</strong> Gottesdienste.<br />
Bekannt waren seine Erntedankgottesdienste<br />
und Gol<strong>de</strong>nen Konfirmationen in<br />
Liebfrauen. Wer ihn hier erlebte, wie er Besuchergruppen<br />
führte o<strong>de</strong>r wie er eindringlich<br />
Gottesdienst hielt, weiß, wie jemand<br />
von seinen schlesischen Wurzeln her<br />
geprägt sein kann. Or<strong>de</strong>n und Auszeichnungen<br />
– etwa <strong>de</strong>r Liegnitzer Heimatgruppe<br />
– benennen <strong>de</strong>n außeror<strong>de</strong>ntlichen Einsatz<br />
von Pastor Meißler <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong> und seine<br />
Kultur. Für die schlesischen Johanniter<br />
dankte Hans Niklas von Selchow <strong>für</strong> die<br />
sachkundige Begleitung <strong>de</strong>r <strong>Schlesien</strong>hilfe<br />
<strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns, und <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s schlesischen<br />
Kirchentages, Dr. Hans-Ulrich<br />
Minke, nannte Pastor Meißler einen Treuen<br />
im Lan<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r sich stets <strong>für</strong> die schlesische<br />
Frömmigkeit verantwortlich wusste.<br />
Dr. Hans-Ulrich Minke
Schlesische Nachrichten 5/2007 KULTUR<br />
13<br />
Innenminister<br />
Schünemann gibt<br />
Preisträger bekannt<br />
Kulturpreis <strong>Schlesien</strong> 2007<br />
geht an die Schriftstellerin<br />
Renata Schumann<br />
und an <strong>de</strong>n Philologen<br />
Jan Mio<strong>de</strong>k<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsens Minister <strong>für</strong> Inneres<br />
und Sport, Uwe Schünemann, hat die<br />
Preisträger <strong>de</strong>s Kulturpreises <strong>Schlesien</strong><br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rsachsen 2007 bekannt<br />
gegeben. Die Schriftstellerin<br />
Renata Schumann sowie <strong>de</strong>r Philologe<br />
Jan Mio<strong>de</strong>k wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r unabhängigen<br />
Jury aus Deutschen und Polen<br />
gewählt. Einen Son<strong>de</strong>rpreis erhält<br />
die Hoffmann von Fallersleben-Gesellschaft<br />
in Wolfsburg und das Germanistische<br />
Institut an <strong>de</strong>r Breslauer<br />
Universität – Lehrstuhl <strong>für</strong> die Kultur <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Län<strong>de</strong>r und <strong>Schlesien</strong>s.<br />
Minister Schünemann wird die<br />
Preisträger am 8. September 2007 in<br />
<strong>de</strong>m Wolfsburger Theater auszeichnen.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Hauptpreise sind mit je<br />
4.000 Euro dotiert.<br />
Renata Schumann, 1943 in Hin<strong>de</strong>nburg<br />
in Oberschlesien geboren, ist<br />
neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin als<br />
freie Journalistin <strong>für</strong> das Feuilleton <strong>de</strong>r<br />
Rheinischen Post, <strong>de</strong>r Zeit, <strong>für</strong> Das Parlament<br />
und die FAZ tätig. Sie veröffentlichte<br />
zahlreiche Artikel zum Verhältnis<br />
zwischen Polen und Deutschen<br />
und setzte sich <strong>für</strong> eine objektive und<br />
versöhnen<strong>de</strong> Betrachtung ein. Renata<br />
Schumann füllt mit ihren Büchern viele<br />
Kenntnislücken, trägt zur Versachlichung<br />
sowohl auf <strong>de</strong>utscher wie auch<br />
auf polnischer Seite bei. Im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
ihres Wirkens steht die starke Liebe zu<br />
<strong>Schlesien</strong>, aus <strong>de</strong>r sie die Kraft <strong>für</strong> ihre<br />
Arbeit schöpft.<br />
Jan Mio<strong>de</strong>k, <strong>de</strong>r 1946 in Tarnowitz<br />
in Oberschlesien geboren wur<strong>de</strong>, befasst<br />
sich schon in seinen ersten aka<strong>de</strong>mischen<br />
Seminaren mit <strong>de</strong>r Kultur <strong>de</strong>r<br />
Sprache. (...)<br />
Einen Son<strong>de</strong>rpreis erhält die Hoffmann<br />
von Fallersleben-Gesellschaft<br />
und das Germanistische Institut an <strong>de</strong>r<br />
Breslauer Universität <strong>für</strong> ihre herausragen<strong>de</strong><br />
Zusammenarbeit. 20 Jahre seines<br />
Lebens, von 1823 bis 1843, hat<br />
Hoffmann von Fallersleben in Breslau<br />
gelebt und gearbeitet. Zuletzt war er als<br />
Professor <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache und<br />
Literatur tätig. Die Zusammenarbeit begann<br />
1998 anlässlich <strong>de</strong>s 200. Geburtstages<br />
von Hoffmann von Fallersleben.<br />
Daraus entwickelte sich über<br />
die Jahre ein lebhafter Austausch von<br />
Gastvorträgen, Diskussionen, Symposien<br />
und wissenschaftlichen Tagungen.<br />
Grußwort zu 25 Jahre Arbeitskreis<br />
„Archiv <strong>für</strong> schlesische Mundart“<br />
Der Arbeitskreis „Archiv <strong>für</strong> schlesische<br />
Mundart“ in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, kann in<br />
diesem Jahr auf sein 25 jähriges Bestehen<br />
zurückblicken. Er wur<strong>de</strong> 1982 maßgeblich<br />
von <strong>de</strong>r schlesischen Schriftstellerin<br />
ERLE BACH begrün<strong>de</strong>t. Das geschah<br />
zunächst im Rahmen <strong>de</strong>r Kulturarbeit <strong>de</strong>r<br />
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN, wo<br />
sich bald Mundartsprecher fan<strong>de</strong>n, die ihr<br />
zur Seite stan<strong>de</strong>n und gemeinsam sich <strong>de</strong>r<br />
verdienstvollen Aufgabe annahmen.<br />
Angesichts <strong>de</strong>r schlimmen Zeitumstän<strong>de</strong>,<br />
die beson<strong>de</strong>rs die Heimatvertriebenen<br />
nach <strong>de</strong>m Kriege betroffen haben,<br />
sah sich Erle Bach herausgefor<strong>de</strong>rt<br />
schreibend damit auseinan<strong>de</strong>r zusetzen.<br />
Darüber äußerte sie sich u.a. so:<br />
„Das zieht sich wie ein roter Fa<strong>de</strong>n<br />
durch mein ganzes Schreiben. Hieß es<br />
doch <strong>für</strong> mich, Menschen, die ihre Heimat<br />
noch besitzen, klar zu machen, wie sehr<br />
ein Mensch – und wie verschie<strong>de</strong>n – er bis<br />
zu seinem To<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Verlust seiner<br />
Heimat lei<strong>de</strong>t“. Das geschah zunächst in<br />
<strong>de</strong>m Buch. „Matka mit <strong>de</strong>n bloßen Füßen“,<br />
welches aufhorchen ließ. Danach in „Das<br />
alte Hirschberg zwischen Han<strong>de</strong>l und Poesie“<br />
und später in <strong>de</strong>m Roman „In ihrem<br />
Atem schläft die Zeit“ , wo es im Untertitel<br />
heißt: „Eine Suche nach Quellen, Wurzeln<br />
und Herkunft“ und nicht zuletzt in ihrem<br />
„Bau<strong>de</strong>nbuch“ und weiteren Veröffentlichungen.<br />
Nicht zu vergessen sind die<br />
eindringlichen Begleittexte in einer Reihe<br />
von schlesischen Bildbän<strong>de</strong>n wie „RIE-<br />
SENGEBIRGE – Rübezahls böhmischschlesisches<br />
Reich“.<br />
Da Erle Bach auch von ihrem Herkommen<br />
von <strong>de</strong>r Mundart mit geprägt wur<strong>de</strong>,<br />
lag das Bemühen in <strong>de</strong>n besten Hän<strong>de</strong>n<br />
und es ging darum außer <strong>de</strong>n bereits<br />
bekannten Mundartdichtern auch auf<br />
<strong>de</strong>m Wege <strong>de</strong>r Forschung die an<strong>de</strong>rn in<br />
<strong>de</strong>r Buchherausgabe unter „Woas die Stoare<br />
pfeifa“ vorzustellen. Dazu erklärte sich<br />
<strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r bereit<br />
die Ausarbeitungen entsprechend zu<br />
gestalten. Mit an<strong>de</strong>ren, die sich <strong>de</strong>r<br />
Mundartpflege annahmen, ist auch das<br />
„Archiv <strong>für</strong> schlesische Mundart“ in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
so etwas wie das<br />
MUNDARTGEWISSEN von „<strong>Schlesien</strong>s eigener<br />
Sprache“, die sich in 700 Jahren<br />
<strong>de</strong>utscher Geschichte so ausprägte, wie<br />
sie sich vor <strong>de</strong>r Vertreibung darstellte.<br />
Friedrich-Wilhelm Preuß ist zu danken,<br />
dass er sich nach <strong>de</strong>m Tod von ERLE<br />
BACH im Jahre 1996 als Leiter <strong>de</strong>s Archiv<br />
zur Verfügung stellte. Nicht zuletzt aber<br />
verdankt die Vereinigung <strong>de</strong>r Stadt Wangen<br />
die wohlwollen<strong>de</strong> Unterstützung sich<br />
über viele Jahre hier zusammenfin<strong>de</strong>n zu<br />
können und schließlich im Frauentorturm<br />
<strong>für</strong> ihre Gesprächsrun<strong>de</strong>n eine Bleibe fand.<br />
Begegnung: Wangen vom 30. März –<br />
1. April 2007 Konrad Werner<br />
Weh <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r keine Heimat hat<br />
Gedanken über das Wesen und <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Heimatlichen<br />
„Das in <strong>de</strong>n einzelnen Stammeslandschaften<br />
aufgehäufte<br />
Geistes- und Gemütsgut, zutiefst religiöser<br />
Prägung, im beharren<strong>de</strong>n Dialekt mit<br />
seinen Sprichwörtern und Re<strong>de</strong>nsarten<br />
schon gestaltnahe, wird durch einen wachen,<br />
wahrhaft berufenen Dichter völlig<br />
nach oben und unten verbürgtes dauern<strong>de</strong>s<br />
Dasein.“<br />
Hugo von Hofmannsthal mit Bereg<br />
auf Gerhart Hauptmann<br />
„Geburtsheimat ist keine Gefühlsfiktion,<br />
kein Gedankenschema,<br />
es ist ein Gesetz. Sie be<strong>de</strong>utet<br />
Bestimmung und Vorbestimmung. Sie<br />
prägt Wachstum und Sprache, Blick und<br />
Gehör, sie – beseelt die Sinne und öffnet<br />
sie <strong>de</strong>m Wehen <strong>de</strong>s Geistes, wie einem<br />
keimträchtigen Wind.“ Carl Zuckmayer<br />
Thomas Mann, <strong>de</strong>r vom Stil <strong>de</strong>s<br />
Dichters sagt, er sei die „Sublimierung<br />
<strong>de</strong>r Mundart seiner Väter“, womit<br />
im weiteren Sinn auch die bestimmt<br />
geformte und gefärbte Eigenart einer heimatlichen<br />
Welt, <strong>de</strong>r Landschaft o<strong>de</strong>r einer<br />
Stadt gemeint sein kann.<br />
„Das zieht sich wie ein roter Fa<strong>de</strong>n<br />
durch, mein ganzes Schreiben. Hieß es<br />
doch <strong>für</strong> mich, Menschen, die ihre Heimat<br />
noch besitzen, klar zu machen, wie sehr<br />
ein Mensch – und wie verschie<strong>de</strong>n – er bis<br />
zu seinem To<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Verlust seiner<br />
Heimat lei<strong>de</strong>t.“ Erle Bach<br />
„Wie sehr Heimat nicht nur eine<br />
physische Umwelt, son<strong>de</strong>rn<br />
auch ein metaphysisches Kraftfeld ist, tritt<br />
vor allem in Erscheinung, wo sich<br />
menschliche Empfindungen beson<strong>de</strong>rs<br />
<strong>de</strong>utlich nie<strong>de</strong>rschlagen und so auch ablesen<br />
lassen; in <strong>de</strong>r Kunst. Gera<strong>de</strong> darum,<br />
weil sie sublim und subtil ist, zeigt sie in<br />
Beson<strong>de</strong>rheit die Verflochtenheit <strong>de</strong>s<br />
Schaffen<strong>de</strong>n mit seiner Umwelt.“<br />
Josef Mühlberger<br />
Ein aus seiner Heimat vertriebener<br />
Franzose, <strong>de</strong>r ein <strong>de</strong>utscher<br />
Dichter war, Adalbert Chamisso, hat sein<br />
Leben ohne seine Heimat als ein Mensch<br />
empfun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r etwas ihm Wesentliches<br />
verloren hat, seinen Schatten. Noch <strong>de</strong>r<br />
Greis wird von <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Heimat<br />
heimgesucht, wie er in einem Gedicht sagt:<br />
Ich träume als Kind mich zurück / und<br />
schüttle mein greises Haupt: / wie sucht<br />
ihr mich heim, ihr Bil<strong>de</strong>r, /die lang ich vergessen<br />
geglaubt. Konrad Werner
14<br />
HISTORISCHES Schlesische Nachrichten 5/2007<br />
Oberschlesiens Wahrzeichen in Posen<br />
Eine kurze Geschichte <strong>de</strong>s „Oberschlesischen Turms“<br />
Wenn man <strong>de</strong>n Hauptbahnhof in Posen<br />
verlässt, dann wird sofort <strong>de</strong>r neue Messepavillon<br />
Nr. 11 sichtbar. „Iglica“, heißt<br />
im Polnischen <strong>de</strong>r markante Pavillon am<br />
Messegelän<strong>de</strong> Posen. „Iglica“ be<strong>de</strong>utet<br />
im Polnischen einfach ein Spitzturm.<br />
Doch kaum jemand weiß sich noch zu<br />
erinnern, dass dort seit 1911 <strong>de</strong>r<br />
„Oberschlesische Turm“ stand, <strong>de</strong>r<br />
auch nach 1918 im Polnischen als „Wieza<br />
Górnoslaska“ – also „Oberschlesischer<br />
Turm“ – bezeichnet wur<strong>de</strong>.<br />
Doch wie kommt ein Bau namens<br />
„Oberschlesischer Turm“ ausgerechnet<br />
nach Posen? – eine berechtigte Frage!<br />
Posen war immer eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Messestadt, früher als Ausstellungsstadt<br />
bezeichnet, gewesen. Als solche Ausstellungsstadt<br />
richtete Posen im Jahr<br />
1911 die „Ost<strong>de</strong>utsche Ausstellung <strong>für</strong><br />
Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft“<br />
aus. Hier wollte eben Oberschlesien auf<br />
eine würdige und eindruckvolle Art und<br />
Weise vertreten sein, um so <strong>de</strong>n einstigen<br />
industriellen Aufschwung zu präsentieren.<br />
Trotz <strong>de</strong>r anfänglichen<br />
Schwierigkeiten und Be<strong>de</strong>nken beschloss<br />
man 1910 die Repräsentanz<br />
Oberschlesiens bei <strong>de</strong>r <strong>für</strong> 1911 geplanten<br />
Ausstellung. Schon Mitte 1910<br />
konnte ein Turmprojekt als Ausstellungsraum<br />
gezeigt wer<strong>de</strong>n. Es wäre natürlich<br />
unmöglich gewesen, diesen auf<br />
eine halbe Million Reichsmark veranschlagten<br />
Bau lediglich <strong>für</strong> eine kurze<br />
Ausstellungsdauer zu errichten. Der<br />
Umstand, dass die damals aufblühen<strong>de</strong><br />
Stadt Posen in nächster Zeit einen<br />
neuen Wasserturm und eine neue<br />
Markthalle benötigte, legte <strong>de</strong>n Gedanken<br />
nahe, die oberschlesische Ausstellung<br />
in einem geson<strong>de</strong>rten Raum zu veranstalten<br />
und diesen so zu gestalten,<br />
dass er später zu <strong>de</strong>m genannten<br />
Zweck nutzbar gemacht wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Die Lösung <strong>de</strong>s Problems ist <strong>de</strong>m damaligen<br />
Direktor <strong>de</strong>r Breslauer Königlichen<br />
Aka<strong>de</strong>mie <strong>für</strong> Kunst und Kunstgewerbe,<br />
<strong>de</strong>m bekannten Professor<br />
Poelzig, in glänzen<strong>de</strong>r Weise gelungen.<br />
Doch mit <strong>de</strong>r Anfertigung <strong>de</strong>s Projektes<br />
waren die Schwierigkeiten noch<br />
keineswegs beseitigt. Dies trat erst ein,<br />
als eine große Zahl von oberschlesischen<br />
Interessenten durch Zeichnung nam-<br />
hafter Garantiesummen es ermöglichte,<br />
<strong>de</strong>r Stadt Posen <strong>de</strong>n Bau zu einem günstigen<br />
Preis anzubieten. Die Initiative <strong>für</strong> die<br />
Lösung <strong>de</strong>r Frage ging aus von fünf Werken:<br />
– Oberschlesische Eisenbahn- Bedarfs-<br />
Aktien-Gesellschaft, Frie<strong>de</strong>nshütte –<br />
Gleiwitz,<br />
– Oberschlesische Einsen-Industrie-Aktiengesellschaft<br />
<strong>für</strong> Bergbau und Hüttenbetrieb,<br />
Gleiwitz,<br />
– Donnersmarckhütte Oberschlesische<br />
Eisen- und Kohlenwerke Aktiengesellschaft<br />
Zabrze (später Hin<strong>de</strong>nburg OS),<br />
– Bismarckhütte in Bismarckhütte OS,<br />
Georg von Giesches Erben, Zalenze.<br />
In kürzester Zeit schlossen sich diesem<br />
Vorhaben weitere kleine und große Unternehmen,<br />
darunter auch Banken, nicht nur<br />
aus ganz <strong>Schlesien</strong>, son<strong>de</strong>rn Berlin an. Die<br />
nötigen Mittel konnten waren somit vorhan<strong>de</strong>n<br />
und man konnte mit <strong>de</strong>r Stadt Posen<br />
eine Verständigung erreichen. Die<br />
Ausführung <strong>de</strong>s Baus wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Donnersmarckhütte-Aktien-Gesellschaft<br />
in<br />
Zabrze (Hin<strong>de</strong>nburg OS) übertragen. Obwohl<br />
erst am 15. 9. 1910 <strong>de</strong>r erste Spatenstich<br />
erfolgt war, konnte bereits am<br />
10. 2. 1911 das Richtfest gefeiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine glänzen<strong>de</strong> Leistung <strong>de</strong>r oberschlesischen<br />
Ingenieurkunst, <strong>de</strong>r oberschlesischen<br />
Industrie im Allgemeinen und <strong>de</strong>r<br />
Donnersmarckhütte im Beson<strong>de</strong>ren.<br />
Für die Anordnung <strong>de</strong>r Plätze bot die<br />
Form <strong>de</strong>s Baues mancherlei Schwierigkeiten.<br />
Von vorneherein war es gegeben,<br />
dass im Erdgeschoss die Erzeugnisse <strong>de</strong>r<br />
Schwerindustrie, auf einer neun Meter höher<br />
liegen<strong>de</strong>n Empore diejenigen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />
Industrien Oberschlesiens präsentiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Um ein möglichst harmonisches<br />
Bild <strong>de</strong>r Gesamtausstellung zu<br />
erzielen, hatte Professor Poelzig sämtlichen<br />
Ausstellern seinen Rat <strong>für</strong> die Ausstellung<br />
ihrer Gegenstän<strong>de</strong> zur Verfügung<br />
gestellt. Ebenso hat er das Arrangement<br />
<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r Kuppel befindlichen Restaurants<br />
geleitet. Beson<strong>de</strong>rs dankenswert war<br />
es, dass die größeren oberschlesischen<br />
Werke Ölgemäl<strong>de</strong> oberschlesischer Arbeitsstätten<br />
und Landschaften durch<br />
namhafte Künstler <strong>de</strong>r Breslauer Kunstaka<strong>de</strong>mie<br />
anfertigen ließen und diese zur<br />
Ausschmückung <strong>de</strong>r Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Restaurants<br />
bestimmten.<br />
➀ ➁ ➂<br />
➃<br />
Schon von <strong>de</strong>r Bahn aus begrüßte<br />
einst <strong>de</strong>r „Oberschlesische Turm“ die<br />
Gäste Posens, <strong>de</strong>r in kaum zehn Minuten<br />
vom Hauptbahnhof entfernt gelegen<br />
war. Auf einer Grundfläche, die ein Sechzehneck<br />
von 58 m Durchmesser bil<strong>de</strong>te,<br />
erhob sich <strong>de</strong>r Turm zu einer Höhe<br />
von 52 m über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n. Der untere<br />
Raum besaß eine Grundfläche von<br />
2.642 qm, wovon 38,5 qm auf Treppen<br />
und einen Aufzugschacht entfallen waren.<br />
Die Empore, die sich auf einer Höhe<br />
von 9 m befand, hatte eine Grundfläche<br />
von 1.280 qm. In einer Höhe von 23 m<br />
befand sich ein Innenumgang durch <strong>de</strong>n<br />
Turm, <strong>de</strong>r durch eine Brücke mit <strong>de</strong>r<br />
Wen<strong>de</strong>ltreppe verbun<strong>de</strong>n war, die um<br />
<strong>de</strong>n Aufzugschacht zum Turm-Restaurant<br />
führte. Dieses Restaurant, in 34 m<br />
Höhe gelegen, hatte einen 30 m äußeren<br />
Durchmesser und gewährte 600 Personen<br />
einen angenehmen Aufenthalt.<br />
Der elektrische Aufzug befand sich in einem<br />
Schacht von 3 m Durchmesser und<br />
fasste zehn Personen, die direkt vom Bo<strong>de</strong>n<br />
ins Restaurant beför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n<br />
konnten.<br />
Für <strong>de</strong>n Bau wur<strong>de</strong>n ca. 1.500 Tonnen<br />
Eisen von <strong>de</strong>n oberschlesischen<br />
Werken geliefert. Für Oberschlesiens Industrie<br />
war <strong>de</strong>r Turm nicht nur ein vergänglicher<br />
Augenblickerfolg, son<strong>de</strong>rn ein<br />
dauerhaftes – über mehrere Jahrzehnte<br />
hinweg – Wahrzeichen <strong>de</strong>r einstigen<br />
eigenen Leistungsfähigkeit, da nach <strong>de</strong>r<br />
Ausstellung das Restaurant durch ein<br />
Wasserbehälter von 4.000 cbm Inhalt ersetzt<br />
wur<strong>de</strong>, um praktischen Aufgaben<br />
zu dienen: Wasserturm und Markthalle<br />
<strong>für</strong> Posen zu sein.<br />
Doch auch dieses Wahrzeichen<br />
Oberschlesiens in Posen gehört schon<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit an, es sollte aber nicht<br />
vergessen sein.<br />
Damian Spielvogel<br />
➀ Wandbild „Carmerschacht am Gieschewald“<br />
im „Oberschlesischen Turm“<br />
von Hans Rossmann<br />
➁ Iglica-Gross-Posen – <strong>de</strong>r „Oberschlesische<br />
Turm“ auf einer alten Postkarte<br />
➂ Der neue mo<strong>de</strong>rne Spitzturm (die sog.<br />
„iglica“) am Messegelän<strong>de</strong> Posen<br />
➃ OS-Turm Posen<br />
➄ Der „Oberschlesische Turm“ auf einer<br />
zeitgenössischen Bildaufnahme<br />
➄
Schlesische Nachrichten 5/2007 VERMISCHTES / TERMINE<br />
15<br />
Zum Winterausklang<br />
Ein Erlebnis im Riesengebirge<br />
Wir hatten das Weihnachtsfest mit schlesischer<br />
Gemietlichkeit gefeiert. Die infolge<br />
<strong>de</strong>s üppigen Essens und Trinkens<br />
eingetretene Magenverstimmung war<br />
auskuriert und man begrüßte das Jahr<br />
1938.<br />
Um diese Zeit traf unsere Klasse 2b <strong>de</strong>r<br />
GFM, insbeson<strong>de</strong>re unser Lehrer Fritz Grieger,<br />
Vorbereitungen <strong>für</strong> einen Winter-Aufenthalt<br />
im Landschulheim in Mittelschreiberhau.<br />
Der Mond wur<strong>de</strong> bemüht, um eine<br />
möglichst große Garantie <strong>für</strong> ein gutes Wetter<br />
(Sonne und Schnee) zu erhalten. Als <strong>de</strong>r<br />
Termin feststand, stellte sich die Frage:<br />
„Wer fährt mit?“ Außer Kranken und aufgrund<br />
<strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s einzelner Eltern<br />
(letzterer sollte sich ironischerweise als ein<br />
Segen erweisen) fuhren alle mit. Da nicht<br />
alle die Fertigkeiten <strong>de</strong>s Skilaufens beherrschten,<br />
wur<strong>de</strong> unsere Klasse in zwei<br />
Gruppen geteilt: Die Skiläufer und die Rodler.<br />
Es soll hier nicht unerwähnt bleiben,<br />
dass ein I5 jähriger Schüler aus Breslau<br />
kaum vertiefte Skiläufer-Erfahrungen erwerben<br />
konnte, die man im zum Hochgebirge<br />
zählen<strong>de</strong>n Riesengebirge dringend<br />
benötigt. Dazu stand zu Übungszwecken<br />
in Breslau nur <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rzobten und <strong>de</strong>r<br />
Har<strong>de</strong>nberghügel zur Verfügung, was man<br />
damals wie heute mit Schmunzeln zur<br />
Kenntnis nehmen muss. Wie <strong>de</strong>m auch sei,<br />
im Februar 1938 ging es los. Es herrschte<br />
jugendliche Aufbruchstimmung.<br />
Herr Grieger war ein exzellenter Kenner<br />
<strong>de</strong>s Riesengebirges. Der Grund: Er war<br />
Skiläufer und lebte oft im Haus seiner<br />
Schwester in Oberschreiberhau.<br />
Er wusste also, was er tat. Heute können<br />
wir, die drei Übriggebliebenen <strong>de</strong>r damaligen<br />
Klasse 2b ermessen, welche<br />
Aufgabe er sich gestellt hatte.<br />
An <strong>de</strong>m Aufenthalt im Landschulheim<br />
nahmen ca. 40 Schüler teil, ca. 20 Skiläufer<br />
und ca. 20 Rodler. Es war geplant, an einem<br />
<strong>de</strong>r Aufenthaltstage auf Skiern zum<br />
Kamm aufzusteigen. Selbstre<strong>de</strong>nd betraf<br />
dieses Unternehmen nur die Skiläufer. Mein<br />
Gedächtnis verlässt mich, wenn ich heute<br />
sagen sollte, welche Bau<strong>de</strong> unser Ziel<br />
sein sollte. Um es vorweg zu nehmen: Wir<br />
sind nämlich dort nicht angekommen. Zunächst<br />
war Langlauf bis Oberschreiberhau<br />
angesagt. Dann bog unser Lehrer Grieger<br />
nach links in einen Anliegerweg (es muss<br />
<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rweg zu <strong>de</strong>n Goldgruben gewesen<br />
sein) ab. Unsere Kolonne von ca.<br />
20 Mann erregte immerhin einiges Aufsehen.<br />
Wir kamen an verschie<strong>de</strong>nen Waidbauerngehöften<br />
vorbei. Die Sonne schien.<br />
Es war zu <strong>de</strong>r damaligen Zeit in <strong>de</strong>r<br />
Kontinentalklimazone am Fuße <strong>de</strong>s Hochgebirges<br />
im Februar sehr kalt.<br />
Als wir in <strong>de</strong>n Wald eintraten und bergwärts<br />
unsere Skier lenkten, wur<strong>de</strong> es ruhiger.<br />
Es wur<strong>de</strong> kaum gesprochen, <strong>de</strong>nn<br />
wir brauchten unsere Luft, um <strong>de</strong>n Berg<br />
zu erklimmen. Damals wur<strong>de</strong> Skilaufen<br />
noch wörtlich genommen. Nach einigen<br />
Stun<strong>de</strong>n Skilaufens wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wald immer<br />
dünner und niedriger bis er schließlich ganz<br />
verschwand. Wir orientierten uns an <strong>de</strong>n<br />
drei Meter hohen Stangen, die jetzt nur<br />
noch 50 cm aus <strong>de</strong>m Schnee herausragten.<br />
Wir sahen nur noch Schneeflächen und<br />
die besagten Markierungsstangen. Allein<br />
mit zwanzig 15-jährigen Schülern in <strong>de</strong>r<br />
Schneewüste! Das muss Herr Grieger damals<br />
gedacht haben. Inzwischen war die<br />
Sonne hinter <strong>de</strong>n aufziehen<strong>de</strong>n Wolken verschwun<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>r eisige Wind ohne <strong>de</strong>n<br />
schützen<strong>de</strong>n Wald wur<strong>de</strong> stärker und stärker.<br />
Plötzlich fing es an zu schneien. Ich<br />
erlebte meinen ersten Schneesturm. Aber<br />
dabei blieb es nicht. Der Schneesturm ging<br />
in einen Orkan über. Es war ein ohrenbetäuben<strong>de</strong>r<br />
Lärm. Wir konnten uns<br />
gegenseitig nicht mehr verständigen. Es<br />
wur<strong>de</strong> immer dunkler, obwohl es gegen<br />
Mittag war.<br />
Ich zog meinen Schal vor Mund und<br />
Nase. Einige hatten nur ein „Skiband“ auf<br />
<strong>de</strong>m Kopf. Das war ein Kreuz aus gestrickter<br />
Wolle mit einem ebenfalls gestricktem<br />
Band rund um <strong>de</strong>n Kopf. Zwischen<br />
<strong>de</strong>m Kreuz schauten die Haare heraus.<br />
Plötzlich und völlig unerwartet stießen<br />
wir mitten im Schneesturm an einen<br />
Wegweiser, <strong>de</strong>r in eine Richtung bergwärts<br />
zeigte, wo keine Markierungsstangen<br />
mehr zu sehen waren. Herrn Grieger musste<br />
wohl klar gewesen sein, dass wir uns<br />
hoffnungslos verirrt hätten, wären wir <strong>de</strong>m<br />
Wegweiser gefolgt. Er entschied also, <strong>de</strong>n<br />
Wegweiser zu ignorieren und talwärts ohne<br />
Markierungsstangen abwärts zu fahren.<br />
Nun hört sich das ganz einfach an, wenn<br />
man im Wohnzimmersessel sitzt, in <strong>de</strong>r Realität<br />
war schon das Kommandogeben<br />
wegen <strong>de</strong>s Orkans so gut wie ausgeschlossen.<br />
Herr Grieger brüllte, wir sollten<br />
aufschließen und die Schlage nicht abreißen<br />
lassen. Dabei konnte er nur <strong>de</strong>n Ersten<br />
hinter sich akustisch erreichten. Der<br />
Erste gab <strong>de</strong>n Befehl an <strong>de</strong>n Zweiten, <strong>de</strong>r<br />
Zweite an <strong>de</strong>n Dritten usw.<br />
Es erschien uns als eine endlose Zeit<br />
bis wir die Baumgrenze wie<strong>de</strong>r erreichten.<br />
Als <strong>de</strong>r Wald dichter wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r orkanartige<br />
Sturm gedämpft. Auch <strong>de</strong>r<br />
Schnee peitschte nicht mehr ins Gesicht.<br />
Da setzte sich plötzlich einer von uns an<br />
einen Baum, um auszuruhen. Plötzlich<br />
stand Herr Grieger vor ihm und schrie ihn<br />
an, sofort aufzustehen und mit <strong>de</strong>r Kolonne<br />
weiterzulaufen. Er wäre sonst mit Sicherheit<br />
erfroren.<br />
Das Zeitgefühl war uns völlig abhan<strong>de</strong>n<br />
gekommen. Die Uhr war so gut verpackt,<br />
dass wir nicht „drankonnten“. Plötzlich und<br />
unerwartet trafen wir quer zu unserer Fahrtrichtung<br />
auf einen Weg. Jetzt stellte sich<br />
die große Frage, <strong>de</strong>m Weg rechts o<strong>de</strong>r links<br />
zu folgen.<br />
Herr Grieger muss wohl instinktiv die<br />
richtige Richtung eingeschlagen haben.<br />
Nach geraumer Zeit erreichten wir die „Alte<br />
Schlesische Bau<strong>de</strong>“ (1186 m). Aber o<br />
Graus, noch waren wir nicht drin. Wir kamen<br />
nämlich von <strong>de</strong>r Bergseite und stan<strong>de</strong>n<br />
mit unseren Skiern mitten auf <strong>de</strong>m<br />
Dach. Plötzlich ging ein Dachfenster auf<br />
und <strong>de</strong>r Besitzer schimpfte <strong>für</strong>chterlich, weil<br />
wir ihm seine Radioantenne beschädigt<br />
hätten. Wir nahmen davon kaum Notiz, weil<br />
wir total erschöpft waren. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Daches<br />
sahen wir ca. 5 m unter uns <strong>de</strong>n unerreichbaren<br />
Eingang zur Bau<strong>de</strong>. Also zurück<br />
zur Bergseite, wo <strong>de</strong>r Schnee eine so<br />
praktische und zugleich verführerische Brücke<br />
zum Dach geweht hatte. Einer<br />
schnallte sich unbekümmert die Skier ab<br />
und versank sofort bis zur Brust in <strong>de</strong>r<br />
Schneewehe. Das Herausziehen dieses<br />
Versunkenen war eine Tragödie <strong>für</strong> sich.<br />
Letzten En<strong>de</strong>s sind alle in die Bau<strong>de</strong> gelangt.<br />
Endlich im Warmen! Als wir uns die<br />
Handschuhe ausgezogen hatten, erlebten<br />
wir noch eine böse Überraschung.<br />
Meine Hän<strong>de</strong> waren so unterkühlt, dass<br />
ich das Gewöhnen an die Bau<strong>de</strong>n-Temperatur<br />
wie ein Hämmern auf meine Fingernägel<br />
empfand.<br />
Wir waren noch einmal davon gekommen.<br />
Als wir ein paar Tage später im Haus von<br />
Herrn Griegers Schwester in Oberschreiberhau<br />
zum Kaffee eingela<strong>de</strong>n waren (man<br />
stelle sich <strong>de</strong>n Aufwand <strong>für</strong> 40 Gäste ! vor),<br />
ließ unser Lehrer dieses Abenteuer noch<br />
einmal Revue passieren und erwähnte <strong>de</strong>n<br />
irreführen<strong>de</strong>n Wegweiser, <strong>de</strong>r wahrscheinlich<br />
„von Frevler Hand“ verdreht wor<strong>de</strong>n<br />
sei. Er erwähnte auch, dass er große<br />
Be<strong>für</strong>chtungen gehegt hatte, in das Reifträgerloch<br />
o<strong>de</strong>r in die Schneegruben abzustürzen,<br />
um dort auf Nimmerwie<strong>de</strong>rsehen<br />
zu verschwin<strong>de</strong>n. (Vom oberen Rand<br />
<strong>de</strong>r Schneegruben fällt <strong>de</strong>r Berg 212 m<br />
senkrecht bis zum Grund ab.)<br />
Zum Schluss und zum Abschied sangen<br />
wir an diesem Nachmittag noch verschie<strong>de</strong>ne<br />
Heimatlie<strong>de</strong>r, u.a. „Blaue Berge,<br />
grüne Täler’ und als letztes Lied sangen<br />
wir „Guten Abend, gute Nacht“.<br />
Ich habe mich nach <strong>de</strong>m Verlust unserer<br />
Heimat oft an diesen Nachmittag erinnert.<br />
Mir erscheint dieses Zusammensein<br />
im nachhinein wie ein Abschied von vielen<br />
<strong>de</strong>r damals Anwesen<strong>de</strong>n. und von unserer<br />
geliebten Heimat . . . <strong>für</strong> immer . . .<br />
Erhard Verley<br />
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Workshop: Verzierung von Kratzeiern<br />
Am Mittwoch, <strong>de</strong>n 14. 3. 2007, 17 – 20 Uhr und<br />
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<strong>de</strong>r Heimat <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Großer<br />
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53639 Königswinter-Heisterbacherrott<br />
Tel.: 0 22 44/8 86-0, E-mail: museum@hausschlesien.<strong>de</strong>,<br />
Internet: www.hausschlesien.<strong>de</strong>
16<br />
Ost<strong>de</strong>utsche Ge<strong>de</strong>nktage – Register 1965 – 2004<br />
Das Register macht die zahlreichen in 40 Jahren<br />
behan<strong>de</strong>lten Persönlichkeiten (inzwischen<br />
ca. 3.500) und historischen Ereignisse<br />
(ca. 550) leichter auffindbar. Der Band glie<strong>de</strong>rt<br />
sich in ein Namensregister, in ein Register<br />
<strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nktage, d.h. <strong>de</strong>r Geburts- und To<strong>de</strong>stage<br />
<strong>de</strong>r gewürdigten Persönlichkeiten,<br />
sowie in eine chronologische Auflistung <strong>de</strong>r<br />
Ereignisse. Es soll dabei helfen, <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />
„Ost<strong>de</strong>utschen Ge<strong>de</strong>nktagen“ enthaltenen<br />
Schatz an Informationen zu erschließen. Auch<br />
heute noch kann man sich <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>r<br />
Herausgeber <strong>de</strong>s ersten Ban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r „Ost<strong>de</strong>utschen<br />
Ge<strong>de</strong>nktage“ von 1965 anschließen: Deutschland – so heißt<br />
es dort, und wir können getrost zumin<strong>de</strong>st „Europa“ hinzufügen – wäre<br />
ärmer, wenn es <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Osten nicht gegeben hätte und gäbe.<br />
Bonn 2006, 358 S., broschiert, ISBN 3-88557-218-4, € 9,80. Die<br />
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Danzig, war Mitglied <strong>de</strong>r SS/Heimwehr/Danzig und später in einem<br />
Telegraphenbauzug <strong>de</strong>r Reichsbahn in Minks/Weißrussland eingesetzt.<br />
Dieser Bauzug wur<strong>de</strong> 1944 im Sommer aufgelöst und mein<br />
Onkel zu <strong>de</strong>m SS/Panzergrenadier-Ausbildungs- und Ersatzbataillon<br />
9 in Stralsund eingezogen. Laut Mitteilung <strong>de</strong>r Ausbildungseinheit<br />
war sein Fronteinsatz 1944/45 im Raum: Weichsel-O<strong>de</strong>r und Berlin<br />
bei eventuell folgen<strong>de</strong>n Einheiten, 10. SS.<br />
Pz. Div. Frundsberg, 4. SS. Polizei Div., 28.<br />
SS. Frw. Pz. Gr. Div. Wollonien, 27. SS. Gr.<br />
Div. Langemark, 11. SS. Pz. Gr. Div. Nordland,<br />
23. SS. Pz. Gr. Div. Ne<strong>de</strong>rland, 32. SS.<br />
Frw. Gr. Div. 30. Januar o<strong>de</strong>r auch 9. SS. Pz.<br />
Div. Hohenstaufen in Ungarn und auch in<br />
Heeres Divisionen.<br />
Wer kannte ihn und kann Angaben zu seiner<br />
letzten Einheit machen?<br />
Nachricht bitte an:<br />
Karl Bär, Im Winkel 16, 57612 Helmeroth,<br />
Telefon: 0 26 82/35 77<br />
DE LIBRIS / ANZEIGEN Schlesische Nachrichten 5/2007<br />
Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong>, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter<br />
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638<br />
Impressum: Schlesische Nachrichten, <strong>Zeitung</strong> <strong>für</strong> <strong>Schlesien</strong>, vereint mit Oberschlesischer<br />
Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien e. V.,<br />
vertreten durch <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong>n Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter,<br />
Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />
Die Landsmannschaft <strong>Schlesien</strong> – Nie<strong>de</strong>r- und Oberschlesien e.V. – Bun<strong>de</strong>sleitung – im Internet:<br />
www.schlesien-lm.<strong>de</strong><br />
Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteurin). Die Redaktion behält sich das Recht vor,<br />
Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />
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Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen <strong>de</strong>r Schlesischen Nachrichten ist bei<br />
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Texte und Anzeigen: Gertrud Bunzel, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />
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