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Dieter Eckermann Richter am Amtsgericht

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Bayerische Staatsministerium der Justiz ohne weiteren Kommentar zugeleitet (Schreiben<br />

vom 15.09.2006 – Gz.: 1441 E 572/2006).<br />

Der Begriff „vertieft“ bedeutete offenbar, dass die verantwortlichen Stellen Ihres Hauses<br />

sich zur Förderung einer Wettbewerbsmentalität bei den einzelnen Gerichten veranlasst<br />

sahen, die Statistiken zu Eingangs- und Erledigungszahlen ausgewählter Rechtsgebiete<br />

in einem „Ranking“ gipfeln zu lassen. Platz 1 wurde jeweils für dasjenige Gericht vergeben,<br />

bei dem der Durchschnittswert der Verfahrenserledigungen seitens der mit dem betreffenden<br />

Rechtsgebiet befassten <strong>Richter</strong> <strong>am</strong> höchsten lag.<br />

Bei näherer Betrachtung der Ranglisten müssen bereits die zum Teil eklatanten Abweichungen<br />

der Zahlenwerte im Verhältnis der einzelnen Gerichte zueinander (etwa in Bußgeldsachen)<br />

verwundern.<br />

Bei der Klassifizierung der <strong>Amtsgericht</strong>e hat offenbar die Begeisterung darüber, ausgerechnet<br />

<strong>am</strong> Wohnsitzgericht des bayerischen Ministerpräsidenten Helden der Arbeit<br />

entdeckt zu haben, das Bedürfnis nach einer Plausibilitätsbetrachtung gar nicht erst aufkommen<br />

lassen. Wären die Ergebnisse richtig und aussagekräftig, hätte es nämlich 2005<br />

für die Zivilrichter des <strong>Amtsgericht</strong>s Wolfratshausen gleichs<strong>am</strong> eine 7 ½ -Tage-Woche<br />

gegeben (durchschnittlich 1005 erledigte Verfahren pro fiktiven Voll-Zivilrichter bei einem<br />

geschätzten PEBB§Y-Durchschnittsrichtwert von 663 Verfahren; vgl. hierzu Herrler in<br />

BRV-Nachrichten 2004, Nr. 2, Seite 22 ). Die Kollegen <strong>am</strong> Landgericht München II hingegen<br />

dürften wohl nicht einmal fünf Tage wöchentlich gearbeitet haben (durchschnittlich<br />

184 erledigte Verfahren pro fiktiven Voll-Zivilrichter bei PEBB§Y-Durchschnittsrichtwerten<br />

zwischen 130 und 250 - ohne Berücksichtigung der zwischenzeitlichen Änderung der<br />

Arbeitszeitregelung).<br />

Bedauerlicherweise wollte bei mir über meine Beteiligung an den Tabellenplätzen des<br />

hiesigen <strong>Amtsgericht</strong>s in der Saison 2005 (Platz 1 in Zivilsachen, Platz 22 in Bußgeldsachen<br />

– jeweils von 72 <strong>Amtsgericht</strong>en) keine rechte Freude aufkommen. Als ich mich<br />

daraufhin mit einigen konkreten Fragen an den Präsidenten des Landgerichts München<br />

II wandte (vgl. mein Schreiben vom 18.10.2006), erhielt ich eine Antwort, in der zwar von<br />

Transparenz die Rede war, die inhaltlich aber an das Spiel „Journalisten fragen, Politiker<br />

antworten“ erinnerte (Schreiben vom 14.11.2006 – Gz.: E 14). Dies gilt insbesondere für<br />

Zweck und Berechnungsgrundlagen der Ranglisten (nicht: der Aufstellung über<br />

Eingänge und Erledigungen), die dem ansonsten doch eher uninteressanten Zahlenwerk<br />

wohl zu dem Prädikat einer „vertieften“ Auswertung verholfen haben.<br />

Immerhin hatte man offenbar erkannt, dass die nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen<br />

als durchaus oberflächlich zu bezeichnende Auswertung von Geschäfts- und Personalstatistiken<br />

den einen oder anderen <strong>Richter</strong> auf die Idee des Erfordernisses einer<br />

Umschichtung nicht unbeträchtlicher <strong>Richter</strong>stückzahlen – beispielsweise vom<br />

Landgericht München II an die <strong>Amtsgericht</strong>e seines Bezirks – hätte bringen können. Um<br />

derart dumme Gedanken gleich im Keim zu ersticken, wurde mir wenigstens mitgeteilt,<br />

wofür die statistische Fleißarbeit nicht dienen sollte: „als Grundlage für personalwirtschaftliche<br />

Maßnahmen“.<br />

Für die Zivilrichter <strong>am</strong> Landgericht München II dürfte dies insofern ärgerlich sein, als sie<br />

ohne Erhöhung der Eingangszahlen wohl keine realistische Chance erhalten, sich durch<br />

Steigerung des Erledigungspensums bei der nächsten Runde in der Bayernliga der<br />

Landgerichte von Rang 22 (unter 22 Landgerichten) nennenswert zu verbessern.<br />

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