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Gesundheit im Blickpunkt<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie im 21. Jahrhundert<br />

Multiprofessionalität oder bunter Eintopf?<br />

Ein „Platz“ für Kinder und Jugendliche<br />

Die Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie der ShG-Gruppe<br />

ausgabe 01 | april 2010<br />

Das SHG-Gesundheitsmagazin für die SHG-Kliniken Sonnenberg und die Reha-Einrichtungen<br />

Wenn Kinder heranwachsen… Was tun,<br />

wenn Körper und Seele in aufruhr sind?<br />

<br />

<br />

Mit einem<br />

Beitrag zum<br />

thema „Jugend<br />

und Gewalt“<br />

Seite 24<br />

hilfe für Jugendliche, die sich selbst verletzen<br />

Symposium der ShG-Kinder- und Jugendpsychiatrie im Saarbrücker Schloss


REPoRt<br />

Die Entwicklung der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

(KJPP) im 21. Jahrhundert<br />

Multiprofessionalität oder bunter Eintopf?<br />

Das Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie<br />

(im Folgenden abgekürzt: KJPP) ist – unter den<br />

medizinischen Subspezialisierungen – selbst noch jung<br />

und hat viele Väter, wie es sich für ein Kind der späten<br />

60er-Jahre gehört. Viele Meilensteine hat das Fach trotz<br />

dieser erschwerenden Bedingung zwischenzeitlich schon<br />

erreicht, es kann sich artikulieren, auf zunehmend viel<br />

erlerntes und erforschtes Wissen zurückgreifen, es hat<br />

sich eine Peer-Group aufgebaut und nimmt abstraktlogische<br />

Operationen vor, ist dadurch <strong>als</strong>o streng genommen<br />

schon einem Adoleszenten gleichzustellen. Und wie<br />

bei allen Adoleszenten können wir dessen Situation nur<br />

verstehen, wenn wir uns die Entwicklungsgeschichte<br />

anschauen:<br />

Entwicklung des Fachs<br />

1968 wurde die Kinder- und Jugendpsychiatrie <strong>als</strong> eigenständiges<br />

medizinisches Fach anerkannt. 1972 beschrieb<br />

Leo Kanner die Arbeit in diesem Fach <strong>als</strong> „Nachdenken<br />

über Kinder, Arbeiten an Kindern, Arbeiten für Kinder,<br />

Arbeiten mit Kindern“. Es wurden in den folgenden Jahren<br />

an fast allen deutschen Universitäten Lehrstühle für<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen, von denen<br />

ein zunehmender Wissenschaftsbetrieb ausging. Während<br />

sich die Forschungslandschaft im Bereich KJPP zunächst<br />

vorwiegend auf die wissenschaftliche Erörterung von<br />

Fallstudien stützte, entwickelte sich in den letzten 30<br />

Jahren zunehmend auch eine wissenschaftliche Basis<br />

des Faches, die den Anschluss an angloamerikanische<br />

und französische Arbeitsgruppen schaffte.<br />

Hierbei trat eine gewisse Zweiteilung in Genetisch-Neurobiologische<br />

Forschung auf der Suche nach eindeutigen<br />

Biomarkern und in „Entwicklungspsychopathologie“ ein,<br />

die einen multifaktoriellen Ansatz verfolgt und daher<br />

im klaren Ursache-Wirkungs-Denken medizinischer Forschung<br />

mit der Betrachtung von Ursache-Wirkungsgeflechten<br />

eher ein Randdasein neben dem „Mainstream“<br />

führte.<br />

Dadurch entwickelte sich auch die Sichtweise kinder-<br />

und jugendpsychiatrischer Krankheitsbilder:<br />

Gesundheit im Blickpunkt<br />

Waren Störungen wie ADHS, Zwangsstörungen oder<br />

Autismus in den 60er-Jahren <strong>als</strong> von außen verursacht<br />

angesehen, ist derzeit bei diesen Störungen eine vorwiegend<br />

genetische Betrachtungsweise „state of the art“.<br />

1992 erfolgte die wesentliche Erweiterung zum Fach<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Psychotherapie.<br />

Als Aufgaben waren bereits früh definiert worden:<br />

• die psychiatrische Diagnostik,<br />

• der Ausschluss organischer Erkrankungen,<br />

• die psycho- und familientherapeutische Behandlung,<br />

• die Koordination und Vernetzung mit Helfersystemen.<br />

Einen Adoleszenten Patienten wie unser Fach verstehen<br />

heißt aber auch, eine Statuserhebung der Persönlichkeits-<br />

und Identitätsentwicklung, d.h. – im Hinblick auf unser<br />

Thema – wie definiert die KJPP sich eigentlich selbst?<br />

Definition des Fachs<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

(DGKJP) ist die Vertretung und das Sprachrohr<br />

der wissenschaftlichen „Community“ und beschreibt in<br />

seiner aktuellen Definition Folgendes:<br />

„Das Fach umfasst die Erkennung, nicht-operative Behandlung,<br />

Prävention und Rehabilitation bei psychischen,<br />

psychosomatischen, entwicklungsbedingten und neurologischen<br />

Erkrankungen oder Störungen sowie bei psychischen<br />

und sozialen Verhaltensauffälligkeiten im Kindes-<br />

und Jugendalter.“ Damit können wir ja fast nichts mehr<br />

f<strong>als</strong>ch machen, sofern wir nicht anfangen zu operieren.<br />

Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

(BAG) ist der Zusammenschluss aller klinischen<br />

Vertreter und steht in enger Verbindung zur<br />

DGKJP. Im Zusammenschluss definieren diese beiden<br />

Gesellschaften die Aufgaben und Inhalte des Fachgebietes<br />

und normieren fachliche Standards. Während der<br />

wissenschaftliche „Mainstream“ sich vorrangig auf die<br />

Betrachtung monokausaler Zusammenhänge fokussiert,<br />

ist der klinische Ansatz in der KJPP charakterisiert durch<br />

eine pluralistische Betrachtungsweise, die das Verhalten<br />

des Kindes immer <strong>als</strong> „Produkt“ seiner Umgebung, seiner<br />

körperlichen, geistigen und seelischen Anlagen und seiner<br />

gesellschaftlichen Situation betrachtet. Um dies sinnvoll<br />

abzubilden, bestehen die Fachgesellschaften auf dem<br />

Einsatz eines auf mehreren Achsen ausgerichteten Klassifikationsschemas,<br />

das mittlerweile für fast alle Behandlungseinrichtungen<br />

Standard ist und sechs Achsen umfasst:<br />

ausgabe 01-10 | april 2010<br />

04 | 05<br />

Die erste Achse beschreibt dabei das klinisch-psychiatrische<br />

Syndrom, auf der zweiten Achse sind umschriebene<br />

Entwicklungsstörungen wie z.B. Legasthenie, Dyskalkulie<br />

oder Sprachstörungen abzubilden, die dritte Achse dokumentiert<br />

das Intelligenzniveau, die vierte Achse eine<br />

eventuelle körperliche Symptomatik, die fünfte die abnormen<br />

aktuellen psychosozialen Umstände wie Misshandlung,<br />

Tod oder Krankheit eines Elternteiles, Heimaufenthalt<br />

etc.. Die sechste Achse fasst das Gesamtniveau<br />

der psychosozialen Anpassung des Kindes zusammen –<br />

dahinein fließen Aspekte wie schulische Leistungen und<br />

Integration, Beziehung zu Gleichaltrigen, Eltern und<br />

Lehrern und die allgemeine soziale Anpassung.<br />

Diese Herangehens- und Betrachtungsweise prägt die<br />

klinische Arbeit, die sich viel mehr <strong>als</strong> andere Fächer<br />

auf Umfelduntersuchung und -therapie konzentrieren<br />

muss und niem<strong>als</strong> das Kind oder den Jugendlichen <strong>als</strong><br />

von allen Kontexten losgelösten „inpatient“ betrachten<br />

sollte.<br />

Hier zeigt sich auch die Besonderheit unseres „jugendlichen“<br />

Fachgebietes: es ist – durch die multiaxiale<br />

Betrachtungsweise – in seinen diagnostischen und therapeutischen<br />

Standards aber auch in seiner Inanspruchnahmepopulation<br />

weit mehr beeinflusst von gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen <strong>als</strong> die meisten anderen Fächer.<br />

Fast nimmt es eine Position zwischen den sozialwissenschaftlichen<br />

und den medizinischen Fächern ein.<br />

Multiprofessionalität oder doch nur<br />

bunter Eintopf?<br />

Diese Zwischenposition beinhaltet – wie jeder Sonderstatus<br />

– Chancen und Risiken.<br />

Gut ist zunächst, dass der Kinder- und Jugendpsychiater<br />

fachlich und wissenschaftlich stets aus vielen „Töpfen<br />

schöpfen“ kann – z.B. aus denen der Pädagogik, der Entwicklungspsychologie,<br />

der Psychiatrie, der Sozialwissenschaften<br />

– und dass ein kinderpsychiatrisches Team in<br />

der Regel auch ein Gewächshaus mit vielen Pflanzen und<br />

Wurzeln ist und sein soll.<br />

Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass der gemischte<br />

Eintopf ungenießbar und das Gewächshaus zum<br />

Dschungel wird, <strong>als</strong>o in der Vielzahl der Betrachtungsmöglichkeiten<br />

in Entstehung und Entwicklung von<br />

Krankheiten die klare Linie verloren geht. Dies ist eine<br />

Aufgabe, der sich das Fachgebiet täglich neu stellen<br />

muss.


REPoRt<br />

Behandlungsleitfäden, Diagnoseschemata, Verhaltensprotokolle<br />

und Ablaufpläne sind in diesem Fach besonders<br />

wichtig, weil ein Bezug wie der vom rechtsseitigen<br />

Schmerz im oberen Bauchraum zur notwendigen Gallenblasenoperation<br />

eben einfach nicht so direkt und simpel<br />

ersichtlich ist und manche wichtigen Faktoren in der<br />

Komplexität der Bedingungsgefüge übersehen werden<br />

können.<br />

Hier sind die Leitlinien der wissenschaftlich-medizinischen<br />

Fachgesellschaften hervorzuheben, sie beschreiben<br />

für jedes kinder- und jugendpsychiatrische Krankheitsbild<br />

ganz klar und in multiaxialer Sicht diagnostische<br />

Entscheidungsbäume und machen – davon abhängig –<br />

notfalls jederzeit auch juristisch relevante – therapeutische<br />

Vorgaben. Sie sind im Netz unter AWMF herunterzuladen<br />

und werden beständig von den führenden Vertretern<br />

der wissenschaftlichen Fachgesellschaften aktualisiert.<br />

Krankheitsbilder<br />

Nichts bildet das wahre – schillernde und facettenreiche –<br />

Gesicht der KJPP so gut ab, wie ein Mausklick auf diese<br />

Seiten. Wenige Disziplinen weisen eine solche Vielfalt<br />

auf wie die kinder- und jugendpsychiatrischen Krankheitsbilder.<br />

Deren Manigfaltigkeit reicht von auch bei<br />

Erwachsenen vorkommenden Krankheitsbildern wie Psychosen,<br />

Manien, Phobien, Zwangsstörungen und Depressionen<br />

über die Krankheiten des Schulkinds wie ADHS,<br />

Tourette-Syndrom, Schulphobien, Autismus, Einkoten und<br />

Sozialverhaltensstörung, zu Kleinkinderkrankheiten wie<br />

Pica, Mutismus, Rumination oder erbgenetischen Syndromen.<br />

Insgesamt werden Krankheitsbilder beschrieben,<br />

Gesundheit im Blickpunkt<br />

die alle doch ein immerhin so häufiges Vorkommen haben,<br />

dass jeder Kinder- und Jugendpsychiater im Laufe<br />

seiner Ausbildung mindestens ein Beispiel von jedem<br />

erleben durfte. Nichtsdestotrotz sind die vorrangig und<br />

am häufigsten diagnostizierten Krankheiten das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom,<br />

die Störung des Sozialverhaltens<br />

und der Emotionen und Angststörungen oder<br />

Depressionen.<br />

Kaum vorzustellen, dass ein einziger Arzt oder Psychologe<br />

sich allen diesen Krankheitsbildern mit dem gleichen<br />

Spezialisierungsgrad zuwenden kann. Auch deshalb ist<br />

ein multiprofessionelles Team wichtig, das – bei aller<br />

Heterogenität – den gleichen nationalen Behandlungsstandards<br />

verpflichtet ist.<br />

Perspektiven<br />

Und wo steht unser adoleszent jetzt? Zum abschluss<br />

einer „Fallbesprechung“ bleibt immer die Frage nach den<br />

Perspektiven – was braucht das Fach, hat es eine Zukunft<br />

und welche könnte es sein?<br />

Zu der Frage, was das Fach braucht ist zunächst zu konstatieren,<br />

dass es <strong>als</strong> Fach vor allem gebraucht wird: Nach<br />

der BELLA-Studie, die an die Kindergesundheitsstudie<br />

KIGGS des Robert-Koch-Institutes assoziiert war, haben<br />

18% aller Kinder- und Jugendlichen eine psychische<br />

Störung, 10% mit Behandlungs- und/oder Beratungsbedarf.<br />

Hans-Christoph Steinhausen (2009) beschreibt<br />

eine Prävalenzrate zwischen 17 und 22%, ähnlich Bühren<br />

et al. (2008) mit Jahresprävalenzen zwischen 15 und<br />

22%. Barkmann gibt eine aktuelle Prävalenzrate mit<br />

17,6% an, so dass diese Zahlen zwar erschreckend hoch,<br />

aber trotzdem – allein aufgrund ihrer verschiedenen Quellen<br />

und häufigen Replikation – verlässlich erscheinen.<br />

Was ist denn los mit unseren Kindern? Von den vielen<br />

diskutierten Faktoren haben einige wissenschaftlicher<br />

Überprüfung standgehalten:<br />

Faktoren<br />

Das „Aussterben der traditionellen Familie“: Wir haben<br />

eine Zunahme an Alleinerziehenden, wie sie vom Statistischen<br />

Bundesamt 2008 belegt ist und tatsächlich, laut<br />

Hölling 2009 mehr auffällige Kinder in unvollständigen<br />

Familien. Wir haben auch eine zunehmend hohe Scheidungsrate<br />

(laut Statistischem Bundesamt 2007), die im<br />

direkten Zusammenhang mit psychischer Auffälligkeit,<br />

vor allem jüngerer Kinder steht.<br />

Postuliert wird auch die statistische Zunahme an Kindern<br />

mit Migrationshintergrund (Prognos AG 2001), wobei<br />

diese sich die beiden Postulate dann teilweise widersprechen,<br />

denn in Migrationsfamilien finden sich andererseits<br />

überdurchschnittlich häufig „traditionelle“ Familien. Hier<br />

sind eher kulturelle Schnittstellen und mangelnde Integration<br />

ein potenzielles – behebbares – Problem.<br />

Nachgewiesen ist auch eine Häufung kinderpsychiatrischer<br />

Erkrankungen in niedrigen sozialen Schichten<br />

(Hölling, 2009), was im Rahmen der Wirtschaftskrise<br />

dann ein weiteres Anwachsen der Inanspruchnahmepopulation<br />

befürchten lässt. Faktoren wie Internet- und<br />

PC-Sucht sind hervorgehoben worden.<br />

Hölling (2009) beschreibt dabei eine Veränderung des<br />

Krankheitsspektrums mit einer Verschiebung von eher<br />

akuten Störungen zu chronischen kinderpsychiatrischen<br />

Erkrankungen, eine Entwicklung, die besonders Anlass<br />

zur Sorge gibt und auch dazu, unsere aktuellen medizinischen<br />

und gesellschaftlichen Versorgungsstrukturen ein<br />

wenig in Frage zu stellen.<br />

Die Agentur für Arbeit beschreibt einen hohen Anteil<br />

psychisch Kranker bei jugendlichen Langzeitarbeitslosen<br />

ausgabe 01-10 | april 2010<br />

06 | 07<br />

(Support 25), was besagt, dass hier vielleicht früher hätte<br />

interveniert und therapiert werden müssen.<br />

Gieseke (2009) spricht von einer nach wie vor im Bereich<br />

der KJPP bestehenden Mangelversorgung, so kritisiert<br />

Stand (2007) dass oft – insbesondere in den neuen Bundesländern<br />

– stationäre Behandlungen durchgeführt werden<br />

müssen, weil ambulante und teilstationäre Strukturen<br />

nicht in hinreichender regionaler Dichte existieren.<br />

Auch für die Prävention wird laut Gieseke (2009) nicht<br />

genügend getan und es gibt auf allen Ebenen nicht genügend<br />

Behandlungsangebote.<br />

Gebraucht wird sie <strong>als</strong>o werden, die KJPP, aber was<br />

braucht sie selbst angesichts dieser zahlreichen neuen<br />

herausforderungen?<br />

Sie braucht vor allem eine gute Kooperation mit anderen<br />

Bereichen, wie dem öffentlichen Gesundheitsdienst, der<br />

Jugendhilfe, Bildungssystemen, der Pädiatrie, der Psychiatrie<br />

und der Psychosomatik. Sie braucht aber auch – wie<br />

jeder Heranwachsende – innerhalb dieser Kooperationen<br />

fachliche Autonomie und Abgrenzungsmöglichkeiten.<br />

Kinder und Jugendliche sind keine kleinen Erwachsenen!<br />

Ohne einen Ausbau der Strukturen wird es mittel- und<br />

langfristig nicht möglich sein, dem zunehmenden Bedarf<br />

gerecht werden zu können. Insbesondere hinsichtlich des<br />

bereits beschriebenen Trends zur Chronifizierung brauchen<br />

wir frühere und evtl. auch aufsuchende Hilfen und<br />

kooperative Strukturen, in denen sich Klinik und Jugendhilfe<br />

vernetzen, um auch chronisch Kranken hinreichend<br />

helfen zu können.<br />

Denn – und das ist das Schöne an der KJPP – auch ein<br />

chronisch kranker Jugendlicher kann wieder


REPoRt<br />

gesund werden und ein normales leben führen, wenn die<br />

richtige Mischung aus therapie, Pädagogik und Resozialisation<br />

gefunden werden kann – aber eben auch nur dann.<br />

Strukturen, die dafür die richtige Mischung anbieten,<br />

sind deutschlandweit Mangelware. Die Schaffung solcher<br />

Strukturen sollte <strong>als</strong>o unbedingt auf der „Agenda KJPP<br />

2010“ stehen.<br />

Die KJPP braucht vor allem aber auch mehr stationäre<br />

Kapazitäten, denn der Trend läuft – angesichts des überall<br />

anwachsendem stationären kapazitätsbedingten „Behandlungsstau“<br />

in eine ganz ungünstige Richtung: Statt<br />

Therapie kann nur noch Krisenintervention angeboten<br />

werden. Die immensen präventiven Möglichkeiten, die in<br />

einer zeitgerechten kinderpsychiatrischen Behandlung<br />

stecken, werden dann vertan und die Chance der nicht<br />

oder zu spät behandelten Kinder und Jugendlichen auf<br />

eine normale und gesunde seelische und soziale Zukunft<br />

sinken dadurch zum Nachteil von Kind, Familie und<br />

Gesellschaft.<br />

Es gibt <strong>als</strong>o noch vieles und vielfältiges zu tun, und wir<br />

können unseren Bericht über die heranwachsende KJPP<br />

AWO_Image_Austgen_178x122,4c 19.05.2008 10:19 Uhr Seite 1<br />

Probedruck Gesundheit im Blickpunkt<br />

hier nicht ohne eine klare Empfehlung beenden. Und<br />

die findet sich nach Statistik, Wissenschaft und Neurobiologie<br />

doch auch ganz treffend bei chinesischen<br />

Glückskeksen:<br />

„Manchmal besteht ein f<strong>als</strong>cher Schritt einfach darin,<br />

stehen zu bleiben“!<br />

Professor Dr. Eva Möhler<br />

Chefärztin der KJPP der SHG<br />

C M Y CM MY CY CMY K<br />

ausgabe 01-10 | april 2010<br />

08 | 09<br />

Die Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie<br />

der ShG-Gruppe<br />

auf einen Blick<br />

ShG-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/<br />

-psychotherapie Kleinblittersdorf<br />

Waldstraße 40<br />

66271 Kleinblittersdorf<br />

Tel.: 06805/92820, Fax: 06805/928240<br />

E-Mail: sekr.kjp@sb.shg-kliniken.de<br />

Institutsambulanz und tagesklinik<br />

Saarbrücken-Schönbach<br />

Großblittersdorfer Straße 329<br />

66130 Saarbrücken-Güdingen<br />

Tel.: 0681/9882621, Fax: 0681/9882624<br />

E-Mail: sekr.kjp-schoenbach@sb.shg-kliniken.de<br />

Institutsambulanz und tagesklinik Merzig<br />

haus linicus Merzig,<br />

Haus L und M des <strong>Klinikum</strong>s Merzig<br />

<strong>Klinikum</strong> Merzig gGmbH<br />

Trierer Straße 148/152<br />

66663 Merzig<br />

Tel.: 06861/705-1751, Fax: 06861/705-1752<br />

E-Mail: sekr.kjp@mzg.shg-kliniken.de<br />

Institutsambulanz und tagesklinik St. Wendel<br />

Johann–von–oppenheim–haus<br />

Alter Woog 5<br />

66606 St. Wendel<br />

Tel.: 06851/80003-0, Fax: 06851/80003-19<br />

E-Mail: sekr.piakj@wnd.shg-kliniken.de<br />

Institutsambulanz und tagesklinik <strong>Idar</strong>-oberstein<br />

<strong>Klinikum</strong> <strong>Idar</strong>-oberstein Gmbh<br />

Dr.-Ottmar-Kohler-Str. 2<br />

55743 <strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong><br />

Tel.: 06781/66-1801, Fax: 06781/66-1806<br />

E-Mail: sekr.kjp@io.shg-kliniken.de<br />

Institutsambulanz Wadern<br />

Kräwigstraße 2-4<br />

66687 Wadern<br />

Tel.: 06861/705-1751, Fax: 06861/705-1752<br />

E-Mail: sekr.kjp@mzg.shg-kliniken.de


REPoRt<br />

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie<br />

(KJPP) <strong>als</strong> Abteilung der Saarland-Heilstätten GmbH<br />

besteht seit dem 1. September 1979. Sie setzt sich wie<br />

folgt zusammen:<br />

1. Institutsambulanzen in Saarbrücken, Merzig,<br />

St. Wendel, Wadern und <strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong><br />

2. Tageskliniken in Saarbrücken (11 Plätze), Merzig<br />

(10 Plätze), St. Wendel (10 Plätze) und <strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong><br />

(15 Plätze). Hier erfolgt eine teilstationäre Behand-<br />

lung von 8.00 bis 16.00 Uhr.<br />

Der vollstationäre Bereich Kleinblittersdorf<br />

Die Klinik in Kleinblittersdorf gliedert sich in zwei Stationen<br />

mit jeweils 11 Behandlungsplätzen. Station 2 verfügt<br />

über ein sogenanntes Schneckenhaus, das im Bedarfsfall,<br />

d.h. bei Selbst- oder Fremdgefährdung eines Patienten,<br />

geschlossen werden kann. Die Stationen haben einen<br />

familienbezogenen Charakter, d.h. es gibt heterobezogene<br />

Gruppen. Das Alter der Patienten liegt zwischen 5 bis<br />

18 Jahren. Bei spezieller Indikation ist auch eine Behandlung<br />

über das 18. Lebensjahr hinaus auf der Adoleszentenstation<br />

an den SHG-Kliniken Sonnenberg möglich.<br />

Die Klinik befasst sich mit allen psychischen und neurologischen<br />

Erkrankungen oder Störungen, sowie mit psychischen<br />

und sozialen Auffälligkeiten des Kindes- und<br />

Jugendalters. Die SHG-Klinik Kleinblittersdorf hat den<br />

Versorgungsauftrag für den größten Teil des Saarlandes,<br />

wird aber wegen verschiedener Spezialangebote zunehmend<br />

auch überregional nachgefragt.<br />

Gesundheit im Blickpunkt<br />

3. Vollstationäre Behandlung in der SHG-Klinik Klein-<br />

blittersdorf mit 22 Betten.<br />

4. Der Adoleszentenstation an den SHG-Kliniken Son-<br />

nenberg in Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie.<br />

Hier werden Jugendliche und junge Erwachsene<br />

behandelt.<br />

Jede Einrichtung hat sich therapeutisch spezialisiert und<br />

kann neben der Grundversorgung ein besonderes Programm<br />

anbieten. So ergänzen sich alle Einrichtungen in<br />

idealer Weise.<br />

Entsprechend dem Namen des Faches – Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie –<br />

werden hier akutpsychiatrische, ebenso wie psychotherapeutische<br />

und psychosomatische Behandlungen durchgeführt.<br />

Station 2 hat sich auf die Dialektisch-behaviorale Therapie<br />

für Jugendliche (DBT-A) spezialisiert. Auf Station 1<br />

wird seit Kurzem das verhaltenstherapeutische Intensivprogramm<br />

zur Reduktion von Aggressionen (VIA) für<br />

Kinder unter 14 angeboten. Ein wichtiger Baustein ist die<br />

Erlebnistherapie. Beide Programme werden detailliert in<br />

einer folgenden Ausgabe beschrieben.<br />

Krankheitsbilder<br />

• Psychogene Störungen mit vorwiegend psychischer<br />

Symptomatik (abnorme Erlebnis- und Konfliktreaktionen,<br />

häufig mit depressiven Verstimmungen,<br />

Neurosen, neurotische Entwicklung)<br />

• Psychogene Störungen mit vorwiegend körperlicher<br />

Symptomatik, z.B. Schlafstörungen, Tics, Stottern,<br />

Atemstörungen, Magersucht, Fettsucht, Einnässen,<br />

Einkoten<br />

Mit unseren Kreativtherapien<br />

bieten wir unseren jungen<br />

Patientinnen und Patienten<br />

die Möglichkeit, für ihr Leben<br />

neue wege auszuprobieren.<br />

• Psychotische, mutistische, autistische Zustandsbilder<br />

• Pubertätskrisen und Störungen der psychosexuellen<br />

Entwicklung<br />

• Organische Psychosyndrome, z.B. auf Basis einer<br />

frühkindlichen Hirnschädigung<br />

• Allgemeine Verhaltensstörungen und Erziehungs-<br />

schwierigkeiten, Hyperaktivität, ADS, ADHS<br />

• Dissoziale Verhaltensweisen, z.B. Verwahrlosungen,<br />

Kriminalität<br />

• Verhaltensstörungen bei Minderbegabungen<br />

• Abhängigkeit von Drogen und Genussmittel<br />

• Suizidversuche<br />

• Sexueller Missbrauch<br />

• Traumatische Belastungsstörungen<br />

• Borderline-Störungen<br />

Das Behandlungsteam<br />

Für die Durchführung der Maßnahmen und Behandlungen<br />

sind zwei Stationsteams verantwortlich, die sich<br />

jeweils aus folgenden Berufsgruppen zusammensetzen:<br />

• 1 Arzt/Ärztin<br />

• 1 Psychologe/Psychologin<br />

• 5-6 Krankenschwestern/-pfleger, Kinderkrankenschwestern<br />

• 4-5 Erzieher, Erzieherin oder Heilerziehungspfleger<br />

Stationsübergreifend sind dort außerdem tätig:<br />

• 1 Sporttherapeut<br />

• 1 Kreativtherapeut<br />

• 1 Arbeits-/Ergotherapeut<br />

• 1 Musiktherapeut<br />

• 1 Sozialarbeiter<br />

Vom Kultusministerium werden Lehrer/innen für den<br />

Krankenhausunterricht gestellt, die alle Schulzweige und<br />

Unterrichtsfächer abdecken.<br />

Neben den Oberärzten, Stationsärzten und Psychologen,<br />

gibt es eine Chefärztin und einen Oberarzt, denen auch<br />

die anderen Einrichtungen der KJPP unterstehen.<br />

ausgabe 01-10 | april 2010<br />

10 | 11<br />

Therapie<br />

kann auch<br />

spaß machen!


REPoRt<br />

Adoleszentenstation an den SHG-Kliniken Sonnenberg eröffnet<br />

Im letzten Jahr wurde an den SHG-Kliniken Sonnenberg<br />

eine Adoleszentenstation für Jugendliche und junge Erwachsene<br />

eröffnet. Seit fast vier Jahren diskutierten und<br />

arbeiteten Allgemein-, Kinder- und Jugendpsychiater an<br />

Therapieformen und -rahmen, um der besonderen Situation<br />

der Heranwachsenden und jungen Erwachsenen gerecht<br />

zu werden. Unterschiedlichste Konzepte und Vorgehensweisen<br />

zeigten sich bei Hospitationen in Belgien<br />

und an der Uniklinik in Heidelberg.<br />

„Sturm- und Drangzeit“<br />

Die Adoleszenz ist der Übergang vom Jugendlichen zum<br />

Erwachsenen, in der Poesie <strong>als</strong> „Sturm- und Drangzeit“<br />

bezeichnet, in der Realität aber auch mit vielfältigen<br />

Problemen besetzt. „Koma-Saufen“ und Gewalttaten von<br />

jungen Menschen füllen immer häufiger die Schlagzeilen.<br />

Rund 15 Prozent der Heranwachsenden zwischen 15 und<br />

24 Jahren leiden nach Aussage von Professor Dr. Franz<br />

Resch, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

des Uni-<strong>Klinikum</strong>s in Heidelberg, unter<br />

„klinisch relevanten psychischen Problemen“, außerdem<br />

brechen in diesem Lebensabschnitt viele psychische<br />

Störungen erstm<strong>als</strong> aus. Und der Anteil an psychischen<br />

Erkrankungen bei Adoleszenten nimmt zu. Dies belegen<br />

auch die Zahlen der Klinik für Psychiatrie an den SHG-<br />

Kliniken Sonnenberg. So sind immer mehr junge Erwachsene<br />

in die Allgemeine Psychiatrie eingewiesen worden.<br />

Waren es 1998 noch 119 Betroffene, so ist diese Zahl<br />

2008 auf 244 gestiegen.<br />

Einerseits zeigt ein Teil der Jugendlichen „Frühreife“<br />

(leider auch was die psychiatrischen Krankheitsbilder<br />

betrifft), andererseits zeigen sich im Bereich der jungen<br />

erwachsenen Patienten viele mit deutlichen Entwicklungsstörungen<br />

unterschiedlicher Ursachen. Gemeinsam<br />

ist beiden Gruppen der Umstand, dass sie gerade in der<br />

Phase der Persönlichkeitsbildung und Ausbildung einen<br />

erheblichen Knick in ihrer Vita erfahren. Hinzu kommt<br />

die deutlich verlängerte Abhängigkeit von den Eltern im<br />

Vergleich zu z.B. den 70er-Jahren.<br />

Vorreiterrolle in Deutschland<br />

Diese „in Deutschland relativ einmalige Station“, so der<br />

damalige Gesundheitsminister Vigener während einer<br />

vorausgehenden Fachtagung, verfügt über zehn Betten<br />

und sechs teilstationäre Behandlungsplätze. In der neuen<br />

Gesundheit im Blickpunkt<br />

Einrichtung arbeiten Ärzte der Allgemeinpsychiatrie und<br />

der Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammen. Sie haben<br />

die Station auch gemeinsam konzipiert. Hier wird auf die<br />

besonderen Bedürfnisse der jungen Erwachsenen eingegangen,<br />

die so in der Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />

aber auch in der Erwachsenenpsychiatrie nicht berücksichtigt<br />

werden konnten. Die meisten jungen Menschen<br />

leben im Elternhaushalt oder leben bei einem Elternteil.<br />

Erforderlich ist deshalb auch eine systemische Therapie,<br />

die den meisten volljährigen Patienten bislang vorenthalten<br />

wurde. So können auch fehlende Ressourcen z.B. auf<br />

Seiten der Elternteile zumindest zum Teil kompensiert<br />

werden.<br />

Vielfältige therapiemöglichkeiten<br />

Neben verschiedenen bekannten Einzel- und Gruppentherapieformen<br />

sind auch diejenigen Bereiche zu beachten,<br />

die aufgrund der psychischen Problematik deutlich<br />

zu kurz kommen; so bekommt auf der Adoleszentenstation<br />

z.B. der Begriff „psychosoziales Training“ eine gewissermaßen<br />

fundamentale Bedeutung, da die betroffenen<br />

PatientInnen in ihrer Kommunikation <strong>als</strong> eingeschränkt<br />

gesehen werden können, was zu zusätzlichen Problemen<br />

im Zusammenleben führt.<br />

Die Weitläufigkeit der SHG-Kliniken Sonnenberg, die<br />

vorhandenen Einrichtungen der Sporttherapie, die Zusammenarbeit<br />

mit der Klinik für Psychiatrie, die Mitnutzung<br />

der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten<br />

sowie der vorhandene Raum erlaubten den<br />

sinnvollen Aufbau einer solchen Behandlungseinheit.<br />

Der stationären Aufnahme in die spezielle Behandlungsstation<br />

sind Vorgespräche mit den betroffenen jungen<br />

Patienten und ihren Familien vorgeschaltet. Im Rahmen<br />

der Institutsambulanzen wird wenn möglich die Diagnostik<br />

eingeleitet, die Aufklärung über die Besonderheiten<br />

der Station geleistet und die Therapiemotivation<br />

gefördert. Vor Beginn der stationären stationären<br />

Therapie wird ein<br />

Behandlungsvertrag<br />

mit<br />

den jungen<br />

Patienten<br />

und ihren<br />

Eltern unterzeichnet.<br />

Kontakt:<br />

ShG-Kliniken Sonnenberg<br />

– adoleszentenstation –<br />

Stationsarzt Jan lauer<br />

+49 (0) 6 81 / 8 89-24 73<br />

j.lauer@sb.shg-kliniken.de<br />

15 Jahre SaanaTex.<br />

Die Erfolgsgeschichte geht weiter!<br />

Die Saana Textilpflege GmbH wurde vom Unternehmer Ulrich Morlampen<br />

im Jahr 1994 zusammen mit der SHG <strong>als</strong> Spin-Off des <strong>Klinikum</strong>s<br />

<strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong> gegründet. Enormer persönlicher Einsatz, zielgerichtete<br />

Investitionen und innovative, zukunftsorientierte Konzepte brachten das<br />

Unternehmen schnell nach vorn. Heute leitet Morlampen zusammen mit<br />

seinen Söhnen Ralph und Dirk eines der modernsten und leistungsstärksten<br />

Wäscherei- und Textilreinigungsunternehmen im Südwesten.<br />

ISO-zertifizierte Qualität und Sicherheit<br />

120 Mitarbeiter bereiten heute an den Standorten <strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong> und<br />

Merzig täglich 15 Tonnen Textilien auf. Bereits seit 2001 ist SaanaTex<br />

von der LGA nach DIN EN ISO 13488:2001 und Richtlinie 93/42/EWG<br />

Anhang 5 zertifiziert. Das Institut für Krankenhaushygiene bescheinigt<br />

der SaanaTex „hygienische Sicherheit und Qualität bei der Bearbeitung<br />

von Krankenhauswäsche“.<br />

Textile Vollversorgung „just in time“<br />

Zielsetzung ist die textile Vollversorgung „just in time“. Dies setzt die<br />

SaanaTex mit ihrer hochmodernen technischen Ausstattung in gleichbleibender<br />

Qualität kostenbewusst um. So gilt das Unternehmen <strong>als</strong><br />

höchst zuverlässiger Partner für Krankenhäuser, Seniorenresidenzen,<br />

Pflegeheime, Praxen, Jugendherbergen und öffentliche Einrichtungen.<br />

ausgabe 01-10 | april 2010<br />

Maßgeschneiderte Komplettlösungen<br />

12 | 13<br />

Für die Kunden sind die maßgeschneiderten Komplettlösungen der<br />

SaanaTex nicht mehr wegzudenken. Sie umfassen die gesamte Wäschelogistik<br />

– von der Wäschebereitstellung mit Barcode- und Chip-Ausstattung<br />

bis hin zu medizinischen Komplettlösungen für Patientenwäsche<br />

und Berufsbekleidung. Derzeit versorgt die SaanaTex täglich etwa 6.500<br />

Bedienstete im Gesundheitswesen.<br />

Bei der Pflege von Altenheimbewohnerwäsche legt das Unternhemen ein<br />

besonderes Augenmerk auf Bedürfnisse und Intimität der Bewohner:<br />

picobello Wäsche ist dabei ebenso selbstverständlich wie ein Höchstmaß<br />

an Diskretion und Service.<br />

Mit Weitsicht Zukunft gestalten<br />

Morlampen nimmt seine unternehmerische Verantwortung zur nach-<br />

haltigen Schonung von Umwelt und Ressourcen sehr ernst. Mit vielen<br />

seiner ökonomischen und ökologischen Lösungen ist er seiner Zeit voraus.<br />

Der Grund hierfür sind kluge zukunftsorientierte Investititonen und<br />

modernste Technologien. Ein gutes Beispiel ist die für 2010 geplante<br />

neue Waschstraße für Problemwäsche: Kapazitätssteigerung um 20 %<br />

auf 18 Tonnen pro Tag, Reduktion des Wasserverbrauchs auf 4 l pro<br />

Wäschestück, Energieverbrauch um bis zu 50% verringert.<br />

Saana Textilpflege GmbHDr.-Ottmar-Kohler-Str. 2a, 55743 <strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong><br />

Telefon: 06781/66-1770 oder 0700/72262839, Telefax: 06781/66-1775<br />

E-Mail: info@saanatex.de, www.saanatex.de<br />

PR-Anzeige


REPoRt<br />

Die Tagesklinik und Institutsambulanz<br />

für Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />

-psychosomatik und<br />

-psychotherapie <strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong><br />

Die Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik<br />

und -psychotherapie der <strong>Klinikum</strong> <strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong><br />

GmbH mit angeschlossener Institutsambulanz wurde<br />

im Jahre 2000 gegründet und war zunächst der Abteilung<br />

für Erwachsenenpsychiatrie unter deren chefärztlicher<br />

Gesamtleitung angegliedert und fachärztlich durch einen<br />

Oberarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie geführt.<br />

Seit dem Jahr 2003 ist die Tagesklinik eine Dependance<br />

der SHG-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Kleinblittersdorf<br />

und wird von dort chefärztlich geleitet. Die<br />

ursprünglich 10 Behandlungsplätze wurden im Jahre<br />

2005 auf 15 aufgestockt. Die Tagesklinik mit Ambulanz<br />

befindet sich in einem Trakt der ehemaligen Personalwohnheime,<br />

räumlich vom Hauptklinikgebäude getrennt,<br />

und bezieht dort drei Stockwerke. Die Räumlichkeiten<br />

und unser Bezugsbetreuer- bzw. Bezugstherapeutensystem<br />

ermöglichen eine familiäre Atmosphäre, so dass die<br />

Therapie wenig an eine Krankenhausbehandlung erinnert.<br />

Multiprofessionelles Behandlungsteam<br />

Das multiprofessionelle Team setzt sich zusammen aus<br />

(Fach-)Ärzten, Psychologen/Psychotherapeuten, Pädagogen,<br />

Ergotherapeuten, Sozialarbeitern, Heilpädagogen,<br />

Reittherapeuten, Motopädagogen, (Kinder-)Krankenschwestern,<br />

Pflegern, Heilerziehungspflegern, Erziehern,<br />

Kliniklehrern sowie Sekretärinnen. Unsere Behandlungsschwerpunkte<br />

sind Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyper-<br />

Gesundheit im Blickpunkt<br />

aktivitätsstörung, Autismus und Mutismus. Wir behandeln<br />

Patienten schwerpunktmäßig aus dem Landkreis<br />

Birkenfeld, aber auch aus den grenznahen Regionen der<br />

Landkreise Bad Kreuznach, Simmern, Kusel und Bernkastel-Wittlich.<br />

Behandlungskonzept bezieht Eltern und lehrer mit ein<br />

Das Behandlungskonzept ist primär verhaltenstherapeutisch<br />

orientiert mit zahlreichen Elementen aus der systemischen<br />

Therapie, d.h. der Einbezug des sozialen Umfeldes<br />

in die Behandlung ist für uns besonders bedeutsam,<br />

so dass auch Eltern und Lehrer am Tagesablauf mit den<br />

jungen Patienten vor Ort teilnehmen können.<br />

Die organisatorische Zugehörigkeit zum <strong>Klinikum</strong> <strong>Idar</strong>-<br />

<strong>Oberstein</strong> erleichtert die konsiliarische Hinzuziehung<br />

anderer fachärztlicher Disziplinen zur diagnostischen<br />

Abklärung und Mitbehandlung unserer Patienten (z.B.<br />

Kinderheilkunde, Urologie, Krankengymnastik). Im<br />

Gegenzug stehen wir den anderen Fachabteilungen<br />

des Hauses unterstützend konsiliarisch zur Verfügung.<br />

Auch die Vernetzung mit sozialen Einrichtungen vor<br />

Ort (z.B. Sozialpädiatrisches Zentrum, Schulpsychologischer<br />

Dienst, Jugendämter) ist in hohem Maße gegeben.<br />

Zu unseren Öffnungszeiten haben wir einen Notfalldienst<br />

organisiert; zu den übrigen Zeiten erfolgt eine (kurzfristige)<br />

Notfallbehandlung über die Abteilungen Psychiatrie<br />

und Pädiatrie unseres <strong>Klinikum</strong>s.<br />

Beste Perspektiven für Ärzte und Psychologen<br />

Für Assistenzärzte bieten wir im Klinikverbund eine fundierte<br />

und komplette Weiterbildung zum Aufbau bzw.<br />

Erweiterung ihrer klinischen Erfahrungen und praktischen<br />

Fertigkeiten im gesamten Spektrum der kinder-<br />

und jugendpsychiatrischen Diagnostik und Therapie<br />

durch die volle Weiterbildungsermächtigung für das<br />

Fach Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik<br />

und -psychotherapie. Für Psychologen besteht die Mög-<br />

ausgabe 01-10 | april 2010<br />

14 | 15<br />

lichkeit der Ableistung des praktischen Jahres bzw. ambulanter<br />

Behandlungsbausteine im Rahmen der Ausbildung<br />

zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />

durch Kooperationsverträge mit mehreren staatlich anerkannten<br />

Ausbildungsinstituten.<br />

SHG-Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie<br />

St. Wendel „Johann-von-Oppenheim-Haus“ mit angeschlossener<br />

Psychiatrischer Institutsambulanz (PIA)<br />

Vor 10 Jahren, am 1. September 1999, öffnete die Tagesklinik<br />

für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie<br />

St. Wendel „Johann-von-Oppenheim-Haus“ ihre<br />

Pforten im Zentrum St. Wendels.<br />

Die Tagesklinik St. Wendel war damit nach Saarbrücken-<br />

Schönbach und Merzig die dritte Tagesklinik der SHG-<br />

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Kleinblittersdorf,<br />

die teilstationäre Behandlungsmöglichkeiten für<br />

Kinder und Jugendliche anbietet. Im Landkreis St. Wendel<br />

und angrenzenden Regionen wurde so eine wohnortnahe<br />

Anlaufstelle für Familien mit psychisch kranken<br />

Kindern und Jugendlichen geschaffen, die es ermöglicht,<br />

während der Therapie eine längere Trennung vom gewohnten<br />

Umfeld zu vermeiden und intensive Elternarbeit<br />

zu realisieren.<br />

Die Tagesklinik St. Wendel verfügt über 10 teilstationäre<br />

Behandlungsplätze für Kinder und Jugendliche bis 18<br />

Jahre, die unter psychischen Problemen und Verhaltensschwierigkeiten<br />

in allen Lebensbereichen leiden und bei<br />

denen eine ambulante Behandlung nicht ausreichend, ein<br />

vollstationärer Aufenthalt aber noch nicht notwendig ist.<br />

Das Behandlungskonzept beruht schwerpunktmäßig auf<br />

der Verhaltenstherapie und der systemischen Therapie,<br />

erlebnistherapeutische Aktivitäten wie Klettern, Mountainbiking,<br />

Theatergruppe, Reittherapie und tiergestützte<br />

Therapie mit dem Therapiehund sind wichtige Bestandteile.<br />

Behandlungsspektrum<br />

Häufig behandelt werden Kinder und Jugendliche mit<br />

Aufmerksamkeitsstörungen und Störungen des Sozialverhaltens,<br />

mit Depressionen, Angststörungen und Störungen<br />

schulischer Fertigkeiten, mit autistischen Störungen<br />

und Essstörungen.<br />

Zwei große Gruppenräume, eine Küche, ein Dienstzimmer,<br />

mehrere Therapieräume z.B. für Spieltherapie und<br />

Ergotherapie verteilen sich auf drei Etagen. Es gibt einen<br />

kleinen Garten hinter dem Haus mit Terrasse, Sandkasten<br />

und Spielfläche. Klinikschule und Psychiatrische Institutsambulanz<br />

sind in einem Nebengebäude in unmittelbarer<br />

Nähe untergebracht.


REPoRt<br />

Da fühlen Kinder und Jugendliche sich gut augehoben<br />

Das Team setzt sich aus vielen Berufsgruppen zusammen:<br />

einer Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, einer<br />

psychologischen Psychotherapeutin, weiteren ÄrztInnen<br />

und Diplom-PsychologInnen, einer Ergo- und Psychomotoriktherapeutin,<br />

einem Sozialarbeiter, einem Erzieher<br />

bzw. Heilerziehungspfleger, einem Fachpfleger für Psychiatrie,<br />

einer Kinderkrankenschwester und einer Sekre-<br />

Die Tagesklinik „Haus Linicus“ wurde 1995 am damaligen<br />

Kreiskrankenhaus Merzig mit 10 Behandlungsplätzen in<br />

Betrieb genommen. Zum Mai 1996 wurde die Inbetriebnahme<br />

der Institutsambulanz genehmigt. Diese unterhält<br />

seit Sommer 2009 eine Außenstelle in Wadern.<br />

Tagesklinik wie auch Institutsambulanz sind durch ein<br />

multiprofessionelles Arbeiten gekennzeichnet. Als<br />

Berufsgruppen sind Psychotherapeuten ärztlicher und<br />

psychologischer Provenienz, Fachärzte für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, Diplom-Psychologen, Ärzte und Psychotherapeuten<br />

in Weiterbildung, Sozialpädagogen, Ergotherapeuten,<br />

Lerntherapeut, Krankenschwester/-pfleger,<br />

Erzieher und Mitarbeiterinnen im Sekretariat tätig.<br />

Die Einrichtung ist für Ärzte und Psychotherapeuten im<br />

Rahmen der jeweiligen Ausbildungsordnungen uneingeschränkt<br />

zur Weiterbildung ermächtigt.<br />

Der Einzugsbereich umfasst schwerpunktmäßig die Landkreise<br />

Merzig-Wadern und Saarlouis, aber auch Teile des<br />

Gesundheit im Blickpunkt<br />

tariatsmitarbeiterin. Alle gemeinsam tragen dazu bei,<br />

dass im Johann-von-Oppenheim-Haus professionelle<br />

Hilfe in einer Atmosphäre angeboten wird, in der sich<br />

Kinder und Jugendliche und ihre Familien gut aufgehoben<br />

fühlen.<br />

Im Jahr 2004 kam die Anerkennung der Psychiatrischen<br />

Institutsambulanz (PIA) hinzu, so dass sich Betroffene<br />

seitdem auch direkt zur ambulanten medizinisch-diagnostischen<br />

Abklärung anmelden oder nach einer teilstationären<br />

Behandlung ambulant weiter betreut werden<br />

können.<br />

Unverzichtbar ist die enge Zusammenarbeit mit der SHG-<br />

Klinik Kleinblittersdorf und allen Jugendhilfeeinrichtungen,<br />

Ämtern und Institutionen, niedergelassenen Ärzt-<br />

Innen und TherapeutInnen, mit Schulen und Beratungsstellen<br />

im Einzugsgebiet. Mit dem Jugendhilfebereich<br />

der Hospital-Stiftung besteht ein Kooperationsvertrag.<br />

Seit September 2008 steht das Johann-von-Oppenheim-<br />

Haus unter der Leitung der neuen Chefärztin der SHG-<br />

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik<br />

und -psychotherapie, Professor Dr. med. Eva Möhler.<br />

Tagesklinik und Institutsambulanz für Kinder- und Jugendpsychiatrie/<br />

-psychotherapie „Haus Linicus“ am <strong>Klinikum</strong> Merzig<br />

Regionalverbandes Saarbrücken und Patienten aus dem<br />

angrenzenden Kreis Trier-Saarburg.<br />

Enge Kooperation mit der Klinik für Pädiatrie am<br />

<strong>Klinikum</strong> Merzig erweitert das leistungsspektrum<br />

Durch die von Anbeginn an enge Zusammenarbeit mit<br />

der Kinderklinik des <strong>Klinikum</strong>s Merzig hat sich vor allem<br />

in der Tagesklinik ein Schwerpunkt in der Arbeit mit<br />

Kindern im Vorschul- und Grundschulalter etabliert.<br />

Durch die enge Kooperation mit der Kinderklinik ist<br />

immer wieder auch die Begleitung chronisch kranker<br />

Kinder, insbesondere aus dem neurologischen Bereich,<br />

aber auch mit sonstigen somatischen Grunderkrankungen<br />

(Anfallsleiden) ein besonderes Thema.<br />

In der Institutsambulanz wurde ein ausgesprochen breites<br />

diagnostisches Spektrum entwickelt, das bei vielen kinder-<br />

und jugendpsychiatrisch/-psychotherapeutisch relevanten<br />

Störungsbildern eine sehr umfassende Diagnosestellung<br />

ermöglicht.<br />

Komplexe Fragestellungen erfordern höchste<br />

Professionalität<br />

Um den vielfältigen Anforderungen der an uns herangetragenen<br />

Fragestellungen gerecht werden zu können, und<br />

um ein möglichst umfassendes Problemverständnis beim<br />

einzelnen Patienten erwerben zu können, wurden neben<br />

zentralen Aspekten wie fachärztliche Versorgung und<br />

psychotherapeutisches Wissen u.a. in folgenden Bereichen<br />

durch Fort- und Weiterbildung, aber auch durch<br />

Einstellung spezifischer Mitarbeiter, besondere Kompetenzen<br />

etabliert:<br />

• Differenzierte Psychodiagnostik<br />

• Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters<br />

• Bindungstheorie<br />

• Schulische Teilleistungsschwächen<br />

• Diagnostik und Behandlung von autistischen<br />

Störungsbildern<br />

• Traumatherapie<br />

• Muttersprachliche Beratung und Therapie für türkische<br />

Familien<br />

ausgabe 01-10 | april 2010<br />

16 | 17<br />

• Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die in Ein-<br />

richtungen der Jugendhilfe leben, mit einhergehender<br />

Beratung der Mitarbeiter der Jugendhilfe<br />

• Eng vernetztes Konsiliarwesen vor allem mit der Kinder-<br />

klinik des <strong>Klinikum</strong>s Merzig<br />

• Enge Kooperation mit beteiligten Stellen im benachbarten<br />

Ausland bei sogenannten Grenzgängerfamilien<br />

Im Laufe der Jahre wurde ein dichtes Kooperationsnetz<br />

mit z.B. niedergelassenen Kinderärzten (ein gemeinsamer<br />

Qualitätszirkel besteht seit Jahren), schulpsychologischen<br />

Diensten, Jugendämtern, Beratungsstellen und Schulen<br />

aufgebaut.<br />

Einfach mehr<br />

<strong>als</strong> nur drucken...<br />

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REPoRt<br />

Balance<br />

finden<br />

Die Tagesklinik und Institutsambulanz<br />

für Kinder- und JugendJugendpsychiatrie, -psychosomatik und<br />

-psychotherapie in Saarbrücken-<br />

Schönbach<br />

Die Tagesklinik und Institutsambulanz Schönbach<br />

wurde 1989 gegründet. Heute stehen in der Tagesklinik<br />

11 Behandlungsplätze zur Verfügung.<br />

In der Tagesklinik werden Kinder und Jugendliche unter<br />

Einbezug ihrer Familien, Bezugspersonen und ihres sozialen<br />

Umfeldes behandelt. Die Kinder und Jugendlichen<br />

haben häufig Probleme in der Familie, in der Schule und<br />

mit Freunden. In Institutsambulanz und Tagesklinik werden<br />

Kinder und Jugendliche mit psychischen, psychosomatischen<br />

und neuropsychiatrischen Störungsbildern behandelt,<br />

die keiner vollstationären Behandlung bedürfen.<br />

Bevor die Kinder und Jugendlichen in unserer Tagesklinik<br />

aufgenommen werden, findet eine ausführliche<br />

Diagnostik (Einzel-/Familiengespräche, Fragebögen,<br />

Tests, usw.) und Beratung in unserer angeschlossenen<br />

Institutsambulanz statt.<br />

Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit unserer vollstationären<br />

KJPP in Kleinblittersdorf. So besteht auch die<br />

Gesundheit im Blickpunkt<br />

Möglichkeit, bei Bedarf eine Vor- oder Nachbehandlung<br />

in der Tagesklinik anzubieten. Übergreifende teilstationäre/ambulante<br />

sowie teilstationäre/vollstationäre Gruppentherapien<br />

sind fester Bestandteil unseres Behandlungsangebotes.<br />

Neben den Therapieschwerpunkten DBT-A<br />

(Dialektisch-behaviorale Therapie für Adoleszenten) und<br />

Erlebnistherapie arbeiten wir in unserer Einrichtung<br />

schulübergreifend und bieten traumatherapeutische<br />

Verfahren, systemische Familientherapie, Gesprächs-<br />

und verhaltenstherapeutisch orientierte Verfahren an.<br />

Eine gute Vernetzung und Kooperation mit niedergelassenen<br />

Ärzten/innen, Psychotherapeuten/innen, Schulen,<br />

Beratungsstellen, Jugendämtern und Jugendhilfeeinrichtungen<br />

ist uns wichtig und soll eine bestmögliche Hilfe<br />

für die betroffenen Kinder und Jugendlichen ermöglichen.<br />

Das Team der Mitarbeiter/innen der Tagesklinik ist interinterdisziplinär: Ärztinnen, Psychotherapeutinnen, Sozialarbeiterin,<br />

Pfleger/innen, Erzieherin, Beschäftigungstherapeut,<br />

Sporttherapeutin. Sporttherapeutin. Der Schulunterricht findet in<br />

unserer Klinikschule statt.<br />

Uns ist ein vertrauensvolles und ressourcenorientiertes<br />

Behandlungsklima besonders wichtig.<br />

Behandlungsangebot<br />

• Fachärztliche Versorgung<br />

• Psychotherapie (Einzel-/Gruppentherapie, Familientherapie,<br />

usw.)<br />

• Psychotherapeutische Verfahren sind schulübergreifend<br />

• Beschäftigungstherapie<br />

• Soziale Kompetenzgruppe<br />

• Sporttherapie<br />

• Gartenprojekte<br />

• Musikprojekte: Trommeln<br />

• Aromapflege<br />

Besondere Behandlungsschwerpunkte<br />

• Erlebnistherapie<br />

• Dialektisch-behaviorale Therapie für Jugendliche<br />

(DBT-A)<br />

Grundlegende Voraussetzungen für eine Behandlung<br />

Grundsätzlich muss der Wunsch, etwas zu verändern,<br />

vorhanden sein. In unserer Institutsambulanz findet eine<br />

fundierte Beratung und Diagnostik statt. Nach der Diagnostikphase<br />

können für die Kinder und Jugendlichen<br />

therapeutische Hilfen geplant werden. Alle psychiatri-<br />

ausgabe 01-10 | april 2010<br />

Fachärztliche<br />

Behandlung<br />

Erlebnistherapie<br />

Familientherapie<br />

18 | 19<br />

schen Störungsbilder des Kindes- und Jugendalters können<br />

in unserer Einrichtung diagnostisch abgeklärt und<br />

in der Regel auch tagesklinisch behandelt werden. Ausgeschlossen<br />

sind akute Suizidalität, Abhängigkeitserkrankungen<br />

und akute Psychosen.<br />

Für einen positiven Behandlungsverlauf ist die Bereitschaft<br />

und Motivation, regelmäßig an den Therapieangeboten<br />

teilzunehmen und aktiv mitzuarbeiten, unerlässlich.<br />

Auch die Mitarbeit und die Unterstützung der Eltern<br />

oder Bezugspersonen ist zentral wichtig. So werden zu<br />

Beginn der Therapie die Ziele mit allen am Therapieprozess<br />

beteiligten Personen erarbeitet. Die Commitment-<br />

Arbeit ist wichtig, um einen positiven Therapieverlauf zu<br />

gewährleisten.<br />

Das DBT-A-Programm wird im ambulanten und teilstationären<br />

Setting für Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren<br />

angeboten.<br />

Wie sieht die therapie aus?<br />

Kinder, Jugendliche und Eltern, die das ambulante Behandlungsangebot<br />

nutzen, haben die Möglichkeit, nach<br />

einer ausführlichen diagnostischen Phase Beratung,<br />

Einzeltherapie, Familien- und Gruppentherapie (Eltern/<br />

Bezugspersonen) zu erhalten.<br />

Die Kinder und Jugendlichen in der Tagesklinik erhalten<br />

zusätzliche Angebote, die im folgenden Schaubild dargestellt<br />

sind.<br />

Interdisziplinäre Behandlungsangebote<br />

Ergotherapie<br />

Psychotherapie DBT-A<br />

KJPP Schönbach<br />

Tagesklinik/<br />

Psychiatrische<br />

Institutsambulanz<br />

Klinikschule<br />

Sporttherapie<br />

Achtsamkeit<br />

Körpertherapie<br />

Aromatherapie


DaS aKtUEllE thEMa<br />

Jugend und Gewalt<br />

aggressivität im Kindes- und Jugendalter hat in den letzten<br />

Jahrzehnten einen so weit reichenden Einzug ins öffentliche<br />

Bewusststein, die Schulen, die Kinderarztpraxen und die<br />

Medien gehalten, dass sich die Frage aufdrängt: Woran liegt<br />

das? Ist unsere Jugend heutzutage wirklich so viel schlimmer<br />

<strong>als</strong> früher? oder so viel kränker? oder sind wir – die Erwachsenen<br />

– „schlimmer“ oder erziehungsunfähiger? oder sind es<br />

gesellschaftliche Faktoren, die unsere Kinder krank machen?<br />

Broken home, Entwurzelung, Gewalt in der Familie werden für<br />

den Anstieg der Aggressivität in den letzten 20 Jahren verantwortlich<br />

gemacht – ja sind diese Faktoren denn so neu in unserer<br />

modernen Welt? Eigentlich ist fast nicht vorzustellen, dass<br />

Jugendliche im Mittelalter ohne Gewalterfahrung friedlich,<br />

freundlich und stabil über so viele Jahre existierten, wie sie das<br />

Aufwachsen eines Kindes benötigt.<br />

Inner- und außerfamiliäre Gewalterlebnisse waren doch vermutlich<br />

wesentlich ausgeprägter <strong>als</strong> heute. Dennoch ist ein<br />

erhebliches Ausmaß an destruktiven entgrenzten und völlig dysfunktionalen<br />

Jugendlichen für das Mittelalter nicht beschrieben.<br />

Was <strong>als</strong>o ist heute wirklich anders <strong>als</strong> dam<strong>als</strong>? Die Gesellschaftsstruktur?<br />

Schon, aber nach wie vor werden Kinder von den<br />

Müttern geboren, Väter sind „auf der Jagd“ im Büro. Großeltern<br />

helfen bei der Kinderbetreuung. Mütter arbeiten zeitweise mit.<br />

Die Tatsache, dass es keine Leibeigenen mehr gibt, dürfte nicht<br />

für den Anstieg an Gewalt herangezogen werden.<br />

Was sonst ist heute anders <strong>als</strong> im Mittelalter? Die Natur des<br />

Menschen? Davon ist nicht auszugehen: unsere Verhaltensgrundlagen<br />

und anthropologischen Muster haben sich evolutionsbiologisch<br />

über so viele Jahrtausende festgelegt, dass eine<br />

so rasche cerebralphysiologische „Umstrukturierung“ des Homo<br />

sapiens nicht zu erwarten ist. Für die Evolution des Gehirns und<br />

seiner neurobiologisch festgelegten Reaktions- und Verhaltensschemata<br />

sind 700 Jahre überhaupt keine Zeit. Die Hardware in<br />

unserem Kopf ist <strong>als</strong>o die gleiche wie die unserer mittelalterlichen<br />

Vorfahren – was aber ist mit der Software? Die stellt<br />

aktuell hohe Systemanforderungen und da manifestiert sich<br />

vielleicht der einzige wirkliche Unterschied der Entwicklungsbedingungen<br />

unserer Kinder im Vergleich zu früheren Zeiten:<br />

Die Reizintensität, die auf das kindliche Gehirn einwirkt,<br />

übersteigt das aller vorangegangenen Jahrtausende um ein<br />

Vielfaches. Und im Zweifelsfall übersteigt sie auf die Dauer<br />

auch die Verarbeitungskapazität unseres Millionen Jahre<br />

alten Betriebssystems.<br />

Cerebralphysiologisch sind wir auf Counter Strike nicht eingerichtet,<br />

denn das konnte die Evolution nicht vorhersehen. Es<br />

gibt <strong>als</strong>o ein Mismatch zwischen Verarbeitungskapazität des<br />

Nervensystems und den Anforderungen des Außenstimulus.<br />

Woran erkennen wir dieses Mismatch? Wir merken, dass das<br />

kindliche Gehirn Unmengen an Dopamin ausschüttet, wenn es<br />

mit einem solchen Spiel konfrontiert ist.<br />

Dopamin ist ein Neurotransmitter, der vor allem im Mittelhirn<br />

gebildet wird. Dopamin ist wichtig für eine normale Steuerung<br />

unserer Bewegungen, aber auch bei vielen geistigen und emotionalen<br />

Vorgängen spielt Dopamin eine wichtige Rolle – besonders<br />

für das Belohnungs- und Anreizsystem in unserem Gehirn.<br />

Was ist <strong>als</strong>o schlimm mit Dopamin?<br />

Die nachweislich ausgelöste, extrem hohe Dopamin-Ausschüttung<br />

während des PC-Spiels (Spitzer, 2003) bringt gleich zwei<br />

neurobiologische Nachteile für das Kind mit sich:<br />

1. Die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin (im Nukleus<br />

accumbens) führt zu angenehmen Gefühlen der Selbstbestätigung<br />

und des Wohlbefindens. Wir neigen dazu, Erfahrungen,<br />

die dies zur Folge haben, besonders zu schätzen und zu suchen<br />

und uns zur Gewohnheit zu machen. Man nennt dies das dopaminerge<br />

Belohnungssystem. Das dopaminerge Anreizsystem<br />

geht dabei noch einen Schritt weiter: das Dopamin hat nicht<br />

nur die Funktion der Belohnung, sondern auch die Funktion der<br />

Motivation und des Anreizes. Der Hungerreiz beispielsweise<br />

führt uns zum Kühlschrank in die Küche. Hunger und Kühlschrank<br />

sind stark aufeinander bezogen, so dass andererseits<br />

allein schon der Gang zum Kühlschrank ein Hungergefühl auslösen<br />

kann.<br />

Beim und nach dem Computerspielen zeigt sich dieser Vorgang<br />

in extremer Ausprägung. Auch Suchtmittel zielen genau darauf<br />

ab, das dopaminerge Belohnungssystem und Anreizsystem zu<br />

aktivieren. Die positiven Gefühle, erzeugt durch die maximale<br />

Stimulusintensität der Erfahrungen, führen dabei zu einer stärkeren<br />

Desensibilisierung des Belohnungssystems, (durch Reduktion<br />

der Rezeptorendichte). Eine Sättigung bleibt aus, das<br />

Anreizsystem wird zum Kreislauf von Anreiz, Konsumation, Belohnung,<br />

Anreiz usw. Die Reaktion des Belohnungssystems fällt<br />

durch die dauernde Beanspruchung und Gewöhnung immer<br />

geringer aus, so dass die Dosierung gesteigert wird. So nimmt<br />

dieser Kreislauf auch an Intensität laufend zu. Das heißt: Es<br />

muss immer mehr PC gespielt werden, um immer die gleiche<br />

Gesundheit im Blickpunkt ausgabe 01-10 | april 2010<br />

Reaktion zu erzielen. Das heißt aber auch: In dem Moment, wo<br />

nicht gespielt wird, der Jugendliche <strong>als</strong>o zum Beispiel mit Freunden<br />

auf der Straße oder in der Schule ist, befindet sich das<br />

dopaminerge Belohnungssystem in einer Art „Entzug“, analog<br />

dem Drogenentzug. Und genauso analog entwickelt der Jugendliche<br />

ein „Craving“ – nur nicht nach Heroin, sondern nach Reizen,<br />

und zwar nach dem selben hohen Level an Reizintensität,<br />

wie es das Computerspiel zuvor geboten hatte.<br />

Hirnphysiologisch betrachtet sucht der Jugendliche damit nach<br />

einer Möglichkeit, die Funktion seines Belohnungssystems wieder<br />

zu normalisieren, durch erneute Ausschüttung von Dopamin,<br />

weil er sich sonst in einem dysthymen – <strong>als</strong> unangenehm<br />

empfundenen – Zustand befindet. Wodurch kann er eine erneute<br />

Dopaminsausschüttung auf der Straße oder in der Schule<br />

nun erreichen? Er muss selbst ein paar Reize erzeugen – das<br />

sogenannte „sensation seeking“ wird zum Grundlebensgefühl<br />

der Jugendlichen. Sie werden „reizsüchtig“. Und wenn die Reize<br />

temporär nicht, wie beim PC-Spiel, in hoher Intensität von<br />

außen automatisch kommen, muss der – mit der faden Wirklichkeit<br />

auf einmal unvermeidlich doch auch immer wieder mal<br />

konfrontierte – Jugendliche diese irgendwie selber reizintensiver<br />

gestalten, um auf sein mittlerweile vom Gehirn <strong>als</strong> Normwert<br />

empfundenes erhöhtes Dopamin-Niveau zu kommen – und<br />

was bietet sich dazu mehr an <strong>als</strong>: Gewalt?<br />

2. Die stimulationsinduzierte dopaminerge Normwertverschiebung<br />

hat eine weitere Folge: Dopamin ist ein wesentlicher Neurotransmitter<br />

auch im Gyrus Orbitofrontalis, <strong>als</strong>o da, wo unsere<br />

exekutiven Funktionen sitzen. Unsere exekutiven Funktionen<br />

sind die 5 Fähigkeiten, die uns helfen, den Alltag mit seinen<br />

ganz normalen Anforderungen zu bewältigen: fokussierte Aufmerksamkeit,<br />

Arbeitsgedächtnis, Handlungsplanung, Impulskontrolle<br />

und Affektregulation.<br />

Süchtig nach Reizen<br />

Für all das brauchen wir Dopamin und Rezeptoren, die auf diesen<br />

Botenstoff sensitiv reagieren. Bei der Computerspiel induzierten<br />

heftigen Dopaminausschüttung werden auch im Gyrus<br />

Orbitofrontalis die Rezeptoren durch die extreme Überausschüttung<br />

von Dopamin <strong>als</strong> Schutzmechnanismus des Gehirns<br />

Professor Dr. Eva Möhler, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

Christina Pleyer der Saarland-Heilstätten GmbH<br />

24 | 25<br />

temporär insensitiver auf Dopamin. Dies hat zur Folge, dass der<br />

Jugendliche, der in der reizarmen Wirklichkeit keinen Grund<br />

mehr hat, Übermaß an Dopamin auszuschütten, dann plötzlich<br />

eine reaktive Unteraktivierung seiner exekutiven Funktionen<br />

erlebt mit der Folge einer verminderten Impulskontrolle,<br />

schlechteren Affektregulation und verminderten Handlungsplanung.<br />

In Kombination mit dem belohnungssystemgesteuerten<br />

reizsuchenden Verhalten sind diese Jungs neurobiologisch in<br />

einem Zustand erhöhter Gewaltbereitschaft – Sie sind süchtig<br />

nach Reizen und können ihre Impulse, sich welche auch aggressiv<br />

zu besorgen, schlechter kontrollieren, und ihre Handlungen<br />

weniger planen <strong>als</strong> vor dem Computerspiel.<br />

Zudem haben sie sich potenziell mit den aggressiven Inhalten<br />

bereits im Spiel identifiziert. Hirnforscher sprechen dabei vom<br />

„Bahnungseffekt“ oder „Priming“. Da das menschliche Gehirn<br />

nicht anders kann, <strong>als</strong> unentwegt zu lernen, saugt es auch beim<br />

Ballern am Bildschirm alles auf und bildet „assoziative Netzwerke“.<br />

In besonderen Situationen mit bestimmten Schlüsselreizen<br />

bahnen sich dann unbewusst die aggressiven Vorstellungen und<br />

Handlungsmuster an. „Das Spielen von Ego-Shooter-Gewaltspielen<br />

führt zu einer Verknüpfung des Selbst des Spielers mit<br />

Gewalthandlungen. Dieses Knüpfen von Assoziationen geschieht<br />

automatisch und ohne bewusste Entscheidung.<br />

Von den drei neurobiologischen Störungsmustern – Priming,<br />

dopaminerge Desensitivierung und Normwertverschiebung –<br />

sind ALLE Kinder nach Bildschirmzeit gleichermaßen betroffen,<br />

nicht nur verwahrloste oder misshandelte Kinder. Je jünger das<br />

Kind, umso plastischer ist das Nervensystem und umso größer<br />

der neurobiologische Effekt.<br />

Dies alles wissen unsere Jugendlichen nicht, wenn sie losziehen,<br />

sie können sich <strong>als</strong>o noch nicht mal selber effizient gegen die<br />

Beeinträchtigung ihrer Hirnfunktionen schützen, <strong>als</strong>o dagegen,<br />

dass Ihnen „die Sicherungen durchbrennen“ – wie sie meistens<br />

hinterher sagen, „wenns passiert ist“. Die cerebralen Sicherungen<br />

sind bereits deutlich überhitzt, wenn der Jugendliche vom<br />

PC aufsteht und wir müssen tatsächlich davon ausgehen, dass<br />

sich Jugendliche heute schlechter steuern können <strong>als</strong> Jugendliche<br />

vor 30 Jahren oder im Mittelalter.<br />

Wenn sie sich nicht selbst steuern können, wer kann es dann?<br />

Wir alle können es, wenn wir den alltag unserer Kinder mit<br />

klaren Vorgaben, Grenzen und Regeln strukturieren und damit<br />

bereits in der frühsten Kindheit beginnen. aber auch hier<br />

gilt: Es ist nie zu spät und es spricht auch nichts dagegen,<br />

sich im Zweifel hilfe zu holen. Denn: Im Zeitalter moderner<br />

Medien ist vieles einfacher geworden, auf die Erziehung der<br />

Kinder trifft dies jedoch nicht zu. hilfe ist im Saarland durchaus<br />

präsent, sollte aber aufgrund des massiv zunehmenden<br />

Bedarfs unbedingt weiter ausgebaut werden.<br />

Literatur: Spitzer M (2003) Neuronale Netzwerke und Psychotherapie. In<br />

Schiepek G, Neurobiologie der Psychotherapie. Schattauer, Stuttgart, 42-57


FocUS ShG<br />

hilfe für Jugendliche, die sich selbst verletzen<br />

Symposium der SHG-Kinder- und Jugendpsychiatrie im Schloss Saarbrücken<br />

Gut besucht: Das Symposium fand großes Interesse.<br />

Unter heftigen Stimmungsschwankungen leiden, Ärger<br />

und Wut nur schwer kontrollieren können, sich unverstanden<br />

und überfordert fühlen, das sind für Jugendliche<br />

oft Auslöser, um sich selbst zu verletzen. Die Anzahl derjenigen,<br />

die sich selbst Wunden zufügen, steigt. Um<br />

Möglichkeiten der Therapie und Betreuung ging es beim<br />

Symposium „Gefühle wieder ins Gleichgewicht bringen –<br />

Dialektisch-Behaviorale Therapie für Jugendliche“ der<br />

SHG-Klinik Kleinblittersdorf im Saarbrücker Schloss.<br />

„Sie verfolgen hier einen interessanten ansatz“ …<br />

lobte Ingwardt Tauchert vom Sozialministerium die The-<br />

menstellung des Symposiums, das die Diplom-Psychologen<br />

Im Gespräch (von rechts nach links): Ingwardt Tauchert, Professor Dr. Eva<br />

Möhler, Professor Martin Bohus, SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel, Ex-<br />

KJPP-Chefarzt Rolf Grenner und Stefan Eisenbeis<br />

Stefan Eisenbeis und Andrea Dixius organisiert hatten.<br />

Die Kleinblittersdorfer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,<br />

-psychosomatik und -psychotherapie ist eine<br />

der wenigen in Deutschland, die mit DBT-A (Dialektisch-<br />

Behaviorale Therapie für Jugendliche) eine spezielle,<br />

störungsspezifi sche Therapie vorhält, die Jugendlichen<br />

Alternativen zu selbstverletzendem und suizidalem Verhalten<br />

vermittelt. Das stationäre Therapieangebot wird<br />

in der Tagesklinik Schönbach durch eine teilstationärambulante<br />

Gruppe ergänzt. Zudem gibt es in Zusammenarbeit<br />

mit der AWO Saar ein Nachsorge-Konzept im<br />

Komplementärbereich. „Damit sind wir in der Lage, die<br />

Betroffenen weitgehend zu behandeln und begleiten zu<br />

können“, betonten SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel<br />

und Chefärztin Dr. Eva Möhler bei der Begrüßung der<br />

Gäste.<br />

Ziel der Veranstaltung war es, einen Überblick zum aktuellen<br />

Stand der DBT-A in Forschung und Praxis zu geben.<br />

Zudem sollte die Fachöffentlichkeit verstärkt für die Hilfemöglichkeiten<br />

sensibilisiert werden. Die Teilnehmer – 220<br />

Ärzte, Psychologen und Kinder- und Jugendlichenpsycho-<br />

therapeuten aus Klinik und Praxis sowie Vertreter aus der<br />

Jugendhilfe und den Schulen – lauschten gespannt den<br />

Vorträgen der Referenten, darunter „Borderline-Papst“<br />

Professor Martin Bohus (ZI Mannheim). Dieser zeigte<br />

anhand von Untersuchungen auf, dass etwa jeder zwanzigste<br />

Jugendliche im Alter zwischen 14 und 16 Jahren<br />

an erheblichen Persönlichkeitsstörungen leidet und psychiatrische<br />

Behandlung benötigt.<br />

Weitere Referenten waren Dr. Johann Haffner (Heidelberg),<br />

Dr. Kristin von Auer (Lübeck), Dr. Klaus Höschel<br />

(Münster) und Dr. Ernst Kern (Saarbrücken). Stefan Eisenbeis<br />

und Andrea Dixius berichteten über die Erfahrungen<br />

des wissenschaftlich begleiteten DBT-A-Programms im<br />

stationären und teilstationär-ambulanten Bereich. In sich<br />

anschließenden Workshops konnten die Teilnehmer die<br />

Thematik vertiefen.<br />

Kontakt und Information:<br />

ShG-Klinik Kleinblittersdorf<br />

Dipl.-Psych. Stefan Eisenbeis<br />

+49 (0) 68 05 / 92 82-0, s.eisenbeis@sb.shg-kliniken.de<br />

ShG-tagesklinik Schönbach<br />

Dipl.-Psych. andrea Dixius<br />

+49 (0) 681 / 9 88 26-21, a.dixius@sb.shg-kliniken.de<br />

Gesundheit im Blickpunkt ausgabe 01-10 | april 2010<br />

chefärztin der Kinder-<br />

und Jugendpsychiatrie<br />

zur Professorin ernannt<br />

Laudatio im Heidelberger Senat erfolgt<br />

Dr. Eva Möhler, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

der Saarland-Heilstätten GmbH, ist jetzt zur Professorin<br />

ernannt worden.<br />

Seit September 2008 ist Professor Dr. Eva Möhler, Mutter<br />

dreier Kinder, in ihrer Funktion <strong>als</strong> Chefärztin für die<br />

SHG tätig. In dieser noch recht kurzen Zeit hat sie schon<br />

einiges bewegt, viele Planungen laufen. So wurde eine<br />

Außenstelle in Merzig-Wadern eröffnet, eine weitere ist<br />

in Püttlingen geplant. Außerdem ist eine Vorschultagesklinik<br />

(Roman Faas), eine Eltern-Kleinkind-Ambulanz in<br />

Kooperation mit dem Saarländischen Institut für Ausbildung<br />

in der Psychotherapie (SIAP), eine therapeutische<br />

Intensivwohngruppe mit der AWO (Stefan Eisenbeis) sowie<br />

eine 7 Tage-Tagesklinik (Andrea Dixius) geplant. Das<br />

DBT-Programm wird weiter ausgebaut und steht kurz vor<br />

der Zertifi zierung (Stefan Eisenbeis). Auftakt hierzu war<br />

u.a. das DBT-Symposium im Herbst 2009 im Saarbrücker<br />

Schloss. In diesem Herbst ist ein Symposium zur Vernetzung<br />

mit der Jugendhilfe geplant, und damit verbunden<br />

der Aufbau eines solchen Netzwerkes (Andrea Dixius/<br />

Roman Faas). Jetzt schon regelmäßig läuft eine Fortbildungsreihe<br />

in Kooperation mit dem SIAP am Lehrinstitut<br />

für Gesundheitsberufe der SHG mit namhaften Referenten<br />

aus ganz Europa.<br />

Weitere Themen sind die Implementierung eines verhaltenstherapeutischen<br />

Intensivprogramms zur Reduktion<br />

von Aggressionen mit der Uni Frankfurt, die Teilnahme<br />

am B<strong>MB</strong>F+Projekt zur Evaluation von Hypericin bei<br />

kindlichen Depressionen in Kooperation mit der Uni Ulm,<br />

Evaluationsprojekte der voll- und teilstationären DBT<br />

(Andrea Dixius) sowie ein Kooperationsprojekt mit der<br />

Stiftung Hospital in St. Wendel zur vernetzten Betreuung<br />

von Grundschulkindern. Lehraufträge hat Professor Dr.<br />

Möhler sowohl an der Universität Heidelberg für die allgemeine<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie <strong>als</strong> auch an der<br />

Pädagogischen Hochschule Heidelberg im Rahmen des<br />

Bachelor-Studienganges „Frühe Bildung“.<br />

Innerhalb der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg<br />

hat sie jetzt den Rang einer Professorin erhalten<br />

und gehört nun dauerhaft zum Lehrkörper der Universität.<br />

26 | 27<br />

Professor Dr. Eva Möhler (vordere Reihe, 3. von links) inmitten des Teams der<br />

SHG-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie<br />

Kleinblittersdorf<br />

Voraussetzung dafür war neben der internationalen Veröffentlichung<br />

von insgesamt 20 wissenschaftlichen, englischsprachigen<br />

Artikeln über die von ihr durchgeführten<br />

Studien nach dem peer review-Verfahren, 35 Stunden<br />

Lehre pro Semester und die im Jahr 2007 mit der Antrittsvorlesung<br />

abgeschlossene Habilitation. Deren Thema<br />

waren die „Determinanten der emotionalen Entwicklung<br />

in der frühen Kindheit“. Die Habilitationsschrift ist veröffentlicht<br />

und im Shaker Verlag, Aachen erschienen.<br />

Die Laudatio für Professor Möhler erfolgte jetzt – nach<br />

ihrer geforderten weiteren zweijährigen Lehr- und Forschungstätigkeit<br />

und einem Gutachterverfahren im Senat<br />

der Universität Heidelberg.<br />

Des Weiteren ist Professor Dr. Eva Möhler Leiterin mehrerer<br />

laufender Längsschnittstudien, die großenteils von<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft, teilweise aber<br />

auch von der Landesstiftung Psychologie gefördert werden<br />

und in deren Rahmen sie eine elfköpfige wissenschaftliche<br />

Arbeitsgruppe an der Universität Heidelberg<br />

betreut. An insgesamt mehr <strong>als</strong> 600 Probanden untersucht<br />

sie das Schwerpunktthema ihrer Forschung: „Early<br />

Life Stress“ <strong>als</strong>o der Einfl uss von Faktoren wie „pränatalem<br />

Stress“ und mütterlichen Misshandlungserfahrungen<br />

oder psychischer Erkrankung auf die kindliche Entwicklung<br />

im Längsschnitt.<br />

„Das Saarland passt zu mir, hier will ich Wurzeln schlagen.<br />

Auch meine Arbeit bei der SHG macht mir viel<br />

Freude.“, so Professor Möhler. „Die Saarländer haben<br />

Humor und Initiative und damit ist alles machbar. Ich<br />

freue mich auf die weiteren Entwicklungen im Bereich<br />

der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der SHG. Mit<br />

den Voraussetzungen dieses Trägers können wir in<br />

den nächsten Jahren für die Patienten noch sehr<br />

viel Gutes bewegen.“

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