Deutschlands er - Revista Verlag
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von Ursula Lux<br />
Das Ehrenkreuz d<strong>er</strong> Maltes<strong>er</strong>,<br />
die Ehrennadel d<strong>er</strong><br />
Bundesv<strong>er</strong>einigung deutsch<strong>er</strong><br />
Musikv<strong>er</strong>bände, d<strong>er</strong><br />
Ehrenpreis d<strong>er</strong> Hanns-Seidel-<br />
Stiftung, Bürg<strong>er</strong>plaketten<br />
und Auszeichnungen all<strong>er</strong><br />
Art hängen im Arbeitszimm<strong>er</strong><br />
von Rob<strong>er</strong>t Gießübel.<br />
„In meinem Gruselkabinett“,<br />
meint <strong>er</strong> lachend, „ab<strong>er</strong> es<br />
sind halt alles Erinn<strong>er</strong>ungsstücke“.<br />
Dabei begann alles<br />
ganz klein.<br />
Grafenrheinfeld, Landkreis SW: Aufgewachsen<br />
nach dem Krieg, „da ist gespart worden“,<br />
begann Gießübels öfentliche Karri<strong>er</strong>e als<br />
Ministrant. „Da habe ich meine Scheu vor d<strong>er</strong><br />
Öfentlichkeit v<strong>er</strong>loren“, meint <strong>er</strong> und <strong>er</strong>inn<strong>er</strong>t<br />
sich noch gut, wie <strong>er</strong> als Zehnjährig<strong>er</strong> auf dem<br />
Leit<strong>er</strong>wagen aufs Feld gefahren ist und dabei<br />
im Neuen Testament gelesen hat. D<strong>er</strong> Pfarr<strong>er</strong><br />
hatte ihn dazu v<strong>er</strong>donn<strong>er</strong>t am Pingstmontag<br />
die Lesung zu üb<strong>er</strong>nehmen. Den Text kann<br />
Gießübel noch heute auswendig.<br />
Mit 13 l<strong>er</strong>nte Gießübel Tenorhorn, „ weil es<br />
1958 auf d<strong>er</strong> Wallfahrt nach Dettelbach keine<br />
Musik gab“. Im Jahr darauf gab es die wied<strong>er</strong>;<br />
Gießübel und and<strong>er</strong>e junge Leute spielten. Von<br />
1967 an war <strong>er</strong> bei den Maintal-Musikanten.<br />
Dort fungi<strong>er</strong>te <strong>er</strong> nicht nur als Musik<strong>er</strong>, sond<strong>er</strong>n<br />
auch als Conférenci<strong>er</strong>, als „Op<strong>er</strong>ettenschmarr<strong>er</strong><br />
halt“, lacht <strong>er</strong>. Es ist dem Lebenslauf von Rob<strong>er</strong>t<br />
Gießübel anzusehen, dass <strong>er</strong> ein gesellig<strong>er</strong>,<br />
sozial eingestellt<strong>er</strong> Mensch ist. Musik<strong>er</strong>,<br />
Ortsbeauftragt<strong>er</strong> und Gründ<strong>er</strong> des Maltes<strong>er</strong><br />
Hilfsdienstes, aktiv im Fasching d<strong>er</strong> KAB und<br />
d<strong>er</strong> Rafeld<strong>er</strong> Krautsköpf und imm<strong>er</strong> und üb<strong>er</strong>all<br />
dabei, wo es etwas zu organisi<strong>er</strong>en und zu tun<br />
gibt.<br />
Seine vielen Gründungen und Mitgründungen<br />
zeigen, dass <strong>er</strong> auch ein Visionär ist. Er rief<br />
die Rafeld<strong>er</strong> Brotzeitmusik ins Leben, den<br />
Volkstanzkreis und den Arbeitskreis Heimat-,<br />
Kultur- und Brauchtumsplege. Auch d<strong>er</strong> <strong>er</strong>ste<br />
große Erntedankumzug und die alljährliche<br />
Wallfahrt nach Vi<strong>er</strong>zehnheiligen gehen auf seine<br />
Initiative zurück. Als „jung<strong>er</strong> Spund“ wird <strong>er</strong><br />
mit 32 Jahren und 366 Stimmen Mehrheit 1978<br />
zum Bürg<strong>er</strong>meist<strong>er</strong> gewählt. 24 Jahre sollte <strong>er</strong><br />
dieses Amt ausüben und so manch<strong>er</strong> Rafeld<strong>er</strong><br />
bezeichnet ihn bis heute als den „Kais<strong>er</strong> von<br />
Rafeld“.<br />
Ab<strong>er</strong> so hat sich Gießübel in seinem Amt nie<br />
gesehen. „Ich bin in dies<strong>er</strong> Aufgabe aufgegangen<br />
und wollte nicht nur v<strong>er</strong>walten, sond<strong>er</strong>n<br />
auch gestalten.“ Geboren und aufgewachsen in<br />
d<strong>er</strong> Gemeinde kannte <strong>er</strong> jeden Stein und hatte<br />
sich auch den Blick für die „Dorfschönheiten“<br />
bewahrt und viele von ihnen neu entdeckt. Mit<br />
d<strong>er</strong> Dorf<strong>er</strong>neu<strong>er</strong>ung, die <strong>er</strong> als Bürg<strong>er</strong>meist<strong>er</strong><br />
anstößt, beginnt Grafenrheinfeld sich h<strong>er</strong>auszuputzen<br />
und seine alte Schönheit wied<strong>er</strong><br />
<strong>er</strong>strahlen zu lassen.<br />
Das schlimmste Ereignis in sein<strong>er</strong> Zeit als<br />
Bürg<strong>er</strong>meist<strong>er</strong> war die Schließung d<strong>er</strong> Schule<br />
wegen PCB-Belastung. „Am Kirchweihmontag<br />
war dazu eine Pressekonf<strong>er</strong>enz“, <strong>er</strong>inn<strong>er</strong>t sich<br />
d<strong>er</strong> Altbürg<strong>er</strong>meist<strong>er</strong> lachend, „da hatte ich<br />
doch keine Stimme mehr. Ich hab vielleicht<br />
gequakt.“ Einen Wahlspruch hat Gießübel aus<br />
sein<strong>er</strong> Jugend bei d<strong>er</strong> Landvolkhochschule<br />
mit in sein Amt und sein Leben genommen. Er<br />
heißt: „Man muss mit and<strong>er</strong>en Menschen f<strong>er</strong>tig<br />
w<strong>er</strong>den, ohne dabei selb<strong>er</strong> f<strong>er</strong>tig zu w<strong>er</strong>den.“<br />
Einen f<strong>er</strong>tig zu machen, das v<strong>er</strong>suchten ja viele,<br />
meint <strong>er</strong> und freut sich umso mehr, dass bis<br />
heute alle Leute freundlich zu ihm sind. „Kein<strong>er</strong><br />
hat mir einen Prügel nachgeworfen“, lacht <strong>er</strong>.<br />
Dass diese zahlreichen Aktivitäten in Amt und<br />
Ehrenamt so gelungen sind, v<strong>er</strong>dankt d<strong>er</strong> Altbürg<strong>er</strong>meist<strong>er</strong><br />
nach eigenen Worten vor allem<br />
09/10/2010 11