Die Fernbusse sind da! Und jetzt?
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1/13<br />
ISSN 0941 - 3227 · 33. Jahrgang Nr. 133 · Ausgabe 1–2013<br />
B 13377 · Februar–April 2013 · 3,50 �<br />
Hamburg-Köln-Express<br />
Geschäftsführerin<br />
Eva Kreienkamp<br />
im Interview<br />
Das Magazin des Fahrgastverbandes PRO BAHN · 1/2013<br />
Fernverkehr<br />
<strong>Die</strong> <strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> <strong>da</strong>!<br />
<strong>Und</strong> <strong>jetzt</strong>?<br />
Stuttgart 21<br />
Das Ende eines nie<br />
funktionierenden<br />
Geschäftsmodells<br />
Sicherheit im Bahnverkehr<br />
Fahrgastverband<br />
PRO BAHN plant<br />
Projekt
Anmeldecoupon<br />
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Ihre MItglIedschaft Ist wIchtIg!<br />
Beständige Arbeit zahlt sich aus!<br />
Unterstützen Sie beständige Arbeit!<br />
Werden Sie Mitglied im<br />
Fahrgastverband PRO BAHN!<br />
www.pro-bahn.de · www.der-fahrgast.de<br />
PRO BAHN e.V.<br />
Friedrichstraße 95<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: 030 39820581<br />
Fax: 030 20179967<br />
Internet:<br />
www.pro-bahn.de<br />
E-Mail:<br />
info@pro-bahn.de<br />
Name:<br />
Straße:<br />
PLZ, Ort:<br />
Datum, Unterschrift<br />
„Viele zahlen drauf“ titelte vor 10 Jahren derFahrgast<br />
und attackierte <strong>da</strong>s neue Preissystem der Deutschen<br />
Bahn AG <strong>da</strong>mit scharf.<br />
Nicht nur die neuen Tarife selbst, sondern auch die<br />
Qualität der Beratung in den Reisezentren zu den<br />
neuen Tarifen sowie der Wegfall der Bahncard 50<br />
wurden vom Fahrgastverband PRO BAHN und seiner<br />
Verbandszeitschrift <strong>da</strong>mals öffentlichkeitswirksam<br />
thematisiert.<br />
Höhepunkt war ein juristischer Feldzug des Staatsunternehmens<br />
gegen unseren Verband, der nicht<br />
zugunsten von Hartmut Mehdorns Unternehmen<br />
endete.<br />
Auch in der Sache waren wir erfolgreich: „PEP“ war<br />
schon kurz <strong>da</strong>rauf wieder Geschichte.<br />
Auch heute achtet der Fahrgastverband PRO<br />
BAHN mit Argusaugen auf jede Erhöhung von<br />
Tarifen und weist bei jeder Gelegenheit <strong>da</strong>rauf<br />
hin, <strong>da</strong>ss es sinnvoller wäre, mehr Menschen zum<br />
Bahnfahren zu bewegen, statt die Bahnfahrer<br />
stärker zur Kasse zu bitten.<br />
Bitte einsenden an: PRO BAHN e.V., Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />
Bitte senden Sie mir weitere Informationen über PRO BAHN.<br />
Ich möchte Mitglied bei PRO BAHN werden (42 � jährlich).<br />
"<br />
0113
Inhaltsverzeichnis<br />
Aktuell<br />
PRO BAHN plant Projekt zur Sicherheit im Bahnverkehr:<br />
Aber sicher! 4<br />
kurz und knapp 8<br />
Allianz pro Schiene<br />
<strong>Die</strong> Hälfte der Reisenden ist wechselfreudig 10<br />
Titelthema<br />
<strong>Die</strong> <strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> <strong>da</strong>!<br />
<strong>Und</strong> <strong>jetzt</strong>? 12<br />
Hamburg-Köln-Express<br />
Geschäftsführerin Eva Kreienkamp im Interview 19<br />
<strong>Die</strong> Zukunft der DB Netz AG<br />
Stuttgart 21 und <strong>da</strong>s Geschäftsmodell Infrastruktur 24<br />
Verkehr & Politik<br />
<strong>Die</strong> Straßenbahn in Halberstadt vor dem Aus? 27<br />
Zukunftskommission NRW:<br />
Der Verteilungskampf ist eröffnet 28<br />
Berlin-Köpenick: In der Stadt des Hauptmanns 30<br />
Fahrgastrechte<br />
Schlichtungsstelle aktuell:<br />
Neue Fahrgastrechte im Fernbusverkehr 32<br />
Fahrgäste fragen, PRO BAHN antwortet 33<br />
Thema Fahrgast<br />
Bahnhofsmissionen: Kids on Tour 34<br />
Fahrgastverband PRO BAHN intern<br />
AG Tarife: Willkommen im Tarifdschungel Deutschland 35<br />
Aktuelles aus den Landesverbänden 36<br />
Güterverkehr<br />
Mit der Rollenden Landstraße dem Ziel näher kommen 39<br />
Trittbrett<br />
Sehr geehrter Herr Bundesverkehrsminister! 42<br />
Unterwegs<br />
<strong>Die</strong> U-Bahn von der anderen Seite erleben 43<br />
Das gute Beispiel<br />
Berlin-Wuhletal 44<br />
Rubriken<br />
Editorial 3<br />
Impressum 6<br />
Leserbriefe 6<br />
Glossar 8<br />
Nahverkehr.info Mobi-Tipp 36<br />
Mitgliederservice 38<br />
Aktualisierte Fassung!<br />
Der Inhalt des Heftes wurde zeitnah an aktuelle Ereignisse angepasst.<br />
Aus diesem Grund erreicht Sie dieses Heft mit Verzögerung.<br />
Wir bitten um Entschuldigung!<br />
<strong>Die</strong> Re<strong>da</strong>ktion<br />
Liebe derFahrgast-Leserinnen,<br />
liebe derFahrgast-Leser!<br />
Hand aufs Herz, mussten Sie schon mal ein<br />
„Erhöhtes Beförderungsentgelt“ bezahlen?<br />
Dahinter verbirgt sich die Strafe, die fällig<br />
wird, wenn bei einer Fahrkartenkontrolle<br />
kein gül tiger Fahrschein vorgezeigt werden<br />
kann und auch keine glaubwürdige Begründung<br />
oder die zu Hause vergessene Zeitkarte<br />
nachgereicht wird.<br />
Das Doppelte des regulären Fahrpreises, mindes<br />
tens jedoch 40 EUR, ist zu zahlen.<br />
Wurden Sie schon mal erwischt? Hatten Sie<br />
Pech, weil wirklich Automat oder Entwerter<br />
ausgefallen war und man Ihnen nicht glaubte?<br />
Haben Sie es „<strong>da</strong>rauf angelegt“, weil Sie<br />
„nur eine Station“ fahren wollten? Bewegten<br />
Sie sich in der breiten Grauzone aus lauter Unwägbarkeiten,<br />
in der der Kauf einer Fahrkarte<br />
theoretisch zwar möglich gewesen wäre,<br />
praktisch aber scheiterte?<br />
Ich wurde schon erwischt. Einmal habe ich<br />
eine Fahrkarte gekauft, diese hatte aber mit<br />
dem Zug, in den ich eingestiegen bin, wenig<br />
zu tun. Ein andermal wollte ich eine Fahrkarte<br />
kaufen, konnte aber wegen eines verspäteten<br />
Busses nicht mehr rechtzeitig zum Automaten.<br />
<strong>Und</strong> als Jugendlicher wollte ich schon<br />
mal die eine oder andere Mark sparen.<br />
Apropos Jugendliche: Berliner Jugendrichter<br />
fielen 2011 öffentlich auf, weil sie sich über<br />
die Masse an Strafverfahren wegen Beförderungserschleichung<br />
beklagten. Denn wird<br />
man häufiger erwischt, droht Justitia.<br />
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer<br />
nahm sich neulich auch einer Erschleichung<br />
an. Der Erschleichung von Parkplätzen. In Justizkreisen<br />
wird dies, verglichen mit Schwarzfahren,<br />
als „vom Unrechtsgehalt ähnlich“ gesehen<br />
– ist aber nur eine Ordnungswidrigkeit.<br />
Wegen der niedrigen Strafe von nur 5 EUR<br />
wurde es zum Volkssport, auf die Entrichtung<br />
von Parkgebühren ganz zu verzichten. Nun<br />
soll <strong>da</strong>s Verwarnungsgeld für Autofahrer erhöht<br />
werden. Auf 10 EUR. Eine vergessene<br />
Fahrkarte für vier vergessene Parkscheine.<br />
Vergessen Sie Ihr Ticket nicht!<br />
Matthias Oomen<br />
Chefre<strong>da</strong>kteur<br />
Titelbild:<br />
Fernbus vor dem Titisee<br />
Foto: © meinfernbus.de,<br />
<strong>Die</strong>ter Doege<br />
derFahrgast 1/2013 3<br />
3
<strong>Die</strong> Sicherheit für Bahnreisende und<br />
-bedienstete ist hoch: nicht nur, <strong>da</strong>ss<br />
die Eisenbahn hinsichtlich der Unfallzahlen<br />
als sicherstes Verkehrsmittel überhaupt<br />
gilt, auch die Zahl der Übergriffe<br />
auf Menschen ist deutlich geringer als im<br />
sonstigen öffentlichen Raum. Im Jahr 2011<br />
verzeichnete die Deutsche Bahn AG 1.679<br />
Körperverletzungsdelikte, im Vorjahr waren<br />
es noch 1.886. Das ist die eine Seite.<br />
<strong>Die</strong> andere Seite der Me<strong>da</strong>ille zeigt: <strong>Die</strong><br />
Zahl der Straftaten gegenüber Bahnbediensteten<br />
steigt an, von 668 im Jahr 2010<br />
auf 748 im Jahr 2011. <strong>Und</strong> obwohl die Zahl<br />
der Übergriffe gegenüber Fahrgästen<br />
deutlich gesunken ist, fühlen sich immer<br />
mehr Fahrgäste unsicherer als früher, wie<br />
eine Studie des Instituts Forsa im Auftrag<br />
des Fahrgastverbandes PRO BAHN und<br />
der Allianz pro Schiene im Frühjahr 2012<br />
zeigte.<br />
Der Fahrgastverband PRO BAHN beschäftigt<br />
sich seit längerem mit dem<br />
Thema. Eine Auswahl:<br />
• 19.11.2009: Teilnahme am runden<br />
Tisch „Sicher unterwegs“ – einer<br />
Aktion der <strong>da</strong>maligen Gewerkschaften<br />
Transnet und GDBA<br />
• 26.03.2010: Fahrgastpreis des Fahrgastverbandes<br />
PRO BAHN an „Sicher<br />
unterwegs“ und an den Präventions-<br />
Der Fonds soziale Sicherung e.V. kümmert<br />
sich um die soziale Sicherheit der<br />
Bediensteten bestimmter Unternehmen,<br />
die zur Deutschen Bahn AG gehören.<br />
Er erfüllt diese Aufgabe zum einen<br />
durch Einzelfallhilfe (zum Beispiel durch<br />
Unterstützung von Bediensteten, die<br />
Opfer von Übergriffen wurden), aber<br />
auch durch die (Mit-)Finanzierung zahlreicher<br />
Projekte zu verschiedensten<br />
Themen wie zum Beispiel „Azubis ge-<br />
PRO BAHN plant Projekt zur Sicherheit im Bahnverkehr:<br />
Aber sicher!<br />
<strong>Die</strong>se auf den ersten Blick widersprüchlichen<br />
Fakten zu verstehen, ist nicht ganz<br />
einfach. Sie zu ignorieren, wäre fahrlässig.<br />
Denn die Wahl des Verkehrsmittels hängt<br />
zu einem großen Teil von der Gefühlslage<br />
Tunnel: Auch wenn es nicht stockfinster ist, manche Menschen fühlen sich in solchen<br />
menschenleeren Unterführungen nicht besonders sicher.<br />
PRO BAHN und die Fahrgastsicherheit<br />
zug der Deutschen Bahn AG, der Sicherheit<br />
im Bahnbereich fördern soll<br />
• 13.07.2010: Zweiter Runder Tisch<br />
„Sicher unterwegs“<br />
• 2011/2012: Mehrere Vorträge des <strong>da</strong>maligen<br />
Bundesvorsitzenden Karl-Peter<br />
Naumann zum Thema „Sicherheit aus<br />
Sicht der Fahrgäste“ bei verschiedenen<br />
Fachveranstaltungen<br />
• 2012: Start eines gemeinsamen Projekts<br />
mit der Allianz pro Schiene im Rahmen<br />
Fonds soziale Sicherung<br />
gen Hass und Gewalt“, Studien zur Verwendung<br />
von Regionalisierungsmitteln<br />
oder <strong>da</strong>s von den Vereinten Nationen<br />
durch die UNESCO ausgezeichnete Projekt<br />
Future Now. <strong>Die</strong>se Projekte hat der Fonds<br />
nie selbst durchgeführt, sondern immer<br />
andere Institutionen <strong>da</strong>mit beauftragt.<br />
<strong>Die</strong> Einnahmen des Fonds wurden von<br />
der Gewerkschaft EVG in Tarifverhandlungen<br />
mit der Deutschen Bahn AG gesondert<br />
von den Lohnverhandlungen erstrit-<br />
des Reisenden ab; wenn es nur nach den<br />
Fakten gehen würde, müssten die meisten<br />
Züge sowieso überquellen. <strong>Und</strong> die Sicherheit<br />
der Fahrgäste wird nicht zunehmen,<br />
wenn sie für die Eisenbahner sinkt –<br />
des EU-Projekts USE mobility zur Beleuchtung<br />
der subjektiven Sicherheit<br />
bei Fahrgästen mit jährlichen Umfragen<br />
• 2012: Ab Sommer Mitarbeit in einer<br />
Arbeitsgruppe der Allianz pro Schiene<br />
zum Thema Sicherheit im System<br />
Eisenbahn, die voraussichtlich im<br />
März 2013 mit diesem Thema an die<br />
Öffentlichkeit gehen wird<br />
ten; es handelt sich also weder um<br />
direkte noch um indirekte Mittel des<br />
Konzerns Deutsche Bahn AG. Über die<br />
Verwendung der Mittel entscheiden die<br />
Gremien des Fonds, die Deutsche Bahn<br />
AG hat <strong>da</strong>bei kein Mitspracherecht.<br />
Der Fonds soziale Sicherung hat erklärt,<br />
<strong>da</strong>ss er <strong>da</strong>s Projekt „Sicherheit im<br />
Bahnverkehr“ auf jeden Fall durchführen<br />
wird – mit oder ohne den Fahrgastverband<br />
PRO BAHN.<br />
4 derFahrgast 1/2013
Aktuell derFahrgast<br />
denn jeder Zugbegleiter, der sich am<br />
Abend oder angesichts bedrohlich wirkender<br />
Gestalten in seinem <strong>Die</strong>nstabteil<br />
einschließt, wird die gefühlte und die tatsächliche<br />
Sicherheit seiner Kunden nicht<br />
erhöhen.<br />
Sicher sein, sich sicher fühlen<br />
Der Befund lautet also: In der Eisenbahn<br />
<strong>sind</strong> die Fahrgäste äußerst sicher, manche<br />
empfinden allerdings genau <strong>da</strong>s Gegenteil.<br />
<strong>Und</strong> diese Gefühlslage kann jeder, der<br />
regelmäßig Bahn und Bus benutzt, gut<br />
nachvollziehen. Bei dem einen mögen <strong>da</strong>s<br />
Umsteigen an einem unbekannten Ort<br />
oder schlechte Witterungsbedingungen<br />
wie Glatteis oder ein Gewitter schon ein<br />
mulmiges Gefühl im Magen erzeugen, bei<br />
einem anderen führt <strong>da</strong>s Menschengedränge<br />
im Berufsverkehr der Großstadt<br />
zu einer gefühlten Unsicherheit. Alle miteinander<br />
fühlen wir Fahrgäste uns nicht<br />
besonders sicher, wenn sich eine Gruppe<br />
unangenehm wirkender Gestalten im<br />
Waggon oder auf dem Bahnsteig breit<br />
macht – seien es grölende Fußballfans<br />
oder betrunkene Spätheimkehrer vom<br />
Oktoberfest oder Karnevalsumzug.<br />
Aus diesen Gründen hat sich der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN schon seit längerem<br />
mit diesem Thema beschäftigt (siehe<br />
Kasten auf linker Seite ). So ist es <strong>da</strong>nn<br />
auch nicht verwunderlich, <strong>da</strong>ss die Gewerkschaft<br />
EVG bei unserem Fahrgastverband<br />
hierzu eine engere Zusammenarbeit<br />
anregte. Wenn man genau hinsieht, stellt<br />
man fest, <strong>da</strong>ss bei diesem Thema die Interessen<br />
von Mitarbeitern und Fahrgästen<br />
sehr ähnlich <strong>sind</strong>. Ziel des gemeinsamen<br />
Projekts ist es, grundlegende Daten,<br />
Analysen und gelungene Beispiele zu<br />
sammeln und auszuwerten, um <strong>da</strong>raus<br />
Zu voll: Auf einem menschenleeren Bahnsteig im Dunkeln auf den Zug zu warten, ist nicht<br />
besonders schön. Das andere Extrem: Gedränge im Berufsverkehr – auch <strong>da</strong>bei fühlen sich<br />
manche Menschen eher unwohl.<br />
konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten.<br />
Der Schwerpunkt soll auf<br />
Feldstu dien liegen, die <strong>da</strong>s Umfeld von<br />
Bahnlinien oder Stationen beleuchten,<br />
die bislang im Bereich Sicherheit als problematisch<br />
erkannt wurden oder im Verlauf<br />
des Projekts noch als solche identifiziert<br />
werden. Da der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN bundesweit regional vertreten<br />
ist und <strong>da</strong>s Projekt verschiedene Regionen<br />
bearbeiten soll, lag ein weiterer Grund für<br />
die Zusammenarbeit auf der Hand.<br />
Der Weg zum Projekt<br />
Arbeitsumfang, Zeitplan und Personalplanung<br />
sollen in ein bis zwei Workshops von<br />
Vertretern des Fahrgastverbandes PRO<br />
BAHN und des Fonds soziale Sicherung,<br />
Fahrerlos: Bisher nur in Nürnberg gibt es eine fahrerlose U-Bahn in Deutschland. Auch hierbei<br />
stellt sich die Frage nach der gefühlten Sicherheit. Selbst wenn alles von Kameras überwacht<br />
wird – im Fall des Falles ist eben kein Mensch zu sehen, der eingreifen könnte.<br />
den die Eisenbahnergewerkschaft EVG<br />
unter anderem zur Bewerkstelligung solcher<br />
Projekte eingerichtet hat, erarbei-<br />
tet werden. Dabei <strong>sind</strong> regionale Aspekte<br />
vorgesehen, so <strong>da</strong>ss verschiedene PRO<br />
BAHN-Untergliederungen <strong>da</strong>ran beteiligt<br />
werden können, wenn sie personell und<br />
fachlich <strong>da</strong>zu in der Lage <strong>sind</strong>. Bisher<br />
ist seitens des Vorstands geplant, den<br />
PRO BAHN-Ehrenvorsitzenden Karl-Peter<br />
Naumann aufgrund seiner Vorarbeit zum<br />
Thema und seiner guten Kontakte zu<br />
Bahnverantwortlichen und Partnern als<br />
Projektleiter für die geplante Laufzeit von<br />
drei Jahren befristet an zustellen. Erst aufgrund<br />
des genauen Arbeitsplans und des<br />
<strong>da</strong>mit verbundenen Finanzplans können<br />
verbindliche Verträge geschlossen werden.<br />
Für Projektleitung, Schreibarbeiten,<br />
Sachmittel und die Mitarbeit einiger PRO<br />
BAHN-Gruppierungen stellt der Fonds<br />
Finanzmittel in der Größenordnung von<br />
340.000 EUR für die Laufzeit von drei Jahren<br />
zur Verfügung. <strong>Die</strong> exakte Verteilung<br />
wird auf den Workshops festgelegt.<br />
Im PRO BAHN-Bundesausschuss haben<br />
Bundesvorstand und Vertreter der Landesverbände<br />
den Projektablauf diskutiert<br />
und mit einer klaren Mehrheit gebilligt.<br />
Zurzeit wird geprüft, wer rechtlicher Träger<br />
des Projekts werden kann. Klar ist<br />
aber: Das Projekt wird inhaltlich die Landesverbände<br />
des Fahrgastverbandes mit<br />
ihrem Wissen und Können einbinden. Ein<br />
erster Workshop soll noch im Februar<br />
stattfinden.<br />
ad, wk<br />
derFahrgast 1/2013 5<br />
© Fotos: Winfried Karg (3)
derFahrgast<br />
derFahrgast, Verbrauchermagazin des<br />
Fahrgastverbandes PRO BAHN e.V. Bundesverband<br />
Gegründet 1981 als PRO BAHN Zeitung.<br />
derFahrgast erscheint viermal jährlich am<br />
1. Februar, 1. Mai, 1. August und 1. November des<br />
Jahres im Selbstverlag.<br />
Herausgeber:<br />
Fahrgastverband PRO BAHN e.V. Bundesverband<br />
Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 39820581, Fax: 030 20179967<br />
E-Mail: info@pro-bahn.de<br />
Internet: www.pro-bahn.de<br />
PRO BAHN ist Mitglied im Verbraucher zentrale<br />
Bundesverband e.V. (vzbv), Berlin,<br />
im Europäischen Fahrgastverband EPF, Gent<br />
und in der Allianz pro Schiene e.V., Berlin.<br />
Chef vom <strong>Die</strong>nst:<br />
Alexander Drewes (ad)<br />
Re<strong>da</strong>ktion:<br />
Matthias Oomen (mo), Chefre<strong>da</strong>kteur, V.i.S.d.P.<br />
Tel.: 0176 29721326<br />
E-Mail: m.oomen@der-fahrgast.de<br />
Rainer Engel (re), Odo Stüttgen<br />
Re<strong>da</strong>ktionsbeirat:<br />
Karl-Peter Naumann, Matthias Wiegner,<br />
Winfried Karg (wk), Ralf Uekermann, Stefan Barkleit<br />
Postanschrift:<br />
derFahrgast<br />
Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />
E-Mail: mail@der-fahrgast.de<br />
Internet: www.der-fahrgast.de<br />
Anzeigen:<br />
Postanschrift der Re<strong>da</strong>ktion<br />
E-Mail: anzeigen@der-fahrgast.de<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 22 vom Februar 2012.<br />
Vertrieb:<br />
Rainer Engel, Postanschrift der Re<strong>da</strong>ktion<br />
Tel.: 05231 300112, Fax: 032 221739425<br />
E-Mail: mail@der-fahrgast.de<br />
Leserbriefe:<br />
Postanschrift der Re<strong>da</strong>ktion<br />
E-Mail: leserbriefe@der-fahrgast.de<br />
Lektorat:<br />
Postanschrift der Re<strong>da</strong>ktion<br />
E-Mail: lektorat@der-fahrgast.de<br />
Gestaltung:<br />
Steuer Grafik Design<br />
Königsberger Straße 6, 76532 Baden-Baden<br />
Druck:<br />
wub-druck Wlecke und Beinke GmbH<br />
Borsigstraße 4, 32369 Rahden<br />
Internet: www.wub-druck.de<br />
Bankverbindung:<br />
Postbank Köln<br />
Kontonummer: 310 548 500, BLZ: 370 100 50<br />
Urheberrecht:<br />
Alle Rechte liegen beim Herausgeber, dem Fahrgastverband<br />
PRO BAHN e.V. Bundesverband. Nachdruck,<br />
auch aus zugsweise, <strong>da</strong>rf nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Herausgebers erfolgen. Namentlich<br />
gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Re<strong>da</strong>ktion oder des Fahrgastverbandes<br />
PRO BAHN e.V. Bundesverband wieder.<br />
Adressänderungen:<br />
Änderungen Ihrer Anschrift teilen Sie bitte mit an:<br />
Fahrgastverband PRO BAHN e.V. Bundesverband<br />
Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />
E-Mail: info@pro-bahn.de<br />
Re<strong>da</strong>ktionsschluss für Ausgabe 2/2013:<br />
1. März 2013<br />
derFahrgast 3/2012, S. 44<br />
Nach meiner Kenntnis existiert in ganz<br />
Frankreich kein einziger TGV, der mehr als<br />
1 Fahrra<strong>da</strong>bteil mit insgesamt 4 (in Buchstaben:<br />
vier, pro Zug!) Stellplätzen besitzt.<br />
(Lasse mich aber gern eines Besseren belehren,<br />
falls diese Info unvollständig oder<br />
veraltet sein sollte.) Als radelnde fünfköpfige<br />
Familie waren wir jedenfalls<br />
aus diesem Grund im Sommer 2012 von<br />
der Nutzung des französischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs<br />
gänzlich ausgeschlossen<br />
und reisten <strong>da</strong>her mit „Bummelzügen“<br />
durch dieses schöne Land. Soviel<br />
zur Relativierung Ihrer Glorifizierung des<br />
TGV als „gutes Beispiel“.<br />
Stephan Reichel, Dresden<br />
Anm. der Re<strong>da</strong>ktion: Stimmt! Trotzdem<br />
wäre selbst diese Minimallösung eine<br />
deutliche Verbesserung der Situation in<br />
Deutschland.<br />
derFahrgast 4/2012, S. 6 f.<br />
Totalitäres Regime fällt nicht vom Himmel<br />
Ich bin sehr für eine größere Videoüberwachung.<br />
<strong>Die</strong> Vorschriften über Datenschutz<br />
und Privatsphäre verstehe ich nicht.<br />
Eberhard Schoch, Rielasingen<br />
***<br />
Ich bin für eine Ausweitung der Videoüberwachung.<br />
Dabei spielt für mich die<br />
Aufklärung von Beschädigungen wie<br />
Graffiti nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Wichtiger ist mir, <strong>da</strong>ss im Falle von Überfällen<br />
nicht nur der Täter schneller gefasst<br />
werden kann, sondern auch, <strong>da</strong>ss dem<br />
Überfallenen eher geholfen werden<br />
kann. Je nach Schwere der Verletzungen<br />
kann es u.U. um Leben oder Tod gehen.<br />
Ohne Videoüberwachung kann es ein<br />
Zufall sein, wenn ein schwer verletzter<br />
Überfallener oder auch nur ein Unfallopfer<br />
gefunden wird.<br />
Leserbriefe<br />
<strong>Die</strong> Bedenken von Herrn Karg teile ich<br />
ganz und gar nicht. Denn, sollte es zu<br />
einer Machtübernahme durch totalitäre<br />
Kräfte kommen, was man nicht hoffen<br />
sollte, werden diese sehr bald für die nötigen<br />
Einrichtungen sorgen, um die Bevölkerung<br />
zu überwachen, ob nun Videoüberwachung<br />
vorher <strong>da</strong> war oder nicht.<br />
<strong>Die</strong>ter Pfeffermann, Oberursel<br />
***<br />
Ein angenommenes totalitäres Regime<br />
würde sofort alle Möglichkeiten der Überwachung<br />
installieren und ausschöpfen,<br />
ganz egal, ob wir uns heute <strong>da</strong>für oder <strong>da</strong>gegen<br />
aussprechen!<br />
Viel wichtiger ist aber die Tatsache,<br />
<strong>da</strong>ss ein solches Regime nicht vom Himmel<br />
fällt, sondern von der Mehrheit der Bürger<br />
in unserem Lande zu irgendeinem<br />
Zeitpunkt gewünscht und errichtet werden<br />
müsste.<br />
<strong>Und</strong> wenn diese Gefahr überhaupt<br />
ernsthaft in Erwägung gezogen werden<br />
sollte, <strong>da</strong>nn müssten wir uns fragen, wem<br />
wir diesen Ruf nach einem repressiven<br />
Staat zu ver<strong>da</strong>nken hätten: nämlich in erster<br />
Linie Leuten, von denen möglichst niemand<br />
wissen soll, wo sie gerade <strong>sind</strong> und<br />
was sie gerade tun!<br />
Wolfgang Schubert, Stuttgart<br />
derFahrgast 4/2012, S. 10 ff.<br />
Der Wind pfeift durch<br />
Kürzlich war ich in Stuttgart. Durch den<br />
Abbau der Verglasung pfeift der Wind<br />
durch die Bahnsteige und bis in die Halle<br />
und bringt jede Menge Regen mit. Leichter<br />
Schnee fliegt ja noch weiter.<br />
Jedenfalls wollte sich bis zur Ankunft<br />
des Zuges niemand auf dem Bahnsteig<br />
aufhalten. Nach der Einfahrt ging <strong>da</strong>s<br />
Gerenne los. Wie lang die Bahnsteige <strong>sind</strong>,<br />
spürt man <strong>da</strong>nn erst richtig.<br />
Wie ungeniert Politiker lügen können,<br />
ohne <strong>da</strong>ss es Sanktionen gibt, machen<br />
„Stuttgart 21“ und der Berliner Flughafen<br />
wieder einmal deutlich. Ohne Amtshaftung<br />
wird sich auch nichts ändern.<br />
derFahrgast 4/2012, S. 16 ff.<br />
Gerhard Hempfer, Utting<br />
Tarifgrenze<br />
In dem Artikel fehlt ein Hinweis <strong>da</strong>rauf,<br />
<strong>da</strong>ss der Inselbahnhof derzeit die Grenze<br />
zwischen den Tarifbereichen der DB und<br />
der ÖBB bildet und <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>her z.B. von<br />
6 derFahrgast 1/2013
Leserbriefe derFahrgast<br />
Bregenz nach Lin<strong>da</strong>u Hbf mit österreichischen<br />
Fahrkarten (Verkehrsverbund Vorarlberg)<br />
gefahren werden kann. Ich hoffe,<br />
<strong>da</strong>ss dies auch nach der Eröffnung des<br />
Bahnhofs Lin<strong>da</strong>uReutin noch der Fall sein<br />
wird. Würde nämlich die Tarifgrenze nach<br />
Lin<strong>da</strong>uReutin verlegt und der Fahrpreis<br />
für die genannte Relation künftig gestückelt<br />
berechnet, <strong>da</strong>nn würde <strong>da</strong>s die Fahrkarten<br />
erheblich verteuern.<br />
Dr. Wolfgang Lechleitner, Stuttgart<br />
derFahrgast 4/2012, S. 33<br />
Hund in Bayern<br />
Früher – meines Wissens bis vor 2 Jahren –<br />
war der Hund nicht BayernTicketfähig<br />
und benötigte eine reguläre Kinderfahrkarte.<br />
Eines Tages zeigten wir die Kinderfahrkarte<br />
vor und der Zugbegleiter teilte<br />
uns mit, der Hund sei im BayernTicket<br />
„<strong>da</strong>bei“. Das verstanden wir falsch und<br />
glaubten, er fahre umsonst mit. Tatsächlich<br />
gilt der Hund, sofern er entgeltpflichtig<br />
ist, als zusätzliche Person und muss<br />
mitgezählt werden. Unter einem entgeltpflichtigen<br />
Hund versteht die Bahn einen<br />
Hund, der nicht in einem Körbchen oder<br />
dergleichen herumgetragen wird (diese<br />
werden wie Gepäckstücke behandelt und<br />
kosten nichts). Zwei Leute und ein entgeltpflichtiger<br />
Hund ergeben drei Personen.<br />
<strong>Die</strong>se Regelung kann man im Automaten<br />
im Kleingedruckten (BayernTicket<br />
Menüpunkt „i“) nachlesen. In den Kurz<br />
TarifInfos, die beim Stan<strong>da</strong>rdTicketKauf<br />
erscheinen, kommt <strong>da</strong>s Wort Hund nicht<br />
vor.<br />
Ralf Meyer, Wassertrüdingen<br />
***<br />
Missachtung der Fahrgäste<br />
In einem Fernsehbeitrag wird berichtet<br />
vom „Highlight der Verkehrsmittelwerbung“<br />
und vom „Hingucker“ schlichtweg.<br />
Zum Schwarzfahren will man <strong>da</strong>mit natürlich<br />
nicht anregen, auch wenn genau <strong>da</strong>s<br />
die Botschaft für <strong>da</strong>s entsprechende Publikum<br />
ist.<br />
Ich finde ja nicht nur den Inhalt, sondern<br />
auch diese Art der Werbung sehr<br />
fragwürdig und ärgerlich. Mag diese auch<br />
ein „Hingucker“ sein, ein „Rausgucker“<br />
für die Fahrgäste ist sie sicher nicht und es<br />
ist wahrlich kein Vergnügen, wenn man<br />
mit der Tram oder dem Bus durch die Stadt<br />
fährt und draußen nur noch alles wie<br />
durch einen Schleier vernebelt wahrnehmen<br />
kann. Solange man als Fahrgast noch<br />
für sein Ticket bezahlen muss und dieses<br />
nicht vollständig von der Werbung finan<br />
ziert wird (wie z.B. <strong>da</strong>s gebührenfreie<br />
Privatfernsehen), sollte einem wenigstens<br />
noch der freie Blick aus dem Fenster gewährt<br />
werden. Sonst wird die Werbung<br />
für Autoreifen und alles mögliche Andere<br />
sehr schnell zur Negativwerbung für die<br />
Öffis selbst.<br />
Es unterstreicht auch die geringe Wertschätzung<br />
der Verkehrsbetriebe gegenüber<br />
ihren Fahrgästen, wenn Werbeeinnahmen<br />
offensichtlich wichtiger <strong>sind</strong>, als<br />
<strong>da</strong>s Wohlbefinden der zahlenden Kunden<br />
in den Fahrzeugen. Da kauft man sich<br />
doch lieber die angepriesenen Reifen und<br />
gleich <strong>da</strong>s passende Vehikel <strong>da</strong>zu.<br />
derFahrgast 3/2012, S. 36 ff.<br />
Thomas Denkel, Friedberg<br />
Kleinstadt nicht abhängen<br />
Es freut mich, <strong>da</strong>ss so konstruktiv auf die<br />
Möglichkeiten für den SPNV in Ostholstein<br />
eingegangen wird, was die Kommunalpolitik<br />
zum Teil noch wenig sieht. Allerdings<br />
berücksichtigt der sehr sachkundige Artikel<br />
einen entscheidenden Punkt für die<br />
Akzeptanz des SPNV zu wenig: die Korrelation<br />
von Streckenführung für alle drei<br />
Verkehrsarten und Haltepunkten. <strong>Die</strong>s betrifft<br />
im Südkreis die Bäderkette und im<br />
Nordkreis Lensahn und Oldenburg. Im<br />
Südkreis existiert inzwischen <strong>da</strong>s vom<br />
Landkreis beauftragte Gutachten von<br />
Projekt21, <strong>da</strong>s (wegen der viel zu starken<br />
Lärm emissionen bei der Führung der Güterverkehre<br />
auf dem Altgleis) den Erhalt<br />
der Bestandslinie in den Abschnitten mit<br />
den Haltepunkten allein für den SPNV erwägt<br />
und die Fernverkehre auf einer Neubautrasse<br />
fahren sieht. Der SPNV würde<br />
<strong>da</strong>nn von einem privaten Betreiber zu fahren<br />
sein. Für Lensahn ist sinngemäß denkbar,<br />
<strong>da</strong>ss der gerade vom Land reak tivierte,<br />
sehr gut angenommene Haltepunkt bleibt<br />
und nicht auf die Neubautrasse mit Halt<br />
am Gewerbegebiet nach draußen verlegt<br />
wird. Für Oldenburg ist denkbar, <strong>da</strong>ss die<br />
Bestandstrasse ebenfalls erhalten bleibt<br />
und ein neuer RendezvousHaltepunkt direkt<br />
an <strong>da</strong>s Zentrum verlegt wird. Dort wäre<br />
der laut Nahverkehrsplan Ostholstein<br />
längst überfällige, optimierte integrierte<br />
ÖPNVVerkehrsknoten mit recht wenig<br />
Aufwand endlich zu realisieren, sehr<br />
viele Alltagsverkehre (Schüler, Pendler) erreichten<br />
hier fußläufig ihren Ein und Ausstiegspunkt,<br />
zudem wäre eine Impulswirkung<br />
für <strong>da</strong>s hier gerade neu entstehende<br />
Einkaufszentrum sicher. Der alte Schienenbogen<br />
verläuft entlang des 4 km langen<br />
Siedlungskörpers und könnte auch als<br />
„Stadtbahntrasse“ betrachtet werden.<br />
Für falsch halte ich den Vorschlag für<br />
einen neuen kombinierten HPunkt im<br />
Südosten Oldenburgs, weit außerhalb des<br />
Siedlungsgebietes vorzusehen. Ein aufwendiger<br />
Zubringer vom Zentrum ist bei<br />
der Lösung unverzichtbar, was für eine<br />
Kleinstadt möglichst zu vermeiden ist. Inzwischen<br />
ist nach mehreren Diskussionen<br />
die Kommunalpolitik umgeschwenkt und<br />
hat ihren ehemaligen Beschluss zur Aufgabe<br />
des Bestandsgleises revidiert; der<br />
Kreis ist nunmehr ersucht, <strong>da</strong>s bahntechnische<br />
Gutachten für den Südkreis für den<br />
Nordkreis zu erweitern unter Einbeziehung<br />
der alten Schiene.<br />
Korrektur<br />
Dr. Folckert Lüken-Isberner, Kassel<br />
derFahrgast 4/2012, S. 30 f.<br />
„Quer-durchs-Land“ auf<br />
Hunsrückbahn gültig<br />
Mit großem Interesse haben wir Ihren<br />
Beitrag zu unserer Hunsrückbahn gelesen.<br />
Besonders hat es uns gefreut, <strong>da</strong>ss<br />
Sie so positiv von unserem neu errichteten<br />
Wanderweg berichten.<br />
Allerdings besagt Ihr Artikel, <strong>da</strong>ss<br />
in unseren Zügen <strong>da</strong>s Querdurchs<br />
LandTi cket nicht anerkannt wird. <strong>Die</strong>s<br />
stimmt nicht, denn wir erkennen <strong>da</strong>s<br />
QuerdurchsLandTicket an.<br />
Anne Neuschäfer, Standortleiterin<br />
Hunsrückbahn, Rhenus Veniro<br />
GmbH & Co. KG<br />
derFahrgast 3/2012, S. 6 f.<br />
1. Klasse in der S-Bahn<br />
In der Hamburger Gleichstrom/ZweisystemSBahn<br />
wurde die 1. Klasse schon vor<br />
etlichen Jahren abgeschafft.<br />
Henning Piecker, Berlin<br />
Anm. d. Red.: In der Tat wurde die 1. Klasse<br />
bei der Hamburger S-Bahn schon im Jahre<br />
2000 abgeschafft. In anderen S-Bahn-Netzen<br />
ist die 1. Klasse aber weiterhin präsent.<br />
Schreiben Sie an:<br />
leserbriefe@der-fahrgast.de oder an<br />
derFahrgast, Friedrichstraße 95,<br />
10117 Berlin.<br />
Bitte denken Sie <strong>da</strong>ran: Wir veröffentlichen<br />
Leser briefe nur, wenn diese mit Namen und<br />
Wohnanschrift gezeichnet <strong>sind</strong>.<br />
Ihre derFahrgast-Re<strong>da</strong>ktion<br />
derFahrgast 1/2013 7
Foto: © DB AG<br />
derFahrgast<br />
kurz und knapp<br />
Preiswertes „Einsteiger-Ticket“<br />
Derzeit hat die DB AG ein neues An gebot<br />
für Gelegenheitsfahrgäste.<br />
Zu Festpreisen (34,50 EUR 2. Klasse einfache<br />
Fahrt, 49,50 EUR 1. Klasse einfache<br />
Fahrt, 69 EUR 2. Klasse hin und zurück,<br />
99 EUR 1. Klasse hin und zurück) wird <strong>da</strong>s<br />
Bahnfahren schmackhaft gemacht.<br />
<strong>Die</strong> Preise verstehen sich pro Person<br />
inklusive Sitzplatzreservierung. Familienkinder<br />
reisen auch hier kostenlos mit.<br />
Das „Einsteiger-Ticket“ findet seinen<br />
Weg nicht via Ebay, Lidl oder Tchibo zur<br />
Kundschaft, sondern wird überall dort<br />
verkauft, wo es DB-Fahrkarten gibt. Es ist<br />
in allen Vertriebsstellen der DB AG zu<br />
gleichen Konditionen erhältlich.<br />
Das „Einsteiger-Ticket“ hat einen<br />
einfachen Tarif, ist aber nicht unbedingt<br />
immer <strong>da</strong>s preiswerteste Angebot. Ein<br />
genauer Preisvergleich mit sonstigen<br />
Sparangeboten oder auch der Erwerb<br />
einer passenden Bahncard können sich<br />
trotzdem lohnen. (mo)<br />
Der Erwerb einer Bahncard kann trotz<br />
Sonderangeboten immer noch die beste<br />
Lösung sein.<br />
Bürgerbeteiligung<br />
Bundesverkehrswegeplan<br />
Bundesverkehrsminister Ramsauer hat die<br />
Grundkonzeption und den Fahrplan für<br />
die Aufstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans<br />
2015 (BVWP) vorgestellt.<br />
<strong>Die</strong> Pressemitteilung betont neben<br />
Grundsätzen wie „klare Priorisierung“<br />
und „Realismus bei der Finanzierbarkeit“<br />
in erster Linie die Beteiligung der Öffentlichkeit<br />
bei Projektauswahl und -bewertung.<br />
Außerdem hat <strong>da</strong>s Bundesverkehrsministerium<br />
eine spezielle Form der Öffentlichkeitsbeteiligung<br />
für den BVWP<br />
gewählt: Man kann in einem Web formular<br />
(www.bmvbs.de) zunächst vorge-<br />
gebene Schwerpunkte auswählen. Dabei<br />
ist eine Schwerpunktsetzung zugunsten<br />
des Schienenverkehrs nicht möglich, obwohl<br />
eine Verlagerung auf die Schiene<br />
jahrzehntelang zu den politischen Stan<strong>da</strong>rdfloskeln<br />
gehörte. Im Hauptteil des<br />
For mulars <strong>sind</strong> <strong>da</strong>nn Kommentare zu allgemeinen<br />
Fragen und den zehn Kapiteln<br />
der BVWP-Grundkonzeption möglich. <strong>Die</strong><br />
Kurz- und Langfassung der Grundkonzeption<br />
stehen ebenso zur Verfügung wie<br />
eine Erläuterung des sogenannten Konsultationsverfahrens.<br />
(red.)<br />
Teurer – nicht wirtschaftlich?<br />
Der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie<br />
zwischen Münster und Dortmund über<br />
Lünen wird teurer und ist möglicherweise<br />
nicht wirtschaftlich. <strong>Die</strong> kalkulierten Ausbau-Kosten<br />
beziffert die DB AG auf rund<br />
400 Mio. EUR. Im Dezember 2008 waren<br />
noch 180 Mio. EUR veranschlagt, die im<br />
April 2010 auf 377 Mio. EUR korrigiert<br />
wurden. Nun prüft die DB AG erst die<br />
Wirtschaftlichkeit der Maßnahme. Über<br />
die derzeit eingleisige Strecke verkehren<br />
die IC-Züge von Hamburg nach Köln. (re)<br />
Ausbau teurer – und unwirtschaftlich?<br />
Eingleisige IC-Strecke Münster – Dortmund<br />
am Ausweichbahnhof Capelle<br />
Nicht teurer<br />
Kurznachrichten<br />
Ende Januar hat die DB AG Pressemeldungen<br />
dementiert: <strong>Die</strong> Neubaustrecke<br />
Wendlingen – Ulm werde keine Mehrkosten<br />
durch vergessene Leistungen oder Risiken<br />
verursachen. <strong>Die</strong> Baukosten würden<br />
bei 2,89 Mrd. EUR bleiben. Lediglich inflationsbedingt<br />
würden sich diese Kosten<br />
um 350 Mio. EUR erhöhen. Nachdem die<br />
DB AG die Kosten des Projekts „Stuttgart<br />
21“ um 1,2 Mrd. EUR nach oben korrigiert<br />
hatte, meldete die Stuttgarter Zeitung,<br />
<strong>da</strong>ss auch der Kostenrahmen für die anschließende<br />
Neubaustrecke nicht gehalten<br />
werden könne. (re)<br />
Weitere Prüfung erforderlich<br />
Ob der Fernbahnhof Hamburg-Altona<br />
verlegt werden soll, wird von der DB AG<br />
weiter geprüft. Für Planungen hat die<br />
DB AG 13 Mio. EUR bereitgestellt. Dabei<br />
wird auch die Wirtschaftlichkeit eines<br />
alternativen Fernbahnhofs im Norden von<br />
Hamburg geprüft. Der Altonaer Bezirksamtsleiter<br />
Jürgen Warmke-Rose habe<br />
sich, wie die örtliche Presse berichtet, auf<br />
eine angebliche Zusage der DB AG verlassen,<br />
<strong>da</strong>ss der Bahnhof verlegt wird, und<br />
kritisiert, <strong>da</strong>ss die DB AG <strong>jetzt</strong> erst mit der<br />
Prüfung beginne. Ein großes Wohnungsbauprojekt<br />
liegt deswegen auf Eis. (re)<br />
„Ohne Fernzug kein fernzugtauglicher<br />
Bahnsteig, ohne fernzugtauglichen<br />
Bahnsteig kein Fernzug!“<br />
So in etwa könnte man die Situation in<br />
Neubrandenburg zusammenfassen. Denn<br />
zum Umbau des Bahnhofs Neubrandenburg<br />
soll nach derzeitigem Stand erst<br />
<strong>da</strong>nn ein fernzugtauglicher Bahnsteig gebaut<br />
werden, wenn nach Ansicht der DB<br />
Station & Service AG Be<strong>da</strong>rf vorhanden ist.<br />
(mo)<br />
Elektrifizierung München – Lin<strong>da</strong>u<br />
und Nürnberg – Hof<br />
Der Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur,<br />
Verkehr und Technologie des<br />
Bayerischen Landtags hat zwei ähnliche<br />
Anträge von Freien Wählern, CSU und<br />
FDP zur Elektrifizierung der Bahnstrecke<br />
München – Memmingen – Lin<strong>da</strong>u beschlossen.<br />
Einhellig wird eine Verschiebung<br />
der Maßnahme auf 2020 oder später<br />
abgelehnt. Daran, <strong>da</strong>ss die DB AG als er-<br />
8 derFahrgast 1/2013<br />
Foto: © Rainer Engel
Foto: © Matthias Oomen<br />
Kurznachrichten derFahrgast<br />
sten „Meilenstein der Planung“ den ursprünglichen<br />
Termin 2017 gekippt hatte,<br />
kann man wohl nichts mehr ändern.<br />
Zusätzlich hat der Ausschuss einen SPD-<br />
Antrag zur Elektrifizierung der Franken-<br />
Sachsen- Magistrale angenommen. (red.)<br />
Offenburg mit neuem Reisezentrum<br />
In der Ortenauhauptstadt Offenburg<br />
eröffnete kürzlich ein neu eingerichtetes<br />
Reisezentrum, welches den bislang noch<br />
Aufgelesen:<br />
Schwandl’s Tram Atlas Deutschland<br />
2012<br />
In einer fremden Stadt die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel zu nutzen, hat durchaus<br />
seine Vorteile: <strong>Die</strong> Fernbahnhöfe liegen<br />
häufig direkt in der Innenstadt, der<br />
Stress der unbekannten Wege entfällt<br />
genauso wie die lästige Suche nach<br />
Parkplätzen.<br />
Doch einer der Nachteile ist, <strong>da</strong>ss<br />
man sich natürlich nicht überall gut mit<br />
den fremden ÖPNV-Netzen auskennen<br />
kann und die Reisevorbereitung, z.B.<br />
durch Ausdrucken von Netzkarten im<br />
Vorfeld der Reise, häufig eher lästig als<br />
bequem ist.<br />
Schwandl’s Tram Atlas Deutschland<br />
2012 bietet hier Abhilfe und liefert in einem<br />
handlichen Buch sämtliche Pläne<br />
für alle deutschen Städte, in denen es<br />
eine Tram oder einen O-Bus gibt, auch<br />
die Regiotramnetze <strong>sind</strong> enthalten.<br />
Selbstverständlich ist auf den Kartenausschnitten<br />
auch <strong>da</strong>s Fernbahnnetz<br />
abgebildet.<br />
Fahrgäste erhalten wichtige Informationen<br />
zu Linienlauf und Haltestellen,<br />
Grundtakten und Betreibern. Für<br />
Eisenbahninteressierte stehen zudem<br />
noch Eck<strong>da</strong>ten wie Streckenlänge, Spur-<br />
bestehenden klassischen Schalterbetrieb<br />
ablöst. <strong>Die</strong>s ist deshalb bemerkenswert,<br />
weil auch heute noch Diskussionen in Erinnerung<br />
<strong>sind</strong>, <strong>da</strong>ss der direkte Fahrkartenvertrieb<br />
in Offenburg ganz aufgegeben<br />
werden sollte. (mo)<br />
Foto unten: Statt fünf Schaltern nun ein<br />
Reisezentrum und eine Bäckerei<br />
weite, eingesetzte Fahrzeuge oder Angaben<br />
zur Elektrifizierung bereit.<br />
Schwandl’s Tram Atlas Deutschland<br />
2012 ist ein hilfreicher Begleiter im öffentlichen<br />
Stadtverkehr.<br />
Schwandl’s Tram Atlas Deutschland<br />
2012<br />
Robert Schwandl Verlag<br />
erschienen am 7. Juni 2012<br />
dritte, überarbeitete Ausgabe<br />
144 Seiten, ca. 70 Netzpläne, ca. 150<br />
Farbfotos, Text deutsch & englisch<br />
ISBN 978 3 936573 33 6<br />
14,50 EUR<br />
Auch erhältlich als Schwandl’s Tram<br />
Atlas Schweiz & Österreich<br />
(ISBN 978 3 936573 27 5).<br />
Veranstaltungstipp:<br />
Naturwanderung in Oberbayern<br />
Das PRO BAHN-Mitglied Eugen<br />
Reißing konzipiert und leitet in regelmäßigen<br />
Abständen geführte Wanderungen<br />
durch <strong>da</strong>s Münchner Umland<br />
mit Bahn und Bus, die vom Bund<br />
Naturschutz veranstaltet werden. So<br />
steht zum Beispiel am Samstag, dem<br />
9. März 2013 die Wanderung „von<br />
Geltendorf zum Ammersee – eine<br />
Landschaft von der Eiszeit geprägt“<br />
oder am Samstag, dem 8. Juni 2013<br />
die Wanderung „Bad Kohlgrub – Grafenaschau:<br />
durch Moore und wiedervernässte<br />
Filze“ auf dem Programm.<br />
<strong>Die</strong> vollständige aktuelle Übersicht<br />
wird in der PRO BAHN Post, dem Rundbrief<br />
vom Fahrgastverband PRO BAHN<br />
Oberbayern, unter www.pro-bahn.de/<br />
oberbayern/pbp/ oder im Bildungswerkprogramm<br />
der Bund Naturschutz-Kreisgruppe<br />
München über<br />
www.bn-muenchen.de ª Umweltbildung<br />
ª Bildungswerk veröffentlicht.<br />
Abkürzungsverzeichnis dieser Ausgabe<br />
ABS – Ausbaustrecke<br />
Branchenmin. – branchenübliches Minimum<br />
Branchenmax. – branchenübliches Maximum<br />
BVG – Berliner Verkehrsbetriebe<br />
DB AG – Deutsche Bahn AG<br />
EU – Europäische Union<br />
EUR – Euro<br />
EVG – Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft<br />
GBK – Gütegemeinschaft Buskomfort e.V.<br />
GDBA – Gewerkschaft Deutscher<br />
Bundesbahnbeamter und Anwärter<br />
HKX – Hamburg-Köln-Express<br />
IAI – Innovint Aircraft Interior GmbH<br />
NBS – Neubaustrecke<br />
NRW – Nordrhein-Westfalen<br />
NWO – Verband Nordrhein-Westfälischer<br />
Omnibusunternehmen e.V.<br />
ÖBB – Österreichische Bundesbahnen<br />
ÖPNV – öffentlicher Personennahverkehr<br />
PBefG – Personenbeförderungsgesetz<br />
SPNV – Schienenpersonennahverkehr<br />
UNESCO – Organisation der Vereinten Nationen<br />
für Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />
V – Geschwindigkeit<br />
VCD – Verkehrsclub Deutschland<br />
VDV – Verband Deutscher<br />
Verkehrsunternehmen<br />
ZOB – Zentraler Omnibusbahnhof<br />
derFahrgast 1/2013 9
Umfrage zur Verkehrsmittelwahl<br />
<strong>Die</strong> Hälfte der Reisenden<br />
ist wechselfreudig<br />
Hohe Dynamik auf<br />
europäischem Verkehrsmarkt<br />
Anders als es die statisch anmutenden<br />
Marktanteile der verschiedenen Verkehrsträger<br />
nahelegen, herrscht der Umfrage<br />
zufolge auf dem europäischen Verkehrsmarkt<br />
eine hohe Dynamik. „Wir wissen<br />
<strong>jetzt</strong>, <strong>da</strong>ss die Hälfte aller Verkehrsteilnehmer<br />
nicht ein für allemal auf <strong>da</strong>s<br />
Auto oder den öffentlichen Verkehr festgelegt<br />
ist“, sagt der Geschäftsführer der<br />
Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Wir wissen<br />
außerdem, welche Faktoren eine Rolle<br />
spielen, wenn Menschen vom Auto zum<br />
öffentlichen Verkehr wechseln oder umgekehrt<br />
dem öffent lichen Verkehr den<br />
Rücken kehren.“ USEmobility – im vollen<br />
Titel: <strong>Und</strong>erstanding Social behaviour for<br />
Ecofriendly multimo<strong>da</strong>l mobility – liefere<br />
der Verkehrspolitik ein klares Anforderungsprofil<br />
und den Verkehrsunternehmen<br />
Hinweise, wie sie ihre Fahrgäste halten<br />
oder neue gewinnen könnten. „Wo<br />
viel Dynamik ist, <strong>da</strong> gibt es für Politik und<br />
Unternehmen auch vielfältige Gelegenheit,<br />
eine Entscheidung der Reisenden<br />
für den öffentlichen Verkehr zu begünstigen“,<br />
sagt der Geschäftsführer der<br />
Allianz pro Schiene, unter deren Leitung<br />
<strong>da</strong>s EUProjekt läuft.<br />
Wechselnutzer <strong>sind</strong><br />
multimo<strong>da</strong>l unterwegs<br />
<strong>Die</strong> von Quotas ermittelten Wechselnutzer<br />
<strong>sind</strong> laut Umfrage vermehrt multimo<strong>da</strong>l<br />
unterwegs: Zwei Drittel der Reisenden<br />
wählten einen Mix aus verschiedenen Ver<br />
Aktuell<br />
<strong>Die</strong> Reisenden in Deutschland und Europa <strong>sind</strong> bei der Wahl ihres Verkehrsmittels überraschend wechselfreudig:<br />
Fast 50 Prozent der Befragten aus sechs europäischen Ländern haben in den vergangenen<br />
Jahren ihren Mobilitäts-Mix verändert. Das hat eine Quotas-Umfrage im Rahmen des EU-Projekts<br />
USEmobility ergeben. Ihren neuartigen Ansatz zur Erforschung von realen Wechselentscheidungen<br />
erprobten die Verkehrsforscher repräsentativ für Deutschland, Österreich, Ungarn, Kroatien, die<br />
Niederlande und Belgien.<br />
Immer aktuell informiert:<br />
Folgen Sie der Allianz pro<br />
Schiene auf Twitter:<br />
http://twitter.com/#!/<br />
schienenallianz<br />
kehrsmitteln für ihre täglichen Wege,<br />
während nur ein Drittel auf ein einziges<br />
Verkehrsmittel umstieg. „Insgesamt liegt<br />
mit steigendem Alter eine immer höhere<br />
Wahlfreiheit bei den Wechselnutzern<br />
vor“, sagt Thomas Krautscheid von Quotas.<br />
„Menschen im fortgeschrittenen Alter<br />
haben oft einen Pkw und zeigen dennoch<br />
eine hohe Flexibilität, sich je nach Situation<br />
für oder gegen den öffentlichen Verkehr<br />
zu entscheiden.“ Dass Menschen<br />
überhaupt ihr gewohntes Verkehrsverhalten<br />
ändern, hänge vor allem mit Veränderungen<br />
im privaten Umfeld zusammen:<br />
Arbeitsplatzwechsel, Geburt der Kinder,<br />
Umzug oder Pensionierung nannten die<br />
Befragten in allen europäischen Ländern<br />
als Gründe, ihre Verkehrsmittelwahl zu<br />
überdenken. <strong>Die</strong> Reisenden gaben an, im<br />
Schnitt alle zwei Jahre eine solche Änderung<br />
ihrer Lebensverhältnisse zu erleben.<br />
„Solche Anlässe <strong>sind</strong> also nicht selten und<br />
liefern den Verkehrsunternehmen einen<br />
Hebel, ihre möglichen Kunden direkt und<br />
gezielt anzusprechen“, sagt Krautscheid.<br />
Deutsche <strong>sind</strong> wechselfreudiger<br />
als europäische Nachbarn<br />
<strong>Die</strong> Umfrageergebnisse in allen untersuchten<br />
Ländern gleichen sich. Dennoch<br />
fanden die Forscher auch landesspezifische<br />
Besonderheiten. So verfügt der Pkw<br />
im Autofahrerland Deutschland erwartungsgemäß<br />
über ein besonders starkes<br />
Image, <strong>da</strong>s überwiegend mit Attributen<br />
wie schnell, spontan und aufregend verknüpft<br />
ist. Zugleich belegt die Umfrage,<br />
<strong>da</strong>ss die Deutschen noch wechselfreudiger<br />
<strong>sind</strong> als ihre europäischen Nachbarn.<br />
Auf dem Weg zur Arbeit haben mehr als<br />
50 Prozent der Befragten in den letzten<br />
fünf Jahren ihren Mobilitätsmix verändert.<br />
Zudem weist Deutschland von allen<br />
europäischen Ländern die höchste Multimo<strong>da</strong>lität<br />
auf (77 Prozent). Während<br />
deutsche Reisende jedoch laut Umfrage<br />
mit dem Personal in den Zügen im Schnitt<br />
zehn Prozent weniger zufrieden waren als<br />
Fahrgäste in den anderen Ländern Europas,<br />
zeigten sich die Kunden in Österreich<br />
mit ihrem öffentlichen Verkehr überdurchschnittlich<br />
zufrieden. Auch <strong>da</strong>s<br />
Image von Bussen und Bahnen ist in der<br />
Alpenrepublik hoch. In den Niederlanden<br />
waren 43 Prozent der Reisenden auch<br />
nach einem Verkehrsmittelwechsel weiterhin<br />
strikt monomo<strong>da</strong>l unterwegs, so<br />
viele wie nirgendwo sonst in Europa. <strong>Die</strong><br />
Reisenden in Belgien sehen öffentlichen<br />
Verkehr eher als städtisches Verkehrsmittel,<br />
dessen Sicherheit vor Verkehrsunfällen<br />
die Befragten höher bewerten<br />
als in anderen europäischen Ländern. In<br />
Ungarn ergab die Umfrage Nachholbe<strong>da</strong>rf<br />
für die Informationspolitik der Verkehrsunternehmen.<br />
Nur sieben Prozent<br />
der Befragten gaben an, über Reiseangebote<br />
informiert worden zu sein. In Kroatien<br />
zeigen die Befragten ein erhöhtes<br />
Umweltbewusstsein: Stolze 70 Prozent<br />
der befragten Kroaten gaben an, für einen<br />
umweltgerechten Verkehr Mehrkosten<br />
in Kauf nehmen zu wollen.<br />
<strong>Die</strong> Abschlussveranstaltung zum USEmobilityProjekt<br />
findet am 13.02.2013<br />
um 10:00 – 16:00 Uhr in der Berliner<br />
Akademie der Wissenschaften (Leibniz<br />
Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin)<br />
statt. Sie <strong>sind</strong> herzlich eingeladen.<br />
Da die Plätze begrenzt <strong>sind</strong>, bitten wir<br />
um frühzeitige Anmeldung unter<br />
info@allianzproschiene.de. Weitere<br />
Informationen zum Projekt finden Sie unter<br />
www.allianzproschiene.de/projekte/<br />
usemobility/oder auf der europäischen<br />
Projektseite: www.usemobility.eu<br />
10 derFahrgast 1/2013
Aktuell<br />
Oomen<br />
Warum wechseln<br />
Matthias<br />
Menschen vom Auto<br />
©<br />
zum öffentlichen Verkehr<br />
und umgekehrt? Foto:<br />
derFahrgast 1/2013 11<br />
Grafik: © Allianz pro Schiene
derFahrgast<br />
Titelthema<br />
Fernverkehr<br />
<strong>Die</strong> <strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> <strong>da</strong>! <strong>Und</strong> <strong>jetzt</strong>?<br />
Seit dem 1. Januar 2013 ist in Deutschland der Fernverkehrsmarkt auch für <strong>Fernbusse</strong> nahezu ohne<br />
Einschränkungen geöffnet. Das bedeutet, <strong>da</strong>ss auch auf Strecken, die in der Vergangenheit für Fernbusverkehr<br />
nicht zugelassen waren, neue Anbieter auf den Markt kommen. Es herrscht regelrechte<br />
Gründerstimmung. Doch was verbirgt sich hinter dem Fernbus? Wo und welche Potenziale können<br />
mit ihm erschlossen und gehoben werden? An welchen Stellen stößt er an seine Grenzen? Was müssen<br />
Fahrgäste beachten, wenn sie die Wahl zwischen Fernbus und Fernbahn haben?<br />
Am 27. Juni 1933 erließ die Reichsregierung<br />
<strong>da</strong>s Gesetz über die Errichtung<br />
eines Unternehmens „Reichsautobahnen“.<br />
Darin wurde unter anderem festgelegt,<br />
<strong>da</strong>ss es ausgerechnet die Aufgabe<br />
der Deutschen Reichsbahn wurde, den<br />
„Bau und Betrieb eines leistungsfähigen<br />
Netzes von Kraftfahrbahnen“ zu gewährleisten.<br />
1)<br />
Damit wurde eines der größten Infrastrukturprojekte<br />
der deutschen Geschichte<br />
auf den Weg gebracht.<br />
Vom Ausgleich zum Privileg<br />
<strong>Die</strong> Deutsche Reichsbahn trug die kompletten<br />
Lasten des Vorhabens. Da diese<br />
Lasten natürlich auch die Substanz des<br />
eigentlichen Kerngeschäfts Eisenbahn<br />
erheblich angriffen und stark aufbrauchten,<br />
erhielt die Deutsche Reichsbahn<br />
in dem am 1. April 1935 erstmals erlas -<br />
senen Personenbeförderungsgesetz im<br />
Gegenzug die alleinige Berechtigung, auf<br />
den durch Reichsbahnmittel errichteten<br />
Reichsautobahnen Fernbusverkehr durchzuführen.<br />
Im Laufe der Jahrzehnte wurden diese<br />
Anfangsbestimmungen natürlich noch<br />
weiter definiert. Folgende Regeln kristallisierten<br />
sich für alle, die privaten Fernbusverkehr<br />
anbieten wollten, heraus:<br />
• Eine Buslinie musste eine Strecke bedienen,<br />
auf der zum Zeitpunkt der Zulassung<br />
kein anderes Verkehrsmittel<br />
verkehrte.<br />
• Eine Buslinie musste eine wesentlich<br />
kürzere Fahrzeit aufweisen, als dies<br />
ein bestehendes Verkehrsmittel konnte.<br />
• Eine Buslinie musste zu einer Tageszeit<br />
verkehren, zu der mit einem anderen<br />
Verkehrsmittel kein Angebot erbracht<br />
wurde.<br />
• Eine Buslinie musste wesentlich preiswerter<br />
als andere Verkehrsmittel sein.<br />
Es mussten nicht mehrere bzw. nicht alle<br />
Punkte gleichzeitig erfüllt werden. Sobald<br />
einer der Punkte gegeben war, wurde<br />
Fernbusverkehr ermöglicht.<br />
Für <strong>Fernbusse</strong> von und nach Berlin<br />
galten diese Einschränkungen aufgrund<br />
der durch die deutsche Teilung eingetretenen<br />
Sondersituation nicht, bestehende<br />
Linien genossen auch nach der<br />
Deutschen Wiedervereinigung Bestandsschutz.<br />
Fakt war aber: Ein auch nur annähernd<br />
flächendeckendes Fernbusliniennetz, wie<br />
es aus anderen Ländern bekannt ist, war<br />
innerhalb dieses Regelwerkes nicht möglich.<br />
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die<br />
historische Begründung der Vorrechte der<br />
Bahn in den Hintergrund gerückt wurde<br />
und der ehemalige Lastenausgleich als<br />
ungerechtfertigtes Privileg verstanden<br />
wurde. In dem am 26. Oktober 2009<br />
verabschiedeten Koalitionsvertrag der<br />
X. CDU/CSU-FDP-Bundesregierung hieß<br />
es: „Wir wollen mittelständischen Unternehmen<br />
die Beteiligungschancen sichern<br />
und insbesondere eine Betreibervielfalt<br />
im Busgewerbe gewährleisten. (…) Wir<br />
werden Busfernlinienverkehr zulassen<br />
und <strong>da</strong>zu § 13 PBefG ändern.“<br />
Zum 1. Januar 2013 war es <strong>da</strong>nn soweit:<br />
<strong>Die</strong> ehemaligen Einschränkungen für<br />
Fernbusverkehr wurden aufgehoben. 2)<br />
Wird der Fernbus den hohen<br />
Erwartungen gerecht?<br />
Hierbei traten verschiedene Akteure mit<br />
unterschiedlichen Erwartungshaltungen<br />
auf: Seitens der verantwortlichen Verkehrspolitik<br />
wurde die Gesetzesänderung<br />
nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen<br />
möglichst freier Märkte initiiert, sondern<br />
auch mit dem Ziel, die Nutzer von<br />
privaten Pkw mit einem neuen Angebot<br />
zu erreichen und so den absoluten Marktanteil<br />
von Pkw zu reduzieren.<br />
• Das Omnibusgewerbe begrüßte die<br />
Aufhebung der Einschränkungen naturgemäß<br />
aus eigenem Geschäftsinteresse,<br />
wies aber auf die Gefahren eines<br />
möglichen ruinösen Wettbewerbs hin.<br />
• <strong>Die</strong> deutschen Eisenbahnunternehmen<br />
erwarteten sinkende Marktanteile und<br />
lehnten die Öffnung tendenziell ab.<br />
• In der Öffentlichkeit wurden Erwartungen<br />
geweckt, <strong>da</strong>ss zukünftig eine<br />
bil ligere UND komfortablere Beförderung<br />
möglich werden soll. <strong>Die</strong>se Erwartungen<br />
wurden durch die mediale<br />
Berichterstattung noch vor dem Stichtag<br />
befeuert.<br />
Hierbei ist auffällig, <strong>da</strong>ss sich die Erwartungshaltungen<br />
teilweise durchaus unversöhnlich<br />
widersprechen: Erhofft sich die<br />
Verkehrspolitik ein möglichst geschlossenes<br />
Fernbusnetz und sich verschiebende<br />
Marktanteile, ist auf unternehmerischer<br />
Seite die Konzentration auf garantiert<br />
gewinnbringende Strecken lukrativer. Das<br />
Omnibusgewerbe will einen ruinösen, weil<br />
nicht im Ansatz kostendeckenden, Wettbewerb<br />
verhindern, während die interessierten<br />
Neukunden sich die in den Medien<br />
propagierten Kampfpreise erhoffen.<br />
Welche Rolle spielte der Fernbus<br />
bereits vor der Liberalisierung?<br />
Mit der bereits angesprochenen Ausnahme<br />
des Berlinverkehrs gab es Fernbusverkehr<br />
in Deutschland für die Mehrheit der<br />
Bevölkerung ausschließlich in Form von<br />
Charterreisen. Machten Kegelclubs oder<br />
Wandervereine einen gemeinsamen Ausflug<br />
oder eine gemeinsame Urlaubsreise,<br />
wurde häufig ein Bus gebucht. <strong>Die</strong>se Busse<br />
hatten allerdings den Status von Sonderbussen,<br />
so <strong>da</strong>ss es für Dritte nicht ohne weiteres<br />
möglich war, sich einer Gruppe anzuschließen.<br />
Für in Reisebüros angebotene<br />
Busreisen war die Integration in Pauschalreisen<br />
obligatorisch.<br />
12 derFahrgast 1/2013
Foto: © Winfried Karg<br />
Nach Berlin fahren schon seit der deutschen Teilung jeden Tag<br />
zahlreiche <strong>Fernbusse</strong>.<br />
Hingegen war der Fernbus für die zahlreichen<br />
Einwanderer in unserem Land bereits<br />
in der Vergangenheit ein vertrautes<br />
Verkehrsmittel. Vom Personenbeförderungsgesetz<br />
nicht eingeschränkt fuhren<br />
schon seit Jahrzehnten Woche für Woche<br />
unzählige Fernbuslinien hunderte von<br />
Verbindungen im Ausland an. Das Ziel war<br />
hierbei fast immer die „alte Heimat“: Ob<br />
tief in den Osten Europas, nach Spanien<br />
oder gar über den Balkan bis in die Türkei.<br />
Für die Mehrheit fanden diese Fahrten<br />
meist unbemerkt statt. Öffentliche Aufmerksamkeit<br />
wurde allenfalls <strong>da</strong>nn erregt,<br />
wenn bspw. ein Zentraler Omnibusbahnhof<br />
Probleme bei den Anwohnern<br />
provozierte oder dieser – wie im Falle des<br />
Stuttgarter ZOB – wegen Bauarbeiten einen<br />
neuen Standort suchen musste.<br />
Das Entscheidende für den bisherigen<br />
Fernbusverkehr war: Gecharterte Busse<br />
und Busse für Pauschalreisen waren nicht<br />
allgemein publikumsöffentlich, die internationalen<br />
Busse mit Zielen außerhalb<br />
Deutschlands durften keinesfalls Personen<br />
zwischen deutschen Städten mitbefördern.<br />
Ist der Fernbus wirklich<br />
preisgünstiger als die Fernbahn?<br />
Bahnfahren gilt in Deutschland als (zu)<br />
teuer. Öffentliche Preisdiskussionen gelten<br />
als populär, jedes Jahr wird im Dezember<br />
die Berichterstattung über steigende<br />
Fahrpreise medial regelrecht zelebriert.<br />
Doch im direkten Vergleich zu anderen<br />
Verkehrsmitteln ergibt sich ein interessantes<br />
Bild: Während die Berechnung der<br />
Vollkosten für eine Fernreise mit dem Pkw<br />
harten methodischen Auseinandersetzungen<br />
unterworfen ist, scheinen vergleichende<br />
Preise mit der Flugindustrie auf-<br />
Foto: © Matthias Oomen<br />
grund struktureller Ähnlichkeiten in der<br />
Preisbildung einfacher möglich. Einen solchen<br />
Vergleich gab bspw. im Jahr 2012 der<br />
VCD in seiner Studie „VCD Bahntest<br />
2012/2013 − Preisvergleich von Flug und<br />
Bahn“ in Auftrag.<br />
Das Ergebnis überraschte: Bei den 270<br />
untersuchten Verbindungen war die als<br />
teuer geltende Fernbahn in 91,5 Prozent<br />
der Fälle günstiger als <strong>da</strong>s als preiswert<br />
geltende Flugzeug. 3)<br />
Es gibt also im Verkehrsmarkt durchaus<br />
eine Diskrepanz zwischen realem und gefühltem<br />
Preisgefüge. <strong>Die</strong> Imagebildung<br />
hebelt die reale Preisbildung einfach aus:<br />
Während die Fluggesellschaften teilweise<br />
bis an die Grenzen des Wettbewerbsrechts<br />
gehen, um ihren Kunden beim Erstkontakt<br />
möglichst den theoretisch preiswertesten<br />
Preis zu kommunizieren, werden<br />
potenzielle Fernbahnkunden relativ<br />
schnell mit den maximalen Normalpreisen<br />
konfrontiert.<br />
Gleichzeitig ist <strong>da</strong>s Management der<br />
DB AG fast schon stolz <strong>da</strong>rauf, <strong>da</strong>ss 90 Prozent<br />
der Fahrgäste den kommunizierten<br />
hohen Normalpreis gar nicht bezahlen,<br />
sondern in irgendeiner Art und Weise<br />
Rabatte erhalten.<br />
<strong>Die</strong> Preise für Bahnfahrer <strong>sind</strong> <strong>da</strong>her<br />
zweifelsfrei mit hohen Einstiegshürden<br />
versehen, ihre Bildung auch für ausgewiesene<br />
Experten nicht immer direkt zu verstehen.<br />
<strong>Die</strong> Autobahnmaut als<br />
marktentscheidender Faktor<br />
„Zu teuer“, so ein Vorurteil gegen die Fernbahn. Doch die Fernbahn ist<br />
günstiger als ihr Ruf und könnte dem Fernbus Paroli bieten – wenn der<br />
heute unfaire Wettbewerb zukünftig fair gestaltet wird.<br />
Genau hier liegen die großen Chancen für<br />
<strong>Fernbusse</strong>, denn sie können sich durch den<br />
einfachen Charakter einer Preisstruktur<br />
auch <strong>da</strong>nn vom komplexen Bahnpreissystem<br />
abheben, wenn große finanzielle<br />
Unterschiede gar nicht bestehen würden.<br />
In einem vergleichsweise dünnen Liniennetz<br />
mit nur wenigen Verbindungen<br />
besteht auch für die Zukunft nicht die<br />
Gefahr, <strong>da</strong>ss komplexitätssteigernde Konzessionen<br />
wie im Falle der Fernbahn gemacht<br />
werden müssen.<br />
Ebenso liegen in den sich deutlich<br />
unter scheidenden Beteiligungsverpflichtungen<br />
an den Wegekosten große Chancen<br />
für den Fernbus. Im Gegensatz zur<br />
Fernbahn, für welche die „Trassenpreis“<br />
genannte Schienenmaut gesetzlich verpflichtend<br />
ist, beteiligt sich der Fernbus an<br />
seinen Wegekosten nicht. <strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong><br />
von der Straßenmaut nämlich befreit.<br />
Dass diese Ungleichbehandlung regelrecht<br />
marktentscheidend ist, wird <strong>da</strong>nn<br />
deutlich, wenn man deren finanzielle Folgen<br />
in Relation zu den ansonsten anfallenden<br />
Kosten stellt.<br />
Derzeitige Investitionskosten pro Fahrzeugsitzplatz: <br />
Verkehrsmittel<br />
Typ Investitions-<br />
kosten<br />
je Sitzplatz<br />
Fernbus 2-Achser 6.250 EUR<br />
Fernbus 3-Achser 7.340 EUR<br />
Fernbus Doppeldecker 6.528 EUR<br />
Fernbahn ICE 3 69.880 EUR<br />
Fernbahn ICx 44.574 EUR<br />
Es ist auffällig, <strong>da</strong>ss die Investitionskosten<br />
der Fernbahn pro Sitzplatz die Investitionskosten<br />
des <strong>Fernbusse</strong>s auch <strong>da</strong>nn um<br />
ein Vielfaches übersteigen, wenn sich die<br />
Fernbahn wie im Falle des ICx um eine erhebliche<br />
Kostenreduzierung bemüht.<br />
derFahrgast 1/2013 13
Fotos: © Matthias Oomen (4)<br />
derFahrgast<br />
Nach Polen für nur 29 EUR. Für viele Einwanderer<br />
ist der Fernbus schon seit Jahrzehnten<br />
eine preiswerte Alternative.<br />
Eine offene Flanke: Viele ersatzlos weggefallene<br />
InterregioVerbindungen bieten<br />
für <strong>Fernbusse</strong> eine gute Angriffsfläche auf<br />
die Fernbahn.<br />
Das AudioProgramm der ICE wird nach und<br />
nach verschwinden. Dabei <strong>sind</strong> es gerade<br />
„weiche Faktoren“, welche zur Kundenbindung<br />
beitragen könnten.<br />
Titelthema<br />
Eine Aussage über die mögliche Nutzung der Investition wird allerdings erst <strong>da</strong>nn möglich,<br />
wenn man sich die Lebenslaufleistung der Fahrzeuge verdeutlicht:<br />
Verkehrsmittel Fahrzeuglebenslaufleistung<br />
Fernbus 1.400.000 km<br />
Fernbahn 15.000.000 km<br />
Dadurch wir deutlich, <strong>da</strong>ss die Investitionskosten pro Sitzplatz durch die unterschiedlichen<br />
Fahrzeuglebenslaufleistungen wieder relativiert werden.<br />
Werden nun noch weitere kostenbildende Faktoren, wie etwa Kapital-, Personal-,<br />
Versicherungs-, Treibstoff- und Verschleißkosten, hinzugezogen, ergibt sich folgende<br />
Kostenstruktur:<br />
Kosten je Platzkilometer ohne Maut 4)<br />
Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />
Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V > 280 km/h 2,5 Cent<br />
Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 2,6 Cent<br />
Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 1,8 Cent<br />
Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, ABS V = 200 km/h 1,9 Cent<br />
Fernbahn ICx, Einfachtraktion IC, ABS V = 200 km/h 2,1 Cent<br />
Fernbus Zweiachser 2,6 Cent<br />
Fernbus Dreiachser 2,6 Cent<br />
Fernbus Doppeldecker 2,0 Cent<br />
Nun kommt der weitere Kostenfaktor Maut ins Spiel. <strong>Die</strong>se erhöht die bereits auflaufenden<br />
Kosten wie folgt:<br />
Mautkosten je Platzkilometer (mit Wettbewerbsverzerrung) 4)<br />
Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />
Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V > 280 km/h 1,7 Cent<br />
Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 0,9 Cent<br />
Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 0,7 Cent<br />
Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, ABS V = 200 km/h 0,5 Cent<br />
Fernbahn ICx, Einfachtraktion IC, ABS V = 200 km/h 1,0 Cent<br />
Fernbus grundsätzlich<br />
keine Mautkosten<br />
Hierdurch ergeben sich im verzerrten Wettbewerb folgende Endkosten:<br />
Kosten je Platzkilometer mit Maut 4)<br />
Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />
Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V > 280 km/h 4,2 Cent<br />
Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 3,5 Cent<br />
Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 2,5 Cent<br />
Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, ABS V = 200 km/h 2,4 Cent<br />
Fernbahn ICx, Einfachtraktion IC, ABS V = 200 km/h 3,1 Cent<br />
Fernbus Zweiachser 2,6 Cent<br />
Fernbus Dreiachser 2,6 Cent<br />
Fernbus Doppeldecker 2,0 Cent<br />
14 derFahrgast 1/2013
Titelthema derFahrgast<br />
Es ist eindeutig, <strong>da</strong>ss der Fernbus innerhalb dieses Umfeldes preiswerter als die Fernbahn<br />
operieren kann. Sollte dieser verzerrte Wettbewerb beendet werden und müsste sich<br />
der Fernbus ebenso wie die Fernbahn an seinen Wegekosten beteiligen, <strong>da</strong>nn käme<br />
unter der Voraussetzung, <strong>da</strong>ss Mautkosten wie für Lastkraftwagen erhoben werden,<br />
folgende Maut auf den Fernbus zu:<br />
Mautkosten für <strong>Fernbusse</strong> je Platzkilometer (ohne Wettbewerbsverzerrung) 4)<br />
Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />
Fernbahn Kosten gleichbleibend<br />
Fernbus Zweiachser 0,4 Cent<br />
Fernbus Dreiachser 0,3 Cent<br />
Fernbus Doppeldecker 0,2 Cent<br />
Hierdurch ergeben sich im nicht verzerrten Wettbewerb folgende Endkosten:<br />
Kosten je Platzkilometer mit Maut 4)<br />
Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />
Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V > 280 km/h 4,2 Cent<br />
Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 3,5 Cent<br />
Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 2,5 Cent<br />
Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, ABS V = 200 km/h 2,4 Cent<br />
Fernbahn ICx, Einfachtraktion IC, ABS V = 200 km/h 3,1 Cent<br />
Fernbus Zweiachser 3,0 Cent<br />
Fernbus Dreiachser 2,9 Cent<br />
Fernbus Doppeldecker 2,2 Cent<br />
Somit wird deutlich, <strong>da</strong>ss die Frage, ob der<br />
Fernbus zukünftig wesentlich preiswerter<br />
als die Fernbahn Angebote gestalten<br />
kann, maßgeblich im politischen Raum<br />
entschieden wird.<br />
<strong>Die</strong> Politik muss sich entscheiden, ob sie<br />
zukünftig auf die Fernbusmaut verzichtet<br />
und <strong>da</strong>mit einen verzerrten Wettbewerb<br />
duldet oder ob sie zukünftig auch für den<br />
Fernbus eine Maut erhebt und somit ein<br />
fairer Wettbewerb ermöglicht wird.<br />
<strong>Die</strong> in diesem Zusammenhang erhobene<br />
Forderung, <strong>da</strong>ss die Fernbahn einfach<br />
durch Sonderangebote und bessere Betriebsabläufe<br />
eventuelle Unterschiede<br />
ausgleichen soll, zielt ins Leere. Denn es ist<br />
richtig, <strong>da</strong>ss die Fernbahn in Deutschland<br />
eine niedrigere Auslastung als Fernbahnen<br />
im Ausland hat (Vergleich: Auslastung<br />
des TGV in Frankreich: 76 Prozent, Aus -<br />
lastung der Fernverkehrszüge der DB AG:<br />
47 Prozent), allerdings erfordert die<br />
polyzentrische Struktur der deutschen<br />
Verkehrsnetze besonders engmaschige<br />
Ange bote, die einer ähnlich hohen Auslastung<br />
wie bspw. im auf Paris zentralisierten<br />
Frankreich entgegenstehen.<br />
<strong>Die</strong>se aus der Polyzentrik entstehende<br />
Last greift allerdings nur <strong>da</strong>nn, wenn wie<br />
bei der Fernbahn auch tatsächlich ein qualifiziertes<br />
Angebot erbracht wird. Werden<br />
hingegen, wie beim Fernbus derzeit absehbar,<br />
nur einzelne Linien auf besonders<br />
lukrativen Strecken erbracht, <strong>sind</strong> auch in<br />
Deutschland höhere Auslastungen möglich,<br />
weshalb die Fernbusbetreiber derzeit<br />
mit einer Auslastung von 60 Prozent kalkulieren.<br />
Wo hat der Fernbus seine Chancen?<br />
<strong>Die</strong> drei wesentlichen Fragen von Mobilität<br />
stellen sich immer wie folgt:<br />
1. Wie lange <strong>da</strong>uert es von A nach B?<br />
2. Was kostet es von A nach B?<br />
3. Zu welchen Bedingungen komme ich<br />
von A nach B?<br />
<strong>Die</strong> Frage nach der Entfernung ist immer<br />
untergeordnet, <strong>da</strong> die reine Entfernung<br />
im Mobilitätsverhalten keine Rolle spielt.<br />
Unter folgenden Bedingungen hat der<br />
Fernbus eine besonders gute Chance am<br />
Markt:<br />
1. Das Angebot kann wesentlich preiswerter<br />
als von anderen öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln erbracht werden.<br />
g Kaufentscheidung über den Preis<br />
2. <strong>Die</strong> Strecke kann wesentlich schneller<br />
als mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
zurückgelegt werden.<br />
g Kaufentscheidung über die Zeit<br />
3.1. <strong>Die</strong> Strecke wird mit einem Fahrzeug<br />
zurückgelegt, welches wesentlich bequemer<br />
ist als die Angebote der Mitbewerber.<br />
g Kaufentscheidung über die Qualität<br />
3.2. Der Fernbus kann Strecken mittels<br />
einer Wegführung anbieten, die mit<br />
anderen Verkehrsmitteln nicht (mehr)<br />
ermöglicht wird.<br />
g Kaufentscheidung über die Qualität<br />
Auf der einen Seite bedeutet dies, <strong>da</strong>ss der<br />
Fernbus überall dort eine besonders gute<br />
Chance hat, wo sich die Fernbahn im Wesentlichen<br />
auf teure Prämiumprodukte<br />
konzentriert hat.<br />
<strong>Die</strong>s ist bspw. für die Strecke Hamburg<br />
– Berlin genauso zutreffend, wie dies für<br />
die Strecken von Köln nach Frankfurt (mit<br />
Zwischenhalten in ansonsten nicht vom<br />
Fernverkehr bedienten Städten) gilt oder<br />
für den Korridor München – Frankfurt via<br />
Nürnberg zutrifft. Hier ist die Fernbahn<br />
zwar deutlich schneller als der Fernbus,<br />
aber die energieintensiven Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
erfordern hier auch<br />
deut lich höhere Fahrpreise, als diese für<br />
<strong>Fernbusse</strong> erforderlich <strong>sind</strong>.<br />
Auf der anderen Seite kann der Fernbus<br />
überall dort erfolgreich sein, wo die<br />
Fernbahn keine akzeptablen und/oder zuverlässigen<br />
Fahrzeiten vorweisen kann.<br />
Betrug die Fahrzeit der Fernverkehrszüge<br />
zwischen Berlin (Abfahrt ab Berlin-Ost-<br />
Unschlagbar schnell: Der ICE erreicht Frankfurt<br />
Flughafen aus Richtung Köln. Doch<br />
vielen Fahrgästen wäre ein preiswerteres<br />
Basisangebot der Fernbahn lieber. Das Verkehrsmittel<br />
Bahn muss zukünftig ein schnelles<br />
und ein preiswertes Angebot vorhalten.<br />
derFahrgast 1/2013 15
Foto: © meinfernbus.de<br />
derFahrgast<br />
<strong>Die</strong> <strong>Fernbusse</strong> bieten heute in Sachen mobiler Internetnutzung deutlich mehr als die Fernbahn.<br />
Das muss sich ändern!<br />
bahnhof) und Dresden im Jahr 1994 nur<br />
108 Minuten und war somit deutlich<br />
schneller als jede denkbare Straßenverbindung,<br />
so beträgt die Fahrzeit auf<br />
dieser Strecke heute (Abfahrt ab Berlin-<br />
Hauptbahnhof) 21 Minuten mehr – und<br />
<strong>da</strong>s, obwohl nach der Großinvestition in<br />
den Berliner Hauptbahnhof und den Tiergartentunnel<br />
<strong>da</strong>s Stadtgebiet Berlins heute<br />
deutlich schneller und direkter verlassen<br />
werden kann und lange Umwege<br />
wegfallen. Mit einer Fahrzeit von 129 Minuten<br />
ist die Fernverkehrsstrecke in der<br />
Zwischenzeit genau so langsam wie die<br />
am Markt angebotene Fernbusverbindung.<br />
Verschärfend kommt hinzu, <strong>da</strong>ss<br />
die auf dieser Strecke verkehrenden Fernverkehrszüge<br />
sehr weite Vorläufe haben<br />
(je nach Fahrtrichtung ggf. von der Ostsee<br />
oder sogar von Bu<strong>da</strong>pest kommend) und<br />
15 Prozent der Züge erhebliche Verspätungen<br />
aufweisen. Probleme, mit denen<br />
der Fernbus weniger zu kämpfen hat.<br />
Eine richtig offene Flanke findet der<br />
Fernbus gegenüber der Fernbahn dort,<br />
wo sich die Fernbahn in den letzten Jahrzehnten<br />
aus Direktverbindungen zurückgezogen<br />
hat. Es ist kein Wunder, <strong>da</strong>ss der<br />
neue Fernbusanbieter MFB MeinFernbus<br />
GmbH ausgerechnet die Relation Freiburg<br />
– München via Titisee als Paradestrecke<br />
führt. Seit dem Ende des „Kleber-Express“<br />
gibt es zwischen dem Breisgau und Bayern<br />
keine Verbindung mehr ohne Umsteigezwang.<br />
Der Fernbus kommt auf dieser<br />
Strecke naturgemäß ohne Umsteigezwang<br />
aus. Dafür ist die Fahrzeit ungefähr<br />
genauso lang wie bei der Fernbahn und<br />
<strong>da</strong>s Gepäck – <strong>da</strong>s beim Fernbahn-Umstieg<br />
zur Last wird – ist ebenfalls sicher verstaut.<br />
Preislage (jeweils Normalpreise): Fernbus<br />
32 EUR 5) , Fernbahn 91 EUR 6) .<br />
Relationen dieser Qualität <strong>sind</strong> vielfach<br />
denkbar. Ludwigshafen – Nürnberg<br />
direkt: Mit der Fernbahn heute grundsätzlich<br />
mit Umsteigezwang, mit dem Fernbus<br />
ohne Umsteigezwang möglich. Freiburg<br />
via Straßburg nach Düsseldorf? Auch <strong>da</strong>s<br />
geht. Schon heute machbar!<br />
Im Grunde ist fast jede weggefallene<br />
bzw. nicht ersetzte Interregio-Verbindung,<br />
jede ehemalige Relation der Heckeneilzüge<br />
eine zusätzliche potenzielle<br />
Strecke für <strong>Fernbusse</strong>.<br />
In der Zusammenfassung bedeutet dies,<br />
<strong>da</strong>ss die Fernbahn ohne weiteres überall<br />
dort durch den Fernbus herausgefordert<br />
werden kann, wo Teile der potenziellen<br />
Kundschaft freiwillig aufgegeben wurden,<br />
staatliche Investitionen in Infrastruktur zulasten<br />
von attraktiven Fahrzeiten unterlassen<br />
wurden oder (ehemalige) Direktverbindungen<br />
der Schiene heute fehlen.<br />
Ist der Fernbus bequemer<br />
als die Fernbahn?<br />
Ob der Fernbus in seiner Ausstattung bequemer<br />
ist als die Fernbahn oder ob die<br />
Fernbahn in ihrer Ausstattung bequemer<br />
ist als der Fernbus, ist natürlich eine Geschmacksfrage.<br />
Aber es gibt objektive Kriterien, an denen<br />
man sich orientieren kann.<br />
Ein Fernbus der 5-Sterne-Klasse verfügt<br />
in der Regel über folgende Ausstattung:<br />
eine kleine Zubereitungsküche für Kalt-<br />
und Warmgetränke und kleine Snacks,<br />
Titelthema<br />
Klimaanlage, Toilette mit Waschgelegenheit,<br />
Garderobe.<br />
Häufig kommen <strong>da</strong>nn noch weitere<br />
Merkmale, wie etwa eine Video- und Audiounterhaltungsanlage<br />
oder kostenloser<br />
Internetzugang via W-LAN (Wi-Fi), hinzu.<br />
Durch die vergleichsweise kurze Lebenszeit<br />
der <strong>Fernbusse</strong> kann auf aktuelle<br />
Trends sehr schnell reagiert werden.<br />
In den meisten Ausstattungsmerkmalen<br />
kann die Fernbahn nicht nur mit dem<br />
Fernbus mithalten, sondern geht weit<br />
über <strong>da</strong>s Basis-Angebot der <strong>Fernbusse</strong> hinaus.<br />
Aber auffällig ist, <strong>da</strong>ss die <strong>Fernbusse</strong><br />
insbesondere im Bereich des kostenlosen<br />
Internetzugangs an Board einen deutlichen<br />
Vorteil gegenüber der Fernbahn<br />
haben.<br />
In den Zügen des Fernverkehrs kann<br />
von kostenlosem W-LAN nicht die Rede<br />
sein, im Gegenteil. Zwar <strong>sind</strong> viele ICE mit<br />
entsprechenden Sendeanlagen ausgestattet,<br />
aber die DB AG hat sich einen Partner<br />
für die eigentlichen Internetzugänge gesucht,<br />
der für diesen <strong>Die</strong>nst mit die höchsten<br />
am Markt anzutreffenden Tarife erhebt.<br />
Zum teuren Internettarif kommt die<br />
Tatsache hinzu, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Streckennetz, auf<br />
denen die Sendeanlagen auch tatsächlich<br />
W-LAN zur Verfügung stellen können,<br />
sehr dünn ist. Ein zuverlässiger <strong>Die</strong>nst<br />
sieht anders aus. Günstigere Alternativen,<br />
wie bspw. der Zugang via UMTS, scheitern<br />
häufig aufgrund mangelnder Netzabdeckung.<br />
Insbesondere beim jungen Pub likum<br />
gerät die Fernbahn <strong>da</strong>durch ins Hintertreffen.<br />
Auch die Tatsache, <strong>da</strong>ss sich im Fernbus<br />
die Unterbringung des Reisegepäcks<br />
unproblematischer <strong>da</strong>rstellt und auch der<br />
Sitzplatz im Fernbus kostenlos selbstver-<br />
In Sachen Beinfreiheit kann selbst der<br />
5SterneFernbus nicht mit modernen Fernbahnwagen<br />
mithalten.<br />
16 derFahrgast 1/2013<br />
Fotos: © DeinBus.de (2)
Titelthema derFahrgast<br />
ständlich ist, stellt eine Herausforderung<br />
für die Fernbahn <strong>da</strong>r.<br />
Der wohl wichtigste Teil der Ausstattung<br />
von Fernverkehrsfahrzeugen <strong>sind</strong><br />
die Sitze. Neben streitbaren und nicht objektiven<br />
Kriterien wie etwa die Form der<br />
Sitze ist ein hartes Kriterium zur Bewertung<br />
der Sitze die gebotene Beinfreiheit.<br />
Hier kann die Fernbahn allerdings ohne<br />
Wenn und Aber nicht nur gegenüber dem<br />
Fernbus ganz klar punkten und mehr<br />
Beinfreiheit vorweisen.<br />
<strong>Die</strong> Fernbahn hat in Sachen Komfort<br />
gegenüber dem Fernbus also schon heute<br />
leichte Vorteile. Wenn sie sich dem Wett-<br />
Beinfreiheit in mm<br />
bewerb stellt und die Mehrwerte der<br />
<strong>Fernbusse</strong> auch für sich übernimmt, wird<br />
der Vorteil überdeutlich ausfallen.<br />
Verkehrsmittel Produkt Klasse Mindestabstand<br />
in mm<br />
Quelle<br />
Fernbus Ausflugsbus 1 Stern 650 GBK<br />
Fernbus Bus 2 Sterne 650 GBK<br />
Fernbus Reisebus 3 Sterne 680 GBK<br />
Fernbus Fernreisebus 4 Sterne 740 GBK<br />
Flugzeug Inlandsflug Branchenmin. 762 IAI<br />
Fernbus Luxusreisebus 5 Sterne 810 GBK<br />
Flugzeug Inlandsflug Branchenmax. 813 IAI<br />
Bahn ICx 2 856 DB AG<br />
Bahn Eurostar 2 860 SNCF<br />
Bahn Thalys 2 880 Thalys Int.<br />
Bahn ICE 1 (Redesign) 2 920 DB AG<br />
Bahn ICE 3 2 920 DB AG<br />
Bahn ICE T (Serie 2) 2 920 DB AG<br />
Bahn TGV Duplex (Doppelstock) 2 920 SNCF<br />
Bahn TGV Redesign (Einstock) 2 920 SNCF<br />
Bahn Railjet Economy Class 925 ÖBB<br />
Bahn ICx 1 930 DB AG<br />
Bahn Eurostar 1 940 SNCF<br />
Bahn Cisalpino 1 950 DB AG<br />
Bahn Cisalpino 2 950 DB AG<br />
Bahn TGV Duplex (Doppelstock) 1 950 SNCF<br />
Bahn Thalys 1 960 Thalys Int.<br />
Bahn ICE 2 (Redesign) 2 965 DB AG<br />
Bahn ICE T (Serie 1) 2 971 DB AG<br />
Bahn TGV Redesign (Einstock) 1 973 SNCF<br />
Bahn ICE 2 (Redesign) 1 980 DB AG<br />
Bahn Railjet First Class 1000 ÖBB<br />
Bahn ICE 1 Redesign 1 1010 DB AG<br />
Bahn ICE 3 1 1010 DB AG<br />
Bahn ICE T (Serie 1) 1 1010 DB AG<br />
Bahn ICE T (Serie 2) 1 1010 DB AG<br />
Bahn Railjet Business 1535 ÖBB<br />
Chancen und Risiken für die Fahrgäste?<br />
Unterm Strich zeichnet sich ab, <strong>da</strong>ss die<br />
<strong>Fernbusse</strong> <strong>da</strong>s bestehende Netz an öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln in Deutschland<br />
durchaus sinnvoll ergänzen können werden.<br />
Allerdings lautet die Frage: Zu welchen<br />
Bedingungen?<br />
Es besteht insbesondere für den ländlichen<br />
Raum oder abgelegenere Städte die<br />
Gefahr, <strong>da</strong>ss durch die <strong>Fernbusse</strong> unterm<br />
Strich sogar weniger Verkehr stattfindet:<br />
Wenn es zur Mode wird, <strong>da</strong>ss <strong>Fernbusse</strong><br />
nur zu ganz bestimmten, sehr lukrativen<br />
Zeiten verkehren werden, <strong>da</strong>nn gefährdet<br />
diese Form der „Rosinenpickerei“ die Gesamtkalkulation<br />
anderer Wettbewerber<br />
zur restlichen Zeit. Wenn in guten Zeiten<br />
die Spitze der Einnahmen wegbricht,<br />
kann für schlechte Zeiten nichts ausgeglichen<br />
werden. <strong>Die</strong>se Gefahr besteht insbesondere<br />
<strong>da</strong>nn, wenn es – wie heute schon<br />
der Fall – Anbieter gibt, die von vornherein<br />
schon erklären, <strong>da</strong>ss sie nur <strong>da</strong>nn fahren,<br />
wenn sich genügend Fahrgäste im<br />
Vorfeld abzeichnen. Ob hier langfristig<br />
gesetzlicher Handlungsbe<strong>da</strong>rf entstehen<br />
wird, muss sich erst noch zeigen.<br />
<strong>Die</strong> neuen Anbieter werden ihre Nischen<br />
dort finden, wo die Fernbahn diese<br />
Nischen entweder freiwillig (also durch<br />
Spezialisierung oder durch Rückzug) oder<br />
unfreiwillig (also durch fehlende Investitionen<br />
des Staates in Infrastruktur) entstehen<br />
lässt.<br />
Wichtig für die Fahrgäste ist jedoch,<br />
<strong>da</strong>ss dieser Wettbewerb durch Qualität<br />
und kaufmännisches Geschick entschieden<br />
wird und nicht Wettbewerbsverzerrungen<br />
Marktgrundlage werden. <strong>Die</strong>s<br />
hätte fatale Konsequenzen.<br />
Folgendes ist sicherzustellen, <strong>da</strong>mit die<br />
Fahrgäste zukünftig einen echten Nutzen<br />
aus den <strong>Fernbusse</strong>n gewinnen können:<br />
• Verlässlichkeit des Fahrplans<br />
Achtung, Rosinenpickerei!<br />
Der Anbieter<br />
DeinBus.de<br />
bietet bei weitem<br />
nicht alle Angebote<br />
garantiert an,<br />
sondern behält<br />
sich vor, nur bei<br />
einer Mindestanzahl<br />
von Fahrgästen<br />
zu fahren.<br />
<strong>Die</strong> Gültigkeit der Fahrpläne für eine vorher<br />
definierte Fahrplanperiode ist zu gewährleisten.<br />
Bereits <strong>jetzt</strong> ist es schon vorgekommen,<br />
<strong>da</strong>ss Anbieter ihre Fahrpläne<br />
regulär binnen kürzester Frist veränder-<br />
derFahrgast 1/2013 17
derFahrgast<br />
Dresden Hbf, auf dem oberen Rang steht der Fernzug nach Berlin abfahrtbereit. Fehlende<br />
staatliche Investitionen in die Schiene kosten die Fernbahn Wettbewerbschancen.<br />
ten – ein echter Nachteil für die Fahrgäste,<br />
die sich auf eine bestimmte Verbindung<br />
verlassen wollten.<br />
• Auskunft & Informationen<br />
Im Rahmen der durch den Fahrgastverband<br />
PRO BAHN geforderten allgemeinen<br />
Fahrplanauskunft für den öffentlichen<br />
Verkehr (Bahn, Bus, Flugzeug,<br />
Linienfähre, Schiff) <strong>sind</strong> selbstverständlich<br />
auch die <strong>Fernbusse</strong> zu integrieren.<br />
Eine solche allgemeine Fahrplanauskunft<br />
muss von der Politik organisiert und<br />
unternehmensunabhängig betrieben<br />
werden. Der Zugang zu dieser Auskunft<br />
muss sowohl elektronisch, telefonisch als<br />
auch konventionell ermöglicht werden.<br />
An allen Haltestellen ist – wie bei der<br />
Fernbahn auch – ein aktueller Fahrplan<br />
auszuhängen. In den Fahrzeugen müssen<br />
Halte zeitnah angesagt und mögliche Anschlüsse<br />
kommuniziert werden.<br />
Sämtlicher Zugang zu Informationen<br />
der Auskunft, an Haltestellen oder in den<br />
Fahrzeugen müssen barrierefrei ermöglicht<br />
werden.<br />
• Fahrgastrechte<br />
Grundsätzlich fordert der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN dieselben Fahrgastrechte<br />
für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Insbesondere<br />
dürfen für den Fernbus keine<br />
Stan<strong>da</strong>rds gelten, die unterhalb der Fahrgastrechte<br />
bei der Bahn liegen, wie dies<br />
heute deutlich der Fall ist.<br />
Unterschiedliche Fahrgastrechte dürfen<br />
aber keinen Wettbewerbsvorteil ergeben.<br />
Für die Integration der Fahrgastrechte<br />
in die Gesamtreisekette <strong>sind</strong> besondere<br />
Regeln vorzusehen. So gelten heute im<br />
Bahnverkehr z.B. die Fahrgastrechte von<br />
Berlin nach Düren durchgehend, d.h. bei<br />
Verspätung eines Fernzuges bis Köln muss<br />
nach Versäumnis eines Anschlusses zum<br />
letzten Zug in Richtung Düren für Ersatz<br />
(bspw. durch die Beförderung mittels Taxi)<br />
gesorgt werden, bei einem verspäteten<br />
Fernbus Berlin – Köln gilt dies allerdings<br />
nicht. Auch genießt der Fernbus heute<br />
Privilegien, ab wann Fahrgastrechte überhaupt<br />
erst greifen (Mindestkilometeranzahl,<br />
Mindestfahrzeit), die so bei der<br />
Fernbahn überhaupt nicht zu finden <strong>sind</strong>.<br />
Der Betreiber des <strong>Fernbusse</strong>s muss somit<br />
weniger kaufmännische Rückstellungen<br />
pro Fahrgast für den Verspätungsfall<br />
bilden und kann preiswertere Fahrkarten<br />
anbieten.<br />
• Infrastruktur<br />
Wie auch für die Fernbahn geltend, <strong>sind</strong><br />
Kosten der Straßeninfrastruktur dem System<br />
Bus vollständig anzulasten (d.h. die<br />
Betriebskosten der Straßeninfrastruktur).<br />
Ansonsten ergeben sich, wie <strong>da</strong>rgestellt,<br />
deutliche Wettbewerbsverzerrungen zugunsten<br />
der <strong>Fernbusse</strong> (die heute nicht<br />
zahlen) und zulasten der Fernbahn (die<br />
heute schon zahlen muss).<br />
Ebenso <strong>sind</strong> für die Nutzung der ZOB<br />
und aller weiteren Haltestellen kostendeckende<br />
„Stationsgebühren“ vorzusehen,<br />
wie dies beim System Bahn heute<br />
schon der Fall ist – und zwar an allen Haltestellen,<br />
abgestuft nach Qualität. An den<br />
Haltestellen <strong>sind</strong> witterungsgeschützte<br />
Sitzplätze vorzusehen.<br />
Eine Flucht vor Stationsgebühren,<br />
bspw. durch „wildes Halten“ ist nicht<br />
nur aus Sicherheitsaspekten zu unterbinden.<br />
Busspuren und ÖPNV-Haltestellen dürfen<br />
nur <strong>da</strong>nn mitbenutzt werden, wenn<br />
sie <strong>da</strong>mit den ÖPNV nicht behindern.<br />
Quellen:<br />
Titelthema<br />
Was tun bei Verspätungen? <strong>Die</strong> Fahrgastrechte<br />
<strong>sind</strong> für Fernbusreisende deutlich<br />
schlechter. Ein echter Wettbewerbsvorteil<br />
für Fernbusanbieter.<br />
• Barrierefreiheit<br />
Neben der grundsätzlichen Barrierefreiheit<br />
der Auskunfts- und Informationssysteme<br />
ist sicherzustellen, <strong>da</strong>ss im Fernbus –<br />
wie es heute schon bei der Fernbahn der<br />
Fall ist – ausreichend sichere Rollstuhl- und<br />
Kinderwagenplätze vorzuhalten <strong>sind</strong>.<br />
<strong>Die</strong>s bedeutet konkret: Für einstöckige<br />
<strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> insgesamt zwei, für zweistöckige<br />
<strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> insgesamt drei<br />
Stellplätze erforderlich. Der Zugang zum<br />
Bus ist mittels Hubliften oder Rampen zu<br />
ermöglichen. Das Anfahren von behindertengerechten<br />
Toiletten muss im Fahrplan<br />
vorgesehen sein und bekannt gegeben<br />
werden (max. 90 Minuten Fahrzeit).<br />
<strong>Die</strong> Zukunft wird zeigen, ob sich Fernbus<br />
und Fernbahn zukünftig im fairen Wettbewerb<br />
ergänzen oder ob es ein „un fairer<br />
Kampf mit ungleichen Mitteln“ wird.<br />
Der Fahrgastverband PRO BAHN wird<br />
die Situation auch weiterhin sehr kritisch<br />
beobachten und weiter berichten.<br />
Matthias Oomen<br />
1) Gesetz über die Errichtung eines<br />
Unternehmens „Reichsautobahnen“<br />
2) Koalitionsvertrag der X. CDU/CSU-FDP-<br />
Bundesregierung für <strong>da</strong>s II. Kabinett<br />
Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel<br />
3) VCD Bahntest 2012/2013 −<br />
Preisvergleich von Flug und Bahn<br />
4) Dr. Rudolf Breimeier, Eisenbahn-Revue<br />
International 1/2013<br />
5) www.meinfernbus.de<br />
6) www.bahn.de<br />
18 derFahrgast 1/2013<br />
Fotos: © Matthias Oomen (2)
Titelthema derFahrgast<br />
Hamburg-Köln-Express<br />
Im Interview: HKX-Geschäftsführerin<br />
Eva Kreienkamp<br />
Seit dem 23. Juli 2012 verkehrt die Hamburg-Köln-Express GmbH mit dem Fernzug HKX zwischen den<br />
Städten Hamburg und Köln. Damit gibt es zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder einen neuen<br />
An bieter auf dem Deutschen Fernverkehrsmarkt. Entsprechend hoch war die öffentliche Aufmerksamkeit<br />
für den neuen Anbieter, der auch vom Fahrgastverband PRO BAHN mit einer positiven<br />
Grund stimmung begrüßt wurde. Nun, ein rundes halbes Jahr nach dem Start, ist es an der Zeit, eine<br />
Zwischen bilanz zu ziehen. derFahrgast sprach hierzu mit Eva Kreienkamp, Geschäftsführerin der<br />
Hamburg-Köln-Express GmbH.<br />
derFahrgast: Frau Kreienkamp, wie ist<br />
denn Ihr Unternehmen bislang mit dem<br />
Hamburg-Köln-Express zufrieden?<br />
Eva Kreienkamp: Sehr! Wir <strong>sind</strong> <strong>jetzt</strong> sechs<br />
Monate auf dem Markt und haben unsere<br />
Erwartungen durchaus erfüllt. Wir <strong>sind</strong><br />
ja ein junges Unternehmen. Wir konnten<br />
nicht <strong>da</strong>von ausgehen, <strong>da</strong>ss wir Fahrgäste<br />
bekommen würden in einem schwierigen<br />
Umfeld. Wir konnten auch nicht <strong>da</strong>von<br />
ausgehen, <strong>da</strong>ss diese Fahrgäste uns auch<br />
noch treu bleiben und immer wieder<br />
kommen. <strong>Die</strong>s ist aber eingetreten und<br />
wir haben eine inzwischen relativ stabile<br />
Buchungs- und Fahrgastsituation und <strong>sind</strong><br />
also – im Rahmen dessen, was wir bislang<br />
leisten konnten – positiv gestimmt für <strong>da</strong>s<br />
nächste halbe Jahr, um <strong>da</strong>s ganze Jahr voll<br />
zu machen.<br />
derFahrgast: Glauben Sie, <strong>da</strong>ss Ihre Kunden<br />
mit Ihnen auch zufrieden <strong>sind</strong>?<br />
Eva Kreienkamp: Im Großen und Ganzen<br />
<strong>sind</strong> unsere Kunden mit uns auch zufrieden.<br />
Wir haben natürlich an der einen<br />
oder anderen Stelle Schwierigkeiten gehabt,<br />
<strong>da</strong>s ist ja auch bekannt. Aber wenn<br />
man sich <strong>da</strong>s in Relation anschaut: Wir<br />
<strong>sind</strong> inzwischen 700-mal gefahren und wir<br />
hatten insgesamt sechs Zugausfälle, <strong>da</strong>s<br />
ist noch nicht mal ein Prozent. Ich glaube,<br />
<strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s eine Bilanz ist, die sich in einem<br />
wirklich neuen Umfeld, wie es für uns anzutreffen<br />
ist, durchaus sehen lassen kann.<br />
Da müssen sich auch andere anstrengen,<br />
um <strong>da</strong>s so gut hinzubekommen!<br />
derFahrgast: Sie sprachen gerade die<br />
sechs Zugausfälle an. Anfänglich <strong>sind</strong> Sie<br />
mit dem Angebot gestartet, <strong>da</strong>ss man von<br />
Hamburg nach Köln mit alten TEE-Fahrzeugen<br />
reisen kann. Mit welchen Fahrzeugen<br />
verkehren Sie denn aktuell?<br />
Eva Kreienkamp: Also wir <strong>sind</strong> im Wesentlichen<br />
mit dem Angebot gestartet, <strong>da</strong>ss<br />
man bei uns günstig fahren und einen<br />
freundlichen und guten Service bekommen<br />
kann! Wir haben gesagt, <strong>da</strong>ss wir mit<br />
dem Fahrzeugmaterial fahren, <strong>da</strong>s wir in<br />
Einsatz bringen konnten, sprich was wir<br />
anbieten konnten. <strong>Und</strong> <strong>da</strong>runter waren<br />
eben auch die ehemaligen Rheingold-<br />
Wagen, also die TEE-Wagen. Es war nicht<br />
unser Hauptgeschäft, mit den TEE-Wagen<br />
zu fahren, sondern unser Hauptgeschäft<br />
war tatsächlich <strong>da</strong>s günstige Reisen mit<br />
freundlichem Service. Das muss man <strong>da</strong>nn<br />
auch in Relation zueinander setzen. <strong>Die</strong><br />
Fahrzeuge, mit denen wir derzeit fahren,<br />
entsprechen den Erwartungen, die Kundinnen<br />
und Kunden an uns haben. <strong>Die</strong>se<br />
Kundinnen und Kunden wollen diese<br />
Strecke auch tatsächlich günstig absolvieren.<br />
Wir fahren mit der Marschbahn-<br />
Garnitur von Veolia-Tochter Nord-Ostsee-<br />
Bahn, wir fahren inzwischen mit einem<br />
Doppelstock-Wagen, wir fahren mit den<br />
Rheingold-Wagen und wichtig in diesem<br />
Zusammenhang ist, <strong>da</strong>ss wir fahren und<br />
die Menschen einen Sitzplatz, den sie gebucht<br />
haben, bekommen. Sie bekommen<br />
in den allermeisten Fällen auch exakt den<br />
Sitzplatz, den sie gebucht haben, in genau<br />
dem Wagen, den sie gebucht haben.<br />
derFahrgast: Das heißt, wenn ein anderes<br />
Fahrzeug kommt, als ich gebucht<br />
habe, <strong>da</strong>nn bekomme ich auch garantiert<br />
einen Sitzplatz?<br />
Eva Kreienkamp: Ja, genau! Wir hatten<br />
also zwischendurch schon andere Fahrzeuge<br />
anmieten müssen, über <strong>da</strong>s Wochenende<br />
zum Beispiel. Wir konnten auch<br />
<strong>da</strong> den Leuten in jedem Fall einen Sitzplatz<br />
geben. Bei den Zugausfällen haben<br />
wir die Menschen, wenn wir es vorher<br />
wussten, kontaktiert und haben Ihnen die<br />
GmbH<br />
Hamburg-Köln-Express ©<br />
Eva Kreienkamp, Geschäftsführerin<br />
der Hamburg-Köln-Express GmbH Foto:<br />
Möglichkeit zur Umbuchung gegeben.<br />
Wenn diese Möglichkeit nicht bestand,<br />
haben wir sie <strong>da</strong>nn mit der Deutschen<br />
Bahn AG befördert und die Differenzkosten<br />
auf unsere Kappe genommen. Dadurch<br />
wurde sichergestellt, <strong>da</strong>ss alle <strong>da</strong>hin<br />
kommen, wo sie hinwollen.<br />
derFahrgast: Sie haben also den Fahrgästen<br />
mehr Ersatzleistung angeboten,<br />
als Sie überhaupt mussten?<br />
Eva Kreienkamp: <strong>Die</strong> Frage ist, was wir<br />
alternativ hätten tun können. Wir hätten<br />
natürlich die Fahrgäste einfach so auf dem<br />
Bahnsteig stehen lassen können! Doch genau<br />
<strong>da</strong>für <strong>sind</strong> wir eben nicht angetreten,<br />
<strong>da</strong>s zu tun, sondern wir <strong>sind</strong> angetreten,<br />
uns auf jeden Fall <strong>da</strong>rum zu kümmern,<br />
<strong>da</strong>ss die Leute auch <strong>da</strong>s bekommen, was<br />
sie buchen. Wir <strong>sind</strong> aber auch angetreten,<br />
dies mit unserer eigenen Leistung zu machen.<br />
Aber es gibt halt Extremsituationen<br />
– und ein Zugausfall ist für uns eine Extremsituation<br />
–, in denen wir uns <strong>da</strong>nn bemühen<br />
müssen, <strong>da</strong>mit so gut wie möglich<br />
umzugehen. Natürlich ist so was schmerzhaft.<br />
Aber es ist noch schmerzhafter, wenn<br />
wir <strong>da</strong>nn ganz viele Leute auf dem Bahn-<br />
derFahrgast 1/2013 19
Foto: © Hamburg-Köln-Express GmbH<br />
derFahrgast<br />
steig stehen haben und die einfach nicht<br />
wissen, wohin und was sie <strong>jetzt</strong> tun sollen.<br />
Das kann nicht unser Anspruch sein!<br />
derFahrgast: Ist denn dieser Anspruch<br />
Ihre Definition von Service oder geht Ihre<br />
Service-Definition vielleicht noch weiter?<br />
Eva Kreienkamp: Unsere Definition von<br />
Service bedeutet im Wesentlichen, <strong>da</strong>ss<br />
es eine möglichst einfache Verfügbarkeit<br />
der Ware gibt. Sprich <strong>da</strong>ss die Leute eine<br />
Buchung durchführen können, die möglichst<br />
einfach ist, und <strong>da</strong>ss sie sich nicht mit<br />
dem Buchungssystem selbst beschäftigen<br />
müssen. Service bedeutet auch, <strong>da</strong>ss<br />
die Leute kontaktiert werden, wenn es<br />
Gründe gibt, sie zu kontaktieren. Nämlich<br />
<strong>da</strong>nn, wenn wir wissen, <strong>da</strong>ss etwas passieren<br />
wird, z.B. im Falle einer signifikanten<br />
Verspätung. Selbstverständlich bedeutet<br />
Service aber auch, <strong>da</strong>ss die Fahrgäste an<br />
Bord freundlich und zuvorkommend behandelt<br />
und begrüßt werden. Das Bordpersonal<br />
muss den Kunden zugewandt<br />
sein und für Auskünfte zur Verfügung stehen<br />
und <strong>da</strong>mit die Reise möglichst angenehm<br />
machen. Unser Personal soll ein<br />
freundliches, angenehmes Gefühl bewirken.<br />
Am Ziel angekommen, soll der Fahrgast<br />
<strong>da</strong>s Gefühl haben, die Reise einfach<br />
hinter sich lassen zu können.<br />
derFahrgast: Wie hoch war denn Ihre<br />
Verspätungsquote im letzten halben Jahr<br />
und welche <strong>sind</strong> hier die vorrangigen<br />
Ursachen?<br />
Klassenlos: Eine Unter scheidung zwischen Wagenklassen kennt<br />
der HKX nicht.<br />
Eva Kreienkamp: Wir bewegen uns voll in<br />
der Größenordnung des Systems Bahn.<br />
Wir <strong>sind</strong> nur ein kleiner Spieler in diesem<br />
sehr großen System. Wenn insgesamt etwas<br />
passiert, <strong>da</strong>s zu Verspätungen führt,<br />
<strong>da</strong>nn <strong>sind</strong> wir <strong>da</strong>von mit betroffen. Wir<br />
<strong>sind</strong> im Durchschnitt so gut wie unser Mitbewerber<br />
und an manchen Stellen <strong>sind</strong> wir<br />
besser, weil wir nicht überall halten müssen,<br />
z.B. können wir Hamburg-Harburg als<br />
reinen Ausstiegsbahnhof definieren, was<br />
bedeutet, <strong>da</strong>ss wir direkt weiterfahren<br />
können, wenn die Fahrgäste ausgestiegen<br />
<strong>sind</strong>. Wir müssen nicht <strong>da</strong>rauf warten, <strong>da</strong>ss<br />
alle pünktlich eingestiegen <strong>sind</strong>. Das gibt<br />
uns in Hamburg tatsächlich die Möglichkeit,<br />
pünktlich im Hauptbahnhof anzukommen.<br />
Das <strong>sind</strong> Dinge, die wir tun können,<br />
weil wir natürlich in gewisser Weise<br />
nur diese eine Stre cke bedienen und <strong>da</strong>mit<br />
sehr viel spezifischer auf die Strecke und<br />
<strong>da</strong>s Fahrgastverhalten eingehen können.<br />
derFahrgast: Mit welchen Fahrzeugen<br />
wollen Sie denn in Zukunft fahren? Auch<br />
mit einem gemischten Fahrzeugpool oder<br />
planen Sie vielleicht Neuanschaffungen?<br />
Eva Kreienkamp: Zum jetzigen Zeitpunkt,<br />
nach einem halben Jahr, ist die Fahrzeuganschaffungsfrage<br />
wahrscheinlich<br />
ein bisschen verfrüht. Wir haben uns<br />
als Unternehmen im Wesentlichen auch<br />
<strong>da</strong>hingehend positioniert, <strong>da</strong>ss wir versuchen,<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen an den Stellen<br />
einzukaufen, wo wir glauben, <strong>da</strong>ss die<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen von anderen besser gemacht<br />
werden können<br />
als von uns. <strong>Die</strong>s<br />
ist beispielsweise<br />
beim kompletten<br />
Betrieb so. Wir <strong>sind</strong><br />
kein Betriebsunternehmen,<br />
<strong>da</strong>für haben<br />
wir Veolia als<br />
Partner. Das ist auf<br />
der IT-Seite so. Wir<br />
arbeiten hier mit<br />
einem IT-Unternehmen<br />
zusammen, <strong>da</strong>s<br />
uns ein integriertes<br />
Buchungs- und Kunden<br />
manage mentsys<br />
tem an die Hand<br />
gegeben hat, mit<br />
dem wir sehr gut zurechtkommen<br />
und<br />
<strong>da</strong>s wir in Eigenentwicklungwahrscheinlich<br />
in dieser<br />
Form am Anfang<br />
nicht hätten hinkriegen<br />
können. Das<br />
Gleiche gilt eben<br />
Titelthema<br />
auch bei den Fahrzeugen und bei den<br />
Lokomotiven. Es ist eine offene Frage, ob<br />
wirklich jeder immer alles besitzen muss<br />
oder ob es nicht einen Markt geben kann,<br />
wo Fahrzeuge konsequent angemietet<br />
werden können. Im Flugverkehr ist es<br />
ganz normal, <strong>da</strong>ss Flugzeuge angemietet<br />
werden können. Wir <strong>sind</strong> im Augenblick<br />
als Unternehmen tatsächlich in dieser Fragestellung,<br />
wie wir <strong>da</strong>s weiter handhaben<br />
wollen. Brauchen wir neue Fahrzeuge<br />
oder gibt es nicht andere Wege, mit dieser<br />
Frage umzugehen? Mit guten, gebrauchten<br />
Reisezugwagen oder auch mit solchen<br />
Wagen zu fahren, die von anderen vielleicht<br />
nicht mehr so intensiv genutzt werden,<br />
ist für uns durchaus eine Option.<br />
Das Ganze ist eine Frage der grundsätzlichen<br />
Ausrichtung des Unternehmens<br />
und ich kann diese Frage derzeit noch<br />
nicht abschließend beantworten, weil<br />
nach sechs Monaten eine solch weitreichende<br />
Entscheidung noch nicht zu treffen<br />
ist.<br />
derFahrgast: Sie haben gerade die Frage<br />
aufgeworfen, ob wirklich jeder alles besitzen<br />
muss. Nun gibt es mit der Deutschen<br />
Bahn AG am Markt ein Unternehmen, <strong>da</strong>s<br />
ziemlich viel besitzt und <strong>da</strong>mit auch ziemlich<br />
viele Möglichkeiten hat. Welche Probleme<br />
machen Ihnen denn die Monopole<br />
der Deutschen Bahn AG in den Bereichen<br />
Netze, Energie und vor allen Dingen auch<br />
im Bereich Vertrieb?<br />
Eva Kreienkamp: Es gibt <strong>da</strong> zwei Arten,<br />
diese Fragen zu beantworten. Auf der<br />
einen Seite ist es so, <strong>da</strong>ss der Monopolist<br />
<strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss er schon immer <strong>da</strong> war, die<br />
Vorstellung hat, die Stan<strong>da</strong>rds wären<br />
quasi durch ihn gesetzt. Natürlich ist ein<br />
über Jahrzehnte, nein sogar Jahrhunderte<br />
hinweg gewachsener Stan<strong>da</strong>rd bequem<br />
für denjenigen, der ihn hat wachsen lassen.<br />
Was will ich <strong>da</strong>mit sagen? Das System<br />
Bahn ist für „<strong>Die</strong> Bahn“ perfekt – für jeden,<br />
der <strong>da</strong>zu kommt, ist es natürlich eine<br />
unendliche Herausforderung, erst einmal<br />
mit dem System zurechtzukommen, mit<br />
den Regularien zurechtzukommen und<br />
<strong>da</strong>nn natürlich auch <strong>da</strong>mit, <strong>da</strong>ss es im Endeffekt<br />
gar keinen klassischen Wettbewerb<br />
im Fernverkehr gibt!<br />
Beim Strom gibt es die Vorstellung <strong>da</strong>rüber,<br />
<strong>da</strong>ss Bahn-Strom natürlich von der<br />
Bahn gekauft werden muss. <strong>Und</strong> dieser<br />
Bahn-Strom ist interessanterweise wesentlich<br />
teurer als der Normalo-Strom. <strong>Die</strong><br />
eine Frage ist: Wie kann <strong>da</strong>s sein? <strong>Die</strong> andere<br />
Frage ist: Wie kann ein kleines Unternehmen<br />
einen Großabnehmerrabatt bekommen,<br />
wenn es niemals in der Größe<br />
sein wird wie derjenige, der die Groß-<br />
20 derFahrgast 1/2013
Foto: © Rainer Engel<br />
Titelthema derFahrgast<br />
rabatte bekommt? <strong>Die</strong>ses System hat sich<br />
selbst gut eingerichtet!<br />
Beim Thema Trassen- und Stationspreise<br />
ist es so, <strong>da</strong>ss diese Tarife festgelegt<br />
werden. Das kann nachvollzogen werden<br />
– oder auch nicht. Es kann auch willkürlich<br />
sein oder auch nicht. Wer will es denn<br />
wirklich überprüfen, ob diese Preise auch<br />
tatsächlich marktgerecht <strong>sind</strong>? Das kann<br />
niemand!<br />
Wenn man sich auf der anderen Seite<br />
<strong>da</strong>nn anschaut, <strong>da</strong>ss es so etwas wie<br />
„Schienen-Kartelle“ gibt, <strong>da</strong>nn kann natürlich<br />
die Vermutung entstehen, <strong>da</strong>ss<br />
insgesamt an manchen Stellen auch der<br />
Monopolist übers Ohr gehauen wird. <strong>Die</strong>ses<br />
Übers-Ohr-gehauen-Werden wird<br />
<strong>da</strong>nn auch weitergegeben an alle anderen,<br />
die dieses System benutzen. Von <strong>da</strong>her<br />
ist nicht so sehr „<strong>Die</strong> Bahn“ als der eine<br />
Diskriminierende zu sehen, sondern ich<br />
glaube, <strong>da</strong>ss insgesamt die Systemlandschaft<br />
Bahninfrastruktur noch einmal genau<br />
angeschaut und neu definiert werden<br />
muss.<br />
<strong>Die</strong>s ist der eine Teil und der ist auch –<br />
so glaube ich – ziemlich abgegrast. Wir haben<br />
gefordert, <strong>da</strong>ss man Rahmenverträge<br />
zu jeder Zeit bei der Bahn abschließen<br />
kann und nicht, so wie sich die Bahn <strong>da</strong>s<br />
bislang vorstellt, Rahmenperioden genau<br />
definiert: „Du musst am Soundsovielten,<br />
zwei Jahre vorher, den Rahmenvertrag für<br />
die nächste Periode machen“, weil die<br />
meisten Wettbewerber zu diesem Zeitpunkt<br />
entweder keine Fahrzeuge oder<br />
kein Geld oder beides nicht haben. <strong>Die</strong><br />
Hier hält der HKX:<br />
Rahmenbedingungen müssen deutlich<br />
weicher und durchlässiger werden. <strong>Die</strong>s<br />
haben wir gefordert.<br />
Bei Bahn-Strom <strong>sind</strong> in der Zwischenzeit<br />
recht viele Firmen <strong>da</strong>bei, sich um dieses<br />
Thema zu kümmern. Bei den Stationsgebühren<br />
haben wir festgestellt, <strong>da</strong>ss die<br />
Zuglängen, die dort angeboten werden,<br />
merkwürdigerweise kleine Anbieter wie<br />
uns mehr diskriminieren als einen großen<br />
Spieler im Fernverkehr. Da kann man fragen,<br />
ob <strong>da</strong>s richtig ist oder ob wir einfach<br />
nur in die große Mühle der Bahn-Politik<br />
geraten <strong>sind</strong>.<br />
Das können wir nur erahnen und wollen<br />
die Sache auch nur so beleuchten, <strong>da</strong>ss<br />
wir <strong>da</strong>s, was wir sehen und was uns betrifft,<br />
klären können. Das haben wir bei<br />
den Stationspreisen auch so gemacht.<br />
Was überhaupt noch gar nicht beackert<br />
ist, ist der ganze Komplex des Vertriebs.<br />
Wie <strong>sind</strong> die Bahnhöfe zu strukturieren,<br />
um Mitbewerbern ebenfalls die<br />
Möglichkeit zu geben, in den Bahnhöfen<br />
präsent zu sein?<br />
<strong>Die</strong> Bahnhöfe <strong>sind</strong> wunderbar geteilt<br />
in Infrastruktur und kommerzielle Nutzung.<br />
<strong>Die</strong> Infrastruktur ist hier klar, die<br />
Angekommen:<br />
<strong>Die</strong> HKX-Wagen<br />
fallen nicht nur<br />
wegen des Farbkonzeptes<br />
auf.<br />
Hamburg-Altona, Hamburg-Dammtor, Hamburg Hbf, Hamburg-Harburg,<br />
Osnabrück Hbf, Münster (Westf.) Hbf, Gelsenkirchen Hbf, Essen Hbf, Duisburg Hbf,<br />
Düsseldorf Hbf, Köln Hbf<br />
kommerzielle Nutzung auch – bei Letzterem<br />
findet man <strong>da</strong>nn Bäcker und Asia-<br />
Gourmet. Da weiß man, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s die kommerzielle<br />
Nutzung ist. <strong>Die</strong> Fragestellung<br />
ist: Wer kann wo und wie am Bahnhof<br />
Fahrkarten verkaufen? <strong>Die</strong>se Fragestellung<br />
ist <strong>da</strong>hingehend wichtig, <strong>da</strong>ss die<br />
Menschen natürlich gelernt haben, <strong>da</strong>ss<br />
der Bahnhof ein Ort ist, an dem Fahrkarten<br />
erworben werden können. Das ist<br />
auch ganz natürlich, schließlich ist der<br />
Bahnhof ja auch der Ort, an dem man losfährt.<br />
Also muss man dort auch die Bezahlung<br />
für die Leistung erbringen können.<br />
Es ist aber so, <strong>da</strong>ss es nur einen einzigen<br />
gibt, der wirklich seine Fahrkarten am<br />
Bahnhof vernünftig verkaufen kann. Das<br />
ist DB Vertrieb.<br />
DB Vertrieb ist Mieter von DB Station &<br />
Service und gelangt so quasi in den kommerziellen<br />
Teil der Bahnhofsnutzung,<br />
aber kleine Anbieter wie wir konkurrieren<br />
<strong>da</strong>nn in der Fläche mit eben diesen besagten<br />
Bäckereien und dem Asia-Gourmet. Es<br />
muss einen einzigen Ort am Bahnhof geben,<br />
an dem alle Unternehmen, die Passagierleistungen<br />
erbringen, auch ihre Fahrkarten<br />
verkaufen können.<br />
derFahrgast 1/2013 21
Foto: © Holger Klages<br />
derFahrgast<br />
derFahrgast: Das Monopol macht Ihnen<br />
also tatsächlich Probleme, wenn es <strong>da</strong>rum<br />
geht, auch außerhalb des Internets zu vertreiben<br />
oder auch Fahrkarten durchzubinden,<br />
also von Haustür zu Haustür zu verkaufen?<br />
Eva Kreienkamp: Eindeutig ja! Neben dem<br />
Bahnhof als Vertriebskanal, der ja irgendwie<br />
offensichtlich, aber halt schwer zugänglich<br />
ist, ist der zweite Vertriebskanal<br />
die Internetseite bahn.de. <strong>Und</strong> bahn.de ist<br />
auf der einen Seite ein Auskunftsportal<br />
und in diesem Auskunftsportal müssen<br />
natürlich alle Anbieter drin sein. Aber es ist<br />
gleichzeitig auch <strong>da</strong>s Vertriebsportal von<br />
demjenigen, dem dieses Auskunftsportal<br />
gehört. <strong>Und</strong> <strong>da</strong>s <strong>sind</strong> nicht wir. D.h. unsere<br />
Fahrkarten <strong>sind</strong> über dieses Auskunftsportal<br />
nicht verkäuflich, aber die Fahrkarten<br />
der Deutschen Bahn AG <strong>sind</strong> dort verkäuflich.<br />
Das ist natürlich eine praktische Angelegenheit<br />
– für die Deutsche Bahn AG. Das<br />
ist halt so gewachsen und an der Stelle ist<br />
einfach noch nicht weiter über dieses Problem<br />
nachge<strong>da</strong>cht worden, weil wir im<br />
Prinzip wieder Vorreiter <strong>sind</strong>. Der letzte<br />
Vorreiter war vor über zehn Jahren Veolia<br />
mit dem „Interconnex“. In dieser Frage<br />
muss auch unendlich viel Energie aufgebracht<br />
werden, um immer wieder an die<br />
gleiche Stelle zu kommen, nämlich: Kann<br />
ich von bahn.de erwarten, <strong>da</strong>ss sie ganz<br />
einfach einen Verweis auf unsere eigene<br />
Internetseite setzen?<br />
derFahrgast: Wie verhält sich denn die<br />
Problematik der Bahncards bei Ihnen? Ist<br />
es ein großes Problem für Sie, <strong>da</strong>ss Leute<br />
eine Bahncard haben und <strong>da</strong>nn auch von<br />
Ihnen Rabatte erwarten?<br />
Eva Kreienkamp: Nein. Also die, die Bahncards<br />
haben, verstehen sehr wohl, <strong>da</strong>ss die<br />
Bahn ein Anbieter von Verkehrsleistun-<br />
gen ist und <strong>da</strong>ss, wenn es einen zweiten<br />
Anbieter gibt, dieser möglicherweise andere<br />
Vorstellungen hat. Wo wir eher Erklärungsbe<strong>da</strong>rf<br />
haben, <strong>sind</strong> natürlich Leute,<br />
die nicht so oft mit der Bahn fahren.<br />
<strong>Die</strong>se Leute haben eine Fahrkarte und<br />
denken: „Ach, <strong>da</strong> steht ja Hamburg dran,<br />
<strong>da</strong> steige ich doch <strong>jetzt</strong> mal ein. <strong>Die</strong>ser Zug<br />
fährt ja schließlich ungefähr zur gleichen<br />
Zeit, wie bei mir auf dem Ticket steht!“<br />
<strong>Die</strong>ses Miss verständnis erklären wir und<br />
<strong>da</strong>nn bieten wir dem Fahrgast die Möglichkeiten<br />
an, entweder eine Fahrkarte zu<br />
kaufen oder an der nächsten Station auszusteigen<br />
und den DB-Zug zu nehmen.<br />
<strong>Die</strong> Reaktionen <strong>sind</strong> ganz unterschiedlich.<br />
Manche bleiben sitzen und probieren uns<br />
mal aus, andere verlassen <strong>da</strong>nn unseren<br />
Zug.<br />
derFahrgast: Jetzt gibt es seit dem<br />
1. Januar noch einen weiteren Spieler auf<br />
dem Markt, den Fernbus. Beabsichtigen<br />
Sie, wie beispielsweise die Westbahn<br />
GmbH in Österreich mit dem „Westbus“,<br />
den Einsatz eigener Fernbuslinien, um<br />
Ihr Netz zu ergänzen? Oder suchen Sie<br />
Kooperationen mit bereits bestehenden<br />
Fernbusanbietern?<br />
Eva Kreienkamp: Wir wollen Gespräche<br />
führen und mal schauen, was geht. Wir<br />
beide <strong>sind</strong> als Spieler auf diesem Markt<br />
noch sehr neu und müssen uns <strong>da</strong> in<br />
gewisser Weise auch finden, wie hier<br />
Kooperationen möglich <strong>sind</strong> etc. Das ist<br />
vielleicht der Beginn von etwas, aber <strong>da</strong><br />
gibt es noch keine konkreten Pläne. Aber<br />
wir haben die <strong>Fernbusse</strong> schon auf unserem<br />
Ra<strong>da</strong>r und wahrscheinlich haben die<br />
Fernbusanbieter uns auch auf ihrem<br />
Ra<strong>da</strong>r.<br />
derFahrgast: Bis wann können wir <strong>da</strong> mit<br />
Konkretem rechnen?<br />
Abgefahren: In der Vergangenheit fuhr die DB AG häufig genug selbst mit alten<br />
Interregio-Wagen zwischen Hamburg und Köln. <strong>Die</strong> Mehrzahl der Kunden konnte<br />
sich hier an vermeintlich nostalgischen Werten nicht erfreuen.<br />
Titelthema<br />
Eva Kreienkamp: Ich vertrete die Unternehmensphilosophie,<br />
die <strong>da</strong>hin geht, erst<br />
einmal <strong>da</strong>s Kerngeschäft richtig zu machen.<br />
<strong>Und</strong> im nächsten Schritt geht es<br />
<strong>da</strong>nn <strong>da</strong>rum, <strong>da</strong>s Kerngeschäft auszubauen.<br />
Wir <strong>sind</strong> noch an der Stelle, <strong>da</strong>ss wir<br />
sicherstellen müssen, unser Kerngeschäft<br />
wirklich richtig machen zu können und <strong>da</strong><br />
gibt es noch die eine oder andere Baustelle.<br />
Wir haben vorhin <strong>da</strong>von gesprochen.<br />
Das geht in Richtung Fahrzeuge und Ausweitung<br />
unseres ureigenen Fahrplanes,<br />
und parallel <strong>da</strong>zu schauen wir natürlich,<br />
welche Vertriebskooperationen oder welche<br />
Stre ckenkooperationen wir eingehen<br />
können. Aber <strong>da</strong>zu kann ich Ihnen zum<br />
jetzigen Zeitpunkt noch keinen Zeitplan<br />
geben.<br />
derFahrgast: Zum Kerngeschäft: Dürfen<br />
wir zukünftig mit mehr Verbindungen<br />
zwischen Hamburg und Köln rechnen und<br />
beabsichtigen Sie, ggf. noch eine weitere<br />
Linie fahren zu lassen?<br />
Eva Kreienkamp: Wir haben ja sowieso<br />
vorgehabt, nicht nur bis zu dreimal täglich<br />
nach Hamburg und Köln zu fahren,<br />
sondern tatsächlich dreimal täglich. Wir<br />
wollen unseren Fahrplan, den wir originär<br />
geplant hatten, auch so umsetzen. Das<br />
wäre unsere allererste Erweiterung, die<br />
wir auch fest im Auge haben und weswegen<br />
wir auch auf der Suche nach weiteren<br />
zu mietenden Fahrzeugen <strong>sind</strong>. Das<br />
geht halt nur mit entsprechenden Fahrzeugen.<br />
Auf dieser Basis und mit den <strong>da</strong>nn gemachten<br />
Erfahrungen können wir durchaus<br />
<strong>da</strong>rüber nachdenken, ob wir noch<br />
weitere Erweiterungen in unserem Fahrplan<br />
und unserem Streckennetz durchführen.<br />
Wir haben <strong>da</strong> auch ein paar Ideen,<br />
aber die verrate ich Ihnen erst, wenn sie<br />
etwas ausgegorener <strong>sind</strong>.<br />
Wettbewerb: <strong>Die</strong> DB AG reagierte auf den HKX und<br />
setzt nun zwischen Hamburg und Köln modernisierte<br />
IC-Fahrzeuge ein. <strong>Die</strong> Resonanz der Kundschaft ist<br />
äußerst positiv.<br />
22 derFahrgast 1/2013<br />
Foto: © Ingo Franssen
Titelthema derFahrgast<br />
Unternehmen die großen Schwie rig keiten,<br />
ein Fahrzeug zu beschaffen? Wenn<br />
man ein Auto kaufen oder leasen will,<br />
geht man ins Autohaus und besorgt sich<br />
eines. Geht ganz schnell und einfach...<br />
Eva Kreienkamp: Ja! Das ist <strong>da</strong>s Schöne an<br />
den Autos! (lacht)<br />
Wo würden Sie denn hingehen, wenn<br />
Sie ein Fahrzeug haben wollen?<br />
derFahrgast: Gute Frage – aber Sie <strong>sind</strong><br />
die Eisenbahnunternehmerin!<br />
Eva Kreienkamp: Reisezugwagen mit einer<br />
Zulassung für 160 km/h oder mehr, die<br />
würden wir gerne mieten. Aber <strong>da</strong>für<br />
scheint es, aus irgendeinem Grund, keine<br />
marktwirtschaftlich organisierte Form zu<br />
geben. Wenn Fahrzeuge beschafft werden,<br />
werden sie entweder für den Regionalverkehr<br />
beschafft, und <strong>da</strong> gibt es <strong>da</strong>nn<br />
eine Erlösgarantie. <strong>Die</strong>se Erlösgarantie<br />
wird quasi als Sicherheit für die Fahrzeuge<br />
von den Banken erwartet. Oder es gibt eine<br />
Art Staatsgewährträgerhaftung, könnte<br />
ich mir vorstellen, für die Deutsche Bahn<br />
AG, denn die ist ja ein Staatsunternehmen.<br />
Da bekommt man <strong>da</strong>nn normalerweise<br />
sehr günstigen Kredit. Oder es gibt Institutionen,<br />
die tatsächlich auch für den Fernverkehr<br />
Finanzierungen machen, aber leider<br />
nur für Staatsbahnen, <strong>da</strong>s ist Eurofima.<br />
Wo geht also jemand wie wir hin? Wir tingeln<br />
durch die Lande und fragen jeden,<br />
der nicht schnell genug weggelaufen ist:<br />
„Hast du nicht noch was übrig?“ <strong>Die</strong>s machen<br />
wir europaweit und <strong>da</strong>s ist schon ein<br />
herausforderndes Geschäft.<br />
derFahrgast: Europaweit. Ein gutes<br />
Stichwort. Ist denn eine Kooperation<br />
mit ausländischen Privat- und Staats-<br />
Foto: © Matthias Oomen derFahrgast: Wo liegen denn für Sie als<br />
Teurer: Das Preisniveau der Fernverkehrszüge<br />
der DB AG zwischen Hamburg und<br />
Köln liegt fast durchgängig über dem Preisniveau<br />
der Hamburg-Köln-Express GmbH.<br />
Beliebt: Insbesondere bei jungen Menschen ist der HKX beliebt.<br />
bahnen für Sie denkbar, planen Sie <strong>da</strong><br />
was?<br />
Eva Kreienkamp: Ja, <strong>da</strong>s ist denkbar. Insbesondere<br />
dort, wo es interessante Verlängerungen<br />
gibt, <strong>sind</strong> wir auch in Gesprächen.<br />
Da fällt einem natürlich in Köln direkt<br />
Thalys ein. Das ist für uns eine Kombination,<br />
die für beide Seiten interessant sein<br />
könnte. Hier hat es erste Gespräche gegeben,<br />
die wir weiter verfolgen werden.<br />
derFahrgast: Was ist Ihr dringlichster<br />
Wunsch an die Politik?<br />
Eva Kreienkamp: (hörbares Überlegen)<br />
derFahrgast: Sie dürfen gerne auch mehr<br />
als einen Wunsch haben!<br />
Eva Kreienkamp: <strong>Die</strong> Kernbotschaft ist,<br />
<strong>da</strong>ss es notwendig wäre, sich von der Lobbyarbeit<br />
der Deutschen Bahn AG ein wenig<br />
zu lösen und ihr nicht zu glauben, <strong>da</strong>ss<br />
Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr<br />
in Deutschland tatsächlich existiert. <strong>Die</strong><br />
<strong>da</strong>raus resultierende Frage ist, was zu tun<br />
wäre, um genau diesen Wettbewerb zu<br />
organisieren und zwar im wirklichen Sinne,<br />
<strong>da</strong>ss es eben nicht auf Regionalstrecken<br />
Ausschreibungen gibt, sondern wirklich<br />
in Konkurrenz zueinander – ähnlich<br />
wie in der Telekommunikation. Man muss<br />
sich überlegen, welche Produktionsmittel<br />
man den Wettbewerbern an die Hand geben<br />
und auch auf eine gewisse Weise verteilen<br />
muss, <strong>da</strong>mit man zu einem echten<br />
Wettbewerb kommt. Da kann es natürlich<br />
an verschiedenen Baustellen notwendig<br />
sein, sich die Bahn als Gesamtsystem noch<br />
einmal anzuschauen und zu überlegen,<br />
wo gegebenenfalls Teile auseinander zu<br />
nehmen wären. Ich glaube, <strong>da</strong>ss die Bahn<br />
hier extrem gut auf die Politik einwirkt –<br />
<strong>da</strong>von muss sich die Politik lösen.<br />
Das zweite ist, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s System Bahn so<br />
eine Art Eigengewächs sein <strong>da</strong>rf, <strong>da</strong>s sich<br />
mit seinen eigenen Wünschen immer weiter<br />
selber nährt, und <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s auch irgendwann<br />
nicht mehr sein kann. Damit meine<br />
ich beispielsweise die Stan<strong>da</strong>rdisierung<br />
von Fahrzeugen. Es gibt keinerlei Gründe,<br />
warum jeder Besteller von Fahrzeugen<br />
diese immer ein bisschen anders machen<br />
muss, weil ihm <strong>da</strong>s gerade so eingefallen<br />
ist. <strong>Die</strong> Fahrzeuge <strong>sind</strong>, ähnlich wie im<br />
Flugverkehr, relativ simpel, wenn man sie<br />
sich anschaut. <strong>Und</strong> <strong>da</strong> gibt es eine relativ<br />
klare Vorstellung <strong>da</strong>von, was Kunden wollen.<br />
Dafür muss ich nicht solche Sachen<br />
produzieren, die <strong>da</strong>nn zwar Super-Hightech<br />
<strong>sind</strong>, aber nie ausgeliefert werden<br />
können. <strong>Und</strong> wenn sie doch einmal ausgeliefert<br />
werden können, überstehen sie <strong>da</strong>s<br />
EBA nicht, weil <strong>da</strong>s EBA wiederum selbst<br />
an einer Stelle ist, die sich systemisch <strong>da</strong>hingehend<br />
schwierig <strong>da</strong>rstellt, <strong>da</strong>ss alle,<br />
die ihren Genehmigungsstempel unter<br />
die Genehmigung setzen, persönlich haften<br />
müssen.<br />
Das System selbst hat sich in eine Sackgasse<br />
manövriert, in der es irgendwann<br />
zwangsweise zum Stillstand kommt. Das<br />
ist natürlich für die Politik zu kompliziert,<br />
<strong>da</strong>mit kann man nichts gewinnen. Es wäre<br />
aber im höchsten öffentlichen Interesse,<br />
<strong>da</strong>ss man sich wirklich ein bisschen intensiver<br />
mit den Zusammenhängen beschäftigt.<br />
derFahrgast: Frau Kreienkamp, wir <strong>da</strong>nken<br />
Ihnen für <strong>da</strong>s Interview.<br />
Das Interview führte Matthias Oomen.<br />
derFahrgast 1/2013 23<br />
Foto: © Karl-Peter Naumann
Foto: © Heike Krannich<br />
derFahrgast<br />
<strong>Die</strong> Zukunft der DB Netz AG<br />
Stuttgart 21 und<br />
<strong>da</strong>s Geschäftsmodell Infrastruktur<br />
Von Rainer Engel<br />
Eine „Information für die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter“ mit dem Logo<br />
von „DB Netze“, <strong>da</strong>tiert vom 21. November<br />
2012, berichtet, Kefer sei, nachdem er<br />
sechs Gründe genannt habe, zu dem Ergebnis<br />
gekommen: „All <strong>da</strong>s zusammen<br />
führt zu einer Abwärtsspirale. So ist <strong>da</strong>s<br />
gegenwärtige Geschäftsmodell der Infrastruktur<br />
nicht zukunftsfähig.“<br />
Wer nur in die bisherigen Geschäftsberichte<br />
und Wirtschafts<strong>da</strong>ten des Unternehmens<br />
geschaut hat, den musste diese<br />
Feststellung überraschen. <strong>Die</strong> DBInfrastrukturgesellschaften<br />
machen seit 2006<br />
Gewinne. Im Jahr 2011 konnten 462 Mio.<br />
EUR an die Holding abgeführt werden.<br />
<strong>Die</strong> mittelfristige Finanzplanung sieht<br />
weitere erhebliche Steigerungen der Gewinne<br />
vor, die durch Anhebung der Trassen<br />
und Stationsentgelte erzielt werden.<br />
<strong>Die</strong> „Kunden“ von DB Netze können den<br />
ständig steigenden Preiserhöhungen<br />
(2013: 2,5 Prozent für Trassen, sieben Prozent<br />
für Stationen) keinen Konsumverzicht<br />
entgegensetzen, denn die DB AG hat<br />
bei Trassen und Stationen ein Monopol.<br />
<strong>Die</strong> Väter der deutschen Bahnreform würden<br />
sich freuen, denn sie träumten von ei<br />
nem Schienennetz, <strong>da</strong>s durch Privatisierung<br />
profitabel würde.<br />
Wer allerdings mit den Verhältnissen<br />
der Infrastruktur vertraut ist, den hat<br />
die Aussage von Kefer nicht in Erstaunen<br />
versetzt. Kefer nannte als Gründe unter<br />
anderem: <strong>Die</strong> Infrastruktur sei kapitalintensiv<br />
und erfordere weitere überproportionale<br />
Investitionen, <strong>da</strong>s Bestandsnetz<br />
sei unterfinanziert, die verspätete<br />
Fertigstellung von Großprojekten und die<br />
mangelnde Kostenstabilität der Projekte<br />
erzeugen große Risiken.<br />
Kurz <strong>da</strong>nach: die Offenbarung<br />
Kefer muss zu diesem Zeitpunkt schon gewusst<br />
haben, was er wenige Wochen später,<br />
am 12. Dezember 2012, dem Aufsichtsrat<br />
der DB AG und <strong>da</strong>mit der<br />
Öffentlichkeit offenbaren musste: <strong>da</strong>ss<br />
„Stuttgart 21“ den Kostenrahmen<br />
sprengt.<br />
Während die Beteiligten für <strong>da</strong>s Tunnelbahnhofprojekt<br />
einen Höchstbetrag<br />
der Baukosten von 4,5 Mrd. EUR vereinbart<br />
hatten, ergab eine Nachkalkulation<br />
der DB AG, <strong>da</strong>ss diese Kosten um 1,1 Mrd.<br />
EUR höher ausfallen würden und aufgrund<br />
von politisch bedingten Verzögerungen,<br />
Protesten, Schlichtung und der<br />
Forderung von Nachbesserungen weitere<br />
Kosten in Höhe bis zu weiteren 1,2 Mrd.<br />
EUR entstehen können.<br />
Kefer bot an, <strong>da</strong>ss die DB AG die Mehrkosten<br />
von 1,1 Mrd. EUR selbst übernimmt.<br />
Hatte Kefer <strong>da</strong>mit gerechnet, <strong>da</strong>ss<br />
der Aufsichtsrat, der die Interessen des<br />
Unternehmenseigentümers vertreten soll,<br />
zustimmt? Oder wollte er, indem er <strong>da</strong>s<br />
Geschäftsmodell der DBInfrastruktur infrage<br />
stellte, diese Zustimmung verhindern?<br />
Antworten <strong>sind</strong> nicht bekannt. Nur<br />
so viel: Der Aufsichtsrat stimmte zunächst<br />
nicht zu und vertagte sich auf Januar.<br />
Mittlerweile ist auch diese Sitzung wieder<br />
vertagt. Grund könnte ein Rechtsgutachten<br />
sein, nach dem die Aufsichtsratsmitglieder<br />
persönlich haftbar gemacht werden<br />
können, wenn sich nachträglich<br />
herausstellt, <strong>da</strong>ss der Ausstieg für die<br />
DB AG wirtschaftlicher gewesen wäre als<br />
der Weiterbau und der Aufsichtsrat <strong>jetzt</strong><br />
nicht sorgfältig geprüft hat. <strong>Und</strong> auch<br />
Kefer hätte persönliche Haftung übernehmen<br />
müssen, hätte er <strong>jetzt</strong> nicht über die<br />
Kostenrisiken aufgeklärt.<br />
Das Geschäftsmodell wackelt<br />
Titelthema<br />
Während mit Spannung erwartet wird, wie es mit „Stuttgart 21“ weitergeht, ist eine viel grundsätzlichere<br />
Frage wieder aus der öffentlichen Diskussion verschwunden: Wie geht es weiter mit dem Geschäftsmodell<br />
Infrastruktur der Deutschen Bahn AG? Dr. Volker Kefer, der im Vorstand der DBHolding<br />
für die Infrastruktur zuständig ist, hat diese Frage Ende November 2012 aufgeworfen. Eine Antwort<br />
wäre auch die Antwort auf die Frage, wie es mit „Stuttgart 21“ weitergeht.<br />
Das Bundeskanzleramt<br />
in Berlin. An<br />
einer echten<br />
Bahnbilanz<br />
ist man hier<br />
bislang nicht<br />
interessiert.<br />
Bisher hatte die DB AG Mehrkosten politisch<br />
in Mehrforderungen gegen den<br />
Bund umwandeln können. Auch bei<br />
„Stuttgart 21“ dürfte die DBFührung <strong>da</strong>von<br />
ausgegangen sein, <strong>da</strong>ss die öffentliche<br />
Hand diese übernehmen werde, <strong>da</strong><br />
<strong>da</strong>s politische Schicksal der Landes und<br />
Stadtregierung mit der „erfolgreichen“<br />
Fertigstellung des Projekts verbunden<br />
schien. Erstmals ging die Rechnung nicht<br />
auf, denn <strong>da</strong>s politische Schicksal des bisherigen<br />
Ministerpräsidenten und des<br />
bisherigen Oberbürgermeisters ist schon<br />
entschieden, sie <strong>sind</strong> abgewählt. Ihre<br />
24 derFahrgast 1/2013
Titelthema derFahrgast<br />
Nachfolger, Winfried Kretschmann und<br />
Fritz Kuhn, haben erklärt, <strong>da</strong>ss sie über die<br />
vertraglich vereinbarten Summen hinaus<br />
keinen Cent <strong>da</strong>zulegen wollen.<br />
Auch die Bundesregierung hatte erklärt,<br />
<strong>da</strong>ss sie ihren Anteil von 563,8 Mio.<br />
EUR nicht erhöhen werde. Wer also soll<br />
diese 1,1 Mrd. EUR zahlen? Eigentümer<br />
der DB AG ist der Bund. Wenn die DB AG<br />
die Mehrkosten „selbst übernimmt“,<br />
übernimmt sie letztlich doch der Bund<br />
und <strong>da</strong>mit der Steuerzahler. Nur der Bürger<br />
<strong>da</strong>rf es nicht merken. Hinter den Kulissen<br />
wird im Januar schon gemunkelt, die<br />
Bundeskanzlerin mache wegen des Wahljahres<br />
Druck, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Projekt „Stuttgart<br />
21“ weitergeführt werden solle.<br />
Damit würde die Kanzlerin <strong>da</strong>s Geschäftsmodell<br />
stützen, <strong>da</strong>s in Wirklichkeit<br />
nicht funktioniert. Das Geschäftsmodell<br />
„Deutsche Bahn Infrastruktur“ heißt: <strong>Die</strong><br />
Politik bestellt Projekte, und die DB AG<br />
nimmt der Politik die Risiken <strong>da</strong>für ab.<br />
Offenbar hat Kefer dieses Prinzip richtig<br />
erkannt, aber er ist schließlich genau von<br />
dieser Politik ins Amt berufen worden.<br />
Kefer braucht Geld – woher?<br />
Betrachtet man <strong>da</strong>s Geschäftsmodell Infrastruktur<br />
näher, so kommt zutage, <strong>da</strong>ss<br />
die DBInfrastruktur zu fast 80 Prozent<br />
vom Staat abhängig ist. Man muss <strong>da</strong>für<br />
Geschäftsmodell DB-Infrastruktur:<br />
<strong>Die</strong> Politik bestellt, die DB AG trägt die<br />
Risiken: Protestplakate in Stuttgart.<br />
Totes Kapital: Seit 2004 steht die Wümbachtalbrücke ungenutzt in der<br />
Landschaft. In Betrieb soll sie 2017 gehen.<br />
Güterzüge verstopfen die NordSüdStrecke über Würzburg.<br />
Für Alternativen gibt es kein Geld vom Bund.<br />
derFahrgast 1/2013 25<br />
Fotos: © Rainer Engel(3)
derFahrgast<br />
nur die Investitionsmittel für Neubauten,<br />
die Gelder für die Instandhaltung, die der<br />
Bund gemäß der Leistungs und Finanzierungsvereinbarung<br />
(LuV) zahlt, und den<br />
Anteil der Regionalisierungsmittel, der an<br />
<strong>da</strong>s Netz weitergereicht wird, zusammenrechnen.<br />
Ganze drei Prozent der Einnahmen<br />
verdient DB Netze „am Markt“, also bei<br />
Wettbewerbern, die keine Staatsmittel erhalten<br />
– vor allem im Güterverkehr. Der<br />
Rest wird von den anderen DBGesellschaften<br />
(Fern und Güterverkehr) gezahlt.<br />
Im Geschäftsbericht von DB Netze<br />
steht <strong>da</strong>von allerdings nichts. Geld in<br />
Höhe von 1,1 Mrd. EUR, wie es für „Stuttgart<br />
21“ <strong>jetzt</strong> fehlt, kann also nur vom<br />
Staat kommen.<br />
Bis <strong>jetzt</strong> ist aber vom Bundesfinanzminister<br />
nicht mehr Geld zu erwarten.<br />
Zwar weiß die DB AG genau, <strong>da</strong>ss viele<br />
Teile der Infrastruktur sanierungsbedürftig<br />
<strong>sind</strong>. Das ist kein Wunder und nicht<br />
nur eine Folge der „Börsenpolitik“ von<br />
Hartmut Mehdorn. Viele Bauwerke <strong>sind</strong><br />
vor dem Ersten Weltkrieg errichtet und<br />
<strong>da</strong>mit einhundert Jahre alt und älter. Bei<br />
Bauwerken gilt ein Jahrhundert als normale<br />
wirtschaftliche Lebenserwartung.<br />
Weil der Finanzminister der DB AG <strong>da</strong>s<br />
nicht abnimmt – dieses Vertrauen hatte<br />
schon Mehdorn verspielt –, hat die DB AG<br />
eine Sonderprüfung von Brücken durch<br />
<strong>da</strong>s EBA veranlasst, die ihr den Sanie<br />
Kommentar<br />
Wer glaubt, man könne mit Infrastruktur<br />
Geld verdienen, und als vermeintlich<br />
scharfsinnigen Beleg Flughäfen, Seehäfen,<br />
Tunnels oder Brücken anführt,<br />
der irrt trotzdem gewaltig. Denn all diese,<br />
zugegebenerweise teils durchaus<br />
Geld bringenden, Bauwerke <strong>sind</strong> eben<br />
Einzelbauwerke. Sie <strong>sind</strong> punktförmige<br />
Infrastruktur und nach den Vor und Zuläufen<br />
<strong>da</strong>rf man häufig gar nicht erst<br />
fragen.<br />
Mit Infrastruktur in der Fläche sieht<br />
<strong>da</strong>s ganz anders aus und funktioniert<br />
allenfalls noch <strong>da</strong>nn, wenn man – siehe<br />
die Autobahnen und Landstraßen in<br />
Frankreich – die guten, profitablen<br />
Strecken ins Töpfchen packt und die<br />
restlichen, nichtprofitablen Strecken ins<br />
öffentlich finanzierte Kröpfchen wirft.<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit ist: Flächendeckende<br />
Netze, die sich nicht nur auf direkte<br />
Gewinnbringer konzentrieren, sondern<br />
eben auch eine gewisse Versorgungsfunktion<br />
erfüllen, kosten Geld. Mitunter<br />
sehr viel Geld!<br />
rungsbe<strong>da</strong>rf erwartungsgemäß bestätigt<br />
hat. Unterdessen lässt die Re gierung<br />
durch eigene Gutachter die For derungen<br />
der DB AG prüfen, die auftragsgemäß zu<br />
entsprechend anderen Ergebnissen kommen.<br />
<strong>Die</strong> Auseinandersetzung um <strong>da</strong>s<br />
Geld für die Infrastruktur läuft auf vollen<br />
Touren, aber die Öffentlichkeit nimmt<br />
kaum Notiz <strong>da</strong>von.<br />
Neubauten blockieren Kapital<br />
Dass Neubaustrecken Kapital blockieren,<br />
kann man im Thüringer Wald besichtigen.<br />
Der Bau der Neubaustrecke von Erfurt<br />
nach Ebensfeld begann 1996, und so manche<br />
Million war schon vor etlichen Jahren<br />
verbaut. Bis zur Fertigstellung im Jahre<br />
2017 wird dieses Kapital keinen Cent verdienen.<br />
Viel wichtiger ist aber: Auch <strong>da</strong>nach<br />
wird dieses Kapital für DB Netze<br />
kaum Rendite bringen, denn es werden<br />
nur Züge von der alten Strecke durch den<br />
Frankenwald auf die Neubaustrecke verlagert.<br />
<strong>Die</strong> Züge werden zwar länger und<br />
besser ausgelastet sein als bisher, aber <strong>da</strong>von<br />
hat DB Netze nichts. Kefer als Vorstandsmitglied<br />
wird für sein Ressort nichts<br />
herausholen.<br />
Für die Projekte, mit denen Kefer wirklich<br />
mehr Geld verdienen könnte, bekommt<br />
er hingegen kein Geld vom Bund.<br />
Das beste Beispiel <strong>da</strong>für ist der sogenannte<br />
„Ostkorridor“ von Uelzen über Leipzig<br />
Das ist auch nicht schlimm, denn dieses<br />
Geld ist absolut sinnvoll angelegt. <strong>Die</strong> Versorgung<br />
von Städten mit Menschen und<br />
Waren aus dem Umland wird durch diese<br />
Investition ebenso sichergestellt, wie dies<br />
die Anbindung des ländlichen Raumes betrifft.<br />
Eine Metropole ohne funktionierende<br />
Anbindung an <strong>da</strong>s Umland – einfach<br />
undenkbar.<br />
Schlimm wird die Lage erst <strong>da</strong>nn, wenn<br />
ein Konzern in staatlicher Hand so tut, als<br />
könne er zaubern und mit der Abnutzung<br />
von Bestand irgendetwas verdienen.<br />
Damit muss Schluss sein!<br />
Doch diesen Schlussstrich kann der Staatskonzern<br />
gar nicht selbst ziehen, solange<br />
der Eigentümer diesen strich überhaupt<br />
nicht erwartet, sondern mit vielerlei<br />
Milchmädchenrechnungen eigentlich<br />
ganz zufrieden ist.<br />
Wenn man <strong>da</strong>nn auch noch Teilsummen<br />
von öffentlich finanzierten Bauprojekten<br />
als Gewinne von öffentlichen<br />
Titelthema<br />
und Hof nach Regensburg. Dort könnten<br />
mehr und vor allem neue Güterzüge fahren,<br />
die auf der bisherigen Strecke über<br />
Würzburg nicht oder nur mit ungenügender<br />
Geschwindigkeit durchkommen. Aber<br />
der Fahrdraht reicht nur bis Reichenbach,<br />
bis Hof ist er im Bau, bis Marktredwitz beginnt<br />
<strong>jetzt</strong> die Planung, und <strong>da</strong>nn fehlen<br />
immer noch 137 Kilometer Fahrdraht. Ein<br />
Bruchteil der 1,1 Mrd. EUR, die die DB AG<br />
für „Stuttgart 21“ angeboten hat, würde<br />
ausreichen, um diese Lücke zu schließen.<br />
<strong>Die</strong> Fachleute bei der DB AG wissen <strong>da</strong>s<br />
schon längst und haben solche Projekte im<br />
„Wachstumsprogramm“ zusammengestellt,<br />
<strong>da</strong>s Anfang 2009 dem Bundestag<br />
vorgelegt wurde (derFahrgast 3/2009,<br />
S. 21 f.). Spuren hat dieses Wachstumsprogramm<br />
so gut wie nicht in der politischen<br />
Landschaft hinterlassen.<br />
Unterdessen wird ein Trassen und Stationspreissystem<br />
nach dem anderen von<br />
den Gerichten für ungültig erklärt. <strong>Die</strong><br />
Bundesregierung will die Regulierung der<br />
Trassen und Stationspreise verschärfen.<br />
<strong>Und</strong> <strong>Fernbusse</strong> sollen – natürlich befreit<br />
von jeglicher Maut für die Autobahnen –<br />
„den Staatskonzern flott machen“.<br />
Man mag zu Kefer und seinen bisherigen<br />
Aussagen stehen, wie man will: Mit<br />
der Aussage, <strong>da</strong>ss dieses Geschäftsmodell<br />
Infrastruktur nicht tragfähig ist, hat er<br />
nun einmal Recht.<br />
Konzernen ausweist, setzt dies der<br />
Milchmädchenrechnung die Krone auf.<br />
<strong>Die</strong> Bundespolitik als Kontrollorgan<br />
des Staatskonzerns <strong>da</strong>rf sich nicht am<br />
Opiat schöngerechneter Konzernbilanzen<br />
erfreuen, sondern muss ihre Verantwortung<br />
für die Infrastruktur wiedererkennen.<br />
Sie muss sich bewusst sein, <strong>da</strong>ss man<br />
mit breit angelegter Flächeninfrastruktur<br />
niemals Rendite erwirtschaften<br />
kann.<br />
Sie muss sich bewusst sein, <strong>da</strong>ss kaufmännische<br />
Buchverschiebungen nicht<br />
immer etwas mit der harten Wirklichkeit<br />
zu tun haben.<br />
Sie muss sich bewusst sein, <strong>da</strong>ss sie<br />
eine Verantwortung für die Infrastruktur<br />
trägt – wenn es sein muss, auch<br />
eine Verantwortung auf Heller und<br />
Pfennig.<br />
Matthias Oomen<br />
26 derFahrgast 1/2013
Foto: © Lars Unger<br />
Verkehr & Politik derFahrgast<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Ist der städtische Nahverkehr<br />
in Halberstadt noch zu retten?<br />
Halberstadt ist eine ca. 40.000 Einwohner<br />
zählende Kreisstadt am Nordrand<br />
des Harzes im südwestlichen Sachsen-<br />
Anhalt. Es ist Taktknoten der Bahnlinien<br />
Magdeburg – Thale, Halle(S) – Vienenburg<br />
und Halberstadt – Blankenburg, die größtenteils<br />
im Stundentakt bedient werden.<br />
Auf dem Bahnhofsvorplatz gibt es<br />
direkt vor dem vorzüglich sanierten Empfangsgebäude<br />
die Möglichkeit, mit der<br />
Straßenbahn in die ca. zwei Kilometer entfernte<br />
Innenstadt weiterzufahren – noch!<br />
Denn der Stadtrat der Stadt Halberstadt<br />
hat im Juni 2011 im Rahmen der<br />
Haushaltskonsolidierung beschlossen, die<br />
Straßenbahn einzustellen – ersatzlos!<br />
Das heißt, es würden anstelle der Straßenbahn<br />
keine Busse fahren, sondern den<br />
Fahrgästen blieben lediglich die bereits<br />
<strong>jetzt</strong> fahrenden Regionalbusse, die nur an<br />
sehr wenigen Haltestellen im Stadtgebiet<br />
halten und die in ihren Taktabständen in<br />
keiner Weise den Bedürfnissen im Stadtverkehr<br />
Rechnung tragen!<br />
Nun stellt sich die Frage: Sind die Einsparungen<br />
im städtischen Haushalt so<br />
groß, <strong>da</strong>ss sie die komplette Einstellung<br />
des Nahverkehrs in der flächenmäßig<br />
recht ausgedehnten Stadt rechtfertigen<br />
würden?<br />
<strong>Die</strong> Antwort lautet hier ganz klar: Nein,<br />
denn die Straßenbahn wird im Verband<br />
der städtischen Holding „Nosa“, die verschiedene<br />
städtische Beteiligungen bündelt,<br />
quersubventioniert. Würde die Straßenbahn<br />
eingestellt, würden die <strong>da</strong>nn<br />
höheren Gewinne der „Nosa“ voraussichtlich<br />
soweit durch höhere Steuern wieder<br />
aufgefressen, <strong>da</strong>ss der verbleibende Rest<br />
nicht einmal für einen adäquaten Busersatz<br />
reichen würde.<br />
Hinzu kommt, <strong>da</strong>ss erst in den Jahren<br />
2006/2007 neue Niederflurbahnen der<br />
Marke „Leoliner“ angeschafft wurden,<br />
für die die Stadt Fördermittel vom Land<br />
Sachsen-Anhalt erhalten hat. Im Falle einer<br />
Stilllegung müssten diese und weitere<br />
Fördermittel für die Infrastruktur zurückgezahlt<br />
werden. Nur weil diese Fördermittel<br />
in Millionen-Höhe zurückgezahlt werden<br />
müssten, die Stadt sich also praktisch<br />
für die Stilllegung verschulden müsste,<br />
fährt die Bahn erst einmal auf absehbare<br />
Zeit weiter. Allerdings wird <strong>da</strong>s Angebot<br />
zunehmend eingeschränkt.<br />
Am 2. September 2012 wurde die<br />
Linie 1 zum Friedhof an Sonn- und Feiertagen<br />
eingestellt. <strong>Die</strong>se Linie stellt allerdings<br />
auch die direkte Verbindung vom<br />
Bahnhof ins Zentrum <strong>da</strong>r. <strong>Die</strong> Fahrgäste<br />
müssen <strong>jetzt</strong> entweder mit der im 30-Minuten-Takt<br />
verkehrenden Linie 2 einen<br />
Umweg durch die gesamte Oberstadt fahren<br />
oder die nur im 60-Minuten-Takt verkehrende<br />
Buslinie 11 nutzen, die allerdings<br />
auch schon gekürzt wurde.<br />
<strong>Die</strong> Fahrgastzahlen, die vor der Wende<br />
bei ca. sechs bis sieben Millionen pro Jahr<br />
lagen, haben sich in den letzten Jahren –<br />
trotz weiter sinkender Einwohnerzahl –<br />
bei ca. zwei Millionen pro Jahr eingependelt,<br />
d.h. die verbleibenden Einwohner<br />
Noch fährt die Straßenbahn durch die Innenstadt von Halberstadt. Das könnte sich bald schon<br />
ändern und die Straßenbahn könnte ersatzlos wegfallen.<br />
Müssen die Gleise bald raus? <strong>Die</strong> Straßenbahn<br />
in Halberstadt ist in Gefahr.<br />
nutzen die Straßenbahn häufiger. Außerdem<br />
schöpft der Betrieb sein Potenzial bei<br />
weitem nicht aus.<br />
Ein eigener Bahnkörper bzw. ÖPNV-<br />
Spuren <strong>sind</strong> so gut wie nicht vorhanden,<br />
obwohl viele Straßen breit genug <strong>da</strong>für<br />
wären. Ampelvorrangschaltungen <strong>sind</strong><br />
kaum vorhanden. So müssen die Bahnen<br />
im mehr oder weniger fließenden Autoverkehr<br />
mitfahren, was sich wiederum negativ<br />
auf die Pünktlichkeit und auf die sowieso<br />
dürftigen Anschlüsse auswirkt.<br />
Fazit: <strong>Die</strong> Straßenbahn ist in Halberstadt<br />
ein attraktives Verkehrsmittel, <strong>da</strong>s<br />
durchaus noch attraktiver werden kann.<br />
Man braucht nur ein gutes Konzept. Dazu<br />
gehört auch, <strong>da</strong>ss sich Stadtbusse und<br />
Straßenbahnen optimal ergänzen und<br />
nicht mehr oder weniger nebeneinander<br />
herfahren. <strong>Die</strong> derzeitige Entwicklung ist<br />
weder gut für die Stadt Halberstadt noch<br />
für den öffentlichen Verkehr insgesamt.<br />
Eine Kreisstadt mit dementsprechenden<br />
Ämtern und Einrichtungen braucht ein<br />
gutes Nahverkehrsnetz, <strong>da</strong>mit diese auch<br />
gut erreicht werden können. Fußwege<br />
von über 30 Minuten für einen Behördenbesuch<br />
<strong>sind</strong> einfach nicht zumutbar! Es ist<br />
also fraglich, wie lange Halberstadt ohne<br />
Nahverkehr seinen Status als Kreisstadt<br />
noch halten kann, zumal <strong>da</strong>s nahe gelegene<br />
Wernigerode mit einem gut ausgebauten<br />
Busnetz punkten kann.<br />
Eine Stilllegung der Straßenbahn in<br />
Halberstadt wäre ein kommunalpolitischer<br />
Schildbürgerstreich ersten Ranges,<br />
der keinerlei Nutzen hat, <strong>da</strong>für aber immensen<br />
Schaden anrichtet!<br />
Lars Unger<br />
derFahrgast 1/2013 27<br />
Foto: © Michael Brunsch
derFahrgast<br />
Der Verteilungskampf ist eröffnet<br />
Der Fahrgastverband PRO BAHN in der ÖPNV-Zukunftskommission NRW<br />
28<br />
Verkehr & Politik<br />
Eine dramatische Unterfinanzierung des öffentlichen Nahverkehrs in NRW hat der seit dem vergangenen<br />
Jahr im Amt befindliche NRW-Verkehrsminister Michael Groschek festgestellt und fordert vom<br />
Bund deutlich mehr Geld bei der Verkehrsfinanzierung. Unterstützt wird der Minister von der ÖPNV-<br />
Zukunftskommission, in der auch der Fahrgastverband PRO BAHN mitarbeitet.<br />
Der öffentliche Nahverkehr in NRW<br />
ist stark unterfinanziert und wird bei<br />
der Mittelverteilung des Bundes klar benachteiligt.<br />
Zu diesem Schluss kommt der<br />
Zwischenbericht der ÖPNV-Zukunftskommission,<br />
der am 11. Januar 2013 von den<br />
Vorsitzenden Gisela Nacken und Wolfgang<br />
Röken an Verkehrsminister Michael<br />
Groschek übergeben wurde. Das Papier<br />
enthält erste Ergebnisse und Empfehlungen<br />
für ein künftiges Finanzierungskonzept<br />
für Bus und Bahn.<br />
„<strong>Die</strong> Ergebnisse kommen angesichts<br />
der immer größer werdenden Probleme<br />
unserer Verkehrsinfrastruktur genau zum<br />
richtigen Zeitpunkt. Sie zeigen, <strong>da</strong>ss der<br />
Bund seiner Verantwortung nicht gerecht<br />
wird“, erklärte Groschek nach der Vorstellung<br />
des Berichts. „<strong>Die</strong> Kommission<br />
fordert ganz klar, <strong>da</strong>ss der Bund die<br />
Finanzmittel für den ÖPNV nicht wie angekündigt<br />
absenkt, sondern im Gegenteil<br />
deutlich aufstocken muss.“<br />
Verteilungskampf um<br />
Regionalisierungsmittel<br />
Ein von dem Berliner Rechtswissenschaftler<br />
Prof. Dr. Christian Waldhoff (Humboldt-Universität)<br />
erstelltes Gutachten<br />
belegt nach Auffassung der Landesregierung,<br />
<strong>da</strong>ss der Verteilungsschlüssel für<br />
die Regionalisierungsmittel in seiner jetzigen<br />
Form ungerecht sei: Dem Land steht<br />
bislang nur ein Anteil von 15,76 Prozent<br />
zur Verfügung, während NRW 21,8 Prozent<br />
der Bevölkerung repräsentiert. Der<br />
Bund sei verfassungsrechtlich <strong>da</strong>zu verpflichtet,<br />
andere und <strong>da</strong>mit gerechte<br />
Verteilungsmaßstäbe festzulegen. <strong>Die</strong><br />
bisherige Verteilung zwischen den Bundesländern<br />
beruht auf den Zugkilometern,<br />
die im Jahre 1993/1994 gefahren<br />
wurden.<br />
<strong>Die</strong> Revision der Regionalisierungsmittel,<br />
aus denen die Zuschüsse für den Schienennahverkehr<br />
bezahlt werden, steht für<br />
2014 an. Der Bund hofft, <strong>da</strong>ss Ausschreibungsgewinne<br />
den Aufwand für den<br />
SPNV gesenkt haben, so <strong>da</strong>ss die Länder<br />
weniger Geld benötigen. Tatsächlich stei-<br />
gen aber Trassen- und Stationspreise<br />
überproportional. <strong>Die</strong>se werden vom<br />
Bundesunternehmen Deutsche Bahn AG<br />
erhoben, <strong>sind</strong> also in der Höhe vom Bund<br />
selbst zu verantworten. Rund die Hälfte<br />
der vom Bund ausreichten Regionalisierungsmittel<br />
fließt so wieder an den Bund<br />
zurück, ein Teil <strong>da</strong>von als Gewinnabgabe<br />
sogar direkt in den Bundeshaushalt.<br />
Beobachter halten <strong>da</strong>s vorgestellte Gutachten<br />
für den Startschuss eines verschärften<br />
Verteilungskampfes zwischen den<br />
Viel Stadt, viel Land: NRW hat zwei Gesichter. Neuenrade ist Endpunkt einer Regionalbahn.<br />
So manche U-Bahn ist in die Jahre gekommen: Essen Rathaus. Der Erhalt kostet viel Geld.<br />
derFahrgast 1/2013
Verkehr & Politik derFahrgast<br />
Bundesländern, insbesondere zum Nachteil<br />
der neuen Länder. Was <strong>da</strong>s Gutachten<br />
nicht berücksichtigt: Der Bund ist nicht nur<br />
verpflichtet, die Mittel gerecht zu verteilen,<br />
sondern auch bundesweit eine leistungsfähige<br />
Schieneninfrastruktur vorzuhalten.<br />
Mit der gleichen Begründung, wie<br />
sie in dem Gutachten vorgebracht wird,<br />
könnte man auch gegen den Bau weiterer<br />
Autobahnen und Bundesstraßen in den<br />
neuen Ländern antreten, weil die Länge<br />
der Autobahnen und Bundesstraßen in<br />
den Flächenländern anteilig viel größer ist<br />
als der Anteil der Einwohner.<br />
Mehr Geld für Ersatzinvestitionen<br />
Benachteiligt ist <strong>da</strong>s Land an Rhein und<br />
Ruhr allerdings bei den Investitionsmitteln<br />
für die Schiene. Zwei internationale<br />
Güterkorridore führen durch <strong>da</strong>s Land<br />
und machen dem Nahverkehr <strong>da</strong>s Durchkommen<br />
schwer. <strong>Die</strong> wichtige Achse von<br />
Dortmund über Düsseldorf nach Köln ist<br />
chronisch überlastet. Daher ist verständlich,<br />
wenn Groschek sagt: „Wir lassen uns<br />
vom Bund bei der Verkehrsfinanzierung<br />
nicht aufs Abstellgleis schieben.“ <strong>Und</strong><br />
Groschek nennt einen weiteren wunden<br />
Punkt der Finanzierung: NRW hat überproportional<br />
viele Stadt- und U-Bahnen,<br />
die in die Jahre gekommen <strong>sind</strong> und dringend<br />
saniert werden müssen. Groschek:<br />
„Bei den Bundesmitteln für Investitionen<br />
nach dem Entflechtungsgesetz haben alle<br />
Länder einen erheblichen Mehrbe<strong>da</strong>rf<br />
und brauchen endlich Planungssicherheit!<br />
Auch wenn die Bundesregierung <strong>da</strong>s<br />
Thema gerne ins nächste Jahr verschieben<br />
würde: <strong>Die</strong> Lösung der Finanzierungsprobleme<br />
im Pendlerland Nummer Eins duldet<br />
keinen weiteren Aufschub!“ Der Bund<br />
möchte sich aus der Finanzierung gerne<br />
schrittweise verabschieden, NRW werde<br />
derFahrgast 1/2013<br />
<strong>da</strong>her im Bundesrat dem Gesetzentwurf<br />
zur Änderung des Entflechtungsgesetzes<br />
nicht in der von der Bundesregierung eingebrachten<br />
Form zustimmen. Gemeinsam<br />
mit möglichst vielen weiteren Bundesländern<br />
soll ein Änderungsantrag gestellt<br />
werden, der die für Verkehrs investitionen<br />
bereitzustellenden Finanzmittel von<br />
bundesweit jährlich 1,34 Mrd. EUR auf<br />
1,96 Mrd. EUR erhöht und eine planerische<br />
Sicherheit bis 2019 gewähr leis tet.<br />
Seit 2007 stellt der Bund dem öf fentlichen<br />
Nahverkehr und für kom munale Straßen<br />
über <strong>da</strong>s Entflechtungs gesetz (früher Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz)<br />
bundesweit jährlich 1,34 Mrd. EUR zur<br />
Verfügung. Von diesen 1,34 Mrd. EUR erhält<br />
NRW 260 Mio. EUR. Davon fließt die<br />
Hälfte in den ÖPNV.<br />
<strong>Die</strong> Zukunftskommission<br />
Mit dem Auto<br />
<strong>sind</strong> es von Olpe<br />
nach Gummersbach<br />
30 Kilometer,<br />
mit dem Zug<br />
215 Kilometer.<br />
Am Wochenende<br />
gibt es keine<br />
Alternative. Eine<br />
überregionale<br />
Verantwortung<br />
fehlt.<br />
<strong>Die</strong> ÖPNV-Zukunftskommission setzt sich<br />
unter anderem aus Vertretern der drei<br />
Nahverkehrs-Zweckverbände, der kommunalen<br />
Spitzenverbände, der Unternehmensverbände<br />
VDV und NWO, des<br />
Verkehrsclubs Deutschland, des Fahrgastverbandes<br />
PRO BAHN e.V. sowie verschiedener<br />
Universitäten zusammen. Rainer<br />
Engel, der den Fahrgastverband PRO<br />
BAHN vertritt, ist <strong>da</strong>bei der einzige Vertreter<br />
aus dem „fernen Ostwestfalen-Lippe“.<br />
Engel berichtet von einer sehr konstruktiven<br />
Sacharbeit, aus der erstmals mit dem<br />
Zwischenbericht öffentlich berichtet wird.<br />
<strong>Die</strong> Kommission arbeitet seit Februar<br />
2012 und ist der Regierung und dem<br />
Parlament so wichtig, <strong>da</strong>ss sie auch über<br />
einen Ministerwechsel hinaus ihre Arbeit<br />
fortsetzen konnte.<br />
Im Herbst dieses Jahres soll der Endbericht<br />
vorliegen. <strong>Die</strong>ser wird <strong>da</strong>nn auch<br />
Aussagen zu neuen Finanzierungsinstru-<br />
menten, dem demografischen Wandel,<br />
Fahrgastrechten und neuen Technologien<br />
enthalten.<br />
Für ein verlässliches Verkehrsangebot<br />
In der Kommissionsarbeit tritt der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN für mehr Verlässlichkeit<br />
des Verkehrsangebots in NRW ein.<br />
„Den Bürger kann der öffentliche Verkehr<br />
nur überzeugen, wenn auch entfernte<br />
Landesteile noch am Abend erreichbar<br />
<strong>sind</strong> und Bürger nicht nur zur Arbeit kommen,<br />
sondern auch Freizeit- und Bildungsangebote<br />
wahrnehmen können und am<br />
späten Abend wieder nach Hause kommen.<br />
<strong>Die</strong>se Verlässlichkeit kostet relativ<br />
wenig Geld im Verhältnis zum Gesamtaufwand<br />
für den öffentlichen Verkehr<br />
und würde langfristig durch eine bes-<br />
sere Nachfrage gerechtfertigt“, berichtet<br />
Engel.<br />
Engel sieht auch erhebliche Defizite<br />
im Regionalverkehr abseits der Schiene.<br />
„Nennen wir als Beispiel Gummersbach:<br />
Für Autofahrer liegt die Stadt mitten in<br />
NRW, für Fahrgäste völlig im Abseits. Auf<br />
den vorhandenen Autobahnen gibt es<br />
keine Schnellbusse. Es ist bisher versäumt<br />
worden, solche Defizite im Netz überhaupt<br />
festzustellen, geschweige denn zu<br />
beseitigen. <strong>Fernbusse</strong> werden diese Aufgaben<br />
nicht übernehmen, die werden nur<br />
in Köln und Dortmund fahren.“<br />
Bei den Fahrgastrechten sei NRW hingegen<br />
weit vorn, betont Engel. „<strong>Die</strong><br />
Mobilitätsgarantie in NRW ist vorbildlich,<br />
hat aber noch einige Mängel. Wir wünschen<br />
uns, <strong>da</strong>ss diese beseitigt werden.“<br />
Engel hofft, <strong>da</strong>ss die Kommission entsprechende<br />
Empfehlungen beschließt: „Das<br />
große Geld für mehr U-Bahnen wird<br />
die Kommission aber kaum fordern, im<br />
Land wird vielmehr der Verteilungskampf<br />
um knappe Flächen in den Innenstädten<br />
geführt werden müssen. Wenn der heutige<br />
Stand gehalten wird und einige Mängel<br />
be seitigt werden, wird <strong>da</strong>s Land den<br />
Werbespruch, Nahverkehrsland Nr. 1 in<br />
Deutschland zu sein, zu Recht führen<br />
dürfen.“<br />
Matthias Oomen
derFahrgast<br />
Unterwegs<br />
In der Stadt des Hauptmanns<br />
Straßenbahn im Schatten von Berlin<br />
Viele Endstationen liegen im Grünen: Hier die Schleife Wendenschloss.<br />
Als der legendäre Hauptmann<br />
von Köpenick im Jahre 1906 in<br />
der beim Trödler gekauften<br />
Uniform einen Trupp Sol<strong>da</strong>ten<br />
abkommandierte, um <strong>da</strong>s Rathaus<br />
zu besetzen, lag die Stadt<br />
Köpenick noch weit draußen<br />
vor den Toren von Berlin und<br />
war selbstständig. Seit 1920 ist<br />
Köpenick ein Stadtteil von Berlin,<br />
aber der Stadtkern und <strong>da</strong>s<br />
Straßenbahnnetz von Köpenick<br />
zeugen bis heute von der Selbstständigkeit<br />
der Stadt.<br />
Von Rainer Engel<br />
Bereits im Jahre 1842 bekam Köpenick<br />
den ersten Bahnhof an der Bahnlinie<br />
von Berlin nach Frankfurt an der Oder. Seit<br />
1882 verband eine Pferdebahn den Bahnhof<br />
mit dem Stadtkern. 1903 wurde die<br />
Linie elektrifiziert und <strong>da</strong>mit Kern eines<br />
Netzes, <strong>da</strong>s in Nord-Süd-Richtung von<br />
Mahlsdorf bis Schmöckwitz runde 20 Kilometer<br />
weit reicht. <strong>Die</strong>ses Netz ist bei<br />
Straßenbahnfreunden weitaus weniger<br />
bekannt als die selbstständigen Straßenbahnen<br />
nach Woltersdorf und Rüdersdorf,<br />
die nur wenig weiter östlich in <strong>da</strong>s<br />
Land Brandenburg fahren. Das mag <strong>da</strong>ran<br />
liegen, <strong>da</strong>ss die Fahrzeuge „nichts Besonderes“<br />
<strong>sind</strong>, sondern zum großen Bestand<br />
der BVG gehören.<br />
Umso abwechslungsreicher ist <strong>da</strong>s<br />
Schienennetz. Ein eingleisiger Straßenbahnring<br />
umschließt die Altstadt. Hier<br />
kann man von fast jeder Linie auf jede andere<br />
Linie umsteigen, ohne weit laufen zu<br />
müssen. Zweigleisige Strecken, teilweise<br />
mit eigenem Bahnkörper, gehen von hier<br />
aus, die sich weiter draußen verzweigen.<br />
Vielfältige Gestaltungen wechseln sich ab,<br />
eingleisige und zweigleisige Abschnitte<br />
in Seiten- und Mittellage. So wirkt die Linie<br />
nach Mahlsdorf zunächst wie eine moderne<br />
Schnellstraßenbahn übers Land, um<br />
<strong>da</strong>nn im Siedlungsgebiet in eine eingleisige<br />
Strecke mit vielen Ausweichen und im<br />
Ortskern in einen sehr langen eingleisigen<br />
Abschnitt überzugehen, der <strong>da</strong>zu zwingt,<br />
<strong>da</strong>ss der S-Bahnhof nur alle 20 Minuten angefahren<br />
werden kann. Auch in Richtung<br />
Rahnsdorf findet man einen langen Abschnitt<br />
mit dem Charakter einer Überlandbahn,<br />
und <strong>da</strong>s letzte Stück zum Alten Wasserwerk<br />
in Friedrichshagen wird eingleisig<br />
zurückgelegt. Eine so große Vielfalt findet<br />
man nur selten auf so kleinem Raum.<br />
Neubau, der kein Wissen schafft<br />
Das Köpenicker Netz wurde am 4. September<br />
2011 um den 1,5 Kilometer langen Abschnitt<br />
von der S-Bahn-Station Adlershof<br />
Verkehr & Politik<br />
Der eingleisige Ring in der Altstadt führt am<br />
Rathaus vorbei.<br />
in die „Wissenschaftsstadt“ erweitert. Seit<br />
der Gründung des neuen Stadtteils, der<br />
unter anderem Einrichtungen der Humboldt-Universität<br />
beherbergt, waren<br />
schon 20 Jahre vergangen. Straßen und<br />
Bauplan <strong>sind</strong> kein Projekt, <strong>da</strong>s Wissen<br />
schafft über den Verkehr der Zukunft: <strong>Die</strong><br />
Anlage von Haltestellen und Straßen ist<br />
ein Rückfall in die Zeit der Planung der<br />
autogerechten Stadt. In Adlershof muss<br />
man zur neuen Haltestelle unter den<br />
Gleisen der S-Bahn über eine Ampel mit<br />
langen Wartezeiten gehen, um <strong>da</strong>nn auf<br />
einem viel zu schmalen Steg auf die Tram<br />
mitten im Autolärm zu warten, der von<br />
der Unterseite der Brücke zurückschallt,<br />
und Abgase der Autos einatmen, die sich<br />
unter der Brücke stauen. Fehlender Vorrang<br />
macht die Tram auch auf dem neuen<br />
Abschnitt langsam. Bus und Tram halten<br />
nicht am gleichen Bahnsteig, in jede Richtung<br />
muss man nach dem Aussteigen an<br />
Ampeln warten oder Fahrbahnen ungesichert<br />
überqueren.<br />
<strong>Die</strong> Tram hat es schwer<br />
Auch andernorts hat es die Tram nicht gerade<br />
einfach. In Friedrichshagen streiten<br />
derzeit BVG und Bürgervertretung um<br />
einen Umbau, bei dem die BVG es schwer<br />
hat, die Fahrgastinteressen an einer guten<br />
Haltestelle gegen die Ansprüche der autoorientierten<br />
Politiker durchzusetzen. Es<br />
30 derFahrgast 1/2013<br />
Fotos: Engel (5)
Verkehr & Politik derFahrgast<br />
ist kein Wunder, <strong>da</strong>ss immer wieder <strong>da</strong>s<br />
Gespenst der Streckenstilllegung durch<br />
Köpenick geistert. Sämtliche Linien verkehren<br />
nur im 20-Minuten-Takt, wobei<br />
sich durch Parallelführung von Linien<br />
abschnittsweise ein 10-Minuten-Takt<br />
ergibt.<br />
Bis <strong>jetzt</strong> haben die Stilllegungspläne<br />
noch abgewehrt werden können. Teile<br />
des Straßenbahnnetzes wurden erst im<br />
Herbst 2012 umgebaut, um Niederflurwagen<br />
einsetzen zu können. <strong>Die</strong> Tatra-<br />
Triebwagen aus der DDR-Zeit, die sehr zuverlässig<br />
und noch voll einsatzfähig <strong>sind</strong>,<br />
aber Stufen im Einstieg haben, werden<br />
Schritt für Schritt durch moderne Niederflurfahrzeuge<br />
abgelöst, die zwar weniger<br />
Sitzkomfort bieten, aber barrierefrei erreicht<br />
werden können.<br />
<strong>Die</strong> Tram in und um Köpenick dient<br />
dem lokalen Verkehr und als Zubringer<br />
zur S-Bahn, die mit vielen Stationen an<br />
vier Strecken Anschluss in die Berliner Innenstadt<br />
bietet. Für den Fahrgast heißt<br />
<strong>da</strong>s aber zu oft: Weit laufen oder lange an<br />
Ampeln warten. Mehr Komfort ist andernorts<br />
heute schon Stan<strong>da</strong>rd. Bislang<br />
halten keine Regionalexpresszüge in<br />
Köpenick. Das macht die Wege ins Umland<br />
weit und wenig attraktiv. Für einen<br />
Halt der Expresszüge muss ein neuer<br />
Bahnsteig gebaut werden, der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN arbeitet <strong>da</strong>ran.<br />
Nach Berlin hinein führt nur eine Straßenbahnstrecke<br />
über Karlshorst, die <strong>da</strong>s<br />
Köpenicker Netz mit dem Berliner Stadtnetz<br />
verbindet. Nötig wäre eine zweite<br />
Verbindung von Mahlsdorf nach Hellersdorf,<br />
für die es aber keine konkreten Aussichten<br />
gibt. Eher Realisierungschancen<br />
hat eine Verbindung von der Wissenschaftsstadt<br />
Adlershof zum S-Bahnhof<br />
Schöneweide.<br />
<strong>Die</strong> Uferbahn<br />
<strong>Die</strong> Uferbahn ist etwas Besonderes. Sie<br />
führt vom S-Bahnhof Grünau entlang des<br />
Ufers des Langen Sees nach Alt-Schmöckwitz.<br />
<strong>Die</strong> Uferbahn ging als selbstständige<br />
Straßenbahn im Jahre 1912 in Betrieb. <strong>Die</strong><br />
ersten Fahrzeuge wurden mit Benzol<br />
angetrieben, aber schon wenige Monate<br />
nach der Eröffnung stellte sich heraus,<br />
<strong>da</strong>ss sie den starken Verkehr in die Ausflugsgebiete<br />
nicht bewältigen konnten,<br />
so <strong>da</strong>ss die Strecke doch elektrifiziert werden<br />
musste. Erst Jahre später wurde sie<br />
mit dem Köpenicker Netz verbunden.<br />
Durch hohe Kosten der Sanierung des<br />
verschlissenen Gleiskörpers geriet die<br />
Uferbahn vor wenigen Jahren in Gefahr.<br />
In zahlreichen Aktionen setzten sich<br />
Schmöck witzer Bürger für ihre Bahn ein.<br />
Höhepunkt war eine Menschenkette am<br />
9. April 2011, in der auch der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN präsent und mit dem <strong>da</strong>maligen<br />
Bundesvorsitzenden Karl-Peter<br />
Naumann sowie weiteren Mitstreitern<br />
sehr prominent vertreten war. <strong>Die</strong> Aktionen<br />
hatten Erfolg: <strong>Die</strong> Sanierung ist in<br />
vollem Gange, der erste Abschnitt entlang<br />
des Ufers, der als „schönste Straßenbahn<br />
Berlins“ gilt, ist schon wieder in Betrieb.<br />
Der Ausflug lohnt sich<br />
Wer <strong>da</strong>s Köpenicker Netz kennen lernen<br />
will, fährt am besten vom S-Bahnhof<br />
Mahlsdorf über den Köpenicker Stadtkern<br />
bis nach Alt-Schmöckwitz. Wen es zur<br />
Woltersdorfer oder zur Rüdersdorfer Straßenbahn<br />
zieht, der sollte die Anreise vom<br />
Bahnhof Adlershof über den Stadtkern bis<br />
Friedrichshagen S-Bahn nehmen – wo die<br />
Tram nach Rüdersdorf auf der anderen<br />
Seite der S-Bahn abfährt – oder weiter bis<br />
Rahnsdorf Waldschenke fahren, von wo<br />
die Endstation der Woltersdorfer Straßenbahn<br />
nur einen Kilometer zu Fuß entfernt<br />
ist – mit ein wenig Spürsinn ist es ein angenehmer<br />
Waldspaziergang abseits der<br />
Straße.<br />
1) Neu gebaut: Straßenbahnhaltestelle<br />
unter der S-Bahn in Adlershof<br />
2) Schafft kein Wissen über den Verkehr<br />
von morgen: <strong>Die</strong> Straßenbahn zur<br />
Wissenschaftsstadt, hier an der Endstation<br />
Karl-Ziegler-Straße<br />
3) Bereits saniert: <strong>Die</strong> Uferbahn im<br />
Dezember 2012 am Strandbad<br />
Grünau<br />
derFahrgast 1/2013 31<br />
1<br />
2 3
söp<br />
Neue Fahrgastrechte im Fernbusverkehr<br />
Nach dem Luft-, Eisenbahn- und Schiffsverkehr werden in der EU künftig auch die Passagierrechte für<br />
Fernbusreisende neu geregelt. Am 1. März 2013 tritt die „Verordnung (EU) Nr. 181/2011 des Europäischen<br />
Parlaments und des Rates vom 16. Februar 2011 über die Fahrgastrechte im Kraftomnibusverkehr<br />
und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2006/2004“ in Kraft. Sie soll EU-weit Schutzrechte<br />
für Fernbusreisende gewährleisten.<br />
Liberalisierung des inländischen<br />
Fernbuslinienverkehrs<br />
Hintergrund in Deutschland ist der Wegfall<br />
von teilweise 70 Jahre alten Beschränkungen<br />
im Linienverkehr. So wird zum<br />
1. Januar 2013 insbesondere § 13 PBefG<br />
geändert, nach dem es derzeit grundsätzlich<br />
keinen fahrplanmäßigen Busverkehr<br />
gibt, wenn bereits eine parallele Eisenbahnverbindung<br />
existiert („Verbot der<br />
Doppelbedienung“). <strong>Die</strong>se Schutzklausel<br />
für parallele Fernzugverbindungen entfällt<br />
<strong>da</strong>nn. Fernbuslinien <strong>sind</strong> nun grundsätzlich<br />
genehmigungsfähig und können<br />
der Bahn praktisch auf allen Strecken<br />
Konkurrenz machen. Allerdings dürfen<br />
<strong>Fernbusse</strong> zum Schutz des regionalen<br />
Zug verkehrs nicht auf Strecken unter<br />
50 km Länge und mit weniger als einer<br />
Stunde Reisezeit eingesetzt werden.<br />
Inhalt der Verordnung<br />
<strong>Die</strong> Verordnung gilt nach Art. 2 Abs. 1 „für<br />
Fahrgäste von Linienverkehrsdiensten für<br />
nicht näher bestimmte Gruppen von Fahrgästen,<br />
bei denen der Abfahrts- oder der<br />
Ankunftsort des Fahrgastes im Hoheitsgebiet<br />
eines Mitgliedstaats liegt und bei denen<br />
die planmäßige Wegstrecke 250 km<br />
oder mehr beträgt“. Einige Regelungen<br />
gelten aber auch für Verkehrsdienste mit<br />
einer Wegstrecke unter 250 km.<br />
Rechte auf Langstreckenfahrten<br />
über 250 km<br />
– angemessene Hilfeleistungen bei Annullierungen<br />
oder Verspätungen von<br />
mehr als 90 Minuten bei Fahrten von<br />
mehr als drei Stunden (Bereitstellung<br />
von Imbissen, Mahlzeiten oder Erfrischungen<br />
bzw. Hotelunterbringung für<br />
max. zwei Nächte und max. 80 EUR pro<br />
© Foto: Matthias Wiegner<br />
Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr e.V.<br />
Person), außer bei widrigen Wetterbedingungen<br />
oder schweren Naturkatastrophen<br />
– Fahrpreiserstattung oder Weiterreise<br />
mit geänderter Streckenführung bei<br />
Überbuchung oder Annullierung oder<br />
Verspätung von mehr als 120 Minuten<br />
gegenüber der erwarteten Abfahrtszeit<br />
– zusätzlich Entschädigungsanspruch<br />
i.H.v. 50 % des Fahrpreises, wenn der<br />
Beförderer dem Fahrgast weder die<br />
Weiterreise mit geänderter Streckenführung<br />
noch die Erstattung des Fahrpreises<br />
anbietet<br />
– rasche Information der Fahrgäste über<br />
Verspätungen oder Annullierungen,<br />
spätestens jedoch 30 Minuten nach der<br />
fahrplanmäßigen Abfahrtszeit<br />
– Anspruch auf Entschädigung bei Tod<br />
oder Körperverletzung sowie bei Verlust<br />
oder Beschädigung von Gepäck<br />
infolge eines Unfalls<br />
– Anspruch auf angemessene und verhältnismäßige<br />
Hilfe für unmittelbare<br />
praktische Bedürfnisse der Fahrgäste<br />
nach einem Unfall (z.B. Hotelunterbringung<br />
für max. zwei Nächte und max.<br />
80 EUR pro Person)<br />
– besondere kostenlose Hilfe für behinderte<br />
oder mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen an Busbahnhöfen und in den<br />
Fahrzeugen (ggf. kostenlose Beförderung<br />
von Begleitpersonen)<br />
Rechte für alle Verkehrsdienste<br />
– keine Preisdiskriminierung aufgrund<br />
der Staatsangehörigkeit des Fahrgas tes<br />
– Diskriminierungsverbot von behinderten<br />
und mobilitätseingeschränkten<br />
Menschen sowie finanzielle Entschädigung<br />
bei Verlust oder Beschädigung<br />
ihrer Mobilitätshilfen infolge eines<br />
Unfalls<br />
– Vorschriften für Reiseinformationen<br />
aller Fahrgäste vor und während der<br />
Fahrt sowie allgemeine Unterrichtung<br />
über ihre Rechte an den Busbahnhöfen<br />
und über <strong>da</strong>s Internet<br />
– Einrichtung eines Systems zur Bearbeitung<br />
von Fahrgastbeschwerden<br />
Schlichtung<br />
Eine klare Regelung, nach der sich Reisende<br />
nach erfolgloser Beschwerde an eine<br />
Schlichtungsstelle wenden können, sieht<br />
die Verordnung nicht vor. Das noch vom<br />
Bundestag zu beschließende EU-Fahrg-<br />
RKomG regelt dies jedoch in Art. 1, § 8.<br />
Mit der expliziten Klarstellung, <strong>da</strong>ss es<br />
sich hierbei auch um eine verkehrsträgerübergreifende<br />
Schlichtungsstelle handeln<br />
kann, erfolgt indirekt ein Verweis auf die<br />
söp, die seit Ende 2009 verkehrsträgerübergreifend<br />
schlichtet. Dem söp-Trägerverein<br />
gehören aktuell zwei be deutende<br />
Fernbusunternehmen an. Erste Streit fälle<br />
wurden erfolgreich geschlichtet.<br />
Dr. Katja Schmidt<br />
(Volljuristin/Schlichterin)<br />
Schlichtungsstelle für den<br />
öffentlichen Personenverkehr e.V. (söp)<br />
söp Schlichtungsstelle für den<br />
öffentlichen Personenverkehr e.V.<br />
Fasanenstraße 81, 10623 Berlin<br />
Tel.: 030 6449933-0<br />
www.soep-online.de<br />
Weitere Informationen<br />
zu regionalen Schlichtungsstellen<br />
gibt es im Internet unter:<br />
www.vdv.de/b_und_b/schiedstellen.html<br />
32 derFahrgast 1/2013
Fahrgastrechte derFahrgast<br />
Fahrgastrechte<br />
Fahrgäste fragen,<br />
der Fahrgastverband PRO BAHN antwortet<br />
Auf der Seite www.pro-bahn.de/meinung gehen viele Anfragen ein, die von dem Fahrgastverband<br />
PRO BAHN beantwortet werden. Fragen von allgemeinem Interesse drucken wir hier ab.<br />
Kein Handy-Ticket?<br />
Peter L. aus E. schreibt: Für fünf Personen<br />
von München Hbf nach Nürnberg ist die<br />
günstigste Lösung <strong>da</strong>s Bayern-Ticket für<br />
38 EUR. Mit der viel beworbenen Handy-<br />
Ticket-App der DB AG (Werbung: „buchbar<br />
bis kurz vor Abfahrt des Zuges“) soll<br />
ich aber 520 EUR für Hin- u. Rückfahrt am<br />
gleichen Tag bezahlen. Hat <strong>da</strong>s bei der<br />
DB AG Methode?<br />
derFahrgast antwortet: Der Preis von<br />
520 EUR betrifft den Fahrpreis mit dem<br />
ICE, in dem <strong>da</strong>s Bayern-Ticket nicht gültig<br />
ist. Aber tatsächlich wird <strong>da</strong>s Bayern-<br />
Ti cket nicht als Handy-Ticket verkauft.<br />
Der Grund dürfte <strong>da</strong>rin liegen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s<br />
Bayern-Ticket auf den Namen ausgestellt<br />
wird. Nach dem Kauf aus dem Automaten<br />
ist der Name eines Nutzers einzutragen.<br />
Das ist beim Handy-Ticket technisch nicht<br />
möglich. Es liegt also an den begrenzten<br />
technischen Möglichkeiten, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s<br />
Bayern-Ticket über <strong>da</strong>s Handy nicht zu<br />
erhalten ist.<br />
Leistungskürzung<br />
für Abonnenten<br />
Olaf E. aus H. schreibt: <strong>Die</strong> Bahn erhöht<br />
nicht nur regelmäßig die Preise, nun werden<br />
auch noch weitere Leistungen gestrichen.<br />
War es als Abonnent bis vor wenigen<br />
Jahren noch möglich, samstags und<br />
sonntags die gebuchte Strecke mit bis zu<br />
vier Mitreisenden gratis zu nutzen, wurde<br />
<strong>da</strong>s plötzlich auf Samstage eingeschränkt.<br />
Ab 9. Dezember wurde nun auch noch die<br />
Mitnahmemöglichkeit an Samstagen auf<br />
einen Erwachsenen und bis zu drei eigene<br />
Kinder/Enkelkinder eingeschränkt. Was<br />
soll <strong>da</strong>s?<br />
derFahrgast antwortet: <strong>Die</strong> Einschränkung<br />
der Mitnahmemöglichkeiten bei<br />
Abonnements der DB AG haben wir leider<br />
„findigen“ Leuten zu ver<strong>da</strong>nken, die <strong>da</strong>mit<br />
richtig Geld verdient haben. Insbesondere<br />
zwischen Hamburg und Berlin haben<br />
Inhaber solcher Karten Mitfahrer gegen<br />
Geld am Fahrkartenschalter oder sogar<br />
auf dem Bahnsteig angeworben. <strong>Die</strong>ser<br />
Missbrauch hat sich zu einem „blühenden<br />
Geschäft“ entwickelt, so <strong>da</strong>ss die DB AG<br />
reagieren musste. Der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN ist <strong>da</strong>rüber nicht glücklich.<br />
Alternative Bonus-Leistungen, etwa Mitnahme-Gutscheine,<br />
die <strong>da</strong>s Abonnement<br />
attraktiver machen, aber nicht missbraucht<br />
werden können, <strong>sind</strong> aufwendig<br />
und nicht kurzfristig realisierbar. <strong>Die</strong> Beschränkung<br />
der Mitnahme auf einen Mitfahrer<br />
und die eigenen Kinder ist für viele<br />
Abonnenten immer noch attraktiv, aber<br />
für „Schlepper“ kaum noch interessant.<br />
Keine Fahrgastrechte<br />
Thomas W. aus R. fragt: Mit einem Ticket<br />
für Bahn und Bus mit ausgedrucktem<br />
Fahrplan wollte ich nach Hause fahren.<br />
Der letzte Zug hatte ca. 30 Minuten Verspätung,<br />
so <strong>da</strong>ss ich erst den Bus eine<br />
Stunde später nehmen konnte. <strong>Die</strong> Bahn<br />
meint, ich bekomme keine 25 % erstattet,<br />
weil ich am Zielbahnhof „nur“ 30 Minuten<br />
später ankam. Ist <strong>da</strong>s korrekt?<br />
derFahrgast antwortet: Leider ist die<br />
Antwort der DB AG in Ihrem Fall zutreffend.<br />
Sie erhalten weder eine Entschädigung<br />
noch Ersatz für die Taxikosten, falls<br />
Ihnen der letzte Bus wegfährt.<br />
Fahrgastrechte nach EU-Recht gelten<br />
nur für Eisenbahnen. Für Busse gelten<br />
gesonderte Fahrgastrechte: Nur bei einer<br />
Fahrt von mehr als 250 Kilometern und<br />
zwei Stunden Verspätung gibt es eine Erstattung.<br />
Der Fall, <strong>da</strong>ss ein Anschluss vom<br />
Zug auf den Bus versäumt wurde, ist überhaupt<br />
nicht geregelt.<br />
Auch die in diesem Fall gültige Mobilitätsgarantie<br />
für Nordrhein-Westfalen<br />
greift nicht, <strong>da</strong> nach dieser Garantie nur<br />
die pünktliche Abfahrt der Verkehrsmittel<br />
garantiert wird, aber keine Ersatzleistung<br />
für den Fall zugesagt wird, <strong>da</strong>ss die Verspätung<br />
unterwegs auftritt.<br />
Günstiger ist die Mobilitätsgarantie im<br />
Rhein-Main-Verkehrsverbund für Inhaber<br />
von Jahreskarten. <strong>Die</strong>se erhalten zwar<br />
keine Erstattung wegen Verspätung, aber<br />
Ersatz für Taxikosten, wenn der letzte Bus<br />
nicht erreicht wird. Allerdings: Wenn<br />
„Personen im Gleis“ oder ein „Notarzteinsatz<br />
am Gleis“ den Zug aufgehalten hat,<br />
schauen die treuesten Fahrgäste auch an<br />
Rhein und Main in die Röhre.<br />
<strong>Die</strong> Fahrgastrechte <strong>sind</strong> also noch nicht<br />
auf einem Stand, bei dem man sich <strong>da</strong>rauf<br />
verlassen kann, <strong>da</strong>ss man mit dem gekauften<br />
Ticket sein Ziel auch erreicht.<br />
Entschädigung eingespart?<br />
Ulrike R. aus N. schreibt: Ich habe den<br />
Eindruck, <strong>da</strong>ss die DB AG bei bereits bestehenden<br />
Verspätungen diese bewusst<br />
gerade unter 60 Minuten hält.<br />
Der aus Oldenburg kommende IC hatte<br />
bei meiner Abfahrt in N. bereits 60 Minuten<br />
Verspätung. In Hannover fiel der lange<br />
Halt weg, aber <strong>da</strong>nn bummelte der Zug<br />
erneut so, <strong>da</strong>ss wir in Leipzig genau 54 Minuten<br />
zu spät ankamen. Darauf gibt es<br />
natürlich nichts, aber eine Stunde Zeit hat<br />
man doch verloren. Handelt es sich um<br />
einen Einzelfall oder um einen Missstand?<br />
derFahrgast antwortet: Verspätungen<br />
von 54 Minuten <strong>sind</strong> kein Einzelfall, aber<br />
es gibt auch kein System <strong>da</strong>hinter. Das<br />
erneute „Bummeln“ Ihres Zuges erklärt<br />
sich <strong>da</strong>raus, <strong>da</strong>ss der IC ab Hannover mit<br />
40 Minuten Verspätung fuhr und <strong>da</strong>nn<br />
auf vorausfahrende langsamere Nahverkehrs-<br />
und Güterzüge „aufgelaufen“ ist,<br />
die nicht überholt werden konnten. Zwischen<br />
Magdeburg und Leipzig können erfahrungsgemäß<br />
wieder einige Minuten<br />
aufgeholt werden. Wäre die Verspätung<br />
bei genau 60 Minuten geblieben, <strong>da</strong>nn<br />
wäre der nächste Zug im Takt fünf Minuten<br />
zu spät gewesen. Aus diesem Zug hätten<br />
<strong>da</strong>nn die Reisenden den knappen<br />
Anschluss nach Chemnitz verpasst. Es liegt<br />
also im Interesse aller Reisenden, Verspätungen<br />
wo weit wie technisch möglich<br />
aufzuholen.<br />
derFahrgast 1/2013 33<br />
Foto: fotolia
Foto: © Bahnhofsmission – „Kids on Tour“<br />
derFahrgast<br />
Pendelnde Kinder<br />
“Kids on Tour“ – erfolgreiche Kooperation der<br />
Bahnhofsmissionen mit der Deutschen Bahn AG<br />
erlin, Berlin, wir fahren nach Ber<br />
„Blin“ heißt es seit Juni vergangenen<br />
Jahres auch für allein reisende Kinder,<br />
die ab München mit „Kids on Tour“ unterwegs<br />
<strong>sind</strong>. Mit diesem Angebot ermöglichen<br />
die Bahnhofsmissionen und die<br />
Deutsche Bahn AG Kindern im Alter von<br />
sechs bis einschließlich 14 Jahren, ihre<br />
Mutter, ihren Vater, Verwandte oder<br />
Freunde, die weiter weg wohnen, regelmäßig<br />
zu besuchen. In festgelegten<br />
Zügen werden immer freitags und sonntags<br />
Plätze für allein reisende Kinder angeboten<br />
– Betreuung durch geschulte<br />
Begleiter inklusive.<br />
Gesellschaftliche Entwicklung<br />
Denn immer mehr Kinder pendeln am<br />
Wochenende zwischen mehreren Wohnorten.<br />
Sei es, <strong>da</strong>ss die Eltern beruflich bedingt<br />
an verschiedenen Orten leben, die<br />
Eltern sich getrennt haben oder die Großeltern<br />
regelmäßig besucht werden. Als<br />
In Begleitung: Pendelnde Kinder<br />
Thema Fahrgast<br />
derFahrgast-Leser Horst W. aus Leipzig fragte die Re<strong>da</strong>ktion,<br />
was sich hinter der „Kids on Tour“-Einblendung an den<br />
Reservierungsanzeigen im ICE verbirgt. Wir erkun dig ten uns<br />
und erhielten Antwort von der Bahn hofs mission München.<br />
Reaktion auf diese gesellschaftliche Entwicklung<br />
wurde <strong>da</strong>s Projekt im Jahr 2003<br />
ins Leben gerufen. Im Jahr 2012 (Stand<br />
30. November 2012) gab es knapp 7.900<br />
Buchungen. Seit Bestehen von „Kids on<br />
Tour“ haben über 43.500 Kinder <strong>da</strong>s Angebot<br />
genutzt.<br />
<strong>Die</strong> Kinder werden von den Eltern,<br />
Bekannten oder Großeltern in die Bahnhofsmission<br />
gebracht. Dort werden sie<br />
von Mitarbeitern der Bahnhofsmission in<br />
Empfang genommen. <strong>Die</strong>se überprüfen<br />
die Reiseunterlagen und bringen die Kinder<br />
<strong>da</strong>nn zum Zug. Pä<strong>da</strong>gogisch geschulte<br />
Betreuerinnen und Betreuer der Bahnhofsmission<br />
begleiten die Kinder vom Abfahrts<br />
bis zum Ankunftsbahnhof ihrer<br />
Reise im Zug. Sie <strong>sind</strong> für bis zu fünf Kinder<br />
verantwortlich. Kommen weitere Kinder<br />
hinzu, wird ein zweiter Begleiter eingesetzt.<br />
Pro Fahrt können maximal zehn Kinder<br />
betreut werden. Für eine abwechslungsreiche<br />
und kurzweilige Fahrt sorgen<br />
ein großer Spielekoffer, Bücher und Malstifte.<br />
Am Zielort steht wieder ein Mitarbeiter<br />
der Bahnhofsmission bereit, um<br />
die Kinder am Zug abzuholen und diese<br />
<strong>da</strong>nn in den Räumen der Bahnhofsmission<br />
an die Abholer zu übergeben.<br />
<strong>Die</strong> Kinder fahren mit ihren Betreuerinnen<br />
und Betreuern in für sie reservierten<br />
Abteilen oder – in den neueren ICEBaureihen<br />
– an den TischPlätzen im Großraumwaggon.<br />
<strong>Die</strong> Betreuung durch „Kids<br />
on Tour“ kostet zusätzlich zur Kinderfahrkarte<br />
30 EUR pro Strecke. Zu buchen ist<br />
<strong>da</strong>s Angebot unter der Servicenummer<br />
der Deutschen Bahn AG bis spätestens<br />
sieben Werktage vor Reiseantritt.<br />
„Kids on Tour“-Liniennetz<br />
Steigende Nachfrage<br />
<strong>Die</strong> Verbindung München – Berlin ist die<br />
neunte Städteverbindung, die im Rahmen<br />
des Projektes „Kids on Tour“ in Betrieb genommen<br />
wurde. Auf folgenden Strecken<br />
können Kinder unter der Obhut von geschulten<br />
ehrenamtlichen Betreuerinnen<br />
und Betreuern der Bahnhofsmission verreisen:<br />
• Hamburg – Stuttgart<br />
• Hamburg – Berlin<br />
• Köln – Stuttgart<br />
• Köln – Hamburg<br />
• Frankfurt (Main) – Basel<br />
• Frankfurt (Main) – Leipzig<br />
• Frankfurt (Main) – Berlin<br />
• Düsseldorf – Berlin<br />
• München – Berlin<br />
An Zwischenhalten ist überall dort ein Ein<br />
oder Ausstieg möglich, wo sich eine Bahnhofsmission<br />
befindet.<br />
Aufgrund der steigenden Nachfrage ist es geplant, <strong>da</strong>s Serviceangebot auch in Zukunft auszudehnen<br />
und weitere Streckenverbindungen innerhalb Deutschlands anzubieten. Für <strong>da</strong>s An-<br />
gebot „Kids on Tour“ suchen die Bahnhofsmissionen auch immer wieder ehrenamtliche Betreuerinnen<br />
und Betreuer. Nähere Informationen zu den Bahnhofsmissionen in Ihrer Nähe gibt es<br />
unter www.bahnhofsmission.de. Weitere Informationen zu „Kids on Tour“ <strong>sind</strong> im Internet unter<br />
www.bahn.de/familien-kinder zusammengestellt.<br />
34 derFahrgast 1/2013<br />
Grafik: © Bahnhofsmission – „Kids on Tour“; Foto: © Matthias Oomen
Fahrgastverband PRO BAHN intern derFahrgast<br />
AG Tarife des Fahrgastverbandes PRO BAHN<br />
Ein Kind ist ein Kind oder<br />
Willkommen im Tarifdschungel Deutschland!<br />
Es ist zu einer guten Tradition geworden,<br />
<strong>da</strong>ss sich bei den PRO<br />
BAHNBundesverbandstagen und den<br />
BundesausschussSitzungen nicht nur<br />
mit verbandsinternen Fragen beschäftigt<br />
wird, sondern <strong>da</strong>ss auch Arbeitsgruppen<br />
zu verschiedenen Themen tagen. Oft<br />
wird <strong>da</strong>nn auch ein Positionspapier erarbeitet,<br />
<strong>da</strong>s intern weitergegeben oder<br />
nach außen publiziert wird durch Pres <br />
semit teilungen oder Flugblätter. <strong>Die</strong>se<br />
Papiere findet man auf der Webseite<br />
www.probahn.de unter „Positionen“.<br />
Auch dienen die Gesprächsergebnisse als<br />
Unterlage für Kontakte mit Medien, Politik,<br />
Landesverkehrsgesellschaften, Verkehrsunternehmen<br />
und den von uns<br />
vertretenen Benutzern öffent licher Verkehrsmittel.<br />
Viel Interesse fanden hierbei die Arbeitsgruppen<br />
zu tariflichen Fragen. Aus<br />
dem Kreis der Mitglieder entstand der<br />
Wunsch, nicht nur bei den Bundestreffen<br />
zu einem speziellen Thema zu diskutieren,<br />
<strong>da</strong>s <strong>da</strong>nach durch ein Papier abgeschlossen<br />
wird, sondern regelmäßig zusammenzukommen.<br />
Im Anschluss an den Bundesverbandstag<br />
in Freising vor zwei Jahren bildete<br />
sich <strong>da</strong>her eine Gruppe von Mitgliedern,<br />
die sich regelmäßig zu Tarifthemen trifft.<br />
<strong>Die</strong> AG Tarife tagt etwa alle zwei bis<br />
drei Monate an wechselnden Orten<br />
unter der Leitung unseres Ehrenvorsitzenden<br />
KarlPeter Naumann und des<br />
Bremer Landesvorsitzenden Prof. Dr.<br />
Jürgen Klimpel. <strong>Die</strong> Terminkoordination<br />
hat der stell ver tretende Hamburger Regionalverbandsvorsitzende<br />
HansUwe<br />
Kolle übernommen, unter dessen EMail<br />
Adresse Kolle@ProBahnSH.de auch<br />
die nächsten Termine abgefragt werden<br />
können.<br />
Probleme im Nah- und Regionalverkehr<br />
Während man im Fernverkehr noch auf<br />
mehr oder weniger einheitliche Tarifstrukturen<br />
trifft, ist der Nah und Regionalbereich<br />
lange nicht so übersichtlich.<br />
Dreht man die von der DB AG herausgegebene<br />
Fernverkehrskarte (ehemals Anlage<br />
zum Kursbuch) einmal um, so zeigt sich<br />
Deutschland als Flickenteppich von Tarifgebieten.<br />
Es gibt eine Unzahl unterschiedlich<br />
großer Verkehrsverbünde, z.B. solche,<br />
die sich über ganze Bundesländer erstre<br />
cken, aber auch kleine, die nur einzelne<br />
Kreise betreffen. Es gibt auch noch große<br />
Gebiete, die in keinem Verkehrsverbund<br />
liegen, die aber zumindest teilweise Übergangstarife<br />
zu angrenzenden Verbünden<br />
haben.<br />
Während man sich in der Regel in seinem<br />
örtlichen Tarifgebiet einigermaßen<br />
auskennt, muss man ein neues Fahrgast<br />
Abitur ablegen, wenn man sich in fremden<br />
Orten öffentlich fortbewegen will.<br />
Glücklich ist, wer sich nicht mit fremden<br />
Tarifen beschäftigen muss, weil er <strong>da</strong>nk<br />
Bahncard eine CityAnschlussfahrt bekommt,<br />
mit der er zu seinem Ziel innerhalb<br />
einer fremden Großstadt weiterfahren<br />
kann. Wenn nun auch noch die<br />
veröffentlichten Gebiete für die Freifahrt<br />
mit der örtlichen Realität übereinstimmen,<br />
<strong>da</strong>nn ist man fein raus.<br />
Länder-Tickets & Co. hilfreich<br />
Länder, QuerdurchsLand und Schönes<br />
WochenendeTickets <strong>sind</strong> auch hilfreich,<br />
vorausgesetzt, die befahrenen Verkehrsverbünde<br />
erkennen diese an. Welcher<br />
Fahrschein wo gilt, ist in der Regel nach<br />
langem Suchen auf den Internetseiten<br />
der DB AG zu finden. Aber selbst diese<br />
An gaben <strong>sind</strong> mit Vorsicht zu genießen: So<br />
wird z.B. nichts <strong>da</strong>rüber gesagt, <strong>da</strong>ss die<br />
Hamburger Schnellbusse nur mit 1. Klasse<br />
Fahrausweisen benutzt werden dürfen.<br />
Ein Nachlösen eines 1. KlasseZuschlags ist<br />
jedoch jederzeit möglich – man muss es nur<br />
wissen. Denn veröffentlicht ist diese Regelung<br />
im Tarifheft des Hamburger Verkehrsverbunds.<br />
Aber wer hat dies schon zur<br />
Vorbereitung seines HamburgBesuchs<br />
ge nauestens studiert? In Berlin gilt die<br />
Be nutzungsmöglichkeit von NichtDB<br />
Verkehrsmitteln nur innerhalb des SBahn<br />
Rings, in Schwerin überhaupt nicht.<br />
In einer fremden Stadt angekommen,<br />
versucht der gutwillige ehrliche Fahrgast<br />
sich nicht dem Ver<strong>da</strong>cht auszusetzen, als<br />
Fahrgeldhinterzieher unterwegs zu sein.<br />
Doch wo bekommt er die für ihn richtige<br />
Fahrkarte? Am Schalter, am Fahrkartenautomaten,<br />
beim Personal im Fahrzeug oder<br />
doch nur im Vorverkauf am Kiosk oder gar<br />
elektronisch? <strong>Und</strong> welche Fahrkarte ist die<br />
günstigste? Der Kurzstreckenfahrausweis,<br />
die Mittelstrecke oder die Langstrecke? Ist<br />
die Rückfahrt auf der selben Karte möglich<br />
oder gibt es eine Tages, 24Stunden oder<br />
Streifenkarte? Was ist der Unterschied<br />
zwischen Tageskarte mini, Tageskarte<br />
maxi, Gruppen, Fami lien und Partnerkarte?<br />
<strong>Die</strong> Fahrradmitnahme ist ebenso<br />
uneinheitlich geregelt wie die Mitnahme<br />
von Sachen, wenn man denn weiß, was<br />
<strong>da</strong>runter zu verstehen ist. Hierfür berechnet<br />
Wismar nämlich 1 EUR, lässt aber den<br />
Fahrgast im Unklaren, was gemeint ist.<br />
Das jeweilige örtliche Tarifbuch ist oft<br />
eines mit sieben Siegeln und noch mehr<br />
Ausnahmen. Will man sicher sein, hilft in<br />
der Regel nur die beherzte Befragung<br />
eines „Rotkäppchens“, wenn man <strong>da</strong>s<br />
Glück hat und eines findet.<br />
Viel zur Vereinfachung würde schon<br />
beitragen, wenn zumindest die Bezeichnungen<br />
einheitlich wären. Selbst eigentlich<br />
banale Begriffe wie der eines Kindes<br />
<strong>sind</strong> nicht bundeseinheitlich geregelt. Mal<br />
ist die Untergrenze vier, mal sechs, mal<br />
sieben Jahre. <strong>Die</strong> Obergrenze liegt bei<br />
zwölf, vierzehn oder fünfzehn (vollendeten?)<br />
Lebensjahren.<br />
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
kann lediglich Empfehlungen geben,<br />
die aber nur selten befolgt werden.<br />
<strong>Die</strong> AG Tarife hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, sich für eine Vereinheitlichung<br />
einzusetzen. Eigentlich wäre dies die Aufgabe<br />
einer staatlichen Stelle, aber diese ist<br />
bisher nicht ernannt worden.<br />
Auch Fragen des Vetriebs werden erörtert:<br />
Bleibt der öffentliche Verkehr auch<br />
zukünftig ein offenes System oder wird er<br />
für alle ohne Kundenkarte(n) geschlossen?<br />
Soll im Fernverkehr eine Reservierungspflicht<br />
eingeführt werden? <strong>Die</strong>se und viele<br />
andere Themen behandelt die AG Tarife<br />
des Fahrgastverbandes PRO BAHN.<br />
Hans-Uwe Kolle, Jürgen Klimpel,<br />
Karl-Peter Naumann<br />
derFahrgast 1/2013 35
derFahrgast-Partnerschaft<br />
Der Nahverkehr.info Mobi-Tipp<br />
Reiselust? <strong>Die</strong>se Kolumne bietet Ihnen Hinweise und Ideen für Ihre<br />
Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />
Heute möchten wir Ihnen ein weiteres Ausflugsangebot, welches einer unserer<br />
Regionalverbände für Mitglieder und Personen, die es noch wer den können,<br />
anbietet, sowie ein Unternehmen, <strong>da</strong>s Mitgliedern Rabatte einräumt, vorstellen.<br />
Regionalverband Braunschweig-Hildesheim:<br />
Ausflugsfahrten ohne Fahrplansorgen<br />
Der RV Braunschweig-Hildesheim bietet mehrmals jährlich Tagesfahrten zu interessanten<br />
Zielen der weiteren Umgebung an. Wir <strong>sind</strong> meist unterwegs mit Regelzügen,<br />
auf unseren Adventsfahrten chartern wir aber auch gerne Sonderzüge.<br />
Immer ist unsere erfahrene PRO BAHN-Reiseleitung <strong>da</strong>bei, die sich um alle Fragen<br />
beim Reisen kümmert. Unsere letzten Ziele lauteten z.B. Harzrundfahrt mit Dampf,<br />
Sächsische Schweiz, Wörlitz, Görlitz, Schiffsfahrt auf der Weser und Enschede<br />
(Niederlande). <strong>Die</strong> Termine erhalten PRO BAHN-Mitglieder automatisch mit den<br />
regelmäßigen Rundschreiben, veröffentlicht werden sie etwa sechs Wochen vor<br />
der Fahrt auf www.pro-bahn.de/braunschweig-hildesheim unter „Termine“. Auf<br />
der Homepage finden Sie auch Berichte über die letzten Fahrten. Übrigens: PRO<br />
BAHN-Mitglieder erhalten immer eine Ermäßigung von mindestens 5 EUR!<br />
Der nächste Termin ist am 23. Februar 2013, die Fahrt führt durch den Harz.<br />
Reise-Service-Reiner, Bahntouristik-Gruppenreisen<br />
Das Reiseangebot des Teams um Thomas Denkel besteht im Wesentlichen aus<br />
Gruppenreisen mit der Bahn innerhalb Deutschlands sowie ins benachbarte Ausland.<br />
Sie finden <strong>da</strong>rin Altbewährtes wie z.B. den Klassiker Glacier- und Bernina-Express<br />
oder die beliebte Tour zur Insel Rügen. Jährlich werden aber auch<br />
neue Touren für Sie zusammengestellt, um weitere Möglichkeiten aufzuzeigen,<br />
unser wunderschönes Land sowie unsere Nachbarländer zu „erfahren“ und zu<br />
ent decken. <strong>Die</strong> An- und Abreise zu den Reisezielen erfolgt komfortabel, schnell<br />
und sicher mit der Bahn. Ausflüge und Rundfahrten finden ebenfalls per Bahn<br />
oder – wo sinnvoll bzw. notwendig – mit vor Ort angemieteten Bussen statt.<br />
Ein erfahrener Reiseleiter steht Ihnen während der gesamten Reise mit Rat und<br />
Tat als Ansprechpartner zur Verfügung und macht über <strong>da</strong>s reguläre Programm<br />
hi naus Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen. Im Rahmen offizieller Führungen<br />
werden Sie zusätzlich von qualifizierten, örtlichen Gästeführern betreut,<br />
die Ihnen auf unterhaltsame Art ihre Heimat erklären. Wichtig ist auch die Auswahl<br />
des Hotels, es wird großer Wert auf eine zentrale Lage und mindestens<br />
3*-Komfort in zeitgemäßem, angenehmem Ambiente gelegt. <strong>Die</strong> Ziele und Termine<br />
finden Sie im Internet auf www.reise-service-reiner.de. Dort haben Sie<br />
auch die Möglichkeit, online zu buchen. Vorteil für PRO BAHN-Mitglieder: Sie<br />
und Ihre Mitreisenden erhalten 5 % Rabatt auf den Grundpreis im DZ oder EZ der<br />
jeweiligen Reise.<br />
Jörg Bruchertseifer<br />
E-Mail-Kontakt: mobi-tipp@der-fahrgast.de<br />
Fahrgastverband PRO BAHN intern<br />
Bundesverkehrswegeplan<br />
für Bayern<br />
n Zur Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans<br />
(BVWP) hat der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN Vorschläge und Kommentare<br />
an Verkehrsminister Martin Zeil<br />
geschickt. „Wir würden uns freuen, wenn<br />
die Anmeldungen zum BVWP den immer<br />
wieder verkündeten Willen für einen verstärkten<br />
Ausbau der Schiene widerspiegeln<br />
würden“, so der Vorsitzende von PRO BAHN<br />
Bayern, Matthias Wiegner. Konkret fordert<br />
der Fahrgastverband eine groß angelegte<br />
Initiative zur Elektrifizierung des bayerischen<br />
Schienennetzes. Das Ziel, Ressourcen<br />
zu sparen und dem Klimawandel entgegenzuwirken,<br />
könne so auf wirksame Weise unterstützt<br />
werden. Zudem fordert PRO BAHN<br />
Bayern die Umsetzung zahlreicher, schnell<br />
zu realisierender Maßnahmen, die eine hohe<br />
Pünktlichkeit und die Sicherstellung von<br />
Umsteigeverbindungen garantieren können.<br />
„Vor allem denken wir hier an zweigleisige<br />
Abschnitte und wieder mehr Bahnhöfe,<br />
an denen sich Züge auf eingleisigen<br />
Strecken begegnen können“, so Wiegner.<br />
Fahrgastbeirat ehrt<br />
Busfahrer<br />
n Der Fahrgastbeirat Schleswig-Holstein,<br />
in dem der Fahrgastverband PRO BAHN<br />
vertreten ist, verleiht seinen diesjährigen<br />
ÖPNV-Preis an die KViP-Busfahrer Thomas<br />
Gundlach und Hartmut Rathke sowie die<br />
Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg<br />
(KViP) für ihr Engagement zur schnellen Bereitstellung<br />
eines Busnotverkehrs. „Um die<br />
in Elmshorn und Pinneberg gestrandeten<br />
Fahrgäste möglichst schnell noch zu ihrem<br />
Fahrtziel zu bringen, haben beide Busfahrer<br />
mit Unterstützung der Betriebsleitzentrale<br />
der KViP <strong>da</strong>s gemacht, was in diesem Falle<br />
einfach naheliegend gewesen ist: Sie haben<br />
ihren regulären Busfahrten eine Tour nach<br />
Pinneberg und Elmshorn angehängt, sich<br />
auf diese Art und Weise zu später Stunde<br />
vorbildlich um die Fahrgäste gekümmert<br />
und sie zeitnah nach Hause gebracht“, so<br />
Stefan Barkleit, Vorsitzender des Fahrgastbeirates<br />
Schleswig-Holstein. „So viel Engagement<br />
für die Fahrgäste, wenn es bei der<br />
Bahn einmal nicht rund läuft, wünschen wir<br />
uns öfter“. Beide Busfahrer hatten während<br />
einer außerplanmäßigen Sperrung der<br />
Bahnstrecke zwischen Elmshorn und Pinneberg<br />
an einem Novemberabend des vergangenen<br />
Jahres aus eigener Initiative heraus<br />
mit Unterstützung der Betriebsleitzentrale<br />
der KViP einen Busnotverkehr organisiert.<br />
36 derFahrgast 1/2013
Fahrgastverband PRO BAHN intern derFahrgast<br />
Aktion zum „Bahnhof des<br />
Jahres“<br />
n Der Fahrgastverband PRO BAHN hat<br />
Ende Januar eine Publikumsaktion zum<br />
„Bahnhof des Jahres 2013“ gestartet. Der<br />
Regionalvorsitzende Gerd Aschoff (Südniedersachsen)<br />
fordert die Bevölkerung<br />
und die am Bahnverkehr interessierten Institutionen<br />
in Politik und Wirtschaft auf,<br />
für Göttingen zu stimmen. Der hie sige<br />
Bahnhof habe nach vielen Verbesserungen<br />
im Gebäude selbst und im Umfeld<br />
„einen hervorragenden Stan<strong>da</strong>rd erreicht,<br />
für den uns andere zu Recht<br />
beneiden.“<br />
Nach der energetischen Sanierung des<br />
Gebäudes sowie dem Einbau von Aufzügen<br />
und neuen Wartebereichen an den<br />
ICE-Bahnsteigen hebt der Fahrgastverband<br />
die 1.600 neuen Fahrradständer auf<br />
dem Bahnhofsvorplatz hervor. <strong>Die</strong> Stadt<br />
sorge zusammen mit dem Land Niedersachsen<br />
mittels neuer Abstellanlagen für<br />
deutlich mehr Sicherheit, die vor allem für<br />
die Fußgänger von großer Bedeutung sei.<br />
Zweifelhafte<br />
Informationspolitik<br />
des KVV<br />
n Anlässlich der zum Sonntag, den 9. Dezember<br />
2012 in Kraft getretenen Preiserhöhung<br />
hat der Fahrgastverband PRO<br />
BAHN <strong>da</strong>rauf hingewiesen, <strong>da</strong>ss die Preiserhöhung<br />
deutlich höher ausfällt als der<br />
Betrag von 4,2 Prozent, den der Karlsruher<br />
Verkehrsverbund (KVV) in seinen Veröffentlichungen<br />
als durchschnittliche Preiserhöhung<br />
nennt. Von den 21 Einzelpreisen,<br />
die der KVV in seiner Pressemitteilung<br />
zur Fahrpreisanpassung anführt, werden<br />
lediglich drei um einen Prozentsatz erhöht,<br />
der geringfügig unter dem angegebenen<br />
angeblichen Durchschnittssatz<br />
liegt. Alle anderen 18 Einzeltarife werden<br />
um einen zum Teil deutlich höheren und<br />
durchaus auch zweistelligen Prozentsatz<br />
erhöht. Ähnliche Preiserhöhungen <strong>sind</strong><br />
bei dort nicht genannten Einzeltarifen zu<br />
beobachten. Dabei <strong>sind</strong> versteckte Preiserhöhungen<br />
nicht berücksichtigt, die sich<br />
aus einer Verschlechterung der Nutzungsbedingungen<br />
einzelner Tarife ergeben.<br />
So dürfte die Verteuerung für die beliebten<br />
24-Stunden-Karten angesichts der Verkürzung<br />
der Nutzungs<strong>da</strong>uer mit rund<br />
40 Prozent zu bemessen sein. Auch die ge-<br />
Steht der „Bahnhof des Jahres 2013“ bald in der Fahrradhochburg Göttingen?<br />
PRO BAHN äußerte die Erwartung, <strong>da</strong>ss im<br />
Mai des laufenden Jahres nun noch die<br />
elektronischen Anzeigen auf dem Busbahnhof<br />
(ZOB) erneuert werden.<br />
Jährlich ermittelt die „Allianz pro<br />
Schiene“ in Berlin Deutschlands „Bahnhof<br />
des Jahres“. Je mehr Einsendungen für<br />
Versteckte Preiserhöhungen rings um die Pyramide: Der Fahrgastverband PRO BAHN empfiehlt<br />
den Kauf einer Bahncard zur Abschwächung der Preiserhöhungen.<br />
genüber den Vorjahren verkürzte Aufbrauchfrist<br />
für vor dem 9. Dezember 2012<br />
gekaufte Fahrkarten ist angesichts der<br />
Höhe der Preiserhöhung nicht begreiflich.<br />
Für den Fahrgastverband ist es nicht<br />
nachvollziehbar, wenn der KVV die Berechnung<br />
der durchschnittlichen Preiserhöhung<br />
von angeblich „nur“ 4,2 Prozent<br />
<strong>da</strong>mit begründet, <strong>da</strong>ss die nachfrage-<br />
den Bahnhof Göttingen eintreffen, desto<br />
größer ist die Chance, <strong>da</strong>ss der Bahnhof<br />
in die Schlussphase kommt, in der eine<br />
Fachjury die Bahnhöfe überprüft und bewertet.<br />
stärksten Fahrkarten unter dem Durchschnitt<br />
angepasst worden seien.<br />
Der Fahrgastverband PRO BAHN empfiehlt<br />
den Kunden des KVV zur Abschwächung<br />
der Preiserhöhung den Kauf einer<br />
Bahncard. <strong>Die</strong> Ermäßigung auf Einzelfahrkarten<br />
durch die Bahncard gilt im gesamten<br />
Tarifgebiet des KVV und beträgt 20 bis<br />
25 Prozent.<br />
derFahrgast 1/2013 37<br />
Fotos: © Matthias Oomen (2)
derFahrgast<br />
Der PRO BAHN-Bundesvorstand informiert:<br />
Mitgliederservice<br />
Der Bundesvorstand des Fahrgastverbandes PRO BAHN<br />
möchte die interne Kommunikation und den Erfahrungsaustausch<br />
im Verband verbessern. Dazu veröffentlichen<br />
wir hier unsere Informationsquellen im Internet.<br />
u Wo und wie meldet man sich zu Mailinglisten und Newslettern des<br />
Fahrgastverbandes PRO BAHN an?<br />
www.pro-bahn.de/members/ (nur für Mitglieder)<br />
u Wo findet man wichtige Adressen des Fahrgastverbandes PRO BAHN?<br />
www.pro-bahn.de/adressen<br />
Neben Briefpost-, E-Mail-Adressen und Telefonnummern findet man<br />
hier Links zu Webseiten von PRO BAHN-Untergliederungen.<br />
u Wo wird man immer auf wichtige aktuelle Themen hingewiesen?<br />
www.pro-bahn.de/aktuell/<br />
Aktuelle Seiten von Landes- und Regionalverbänden findet man über <strong>da</strong>s<br />
Menü auf der linken Seite oder auf den eigenen Seiten der Untergliederungen,<br />
die man über die oben genannte Adressseite findet.<br />
u Wo findet man Positionen des Fahrgastverbandes PRO BAHN?<br />
www.pro-bahn.de/disk/ (in Auswahl)<br />
Im links stehenden Menü <strong>sind</strong> die Positionen in folgende Unterpunkte aufgeteilt:<br />
Bahnpolitik, Angebot/Tarife, Fahrgastrechte und Verschiedenes.<br />
u Wo findet man Pressemitteilungen des Fahrgastverbandes PRO BAHN?<br />
www.pro-bahn.de/presse<br />
Im Menü links chronologisch unterteilt. Weitere Pressemitteilungen gibt<br />
es auf Webseiten der Untergliederungen, die über die Adressseite<br />
erreichbar <strong>sind</strong>.<br />
u Wo findet man Verweise auf Fakten und Hintergründe zum<br />
öffentlichen Verkehr?<br />
www.pro-bahn.de/links<br />
Auf der linken Seite im Menü ist <strong>da</strong>s Thema in einige Unterpunkte<br />
unterteilt.<br />
u Sie haben eine Beschwerde, Anregung oder sonstigen Kummer<br />
zum öffentlichen Verkehr?<br />
www.pro-bahn.de/meinung<br />
u Sie möchten gerne Mitglied im Fahrgastverband PRO BAHN werden?<br />
Schauen Sie auf die Seite www.pro-bahn.de/beitritt/<br />
Das gilt auch, wenn zunächst nur weitere Informationen angefordert<br />
werden sollen.<br />
<strong>Die</strong>se Liste konzentriert sich auf OnlineInformationen und lässt Printmedien<br />
wie derFahrgast und zahlreiche regionale Zeitschriften der Untergliederungen,<br />
die zum Teil auch online verfügbar <strong>sind</strong>, außen vor. Mit den genannten<br />
Links sollte es aber einfach sein, diese und andere Themen im Internet zu<br />
finden.<br />
Für weitergehende Fragen, Ergänzungen und Wünsche wenden Sie sich<br />
bitte per EMail an: mitgliederservice@pro-bahn.de (für Mitglieder) oder<br />
an die unter www.pro-bahn.de/mail.htm genannten Adressen.<br />
(jb/el)<br />
Fahrgastverband PRO BAHN intern<br />
PRO Bahn kritisiert Landrat<br />
n Der Fahrgastverband PRO BAHN Starkenburg<br />
kritisiert die Vorstellungen von Landrat<br />
Matthias Wilkes zur Entwicklung des<br />
Schienennetzes in Südhessen. Landrat Wilkes<br />
ist der Auffassung, <strong>da</strong>ss statt einer Neubaustrecke<br />
für den Reisezugverkehr von<br />
Frankfurt nach Mannheim der Neubau einer<br />
Güterverkehrsstrecke genüge.<br />
Nach Auffassung von PRO BAHN benötigt<br />
die regionale Wirtschaft ihren Schienenanschluss<br />
über <strong>da</strong>s vorhandene Netz<br />
und den Mannheimer Rangierbahnhof sowie<br />
an die Häfen in Mannheim, Mainz und<br />
Frankfurt. <strong>Die</strong> vom Landrat geforderte,<br />
möglichst siedlungsferne Entlastungsstrecke<br />
erscheint dem Fahrgastverband <strong>da</strong>her<br />
wenig zweckmäßig.<br />
Unterwegshalte<br />
nicht abhängen<br />
n Als Fehler bezeichnet der Fahrgastverband<br />
PRO BAHN Hessen, <strong>da</strong>ss die Regional-<br />
Express-Züge der Hessischen Landesbahn<br />
(HLB) voraussichtlich ab Ende 2013 nicht<br />
mehr zwischen Gießen und Marburg halten<br />
sollen, ohne <strong>da</strong>ss hierfür Ersatzlösungen<br />
angeboten werden. Zwar müsse es Ziel sein,<br />
Oberzentren wie Gießen und Marburg mit<br />
schnellen Zugverbindungen an Metropolen<br />
wie <strong>da</strong>s Rhein-Main-Gebiet anzubinden, jedoch<br />
dürfe dies nicht ohne Ersatzlösungen<br />
für die Unterwegshalte geschehen. Der<br />
Landesausschuss von PRO BAHN Hessen hat<br />
zu diesem Thema am 7. November 2012 ein<br />
10-Punkte-Papier beschlossen, so der Landesvorsitzende<br />
Thomas Kraft.<br />
Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert,<br />
ersatzweise Regionalbahn-Verbindungen<br />
für die bei den Regional-Express-Zügen entfallenden<br />
Unterwegshalte zwischen Gießen<br />
und Marburg einzurichten. Es müsste <strong>da</strong>nn<br />
in Gießen bequeme und kurze Umsteigebeziehungen<br />
in Richtung Frankfurt geben.<br />
Soll demnächst bis Gießen nicht mehr auf<br />
Unterwegsstationen halten: Regional-Express<br />
von Marburg nach Frankfurt. PRO BAHN<br />
fordert Ersatz.<br />
38 derFahrgast 1/2013<br />
Foto: © Rainer Engel
Güterverkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene<br />
Mit der RoLa dem Ziel<br />
ein Stück näher kommen<br />
In der Politik steht stets <strong>da</strong>s Ziel vor Augen, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern,<br />
um Straßen, Kommunen und Umwelt vom Lkw-Verkehr zu entlasten. Einige Nachbarländer arbeiten<br />
deutlich stärker <strong>da</strong>ran, wobei die Rollende Landstraße (RoLa) als ein recht einfach umzusetzendes<br />
Modell in Ergänzung zu vielen anderen Möglichkeiten des Schienengütertransports ihren Anteil <strong>da</strong>zu<br />
beiträgt.<br />
Von Marcel Drews<br />
In zahlreichen Kommunen entlang der<br />
Bundesstraße 104 formiert sich seit<br />
Jahren Bürgerprotest aufgrund des immer<br />
stärker werdenden Lkw-Verkehrs.<br />
So kamen <strong>da</strong>zu aus Löcknitz, wenige<br />
Kilo meter von der deutsch-polnischen<br />
Grenze entfernt, Forderungen nach einem<br />
Nachtfahrverbot, die vom zuständigen<br />
Landesverkehrsministerium in Schwerin<br />
abgelehnt wurden. <strong>Die</strong> Begründung: So<br />
würde <strong>da</strong>s Problem nur auf andere Routen<br />
und Kommunen verlagert. Ursache des<br />
hohen Verkehrsaufkommens <strong>sind</strong> u.a.<br />
stetige Warenströme zwischen dem polnischen<br />
Ballungsraum Stettin und Hamburg,<br />
auch in Hinblick auf den dortigen Hafen.<br />
Auf der parallel führenden Bahnroute<br />
von rund 360 Kilometern gibt es auf der<br />
Gesamtrelation <strong>da</strong>gegen keinen einzigen<br />
Güterzug. Auch auf vielen anderen Relationen<br />
in Deutschland und zu anderen<br />
benachbarten Ländern können ähnliche<br />
Beobachtungen gemacht werden. Doch<br />
woran scheitert die Bestrebung, Güter<br />
von der Straße auf die Schiene zu verlagern?<br />
<strong>Die</strong> wesentlichen Gründe:<br />
• für jeden Kilometer Gütertransport über<br />
die Schiene fallen Trassengebühren an<br />
• <strong>da</strong>gegen keine Benutzungsgebühren<br />
(Maut) auf Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen<br />
• Maut auf Autobahnen und vierspurigen<br />
Bundesstraßen pro Kilometer ist<br />
deutlich niedriger als auf der Schiene g<br />
besonders Einzelwagenverkehr auf der<br />
Schiene ist somit meist unverhältnismäßig<br />
teurer<br />
• Vor- und Nachlaufzeiten des eigentlichen<br />
Transports auf der Schiene (Umladung,<br />
ggf. Vor- und Nachlauf mit dem<br />
Lkw, Zugzusammenstellung auf Rangieranlagen)<br />
nehmen zusätzliche Zeit in<br />
Anspruch<br />
Insbesondere letzter Grund führte auch<br />
<strong>da</strong>zu, <strong>da</strong>ss die Schiene nach und nach an<br />
Marktanteil verloren hat.<br />
Der Handel von Gebrauchsgütern hat<br />
sich in den letzten Jahrzehnten stark in<br />
eine „Just-in-time“-Wirtschaft entwickelt.<br />
D.h. benötigte Güter müssen zu dem Zeitpunkt<br />
beim Empfänger eintreffen, zu<br />
dem diese benötigt werden. Einen Teil der<br />
just-in-time-beförderten Güter bilden die<br />
sogenannten 24 Stunden-<strong>Die</strong>nste. <strong>Die</strong>se<br />
besonders eilbedürftigen Güter führen<br />
beim Transport zu zusätzlichem Zeitdruck.<br />
Der Anteil der besonders eilbedürftigen<br />
Güter am gesamten Güterverkehrsaufkommen,<br />
<strong>da</strong>s per Lkw transportiert wird,<br />
macht ungefähr 20 Prozent aus.<br />
Ein Blick in die Schweiz zeigt, <strong>da</strong>ss auch<br />
kombinierte Verkehre über Straße und<br />
Schiene möglich <strong>sind</strong>, bei dem der zeitliche<br />
Faktor Berücksichtigung findet. Seit<br />
2001 ist die RALpin AG mit der RoLa im<br />
alpenquerenden Nord-Süd-Verkehr im<br />
derFahrgast 1/2013 39<br />
Fotos: Marcel Drews (4)
derFahrgast<br />
Auftrag des schweizerischen Bundesamtes<br />
für Verkehr (BAV) aktiv. Lkw in-<br />
klusive Fahrer können so bei Nutzung des<br />
An gebotes zwischen Freiburg im Breisgau<br />
und Novara (Italien) sowie zwischen<br />
Basel und Lugano die Alpen auf spe ziellen<br />
Niederflurtragwagen und jeweils<br />
einem Personenbegleitwagen pro Zug<br />
passieren.<br />
Allein im Jahr 2011 konnten mit 6.041<br />
Zügen 104.233 Lkw bei 83 Prozent Auslastung<br />
auf der 414 Kilometer langen<br />
Strecke zwischen Freiburg und Novara befördert<br />
und somit von der Straße auf die<br />
Schiene verlagert werden.<br />
Der Erfolg dieses Angebotes beruht auf<br />
zwölf wesentlichen Gründen:<br />
• fester Fahrplan (mehrere Zugpaare pro<br />
Tag/Nacht)<br />
• Verkehr auch bei schlechter Witterung<br />
• keine Schneeketten für den Alpentransit<br />
montieren<br />
• keine Behinderung durch Straßenkontrollen<br />
oder Stau<br />
• keine Zollformalitäten<br />
• gesetzliche Lenk- und Ruhezeiten werden<br />
eingehalten<br />
• Fahrer können während der Bahnfahrt<br />
im Liegewagen ihre Ruhezeit verbringen<br />
und am Zielbahnhof sogleich die<br />
Fahrt fortsetzen<br />
• Einsatz Lastwagen und Fahrer optimal<br />
planbar<br />
• Disposition rund um die Uhr<br />
• Nachtfahrverbot umgehen<br />
• Lebens<strong>da</strong>uer der Lastwagen steigern,<br />
Sprit und andere Unterhaltskosten senken,<br />
Produktivität und Gewinn der<br />
Transporte steigern<br />
• spart Kosten und schont die Umwelt<br />
Einige der Gründe treffen zwar speziell<br />
nur auf die Schweiz zu, die meisten <strong>da</strong>von<br />
können aber auch in jedem anderen EU-<br />
Land voll zu Geltung kommen.<br />
Für die Nutzung des RALpin-Angebotes<br />
gelten einige allgemeine Bedingungen:<br />
<strong>Die</strong> maximale Eckhöhe des Lkw <strong>da</strong>rf vier<br />
Meter nicht überschreiten. Für die Länge<br />
gilt 18,60 Meter und in der Breite 2,50 Meter<br />
(2,60 Meter bei 3,96 Meter Eckhöhe).<br />
Das zulässige Maximalgewicht pro Lkw<br />
beträgt normalerweise 40 Tonnen und erlaubt<br />
im Vor- und Nachlauf zum nächsten<br />
geeigneten Umschlagbahnhof im Kombinierten<br />
Verkehr 44 Tonnen. Je nach Niederflurtragwagentyp<br />
können im Zug bis<br />
42 oder 44 Tonnen berücksichtigt werden.<br />
Ein Check-in muss in der Regel spätestens<br />
eine Stunde vor Abfahrt des Zuges erfolgt<br />
sein, <strong>da</strong>mit die Züge pünktlich bis zur Abfahrtszeit<br />
mit den Lkw beladen <strong>sind</strong>. Das<br />
Entladen der Züge am Zielbahnhof <strong>da</strong>uert<br />
etwa eine halbe Stunde. Damit kann <strong>da</strong>s<br />
Angebot zeitlich und finanziell durchaus<br />
auch mit den parallel auf der Straße fahrenden<br />
Lkw mithalten. Denn auf der Straßenroute<br />
<strong>sind</strong> Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten<br />
und in der Schweiz ist für den<br />
Transit auf dem gesamten Straßennetz<br />
eine Straßenschwerlastabgabe zu entrichten.<br />
Auch Staus <strong>sind</strong> mit einzuplanen. Beispielsweise<br />
gelten bei der Fahrt durch den<br />
Gotthardtunnel für Lkw besondere Bedingungen.<br />
U.a. müssen Lkw und Busse aus<br />
Sicherheitsgründen in einem Abstand von<br />
mindestens 150 Metern fahren. Somit <strong>sind</strong><br />
bei größerem Lkw-Aufkommen Rückstaus<br />
unvermeidbar.<br />
<strong>Die</strong>se Entwicklung und diese Möglichkeit,<br />
Güterverkehre zu bündeln, liegen<br />
u.a. in der Schweizer Verlagerungspolitik,<br />
die ihren Ursprung im Jahr 1991 hat. Parla-<br />
Blick auf die Küchenwand des Aufenthaltsraumes eines<br />
RALpin-Personenbegleitwagens. Modern ausgestattet kann<br />
die Ruhezeit auch optimal für <strong>da</strong>s leibliche Wohl der Lkw-<br />
Fahrer genutzt werden. Mit der eingebauten Notsprechstelle<br />
kann bei Gefahr Kontakt zum Lokführer aufgenommen<br />
werden. Reisewagen der Rollenden Landstraße<br />
Güterverkehr<br />
ment und Stimmbürger beschließen zu<br />
dem Zeitpunkt die Verlagerung des alpenquerenden<br />
Straßenverkehrs auf die Schiene.<br />
Damit war auch der Startschuss für den<br />
Aufbau und die Anpassung der notwendigen<br />
Infrastruktur gegeben. Einen wesentlichen<br />
Teil <strong>da</strong>zu soll auch die 1992 vom<br />
Schweizer Volk beschlossene Neue Eisenbahnalpentransversale<br />
(NEAT) beitragen,<br />
die u.a. einen Basistunnel am Gotthard<br />
(57 Kilometer Länge, Eröffnung voraussichtlich<br />
2017) vorsieht.<br />
RoLa auch in Österreich durch<br />
Lenkungsmaßnahmen attraktiv<br />
<strong>Die</strong> RoLa funktioniert nicht nur im Schweizer<br />
Transitverkehr über die Alpen. Auch<br />
für Österreich hat dieses Modell, betrieben<br />
durch die Ökombi GmbH, Funktions-<br />
und Vorbildcharakter. Zur Verlagerung<br />
trägt dort u.a. bei, <strong>da</strong>ss sich für die in<br />
Österreich angemeldeten Lkw mit jeder<br />
RoLa-Fahrt die Kfz-Steuer reduziert. Allgemein<br />
kommt dem Angebot zusätzlich<br />
noch der Vorteil zugute, <strong>da</strong>ss die RoLa<br />
auch für Lkw geeignet ist, die aus einer<br />
fes ten Einheit von Zugmaschine und Ladeeinheit<br />
für die Güter bestehen, die sich<br />
nicht wie Sattelauflieger und Zugmaschine<br />
voneinander trennen lassen.<br />
In Deutschland gibt es <strong>da</strong>gegen seitens<br />
der Politik nur relativ wenige Maßnahmen,<br />
um eine Verlagerung der Gütertransporte<br />
von der Straße auf die Schiene<br />
zu erreichen, obwohl dieses Ziel stetig in<br />
den Koalitionsverträgen von Bund und<br />
Ländern auftaucht. <strong>Die</strong> eingeführte Lkw-<br />
Maut für Autobahnen und einige vierspurige<br />
Bundesstraßen ist für viele Transportunternehmen<br />
und Speditionen immer<br />
noch günstiger, als wenn sie die Güter<br />
über die Schiene transportieren lassen.<br />
Für die Umsetzung einer RoLa zwischen<br />
zwei Verladepunkten ist nur eine<br />
relativ einfache Terminalinfrastruktur er-<br />
40 derFahrgast 1/2013
Güterverkehr derFahrgast<br />
Anstehen an der Terminalzufahrt: Ohne <strong>da</strong>ss es einen Zwang zur Nutzung der RoLa gibt, bildet sich vor der Terminalzufahrt<br />
in Freiburg im Breisgau eine lange Schlange, um bei den nächsten Abfahrten nach Italien mitzukommen.<br />
forderlich. <strong>Die</strong>se besteht neben dem Fahrzeugmaterial<br />
im Wesentlichen aus einer<br />
Waage, einem von Straßenfahrzeugen zu<br />
befahrenden Gleis und einer Auffahrrampe,<br />
die es auch in beweglich-fahrbaren<br />
Ausführungen gibt.<br />
Alternativ zur RoLa gibt es noch die<br />
Möglichkeit des unbegleiteten kombinierten<br />
Straßen-Schienen-Güterverkehrs<br />
mittels Wechselbrücke oder Sattelauflieger,<br />
wobei nur die Wechselbrücke oder<br />
der Sattelauflieger auf einen Niederflurwagen<br />
verladen wird und die Zugmaschine<br />
am Abladebahnhof zurück bleibt. Am<br />
Entladebahnhof werden die genannten<br />
Transportbehälter von einer anderen Zugmaschine<br />
abgeholt und weiter zum Empfänger<br />
transportiert. Hierbei ist jeweils<br />
mindestens eine Stunde für Verladung<br />
und Entladung im gesamten Gütertransport<br />
anzurechnen. <strong>Die</strong>ser etwas größere<br />
Zeitaufwand kann sich durchaus auf<br />
die Produktion beim Versender oder Empfänger<br />
auswirken, weshalb dieses Modell<br />
nicht so ohne weiteres als grund sätzliche<br />
Möglichkeit einer Verkehrsverlagerung<br />
infrage kommt. Ein weiterer Nachteil dieses<br />
Modells ist, <strong>da</strong>ss für eine reibungslose<br />
Transportkette immer zwei Zugmaschinen<br />
disponiert werden müssen.<br />
<strong>Die</strong> RoLa kann somit als Ergänzung für<br />
eher zeitkritische Gütertransporte insbesondere<br />
in Bezug auf die Transportorganisation<br />
angesehen werden.<br />
Ertüchtigung der Schienenstrecken<br />
Unabhängig <strong>da</strong>von müssen für eine einfachere<br />
Verlagerung auch die Schienenstrecken<br />
geeignet sein, um zusätzliche<br />
Güterverkehre für eine der beiden Modelle<br />
aufnehmen zu können. Entscheidend<br />
hierbei ist vor allem auch <strong>da</strong>s Lichtraumprofil,<br />
<strong>da</strong>s für Lkw bzw. Auflieger eine Eckhöhe<br />
von vier Metern mit einer Breite von<br />
bis zu 2,60 Meter erfüllen muss und durch<br />
Ausbau oder Bestandserhaltungsmaßnahmen<br />
realisiert werden kann. Denn diese<br />
Maße entsprechen den heute üblichen<br />
Lkw-Straßenfahrzeugen. In der Schweiz<br />
ist dies bereits erkannt mit der Notwendigkeit,<br />
nicht nur den Gotthardbasistunnel,<br />
sondern die gesamte Gotthar<strong>da</strong>chse<br />
von 3,80 Meter Eckhöhe auf vier Meter<br />
ausbauen zu müssen, um <strong>da</strong>s Verlagerungsziel<br />
erreichen und einhalten zu können.<br />
Eine Umsetzung dieser Maßnahmen<br />
steht jedoch noch nicht genau fest.<br />
Neben einem passenden Lichtraumprofil,<br />
<strong>da</strong>s derzeit noch nicht flächendeckend<br />
gegeben ist, müsste die deutsche<br />
Politik auch <strong>da</strong>für sorgen, <strong>da</strong>ss auf potenziellen<br />
Strecken für solche Güterverkehre<br />
auch ausreichend Trassenkapazitäten geschaffen<br />
werden. Viele teilweise eingleisige<br />
Strecken, die Mittel- und Oberzentren<br />
mit den wirtschaftlichen Metropolregionen<br />
verbinden wie z.B. die Teilstrecke<br />
Cuxhaven – Bremerhaven, weisen fast nur<br />
noch Trassen für den SPNV auf. Regional-,<br />
Landes-, und Bundespolitik müssten des-<br />
halb für <strong>da</strong>s Verlagerungsziel mehr auf<br />
eine erforderliche Anpassung der Strecken<br />
hinarbeiten, als einem Rückbau still<br />
zuzustimmen.<br />
Nutzen für die Fahrgäste<br />
Was hätten wir Fahrgäste <strong>da</strong>von? Neuer<br />
Güterverkehr auf der Schiene könnte sich<br />
unter Umständen auch positiv auf den<br />
Personenverkehr auswirken. <strong>Und</strong> zwar<br />
durch zusätzliche Trassengeldeinnahmen,<br />
wenn bislang Züge des SPNV die einzigen<br />
Trassengelderlöse erbringen. In Abhängigkeit<br />
von der Höhe der zusätzlichen Einnahmen<br />
könnten somit die Trassenpreise<br />
für SPNV-Züge gesenkt und eingesparte<br />
Mittel für andere SPNV-Angebote verwendet<br />
werden. Insbesondere <strong>da</strong>, wo pro<br />
Stunde und Richtung nur ausschließlich<br />
ein SPNV-Zug fährt, könnte neuer Güterverkehr<br />
somit nützlich sein. Zudem können<br />
sich zusätzliche Trassenkapazitäten<br />
auch im weiteren Sinn generell für den<br />
Schienenpersonenverkehr positiv auswirken<br />
und müssen nicht auf reine SPNV-<br />
Strecken beschränkt bleiben, etwa um so<br />
Verspätungen besser ausgleichen oder<br />
Entlastungszüge einsetzen zu können, zu<br />
Zeiten, in denen keine Gütertransporte<br />
unterwegs <strong>sind</strong>. Auch eine solche Lenkungsfunktion<br />
mit Auswirkungen für einen<br />
attraktiveren Schienenpersonenverkehr<br />
wäre eine Aufgabe für die Politik.<br />
derFahrgast 1/2013 41
derFahrgast<br />
Herr Bundesverkehrsminister<br />
Dr. Peter Ramsauer<br />
Invalidenstraße 44<br />
10115 Berlin<br />
Zwischen Betreuungsgeld und Praxisgebühr: Almosen für die Schiene 1. Februar 2013<br />
Sehr geehrter Herr Bundesverkehrsminister!<br />
Also eigentlich <strong>da</strong>chten wir eine Zeit lang, <strong>da</strong>ss wir Sie an dieser Stelle ausdrücklich loben dürfen.<br />
Schließlich haben Sie in der Koalitionsklausur, die öffentlich im Wesentlichen aus der Schlichtung<br />
zu Betreuungsgeld und Praxisgebühren bestand, auch an die Unterfinanzierung der Verkehrswege<br />
ge<strong>da</strong>cht und einen Zuwachs Ihres Etats mit ins Feld geführt.<br />
Das alleine war schon mal gut, schließlich kann man nie genug <strong>da</strong>rauf hinweisen, <strong>da</strong>ss es in Deutschland<br />
an Geld für Infrastruktur mangelt.<br />
Noch besser war, <strong>da</strong>ss Sie sich auch durchgesetzt haben: Ihr Haus hat demnächst 750 Mio. EUR mehr zur<br />
Verfügung.<br />
Aber wie so häufig muss man zweimal hinsehen. Beim ersten Blick sieht man die vielen, vielen Millionen,<br />
beim zweiten Blick wird klar: Der Löwenanteil von 570 Mio. EUR geht an die Bundesfernstraßen, die<br />
Binnenschifffahrt bekommt 140 Mio. EUR, die Schiene muss sich mit dem lausigen Rest von 40 Mio. EUR<br />
begnügen.<br />
40 Mio. EUR zusätzlich, obwohl der Schienenfinanzierung allein für die mittelfristige Umsetzung des<br />
vordringlichen Be<strong>da</strong>rfs des Bundesverkehrswegeplans Jahr für Jahr 1 Mrd. EUR fehlt?<br />
Woran es liegt? <strong>Die</strong> Planungen für neue Bundesstraßen und Bundeswasserwege werden heute staatlich<br />
vorfinanziert. Wer hingegen Eisenbahnstrecken ohne Finanzierungsvereinbarung vorausschauend<br />
plant, bleibt auf den Planungskosten sitzen. So kann die Schiene am Ende nicht mehr Geld als<br />
40 Mio. EUR abgreifen, weil im Gegensatz zu Asphalt und Wasser keine fertigen Planungen in der<br />
Schublade liegen.<br />
Nein, Herr Minister – wir loben Sie <strong>da</strong>nn doch nicht, schließlich ist dieser Systemfehler schon lange<br />
bekannt.<br />
Wir bitten Sie viel mehr: Beseitigen Sie die Planungsbremse<br />
der Schiene und denken Sie über einen öffentlichen<br />
Planungsfonds für Bahnprojekte nach!<br />
Ansonsten verliert Deutschland demnächst<br />
Anschluss um Anschluss.<br />
Ihr<br />
Fahrgastverband PRO BAHN<br />
Das nächste Heft<br />
<strong>Die</strong> nächste Ausgabe von<br />
derFahrgast erscheint am<br />
1. Mai 2013.<br />
Sie haben Wünsche und Anregungen<br />
für <strong>da</strong>s nächste Heft?<br />
Schreiben Sie der Re<strong>da</strong>ktion eine<br />
E-Mail an:<br />
chefre<strong>da</strong>kteur@der-fahrgast.de<br />
Trittbrett<br />
42 derFahrgast 1/2013<br />
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Unterwegs derFahrgast<br />
Berlin<br />
<strong>Die</strong> U-Bahn von der<br />
anderen Seite erleben!<br />
Seit 1902 gehört die U-Bahn zu Berlin<br />
und wurde im Laufe der Zeit zu einem<br />
Wahrzeichen der Spreemetropole.<br />
Was ursprünglich mit nur einer Linie<br />
zwischen den <strong>da</strong>mals noch nicht vereinigten<br />
Städten Berlin, Schöneberg und<br />
Charlottenburg begann, erweiterte sich<br />
schnell auf weite Teile des Stadtgebietes.<br />
Bis heute wächst <strong>da</strong>s Netz im Untergrund,<br />
wenn auch bei weitem nicht<br />
mehr so schnell wie in früheren Jahrzehnten.<br />
Logisch ist, <strong>da</strong>ss die älteste U-Bahn<br />
der Republik eine sehr wechselhafte<br />
Geschichte hinter sich hat. <strong>Die</strong> Gründerzeit,<br />
Kriege, Wirtschaftskrisen sowie<br />
die Teilung und Wiedervereinigung<br />
der Stadt haben ebenso ihre überdeutlichen<br />
Spuren hinterlassen, wie dies<br />
wechselnde und verbesserte Bautechniken<br />
getan haben.<br />
Schade nur, <strong>da</strong>ss die Fahrgäste diese<br />
Spuren im weitesten Teil des fast 150 Kilometer<br />
langen Netzes nur erahnen<br />
können. Ab und zu ändert sich <strong>da</strong>s:<br />
Dann öffnet sich die U-Bahn der Hauptstadt<br />
für ganz andere Einblicke und lädt<br />
zur Spurensuche ein.<br />
Wer die Berliner Unterwelt in neuen<br />
Perspektiven erleben möchte, wird<br />
entweder Fahrgast des U-Bahn-Cabrios<br />
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oder nimmt an einer Tunnelwanderung<br />
teil.<br />
Das U-Bahn-Cabrio, welches – wie<br />
der Name schon erahnen lässt – im offenen<br />
Wagen eine anschauliche Tour<br />
durch die Unterwelt Berlins absolviert<br />
und <strong>da</strong>bei sogar durch ansonsten fahrgastfreie<br />
Tunnel fährt, verkehrt in regelmäßigen<br />
Abständen zwischen Mai und<br />
Oktober.<br />
<strong>Die</strong> Touren (durchgeführt von der<br />
BVG) <strong>sind</strong> begehrt, die Termine stehen<br />
bereits ab Februar fest. Zu finden <strong>sind</strong><br />
diese unter www.bvg.de.<br />
<strong>Die</strong> Tunnelwanderungen werden<br />
von der Arbeitsgemeinschaft Berliner<br />
U-Bahn e.V. veranstaltet und erlau-<br />
ben, was sonst lebensgefährlich wäre:<br />
eine abschnittsweise Begehung von<br />
Tunneln zu Fuß. <strong>Die</strong>ser Verein, der<br />
regel mäßig auch lohnenswerte Fahrten<br />
mit histo rischen U-Bahn-Fahr -<br />
zeugen veran staltet, informiert über<br />
die un regel mäßigen Termine unter<br />
www.ag-berliner-u-bahn.de.<br />
Beide Touren <strong>sind</strong> nicht nur für Eisenbahn-Fans<br />
sehr lohnenswert, sondern<br />
eröffnen allen neue, interessante Ansichten.<br />
Matthias Oomen<br />
4 5 Alle Fotos: © Matthias Oomen<br />
1) Natürlich dürfen auch abgestellte<br />
Fahrzeuge nicht fehlen.<br />
2) Demonstrationsobjekt, extra für Tunnelwanderungen<br />
bereitgelegt<br />
3) <strong>Die</strong> Arbeitsgemeinschaft Berliner<br />
UBahn e.V. bietet auch musealen<br />
Verkehr an.<br />
4) Auch die verschiedenen Bauweisen<br />
werden ausgiebig erklärt.<br />
5) Der Technik ganz nah. Erklärt wird sie auch.<br />
6) Das UBahnCabrio<br />
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Das gute Beispiel<br />
Bei Schnee und Eis echt knorke:<br />
Der Bahnhof Wuhletal<br />
Schnee fällt vom Himmel, der Boden glitzert vereist, Atemluft steigt<br />
als Dampfwolke in den Himmel: <strong>Die</strong> Vorstellung, als Fahrgast des<br />
öffentlichen Verkehrs im Winter auf seine Bahn zu warten, löst nur bei<br />
wenigen Menschen romantische Wintergefühle aus. Fehlender oder<br />
spärlicher Wetterschutz und lange, umständliche Umsteigewege sorgen<br />
schnell für kalte Füße und rote Nasen. Als Andenken an die Fahrt<br />
droht <strong>da</strong>nn schnell eine Erkältung.<br />
Im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf – dort, wohin sich nur ganz<br />
wenige Touristen verirren, <strong>da</strong>für aber jede Menge Menschen wohnen –<br />
wurde in den 1980er Jahren ein Berührungsbahnhof der besonderen<br />
Art geplant und gebaut: Wuhletal.<br />
In der Stadt, in der S-Bahn und U-Bahn aus historischen Gründen ansonsten<br />
fast schon hermetisch voneinander getrennt <strong>sind</strong>, teilen sich<br />
die S-Bahn-Linie 5 und U-Bahn-Linie 5 in Fahrtrichtung jeweils die<br />
Bahnsteige.<br />
<strong>Die</strong> Vorteile für den Fahrgast liegen auf der Hand: Auch beim Wechsel<br />
des Verkehrsmittels fallen nur minimale Umsteigewege und Umsteigezeiten<br />
an. Das Ganze unter einem vorbildlichen Dach.<br />
Wenn der Wille besteht, Verkehrsmittel miteinander sinnvoll zu verbinden,<br />
<strong>da</strong>nn entstehen Lösungen, welche den öffentlichen Verkehr auch<br />
bei Schnee und Eis angenehm gestalten.<br />
Wuhletal – ein gutes Beispiel!<br />
Matthias Oomen<br />
Schneller<br />
Umstieg in<br />
Wuhletal<br />
(Verlängerung) „Kanzlerlinie“ Hauptbahnhof – Bundestag – Brandenburger Tor – Unter den Linden – Museumsinsel – Berliner<br />
Rathaus) – Alexanderplatz – Schillingstraße – Strausberger Platz – Weberwiese – Frankfurter Tor – Samariterstraße – Frankfurter Allee –<br />
Mag<strong>da</strong>lenenstraße – Lichtenberg – Friedrichsfelde – Tierpark – Biesdorf-Süd – Elsterwer<strong>da</strong>er Platz – Wuhletal – Kaulsdorf-Nord –<br />
Neue Grottkauer Straße – Cottbusser Platz – Hellersdorf – Louis-Lewin-Straße – Hönow<br />
Auf Tuchfühlung:<br />
S5 und U5 kreuzen<br />
sich immer wieder.<br />
Span<strong>da</strong>u – Stresow – Pichelsberg – Olympiastadion – Heerstraße – Messe Süd – Westkreuz – Charlottenburg – Savignyplatz – Zoologischer<br />
Garten – Tiergarten – Bellevue – Hauptbahnhof – Friedrichstraße – Hackscher Markt – Alexanderplatz – Jannowitzbrücke – Ostbahnhof<br />
– Warschauer Straße – Ostkreuz – Nöldnerplatz – Lichtenberg – Friedrichsfelde Ost – Biesdorf – Wuhletal – Kaulsdorf – Mahlsdorf –<br />
Birkenstein – Hoppegarten – Neuenhagen – Fredersdorf – Petershagen Nord – Strausberg – Hegermühle – Strausberg Stadt – Strausberg Nord<br />
Fotos: © Matthias Oomen (2)<br />
Zwei Überwerfungsbauwerke<br />
verbinden<br />
und trennen S-Bahn<br />
und U-Bahn.