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Die Fernbusse sind da! Und jetzt?

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1/13<br />

ISSN 0941 - 3227 · 33. Jahrgang Nr. 133 · Ausgabe 1–2013<br />

B 13377 · Februar–April 2013 · 3,50 �<br />

Hamburg-Köln-Express<br />

Geschäftsführerin<br />

Eva Kreienkamp<br />

im Interview<br />

Das Magazin des Fahrgastverbandes PRO BAHN · 1/2013<br />

Fernverkehr<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> <strong>da</strong>!<br />

<strong>Und</strong> <strong>jetzt</strong>?<br />

Stuttgart 21<br />

Das Ende eines nie<br />

funktionierenden<br />

Geschäftsmodells<br />

Sicherheit im Bahnverkehr<br />

Fahrgastverband<br />

PRO BAHN plant<br />

Projekt


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Werden Sie Mitglied im<br />

Fahrgastverband PRO BAHN!<br />

www.pro-bahn.de · www.der-fahrgast.de<br />

PRO BAHN e.V.<br />

Friedrichstraße 95<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030 39820581<br />

Fax: 030 20179967<br />

Internet:<br />

www.pro-bahn.de<br />

E-Mail:<br />

info@pro-bahn.de<br />

Name:<br />

Straße:<br />

PLZ, Ort:<br />

Datum, Unterschrift<br />

„Viele zahlen drauf“ titelte vor 10 Jahren derFahrgast<br />

und attackierte <strong>da</strong>s neue Preissystem der Deutschen<br />

Bahn AG <strong>da</strong>mit scharf.<br />

Nicht nur die neuen Tarife selbst, sondern auch die<br />

Qualität der Beratung in den Reisezentren zu den<br />

neuen Tarifen sowie der Wegfall der Bahncard 50<br />

wurden vom Fahrgastverband PRO BAHN und seiner<br />

Verbandszeitschrift <strong>da</strong>mals öffentlichkeitswirksam<br />

thematisiert.<br />

Höhepunkt war ein juristischer Feldzug des Staatsunternehmens<br />

gegen unseren Verband, der nicht<br />

zugunsten von Hartmut Mehdorns Unternehmen<br />

endete.<br />

Auch in der Sache waren wir erfolgreich: „PEP“ war<br />

schon kurz <strong>da</strong>rauf wieder Geschichte.<br />

Auch heute achtet der Fahrgastverband PRO<br />

BAHN mit Argusaugen auf jede Erhöhung von<br />

Tarifen und weist bei jeder Gelegenheit <strong>da</strong>rauf<br />

hin, <strong>da</strong>ss es sinnvoller wäre, mehr Menschen zum<br />

Bahnfahren zu bewegen, statt die Bahnfahrer<br />

stärker zur Kasse zu bitten.<br />

Bitte einsenden an: PRO BAHN e.V., Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />

Bitte senden Sie mir weitere Informationen über PRO BAHN.<br />

Ich möchte Mitglied bei PRO BAHN werden (42 � jährlich).<br />

"<br />

0113


Inhaltsverzeichnis<br />

Aktuell<br />

PRO BAHN plant Projekt zur Sicherheit im Bahnverkehr:<br />

Aber sicher! 4<br />

kurz und knapp 8<br />

Allianz pro Schiene<br />

<strong>Die</strong> Hälfte der Reisenden ist wechselfreudig 10<br />

Titelthema<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> <strong>da</strong>!<br />

<strong>Und</strong> <strong>jetzt</strong>? 12<br />

Hamburg-Köln-Express<br />

Geschäftsführerin Eva Kreienkamp im Interview 19<br />

<strong>Die</strong> Zukunft der DB Netz AG<br />

Stuttgart 21 und <strong>da</strong>s Geschäftsmodell Infrastruktur 24<br />

Verkehr & Politik<br />

<strong>Die</strong> Straßenbahn in Halberstadt vor dem Aus? 27<br />

Zukunftskommission NRW:<br />

Der Verteilungskampf ist eröffnet 28<br />

Berlin-Köpenick: In der Stadt des Hauptmanns 30<br />

Fahrgastrechte<br />

Schlichtungsstelle aktuell:<br />

Neue Fahrgastrechte im Fernbusverkehr 32<br />

Fahrgäste fragen, PRO BAHN antwortet 33<br />

Thema Fahrgast<br />

Bahnhofsmissionen: Kids on Tour 34<br />

Fahrgastverband PRO BAHN intern<br />

AG Tarife: Willkommen im Tarifdschungel Deutschland 35<br />

Aktuelles aus den Landesverbänden 36<br />

Güterverkehr<br />

Mit der Rollenden Landstraße dem Ziel näher kommen 39<br />

Trittbrett<br />

Sehr geehrter Herr Bundesverkehrsminister! 42<br />

Unterwegs<br />

<strong>Die</strong> U-Bahn von der anderen Seite erleben 43<br />

Das gute Beispiel<br />

Berlin-Wuhletal 44<br />

Rubriken<br />

Editorial 3<br />

Impressum 6<br />

Leserbriefe 6<br />

Glossar 8<br />

Nahverkehr.info Mobi-Tipp 36<br />

Mitgliederservice 38<br />

Aktualisierte Fassung!<br />

Der Inhalt des Heftes wurde zeitnah an aktuelle Ereignisse angepasst.<br />

Aus diesem Grund erreicht Sie dieses Heft mit Verzögerung.<br />

Wir bitten um Entschuldigung!<br />

<strong>Die</strong> Re<strong>da</strong>ktion<br />

Liebe derFahrgast-Leserinnen,<br />

liebe derFahrgast-Leser!<br />

Hand aufs Herz, mussten Sie schon mal ein<br />

„Erhöhtes Beförderungsentgelt“ bezahlen?<br />

Dahinter verbirgt sich die Strafe, die fällig<br />

wird, wenn bei einer Fahrkartenkontrolle<br />

kein gül tiger Fahrschein vorgezeigt werden<br />

kann und auch keine glaubwürdige Begründung<br />

oder die zu Hause vergessene Zeitkarte<br />

nachgereicht wird.<br />

Das Doppelte des regulären Fahrpreises, mindes<br />

tens jedoch 40 EUR, ist zu zahlen.<br />

Wurden Sie schon mal erwischt? Hatten Sie<br />

Pech, weil wirklich Automat oder Entwerter<br />

ausgefallen war und man Ihnen nicht glaubte?<br />

Haben Sie es „<strong>da</strong>rauf angelegt“, weil Sie<br />

„nur eine Station“ fahren wollten? Bewegten<br />

Sie sich in der breiten Grauzone aus lauter Unwägbarkeiten,<br />

in der der Kauf einer Fahrkarte<br />

theoretisch zwar möglich gewesen wäre,<br />

praktisch aber scheiterte?<br />

Ich wurde schon erwischt. Einmal habe ich<br />

eine Fahrkarte gekauft, diese hatte aber mit<br />

dem Zug, in den ich eingestiegen bin, wenig<br />

zu tun. Ein andermal wollte ich eine Fahrkarte<br />

kaufen, konnte aber wegen eines verspäteten<br />

Busses nicht mehr rechtzeitig zum Automaten.<br />

<strong>Und</strong> als Jugendlicher wollte ich schon<br />

mal die eine oder andere Mark sparen.<br />

Apropos Jugendliche: Berliner Jugendrichter<br />

fielen 2011 öffentlich auf, weil sie sich über<br />

die Masse an Strafverfahren wegen Beförderungserschleichung<br />

beklagten. Denn wird<br />

man häufiger erwischt, droht Justitia.<br />

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer<br />

nahm sich neulich auch einer Erschleichung<br />

an. Der Erschleichung von Parkplätzen. In Justizkreisen<br />

wird dies, verglichen mit Schwarzfahren,<br />

als „vom Unrechtsgehalt ähnlich“ gesehen<br />

– ist aber nur eine Ordnungswidrigkeit.<br />

Wegen der niedrigen Strafe von nur 5 EUR<br />

wurde es zum Volkssport, auf die Entrichtung<br />

von Parkgebühren ganz zu verzichten. Nun<br />

soll <strong>da</strong>s Verwarnungsgeld für Autofahrer erhöht<br />

werden. Auf 10 EUR. Eine vergessene<br />

Fahrkarte für vier vergessene Parkscheine.<br />

Vergessen Sie Ihr Ticket nicht!<br />

Matthias Oomen<br />

Chefre<strong>da</strong>kteur<br />

Titelbild:<br />

Fernbus vor dem Titisee<br />

Foto: © meinfernbus.de,<br />

<strong>Die</strong>ter Doege<br />

derFahrgast 1/2013 3<br />

3


<strong>Die</strong> Sicherheit für Bahnreisende und<br />

-bedienstete ist hoch: nicht nur, <strong>da</strong>ss<br />

die Eisenbahn hinsichtlich der Unfallzahlen<br />

als sicherstes Verkehrsmittel überhaupt<br />

gilt, auch die Zahl der Übergriffe<br />

auf Menschen ist deutlich geringer als im<br />

sonstigen öffentlichen Raum. Im Jahr 2011<br />

verzeichnete die Deutsche Bahn AG 1.679<br />

Körperverletzungsdelikte, im Vorjahr waren<br />

es noch 1.886. Das ist die eine Seite.<br />

<strong>Die</strong> andere Seite der Me<strong>da</strong>ille zeigt: <strong>Die</strong><br />

Zahl der Straftaten gegenüber Bahnbediensteten<br />

steigt an, von 668 im Jahr 2010<br />

auf 748 im Jahr 2011. <strong>Und</strong> obwohl die Zahl<br />

der Übergriffe gegenüber Fahrgästen<br />

deutlich gesunken ist, fühlen sich immer<br />

mehr Fahrgäste unsicherer als früher, wie<br />

eine Studie des Instituts Forsa im Auftrag<br />

des Fahrgastverbandes PRO BAHN und<br />

der Allianz pro Schiene im Frühjahr 2012<br />

zeigte.<br />

Der Fahrgastverband PRO BAHN beschäftigt<br />

sich seit längerem mit dem<br />

Thema. Eine Auswahl:<br />

• 19.11.2009: Teilnahme am runden<br />

Tisch „Sicher unterwegs“ – einer<br />

Aktion der <strong>da</strong>maligen Gewerkschaften<br />

Transnet und GDBA<br />

• 26.03.2010: Fahrgastpreis des Fahrgastverbandes<br />

PRO BAHN an „Sicher<br />

unterwegs“ und an den Präventions-<br />

Der Fonds soziale Sicherung e.V. kümmert<br />

sich um die soziale Sicherheit der<br />

Bediensteten bestimmter Unternehmen,<br />

die zur Deutschen Bahn AG gehören.<br />

Er erfüllt diese Aufgabe zum einen<br />

durch Einzelfallhilfe (zum Beispiel durch<br />

Unterstützung von Bediensteten, die<br />

Opfer von Übergriffen wurden), aber<br />

auch durch die (Mit-)Finanzierung zahlreicher<br />

Projekte zu verschiedensten<br />

Themen wie zum Beispiel „Azubis ge-<br />

PRO BAHN plant Projekt zur Sicherheit im Bahnverkehr:<br />

Aber sicher!<br />

<strong>Die</strong>se auf den ersten Blick widersprüchlichen<br />

Fakten zu verstehen, ist nicht ganz<br />

einfach. Sie zu ignorieren, wäre fahrlässig.<br />

Denn die Wahl des Verkehrsmittels hängt<br />

zu einem großen Teil von der Gefühlslage<br />

Tunnel: Auch wenn es nicht stockfinster ist, manche Menschen fühlen sich in solchen<br />

menschenleeren Unterführungen nicht besonders sicher.<br />

PRO BAHN und die Fahrgastsicherheit<br />

zug der Deutschen Bahn AG, der Sicherheit<br />

im Bahnbereich fördern soll<br />

• 13.07.2010: Zweiter Runder Tisch<br />

„Sicher unterwegs“<br />

• 2011/2012: Mehrere Vorträge des <strong>da</strong>maligen<br />

Bundesvorsitzenden Karl-Peter<br />

Naumann zum Thema „Sicherheit aus<br />

Sicht der Fahrgäste“ bei verschiedenen<br />

Fachveranstaltungen<br />

• 2012: Start eines gemeinsamen Projekts<br />

mit der Allianz pro Schiene im Rahmen<br />

Fonds soziale Sicherung<br />

gen Hass und Gewalt“, Studien zur Verwendung<br />

von Regionalisierungsmitteln<br />

oder <strong>da</strong>s von den Vereinten Nationen<br />

durch die UNESCO ausgezeichnete Projekt<br />

Future Now. <strong>Die</strong>se Projekte hat der Fonds<br />

nie selbst durchgeführt, sondern immer<br />

andere Institutionen <strong>da</strong>mit beauftragt.<br />

<strong>Die</strong> Einnahmen des Fonds wurden von<br />

der Gewerkschaft EVG in Tarifverhandlungen<br />

mit der Deutschen Bahn AG gesondert<br />

von den Lohnverhandlungen erstrit-<br />

des Reisenden ab; wenn es nur nach den<br />

Fakten gehen würde, müssten die meisten<br />

Züge sowieso überquellen. <strong>Und</strong> die Sicherheit<br />

der Fahrgäste wird nicht zunehmen,<br />

wenn sie für die Eisenbahner sinkt –<br />

des EU-Projekts USE mobility zur Beleuchtung<br />

der subjektiven Sicherheit<br />

bei Fahrgästen mit jährlichen Umfragen<br />

• 2012: Ab Sommer Mitarbeit in einer<br />

Arbeitsgruppe der Allianz pro Schiene<br />

zum Thema Sicherheit im System<br />

Eisenbahn, die voraussichtlich im<br />

März 2013 mit diesem Thema an die<br />

Öffentlichkeit gehen wird<br />

ten; es handelt sich also weder um<br />

direkte noch um indirekte Mittel des<br />

Konzerns Deutsche Bahn AG. Über die<br />

Verwendung der Mittel entscheiden die<br />

Gremien des Fonds, die Deutsche Bahn<br />

AG hat <strong>da</strong>bei kein Mitspracherecht.<br />

Der Fonds soziale Sicherung hat erklärt,<br />

<strong>da</strong>ss er <strong>da</strong>s Projekt „Sicherheit im<br />

Bahnverkehr“ auf jeden Fall durchführen<br />

wird – mit oder ohne den Fahrgastverband<br />

PRO BAHN.<br />

4 derFahrgast 1/2013


Aktuell derFahrgast<br />

denn jeder Zugbegleiter, der sich am<br />

Abend oder angesichts bedrohlich wirkender<br />

Gestalten in seinem <strong>Die</strong>nstabteil<br />

einschließt, wird die gefühlte und die tatsächliche<br />

Sicherheit seiner Kunden nicht<br />

erhöhen.<br />

Sicher sein, sich sicher fühlen<br />

Der Befund lautet also: In der Eisenbahn<br />

<strong>sind</strong> die Fahrgäste äußerst sicher, manche<br />

empfinden allerdings genau <strong>da</strong>s Gegenteil.<br />

<strong>Und</strong> diese Gefühlslage kann jeder, der<br />

regelmäßig Bahn und Bus benutzt, gut<br />

nachvollziehen. Bei dem einen mögen <strong>da</strong>s<br />

Umsteigen an einem unbekannten Ort<br />

oder schlechte Witterungsbedingungen<br />

wie Glatteis oder ein Gewitter schon ein<br />

mulmiges Gefühl im Magen erzeugen, bei<br />

einem anderen führt <strong>da</strong>s Menschengedränge<br />

im Berufsverkehr der Großstadt<br />

zu einer gefühlten Unsicherheit. Alle miteinander<br />

fühlen wir Fahrgäste uns nicht<br />

besonders sicher, wenn sich eine Gruppe<br />

unangenehm wirkender Gestalten im<br />

Waggon oder auf dem Bahnsteig breit<br />

macht – seien es grölende Fußballfans<br />

oder betrunkene Spätheimkehrer vom<br />

Oktoberfest oder Karnevalsumzug.<br />

Aus diesen Gründen hat sich der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN schon seit längerem<br />

mit diesem Thema beschäftigt (siehe<br />

Kasten auf linker Seite ). So ist es <strong>da</strong>nn<br />

auch nicht verwunderlich, <strong>da</strong>ss die Gewerkschaft<br />

EVG bei unserem Fahrgastverband<br />

hierzu eine engere Zusammenarbeit<br />

anregte. Wenn man genau hinsieht, stellt<br />

man fest, <strong>da</strong>ss bei diesem Thema die Interessen<br />

von Mitarbeitern und Fahrgästen<br />

sehr ähnlich <strong>sind</strong>. Ziel des gemeinsamen<br />

Projekts ist es, grundlegende Daten,<br />

Analysen und gelungene Beispiele zu<br />

sammeln und auszuwerten, um <strong>da</strong>raus<br />

Zu voll: Auf einem menschenleeren Bahnsteig im Dunkeln auf den Zug zu warten, ist nicht<br />

besonders schön. Das andere Extrem: Gedränge im Berufsverkehr – auch <strong>da</strong>bei fühlen sich<br />

manche Menschen eher unwohl.<br />

konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten.<br />

Der Schwerpunkt soll auf<br />

Feldstu dien liegen, die <strong>da</strong>s Umfeld von<br />

Bahnlinien oder Stationen beleuchten,<br />

die bislang im Bereich Sicherheit als problematisch<br />

erkannt wurden oder im Verlauf<br />

des Projekts noch als solche identifiziert<br />

werden. Da der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN bundesweit regional vertreten<br />

ist und <strong>da</strong>s Projekt verschiedene Regionen<br />

bearbeiten soll, lag ein weiterer Grund für<br />

die Zusammenarbeit auf der Hand.<br />

Der Weg zum Projekt<br />

Arbeitsumfang, Zeitplan und Personalplanung<br />

sollen in ein bis zwei Workshops von<br />

Vertretern des Fahrgastverbandes PRO<br />

BAHN und des Fonds soziale Sicherung,<br />

Fahrerlos: Bisher nur in Nürnberg gibt es eine fahrerlose U-Bahn in Deutschland. Auch hierbei<br />

stellt sich die Frage nach der gefühlten Sicherheit. Selbst wenn alles von Kameras überwacht<br />

wird – im Fall des Falles ist eben kein Mensch zu sehen, der eingreifen könnte.<br />

den die Eisenbahnergewerkschaft EVG<br />

unter anderem zur Bewerkstelligung solcher<br />

Projekte eingerichtet hat, erarbei-<br />

tet werden. Dabei <strong>sind</strong> regionale Aspekte<br />

vorgesehen, so <strong>da</strong>ss verschiedene PRO<br />

BAHN-Untergliederungen <strong>da</strong>ran beteiligt<br />

werden können, wenn sie personell und<br />

fachlich <strong>da</strong>zu in der Lage <strong>sind</strong>. Bisher<br />

ist seitens des Vorstands geplant, den<br />

PRO BAHN-Ehrenvorsitzenden Karl-Peter<br />

Naumann aufgrund seiner Vorarbeit zum<br />

Thema und seiner guten Kontakte zu<br />

Bahnverantwortlichen und Partnern als<br />

Projektleiter für die geplante Laufzeit von<br />

drei Jahren befristet an zustellen. Erst aufgrund<br />

des genauen Arbeitsplans und des<br />

<strong>da</strong>mit verbundenen Finanzplans können<br />

verbindliche Verträge geschlossen werden.<br />

Für Projektleitung, Schreibarbeiten,<br />

Sachmittel und die Mitarbeit einiger PRO<br />

BAHN-Gruppierungen stellt der Fonds<br />

Finanzmittel in der Größenordnung von<br />

340.000 EUR für die Laufzeit von drei Jahren<br />

zur Verfügung. <strong>Die</strong> exakte Verteilung<br />

wird auf den Workshops festgelegt.<br />

Im PRO BAHN-Bundesausschuss haben<br />

Bundesvorstand und Vertreter der Landesverbände<br />

den Projektablauf diskutiert<br />

und mit einer klaren Mehrheit gebilligt.<br />

Zurzeit wird geprüft, wer rechtlicher Träger<br />

des Projekts werden kann. Klar ist<br />

aber: Das Projekt wird inhaltlich die Landesverbände<br />

des Fahrgastverbandes mit<br />

ihrem Wissen und Können einbinden. Ein<br />

erster Workshop soll noch im Februar<br />

stattfinden.<br />

ad, wk<br />

derFahrgast 1/2013 5<br />

© Fotos: Winfried Karg (3)


derFahrgast<br />

derFahrgast, Verbrauchermagazin des<br />

Fahrgastverbandes PRO BAHN e.V. Bundesverband<br />

Gegründet 1981 als PRO BAHN Zeitung.<br />

derFahrgast erscheint viermal jährlich am<br />

1. Februar, 1. Mai, 1. August und 1. November des<br />

Jahres im Selbstverlag.<br />

Herausgeber:<br />

Fahrgastverband PRO BAHN e.V. Bundesverband<br />

Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 39820581, Fax: 030 20179967<br />

E-Mail: info@pro-bahn.de<br />

Internet: www.pro-bahn.de<br />

PRO BAHN ist Mitglied im Verbraucher zentrale<br />

Bundesverband e.V. (vzbv), Berlin,<br />

im Europäischen Fahrgastverband EPF, Gent<br />

und in der Allianz pro Schiene e.V., Berlin.<br />

Chef vom <strong>Die</strong>nst:<br />

Alexander Drewes (ad)<br />

Re<strong>da</strong>ktion:<br />

Matthias Oomen (mo), Chefre<strong>da</strong>kteur, V.i.S.d.P.<br />

Tel.: 0176 29721326<br />

E-Mail: m.oomen@der-fahrgast.de<br />

Rainer Engel (re), Odo Stüttgen<br />

Re<strong>da</strong>ktionsbeirat:<br />

Karl-Peter Naumann, Matthias Wiegner,<br />

Winfried Karg (wk), Ralf Uekermann, Stefan Barkleit<br />

Postanschrift:<br />

derFahrgast<br />

Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />

E-Mail: mail@der-fahrgast.de<br />

Internet: www.der-fahrgast.de<br />

Anzeigen:<br />

Postanschrift der Re<strong>da</strong>ktion<br />

E-Mail: anzeigen@der-fahrgast.de<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 22 vom Februar 2012.<br />

Vertrieb:<br />

Rainer Engel, Postanschrift der Re<strong>da</strong>ktion<br />

Tel.: 05231 300112, Fax: 032 221739425<br />

E-Mail: mail@der-fahrgast.de<br />

Leserbriefe:<br />

Postanschrift der Re<strong>da</strong>ktion<br />

E-Mail: leserbriefe@der-fahrgast.de<br />

Lektorat:<br />

Postanschrift der Re<strong>da</strong>ktion<br />

E-Mail: lektorat@der-fahrgast.de<br />

Gestaltung:<br />

Steuer Grafik Design<br />

Königsberger Straße 6, 76532 Baden-Baden<br />

Druck:<br />

wub-druck Wlecke und Beinke GmbH<br />

Borsigstraße 4, 32369 Rahden<br />

Internet: www.wub-druck.de<br />

Bankverbindung:<br />

Postbank Köln<br />

Kontonummer: 310 548 500, BLZ: 370 100 50<br />

Urheberrecht:<br />

Alle Rechte liegen beim Herausgeber, dem Fahrgastverband<br />

PRO BAHN e.V. Bundesverband. Nachdruck,<br />

auch aus zugsweise, <strong>da</strong>rf nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Herausgebers erfolgen. Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Re<strong>da</strong>ktion oder des Fahrgastverbandes<br />

PRO BAHN e.V. Bundesverband wieder.<br />

Adressänderungen:<br />

Änderungen Ihrer Anschrift teilen Sie bitte mit an:<br />

Fahrgastverband PRO BAHN e.V. Bundesverband<br />

Friedrichstraße 95, 10117 Berlin<br />

E-Mail: info@pro-bahn.de<br />

Re<strong>da</strong>ktionsschluss für Ausgabe 2/2013:<br />

1. März 2013<br />

derFahrgast 3/2012, S. 44<br />

Nach meiner Kenntnis existiert in ganz<br />

Frankreich kein einziger TGV, der mehr als<br />

1 Fahrra<strong>da</strong>bteil mit insgesamt 4 (in Buchstaben:<br />

vier, pro Zug!) Stellplätzen besitzt.<br />

(Lasse mich aber gern eines Besseren belehren,<br />

falls diese Info unvollständig oder<br />

veraltet sein sollte.) Als radelnde fünfköpfige<br />

Familie waren wir jedenfalls<br />

aus diesem Grund im Sommer 2012 von<br />

der Nutzung des französischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs<br />

gänzlich ausgeschlossen<br />

und reisten <strong>da</strong>her mit „Bummelzügen“<br />

durch dieses schöne Land. Soviel<br />

zur Relativierung Ihrer Glorifizierung des<br />

TGV als „gutes Beispiel“.<br />

Stephan Reichel, Dresden<br />

Anm. der Re<strong>da</strong>ktion: Stimmt! Trotzdem<br />

wäre selbst diese Minimallösung eine<br />

deutliche Verbesserung der Situation in<br />

Deutschland.<br />

derFahrgast 4/2012, S. 6 f.<br />

Totalitäres Regime fällt nicht vom Himmel<br />

Ich bin sehr für eine größere Videoüberwachung.<br />

<strong>Die</strong> Vorschriften über Datenschutz<br />

und Privatsphäre verstehe ich nicht.<br />

Eberhard Schoch, Rielasingen<br />

***<br />

Ich bin für eine Ausweitung der Videoüberwachung.<br />

Dabei spielt für mich die<br />

Aufklärung von Beschädigungen wie<br />

Graffiti nur eine untergeordnete Rolle.<br />

Wichtiger ist mir, <strong>da</strong>ss im Falle von Überfällen<br />

nicht nur der Täter schneller gefasst<br />

werden kann, sondern auch, <strong>da</strong>ss dem<br />

Überfallenen eher geholfen werden<br />

kann. Je nach Schwere der Verletzungen<br />

kann es u.U. um Leben oder Tod gehen.<br />

Ohne Videoüberwachung kann es ein<br />

Zufall sein, wenn ein schwer verletzter<br />

Überfallener oder auch nur ein Unfallopfer<br />

gefunden wird.<br />

Leserbriefe<br />

<strong>Die</strong> Bedenken von Herrn Karg teile ich<br />

ganz und gar nicht. Denn, sollte es zu<br />

einer Machtübernahme durch totalitäre<br />

Kräfte kommen, was man nicht hoffen<br />

sollte, werden diese sehr bald für die nötigen<br />

Einrichtungen sorgen, um die Bevölkerung<br />

zu überwachen, ob nun Videoüberwachung<br />

vorher <strong>da</strong> war oder nicht.<br />

<strong>Die</strong>ter Pfeffermann, Oberursel<br />

***<br />

Ein angenommenes totalitäres Regime<br />

würde sofort alle Möglichkeiten der Überwachung<br />

installieren und ausschöpfen,<br />

ganz egal, ob wir uns heute <strong>da</strong>für oder <strong>da</strong>gegen<br />

aussprechen!<br />

Viel wichtiger ist aber die Tatsache,<br />

<strong>da</strong>ss ein solches Regime nicht vom Himmel<br />

fällt, sondern von der Mehrheit der Bürger<br />

in unserem Lande zu irgendeinem<br />

Zeitpunkt gewünscht und errichtet werden<br />

müsste.<br />

<strong>Und</strong> wenn diese Gefahr überhaupt<br />

ernsthaft in Erwägung gezogen werden<br />

sollte, <strong>da</strong>nn müssten wir uns fragen, wem<br />

wir diesen Ruf nach einem repressiven<br />

Staat zu ver<strong>da</strong>nken hätten: nämlich in erster<br />

Linie Leuten, von denen möglichst niemand<br />

wissen soll, wo sie gerade <strong>sind</strong> und<br />

was sie gerade tun!<br />

Wolfgang Schubert, Stuttgart<br />

derFahrgast 4/2012, S. 10 ff.<br />

Der Wind pfeift durch<br />

Kürzlich war ich in Stuttgart. Durch den<br />

Abbau der Verglasung pfeift der Wind<br />

durch die Bahnsteige und bis in die Halle<br />

und bringt jede Menge Regen mit. Leichter<br />

Schnee fliegt ja noch weiter.<br />

Jedenfalls wollte sich bis zur Ankunft<br />

des Zuges niemand auf dem Bahnsteig<br />

aufhalten. Nach der Einfahrt ging <strong>da</strong>s<br />

Gerenne los. Wie lang die Bahnsteige <strong>sind</strong>,<br />

spürt man <strong>da</strong>nn erst richtig.<br />

Wie ungeniert Politiker lügen können,<br />

ohne <strong>da</strong>ss es Sanktionen gibt, machen<br />

„Stuttgart 21“ und der Berliner Flughafen<br />

wieder einmal deutlich. Ohne Amtshaftung<br />

wird sich auch nichts ändern.<br />

derFahrgast 4/2012, S. 16 ff.<br />

Gerhard Hempfer, Utting<br />

Tarifgrenze<br />

In dem Artikel fehlt ein Hinweis <strong>da</strong>rauf,<br />

<strong>da</strong>ss der Inselbahnhof derzeit die Grenze<br />

zwischen den Tarifbereichen der DB und<br />

der ÖBB bildet und <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>her z.B. von<br />

6 derFahrgast 1/2013


Leserbriefe derFahrgast<br />

Bregenz nach Lin<strong>da</strong>u Hbf mit österreichischen<br />

Fahrkarten (Verkehrsverbund Vorarlberg)<br />

gefahren werden kann. Ich hoffe,<br />

<strong>da</strong>ss dies auch nach der Eröffnung des<br />

Bahnhofs Lin<strong>da</strong>u­Reutin noch der Fall sein<br />

wird. Würde nämlich die Tarifgrenze nach<br />

Lin<strong>da</strong>u­Reutin verlegt und der Fahrpreis<br />

für die genannte Relation künftig gestückelt<br />

berechnet, <strong>da</strong>nn würde <strong>da</strong>s die Fahrkarten<br />

erheblich verteuern.<br />

Dr. Wolfgang Lechleitner, Stuttgart<br />

derFahrgast 4/2012, S. 33<br />

Hund in Bayern<br />

Früher – meines Wissens bis vor 2 Jahren –<br />

war der Hund nicht Bayern­Ticket­fähig<br />

und benötigte eine reguläre Kinderfahrkarte.<br />

Eines Tages zeigten wir die Kinderfahrkarte<br />

vor und der Zugbegleiter teilte<br />

uns mit, der Hund sei im Bayern­Ticket<br />

„<strong>da</strong>bei“. Das verstanden wir falsch und<br />

glaubten, er fahre umsonst mit. Tatsächlich<br />

gilt der Hund, sofern er entgeltpflichtig<br />

ist, als zusätzliche Person und muss<br />

mitgezählt werden. Unter einem entgeltpflichtigen<br />

Hund versteht die Bahn einen<br />

Hund, der nicht in einem Körbchen oder<br />

dergleichen herumgetragen wird (diese<br />

werden wie Gepäckstücke behandelt und<br />

kosten nichts). Zwei Leute und ein entgeltpflichtiger<br />

Hund ergeben drei Personen.<br />

<strong>Die</strong>se Regelung kann man im Automaten<br />

im Kleingedruckten (Bayern­Ticket<br />

Menüpunkt „i“) nachlesen. In den Kurz­<br />

Tarif­Infos, die beim Stan<strong>da</strong>rd­Ticket­Kauf<br />

erscheinen, kommt <strong>da</strong>s Wort Hund nicht<br />

vor.<br />

Ralf Meyer, Wassertrüdingen<br />

***<br />

Missachtung der Fahrgäste<br />

In einem Fernsehbeitrag wird berichtet<br />

vom „Highlight der Verkehrsmittelwerbung“<br />

und vom „Hingucker“ schlichtweg.<br />

Zum Schwarzfahren will man <strong>da</strong>mit natürlich<br />

nicht anregen, auch wenn genau <strong>da</strong>s<br />

die Botschaft für <strong>da</strong>s entsprechende Publikum<br />

ist.<br />

Ich finde ja nicht nur den Inhalt, sondern<br />

auch diese Art der Werbung sehr<br />

fragwürdig und ärgerlich. Mag diese auch<br />

ein „Hingucker“ sein, ein „Rausgucker“<br />

für die Fahrgäste ist sie sicher nicht und es<br />

ist wahrlich kein Vergnügen, wenn man<br />

mit der Tram oder dem Bus durch die Stadt<br />

fährt und draußen nur noch alles wie<br />

durch einen Schleier vernebelt wahrnehmen<br />

kann. Solange man als Fahrgast noch<br />

für sein Ticket bezahlen muss und dieses<br />

nicht vollständig von der Werbung finan­<br />

ziert wird (wie z.B. <strong>da</strong>s gebührenfreie<br />

Privatfernsehen), sollte einem wenigstens<br />

noch der freie Blick aus dem Fenster gewährt<br />

werden. Sonst wird die Werbung<br />

für Autoreifen und alles mögliche Andere<br />

sehr schnell zur Negativwerbung für die<br />

Öffis selbst.<br />

Es unterstreicht auch die geringe Wertschätzung<br />

der Verkehrsbetriebe gegenüber<br />

ihren Fahrgästen, wenn Werbeeinnahmen<br />

offensichtlich wichtiger <strong>sind</strong>, als<br />

<strong>da</strong>s Wohlbefinden der zahlenden Kunden<br />

in den Fahrzeugen. Da kauft man sich<br />

doch lieber die angepriesenen Reifen und<br />

gleich <strong>da</strong>s passende Vehikel <strong>da</strong>zu.<br />

derFahrgast 3/2012, S. 36 ff.<br />

Thomas Denkel, Friedberg<br />

Kleinstadt nicht abhängen<br />

Es freut mich, <strong>da</strong>ss so konstruktiv auf die<br />

Möglichkeiten für den SPNV in Ostholstein<br />

eingegangen wird, was die Kommunalpolitik<br />

zum Teil noch wenig sieht. Allerdings<br />

berücksichtigt der sehr sachkundige Artikel<br />

einen entscheidenden Punkt für die<br />

Akzeptanz des SPNV zu wenig: die Korrelation<br />

von Streckenführung für alle drei<br />

Verkehrsarten und Haltepunkten. <strong>Die</strong>s betrifft<br />

im Südkreis die Bäderkette und im<br />

Nordkreis Lensahn und Oldenburg. Im<br />

Südkreis existiert inzwischen <strong>da</strong>s vom<br />

Landkreis beauftragte Gutachten von<br />

Projekt21, <strong>da</strong>s (wegen der viel zu starken<br />

Lärm emissionen bei der Führung der Güterverkehre<br />

auf dem Altgleis) den Erhalt<br />

der Bestandslinie in den Abschnitten mit<br />

den Haltepunkten allein für den SPNV erwägt<br />

und die Fernverkehre auf einer Neubautrasse<br />

fahren sieht. Der SPNV würde<br />

<strong>da</strong>nn von einem privaten Betreiber zu fahren<br />

sein. Für Lensahn ist sinngemäß denkbar,<br />

<strong>da</strong>ss der gerade vom Land reak tivierte,<br />

sehr gut angenommene Haltepunkt bleibt<br />

und nicht auf die Neubautrasse mit Halt<br />

am Gewerbegebiet nach draußen verlegt<br />

wird. Für Oldenburg ist denkbar, <strong>da</strong>ss die<br />

Bestandstrasse ebenfalls erhalten bleibt<br />

und ein neuer Rendezvous­Haltepunkt direkt<br />

an <strong>da</strong>s Zentrum verlegt wird. Dort wäre<br />

der laut Nahverkehrsplan Ostholstein<br />

längst überfällige, optimierte integrierte<br />

ÖPNV­Verkehrsknoten mit recht wenig<br />

Aufwand endlich zu realisieren, sehr<br />

viele Alltagsverkehre (Schüler, Pendler) erreichten<br />

hier fußläufig ihren Ein­ und Ausstiegspunkt,<br />

zudem wäre eine Impulswirkung<br />

für <strong>da</strong>s hier gerade neu entstehende<br />

Einkaufszentrum sicher. Der alte Schienenbogen<br />

verläuft entlang des 4 km langen<br />

Siedlungskörpers und könnte auch als<br />

„Stadtbahntrasse“ betrachtet werden.<br />

Für falsch halte ich den Vorschlag für<br />

einen neuen kombinierten H­Punkt im<br />

Südosten Oldenburgs, weit außerhalb des<br />

Siedlungsgebietes vorzusehen. Ein aufwendiger<br />

Zubringer vom Zentrum ist bei<br />

der Lösung unverzichtbar, was für eine<br />

Kleinstadt möglichst zu vermeiden ist. Inzwischen<br />

ist nach mehreren Diskussionen<br />

die Kommunalpolitik umgeschwenkt und<br />

hat ihren ehemaligen Beschluss zur Aufgabe<br />

des Bestandsgleises revidiert; der<br />

Kreis ist nunmehr ersucht, <strong>da</strong>s bahntechnische<br />

Gutachten für den Südkreis für den<br />

Nordkreis zu erweitern unter Einbeziehung<br />

der alten Schiene.<br />

Korrektur<br />

Dr. Folckert Lüken-Isberner, Kassel<br />

derFahrgast 4/2012, S. 30 f.<br />

„Quer-durchs-Land“ auf<br />

Hunsrückbahn gültig<br />

Mit großem Interesse haben wir Ihren<br />

Beitrag zu unserer Hunsrückbahn gelesen.<br />

Besonders hat es uns gefreut, <strong>da</strong>ss<br />

Sie so positiv von unserem neu errichteten<br />

Wanderweg berichten.<br />

Allerdings besagt Ihr Artikel, <strong>da</strong>ss<br />

in unseren Zügen <strong>da</strong>s Quer­durchs­<br />

Land­Ti cket nicht anerkannt wird. <strong>Die</strong>s<br />

stimmt nicht, denn wir erkennen <strong>da</strong>s<br />

Quer­durchs­Land­Ticket an.<br />

Anne Neuschäfer, Standortleiterin<br />

Hunsrückbahn, Rhenus Veniro<br />

GmbH & Co. KG<br />

derFahrgast 3/2012, S. 6 f.<br />

1. Klasse in der S-Bahn<br />

In der Hamburger Gleichstrom/Zweisystem­S­Bahn<br />

wurde die 1. Klasse schon vor<br />

etlichen Jahren abgeschafft.<br />

Henning Piecker, Berlin<br />

Anm. d. Red.: In der Tat wurde die 1. Klasse<br />

bei der Hamburger S-Bahn schon im Jahre<br />

2000 abgeschafft. In anderen S-Bahn-Netzen<br />

ist die 1. Klasse aber weiterhin präsent.<br />

Schreiben Sie an:<br />

leserbriefe@der-fahrgast.de oder an<br />

derFahrgast, Friedrichstraße 95,<br />

10117 Berlin.<br />

Bitte denken Sie <strong>da</strong>ran: Wir veröffentlichen<br />

Leser briefe nur, wenn diese mit Namen und<br />

Wohnanschrift gezeichnet <strong>sind</strong>.<br />

Ihre derFahrgast-Re<strong>da</strong>ktion<br />

derFahrgast 1/2013 7


Foto: © DB AG<br />

derFahrgast<br />

kurz und knapp<br />

Preiswertes „Einsteiger-Ticket“<br />

Derzeit hat die DB AG ein neues An gebot<br />

für Gelegenheitsfahrgäste.<br />

Zu Festpreisen (34,50 EUR 2. Klasse einfache<br />

Fahrt, 49,50 EUR 1. Klasse einfache<br />

Fahrt, 69 EUR 2. Klasse hin und zurück,<br />

99 EUR 1. Klasse hin und zurück) wird <strong>da</strong>s<br />

Bahnfahren schmackhaft gemacht.<br />

<strong>Die</strong> Preise verstehen sich pro Person<br />

inklusive Sitzplatzreservierung. Familienkinder<br />

reisen auch hier kostenlos mit.<br />

Das „Einsteiger-Ticket“ findet seinen<br />

Weg nicht via Ebay, Lidl oder Tchibo zur<br />

Kundschaft, sondern wird überall dort<br />

verkauft, wo es DB-Fahrkarten gibt. Es ist<br />

in allen Vertriebsstellen der DB AG zu<br />

gleichen Konditionen erhältlich.<br />

Das „Einsteiger-Ticket“ hat einen<br />

einfachen Tarif, ist aber nicht unbedingt<br />

immer <strong>da</strong>s preiswerteste Angebot. Ein<br />

genauer Preisvergleich mit sonstigen<br />

Sparangeboten oder auch der Erwerb<br />

einer passenden Bahncard können sich<br />

trotzdem lohnen. (mo)<br />

Der Erwerb einer Bahncard kann trotz<br />

Sonderangeboten immer noch die beste<br />

Lösung sein.<br />

Bürgerbeteiligung<br />

Bundesverkehrswegeplan<br />

Bundesverkehrsminister Ramsauer hat die<br />

Grundkonzeption und den Fahrplan für<br />

die Aufstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans<br />

2015 (BVWP) vorgestellt.<br />

<strong>Die</strong> Pressemitteilung betont neben<br />

Grundsätzen wie „klare Priorisierung“<br />

und „Realismus bei der Finanzierbarkeit“<br />

in erster Linie die Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

bei Projektauswahl und -bewertung.<br />

Außerdem hat <strong>da</strong>s Bundesverkehrsministerium<br />

eine spezielle Form der Öffentlichkeitsbeteiligung<br />

für den BVWP<br />

gewählt: Man kann in einem Web formular<br />

(www.bmvbs.de) zunächst vorge-<br />

gebene Schwerpunkte auswählen. Dabei<br />

ist eine Schwerpunktsetzung zugunsten<br />

des Schienenverkehrs nicht möglich, obwohl<br />

eine Verlagerung auf die Schiene<br />

jahrzehntelang zu den politischen Stan<strong>da</strong>rdfloskeln<br />

gehörte. Im Hauptteil des<br />

For mulars <strong>sind</strong> <strong>da</strong>nn Kommentare zu allgemeinen<br />

Fragen und den zehn Kapiteln<br />

der BVWP-Grundkonzeption möglich. <strong>Die</strong><br />

Kurz- und Langfassung der Grundkonzeption<br />

stehen ebenso zur Verfügung wie<br />

eine Erläuterung des sogenannten Konsultationsverfahrens.<br />

(red.)<br />

Teurer – nicht wirtschaftlich?<br />

Der zweigleisige Ausbau der Bahnlinie<br />

zwischen Münster und Dortmund über<br />

Lünen wird teurer und ist möglicherweise<br />

nicht wirtschaftlich. <strong>Die</strong> kalkulierten Ausbau-Kosten<br />

beziffert die DB AG auf rund<br />

400 Mio. EUR. Im Dezember 2008 waren<br />

noch 180 Mio. EUR veranschlagt, die im<br />

April 2010 auf 377 Mio. EUR korrigiert<br />

wurden. Nun prüft die DB AG erst die<br />

Wirtschaftlichkeit der Maßnahme. Über<br />

die derzeit eingleisige Strecke verkehren<br />

die IC-Züge von Hamburg nach Köln. (re)<br />

Ausbau teurer – und unwirtschaftlich?<br />

Eingleisige IC-Strecke Münster – Dortmund<br />

am Ausweichbahnhof Capelle<br />

Nicht teurer<br />

Kurznachrichten<br />

Ende Januar hat die DB AG Pressemeldungen<br />

dementiert: <strong>Die</strong> Neubaustrecke<br />

Wendlingen – Ulm werde keine Mehrkosten<br />

durch vergessene Leistungen oder Risiken<br />

verursachen. <strong>Die</strong> Baukosten würden<br />

bei 2,89 Mrd. EUR bleiben. Lediglich inflationsbedingt<br />

würden sich diese Kosten<br />

um 350 Mio. EUR erhöhen. Nachdem die<br />

DB AG die Kosten des Projekts „Stuttgart<br />

21“ um 1,2 Mrd. EUR nach oben korrigiert<br />

hatte, meldete die Stuttgarter Zeitung,<br />

<strong>da</strong>ss auch der Kostenrahmen für die anschließende<br />

Neubaustrecke nicht gehalten<br />

werden könne. (re)<br />

Weitere Prüfung erforderlich<br />

Ob der Fernbahnhof Hamburg-Altona<br />

verlegt werden soll, wird von der DB AG<br />

weiter geprüft. Für Planungen hat die<br />

DB AG 13 Mio. EUR bereitgestellt. Dabei<br />

wird auch die Wirtschaftlichkeit eines<br />

alternativen Fernbahnhofs im Norden von<br />

Hamburg geprüft. Der Altonaer Bezirksamtsleiter<br />

Jürgen Warmke-Rose habe<br />

sich, wie die örtliche Presse berichtet, auf<br />

eine angebliche Zusage der DB AG verlassen,<br />

<strong>da</strong>ss der Bahnhof verlegt wird, und<br />

kritisiert, <strong>da</strong>ss die DB AG <strong>jetzt</strong> erst mit der<br />

Prüfung beginne. Ein großes Wohnungsbauprojekt<br />

liegt deswegen auf Eis. (re)<br />

„Ohne Fernzug kein fernzugtauglicher<br />

Bahnsteig, ohne fernzugtauglichen<br />

Bahnsteig kein Fernzug!“<br />

So in etwa könnte man die Situation in<br />

Neubrandenburg zusammenfassen. Denn<br />

zum Umbau des Bahnhofs Neubrandenburg<br />

soll nach derzeitigem Stand erst<br />

<strong>da</strong>nn ein fernzugtauglicher Bahnsteig gebaut<br />

werden, wenn nach Ansicht der DB<br />

Station & Service AG Be<strong>da</strong>rf vorhanden ist.<br />

(mo)<br />

Elektrifizierung München – Lin<strong>da</strong>u<br />

und Nürnberg – Hof<br />

Der Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur,<br />

Verkehr und Technologie des<br />

Bayerischen Landtags hat zwei ähnliche<br />

Anträge von Freien Wählern, CSU und<br />

FDP zur Elektrifizierung der Bahnstrecke<br />

München – Memmingen – Lin<strong>da</strong>u beschlossen.<br />

Einhellig wird eine Verschiebung<br />

der Maßnahme auf 2020 oder später<br />

abgelehnt. Daran, <strong>da</strong>ss die DB AG als er-<br />

8 derFahrgast 1/2013<br />

Foto: © Rainer Engel


Foto: © Matthias Oomen<br />

Kurznachrichten derFahrgast<br />

sten „Meilenstein der Planung“ den ursprünglichen<br />

Termin 2017 gekippt hatte,<br />

kann man wohl nichts mehr ändern.<br />

Zusätzlich hat der Ausschuss einen SPD-<br />

Antrag zur Elektrifizierung der Franken-<br />

Sachsen- Magistrale angenommen. (red.)<br />

Offenburg mit neuem Reisezentrum<br />

In der Ortenauhauptstadt Offenburg<br />

eröffnete kürzlich ein neu eingerichtetes<br />

Reisezentrum, welches den bislang noch<br />

Aufgelesen:<br />

Schwandl’s Tram Atlas Deutschland<br />

2012<br />

In einer fremden Stadt die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel zu nutzen, hat durchaus<br />

seine Vorteile: <strong>Die</strong> Fernbahnhöfe liegen<br />

häufig direkt in der Innenstadt, der<br />

Stress der unbekannten Wege entfällt<br />

genauso wie die lästige Suche nach<br />

Parkplätzen.<br />

Doch einer der Nachteile ist, <strong>da</strong>ss<br />

man sich natürlich nicht überall gut mit<br />

den fremden ÖPNV-Netzen auskennen<br />

kann und die Reisevorbereitung, z.B.<br />

durch Ausdrucken von Netzkarten im<br />

Vorfeld der Reise, häufig eher lästig als<br />

bequem ist.<br />

Schwandl’s Tram Atlas Deutschland<br />

2012 bietet hier Abhilfe und liefert in einem<br />

handlichen Buch sämtliche Pläne<br />

für alle deutschen Städte, in denen es<br />

eine Tram oder einen O-Bus gibt, auch<br />

die Regiotramnetze <strong>sind</strong> enthalten.<br />

Selbstverständlich ist auf den Kartenausschnitten<br />

auch <strong>da</strong>s Fernbahnnetz<br />

abgebildet.<br />

Fahrgäste erhalten wichtige Informationen<br />

zu Linienlauf und Haltestellen,<br />

Grundtakten und Betreibern. Für<br />

Eisenbahninteressierte stehen zudem<br />

noch Eck<strong>da</strong>ten wie Streckenlänge, Spur-<br />

bestehenden klassischen Schalterbetrieb<br />

ablöst. <strong>Die</strong>s ist deshalb bemerkenswert,<br />

weil auch heute noch Diskussionen in Erinnerung<br />

<strong>sind</strong>, <strong>da</strong>ss der direkte Fahrkartenvertrieb<br />

in Offenburg ganz aufgegeben<br />

werden sollte. (mo)<br />

Foto unten: Statt fünf Schaltern nun ein<br />

Reisezentrum und eine Bäckerei<br />

weite, eingesetzte Fahrzeuge oder Angaben<br />

zur Elektrifizierung bereit.<br />

Schwandl’s Tram Atlas Deutschland<br />

2012 ist ein hilfreicher Begleiter im öffentlichen<br />

Stadtverkehr.<br />

Schwandl’s Tram Atlas Deutschland<br />

2012<br />

Robert Schwandl Verlag<br />

erschienen am 7. Juni 2012<br />

dritte, überarbeitete Ausgabe<br />

144 Seiten, ca. 70 Netzpläne, ca. 150<br />

Farbfotos, Text deutsch & englisch<br />

ISBN 978 3 936573 33 6<br />

14,50 EUR<br />

Auch erhältlich als Schwandl’s Tram<br />

Atlas Schweiz & Österreich<br />

(ISBN 978 3 936573 27 5).<br />

Veranstaltungstipp:<br />

Naturwanderung in Oberbayern<br />

Das PRO BAHN-Mitglied Eugen<br />

Reißing konzipiert und leitet in regelmäßigen<br />

Abständen geführte Wanderungen<br />

durch <strong>da</strong>s Münchner Umland<br />

mit Bahn und Bus, die vom Bund<br />

Naturschutz veranstaltet werden. So<br />

steht zum Beispiel am Samstag, dem<br />

9. März 2013 die Wanderung „von<br />

Geltendorf zum Ammersee – eine<br />

Landschaft von der Eiszeit geprägt“<br />

oder am Samstag, dem 8. Juni 2013<br />

die Wanderung „Bad Kohlgrub – Grafenaschau:<br />

durch Moore und wiedervernässte<br />

Filze“ auf dem Programm.<br />

<strong>Die</strong> vollständige aktuelle Übersicht<br />

wird in der PRO BAHN Post, dem Rundbrief<br />

vom Fahrgastverband PRO BAHN<br />

Oberbayern, unter www.pro-bahn.de/<br />

oberbayern/pbp/ oder im Bildungswerkprogramm<br />

der Bund Naturschutz-Kreisgruppe<br />

München über<br />

www.bn-muenchen.de ª Umweltbildung<br />

ª Bildungswerk veröffentlicht.<br />

Abkürzungsverzeichnis dieser Ausgabe<br />

ABS – Ausbaustrecke<br />

Branchenmin. – branchenübliches Minimum<br />

Branchenmax. – branchenübliches Maximum<br />

BVG – Berliner Verkehrsbetriebe<br />

DB AG – Deutsche Bahn AG<br />

EU – Europäische Union<br />

EUR – Euro<br />

EVG – Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft<br />

GBK – Gütegemeinschaft Buskomfort e.V.<br />

GDBA – Gewerkschaft Deutscher<br />

Bundesbahnbeamter und Anwärter<br />

HKX – Hamburg-Köln-Express<br />

IAI – Innovint Aircraft Interior GmbH<br />

NBS – Neubaustrecke<br />

NRW – Nordrhein-Westfalen<br />

NWO – Verband Nordrhein-Westfälischer<br />

Omnibusunternehmen e.V.<br />

ÖBB – Österreichische Bundesbahnen<br />

ÖPNV – öffentlicher Personennahverkehr<br />

PBefG – Personenbeförderungsgesetz<br />

SPNV – Schienenpersonennahverkehr<br />

UNESCO – Organisation der Vereinten Nationen<br />

für Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />

V – Geschwindigkeit<br />

VCD – Verkehrsclub Deutschland<br />

VDV – Verband Deutscher<br />

Verkehrsunternehmen<br />

ZOB – Zentraler Omnibusbahnhof<br />

derFahrgast 1/2013 9


Umfrage zur Verkehrsmittelwahl<br />

<strong>Die</strong> Hälfte der Reisenden<br />

ist wechselfreudig<br />

Hohe Dynamik auf<br />

europäischem Verkehrsmarkt<br />

Anders als es die statisch anmutenden<br />

Marktanteile der verschiedenen Verkehrsträger<br />

nahelegen, herrscht der Umfrage<br />

zufolge auf dem europäischen Verkehrsmarkt<br />

eine hohe Dynamik. „Wir wissen<br />

<strong>jetzt</strong>, <strong>da</strong>ss die Hälfte aller Verkehrsteilnehmer<br />

nicht ein für allemal auf <strong>da</strong>s<br />

Auto oder den öffentlichen Verkehr festgelegt<br />

ist“, sagt der Geschäftsführer der<br />

Allianz pro Schiene, Dirk Flege. „Wir wissen<br />

außerdem, welche Faktoren eine Rolle<br />

spielen, wenn Menschen vom Auto zum<br />

öffentlichen Verkehr wechseln oder umgekehrt<br />

dem öffent lichen Verkehr den<br />

Rücken kehren.“ USEmobility – im vollen<br />

Titel: <strong>Und</strong>erstanding Social behaviour for<br />

Eco­friendly multimo<strong>da</strong>l mobility – liefere<br />

der Verkehrspolitik ein klares Anforderungsprofil<br />

und den Verkehrsunternehmen<br />

Hinweise, wie sie ihre Fahrgäste halten<br />

oder neue gewinnen könnten. „Wo<br />

viel Dynamik ist, <strong>da</strong> gibt es für Politik und<br />

Unternehmen auch vielfältige Gelegenheit,<br />

eine Entscheidung der Reisenden<br />

für den öffentlichen Verkehr zu begünstigen“,<br />

sagt der Geschäftsführer der<br />

Allianz pro Schiene, unter deren Leitung<br />

<strong>da</strong>s EU­Projekt läuft.<br />

Wechselnutzer <strong>sind</strong><br />

multimo<strong>da</strong>l unterwegs<br />

<strong>Die</strong> von Quotas ermittelten Wechselnutzer<br />

<strong>sind</strong> laut Umfrage vermehrt multimo<strong>da</strong>l<br />

unterwegs: Zwei Drittel der Reisenden<br />

wählten einen Mix aus verschiedenen Ver­<br />

Aktuell<br />

<strong>Die</strong> Reisenden in Deutschland und Europa <strong>sind</strong> bei der Wahl ihres Verkehrsmittels überraschend wechselfreudig:<br />

Fast 50 Prozent der Befragten aus sechs europäischen Ländern haben in den vergangenen<br />

Jahren ihren Mobilitäts-Mix verändert. Das hat eine Quotas-Umfrage im Rahmen des EU-Projekts<br />

USEmobility ergeben. Ihren neuartigen Ansatz zur Erforschung von realen Wechselentscheidungen<br />

erprobten die Verkehrsforscher repräsentativ für Deutschland, Österreich, Ungarn, Kroatien, die<br />

Niederlande und Belgien.<br />

Immer aktuell informiert:<br />

Folgen Sie der Allianz pro<br />

Schiene auf Twitter:<br />

http://twitter.com/#!/<br />

schienenallianz<br />

kehrsmitteln für ihre täglichen Wege,<br />

während nur ein Drittel auf ein einziges<br />

Verkehrsmittel umstieg. „Insgesamt liegt<br />

mit steigendem Alter eine immer höhere<br />

Wahlfreiheit bei den Wechselnutzern<br />

vor“, sagt Thomas Krautscheid von Quotas.<br />

„Menschen im fortgeschrittenen Alter<br />

haben oft einen Pkw und zeigen dennoch<br />

eine hohe Flexibilität, sich je nach Situation<br />

für oder gegen den öffentlichen Verkehr<br />

zu entscheiden.“ Dass Menschen<br />

überhaupt ihr gewohntes Verkehrsverhalten<br />

ändern, hänge vor allem mit Veränderungen<br />

im privaten Umfeld zusammen:<br />

Arbeitsplatzwechsel, Geburt der Kinder,<br />

Umzug oder Pensionierung nannten die<br />

Befragten in allen europäischen Ländern<br />

als Gründe, ihre Verkehrsmittelwahl zu<br />

überdenken. <strong>Die</strong> Reisenden gaben an, im<br />

Schnitt alle zwei Jahre eine solche Änderung<br />

ihrer Lebensverhältnisse zu erleben.<br />

„Solche Anlässe <strong>sind</strong> also nicht selten und<br />

liefern den Verkehrsunternehmen einen<br />

Hebel, ihre möglichen Kunden direkt und<br />

gezielt anzusprechen“, sagt Krautscheid.<br />

Deutsche <strong>sind</strong> wechselfreudiger<br />

als europäische Nachbarn<br />

<strong>Die</strong> Umfrageergebnisse in allen untersuchten<br />

Ländern gleichen sich. Dennoch<br />

fanden die Forscher auch landesspezifische<br />

Besonderheiten. So verfügt der Pkw<br />

im Autofahrerland Deutschland erwartungsgemäß<br />

über ein besonders starkes<br />

Image, <strong>da</strong>s überwiegend mit Attributen<br />

wie schnell, spontan und aufregend verknüpft<br />

ist. Zugleich belegt die Umfrage,<br />

<strong>da</strong>ss die Deutschen noch wechselfreudiger<br />

<strong>sind</strong> als ihre europäischen Nachbarn.<br />

Auf dem Weg zur Arbeit haben mehr als<br />

50 Prozent der Befragten in den letzten<br />

fünf Jahren ihren Mobilitätsmix verändert.<br />

Zudem weist Deutschland von allen<br />

europäischen Ländern die höchste Multimo<strong>da</strong>lität<br />

auf (77 Prozent). Während<br />

deutsche Reisende jedoch laut Umfrage<br />

mit dem Personal in den Zügen im Schnitt<br />

zehn Prozent weniger zufrieden waren als<br />

Fahrgäste in den anderen Ländern Europas,<br />

zeigten sich die Kunden in Österreich<br />

mit ihrem öffentlichen Verkehr überdurchschnittlich<br />

zufrieden. Auch <strong>da</strong>s<br />

Image von Bussen und Bahnen ist in der<br />

Alpenrepublik hoch. In den Niederlanden<br />

waren 43 Prozent der Reisenden auch<br />

nach einem Verkehrsmittelwechsel weiterhin<br />

strikt monomo<strong>da</strong>l unterwegs, so<br />

viele wie nirgendwo sonst in Europa. <strong>Die</strong><br />

Reisenden in Belgien sehen öffentlichen<br />

Verkehr eher als städtisches Verkehrsmittel,<br />

dessen Sicherheit vor Verkehrsunfällen<br />

die Befragten höher bewerten<br />

als in anderen europäischen Ländern. In<br />

Ungarn ergab die Umfrage Nachholbe<strong>da</strong>rf<br />

für die Informationspolitik der Verkehrsunternehmen.<br />

Nur sieben Prozent<br />

der Befragten gaben an, über Reiseangebote<br />

informiert worden zu sein. In Kroatien<br />

zeigen die Befragten ein erhöhtes<br />

Umweltbewusstsein: Stolze 70 Prozent<br />

der befragten Kroaten gaben an, für einen<br />

umweltgerechten Verkehr Mehrkosten<br />

in Kauf nehmen zu wollen.<br />

<strong>Die</strong> Abschlussveranstaltung zum USEmobility­Projekt<br />

findet am 13.02.2013<br />

um 10:00 – 16:00 Uhr in der Berliner<br />

Akademie der Wissenschaften (Leibniz­<br />

Saal, Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin)<br />

statt. Sie <strong>sind</strong> herzlich eingeladen.<br />

Da die Plätze begrenzt <strong>sind</strong>, bitten wir<br />

um frühzeitige Anmeldung unter<br />

info@allianz­pro­schiene.de. Weitere<br />

Informationen zum Projekt finden Sie unter<br />

www.allianz­pro­schiene.de/projekte/<br />

usemobility/oder auf der europäischen<br />

Projektseite: www.usemobility.eu<br />

10 derFahrgast 1/2013


Aktuell<br />

Oomen<br />

Warum wechseln<br />

Matthias<br />

Menschen vom Auto<br />

©<br />

zum öffentlichen Verkehr<br />

und umgekehrt? Foto:<br />

derFahrgast 1/2013 11<br />

Grafik: © Allianz pro Schiene


derFahrgast<br />

Titelthema<br />

Fernverkehr<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> <strong>da</strong>! <strong>Und</strong> <strong>jetzt</strong>?<br />

Seit dem 1. Januar 2013 ist in Deutschland der Fernverkehrsmarkt auch für <strong>Fernbusse</strong> nahezu ohne<br />

Einschränkungen geöffnet. Das bedeutet, <strong>da</strong>ss auch auf Strecken, die in der Vergangenheit für Fernbusverkehr<br />

nicht zugelassen waren, neue Anbieter auf den Markt kommen. Es herrscht regelrechte<br />

Gründerstimmung. Doch was verbirgt sich hinter dem Fernbus? Wo und welche Potenziale können<br />

mit ihm erschlossen und gehoben werden? An welchen Stellen stößt er an seine Grenzen? Was müssen<br />

Fahrgäste beachten, wenn sie die Wahl zwischen Fernbus und Fernbahn haben?<br />

Am 27. Juni 1933 erließ die Reichsregierung<br />

<strong>da</strong>s Gesetz über die Errichtung<br />

eines Unternehmens „Reichsautobahnen“.<br />

Darin wurde unter anderem festgelegt,<br />

<strong>da</strong>ss es ausgerechnet die Aufgabe<br />

der Deutschen Reichsbahn wurde, den<br />

„Bau und Betrieb eines leistungsfähigen<br />

Netzes von Kraftfahrbahnen“ zu gewährleisten.<br />

1)<br />

Damit wurde eines der größten Infrastrukturprojekte<br />

der deutschen Geschichte<br />

auf den Weg gebracht.<br />

Vom Ausgleich zum Privileg<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Reichsbahn trug die kompletten<br />

Lasten des Vorhabens. Da diese<br />

Lasten natürlich auch die Substanz des<br />

eigentlichen Kerngeschäfts Eisenbahn<br />

erheblich angriffen und stark aufbrauchten,<br />

erhielt die Deutsche Reichsbahn<br />

in dem am 1. April 1935 erstmals erlas -<br />

senen Personenbeförderungsgesetz im<br />

Gegenzug die alleinige Berechtigung, auf<br />

den durch Reichsbahnmittel errichteten<br />

Reichsautobahnen Fernbusverkehr durchzuführen.<br />

Im Laufe der Jahrzehnte wurden diese<br />

Anfangsbestimmungen natürlich noch<br />

weiter definiert. Folgende Regeln kristallisierten<br />

sich für alle, die privaten Fernbusverkehr<br />

anbieten wollten, heraus:<br />

• Eine Buslinie musste eine Strecke bedienen,<br />

auf der zum Zeitpunkt der Zulassung<br />

kein anderes Verkehrsmittel<br />

verkehrte.<br />

• Eine Buslinie musste eine wesentlich<br />

kürzere Fahrzeit aufweisen, als dies<br />

ein bestehendes Verkehrsmittel konnte.<br />

• Eine Buslinie musste zu einer Tageszeit<br />

verkehren, zu der mit einem anderen<br />

Verkehrsmittel kein Angebot erbracht<br />

wurde.<br />

• Eine Buslinie musste wesentlich preiswerter<br />

als andere Verkehrsmittel sein.<br />

Es mussten nicht mehrere bzw. nicht alle<br />

Punkte gleichzeitig erfüllt werden. Sobald<br />

einer der Punkte gegeben war, wurde<br />

Fernbusverkehr ermöglicht.<br />

Für <strong>Fernbusse</strong> von und nach Berlin<br />

galten diese Einschränkungen aufgrund<br />

der durch die deutsche Teilung eingetretenen<br />

Sondersituation nicht, bestehende<br />

Linien genossen auch nach der<br />

Deutschen Wiedervereinigung Bestandsschutz.<br />

Fakt war aber: Ein auch nur annähernd<br />

flächendeckendes Fernbusliniennetz, wie<br />

es aus anderen Ländern bekannt ist, war<br />

innerhalb dieses Regelwerkes nicht möglich.<br />

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die<br />

historische Begründung der Vorrechte der<br />

Bahn in den Hintergrund gerückt wurde<br />

und der ehemalige Lastenausgleich als<br />

ungerechtfertigtes Privileg verstanden<br />

wurde. In dem am 26. Oktober 2009<br />

verabschiedeten Koalitionsvertrag der<br />

X. CDU/CSU-FDP-Bundesregierung hieß<br />

es: „Wir wollen mittelständischen Unternehmen<br />

die Beteiligungschancen sichern<br />

und insbesondere eine Betreibervielfalt<br />

im Busgewerbe gewährleisten. (…) Wir<br />

werden Busfernlinienverkehr zulassen<br />

und <strong>da</strong>zu § 13 PBefG ändern.“<br />

Zum 1. Januar 2013 war es <strong>da</strong>nn soweit:<br />

<strong>Die</strong> ehemaligen Einschränkungen für<br />

Fernbusverkehr wurden aufgehoben. 2)<br />

Wird der Fernbus den hohen<br />

Erwartungen gerecht?<br />

Hierbei traten verschiedene Akteure mit<br />

unterschiedlichen Erwartungshaltungen<br />

auf: Seitens der verantwortlichen Verkehrspolitik<br />

wurde die Gesetzesänderung<br />

nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen<br />

möglichst freier Märkte initiiert, sondern<br />

auch mit dem Ziel, die Nutzer von<br />

privaten Pkw mit einem neuen Angebot<br />

zu erreichen und so den absoluten Marktanteil<br />

von Pkw zu reduzieren.<br />

• Das Omnibusgewerbe begrüßte die<br />

Aufhebung der Einschränkungen naturgemäß<br />

aus eigenem Geschäftsinteresse,<br />

wies aber auf die Gefahren eines<br />

möglichen ruinösen Wettbewerbs hin.<br />

• <strong>Die</strong> deutschen Eisenbahnunternehmen<br />

erwarteten sinkende Marktanteile und<br />

lehnten die Öffnung tendenziell ab.<br />

• In der Öffentlichkeit wurden Erwartungen<br />

geweckt, <strong>da</strong>ss zukünftig eine<br />

bil ligere UND komfortablere Beförderung<br />

möglich werden soll. <strong>Die</strong>se Erwartungen<br />

wurden durch die mediale<br />

Berichterstattung noch vor dem Stichtag<br />

befeuert.<br />

Hierbei ist auffällig, <strong>da</strong>ss sich die Erwartungshaltungen<br />

teilweise durchaus unversöhnlich<br />

widersprechen: Erhofft sich die<br />

Verkehrspolitik ein möglichst geschlossenes<br />

Fernbusnetz und sich verschiebende<br />

Marktanteile, ist auf unternehmerischer<br />

Seite die Konzentration auf garantiert<br />

gewinnbringende Strecken lukrativer. Das<br />

Omnibusgewerbe will einen ruinösen, weil<br />

nicht im Ansatz kostendeckenden, Wettbewerb<br />

verhindern, während die interessierten<br />

Neukunden sich die in den Medien<br />

propagierten Kampfpreise erhoffen.<br />

Welche Rolle spielte der Fernbus<br />

bereits vor der Liberalisierung?<br />

Mit der bereits angesprochenen Ausnahme<br />

des Berlinverkehrs gab es Fernbusverkehr<br />

in Deutschland für die Mehrheit der<br />

Bevölkerung ausschließlich in Form von<br />

Charterreisen. Machten Kegelclubs oder<br />

Wandervereine einen gemeinsamen Ausflug<br />

oder eine gemeinsame Urlaubsreise,<br />

wurde häufig ein Bus gebucht. <strong>Die</strong>se Busse<br />

hatten allerdings den Status von Sonderbussen,<br />

so <strong>da</strong>ss es für Dritte nicht ohne weiteres<br />

möglich war, sich einer Gruppe anzuschließen.<br />

Für in Reisebüros angebotene<br />

Busreisen war die Integration in Pauschalreisen<br />

obligatorisch.<br />

12 derFahrgast 1/2013


Foto: © Winfried Karg<br />

Nach Berlin fahren schon seit der deutschen Teilung jeden Tag<br />

zahlreiche <strong>Fernbusse</strong>.<br />

Hingegen war der Fernbus für die zahlreichen<br />

Einwanderer in unserem Land bereits<br />

in der Vergangenheit ein vertrautes<br />

Verkehrsmittel. Vom Personenbeförderungsgesetz<br />

nicht eingeschränkt fuhren<br />

schon seit Jahrzehnten Woche für Woche<br />

unzählige Fernbuslinien hunderte von<br />

Verbindungen im Ausland an. Das Ziel war<br />

hierbei fast immer die „alte Heimat“: Ob<br />

tief in den Osten Europas, nach Spanien<br />

oder gar über den Balkan bis in die Türkei.<br />

Für die Mehrheit fanden diese Fahrten<br />

meist unbemerkt statt. Öffentliche Aufmerksamkeit<br />

wurde allenfalls <strong>da</strong>nn erregt,<br />

wenn bspw. ein Zentraler Omnibusbahnhof<br />

Probleme bei den Anwohnern<br />

provozierte oder dieser – wie im Falle des<br />

Stuttgarter ZOB – wegen Bauarbeiten einen<br />

neuen Standort suchen musste.<br />

Das Entscheidende für den bisherigen<br />

Fernbusverkehr war: Gecharterte Busse<br />

und Busse für Pauschalreisen waren nicht<br />

allgemein publikumsöffentlich, die internationalen<br />

Busse mit Zielen außerhalb<br />

Deutschlands durften keinesfalls Personen<br />

zwischen deutschen Städten mitbefördern.<br />

Ist der Fernbus wirklich<br />

preisgünstiger als die Fernbahn?<br />

Bahnfahren gilt in Deutschland als (zu)<br />

teuer. Öffentliche Preisdiskussionen gelten<br />

als populär, jedes Jahr wird im Dezember<br />

die Berichterstattung über steigende<br />

Fahrpreise medial regelrecht zelebriert.<br />

Doch im direkten Vergleich zu anderen<br />

Verkehrsmitteln ergibt sich ein interessantes<br />

Bild: Während die Berechnung der<br />

Vollkosten für eine Fernreise mit dem Pkw<br />

harten methodischen Auseinandersetzungen<br />

unterworfen ist, scheinen vergleichende<br />

Preise mit der Flugindustrie auf-<br />

Foto: © Matthias Oomen<br />

grund struktureller Ähnlichkeiten in der<br />

Preisbildung einfacher möglich. Einen solchen<br />

Vergleich gab bspw. im Jahr 2012 der<br />

VCD in seiner Studie „VCD Bahntest<br />

2012/2013 − Preisvergleich von Flug und<br />

Bahn“ in Auftrag.<br />

Das Ergebnis überraschte: Bei den 270<br />

untersuchten Verbindungen war die als<br />

teuer geltende Fernbahn in 91,5 Prozent<br />

der Fälle günstiger als <strong>da</strong>s als preiswert<br />

geltende Flugzeug. 3)<br />

Es gibt also im Verkehrsmarkt durchaus<br />

eine Diskrepanz zwischen realem und gefühltem<br />

Preisgefüge. <strong>Die</strong> Imagebildung<br />

hebelt die reale Preisbildung einfach aus:<br />

Während die Fluggesellschaften teilweise<br />

bis an die Grenzen des Wettbewerbsrechts<br />

gehen, um ihren Kunden beim Erstkontakt<br />

möglichst den theoretisch preiswertesten<br />

Preis zu kommunizieren, werden<br />

potenzielle Fernbahnkunden relativ<br />

schnell mit den maximalen Normalpreisen<br />

konfrontiert.<br />

Gleichzeitig ist <strong>da</strong>s Management der<br />

DB AG fast schon stolz <strong>da</strong>rauf, <strong>da</strong>ss 90 Prozent<br />

der Fahrgäste den kommunizierten<br />

hohen Normalpreis gar nicht bezahlen,<br />

sondern in irgendeiner Art und Weise<br />

Rabatte erhalten.<br />

<strong>Die</strong> Preise für Bahnfahrer <strong>sind</strong> <strong>da</strong>her<br />

zweifelsfrei mit hohen Einstiegshürden<br />

versehen, ihre Bildung auch für ausgewiesene<br />

Experten nicht immer direkt zu verstehen.<br />

<strong>Die</strong> Autobahnmaut als<br />

marktentscheidender Faktor<br />

„Zu teuer“, so ein Vorurteil gegen die Fernbahn. Doch die Fernbahn ist<br />

günstiger als ihr Ruf und könnte dem Fernbus Paroli bieten – wenn der<br />

heute unfaire Wettbewerb zukünftig fair gestaltet wird.<br />

Genau hier liegen die großen Chancen für<br />

<strong>Fernbusse</strong>, denn sie können sich durch den<br />

einfachen Charakter einer Preisstruktur<br />

auch <strong>da</strong>nn vom komplexen Bahnpreissystem<br />

abheben, wenn große finanzielle<br />

Unterschiede gar nicht bestehen würden.<br />

In einem vergleichsweise dünnen Liniennetz<br />

mit nur wenigen Verbindungen<br />

besteht auch für die Zukunft nicht die<br />

Gefahr, <strong>da</strong>ss komplexitätssteigernde Konzessionen<br />

wie im Falle der Fernbahn gemacht<br />

werden müssen.<br />

Ebenso liegen in den sich deutlich<br />

unter scheidenden Beteiligungsverpflichtungen<br />

an den Wegekosten große Chancen<br />

für den Fernbus. Im Gegensatz zur<br />

Fernbahn, für welche die „Trassenpreis“<br />

genannte Schienenmaut gesetzlich verpflichtend<br />

ist, beteiligt sich der Fernbus an<br />

seinen Wegekosten nicht. <strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong><br />

von der Straßenmaut nämlich befreit.<br />

Dass diese Ungleichbehandlung regelrecht<br />

marktentscheidend ist, wird <strong>da</strong>nn<br />

deutlich, wenn man deren finanzielle Folgen<br />

in Relation zu den ansonsten anfallenden<br />

Kosten stellt.<br />

Derzeitige Investitionskosten pro Fahrzeugsitzplatz: <br />

Verkehrsmittel<br />

Typ Investitions-<br />

kosten<br />

je Sitzplatz<br />

Fernbus 2-Achser 6.250 EUR<br />

Fernbus 3-Achser 7.340 EUR<br />

Fernbus Doppeldecker 6.528 EUR<br />

Fernbahn ICE 3 69.880 EUR<br />

Fernbahn ICx 44.574 EUR<br />

Es ist auffällig, <strong>da</strong>ss die Investitionskosten<br />

der Fernbahn pro Sitzplatz die Investitionskosten<br />

des <strong>Fernbusse</strong>s auch <strong>da</strong>nn um<br />

ein Vielfaches übersteigen, wenn sich die<br />

Fernbahn wie im Falle des ICx um eine erhebliche<br />

Kostenreduzierung bemüht.<br />

derFahrgast 1/2013 13


Fotos: © Matthias Oomen (4)<br />

derFahrgast<br />

Nach Polen für nur 29 EUR. Für viele Einwanderer<br />

ist der Fernbus schon seit Jahrzehnten<br />

eine preiswerte Alternative.<br />

Eine offene Flanke: Viele ersatzlos weggefallene<br />

Interregio­Verbindungen bieten<br />

für <strong>Fernbusse</strong> eine gute Angriffsfläche auf<br />

die Fernbahn.<br />

Das Audio­Programm der ICE wird nach und<br />

nach verschwinden. Dabei <strong>sind</strong> es gerade<br />

„weiche Faktoren“, welche zur Kundenbindung<br />

beitragen könnten.<br />

Titelthema<br />

Eine Aussage über die mögliche Nutzung der Investition wird allerdings erst <strong>da</strong>nn möglich,<br />

wenn man sich die Lebenslaufleistung der Fahrzeuge verdeutlicht:<br />

Verkehrsmittel Fahrzeuglebenslaufleistung<br />

Fernbus 1.400.000 km<br />

Fernbahn 15.000.000 km<br />

Dadurch wir deutlich, <strong>da</strong>ss die Investitionskosten pro Sitzplatz durch die unterschiedlichen<br />

Fahrzeuglebenslaufleistungen wieder relativiert werden.<br />

Werden nun noch weitere kostenbildende Faktoren, wie etwa Kapital-, Personal-,<br />

Versicherungs-, Treibstoff- und Verschleißkosten, hinzugezogen, ergibt sich folgende<br />

Kostenstruktur:<br />

Kosten je Platzkilometer ohne Maut 4)<br />

Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />

Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V > 280 km/h 2,5 Cent<br />

Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 2,6 Cent<br />

Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 1,8 Cent<br />

Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, ABS V = 200 km/h 1,9 Cent<br />

Fernbahn ICx, Einfachtraktion IC, ABS V = 200 km/h 2,1 Cent<br />

Fernbus Zweiachser 2,6 Cent<br />

Fernbus Dreiachser 2,6 Cent<br />

Fernbus Doppeldecker 2,0 Cent<br />

Nun kommt der weitere Kostenfaktor Maut ins Spiel. <strong>Die</strong>se erhöht die bereits auflaufenden<br />

Kosten wie folgt:<br />

Mautkosten je Platzkilometer (mit Wettbewerbsverzerrung) 4)<br />

Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />

Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V > 280 km/h 1,7 Cent<br />

Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 0,9 Cent<br />

Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 0,7 Cent<br />

Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, ABS V = 200 km/h 0,5 Cent<br />

Fernbahn ICx, Einfachtraktion IC, ABS V = 200 km/h 1,0 Cent<br />

Fernbus grundsätzlich<br />

keine Mautkosten<br />

Hierdurch ergeben sich im verzerrten Wettbewerb folgende Endkosten:<br />

Kosten je Platzkilometer mit Maut 4)<br />

Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />

Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V > 280 km/h 4,2 Cent<br />

Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 3,5 Cent<br />

Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 2,5 Cent<br />

Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, ABS V = 200 km/h 2,4 Cent<br />

Fernbahn ICx, Einfachtraktion IC, ABS V = 200 km/h 3,1 Cent<br />

Fernbus Zweiachser 2,6 Cent<br />

Fernbus Dreiachser 2,6 Cent<br />

Fernbus Doppeldecker 2,0 Cent<br />

14 derFahrgast 1/2013


Titelthema derFahrgast<br />

Es ist eindeutig, <strong>da</strong>ss der Fernbus innerhalb dieses Umfeldes preiswerter als die Fernbahn<br />

operieren kann. Sollte dieser verzerrte Wettbewerb beendet werden und müsste sich<br />

der Fernbus ebenso wie die Fernbahn an seinen Wegekosten beteiligen, <strong>da</strong>nn käme<br />

unter der Voraussetzung, <strong>da</strong>ss Mautkosten wie für Lastkraftwagen erhoben werden,<br />

folgende Maut auf den Fernbus zu:<br />

Mautkosten für <strong>Fernbusse</strong> je Platzkilometer (ohne Wettbewerbsverzerrung) 4)<br />

Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />

Fernbahn Kosten gleichbleibend<br />

Fernbus Zweiachser 0,4 Cent<br />

Fernbus Dreiachser 0,3 Cent<br />

Fernbus Doppeldecker 0,2 Cent<br />

Hierdurch ergeben sich im nicht verzerrten Wettbewerb folgende Endkosten:<br />

Kosten je Platzkilometer mit Maut 4)<br />

Verkehrsmittel Typ Kosten je Platz-Kilometer<br />

Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V > 280 km/h 4,2 Cent<br />

Fernbahn ICE 3, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 3,5 Cent<br />

Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, NBS V = 280 km/h 2,5 Cent<br />

Fernbahn ICx, Doppeltraktion ICE, ABS V = 200 km/h 2,4 Cent<br />

Fernbahn ICx, Einfachtraktion IC, ABS V = 200 km/h 3,1 Cent<br />

Fernbus Zweiachser 3,0 Cent<br />

Fernbus Dreiachser 2,9 Cent<br />

Fernbus Doppeldecker 2,2 Cent<br />

Somit wird deutlich, <strong>da</strong>ss die Frage, ob der<br />

Fernbus zukünftig wesentlich preiswerter<br />

als die Fernbahn Angebote gestalten<br />

kann, maßgeblich im politischen Raum<br />

entschieden wird.<br />

<strong>Die</strong> Politik muss sich entscheiden, ob sie<br />

zukünftig auf die Fernbusmaut verzichtet<br />

und <strong>da</strong>mit einen verzerrten Wettbewerb<br />

duldet oder ob sie zukünftig auch für den<br />

Fernbus eine Maut erhebt und somit ein<br />

fairer Wettbewerb ermöglicht wird.<br />

<strong>Die</strong> in diesem Zusammenhang erhobene<br />

Forderung, <strong>da</strong>ss die Fernbahn einfach<br />

durch Sonderangebote und bessere Betriebsabläufe<br />

eventuelle Unterschiede<br />

ausgleichen soll, zielt ins Leere. Denn es ist<br />

richtig, <strong>da</strong>ss die Fernbahn in Deutschland<br />

eine niedrigere Auslastung als Fernbahnen<br />

im Ausland hat (Vergleich: Auslastung<br />

des TGV in Frankreich: 76 Prozent, Aus -<br />

lastung der Fernverkehrszüge der DB AG:<br />

47 Prozent), allerdings erfordert die<br />

polyzentrische Struktur der deutschen<br />

Verkehrsnetze besonders engmaschige<br />

Ange bote, die einer ähnlich hohen Auslastung<br />

wie bspw. im auf Paris zentralisierten<br />

Frankreich entgegenstehen.<br />

<strong>Die</strong>se aus der Polyzentrik entstehende<br />

Last greift allerdings nur <strong>da</strong>nn, wenn wie<br />

bei der Fernbahn auch tatsächlich ein qualifiziertes<br />

Angebot erbracht wird. Werden<br />

hingegen, wie beim Fernbus derzeit absehbar,<br />

nur einzelne Linien auf besonders<br />

lukrativen Strecken erbracht, <strong>sind</strong> auch in<br />

Deutschland höhere Auslastungen möglich,<br />

weshalb die Fernbusbetreiber derzeit<br />

mit einer Auslastung von 60 Prozent kalkulieren.<br />

Wo hat der Fernbus seine Chancen?<br />

<strong>Die</strong> drei wesentlichen Fragen von Mobilität<br />

stellen sich immer wie folgt:<br />

1. Wie lange <strong>da</strong>uert es von A nach B?<br />

2. Was kostet es von A nach B?<br />

3. Zu welchen Bedingungen komme ich<br />

von A nach B?<br />

<strong>Die</strong> Frage nach der Entfernung ist immer<br />

untergeordnet, <strong>da</strong> die reine Entfernung<br />

im Mobilitätsverhalten keine Rolle spielt.<br />

Unter folgenden Bedingungen hat der<br />

Fernbus eine besonders gute Chance am<br />

Markt:<br />

1. Das Angebot kann wesentlich preiswerter<br />

als von anderen öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln erbracht werden.<br />

g Kaufentscheidung über den Preis<br />

2. <strong>Die</strong> Strecke kann wesentlich schneller<br />

als mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zurückgelegt werden.<br />

g Kaufentscheidung über die Zeit<br />

3.1. <strong>Die</strong> Strecke wird mit einem Fahrzeug<br />

zurückgelegt, welches wesentlich bequemer<br />

ist als die Angebote der Mitbewerber.<br />

g Kaufentscheidung über die Qualität<br />

3.2. Der Fernbus kann Strecken mittels<br />

einer Wegführung anbieten, die mit<br />

anderen Verkehrsmitteln nicht (mehr)<br />

ermöglicht wird.<br />

g Kaufentscheidung über die Qualität<br />

Auf der einen Seite bedeutet dies, <strong>da</strong>ss der<br />

Fernbus überall dort eine besonders gute<br />

Chance hat, wo sich die Fernbahn im Wesentlichen<br />

auf teure Prämiumprodukte<br />

konzentriert hat.<br />

<strong>Die</strong>s ist bspw. für die Strecke Hamburg<br />

– Berlin genauso zutreffend, wie dies für<br />

die Strecken von Köln nach Frankfurt (mit<br />

Zwischenhalten in ansonsten nicht vom<br />

Fernverkehr bedienten Städten) gilt oder<br />

für den Korridor München – Frankfurt via<br />

Nürnberg zutrifft. Hier ist die Fernbahn<br />

zwar deutlich schneller als der Fernbus,<br />

aber die energieintensiven Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

erfordern hier auch<br />

deut lich höhere Fahrpreise, als diese für<br />

<strong>Fernbusse</strong> erforderlich <strong>sind</strong>.<br />

Auf der anderen Seite kann der Fernbus<br />

überall dort erfolgreich sein, wo die<br />

Fernbahn keine akzeptablen und/oder zuverlässigen<br />

Fahrzeiten vorweisen kann.<br />

Betrug die Fahrzeit der Fernverkehrszüge<br />

zwischen Berlin (Abfahrt ab Berlin-Ost-<br />

Unschlagbar schnell: Der ICE erreicht Frankfurt<br />

Flughafen aus Richtung Köln. Doch<br />

vielen Fahrgästen wäre ein preiswerteres<br />

Basisangebot der Fernbahn lieber. Das Verkehrsmittel<br />

Bahn muss zukünftig ein schnelles<br />

und ein preiswertes Angebot vorhalten.<br />

derFahrgast 1/2013 15


Foto: © meinfernbus.de<br />

derFahrgast<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fernbusse</strong> bieten heute in Sachen mobiler Internetnutzung deutlich mehr als die Fernbahn.<br />

Das muss sich ändern!<br />

bahnhof) und Dresden im Jahr 1994 nur<br />

108 Minuten und war somit deutlich<br />

schneller als jede denkbare Straßenverbindung,<br />

so beträgt die Fahrzeit auf<br />

dieser Strecke heute (Abfahrt ab Berlin-<br />

Hauptbahnhof) 21 Minuten mehr – und<br />

<strong>da</strong>s, obwohl nach der Großinvestition in<br />

den Berliner Hauptbahnhof und den Tiergartentunnel<br />

<strong>da</strong>s Stadtgebiet Berlins heute<br />

deutlich schneller und direkter verlassen<br />

werden kann und lange Umwege<br />

wegfallen. Mit einer Fahrzeit von 129 Minuten<br />

ist die Fernverkehrsstrecke in der<br />

Zwischenzeit genau so langsam wie die<br />

am Markt angebotene Fernbusverbindung.<br />

Verschärfend kommt hinzu, <strong>da</strong>ss<br />

die auf dieser Strecke verkehrenden Fernverkehrszüge<br />

sehr weite Vorläufe haben<br />

(je nach Fahrtrichtung ggf. von der Ostsee<br />

oder sogar von Bu<strong>da</strong>pest kommend) und<br />

15 Prozent der Züge erhebliche Verspätungen<br />

aufweisen. Probleme, mit denen<br />

der Fernbus weniger zu kämpfen hat.<br />

Eine richtig offene Flanke findet der<br />

Fernbus gegenüber der Fernbahn dort,<br />

wo sich die Fernbahn in den letzten Jahrzehnten<br />

aus Direktverbindungen zurückgezogen<br />

hat. Es ist kein Wunder, <strong>da</strong>ss der<br />

neue Fernbusanbieter MFB MeinFernbus<br />

GmbH ausgerechnet die Relation Freiburg<br />

– München via Titisee als Paradestrecke<br />

führt. Seit dem Ende des „Kleber-Express“<br />

gibt es zwischen dem Breisgau und Bayern<br />

keine Verbindung mehr ohne Umsteigezwang.<br />

Der Fernbus kommt auf dieser<br />

Strecke naturgemäß ohne Umsteigezwang<br />

aus. Dafür ist die Fahrzeit ungefähr<br />

genauso lang wie bei der Fernbahn und<br />

<strong>da</strong>s Gepäck – <strong>da</strong>s beim Fernbahn-Umstieg<br />

zur Last wird – ist ebenfalls sicher verstaut.<br />

Preislage (jeweils Normalpreise): Fernbus<br />

32 EUR 5) , Fernbahn 91 EUR 6) .<br />

Relationen dieser Qualität <strong>sind</strong> vielfach<br />

denkbar. Ludwigshafen – Nürnberg<br />

direkt: Mit der Fernbahn heute grundsätzlich<br />

mit Umsteigezwang, mit dem Fernbus<br />

ohne Umsteigezwang möglich. Freiburg<br />

via Straßburg nach Düsseldorf? Auch <strong>da</strong>s<br />

geht. Schon heute machbar!<br />

Im Grunde ist fast jede weggefallene<br />

bzw. nicht ersetzte Interregio-Verbindung,<br />

jede ehemalige Relation der Heckeneilzüge<br />

eine zusätzliche potenzielle<br />

Strecke für <strong>Fernbusse</strong>.<br />

In der Zusammenfassung bedeutet dies,<br />

<strong>da</strong>ss die Fernbahn ohne weiteres überall<br />

dort durch den Fernbus herausgefordert<br />

werden kann, wo Teile der potenziellen<br />

Kundschaft freiwillig aufgegeben wurden,<br />

staatliche Investitionen in Infrastruktur zulasten<br />

von attraktiven Fahrzeiten unterlassen<br />

wurden oder (ehemalige) Direktverbindungen<br />

der Schiene heute fehlen.<br />

Ist der Fernbus bequemer<br />

als die Fernbahn?<br />

Ob der Fernbus in seiner Ausstattung bequemer<br />

ist als die Fernbahn oder ob die<br />

Fernbahn in ihrer Ausstattung bequemer<br />

ist als der Fernbus, ist natürlich eine Geschmacksfrage.<br />

Aber es gibt objektive Kriterien, an denen<br />

man sich orientieren kann.<br />

Ein Fernbus der 5-Sterne-Klasse verfügt<br />

in der Regel über folgende Ausstattung:<br />

eine kleine Zubereitungsküche für Kalt-<br />

und Warmgetränke und kleine Snacks,<br />

Titelthema<br />

Klimaanlage, Toilette mit Waschgelegenheit,<br />

Garderobe.<br />

Häufig kommen <strong>da</strong>nn noch weitere<br />

Merkmale, wie etwa eine Video- und Audiounterhaltungsanlage<br />

oder kostenloser<br />

Internetzugang via W-LAN (Wi-Fi), hinzu.<br />

Durch die vergleichsweise kurze Lebenszeit<br />

der <strong>Fernbusse</strong> kann auf aktuelle<br />

Trends sehr schnell reagiert werden.<br />

In den meisten Ausstattungsmerkmalen<br />

kann die Fernbahn nicht nur mit dem<br />

Fernbus mithalten, sondern geht weit<br />

über <strong>da</strong>s Basis-Angebot der <strong>Fernbusse</strong> hinaus.<br />

Aber auffällig ist, <strong>da</strong>ss die <strong>Fernbusse</strong><br />

insbesondere im Bereich des kostenlosen<br />

Internetzugangs an Board einen deutlichen<br />

Vorteil gegenüber der Fernbahn<br />

haben.<br />

In den Zügen des Fernverkehrs kann<br />

von kostenlosem W-LAN nicht die Rede<br />

sein, im Gegenteil. Zwar <strong>sind</strong> viele ICE mit<br />

entsprechenden Sendeanlagen ausgestattet,<br />

aber die DB AG hat sich einen Partner<br />

für die eigentlichen Internetzugänge gesucht,<br />

der für diesen <strong>Die</strong>nst mit die höchsten<br />

am Markt anzutreffenden Tarife erhebt.<br />

Zum teuren Internettarif kommt die<br />

Tatsache hinzu, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Streckennetz, auf<br />

denen die Sendeanlagen auch tatsächlich<br />

W-LAN zur Verfügung stellen können,<br />

sehr dünn ist. Ein zuverlässiger <strong>Die</strong>nst<br />

sieht anders aus. Günstigere Alternativen,<br />

wie bspw. der Zugang via UMTS, scheitern<br />

häufig aufgrund mangelnder Netzabdeckung.<br />

Insbesondere beim jungen Pub likum<br />

gerät die Fernbahn <strong>da</strong>durch ins Hintertreffen.<br />

Auch die Tatsache, <strong>da</strong>ss sich im Fernbus<br />

die Unterbringung des Reisegepäcks<br />

unproblematischer <strong>da</strong>rstellt und auch der<br />

Sitzplatz im Fernbus kostenlos selbstver-<br />

In Sachen Beinfreiheit kann selbst der<br />

5­Sterne­Fernbus nicht mit modernen Fernbahnwagen<br />

mithalten.<br />

16 derFahrgast 1/2013<br />

Fotos: © DeinBus.de (2)


Titelthema derFahrgast<br />

ständlich ist, stellt eine Herausforderung<br />

für die Fernbahn <strong>da</strong>r.<br />

Der wohl wichtigste Teil der Ausstattung<br />

von Fernverkehrsfahrzeugen <strong>sind</strong><br />

die Sitze. Neben streitbaren und nicht objektiven<br />

Kriterien wie etwa die Form der<br />

Sitze ist ein hartes Kriterium zur Bewertung<br />

der Sitze die gebotene Beinfreiheit.<br />

Hier kann die Fernbahn allerdings ohne<br />

Wenn und Aber nicht nur gegenüber dem<br />

Fernbus ganz klar punkten und mehr<br />

Beinfreiheit vorweisen.<br />

<strong>Die</strong> Fernbahn hat in Sachen Komfort<br />

gegenüber dem Fernbus also schon heute<br />

leichte Vorteile. Wenn sie sich dem Wett-<br />

Beinfreiheit in mm<br />

bewerb stellt und die Mehrwerte der<br />

<strong>Fernbusse</strong> auch für sich übernimmt, wird<br />

der Vorteil überdeutlich ausfallen.<br />

Verkehrsmittel Produkt Klasse Mindestabstand<br />

in mm<br />

Quelle<br />

Fernbus Ausflugsbus 1 Stern 650 GBK<br />

Fernbus Bus 2 Sterne 650 GBK<br />

Fernbus Reisebus 3 Sterne 680 GBK<br />

Fernbus Fernreisebus 4 Sterne 740 GBK<br />

Flugzeug Inlandsflug Branchenmin. 762 IAI<br />

Fernbus Luxusreisebus 5 Sterne 810 GBK<br />

Flugzeug Inlandsflug Branchenmax. 813 IAI<br />

Bahn ICx 2 856 DB AG<br />

Bahn Eurostar 2 860 SNCF<br />

Bahn Thalys 2 880 Thalys Int.<br />

Bahn ICE 1 (Redesign) 2 920 DB AG<br />

Bahn ICE 3 2 920 DB AG<br />

Bahn ICE T (Serie 2) 2 920 DB AG<br />

Bahn TGV Duplex (Doppelstock) 2 920 SNCF<br />

Bahn TGV Redesign (Einstock) 2 920 SNCF<br />

Bahn Railjet Economy Class 925 ÖBB<br />

Bahn ICx 1 930 DB AG<br />

Bahn Eurostar 1 940 SNCF<br />

Bahn Cisalpino 1 950 DB AG<br />

Bahn Cisalpino 2 950 DB AG<br />

Bahn TGV Duplex (Doppelstock) 1 950 SNCF<br />

Bahn Thalys 1 960 Thalys Int.<br />

Bahn ICE 2 (Redesign) 2 965 DB AG<br />

Bahn ICE T (Serie 1) 2 971 DB AG<br />

Bahn TGV Redesign (Einstock) 1 973 SNCF<br />

Bahn ICE 2 (Redesign) 1 980 DB AG<br />

Bahn Railjet First Class 1000 ÖBB<br />

Bahn ICE 1 Redesign 1 1010 DB AG<br />

Bahn ICE 3 1 1010 DB AG<br />

Bahn ICE T (Serie 1) 1 1010 DB AG<br />

Bahn ICE T (Serie 2) 1 1010 DB AG<br />

Bahn Railjet Business 1535 ÖBB<br />

Chancen und Risiken für die Fahrgäste?<br />

Unterm Strich zeichnet sich ab, <strong>da</strong>ss die<br />

<strong>Fernbusse</strong> <strong>da</strong>s bestehende Netz an öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln in Deutschland<br />

durchaus sinnvoll ergänzen können werden.<br />

Allerdings lautet die Frage: Zu welchen<br />

Bedingungen?<br />

Es besteht insbesondere für den ländlichen<br />

Raum oder abgelegenere Städte die<br />

Gefahr, <strong>da</strong>ss durch die <strong>Fernbusse</strong> unterm<br />

Strich sogar weniger Verkehr stattfindet:<br />

Wenn es zur Mode wird, <strong>da</strong>ss <strong>Fernbusse</strong><br />

nur zu ganz bestimmten, sehr lukrativen<br />

Zeiten verkehren werden, <strong>da</strong>nn gefährdet<br />

diese Form der „Rosinenpickerei“ die Gesamtkalkulation<br />

anderer Wettbewerber<br />

zur restlichen Zeit. Wenn in guten Zeiten<br />

die Spitze der Einnahmen wegbricht,<br />

kann für schlechte Zeiten nichts ausgeglichen<br />

werden. <strong>Die</strong>se Gefahr besteht insbesondere<br />

<strong>da</strong>nn, wenn es – wie heute schon<br />

der Fall – Anbieter gibt, die von vornherein<br />

schon erklären, <strong>da</strong>ss sie nur <strong>da</strong>nn fahren,<br />

wenn sich genügend Fahrgäste im<br />

Vorfeld abzeichnen. Ob hier langfristig<br />

gesetzlicher Handlungsbe<strong>da</strong>rf entstehen<br />

wird, muss sich erst noch zeigen.<br />

<strong>Die</strong> neuen Anbieter werden ihre Nischen<br />

dort finden, wo die Fernbahn diese<br />

Nischen entweder freiwillig (also durch<br />

Spezialisierung oder durch Rückzug) oder<br />

unfreiwillig (also durch fehlende Investitionen<br />

des Staates in Infrastruktur) entstehen<br />

lässt.<br />

Wichtig für die Fahrgäste ist jedoch,<br />

<strong>da</strong>ss dieser Wettbewerb durch Qualität<br />

und kaufmännisches Geschick entschieden<br />

wird und nicht Wettbewerbsverzerrungen<br />

Marktgrundlage werden. <strong>Die</strong>s<br />

hätte fatale Konsequenzen.<br />

Folgendes ist sicherzustellen, <strong>da</strong>mit die<br />

Fahrgäste zukünftig einen echten Nutzen<br />

aus den <strong>Fernbusse</strong>n gewinnen können:<br />

• Verlässlichkeit des Fahrplans<br />

Achtung, Rosinenpickerei!<br />

Der Anbieter<br />

DeinBus.de<br />

bietet bei weitem<br />

nicht alle Angebote<br />

garantiert an,<br />

sondern behält<br />

sich vor, nur bei<br />

einer Mindestanzahl<br />

von Fahrgästen<br />

zu fahren.<br />

<strong>Die</strong> Gültigkeit der Fahrpläne für eine vorher<br />

definierte Fahrplanperiode ist zu gewährleisten.<br />

Bereits <strong>jetzt</strong> ist es schon vorgekommen,<br />

<strong>da</strong>ss Anbieter ihre Fahrpläne<br />

regulär binnen kürzester Frist veränder-<br />

derFahrgast 1/2013 17


derFahrgast<br />

Dresden Hbf, auf dem oberen Rang steht der Fernzug nach Berlin abfahrtbereit. Fehlende<br />

staatliche Investitionen in die Schiene kosten die Fernbahn Wettbewerbschancen.<br />

ten – ein echter Nachteil für die Fahrgäste,<br />

die sich auf eine bestimmte Verbindung<br />

verlassen wollten.<br />

• Auskunft & Informationen<br />

Im Rahmen der durch den Fahrgastverband<br />

PRO BAHN geforderten allgemeinen<br />

Fahrplanauskunft für den öffentlichen<br />

Verkehr (Bahn, Bus, Flugzeug,<br />

Linienfähre, Schiff) <strong>sind</strong> selbstverständlich<br />

auch die <strong>Fernbusse</strong> zu integrieren.<br />

Eine solche allgemeine Fahrplanauskunft<br />

muss von der Politik organisiert und<br />

unternehmensunabhängig betrieben<br />

werden. Der Zugang zu dieser Auskunft<br />

muss sowohl elektronisch, telefonisch als<br />

auch konventionell ermöglicht werden.<br />

An allen Haltestellen ist – wie bei der<br />

Fernbahn auch – ein aktueller Fahrplan<br />

auszuhängen. In den Fahrzeugen müssen<br />

Halte zeitnah angesagt und mögliche Anschlüsse<br />

kommuniziert werden.<br />

Sämtlicher Zugang zu Informationen<br />

der Auskunft, an Haltestellen oder in den<br />

Fahrzeugen müssen barrierefrei ermöglicht<br />

werden.<br />

• Fahrgastrechte<br />

Grundsätzlich fordert der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN dieselben Fahrgastrechte<br />

für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Insbesondere<br />

dürfen für den Fernbus keine<br />

Stan<strong>da</strong>rds gelten, die unterhalb der Fahrgastrechte<br />

bei der Bahn liegen, wie dies<br />

heute deutlich der Fall ist.<br />

Unterschiedliche Fahrgastrechte dürfen<br />

aber keinen Wettbewerbsvorteil ergeben.<br />

Für die Integration der Fahrgastrechte<br />

in die Gesamtreisekette <strong>sind</strong> besondere<br />

Regeln vorzusehen. So gelten heute im<br />

Bahnverkehr z.B. die Fahrgastrechte von<br />

Berlin nach Düren durchgehend, d.h. bei<br />

Verspätung eines Fernzuges bis Köln muss<br />

nach Versäumnis eines Anschlusses zum<br />

letzten Zug in Richtung Düren für Ersatz<br />

(bspw. durch die Beförderung mittels Taxi)<br />

gesorgt werden, bei einem verspäteten<br />

Fernbus Berlin – Köln gilt dies allerdings<br />

nicht. Auch genießt der Fernbus heute<br />

Privilegien, ab wann Fahrgastrechte überhaupt<br />

erst greifen (Mindestkilometeranzahl,<br />

Mindestfahrzeit), die so bei der<br />

Fernbahn überhaupt nicht zu finden <strong>sind</strong>.<br />

Der Betreiber des <strong>Fernbusse</strong>s muss somit<br />

weniger kaufmännische Rückstellungen<br />

pro Fahrgast für den Verspätungsfall<br />

bilden und kann preiswertere Fahrkarten<br />

anbieten.<br />

• Infrastruktur<br />

Wie auch für die Fernbahn geltend, <strong>sind</strong><br />

Kosten der Straßeninfrastruktur dem System<br />

Bus vollständig anzulasten (d.h. die<br />

Betriebskosten der Straßeninfrastruktur).<br />

Ansonsten ergeben sich, wie <strong>da</strong>rgestellt,<br />

deutliche Wettbewerbsverzerrungen zugunsten<br />

der <strong>Fernbusse</strong> (die heute nicht<br />

zahlen) und zulasten der Fernbahn (die<br />

heute schon zahlen muss).<br />

Ebenso <strong>sind</strong> für die Nutzung der ZOB<br />

und aller weiteren Haltestellen kostendeckende<br />

„Stationsgebühren“ vorzusehen,<br />

wie dies beim System Bahn heute<br />

schon der Fall ist – und zwar an allen Haltestellen,<br />

abgestuft nach Qualität. An den<br />

Haltestellen <strong>sind</strong> witterungsgeschützte<br />

Sitzplätze vorzusehen.<br />

Eine Flucht vor Stationsgebühren,<br />

bspw. durch „wildes Halten“ ist nicht<br />

nur aus Sicherheitsaspekten zu unterbinden.<br />

Busspuren und ÖPNV-Haltestellen dürfen<br />

nur <strong>da</strong>nn mitbenutzt werden, wenn<br />

sie <strong>da</strong>mit den ÖPNV nicht behindern.<br />

Quellen:<br />

Titelthema<br />

Was tun bei Verspätungen? <strong>Die</strong> Fahrgastrechte<br />

<strong>sind</strong> für Fernbusreisende deutlich<br />

schlechter. Ein echter Wettbewerbsvorteil<br />

für Fernbusanbieter.<br />

• Barrierefreiheit<br />

Neben der grundsätzlichen Barrierefreiheit<br />

der Auskunfts- und Informationssysteme<br />

ist sicherzustellen, <strong>da</strong>ss im Fernbus –<br />

wie es heute schon bei der Fernbahn der<br />

Fall ist – ausreichend sichere Rollstuhl- und<br />

Kinderwagenplätze vorzuhalten <strong>sind</strong>.<br />

<strong>Die</strong>s bedeutet konkret: Für einstöckige<br />

<strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> insgesamt zwei, für zweistöckige<br />

<strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> insgesamt drei<br />

Stellplätze erforderlich. Der Zugang zum<br />

Bus ist mittels Hubliften oder Rampen zu<br />

ermöglichen. Das Anfahren von behindertengerechten<br />

Toiletten muss im Fahrplan<br />

vorgesehen sein und bekannt gegeben<br />

werden (max. 90 Minuten Fahrzeit).<br />

<strong>Die</strong> Zukunft wird zeigen, ob sich Fernbus<br />

und Fernbahn zukünftig im fairen Wettbewerb<br />

ergänzen oder ob es ein „un fairer<br />

Kampf mit ungleichen Mitteln“ wird.<br />

Der Fahrgastverband PRO BAHN wird<br />

die Situation auch weiterhin sehr kritisch<br />

beobachten und weiter berichten.<br />

Matthias Oomen<br />

1) Gesetz über die Errichtung eines<br />

Unternehmens „Reichsautobahnen“<br />

2) Koalitionsvertrag der X. CDU/CSU-FDP-<br />

Bundesregierung für <strong>da</strong>s II. Kabinett<br />

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel<br />

3) VCD Bahntest 2012/2013 −<br />

Preisvergleich von Flug und Bahn<br />

4) Dr. Rudolf Breimeier, Eisenbahn-Revue<br />

International 1/2013<br />

5) www.meinfernbus.de<br />

6) www.bahn.de<br />

18 derFahrgast 1/2013<br />

Fotos: © Matthias Oomen (2)


Titelthema derFahrgast<br />

Hamburg-Köln-Express<br />

Im Interview: HKX-Geschäftsführerin<br />

Eva Kreienkamp<br />

Seit dem 23. Juli 2012 verkehrt die Hamburg-Köln-Express GmbH mit dem Fernzug HKX zwischen den<br />

Städten Hamburg und Köln. Damit gibt es zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder einen neuen<br />

An bieter auf dem Deutschen Fernverkehrsmarkt. Entsprechend hoch war die öffentliche Aufmerksamkeit<br />

für den neuen Anbieter, der auch vom Fahrgastverband PRO BAHN mit einer positiven<br />

Grund stimmung begrüßt wurde. Nun, ein rundes halbes Jahr nach dem Start, ist es an der Zeit, eine<br />

Zwischen bilanz zu ziehen. derFahrgast sprach hierzu mit Eva Kreienkamp, Geschäftsführerin der<br />

Hamburg-Köln-Express GmbH.<br />

derFahrgast: Frau Kreienkamp, wie ist<br />

denn Ihr Unternehmen bislang mit dem<br />

Hamburg-Köln-Express zufrieden?<br />

Eva Kreienkamp: Sehr! Wir <strong>sind</strong> <strong>jetzt</strong> sechs<br />

Monate auf dem Markt und haben unsere<br />

Erwartungen durchaus erfüllt. Wir <strong>sind</strong><br />

ja ein junges Unternehmen. Wir konnten<br />

nicht <strong>da</strong>von ausgehen, <strong>da</strong>ss wir Fahrgäste<br />

bekommen würden in einem schwierigen<br />

Umfeld. Wir konnten auch nicht <strong>da</strong>von<br />

ausgehen, <strong>da</strong>ss diese Fahrgäste uns auch<br />

noch treu bleiben und immer wieder<br />

kommen. <strong>Die</strong>s ist aber eingetreten und<br />

wir haben eine inzwischen relativ stabile<br />

Buchungs- und Fahrgastsituation und <strong>sind</strong><br />

also – im Rahmen dessen, was wir bislang<br />

leisten konnten – positiv gestimmt für <strong>da</strong>s<br />

nächste halbe Jahr, um <strong>da</strong>s ganze Jahr voll<br />

zu machen.<br />

derFahrgast: Glauben Sie, <strong>da</strong>ss Ihre Kunden<br />

mit Ihnen auch zufrieden <strong>sind</strong>?<br />

Eva Kreienkamp: Im Großen und Ganzen<br />

<strong>sind</strong> unsere Kunden mit uns auch zufrieden.<br />

Wir haben natürlich an der einen<br />

oder anderen Stelle Schwierigkeiten gehabt,<br />

<strong>da</strong>s ist ja auch bekannt. Aber wenn<br />

man sich <strong>da</strong>s in Relation anschaut: Wir<br />

<strong>sind</strong> inzwischen 700-mal gefahren und wir<br />

hatten insgesamt sechs Zugausfälle, <strong>da</strong>s<br />

ist noch nicht mal ein Prozent. Ich glaube,<br />

<strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s eine Bilanz ist, die sich in einem<br />

wirklich neuen Umfeld, wie es für uns anzutreffen<br />

ist, durchaus sehen lassen kann.<br />

Da müssen sich auch andere anstrengen,<br />

um <strong>da</strong>s so gut hinzubekommen!<br />

derFahrgast: Sie sprachen gerade die<br />

sechs Zugausfälle an. Anfänglich <strong>sind</strong> Sie<br />

mit dem Angebot gestartet, <strong>da</strong>ss man von<br />

Hamburg nach Köln mit alten TEE-Fahrzeugen<br />

reisen kann. Mit welchen Fahrzeugen<br />

verkehren Sie denn aktuell?<br />

Eva Kreienkamp: Also wir <strong>sind</strong> im Wesentlichen<br />

mit dem Angebot gestartet, <strong>da</strong>ss<br />

man bei uns günstig fahren und einen<br />

freundlichen und guten Service bekommen<br />

kann! Wir haben gesagt, <strong>da</strong>ss wir mit<br />

dem Fahrzeugmaterial fahren, <strong>da</strong>s wir in<br />

Einsatz bringen konnten, sprich was wir<br />

anbieten konnten. <strong>Und</strong> <strong>da</strong>runter waren<br />

eben auch die ehemaligen Rheingold-<br />

Wagen, also die TEE-Wagen. Es war nicht<br />

unser Hauptgeschäft, mit den TEE-Wagen<br />

zu fahren, sondern unser Hauptgeschäft<br />

war tatsächlich <strong>da</strong>s günstige Reisen mit<br />

freundlichem Service. Das muss man <strong>da</strong>nn<br />

auch in Relation zueinander setzen. <strong>Die</strong><br />

Fahrzeuge, mit denen wir derzeit fahren,<br />

entsprechen den Erwartungen, die Kundinnen<br />

und Kunden an uns haben. <strong>Die</strong>se<br />

Kundinnen und Kunden wollen diese<br />

Strecke auch tatsächlich günstig absolvieren.<br />

Wir fahren mit der Marschbahn-<br />

Garnitur von Veolia-Tochter Nord-Ostsee-<br />

Bahn, wir fahren inzwischen mit einem<br />

Doppelstock-Wagen, wir fahren mit den<br />

Rheingold-Wagen und wichtig in diesem<br />

Zusammenhang ist, <strong>da</strong>ss wir fahren und<br />

die Menschen einen Sitzplatz, den sie gebucht<br />

haben, bekommen. Sie bekommen<br />

in den allermeisten Fällen auch exakt den<br />

Sitzplatz, den sie gebucht haben, in genau<br />

dem Wagen, den sie gebucht haben.<br />

derFahrgast: Das heißt, wenn ein anderes<br />

Fahrzeug kommt, als ich gebucht<br />

habe, <strong>da</strong>nn bekomme ich auch garantiert<br />

einen Sitzplatz?<br />

Eva Kreienkamp: Ja, genau! Wir hatten<br />

also zwischendurch schon andere Fahrzeuge<br />

anmieten müssen, über <strong>da</strong>s Wochenende<br />

zum Beispiel. Wir konnten auch<br />

<strong>da</strong> den Leuten in jedem Fall einen Sitzplatz<br />

geben. Bei den Zugausfällen haben<br />

wir die Menschen, wenn wir es vorher<br />

wussten, kontaktiert und haben Ihnen die<br />

GmbH<br />

Hamburg-Köln-Express ©<br />

Eva Kreienkamp, Geschäftsführerin<br />

der Hamburg-Köln-Express GmbH Foto:<br />

Möglichkeit zur Umbuchung gegeben.<br />

Wenn diese Möglichkeit nicht bestand,<br />

haben wir sie <strong>da</strong>nn mit der Deutschen<br />

Bahn AG befördert und die Differenzkosten<br />

auf unsere Kappe genommen. Dadurch<br />

wurde sichergestellt, <strong>da</strong>ss alle <strong>da</strong>hin<br />

kommen, wo sie hinwollen.<br />

derFahrgast: Sie haben also den Fahrgästen<br />

mehr Ersatzleistung angeboten,<br />

als Sie überhaupt mussten?<br />

Eva Kreienkamp: <strong>Die</strong> Frage ist, was wir<br />

alternativ hätten tun können. Wir hätten<br />

natürlich die Fahrgäste einfach so auf dem<br />

Bahnsteig stehen lassen können! Doch genau<br />

<strong>da</strong>für <strong>sind</strong> wir eben nicht angetreten,<br />

<strong>da</strong>s zu tun, sondern wir <strong>sind</strong> angetreten,<br />

uns auf jeden Fall <strong>da</strong>rum zu kümmern,<br />

<strong>da</strong>ss die Leute auch <strong>da</strong>s bekommen, was<br />

sie buchen. Wir <strong>sind</strong> aber auch angetreten,<br />

dies mit unserer eigenen Leistung zu machen.<br />

Aber es gibt halt Extremsituationen<br />

– und ein Zugausfall ist für uns eine Extremsituation<br />

–, in denen wir uns <strong>da</strong>nn bemühen<br />

müssen, <strong>da</strong>mit so gut wie möglich<br />

umzugehen. Natürlich ist so was schmerzhaft.<br />

Aber es ist noch schmerzhafter, wenn<br />

wir <strong>da</strong>nn ganz viele Leute auf dem Bahn-<br />

derFahrgast 1/2013 19


Foto: © Hamburg-Köln-Express GmbH<br />

derFahrgast<br />

steig stehen haben und die einfach nicht<br />

wissen, wohin und was sie <strong>jetzt</strong> tun sollen.<br />

Das kann nicht unser Anspruch sein!<br />

derFahrgast: Ist denn dieser Anspruch<br />

Ihre Definition von Service oder geht Ihre<br />

Service-Definition vielleicht noch weiter?<br />

Eva Kreienkamp: Unsere Definition von<br />

Service bedeutet im Wesentlichen, <strong>da</strong>ss<br />

es eine möglichst einfache Verfügbarkeit<br />

der Ware gibt. Sprich <strong>da</strong>ss die Leute eine<br />

Buchung durchführen können, die möglichst<br />

einfach ist, und <strong>da</strong>ss sie sich nicht mit<br />

dem Buchungssystem selbst beschäftigen<br />

müssen. Service bedeutet auch, <strong>da</strong>ss<br />

die Leute kontaktiert werden, wenn es<br />

Gründe gibt, sie zu kontaktieren. Nämlich<br />

<strong>da</strong>nn, wenn wir wissen, <strong>da</strong>ss etwas passieren<br />

wird, z.B. im Falle einer signifikanten<br />

Verspätung. Selbstverständlich bedeutet<br />

Service aber auch, <strong>da</strong>ss die Fahrgäste an<br />

Bord freundlich und zuvorkommend behandelt<br />

und begrüßt werden. Das Bordpersonal<br />

muss den Kunden zugewandt<br />

sein und für Auskünfte zur Verfügung stehen<br />

und <strong>da</strong>mit die Reise möglichst angenehm<br />

machen. Unser Personal soll ein<br />

freundliches, angenehmes Gefühl bewirken.<br />

Am Ziel angekommen, soll der Fahrgast<br />

<strong>da</strong>s Gefühl haben, die Reise einfach<br />

hinter sich lassen zu können.<br />

derFahrgast: Wie hoch war denn Ihre<br />

Verspätungsquote im letzten halben Jahr<br />

und welche <strong>sind</strong> hier die vorrangigen<br />

Ursachen?<br />

Klassenlos: Eine Unter scheidung zwischen Wagenklassen kennt<br />

der HKX nicht.<br />

Eva Kreienkamp: Wir bewegen uns voll in<br />

der Größenordnung des Systems Bahn.<br />

Wir <strong>sind</strong> nur ein kleiner Spieler in diesem<br />

sehr großen System. Wenn insgesamt etwas<br />

passiert, <strong>da</strong>s zu Verspätungen führt,<br />

<strong>da</strong>nn <strong>sind</strong> wir <strong>da</strong>von mit betroffen. Wir<br />

<strong>sind</strong> im Durchschnitt so gut wie unser Mitbewerber<br />

und an manchen Stellen <strong>sind</strong> wir<br />

besser, weil wir nicht überall halten müssen,<br />

z.B. können wir Hamburg-Harburg als<br />

reinen Ausstiegsbahnhof definieren, was<br />

bedeutet, <strong>da</strong>ss wir direkt weiterfahren<br />

können, wenn die Fahrgäste ausgestiegen<br />

<strong>sind</strong>. Wir müssen nicht <strong>da</strong>rauf warten, <strong>da</strong>ss<br />

alle pünktlich eingestiegen <strong>sind</strong>. Das gibt<br />

uns in Hamburg tatsächlich die Möglichkeit,<br />

pünktlich im Hauptbahnhof anzukommen.<br />

Das <strong>sind</strong> Dinge, die wir tun können,<br />

weil wir natürlich in gewisser Weise<br />

nur diese eine Stre cke bedienen und <strong>da</strong>mit<br />

sehr viel spezifischer auf die Strecke und<br />

<strong>da</strong>s Fahrgastverhalten eingehen können.<br />

derFahrgast: Mit welchen Fahrzeugen<br />

wollen Sie denn in Zukunft fahren? Auch<br />

mit einem gemischten Fahrzeugpool oder<br />

planen Sie vielleicht Neuanschaffungen?<br />

Eva Kreienkamp: Zum jetzigen Zeitpunkt,<br />

nach einem halben Jahr, ist die Fahrzeuganschaffungsfrage<br />

wahrscheinlich<br />

ein bisschen verfrüht. Wir haben uns<br />

als Unternehmen im Wesentlichen auch<br />

<strong>da</strong>hingehend positioniert, <strong>da</strong>ss wir versuchen,<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen an den Stellen<br />

einzukaufen, wo wir glauben, <strong>da</strong>ss die<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen von anderen besser gemacht<br />

werden können<br />

als von uns. <strong>Die</strong>s<br />

ist beispielsweise<br />

beim kompletten<br />

Betrieb so. Wir <strong>sind</strong><br />

kein Betriebsunternehmen,<br />

<strong>da</strong>für haben<br />

wir Veolia als<br />

Partner. Das ist auf<br />

der IT-Seite so. Wir<br />

arbeiten hier mit<br />

einem IT-Unternehmen<br />

zusammen, <strong>da</strong>s<br />

uns ein integriertes<br />

Buchungs- und Kunden<br />

manage mentsys<br />

tem an die Hand<br />

gegeben hat, mit<br />

dem wir sehr gut zurechtkommen<br />

und<br />

<strong>da</strong>s wir in Eigenentwicklungwahrscheinlich<br />

in dieser<br />

Form am Anfang<br />

nicht hätten hinkriegen<br />

können. Das<br />

Gleiche gilt eben<br />

Titelthema<br />

auch bei den Fahrzeugen und bei den<br />

Lokomotiven. Es ist eine offene Frage, ob<br />

wirklich jeder immer alles besitzen muss<br />

oder ob es nicht einen Markt geben kann,<br />

wo Fahrzeuge konsequent angemietet<br />

werden können. Im Flugverkehr ist es<br />

ganz normal, <strong>da</strong>ss Flugzeuge angemietet<br />

werden können. Wir <strong>sind</strong> im Augenblick<br />

als Unternehmen tatsächlich in dieser Fragestellung,<br />

wie wir <strong>da</strong>s weiter handhaben<br />

wollen. Brauchen wir neue Fahrzeuge<br />

oder gibt es nicht andere Wege, mit dieser<br />

Frage umzugehen? Mit guten, gebrauchten<br />

Reisezugwagen oder auch mit solchen<br />

Wagen zu fahren, die von anderen vielleicht<br />

nicht mehr so intensiv genutzt werden,<br />

ist für uns durchaus eine Option.<br />

Das Ganze ist eine Frage der grundsätzlichen<br />

Ausrichtung des Unternehmens<br />

und ich kann diese Frage derzeit noch<br />

nicht abschließend beantworten, weil<br />

nach sechs Monaten eine solch weitreichende<br />

Entscheidung noch nicht zu treffen<br />

ist.<br />

derFahrgast: Sie haben gerade die Frage<br />

aufgeworfen, ob wirklich jeder alles besitzen<br />

muss. Nun gibt es mit der Deutschen<br />

Bahn AG am Markt ein Unternehmen, <strong>da</strong>s<br />

ziemlich viel besitzt und <strong>da</strong>mit auch ziemlich<br />

viele Möglichkeiten hat. Welche Probleme<br />

machen Ihnen denn die Monopole<br />

der Deutschen Bahn AG in den Bereichen<br />

Netze, Energie und vor allen Dingen auch<br />

im Bereich Vertrieb?<br />

Eva Kreienkamp: Es gibt <strong>da</strong> zwei Arten,<br />

diese Fragen zu beantworten. Auf der<br />

einen Seite ist es so, <strong>da</strong>ss der Monopolist<br />

<strong>da</strong>durch, <strong>da</strong>ss er schon immer <strong>da</strong> war, die<br />

Vorstellung hat, die Stan<strong>da</strong>rds wären<br />

quasi durch ihn gesetzt. Natürlich ist ein<br />

über Jahrzehnte, nein sogar Jahrhunderte<br />

hinweg gewachsener Stan<strong>da</strong>rd bequem<br />

für denjenigen, der ihn hat wachsen lassen.<br />

Was will ich <strong>da</strong>mit sagen? Das System<br />

Bahn ist für „<strong>Die</strong> Bahn“ perfekt – für jeden,<br />

der <strong>da</strong>zu kommt, ist es natürlich eine<br />

unendliche Herausforderung, erst einmal<br />

mit dem System zurechtzukommen, mit<br />

den Regularien zurechtzukommen und<br />

<strong>da</strong>nn natürlich auch <strong>da</strong>mit, <strong>da</strong>ss es im Endeffekt<br />

gar keinen klassischen Wettbewerb<br />

im Fernverkehr gibt!<br />

Beim Strom gibt es die Vorstellung <strong>da</strong>rüber,<br />

<strong>da</strong>ss Bahn-Strom natürlich von der<br />

Bahn gekauft werden muss. <strong>Und</strong> dieser<br />

Bahn-Strom ist interessanterweise wesentlich<br />

teurer als der Normalo-Strom. <strong>Die</strong><br />

eine Frage ist: Wie kann <strong>da</strong>s sein? <strong>Die</strong> andere<br />

Frage ist: Wie kann ein kleines Unternehmen<br />

einen Großabnehmerrabatt bekommen,<br />

wenn es niemals in der Größe<br />

sein wird wie derjenige, der die Groß-<br />

20 derFahrgast 1/2013


Foto: © Rainer Engel<br />

Titelthema derFahrgast<br />

rabatte bekommt? <strong>Die</strong>ses System hat sich<br />

selbst gut eingerichtet!<br />

Beim Thema Trassen- und Stationspreise<br />

ist es so, <strong>da</strong>ss diese Tarife festgelegt<br />

werden. Das kann nachvollzogen werden<br />

– oder auch nicht. Es kann auch willkürlich<br />

sein oder auch nicht. Wer will es denn<br />

wirklich überprüfen, ob diese Preise auch<br />

tatsächlich marktgerecht <strong>sind</strong>? Das kann<br />

niemand!<br />

Wenn man sich auf der anderen Seite<br />

<strong>da</strong>nn anschaut, <strong>da</strong>ss es so etwas wie<br />

„Schienen-Kartelle“ gibt, <strong>da</strong>nn kann natürlich<br />

die Vermutung entstehen, <strong>da</strong>ss<br />

insgesamt an manchen Stellen auch der<br />

Monopolist übers Ohr gehauen wird. <strong>Die</strong>ses<br />

Übers-Ohr-gehauen-Werden wird<br />

<strong>da</strong>nn auch weitergegeben an alle anderen,<br />

die dieses System benutzen. Von <strong>da</strong>her<br />

ist nicht so sehr „<strong>Die</strong> Bahn“ als der eine<br />

Diskriminierende zu sehen, sondern ich<br />

glaube, <strong>da</strong>ss insgesamt die Systemlandschaft<br />

Bahninfrastruktur noch einmal genau<br />

angeschaut und neu definiert werden<br />

muss.<br />

<strong>Die</strong>s ist der eine Teil und der ist auch –<br />

so glaube ich – ziemlich abgegrast. Wir haben<br />

gefordert, <strong>da</strong>ss man Rahmenverträge<br />

zu jeder Zeit bei der Bahn abschließen<br />

kann und nicht, so wie sich die Bahn <strong>da</strong>s<br />

bislang vorstellt, Rahmenperioden genau<br />

definiert: „Du musst am Soundsovielten,<br />

zwei Jahre vorher, den Rahmenvertrag für<br />

die nächste Periode machen“, weil die<br />

meisten Wettbewerber zu diesem Zeitpunkt<br />

entweder keine Fahrzeuge oder<br />

kein Geld oder beides nicht haben. <strong>Die</strong><br />

Hier hält der HKX:<br />

Rahmenbedingungen müssen deutlich<br />

weicher und durchlässiger werden. <strong>Die</strong>s<br />

haben wir gefordert.<br />

Bei Bahn-Strom <strong>sind</strong> in der Zwischenzeit<br />

recht viele Firmen <strong>da</strong>bei, sich um dieses<br />

Thema zu kümmern. Bei den Stationsgebühren<br />

haben wir festgestellt, <strong>da</strong>ss die<br />

Zuglängen, die dort angeboten werden,<br />

merkwürdigerweise kleine Anbieter wie<br />

uns mehr diskriminieren als einen großen<br />

Spieler im Fernverkehr. Da kann man fragen,<br />

ob <strong>da</strong>s richtig ist oder ob wir einfach<br />

nur in die große Mühle der Bahn-Politik<br />

geraten <strong>sind</strong>.<br />

Das können wir nur erahnen und wollen<br />

die Sache auch nur so beleuchten, <strong>da</strong>ss<br />

wir <strong>da</strong>s, was wir sehen und was uns betrifft,<br />

klären können. Das haben wir bei<br />

den Stationspreisen auch so gemacht.<br />

Was überhaupt noch gar nicht beackert<br />

ist, ist der ganze Komplex des Vertriebs.<br />

Wie <strong>sind</strong> die Bahnhöfe zu strukturieren,<br />

um Mitbewerbern ebenfalls die<br />

Möglichkeit zu geben, in den Bahnhöfen<br />

präsent zu sein?<br />

<strong>Die</strong> Bahnhöfe <strong>sind</strong> wunderbar geteilt<br />

in Infrastruktur und kommerzielle Nutzung.<br />

<strong>Die</strong> Infrastruktur ist hier klar, die<br />

Angekommen:<br />

<strong>Die</strong> HKX-Wagen<br />

fallen nicht nur<br />

wegen des Farbkonzeptes<br />

auf.<br />

Hamburg-Altona, Hamburg-Dammtor, Hamburg Hbf, Hamburg-Harburg,<br />

Osnabrück Hbf, Münster (Westf.) Hbf, Gelsenkirchen Hbf, Essen Hbf, Duisburg Hbf,<br />

Düsseldorf Hbf, Köln Hbf<br />

kommerzielle Nutzung auch – bei Letzterem<br />

findet man <strong>da</strong>nn Bäcker und Asia-<br />

Gourmet. Da weiß man, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s die kommerzielle<br />

Nutzung ist. <strong>Die</strong> Fragestellung<br />

ist: Wer kann wo und wie am Bahnhof<br />

Fahrkarten verkaufen? <strong>Die</strong>se Fragestellung<br />

ist <strong>da</strong>hingehend wichtig, <strong>da</strong>ss die<br />

Menschen natürlich gelernt haben, <strong>da</strong>ss<br />

der Bahnhof ein Ort ist, an dem Fahrkarten<br />

erworben werden können. Das ist<br />

auch ganz natürlich, schließlich ist der<br />

Bahnhof ja auch der Ort, an dem man losfährt.<br />

Also muss man dort auch die Bezahlung<br />

für die Leistung erbringen können.<br />

Es ist aber so, <strong>da</strong>ss es nur einen einzigen<br />

gibt, der wirklich seine Fahrkarten am<br />

Bahnhof vernünftig verkaufen kann. Das<br />

ist DB Vertrieb.<br />

DB Vertrieb ist Mieter von DB Station &<br />

Service und gelangt so quasi in den kommerziellen<br />

Teil der Bahnhofsnutzung,<br />

aber kleine Anbieter wie wir konkurrieren<br />

<strong>da</strong>nn in der Fläche mit eben diesen besagten<br />

Bäckereien und dem Asia-Gourmet. Es<br />

muss einen einzigen Ort am Bahnhof geben,<br />

an dem alle Unternehmen, die Passagierleistungen<br />

erbringen, auch ihre Fahrkarten<br />

verkaufen können.<br />

derFahrgast 1/2013 21


Foto: © Holger Klages<br />

derFahrgast<br />

derFahrgast: Das Monopol macht Ihnen<br />

also tatsächlich Probleme, wenn es <strong>da</strong>rum<br />

geht, auch außerhalb des Internets zu vertreiben<br />

oder auch Fahrkarten durchzubinden,<br />

also von Haustür zu Haustür zu verkaufen?<br />

Eva Kreienkamp: Eindeutig ja! Neben dem<br />

Bahnhof als Vertriebskanal, der ja irgendwie<br />

offensichtlich, aber halt schwer zugänglich<br />

ist, ist der zweite Vertriebskanal<br />

die Internetseite bahn.de. <strong>Und</strong> bahn.de ist<br />

auf der einen Seite ein Auskunftsportal<br />

und in diesem Auskunftsportal müssen<br />

natürlich alle Anbieter drin sein. Aber es ist<br />

gleichzeitig auch <strong>da</strong>s Vertriebsportal von<br />

demjenigen, dem dieses Auskunftsportal<br />

gehört. <strong>Und</strong> <strong>da</strong>s <strong>sind</strong> nicht wir. D.h. unsere<br />

Fahrkarten <strong>sind</strong> über dieses Auskunftsportal<br />

nicht verkäuflich, aber die Fahrkarten<br />

der Deutschen Bahn AG <strong>sind</strong> dort verkäuflich.<br />

Das ist natürlich eine praktische Angelegenheit<br />

– für die Deutsche Bahn AG. Das<br />

ist halt so gewachsen und an der Stelle ist<br />

einfach noch nicht weiter über dieses Problem<br />

nachge<strong>da</strong>cht worden, weil wir im<br />

Prinzip wieder Vorreiter <strong>sind</strong>. Der letzte<br />

Vorreiter war vor über zehn Jahren Veolia<br />

mit dem „Interconnex“. In dieser Frage<br />

muss auch unendlich viel Energie aufgebracht<br />

werden, um immer wieder an die<br />

gleiche Stelle zu kommen, nämlich: Kann<br />

ich von bahn.de erwarten, <strong>da</strong>ss sie ganz<br />

einfach einen Verweis auf unsere eigene<br />

Internetseite setzen?<br />

derFahrgast: Wie verhält sich denn die<br />

Problematik der Bahncards bei Ihnen? Ist<br />

es ein großes Problem für Sie, <strong>da</strong>ss Leute<br />

eine Bahncard haben und <strong>da</strong>nn auch von<br />

Ihnen Rabatte erwarten?<br />

Eva Kreienkamp: Nein. Also die, die Bahncards<br />

haben, verstehen sehr wohl, <strong>da</strong>ss die<br />

Bahn ein Anbieter von Verkehrsleistun-<br />

gen ist und <strong>da</strong>ss, wenn es einen zweiten<br />

Anbieter gibt, dieser möglicherweise andere<br />

Vorstellungen hat. Wo wir eher Erklärungsbe<strong>da</strong>rf<br />

haben, <strong>sind</strong> natürlich Leute,<br />

die nicht so oft mit der Bahn fahren.<br />

<strong>Die</strong>se Leute haben eine Fahrkarte und<br />

denken: „Ach, <strong>da</strong> steht ja Hamburg dran,<br />

<strong>da</strong> steige ich doch <strong>jetzt</strong> mal ein. <strong>Die</strong>ser Zug<br />

fährt ja schließlich ungefähr zur gleichen<br />

Zeit, wie bei mir auf dem Ticket steht!“<br />

<strong>Die</strong>ses Miss verständnis erklären wir und<br />

<strong>da</strong>nn bieten wir dem Fahrgast die Möglichkeiten<br />

an, entweder eine Fahrkarte zu<br />

kaufen oder an der nächsten Station auszusteigen<br />

und den DB-Zug zu nehmen.<br />

<strong>Die</strong> Reaktionen <strong>sind</strong> ganz unterschiedlich.<br />

Manche bleiben sitzen und probieren uns<br />

mal aus, andere verlassen <strong>da</strong>nn unseren<br />

Zug.<br />

derFahrgast: Jetzt gibt es seit dem<br />

1. Januar noch einen weiteren Spieler auf<br />

dem Markt, den Fernbus. Beabsichtigen<br />

Sie, wie beispielsweise die Westbahn<br />

GmbH in Österreich mit dem „Westbus“,<br />

den Einsatz eigener Fernbuslinien, um<br />

Ihr Netz zu ergänzen? Oder suchen Sie<br />

Kooperationen mit bereits bestehenden<br />

Fernbusanbietern?<br />

Eva Kreienkamp: Wir wollen Gespräche<br />

führen und mal schauen, was geht. Wir<br />

beide <strong>sind</strong> als Spieler auf diesem Markt<br />

noch sehr neu und müssen uns <strong>da</strong> in<br />

gewisser Weise auch finden, wie hier<br />

Kooperationen möglich <strong>sind</strong> etc. Das ist<br />

vielleicht der Beginn von etwas, aber <strong>da</strong><br />

gibt es noch keine konkreten Pläne. Aber<br />

wir haben die <strong>Fernbusse</strong> schon auf unserem<br />

Ra<strong>da</strong>r und wahrscheinlich haben die<br />

Fernbusanbieter uns auch auf ihrem<br />

Ra<strong>da</strong>r.<br />

derFahrgast: Bis wann können wir <strong>da</strong> mit<br />

Konkretem rechnen?<br />

Abgefahren: In der Vergangenheit fuhr die DB AG häufig genug selbst mit alten<br />

Interregio-Wagen zwischen Hamburg und Köln. <strong>Die</strong> Mehrzahl der Kunden konnte<br />

sich hier an vermeintlich nostalgischen Werten nicht erfreuen.<br />

Titelthema<br />

Eva Kreienkamp: Ich vertrete die Unternehmensphilosophie,<br />

die <strong>da</strong>hin geht, erst<br />

einmal <strong>da</strong>s Kerngeschäft richtig zu machen.<br />

<strong>Und</strong> im nächsten Schritt geht es<br />

<strong>da</strong>nn <strong>da</strong>rum, <strong>da</strong>s Kerngeschäft auszubauen.<br />

Wir <strong>sind</strong> noch an der Stelle, <strong>da</strong>ss wir<br />

sicherstellen müssen, unser Kerngeschäft<br />

wirklich richtig machen zu können und <strong>da</strong><br />

gibt es noch die eine oder andere Baustelle.<br />

Wir haben vorhin <strong>da</strong>von gesprochen.<br />

Das geht in Richtung Fahrzeuge und Ausweitung<br />

unseres ureigenen Fahrplanes,<br />

und parallel <strong>da</strong>zu schauen wir natürlich,<br />

welche Vertriebskooperationen oder welche<br />

Stre ckenkooperationen wir eingehen<br />

können. Aber <strong>da</strong>zu kann ich Ihnen zum<br />

jetzigen Zeitpunkt noch keinen Zeitplan<br />

geben.<br />

derFahrgast: Zum Kerngeschäft: Dürfen<br />

wir zukünftig mit mehr Verbindungen<br />

zwischen Hamburg und Köln rechnen und<br />

beabsichtigen Sie, ggf. noch eine weitere<br />

Linie fahren zu lassen?<br />

Eva Kreienkamp: Wir haben ja sowieso<br />

vorgehabt, nicht nur bis zu dreimal täglich<br />

nach Hamburg und Köln zu fahren,<br />

sondern tatsächlich dreimal täglich. Wir<br />

wollen unseren Fahrplan, den wir originär<br />

geplant hatten, auch so umsetzen. Das<br />

wäre unsere allererste Erweiterung, die<br />

wir auch fest im Auge haben und weswegen<br />

wir auch auf der Suche nach weiteren<br />

zu mietenden Fahrzeugen <strong>sind</strong>. Das<br />

geht halt nur mit entsprechenden Fahrzeugen.<br />

Auf dieser Basis und mit den <strong>da</strong>nn gemachten<br />

Erfahrungen können wir durchaus<br />

<strong>da</strong>rüber nachdenken, ob wir noch<br />

weitere Erweiterungen in unserem Fahrplan<br />

und unserem Streckennetz durchführen.<br />

Wir haben <strong>da</strong> auch ein paar Ideen,<br />

aber die verrate ich Ihnen erst, wenn sie<br />

etwas ausgegorener <strong>sind</strong>.<br />

Wettbewerb: <strong>Die</strong> DB AG reagierte auf den HKX und<br />

setzt nun zwischen Hamburg und Köln modernisierte<br />

IC-Fahrzeuge ein. <strong>Die</strong> Resonanz der Kundschaft ist<br />

äußerst positiv.<br />

22 derFahrgast 1/2013<br />

Foto: © Ingo Franssen


Titelthema derFahrgast<br />

Unternehmen die großen Schwie rig keiten,<br />

ein Fahrzeug zu beschaffen? Wenn<br />

man ein Auto kaufen oder leasen will,<br />

geht man ins Autohaus und besorgt sich<br />

eines. Geht ganz schnell und einfach...<br />

Eva Kreienkamp: Ja! Das ist <strong>da</strong>s Schöne an<br />

den Autos! (lacht)<br />

Wo würden Sie denn hingehen, wenn<br />

Sie ein Fahrzeug haben wollen?<br />

derFahrgast: Gute Frage – aber Sie <strong>sind</strong><br />

die Eisenbahnunternehmerin!<br />

Eva Kreienkamp: Reisezugwagen mit einer<br />

Zulassung für 160 km/h oder mehr, die<br />

würden wir gerne mieten. Aber <strong>da</strong>für<br />

scheint es, aus irgendeinem Grund, keine<br />

marktwirtschaftlich organisierte Form zu<br />

geben. Wenn Fahrzeuge beschafft werden,<br />

werden sie entweder für den Regionalverkehr<br />

beschafft, und <strong>da</strong> gibt es <strong>da</strong>nn<br />

eine Erlösgarantie. <strong>Die</strong>se Erlösgarantie<br />

wird quasi als Sicherheit für die Fahrzeuge<br />

von den Banken erwartet. Oder es gibt eine<br />

Art Staatsgewährträgerhaftung, könnte<br />

ich mir vorstellen, für die Deutsche Bahn<br />

AG, denn die ist ja ein Staatsunternehmen.<br />

Da bekommt man <strong>da</strong>nn normalerweise<br />

sehr günstigen Kredit. Oder es gibt Institutionen,<br />

die tatsächlich auch für den Fernverkehr<br />

Finanzierungen machen, aber leider<br />

nur für Staatsbahnen, <strong>da</strong>s ist Eurofima.<br />

Wo geht also jemand wie wir hin? Wir tingeln<br />

durch die Lande und fragen jeden,<br />

der nicht schnell genug weggelaufen ist:<br />

„Hast du nicht noch was übrig?“ <strong>Die</strong>s machen<br />

wir europaweit und <strong>da</strong>s ist schon ein<br />

herausforderndes Geschäft.<br />

derFahrgast: Europaweit. Ein gutes<br />

Stichwort. Ist denn eine Kooperation<br />

mit ausländischen Privat- und Staats-<br />

Foto: © Matthias Oomen derFahrgast: Wo liegen denn für Sie als<br />

Teurer: Das Preisniveau der Fernverkehrszüge<br />

der DB AG zwischen Hamburg und<br />

Köln liegt fast durchgängig über dem Preisniveau<br />

der Hamburg-Köln-Express GmbH.<br />

Beliebt: Insbesondere bei jungen Menschen ist der HKX beliebt.<br />

bahnen für Sie denkbar, planen Sie <strong>da</strong><br />

was?<br />

Eva Kreienkamp: Ja, <strong>da</strong>s ist denkbar. Insbesondere<br />

dort, wo es interessante Verlängerungen<br />

gibt, <strong>sind</strong> wir auch in Gesprächen.<br />

Da fällt einem natürlich in Köln direkt<br />

Thalys ein. Das ist für uns eine Kombination,<br />

die für beide Seiten interessant sein<br />

könnte. Hier hat es erste Gespräche gegeben,<br />

die wir weiter verfolgen werden.<br />

derFahrgast: Was ist Ihr dringlichster<br />

Wunsch an die Politik?<br />

Eva Kreienkamp: (hörbares Überlegen)<br />

derFahrgast: Sie dürfen gerne auch mehr<br />

als einen Wunsch haben!<br />

Eva Kreienkamp: <strong>Die</strong> Kernbotschaft ist,<br />

<strong>da</strong>ss es notwendig wäre, sich von der Lobbyarbeit<br />

der Deutschen Bahn AG ein wenig<br />

zu lösen und ihr nicht zu glauben, <strong>da</strong>ss<br />

Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr<br />

in Deutschland tatsächlich existiert. <strong>Die</strong><br />

<strong>da</strong>raus resultierende Frage ist, was zu tun<br />

wäre, um genau diesen Wettbewerb zu<br />

organisieren und zwar im wirklichen Sinne,<br />

<strong>da</strong>ss es eben nicht auf Regionalstrecken<br />

Ausschreibungen gibt, sondern wirklich<br />

in Konkurrenz zueinander – ähnlich<br />

wie in der Telekommunikation. Man muss<br />

sich überlegen, welche Produktionsmittel<br />

man den Wettbewerbern an die Hand geben<br />

und auch auf eine gewisse Weise verteilen<br />

muss, <strong>da</strong>mit man zu einem echten<br />

Wettbewerb kommt. Da kann es natürlich<br />

an verschiedenen Baustellen notwendig<br />

sein, sich die Bahn als Gesamtsystem noch<br />

einmal anzuschauen und zu überlegen,<br />

wo gegebenenfalls Teile auseinander zu<br />

nehmen wären. Ich glaube, <strong>da</strong>ss die Bahn<br />

hier extrem gut auf die Politik einwirkt –<br />

<strong>da</strong>von muss sich die Politik lösen.<br />

Das zweite ist, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s System Bahn so<br />

eine Art Eigengewächs sein <strong>da</strong>rf, <strong>da</strong>s sich<br />

mit seinen eigenen Wünschen immer weiter<br />

selber nährt, und <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s auch irgendwann<br />

nicht mehr sein kann. Damit meine<br />

ich beispielsweise die Stan<strong>da</strong>rdisierung<br />

von Fahrzeugen. Es gibt keinerlei Gründe,<br />

warum jeder Besteller von Fahrzeugen<br />

diese immer ein bisschen anders machen<br />

muss, weil ihm <strong>da</strong>s gerade so eingefallen<br />

ist. <strong>Die</strong> Fahrzeuge <strong>sind</strong>, ähnlich wie im<br />

Flugverkehr, relativ simpel, wenn man sie<br />

sich anschaut. <strong>Und</strong> <strong>da</strong> gibt es eine relativ<br />

klare Vorstellung <strong>da</strong>von, was Kunden wollen.<br />

Dafür muss ich nicht solche Sachen<br />

produzieren, die <strong>da</strong>nn zwar Super-Hightech<br />

<strong>sind</strong>, aber nie ausgeliefert werden<br />

können. <strong>Und</strong> wenn sie doch einmal ausgeliefert<br />

werden können, überstehen sie <strong>da</strong>s<br />

EBA nicht, weil <strong>da</strong>s EBA wiederum selbst<br />

an einer Stelle ist, die sich systemisch <strong>da</strong>hingehend<br />

schwierig <strong>da</strong>rstellt, <strong>da</strong>ss alle,<br />

die ihren Genehmigungsstempel unter<br />

die Genehmigung setzen, persönlich haften<br />

müssen.<br />

Das System selbst hat sich in eine Sackgasse<br />

manövriert, in der es irgendwann<br />

zwangsweise zum Stillstand kommt. Das<br />

ist natürlich für die Politik zu kompliziert,<br />

<strong>da</strong>mit kann man nichts gewinnen. Es wäre<br />

aber im höchsten öffentlichen Interesse,<br />

<strong>da</strong>ss man sich wirklich ein bisschen intensiver<br />

mit den Zusammenhängen beschäftigt.<br />

derFahrgast: Frau Kreienkamp, wir <strong>da</strong>nken<br />

Ihnen für <strong>da</strong>s Interview.<br />

Das Interview führte Matthias Oomen.<br />

derFahrgast 1/2013 23<br />

Foto: © Karl-Peter Naumann


Foto: © Heike Krannich<br />

derFahrgast<br />

<strong>Die</strong> Zukunft der DB Netz AG<br />

Stuttgart 21 und<br />

<strong>da</strong>s Geschäftsmodell Infrastruktur<br />

Von Rainer Engel<br />

Eine „Information für die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter“ mit dem Logo<br />

von „DB Netze“, <strong>da</strong>tiert vom 21. November<br />

2012, berichtet, Kefer sei, nachdem er<br />

sechs Gründe genannt habe, zu dem Ergebnis<br />

gekommen: „All <strong>da</strong>s zusammen<br />

führt zu einer Abwärtsspirale. So ist <strong>da</strong>s<br />

gegenwärtige Geschäftsmodell der Infrastruktur<br />

nicht zukunftsfähig.“<br />

Wer nur in die bisherigen Geschäftsberichte<br />

und Wirtschafts<strong>da</strong>ten des Unternehmens<br />

geschaut hat, den musste diese<br />

Feststellung überraschen. <strong>Die</strong> DB­Infrastrukturgesellschaften<br />

machen seit 2006<br />

Gewinne. Im Jahr 2011 konnten 462 Mio.<br />

EUR an die Holding abgeführt werden.<br />

<strong>Die</strong> mittelfristige Finanzplanung sieht<br />

weitere erhebliche Steigerungen der Gewinne<br />

vor, die durch Anhebung der Trassen­<br />

und Stationsentgelte erzielt werden.<br />

<strong>Die</strong> „Kunden“ von DB Netze können den<br />

ständig steigenden Preiserhöhungen<br />

(2013: 2,5 Prozent für Trassen, sieben Prozent<br />

für Stationen) keinen Konsumverzicht<br />

entgegensetzen, denn die DB AG hat<br />

bei Trassen und Stationen ein Monopol.<br />

<strong>Die</strong> Väter der deutschen Bahnreform würden<br />

sich freuen, denn sie träumten von ei­<br />

nem Schienennetz, <strong>da</strong>s durch Privatisierung<br />

profitabel würde.<br />

Wer allerdings mit den Verhältnissen<br />

der Infrastruktur vertraut ist, den hat<br />

die Aussage von Kefer nicht in Erstaunen<br />

versetzt. Kefer nannte als Gründe unter<br />

anderem: <strong>Die</strong> Infrastruktur sei kapitalintensiv<br />

und erfordere weitere überproportionale<br />

Investitionen, <strong>da</strong>s Bestandsnetz<br />

sei unterfinanziert, die verspätete<br />

Fertigstellung von Großprojekten und die<br />

mangelnde Kostenstabilität der Projekte<br />

erzeugen große Risiken.<br />

Kurz <strong>da</strong>nach: die Offenbarung<br />

Kefer muss zu diesem Zeitpunkt schon gewusst<br />

haben, was er wenige Wochen später,<br />

am 12. Dezember 2012, dem Aufsichtsrat<br />

der DB AG und <strong>da</strong>mit der<br />

Öffentlichkeit offenbaren musste: <strong>da</strong>ss<br />

„Stuttgart 21“ den Kostenrahmen<br />

sprengt.<br />

Während die Beteiligten für <strong>da</strong>s Tunnelbahnhofprojekt<br />

einen Höchstbetrag<br />

der Baukosten von 4,5 Mrd. EUR vereinbart<br />

hatten, ergab eine Nachkalkulation<br />

der DB AG, <strong>da</strong>ss diese Kosten um 1,1 Mrd.<br />

EUR höher ausfallen würden und aufgrund<br />

von politisch bedingten Verzögerungen,<br />

Protesten, Schlichtung und der<br />

Forderung von Nachbesserungen weitere<br />

Kosten in Höhe bis zu weiteren 1,2 Mrd.<br />

EUR entstehen können.<br />

Kefer bot an, <strong>da</strong>ss die DB AG die Mehrkosten<br />

von 1,1 Mrd. EUR selbst übernimmt.<br />

Hatte Kefer <strong>da</strong>mit gerechnet, <strong>da</strong>ss<br />

der Aufsichtsrat, der die Interessen des<br />

Unternehmenseigentümers vertreten soll,<br />

zustimmt? Oder wollte er, indem er <strong>da</strong>s<br />

Geschäftsmodell der DB­Infrastruktur infrage<br />

stellte, diese Zustimmung verhindern?<br />

Antworten <strong>sind</strong> nicht bekannt. Nur<br />

so viel: Der Aufsichtsrat stimmte zunächst<br />

nicht zu und vertagte sich auf Januar.<br />

Mittlerweile ist auch diese Sitzung wieder<br />

vertagt. Grund könnte ein Rechtsgutachten<br />

sein, nach dem die Aufsichtsratsmitglieder<br />

persönlich haftbar gemacht werden<br />

können, wenn sich nachträglich<br />

herausstellt, <strong>da</strong>ss der Ausstieg für die<br />

DB AG wirtschaftlicher gewesen wäre als<br />

der Weiterbau und der Aufsichtsrat <strong>jetzt</strong><br />

nicht sorgfältig geprüft hat. <strong>Und</strong> auch<br />

Kefer hätte persönliche Haftung übernehmen<br />

müssen, hätte er <strong>jetzt</strong> nicht über die<br />

Kostenrisiken aufgeklärt.<br />

Das Geschäftsmodell wackelt<br />

Titelthema<br />

Während mit Spannung erwartet wird, wie es mit „Stuttgart 21“ weitergeht, ist eine viel grundsätzlichere<br />

Frage wieder aus der öffentlichen Diskussion verschwunden: Wie geht es weiter mit dem Geschäftsmodell<br />

Infrastruktur der Deutschen Bahn AG? Dr. Volker Kefer, der im Vorstand der DB­Holding<br />

für die Infrastruktur zuständig ist, hat diese Frage Ende November 2012 aufgeworfen. Eine Antwort<br />

wäre auch die Antwort auf die Frage, wie es mit „Stuttgart 21“ weitergeht.<br />

Das Bundeskanzleramt<br />

in Berlin. An<br />

einer echten<br />

Bahnbilanz<br />

ist man hier<br />

bislang nicht<br />

interessiert.<br />

Bisher hatte die DB AG Mehrkosten politisch<br />

in Mehrforderungen gegen den<br />

Bund umwandeln können. Auch bei<br />

„Stuttgart 21“ dürfte die DB­Führung <strong>da</strong>von<br />

ausgegangen sein, <strong>da</strong>ss die öffentliche<br />

Hand diese übernehmen werde, <strong>da</strong><br />

<strong>da</strong>s politische Schicksal der Landes­ und<br />

Stadtregierung mit der „erfolgreichen“<br />

Fertigstellung des Projekts verbunden<br />

schien. Erstmals ging die Rechnung nicht<br />

auf, denn <strong>da</strong>s politische Schicksal des bisherigen<br />

Ministerpräsidenten und des<br />

bisherigen Oberbürgermeisters ist schon<br />

entschieden, sie <strong>sind</strong> abgewählt. Ihre<br />

24 derFahrgast 1/2013


Titelthema derFahrgast<br />

Nachfolger, Winfried Kretschmann und<br />

Fritz Kuhn, haben erklärt, <strong>da</strong>ss sie über die<br />

vertraglich vereinbarten Summen hinaus<br />

keinen Cent <strong>da</strong>zulegen wollen.<br />

Auch die Bundesregierung hatte erklärt,<br />

<strong>da</strong>ss sie ihren Anteil von 563,8 Mio.<br />

EUR nicht erhöhen werde. Wer also soll<br />

diese 1,1 Mrd. EUR zahlen? Eigentümer<br />

der DB AG ist der Bund. Wenn die DB AG<br />

die Mehrkosten „selbst übernimmt“,<br />

übernimmt sie letztlich doch der Bund<br />

und <strong>da</strong>mit der Steuerzahler. Nur der Bürger<br />

<strong>da</strong>rf es nicht merken. Hinter den Kulissen<br />

wird im Januar schon gemunkelt, die<br />

Bundeskanzlerin mache wegen des Wahljahres<br />

Druck, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s Projekt „Stuttgart<br />

21“ weitergeführt werden solle.<br />

Damit würde die Kanzlerin <strong>da</strong>s Geschäftsmodell<br />

stützen, <strong>da</strong>s in Wirklichkeit<br />

nicht funktioniert. Das Geschäftsmodell<br />

„Deutsche Bahn Infrastruktur“ heißt: <strong>Die</strong><br />

Politik bestellt Projekte, und die DB AG<br />

nimmt der Politik die Risiken <strong>da</strong>für ab.<br />

Offenbar hat Kefer dieses Prinzip richtig<br />

erkannt, aber er ist schließlich genau von<br />

dieser Politik ins Amt berufen worden.<br />

Kefer braucht Geld – woher?<br />

Betrachtet man <strong>da</strong>s Geschäftsmodell Infrastruktur<br />

näher, so kommt zutage, <strong>da</strong>ss<br />

die DB­Infrastruktur zu fast 80 Prozent<br />

vom Staat abhängig ist. Man muss <strong>da</strong>für<br />

Geschäftsmodell DB-Infrastruktur:<br />

<strong>Die</strong> Politik bestellt, die DB AG trägt die<br />

Risiken: Protestplakate in Stuttgart.<br />

Totes Kapital: Seit 2004 steht die Wümbachtalbrücke ungenutzt in der<br />

Landschaft. In Betrieb soll sie 2017 gehen.<br />

Güterzüge verstopfen die Nord­Süd­Strecke über Würzburg.<br />

Für Alternativen gibt es kein Geld vom Bund.<br />

derFahrgast 1/2013 25<br />

Fotos: © Rainer Engel(3)


derFahrgast<br />

nur die Investitionsmittel für Neubauten,<br />

die Gelder für die Instandhaltung, die der<br />

Bund gemäß der Leistungs­ und Finanzierungsvereinbarung<br />

(LuV) zahlt, und den<br />

Anteil der Regionalisierungsmittel, der an<br />

<strong>da</strong>s Netz weitergereicht wird, zusammenrechnen.<br />

Ganze drei Prozent der Einnahmen<br />

verdient DB Netze „am Markt“, also bei<br />

Wettbewerbern, die keine Staatsmittel erhalten<br />

– vor allem im Güterverkehr. Der<br />

Rest wird von den anderen DB­Gesellschaften<br />

(Fern­ und Güterverkehr) gezahlt.<br />

Im Geschäftsbericht von DB Netze<br />

steht <strong>da</strong>von allerdings nichts. Geld in<br />

Höhe von 1,1 Mrd. EUR, wie es für „Stuttgart<br />

21“ <strong>jetzt</strong> fehlt, kann also nur vom<br />

Staat kommen.<br />

Bis <strong>jetzt</strong> ist aber vom Bundesfinanzminister<br />

nicht mehr Geld zu erwarten.<br />

Zwar weiß die DB AG genau, <strong>da</strong>ss viele<br />

Teile der Infrastruktur sanierungsbedürftig<br />

<strong>sind</strong>. Das ist kein Wunder und nicht<br />

nur eine Folge der „Börsenpolitik“ von<br />

Hartmut Mehdorn. Viele Bauwerke <strong>sind</strong><br />

vor dem Ersten Weltkrieg errichtet und<br />

<strong>da</strong>mit einhundert Jahre alt und älter. Bei<br />

Bauwerken gilt ein Jahrhundert als normale<br />

wirtschaftliche Lebenserwartung.<br />

Weil der Finanzminister der DB AG <strong>da</strong>s<br />

nicht abnimmt – dieses Vertrauen hatte<br />

schon Mehdorn verspielt –, hat die DB AG<br />

eine Sonderprüfung von Brücken durch<br />

<strong>da</strong>s EBA veranlasst, die ihr den Sanie­<br />

Kommentar<br />

Wer glaubt, man könne mit Infrastruktur<br />

Geld verdienen, und als vermeintlich<br />

scharfsinnigen Beleg Flughäfen, Seehäfen,<br />

Tunnels oder Brücken anführt,<br />

der irrt trotzdem gewaltig. Denn all diese,<br />

zugegebenerweise teils durchaus<br />

Geld bringenden, Bauwerke <strong>sind</strong> eben<br />

Einzelbauwerke. Sie <strong>sind</strong> punktförmige<br />

Infrastruktur und nach den Vor­ und Zuläufen<br />

<strong>da</strong>rf man häufig gar nicht erst<br />

fragen.<br />

Mit Infrastruktur in der Fläche sieht<br />

<strong>da</strong>s ganz anders aus und funktioniert<br />

allenfalls noch <strong>da</strong>nn, wenn man – siehe<br />

die Autobahnen und Landstraßen in<br />

Frankreich – die guten, profitablen<br />

Strecken ins Töpfchen packt und die<br />

restlichen, nicht­profitablen Strecken ins<br />

öffentlich finanzierte Kröpfchen wirft.<br />

<strong>Die</strong> Wahrheit ist: Flächendeckende<br />

Netze, die sich nicht nur auf direkte<br />

Gewinnbringer konzentrieren, sondern<br />

eben auch eine gewisse Versorgungsfunktion<br />

erfüllen, kosten Geld. Mitunter<br />

sehr viel Geld!<br />

rungsbe<strong>da</strong>rf erwartungsgemäß bestätigt<br />

hat. Unterdessen lässt die Re gierung<br />

durch eigene Gutachter die For derungen<br />

der DB AG prüfen, die auftragsgemäß zu<br />

entsprechend anderen Ergebnissen kommen.<br />

<strong>Die</strong> Auseinandersetzung um <strong>da</strong>s<br />

Geld für die Infrastruktur läuft auf vollen<br />

Touren, aber die Öffentlichkeit nimmt<br />

kaum Notiz <strong>da</strong>von.<br />

Neubauten blockieren Kapital<br />

Dass Neubaustrecken Kapital blockieren,<br />

kann man im Thüringer Wald besichtigen.<br />

Der Bau der Neubaustrecke von Erfurt<br />

nach Ebensfeld begann 1996, und so manche<br />

Million war schon vor etlichen Jahren<br />

verbaut. Bis zur Fertigstellung im Jahre<br />

2017 wird dieses Kapital keinen Cent verdienen.<br />

Viel wichtiger ist aber: Auch <strong>da</strong>nach<br />

wird dieses Kapital für DB Netze<br />

kaum Rendite bringen, denn es werden<br />

nur Züge von der alten Strecke durch den<br />

Frankenwald auf die Neubaustrecke verlagert.<br />

<strong>Die</strong> Züge werden zwar länger und<br />

besser ausgelastet sein als bisher, aber <strong>da</strong>von<br />

hat DB Netze nichts. Kefer als Vorstandsmitglied<br />

wird für sein Ressort nichts<br />

herausholen.<br />

Für die Projekte, mit denen Kefer wirklich<br />

mehr Geld verdienen könnte, bekommt<br />

er hingegen kein Geld vom Bund.<br />

Das beste Beispiel <strong>da</strong>für ist der sogenannte<br />

„Ostkorridor“ von Uelzen über Leipzig<br />

Das ist auch nicht schlimm, denn dieses<br />

Geld ist absolut sinnvoll angelegt. <strong>Die</strong> Versorgung<br />

von Städten mit Menschen und<br />

Waren aus dem Umland wird durch diese<br />

Investition ebenso sichergestellt, wie dies<br />

die Anbindung des ländlichen Raumes betrifft.<br />

Eine Metropole ohne funktionierende<br />

Anbindung an <strong>da</strong>s Umland – einfach<br />

undenkbar.<br />

Schlimm wird die Lage erst <strong>da</strong>nn, wenn<br />

ein Konzern in staatlicher Hand so tut, als<br />

könne er zaubern und mit der Abnutzung<br />

von Bestand irgendetwas verdienen.<br />

Damit muss Schluss sein!<br />

Doch diesen Schlussstrich kann der Staatskonzern<br />

gar nicht selbst ziehen, solange<br />

der Eigentümer diesen strich überhaupt<br />

nicht erwartet, sondern mit vielerlei<br />

Milchmädchenrechnungen eigentlich<br />

ganz zufrieden ist.<br />

Wenn man <strong>da</strong>nn auch noch Teilsummen<br />

von öffentlich finanzierten Bauprojekten<br />

als Gewinne von öffentlichen<br />

Titelthema<br />

und Hof nach Regensburg. Dort könnten<br />

mehr und vor allem neue Güterzüge fahren,<br />

die auf der bisherigen Strecke über<br />

Würzburg nicht oder nur mit ungenügender<br />

Geschwindigkeit durchkommen. Aber<br />

der Fahrdraht reicht nur bis Reichenbach,<br />

bis Hof ist er im Bau, bis Marktredwitz beginnt<br />

<strong>jetzt</strong> die Planung, und <strong>da</strong>nn fehlen<br />

immer noch 137 Kilometer Fahrdraht. Ein<br />

Bruchteil der 1,1 Mrd. EUR, die die DB AG<br />

für „Stuttgart 21“ angeboten hat, würde<br />

ausreichen, um diese Lücke zu schließen.<br />

<strong>Die</strong> Fachleute bei der DB AG wissen <strong>da</strong>s<br />

schon längst und haben solche Projekte im<br />

„Wachstumsprogramm“ zusammengestellt,<br />

<strong>da</strong>s Anfang 2009 dem Bundestag<br />

vorgelegt wurde (derFahrgast 3/2009,<br />

S. 21 f.). Spuren hat dieses Wachstumsprogramm<br />

so gut wie nicht in der politischen<br />

Landschaft hinterlassen.<br />

Unterdessen wird ein Trassen­ und Stationspreissystem<br />

nach dem anderen von<br />

den Gerichten für ungültig erklärt. <strong>Die</strong><br />

Bundesregierung will die Regulierung der<br />

Trassen­ und Stationspreise verschärfen.<br />

<strong>Und</strong> <strong>Fernbusse</strong> sollen – natürlich befreit<br />

von jeglicher Maut für die Autobahnen –<br />

„den Staatskonzern flott machen“.<br />

Man mag zu Kefer und seinen bisherigen<br />

Aussagen stehen, wie man will: Mit<br />

der Aussage, <strong>da</strong>ss dieses Geschäftsmodell<br />

Infrastruktur nicht tragfähig ist, hat er<br />

nun einmal Recht.<br />

Konzernen ausweist, setzt dies der<br />

Milchmädchenrechnung die Krone auf.<br />

<strong>Die</strong> Bundespolitik als Kontrollorgan<br />

des Staatskonzerns <strong>da</strong>rf sich nicht am<br />

Opiat schöngerechneter Konzernbilanzen<br />

erfreuen, sondern muss ihre Verantwortung<br />

für die Infrastruktur wiedererkennen.<br />

Sie muss sich bewusst sein, <strong>da</strong>ss man<br />

mit breit angelegter Flächeninfrastruktur<br />

niemals Rendite erwirtschaften<br />

kann.<br />

Sie muss sich bewusst sein, <strong>da</strong>ss kaufmännische<br />

Buchverschiebungen nicht<br />

immer etwas mit der harten Wirklichkeit<br />

zu tun haben.<br />

Sie muss sich bewusst sein, <strong>da</strong>ss sie<br />

eine Verantwortung für die Infrastruktur<br />

trägt – wenn es sein muss, auch<br />

eine Verantwortung auf Heller und<br />

Pfennig.<br />

Matthias Oomen<br />

26 derFahrgast 1/2013


Foto: © Lars Unger<br />

Verkehr & Politik derFahrgast<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Ist der städtische Nahverkehr<br />

in Halberstadt noch zu retten?<br />

Halberstadt ist eine ca. 40.000 Einwohner<br />

zählende Kreisstadt am Nordrand<br />

des Harzes im südwestlichen Sachsen-<br />

Anhalt. Es ist Taktknoten der Bahnlinien<br />

Magdeburg – Thale, Halle(S) – Vienenburg<br />

und Halberstadt – Blankenburg, die größtenteils<br />

im Stundentakt bedient werden.<br />

Auf dem Bahnhofsvorplatz gibt es<br />

direkt vor dem vorzüglich sanierten Empfangsgebäude<br />

die Möglichkeit, mit der<br />

Straßenbahn in die ca. zwei Kilometer entfernte<br />

Innenstadt weiterzufahren – noch!<br />

Denn der Stadtrat der Stadt Halberstadt<br />

hat im Juni 2011 im Rahmen der<br />

Haushaltskonsolidierung beschlossen, die<br />

Straßenbahn einzustellen – ersatzlos!<br />

Das heißt, es würden anstelle der Straßenbahn<br />

keine Busse fahren, sondern den<br />

Fahrgästen blieben lediglich die bereits<br />

<strong>jetzt</strong> fahrenden Regionalbusse, die nur an<br />

sehr wenigen Haltestellen im Stadtgebiet<br />

halten und die in ihren Taktabständen in<br />

keiner Weise den Bedürfnissen im Stadtverkehr<br />

Rechnung tragen!<br />

Nun stellt sich die Frage: Sind die Einsparungen<br />

im städtischen Haushalt so<br />

groß, <strong>da</strong>ss sie die komplette Einstellung<br />

des Nahverkehrs in der flächenmäßig<br />

recht ausgedehnten Stadt rechtfertigen<br />

würden?<br />

<strong>Die</strong> Antwort lautet hier ganz klar: Nein,<br />

denn die Straßenbahn wird im Verband<br />

der städtischen Holding „Nosa“, die verschiedene<br />

städtische Beteiligungen bündelt,<br />

quersubventioniert. Würde die Straßenbahn<br />

eingestellt, würden die <strong>da</strong>nn<br />

höheren Gewinne der „Nosa“ voraussichtlich<br />

soweit durch höhere Steuern wieder<br />

aufgefressen, <strong>da</strong>ss der verbleibende Rest<br />

nicht einmal für einen adäquaten Busersatz<br />

reichen würde.<br />

Hinzu kommt, <strong>da</strong>ss erst in den Jahren<br />

2006/2007 neue Niederflurbahnen der<br />

Marke „Leoliner“ angeschafft wurden,<br />

für die die Stadt Fördermittel vom Land<br />

Sachsen-Anhalt erhalten hat. Im Falle einer<br />

Stilllegung müssten diese und weitere<br />

Fördermittel für die Infrastruktur zurückgezahlt<br />

werden. Nur weil diese Fördermittel<br />

in Millionen-Höhe zurückgezahlt werden<br />

müssten, die Stadt sich also praktisch<br />

für die Stilllegung verschulden müsste,<br />

fährt die Bahn erst einmal auf absehbare<br />

Zeit weiter. Allerdings wird <strong>da</strong>s Angebot<br />

zunehmend eingeschränkt.<br />

Am 2. September 2012 wurde die<br />

Linie 1 zum Friedhof an Sonn- und Feiertagen<br />

eingestellt. <strong>Die</strong>se Linie stellt allerdings<br />

auch die direkte Verbindung vom<br />

Bahnhof ins Zentrum <strong>da</strong>r. <strong>Die</strong> Fahrgäste<br />

müssen <strong>jetzt</strong> entweder mit der im 30-Minuten-Takt<br />

verkehrenden Linie 2 einen<br />

Umweg durch die gesamte Oberstadt fahren<br />

oder die nur im 60-Minuten-Takt verkehrende<br />

Buslinie 11 nutzen, die allerdings<br />

auch schon gekürzt wurde.<br />

<strong>Die</strong> Fahrgastzahlen, die vor der Wende<br />

bei ca. sechs bis sieben Millionen pro Jahr<br />

lagen, haben sich in den letzten Jahren –<br />

trotz weiter sinkender Einwohnerzahl –<br />

bei ca. zwei Millionen pro Jahr eingependelt,<br />

d.h. die verbleibenden Einwohner<br />

Noch fährt die Straßenbahn durch die Innenstadt von Halberstadt. Das könnte sich bald schon<br />

ändern und die Straßenbahn könnte ersatzlos wegfallen.<br />

Müssen die Gleise bald raus? <strong>Die</strong> Straßenbahn<br />

in Halberstadt ist in Gefahr.<br />

nutzen die Straßenbahn häufiger. Außerdem<br />

schöpft der Betrieb sein Potenzial bei<br />

weitem nicht aus.<br />

Ein eigener Bahnkörper bzw. ÖPNV-<br />

Spuren <strong>sind</strong> so gut wie nicht vorhanden,<br />

obwohl viele Straßen breit genug <strong>da</strong>für<br />

wären. Ampelvorrangschaltungen <strong>sind</strong><br />

kaum vorhanden. So müssen die Bahnen<br />

im mehr oder weniger fließenden Autoverkehr<br />

mitfahren, was sich wiederum negativ<br />

auf die Pünktlichkeit und auf die sowieso<br />

dürftigen Anschlüsse auswirkt.<br />

Fazit: <strong>Die</strong> Straßenbahn ist in Halberstadt<br />

ein attraktives Verkehrsmittel, <strong>da</strong>s<br />

durchaus noch attraktiver werden kann.<br />

Man braucht nur ein gutes Konzept. Dazu<br />

gehört auch, <strong>da</strong>ss sich Stadtbusse und<br />

Straßenbahnen optimal ergänzen und<br />

nicht mehr oder weniger nebeneinander<br />

herfahren. <strong>Die</strong> derzeitige Entwicklung ist<br />

weder gut für die Stadt Halberstadt noch<br />

für den öffentlichen Verkehr insgesamt.<br />

Eine Kreisstadt mit dementsprechenden<br />

Ämtern und Einrichtungen braucht ein<br />

gutes Nahverkehrsnetz, <strong>da</strong>mit diese auch<br />

gut erreicht werden können. Fußwege<br />

von über 30 Minuten für einen Behördenbesuch<br />

<strong>sind</strong> einfach nicht zumutbar! Es ist<br />

also fraglich, wie lange Halberstadt ohne<br />

Nahverkehr seinen Status als Kreisstadt<br />

noch halten kann, zumal <strong>da</strong>s nahe gelegene<br />

Wernigerode mit einem gut ausgebauten<br />

Busnetz punkten kann.<br />

Eine Stilllegung der Straßenbahn in<br />

Halberstadt wäre ein kommunalpolitischer<br />

Schildbürgerstreich ersten Ranges,<br />

der keinerlei Nutzen hat, <strong>da</strong>für aber immensen<br />

Schaden anrichtet!<br />

Lars Unger<br />

derFahrgast 1/2013 27<br />

Foto: © Michael Brunsch


derFahrgast<br />

Der Verteilungskampf ist eröffnet<br />

Der Fahrgastverband PRO BAHN in der ÖPNV-Zukunftskommission NRW<br />

28<br />

Verkehr & Politik<br />

Eine dramatische Unterfinanzierung des öffentlichen Nahverkehrs in NRW hat der seit dem vergangenen<br />

Jahr im Amt befindliche NRW-Verkehrsminister Michael Groschek festgestellt und fordert vom<br />

Bund deutlich mehr Geld bei der Verkehrsfinanzierung. Unterstützt wird der Minister von der ÖPNV-<br />

Zukunftskommission, in der auch der Fahrgastverband PRO BAHN mitarbeitet.<br />

Der öffentliche Nahverkehr in NRW<br />

ist stark unterfinanziert und wird bei<br />

der Mittelverteilung des Bundes klar benachteiligt.<br />

Zu diesem Schluss kommt der<br />

Zwischenbericht der ÖPNV-Zukunftskommission,<br />

der am 11. Januar 2013 von den<br />

Vorsitzenden Gisela Nacken und Wolfgang<br />

Röken an Verkehrsminister Michael<br />

Groschek übergeben wurde. Das Papier<br />

enthält erste Ergebnisse und Empfehlungen<br />

für ein künftiges Finanzierungskonzept<br />

für Bus und Bahn.<br />

„<strong>Die</strong> Ergebnisse kommen angesichts<br />

der immer größer werdenden Probleme<br />

unserer Verkehrsinfrastruktur genau zum<br />

richtigen Zeitpunkt. Sie zeigen, <strong>da</strong>ss der<br />

Bund seiner Verantwortung nicht gerecht<br />

wird“, erklärte Groschek nach der Vorstellung<br />

des Berichts. „<strong>Die</strong> Kommission<br />

fordert ganz klar, <strong>da</strong>ss der Bund die<br />

Finanzmittel für den ÖPNV nicht wie angekündigt<br />

absenkt, sondern im Gegenteil<br />

deutlich aufstocken muss.“<br />

Verteilungskampf um<br />

Regionalisierungsmittel<br />

Ein von dem Berliner Rechtswissenschaftler<br />

Prof. Dr. Christian Waldhoff (Humboldt-Universität)<br />

erstelltes Gutachten<br />

belegt nach Auffassung der Landesregierung,<br />

<strong>da</strong>ss der Verteilungsschlüssel für<br />

die Regionalisierungsmittel in seiner jetzigen<br />

Form ungerecht sei: Dem Land steht<br />

bislang nur ein Anteil von 15,76 Prozent<br />

zur Verfügung, während NRW 21,8 Prozent<br />

der Bevölkerung repräsentiert. Der<br />

Bund sei verfassungsrechtlich <strong>da</strong>zu verpflichtet,<br />

andere und <strong>da</strong>mit gerechte<br />

Verteilungsmaßstäbe festzulegen. <strong>Die</strong><br />

bisherige Verteilung zwischen den Bundesländern<br />

beruht auf den Zugkilometern,<br />

die im Jahre 1993/1994 gefahren<br />

wurden.<br />

<strong>Die</strong> Revision der Regionalisierungsmittel,<br />

aus denen die Zuschüsse für den Schienennahverkehr<br />

bezahlt werden, steht für<br />

2014 an. Der Bund hofft, <strong>da</strong>ss Ausschreibungsgewinne<br />

den Aufwand für den<br />

SPNV gesenkt haben, so <strong>da</strong>ss die Länder<br />

weniger Geld benötigen. Tatsächlich stei-<br />

gen aber Trassen- und Stationspreise<br />

überproportional. <strong>Die</strong>se werden vom<br />

Bundesunternehmen Deutsche Bahn AG<br />

erhoben, <strong>sind</strong> also in der Höhe vom Bund<br />

selbst zu verantworten. Rund die Hälfte<br />

der vom Bund ausreichten Regionalisierungsmittel<br />

fließt so wieder an den Bund<br />

zurück, ein Teil <strong>da</strong>von als Gewinnabgabe<br />

sogar direkt in den Bundeshaushalt.<br />

Beobachter halten <strong>da</strong>s vorgestellte Gutachten<br />

für den Startschuss eines verschärften<br />

Verteilungskampfes zwischen den<br />

Viel Stadt, viel Land: NRW hat zwei Gesichter. Neuenrade ist Endpunkt einer Regionalbahn.<br />

So manche U-Bahn ist in die Jahre gekommen: Essen Rathaus. Der Erhalt kostet viel Geld.<br />

derFahrgast 1/2013


Verkehr & Politik derFahrgast<br />

Bundesländern, insbesondere zum Nachteil<br />

der neuen Länder. Was <strong>da</strong>s Gutachten<br />

nicht berücksichtigt: Der Bund ist nicht nur<br />

verpflichtet, die Mittel gerecht zu verteilen,<br />

sondern auch bundesweit eine leistungsfähige<br />

Schieneninfrastruktur vorzuhalten.<br />

Mit der gleichen Begründung, wie<br />

sie in dem Gutachten vorgebracht wird,<br />

könnte man auch gegen den Bau weiterer<br />

Autobahnen und Bundesstraßen in den<br />

neuen Ländern antreten, weil die Länge<br />

der Autobahnen und Bundesstraßen in<br />

den Flächenländern anteilig viel größer ist<br />

als der Anteil der Einwohner.<br />

Mehr Geld für Ersatzinvestitionen<br />

Benachteiligt ist <strong>da</strong>s Land an Rhein und<br />

Ruhr allerdings bei den Investitionsmitteln<br />

für die Schiene. Zwei internationale<br />

Güterkorridore führen durch <strong>da</strong>s Land<br />

und machen dem Nahverkehr <strong>da</strong>s Durchkommen<br />

schwer. <strong>Die</strong> wichtige Achse von<br />

Dortmund über Düsseldorf nach Köln ist<br />

chronisch überlastet. Daher ist verständlich,<br />

wenn Groschek sagt: „Wir lassen uns<br />

vom Bund bei der Verkehrsfinanzierung<br />

nicht aufs Abstellgleis schieben.“ <strong>Und</strong><br />

Groschek nennt einen weiteren wunden<br />

Punkt der Finanzierung: NRW hat überproportional<br />

viele Stadt- und U-Bahnen,<br />

die in die Jahre gekommen <strong>sind</strong> und dringend<br />

saniert werden müssen. Groschek:<br />

„Bei den Bundesmitteln für Investitionen<br />

nach dem Entflechtungsgesetz haben alle<br />

Länder einen erheblichen Mehrbe<strong>da</strong>rf<br />

und brauchen endlich Planungssicherheit!<br />

Auch wenn die Bundesregierung <strong>da</strong>s<br />

Thema gerne ins nächste Jahr verschieben<br />

würde: <strong>Die</strong> Lösung der Finanzierungsprobleme<br />

im Pendlerland Nummer Eins duldet<br />

keinen weiteren Aufschub!“ Der Bund<br />

möchte sich aus der Finanzierung gerne<br />

schrittweise verabschieden, NRW werde<br />

derFahrgast 1/2013<br />

<strong>da</strong>her im Bundesrat dem Gesetzentwurf<br />

zur Änderung des Entflechtungsgesetzes<br />

nicht in der von der Bundesregierung eingebrachten<br />

Form zustimmen. Gemeinsam<br />

mit möglichst vielen weiteren Bundesländern<br />

soll ein Änderungsantrag gestellt<br />

werden, der die für Verkehrs investitionen<br />

bereitzustellenden Finanzmittel von<br />

bundesweit jährlich 1,34 Mrd. EUR auf<br />

1,96 Mrd. EUR erhöht und eine planerische<br />

Sicherheit bis 2019 gewähr leis tet.<br />

Seit 2007 stellt der Bund dem öf fentlichen<br />

Nahverkehr und für kom munale Straßen<br />

über <strong>da</strong>s Entflechtungs gesetz (früher Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz)<br />

bundesweit jährlich 1,34 Mrd. EUR zur<br />

Verfügung. Von diesen 1,34 Mrd. EUR erhält<br />

NRW 260 Mio. EUR. Davon fließt die<br />

Hälfte in den ÖPNV.<br />

<strong>Die</strong> Zukunftskommission<br />

Mit dem Auto<br />

<strong>sind</strong> es von Olpe<br />

nach Gummersbach<br />

30 Kilometer,<br />

mit dem Zug<br />

215 Kilometer.<br />

Am Wochenende<br />

gibt es keine<br />

Alternative. Eine<br />

überregionale<br />

Verantwortung<br />

fehlt.<br />

<strong>Die</strong> ÖPNV-Zukunftskommission setzt sich<br />

unter anderem aus Vertretern der drei<br />

Nahverkehrs-Zweckverbände, der kommunalen<br />

Spitzenverbände, der Unternehmensverbände<br />

VDV und NWO, des<br />

Verkehrsclubs Deutschland, des Fahrgastverbandes<br />

PRO BAHN e.V. sowie verschiedener<br />

Universitäten zusammen. Rainer<br />

Engel, der den Fahrgastverband PRO<br />

BAHN vertritt, ist <strong>da</strong>bei der einzige Vertreter<br />

aus dem „fernen Ostwestfalen-Lippe“.<br />

Engel berichtet von einer sehr konstruktiven<br />

Sacharbeit, aus der erstmals mit dem<br />

Zwischenbericht öffentlich berichtet wird.<br />

<strong>Die</strong> Kommission arbeitet seit Februar<br />

2012 und ist der Regierung und dem<br />

Parlament so wichtig, <strong>da</strong>ss sie auch über<br />

einen Ministerwechsel hinaus ihre Arbeit<br />

fortsetzen konnte.<br />

Im Herbst dieses Jahres soll der Endbericht<br />

vorliegen. <strong>Die</strong>ser wird <strong>da</strong>nn auch<br />

Aussagen zu neuen Finanzierungsinstru-<br />

menten, dem demografischen Wandel,<br />

Fahrgastrechten und neuen Technologien<br />

enthalten.<br />

Für ein verlässliches Verkehrsangebot<br />

In der Kommissionsarbeit tritt der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN für mehr Verlässlichkeit<br />

des Verkehrsangebots in NRW ein.<br />

„Den Bürger kann der öffentliche Verkehr<br />

nur überzeugen, wenn auch entfernte<br />

Landesteile noch am Abend erreichbar<br />

<strong>sind</strong> und Bürger nicht nur zur Arbeit kommen,<br />

sondern auch Freizeit- und Bildungsangebote<br />

wahrnehmen können und am<br />

späten Abend wieder nach Hause kommen.<br />

<strong>Die</strong>se Verlässlichkeit kostet relativ<br />

wenig Geld im Verhältnis zum Gesamtaufwand<br />

für den öffentlichen Verkehr<br />

und würde langfristig durch eine bes-<br />

sere Nachfrage gerechtfertigt“, berichtet<br />

Engel.<br />

Engel sieht auch erhebliche Defizite<br />

im Regionalverkehr abseits der Schiene.<br />

„Nennen wir als Beispiel Gummersbach:<br />

Für Autofahrer liegt die Stadt mitten in<br />

NRW, für Fahrgäste völlig im Abseits. Auf<br />

den vorhandenen Autobahnen gibt es<br />

keine Schnellbusse. Es ist bisher versäumt<br />

worden, solche Defizite im Netz überhaupt<br />

festzustellen, geschweige denn zu<br />

beseitigen. <strong>Fernbusse</strong> werden diese Aufgaben<br />

nicht übernehmen, die werden nur<br />

in Köln und Dortmund fahren.“<br />

Bei den Fahrgastrechten sei NRW hingegen<br />

weit vorn, betont Engel. „<strong>Die</strong><br />

Mobilitätsgarantie in NRW ist vorbildlich,<br />

hat aber noch einige Mängel. Wir wünschen<br />

uns, <strong>da</strong>ss diese beseitigt werden.“<br />

Engel hofft, <strong>da</strong>ss die Kommission entsprechende<br />

Empfehlungen beschließt: „Das<br />

große Geld für mehr U-Bahnen wird<br />

die Kommission aber kaum fordern, im<br />

Land wird vielmehr der Verteilungskampf<br />

um knappe Flächen in den Innenstädten<br />

geführt werden müssen. Wenn der heutige<br />

Stand gehalten wird und einige Mängel<br />

be seitigt werden, wird <strong>da</strong>s Land den<br />

Werbespruch, Nahverkehrsland Nr. 1 in<br />

Deutschland zu sein, zu Recht führen<br />

dürfen.“<br />

Matthias Oomen


derFahrgast<br />

Unterwegs<br />

In der Stadt des Hauptmanns<br />

Straßenbahn im Schatten von Berlin<br />

Viele Endstationen liegen im Grünen: Hier die Schleife Wendenschloss.<br />

Als der legendäre Hauptmann<br />

von Köpenick im Jahre 1906 in<br />

der beim Trödler gekauften<br />

Uniform einen Trupp Sol<strong>da</strong>ten<br />

abkommandierte, um <strong>da</strong>s Rathaus<br />

zu besetzen, lag die Stadt<br />

Köpenick noch weit draußen<br />

vor den Toren von Berlin und<br />

war selbstständig. Seit 1920 ist<br />

Köpenick ein Stadtteil von Berlin,<br />

aber der Stadtkern und <strong>da</strong>s<br />

Straßenbahnnetz von Köpenick<br />

zeugen bis heute von der Selbstständigkeit<br />

der Stadt.<br />

Von Rainer Engel<br />

Bereits im Jahre 1842 bekam Köpenick<br />

den ersten Bahnhof an der Bahnlinie<br />

von Berlin nach Frankfurt an der Oder. Seit<br />

1882 verband eine Pferdebahn den Bahnhof<br />

mit dem Stadtkern. 1903 wurde die<br />

Linie elektrifiziert und <strong>da</strong>mit Kern eines<br />

Netzes, <strong>da</strong>s in Nord-Süd-Richtung von<br />

Mahlsdorf bis Schmöckwitz runde 20 Kilometer<br />

weit reicht. <strong>Die</strong>ses Netz ist bei<br />

Straßenbahnfreunden weitaus weniger<br />

bekannt als die selbstständigen Straßenbahnen<br />

nach Woltersdorf und Rüdersdorf,<br />

die nur wenig weiter östlich in <strong>da</strong>s<br />

Land Brandenburg fahren. Das mag <strong>da</strong>ran<br />

liegen, <strong>da</strong>ss die Fahrzeuge „nichts Besonderes“<br />

<strong>sind</strong>, sondern zum großen Bestand<br />

der BVG gehören.<br />

Umso abwechslungsreicher ist <strong>da</strong>s<br />

Schienennetz. Ein eingleisiger Straßenbahnring<br />

umschließt die Altstadt. Hier<br />

kann man von fast jeder Linie auf jede andere<br />

Linie umsteigen, ohne weit laufen zu<br />

müssen. Zweigleisige Strecken, teilweise<br />

mit eigenem Bahnkörper, gehen von hier<br />

aus, die sich weiter draußen verzweigen.<br />

Vielfältige Gestaltungen wechseln sich ab,<br />

eingleisige und zweigleisige Abschnitte<br />

in Seiten- und Mittellage. So wirkt die Linie<br />

nach Mahlsdorf zunächst wie eine moderne<br />

Schnellstraßenbahn übers Land, um<br />

<strong>da</strong>nn im Siedlungsgebiet in eine eingleisige<br />

Strecke mit vielen Ausweichen und im<br />

Ortskern in einen sehr langen eingleisigen<br />

Abschnitt überzugehen, der <strong>da</strong>zu zwingt,<br />

<strong>da</strong>ss der S-Bahnhof nur alle 20 Minuten angefahren<br />

werden kann. Auch in Richtung<br />

Rahnsdorf findet man einen langen Abschnitt<br />

mit dem Charakter einer Überlandbahn,<br />

und <strong>da</strong>s letzte Stück zum Alten Wasserwerk<br />

in Friedrichshagen wird eingleisig<br />

zurückgelegt. Eine so große Vielfalt findet<br />

man nur selten auf so kleinem Raum.<br />

Neubau, der kein Wissen schafft<br />

Das Köpenicker Netz wurde am 4. September<br />

2011 um den 1,5 Kilometer langen Abschnitt<br />

von der S-Bahn-Station Adlershof<br />

Verkehr & Politik<br />

Der eingleisige Ring in der Altstadt führt am<br />

Rathaus vorbei.<br />

in die „Wissenschaftsstadt“ erweitert. Seit<br />

der Gründung des neuen Stadtteils, der<br />

unter anderem Einrichtungen der Humboldt-Universität<br />

beherbergt, waren<br />

schon 20 Jahre vergangen. Straßen und<br />

Bauplan <strong>sind</strong> kein Projekt, <strong>da</strong>s Wissen<br />

schafft über den Verkehr der Zukunft: <strong>Die</strong><br />

Anlage von Haltestellen und Straßen ist<br />

ein Rückfall in die Zeit der Planung der<br />

autogerechten Stadt. In Adlershof muss<br />

man zur neuen Haltestelle unter den<br />

Gleisen der S-Bahn über eine Ampel mit<br />

langen Wartezeiten gehen, um <strong>da</strong>nn auf<br />

einem viel zu schmalen Steg auf die Tram<br />

mitten im Autolärm zu warten, der von<br />

der Unterseite der Brücke zurückschallt,<br />

und Abgase der Autos einatmen, die sich<br />

unter der Brücke stauen. Fehlender Vorrang<br />

macht die Tram auch auf dem neuen<br />

Abschnitt langsam. Bus und Tram halten<br />

nicht am gleichen Bahnsteig, in jede Richtung<br />

muss man nach dem Aussteigen an<br />

Ampeln warten oder Fahrbahnen ungesichert<br />

überqueren.<br />

<strong>Die</strong> Tram hat es schwer<br />

Auch andernorts hat es die Tram nicht gerade<br />

einfach. In Friedrichshagen streiten<br />

derzeit BVG und Bürgervertretung um<br />

einen Umbau, bei dem die BVG es schwer<br />

hat, die Fahrgastinteressen an einer guten<br />

Haltestelle gegen die Ansprüche der autoorientierten<br />

Politiker durchzusetzen. Es<br />

30 derFahrgast 1/2013<br />

Fotos: Engel (5)


Verkehr & Politik derFahrgast<br />

ist kein Wunder, <strong>da</strong>ss immer wieder <strong>da</strong>s<br />

Gespenst der Streckenstilllegung durch<br />

Köpenick geistert. Sämtliche Linien verkehren<br />

nur im 20-Minuten-Takt, wobei<br />

sich durch Parallelführung von Linien<br />

abschnittsweise ein 10-Minuten-Takt<br />

ergibt.<br />

Bis <strong>jetzt</strong> haben die Stilllegungspläne<br />

noch abgewehrt werden können. Teile<br />

des Straßenbahnnetzes wurden erst im<br />

Herbst 2012 umgebaut, um Niederflurwagen<br />

einsetzen zu können. <strong>Die</strong> Tatra-<br />

Triebwagen aus der DDR-Zeit, die sehr zuverlässig<br />

und noch voll einsatzfähig <strong>sind</strong>,<br />

aber Stufen im Einstieg haben, werden<br />

Schritt für Schritt durch moderne Niederflurfahrzeuge<br />

abgelöst, die zwar weniger<br />

Sitzkomfort bieten, aber barrierefrei erreicht<br />

werden können.<br />

<strong>Die</strong> Tram in und um Köpenick dient<br />

dem lokalen Verkehr und als Zubringer<br />

zur S-Bahn, die mit vielen Stationen an<br />

vier Strecken Anschluss in die Berliner Innenstadt<br />

bietet. Für den Fahrgast heißt<br />

<strong>da</strong>s aber zu oft: Weit laufen oder lange an<br />

Ampeln warten. Mehr Komfort ist andernorts<br />

heute schon Stan<strong>da</strong>rd. Bislang<br />

halten keine Regionalexpresszüge in<br />

Köpenick. Das macht die Wege ins Umland<br />

weit und wenig attraktiv. Für einen<br />

Halt der Expresszüge muss ein neuer<br />

Bahnsteig gebaut werden, der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN arbeitet <strong>da</strong>ran.<br />

Nach Berlin hinein führt nur eine Straßenbahnstrecke<br />

über Karlshorst, die <strong>da</strong>s<br />

Köpenicker Netz mit dem Berliner Stadtnetz<br />

verbindet. Nötig wäre eine zweite<br />

Verbindung von Mahlsdorf nach Hellersdorf,<br />

für die es aber keine konkreten Aussichten<br />

gibt. Eher Realisierungschancen<br />

hat eine Verbindung von der Wissenschaftsstadt<br />

Adlershof zum S-Bahnhof<br />

Schöneweide.<br />

<strong>Die</strong> Uferbahn<br />

<strong>Die</strong> Uferbahn ist etwas Besonderes. Sie<br />

führt vom S-Bahnhof Grünau entlang des<br />

Ufers des Langen Sees nach Alt-Schmöckwitz.<br />

<strong>Die</strong> Uferbahn ging als selbstständige<br />

Straßenbahn im Jahre 1912 in Betrieb. <strong>Die</strong><br />

ersten Fahrzeuge wurden mit Benzol<br />

angetrieben, aber schon wenige Monate<br />

nach der Eröffnung stellte sich heraus,<br />

<strong>da</strong>ss sie den starken Verkehr in die Ausflugsgebiete<br />

nicht bewältigen konnten,<br />

so <strong>da</strong>ss die Strecke doch elektrifiziert werden<br />

musste. Erst Jahre später wurde sie<br />

mit dem Köpenicker Netz verbunden.<br />

Durch hohe Kosten der Sanierung des<br />

verschlissenen Gleiskörpers geriet die<br />

Uferbahn vor wenigen Jahren in Gefahr.<br />

In zahlreichen Aktionen setzten sich<br />

Schmöck witzer Bürger für ihre Bahn ein.<br />

Höhepunkt war eine Menschenkette am<br />

9. April 2011, in der auch der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN präsent und mit dem <strong>da</strong>maligen<br />

Bundesvorsitzenden Karl-Peter<br />

Naumann sowie weiteren Mitstreitern<br />

sehr prominent vertreten war. <strong>Die</strong> Aktionen<br />

hatten Erfolg: <strong>Die</strong> Sanierung ist in<br />

vollem Gange, der erste Abschnitt entlang<br />

des Ufers, der als „schönste Straßenbahn<br />

Berlins“ gilt, ist schon wieder in Betrieb.<br />

Der Ausflug lohnt sich<br />

Wer <strong>da</strong>s Köpenicker Netz kennen lernen<br />

will, fährt am besten vom S-Bahnhof<br />

Mahlsdorf über den Köpenicker Stadtkern<br />

bis nach Alt-Schmöckwitz. Wen es zur<br />

Woltersdorfer oder zur Rüdersdorfer Straßenbahn<br />

zieht, der sollte die Anreise vom<br />

Bahnhof Adlershof über den Stadtkern bis<br />

Friedrichshagen S-Bahn nehmen – wo die<br />

Tram nach Rüdersdorf auf der anderen<br />

Seite der S-Bahn abfährt – oder weiter bis<br />

Rahnsdorf Waldschenke fahren, von wo<br />

die Endstation der Woltersdorfer Straßenbahn<br />

nur einen Kilometer zu Fuß entfernt<br />

ist – mit ein wenig Spürsinn ist es ein angenehmer<br />

Waldspaziergang abseits der<br />

Straße.<br />

1) Neu gebaut: Straßenbahnhaltestelle<br />

unter der S-Bahn in Adlershof<br />

2) Schafft kein Wissen über den Verkehr<br />

von morgen: <strong>Die</strong> Straßenbahn zur<br />

Wissenschaftsstadt, hier an der Endstation<br />

Karl-Ziegler-Straße<br />

3) Bereits saniert: <strong>Die</strong> Uferbahn im<br />

Dezember 2012 am Strandbad<br />

Grünau<br />

derFahrgast 1/2013 31<br />

1<br />

2 3


söp<br />

Neue Fahrgastrechte im Fernbusverkehr<br />

Nach dem Luft-, Eisenbahn- und Schiffsverkehr werden in der EU künftig auch die Passagierrechte für<br />

Fernbusreisende neu geregelt. Am 1. März 2013 tritt die „Verordnung (EU) Nr. 181/2011 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 16. Februar 2011 über die Fahrgastrechte im Kraftomnibusverkehr<br />

und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2006/2004“ in Kraft. Sie soll EU-weit Schutzrechte<br />

für Fernbusreisende gewährleisten.<br />

Liberalisierung des inländischen<br />

Fernbuslinienverkehrs<br />

Hintergrund in Deutschland ist der Wegfall<br />

von teilweise 70 Jahre alten Beschränkungen<br />

im Linienverkehr. So wird zum<br />

1. Januar 2013 insbesondere § 13 PBefG<br />

geändert, nach dem es derzeit grundsätzlich<br />

keinen fahrplanmäßigen Busverkehr<br />

gibt, wenn bereits eine parallele Eisenbahnverbindung<br />

existiert („Verbot der<br />

Doppelbedienung“). <strong>Die</strong>se Schutzklausel<br />

für parallele Fernzugverbindungen entfällt<br />

<strong>da</strong>nn. Fernbuslinien <strong>sind</strong> nun grundsätzlich<br />

genehmigungsfähig und können<br />

der Bahn praktisch auf allen Strecken<br />

Konkurrenz machen. Allerdings dürfen<br />

<strong>Fernbusse</strong> zum Schutz des regionalen<br />

Zug verkehrs nicht auf Strecken unter<br />

50 km Länge und mit weniger als einer<br />

Stunde Reisezeit eingesetzt werden.<br />

Inhalt der Verordnung<br />

<strong>Die</strong> Verordnung gilt nach Art. 2 Abs. 1 „für<br />

Fahrgäste von Linienverkehrsdiensten für<br />

nicht näher bestimmte Gruppen von Fahrgästen,<br />

bei denen der Abfahrts- oder der<br />

Ankunftsort des Fahrgastes im Hoheitsgebiet<br />

eines Mitgliedstaats liegt und bei denen<br />

die planmäßige Wegstrecke 250 km<br />

oder mehr beträgt“. Einige Regelungen<br />

gelten aber auch für Verkehrsdienste mit<br />

einer Wegstrecke unter 250 km.<br />

Rechte auf Langstreckenfahrten<br />

über 250 km<br />

– angemessene Hilfeleistungen bei Annullierungen<br />

oder Verspätungen von<br />

mehr als 90 Minuten bei Fahrten von<br />

mehr als drei Stunden (Bereitstellung<br />

von Imbissen, Mahlzeiten oder Erfrischungen<br />

bzw. Hotelunterbringung für<br />

max. zwei Nächte und max. 80 EUR pro<br />

© Foto: Matthias Wiegner<br />

Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr e.V.<br />

Person), außer bei widrigen Wetterbedingungen<br />

oder schweren Naturkatastrophen<br />

– Fahrpreiserstattung oder Weiterreise<br />

mit geänderter Streckenführung bei<br />

Überbuchung oder Annullierung oder<br />

Verspätung von mehr als 120 Minuten<br />

gegenüber der erwarteten Abfahrtszeit<br />

– zusätzlich Entschädigungsanspruch<br />

i.H.v. 50 % des Fahrpreises, wenn der<br />

Beförderer dem Fahrgast weder die<br />

Weiterreise mit geänderter Streckenführung<br />

noch die Erstattung des Fahrpreises<br />

anbietet<br />

– rasche Information der Fahrgäste über<br />

Verspätungen oder Annullierungen,<br />

spätestens jedoch 30 Minuten nach der<br />

fahrplanmäßigen Abfahrtszeit<br />

– Anspruch auf Entschädigung bei Tod<br />

oder Körperverletzung sowie bei Verlust<br />

oder Beschädigung von Gepäck<br />

infolge eines Unfalls<br />

– Anspruch auf angemessene und verhältnismäßige<br />

Hilfe für unmittelbare<br />

praktische Bedürfnisse der Fahrgäste<br />

nach einem Unfall (z.B. Hotelunterbringung<br />

für max. zwei Nächte und max.<br />

80 EUR pro Person)<br />

– besondere kostenlose Hilfe für behinderte<br />

oder mobilitätseingeschränkte<br />

Menschen an Busbahnhöfen und in den<br />

Fahrzeugen (ggf. kostenlose Beförderung<br />

von Begleitpersonen)<br />

Rechte für alle Verkehrsdienste<br />

– keine Preisdiskriminierung aufgrund<br />

der Staatsangehörigkeit des Fahrgas tes<br />

– Diskriminierungsverbot von behinderten<br />

und mobilitätseingeschränkten<br />

Menschen sowie finanzielle Entschädigung<br />

bei Verlust oder Beschädigung<br />

ihrer Mobilitätshilfen infolge eines<br />

Unfalls<br />

– Vorschriften für Reiseinformationen<br />

aller Fahrgäste vor und während der<br />

Fahrt sowie allgemeine Unterrichtung<br />

über ihre Rechte an den Busbahnhöfen<br />

und über <strong>da</strong>s Internet<br />

– Einrichtung eines Systems zur Bearbeitung<br />

von Fahrgastbeschwerden<br />

Schlichtung<br />

Eine klare Regelung, nach der sich Reisende<br />

nach erfolgloser Beschwerde an eine<br />

Schlichtungsstelle wenden können, sieht<br />

die Verordnung nicht vor. Das noch vom<br />

Bundestag zu beschließende EU-Fahrg-<br />

RKomG regelt dies jedoch in Art. 1, § 8.<br />

Mit der expliziten Klarstellung, <strong>da</strong>ss es<br />

sich hierbei auch um eine verkehrsträgerübergreifende<br />

Schlichtungsstelle handeln<br />

kann, erfolgt indirekt ein Verweis auf die<br />

söp, die seit Ende 2009 verkehrsträgerübergreifend<br />

schlichtet. Dem söp-Trägerverein<br />

gehören aktuell zwei be deutende<br />

Fernbusunternehmen an. Erste Streit fälle<br />

wurden erfolgreich geschlichtet.<br />

Dr. Katja Schmidt<br />

(Volljuristin/Schlichterin)<br />

Schlichtungsstelle für den<br />

öffentlichen Personenverkehr e.V. (söp)<br />

söp Schlichtungsstelle für den<br />

öffentlichen Personenverkehr e.V.<br />

Fasanenstraße 81, 10623 Berlin<br />

Tel.: 030 6449933-0<br />

www.soep-online.de<br />

Weitere Informationen<br />

zu regionalen Schlichtungsstellen<br />

gibt es im Internet unter:<br />

www.vdv.de/b_und_b/schiedstellen.html<br />

32 derFahrgast 1/2013


Fahrgastrechte derFahrgast<br />

Fahrgastrechte<br />

Fahrgäste fragen,<br />

der Fahrgastverband PRO BAHN antwortet<br />

Auf der Seite www.pro-bahn.de/meinung gehen viele Anfragen ein, die von dem Fahrgastverband<br />

PRO BAHN beantwortet werden. Fragen von allgemeinem Interesse drucken wir hier ab.<br />

Kein Handy-Ticket?<br />

Peter L. aus E. schreibt: Für fünf Personen<br />

von München Hbf nach Nürnberg ist die<br />

günstigste Lösung <strong>da</strong>s Bayern-Ticket für<br />

38 EUR. Mit der viel beworbenen Handy-<br />

Ticket-App der DB AG (Werbung: „buchbar<br />

bis kurz vor Abfahrt des Zuges“) soll<br />

ich aber 520 EUR für Hin- u. Rückfahrt am<br />

gleichen Tag bezahlen. Hat <strong>da</strong>s bei der<br />

DB AG Methode?<br />

derFahrgast antwortet: Der Preis von<br />

520 EUR betrifft den Fahrpreis mit dem<br />

ICE, in dem <strong>da</strong>s Bayern-Ticket nicht gültig<br />

ist. Aber tatsächlich wird <strong>da</strong>s Bayern-<br />

Ti cket nicht als Handy-Ticket verkauft.<br />

Der Grund dürfte <strong>da</strong>rin liegen, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s<br />

Bayern-Ticket auf den Namen ausgestellt<br />

wird. Nach dem Kauf aus dem Automaten<br />

ist der Name eines Nutzers einzutragen.<br />

Das ist beim Handy-Ticket technisch nicht<br />

möglich. Es liegt also an den begrenzten<br />

technischen Möglichkeiten, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s<br />

Bayern-Ticket über <strong>da</strong>s Handy nicht zu<br />

erhalten ist.<br />

Leistungskürzung<br />

für Abonnenten<br />

Olaf E. aus H. schreibt: <strong>Die</strong> Bahn erhöht<br />

nicht nur regelmäßig die Preise, nun werden<br />

auch noch weitere Leistungen gestrichen.<br />

War es als Abonnent bis vor wenigen<br />

Jahren noch möglich, samstags und<br />

sonntags die gebuchte Strecke mit bis zu<br />

vier Mitreisenden gratis zu nutzen, wurde<br />

<strong>da</strong>s plötzlich auf Samstage eingeschränkt.<br />

Ab 9. Dezember wurde nun auch noch die<br />

Mitnahmemöglichkeit an Samstagen auf<br />

einen Erwachsenen und bis zu drei eigene<br />

Kinder/Enkelkinder eingeschränkt. Was<br />

soll <strong>da</strong>s?<br />

derFahrgast antwortet: <strong>Die</strong> Einschränkung<br />

der Mitnahmemöglichkeiten bei<br />

Abonnements der DB AG haben wir leider<br />

„findigen“ Leuten zu ver<strong>da</strong>nken, die <strong>da</strong>mit<br />

richtig Geld verdient haben. Insbesondere<br />

zwischen Hamburg und Berlin haben<br />

Inhaber solcher Karten Mitfahrer gegen<br />

Geld am Fahrkartenschalter oder sogar<br />

auf dem Bahnsteig angeworben. <strong>Die</strong>ser<br />

Missbrauch hat sich zu einem „blühenden<br />

Geschäft“ entwickelt, so <strong>da</strong>ss die DB AG<br />

reagieren musste. Der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN ist <strong>da</strong>rüber nicht glücklich.<br />

Alternative Bonus-Leistungen, etwa Mitnahme-Gutscheine,<br />

die <strong>da</strong>s Abonnement<br />

attraktiver machen, aber nicht missbraucht<br />

werden können, <strong>sind</strong> aufwendig<br />

und nicht kurzfristig realisierbar. <strong>Die</strong> Beschränkung<br />

der Mitnahme auf einen Mitfahrer<br />

und die eigenen Kinder ist für viele<br />

Abonnenten immer noch attraktiv, aber<br />

für „Schlepper“ kaum noch interessant.<br />

Keine Fahrgastrechte<br />

Thomas W. aus R. fragt: Mit einem Ticket<br />

für Bahn und Bus mit ausgedrucktem<br />

Fahrplan wollte ich nach Hause fahren.<br />

Der letzte Zug hatte ca. 30 Minuten Verspätung,<br />

so <strong>da</strong>ss ich erst den Bus eine<br />

Stunde später nehmen konnte. <strong>Die</strong> Bahn<br />

meint, ich bekomme keine 25 % erstattet,<br />

weil ich am Zielbahnhof „nur“ 30 Minuten<br />

später ankam. Ist <strong>da</strong>s korrekt?<br />

derFahrgast antwortet: Leider ist die<br />

Antwort der DB AG in Ihrem Fall zutreffend.<br />

Sie erhalten weder eine Entschädigung<br />

noch Ersatz für die Taxikosten, falls<br />

Ihnen der letzte Bus wegfährt.<br />

Fahrgastrechte nach EU-Recht gelten<br />

nur für Eisenbahnen. Für Busse gelten<br />

gesonderte Fahrgastrechte: Nur bei einer<br />

Fahrt von mehr als 250 Kilometern und<br />

zwei Stunden Verspätung gibt es eine Erstattung.<br />

Der Fall, <strong>da</strong>ss ein Anschluss vom<br />

Zug auf den Bus versäumt wurde, ist überhaupt<br />

nicht geregelt.<br />

Auch die in diesem Fall gültige Mobilitätsgarantie<br />

für Nordrhein-Westfalen<br />

greift nicht, <strong>da</strong> nach dieser Garantie nur<br />

die pünktliche Abfahrt der Verkehrsmittel<br />

garantiert wird, aber keine Ersatzleistung<br />

für den Fall zugesagt wird, <strong>da</strong>ss die Verspätung<br />

unterwegs auftritt.<br />

Günstiger ist die Mobilitätsgarantie im<br />

Rhein-Main-Verkehrsverbund für Inhaber<br />

von Jahreskarten. <strong>Die</strong>se erhalten zwar<br />

keine Erstattung wegen Verspätung, aber<br />

Ersatz für Taxikosten, wenn der letzte Bus<br />

nicht erreicht wird. Allerdings: Wenn<br />

„Personen im Gleis“ oder ein „Notarzteinsatz<br />

am Gleis“ den Zug aufgehalten hat,<br />

schauen die treuesten Fahrgäste auch an<br />

Rhein und Main in die Röhre.<br />

<strong>Die</strong> Fahrgastrechte <strong>sind</strong> also noch nicht<br />

auf einem Stand, bei dem man sich <strong>da</strong>rauf<br />

verlassen kann, <strong>da</strong>ss man mit dem gekauften<br />

Ticket sein Ziel auch erreicht.<br />

Entschädigung eingespart?<br />

Ulrike R. aus N. schreibt: Ich habe den<br />

Eindruck, <strong>da</strong>ss die DB AG bei bereits bestehenden<br />

Verspätungen diese bewusst<br />

gerade unter 60 Minuten hält.<br />

Der aus Oldenburg kommende IC hatte<br />

bei meiner Abfahrt in N. bereits 60 Minuten<br />

Verspätung. In Hannover fiel der lange<br />

Halt weg, aber <strong>da</strong>nn bummelte der Zug<br />

erneut so, <strong>da</strong>ss wir in Leipzig genau 54 Minuten<br />

zu spät ankamen. Darauf gibt es<br />

natürlich nichts, aber eine Stunde Zeit hat<br />

man doch verloren. Handelt es sich um<br />

einen Einzelfall oder um einen Missstand?<br />

derFahrgast antwortet: Verspätungen<br />

von 54 Minuten <strong>sind</strong> kein Einzelfall, aber<br />

es gibt auch kein System <strong>da</strong>hinter. Das<br />

erneute „Bummeln“ Ihres Zuges erklärt<br />

sich <strong>da</strong>raus, <strong>da</strong>ss der IC ab Hannover mit<br />

40 Minuten Verspätung fuhr und <strong>da</strong>nn<br />

auf vorausfahrende langsamere Nahverkehrs-<br />

und Güterzüge „aufgelaufen“ ist,<br />

die nicht überholt werden konnten. Zwischen<br />

Magdeburg und Leipzig können erfahrungsgemäß<br />

wieder einige Minuten<br />

aufgeholt werden. Wäre die Verspätung<br />

bei genau 60 Minuten geblieben, <strong>da</strong>nn<br />

wäre der nächste Zug im Takt fünf Minuten<br />

zu spät gewesen. Aus diesem Zug hätten<br />

<strong>da</strong>nn die Reisenden den knappen<br />

Anschluss nach Chemnitz verpasst. Es liegt<br />

also im Interesse aller Reisenden, Verspätungen<br />

wo weit wie technisch möglich<br />

aufzuholen.<br />

derFahrgast 1/2013 33<br />

Foto: fotolia


Foto: © Bahnhofsmission – „Kids on Tour“<br />

derFahrgast<br />

Pendelnde Kinder<br />

“Kids on Tour“ – erfolgreiche Kooperation der<br />

Bahnhofsmissionen mit der Deutschen Bahn AG<br />

erlin, Berlin, wir fahren nach Ber­<br />

„Blin“ heißt es seit Juni vergangenen<br />

Jahres auch für allein reisende Kinder,<br />

die ab München mit „Kids on Tour“ unterwegs<br />

<strong>sind</strong>. Mit diesem Angebot ermöglichen<br />

die Bahnhofsmissionen und die<br />

Deutsche Bahn AG Kindern im Alter von<br />

sechs bis einschließlich 14 Jahren, ihre<br />

Mutter, ihren Vater, Verwandte oder<br />

Freunde, die weiter weg wohnen, regelmäßig<br />

zu besuchen. In festgelegten<br />

Zügen werden immer freitags und sonntags<br />

Plätze für allein reisende Kinder angeboten<br />

– Betreuung durch geschulte<br />

Begleiter inklusive.<br />

Gesellschaftliche Entwicklung<br />

Denn immer mehr Kinder pendeln am<br />

Wochenende zwischen mehreren Wohnorten.<br />

Sei es, <strong>da</strong>ss die Eltern beruflich bedingt<br />

an verschiedenen Orten leben, die<br />

Eltern sich getrennt haben oder die Großeltern<br />

regelmäßig besucht werden. Als<br />

In Begleitung: Pendelnde Kinder<br />

Thema Fahrgast<br />

derFahrgast-Leser Horst W. aus Leipzig fragte die Re<strong>da</strong>ktion,<br />

was sich hinter der „Kids on Tour“-Einblendung an den<br />

Reservierungsanzeigen im ICE verbirgt. Wir erkun dig ten uns<br />

und erhielten Antwort von der Bahn hofs mission München.<br />

Reaktion auf diese gesellschaftliche Entwicklung<br />

wurde <strong>da</strong>s Projekt im Jahr 2003<br />

ins Leben gerufen. Im Jahr 2012 (Stand<br />

30. November 2012) gab es knapp 7.900<br />

Buchungen. Seit Bestehen von „Kids on<br />

Tour“ haben über 43.500 Kinder <strong>da</strong>s Angebot<br />

genutzt.<br />

<strong>Die</strong> Kinder werden von den Eltern,<br />

Bekannten oder Großeltern in die Bahnhofsmission<br />

gebracht. Dort werden sie<br />

von Mitarbeitern der Bahnhofsmission in<br />

Empfang genommen. <strong>Die</strong>se überprüfen<br />

die Reiseunterlagen und bringen die Kinder<br />

<strong>da</strong>nn zum Zug. Pä<strong>da</strong>gogisch geschulte<br />

Betreuerinnen und Betreuer der Bahnhofsmission<br />

begleiten die Kinder vom Abfahrts­<br />

bis zum Ankunftsbahnhof ihrer<br />

Reise im Zug. Sie <strong>sind</strong> für bis zu fünf Kinder<br />

verantwortlich. Kommen weitere Kinder<br />

hinzu, wird ein zweiter Begleiter eingesetzt.<br />

Pro Fahrt können maximal zehn Kinder<br />

betreut werden. Für eine abwechslungsreiche<br />

und kurzweilige Fahrt sorgen<br />

ein großer Spielekoffer, Bücher und Malstifte.<br />

Am Zielort steht wieder ein Mitarbeiter<br />

der Bahnhofsmission bereit, um<br />

die Kinder am Zug abzuholen und diese<br />

<strong>da</strong>nn in den Räumen der Bahnhofsmission<br />

an die Abholer zu übergeben.<br />

<strong>Die</strong> Kinder fahren mit ihren Betreuerinnen<br />

und Betreuern in für sie reservierten<br />

Abteilen oder – in den neueren ICE­Baureihen<br />

– an den Tisch­Plätzen im Großraumwaggon.<br />

<strong>Die</strong> Betreuung durch „Kids<br />

on Tour“ kostet zusätzlich zur Kinderfahrkarte<br />

30 EUR pro Strecke. Zu buchen ist<br />

<strong>da</strong>s Angebot unter der Servicenummer<br />

der Deutschen Bahn AG bis spätestens<br />

sieben Werktage vor Reiseantritt.<br />

„Kids on Tour“-Liniennetz<br />

Steigende Nachfrage<br />

<strong>Die</strong> Verbindung München – Berlin ist die<br />

neunte Städteverbindung, die im Rahmen<br />

des Projektes „Kids on Tour“ in Betrieb genommen<br />

wurde. Auf folgenden Strecken<br />

können Kinder unter der Obhut von geschulten<br />

ehrenamtlichen Betreuerinnen<br />

und Betreuern der Bahnhofsmission verreisen:<br />

• Hamburg – Stuttgart<br />

• Hamburg – Berlin<br />

• Köln – Stuttgart<br />

• Köln – Hamburg<br />

• Frankfurt (Main) – Basel<br />

• Frankfurt (Main) – Leipzig<br />

• Frankfurt (Main) – Berlin<br />

• Düsseldorf – Berlin<br />

• München – Berlin<br />

An Zwischenhalten ist überall dort ein Ein­<br />

oder Ausstieg möglich, wo sich eine Bahnhofsmission<br />

befindet.<br />

Aufgrund der steigenden Nachfrage ist es geplant, <strong>da</strong>s Serviceangebot auch in Zukunft auszudehnen<br />

und weitere Streckenverbindungen innerhalb Deutschlands anzubieten. Für <strong>da</strong>s An-<br />

gebot „Kids on Tour“ suchen die Bahnhofsmissionen auch immer wieder ehrenamtliche Betreuerinnen<br />

und Betreuer. Nähere Informationen zu den Bahnhofsmissionen in Ihrer Nähe gibt es<br />

unter www.bahnhofsmission.de. Weitere Informationen zu „Kids on Tour“ <strong>sind</strong> im Internet unter<br />

www.bahn.de/familien-kinder zusammengestellt.<br />

34 derFahrgast 1/2013<br />

Grafik: © Bahnhofsmission – „Kids on Tour“; Foto: © Matthias Oomen


Fahrgastverband PRO BAHN intern derFahrgast<br />

AG Tarife des Fahrgastverbandes PRO BAHN<br />

Ein Kind ist ein Kind oder<br />

Willkommen im Tarifdschungel Deutschland!<br />

Es ist zu einer guten Tradition geworden,<br />

<strong>da</strong>ss sich bei den PRO<br />

BAHN­Bundesverbandstagen und den<br />

Bundesausschuss­Sitzungen nicht nur<br />

mit verbandsinternen Fragen beschäftigt<br />

wird, sondern <strong>da</strong>ss auch Arbeitsgruppen<br />

zu verschiedenen Themen tagen. Oft<br />

wird <strong>da</strong>nn auch ein Positionspapier erarbeitet,<br />

<strong>da</strong>s intern weitergegeben oder<br />

nach außen publiziert wird durch Pres ­<br />

semit teilungen oder Flugblätter. <strong>Die</strong>se<br />

Papiere findet man auf der Webseite<br />

www.pro­bahn.de unter „Positionen“.<br />

Auch dienen die Gesprächsergebnisse als<br />

Unterlage für Kontakte mit Medien, Politik,<br />

Landesverkehrsgesellschaften, Verkehrsunternehmen<br />

und den von uns<br />

vertretenen Benutzern öffent licher Verkehrsmittel.<br />

Viel Interesse fanden hierbei die Arbeitsgruppen<br />

zu tariflichen Fragen. Aus<br />

dem Kreis der Mitglieder entstand der<br />

Wunsch, nicht nur bei den Bundestreffen<br />

zu einem speziellen Thema zu diskutieren,<br />

<strong>da</strong>s <strong>da</strong>nach durch ein Papier abgeschlossen<br />

wird, sondern regelmäßig zusammenzukommen.<br />

Im Anschluss an den Bundesverbandstag<br />

in Freising vor zwei Jahren bildete<br />

sich <strong>da</strong>her eine Gruppe von Mitgliedern,<br />

die sich regelmäßig zu Tarifthemen trifft.<br />

<strong>Die</strong> AG Tarife tagt etwa alle zwei bis<br />

drei Monate an wechselnden Orten<br />

unter der Leitung unseres Ehrenvorsitzenden<br />

Karl­Peter Naumann und des<br />

Bremer Landesvorsitzenden Prof. Dr.<br />

Jürgen Klimpel. <strong>Die</strong> Terminkoordination<br />

hat der stell ver tretende Hamburger Regionalverbandsvorsitzende<br />

Hans­Uwe<br />

Kolle übernommen, unter dessen E­Mail­<br />

Adresse Kolle@Pro­Bahn­SH.de auch<br />

die nächsten Termine abgefragt werden<br />

können.<br />

Probleme im Nah- und Regionalverkehr<br />

Während man im Fernverkehr noch auf<br />

mehr oder weniger einheitliche Tarifstrukturen<br />

trifft, ist der Nah­ und Regionalbereich<br />

lange nicht so übersichtlich.<br />

Dreht man die von der DB AG herausgegebene<br />

Fernverkehrskarte (ehemals Anlage<br />

zum Kursbuch) einmal um, so zeigt sich<br />

Deutschland als Flickenteppich von Tarifgebieten.<br />

Es gibt eine Unzahl unterschiedlich<br />

großer Verkehrsverbünde, z.B. solche,<br />

die sich über ganze Bundesländer erstre­<br />

cken, aber auch kleine, die nur einzelne<br />

Kreise betreffen. Es gibt auch noch große<br />

Gebiete, die in keinem Verkehrsverbund<br />

liegen, die aber zumindest teilweise Übergangstarife<br />

zu angrenzenden Verbünden<br />

haben.<br />

Während man sich in der Regel in seinem<br />

örtlichen Tarifgebiet einigermaßen<br />

auskennt, muss man ein neues Fahrgast­<br />

Abitur ablegen, wenn man sich in fremden<br />

Orten öffentlich fortbewegen will.<br />

Glücklich ist, wer sich nicht mit fremden<br />

Tarifen beschäftigen muss, weil er <strong>da</strong>nk<br />

Bahncard eine City­Anschlussfahrt bekommt,<br />

mit der er zu seinem Ziel innerhalb<br />

einer fremden Großstadt weiterfahren<br />

kann. Wenn nun auch noch die<br />

veröffentlichten Gebiete für die Freifahrt<br />

mit der örtlichen Realität übereinstimmen,<br />

<strong>da</strong>nn ist man fein raus.<br />

Länder-Tickets & Co. hilfreich<br />

Länder­, Quer­durchs­Land­ und Schönes­<br />

Wochenende­Tickets <strong>sind</strong> auch hilfreich,<br />

vorausgesetzt, die befahrenen Verkehrsverbünde<br />

erkennen diese an. Welcher<br />

Fahrschein wo gilt, ist in der Regel nach<br />

langem Suchen auf den Internetseiten<br />

der DB AG zu finden. Aber selbst diese<br />

An gaben <strong>sind</strong> mit Vorsicht zu genießen: So<br />

wird z.B. nichts <strong>da</strong>rüber gesagt, <strong>da</strong>ss die<br />

Hamburger Schnellbusse nur mit 1. Klasse­<br />

Fahrausweisen benutzt werden dürfen.<br />

Ein Nachlösen eines 1. Klasse­Zuschlags ist<br />

jedoch jederzeit möglich – man muss es nur<br />

wissen. Denn veröffentlicht ist diese Regelung<br />

im Tarifheft des Hamburger Verkehrsverbunds.<br />

Aber wer hat dies schon zur<br />

Vorbereitung seines Hamburg­Besuchs<br />

ge nauestens studiert? In Berlin gilt die<br />

Be nutzungsmöglichkeit von Nicht­DB­<br />

Verkehrsmitteln nur innerhalb des S­Bahn­<br />

Rings, in Schwerin überhaupt nicht.<br />

In einer fremden Stadt angekommen,<br />

versucht der gutwillige ehrliche Fahrgast<br />

sich nicht dem Ver<strong>da</strong>cht auszusetzen, als<br />

Fahrgeldhinterzieher unterwegs zu sein.<br />

Doch wo bekommt er die für ihn richtige<br />

Fahrkarte? Am Schalter, am Fahrkartenautomaten,<br />

beim Personal im Fahrzeug oder<br />

doch nur im Vorverkauf am Kiosk oder gar<br />

elektronisch? <strong>Und</strong> welche Fahrkarte ist die<br />

günstigste? Der Kurzstreckenfahrausweis,<br />

die Mittelstrecke oder die Langstrecke? Ist<br />

die Rückfahrt auf der selben Karte möglich<br />

oder gibt es eine Tages­, 24­Stunden­ oder<br />

Streifenkarte? Was ist der Unterschied<br />

zwischen Tageskarte mini, Tageskarte<br />

maxi, Gruppen­, Fami lien­ und Partnerkarte?<br />

<strong>Die</strong> Fahrradmitnahme ist ebenso<br />

uneinheitlich geregelt wie die Mitnahme<br />

von Sachen, wenn man denn weiß, was<br />

<strong>da</strong>runter zu verstehen ist. Hierfür berechnet<br />

Wismar nämlich 1 EUR, lässt aber den<br />

Fahrgast im Unklaren, was gemeint ist.<br />

Das jeweilige örtliche Tarifbuch ist oft<br />

eines mit sieben Siegeln und noch mehr<br />

Ausnahmen. Will man sicher sein, hilft in<br />

der Regel nur die beherzte Befragung<br />

eines „Rotkäppchens“, wenn man <strong>da</strong>s<br />

Glück hat und eines findet.<br />

Viel zur Vereinfachung würde schon<br />

beitragen, wenn zumindest die Bezeichnungen<br />

einheitlich wären. Selbst eigentlich<br />

banale Begriffe wie der eines Kindes<br />

<strong>sind</strong> nicht bundeseinheitlich geregelt. Mal<br />

ist die Untergrenze vier, mal sechs, mal<br />

sieben Jahre. <strong>Die</strong> Obergrenze liegt bei<br />

zwölf, vierzehn oder fünfzehn (vollendeten?)<br />

Lebensjahren.<br />

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

kann lediglich Empfehlungen geben,<br />

die aber nur selten befolgt werden.<br />

<strong>Die</strong> AG Tarife hat es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, sich für eine Vereinheitlichung<br />

einzusetzen. Eigentlich wäre dies die Aufgabe<br />

einer staatlichen Stelle, aber diese ist<br />

bisher nicht ernannt worden.<br />

Auch Fragen des Vetriebs werden erörtert:<br />

Bleibt der öffentliche Verkehr auch<br />

zukünftig ein offenes System oder wird er<br />

für alle ohne Kundenkarte(n) geschlossen?<br />

Soll im Fernverkehr eine Reservierungspflicht<br />

eingeführt werden? <strong>Die</strong>se und viele<br />

andere Themen behandelt die AG Tarife<br />

des Fahrgastverbandes PRO BAHN.<br />

Hans-Uwe Kolle, Jürgen Klimpel,<br />

Karl-Peter Naumann<br />

derFahrgast 1/2013 35


derFahrgast-Partnerschaft<br />

Der Nahverkehr.info Mobi-Tipp<br />

Reiselust? <strong>Die</strong>se Kolumne bietet Ihnen Hinweise und Ideen für Ihre<br />

Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />

Heute möchten wir Ihnen ein weiteres Ausflugsangebot, welches einer unserer<br />

Regionalverbände für Mitglieder und Personen, die es noch wer den können,<br />

anbietet, sowie ein Unternehmen, <strong>da</strong>s Mitgliedern Rabatte einräumt, vorstellen.<br />

Regionalverband Braunschweig-Hildesheim:<br />

Ausflugsfahrten ohne Fahrplansorgen<br />

Der RV Braunschweig-Hildesheim bietet mehrmals jährlich Tagesfahrten zu interessanten<br />

Zielen der weiteren Umgebung an. Wir <strong>sind</strong> meist unterwegs mit Regelzügen,<br />

auf unseren Adventsfahrten chartern wir aber auch gerne Sonderzüge.<br />

Immer ist unsere erfahrene PRO BAHN-Reiseleitung <strong>da</strong>bei, die sich um alle Fragen<br />

beim Reisen kümmert. Unsere letzten Ziele lauteten z.B. Harzrundfahrt mit Dampf,<br />

Sächsische Schweiz, Wörlitz, Görlitz, Schiffsfahrt auf der Weser und Enschede<br />

(Niederlande). <strong>Die</strong> Termine erhalten PRO BAHN-Mitglieder automatisch mit den<br />

regelmäßigen Rundschreiben, veröffentlicht werden sie etwa sechs Wochen vor<br />

der Fahrt auf www.pro-bahn.de/braunschweig-hildesheim unter „Termine“. Auf<br />

der Homepage finden Sie auch Berichte über die letzten Fahrten. Übrigens: PRO<br />

BAHN-Mitglieder erhalten immer eine Ermäßigung von mindestens 5 EUR!<br />

Der nächste Termin ist am 23. Februar 2013, die Fahrt führt durch den Harz.<br />

Reise-Service-Reiner, Bahntouristik-Gruppenreisen<br />

Das Reiseangebot des Teams um Thomas Denkel besteht im Wesentlichen aus<br />

Gruppenreisen mit der Bahn innerhalb Deutschlands sowie ins benachbarte Ausland.<br />

Sie finden <strong>da</strong>rin Altbewährtes wie z.B. den Klassiker Glacier- und Bernina-Express<br />

oder die beliebte Tour zur Insel Rügen. Jährlich werden aber auch<br />

neue Touren für Sie zusammengestellt, um weitere Möglichkeiten aufzuzeigen,<br />

unser wunderschönes Land sowie unsere Nachbarländer zu „erfahren“ und zu<br />

ent decken. <strong>Die</strong> An- und Abreise zu den Reisezielen erfolgt komfortabel, schnell<br />

und sicher mit der Bahn. Ausflüge und Rundfahrten finden ebenfalls per Bahn<br />

oder – wo sinnvoll bzw. notwendig – mit vor Ort angemieteten Bussen statt.<br />

Ein erfahrener Reiseleiter steht Ihnen während der gesamten Reise mit Rat und<br />

Tat als Ansprechpartner zur Verfügung und macht über <strong>da</strong>s reguläre Programm<br />

hi naus Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen. Im Rahmen offizieller Führungen<br />

werden Sie zusätzlich von qualifizierten, örtlichen Gästeführern betreut,<br />

die Ihnen auf unterhaltsame Art ihre Heimat erklären. Wichtig ist auch die Auswahl<br />

des Hotels, es wird großer Wert auf eine zentrale Lage und mindestens<br />

3*-Komfort in zeitgemäßem, angenehmem Ambiente gelegt. <strong>Die</strong> Ziele und Termine<br />

finden Sie im Internet auf www.reise-service-reiner.de. Dort haben Sie<br />

auch die Möglichkeit, online zu buchen. Vorteil für PRO BAHN-Mitglieder: Sie<br />

und Ihre Mitreisenden erhalten 5 % Rabatt auf den Grundpreis im DZ oder EZ der<br />

jeweiligen Reise.<br />

Jörg Bruchertseifer<br />

E-Mail-Kontakt: mobi-tipp@der-fahrgast.de<br />

Fahrgastverband PRO BAHN intern<br />

Bundesverkehrswegeplan<br />

für Bayern<br />

n Zur Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans<br />

(BVWP) hat der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN Vorschläge und Kommentare<br />

an Verkehrsminister Martin Zeil<br />

geschickt. „Wir würden uns freuen, wenn<br />

die Anmeldungen zum BVWP den immer<br />

wieder verkündeten Willen für einen verstärkten<br />

Ausbau der Schiene widerspiegeln<br />

würden“, so der Vorsitzende von PRO BAHN<br />

Bayern, Matthias Wiegner. Konkret fordert<br />

der Fahrgastverband eine groß angelegte<br />

Initiative zur Elektrifizierung des bayerischen<br />

Schienennetzes. Das Ziel, Ressourcen<br />

zu sparen und dem Klimawandel entgegenzuwirken,<br />

könne so auf wirksame Weise unterstützt<br />

werden. Zudem fordert PRO BAHN<br />

Bayern die Umsetzung zahlreicher, schnell<br />

zu realisierender Maßnahmen, die eine hohe<br />

Pünktlichkeit und die Sicherstellung von<br />

Umsteigeverbindungen garantieren können.<br />

„Vor allem denken wir hier an zweigleisige<br />

Abschnitte und wieder mehr Bahnhöfe,<br />

an denen sich Züge auf eingleisigen<br />

Strecken begegnen können“, so Wiegner.<br />

Fahrgastbeirat ehrt<br />

Busfahrer<br />

n Der Fahrgastbeirat Schleswig-Holstein,<br />

in dem der Fahrgastverband PRO BAHN<br />

vertreten ist, verleiht seinen diesjährigen<br />

ÖPNV-Preis an die KViP-Busfahrer Thomas<br />

Gundlach und Hartmut Rathke sowie die<br />

Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg<br />

(KViP) für ihr Engagement zur schnellen Bereitstellung<br />

eines Busnotverkehrs. „Um die<br />

in Elmshorn und Pinneberg gestrandeten<br />

Fahrgäste möglichst schnell noch zu ihrem<br />

Fahrtziel zu bringen, haben beide Busfahrer<br />

mit Unterstützung der Betriebsleitzentrale<br />

der KViP <strong>da</strong>s gemacht, was in diesem Falle<br />

einfach naheliegend gewesen ist: Sie haben<br />

ihren regulären Busfahrten eine Tour nach<br />

Pinneberg und Elmshorn angehängt, sich<br />

auf diese Art und Weise zu später Stunde<br />

vorbildlich um die Fahrgäste gekümmert<br />

und sie zeitnah nach Hause gebracht“, so<br />

Stefan Barkleit, Vorsitzender des Fahrgastbeirates<br />

Schleswig-Holstein. „So viel Engagement<br />

für die Fahrgäste, wenn es bei der<br />

Bahn einmal nicht rund läuft, wünschen wir<br />

uns öfter“. Beide Busfahrer hatten während<br />

einer außerplanmäßigen Sperrung der<br />

Bahnstrecke zwischen Elmshorn und Pinneberg<br />

an einem Novemberabend des vergangenen<br />

Jahres aus eigener Initiative heraus<br />

mit Unterstützung der Betriebsleitzentrale<br />

der KViP einen Busnotverkehr organisiert.<br />

36 derFahrgast 1/2013


Fahrgastverband PRO BAHN intern derFahrgast<br />

Aktion zum „Bahnhof des<br />

Jahres“<br />

n Der Fahrgastverband PRO BAHN hat<br />

Ende Januar eine Publikumsaktion zum<br />

„Bahnhof des Jahres 2013“ gestartet. Der<br />

Regionalvorsitzende Gerd Aschoff (Südniedersachsen)<br />

fordert die Bevölkerung<br />

und die am Bahnverkehr interessierten Institutionen<br />

in Politik und Wirtschaft auf,<br />

für Göttingen zu stimmen. Der hie sige<br />

Bahnhof habe nach vielen Verbesserungen<br />

im Gebäude selbst und im Umfeld<br />

„einen hervorragenden Stan<strong>da</strong>rd erreicht,<br />

für den uns andere zu Recht<br />

beneiden.“<br />

Nach der energetischen Sanierung des<br />

Gebäudes sowie dem Einbau von Aufzügen<br />

und neuen Wartebereichen an den<br />

ICE-Bahnsteigen hebt der Fahrgastverband<br />

die 1.600 neuen Fahrradständer auf<br />

dem Bahnhofsvorplatz hervor. <strong>Die</strong> Stadt<br />

sorge zusammen mit dem Land Niedersachsen<br />

mittels neuer Abstellanlagen für<br />

deutlich mehr Sicherheit, die vor allem für<br />

die Fußgänger von großer Bedeutung sei.<br />

Zweifelhafte<br />

Informationspolitik<br />

des KVV<br />

n Anlässlich der zum Sonntag, den 9. Dezember<br />

2012 in Kraft getretenen Preiserhöhung<br />

hat der Fahrgastverband PRO<br />

BAHN <strong>da</strong>rauf hingewiesen, <strong>da</strong>ss die Preiserhöhung<br />

deutlich höher ausfällt als der<br />

Betrag von 4,2 Prozent, den der Karlsruher<br />

Verkehrsverbund (KVV) in seinen Veröffentlichungen<br />

als durchschnittliche Preiserhöhung<br />

nennt. Von den 21 Einzelpreisen,<br />

die der KVV in seiner Pressemitteilung<br />

zur Fahrpreisanpassung anführt, werden<br />

lediglich drei um einen Prozentsatz erhöht,<br />

der geringfügig unter dem angegebenen<br />

angeblichen Durchschnittssatz<br />

liegt. Alle anderen 18 Einzeltarife werden<br />

um einen zum Teil deutlich höheren und<br />

durchaus auch zweistelligen Prozentsatz<br />

erhöht. Ähnliche Preiserhöhungen <strong>sind</strong><br />

bei dort nicht genannten Einzeltarifen zu<br />

beobachten. Dabei <strong>sind</strong> versteckte Preiserhöhungen<br />

nicht berücksichtigt, die sich<br />

aus einer Verschlechterung der Nutzungsbedingungen<br />

einzelner Tarife ergeben.<br />

So dürfte die Verteuerung für die beliebten<br />

24-Stunden-Karten angesichts der Verkürzung<br />

der Nutzungs<strong>da</strong>uer mit rund<br />

40 Prozent zu bemessen sein. Auch die ge-<br />

Steht der „Bahnhof des Jahres 2013“ bald in der Fahrradhochburg Göttingen?<br />

PRO BAHN äußerte die Erwartung, <strong>da</strong>ss im<br />

Mai des laufenden Jahres nun noch die<br />

elektronischen Anzeigen auf dem Busbahnhof<br />

(ZOB) erneuert werden.<br />

Jährlich ermittelt die „Allianz pro<br />

Schiene“ in Berlin Deutschlands „Bahnhof<br />

des Jahres“. Je mehr Einsendungen für<br />

Versteckte Preiserhöhungen rings um die Pyramide: Der Fahrgastverband PRO BAHN empfiehlt<br />

den Kauf einer Bahncard zur Abschwächung der Preiserhöhungen.<br />

genüber den Vorjahren verkürzte Aufbrauchfrist<br />

für vor dem 9. Dezember 2012<br />

gekaufte Fahrkarten ist angesichts der<br />

Höhe der Preiserhöhung nicht begreiflich.<br />

Für den Fahrgastverband ist es nicht<br />

nachvollziehbar, wenn der KVV die Berechnung<br />

der durchschnittlichen Preiserhöhung<br />

von angeblich „nur“ 4,2 Prozent<br />

<strong>da</strong>mit begründet, <strong>da</strong>ss die nachfrage-<br />

den Bahnhof Göttingen eintreffen, desto<br />

größer ist die Chance, <strong>da</strong>ss der Bahnhof<br />

in die Schlussphase kommt, in der eine<br />

Fachjury die Bahnhöfe überprüft und bewertet.<br />

stärksten Fahrkarten unter dem Durchschnitt<br />

angepasst worden seien.<br />

Der Fahrgastverband PRO BAHN empfiehlt<br />

den Kunden des KVV zur Abschwächung<br />

der Preiserhöhung den Kauf einer<br />

Bahncard. <strong>Die</strong> Ermäßigung auf Einzelfahrkarten<br />

durch die Bahncard gilt im gesamten<br />

Tarifgebiet des KVV und beträgt 20 bis<br />

25 Prozent.<br />

derFahrgast 1/2013 37<br />

Fotos: © Matthias Oomen (2)


derFahrgast<br />

Der PRO BAHN-Bundesvorstand informiert:<br />

Mitgliederservice<br />

Der Bundesvorstand des Fahrgastverbandes PRO BAHN<br />

möchte die interne Kommunikation und den Erfahrungsaustausch<br />

im Verband verbessern. Dazu veröffentlichen<br />

wir hier unsere Informationsquellen im Internet.<br />

u Wo und wie meldet man sich zu Mailinglisten und Newslettern des<br />

Fahrgastverbandes PRO BAHN an?<br />

www.pro-bahn.de/members/ (nur für Mitglieder)<br />

u Wo findet man wichtige Adressen des Fahrgastverbandes PRO BAHN?<br />

www.pro-bahn.de/adressen<br />

Neben Briefpost-, E-Mail-Adressen und Telefonnummern findet man<br />

hier Links zu Webseiten von PRO BAHN-Untergliederungen.<br />

u Wo wird man immer auf wichtige aktuelle Themen hingewiesen?<br />

www.pro-bahn.de/aktuell/<br />

Aktuelle Seiten von Landes- und Regionalverbänden findet man über <strong>da</strong>s<br />

Menü auf der linken Seite oder auf den eigenen Seiten der Untergliederungen,<br />

die man über die oben genannte Adressseite findet.<br />

u Wo findet man Positionen des Fahrgastverbandes PRO BAHN?<br />

www.pro-bahn.de/disk/ (in Auswahl)<br />

Im links stehenden Menü <strong>sind</strong> die Positionen in folgende Unterpunkte aufgeteilt:<br />

Bahnpolitik, Angebot/Tarife, Fahrgastrechte und Verschiedenes.<br />

u Wo findet man Pressemitteilungen des Fahrgastverbandes PRO BAHN?<br />

www.pro-bahn.de/presse<br />

Im Menü links chronologisch unterteilt. Weitere Pressemitteilungen gibt<br />

es auf Webseiten der Untergliederungen, die über die Adressseite<br />

erreichbar <strong>sind</strong>.<br />

u Wo findet man Verweise auf Fakten und Hintergründe zum<br />

öffentlichen Verkehr?<br />

www.pro-bahn.de/links<br />

Auf der linken Seite im Menü ist <strong>da</strong>s Thema in einige Unterpunkte<br />

unterteilt.<br />

u Sie haben eine Beschwerde, Anregung oder sonstigen Kummer<br />

zum öffentlichen Verkehr?<br />

www.pro-bahn.de/meinung<br />

u Sie möchten gerne Mitglied im Fahrgastverband PRO BAHN werden?<br />

Schauen Sie auf die Seite www.pro-bahn.de/beitritt/<br />

Das gilt auch, wenn zunächst nur weitere Informationen angefordert<br />

werden sollen.<br />

<strong>Die</strong>se Liste konzentriert sich auf Online­Informationen und lässt Printmedien<br />

wie derFahrgast und zahlreiche regionale Zeitschriften der Untergliederungen,<br />

die zum Teil auch online verfügbar <strong>sind</strong>, außen vor. Mit den genannten<br />

Links sollte es aber einfach sein, diese und andere Themen im Internet zu<br />

finden.<br />

Für weitergehende Fragen, Ergänzungen und Wünsche wenden Sie sich<br />

bitte per E­Mail an: mitgliederservice@pro-bahn.de (für Mitglieder) oder<br />

an die unter www.pro-bahn.de/mail.htm genannten Adressen.<br />

(jb/el)<br />

Fahrgastverband PRO BAHN intern<br />

PRO Bahn kritisiert Landrat<br />

n Der Fahrgastverband PRO BAHN Starkenburg<br />

kritisiert die Vorstellungen von Landrat<br />

Matthias Wilkes zur Entwicklung des<br />

Schienennetzes in Südhessen. Landrat Wilkes<br />

ist der Auffassung, <strong>da</strong>ss statt einer Neubaustrecke<br />

für den Reisezugverkehr von<br />

Frankfurt nach Mannheim der Neubau einer<br />

Güterverkehrsstrecke genüge.<br />

Nach Auffassung von PRO BAHN benötigt<br />

die regionale Wirtschaft ihren Schienenanschluss<br />

über <strong>da</strong>s vorhandene Netz<br />

und den Mannheimer Rangierbahnhof sowie<br />

an die Häfen in Mannheim, Mainz und<br />

Frankfurt. <strong>Die</strong> vom Landrat geforderte,<br />

möglichst siedlungsferne Entlastungsstrecke<br />

erscheint dem Fahrgastverband <strong>da</strong>her<br />

wenig zweckmäßig.<br />

Unterwegshalte<br />

nicht abhängen<br />

n Als Fehler bezeichnet der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN Hessen, <strong>da</strong>ss die Regional-<br />

Express-Züge der Hessischen Landesbahn<br />

(HLB) voraussichtlich ab Ende 2013 nicht<br />

mehr zwischen Gießen und Marburg halten<br />

sollen, ohne <strong>da</strong>ss hierfür Ersatzlösungen<br />

angeboten werden. Zwar müsse es Ziel sein,<br />

Oberzentren wie Gießen und Marburg mit<br />

schnellen Zugverbindungen an Metropolen<br />

wie <strong>da</strong>s Rhein-Main-Gebiet anzubinden, jedoch<br />

dürfe dies nicht ohne Ersatzlösungen<br />

für die Unterwegshalte geschehen. Der<br />

Landesausschuss von PRO BAHN Hessen hat<br />

zu diesem Thema am 7. November 2012 ein<br />

10-Punkte-Papier beschlossen, so der Landesvorsitzende<br />

Thomas Kraft.<br />

Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert,<br />

ersatzweise Regionalbahn-Verbindungen<br />

für die bei den Regional-Express-Zügen entfallenden<br />

Unterwegshalte zwischen Gießen<br />

und Marburg einzurichten. Es müsste <strong>da</strong>nn<br />

in Gießen bequeme und kurze Umsteigebeziehungen<br />

in Richtung Frankfurt geben.<br />

Soll demnächst bis Gießen nicht mehr auf<br />

Unterwegsstationen halten: Regional-Express<br />

von Marburg nach Frankfurt. PRO BAHN<br />

fordert Ersatz.<br />

38 derFahrgast 1/2013<br />

Foto: © Rainer Engel


Güterverkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene<br />

Mit der RoLa dem Ziel<br />

ein Stück näher kommen<br />

In der Politik steht stets <strong>da</strong>s Ziel vor Augen, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern,<br />

um Straßen, Kommunen und Umwelt vom Lkw-Verkehr zu entlasten. Einige Nachbarländer arbeiten<br />

deutlich stärker <strong>da</strong>ran, wobei die Rollende Landstraße (RoLa) als ein recht einfach umzusetzendes<br />

Modell in Ergänzung zu vielen anderen Möglichkeiten des Schienengütertransports ihren Anteil <strong>da</strong>zu<br />

beiträgt.<br />

Von Marcel Drews<br />

In zahlreichen Kommunen entlang der<br />

Bundesstraße 104 formiert sich seit<br />

Jahren Bürgerprotest aufgrund des immer<br />

stärker werdenden Lkw-Verkehrs.<br />

So kamen <strong>da</strong>zu aus Löcknitz, wenige<br />

Kilo meter von der deutsch-polnischen<br />

Grenze entfernt, Forderungen nach einem<br />

Nachtfahrverbot, die vom zuständigen<br />

Landesverkehrsministerium in Schwerin<br />

abgelehnt wurden. <strong>Die</strong> Begründung: So<br />

würde <strong>da</strong>s Problem nur auf andere Routen<br />

und Kommunen verlagert. Ursache des<br />

hohen Verkehrsaufkommens <strong>sind</strong> u.a.<br />

stetige Warenströme zwischen dem polnischen<br />

Ballungsraum Stettin und Hamburg,<br />

auch in Hinblick auf den dortigen Hafen.<br />

Auf der parallel führenden Bahnroute<br />

von rund 360 Kilometern gibt es auf der<br />

Gesamtrelation <strong>da</strong>gegen keinen einzigen<br />

Güterzug. Auch auf vielen anderen Relationen<br />

in Deutschland und zu anderen<br />

benachbarten Ländern können ähnliche<br />

Beobachtungen gemacht werden. Doch<br />

woran scheitert die Bestrebung, Güter<br />

von der Straße auf die Schiene zu verlagern?<br />

<strong>Die</strong> wesentlichen Gründe:<br />

• für jeden Kilometer Gütertransport über<br />

die Schiene fallen Trassengebühren an<br />

• <strong>da</strong>gegen keine Benutzungsgebühren<br />

(Maut) auf Bundes-, Landes-, und Kreisstraßen<br />

• Maut auf Autobahnen und vierspurigen<br />

Bundesstraßen pro Kilometer ist<br />

deutlich niedriger als auf der Schiene g<br />

besonders Einzelwagenverkehr auf der<br />

Schiene ist somit meist unverhältnismäßig<br />

teurer<br />

• Vor- und Nachlaufzeiten des eigentlichen<br />

Transports auf der Schiene (Umladung,<br />

ggf. Vor- und Nachlauf mit dem<br />

Lkw, Zugzusammenstellung auf Rangieranlagen)<br />

nehmen zusätzliche Zeit in<br />

Anspruch<br />

Insbesondere letzter Grund führte auch<br />

<strong>da</strong>zu, <strong>da</strong>ss die Schiene nach und nach an<br />

Marktanteil verloren hat.<br />

Der Handel von Gebrauchsgütern hat<br />

sich in den letzten Jahrzehnten stark in<br />

eine „Just-in-time“-Wirtschaft entwickelt.<br />

D.h. benötigte Güter müssen zu dem Zeitpunkt<br />

beim Empfänger eintreffen, zu<br />

dem diese benötigt werden. Einen Teil der<br />

just-in-time-beförderten Güter bilden die<br />

sogenannten 24 Stunden-<strong>Die</strong>nste. <strong>Die</strong>se<br />

besonders eilbedürftigen Güter führen<br />

beim Transport zu zusätzlichem Zeitdruck.<br />

Der Anteil der besonders eilbedürftigen<br />

Güter am gesamten Güterverkehrsaufkommen,<br />

<strong>da</strong>s per Lkw transportiert wird,<br />

macht ungefähr 20 Prozent aus.<br />

Ein Blick in die Schweiz zeigt, <strong>da</strong>ss auch<br />

kombinierte Verkehre über Straße und<br />

Schiene möglich <strong>sind</strong>, bei dem der zeitliche<br />

Faktor Berücksichtigung findet. Seit<br />

2001 ist die RALpin AG mit der RoLa im<br />

alpenquerenden Nord-Süd-Verkehr im<br />

derFahrgast 1/2013 39<br />

Fotos: Marcel Drews (4)


derFahrgast<br />

Auftrag des schweizerischen Bundesamtes<br />

für Verkehr (BAV) aktiv. Lkw in-<br />

klusive Fahrer können so bei Nutzung des<br />

An gebotes zwischen Freiburg im Breisgau<br />

und Novara (Italien) sowie zwischen<br />

Basel und Lugano die Alpen auf spe ziellen<br />

Niederflurtragwagen und jeweils<br />

einem Personenbegleitwagen pro Zug<br />

passieren.<br />

Allein im Jahr 2011 konnten mit 6.041<br />

Zügen 104.233 Lkw bei 83 Prozent Auslastung<br />

auf der 414 Kilometer langen<br />

Strecke zwischen Freiburg und Novara befördert<br />

und somit von der Straße auf die<br />

Schiene verlagert werden.<br />

Der Erfolg dieses Angebotes beruht auf<br />

zwölf wesentlichen Gründen:<br />

• fester Fahrplan (mehrere Zugpaare pro<br />

Tag/Nacht)<br />

• Verkehr auch bei schlechter Witterung<br />

• keine Schneeketten für den Alpentransit<br />

montieren<br />

• keine Behinderung durch Straßenkontrollen<br />

oder Stau<br />

• keine Zollformalitäten<br />

• gesetzliche Lenk- und Ruhezeiten werden<br />

eingehalten<br />

• Fahrer können während der Bahnfahrt<br />

im Liegewagen ihre Ruhezeit verbringen<br />

und am Zielbahnhof sogleich die<br />

Fahrt fortsetzen<br />

• Einsatz Lastwagen und Fahrer optimal<br />

planbar<br />

• Disposition rund um die Uhr<br />

• Nachtfahrverbot umgehen<br />

• Lebens<strong>da</strong>uer der Lastwagen steigern,<br />

Sprit und andere Unterhaltskosten senken,<br />

Produktivität und Gewinn der<br />

Transporte steigern<br />

• spart Kosten und schont die Umwelt<br />

Einige der Gründe treffen zwar speziell<br />

nur auf die Schweiz zu, die meisten <strong>da</strong>von<br />

können aber auch in jedem anderen EU-<br />

Land voll zu Geltung kommen.<br />

Für die Nutzung des RALpin-Angebotes<br />

gelten einige allgemeine Bedingungen:<br />

<strong>Die</strong> maximale Eckhöhe des Lkw <strong>da</strong>rf vier<br />

Meter nicht überschreiten. Für die Länge<br />

gilt 18,60 Meter und in der Breite 2,50 Meter<br />

(2,60 Meter bei 3,96 Meter Eckhöhe).<br />

Das zulässige Maximalgewicht pro Lkw<br />

beträgt normalerweise 40 Tonnen und erlaubt<br />

im Vor- und Nachlauf zum nächsten<br />

geeigneten Umschlagbahnhof im Kombinierten<br />

Verkehr 44 Tonnen. Je nach Niederflurtragwagentyp<br />

können im Zug bis<br />

42 oder 44 Tonnen berücksichtigt werden.<br />

Ein Check-in muss in der Regel spätestens<br />

eine Stunde vor Abfahrt des Zuges erfolgt<br />

sein, <strong>da</strong>mit die Züge pünktlich bis zur Abfahrtszeit<br />

mit den Lkw beladen <strong>sind</strong>. Das<br />

Entladen der Züge am Zielbahnhof <strong>da</strong>uert<br />

etwa eine halbe Stunde. Damit kann <strong>da</strong>s<br />

Angebot zeitlich und finanziell durchaus<br />

auch mit den parallel auf der Straße fahrenden<br />

Lkw mithalten. Denn auf der Straßenroute<br />

<strong>sind</strong> Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten<br />

und in der Schweiz ist für den<br />

Transit auf dem gesamten Straßennetz<br />

eine Straßenschwerlastabgabe zu entrichten.<br />

Auch Staus <strong>sind</strong> mit einzuplanen. Beispielsweise<br />

gelten bei der Fahrt durch den<br />

Gotthardtunnel für Lkw besondere Bedingungen.<br />

U.a. müssen Lkw und Busse aus<br />

Sicherheitsgründen in einem Abstand von<br />

mindestens 150 Metern fahren. Somit <strong>sind</strong><br />

bei größerem Lkw-Aufkommen Rückstaus<br />

unvermeidbar.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung und diese Möglichkeit,<br />

Güterverkehre zu bündeln, liegen<br />

u.a. in der Schweizer Verlagerungspolitik,<br />

die ihren Ursprung im Jahr 1991 hat. Parla-<br />

Blick auf die Küchenwand des Aufenthaltsraumes eines<br />

RALpin-Personenbegleitwagens. Modern ausgestattet kann<br />

die Ruhezeit auch optimal für <strong>da</strong>s leibliche Wohl der Lkw-<br />

Fahrer genutzt werden. Mit der eingebauten Notsprechstelle<br />

kann bei Gefahr Kontakt zum Lokführer aufgenommen<br />

werden. Reisewagen der Rollenden Landstraße<br />

Güterverkehr<br />

ment und Stimmbürger beschließen zu<br />

dem Zeitpunkt die Verlagerung des alpenquerenden<br />

Straßenverkehrs auf die Schiene.<br />

Damit war auch der Startschuss für den<br />

Aufbau und die Anpassung der notwendigen<br />

Infrastruktur gegeben. Einen wesentlichen<br />

Teil <strong>da</strong>zu soll auch die 1992 vom<br />

Schweizer Volk beschlossene Neue Eisenbahnalpentransversale<br />

(NEAT) beitragen,<br />

die u.a. einen Basistunnel am Gotthard<br />

(57 Kilometer Länge, Eröffnung voraussichtlich<br />

2017) vorsieht.<br />

RoLa auch in Österreich durch<br />

Lenkungsmaßnahmen attraktiv<br />

<strong>Die</strong> RoLa funktioniert nicht nur im Schweizer<br />

Transitverkehr über die Alpen. Auch<br />

für Österreich hat dieses Modell, betrieben<br />

durch die Ökombi GmbH, Funktions-<br />

und Vorbildcharakter. Zur Verlagerung<br />

trägt dort u.a. bei, <strong>da</strong>ss sich für die in<br />

Österreich angemeldeten Lkw mit jeder<br />

RoLa-Fahrt die Kfz-Steuer reduziert. Allgemein<br />

kommt dem Angebot zusätzlich<br />

noch der Vorteil zugute, <strong>da</strong>ss die RoLa<br />

auch für Lkw geeignet ist, die aus einer<br />

fes ten Einheit von Zugmaschine und Ladeeinheit<br />

für die Güter bestehen, die sich<br />

nicht wie Sattelauflieger und Zugmaschine<br />

voneinander trennen lassen.<br />

In Deutschland gibt es <strong>da</strong>gegen seitens<br />

der Politik nur relativ wenige Maßnahmen,<br />

um eine Verlagerung der Gütertransporte<br />

von der Straße auf die Schiene<br />

zu erreichen, obwohl dieses Ziel stetig in<br />

den Koalitionsverträgen von Bund und<br />

Ländern auftaucht. <strong>Die</strong> eingeführte Lkw-<br />

Maut für Autobahnen und einige vierspurige<br />

Bundesstraßen ist für viele Transportunternehmen<br />

und Speditionen immer<br />

noch günstiger, als wenn sie die Güter<br />

über die Schiene transportieren lassen.<br />

Für die Umsetzung einer RoLa zwischen<br />

zwei Verladepunkten ist nur eine<br />

relativ einfache Terminalinfrastruktur er-<br />

40 derFahrgast 1/2013


Güterverkehr derFahrgast<br />

Anstehen an der Terminalzufahrt: Ohne <strong>da</strong>ss es einen Zwang zur Nutzung der RoLa gibt, bildet sich vor der Terminalzufahrt<br />

in Freiburg im Breisgau eine lange Schlange, um bei den nächsten Abfahrten nach Italien mitzukommen.<br />

forderlich. <strong>Die</strong>se besteht neben dem Fahrzeugmaterial<br />

im Wesentlichen aus einer<br />

Waage, einem von Straßenfahrzeugen zu<br />

befahrenden Gleis und einer Auffahrrampe,<br />

die es auch in beweglich-fahrbaren<br />

Ausführungen gibt.<br />

Alternativ zur RoLa gibt es noch die<br />

Möglichkeit des unbegleiteten kombinierten<br />

Straßen-Schienen-Güterverkehrs<br />

mittels Wechselbrücke oder Sattelauflieger,<br />

wobei nur die Wechselbrücke oder<br />

der Sattelauflieger auf einen Niederflurwagen<br />

verladen wird und die Zugmaschine<br />

am Abladebahnhof zurück bleibt. Am<br />

Entladebahnhof werden die genannten<br />

Transportbehälter von einer anderen Zugmaschine<br />

abgeholt und weiter zum Empfänger<br />

transportiert. Hierbei ist jeweils<br />

mindestens eine Stunde für Verladung<br />

und Entladung im gesamten Gütertransport<br />

anzurechnen. <strong>Die</strong>ser etwas größere<br />

Zeitaufwand kann sich durchaus auf<br />

die Produktion beim Versender oder Empfänger<br />

auswirken, weshalb dieses Modell<br />

nicht so ohne weiteres als grund sätzliche<br />

Möglichkeit einer Verkehrsverlagerung<br />

infrage kommt. Ein weiterer Nachteil dieses<br />

Modells ist, <strong>da</strong>ss für eine reibungslose<br />

Transportkette immer zwei Zugmaschinen<br />

disponiert werden müssen.<br />

<strong>Die</strong> RoLa kann somit als Ergänzung für<br />

eher zeitkritische Gütertransporte insbesondere<br />

in Bezug auf die Transportorganisation<br />

angesehen werden.<br />

Ertüchtigung der Schienenstrecken<br />

Unabhängig <strong>da</strong>von müssen für eine einfachere<br />

Verlagerung auch die Schienenstrecken<br />

geeignet sein, um zusätzliche<br />

Güterverkehre für eine der beiden Modelle<br />

aufnehmen zu können. Entscheidend<br />

hierbei ist vor allem auch <strong>da</strong>s Lichtraumprofil,<br />

<strong>da</strong>s für Lkw bzw. Auflieger eine Eckhöhe<br />

von vier Metern mit einer Breite von<br />

bis zu 2,60 Meter erfüllen muss und durch<br />

Ausbau oder Bestandserhaltungsmaßnahmen<br />

realisiert werden kann. Denn diese<br />

Maße entsprechen den heute üblichen<br />

Lkw-Straßenfahrzeugen. In der Schweiz<br />

ist dies bereits erkannt mit der Notwendigkeit,<br />

nicht nur den Gotthardbasistunnel,<br />

sondern die gesamte Gotthar<strong>da</strong>chse<br />

von 3,80 Meter Eckhöhe auf vier Meter<br />

ausbauen zu müssen, um <strong>da</strong>s Verlagerungsziel<br />

erreichen und einhalten zu können.<br />

Eine Umsetzung dieser Maßnahmen<br />

steht jedoch noch nicht genau fest.<br />

Neben einem passenden Lichtraumprofil,<br />

<strong>da</strong>s derzeit noch nicht flächendeckend<br />

gegeben ist, müsste die deutsche<br />

Politik auch <strong>da</strong>für sorgen, <strong>da</strong>ss auf potenziellen<br />

Strecken für solche Güterverkehre<br />

auch ausreichend Trassenkapazitäten geschaffen<br />

werden. Viele teilweise eingleisige<br />

Strecken, die Mittel- und Oberzentren<br />

mit den wirtschaftlichen Metropolregionen<br />

verbinden wie z.B. die Teilstrecke<br />

Cuxhaven – Bremerhaven, weisen fast nur<br />

noch Trassen für den SPNV auf. Regional-,<br />

Landes-, und Bundespolitik müssten des-<br />

halb für <strong>da</strong>s Verlagerungsziel mehr auf<br />

eine erforderliche Anpassung der Strecken<br />

hinarbeiten, als einem Rückbau still<br />

zuzustimmen.<br />

Nutzen für die Fahrgäste<br />

Was hätten wir Fahrgäste <strong>da</strong>von? Neuer<br />

Güterverkehr auf der Schiene könnte sich<br />

unter Umständen auch positiv auf den<br />

Personenverkehr auswirken. <strong>Und</strong> zwar<br />

durch zusätzliche Trassengeldeinnahmen,<br />

wenn bislang Züge des SPNV die einzigen<br />

Trassengelderlöse erbringen. In Abhängigkeit<br />

von der Höhe der zusätzlichen Einnahmen<br />

könnten somit die Trassenpreise<br />

für SPNV-Züge gesenkt und eingesparte<br />

Mittel für andere SPNV-Angebote verwendet<br />

werden. Insbesondere <strong>da</strong>, wo pro<br />

Stunde und Richtung nur ausschließlich<br />

ein SPNV-Zug fährt, könnte neuer Güterverkehr<br />

somit nützlich sein. Zudem können<br />

sich zusätzliche Trassenkapazitäten<br />

auch im weiteren Sinn generell für den<br />

Schienenpersonenverkehr positiv auswirken<br />

und müssen nicht auf reine SPNV-<br />

Strecken beschränkt bleiben, etwa um so<br />

Verspätungen besser ausgleichen oder<br />

Entlastungszüge einsetzen zu können, zu<br />

Zeiten, in denen keine Gütertransporte<br />

unterwegs <strong>sind</strong>. Auch eine solche Lenkungsfunktion<br />

mit Auswirkungen für einen<br />

attraktiveren Schienenpersonenverkehr<br />

wäre eine Aufgabe für die Politik.<br />

derFahrgast 1/2013 41


derFahrgast<br />

Herr Bundesverkehrsminister<br />

Dr. Peter Ramsauer<br />

Invalidenstraße 44<br />

10115 Berlin<br />

Zwischen Betreuungsgeld und Praxisgebühr: Almosen für die Schiene 1. Februar 2013<br />

Sehr geehrter Herr Bundesverkehrsminister!<br />

Also eigentlich <strong>da</strong>chten wir eine Zeit lang, <strong>da</strong>ss wir Sie an dieser Stelle ausdrücklich loben dürfen.<br />

Schließlich haben Sie in der Koalitionsklausur, die öffentlich im Wesentlichen aus der Schlichtung<br />

zu Betreuungsgeld und Praxisgebühren bestand, auch an die Unterfinanzierung der Verkehrswege<br />

ge<strong>da</strong>cht und einen Zuwachs Ihres Etats mit ins Feld geführt.<br />

Das alleine war schon mal gut, schließlich kann man nie genug <strong>da</strong>rauf hinweisen, <strong>da</strong>ss es in Deutschland<br />

an Geld für Infrastruktur mangelt.<br />

Noch besser war, <strong>da</strong>ss Sie sich auch durchgesetzt haben: Ihr Haus hat demnächst 750 Mio. EUR mehr zur<br />

Verfügung.<br />

Aber wie so häufig muss man zweimal hinsehen. Beim ersten Blick sieht man die vielen, vielen Millionen,<br />

beim zweiten Blick wird klar: Der Löwenanteil von 570 Mio. EUR geht an die Bundesfernstraßen, die<br />

Binnenschifffahrt bekommt 140 Mio. EUR, die Schiene muss sich mit dem lausigen Rest von 40 Mio. EUR<br />

begnügen.<br />

40 Mio. EUR zusätzlich, obwohl der Schienenfinanzierung allein für die mittelfristige Umsetzung des<br />

vordringlichen Be<strong>da</strong>rfs des Bundesverkehrswegeplans Jahr für Jahr 1 Mrd. EUR fehlt?<br />

Woran es liegt? <strong>Die</strong> Planungen für neue Bundesstraßen und Bundeswasserwege werden heute staatlich<br />

vorfinanziert. Wer hingegen Eisenbahnstrecken ohne Finanzierungsvereinbarung vorausschauend<br />

plant, bleibt auf den Planungskosten sitzen. So kann die Schiene am Ende nicht mehr Geld als<br />

40 Mio. EUR abgreifen, weil im Gegensatz zu Asphalt und Wasser keine fertigen Planungen in der<br />

Schublade liegen.<br />

Nein, Herr Minister – wir loben Sie <strong>da</strong>nn doch nicht, schließlich ist dieser Systemfehler schon lange<br />

bekannt.<br />

Wir bitten Sie viel mehr: Beseitigen Sie die Planungsbremse<br />

der Schiene und denken Sie über einen öffentlichen<br />

Planungsfonds für Bahnprojekte nach!<br />

Ansonsten verliert Deutschland demnächst<br />

Anschluss um Anschluss.<br />

Ihr<br />

Fahrgastverband PRO BAHN<br />

Das nächste Heft<br />

<strong>Die</strong> nächste Ausgabe von<br />

derFahrgast erscheint am<br />

1. Mai 2013.<br />

Sie haben Wünsche und Anregungen<br />

für <strong>da</strong>s nächste Heft?<br />

Schreiben Sie der Re<strong>da</strong>ktion eine<br />

E-Mail an:<br />

chefre<strong>da</strong>kteur@der-fahrgast.de<br />

Trittbrett<br />

42 derFahrgast 1/2013<br />

Foto: fotolia


Unterwegs derFahrgast<br />

Berlin<br />

<strong>Die</strong> U-Bahn von der<br />

anderen Seite erleben!<br />

Seit 1902 gehört die U-Bahn zu Berlin<br />

und wurde im Laufe der Zeit zu einem<br />

Wahrzeichen der Spreemetropole.<br />

Was ursprünglich mit nur einer Linie<br />

zwischen den <strong>da</strong>mals noch nicht vereinigten<br />

Städten Berlin, Schöneberg und<br />

Charlottenburg begann, erweiterte sich<br />

schnell auf weite Teile des Stadtgebietes.<br />

Bis heute wächst <strong>da</strong>s Netz im Untergrund,<br />

wenn auch bei weitem nicht<br />

mehr so schnell wie in früheren Jahrzehnten.<br />

Logisch ist, <strong>da</strong>ss die älteste U-Bahn<br />

der Republik eine sehr wechselhafte<br />

Geschichte hinter sich hat. <strong>Die</strong> Gründerzeit,<br />

Kriege, Wirtschaftskrisen sowie<br />

die Teilung und Wiedervereinigung<br />

der Stadt haben ebenso ihre überdeutlichen<br />

Spuren hinterlassen, wie dies<br />

wechselnde und verbesserte Bautechniken<br />

getan haben.<br />

Schade nur, <strong>da</strong>ss die Fahrgäste diese<br />

Spuren im weitesten Teil des fast 150 Kilometer<br />

langen Netzes nur erahnen<br />

können. Ab und zu ändert sich <strong>da</strong>s:<br />

Dann öffnet sich die U-Bahn der Hauptstadt<br />

für ganz andere Einblicke und lädt<br />

zur Spurensuche ein.<br />

Wer die Berliner Unterwelt in neuen<br />

Perspektiven erleben möchte, wird<br />

entweder Fahrgast des U-Bahn-Cabrios<br />

3<br />

6<br />

oder nimmt an einer Tunnelwanderung<br />

teil.<br />

Das U-Bahn-Cabrio, welches – wie<br />

der Name schon erahnen lässt – im offenen<br />

Wagen eine anschauliche Tour<br />

durch die Unterwelt Berlins absolviert<br />

und <strong>da</strong>bei sogar durch ansonsten fahrgastfreie<br />

Tunnel fährt, verkehrt in regelmäßigen<br />

Abständen zwischen Mai und<br />

Oktober.<br />

<strong>Die</strong> Touren (durchgeführt von der<br />

BVG) <strong>sind</strong> begehrt, die Termine stehen<br />

bereits ab Februar fest. Zu finden <strong>sind</strong><br />

diese unter www.bvg.de.<br />

<strong>Die</strong> Tunnelwanderungen werden<br />

von der Arbeitsgemeinschaft Berliner<br />

U-Bahn e.V. veranstaltet und erlau-<br />

ben, was sonst lebensgefährlich wäre:<br />

eine abschnittsweise Begehung von<br />

Tunneln zu Fuß. <strong>Die</strong>ser Verein, der<br />

regel mäßig auch lohnenswerte Fahrten<br />

mit histo rischen U-Bahn-Fahr -<br />

zeugen veran staltet, informiert über<br />

die un regel mäßigen Termine unter<br />

www.ag-berliner-u-bahn.de.<br />

Beide Touren <strong>sind</strong> nicht nur für Eisenbahn-Fans<br />

sehr lohnenswert, sondern<br />

eröffnen allen neue, interessante Ansichten.<br />

Matthias Oomen<br />

4 5 Alle Fotos: © Matthias Oomen<br />

1) Natürlich dürfen auch abgestellte<br />

Fahrzeuge nicht fehlen.<br />

2) Demonstrationsobjekt, extra für Tunnelwanderungen<br />

bereitgelegt<br />

3) <strong>Die</strong> Arbeitsgemeinschaft Berliner<br />

U­Bahn e.V. bietet auch musealen<br />

Verkehr an.<br />

4) Auch die verschiedenen Bauweisen<br />

werden ausgiebig erklärt.<br />

5) Der Technik ganz nah. Erklärt wird sie auch.<br />

6) Das U­Bahn­Cabrio<br />

derFahrgast 1/2013 43<br />

1<br />

2


Das gute Beispiel<br />

Bei Schnee und Eis echt knorke:<br />

Der Bahnhof Wuhletal<br />

Schnee fällt vom Himmel, der Boden glitzert vereist, Atemluft steigt<br />

als Dampfwolke in den Himmel: <strong>Die</strong> Vorstellung, als Fahrgast des<br />

öffentlichen Verkehrs im Winter auf seine Bahn zu warten, löst nur bei<br />

wenigen Menschen romantische Wintergefühle aus. Fehlender oder<br />

spärlicher Wetterschutz und lange, umständliche Umsteigewege sorgen<br />

schnell für kalte Füße und rote Nasen. Als Andenken an die Fahrt<br />

droht <strong>da</strong>nn schnell eine Erkältung.<br />

Im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf – dort, wohin sich nur ganz<br />

wenige Touristen verirren, <strong>da</strong>für aber jede Menge Menschen wohnen –<br />

wurde in den 1980er Jahren ein Berührungsbahnhof der besonderen<br />

Art geplant und gebaut: Wuhletal.<br />

In der Stadt, in der S-Bahn und U-Bahn aus historischen Gründen ansonsten<br />

fast schon hermetisch voneinander getrennt <strong>sind</strong>, teilen sich<br />

die S-Bahn-Linie 5 und U-Bahn-Linie 5 in Fahrtrichtung jeweils die<br />

Bahnsteige.<br />

<strong>Die</strong> Vorteile für den Fahrgast liegen auf der Hand: Auch beim Wechsel<br />

des Verkehrsmittels fallen nur minimale Umsteigewege und Umsteigezeiten<br />

an. Das Ganze unter einem vorbildlichen Dach.<br />

Wenn der Wille besteht, Verkehrsmittel miteinander sinnvoll zu verbinden,<br />

<strong>da</strong>nn entstehen Lösungen, welche den öffentlichen Verkehr auch<br />

bei Schnee und Eis angenehm gestalten.<br />

Wuhletal – ein gutes Beispiel!<br />

Matthias Oomen<br />

Schneller<br />

Umstieg in<br />

Wuhletal<br />

(Verlängerung) „Kanzlerlinie“ Hauptbahnhof – Bundestag – Brandenburger Tor – Unter den Linden – Museumsinsel – Berliner<br />

Rathaus) – Alexanderplatz – Schillingstraße – Strausberger Platz – Weberwiese – Frankfurter Tor – Samariterstraße – Frankfurter Allee –<br />

Mag<strong>da</strong>lenenstraße – Lichtenberg – Friedrichsfelde – Tierpark – Biesdorf-Süd – Elsterwer<strong>da</strong>er Platz – Wuhletal – Kaulsdorf-Nord –<br />

Neue Grottkauer Straße – Cottbusser Platz – Hellersdorf – Louis-Lewin-Straße – Hönow<br />

Auf Tuchfühlung:<br />

S5 und U5 kreuzen<br />

sich immer wieder.<br />

Span<strong>da</strong>u – Stresow – Pichelsberg – Olympiastadion – Heerstraße – Messe Süd – Westkreuz – Charlottenburg – Savignyplatz – Zoologischer<br />

Garten – Tiergarten – Bellevue – Hauptbahnhof – Friedrichstraße – Hackscher Markt – Alexanderplatz – Jannowitzbrücke – Ostbahnhof<br />

– Warschauer Straße – Ostkreuz – Nöldnerplatz – Lichtenberg – Friedrichsfelde Ost – Biesdorf – Wuhletal – Kaulsdorf – Mahlsdorf –<br />

Birkenstein – Hoppegarten – Neuenhagen – Fredersdorf – Petershagen Nord – Strausberg – Hegermühle – Strausberg Stadt – Strausberg Nord<br />

Fotos: © Matthias Oomen (2)<br />

Zwei Überwerfungsbauwerke<br />

verbinden<br />

und trennen S-Bahn<br />

und U-Bahn.

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