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Die Fernbusse sind da! Und jetzt?

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derFahrgast<br />

Dresden Hbf, auf dem oberen Rang steht der Fernzug nach Berlin abfahrtbereit. Fehlende<br />

staatliche Investitionen in die Schiene kosten die Fernbahn Wettbewerbschancen.<br />

ten – ein echter Nachteil für die Fahrgäste,<br />

die sich auf eine bestimmte Verbindung<br />

verlassen wollten.<br />

• Auskunft & Informationen<br />

Im Rahmen der durch den Fahrgastverband<br />

PRO BAHN geforderten allgemeinen<br />

Fahrplanauskunft für den öffentlichen<br />

Verkehr (Bahn, Bus, Flugzeug,<br />

Linienfähre, Schiff) <strong>sind</strong> selbstverständlich<br />

auch die <strong>Fernbusse</strong> zu integrieren.<br />

Eine solche allgemeine Fahrplanauskunft<br />

muss von der Politik organisiert und<br />

unternehmensunabhängig betrieben<br />

werden. Der Zugang zu dieser Auskunft<br />

muss sowohl elektronisch, telefonisch als<br />

auch konventionell ermöglicht werden.<br />

An allen Haltestellen ist – wie bei der<br />

Fernbahn auch – ein aktueller Fahrplan<br />

auszuhängen. In den Fahrzeugen müssen<br />

Halte zeitnah angesagt und mögliche Anschlüsse<br />

kommuniziert werden.<br />

Sämtlicher Zugang zu Informationen<br />

der Auskunft, an Haltestellen oder in den<br />

Fahrzeugen müssen barrierefrei ermöglicht<br />

werden.<br />

• Fahrgastrechte<br />

Grundsätzlich fordert der Fahrgastverband<br />

PRO BAHN dieselben Fahrgastrechte<br />

für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Insbesondere<br />

dürfen für den Fernbus keine<br />

Stan<strong>da</strong>rds gelten, die unterhalb der Fahrgastrechte<br />

bei der Bahn liegen, wie dies<br />

heute deutlich der Fall ist.<br />

Unterschiedliche Fahrgastrechte dürfen<br />

aber keinen Wettbewerbsvorteil ergeben.<br />

Für die Integration der Fahrgastrechte<br />

in die Gesamtreisekette <strong>sind</strong> besondere<br />

Regeln vorzusehen. So gelten heute im<br />

Bahnverkehr z.B. die Fahrgastrechte von<br />

Berlin nach Düren durchgehend, d.h. bei<br />

Verspätung eines Fernzuges bis Köln muss<br />

nach Versäumnis eines Anschlusses zum<br />

letzten Zug in Richtung Düren für Ersatz<br />

(bspw. durch die Beförderung mittels Taxi)<br />

gesorgt werden, bei einem verspäteten<br />

Fernbus Berlin – Köln gilt dies allerdings<br />

nicht. Auch genießt der Fernbus heute<br />

Privilegien, ab wann Fahrgastrechte überhaupt<br />

erst greifen (Mindestkilometeranzahl,<br />

Mindestfahrzeit), die so bei der<br />

Fernbahn überhaupt nicht zu finden <strong>sind</strong>.<br />

Der Betreiber des <strong>Fernbusse</strong>s muss somit<br />

weniger kaufmännische Rückstellungen<br />

pro Fahrgast für den Verspätungsfall<br />

bilden und kann preiswertere Fahrkarten<br />

anbieten.<br />

• Infrastruktur<br />

Wie auch für die Fernbahn geltend, <strong>sind</strong><br />

Kosten der Straßeninfrastruktur dem System<br />

Bus vollständig anzulasten (d.h. die<br />

Betriebskosten der Straßeninfrastruktur).<br />

Ansonsten ergeben sich, wie <strong>da</strong>rgestellt,<br />

deutliche Wettbewerbsverzerrungen zugunsten<br />

der <strong>Fernbusse</strong> (die heute nicht<br />

zahlen) und zulasten der Fernbahn (die<br />

heute schon zahlen muss).<br />

Ebenso <strong>sind</strong> für die Nutzung der ZOB<br />

und aller weiteren Haltestellen kostendeckende<br />

„Stationsgebühren“ vorzusehen,<br />

wie dies beim System Bahn heute<br />

schon der Fall ist – und zwar an allen Haltestellen,<br />

abgestuft nach Qualität. An den<br />

Haltestellen <strong>sind</strong> witterungsgeschützte<br />

Sitzplätze vorzusehen.<br />

Eine Flucht vor Stationsgebühren,<br />

bspw. durch „wildes Halten“ ist nicht<br />

nur aus Sicherheitsaspekten zu unterbinden.<br />

Busspuren und ÖPNV-Haltestellen dürfen<br />

nur <strong>da</strong>nn mitbenutzt werden, wenn<br />

sie <strong>da</strong>mit den ÖPNV nicht behindern.<br />

Quellen:<br />

Titelthema<br />

Was tun bei Verspätungen? <strong>Die</strong> Fahrgastrechte<br />

<strong>sind</strong> für Fernbusreisende deutlich<br />

schlechter. Ein echter Wettbewerbsvorteil<br />

für Fernbusanbieter.<br />

• Barrierefreiheit<br />

Neben der grundsätzlichen Barrierefreiheit<br />

der Auskunfts- und Informationssysteme<br />

ist sicherzustellen, <strong>da</strong>ss im Fernbus –<br />

wie es heute schon bei der Fernbahn der<br />

Fall ist – ausreichend sichere Rollstuhl- und<br />

Kinderwagenplätze vorzuhalten <strong>sind</strong>.<br />

<strong>Die</strong>s bedeutet konkret: Für einstöckige<br />

<strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> insgesamt zwei, für zweistöckige<br />

<strong>Fernbusse</strong> <strong>sind</strong> insgesamt drei<br />

Stellplätze erforderlich. Der Zugang zum<br />

Bus ist mittels Hubliften oder Rampen zu<br />

ermöglichen. Das Anfahren von behindertengerechten<br />

Toiletten muss im Fahrplan<br />

vorgesehen sein und bekannt gegeben<br />

werden (max. 90 Minuten Fahrzeit).<br />

<strong>Die</strong> Zukunft wird zeigen, ob sich Fernbus<br />

und Fernbahn zukünftig im fairen Wettbewerb<br />

ergänzen oder ob es ein „un fairer<br />

Kampf mit ungleichen Mitteln“ wird.<br />

Der Fahrgastverband PRO BAHN wird<br />

die Situation auch weiterhin sehr kritisch<br />

beobachten und weiter berichten.<br />

Matthias Oomen<br />

1) Gesetz über die Errichtung eines<br />

Unternehmens „Reichsautobahnen“<br />

2) Koalitionsvertrag der X. CDU/CSU-FDP-<br />

Bundesregierung für <strong>da</strong>s II. Kabinett<br />

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel<br />

3) VCD Bahntest 2012/2013 −<br />

Preisvergleich von Flug und Bahn<br />

4) Dr. Rudolf Breimeier, Eisenbahn-Revue<br />

International 1/2013<br />

5) www.meinfernbus.de<br />

6) www.bahn.de<br />

18 derFahrgast 1/2013<br />

Fotos: © Matthias Oomen (2)

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