Die Fernbusse sind da! Und jetzt?
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Titelthema derFahrgast<br />
Unternehmen die großen Schwie rig keiten,<br />
ein Fahrzeug zu beschaffen? Wenn<br />
man ein Auto kaufen oder leasen will,<br />
geht man ins Autohaus und besorgt sich<br />
eines. Geht ganz schnell und einfach...<br />
Eva Kreienkamp: Ja! Das ist <strong>da</strong>s Schöne an<br />
den Autos! (lacht)<br />
Wo würden Sie denn hingehen, wenn<br />
Sie ein Fahrzeug haben wollen?<br />
derFahrgast: Gute Frage – aber Sie <strong>sind</strong><br />
die Eisenbahnunternehmerin!<br />
Eva Kreienkamp: Reisezugwagen mit einer<br />
Zulassung für 160 km/h oder mehr, die<br />
würden wir gerne mieten. Aber <strong>da</strong>für<br />
scheint es, aus irgendeinem Grund, keine<br />
marktwirtschaftlich organisierte Form zu<br />
geben. Wenn Fahrzeuge beschafft werden,<br />
werden sie entweder für den Regionalverkehr<br />
beschafft, und <strong>da</strong> gibt es <strong>da</strong>nn<br />
eine Erlösgarantie. <strong>Die</strong>se Erlösgarantie<br />
wird quasi als Sicherheit für die Fahrzeuge<br />
von den Banken erwartet. Oder es gibt eine<br />
Art Staatsgewährträgerhaftung, könnte<br />
ich mir vorstellen, für die Deutsche Bahn<br />
AG, denn die ist ja ein Staatsunternehmen.<br />
Da bekommt man <strong>da</strong>nn normalerweise<br />
sehr günstigen Kredit. Oder es gibt Institutionen,<br />
die tatsächlich auch für den Fernverkehr<br />
Finanzierungen machen, aber leider<br />
nur für Staatsbahnen, <strong>da</strong>s ist Eurofima.<br />
Wo geht also jemand wie wir hin? Wir tingeln<br />
durch die Lande und fragen jeden,<br />
der nicht schnell genug weggelaufen ist:<br />
„Hast du nicht noch was übrig?“ <strong>Die</strong>s machen<br />
wir europaweit und <strong>da</strong>s ist schon ein<br />
herausforderndes Geschäft.<br />
derFahrgast: Europaweit. Ein gutes<br />
Stichwort. Ist denn eine Kooperation<br />
mit ausländischen Privat- und Staats-<br />
Foto: © Matthias Oomen derFahrgast: Wo liegen denn für Sie als<br />
Teurer: Das Preisniveau der Fernverkehrszüge<br />
der DB AG zwischen Hamburg und<br />
Köln liegt fast durchgängig über dem Preisniveau<br />
der Hamburg-Köln-Express GmbH.<br />
Beliebt: Insbesondere bei jungen Menschen ist der HKX beliebt.<br />
bahnen für Sie denkbar, planen Sie <strong>da</strong><br />
was?<br />
Eva Kreienkamp: Ja, <strong>da</strong>s ist denkbar. Insbesondere<br />
dort, wo es interessante Verlängerungen<br />
gibt, <strong>sind</strong> wir auch in Gesprächen.<br />
Da fällt einem natürlich in Köln direkt<br />
Thalys ein. Das ist für uns eine Kombination,<br />
die für beide Seiten interessant sein<br />
könnte. Hier hat es erste Gespräche gegeben,<br />
die wir weiter verfolgen werden.<br />
derFahrgast: Was ist Ihr dringlichster<br />
Wunsch an die Politik?<br />
Eva Kreienkamp: (hörbares Überlegen)<br />
derFahrgast: Sie dürfen gerne auch mehr<br />
als einen Wunsch haben!<br />
Eva Kreienkamp: <strong>Die</strong> Kernbotschaft ist,<br />
<strong>da</strong>ss es notwendig wäre, sich von der Lobbyarbeit<br />
der Deutschen Bahn AG ein wenig<br />
zu lösen und ihr nicht zu glauben, <strong>da</strong>ss<br />
Wettbewerb im Schienenpersonenverkehr<br />
in Deutschland tatsächlich existiert. <strong>Die</strong><br />
<strong>da</strong>raus resultierende Frage ist, was zu tun<br />
wäre, um genau diesen Wettbewerb zu<br />
organisieren und zwar im wirklichen Sinne,<br />
<strong>da</strong>ss es eben nicht auf Regionalstrecken<br />
Ausschreibungen gibt, sondern wirklich<br />
in Konkurrenz zueinander – ähnlich<br />
wie in der Telekommunikation. Man muss<br />
sich überlegen, welche Produktionsmittel<br />
man den Wettbewerbern an die Hand geben<br />
und auch auf eine gewisse Weise verteilen<br />
muss, <strong>da</strong>mit man zu einem echten<br />
Wettbewerb kommt. Da kann es natürlich<br />
an verschiedenen Baustellen notwendig<br />
sein, sich die Bahn als Gesamtsystem noch<br />
einmal anzuschauen und zu überlegen,<br />
wo gegebenenfalls Teile auseinander zu<br />
nehmen wären. Ich glaube, <strong>da</strong>ss die Bahn<br />
hier extrem gut auf die Politik einwirkt –<br />
<strong>da</strong>von muss sich die Politik lösen.<br />
Das zweite ist, <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s System Bahn so<br />
eine Art Eigengewächs sein <strong>da</strong>rf, <strong>da</strong>s sich<br />
mit seinen eigenen Wünschen immer weiter<br />
selber nährt, und <strong>da</strong>ss <strong>da</strong>s auch irgendwann<br />
nicht mehr sein kann. Damit meine<br />
ich beispielsweise die Stan<strong>da</strong>rdisierung<br />
von Fahrzeugen. Es gibt keinerlei Gründe,<br />
warum jeder Besteller von Fahrzeugen<br />
diese immer ein bisschen anders machen<br />
muss, weil ihm <strong>da</strong>s gerade so eingefallen<br />
ist. <strong>Die</strong> Fahrzeuge <strong>sind</strong>, ähnlich wie im<br />
Flugverkehr, relativ simpel, wenn man sie<br />
sich anschaut. <strong>Und</strong> <strong>da</strong> gibt es eine relativ<br />
klare Vorstellung <strong>da</strong>von, was Kunden wollen.<br />
Dafür muss ich nicht solche Sachen<br />
produzieren, die <strong>da</strong>nn zwar Super-Hightech<br />
<strong>sind</strong>, aber nie ausgeliefert werden<br />
können. <strong>Und</strong> wenn sie doch einmal ausgeliefert<br />
werden können, überstehen sie <strong>da</strong>s<br />
EBA nicht, weil <strong>da</strong>s EBA wiederum selbst<br />
an einer Stelle ist, die sich systemisch <strong>da</strong>hingehend<br />
schwierig <strong>da</strong>rstellt, <strong>da</strong>ss alle,<br />
die ihren Genehmigungsstempel unter<br />
die Genehmigung setzen, persönlich haften<br />
müssen.<br />
Das System selbst hat sich in eine Sackgasse<br />
manövriert, in der es irgendwann<br />
zwangsweise zum Stillstand kommt. Das<br />
ist natürlich für die Politik zu kompliziert,<br />
<strong>da</strong>mit kann man nichts gewinnen. Es wäre<br />
aber im höchsten öffentlichen Interesse,<br />
<strong>da</strong>ss man sich wirklich ein bisschen intensiver<br />
mit den Zusammenhängen beschäftigt.<br />
derFahrgast: Frau Kreienkamp, wir <strong>da</strong>nken<br />
Ihnen für <strong>da</strong>s Interview.<br />
Das Interview führte Matthias Oomen.<br />
derFahrgast 1/2013 23<br />
Foto: © Karl-Peter Naumann