PDF herunterladen - DIE HARKE am Sonntag
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in dieser Nacht wach. Wie ein Film läuft<br />
das Erlebte an ihm vorüber. Und plötzlich<br />
glaubt er wieder an Gott. Ein unerschütterlicher<br />
Glaube hat sein Inneres<br />
erfasst. Waresdie War es die wunderbare Frau in<br />
seiner Nähe, die ihn den Glauben zurück<br />
gab? „Sie werden wieder ganz gesund“,<br />
hörte er sie leise sagen. Und diese<br />
Worte klangen wie eine Offenbarung<br />
in seinen Ohren. Eine weiche Hand<br />
deckte ihn liebevoll zu und er schläft<br />
umgehend ein. In der Nacht wachte er<br />
plötzlich auf. Da sah er sie kniend vor<br />
dem Bett sitzen und beten. Noch vom<br />
Schlaf benommen, faste er nach ihren<br />
blonden Kopf und küsste sie auf den<br />
Mund.<br />
Der Morgen graute. Des Mannes Blicke<br />
glitten durch das Zimmer, als suche er<br />
etwas, das er nicht fände. Traurig und<br />
enttäuscht. Nicht die zu sehen, nach der<br />
sein Herz sich in unvorstellbarer Qual<br />
und Sehnsucht verzehrte. Plötzlich wird<br />
die Tür geöffnet. Evas forschender Blick<br />
bleibt auf dem bleichen, hageren Gesicht<br />
des Mannes haften. Dessen Züge<br />
wie mit dem Messer nachgezogen scheinen.<br />
Ein selts<strong>am</strong>er Blick trifft die Frau,<br />
als sie einen kleinen Christbaum auf das<br />
Tischchen <strong>am</strong> Fenster stellt. Sie zündet<br />
die Kerzen an. „Frohe Weihnachten“,<br />
sagte sie lächelnd. Er blickt sie aus selts<strong>am</strong>en<br />
Augen an. Als schaue er ein Wunder.<br />
Ihr Herz klopft zum zerspringen,<br />
als sie sich zu ihm auf das Bett setzt.<br />
Frohe Weihnachten 2011 ����55<br />
Wortlos legt er seine Arme um die leicht<br />
zitternde Frau. „Du Liebste, du bist mir<br />
alles auf der Welt“, sagt der Mann plötzlich.<br />
„Ich weiß“, sagte sie schlicht. In<br />
seinem Inneren tobte ein Chaos, dem er<br />
sich nur schwer entziehen konnte.<br />
Plötzlich hielten sie sich fest umschlungen.<br />
In des Mannes Herz floss ein süßer<br />
Trost. Ihr Herz empfand mit ihm, und<br />
alle Qual der letzten Zeit entschwand in<br />
dem beseligten Bewusstsein ihrer Liebe.<br />
Die Schatten der Vergangenheit waren<br />
gewichen.<br />
Der Wind raunte in den vom Laub befreiten<br />
Bäumen sein sehnsüchtiges Lied.<br />
Unaufhörlich treibt er den Schnee vor<br />
sich her. Dahallte von fern her Glockenklang.<br />
„Ein Kind ist geboren zur<br />
Freude aller Menschen“, ist ihre Bototschaft. Eine fast schmerzhafte Zärtlichkeit eit<br />
durchströmt das Frauenherz. Tränen en<br />
rinnen aus ihren schönen Augen. Alles les<br />
was sie sich wünschen und erhoffen, en,<br />
erfüllt sich in dieser stillen Stunde der r<br />
Weihnacht. Sie halten sich bei den en<br />
Händen. VomFlur des Krankenhauses<br />
klingen weihnachtliche Weisen<br />
und dringen tief in zwei Menschenherzen<br />
ein. Eva geht und zündet<br />
neue Lichter an. „Die Kerzen <strong>am</strong><br />
Christbaum brennen“, sagt die Frau<br />
lächelnd. Der Mann nickt und seine<br />
Augen strahlen in einem selts<strong>am</strong>en<br />
Feuer, als wäre in einer dunklen,<br />
geheimnisvollen Grotte ein<br />
Licht angezündet worden.<br />
Ingeborg Busch