26.02.2013 Aufrufe

Besuchen Sie uns auf Der Bau 2011 Halle C3 Stand 503 - Mikado

Besuchen Sie uns auf Der Bau 2011 Halle C3 Stand 503 - Mikado

Besuchen Sie uns auf Der Bau 2011 Halle C3 Stand 503 - Mikado

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SIMON SCHLEICHEr<br />

Es ist ein altbekannter Grundsatz,<br />

dass die Tragfähigkeit einer Konstruktion<br />

nicht nur vom Material an<br />

sich, sondern vor allem auch von<br />

dessen Formgebung abhängt. Den<br />

modernen Beweis dafür lieferten die<br />

Wissenschaftler und Studenten des<br />

Instituts für Computerbasiertes Entwerfen<br />

(ICD) und des Instituts für<br />

Tragkonstruktionen und Konstruktives<br />

Entwerfen (ITKE) der Universität<br />

Stuttgart mit der Planung und dem<br />

<strong>Bau</strong> eines Forschungspavillons.<br />

Wie ein überdimensionaler Lampenschirm<br />

aus geflochtenem Korb<br />

wirkt die komplexe Tragstruktur aus<br />

gebogenen Sperrholzstreifen, die sich<br />

über der Rundung einer Betonbank<br />

wölbt. <strong>Der</strong> Strukturleichtbau zeigt,<br />

welche Formen sich heute mit computerbasierten<br />

Entwurfs-, Simulations-<br />

und Produktionsprozessen<br />

entwickeln lassen.<br />

Biegeaktive Tragstruktur aus in<br />

sich stabilen Bogenpaaren<br />

Die Tragstruktur mit 10 m Außendurchmesser<br />

und einer Spannweite<br />

von 3,50 m ergibt sich aus der An-<br />

einanderreihung von 40 Bogenpaaren<br />

aus Sperrholzstreifen. Die sind<br />

miteinander gekoppelt und zwischen<br />

einen inneren und einen äußeren<br />

Ring aus senkrechten Spanten,<br />

die in mit Kies gefüllten Holzwannen<br />

als Widerlager stecken, eingespannt.<br />

Jedes Bogenpaar besteht aus einem<br />

Thema des Monats Ingenieurholzbau<br />

Zug- und einem Biegeelement. Dabei<br />

hält das Zugelement das Biegeelement<br />

elastisch in Form, sodass ein in<br />

sich stabiler Bogen entsteht.<br />

Die Biegevorspannung der <strong>auf</strong>gewölbten<br />

Bögen erhöht die Tragfähigkeit<br />

des sich selbst stabilisierenden<br />

Gesamtsystems erheblich und<br />

ermöglichte die Fertigung des Pavillons<br />

aus 80 einzelnen 10 m langen<br />

und nur 6,5 mm dünnen Holzstreifen.<br />

Solche unter Eigenspannung gesetzte<br />

<strong>Bau</strong>teile erlauben extrem leichte und<br />

gleichzeitig sehr steife Tragwerke, die<br />

als „biegeaktiv“ bezeichnet werden.<br />

<strong>Sie</strong> stellen eine neue Form des sog.<br />

„Strukturleichtbaus“ dar. Sein Ziel<br />

ist, Material und damit Gewicht einzusparen.<br />

So können komplex gekrümmte<br />

Formen aus geraden <strong>Bau</strong>teilen<br />

entstehen.<br />

Formfindung mit Experimenten<br />

und moderner Software<br />

Die genaue Form der Biegelinien<br />

der Bogenpaare und deren Abhängigkeiten<br />

untereinander wurden<br />

sowohl experimentell als auch anhand<br />

von parametrischen digitalen<br />

Modellen ermittelt. „Zuerst ging es<br />

darum, das elastische Biegeverhalten<br />

von Birkensperrholz zu ermitteln.<br />

Wir mussten an <strong>uns</strong>eren Versuchsständen<br />

durch Messungen die<br />

relevanten Materialkennwerte herausfinden,<br />

d.h. mit welchen Radien<br />

sich die Sperrholzplatten biegen las-<br />

◂ Zusammenbau:<br />

Die Studenten<br />

spannen die<br />

ebenen Streifen<br />

innen und<br />

außen ein und<br />

formen sie<br />

dabei zu Bögen<br />

▾ Außenansicht<br />

des fertigen<br />

Pavillons: Die<br />

unterschiedlich<br />

gebogenen<br />

Streifen sind<br />

an exakt berechneten<br />

Punkten<br />

miteinander<br />

verbunden und<br />

stabilisieren<br />

sich gegenseitig<br />

sen und welche Spannungen dabei<br />

<strong>auf</strong>treten“, erklärt Architekturstudent<br />

Manuel Vollrath stellvertretend für<br />

sein Entwurfsteam. „Dann ging es<br />

darum, eine Geometrie zu finden, die<br />

einerseits die Potenziale des Materials<br />

optimal ausnutzt und andererseits<br />

gestalterisch überzeugt.“<br />

Auf Grundlage dieser Ermittlungen<br />

wurde eine Methode zur numerischen<br />

Formfindung in einem Finite-<br />

Elemente-Methode-Programm (FEM)<br />

entwickelt und aus den gewonnenen<br />

Daten ein computerbasiertes Informationsmodell<br />

generiert. In ihm sind<br />

alle relevanten, materialspezifischen<br />

Eigenschaften der Tragstruktur und<br />

viele andere formbestimmende Parameter<br />

eingebettet.<br />

Die FEM-Simulation des tatsächlichen<br />

Materialverhaltens unter allen<br />

vorgegebenen geometrischen und<br />

physikalischen Randbedingungen ermöglichte<br />

die genaue Berechnung<br />

des Biege- und Tragverhaltens. Mit<br />

dem dar<strong>auf</strong> basierenden statischen<br />

Modell, das die Biegespannungen berücksichtigt,<br />

konnte die Bemessung<br />

unter Windlasten erfolgen.<br />

Ändert sich ein Code, ändert sich<br />

automatisch alles<br />

Anders als bei herkömmlichen digitalen<br />

Entwurfsprozessen bildete das<br />

Informationsmodell nicht die Geometrie<br />

der angestrebten Form des Pavillons<br />

ab, sondern stellte ein speziell<br />

www.mikado-online.de 27<br />

JULIAN LIENHArD

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!