ARTHAUS Gesamtkatalog 2010
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Gegenentwurf zu Hollywood<br />
Nicht Blockbuster- und Mainstreamproduktionen, sondern<br />
ambitionierte, innovative und risikofreudige Filme<br />
geben beim Independent Cinema den Ton an. Arbeiten<br />
von etablierten Regisseuren und Newcomern, die sich<br />
der Verwirklichung neuer Ideen und kreativer Bildsprachen<br />
verschrieben haben, erhalten hier eine Plattform.<br />
Unabhängig von den großen Filmstudios und als Absage an deren<br />
marktkonformes, leicht verdauliches Popcornkino produzieren sie<br />
Streifen, die sich durch eine anspruchsvolle und unverbrauchte Ästhetik<br />
sowie unkonventionelle Erzählweisen auszeichnen. Als Gegenentwurf<br />
zu populären, zielgruppengerechten Hollywood-Produktionen<br />
fordern sie den Zuschauer heraus, sich auf ungewohnte Blickwinkel<br />
und komplexe, weniger eingängige Erzählstrategien einzulassen. Dabei<br />
steht „Independent Cinema“ sowohl für Wandel als auch für Tradition.<br />
Ein Beispiel: Mike Nichols satirisches Drama „Die Reifeprüfung“ markierte<br />
Ende der 1960er-Jahre den Beginn einer neuen Ära. Dustin Hoffman<br />
wurde zur Symbolfigur einer Generation, die gegen die Moral- und<br />
Wertvorstellungen rebellierte. Heute gilt der Film als Klassiker, der in<br />
die Filmgeschichte einging, womit das unabhängige Kino auch eine<br />
gewisse Vorbildfunktion einnimmt.<br />
Die Independent-Cinema-Reihe bei Arthaus verbindet ungewöhnliche<br />
Filmjuwelen, preisgekrönte Meisterwerke und kontroverse Inszenierungen<br />
miteinander. Gemeinsam ist ihnen die Neigung zu neuartigen<br />
filmischen Stilen, außergewöhnlichen Perspektiven und brisanten<br />
Sujets. Hervorzuheben ist sicherlich das Werk des Lieblingskindes des<br />
amerikanischen Independent-Films Jim Jarmusch. Mit seinem unverkennbaren,<br />
lakonischen Stil zählt er zu den wichtigsten Filmemachern<br />
seiner Generation, der seine Arbeit mit Worten beschreibt, die für<br />
das gesamte Genre stehen können: „Ich habe keine Lust, Filme für ein<br />
spezielles Publikum zu machen. Was ich machen will, sind Filme, die<br />
Geschichten erzählen. Aber auf ungewöhnliche Art, nicht so vorhersehbar,<br />
dass das Publikum das Gefühl hat, manipuliert zu werden.“ Mit<br />
„Stranger Than Paradise“, „Down by Law“, „Night on Earth“ oder „Ghost<br />
Dog“ hat er Klassiker des Genres geschaffen, die mit fünf weiteren Filmen<br />
in der „Jim Jarmusch Collection“ zusammengefasst sind.<br />
Mit „Pi“, „The Foutain“ und „The Wrestler“ enthält der Arthaus-Katalog<br />
auch drei Werke des Regie-Visionärs Darren Aronofsky. Der gebürtige<br />
New Yorker, der bereits mit seinem Spielfilmdebüt „Pi“ für<br />
Furore sorgte, begeistert durch seine meisterlich ausgeprägte Beobachtungsgabe<br />
als auch mit dem Interesse, neuartige Filmtechniken<br />
zu entwickeln, um die Ästhetik seiner Filme adäquat umzusetzen.<br />
Das ehrgeizigste Projekt des Regisseurs war sicherlich die Science-<br />
Fiction-Vision „The Fountain“ (2006), die er nach einer wechselvollen<br />
Produktionsgeschichte schließlich mit Hugh Jackman und Rachel<br />
Weisz realisierte. Mit „The Wrestler“ (2009) begeisterte Aronofsky die<br />
Festivalbesucher von Venedig 2008 so nachhaltig, dass er den Goldenen<br />
Löwen für den Besten Film erhielt. Das aufregende Comeback<br />
von Mickey Rourke ist schon jetzt ein moderner Klassiker über Liebe,<br />
Einsamkeit und die Verlockungen der großen Bühne.<br />
Vor allem in jüngerer Zeit erlangten eine Vielzahl besonderer Filme Aufmerksamkeit,<br />
die bewusst kritische Themen angehen und Stellung<br />
beziehen. Darunter finden sich so unterschiedliche Arbeiten wie Emilio<br />
Estevez’ starbesetztes Episodendrama „Bobby“ um den Mord an<br />
Robert F. Kennedy, Gus Van Sants filmische Interpretation des Schüleramoklaufs<br />
von Littleton „Elephant“ oder das Politdrama „Good<br />
Night, and Good Luck.“, mit dem George Clooney den US-Fernsehmoderator<br />
Edward R. Murrow und dessen Kampf für einen unabhängigen<br />
Journalismus während des Kalten Krieges würdigt.<br />
Insgesamt umfasst der Arthaus-Katalog einige der wichtigsten Filme<br />
des Genres, wie Paul Thomas Andersons „Magnolia“ , Sydney Pollacks<br />
„Die drei Tage des Condor“ oder Michael Ciminos „Die durch die Hölle<br />
gehen“. Große Regisseure wie Clint Eastwood, Woody Allen, Robert<br />
Altman, Julian Schnabel, Abel Ferrara, Gus Van Sant oder Oliver Stone<br />
geben sich die Ehre. Aber auch Kultfilme wie Rob Reiners „This is<br />
Spinal Tap“ oder Todd Solondz’ „Willkommen im Tollhaus“ sind im abwechslungsreichen<br />
Programm zu finden. Sie stehen neben jüngeren<br />
Produktionen wie „Half Nelson“, für den Hauptdarsteller Ryan Gosling<br />
eine Oscar ® -Nominierung erhielt, Steve Buscemis Theo-van-Gogh-<br />
Remake „Interview“ oder die mehrfach preisgekrönte bittersüße Tragikomödie<br />
„Junebug“ von Phil Morrison.<br />
<strong>ARTHAUS</strong> <strong>Gesamtkatalog</strong> <strong>2010</strong> / 2011<br />
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