Individualisierung und Differenzierung - Evernote
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Baden-Württemberg<br />
STAATLICHES SEMINAR FÜR DIDAKTIK UND LEHRERBILDUNG (BERUFLICHE SCHULEN) KARLSRUHE<br />
Unterrichtsentwicklung –<br />
<strong>Individualisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Differenzierung</strong><br />
Prof. Dr. Angela Kräft
Baden-Württemberg<br />
STAATLICHES SEMINAR FÜR DIDAKTIK UND LEHRERBILDUNG (BERUFLICHE SCHULEN) KARLSRUHE<br />
Aktualität des Themas<br />
1. Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention 2009 =><br />
Inklusion<br />
2. Jahrgangsübergreifender Unterricht in der Gr<strong>und</strong>schule<br />
3. Auch „homogene“ Lerngruppen weisen einen gewissen<br />
Grad an Heterogenität auf
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Begriffsbestimmung<br />
<strong>Individualisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Differenzierung</strong>:<br />
Individualisiertes Lernen oder Individualisierter Unterricht<br />
beschreiben die Berücksichtigung eines jeden einzelnen<br />
Individuums innerhalb einer Lerngruppe. Während bei der<br />
<strong>Differenzierung</strong> lediglich zwischen verschieden<br />
leistungsstarken Gruppen unterschieden wird (z. B. gute,<br />
mittlere, schwache), soll bei der <strong>Individualisierung</strong> jedes<br />
Individuum einzeln betrachtet werden, was u.A. die<br />
Einbeziehung der individuellen Persönlichkeit jedes<br />
Gruppenmitgliedes ermöglicht.<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Individualisiertes_Lernen 6.03.2010
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<strong>Individualisierung</strong> – vom Lernen her gedacht<br />
<strong>Differenzierung</strong> – vom Lehren her gedacht
Baden-Württemberg<br />
STAATLICHES SEMINAR FÜR DIDAKTIK UND LEHRERBILDUNG (BERUFLICHE SCHULEN) KARLSRUHE<br />
<strong>Individualisierung</strong><br />
„<strong>Individualisierung</strong> bedeutet die<br />
Selbstverwirklichung des einzelnen Menschen<br />
bezüglich seiner Begabungen.“<br />
(Largo/Beglinger 2009)
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Probleme der individuellen Passung<br />
Individuum<br />
Gruppe Sache<br />
(von der Groeben, 2008, S. 15)
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Teufelskreis des Misslingens<br />
(gekürzt nach: von der Groeben, 2008, S. 16)
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<strong>Individualisierung</strong><br />
• <strong>Individualisierung</strong> berücksichtigt die individuellen<br />
intellektuellen, emotionalen, motorischen <strong>und</strong> sozialen<br />
Potenziale eines Lernenden für seinen erfolgreichen<br />
Lernprozess;<br />
• <strong>Individualisierung</strong> bedeutet Orientierung des Unterrichts<br />
an dem individuellen Lernforschritt <strong>und</strong> –bedürfnis des<br />
einzelnen Lernenden;<br />
• Individuelles Lernen setzt häufig die Selbstständigkeit des<br />
Lernenden voraus.<br />
(Kuty, 2009, S. 62)
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Ziel individualisierten Unterrichts<br />
Ziel des individualisierten Unterrichts ist, dass<br />
jede Schülerin/jeder Schüler für sich die optimale<br />
Ausbildung ihrer/seiner Talente <strong>und</strong><br />
Leistungsfähigkeit erreicht.
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Filmbeispiel Schweden
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Erfahrungen aus anderen Ländern<br />
(Videoausschnitt)<br />
Schweden:<br />
• Vertrauen<br />
• Beteiligung <strong>und</strong> Verantwortung<br />
• System der individuellen Förderung<br />
• Kooperation auf allen Ebenen<br />
• Unterrichtsgestaltung, Schulentwicklung bzw. schulische<br />
Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Vorgaben<br />
=> Systemische Rahmenbedingungen
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Vertrauen, Respekt <strong>und</strong><br />
Verantwortung<br />
Alle in der Schule fühlen sich verantwortlich<br />
dafür an der Implementierung dieser<br />
Werte zu arbeiten.“<br />
(Quelle: Höhman, K./Kopp, R./Schäfers, H. et al. (2009). Lernen über Grenzen - Auf dem Weg zu einer Lernkultur, die<br />
vom Individuum ausgeht. Verlag Barbara Budrich, Opladen & Farming Hills, S. 131.)
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Voraussetzungen für <strong>Individualisierung</strong><br />
• Auflösung des „Lernens im Gleichschritt“<br />
• Motivation <strong>und</strong> Unterrichtsklima<br />
• Beteiligung <strong>und</strong> Verantwortung<br />
• Diagnostik <strong>und</strong> Beratung
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Umsetzung / Instrumente<br />
• Individuelle Bezugsnorm<br />
• Lerntagebücher<br />
• Portfolios<br />
• Unterstützungssysteme (Experten,<br />
Förderunterricht)<br />
• Diagnose- <strong>und</strong> Förderpläne<br />
• Wahlaufgaben, längerfristige Aufgaben<br />
• Selbstevaluierung / gegenseitige Kontrolle der S.<br />
• Beobachtungsbögen
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<strong>Differenzierung</strong><br />
<strong>Differenzierung</strong> bedeutet allgemein die<br />
kriterienbezogene Bildung von Lerngruppen<br />
Ziel: unterschiedliche Lernmöglichkeiten für<br />
unterschiedliche Lernende in einer Lerngruppe<br />
(Klasse) zur Verfügung zu stellen
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Formen der <strong>Differenzierung</strong><br />
• Institutionelle <strong>Differenzierung</strong><br />
• Äußere <strong>Differenzierung</strong><br />
• Innere <strong>Differenzierung</strong>
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nach Leistungsvermögen<br />
eher Fremdeinschätzung<br />
nach Neigung<br />
eher Selbsteinschätzung<br />
Methode Lernzielinhalt Lernzielniveau Zeitbedarf Zeitpunkt<br />
Äußere <strong>Differenzierung</strong><br />
(Trennung von Lerngruppen)<br />
Wahl- <strong>und</strong> Freifachkurse<br />
Stütz-, Förder <strong>und</strong><br />
Niveaugruppen<br />
Innere <strong>Differenzierung</strong><br />
Soziale Lehrformen:<br />
Lernpartnerschaft<br />
Altersdiff. LG<br />
Gruppenpuzzle<br />
(im Klassenraum)<br />
Eigenständiges<br />
Lernen: Werkstattunterricht,<br />
Wochenplan,<br />
Strategien, Transfer<br />
(in Anlehnung an Strittmatter, 1999)
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Innere <strong>Differenzierung</strong><br />
nach Aufgabe nach Lehrerzuwendung<br />
Zugang, Interessen,<br />
Lernstilen<br />
Zeit<br />
Anzahl der<br />
Unterschiedlich<br />
intensive<br />
Betreuung<br />
Medien (Bilder,<br />
Texte, Gegenstände)<br />
Aufgaben Methoden<br />
Anzahl der<br />
Wiederholungen<br />
Komplexität<br />
der Aufgabe<br />
Inhaltliche<br />
Zugänge<br />
Ziele<br />
(nach Klafki/Stöcker, 1976)
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<strong>Differenzierung</strong><br />
• Geschlossene <strong>Differenzierung</strong><br />
– Speziell zugeschnittenes Programm für jeden Schüler<br />
– Arbeitspläne<br />
– nach Anforderungsniveau differenzierende Aufgaben<br />
• Offene <strong>Differenzierung</strong><br />
– Selbstdifferenzierung<br />
– natürlich <strong>Differenzierung</strong>
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Differenzierende Lernsituationen<br />
• Anknüpfungspunkte schaffen /Diagnose:<br />
„ In einer Bonbontüte sind 24 Bonbons. Ines hat 3/8 der<br />
Tüte schon leer gegessen. Wie viele Bonbons bleiben noch<br />
für Tim übrig? Erkläre, wie du gerechnet hast.“<br />
(Hußmann, S./Prediger, S. (2007). Praxis der Mathematik in der Schule 49, S. 17)
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Erk<strong>und</strong>en/offene Aufgaben<br />
Gestufte Strategien beim Erk<strong>und</strong>en:<br />
• Überprüfe, ob alle Fälle gef<strong>und</strong>en wurden<br />
• Allgemeine Bedingungen formulieren<br />
• Spezialfälle untersuchen<br />
• Verschiedene Beispiele auf Gemeinsamkeiten <strong>und</strong><br />
Unterschiede vergleichen<br />
• Beispiele untersuchen (zeichnerisch oder numerisch)<br />
• Experiment durchführen<br />
(Hußmann, S./Prediger, S. (2007). Praxis der Mathematik in der Schule 49)
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Differenzierende Impulse für offene Aufgaben<br />
• Wie kannst Du Dir sicher sein, dass Du<br />
alle Möglichkeiten gef<strong>und</strong>en hast?<br />
• Suche alle Möglichkeiten<br />
• Suche mehrere Möglichkeiten<br />
• Suche eine Möglichkeit<br />
(Hußmann, S./Prediger, S. (2007). Praxis der Mathematik in der Schule 49)
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Filmbeispiel Schweiz
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Diagnose <strong>und</strong> Beurteilung<br />
• Diagnostische Beurteilung<br />
+ Möglichkeit der Fremd- <strong>und</strong> Selbsteinschätzung<br />
• Formative Beurteilung<br />
+ Möglichkeit der Fremd- <strong>und</strong> Selbsteinschätzung<br />
• Summative Beurteilung<br />
+ Möglichkeit der Fremd- <strong>und</strong> Selbsteinschätzung
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Kooperatives Lernen<br />
• Partnerarbeit <strong>und</strong> Gruppenarbeit<br />
• Methodische Kleinformen (z.B. Think-Pair-Share)<br />
• Homogene- <strong>und</strong> heterogene Gruppen<br />
• Basisgruppen, Lerngruppen, Lernpartnerschaften<br />
• Gruppenpuzzle/Expertenkarussell<br />
• Strategiekonferenzen<br />
•…
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Weitere methodische Möglichkeiten:<br />
• Lernzirkel/Stationenarbeit<br />
• Fallstudien<br />
• Projekte<br />
• SOL<br />
• Präsentationen<br />
• GFS<br />
• E-Learning bzw. Blended-Learning<br />
• …
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Aber auch:<br />
• Mischung der Sozialformen im Unterricht<br />
(Plenumsunterricht/Gruppenarbeit)<br />
• Motivierende, herausfordernde<br />
Unterrichtsgespräche / Lehrerfragen <strong>und</strong> -<br />
rückmeldungen<br />
• Drill & Practice<br />
• …
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Fazit:<br />
<strong>Individualisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Differenzierung</strong> ist mehr als die<br />
Einführung weiterer Methoden <strong>und</strong> Niveau<br />
differenzierender Aufgaben – es bedeutet eine andere<br />
Lernkultur, in der die Heterogenität unserer Schüler als<br />
Chance <strong>und</strong> Bereicherung begriffen wird. Viel eher als um<br />
Methoden, geht es um eine veränderte Einstellung <strong>und</strong><br />
Haltung von uns Lehrer/innen unseren unterschiedlichen<br />
Schülern gegenüber.<br />
Angela Kräft
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Literatur<br />
Höhman, K./Kopp, R./Schäfers, H. et al. (2009). Lernen über Grenzen - Auf dem Weg zu einer<br />
Lernkultur, die vom Individuum ausgeht. Verlag Barbara Budrich, Opladen & Farming Hills.<br />
Kuty, Margitta (2009). „Innere <strong>Differenzierung</strong>“ <strong>und</strong> „<strong>Individualisierung</strong>“. www.praxisfremdsprachenunterricht.de.<br />
Stand: 15.03.2010<br />
Hußmann, S./Prediger, S. (2007). Mit Unterschieden rechnen – Differenzieren <strong>und</strong> Individualisieren.<br />
Praxis der Mathematik in der Schule 49.<br />
Von der Groeben, Annemarie (2008). Verschiedenheit nutzen – Besser lernen in heterogenen<br />
Gruppen. Verlag Cornelsen Scriptor, Berlin.<br />
Windischbauer, E. (2009). <strong>Individualisierung</strong>/ <strong>Differenzierung</strong>/<br />
Personalisierung:www.bo.salzburg.at/.../090511_Indiviualisierung_Begriffe_Windbauer_Arbeistspap<br />
ier.doc. Stand: 15.03.2010