Eventmagazin - Bonnticket
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Renoir<br />
liche Anmutung vieler Szenen noch<br />
mehr aus der Wirklichkeit reißen. Seine<br />
sehr persönliche, mitunter fast<br />
schon weinerliche Sicht wird zur Abrechnung<br />
mit den politischen Visionen<br />
der 68er, denen er allerdings als Gegenentwurf<br />
nur ein romantisch verklärtes<br />
Plädoyer für die traditionelle Ehe<br />
entgegensetzen kann. -nr<br />
RenoiR<br />
F 2012, R: Gilles Bourdos<br />
d: Michel Bouquet, Christa theret<br />
Start: 14.2., Cinenova, Odeon, Weisshaus<br />
drama Im Jahr 1915 residiert der in<br />
die Jahre gekommene Malerfürst Auguste<br />
Renoir auf seinem Anwesen an<br />
der Côte d’Azur. Von den Schrecken<br />
des Ersten Weltkriegs will der Verfechter<br />
des Schönen nichts wissen.<br />
Ihm reicht es schon, dass seine zwei<br />
älteren Söhne an den Fronten kämpfen.<br />
Lieber kümmert sich der frisch<br />
verwitwete Greis um sein neues Model<br />
Andrée. Das junge rothaarige<br />
Mädchen stammt aus der Gegend und<br />
ist fest entschlossen, als Schauspielerin<br />
ihr Glück zu machen. Während<br />
ihre selbstbewusst zu Markte getragene<br />
Freizügigkeit und Lebenslust dem<br />
Maler gefällt und ihn inspiriert, fühlt<br />
sich sein Sohn Jean, der auf Krücken<br />
zum Genesungsurlaub aus dem Krieg<br />
zurückkehrt, provoziert. Gleichwohl<br />
verliebt er sich ebenso in den schönen<br />
Wildfang wie sein Vater. Der ungleiche<br />
Wettstreit endet rasch zugunsten<br />
des Jüngeren, denn die Tage von Augustes<br />
amourösen Ausschweifungen<br />
sind vorüber. Umso intensiver und<br />
zärtlicher scheint er den Zauber des<br />
Mädchens in seinen Bildern einfangen<br />
zu wollen. Fieberhaft malt er sein Model,<br />
immer gegen die tückische Arthritis<br />
ankämpfend, die seine Hände<br />
zunehmend befällt. Die malerisch<br />
schöne Mittelmeerküste und mittendrin<br />
in sonnengefluteten Szenarien<br />
eine nackte Schönheit. Mitunter sieht<br />
es so aus, als ob die Regie ganz auf<br />
diese atmosphärisch verzauberten<br />
Sommerstimmungen setzt und darüber<br />
vor lauter ästhetischer Erotik die<br />
Geschichte aus dem Blickfeld verliert.<br />
So richtig kommt die Dreiecksgeschichte<br />
zwischen Kunst, Familie und<br />
Liebe nicht in Fahrt. -ic<br />
SiGhtSeeRS<br />
GB 2012, R: Ben Wheatley; d: alice<br />
lowe, Steve oram, eileen davis<br />
Start: 28.2., Cinenova<br />
komödie Tina verlässt ihr kleinbürgerliches<br />
Zuhause, um im Alter von 34<br />
endlich mal an der Seite ihres neuen<br />
Freundes Chris etwas von der Welt zu<br />
sehen. Die beschränkt sich auf das beschauliche<br />
Yorkshire, das die beiden<br />
Frischverliebten in einem Wohnwagen<br />
erkunden. Entlang der Route kommt es<br />
zu einer Reihe tödlicher Unfälle, bis<br />
Tina entdeckt, dass hinter den Todesfällen<br />
kein anderer steckt als ihr kauziger<br />
Liebhaber. Chris hat die Angewohnheit,<br />
mit Mitmenschen, die ihm<br />
Ärger bereiten, kurzen Prozess zu machen.<br />
Und den angeblichen Schriftsteller<br />
ärgert vieles. So muss ein Mann, der<br />
achtlos seinen Müll liegen lässt, ebenso<br />
dran glauben wie ein Wanderer, der<br />
sich darüber beschwert, dass Tinas<br />
Terrier sein Häufchen an einem örtlichen<br />
Denkmal hinterlässt. Tina, selbst<br />
kaum weniger komplexbeladen als ihr<br />
psychopathischer Freund, mausert sich<br />
im Nu zur Mordkomplizin. „Natural<br />
Born Killers“ meets „Shaun of the<br />
Dead“. Schrullig und schwarzhumorig<br />
splattert sich das kleinbürgerliche Killerkommando<br />
durch die Landschaft.<br />
Dabei dient ihm sein rollendes Zuhause,<br />
eingerichtet nach allen Regeln „britischer<br />
Gemütlichkeit“, als Basislager<br />
für neue Bluttaten. Der Film hält nicht<br />
durchgehend ein Tempo und gewinnt<br />
nach einer gewissen Durststrecke erst<br />
gegen Ende wieder an Fahrt. Aber: Soziopathische<br />
Serienkiller auf Campingurlaub<br />
– für solche Plotideen muss man<br />
die Briten einfach mögen. -nr<br />
VeRGiSS Mein niCht<br />
d 2012, R: david Sieveking<br />
Start: 31.1., Filmpalette, Odeon<br />
doku Im fünften Jahr der Demenz-<br />
Krankheit seiner Mutter Gretel reist<br />
der Dokumentarfilmer David Sieveking<br />
(„David Wants to Fly“) ins<br />
heimische Bad Homburg, um sich für<br />
ein paar Wochen um sie zu kümmern.<br />
Sein Vater Malte, ein pensionierter<br />
Mathematiker, ist sichtlich erschöpft<br />
und nimmt für einen Urlaub in der<br />
Schweiz eine Auszeit. Der im Umgang<br />
mit der Alzheimerkranken uner-<br />
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