PR-Profi Roman Salzmann - comexperts AG
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Werbung<br />
in der Krise ?<br />
Wegen der Wirtschaftskrise sahen sich 2009 viele Unternehmen gezwungen, ihre Wer-<br />
beausgaben zu kürzen. Damit steigt der Kostendruck in der Werbebranche weiter,<br />
einige Agenturen werden gar in ihrer Existenz bedroht. Um in Zukunft bestehen zu kön-<br />
nen, müssen sich Werbeagenturen an neue Marktgegebenheiten anpassen. Das meint<br />
<strong>Roman</strong> <strong>Salzmann</strong>, <strong>PR</strong>-Berater und Mitglied der Geschäftsleitung bei Koch Kommunikation<br />
in Frauenfeld. Ein Interview über die Veränderungen in der Kommunikationswelt.<br />
interview & bilder: Marcel Debrunner<br />
Der Kommunikationsprofi<br />
<strong>Roman</strong> <strong>Salzmann</strong> kennt die Anfor-<br />
derungen, welche die Kundschaft an<br />
eine moderne Werbeagentur stellt.<br />
Herr salzmann, wie sieht die Auftrags-<br />
lage in ihrer Agentur momentan aus?<br />
Bei uns ist die Auftragslage nach wie<br />
vor auf einem sehr hohen Niveau<br />
und das wird voraussichtlich noch<br />
einige Monate so bleiben. Zwar spü-<br />
ren auch wir seit September einen<br />
minimalen Rückgang bei den Auf-<br />
trägen, wir werden die Anfang des<br />
Jahres gesteckten Umsatzziele aber<br />
ohne grössere Probleme erreichen.<br />
Worauf führen sie das zurück?<br />
Ein Teil unseres Erfolgsrezepts ist si-<br />
cher, dass wir in drei Bereichen der<br />
Kommunikation tätig sind: eMedi-<br />
en, Marketing/Werbung und Pub-<br />
lic Relations. Zusätzlich haben wir<br />
ein breites Kundensegment, das sich<br />
hauptsächlich aus KMU der ver-<br />
schiedensten Branchen zusammen-<br />
setzt. Damit sind wir konjunkturell<br />
relativ solide abgestützt.<br />
und wie schätzen sie die allgemeine si-<br />
tuation in der Werbebranche ein?<br />
Eigentlich nicht so rosig. Vor allem<br />
einseitig ausgelegte Agenturen, die<br />
nur auf einen Bereich der Kommu-<br />
nikation spezialisiert sind, haben<br />
grosse Mühe. Es musste aber auch<br />
Federn lassen, wer hauptsächlich<br />
grosse Kunden hat. Und auch Agen-<br />
turen, die viele Hierarchiestufen und<br />
damit viel Personal haben, sind am
kämpfen. Diese müssen die Produk-<br />
tivität enorm steigern, um keine ro-<br />
ten Zahlen zu schreiben.<br />
Was muss eine Agentur dem Kunden<br />
heute bieten, um ein attraktiver Part-<br />
ner zu sein?<br />
Das Zauberwort heisst «crossme-<br />
dial». Die Agentur als Full-Service-<br />
Partner wird sich als Zukunfts-<br />
modell durchsetzen, davon bin ich<br />
überzeugt. Das heisst konkret, alle<br />
Disziplinen der integrierten Kom-<br />
munikation – eMedien, Marketing/<br />
Werbung und <strong>PR</strong> – müssen ange-<br />
boten und aufeinander abgestimmt<br />
werden. Das macht eine Agentur<br />
einerseits zwar teurer, da der nöti-<br />
ge Personalaufwand grösser ist und<br />
klare Strukturen gegeben sein müs-<br />
sen. Andererseits kann dem Kunden<br />
«Die Agentur als Full-<br />
Service-Partner wird<br />
sich als Zukunfts-<br />
modell durchsetzen»<br />
aber alles aus einer Hand geboten<br />
werden: Text, Grafik, Umsetzung<br />
im Internet – alles mit einer einzigen<br />
Agentur als Ansprechpartner. Eine<br />
reine Grafik-Agentur zum Beispiel<br />
kann keine professionellen Texte<br />
bieten. Und ein <strong>PR</strong>-Berater muss zur<br />
Umsetzung seiner Massnahmen ex-<br />
terne Partner beiziehen. Die «cross-<br />
mediale» Agentur hingegen kann<br />
leicht das interne Know-how zwi-<br />
schen den Bereichen austauschen.<br />
Das schafft Mehrwert für den Kun-<br />
den und ist schlussendlich entschei-<br />
dend für den Erfolg der Agentur.<br />
Wie hat sich die Kommunikations-<br />
welt und die Ansprüche der Kunden<br />
ihrer Meinung nach in den letzten Jah-<br />
ren verändert?<br />
Die Ansprüche der Kunden sind mit<br />
der Professionalisierung von Wer-<br />
bung und <strong>PR</strong> zwangsläufig gestie-<br />
gen – der Appetit kommt beim Es-<br />
sen, könnte man sagen. In unserer<br />
Agentur merkt man das jedenfalls.<br />
Natürlich, einige Kunden sind schon<br />
mit wenig zufrieden. Doch allge-<br />
mein würde das, was wir vor vier<br />
Jahren gemacht haben, aus heuti-<br />
ger Sicht qualitativ nicht mehr ge-<br />
nügen. Darum ist es auch hier wie-<br />
der ein Vorteil, wenn man Synergien<br />
nutzen und dem Kunden alles aus ei-<br />
ner Hand bieten kann. Mit den stei-<br />
genden Ansprüchen des Kunden er-<br />
höhen sich aber auch die Kosten der<br />
Agentur. Und der Kunde muss bereit<br />
sein, diese Mehrkosten zu bezahlen.<br />
Das setzt letztlich ein gegenseitiges<br />
Vertrauensverhältnis voraus, das<br />
heute entscheidend ist. Nur wenn<br />
sich beide Partner aufeinander ver-<br />
lassen können, ist eine Zusammen-<br />
arbeit langfristig erfolgreich.<br />
sie haben die Qualität der Werbung an-<br />
gesprochen. Wie wichtig ist diese wäh-<br />
rend wirtschaftlich schlechten Zeiten?<br />
Mehr Geld auszugeben bedeutet<br />
Vor seiner Tätgikeit als <strong>PR</strong>-Bera-<br />
ter war <strong>Roman</strong> <strong>Salzmann</strong> Journalist,<br />
danach wechselte er die Seiten<br />
und wurde Kommunikations-Chef<br />
bei der Bühler <strong>AG</strong> in Uzwil.<br />
nicht zwangsläufig, bessere Werbung<br />
zu erhalten. Vor allem Grossunter-<br />
nehmen, die bisher enorme Summen<br />
in die Werbung investiert haben,<br />
«Das Budget darf nicht<br />
merken das jetzt. Sie beginnen, ihre<br />
Strategie zu ändern und die Wer-<br />
bung zu optimieren. Und da spielt<br />
die Qualität eine zentrale Rolle. Bei-<br />
spiel Migros: das Werbebudget wur-<br />
de massiv gekürzt und neu evaluiert.<br />
Alles mit dem Ziel, weniger auszu-<br />
geben, dafür aber bessere Werbung<br />
zu erhalten.<br />
Wird dabei nicht an der falschen stel-<br />
le gespart?<br />
über allem stehen.<br />
Qualität hat nach wie<br />
vor ihren Preis»<br />
Natürlich darf das Budget nicht über<br />
allem stehen. Wie gesagt, Qualität<br />
hat nach wie vor ihren Preis. Aber<br />
besonders kleinere Unternehmen, die<br />
mehr aufs Geld achten müssen, ver-<br />
suchen oft, am falschen Ort zu spa-<br />
ren. Da wird zum Beispiel weniger<br />
in die Qualitätssicherung investiert<br />
oder gewisse Aufgaben werden in<br />
Eigenleistung erledigt, wie etwa das
Texten. Das erachte ich als kontra-<br />
produktiv. Denn schlussendlich er-<br />
gibt das etwa eine grafisch anspre-<br />
chende Broschüre, die aber inhaltlich<br />
vor Fehlern nur so strotzt.<br />
Wie sieht die Werbewelt von Mor-<br />
gen aus? Welche Kanäle gewinnen an<br />
bedeutung?<br />
Die Zukunft ist, wie schon anfangs<br />
erwähnt, crossmedial. Der Stellen-<br />
wert von Internet und elektronischer<br />
Kommunikation wird sehr stark an<br />
Bedeutung gewinnen und anteils-<br />
mässig wachsen – in einer guten<br />
Kombination mit klassischer Wer-<br />
bung und <strong>PR</strong> im Marketing-Mix.<br />
in der Vergangenheit waren sie als Jour-<br />
nalist und später als Kommunikations-<br />
Chef bei der bühler Ag uzwil tätig. damit<br />
kennen sie die Firmenkommunikation von<br />
zwei seiten. in wieweit ist ihnen das heu-<br />
te als Pr-berater von nutzen?<br />
Ich weiss aus meiner eigenen Erfah-<br />
rung, was Journalisten wollen und<br />
was man ihnen bieten muss, um<br />
ernst genommen zu werden. Nicht<br />
jede Kleinigkeit ist es wert, als Me-<br />
dienmitteilung kommuniziert zu<br />
werden. Gesucht wird das Speziel-<br />
le, das auch inhaltlich zum jeweili-<br />
gen Medium passt. Zudem versuche<br />
ich, die Beziehungen zu den Me-<br />
dienschaffenden auf eine persönli-<br />
che Ebene zu bringen, um damit ein<br />
Vertrauensverhältnis zu schaffen.<br />
Denn leider gibt es auf beiden Seiten<br />
immer noch Hardliner, die in der an-<br />
deren Seite ein Feindbild sehen. Zu-<br />
gegeben, auch ich habe mich damals,<br />
als ich zu der Bühler <strong>AG</strong> und damit<br />
die Seiten gewechselt habe, ein we-<br />
nig als Verräter gefühlt. Doch bereut<br />
habe ich diesen Schritt nie, im Ge-<br />
genteil. Denn in meiner heutigen Tä-<br />
tigkeit im <strong>PR</strong>-Business sind diese Er-<br />
fahrungen viel wert.