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2011 Juli/August I Ausgabe 4 I www.<strong>controller</strong>magazin.<strong>de</strong> Zugleich Mitglie<strong>de</strong>rzeitschrift <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins<br />

B 12688 I 36. Jg I EUR 24,80 I ISSN 1616-0495<br />

CONTROLLER®<br />

Arbeitsergebnisse aus <strong>de</strong>r Controller-Praxis<br />

Controller Rolle<br />

Green Controlling<br />

Komplexität<br />

Open Innovation<br />

Themen im Focus<br />

Firmenkun<strong>de</strong>nkredit<br />

Strategieentwicklung<br />

Corporate Happiness


Mobileco<strong>de</strong><br />

Überblick behalten!<br />

Fin<strong>de</strong>n Sie die Software, die zu Ihnen passt.<br />

Ganz einfach, Tag und Nacht, das ganze Jahr.<br />

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Editorial<br />

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />

dieses Editorial entstand nach <strong>de</strong>m Controller Congress im Mai 2011, am<br />

Ran<strong>de</strong> eines Seminars in Feldafing, in englischer Sprache, mit Teilnehmern<br />

aus 14 Nationen, von Kanada über China bis Australien. Es ist immer<br />

wie<strong>de</strong>r aufs Neue spannend, zu erleben, wie solch heterogen zusammengesetzte<br />

Gruppen erfolgreich arbeiten.<br />

Aktuell geht es mit <strong>de</strong>r Wirtschaft rasant aufwärts. Auf einem globalen<br />

Markt kann man nur mithalten, wenn die Leistung stimmt. Das erfor<strong>de</strong>rt<br />

Fleiß und Kreativität in hohem Maße.<br />

Diversity (Diversität) = Vielfalt<br />

Herr Werner Katzengruber sprach im Schlussvortrag <strong>de</strong>s Congresses<br />

auch darüber, unterschiedliche Menschen als Team zu führen. In <strong>de</strong>r<br />

selben Woche, am Samstag, war ich daran erinnert, als Diplom-Psychologe<br />

Dr. Fritz Heil anmerkte, dass Grün<strong>de</strong>rfirmen oft scheitern, wenn Mitarbeiten<strong>de</strong><br />

nach <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r Selbstähnlichkeit ausgewählt wor<strong>de</strong>n<br />

sind und Vielfalt von Meinungen nicht vorkommt.<br />

Kreativität ensteht dort, wo wir uns auf Neues einlassen, an<strong>de</strong>ren Sichtweisen<br />

begegnen, ausprobieren und experimentieren. Manche Firmen erreichen<br />

eine Größe, die es ihnen ermöglicht, als Kostenführer zu bestehen.<br />

Doch auch Größe schützt nicht dauerhaft vor Konkurrenz. Herbert<br />

Bollinger, CEO <strong>de</strong>r Migros-Gruppe, Zürich, schil<strong>de</strong>rte eindrucksvoll, wie<br />

eine große Firma es kleinen kreativen Töchtern ermöglicht, Innovationen<br />

umzusetzen, in<strong>de</strong>m sie diese mit Ressourcen ausstattet und ihnen trotz<strong>de</strong>m<br />

sehr viel Freiraum lässt.<br />

Unterschie<strong>de</strong> lieben lernen<br />

Bei Zweierbeziehungen sagt man: „Unterschie<strong>de</strong> ziehen sich an”. Ich kenne<br />

auch <strong>de</strong>n Rat: „In <strong>de</strong>n großen Fragen wird man sich schon einig, bezüglich<br />

<strong>de</strong>r kleinen Dinge sollte man sich ähnlich sein”. Eine gesun<strong>de</strong> Mischung<br />

aus bei<strong>de</strong>m ist wohl sinnvoll. Routine macht das Leben leichter<br />

und effizienter, spart Energie und Nerven. Neues und Spannen<strong>de</strong>s entsteht<br />

abseits <strong>de</strong>r Trampelpfa<strong>de</strong>. Auch Streiten ist ein Teil <strong>de</strong>s Lebens<br />

und <strong>de</strong>r Weiterentwicklung, die eben auf unterschiedlichen und neuen<br />

Meinungen beruht.<br />

Konfliktlösung wird in heterogenen Gruppen nicht einfacher. Persönlichkeits-<br />

und Teamentwicklung gewinnen an Be<strong>de</strong>utung, <strong>de</strong>nn wir brauchen<br />

ein Rüstzeug, um in einem Umfeld glücklich und erfolgreich zu bestehen,<br />

das zukünftig durch Verän<strong>de</strong>rung in vielen Lebensbereichen geprägt<br />

sein wird. An<strong>de</strong>re Meinungen, I<strong>de</strong>en und Sichtweisen sind interessant,<br />

spannend, lehrreich, bringen manchmal mehr Arbeit, und bereichern.<br />

Neu beim CM: Online-Archiv in Vorbereitung<br />

Unseren Internet-Auftritt – www.<strong>controller</strong>magazin.<strong>de</strong> – haben Sie<br />

wahrscheinlich schon besucht. Dort fin<strong>de</strong>n Sie einzelne Beiträge aus <strong>de</strong>n<br />

aktuellen Ausgaben, ergänzen<strong>de</strong> Tools zum Download sowie die Thementafel<br />

zur Recherche von Beiträgen.<br />

Dieser Internet-Auftritt wird im November dieses Jahres erneuert und um<br />

eine echte Archiv-Funktion erweitert. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n einige Funktionen<br />

in einen geschlossenen Bereich verlagert, <strong>de</strong>r nur Abonnenten zur<br />

Verfügung steht. Wenn Sie diesen Bereich zukünftig nutzen möchten,<br />

sollten Sie Folgen<strong>de</strong>s beachten:<br />

• Wenn Sie das CM direkt beim Verlag beziehen, sollten Sie sich auf<br />

unserer Homepage registrieren und dabei auch Ihre Kun<strong>de</strong>nnummer<br />

hinterlegen.<br />

• Wenn Sie das CM als ICV-Mitglied beziehen, sollten Sie eine aktuelle<br />

E-Mail-Adresse in Ihren Mitglie<strong>de</strong>rdaten hinterlegt haben. Zu gegebener<br />

Zeit erhalten Sie dann eine personalisierte Nachricht, welche<br />

Ihnen in <strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>n Zugang ermöglicht.<br />

• Wenn Sie das CM über eine Buchhandlung beziehen, dann wen<strong>de</strong>n<br />

Sie sich bitte an diese – aber erst im November.<br />

Im nächsten Controller Magazin, das Anfang September erscheint, informieren<br />

wir Sie ausführlich über das neue Angebot und <strong>de</strong>n Zugangsprozess.<br />

Ich wünsche Ihnen nun gewinnen<strong>de</strong>s Lesen und erfolgreiche Arbeit<br />

Dr. Klaus Eiselmayer<br />

Herausgeber<br />

CM Juli / August 2011<br />

Dr. Klaus Eiselmayer<br />

Chefredakteur Controller Magazin,<br />

Verlag für ControllingWissen AG<br />

Trainer und Partner <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie AG<br />

k.eiselmayer@<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>


2<br />

Juli / August 2011<br />

Titelthema<br />

Aktuell<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Impressum<br />

ISSN 1616-0495 36. Jahrgang<br />

Herausgeber<br />

Dipl.-Ing. Dr. Klaus Eiselmayer, Vorstandsmitglied <strong>de</strong>s Verlags<br />

für ControllingWissen AG, Trainer und Aufsichtsratsmitglied<br />

<strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie AG, Gauting/München<br />

Die Zeitschrift ist Organ <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein<br />

eV, München; und berichtet auch aus <strong>de</strong>ssen Veranstaltungen.<br />

www.<strong>controller</strong>verein.com<br />

Redaktion<br />

Dr. Klaus Eiselmayer, k.eiselmayer@<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />

Mag. Gundula Wagenbrenner,<br />

gundula.wagenbrenner@vcw.<strong>de</strong><br />

Strategieentwicklung<br />

Seite 10<br />

Firmenkun<strong>de</strong>nkredit<br />

Seite 41<br />

Corporate Happiness<br />

Seite 80<br />

Fachbücher im Fokus<br />

Seite 93<br />

Inhalt<br />

Inserentenverzeichnis Anzeigen: CP Corporate Planning AG, 3 | Denzhorn, 7 | Prevero, 17 | FH Kufstein, 27 | CoPlanner, 35 | <strong>Haufe</strong>-Lexware, U2 | Maastricht University, U3 | Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie AG, U4 Stellenmarkt: Wir freuen uns auf Ihre Anzeige! Beilagen: Horvàrth & Partner | Aka<strong>de</strong>mie für int. Rechnungslegung | BARC | Risk Management | <strong>Haufe</strong>-Lexware<br />

Abonnenten-Service<br />

Silvia Fröhlich, silvia.froehlich@vcw.<strong>de</strong><br />

Magazingestaltung<br />

Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />

Abonnenten-Service, Redaktion und Magazingestaltung<br />

VCW AG, Münchner Straße 10, 82237 Wörthsee-Etterschlag,<br />

Tel 01805 91 31 24*, Fax 01805 91 31 74*<br />

*0,14€/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Verlagssitz<br />

VCW Verlag für ControllingWissen AG, Munzinger Str. 9,<br />

79111 Freiburg i. Br., <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Literaturforum<br />

Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Fachjournalist (DFJS),<br />

Beethovenstraße 275, 42655 Solingen, alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

Editorial 1<br />

Alfred Biel<br />

Interview mit Dr. rer. pol. h. c. Frank-J. Weise 4<br />

Markus Kottbauer<br />

Strategieerarbeitung in mittelständischen Unternehmen 10<br />

Johannes Isensee | Uwe Michel<br />

Green Controlling als (neue) Aufgabe für <strong>de</strong>n Controller? 18<br />

Jürgen Weber<br />

Business Partner 21<br />

Frank Lelke | Andreas Ollech<br />

Das Instrument <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung 22<br />

Bernd Koschitzki | Claudia Maron | Karsten Oehler | u. w.<br />

Systematische Auswahl von IT-Lösungen zur Planung – Teil 1 – 28<br />

Stefan Tönnissen<br />

Die planerische Behandlung von Leerkosten 36<br />

Jens Hielscher | Fabian Walther<br />

Der Firmenkun<strong>de</strong>nkredit aus Sicht <strong>de</strong>r Bank und <strong>de</strong>s Unternehmens 41<br />

Christoph Munck | Peter Schentler<br />

Finanz-Controlling: Strategische und operative Steuerung<br />

<strong>de</strong>r Liquidität 48<br />

Ralf Kesten<br />

Bewertung von Geschäftsbereichen mit Pensionszusagen 50<br />

Matthias Schmie<strong>de</strong>r<br />

Stand <strong>de</strong>s Benchmarking in Deutschland 59<br />

Online-Shop www.controllingwissen.<strong>de</strong><br />

Anzeigenverkauf<br />

Kathrin Sauer, Tel 0931 27 91 -541, Fax -477,<br />

kathrin.sauer@haufe-lexware.com<br />

Anzeigendisposition<br />

Christine Wolz, Tel 0931 27 91 -472, Fax -477,<br />

christine.wolz@haufe.<strong>de</strong><br />

Anzeigenleitung<br />

Bernd Junker, Tel 0931 27 91 -556, Fax -477,<br />

bernd.junker@haufe-lexware.com<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Im Kreuz 9,<br />

97076 Würzburg<br />

Konzept und Design | Titelgestaltung<br />

<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, Münchener Straße 45,<br />

82131 Gauting, www.<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong>


Internationaler Controller Verein<br />

Der Held wird im Dialog<br />

geboren<br />

Seite 103<br />

Volker Bilgram | Gregor Jawecki<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Projekten 60<br />

Josef Wüpping<br />

Renditekiller Komplexität 66<br />

Katharina Moltz<br />

Unerwünschte Effekte schnell aufspüren 72<br />

Frank Höning | Dirk Ol<strong>de</strong>rdissen | Oliver Rösch<br />

Aufbau einer Kostenträgerrechnung auf Basis <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls 75<br />

Oliver Haas | Norbert Heigl<br />

Corporate Happiness 80<br />

Stephan Christopher Abel | Peter Rötzel<br />

Organisationsentwicklung und Restrukturierung <strong>de</strong>s Controllings 88<br />

Dietmar Pascher´s<br />

Controllerrätsel 92<br />

Herstellung <strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, 82131 Gauting<br />

Druck Bosch-Druck GmbH, 84030 Ergolding, Tel 0871 76 05 - 0<br />

Erscheinungsweise<br />

6 Ausgaben pro Jahr: Jan., März, Mai, Juli, Sept., Nov.<br />

Bezugsgebühr pro Jahr im Abonnement € 148,80 plus € 9,90 Versand;<br />

im europäischen Ausland € 17,40;<br />

Einzelheft € 24,80 plus Versand; die Preise enthalten die USt.<br />

Sollte CM ohne Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verlags nicht ausgeliefert wer<strong>de</strong>n,<br />

besteht kein Ersatzanspruch gegen <strong>de</strong>n Verlag.<br />

Durch die Annahme eines Manuskriptes o<strong>de</strong>r Fotos erwirbt <strong>de</strong>r Ver lag<br />

das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung.<br />

Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

Bildnachweis Titel gettyimages<br />

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4<br />

Interview: Innovationen im Controlling <strong>de</strong>s öffentlichen Bereichs<br />

Innovationen im Controlling <strong>de</strong>s öffentlichen<br />

Bereichs – am Beispiel <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur<br />

für Arbeit (BA)<br />

Interview mit Dr. rer. pol. h. c. Frank-J. Weise<br />

von Alfred Biel<br />

Dieses Interview arbeitet die Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>s Controllings im öffentlichen Bereich he-<br />

r aus, anhand von Best-Practice-Lösungen <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit (BA). Es geht u. a.<br />

<strong>de</strong>r Frage nach, wie Controlling unter <strong>de</strong>m Einfluss<br />

<strong>de</strong>r Politik gestaltet wer<strong>de</strong>n und erfolgreich<br />

sein kann. Der Dialog beleuchtet die Rolle<br />

<strong>de</strong>s Controllers, z. B. in <strong>de</strong>r Funktion <strong>de</strong>s<br />

Verän<strong>de</strong>rers, und hinterfragt verschie<strong>de</strong>ne<br />

Spannungsverhältnisse.<br />

Biel: Vielen Dank, Herr Dr. Weise, dass Sie sich<br />

trotz Ihrer vielen Aufgaben und Termine Zeit für<br />

ein Interview im Controller Magazin nehmen.<br />

Dürfen unsere Leserinnen und Leser zu Beginn<br />

unseres Dialogs erfahren, an welchen Themen<br />

Sie zum Zeitpunkt unseres Interviews schwerpunktmäßig<br />

arbeiten? Welchen Themen widmen<br />

Sie sich hauptsächlich in diesem Jahr?<br />

Dr. Weise: Einer <strong>de</strong>r wesentlichen Schwerpunkte<br />

für das Jahr 2011 ist sicherlich die<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r Neuregelung <strong>de</strong>r Grundsicherung<br />

für Arbeitssuchen<strong>de</strong>, im Volksmund<br />

als Hartz IV bekannt. In diesem vom<br />

Gesetzgeber <strong>de</strong>finierten Prozess gibt es zahlreiche<br />

neue Aufgaben, neue Partner und somit<br />

viele Schnittstellen, die <strong>de</strong>finiert und bedient<br />

wer<strong>de</strong>n müssen. Viele Fragen sind noch<br />

offen und ungeklärt. Letztendlich ist unser<br />

großes Ziel, dass die Hilfebedürftigen möglichst<br />

nichts von <strong>de</strong>r Neuorganisation mitbekommen<br />

und vielmehr eine schnelle und gute<br />

Dienstleistung erhalten.<br />

Zum Zweiten gilt auch für die Bun<strong>de</strong>sagentur<br />

für Arbeit <strong>de</strong>r Konsolidierungskurs <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Haushalte. Eine große Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

für alle öffentlichen Großorganisationen. Ein<br />

dritter wesentlicher Punkt ist die von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung<br />

im Koalitionsvertrag festgelegte<br />

Reform von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten,<br />

<strong>de</strong>ren Umsetzung es vorzubereiten<br />

gilt. Inhaltlich wollen wir zu<strong>de</strong>m gemeinsam mit<br />

unseren Partnern <strong>de</strong>m Fachkräftemangel<br />

entgegenwirken, sowie <strong>de</strong>n Übergang von<br />

Schule zu Beruf für unsere Jugendlichen so erfolgreich<br />

wie möglich gestalten.<br />

Biel: Als Körperschaft <strong>de</strong>s Öffentlichen Rechts<br />

mit Selbstverwaltung führt die BA ihre Aufgaben,<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s für sie gelten<strong>de</strong>n Rechts,<br />

eigenverantwortlich durch. „Öffentlich” zielt zunächst<br />

auf die Trägerschaft bzw. auf die Eigentumsverhältnisse<br />

ab, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Vorstellung,<br />

dass über das Eigentum eine Instrumentalisierung<br />

im Sinn einer öffentlichen Aufgabenwahrnehmung<br />

erfolgt. Verstehen Sie Ihr


Haus als Leistungsverwaltung, öffentliches Unternehmen<br />

o<strong>de</strong>r eher als öffentlichen Aufgabenträger?<br />

Sind Sie noch eine „Behör<strong>de</strong>“ o<strong>de</strong>r<br />

schon ein Dienstleister?<br />

Dr. Weise: Wir sind ein öffentliches Unternehmen<br />

mit einem breiten Aufgabenspektrum. Von<br />

<strong>de</strong>r Vermittlung und Beratung, über die Berufsorientierung<br />

und Teilhabe von Rehabilitan<strong>de</strong>n<br />

am Arbeitsleben bis hin zur Gewährung von<br />

Geldleistungen. Daneben erfüllen wir auch wesentliche<br />

Aufgaben im Auftrag <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung,<br />

wie z. B. die Zahlung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>s<br />

über die Familienkasse. Behör<strong>de</strong> und Dienstleister<br />

schließen sich nicht aus. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r vielen Aufgaben und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Größe und Komplexität <strong>de</strong>r Organisation<br />

sind gute Strukturen und Prozessabläufe eine<br />

Grundlage für gute Ergebnisse.<br />

Biel: Wie verstehen und <strong>de</strong>finieren Sie die Zielsetzung<br />

Ihres Hauses vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r<br />

geschil<strong>de</strong>rten Aufgabenstellung und Struktur?<br />

Dr. Weise: Auch eine Behör<strong>de</strong> muss dienstleistungsorientiert<br />

<strong>de</strong>nken und sich am Kun<strong>de</strong>ninteresse<br />

ausrichten, wenn sie erfolgreich<br />

sein will. Unser Ziel ist es, „bester Dienstleister”<br />

auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt zu sein. Wir befin<strong>de</strong>n<br />

uns auf einem Weg von <strong>de</strong>r klassischen<br />

Behör<strong>de</strong> hin zu einem mo<strong>de</strong>rnen Dienstleister<br />

auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt.<br />

Biel: Die Diskussion über die öffentliche Verwaltung<br />

wird oft von <strong>de</strong>r Wahrnehmung bestimmt,<br />

dass die Art <strong>de</strong>r Führung und Steuerung<br />

im krassen Missverhältnis stehe zur gesellschaftlichen<br />

und volkswirtschaftlichen Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Verwaltung. Öffentliche<br />

Betriebswirtschaftslehre und New Public Management<br />

(NPM) und an<strong>de</strong>re Begriffe stehen<br />

seit etwa <strong>de</strong>n 1990er-Jahren intensiv in <strong>de</strong>r<br />

Diskussion und vermitteln vielfältige Impulse.<br />

Wie ordnen Sie unter <strong>de</strong>n Aspekten von BWL<br />

und Controlling global <strong>de</strong>n „betriebswirtschaftlichen<br />

Stand“ <strong>de</strong>r öffentlichen Verwaltung ein?<br />

Dr. Weise: Zunächst möchte ich auf einen wesentlichen<br />

Unterschied hinweisen: An<strong>de</strong>rs als<br />

bei privatwirtschaftlichen Unternehmen steht<br />

bei öffentlichen Institutionen kein Gewinnziel<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund. Vielmehr orientieren wir uns<br />

an einem gesetzlichen Auftrag. Wie dieser<br />

ausgestaltet ist, unterschei<strong>de</strong>t sich z. T. <strong>de</strong>utlich.<br />

Entsprechend lassen sich die Ziele und <strong>de</strong>ren<br />

Messung nur schwer miteinan<strong>de</strong>r vergleichen.<br />

Allen gemein ist jedoch, dass sie mit begrenzten<br />

finanziellen Ressourcen möglichst viel<br />

für <strong>de</strong>n Steuerzahler, <strong>de</strong>n Beitragszahler, <strong>de</strong>n<br />

Bürger erreichen sollen. So sind bei Aufstellung<br />

und Ausführung <strong>de</strong>s Haushaltsplans die Grundsätze<br />

von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit<br />

zu beachten, für alle finanzwirksamen Maßnahmen<br />

angemessene Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen<br />

durchzuführen und in geeigneten Bereichen<br />

eine Kosten- und Leistungsrechnung<br />

einzuführen.<br />

Biel: Bleibt bei <strong>de</strong>r von Ihnen skizzierten Ausgangslage<br />

noch Raum für betriebswirtschaftliche<br />

Denkmuster?<br />

Dr. Weise: Ja, schon. Betriebswirtschaftliche<br />

Denkmuster sind auch formal für öffentliche Institutionen<br />

vorgegeben. In <strong>de</strong>r Ausgestaltung<br />

muss in je<strong>de</strong>r Behör<strong>de</strong> individuell geprüft wer<strong>de</strong>n,<br />

welche betriebswirtschaftlichen Instrumente<br />

in welchen Bereichen geeignet sind.<br />

Bspw. arbeiten Einkauf und Immobilienmanagement<br />

<strong>de</strong>r BA vergleichbar wie in privatwirtschaftlichen<br />

Unternehmen. Die Wirtschaftlichkeit<br />

einer Dienstleistung wie Vermittlung und<br />

Beratung von Arbeitslosen hingegen lässt sich<br />

ungleich schwerer beziffern, da auch Aspekte<br />

eine Rolle spielen, die schwer messbar sind wie<br />

z. B. Beratungsleistungen.<br />

Biel: Der Bun<strong>de</strong>srechnungshof prüft die Haushalts-<br />

und Wirtschaftsführung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s und<br />

seiner „Ämter“. Kann diese oberste Bun<strong>de</strong>sbehör<strong>de</strong><br />

auch nach betriebswirtschaftlichen Prinzipien<br />

prüfen und bewerten?<br />

Dr. Weise: Gegenstand seiner Prüfungen sind<br />

die jährlichen Einnahmen und Ausgaben, die<br />

Rahmen sind Gesetze. Als Controller wissen<br />

wir, dass ein Unternehmen aber nicht nur nach<br />

Einnahmen und Ausgaben und Gesetzen gesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Insofern wäre wünschenswert,<br />

dass in die Prüfungsverfahren <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>srechnungshofes verstärkt betriebswirtschaftliche<br />

Aspekte einfließen.<br />

Biel: Wie schätzen Sie alles in allem <strong>de</strong>n betriebswirtschaftlichen<br />

Stand im öffentlichen<br />

Bereich ein?<br />

CM Juli / August 2011<br />

Dr. Weise: Insgesamt halte ich <strong>de</strong>n betriebswirtschaftlichen<br />

Stand in <strong>de</strong>r öffentlichen Verwaltung<br />

noch für sehr unterschiedlich, was an<br />

<strong>de</strong>n heterogenen Zielsetzungen liegt, die stets<br />

eine sehr individuelle Lösung erfor<strong>de</strong>rn. Gleichzeitig<br />

nehme ich jedoch wahr, dass die Zeiten<br />

einer rein inputorientierten Steuerung vorbei<br />

sind. Es bleiben aber noch viele Potenziale in<br />

<strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen Steuerung zu<br />

erschließen. Daher besteht ein reger Austausch<br />

zwischen <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n, um voneinan<strong>de</strong>r gute<br />

Praktiken zu lernen. Der Arbeitskreis Steuerung<br />

und Controlling, in <strong>de</strong>m die BA mit zahlreichen<br />

weiteren Behör<strong>de</strong>n vertreten ist, ist nur ein Beispiel<br />

hierfür.<br />

Biel: Und wenn Sie einen internationalen Vergleich<br />

ziehen?<br />

Dr. Weise: Wenn ich die <strong>de</strong>utsche Landschaft<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Unternehmen im internationalen<br />

Vergleich betrachte, glaube ich, wir sind<br />

doch schon sehr weit.<br />

Biel: Reformen <strong>de</strong>r öffentlichen Verwaltung<br />

wer<strong>de</strong>n seit Langem gefor<strong>de</strong>rt und in gewissem<br />

Umfange auch umgesetzt. Das „Neue Steuerungsmo<strong>de</strong>ll“<br />

ist zum Schlagwort gewor<strong>de</strong>n.<br />

Wesentliche Elemente dieses Ansatzes sind<br />

u.a. Dezentralisierung, Einheit von Fach- und<br />

Ressourcenkompetenz, mo<strong>de</strong>rne Budgetierung,<br />

Einführung von Kosten und Leistungsrechnungen<br />

sowie ein mo<strong>de</strong>rnes Controlling,<br />

mo<strong>de</strong>rnes Personalmanagement usw., um<br />

einige Aspekte zu nennen. Wieweit lassen sich<br />

diese klassischen betriebswirtschaftlichen<br />

Konzepte in ein Umfeld übertragen, das durch<br />

politische Einflussnahme, breite Öffentlichkeit<br />

und Interessenvielfalt gekennzeichnet ist?<br />

Dr. Weise: Das ist eine große Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

in <strong>de</strong>r Tat. Die Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />

hat <strong>de</strong>n großen Vorteil, eine selbstverwaltete<br />

Körperschaft <strong>de</strong>s öffentlichen Rechts zu sein.<br />

Somit entschei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Vorstand im Einvernehmen<br />

mit <strong>de</strong>m Verwaltungsrat – bestehend aus<br />

Vertretern von Arbeitgebern, Arbeitnehmern<br />

und öffentlicher Hand – über die Strategie, die<br />

Geschäftspolitik und die Ziele <strong>de</strong>r BA. Diese leiten<br />

sich letztlich aus <strong>de</strong>m gesetzlichen Auftrag<br />

ab. Das BMAS (Bun<strong>de</strong>sministerium für Arbeit<br />

und Soziales) hat hier nur die Rechtsaufsicht. In<br />

dieser Konstellation gelingt es intern sehr wohl,<br />

5


6<br />

Interview: Innovationen im Controlling <strong>de</strong>s öffentlichen Bereichs<br />

betriebswirtschaftliche Konzepte zu implementieren.<br />

An<strong>de</strong>re öffentliche Unternehmen<br />

o<strong>de</strong>r auch Ministerien unterliegen wesentlich<br />

höherem Einfluss durch die Politik.<br />

Biel: Gibt es Organisationsformen, z. B. Projekte<br />

o<strong>de</strong>r Arbeitskreise, o<strong>de</strong>r bestimmte Mechanismen,<br />

die sich speziell <strong>de</strong>m „Controlling<br />

unter Politik“ widmen?<br />

Dr. Weise: Ja, auch hier sind wir auf einem guten<br />

Weg. Wir haben im Jahr 2009 einen Arbeitskreis<br />

„Controlling und Steuerung in öffentlichen<br />

Organisationen“ gebil<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>m wir uns<br />

für dieses Jahr genau das Thema „Steuerung<br />

und Controlling im Kontext <strong>de</strong>r politischen<br />

Einflussnahme” vorgenommen haben.<br />

Biel: Insgesamt habe sich <strong>de</strong>r eingeschlagene<br />

Reformweg <strong>de</strong>r BA bewährt, verlautet aus Ihrem<br />

Haus. Wie hat sich die Performance Ihrer<br />

Organisation verän<strong>de</strong>rt? Wo stehen Sie heute?<br />

Dr. Weise: Wir erkennen in allen Bereichen<br />

zum Teil <strong>de</strong>utliche Verbesserungen, auch wenn<br />

wir an einigen Stellen natürlich noch Potenziale<br />

sehen.<br />

Biel: Können Sie diese Aussage unseren Leserinnen<br />

und Lesern in Zahlen und messbare<br />

Größen umsetzen?<br />

Dr. Weise: Gerne, als Controller orientieren<br />

wir uns natürlich an Daten, Zahlen und Fakten.<br />

Heute verlassen beispielsweise die meisten<br />

Kun<strong>de</strong>n durchaus zufrie<strong>de</strong>n unsere Dienststellen.<br />

Wir führen auch regelmäßig Kun<strong>de</strong>nbefragungen<br />

durch. Im Arbeitnehmerbereich<br />

hat sich das Ergebnis im Schulnotenprinzip<br />

von 2,9 im Jahr 2006 auf aktuell 2,2 verbessert.<br />

Im gleichen Zeitraum haben wir rd.<br />

100 % mehr Stellen erfolgreich besetzt. Wir<br />

liegen nun bei gut einer halben Million Stellen<br />

jährlich. Unsere Marktdurchdringung ist <strong>de</strong>utlich<br />

besser gewor<strong>de</strong>n, wenn auch noch nicht<br />

optimal. O<strong>de</strong>r nehmen wir die Dauer <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit.<br />

Diese hat sich seit 2006 um<br />

über zehn Prozent reduziert. Gut für die Menschen<br />

selbst und gut für die Beitragszahler,<br />

die mit je<strong>de</strong>m Tag weniger Arbeitslosigkeit<br />

<strong>de</strong>utlich entlastet wer<strong>de</strong>n. Nicht zuletzt <strong>de</strong>shalb<br />

sind wir die einzige Sozialversicherung in<br />

Deutschland, die im Jahr <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise<br />

ihr operatives Minus durch eigene Rücklagen<br />

<strong>de</strong>cken konnte.<br />

Biel: Dann verfolgen Sie sicher auch weitergehen<strong>de</strong><br />

Zielsetzungen.<br />

Dr. Weise: Selbstverständlich, wir verfolgen<br />

ambitionierte Ziele. So hat sich die BA im Zuge<br />

einer selbst auferlegten Mittelfristplanung noch<br />

eine <strong>de</strong>utliche Steigerung bei <strong>de</strong>n relevanten<br />

Indikatoren – vor allem im Bereich <strong>de</strong>r Job-to-<br />

Job-Vermittlung – auf die Fahne geschrieben.<br />

Hier wollen und müssen wir die Potenziale noch<br />

heben.<br />

Biel: Spar-, Kürzungs- und Kostensenkungsdiskussionen<br />

prägen zunehmend <strong>de</strong>n Diskurs<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Verwaltung. Gleichzeitig nehmen<br />

Aufgaben und gesellschaftliche Erwartungen<br />

eher zu. Leistungen können oft nicht<br />

Autoren<br />

Fachjournalist (DFJS) Dipl.-BW Alfred Biel<br />

betreut das Literaturforum im Controller Magazin und arbeitet<br />

als Rezensent, Autor, Interviewer und Mo<strong>de</strong>rator für verschie<strong>de</strong>ne<br />

Medien im In- und Ausland. Er ist Leiten<strong>de</strong>r Fachredakteur<br />

im Internationalen Controller Verein e.V. (ICV) und Mo<strong>de</strong>rator im<br />

Deutschen Fachjournalisten Verband e.V. (DFJV).<br />

E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

über „mehr Geld“, son<strong>de</strong>rn nur noch über kreative<br />

und intelligente I<strong>de</strong>en sichergestellt und<br />

ausgeweitet wer<strong>de</strong>n. Sie haben als BA-Chef zu<br />

Beginn <strong>de</strong>s Jahres 2011 angekündigt, „trotz 2<br />

Milliar<strong>de</strong>n Einsparung wer<strong>de</strong>n wir Mütter,<br />

Schulabgänger und die Qualifizierung von Arbeitslosen<br />

weiter för<strong>de</strong>rn”. Welches Konzept<br />

steht hinter diesem Vorhaben?<br />

Dr. Weise: Die Einsparfor<strong>de</strong>rungen und daraus<br />

resultieren<strong>de</strong>n Aktivitäten dürfen sich nicht bei<br />

unseren Kun<strong>de</strong>n bemerkbar machen. Vielmehr<br />

muss es <strong>de</strong>r BA gelingen, Einsparpotenziale<br />

durch eine verbesserte Wirkung am Ar-<br />

beitsmarkt und durch verbesserte interne<br />

Prozesse zu generieren. Daher hat sich die<br />

BA bis 2012 eine ambitionierte Mittelfristplanung<br />

auferlegt, die zum einen auf eine beim<br />

Kun<strong>de</strong>n spürbare Wirkungssteigerung abzielt,<br />

zum an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>n Weg in Richtung eines ausgeglichenen<br />

Einnahmen-Ausgaben-Saldos im<br />

Haushalt einschlägt. Intern soll dabei auch ein<br />

systematisches Qualitätsmanagement unterstützen.<br />

Biel: Was be<strong>de</strong>utet dies für Ihre Kun<strong>de</strong>n bzw.<br />

für die Ihnen anvertrauten Menschen konkret<br />

und praktisch?<br />

Dr. Weise: Die uns anvertrauten Menschen<br />

sehen wir tatsächlich als Kun<strong>de</strong>n und gehen<br />

mit ihnen auch in dieser Weise um – und nicht<br />

etwa als anonyme Nummer einer Behör<strong>de</strong>. Es<br />

wird zunächst anhand einer Stärken- und Po-<br />

Dr. rer. pol. h.c. Frank-J. Weise<br />

ist Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />

(BA) und Mitglied <strong>de</strong>s Kuratoriums <strong>de</strong>s Internationalen Controller<br />

Vereins (ICV).<br />

tenzialanalyse eine Standortbestimmung <strong>de</strong>s<br />

Kun<strong>de</strong>n vorgenommen, dann gemeinsam ein<br />

Ziel festgelegt, und dann eine Handlungsstrategie<br />

zur Erreichung dieses Ziels erarbeitet. Der<br />

Kun<strong>de</strong> wird bei <strong>de</strong>r Umsetzung intensiv begleitet<br />

und spürt daher von Einsparaktivitäten<br />

nichts. Insofern stellen wir <strong>de</strong>n Menschen, seine<br />

Situation und seine Bedürfnisse in <strong>de</strong>n Mittelpunkt.<br />

Biel: Sie vertreten und verkörpern auch mit Ihrem<br />

Engagement ein gewan<strong>de</strong>ltes Funktions-<br />

und Rollenverständnis von Staat und Verwaltung.<br />

Dazu zählt auch ein neues, mo<strong>de</strong>rnes


Erfolgsverständnis. Wie <strong>de</strong>finieren Sie <strong>de</strong>n Erfolg<br />

Ihres Hauses und ähnlicher öffentlicher Unternehmen?<br />

Dr. Weise: Auch hier gilt: Erfolg im öffentlichen<br />

Bereich <strong>de</strong>finiert sich, an<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>r Privatwirtschaft,<br />

nicht primär über Gewinnziele, son<strong>de</strong>rn<br />

über die Erfüllung eines öffentlichen<br />

Auftrags. Das muss wirksam und effizient<br />

geschehen. Dieser Leitsatz gilt auch für das<br />

gesamte Zielsystem <strong>de</strong>r BA, das sich, je nach<br />

Aufgabenbereich, also beispielsweise Arbeitslosenversicherung,<br />

Grundsicherung, berufliche<br />

Rehabilitation, unterschei<strong>de</strong>t.<br />

Biel: Können Sie uns ein konkretes Beispiel geben<br />

für die Erfüllung eines öffentlichen Auftrages?<br />

Dr. Weise: Nehmen wir das Beispiel Arbeitslosigkeit.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Arbeitslosenversicherung<br />

bspw. misst die BA ihren Erfolg daran, ob<br />

es gelingt, Arbeitslosigkeit zu vermei<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r<br />

ob bei Eintritt von Arbeitslosigkeit die Dauer<br />

möglichst kurz gehalten wer<strong>de</strong>n kann. Beim<br />

Einsatz von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten<br />

gilt es, diese nur dann einzusetzen,<br />

wenn eine daraus resultieren<strong>de</strong> Integration <strong>de</strong>s<br />

Kun<strong>de</strong>n wahrscheinlich ist.<br />

Biel: Bitte lassen Sie mich nachfragen. Nach<br />

mo<strong>de</strong>rnem betriebswirtschaftlichen Verständnis<br />

sind Unternehmen mehrdimensional zu<br />

steuern. Neben <strong>de</strong>r immer wichtigen Kostenorientierung<br />

müssen ebenfalls die Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r<br />

Markt angemessen im Fokus stehen. Sie haben<br />

bereits ange<strong>de</strong>utet, dass die Zeiten einer rein<br />

inputorientierten Steuerung vorbei seien. Lässt<br />

sich dieser mehrdimensionale Steuerungsansatz<br />

auch auf Ihr Haus übertragen?<br />

Dr. Weise: Ich bin Ihnen dankbar für diese Frage.<br />

Denn sie gibt mir Gelegenheit, unseren „dualen<br />

Steuerungsansatz“ zu betonen, nämlich<br />

Wirtschaftlichkeitsorientierung zu verknüpfen<br />

mit Wirkungsorientierung. Durch<br />

die Wirkungsorientierung profitiert <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>,<br />

durch die Wirtschaftlichkeitsorientierung Kun<strong>de</strong><br />

und Beitragszahler: Durch gezielten Einsatz<br />

lan<strong>de</strong>n die Mittel bei <strong>de</strong>njenigen Kun<strong>de</strong>n, die sie<br />

benötigen, gleichzeitig entsteht weniger Verschwendung,<br />

was wie<strong>de</strong>rum bei <strong>de</strong>n Beitragszahlern<br />

durch niedrigere Beitragssätze an-<br />

CM Juli / August 2011<br />

kommt. Wenn man so will, die Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

ökonomischen Prinzips.<br />

Biel: Lassen Sie uns noch einen weiteren Vergleich<br />

anstellen. Controller in <strong>de</strong>r „freien Wirtschaft“<br />

wer<strong>de</strong>n oft als Bremser und Blockierer<br />

verstan<strong>de</strong>n und betrachtet, weil sie sich z. B. für<br />

Kostensenkung einsetzen o<strong>de</strong>r Investitionen<br />

kritisch prüfen. Bei <strong>de</strong>r Recherche im Vorfeld<br />

unseres Dialogs zeigte sich hingegen, dass<br />

Controller o<strong>de</strong>r ähnliche Aufgabenträger in <strong>de</strong>r<br />

öffentlichen Verwaltung an<strong>de</strong>rs wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, nämlich mehr als Verän<strong>de</strong>rer und<br />

oft auch als Unruhestifter. Hängt dies mit unterschiedlichen<br />

Reifegra<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Controllings zusammen<br />

o<strong>de</strong>r ist dies „branchenspezifisch“?<br />

Dr. Weise: Die Rollen <strong>de</strong>s Controllings unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich in öffentlichen Verwaltungen<br />

nicht von <strong>de</strong>nen in einem Unternehmen. Die<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>s Controllers hängt im Wesentlichen<br />

vom Steuerungsmo<strong>de</strong>ll ab. Sicherlich<br />

gibt es in Non-Profit-Organisationen an<strong>de</strong>re<br />

Ziele, aber Kosten- und Wirtschaftlichkeit<br />

spielen auch und gera<strong>de</strong> jetzt eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle in öffentlichen Unternehmen.<br />

Biel: … und wie ist es mit „<strong>de</strong>m Verän<strong>de</strong>rer“ …<br />

Dr. Weise: Ja, neben <strong>de</strong>m Fachexperten, <strong>de</strong>m<br />

kritischen ökonomischen Gewissen, <strong>de</strong>m Motor<br />

stetiger Leistungssteigerung sowie <strong>de</strong>m Berater,<br />

gefällt mir <strong>de</strong>r Begriff „Verän<strong>de</strong>rer“<br />

sehr gut. Controller sind rastlos, wollen immer<br />

weiter. Stillstand heißt Rückschritt. Das Interesse<br />

muss stets sein, die Organisation voranzubringen.<br />

Transparenz und ambitionierte Ziele<br />

führen nicht unbedingt zu Begeisterung bei Managern,<br />

aber was zählt, ist das Ergebnis. Je höher<br />

<strong>de</strong>r Reifegrad einer Organisation ist, <strong>de</strong>sto<br />

professioneller geht sie mit Transparenz, Zielen<br />

und Führungsverantwortung um. Ebenso verän<strong>de</strong>rt<br />

sich die Bezeichnung für <strong>de</strong>n Controller.<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r Reform zunächst als Datenknecht<br />

belächelt, hat sich <strong>de</strong>r Controller in <strong>de</strong>r<br />

BA zum akzeptierten Gesprächspartner und<br />

Berater von Führungskräften entwickelt.<br />

Biel: Bei <strong>de</strong>r Vorarbeit für dieses Interview kam<br />

in Gesprächen sowohl mit Leistungsempfängern<br />

als auch mit Mitarbeiter Ihres Hauses ein<br />

Aspekt zur Geltung, <strong>de</strong>r vermutlich grundsätzliche<br />

Be<strong>de</strong>utung für die öffentliche Verwaltung<br />

Erfolg lässt<br />

sich planen.<br />

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8<br />

Interview: Innovationen im Controlling <strong>de</strong>s öffentlichen Bereichs<br />

hat. Offenbar herrscht gegenüber betriebswirtschaftlichen<br />

Ansätzen vielfach ein diffuses<br />

Misstrauen, als wür<strong>de</strong>n diese im Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

zu <strong>de</strong>n eigentlichen sozialen und humanitären<br />

Zielen <strong>de</strong>r Organisation stehen. Nicht wenige<br />

fürchten um die Anliegen und Probleme <strong>de</strong>r anvertrauten<br />

Menschen, als könne Steuerung immer<br />

nur wirtschaftlichen Zielen dienen. Wie<br />

geht die Führung Ihres Hauses mit diesem<br />

Empfin<strong>de</strong>n um?<br />

Biel: Ich nehme diese Empfindungen sowohl<br />

bei Kun<strong>de</strong>n als auch eigenen Mitarbeitern sehr<br />

ernst. Dabei sehe ich mich in höchster Verantwortung,<br />

diesen vermeintlichen Wi<strong>de</strong>rspruch<br />

aufzuklären. Denn wir haben ein ausgewogenes<br />

Zielsystem, in <strong>de</strong>m bei<strong>de</strong> Elemente<br />

aufgehen – wir hatten ja bereits darüber gesprochen,<br />

dass wir Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit<br />

miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n.<br />

Biel: Können Sie diese Feststellung im Einzelnen<br />

ausführen, näher bestimmen und unseren<br />

Leserinnen und Lesern <strong>de</strong>utlich machen?<br />

Dr. Weise: Ich gebe Ihnen gerne ein Beispiel:<br />

Wenn wir sagen, wir wollen wirkungsorientiert<br />

und wirtschaftlich arbeiten, dann verlangen<br />

wir im Bereich <strong>de</strong>r beruflichen För<strong>de</strong>rung<br />

für je<strong>de</strong>n eingesetzten Cent auch eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Wirkung, also eine Re-Integration<br />

in <strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt. Dadurch amortisieren<br />

sich durch eingenommene Beiträge und<br />

Steuern die Ausgaben wie<strong>de</strong>r. Dieses Prinzip,<br />

mit begrenzten Mitteln eine maximale Wirkung<br />

zu erzielen, konterkariert das Fürsorgeprinzip<br />

aber doch in keiner Weise. Wie wäre es um die<br />

Erwerbs- und Lebensbiografie <strong>de</strong>r Menschen<br />

bestellt, wenn wir diesen Wirkungsgedanken<br />

nicht verinnerlicht hätten? Sollen wir Kun<strong>de</strong>n<br />

von Maßnahme zu Maßnahme schicken, anstatt<br />

ihnen durch nachhaltige Beschäftigung<br />

das Wertgefühl zurückzugeben? Und damit geben<br />

wir <strong>de</strong>n Menschen innerhalb <strong>de</strong>r Versichertengemeinschaft<br />

automatisch ein gewisses<br />

„Pay back” <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s, welches sie uns zu<br />

treuen Hän<strong>de</strong>n gegeben haben.<br />

Biel: Was be<strong>de</strong>utet dies nun für Ihre Führungskräfte?<br />

Dr. Weise: Meine Führungskräfte sind aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

diese Wertschöpfungskette un-<br />

seres Zielsystems gegenüber <strong>de</strong>n Kolleginnen<br />

und Kollegen zu übersetzen. Das Versicherungsprinzip<br />

„für <strong>de</strong>n Einzelnen Gutes, für alle<br />

das Beste“ schließt nicht aus, dass wir für je<strong>de</strong>n<br />

einzelnen Kun<strong>de</strong>n eine auf ihn angepasste<br />

Integrationsstrategie entwerfen und ihn stets<br />

für ihn adäquat „therapieren“. Was das Ausmaß<br />

unserer Controllingprozesse betrifft, gebe ich<br />

aber zu, dass das Pen<strong>de</strong>l nach Einführung<br />

eines durch <strong>de</strong>zentrale Entscheidungskompetenz<br />

und Führen über Ziele gekennzeichneten<br />

Controlling- und Steuerungssystems phasenweise<br />

etwas zu weit ausgeschlagen ist. Komplexe<br />

Unternehmungen wie die Bun<strong>de</strong>sagentur<br />

unterliegen stets <strong>de</strong>r latenten Gefahr <strong>de</strong>r Übersteuerung.<br />

Wir haben diese Gefahr erkannt und<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Organisation sehr kontrovers diskutiert.<br />

Viele Dinge haben wir seit<strong>de</strong>m wie<strong>de</strong>r<br />

zurückgebaut.<br />

Biel: Wir haben bereits die große Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r kontinuierlichen Verän<strong>de</strong>rung herausgestellt.<br />

Verän<strong>de</strong>rung ist ein ganzheitlicher, ständig<br />

laufen<strong>de</strong>r Prozess, <strong>de</strong>r meistens schwierig<br />

und mühsam ist. Verän<strong>de</strong>rungen lassen sich<br />

gestalten über Organisation, Metho<strong>de</strong>n und Instrumente.<br />

Es gibt aber auch die Menschen mit<br />

ihren Einstellungen und Verhalten und oft auch<br />

mit ihren Befürchtungen. Worauf kommt es Ihnen<br />

beson<strong>de</strong>rs an? Wenn Sie diese Faktoren<br />

unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r möglichen Beeinflussbarkeit<br />

einerseits und <strong>de</strong>r Wirksamkeit dieser<br />

Beeinflussung an<strong>de</strong>rseits betrachten, zu welchen<br />

Schlüssen gelangen Sie? Welche Erfahrungen<br />

mussten Sie machen?<br />

Dr. Weise: Die BA hat in <strong>de</strong>n letzten Jahren einiges<br />

erreicht. Das zeigt sich an <strong>de</strong>n quantitativen<br />

Ergebnissen. Grundlage dafür waren<br />

selbstverständlich – um im MOVE-Bild (MOVE<br />

= Metho<strong>de</strong>n, Organisation, Verhalten und Einstellungen)<br />

zu bleiben – Verän<strong>de</strong>rungen in Metho<strong>de</strong>n<br />

und Organisation. Handwerklich sind<br />

wir da schon sehr weit. Wir konnten im Krisenjahr<br />

2009 sehr schnell umsteuern und zum<br />

Beispiel Kurzarbeitergeld schnell und unbürokratisch<br />

auszahlen.<br />

Die Än<strong>de</strong>rung von Verhalten und Einstellungen<br />

hingegen ist ein langwieriger Prozess. Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenskultur bewegen wir uns<br />

noch in einem Spannungsfeld von Zentralismus<br />

und <strong>de</strong>zentraler Verantwortung.<br />

Um Letztere zu stärken, muss vor Ort die Bereitschaft<br />

zur Übernahme von Verantwortung<br />

bestehen. Die Zentrale muss aber auch auf sich<br />

selbst blicken und Handlungsspielräume in <strong>de</strong>n<br />

Arbeitsagenturen vor Ort ermöglichen und zulassen.<br />

Im En<strong>de</strong>ffekt müssen wir seitens <strong>de</strong>r Zentrale<br />

mit gutem Beispiel vorangehen und die Leute<br />

mitnehmen und überzeugen. Nur so können<br />

Verhalten und Einstellung beeinflusst wer<strong>de</strong>n,<br />

und nur wenn das gelingt, arbeiten wir nachhaltig.<br />

Es bestätigt sich einmal mehr, was Deyhle<br />

uns bereits vor vielen Jahren vermittelt hat:<br />

Controllerarbeit ist zur einen Hälfte Sachorientierung<br />

und zur an<strong>de</strong>ren Hälfte Verhaltensorientierung.<br />

Biel: Verän<strong>de</strong>rer und Reformer, und so verstehen<br />

Sie sich sicher, müssen neue, innovative<br />

Wege gehen. Dabei kann man ins Kreuzfeuer<br />

<strong>de</strong>r Kritik und in die gesteigerte Aufmerksamkeit<br />

geraten. „Unterwegs im rechtlichen Graubereich“<br />

hieß es stellenweise im letzten Jahr<br />

mit Bezug auf Vergütungen und Arbeitsverträge.<br />

„Gutsherr von Nürnberg“ hat Sie einmal ein<br />

kritischer Kommentator genannt. Was be<strong>de</strong>utet<br />

es für Ihre Arbeit, mit Ein- und Umgrenzungen<br />

umgehen zu müssen?<br />

Dr. Weise: Für <strong>de</strong>n öffentlichen Bereich gelten<br />

sicherlich an<strong>de</strong>re Spielräume als in <strong>de</strong>r Privatwirtschaft.<br />

Aber die Spielräume, die wir haben,<br />

möchten wir ausnutzen, natürlich im rechtlichen<br />

Rahmen. Sie sprachen das Beispiel <strong>de</strong>r<br />

Vergütung und Arbeitsverträge an: Wenn Sie<br />

Führungskräfte haben wollen, die Verantwortung<br />

ähnlich wie in <strong>de</strong>r Privatwirtschaft übernehmen,<br />

müssen Sie diese Bereitschaft angemessen<br />

vergüten. Das haben wir getan. Die<br />

Ein- und Ausgrenzungen, die Sie ansprechen,<br />

betrachte ich nicht als Belastung, son<strong>de</strong>rn als<br />

zusätzlichen Ansporn, kreative Lösungen zu<br />

entwickeln.<br />

Biel: Auf <strong>de</strong>m 35. Congress <strong>de</strong>r Controller haben<br />

Sie einen vielbeachteten Vortrag gehalten.<br />

In Ihrem Schlusswort haben Sie hervorgehoben,<br />

die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Controllings wer<strong>de</strong> im<br />

Verän<strong>de</strong>rungsprozess wachsen, und mit be<strong>de</strong>utungsschweren<br />

Worten haben Sie Ihren<br />

Vortrag been<strong>de</strong>t: „Hierbei will die BA nicht nur<br />

die eigene Entwicklung vorantreiben, son<strong>de</strong>rn


für <strong>de</strong>n gesamten öffentlichen Sektor eine Vorreiterrolle<br />

übernehmen“. Haben Sie eine Vision,<br />

einen Zukunftsentwurf mo<strong>de</strong>rner Führung und<br />

Steuerung öffentlicher Verwaltungen? War die<br />

Übernahme <strong>de</strong>r Leitung <strong>de</strong>r neuen Bun<strong>de</strong>swehr-Strukturkommission<br />

nur ein erster Schritt<br />

<strong>de</strong>s Know-how-Transfers, wie man Ihr Thema<br />

<strong>de</strong>r „effiziente Staat” praktisch verwirklicht<br />

o<strong>de</strong>r anwen<strong>de</strong>t?<br />

Dr. Weise: Die BA hat in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

sehr viel erreicht. Wir wollen gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren<br />

öffentlichen Unternehmen in unserem Arbeitskreis<br />

Metho<strong>de</strong>n und Strategien entwickeln,<br />

wie die Entwicklung auch bei an<strong>de</strong>ren forciert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Wir haben viele gute Beispiele<br />

selbst erlebt und bringen unsere Erfahrung aus<br />

sieben Jahren Reform gerne mit ein.<br />

Biel: … und Ihre Vision …<br />

Dr. Weise: Meine Vision ist, dass im Sinne<br />

<strong>de</strong>s Steuerzahlers alle öffentlichen Unternehmen<br />

und Ministerien über umfassen<strong>de</strong><br />

Transparenz nach Wirkung und Wirtschaftlichkeit<br />

und mit einer guten, vertrauensvollen<br />

Führungskultur gesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n. Daher habe ich auch gerne in die<br />

Bun<strong>de</strong>swehr-Strukturkommission meine Erfahrungen<br />

eingebracht. Es war sicher ein<br />

Know-how-Transfer, <strong>de</strong>r für weitere öffentliche<br />

Bereiche wünschenswert ist.<br />

Biel: Bitte erlauben Sie zum Schluss noch eine<br />

persönliche Frage. Bei <strong>de</strong>r Vorbereitung auf<br />

dieses Interview war von <strong>de</strong>n Gesprächspartnern<br />

recht häufig zu hören, dass Ihr Han<strong>de</strong>ln<br />

INTERVIEW<br />

und Ihre Einschätzung von Situationen inmitten<br />

<strong>de</strong>s politischen und öffentlichen Minenfel<strong>de</strong>s<br />

als betont gelassen, sachlich und nüchtern<br />

wahrgenommen wird. Da Controllerinnen und<br />

Controller auch immer wie<strong>de</strong>r in Spannungssituationen<br />

stehen, die Frage, können Sie unseren<br />

Kolleginnen und Kollegen einige Hinweise<br />

und Tipps vermitteln?<br />

Dr. Weise: Grundsätzlich habe ich <strong>de</strong>n Controller<br />

– sowohl aus meiner eigenen Erfahrung<br />

in <strong>de</strong>r Controllerfunktion als auch auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite als Führungskraft – stets als objektiven<br />

Dienstleister verstan<strong>de</strong>n, als Lotsen, <strong>de</strong>r<br />

im Rahmen seiner Transparenzverantwortung<br />

die Dinge diskussionsfähig machen muss.<br />

Seine Empfehlungen muss er stets als kritisches<br />

unternehmerisches Gewissen im Interesse<br />

<strong>de</strong>r gesamten Unternehmung und nicht<br />

aus <strong>de</strong>m Druck einzelner Situationen unterbreiten.<br />

Wer mit diesem Bewusstsein han<strong>de</strong>lt,<br />

<strong>de</strong>r wird <strong>de</strong>m Druck standhalten. Wer sich aktionistisch<br />

leiten lässt, ist mittelfristig nicht<br />

glaubhaft und wird langfristig scheitern.<br />

Biel: Vor <strong>de</strong>m Hintergrund Ihrer reichen Erfahrung:<br />

Halten Sie <strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r in die Diskussion<br />

kommen<strong>de</strong>n Vorschlags eines „Politikcontrollings”<br />

für einen interessanten Ansatz?<br />

Dr. Weise: Was das „politische Minenfeld”<br />

betrifft: Am En<strong>de</strong> setzen sich in einer Demokratie<br />

die Mehrheiten durch. Und bis dahin müssen<br />

wir im Prozess <strong>de</strong>r Meinungsbildung gelassen<br />

bleiben, als neutraler Dienstleister für alle Teile<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft unter <strong>de</strong>n gegebenen gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen unsere Leistungen<br />

Exklusiv und nur online verfügbar<br />

Dipl.-BW Alfred Biel, Fachjournalist (DFJS) und Leiten<strong>de</strong>r<br />

Fachredakteur <strong>de</strong>s Internationalen Controller<br />

Vereins (ICV) eV im Gespräch mit Andreas Reimann<br />

und Thomas Hillek, bei<strong>de</strong> Partner im Bereich Advisory<br />

(Performance & Technology) bei KPMG Deutschland.<br />

CM Juli / August 2011<br />

erbringen. Und wo man uns fragt, wer<strong>de</strong>n wir<br />

die Politik auch gerne beraten. Die Politik trifft<br />

die Entscheidungen, gibt die Richtung vor. Controller<br />

können und sollten einen Beitrag leisten,<br />

wenn es um die Bewertung von Fragen <strong>de</strong>r<br />

richtigen Umsetzung geht.<br />

Biel: Üblicherweise folgt in dieser Interview-<br />

Reihe eine Zusammenfassung. Ich möchte<br />

dieses Mal einen Aspekt herausstellen, <strong>de</strong>r mir<br />

bei <strong>de</strong>r langen Beobachtung Ihrer Arbeit und<br />

auch Ihrer Person sehr bewusst gewor<strong>de</strong>n ist<br />

und in <strong>de</strong>r Theorie eingehend behan<strong>de</strong>lt wird.<br />

Personen prägen eine Rolle. So wird die Tätigkeit<br />

gera<strong>de</strong> eines Top-Mangers nicht nur<br />

durch die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Organisation getrieben.<br />

Der Manager ist auch durch seinen eigenen<br />

persönlichen, fachlichen, sozialen Hintergrund<br />

geprägt, mit entsprechen<strong>de</strong>n Auswirkungen<br />

auf sein Rollenverständnis. Wer sich<br />

näher mit Ihnen beschäftigt, bemerkt, wie<br />

ethische und christliche Grundlagen Ihr Han<strong>de</strong>ln<br />

positiv beeinflussen. Zu<strong>de</strong>m kann ein Manager<br />

auch darauf hinwirken, Strukturen und<br />

Prozesse innerhalb <strong>de</strong>r Organisation und somit<br />

auch die an ihn gestellten Anfor<strong>de</strong>rungen zu<br />

verän<strong>de</strong>rn. Dafür geben Sie durch Ihr Wirken<br />

ein überzeugen<strong>de</strong>s Beispiel.<br />

Auch im Namen von Herausgeber und Reaktion<br />

und insbeson<strong>de</strong>re unserer Leserinnen und Leser<br />

einen herzlichen Dank, dass Sie sich bereitwillig,<br />

kooperativ und konstruktiv allen Fragen<br />

gestellt haben. Ihnen und auch Ihrem Mitarbeiter,<br />

Herrn Hammersen, Dank und Respekt für<br />

die ausgesprochen angenehme Vorbereitung<br />

und Abwicklung dieses Interviews.<br />

9


10<br />

Strategieerarbeitung in mittelständischen Unternehmen<br />

Strategieerarbeitung in mittelständischen<br />

Unternehmen<br />

von Markus Kottbauer<br />

In Gesprächen mit Führungskräften in meinen<br />

Seminaren o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Strategieentwicklungs-<br />

Projekten erfahre ich immer wie<strong>de</strong>r das Gleiche:<br />

Die Manager machen sich sehr wohl<br />

konkrete Gedanken darüber, wohin das Unternehmen<br />

steuern soll, sie entwickeln Strategien.<br />

Nur ist es lei<strong>de</strong>r oft so:<br />

· es ziehen nicht alle an einem Strang o<strong>de</strong>r<br />

· es wird zwar überlegt, aber nichts finalisiert,<br />

die endgültige Entscheidung bleibt aus o<strong>de</strong>r<br />

· die Strategie wird nur sehr zögerlich umgesetzt;<br />

bevor sich eine Wirkung einstellt, wird<br />

schon wie<strong>de</strong>r die Richtung geän<strong>de</strong>rt.<br />

Diese Schil<strong>de</strong>rungen passen zu <strong>de</strong>r viel zitierten<br />

Aussage von Prof. Robert Kaplan und David<br />

Norton, <strong>de</strong>n Erfin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Balanced Scorecard:<br />

„Es mangelt <strong>de</strong>n Unternehmen nicht an Strategien,<br />

es mangelt ihnen an <strong>de</strong>r operativen Umsetzung“<br />

(Kaplan, Norton, 2004).<br />

Benötigt ein Mittelständler<br />

eine systematische Strategieentwicklung?<br />

Als Resümee einer Studie zur Strategieentwicklung<br />

in 115 mittelständischen Unternehmen<br />

zieht Kai Jannek (Jannek, 2008), Senior<br />

Foresight Consultant in einem Beratungsunternehmen<br />

für strategische Zukunftsfragen, folgen<strong>de</strong><br />

Schlüsse:<br />

„Ich wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Mittelständlern nicht empfehlen,<br />

mehr Zukunftsarbeit zu leisten als<br />

sie dies ohnehin schon tun. Ihre Arbeit muss<br />

jedoch stärker systematisiert wer<strong>de</strong>n, es bedarf<br />

einer stärkeren Bün<strong>de</strong>lung und einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Verwertung <strong>de</strong>r Informationen.“<br />

„Innovative Unternehmen suchen genauso stark<br />

nach Neuerungen wie weniger innovative, werfen<br />

jedoch einen weiteren Blick über eigene<br />

Grenzen in an<strong>de</strong>re Branchen hinaus“, meint<br />

Jannek.<br />

Wie weit soll <strong>de</strong>r Blick über das<br />

eigene Unternehmen hinausgehen?<br />

Mit <strong>de</strong>m „Strategischen Dreieck” (siehe Abbildung<br />

1) von Ohmae kann dies sehr einfach<br />

beschrieben wer<strong>de</strong>n. Da ist das Unternehmen<br />

selbst, mit all <strong>de</strong>n Stärken und Schwächen, mit<br />

<strong>de</strong>m Auftrag, <strong>de</strong>n Problemstellungen und Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Es<br />

reicht natürlich nicht aus, nur das eigene Unternehmen<br />

zu betrachten, es ist klar, <strong>de</strong>r Kun-<br />

Abb. 1: Das Strategische Dreieck


Abb. 2: Das Strategische Dreieck ergänzt um die Umfeldanalyse (PESTE)<br />

<strong>de</strong> muss im Mittelpunkt stehen und die Einflüsse<br />

eines sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Marktes sollten<br />

rechtzeitig berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Auch ist <strong>de</strong>r<br />

Einfluss <strong>de</strong>r Wettbewerber auf diesen Märkten,<br />

die um die gleichen Kun<strong>de</strong>n werben, in Betracht<br />

zu ziehen.<br />

Das ist so logisch, dass man sich kaum vorstellen<br />

kann, dass irgendjemand dies nicht macht.<br />

Trotz<strong>de</strong>m bekomme ich Situationen beschrieben,<br />

die es mir dann doch verständlich machen,<br />

warum man nicht strategisch arbeitet. Der Vorstand<br />

eines Maschinenbauers und Automobilzulieferers<br />

hat mir erst kürzlich geschil<strong>de</strong>rt:<br />

Abb. 3: In <strong>de</strong>n Szenariotrichter fl ießen die erarbeiteten Optionen ein<br />

„Herr Dr. Kottbauer, wir haben eine so starke<br />

Nachfrage, wir sind ausschließlich damit beschäftigt,<br />

die operativen Probleme <strong>de</strong>s Wachstums<br />

zu bewältigen. Wir haben Lieferengpässe<br />

und wenn wir die Kun<strong>de</strong>n zu lange warten lassen,<br />

springen diese ab, so etwas spricht sich rum.”<br />

In solchen Momenten inne zu halten und zu<br />

überlegen, ob <strong>de</strong>nn das operativ erzwungene<br />

Wachstum auch tatsächlich strategisch gewollt<br />

ist, fällt schwer – das ist verständlich. Aber, ab<br />

<strong>de</strong>m Zeitpunkt, wo auch investiert wer<strong>de</strong>n<br />

muss, um das Wachstum zu bewältigen, ist es<br />

CM Juli / August 2011<br />

trotz allem sehr wichtig, die Langfristwirkung<br />

zu reflektieren; auch wenn es zugegebenermaßen<br />

schwer fällt, die Zeit zu fin<strong>de</strong>n. Es könnte ja<br />

z. B. sein, dass ein Kun<strong>de</strong> Ihr Unternehmen<br />

durch ein großes Wachstum und in Folge große<br />

Investitionen bewusst in eine Abhängigkeit<br />

bringen möchte. Zukünftig kann dieser dann<br />

leichter Einfluss auf <strong>de</strong>n Preis nehmen, <strong>de</strong>nn<br />

Sie wollen ja sicherlich weiter Ihre jetzt so große<br />

Struktur auslasten, o<strong>de</strong>r?<br />

Abgesehen von <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Marktbegleitern<br />

ist auch das Umfeld noch zu berücksichtigen.<br />

Mit <strong>de</strong>n Anfangsbuchstaben PEST(E),<br />

o<strong>de</strong>r manchmal auch als STEP abgekürzt, fällt<br />

es leichter, keinen <strong>de</strong>r Einflüsse zu vergessen<br />

(siehe Abbildung 2).<br />

P steht dabei für die politischen Einflüsse<br />

und die daraus resultieren<strong>de</strong>n Sicherheiten<br />

bzw. Unsicherheiten <strong>de</strong>s Rechtssystems. Man<br />

<strong>de</strong>nkt da sofort an Län<strong>de</strong>r wie die Elfenbeinküste<br />

als Hauptlieferant <strong>de</strong>s Rohstoffs Kakao o<strong>de</strong>r<br />

daran, wie es sich <strong>de</strong>nn wohl in Ägypten weiterentwickeln<br />

wird mit einer neuen Regierung.<br />

So weit braucht <strong>de</strong>r Blick dabei aber erst gar<br />

nicht zu schweifen. Auch in Deutschland kann<br />

eine große Einflussnahme passieren. In einem<br />

Unternehmen, das Solarparks projektiert und<br />

diese als Generalunternehmer aufbaut und an-<br />

11


12<br />

Strategieerarbeitung in mittelständischen Unternehmen<br />

Abb. 4: Schritte <strong>de</strong>r Strategieentwicklung nach Kottbauer, Zywietz 2011<br />

schließend vermarktet, haben wir während <strong>de</strong>r<br />

Strategieerarbeitung im Januar 2011 <strong>de</strong>n Einfluss<br />

<strong>de</strong>r Regierung spüren müssen – die Einspeisevergütung<br />

wird wohl gekürzt. Das hat<br />

natürlich gravieren<strong>de</strong> Auswirkungen auf die<br />

dargestellten Amortisationsberechnungen in<br />

<strong>de</strong>n Businessplänen. Da ist es gut, wenn solche<br />

möglichen Än<strong>de</strong>rungen zuvor schon mal<br />

bedacht wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Das (E) steht für Ecological, damit sind ökologische<br />

Aspekte gemeint. Das positive Image<br />

von erneuerbaren Energien hilft da z. B. O<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r zuvor zitierte Automobilzulieferer hat die<br />

positiven Auswirkungen <strong>de</strong>s schon wie<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Wirtschaftsaufschwungs gespürt,<br />

das steckt im E für Economic.<br />

Autor<br />

An technologische Entwicklungen (T) wird in<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen am ehesten gedacht, hat Jannek<br />

in seiner Studie festgestellt (Jannek, 2008).<br />

Der Einfluss <strong>de</strong>r Gesellschaft bzw. <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

wird wie<strong>de</strong>r größer, berichten die Unternehmer,<br />

das Interesse <strong>de</strong>r Bürger an fairem Unternehmertum<br />

ist wie<strong>de</strong>r präsent. Zusätzlich hat<br />

sich durch neue Medien und Organisationen<br />

wahrscheinlich auch die Macht und somit Beeinflussbarkeit<br />

dieser Stakehol<strong>de</strong>rgruppe erhöht.<br />

Aus diesen Einfl üssen ergibt sich<br />

ein ganzer Trichter voller Optionen<br />

Aus diesen vielen möglichen Varianten <strong>de</strong>r zukünftigen<br />

Entwicklungen ergibt sich ein soge-<br />

Dr. Markus Kottbauer<br />

studierte Physik an <strong>de</strong>r TU Wien. Er sammelte als Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

eines Forschungsunternehmens Erfahrung im Strategischen<br />

Controlling und war mehrere Jahre als Berater tätig. Seit<br />

2002 ist er Trainer, seit 2006 Partner <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie, wo er<br />

für die Themenbereiche Strategie und Management verantwortlich<br />

ist und das Ausbildungsprogramm für Führungskräfte „WIKO-Wissen<br />

kompakt für Nicht-Controller” entwickelt hat.<br />

E-Mail: m.kottbauer@<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

nannter Optionenraum (vgl. Abbildung 3). Um<br />

einschätzen zu können, welche davon wahrscheinlich<br />

und welche unwahrscheinlich sind,<br />

bedarf es Analysen unter Zuhilfenahme strategischer<br />

Werkzeuge. Bei <strong>de</strong>r Ist-Analyse im Unternehmen<br />

ist eines <strong>de</strong>r wichtigsten Werkzeuge<br />

die Portfolio-Analyse (z. B. das Vier-Fel<strong>de</strong>r-<br />

Portfolio nach Boston Consulting Group, siehe<br />

„Das Boston Consulting Strategie Buch”,<br />

2000). Dabei soll herausgefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, in<br />

welchem Lebenszyklusabschnitt ein bestehen<strong>de</strong>s<br />

Produkt o<strong>de</strong>r eine existieren<strong>de</strong> Dienstleistung<br />

steht und was noch erwartet wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Solche Portfolioanalysen können auch auf<br />

Strategische Geschäftsfel<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r auf Produkte<br />

in <strong>de</strong>r Entwicklungspipeline angewandt wer<strong>de</strong>n.<br />

In Abbildung 4 ist die Vorgehensweise mit <strong>de</strong>n<br />

wichtigen Fragestellungen zusammengefasst.<br />

Nach einer solchen systematischen und gründlichen<br />

Analyse fällt es leichter, wahrscheinliche<br />

von unwahrscheinlichen Ausprägungen<br />

im Optionenraum zu unterschei<strong>de</strong>n,<br />

dadurch verringert sich die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

möglichen Szenarien. Sie müssen sich zu diesem<br />

Zeitpunkt auch nicht fixieren auf ein bestimmtes<br />

End-Szenario, <strong>de</strong>nn wir alle wissen,


die Zukunft bringt immer noch weitere Entwicklungen.<br />

Einen gewollten Weg sollen Sie beschreiten,<br />

und da wird es immer noch weitere<br />

(vielleicht noch nicht absehbare) Abzweigungen<br />

geben. Vielleicht müssen Sie auch erst eine<br />

neue Abzweigung schaffen – die Zukunft also<br />

bewusst gestalten.<br />

Sieht man, welche Analysen nötig sind, um letztendlich<br />

zu einem bewusst gewählten Szenario<br />

zu kommen, ist offensichtlich, dass ein größeres<br />

Team daran arbeiten soll und die wichtigen Entscheidungsträger<br />

dabei sein müssen. Klären wir<br />

zuerst die Frage, von wem ein solches Strategieentwicklungsprojekt<br />

ausgehen soll.<br />

Am Anfang steht <strong>de</strong>r Wille es<br />

zu tun! Aber wessen Wille ist<br />

entschei<strong>de</strong>nd?<br />

Sieht <strong>de</strong>r Chef keinen Bedarf, sich für Strategieentwicklung<br />

Zeit zu nehmen, ist es besser,<br />

erst gar nicht zu beginnen. Jedoch, wer ist<br />

Chef? Will <strong>de</strong>r Eigentümer, aber <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

(o<strong>de</strong>r Vorstand) nicht – dann machen Sie<br />

es trotz<strong>de</strong>m. Als Eigentümer können Sie<br />

schließlich sagen, was zu tun ist. Will <strong>de</strong>r Geschäftsführer<br />

(o<strong>de</strong>r Vorstand) und <strong>de</strong>r Eigentümer<br />

nicht – dann machen Sie es sowieso. Es ist<br />

Abb. 5: Typischer Projektablauf nach Kottbauer, Zywietz 2011<br />

schließlich Ihre Pflicht als Manager, das Unternehmen<br />

gut zu steuern.<br />

Will die Unternehmensspitze nicht, die zweite<br />

Ebene aber schon, ist es kritisch. Wird eine<br />

Strategie ohne Chef ausgearbeitet, ist die Gefahr<br />

groß, dass man manch relevante Information<br />

nicht kennt, o<strong>de</strong>r beim ersten größeren operativen<br />

Aufwand <strong>de</strong>r Chef alle Ressourcen kürzt<br />

bzw. die Strategieumsetzung nicht unterstützt<br />

o<strong>de</strong>r gar blockiert. Dann ist <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n sehr<br />

groß, Demotivation breitet sich in Folge aus. Da<br />

bräuchte es sehr hartnäckige Mitarbeiter in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Ebene, die dann trotz<strong>de</strong>m erfolgreich<br />

die Strategie umsetzen. In <strong>de</strong>r Regel kommt<br />

zwar mit <strong>de</strong>m Erfolg auch die Zustimmung und<br />

<strong>de</strong>r Chef „hat es dann eigentlich auch schon immer<br />

gewusst, dass es genau so gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

muss”. Kommt <strong>de</strong>r Erfolg aber nicht, hatten<br />

Sie in <strong>de</strong>r zweiten Ebene viel Arbeit, erhalten<br />

wenig Ansehen und <strong>de</strong>r Chef hat es auch schon<br />

immer gewusst, dass daraus nichts wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Lässt man sich das so durch <strong>de</strong>n Kopf gehen,<br />

versteht man vielleicht so manchen Chef<br />

besser, <strong>de</strong>r ungern Entscheidungen trifft.<br />

Klar, Chefs haben Angst die falsche Entscheidung<br />

zu treffen. ABER – Aufruf an alle<br />

Chefs dieser Welt: Nichts kostet <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

mehr, als keine o<strong>de</strong>r nur zögerliche Ent-<br />

CM Juli / August 2011<br />

scheidungen zu treffen. Wahrscheinlich ist es<br />

gar nicht immer nötig, genau DIE richtige Entscheidung<br />

zu fin<strong>de</strong>n, es gibt nämlich immer<br />

mehrere richtige Entscheidungen. Wichtig ist<br />

nur, dass <strong>de</strong>r Weg, <strong>de</strong>n man wählt, auch zielstrebig,<br />

umsichtig und gemeinsam gegangen<br />

wird. Das GEMEINSAME wird dann schon dafür<br />

sorgen, dass es <strong>de</strong>r richtige Weg ist. Und da<br />

kommen wir schon zur Besetzung <strong>de</strong>s Strategieentwicklungsteams.<br />

Das Strategieteam soll alle<br />

wichtigen Unternehmensbereiche<br />

ab<strong>de</strong>cken<br />

Bin<strong>de</strong>n Sie Mitarbeiter aus allen für das Unternehmen<br />

wichtigen Bereichen in <strong>de</strong>n<br />

Strategie-Prozess mit ein (Vertrieb, Marketing,<br />

Produktion, Einkauf, Entwicklung, Controlling<br />

etc.). Nur so stellen Sie sicher, dass<br />

· alle relevanten „Fähigkeiten“ und Informationen<br />

an Bord sind und<br />

· die Strategie umsetzbar ist bzw. umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n will.<br />

Sofern möglich, versuchen Sie Mitarbeiter einzubin<strong>de</strong>n,<br />

die sich freiwillig für die Erarbeitung<br />

<strong>de</strong>r Strategie zur Verfügung stellen. Stellen Sie<br />

13


14<br />

Strategieerarbeitung in mittelständischen Unternehmen<br />

Abb. 6: Projektorganisation für die Strategieerarbeitung<br />

sicher, dass die beteiligten Mitarbeiter zumin<strong>de</strong>st<br />

teilweise offiziell vom Tagesgeschäft freigestellt<br />

sind. Wählen Sie <strong>de</strong>n Teilnehmerkreis<br />

nicht zu klein, bei 12 Personen können zum<br />

Beispiel schon drei Gruppen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />

die gleichzeitig mit verschie<strong>de</strong>nen Werkzeugen<br />

o<strong>de</strong>r an verschie<strong>de</strong>nen Themen arbeiten.<br />

Bei einem kleineren Kreis (unter acht Personen)<br />

ist ansonsten die „kritische Masse“ für Gruppenarbeit<br />

unterschritten und <strong>de</strong>r Chef kann immer<br />

noch sagen: „Wir brauchen doch keine<br />

Gruppen bil<strong>de</strong>n, wir können doch alles gemeinsam<br />

erarbeiten”. Lei<strong>de</strong>r heißt das dann oft, dass<br />

<strong>de</strong>r Chef alles bestimmt und das Team nicht die<br />

Möglichkeit hat, seine Meinungen bzw. auch Erfahrungen<br />

einzubringen. Manchmal ist es aber<br />

auch so, dass die Chefs vor <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

gerettet wer<strong>de</strong>n müssen. Für das Unternehmen<br />

sehr wichtige Mitarbeiter können genauso auch<br />

einem vielleicht nicht so trittsicheren Eigentümer<br />

sehr dominant entgegentreten. Auch da ist<br />

die Gruppenbildung hilfreich, weil die Dominanz<br />

dann nur in einer Gruppe auftreten kann und<br />

sich somit etwas entschärft.<br />

Der gesamte Projektablauf <strong>de</strong>r<br />

Strategieerarbeitung benötigt<br />

2 bis 3 Monate<br />

Da aus <strong>de</strong>r Strategie die operative Planung abgeleitet<br />

wird, soll die Strategieerarbeitung da-<br />

vor abgeschlossen sein. Entspricht das Geschäftsjahr<br />

<strong>de</strong>m Kalen<strong>de</strong>rjahr, ist Ostern ein<br />

guter Zeitpunkt. Wird ein solcher Strategieentwicklungsprozess<br />

das erste Mal durchlaufen,<br />

ist die Unterstützung eines erfahrenen externen<br />

neutralen Mo<strong>de</strong>rators sehr hilfreich. In<br />

Abbildung 5 ist ein typischer Ablauf, ein Echtfall,<br />

dargestellt. Hat man sich im Unternehmen<br />

erst Mal geeinigt, dass ein solcher Prozess<br />

durchlaufen wer<strong>de</strong>n soll, ist <strong>de</strong>r Auftakt ein<br />

Vorbereitungsmeeting zum gegenseitigen<br />

Kennenlernen, zur Besprechung <strong>de</strong>r Vorgehensweise<br />

und vor allem zur Absteckung <strong>de</strong>r<br />

Zielsetzung. Von vornherein soll klargestellt<br />

sein, dass am En<strong>de</strong> Entscheidungen zu treffen<br />

sind, die gemeinsam im Team erarbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Dazu ist eine offene Kultur nötig, die beteiligten<br />

Mitarbeiter sollen, ja müssen sogar, offen<br />

aussprechen (dürfen), was jeweils ihre Gedanken,<br />

Sorgen, Vorstellungen bzw. Einschätzungen<br />

sind. Das Kick-off Meeting ist <strong>de</strong>r offizielle<br />

Startschuss im Unternehmen. Das gesamte<br />

Team soll daran teilnehmen.<br />

Im gezeigten Beispiel (Abbildung 5) wur<strong>de</strong> das<br />

Kick-off Meeting genutzt, um gleichzeitig allen<br />

Teilnehmern die Vorgehensweise und die wichtigsten<br />

Strategieinstrumente näher zu bringen.<br />

Nach <strong>de</strong>m Kick-off Meeting sollen die Fragestellungen<br />

aus a) <strong>de</strong>r Markt- und Kun<strong>de</strong>nanalyse,<br />

aus b) <strong>de</strong>r Wettbewerbs- und Umfeldanalyse<br />

und c) <strong>de</strong>r Unternehmensanalyse, so wie in<br />

Abbildung 4 dargestellt, bearbeitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Das klingt sehr arbeitsintensiv, ist es auch,<br />

wenn dies gründlich und vollständig passiert.<br />

Kann bzw. will man nur wenig Zeit investieren,<br />

kann man die einzelnen in Abbildung 4 genannten<br />

Punkte mit <strong>de</strong>m bereits vorhan<strong>de</strong>nen Wissen<br />

abarbeiten. Meine Erfahrung aus Projekten<br />

in ganz unterschiedlichen Unternehmen ist,<br />

dass oft schon viele dieser Fragestellungen in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit bearbeitet wur<strong>de</strong>n und die<br />

Informationen dazu mit relativ wenig Aufwand<br />

zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Beim Kick-off Meeting wird bekannt gegeben,<br />

wer in welcher Gruppe welche Themen bis<br />

zum eigentlichen Strategieworkshop bearbeiten<br />

soll. In Abbildung 6 ist eine typische Projektorganisation<br />

dargestellt. Die Größe <strong>de</strong>s<br />

Teams hängt natürlich auch von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens ab. Zwischen <strong>de</strong>m Kick-off<br />

Meeting und einer Strategieklausur soll genügend<br />

Zeit sein, um die noch fehlen<strong>de</strong>n Informationen<br />

beschaffen und dokumentieren zu<br />

können. Damit auch tatsächlich etwas gemacht<br />

wird, sollen die Teams bereits beim<br />

Kick-off Meeting in <strong>de</strong>r Gruppe festlegen, wer<br />

welche Informationen bereits hat, wer welche<br />

Informationen beschafft und dokumentiert.<br />

Um die Verbindlichkeit zu erhöhen, wird dies<br />

zum Abschluss <strong>de</strong>s Kick-off Meetings bekannt<br />

gemacht. In <strong>de</strong>n Wochen bis zur Strategieklausur<br />

koordiniert dann <strong>de</strong>r Projektleiter die<br />

Arbeit <strong>de</strong>r 3 Teams.


Die Strategieklausur sorgt<br />

für Meinungsaustausch und<br />

Konkretisierung<br />

Zunächst einmal ist wichtig, dass Sie die operative<br />

Erarbeitung <strong>de</strong>r Strategie aus <strong>de</strong>m Tagesgeschäft<br />

herauslösen, nur so kann eine kreative<br />

Atmosphäre entstehen, in <strong>de</strong>r Meinungen<br />

offen kommuniziert wer<strong>de</strong>n. Suchen Sie sich<br />

ein schönes Ambiente, in <strong>de</strong>m Sie ungestört<br />

und frei vom operativen Geschäft arbeiten können.<br />

Schaffen Sie eine offene und freundliche<br />

Atmos phäre, in <strong>de</strong>r die Beiträge aller Teilnehmer<br />

wohlwollend diskutiert bzw. respektiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Vermei<strong>de</strong>n Sie bei einer Strategie-Diskussion<br />

unbedingt Hierarchie, beson<strong>de</strong>rs das Top-Management<br />

sollte sich „zurücknehmen“ und die<br />

Teilnehmer als ein Team von „Gleichgestellten“<br />

betrachten. Bereiten Sie die Strategie-Klausur<br />

sehr gut vor, und halten Sie sich an Ihren<br />

Zeitplan (vgl. Abbildung 7). Bestimmen Sie vor<br />

<strong>de</strong>r Strategie-Klausur einen unabhängigen,<br />

neutralen Mo<strong>de</strong>rator. Wenn Sie diesen nicht<br />

innerhalb Ihres Unternehmens haben, leisten<br />

Sie sich einen externen Mo<strong>de</strong>rations-Experten.<br />

Dem Mo<strong>de</strong>rator kommt bei <strong>de</strong>r Strategie-Klausur<br />

eine ganz beson<strong>de</strong>re Rolle zu. Er sollte vor<br />

Abb. 7: Ablauf eines Strategieworkshops<br />

allem versuchen, eine neutrale Rolle einzunehmen<br />

und zwischen verschie<strong>de</strong>nen Meinungen<br />

zu vermitteln. Der Mo<strong>de</strong>rator sollte sich strikt<br />

an die vorher festgelegten Abläufe halten, eine<br />

wichtige Rolle ist die <strong>de</strong>s „Time-Keepers”. Es<br />

empfiehlt sich als Mo<strong>de</strong>rator, viel mit <strong>de</strong>r<br />

„Brainwriting”-Metho<strong>de</strong> zu arbeiten. Die Teilnehmer<br />

schreiben dabei I<strong>de</strong>en o<strong>de</strong>r Meinungen<br />

parallel auf Karten, die an eine Metaplanwand<br />

geheftet wer<strong>de</strong>n. Die Auswertung und Zuordnung<br />

von Karten erfolgt dann in <strong>de</strong>r Gruppe.<br />

Das Verfahren nimmt Hemmungen, offen seine<br />

Meinung kund zu tun, und spart durch paralleles<br />

Arbeiten viel Zeit.<br />

Es empfiehlt sich eine „Offene-Punkte-Liste<br />

o<strong>de</strong>r einen Themenspeicher” zu führen, so<br />

gehen keine I<strong>de</strong>en verloren, die gera<strong>de</strong> nicht in<br />

die Diskussion passen. Der Mo<strong>de</strong>rator sollte<br />

eine von allen Teilnehmern akzeptierte Person<br />

sein, <strong>de</strong>shalb einigen Sie sich unbedingt schon<br />

vor <strong>de</strong>r Klausur, wer die Rolle übernehmen wird!<br />

Das wichtigste Ziel <strong>de</strong>s Workshops ist die<br />

I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r erfolgsversprechendsten<br />

Strategischen Option und die Operationalisierung<br />

und somit Konkretisierung <strong>de</strong>r Strategie<br />

(vgl. Abbildung 8). Die vorbereiteten Analysen<br />

sollen dazu im Workshop in Gruppen mit Hilfe<br />

CM Juli / August 2011<br />

von Strategischen Werkzeugen bearbeitet und<br />

diskutiert wer<strong>de</strong>n. Dabei können die „5 Forces<br />

nach M. Porter“ (Porter, 2000), eine „Portfolioanalyse“<br />

und die „Potenzialanalyse“ sowie<br />

die „SWOT-Analyse“ hilfreich sein. Mit Hilfe<br />

dieser Werkzeuge lassen sich Strategien bzw.<br />

Teilstrategien und letztendlich Maßnahmen<br />

bestimmen.<br />

Die gewählte Option soll sodann in einem Strategischen<br />

Konzept festgehalten und konkretisiert<br />

wer<strong>de</strong>n, das Strategische Formular<br />

(Deyhle, Kottbauer, Pascher, 2010) kann dabei<br />

große Hilfe leisten. Schon während <strong>de</strong>s Workshops<br />

soll eine quantitative Schnellbewertung<br />

<strong>de</strong>r Umsetzbarkeit <strong>de</strong>r Strategie mit<br />

<strong>de</strong>m Controlling-Triptychon stattfin<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung<br />

9). Dabei wird grob das jeweilige Strategische<br />

Potenzial in <strong>de</strong>r Ergebnis- und Finanzwirkung<br />

eingeschätzt. Wenn sich z. B. durch eine<br />

Markterweiterung <strong>de</strong>r Absatz um 30 % erhöht,<br />

dann ergibt sich das Potenzial von 30 % mehr<br />

Umsatz und auch 30 % mehr Rohstoffbedarf,<br />

das wie<strong>de</strong>rum müsste sich in besseren Einkaufskonditionen<br />

(Skaleneffekte) und schnelleren<br />

Produktionszeiten (Skalen- und Lerneffekte)<br />

auswirken. Diese wirken wie<strong>de</strong>rum auf<br />

<strong>de</strong>n Gewinn, haben aber auch eine Auswirkung<br />

auf <strong>de</strong>n Cash Flow.<br />

15


16<br />

Strategieerarbeitung in mittelständischen Unternehmen<br />

Abb. 8: Ziel <strong>de</strong>s Strategieworkshops ist es, aus <strong>de</strong>n vorbereiteten Analysen im Team eine gemeinsam gewollte Zieloption zu erarbeiten<br />

Die Auswirkungen sollen schon einmal grob<br />

eingeschätzt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn erst dann lässt<br />

sich sagen, ob <strong>de</strong>nn die Strategie mit <strong>de</strong>n gesetzten<br />

Zielen tatsächlich umsetzbar ist. Am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 2. Workshoptages sollte dies<br />

abgeschlossen sein. Ist man erst einmal so<br />

weit gekommen, hat man auch eine Erholung<br />

verdient. Man hat bereits sehr viel gearbeitet,<br />

oft auch vielleicht sogar heftig Meinungen untereinan<strong>de</strong>r<br />

ausgetauscht, vielleicht sind Einzelne<br />

Kompromisse eingegangen, die noch<br />

vor <strong>de</strong>m Workshop un<strong>de</strong>nkbar gewesen wä-<br />

ren. Es ist dann die Zeit gekommen, sich wie<strong>de</strong>r<br />

zu vertragen, zu versöhnen, vielleicht alles<br />

Mal aus einem an<strong>de</strong>ren Blickwinkel zu sehen<br />

und da tut ein Teamevent ganz gut.<br />

Nach einem solchen „Erhol-Abend” folgt am<br />

letzten Workshoptag noch die wichtige Finalisierung.<br />

Am dritten Tag müssen die Maßnahmen eventuell<br />

noch priorisiert wer<strong>de</strong>n, um sich auf das<br />

zu konzentrieren, was man auch tatsächlich<br />

umsetzen kann. Denn klar ist, dass je<strong>de</strong>r<br />

Abb. 9: Der Strategische Planungsprozess im Überblick nach Kottbauer, Zywietz, 20011<br />

Workshop-Teilnehmer nach diesem Workshop<br />

zusätzliche Arbeit erhält – wie viel Zusätzliches<br />

verträgt man aber? In <strong>de</strong>r Regel nicht<br />

zu viel. Um die Motivation aufrecht zu erhalten<br />

ist es dann eben wichtig, nur so viel festzulegen,<br />

was auch tatsächlich bewältigt wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Die Maßnahmen sollen am letzten Tag in<br />

einem Dokument verbindlich festgehalten<br />

wer<strong>de</strong>n, mit Zielen und Zeitpunkten versehen<br />

sein – und das Allerwichtigste: ein Verantwortlicher<br />

muss <strong>de</strong>finiert sein.


Nach <strong>de</strong>m Strategieworkshop<br />

erfolgt die Bewertung im<br />

operativen Businessplan und die<br />

Strategieimplementierung<br />

Wie in Abbildung 5 gezeigt, wird nach <strong>de</strong>m<br />

Workshop eventuell noch eine Nacharbeit,<br />

eine Konkretisierung von manchen Maßnahmen<br />

und Projekten von Nöten sein. Hat<br />

man alle Kosten, Projektdurchlaufzeiten, Personalmaßnahmen<br />

dann noch einmal verifiziert<br />

bzw. ergänzt, kann <strong>de</strong>r operative Businessplan<br />

vervollständigt wer<strong>de</strong>n. Erst jetzt liegt die Planung<br />

genau genug vor, um zu wissen, ob die<br />

gesetzten Ziele erreicht wer<strong>de</strong>n können. In<br />

einem Entscheidungstreffen soll die jetzt noch<br />

mal überprüfte Strategie dann verabschie<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Der letzte noch sehr wichtige Schritt ist die<br />

Kommunikation an die Belegschaft. Diejenigen,<br />

die die Strategie umzusetzen haben, sollen<br />

diese auch verstehen, die Grün<strong>de</strong> dahinter kennen<br />

und auch eine Unterstützung bei <strong>de</strong>r Um-<br />

setzung erhalten. Die operative Planung kann<br />

nun erfolgen. Eventuell mag es sinnvoll sein, die<br />

Strategischen Ziele auch in die persönlichen<br />

Ziele <strong>de</strong>r Mitarbeiter o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st in die <strong>de</strong>r<br />

Führungskräfte mit einfließen zu lassen. Die<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r Strategie soll dann in einem<br />

laufen<strong>de</strong>n Strategie-Umsetzungs-Controlling-<br />

Prozess beobachtet und bei Bedarf angepasst<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Literatur<br />

sie lieben zahlen...<br />

prevero liebt zahlen...<br />

...wir lieben zahlen!<br />

Michael Porter, Wettbewerbsvorteile, Campus<br />

Verlag 2000, 6. Aufl.<br />

Kaplan, Robert S., Norton David P., „Strategy<br />

Maps”, Schäffer-Poeschel-Verlag Stuttgart<br />

2004<br />

Das Boston Consulting Strategie Buch, Ed.<br />

Bolko v. Oettinger, Econ-Verlag, 7. Auflage<br />

2000.<br />

Kottbauer M., Zywietz T., Unterlagen <strong>de</strong>s<br />

Fachseminars „Strategieentwicklung“ bei <strong>de</strong>r<br />

Controller Aka<strong>de</strong>mie, Gauting, 2011<br />

teilen sie mit uns<br />

die lei<strong>de</strong>nschaft für zahlen.<br />

CM Juli / August 2011<br />

Drucker, Peter F., The Essential Drucker: The<br />

Best of Sixty Years of Drucker’s Writings on<br />

Management.<br />

Deyhle A., Kottbauer M., Pascher P., „Manager<br />

und Controllling“, VCW, Freiburg, Wörthsee,<br />

2010<br />

Jannek K., Burmeister K., „CORPORATE FO-<br />

RESIGHT IM MITTELSTAND – Zentrale Ergebnisse<br />

und nächste Schritte“, Beitrag in „Zukunftsforschung<br />

und Zukunftsgestaltung“,<br />

Reinhold Popp, Elmar Schüll, 2008<br />

Lieben Sie zahlen auch auf Ihrem Smartphone<br />

Einfach QR-Co<strong>de</strong> scannen und mehr ent<strong>de</strong>cken<br />

17


18<br />

Green Crontrolling als (neue) Aufgabe für <strong>de</strong>n Controller?<br />

Green Controlling als (neue)<br />

Aufgabe für <strong>de</strong>n Controller?<br />

von Johannes Isensee und Uwe Michel<br />

Die Auffassung <strong>de</strong>s betrieblichen Umweltschutzes<br />

als Pflichtaufgabe und Kostenfaktor<br />

gilt als überholt. Unternehmen haben nahezu<br />

branchenübergreifend die Wettbewerbsrelevanz<br />

eines grünen Unternehmens erkannt<br />

und richten ihre Unternehmensaktivtäten sowie<br />

Produkte und Leistungen beson<strong>de</strong>rs umweltgerecht<br />

aus.<br />

Die grüne Ausrichtung von Unternehmen<br />

und <strong>de</strong>ren Auswirkung<br />

auf das Controlling<br />

Das Umweltmanagement wird damit zu einer<br />

strategischen Aufgabe, die für alle Funktionen<br />

im Unternehmen von Be<strong>de</strong>utung ist und darüber<br />

hinaus auch unternehmensübergreifend<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n muss. Die Frage nach <strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n ökologischen<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>r Unternehmen, für das Controlling<br />

in Form <strong>de</strong>s sog. „Greenings”, war <strong>de</strong>r<br />

Kern <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enwerkstatt <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Controller Vereins (ICV) im<br />

Jahr 2010.<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Beitrag fasst Teile <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

einer von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enwerkstatt im September<br />

2010 durchgeführten Studie unter ICV-Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

zusammen. Ziel <strong>de</strong>r Studie war die Bewertung<br />

<strong>de</strong>r Relevanz <strong>de</strong>s Greenings aus Sicht<br />

<strong>de</strong>r Controller, die Analyse <strong>de</strong>s Stands eines<br />

Green Controllings in <strong>de</strong>r Praxis und die I<strong>de</strong>ntifikation<br />

<strong>de</strong>r daraus resultieren<strong>de</strong>n künftigen<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen. An <strong>de</strong>r Studie haben sich<br />

insgesamt 295 ICV-Mitglie<strong>de</strong>r beteiligt.<br />

Hohes Bewusstsein <strong>de</strong>r Controller<br />

für grüne Themen<br />

Die Befragung zeigt, dass die ICV-Mitglie<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r aktuellen Diskussion um das „Greening“<br />

eine fortwähren<strong>de</strong> Entwicklung sehen, die<br />

neue Herausfor<strong>de</strong>rungen für das Controlling<br />

mit sich bringt. So erkennen Controller in <strong>de</strong>r<br />

Unterstützung <strong>de</strong>s Greenings eine eigene aktive<br />

Rolle. Controller sollten die ökologische<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>r Unternehmen, sofern bereits<br />

angestoßen, methodisch und instrumentell unterstützen,<br />

o<strong>de</strong>r das Thema, sofern hierin<br />

Chancen und Risiken zur Erreichung <strong>de</strong>r Unternehmensziele<br />

liegen, aktiv einbringen und vorantreiben.<br />

Ökologische und ökonomische Zusammenhänge<br />

sind hierzu durch das Controlling<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergrund sich schnell än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

externer Bedingungen laufend zu<br />

hinterfragen und transparent darzu stellen.<br />

Was sind Aufgaben eines Green<br />

Controllings?<br />

Konkrete Auswirkungen besitzt die strategische<br />

Be<strong>de</strong>utung auf die Controllerarbeit in Form von<br />

Controllingaufgaben, die sich aus <strong>de</strong>n internen<br />

ökologischen Zielsetzungen und / o<strong>de</strong>r externen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Stakehol<strong>de</strong>r eines Unternehmens<br />

ergeben.<br />

Abbildung 1 fasst die meistgenannten, aus<br />

<strong>de</strong>r strategischen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Greenings<br />

abgeleiteten grünen Controllingaufgaben zusammen.<br />

Die wichtigste Aufgabe besteht<br />

<strong>de</strong>mzufolge darin, die Wirtschaftlichkeit<br />

ökologischer Strategien nachzuweisen, <strong>de</strong>ren<br />

Zielerreichung zu monitoren und mit<br />

Hilfe von <strong>de</strong>n „richtigen“ Kennzahlen einen<br />

transparenten und objektiven Umgang mit<br />

grünen Themen zu ermöglichen. Hierfür sind<br />

sowohl Überzeugungs- und Sensibilisierungsarbeit<br />

zu leisten als auch eine Anpassung <strong>de</strong>r<br />

Controllinginstrumente und -abläufe vorzunehmen.<br />

In <strong>de</strong>r Gänze betrachtet, machen die<br />

Antworten <strong>de</strong>utlich, dass es sich bei einem<br />

grünen Controlling im Kern weniger um neue<br />

Aufgaben han<strong>de</strong>lt, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Controller vor<br />

<strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung steht, seine Kernaufgaben<br />

auf ein neues grünes Themenfeld<br />

zu übertragen.<br />

Für die künftige organisatorische Verankerung<br />

eines Green Controllings mit <strong>de</strong>n zuvor beschriebenen<br />

Aufgaben bestehen generell zwei<br />

Möglichkeiten: Einerseits kann eine Integration<br />

ökologischer Inhalte und Kennzahlen in<br />

das Unternehmenscontrolling stattfin<strong>de</strong>n<br />

und an<strong>de</strong>rerseits kann sich ein Green Controlling<br />

beim Umweltmanagement entwickeln,<br />

welches diese Aufgaben mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

losgelöst vom Unternehmenscontrolling wahrnimmt.<br />

Mit einer Mehrheit von ca. 60 % gehen die Befragten<br />

überwiegend von einer künftigen Integration<br />

<strong>de</strong>r grünen Themen in das Unternehmenscontrolling<br />

aus, um so ökonomische und<br />

ökologische Informationen gemeinsam analysieren<br />

und berichten und so eine ganzheitliche<br />

Entscheidungsunterstützung gewährleisten zu


können. Die übrigen 40 % sehen die Verantwortung<br />

eines Green Controllings eher beim<br />

Umweltmanagement. Mit zunehmen<strong>de</strong>r strategischer<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Greenings auf Unternehmensebene<br />

überwiegt hierbei stärker die<br />

Meinung zur integrierten Wahrnehmung durch<br />

das Unternehmenscontrolling.<br />

Lediglich 21 <strong>de</strong>r 295 befragten Unternehmen<br />

geben aber weiterhin an, bereits über einen<br />

Handlungsplan für <strong>de</strong>n Umgang mit grünen<br />

Themen aus Sicht <strong>de</strong>s Controllings zu verfügen.<br />

Die Schritte zu einer Integration ökologischer<br />

Informationen in Form einer Art „Green Controlling<br />

Agenda“ sind <strong>de</strong>mzufolge weitestgehend<br />

unbekannt; einfache Hilfestellungen, Anleitungen<br />

und Standards sind erwünscht.<br />

Green Controlling nimmt mit<br />

strategischer Be<strong>de</strong>utung zu<br />

Die Studie basierte auf <strong>de</strong>r Annahme, dass sich<br />

<strong>de</strong>r Ausbaustand eines Green Controllings mit<br />

<strong>de</strong>m Ausmaß <strong>de</strong>r strategischen Be<strong>de</strong>utung<br />

ökologischer Ziele unterschei<strong>de</strong>t. Erst wenn<br />

grüne Themen ernsthaft in <strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />

verankert sind, so die Überlegung,<br />

wer<strong>de</strong>n ökologische und ökonomische Zusammenhänge<br />

für die Unternehmenssteuerung re-<br />

Abb. 1: Grüne Controllingaufgaben<br />

levant, in<strong>de</strong>m zum Beispiel Synergien sowie<br />

Zielkonflikte erkannt, ausbalanciert und gesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Der Ausbaustand eines Green Controllings wur<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Befragung aus <strong>de</strong>n Dimensionen Integration<br />

ökologischer Aspekte in die Controllingprozesse<br />

und Abbildung ökologischer Informationen<br />

in Controllinginstrumenten betrachtet.<br />

Um die Wirkung <strong>de</strong>r strategischen Be<strong>de</strong>utung<br />

auf die Entwicklung eines grünen Controllings<br />

zu untersuchen, konnten vier grüne Strategietypen<br />

unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n:<br />

1. Unternehmen mit <strong>de</strong>r Strategie „Ganzheitlich<br />

grüne Strategie” weisen die höchste<br />

und inhaltlich weitreichendste strategische<br />

Be<strong>de</strong>utung ökologischer Ziele auf.<br />

2. Die Strategie „Grüne Produkte und Lösungen”<br />

ist überdurchschnittlich stark auf<br />

die Entwicklung und das Angebot von grünen<br />

Leistungen ausgerichtet und damit eher<br />

marktorientiert.<br />

3. Unternehmen <strong>de</strong>s Strategietyps „Abwarten<strong>de</strong><br />

Strategie” weisen intern zwar ein<br />

hohes Bewusstsein für grüne Chancen und<br />

Risiken auf, aufgrund nur einer geringeren<br />

externen Einflussnahme ist die strategische<br />

CM Juli / August 2011<br />

Be<strong>de</strong>utung aber eher unterdurchschnittlich<br />

stark ausgeprägt.<br />

4. Die Strategie „Green Compliance” weist<br />

die geringste strategische Be<strong>de</strong>utung auf<br />

und ist auf die Einhaltung <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen ausgerichtet.<br />

Abbildung 2 zeigt die Entwicklungsunterschie<strong>de</strong><br />

eines grünen Controllings exemplarisch<br />

für die Perspektive Integration ökologischer Aspekte<br />

in die Controllingprozesse. Die hier dargestellten<br />

Prozesse entstammen <strong>de</strong>m Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

<strong>de</strong>r International Group<br />

of Controlling (IGC). Grüne Aspekte wer<strong>de</strong>n in<br />

Controllingprozessen insgesamt <strong>de</strong>mzufolge<br />

nur auf einem geringen bis maximal mittleren<br />

Ausmaß berücksichtigt. Vergleichsweise stark<br />

fließen grüne Aspekte bereist in Planungs-, Reporting-<br />

und Risikomanagementprozesse ein.<br />

Die Unterscheidung <strong>de</strong>r Ausprägungen für die<br />

vier Strategietypen lässt gleichzeitig <strong>de</strong>n Einfluss<br />

<strong>de</strong>r strategischen Be<strong>de</strong>utung auf das grüne<br />

Controlling erkennen.<br />

Die Unternehmen mit einer ausgeprägten grünen<br />

Strategie setzen sich auch mehr mit ökologischen<br />

Inhalten im Controlling auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Der rechte Teil <strong>de</strong>r Abbildung zeigt, dass diese<br />

Unternehmen auch eine größere Wichtigkeit<br />

19


20<br />

Green Crontrolling als (neue) Aufgabe für <strong>de</strong>n Controller?<br />

Abb. 2: Bisheriges Ausmaß <strong>de</strong>r Prozessintegration / Künftiger Bedarf<br />

einer künftigen weitergehen<strong>de</strong>n Integration<br />

empfin<strong>de</strong>n.<br />

Zusammenfassung und künftige<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Befragung bestätigen die<br />

Relevanz <strong>de</strong>s Greenings für das Controlling. Zusammenfassend<br />

muss es <strong>de</strong>n Controllern bei<br />

strategischer Be<strong>de</strong>utung ökologischer Zielsetzungen<br />

durch ein „begrüntes“ Unternehmenscontrolling<br />

gelingen, ökologische Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

im Unternehmen greifbar zu ma-<br />

Autoren<br />

chen, eine Fokussierung zu ermöglichen und<br />

die strategische sowie operative Relevanz<br />

für <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg darzustellen.<br />

Eine solche Relevanzbewertung sollte sich sowohl<br />

an <strong>de</strong>r Einflussnahme von externen und<br />

internen Stakehol<strong>de</strong>rn orientierten, gleichzeitig<br />

aber auch die unternehmensspezifische Abwägung<br />

zu Chancen und Risiken einschließen.<br />

Hierfür wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Controllingpraxis insbeson<strong>de</strong>re<br />

geeignete Kennzahlen und Metho<strong>de</strong>n<br />

benötigt, um grüne Mess- und Bewertungsprobleme<br />

zu lösen. In <strong>de</strong>r Messung<br />

liegt die wohl größte Herausfor<strong>de</strong>rung, es be-<br />

Dipl.-Kfm. techn. Johannes Isensee<br />

ist Prokurist bei IPRI gGmbH, Stuttgart, und Koordinator <strong>de</strong>r<br />

I<strong>de</strong>enwerkstatt im Internationalen Controller Verein.<br />

E-Mail: jisensee@ipri-institute.com<br />

Dr. Uwe Michel<br />

ist Senior Partner bei Horváth & Partners Management Consultants<br />

und Leiter <strong>de</strong>s Competence Center Finanzen und Controlling,<br />

Stuttgart. Des Weiteren leitet er die I<strong>de</strong>enwerkstatt im ICV.<br />

darf aus instrumenteller Sicht einfacher „Einstiegslösungen“<br />

in Form von geeigneten Kennzahlensets<br />

sowie Handlungsleitfä<strong>de</strong>n, um grüne<br />

Themen erfassen zu können. Hierbei wur<strong>de</strong><br />

vielfach auf Probleme in <strong>de</strong>n IT-Systemen hingewiesen,<br />

die eine effiziente und systematische<br />

Datenanalyse und -auswertung ermöglichen<br />

sollen.<br />

Neben „handwerklichen“ Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re auch Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen Controllern<br />

und Verantwortlichen <strong>de</strong>s Umweltmanagements<br />

beschrieben. Die synergetische Kooperation<br />

wird häufig durch unterschiedliche Verständnisse,<br />

abweichen<strong>de</strong> Zielsetzungen und<br />

unklare interne Regelungen zu Kompetenzen,<br />

Rollenverteilungen und Aufgabenbereichen erschwert.<br />

Den vollständigen Ergebnisbericht <strong>de</strong>r Studie<br />

fin<strong>de</strong>n Sie unter www.<strong>controller</strong>wissen.<strong>de</strong>,<br />

dort klicken Sie bitte auf <strong>de</strong>n CM live-Button.


Business Partner<br />

von Jürgen Weber<br />

Vor fast zwanzig Jahren hat <strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>misch<br />

hoch <strong>de</strong>korierte, wohl scharfzüngigste <strong>de</strong>utsche<br />

BWL-Professor, Dieter Schnei<strong>de</strong>r, sehr<br />

kritisch über Controller geurteilt: „Ein Gespenst<br />

geht um in <strong>de</strong>n Führungsetagen <strong>de</strong>r Unternehmungen<br />

– das Gespenst <strong>de</strong>s Controlling. ... [Der<br />

Controller wird] mit <strong>de</strong>m erfolgreichen dynamischen<br />

Unternehmer schlechthin gleichgesetzt.<br />

... [Der Controller vereint] zusätzlich die Eigenschaften<br />

eines vorzüglichen Aufsichtsratsvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

und Unternehmensberaters mit<br />

<strong>de</strong>nen eines Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n. Von diesem<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Controller ... nur dadurch,<br />

dass er keine Ergebnisverantwortung<br />

trägt. Solche Vorankündigungen wecken die<br />

Frage: Warum greifen Controller nach einer <strong>de</strong>rartigen<br />

Selbstbeweihräucherung zum Supermann,<br />

wenn sie innerlich überzeugt sind, Controller<br />

können etwas Nützliches in einer Unternehmenshierarchie<br />

leisten?“ (Schnei<strong>de</strong>r 1991,<br />

S. 765).<br />

Vor zwanzig Jahren hatte sich das Controlling<br />

in <strong>de</strong>r Praxis stark ausgebreitet. Es begann<br />

langsam auch in kleinere Unternehmen und die<br />

öffentliche Verwaltung vorzudringen. Die<br />

grundlegen<strong>de</strong>n Diskussionen über die Aufgaben<br />

und Rollen <strong>de</strong>r Controller waren geführt,<br />

auch wenn noch kein so breiter Konsens gegeben<br />

war, wie er heute vorliegt.<br />

Das, was Dieter Schnei<strong>de</strong>r störte bzw. das, was<br />

er nicht verstan<strong>de</strong>n hat, ist auch heute noch erklärungsbedürftig.<br />

Controller haben zwar einen<br />

festen Aufgabenkern, <strong>de</strong>n sie spezifisch<br />

wahrnehmen – etwa die Produktion von (internen)<br />

Ergebnisinformationen o<strong>de</strong>r das Management<br />

<strong>de</strong>r Budgetierung. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />

mischen sie sich aber „gewerbsmäßig“ in<br />

das Führungsgeschäft <strong>de</strong>r Manager ein. Sie<br />

sind Sachwalter <strong>de</strong>r „Finanz-Perspektive“, sorgen<br />

dafür, dass sich unternehmerisches Han-<br />

<strong>de</strong>ln rechnet, verhin<strong>de</strong>rn, dass gegen das Primat<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit – aus welchen Grün<strong>de</strong>n<br />

auch immer – verstoßen wird. Controller müssen<br />

dafür die Manager und das Führungsgeschäft<br />

verstehen. Sie müssen wissen, wie Manager<br />

zu Entscheidungen kommen. Sie müssen<br />

wissen, wie das Geschäft <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

funktioniert, das die Manager leiten. Sie müssen<br />

sich in Manager hineinversetzen, um die richtigen<br />

Ratschläge geben zu können. Und sie<br />

müssen auch – an<strong>de</strong>rs als dies Dieter Schnei<strong>de</strong>r<br />

vor 20 Jahren angenommen hat – Mitverantwortung<br />

übernehmen. Dies ist heute auch beim<br />

CFO so. Er geht – wie unsere Forschung an <strong>de</strong>r<br />

WHU zeigt – bei Ergebnisproblemen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

sogar eher als <strong>de</strong>r CEO!<br />

Dieses komplexe Aufgabenfeld und die damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen Rollenerwartungen <strong>de</strong>s<br />

Managements an die Controller wer<strong>de</strong>n<br />

heute zumeist unter <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>s „Business<br />

Partners“ zusammengefasst. Manager<br />

wollen Controller in dieser Rolle sehen, weil sie<br />

chronisch überlastet sind und die Hilfe dringend<br />

brauchen. Controller schrecken vor <strong>de</strong>r Übernahme<br />

<strong>de</strong>r Rolle zuweilen noch zurück, weil sie<br />

– selbstre<strong>de</strong>nd – sehr anspruchsvoll ist. Das<br />

Thema „eierlegen<strong>de</strong> Wollmilchsau“ kommt<br />

heute weniger als Vorwurf einer „Anmaßung<br />

von Wissen und Können” von <strong>de</strong>n Managern,<br />

als vielmehr von <strong>de</strong>n Controllern selbst, die erheblichen<br />

Respekt vor <strong>de</strong>n gestiegenen Anfor-<br />

Autor<br />

CM Juli / August 2011<br />

<strong>de</strong>rungen haben. Können Controller <strong>de</strong>n Business<br />

Partner wirklich ausfüllen?<br />

Die selbstbewusste Antwort lautet: Warum eigentlich<br />

nicht? Blicken wir in an<strong>de</strong>re Funktionen<br />

im Unternehmen, so sehen wir exakt dieselbe<br />

Entwicklung: Auch die Aufgabenfel<strong>de</strong>r<br />

z. B. eines Beschaffungs- und eines Vertriebsmanagers<br />

sind viel breiter und anspruchsvoller<br />

gewor<strong>de</strong>n. Bei Lieferanten geht es nicht allein<br />

mehr um möglichst niedrige Beschaffungskosten,<br />

son<strong>de</strong>rn häufig um ihre Einbindung als<br />

strategische Ressource <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Auch <strong>de</strong>r Vertriebsmanager ist längst nicht<br />

mehr auf die Schnittstelle zwischen <strong>de</strong>m eigenen<br />

Unternehmen und <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n beschränkt,<br />

son<strong>de</strong>rn muss ebenso die Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

im Blick haben und eng mit Produktion und Beschaffung<br />

zusammenarbeiten. Spezialistenwissen<br />

ist jeweils kombiniert mit einer General<br />

Management-Perspektive – warum soll es da<br />

Controllern an<strong>de</strong>rs gehen? Und noch ein letzter<br />

Vergleich: Früher reichte es Beckenbauer, ein<br />

glänzen<strong>de</strong>r Libero zu sein – heute wird ein<br />

Weltklassestürmer nicht mehr aufgestellt,<br />

wenn er nicht auch ständig Verteidigungsaufgaben<br />

übernimmt. Es gibt kein „entwe<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r“<br />

mehr, son<strong>de</strong>rn ein „sowohl als auch“. Controller<br />

sollten <strong>de</strong>shalb nicht zögerlich sein, die<br />

Rolle <strong>de</strong>s Business Partners zu übernehmen.<br />

Es ist eine ganz logische Entwicklung.<br />

Und: Wer zu spät kommt ...<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber<br />

ist Direktor <strong>de</strong>s Instituts für Management und Controlling (IMC)<br />

<strong>de</strong>r WHU-Otto-Beisheim-Hochschule, Burgplatz 2, D-56179 Valendar;<br />

www.whu.edu/controlling. Er ist zu<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Kuratoriums <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins (ICV).<br />

E-Mail: juergen.weber@whu.edu<br />

21


22<br />

Das Instrument <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

Das Instrument <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

von Frank Lelke und Andreas Ollech<br />

Ein wesentlicher Faktor für <strong>de</strong>n Erfolg eines Unternehmens<br />

sind seine Mitarbeiter. Dieser Erfolg<br />

fußt auf Qualifikation und Fähigkeiten, die<br />

weitestgehend objektiv eruiert wer<strong>de</strong>n können<br />

(Zeugnisse, Zertifikate, Lebensläufe etc.). Klassische<br />

Instrumente wie das Mitarbeitergespräch,<br />

Vorgesetztenbeurteilung und Management<br />

by Objectives (Führung durch Zielvereinbarung)<br />

liefern ergänzen<strong>de</strong> Indikatoren.<br />

Wesentlich mehr Informationen können mit<br />

Hilfe von Mitarbeiterbefragungen gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie sind mittlerweile integraler Bestandteil<br />

einer erfolgreichen Personalarbeit.<br />

Sie dienen in erster Linie dazu, qualitative<br />

Aspekte wie Motivation, Arbeitszufrie<strong>de</strong>nheit,<br />

aber auch Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft<br />

zu messen. Des Weiteren dienen<br />

Mitarbeiterbefragungen vor allem als Informationsgrundlage<br />

für die Unternehmensführung,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m Personalmanagement, um<br />

Ursachen für Ergebnisse und Meinungen zu<br />

laufen<strong>de</strong>n und abgeschlossenen Maßnahmen<br />

zu eruieren. Außer<strong>de</strong>m eigenen sich Befragungen,<br />

die Mitarbeiter in Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

zu integrieren. Insbeson<strong>de</strong>re durch die<br />

Maßnahmenableitung aus <strong>de</strong>n Befragungsergebnissen<br />

und <strong>de</strong>m anschließen<strong>de</strong>n Nachfeldprozess<br />

wird sichergestellt, dass <strong>de</strong>m Feedback<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter zeitnah Maßnahmen zur<br />

Umsetzung folgen.<br />

Die Befragung ist ein Instrument <strong>de</strong>r empirischen<br />

Sozialforschung zur Datenerhebung. Je<br />

nach Art <strong>de</strong>r Durchführung ist zwischen mündlicher<br />

Befragung, schriftlicher Befragung und<br />

Telefoninterview zu differenzieren (vgl. ausführlich<br />

in [ScHiEs1995], S. 297 ff.). Abbildung 1<br />

zeigt alternative Formen <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

im Überblick.<br />

Als Instrument <strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung<br />

muss die Mitarbeiterbefragung in <strong>de</strong>r<br />

Regel weit verbreiteten Gütekriterien entsprechen;<br />

dazu zählen die Objektivität, die Validität,<br />

die Reliabilität sowie die Repräsentativität.<br />

Die Objektivität beschreibt die Unabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Testergebnisse von subjektiven Einflüssen,<br />

z. B. im Hinblick auf die durchführen<strong>de</strong>n<br />

Personen, die Auswertung <strong>de</strong>r Daten und die<br />

Interpretation <strong>de</strong>r Informationen. Das Kriterium<br />

<strong>de</strong>r Validität beantwortet die Frage, ob das gemessen<br />

wird, was gemessen wer<strong>de</strong>n soll. Die<br />

Reliabilität schließlich bezeichnet die Messgenauigkeit<br />

bzw. Zuverlässigkeit eines Verfahrens,<br />

also die Genauigkeit, mit <strong>de</strong>r eine Skala<br />

ein Merkmal misst. Das Kriterium <strong>de</strong>r Repräsentativität<br />

wird im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Grundgesamtheit (Stichprobenumfang) von Befragungen<br />

thematisiert.<br />

Neben <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen aus Sicht <strong>de</strong>r empirischen<br />

Sozialforschung sind zur Durchführung<br />

einer erfolgreichen Mitarbeiterbefragung unternehmensspezifische<br />

Treiber zu berücksichtigen.<br />

Die in Abbildung 2 vorgenommene<br />

Klassifizierung in Primär- und Sekundärtreiber<br />

einer Befragung erhebt nicht <strong>de</strong>n Anspruch auf<br />

Gültigkeit und Ganzheitlichkeit; vielmehr spiegelt<br />

die Darstellung die Erfahrungen <strong>de</strong>r Autoren<br />

wie<strong>de</strong>r.<br />

Unterstützung durch das Management<br />

Die Grundlage einer erfolgreichen Befragung<br />

setzt das uneingeschränkte Commitment <strong>de</strong>s<br />

Managements voraus. Durch offenes und permanentes<br />

Kommunizieren <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

(im Folgen<strong>de</strong>n MB genannt) gewinnen<br />

Mitarbeiter zunehmend Vertrauen und erken-<br />

nen die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit <strong>de</strong>r<br />

MB. Wenn sich die Mitarbeiter nicht mit <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen bzw. ihren Führungskräften i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />

ist die Bereitschaft, ihr Wissen weiterzugeben,<br />

eher gering.<br />

Das Commitment ist insbeson<strong>de</strong>re in Zeiten von<br />

Wirtschaftskrisen, Restrukturierung, Desinvestitionen<br />

etc. von zentraler Be<strong>de</strong>utung. Ferner ist<br />

es wichtig, dass das Management die mit <strong>de</strong>r<br />

MB einhergehen<strong>de</strong>n Maßnahmen und Investitionen<br />

freigibt.<br />

Exakte Defi nition von Zielen, Zielgruppen<br />

und Inhalten<br />

Die Inhalte <strong>de</strong>r MB müssen stringent aus <strong>de</strong>r<br />

Strategie, respektive <strong>de</strong>n strategischen Zielen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens abgeleitet sein. Führungsqualität,<br />

Führungsgrundsätze, Motivations- und<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheitsaspekte, Innovation und Flexibilität<br />

haben ohne Bezug zur Strategie keinen<br />

nachvollziehbaren Nutzen.<br />

Des Weiteren ist zu klären, welche Zielgruppe/n<br />

befragt wer<strong>de</strong>n sollen; han<strong>de</strong>lt es sich um eine<br />

Vollbefragung aller Mitarbeiter weltweit, o<strong>de</strong>r<br />

sollen bestimmte Mitarbeitergruppen wie Leiten<strong>de</strong><br />

Angestellte, Außertarifliche Mitarbeiter<br />

o<strong>de</strong>r Leiharbeitnehmer vollumfänglich o<strong>de</strong>r<br />

durch Stichproben befragt wer<strong>de</strong>n. Es ist somit<br />

nicht zwingend sinnvoll und notwendig, stets<br />

alle Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmens zu befragen.<br />

Prozessmanagement<br />

Die frühzeitige Einbeziehung <strong>de</strong>r Fachbereiche,<br />

Arbeitnehmervertreter und aller Mitarbeiter in


<strong>de</strong>n Entwicklungsprozess hat zwei positive Effekte:<br />

Einerseits wird das Gesamtvorhaben MB<br />

von Beginn an bearbeitet und vorangetrieben.<br />

An<strong>de</strong>rerseits gewinnen Mitarbeiter zunehmend<br />

Vertrauen in die Zielsetzung <strong>de</strong>r MB. Mitarbeiter,<br />

die we<strong>de</strong>r Entwicklung, Funktion noch Zielsetzung<br />

nachvollziehen können bzw. verstehen,<br />

reduzieren ihre Bereitschaft zur Mitarbeit.<br />

Transparenz<br />

Der Transparenzaspekt beinhaltet zwei Sichten.<br />

Zum einen sind die Mitarbeiter regelmäßig über<br />

Fortschritt und Ergebnisse <strong>de</strong>r MB zu informieren.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren sind sie darüber in Kenntnis<br />

zu setzen, welche Maßnahmen initiiert und umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Fehlen<strong>de</strong> Transparenz führt in<br />

er Regel auch zu mangeln<strong>de</strong>r Akzeptanz, nach<br />

<strong>de</strong>m Motto “das bringt doch eh nichts / passiert<br />

doch eh nichts”.<br />

Anonymität<br />

Angst und Misstrauen wer<strong>de</strong>n i. d. R. durch unzureichen<strong>de</strong><br />

Anonymität erzielt. Sowohl in<br />

Schriftform als auch durch Onlinebefragungen<br />

stellen sich Mitarbeiter die Frage, inwieweit bei<br />

<strong>de</strong>r Auswertung personenbezogene Daten<br />

analysiert wer<strong>de</strong>n können. Deshalb ist sicherzustellen,<br />

dass die Mitarbeiter stets zwischen<br />

<strong>de</strong>r Fragebogen-Schriftform und <strong>de</strong>r Onlinebefragung<br />

selbst entschei<strong>de</strong>n können. Darüber<br />

hinaus sind die Auswertungsmöglichkeiten bei<br />

kleineren Organisationseinheiten zu begrenzen.<br />

Möglichkeit 1: Bei einer Organisationseinheit<br />

mit weniger als 10 Mitarbeitern fin<strong>de</strong>n keine Ergebnisauswertungen<br />

statt.<br />

Möglichkeit 2: In je<strong>de</strong>r Organisationseinheit ist<br />

sicherzustellen, dass <strong>de</strong>r Personenbezug nicht<br />

durch Mitarbeiterstatus, Alter und / o<strong>de</strong>r Betriebszugehörigkeit<br />

hergestellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Möglichkeit 3: Die Auswertung <strong>de</strong>r Daten erfolgt<br />

durch einen unternehmensexternen Dienstleister.<br />

Externer Dienstleister<br />

Eine zusätzliche Anonymität bzw. Sicherheit<br />

kann durch Einsatz eines externen Dienstleis -<br />

Abb. 1: Alternative Formen von Mitarbeiterbefragungen ({DoLa06}, S. 7)<br />

Abb. 2: Betriebliche Erfolgstreiber einer Befragung<br />

CM Juli / August 2011<br />

23


24<br />

Das Instrument <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

ters zur Datensammlung, Datenauswertung<br />

und Datenaufbereitung erreicht wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Fragebögen wer<strong>de</strong>n direkt vom Dienstleister<br />

versandt und laufen bei diesem wie<strong>de</strong>r zusammen.<br />

Der Einsatz eines externen Dienstleisters<br />

sollte nicht primär ökonomisch bewertet wer<strong>de</strong>n.<br />

Ziel ist es, die Anonymität sicherzustellen,<br />

das Vertrauen <strong>de</strong>r Mitarbeiter zu gewinnen und<br />

somit die Teilnahmequote zu steigern.<br />

Praktikabler Fragebogen<br />

Sowohl die Schriftform als auch die Onlinevariante<br />

<strong>de</strong>s Fragebogens erfor<strong>de</strong>rn ein Höchstmaß<br />

an Praktikabilität. Das be<strong>de</strong>utet, <strong>de</strong>r Fragebogen<br />

muss anwen<strong>de</strong>rfreundlich gestaltet<br />

und mit vertretbarem Aufwand zu beantworten<br />

sein. Die Anwen<strong>de</strong>rfreundlichkeit richtet<br />

Autoren<br />

sich nach <strong>de</strong>r Verständlichkeit <strong>de</strong>r gestellten<br />

Fragen und <strong>de</strong>r jeweiligen Antwortmöglichkeiten.<br />

Art und Umfang <strong>de</strong>s Fragebogens sowie<br />

Art und Anzahl <strong>de</strong>r gestellten Fragen bestimmen<br />

letztlich die Praktikabilität aus Anwen<strong>de</strong>rsicht.<br />

Zu beachten ist, dass <strong>de</strong>r Fragebogen<br />

eine gesun<strong>de</strong> Mischung aus offenen<br />

und geschlossenen Fragen sowie Hybridfragen<br />

enthält. Während <strong>de</strong>r Befragte bei offenen<br />

Fragen selbst die Beantwortung mit eigenen<br />

Worten vornimmt, muss sich <strong>de</strong>r Befragte bei<br />

geschlossenen Fragen zwischen Antwortalternativen<br />

entschei<strong>de</strong>n. Hybridfragen kombinieren<br />

offene und geschlossene Antwortmuster<br />

miteinan<strong>de</strong>r.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Frage- und Antwortformulierung<br />

empfiehlt die Literatur Faustregeln, die<br />

eingehalten wer<strong>de</strong>n sollten (vgl. [ScHiEs 1995],<br />

S. 313):<br />

· Verwendung einfacher bzw. gebräuchlicher<br />

Worte / Fachausdrücke<br />

· Formulierung kurzer Fragen<br />

· Konkrete Formulierungen<br />

· Vermeidung von Suggestivfragen<br />

· Formulierung neutraler und wertfreier Fragen<br />

· Vermeidung doppelter Negationen<br />

· …<br />

Offene Kommunikation <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

Neben einer offenen Kommunikation vor und<br />

während <strong>de</strong>r MB ist es essentiell, die Ergeb-<br />

Dr. Frank Lelke<br />

ist Referent im Bereich Human Resources <strong>de</strong>r Evonik Degussa<br />

GmbH in Essen. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit <strong>de</strong>n<br />

HR-Themen Prozessmanagement, Organisation und Controlling.<br />

E-Mail: frank.lelke@evonik.com<br />

Dipl.-Kfm. (Studienrat) Andreas Ollech<br />

ist Lehrer am Paul-Spiegel-Berufkolleg in Dorsten. Er beschäftigt<br />

sich seit mehreren Jahren in verschie<strong>de</strong>nen Funktionen mit <strong>de</strong>n<br />

Themen eLearning, Dienstleistungsmanagement und Kennzahlen<br />

im Bildungsbereich. Zuvor war er mehrere Jahre Lehrer und Betriebsrat<br />

bei <strong>de</strong>r RAG Bildung Berufskolleg GmbH, einer Tochter <strong>de</strong>r<br />

RAG Bildung.<br />

E-Mail: andreas.ollech@web.<strong>de</strong><br />

nisse klar und <strong>de</strong>utlich zu kommunizieren. Das<br />

Thema Führungsqualität ist ein Beispiel dafür,<br />

warum Ergebnisse bzw. Teile <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

nicht bzw. nur unzureichend veröffentlicht<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Grund ist, dass Ergebnisse letztlich<br />

auf namentlich zu benennen<strong>de</strong> Führungskräfte<br />

zurückgeführt wer<strong>de</strong>n (müssen), was<br />

„politisch“ oftmals als unangenehm betrachtet<br />

wird.<br />

Darüber hinaus ist es von zentraler Be<strong>de</strong>utung,<br />

dass <strong>de</strong>r Vorgesetzte über die Ergebnisse seines<br />

Bereiches zeitnah und umfassend informiert<br />

sowie nachvollziehbare Maßnahmen ableitet.<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

Grundsätzlich wer<strong>de</strong>n die Befragungen zu<br />

einem bestimmten Zeitpunkt durchgeführt – in<br />

vielen Fällen zu Jahresbeginn o<strong>de</strong>r Jahresen<strong>de</strong>.<br />

Wichtiger als die Jahreszeit ist, dass Befragungen<br />

nicht in einen Zeitraum fallen, <strong>de</strong>r etwa<br />

durch Restrukturierungsvorhaben geprägt ist.<br />

In solchen Situationen neigen viele Mitarbeiter<br />

dazu, Fragen mit weitaus weniger Objektivität<br />

zu beantworten.<br />

Einbindung in ganzheitliches Controlling<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Befragung sind in ein ganzheitliches<br />

Controlling zu überführen. Analog<br />

<strong>de</strong>m Scorecard-Ansatz sind – organisationsspezifisch<br />

– konkrete Maßnahmen abzuleiten,<br />

Prozessverantwortliche zu benennen, Zeitpunkte<br />

für die Umsetzung <strong>de</strong>r Maßnahmen und<br />

Zielwerte zu <strong>de</strong>finieren.<br />

Des Weiteren soll eine Vergleichbarkeit mit vorherigen<br />

(Vorperio<strong>de</strong>n) und kommen<strong>de</strong>n Befragungen<br />

im Sinne eines Benchmarking möglich<br />

sein, um die aus <strong>de</strong>n durchgeführten Maßnahmen<br />

erzielten Verbesserungen / Verschlechterungen<br />

sichtbar zu machen. Zu<strong>de</strong>m sind die Ursachen<br />

für eingetretene Verbesserungen / Verschlechterungen<br />

zu eruieren.<br />

Abstimmung mit <strong>de</strong>m Betriebsrat<br />

Aus arbeitsrechtlicher Sicht ergibt sich zwar lediglich<br />

ein Informationsrecht <strong>de</strong>s Betriebsrates,<br />

sofern die Befragung anonym durchgeführt<br />

wird; gemäß § 80 Absatz 2 BetrVG) ist <strong>de</strong>r Betriebsrat<br />

rechtzeitig und umfassend zu informieren<br />

(„Unterrichtungspflicht”). Dennoch o<strong>de</strong>r<br />

gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb ist aus taktischer Sicht darauf<br />

zu achten, dass <strong>de</strong>r Betriebsrat <strong>de</strong>r Befragung<br />

zustimmt und im I<strong>de</strong>alfall sogar aktiv mitwirkt.<br />

Dies erzeugt einen so genannten Push-Effekt<br />

auf Unternehmensseite, in<strong>de</strong>m die Akzeptanz<br />

für die Befragung erhöht wird.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Unterrichtungspflicht liegt<br />

Rechtzeitigkeit vor, wenn Än<strong>de</strong>rungs- und Ergänzungswünsche<br />

<strong>de</strong>s Betriebsrats berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Umfassendheit be<strong>de</strong>utet,<br />

dass <strong>de</strong>m Betriebsrat alle erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Unterlagen zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n, um<br />

seine Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen.


Schwierigkeiten<br />

Trotz aller Relevanz und Notwendigkeit ist die<br />

MB mit zahlreichen Schwierigkeiten behaftet,<br />

die in vielen Unternehmen weiterhin Bestand<br />

haben.<br />

Das Controlling <strong>de</strong>r Nachfeldprozesse gehört zu<br />

<strong>de</strong>n wichtigsten Bestandteilen <strong>de</strong>r MB. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich um einen Muss-Prozess, <strong>de</strong>r zur Legitimation<br />

<strong>de</strong>r Befragung beiträgt; Maßnahmen,<br />

die gar nicht o<strong>de</strong>r nur optional umgesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

führen i. d. R. dazu, dass die Akzeptanz<br />

und das Vertrauen in die MB <strong>de</strong>utlich sinkt.<br />

Die Mitarbeiter müssen die abgeleiteten<br />

Maßnahmen nachvollziehen können. Nachvollziehbar<br />

sind diese insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn<br />

Mitarbeiter aktiv in die Maßnahmenableitung<br />

und -umsetzung einbezogen wer<strong>de</strong>n. Analog<br />

<strong>de</strong>m strategischen Herunterbrechen von Zielen<br />

(Kaskadierung) wer<strong>de</strong>n Maßnahmen auf oberster<br />

Managementebene systematisch durch <strong>de</strong>zentrale<br />

Maßnahmen ergänzt, die Vorgesetzte<br />

und Mitarbeiter gemeinsam <strong>de</strong>finieren.<br />

Jenem Vorgehen wird aus praktischer Sicht oftmals<br />

entgegengehalten, es sei zu kosten- und<br />

zeitintensiv. Diese Betrachtung allein ergibt nur<br />

bedingt Sinn; gemeinsam abgeleitete und abgestimmte<br />

Maßnahmen führen zu einer zielgerichteten,<br />

verbindlichen Realisierung und somit<br />

zu einer signifikanten Verbesserung.<br />

Viele Befragungen sind dadurch gekennzeichnet,<br />

dass sie jährlich o<strong>de</strong>r zweijährlich durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Allen Befragungsrhythmen gemeinsam<br />

ist, dass sie lediglich eine Zeitpunktbetrachtung<br />

darstellen und somit die Einschätzungen<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt messen. Die Ergebnisse lassen sich<br />

allerdings nur bedingt nutzen, da die jeweiligen<br />

Ursachen auf vergangenen Ereignissen und Erfahrungen<br />

basieren.<br />

Die Schwierigkeit kann am Beispiel <strong>de</strong>s Commitment<br />

In<strong>de</strong>x ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n: Zu Jahresbeginn<br />

wur<strong>de</strong> einem Mitarbeiter <strong>de</strong>r Antrag auf<br />

eine Weiterbildungsmaßnahme abgelehnt, zu<br />

Beginn <strong>de</strong>s 2. Quartals begann ein konzernweites<br />

Kostensenkungsprogramm, und kurz vor<br />

Beginn <strong>de</strong>r Befragung im 3. Quartal wer<strong>de</strong>n die<br />

Mitarbeiter vom Vorgesetzten zum Essen ein-<br />

Abb. 3: Beispiel einer MAB Controlling-Scorecard<br />

gela<strong>de</strong>n, um ein offenes Feedbackgespräch zu<br />

führen. Schwierig ist zu eruieren, welchen<br />

Einfluss je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r drei skizzierten Ereignisse<br />

auf die Beantwortung <strong>de</strong>r Frage zum<br />

Commitment hat.<br />

Grundsätzlich wer<strong>de</strong>n Befragungen in Form<br />

von Voll- o<strong>de</strong>r Teilerhebungen durchgeführt.<br />

Bei Vollerhebungen wer<strong>de</strong>n alle Mitarbeiter <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens befragt, während Teilbefragungen<br />

bestimmte Mitarbeitergruppen fokussieren<br />

und im paritätischen Stichprobenumfang<br />

befragen. Trotz<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Befragungen<br />

– ähnlich Erhebungen von Fernsehsen<strong>de</strong>rn zur<br />

Meinungsumfrage o<strong>de</strong>r im Rahmen von Wahlen<br />

– unreflektiert als repräsentativ <strong>de</strong>klariert.<br />

Ein Grund ist sicherlich, dass dieses Gütesiegel<br />

<strong>de</strong>n Eindruck von Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit<br />

und Verallgemeinerungsfähigkeit erweckt<br />

([LiKa02], S. 227). Im allgemeinen Sprachgebrauch<br />

liegt Repräsentativität dann vor, wenn<br />

die Stichprobe in bestimmten Merkmalen eine<br />

ähnliche Struktur aufweist wie die Grundgesamtheit.<br />

Der Repräsentativität liegt we<strong>de</strong>r ein theoretisches<br />

noch mathematisches Mo<strong>de</strong>ll zugrun<strong>de</strong>,<br />

um kleiner o<strong>de</strong>r größere Repräsentativitäten<br />

Abb. 4: Problemfel<strong>de</strong>r in Mitarbeiterbefragungen<br />

CM Juli / August 2011<br />

zu fundieren. Daher ist dieses Kriterium kein<br />

brauchbares Konzept ([LiKa02], S. 227 - 238).<br />

Egal, ob Befragungen in Schriftform und /<br />

o<strong>de</strong>r Online erfolgen: Auf Mitarbeiterseite<br />

bleibt stets ein signifikanter Misstrauensgrad.<br />

Dieser entsteht durch persönliche Erfahrungen<br />

im privaten und unternehmerischen Umfeld,<br />

durch unternehmerischen Umgang mit Befragungen<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit usw. In Zeiten <strong>de</strong>r<br />

Globalisierung und hoher Diskontinuitäten<br />

(Strategie, Aufbauorganisation, Personalia etc.)<br />

wird es nach Ansicht <strong>de</strong>r Autoren nahezu unmöglich<br />

sein, sämtliche Misstrauenstatbestän<strong>de</strong><br />

auszuräumen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re in großen Unternehmen mit hoher<br />

Komplexität, sowohl in <strong>de</strong>r Aufbau- als auch<br />

in <strong>de</strong>r Ablauforganisation, kann Misstrauen nur<br />

durch Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit und<br />

Han<strong>de</strong>ln reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Neuere Ansätze: Informationsmärkte<br />

Informationsmärkte stammen aus <strong>de</strong>m Finanz-<br />

und Kapitalmarkt. Bei einem Informationsmarkt<br />

25


26<br />

Das Instrument <strong>de</strong>r Mitarbeiterbefragung<br />

Abb. 5: Workforce Seismograph ({Gexi10})<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um eine virtuelle elektronische<br />

Plattform, auf <strong>de</strong>r virtuelle Aktien, die <strong>de</strong>n Ausgang<br />

zukünftiger Ereignisse repräsentieren, gehan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n können ([Souk07], S. 6).<br />

Ein Informationsmarkt macht die Erwartungen<br />

bezüglich zukünftiger Marktzustän<strong>de</strong> in Form<br />

von virtuellen Aktien quantifizierbar und dadurch<br />

han<strong>de</strong>lbar. Die Funktionsweise von Informationsmärkten<br />

lässt sich mit <strong>de</strong>r Hayek-Hypothese<br />

begrün<strong>de</strong>n. Der Nobelpreisträger von Hayek<br />

postulierte, dass <strong>de</strong>r Marktmechanismus<br />

die effizienteste Möglichkeit zur Aggregation<br />

von verteilen Informationen ist. Im I<strong>de</strong>alzustand<br />

können die Teilnehmer allein anhand <strong>de</strong>r Preissignale<br />

ihre Anlageentscheidungen (Kauf o<strong>de</strong>r<br />

Nicht-Kauf einer bestimmten Stückzahl) treffen<br />

([Souk07], S. 7)<br />

Die Teilnehmer an einem Informationsmarkt<br />

leiten aus ihren individuellen Erwartungen bezüglich<br />

<strong>de</strong>s Ausgangs <strong>de</strong>s zukünftigen Marktzustands<br />

eine individuelle Erwartung über <strong>de</strong>n<br />

Wert <strong>de</strong>r virtuellen Aktie nach <strong>de</strong>m Eintritt<br />

<strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Ereignisses ab. Durch<br />

diese interaktive Kauf- und Verkaufsentscheidungen<br />

fließen alle verfügbaren Informationen<br />

in <strong>de</strong>n Aktienpreis. Liegt <strong>de</strong>r aktuelle<br />

Aktienpreis beispielsweise unter <strong>de</strong>n Erwartungen<br />

eines Teilnehmers, wür<strong>de</strong> er die virtuelle<br />

Aktie kaufen, um so einen für ihn (erwarteten)<br />

Gewinn zu realisieren und umgekehrt<br />

bei einer aus seiner Sicht (erwarteten) Überbewertung<br />

verkaufen. Der Wert einer virtuellen<br />

Aktie hängt damit von <strong>de</strong>m erwarteten<br />

Wert <strong>de</strong>s zukünftigen Marktzustands ab<br />

([Souk07], S. 7).<br />

Informationsmärkte sind daher beson<strong>de</strong>rs<br />

geeignet, um verstecktes Wissen aufzuspüren<br />

und positive wie negative Entwicklungen<br />

präzise vorherzusagen.<br />

Das Beratungsunternehmen Gexid hat mit <strong>de</strong>m<br />

so genannten Workforce Seismographen eine<br />

IT-technische Lösung zur Umsetzung von Informationsmärkten<br />

in verschie<strong>de</strong>nen betriebswirtschaftlichen<br />

Fachbereichen wie Marketing,<br />

Produktion & Absatz sowie Mitarbeiterfeedback<br />

entwickelt. Von Wittener Universitäts-Absolventen<br />

2006 gegrün<strong>de</strong>t, hat Gexid mit diesem<br />

IT-Instrument eine Hilfe zur fundierten Entscheidungsunterstützung<br />

für Unternehmen<br />

geschaffen.<br />

Der Workforce Seismograph (s. Abbildung 5)<br />

ermöglicht ein direktes Feedback von räumlich<br />

und organisatorisch verteilten Mitarbeitern in<br />

Echtzeit. Hierdurch können die Auswirkungen<br />

von Entscheidungen <strong>de</strong>s Managements sofort<br />

und spezifisch ermittelt wer<strong>de</strong>n. Durch die regelmäßige<br />

Beschäftigung <strong>de</strong>r Teilnehmer mit<br />

wichtigen Unternehmenszahlen steigert er sogar<br />

das Interesse <strong>de</strong>r Mitarbeiter für das Unternehmen<br />

([Gexi10]).<br />

Ein solcher Ansatz kann die zuvor skizzierte<br />

Schwäche „Zeitpunkt <strong>de</strong>r Befragung“ weitestgehend<br />

optimieren. Mit einem Informationsmarkt-basierten<br />

Ansatz wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich vali<strong>de</strong>re<br />

Ergebnisse in MB erzielt als bisher. Sicherlich<br />

kann durch diesen eher „spielerischen“ Ansatz<br />

auch die Akzeptanz <strong>de</strong>r Mitarbeiter für die<br />

MB erhöht wer<strong>de</strong>n.<br />

Zusammenfassung<br />

Es ist zu konstatieren, dass <strong>de</strong>r Ansatz zur Nutzung<br />

von Informationsmärkten einen wertvollen<br />

Beitrag zur Optimierung betrieblicher MB<br />

liefert.<br />

Eine aktuelle Studie von Hewitt und Kienbaum<br />

belegt zu<strong>de</strong>m, dass Mitarbeiterbefragungen in<br />

<strong>de</strong>r betrieblichen Praxis vermehrt als Messinstrument<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n ([HeKi08]): Befragungen<br />

wer<strong>de</strong>n nicht nur regelmäßiger und in<br />

kürzeren Abstän<strong>de</strong>n durchgeführt, son<strong>de</strong>rn<br />

sind immer häufiger mit an<strong>de</strong>ren strategischen<br />

Steuerungsinstrumenten wie beispielsweise<br />

<strong>de</strong>m Zielvereinbarungsprozess o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m HR-<br />

Controlling verknüpft. Ferner ist immer häufiger<br />

die Unternehmensleitung Auftraggeber <strong>de</strong>r Befragung.<br />

Literatur<br />

[DoLa06] Domsch, M.; Ladwig, D.: Handbuch<br />

Mitarbeiterbefragung, 2. vollst. überarb. Aufl.,<br />

Springer Verlag, Berlin; Hei<strong>de</strong>lberg: 2006<br />

[Gexi10] Gexid GmbH, Download v.<br />

26.08.2010, www.gexid.com/ WorkforceSeismograph.html,<br />

Grettstadt: 2010<br />

[LiKa02] von <strong>de</strong>r Lippe, P. M.; Kladroba, A.:<br />

Repräsentativität von Stichproben, Zeitschrift<br />

für Marketing, Verlagsgruppe Han<strong>de</strong>lsblatt,<br />

Düsseldorf: 2002<br />

[ScHiEs1995] Schnell, R.; Hill, P. B.; Esser, E.:<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r empirischen Sozialforschung, 5.,<br />

völlig überarb. und erw. Aufl., Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag,<br />

München: 1995<br />

[Schü08] Schüssler, B.: Mitarbeiterbefragung<br />

- Die Trends 2008, Hewitt / Kienbaum-Studie,<br />

Schweiz: 2009<br />

[Souk07] Soukhoroukova,A.: Produktinnovation<br />

mit Informationsmärkten; Inaugural-Dissertation,<br />

Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät,<br />

Universität Passau, Passau: 2007


Anzeige<br />

Beruf UND Studium?<br />

Interview mit Mag. (FH) Sabine Laner, M.A., Business-Managerin<br />

in <strong>de</strong>r Unterberger Beteiligungs GmbH Kufstein, Absolventin <strong>de</strong>s<br />

Master-Studiengangs Krisen- & Sanierungsmanagement an <strong>de</strong>r<br />

FH Kufstein Tirol<br />

Was erwarteten Sie sich vom Studium<br />

Krisen- & Sanierungsmanagement für Ihr<br />

Berufsleben?<br />

Für mich persönlich war eine Sensibilisierung<br />

sowie Auslegung von Haftungsthemen<br />

sehr wichtig. Juristische Fragen ergeben<br />

sich im Berufsleben ständig. Alleine schon<br />

bei <strong>de</strong>r Übernahme eines Geschäftsführerpostens<br />

sollte man wissen, welche<br />

Haftungen auf einen zukommen können und<br />

welchen Spielraum man sich leisten kann.<br />

Was war für Sie ein absolutes Highlight<br />

o<strong>de</strong>r ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Lernschritt im<br />

Studium?<br />

Die Erweiterung <strong>de</strong>s eigenen Wissenshorizontes<br />

durch Experten, die mit bei<strong>de</strong>n<br />

Beinen in <strong>de</strong>r Realität stehen und von <strong>de</strong>n<br />

alltäglichen Situationen erzählen können.<br />

Welche/r Lektor/in o<strong>de</strong>r welcher Inhalt<br />

hat Sie im Studium bisher am meisten<br />

beeindruckt?<br />

Jene Lektoren, die in <strong>de</strong>r Privatwirtschaft<br />

Studieren an <strong>de</strong>r FH Kufstein Tirol:<br />

- Kein Numerus Clausus<br />

- Studiengebühr 363 € pro Semester<br />

gearbeitet haben, sind für mich immer wie<strong>de</strong>r<br />

eine beson<strong>de</strong>rs interessante Lernquelle,<br />

da sie die Möglichkeit haben, Theorie und<br />

Praxis zu vernetzen.<br />

Wie haben Sie das persönliche Verhältnis<br />

zu Ihren Kommilitonen/innen erlebt?<br />

Sehr herzlich. Da wir eine sehr kleine<br />

Studieren<strong>de</strong>n-Gruppe waren, hat sich<br />

ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

entwickelt.<br />

Haben Sie sich an <strong>de</strong>r FH Kufstein wohl<br />

gefühlt?<br />

Ich habe mich sehr wohl gefühlt und komme<br />

auch immer wie<strong>de</strong>r sehr gerne in das Haus<br />

<strong>de</strong>r FH Kufstein zurück.<br />

Wie bewerten Sie dieses Studium an <strong>de</strong>r<br />

Fachhochschule Kufstein – was ist positiv<br />

und was könnte noch besser wer<strong>de</strong>n?<br />

Für mich war es ein sehr angenehmer Studiengang<br />

und ich kann ihn nur weiterempfehlen.<br />

Es ist auch eine Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

„Die FH Kufstein Tirol bietet mit <strong>de</strong>m<br />

Master-Studiengang Krisen- & Sanierungsmanagement,<br />

zukünftig Unternehmensrestrukturierung<br />

& -sanierung, eine interdisziplinäre<br />

Managementausbildung, die Knowhow<br />

zur Unternehmensrestrukturierung mit<br />

rechtlichen Aspekten verbin<strong>de</strong>t. Dabei wird<br />

insbeson<strong>de</strong>re auf leistungs- und finanzwirtschaftliche<br />

Sanierungsinstrumente ein-<br />

- Intensive persönliche Betreuung<br />

- Betreuter Auslandsaufenthalt<br />

Fachhochschule Kufstein Tirol Bildungs GmbH<br />

UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES<br />

Andreas Hofer-Straße 7, A-6330 Kufstein<br />

Tel: +43 5372 718 19, Fax: +43 5372 718 19-104<br />

info@fh-kufstein.ac.at, www.fh-kufstein.ac.at<br />

da einem die eigenen Grenzen aufgezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Was halten Sie von <strong>de</strong>r Organisationsform<br />

<strong>de</strong>s Studiengangs?<br />

Die Organisationsform ist flach und auch<br />

sehr passend für die FH Kufstein. Auch <strong>de</strong>r<br />

je<strong>de</strong>rzeitige Zugang zu <strong>de</strong>n Lektoren ist<br />

äußerst positiv zu bewerten.<br />

Welchen Tipp wür<strong>de</strong>n Sie <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n<br />

von Krisen- & Sanierungsmanagement<br />

bzw. <strong>de</strong>ssen Nachfolgestudium<br />

Unternehmensrestrukturierung & -sanierung<br />

geben?<br />

Bevor ein Studium eingegangen wird,<br />

sollten sich die Studieren<strong>de</strong>n darüber<br />

bewusst sein, dass die Studienjahre kein<br />

Honiglecken sind und Familie o<strong>de</strong>r auch<br />

Freun<strong>de</strong> zu kurz kommen wer<strong>de</strong>n. Die Balance<br />

zwischen Studium und Beruf zu fin<strong>de</strong>n<br />

verlangt schon Einiges ab.<br />

gegangen. Problemlösungskompetenzen<br />

und grundlegen<strong>de</strong>s Fachwissen in <strong>de</strong>n<br />

Bereichen Krisenmanagement und Unternehmenssanierung<br />

sind weitere Inhalte<br />

dieses Studiengangs. Absolventinnen und<br />

Absolventen sind in <strong>de</strong>r Lage, Instrumente<br />

zur Früherkennung und Vermeidung von<br />

Unternehmenskrisen einzusetzen.“<br />

Prof. (FH) Dr. Wolfgang Klose, Studiengangsleiter


28<br />

Systematische Auswahl von IT-Lösungen zur Planung<br />

Systematische Auswahl von<br />

IT-Lösungen zur Planung – Teil 1 –<br />

von Bernd Koschitzki, Claudia Maron, Karsten Oehler, Peter Schentler, Matthias Schmitt,<br />

Steffen Sindl, Markus Steiner und Helmut Willmann<br />

Effiziente Planung ist ohne IT-Unterstützung<br />

kaum <strong>de</strong>nkbar, eine mo<strong>de</strong>rne Budgetierung<br />

benötigt mo<strong>de</strong>rne Verfahren <strong>de</strong>r Informationsunterstützung.<br />

Das muss keine neue<br />

Software sein, schließlich gibt es seit Jahren<br />

etablierte, gute Lösungen. Allerdings ist es gera<strong>de</strong><br />

die Vielfältigkeit einer möglichen Unterstützung,<br />

die <strong>de</strong>n Unternehmen das Leben bei<br />

<strong>de</strong>r Auswahl schwer macht. Das Angebot<br />

reicht von <strong>de</strong>r einfachen Tabellenkalkulation<br />

bis zur hoch spezialisierten Planungssoftware.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s ICV-Facharbeitskreises Mo<strong>de</strong>rne<br />

Budgetierung (www.<strong>controller</strong>verein.<strong>de</strong>) hat<br />

sich die Arbeitsgruppe IT <strong>de</strong>r Aufgabe gestellt,<br />

Empfehlungen für eine effektive Softwareunterstützung<br />

zu erarbeiten. Dabei ist schnell <strong>de</strong>utlich<br />

gewor<strong>de</strong>n, dass es die optimale Lösung<br />

nicht gibt und auch nicht geben kann. Die<br />

individuellen Ausprägungen <strong>de</strong>r Umfeldfaktoren<br />

<strong>de</strong>s auswählen<strong>de</strong>n Unternehmens haben einen<br />

erheblichen Einfluss auf das „geeignete” System.<br />

Zu nennen seien hier exemplarisch Umfelddynamik,<br />

Branche, Unternehmensgröße<br />

und noch einige mehr, die wir im Verlauf <strong>de</strong>s<br />

Beitrages erläutern. Insofern haben sich unsere<br />

Aktivitäten nicht nur darauf beschränkt, einen<br />

(weiteren) Anfor<strong>de</strong>rungskatalog zu entwickeln<br />

und diesen auf die verfügbaren Produktklassen<br />

anzuwen<strong>de</strong>n. Wir wer<strong>de</strong>n vielmehr die Umfeldfaktoren<br />

für eine Priorisierung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

verwen<strong>de</strong>n. Da dies aber nur exemplarisch<br />

erfolgen kann, ist in einer konkreten Auswahlsituation<br />

die Be<strong>de</strong>utung je<strong>de</strong>s Kriteriums<br />

im Hinblick auf die individuellen Umfeldfaktoren<br />

<strong>de</strong>s (softwareauswählen<strong>de</strong>n) Unternehmens zu<br />

hinterfragen.<br />

Wir sehen Vorteile darin, dass nicht mehr hun<strong>de</strong>rte<br />

von Fragen aus standardisierten Beraterfragebögen<br />

beantwortet wer<strong>de</strong>n müssen, son<strong>de</strong>rn<br />

dass man sich auf die wesentlichen Er-<br />

folgsfaktoren bei <strong>de</strong>r Systemauswahl beschränken<br />

kann. Nach diesem Assessment<br />

sollte das auszuwählen<strong>de</strong> Unternehmen<br />

eine bessere Vorstellung über sein benötigtes<br />

Planungssystem haben und damit auch<br />

zielgerichteter in einen Auswahlprozess<br />

gehen.<br />

Das Auswahlverfahren<br />

Es existieren umfassen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungskataloge,<br />

die häufig bei <strong>de</strong>r Softwareauswahl zum<br />

Einsatz kommen. Hier wer<strong>de</strong>n Seiten von allgemeinen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen gewälzt, ohne die individuellen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen genau zu berücksichtigen.<br />

Dieses kostet auf bei<strong>de</strong>n Seiten, Käufer und<br />

Verkäufer, unnötige Ressourcen. Hier wollen wir<br />

ansetzen. Wir empfehlen, in einer Vorphase die<br />

Umfeldfaktoren zu analysieren, um Schwerpunkte<br />

bei <strong>de</strong>r Auswahl setzen zu können.


Dazu legen wir folgen<strong>de</strong>n Prozess zugrun<strong>de</strong><br />

(s. Abbildung 1):<br />

1. Festlegung <strong>de</strong>r strategischen Ziele bzw. <strong>de</strong>s<br />

strategischen Nutzens, die nach Einführung<br />

einer mo<strong>de</strong>rnen Unternehmensplanung erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

2. Festlegung bzw. Konkretisierung <strong>de</strong>r Organisations-<br />

und IT-Ziele. Wenn eine generelle<br />

Outsourcing-Strategie bzw. SaaS-Strategie<br />

verfolgt wird, sieht die spätere Lösung <strong>de</strong>utlich<br />

an<strong>de</strong>rs aus, als bei einer eher konservativen<br />

Ausrichtung.<br />

3. Klärung <strong>de</strong>r grundsätzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

anhand von Umfeldfaktoren. Es sind auch<br />

<strong>de</strong>shalb so vielfältige Werkzeuge am Markt,<br />

weil die Planungsaufgabe in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

sehr unterschiedlich wahrgenommen<br />

wird.<br />

4. I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>r aktuellen Problempunkte<br />

und Formulierung <strong>de</strong>r Gestaltungsziele. Typische<br />

Gestaltungsziele können Beschleunigung,<br />

Transparenz o<strong>de</strong>r höhere Datenqualität<br />

sein.<br />

5. Auswahl <strong>de</strong>r geeigneten Werkzeug-Kategorie<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Schwerpunkte.<br />

6. Betrachtung verschie<strong>de</strong>ner Anbieter innerhalb<br />

dieser Werkzeugklasse. Hier wird üblicherweise<br />

zwischen einer sogenannten<br />

Long- und einer Shortlist unterschie<strong>de</strong>n. Im<br />

ersten Schritt schaut man sich 4 bis 5 Produkte<br />

an. Hierbei sollte man sich auf die<br />

wesentlichen Faktoren (z. B. die Top 5) fokussieren.<br />

Anschließend geht man dann mit<br />

2 o<strong>de</strong>r 3 Anbietern (die Shortlist) in eine Detailbetrachtung,<br />

wobei häufig ein ausführlicher<br />

Workshop durchgeführt wird.<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an die IT-Unterstützung<br />

Die fachlich-organisatorischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung sind bereits umfassend<br />

beschrieben wor<strong>de</strong>n (siehe ICV-Facharbeitskreis<br />

„Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“ 2009).<br />

Ankerpunkt sind die Ebenen Gestaltungsempfehlungen<br />

und Fundamente (s. Abbildung 2).<br />

Abb. 1: Auswahlprozess<br />

Die Diskussion um die geeignete Informationssystemunterstützung<br />

bezieht sich primär auf<br />

<strong>de</strong>n Bereich Gestaltungsempfehlungen. Dementsprechend<br />

sind auch die Faktoren „Einfachheit“,<br />

„Flexibilität“ und „Integration“ für die Beurteilung<br />

von Softwaresystemen von hoher Be<strong>de</strong>utung.<br />

Unser Faktorenkatalog orientiert sich<br />

am beschriebenen Rahmen. Wir unterschie<strong>de</strong>n<br />

allerdings in Erweiterung zum bestehen<strong>de</strong>n<br />

Rahmen zwischen Konfigurations- und Anpassungsflexibilität.<br />

Konfigurationsflexibilität<br />

bezieht sich auf die erstmalige Einrichtung <strong>de</strong>r<br />

Lösung, während sich die Anpassungsflexibilität<br />

auf Än<strong>de</strong>rungen im laufen<strong>de</strong>n Beitrieb erstreckt.<br />

Diese Unterscheidung ist wichtig, da eine hohe<br />

Konfigurationsflexibilität häufig mit einer geringeren<br />

Anpassungsflexibilität verbun<strong>de</strong>n ist.<br />

Zunächst ist <strong>de</strong>r Freiraum, <strong>de</strong>n Tabellenkalkulationen<br />

bieten, nur wenig beschränkt. Über so<br />

genannte Add-In-Komponenten können Datenbanken,<br />

Simulationswerkzeuge, Risikoverteilungen<br />

und vieles mehr eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Ist das System jedoch erst einmal im Einsatz,<br />

Abb. 2: Dimensionen <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung<br />

än<strong>de</strong>rt sich die Situation grundlegend. Die Auswirkungen<br />

von Än<strong>de</strong>rungen sind dann kaum<br />

noch abzuschätzen. Während die Konfigurationsflexibilität<br />

von Tabellenkalkulationssystemen<br />

wohl praktisch uneingeschränkt ist, sind Än<strong>de</strong>rungen<br />

zur Laufzeit aufgrund <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />

Strukturierungsmöglichkeiten äußerst riskant.<br />

Eine Übersicht über die Kriterien gibt Abbildung 3.<br />

Werkzeugklassen<br />

CM Juli / August 2011<br />

Nachfolgend fin<strong>de</strong>t sich eine kurze Beschreibung<br />

<strong>de</strong>r Software-Klassen, die wir anhand typischer<br />

Vertreter analysiert haben:<br />

· Tabellenkalkulation: Die Tabellenkalkulation<br />

dürfte das am häufigsten eingesetzte<br />

Werkzeug im Controlling sein. In diesem Produktsegment<br />

dominiert seit Jahren Microsoft<br />

Excel. An<strong>de</strong>re Anbieter (z. B. IBM mit Symphony)<br />

o<strong>de</strong>r OpenSource-Lösungen wie<br />

OpenOffice gewinnen allerdings zunehmend<br />

an Be<strong>de</strong>utung.<br />

29


30<br />

Systematische Auswahl von IT-Lösungen zur Planung<br />

Abb. 3: Kriterien für die Softwareauswahl<br />

· OLAP-Systeme: Diese fokussieren sehr<br />

stark auf die mehrdimensionale Datenhaltung<br />

und sind in <strong>de</strong>r Regel in die Tabellenkalkulation<br />

integriert. Verbreitete Produkte sind<br />

unter an<strong>de</strong>rem Oracle (Hyperion) Essbase,<br />

IBM Cognos TM1, Infor ALEA und Jedox<br />

Palo. Einige Produkte wie beispielsweise IBM<br />

Cognos TM1 bieten bereits <strong>de</strong>utlich mehr als<br />

die pure analytische Datenspeicherung an.<br />

So wird exemplarisch eine Workflow-Unterstützung<br />

bei <strong>de</strong>r Datenerfassung angeboten<br />

· Spezifische Planungssysteme: Wir unterschei<strong>de</strong>n<br />

zwischen spezifischen und generischen<br />

Planungssystemen. Als spezifische<br />

Planungssysteme wer<strong>de</strong>n Lösungen bezeichnet,<br />

die das Kerngebiet <strong>de</strong>s rechnungswesenorientierten<br />

Controllings (u. a. Erfolgs-,<br />

Bilanz- und Finanzplanung, Kostenplanung)<br />

adressieren und hier bereits einen<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger vor<strong>de</strong>finierten Rahmen<br />

vorgeben. Verbreitete Systeme sind Corporate<br />

Planner o<strong>de</strong>r Professional Planner.<br />

· Generische Planungssysteme: Diese unterstützen<br />

alle Arten <strong>de</strong>r Planung und <strong>de</strong>finieren<br />

<strong>de</strong>utlich weniger in Bezug auf Planungsverfahren<br />

vor. Typische Anbieter sind<br />

SAP BO BPC, Oracle (Hyperion) Planning<br />

o<strong>de</strong>r IBM Cognos Planning.<br />

· Klassische ERP-Lösung: In <strong>de</strong>m ERP-integrierten<br />

Ansatz und mit <strong>de</strong>m Einbezug einer<br />

Ergebnisplanung lassen sich umfassen<strong>de</strong><br />

Planungslösungen umsetzen. Es wer<strong>de</strong>n<br />

zum Teil sehr ausgefeilte Planungsfunktionalitäten<br />

bereitgestellt. Verbreitete Produkte<br />

sind SAP ERP, INFOR LN und Microsoft Dynamics<br />

NAV.<br />

· ERP mit <strong>de</strong>dizierter Planungsfunktionalität:<br />

Einige ERP-Produkte sind stark controllingorientiert.<br />

In diesem Rahmen wer<strong>de</strong>n<br />

Funktionalitäten aus <strong>de</strong>m Istbereich direkt für<br />

Planungsfunktionen genutzt. So kann beispielsweise<br />

auf Basis <strong>de</strong>r Lohnrechnung eine<br />

sehr <strong>de</strong>taillierte Personalkostenplanung und<br />

auf Basis <strong>de</strong>r Anlagenbuchhaltung die Investitionsplanung<br />

inklusive Abschreibungsplanung<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Plan-Istvergleiche fin<strong>de</strong>n<br />

dann direkt im ERP-System statt. Ein Beispiel<br />

dafür ist das CSS-Produkt eGecko.<br />

· Tabellenkalkulationserweiterungen mit<br />

enger ERP-Anbindung: Um die Nachteile<br />

einer relativ starren Eingabefunktionalität<br />

eines ERP-Systems abzumil<strong>de</strong>rn, sind Ergänzungswerkzeuge<br />

entwickelt wor<strong>de</strong>n, die<br />

unter Verzicht einer eigenen Stammdatenhaltung<br />

Daten aus ERP übernehmen und<br />

eine Planung in <strong>de</strong>r Tabellenkalkulation ermöglichen.<br />

Nach Abschluss <strong>de</strong>r Eingaben<br />

wer<strong>de</strong>n die Daten zurück in das ERP-System<br />

übertragen. Anbieter dieser Werkzeugklasse<br />

ist beispielsweise die Firma Kern AG mit <strong>de</strong>m<br />

System OPO.<br />

· DW-basierte Planung: Obwohl Data-Warehouses<br />

ursprünglich als nichtschreibend<br />

ausgelegt waren, eignen sie sich aufgrund<br />

ihrer Speicher- und Verdichtungsmöglichkeiten<br />

zur Planung. Dies haben einige Anbieter<br />

genutzt und das Data Warehouse um Planungsfunktionalitäten<br />

angereichert. So wird<br />

das Data Warehouse um Workflow, Maskengenerator<br />

und Datenmanipulationsfunktionen<br />

erweitert.<br />

Einschätzung <strong>de</strong>r Werkzeugklassen<br />

Zum Abschluss <strong>de</strong>s ersten Teils wollen wir die<br />

Werkzeugklassen in Bezug auf <strong>de</strong>n dargestellten<br />

Fragebogen noch etwas <strong>de</strong>taillierter be-


trachten. In <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe existiert hierzu<br />

umfangreiche Dokumentation. Die hier aufgeführten<br />

Bereiche spiegeln nur eine Zusammenfassung<br />

auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r wesentlichen Empfehlungen<br />

wi<strong>de</strong>r.<br />

Tabellenkalkulationen<br />

Die Tabellenkalkulation ist sicher die in <strong>de</strong>r<br />

Budgetierung am häufigsten eingesetzte<br />

Werkzeugklasse. Doch ist das nur eine bequeme<br />

Lösung, die durchgeführt wird, weil die<br />

Programme ohnehin vorhan<strong>de</strong>n sind, o<strong>de</strong>r<br />

eignen sich Tabellenkalkulationsprogramme<br />

tatsächlich in beson<strong>de</strong>rer Weise für die Budgetierung?<br />

Tabellenkalkulationsprogramme spielen ihre<br />

Stärken beson<strong>de</strong>rs hinsichtlich <strong>de</strong>r Konfigurationsflexibilität<br />

aus. Flexible Planungszeiträume<br />

wie beim Rolling Forecast, komplexe Datenstrukturen<br />

o<strong>de</strong>r auch unterschiedlichste Datenanalysen<br />

lassen sich in Programmen wie MS<br />

Excel problemlos, wenn auch unter teilweise erheblichem<br />

Zeitaufwand, einrichten. Lei<strong>de</strong>r sind<br />

die Programme bei weitem nicht so flexibel,<br />

wenn es um nachträgliche Anpassungen <strong>de</strong>r<br />

Datenmo<strong>de</strong>lle geht. Beson<strong>de</strong>rs in einem dynamischen<br />

Umfeld wird es sehr mühsam, Än<strong>de</strong>rungen<br />

in Produktportfolio o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nstrukturen<br />

regelmäßig „nachzuziehen”.<br />

Bezüglich Integration und Einfachheit gibt es<br />

bei Tabellenkalkulationsprogrammen Licht und<br />

Schatten. Aufgrund <strong>de</strong>r hohen Konfigurationsflexibilität<br />

lassen sich mit entsprechen<strong>de</strong>m Aufwand<br />

durchaus hoch integrierte Planungsmo<strong>de</strong>lle<br />

abbil<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>nen z. B. die Teilplanungen<br />

einzelner Funktionsbereiche o<strong>de</strong>r auch Projektplanungen<br />

integriert wer<strong>de</strong>n. Allerdings lässt<br />

die Einfachheit <strong>de</strong>r Handhabung solch komplexer<br />

Systeme sowohl für Planer als auch für<br />

Planungsverantwortliche sehr zu wünschen<br />

übrig, ganz zu schweigen von <strong>de</strong>r mit wachsen<strong>de</strong>r<br />

Komplexität exponentiell abnehmen<strong>de</strong>n<br />

Performanz.<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass<br />

<strong>de</strong>r Einsatz von Tabellenkalkulationsprogrammen<br />

in <strong>de</strong>r Budgetierung nur in gewissen Konstellationen<br />

bezüglich <strong>de</strong>r oben beschriebenen<br />

Umfeldfaktoren zu empfehlen ist: Während ein<br />

Einsatz in kleineren Unternehmen in einem wenig<br />

dynamischen Umfeld sinnvoll ist, stoßen<br />

Tabellenkalkulationsprogramme bei zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Datenmenge bzw. zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an Anpassungsflexibilität<br />

und Einfachheit schnell an ihre<br />

Grenzen.<br />

Klassische ERP-Lösung<br />

Die Entscheidung, ein umfassen<strong>de</strong>s ERP-System<br />

wie SAP als führen<strong>de</strong>s Werkzeug für die<br />

Planung einzusetzen, hat <strong>de</strong>n großen Vorteil,<br />

dass alle Standard-Funktionalitäten, die für die<br />

operativen Prozesse zur Verfügung stehen, genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Diese müssen nicht redundant<br />

in einem separaten Planungswerkzeug<br />

aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Dies erspart<br />

viel Zeit und Aufwand, und zu<strong>de</strong>m müssen die<br />

Governance-, Risk- und Compliance-Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

nicht neu überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

Alle vorhan<strong>de</strong>nen Berichte, Ist-Informationen,<br />

Stammdaten und komplexe Leistungsbeziehungen<br />

(Kostenstellen / Kostenstellenhierarchie,<br />

Projekte, Kostenarten, Produkte / Produkthierarchie,<br />

Verrechnungen etc.) können<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n. Somit ermöglicht das ERP die<br />

Planung bis zur untersten Detaillierungsebene.<br />

Auch die Nutzung <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen Berechtigungskonzeptes<br />

erspart viel Zeit und sichert<br />

die Daten vor unberechtigtem Zugriff.<br />

Für die Konzernplanung können gesellschaftsübergreifen<strong>de</strong>,<br />

komplexe Beziehungen validiert<br />

und konsolidiert wer<strong>de</strong>n. Somit ist die<br />

Binnenumsatzeliminierung (bei Sen<strong>de</strong>r-Empfänger-Beziehungen)<br />

kein Problem. Auch die<br />

Integration von Teilplanungen (Personal, Investitionen,<br />

Kosten etc.) und verschie<strong>de</strong>nen Planungsmo<strong>de</strong>llen<br />

(z. B. rollieren<strong>de</strong> Planung,<br />

Forecast) wird mit Hilfe einer Versionsverwaltung<br />

unterstützt und sorgt für die notwendige<br />

Datenkonsistenz.<br />

Der große Nachteil von ERP-Systemen<br />

liegt häufig bei <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Adressatenorientierung.<br />

Die Erfassung <strong>de</strong>r Planungsergebnisse<br />

ist nicht für Führungskräfte geeignet<br />

und muss durch die Controller über verschie<strong>de</strong>ne<br />

Planungstransaktionen schrittweise erfolgen.<br />

Die Planungsmasken sind relativ starr<br />

CM Juli / August 2011<br />

und können nur mit viel Aufwand angepasst<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Datenstrukturen und Dimensionstabellen<br />

sind vorgegeben und können<br />

nicht einfach verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Dadurch kann<br />

<strong>de</strong>r Planungsverantwortliche nicht flexibel auf<br />

strukturelle Verän<strong>de</strong>rungen reagieren. Bei Unternehmen,<br />

die sehr dynamisch interne Strukturen<br />

verän<strong>de</strong>rn, stellt dies eine große Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

dar.<br />

Eine Integration <strong>de</strong>r strategischen Planung wird<br />

nur rudimentär unterstützt. Die Stärken in <strong>de</strong>r<br />

Konzernplanung (Konsolidierung) können nur<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>n legalen Einheiten ein<br />

internationales, standardisiertes ERP-System<br />

zur Verfügung steht. Die Praxis zeigt jedoch,<br />

dass die technischen Voraussetzungen oft nicht<br />

vorhan<strong>de</strong>n sind.<br />

Tabellenkalkulationserweiterungen mit<br />

enger ERP-Anbindung<br />

Bei diesem Lösungsansatz behält das ERP-<br />

Sys tem seine führen<strong>de</strong> Rolle. Die Kombination<br />

mit Excel ermöglicht die Nutzung aller Vorteile<br />

<strong>de</strong>r ERP-Werkzeugklasse und <strong>de</strong>r Werkzeugklasse<br />

Tabellenkalkulation. Die fehlen<strong>de</strong> Adressatenorientierung<br />

bei ERP-Systemen wird mit<br />

<strong>de</strong>r Excel-Integration mehr als kompensiert und<br />

führt zu einer Lösung, die <strong>de</strong>n Kriterien einer<br />

mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung an vielen Stellen entspricht:<br />

· Planungsmasken zur Erfassung <strong>de</strong>r Daten<br />

können eigenverantwortlich durch die Controller<br />

gestaltet und mit Excel-Makros intelligent<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n. Der verantwortliche<br />

Manager kann über eine vertraute Struktur<br />

alle notwendigen und gegenseitig abhängigen<br />

Planungsinformationen (Mitarbeiter /<br />

Personalkosten, Investitionen / AfA etc.) eintragen.<br />

Dies ermöglicht eine Integration aller<br />

Teilplanungen und zusätzlich wird die maßnahmenorientierte<br />

Projektplanung unterstützt.<br />

· Der Manager (Planer) hat das Ergebnis seiner<br />

Planung immer im Blick und kann verschie<strong>de</strong>ne<br />

Szenarien durchspielen, Stun<strong>de</strong>nsätze<br />

simulieren und das finale Ergebnis an<br />

das System übergeben. Dies kann offline<br />

o<strong>de</strong>r online (innerhalb SAP) erfolgen.<br />

31


32<br />

Systematische Auswahl von IT-Lösungen zur Planung<br />

· Ist-Daten (Historie) o<strong>de</strong>r Ergebnisse aus<br />

<strong>de</strong>r strategischen Planung können automatisch<br />

in das Planungstemplate integriert<br />

wer<strong>de</strong>n. Auch qualitative Informationen<br />

(Textfel<strong>de</strong>r) wer<strong>de</strong>n erfasst, dokumentiert<br />

und über Planungstabellen mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

quantifizierten Informationen<br />

verknüpft.<br />

· Bottom-up erstellte Planungsergebnisse<br />

können auf allen Führungsebenen (z. B. Kostenstellenhierarchie)<br />

sofort und mit <strong>de</strong>r notwendigen<br />

Datenkonsistenz und eliminiertem<br />

Binnenumsatz (bei Sekundärkosten) zur Verfügung<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

· Eine integrierte Statusverwaltung zeigt zu je<strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>n Fortschritt <strong>de</strong>s Planungsprozesses.<br />

Über Ampelfunktionen <strong>de</strong>r Planungsobjekte<br />

(z. B. Kostenstellen, Projekte)<br />

kann zentral <strong>de</strong>r Status (z. B. Planungstem-<br />

Autoren<br />

Bernd Koschitzki<br />

plate gelesen, Planung übergeben bzw. freigegeben)<br />

verfolgt wer<strong>de</strong>n.<br />

Da das ERP-System führend bleibt, wer<strong>de</strong>n die<br />

Nachteile hinsichtlich Datenstrukturen, Dimensionen<br />

und fehlen<strong>de</strong>r Flexibilität bei dynamischen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r internen Strukturen<br />

nicht wesentlich verbessert. Der volle<br />

Nutzen einer integrierten Konzernplanung<br />

kann auch hier nur bei einer völligen Harmonisierung<br />

und Standardisierung <strong>de</strong>s<br />

ERP-Systems ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n. Dies ist<br />

aber aktuell in <strong>de</strong>r Praxis eher ein theoretisches<br />

Mo<strong>de</strong>ll, wird jedoch in <strong>de</strong>r Zukunft bei Konzernstrukturen<br />

von zunehmen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung sein.<br />

ERP mit <strong>de</strong>dizierter Planungsfunktionalität<br />

Durch Nutzung einer einheitlichen Oberfläche<br />

für die operative Transaktionsverarbeitung<br />

ist Geschäftsführer bei CSS GmbH Dres<strong>de</strong>n.<br />

Claudia Maron<br />

ist Leiterin Unternehmensplanung bei DATEV eg.<br />

Dr. Karsten Oehler<br />

ist Leiter Fachvertriebsberatung BA bei IBM Deutschland GmbH.<br />

Dr. Peter Schentler<br />

ist Managing Consultant im Competence Center Controlling &<br />

Finanzen bei Horváth & Partners Management Consultants in<br />

Wien.<br />

und das Planungssystem sind ERP-gestützte<br />

Lösungen sehr komfortabel zu bedienen und<br />

<strong>de</strong>r Einarbeitungsaufwand für die Planung<br />

wird reduziert. Die Oberfläche ist mittels<br />

Masken<strong>de</strong>signer userspezifisch konfigurierbar.<br />

Planungszeiträume sind in <strong>de</strong>r Regel frei<br />

<strong>de</strong>finierbar und auch rollierend möglich.<br />

Die Mehrzahl <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen ERP-Lösungen<br />

ist wahlweise als Rich-Client o<strong>de</strong>r als Weblösung<br />

verfügbar. Wenn ein Workflowsystem im<br />

ERP vorhan<strong>de</strong>n ist, besteht zu<strong>de</strong>m eine starke<br />

Prozessunterstützung. Standardplanungsmo<strong>de</strong>lle<br />

sind vorhan<strong>de</strong>n und orientieren sich an<br />

Ist-Auswertungen. Die Planung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Dimensionen ist möglich, aber nicht so<br />

komfortabel wie im OLAP-Bereich.<br />

Durch die direkte Verbindung von Ist- und<br />

Plandaten und Nutzung gleicher Logik können<br />

Analysen einfach individuell eingerichtet<br />

und versandt wer<strong>de</strong>n. Überall ist ein Drill-down<br />

bis auf die Ursprungsbelege möglich. Das Reporting<br />

ist mittels Report<strong>de</strong>signer frei gestaltbar.<br />

Die Datenstrukturen sind im Rahmen <strong>de</strong>r Vorgaben<br />

<strong>de</strong>s Ist-Systems frei <strong>de</strong>finierbar. Über<br />

alle Dimensionen gibt es mehrere Hierarchien.<br />

Auf Basis <strong>de</strong>r Ist-Details ist auch in <strong>de</strong>r Planung<br />

je<strong>de</strong>r Detailierungsgrad möglich. Grundlegen<strong>de</strong><br />

Planungsmetho<strong>de</strong> ist Bottom-up. Top-down<br />

wird nicht in gleicher Weise unterstützt wie<br />

durch OLAP-Lösungen.<br />

Es gibt nur ein Berechtigungssystem für Planung<br />

und Ist. Berechtigungen können sowohl<br />

auf Fel<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Masken wie auch auf Datensatzebene<br />

vergeben wer<strong>de</strong>n. Die Rechtevergabe<br />

erfolgt durch einfache Zuordnung von Rollen.<br />

Die Integration von strategischer und operativer<br />

Planung und die Unterstützung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Planungsarten (auch Liquiditätsplanung,<br />

Projekte, Personal, Investitionen, Absatz<br />

und Gemeinkosten) nebeneinan<strong>de</strong>r sind sehr<br />

gut gelöst. Sofern auch das Personalwesen<br />

zum ERP gehört, ist eine direkte Verbindung zu<br />

Zielvereinbarungen, Personalrating und<br />

Lohnabrechnung möglich. Unstrukturierte Daten<br />

wie Dokumente etc. wer<strong>de</strong>n im Zusammenspiel<br />

mit eigenem o<strong>de</strong>r frem<strong>de</strong>m Dokumentenmanagementsystem<br />

integriert. Kommentare<br />

wer<strong>de</strong>n mit User und Zeitstempel direkt im System<br />

hinterlegt.


Das grundlegen<strong>de</strong> Problem dieser Lösungen<br />

ergibt sich direkt aus <strong>de</strong>m Vorteil <strong>de</strong>r Integration.<br />

Wenn man es nutzen möchte, wer<strong>de</strong>n<br />

die Vorteile nur wirksam, sofern das komplette<br />

ERP-System ausgetauscht wird. Im<br />

Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Lösungen, die sich in die<br />

bestehen<strong>de</strong> IT-Umgebung einfügen, sind die<br />

entstehen<strong>de</strong>n Kosten und <strong>de</strong>r organisatorische<br />

Aufwand <strong>de</strong>shalb unverhältnismäßig hoch.<br />

Datawarehouse-basierte Planung<br />

Datawarehouse-Lösungen zeichnen sich in <strong>de</strong>r<br />

Regel durch eine hohe Skalierbarkeit aus. Dies<br />

ist einleuchtend, <strong>de</strong>nn Data-Warehouse-Anwendungen<br />

können große Datenmengen<br />

effizient speichern. Somit sind insbeson<strong>de</strong>re<br />

große Unternehmen in <strong>de</strong>r Lage, einen umfassen<strong>de</strong>n<br />

Planungsprozess zu unterstützen.<br />

DW-basierte Lösungen sind meist zentralistisch<br />

aufgebaut. Damit ist eine übergreifen<strong>de</strong> Steuerung<br />

möglich und eine Workflowunterstützung<br />

in <strong>de</strong>r Regel gegeben. Allerdings führt <strong>de</strong>r konsequente<br />

Zentralismus erfahrungsgemäß dazu,<br />

dass solche Lösungen nur bei einer hohen<br />

Standardisierbarkeit <strong>de</strong>r Planungsmetho<strong>de</strong>n<br />

zum Einsatz kommen können. Häufig bleiben<br />

dabei aber individuelle Anfor<strong>de</strong>rungen auf <strong>de</strong>r<br />

Strecke.<br />

Gängige Planungskomfortfunktionen wie beispielsweise<br />

eine automatische Werteverteilung<br />

o<strong>de</strong>r eine Vorbelegung lassen sich realisieren,<br />

müssen aber relativ aufwändig konfiguriert<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierzu stehen Planungssprachen<br />

zur Verfügung, die konventionellen<br />

Programmiersprachen ähneln und spezifische<br />

Funktionen wie Kopieren o<strong>de</strong>r Justieren bereitstellen.<br />

Die Konfiguration lässt in <strong>de</strong>r Regel viele<br />

Freiräume. Über diverse Zusatzwerkzeuge<br />

lassen sich individuelle Planungsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

ab<strong>de</strong>cken. Allerdings führt ein zu hoher Bereichsindividualismus<br />

auch zu einer hohen<br />

Komplexität, was sich negativ auf spätere mögliche<br />

Anpassungen auswirkt.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Planungsprozesses ist es von<br />

Vorteil, dass Ist-Belege für die Analyse zur Verfügung<br />

stehen, wenn sie in das Data Warehouse<br />

eingestellt wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Eine enge Integration zwischen einzelnen Teilplanungen<br />

ist aufgrund <strong>de</strong>r komplexen Mo<strong>de</strong>llierung<br />

von Treiberbeziehungen nur schwer<br />

möglich. Bis zu einer geringen Umfeldkomplexität<br />

ist eine Integration noch realisierbar, dies<br />

fin<strong>de</strong>t aber seine Grenzen in einer eventuell notwendigen<br />

Echtzeitberechnung.<br />

Komplexe Planungsmo<strong>de</strong>lle für Simulationen<br />

sind weniger zu empfehlen. Zum einen<br />

ist die Mo<strong>de</strong>llierung recht „vielschichtig” und<br />

zum an<strong>de</strong>ren müssen in <strong>de</strong>r Regel mehrere Kalkulationsprogramme<br />

hintereinan<strong>de</strong>r ausgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, was einer Echtzeitsimulation entgegensteht.<br />

OLAP-basierte Planung<br />

Teilweise sind OLAP-basierte Systeme im Bezug<br />

auf Planungskomfort mittlerweile sehr leis-<br />

Autoren<br />

Dr. Matthias Schmitt<br />

Markus Steiner<br />

tungsfähig, so dass die Grenze zu <strong>de</strong>n generischen<br />

Planungssystemen mehr und mehr<br />

verschwin<strong>de</strong>t. So stehen häufig „out of the box“<br />

automatische Verteilungs- und Kopierfunktionen<br />

zur Verfügung.<br />

Auch Workflow-Komponenten sind gelegentlich<br />

bei OLAP-Werkzeugen anzutreffen, aber nicht<br />

alle OLAP-Datenbanken unterstützen einen<br />

Workflow. Allerdings sind erfahrene Berater in<br />

<strong>de</strong>r Lage, dies mit <strong>de</strong>n durch die Anwendung<br />

bereitgestellten Funktionen wie Regel-Engine,<br />

flexible Eingabemasken usw. umzusetzen.<br />

Eine große Stärke von OLAP-basierten<br />

Planungssystemen ist die gute individuelle<br />

Abbildung von Treiberabhängigkeiten.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re wenn es hier um komplexere<br />

Abhängigkeiten geht, die nach Möglichkeit<br />

auch noch zur Echtzeit aufgelöst wer<strong>de</strong>n, kann<br />

OLAP seine Stärken in <strong>de</strong>r schnellen Berechnung<br />

ausspielen.<br />

ist freiberuflicher Unternehmensberater und beschäftigt sich<br />

mit Controlling-Themen aller Art.<br />

Steffen Sindl<br />

ist Inhaber <strong>de</strong>r Firma Sindl Controllingsysteme.<br />

ist Berater bei Detecon AG, Schweiz.<br />

Helmut Willmann<br />

ist bei Sick AG, CU Controlling-Services.<br />

CM Juli / August 2011<br />

33


34<br />

Systematische Auswahl von IT-Lösungen zur Planung<br />

Zwar ist die Konfigurationsflexibilität ausgesprochen<br />

hoch, da auf generischen Würfelstrukturen<br />

geplant wird, aber bei <strong>de</strong>r Anpassungsflexibilität<br />

sind einige Einschränkungen zu<br />

beachten. So besteht beispielsweise keine automatische<br />

Verknüpfung zwischen Elementen<br />

und Kalkulationsscript. Löscht o<strong>de</strong>r än<strong>de</strong>rt man<br />

etwa ein Dimensionselement, ist nicht sichergestellt,<br />

dass die Kalkulation anschließend<br />

noch korrekt arbeitet. Bei einem komplexen<br />

Würfelgefüge kann dies unter Umstän<strong>de</strong>n zu<br />

Integritätsproblemen führen.<br />

Eine enge Integration wird durch die mögliche<br />

Echtzeitverknüpfung erreicht. So lassen sich<br />

auch komplexe Planungssysteme gut integrieren.<br />

Eine weitere Stärke liegt im Aufbau komplexer<br />

Simulationsmo<strong>de</strong>lle. Je stärker die<br />

Echtzeitkalkulation ausgeprägt ist, <strong>de</strong>sto<br />

leichter lassen sich umfassen<strong>de</strong> Simulationsmo<strong>de</strong>lle<br />

aufbauen. Einige Anbieter unterstützen<br />

dies durch weitere spezielle Funktionen<br />

wie lokale Simulationsvarianten.<br />

Spezifi sche Planungssysteme<br />

Spezifische Planungssysteme punkten vor<br />

allem beim Prinzip Einfachheit. Durch vor<strong>de</strong>finierte<br />

Eingabestrukturen wer<strong>de</strong>n die Eingabeanfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Planer einfach und wirtschaftlich<br />

unterstützt. Auch ist <strong>de</strong>r Bereich Reporting<br />

und Analyse bereits betriebswirtschaftlich<br />

vorgedacht, so dass hier direkt einsetzbare<br />

Instrumente zur Verfügung stehen, die noch individualisierbar<br />

bzw. erweiterbar sind. Die Programme<br />

sind zumeist intuitiv bedienbar, <strong>de</strong>r<br />

Komfort für die Planer ist hoch und <strong>de</strong>r für die<br />

Bedienung <strong>de</strong>r Systeme notwendige Schulungsaufwand<br />

oftmals im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren<br />

Systemklassen <strong>de</strong>utlich geringer.<br />

Im Prinzip Flexibilität gibt es bei spezifischen<br />

Planungssystemen Einschränkungen, da z. B.<br />

die Oberflächen <strong>de</strong>r Programme <strong>de</strong>finiert und<br />

die Eingabemasken im Wesentlichen nicht än<strong>de</strong>rbar<br />

sind. Durch inzwischen in dieser Systemklasse<br />

verbreitete Excel-Add-ins kann<br />

dieser Nachteil aber umgangen wer<strong>de</strong>n, da<br />

(von) <strong>de</strong>n Planen<strong>de</strong>n hier flexibel Eingabemasken<br />

erstellt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Im Prinzip Integration ist die inhaltliche Konsistenz<br />

<strong>de</strong>r oftmals vor<strong>de</strong>finierten Mo<strong>de</strong>lle zur Er-<br />

stellung einer integrierten Ergebnis-, Finanz-<br />

und Bilanzplanung ein großes Plus dieser Lösungen.<br />

Sollen diese Mo<strong>de</strong>lle aber in sich weiter<br />

<strong>de</strong>tailliert o<strong>de</strong>r weiter „unterbaut“ wer<strong>de</strong>n,<br />

stößt man unter Umstän<strong>de</strong>n an Grenzen.<br />

Die Integration von strategischer und operativer<br />

Planung ist oft nur in Ansätzen realisiert.<br />

Auch wird eine Konzernplanung nur bei<br />

<strong>de</strong>n darauf spezialisierten Anbietern umfassend<br />

unterstützt, während bei vielen Anbietern Konsolidierungsbedürfnisse<br />

nur mit größerem Aufwand<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die Integration mit an<strong>de</strong>ren IT-Systemen ist<br />

oft nur mit größerem Programmieraufwand<br />

möglich, wobei die durch Assistenten gestützten<br />

Importwerkzeuge hier inzwischen<br />

eine sehr gute Qualität haben. Verbindungen<br />

zu Anreizsystemen sind in <strong>de</strong>r Regel nicht vorgesehen.<br />

Spezifische Planungssysteme lösen bei<br />

kleineren und mittleren Unternehmen oft<br />

Excel-Planungslösungen ab und bieten hier<br />

aufgrund <strong>de</strong>r gut strukturierten und weitestgehend<br />

vor<strong>de</strong>finierten betriebswirtschaftlichen<br />

Intelligenz einen <strong>de</strong>utlichen Mehrwert.<br />

Bei großen Unternehmen stoßen diese Lösungen<br />

bei zu großer Komplexität ggf. an ihre<br />

Grenzen.<br />

Generische Planungssysteme<br />

Generische Planungssysteme unterstützen die<br />

Eingabe in <strong>de</strong>r Regel komfortabel. Die Masken<br />

können leicht angepasst wer<strong>de</strong>n. Auch <strong>de</strong>r Benutzerkomfort<br />

im Bezug auf die top-down und<br />

bottom-up-Planung ist allgemein hoch. So ist<br />

die Eingabe auf allen Ebenen möglich. Zahlreiche<br />

Verteilungsfunktionen stehen zur Verfügung,<br />

ohne dass zusätzlich programmiert o<strong>de</strong>r<br />

konfiguriert wer<strong>de</strong>n muss. Individuelle Planungssichten<br />

für spezifische Fragestellungen<br />

können leicht implementiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Beson<strong>de</strong>rheit dieser Systeme ist, dass<br />

gleichermaßen Konfigurations- und Anpassungsflexibilität<br />

hoch sind. So lassen sich in<br />

<strong>de</strong>r Regel Systementscheidungen nachträglich<br />

relativ problemlos revidieren. Dies fin<strong>de</strong>t jedoch<br />

meistens seine Grenze in <strong>de</strong>r organisatorischen<br />

Machbarkeit.<br />

Eine Workflow-Unterstützung wird gewöhnlich<br />

geboten. Damit können auch komplexere Planungsprozesse<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

Betriebswirtschaftliche Inhalte wer<strong>de</strong>n häufig<br />

über Vorlagen bereitgestellt. Diese sind zwar<br />

nicht so bewährt wie eine programmierte Vor<strong>de</strong>finition<br />

(z. B. die Logik <strong>de</strong>r integrierten Erfolgs-<br />

und Finanzplanung), können aber leichter<br />

angepasst wer<strong>de</strong>n. Dies ist insbeson<strong>de</strong>re für<br />

Unternehmen interessant, die bereits über einen<br />

hohen Reifegrad verfügen.<br />

Die Mo<strong>de</strong>llierungsbandbreite ist hoch, so<br />

dass beliebige Teilplanungen im System abgebil<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n können. Komplexe Mo<strong>de</strong>llierungsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

können unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

aufwändiger zu implementieren sein.<br />

Zusammenfassung<br />

In diesem ersten Beitrag haben wir mit <strong>de</strong>r Diskussion<br />

eines Anfor<strong>de</strong>rungskatalogs und einer<br />

groben Marktbetrachtung die Grundlagen für<br />

eine qualifizierte Auswahl geschaffen. Im zweiten<br />

Teil, im September- / Oktober-CM, wer<strong>de</strong>n<br />

wir wesentliche Umfeldfaktoren vorstellen und<br />

die Wirkungen auf <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungskatalog<br />

skizzieren, um eine individuelle Priorisierung<br />

<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen zu ermöglichen.<br />

Literatur<br />

ICV-Facharbeitskreis „Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung”<br />

(Hrsg.): Der Controlling-Berater, Band 3, Freiburg<br />

im Breisgau 2009<br />

Teil 2 folgt im September- / Oktober-CM


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36<br />

Die planerische Behandlung von Leerkosten<br />

Die planerische Behandlung von Leerkosten<br />

Beispielhaft dargestellt an <strong>de</strong>n Fertigungslohnkosten bei<br />

Unterbeschäftigung<br />

Stefan Tönnissen<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

sind die <strong>de</strong>utschen Lohnstückkosten<br />

sprunghaft angestiegen. Grund ist <strong>de</strong>r Versuch<br />

vieler Betriebe, durch Kurzarbeit und <strong>de</strong>n<br />

Abbau von Arbeitszeitkonten ihre Mitarbeiter<br />

trotz Auftragsflaute zu halten. Das drückt die<br />

Produktivität und steigert die Kosten. 1<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r jährlich durchzuführen<strong>de</strong>n Kostenplanung<br />

wer<strong>de</strong>n für einen bestimmten Planungszeitraum<br />

die über Kostenstellen verrechneten<br />

Kostenarten in Form von Plankosten<br />

vorgegeben. 2 Für <strong>de</strong>n Kostenartenbereich Fertigungslöhne<br />

ergibt sich z. B. in <strong>de</strong>r Nutzfahrzeugbranche<br />

die Beson<strong>de</strong>rheit, dass aufgrund<br />

<strong>de</strong>r guten Auftragslagen <strong>de</strong>r vergangenen Geschäftsjahre<br />

Kapazitäten eingekauft wur<strong>de</strong>n,<br />

die in <strong>de</strong>r jetzt vorhan<strong>de</strong>nen „Auftragsflaute“<br />

nicht entsprechend ihrer Bestimmung als Fertigungseinzelkosten<br />

benötigt wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

Differenz <strong>de</strong>r eingekauften Kapazität zu <strong>de</strong>r<br />

benötigten Kapazität wird als Leerkosten bezeichnet.<br />

3<br />

Dieser Beitrag beleuchtet die Behandlung von<br />

Leerkosten im Rahmen <strong>de</strong>r Planung <strong>de</strong>r<br />

Fertigungskosten in Zeiten <strong>de</strong>r Unterbeschäftigung.<br />

Es wird auf Bewertungsfragen<br />

bei Herstellungskosten eingegangen, als auch<br />

ein Ausblick auf mögliche Än<strong>de</strong>rungen durch das<br />

Bilanzrechtsmo<strong>de</strong>rnisierungsgesetz gegeben.<br />

Neben einer Abgrenzung <strong>de</strong>r Begriffe Herstellungskosten<br />

und Herstellkosten wer<strong>de</strong>n nachfolgend<br />

die Begriffe Unterbeschäftigung als<br />

auch Leerkosten kurz erläutert. Im Anschluß<br />

wird auf die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Planung <strong>de</strong>r Einzellohnkosten<br />

sowie die Än<strong>de</strong>rungen auf die<br />

Herstellungskosten durch das BilMoG eingegangen.<br />

Der Herstellungskostenbegriff<br />

Die Herstellungskosten sind ein bilanzieller Begriff<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls- und Steuerrechts und Maßstab<br />

für die Bewertung von Vermögensgegen-<br />

stän<strong>de</strong>n, die ganz o<strong>de</strong>r teilweise im eigenen<br />

Betrieb erstellt wor<strong>de</strong>n sind. 4 Herstellkosten ist<br />

ein Begriff <strong>de</strong>r Kostenrechnung für durch die<br />

Herstellung eines Gutes entstan<strong>de</strong>nen Kosten. 5<br />

Herstellkosten dienen <strong>de</strong>r internen Bewertung<br />

von selbsterstellten Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n<br />

und umfassen in <strong>de</strong>r Regel die Summe aus Fertigungseinzel-<br />

und Fertigungsgemeinkosten<br />

sowie Materialeinzel- und Materialgemeinkosten<br />

(vgl. Abbildung 1).<br />

„Die Herstellungskosten dienen <strong>de</strong>r Bewertung<br />

von selbst erstellten Erzeugnissen im<br />

Vorratsvermögen (Umlaufvermögen) eines Industriebetriebes.”<br />

6 Sie fin<strong>de</strong>n immer dann Anwendung,<br />

wenn es um die Bewertung von<br />

Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n geht, die von <strong>de</strong>m<br />

bilanzieren<strong>de</strong>n Unternehmen selbst hergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n. 7<br />

Die Herstellungskosten eines Nutzfahrzeuges<br />

o<strong>de</strong>r Aufliegers setzen sich klassischerweise<br />

wie folgt zusammen:


Materialkosten<br />

+ Fertigungskosten<br />

+ Son<strong>de</strong>rkosten <strong>de</strong>r Fertigung<br />

--------------------------------------------<br />

= Herstellungskosten<br />

Diese Herstellungskosten sind <strong>de</strong>r Wertmaßstab<br />

für alle vom Unternehmen selbst hergestellten<br />

Vermögensgegenstän<strong>de</strong>. 8 Das Han<strong>de</strong>lsgesetzbuch<br />

<strong>de</strong>finiert in § 255 Abs. 2 Satz 1<br />

und 2 HGB 9 : „Herstellungskosten sind die Aufwendungen,<br />

die durch <strong>de</strong>n Verbrauch von Gütern<br />

und die Inanspruchnahme von Diensten für<br />

die Herstellung eines Vermögensgegenstands,<br />

seine Erweiterung o<strong>de</strong>r für eine über seinen ursprünglichen<br />

Zustand hinausgehen<strong>de</strong> wesentliche<br />

Verbesserung entstehen. Dazu gehören<br />

die Materialkosten, die Fertigungskosten und<br />

die Son<strong>de</strong>rkosten <strong>de</strong>r Fertigung.”<br />

Im Sinnzusammenhang mit § 255 Abs. 2 Satz<br />

3 HGB bil<strong>de</strong>n die Einzelkosten die Untergrenze<br />

<strong>de</strong>r han<strong>de</strong>lsrechtlichen Herstellungskosten.<br />

Denn im § 255 Abs. 2 Satz 3 HGB 10 heißt es:<br />

„Bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />

dürfen auch angemessene Teile <strong>de</strong>r notwendigen<br />

Materialgemeinkosten, <strong>de</strong>r notwendigen<br />

Fertigungsgemeinkosten und <strong>de</strong>s Wertverzehrs<br />

<strong>de</strong>s Anlagevermögens, soweit er durch die Fertigung<br />

veranlasst ist, eingerechnet wer<strong>de</strong>n.”<br />

Diese im Gesetz vorhan<strong>de</strong>ne Formulierung<br />

macht <strong>de</strong>utlich, daß <strong>de</strong>r Gesetzgeber in § 255<br />

Abs. 2 Satz 2 HGB mit Materialkosten nur die<br />

Materialeinzelkosten und mit Fertigungskosten<br />

nur die Fertigungseinzelkosten gemeint hat. 11<br />

„Die Fertigungseinzelkosten umfassen im wesentlichen<br />

die Löhne und Lohnnebenkosten, die<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Produktion anfallen.” 12<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r nachhaltig wirken<strong>de</strong>n Wirtschaftskrise<br />

in <strong>de</strong>r Nutzfahrzeugbranche und<br />

<strong>de</strong>r hohen Absatzrückgänge haben sich hohe<br />

Unterbeschäftigungen gebil<strong>de</strong>t, die zu massiven<br />

Kapazitätsunterauslastungen führen. Das<br />

Han<strong>de</strong>lsblatt schreibt im April 2009, dass<br />

die Bestellungen nach schweren Lastwagen<br />

um 80 % unter <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>s Vorjahresmonats<br />

liegen. Dieselbe Zeitung berichtet<br />

im November 2009 von einer Halbierung<br />

<strong>de</strong>s Absatzes bei schweren Nutzfahrzeugen im<br />

Oktober. Im Fertigungslohnbereich sind als Folge<br />

ein großer Anteil <strong>de</strong>r Fertigungslöhne nicht<br />

Abb. 1: Differenzierung <strong>de</strong>r Bewertungssichten<br />

mehr direkt als Einzelkosten einem Fahrzeug<br />

o<strong>de</strong>r Kostenträger zurechenbar, son<strong>de</strong>rn zeigen<br />

<strong>de</strong>n Charakter von Fertigungsgemeinkosten.<br />

Diese Gemeinkosten verteilen sich bei niedriger<br />

Beschäftigung nur auf eine geringe Produktionsmenge,<br />

so dass bei Unterbeschäftigung<br />

hergestellte Vermögensgegenstän<strong>de</strong> mit einem<br />

höheren Betrag an anteiligen Gemeinkosten<br />

belastet wür<strong>de</strong>n als ein gleichartiger Vermögensgegenstand,<br />

<strong>de</strong>r bei Vollbeschäftigung<br />

produziert wird. 13<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r Unterbeschäftigung<br />

Mit <strong>de</strong>m Begriff Unterbeschäftigung beschreibt<br />

die International Labour Organisation das<br />

partielle Fehlen von Arbeit. 14 Bezogen auf die<br />

geringen Produktionszahlen ist Unterbeschäftigung<br />

allgemein die Beschäftigung, die die vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Kapazitäten nicht genügend ausnutzt<br />

bzw. die unter <strong>de</strong>r Durchschnittsbeschäftigung<br />

liegt. 15<br />

Individuell nach Unternehmen festzulegen ist<br />

vorab, ob bei einer Betrachtung <strong>de</strong>r normalen<br />

Abb. 2: Nutz- und Leerkostenanalyse<br />

CM Juli / August 2011<br />

Kapazität die technischen o<strong>de</strong>r personellen Fertigungskapazitäten<br />

– unter Beachtung <strong>de</strong>r branchentypischen<br />

Beschäftigungsschwankungen –<br />

zu berücksichtigen sind.” 16<br />

„Fraglich ist, ab welcher Auslastung <strong>de</strong>r Kapazität<br />

Unterbeschäftigung vorliegt und somit<br />

Leerkosten entstehen, die aus <strong>de</strong>n Herstellungskosten<br />

herauszurechnen sind.” 17<br />

Weiterhin fraglich ist, welche Kapazitätsauslastung<br />

die Normalbeschäftigung darstellt, wenn<br />

in guten Jahren mit zwei o<strong>de</strong>r sogar drei<br />

Schichten produziert wur<strong>de</strong>. Baetge schlägt<br />

vor, die Normalbeschäftigung nicht als exakt<br />

bestimmbaren Punkt, son<strong>de</strong>rn als Intervall zugrun<strong>de</strong><br />

zu legen. „Als Untergrenze <strong>de</strong>s Intervalls<br />

wird eine tatsächliche Beschäftigung von<br />

70 % <strong>de</strong>r normalerweise erreichbaren maximalen<br />

Beschäftigung(Kapazität) angenommen. 18<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r Leerkosten<br />

Leerkosten sind die Kosten, die sich aus <strong>de</strong>r<br />

durch die Differenz <strong>de</strong>r eingekauften Kapazität<br />

einer Arbeitskraft und <strong>de</strong>r benötigten Kapazität<br />

37


38<br />

Die planerische Behandlung von Leerkosten<br />

Abb. 3: Fertigungslohnkosten<br />

verursachten Kosten ergeben. Während man<br />

die Kosten für die im Produktionsprozess tatsächlich<br />

benötigten Faktoreinheiten Nutzkosten<br />

nennt. 19 Heno versteht unter Leerkosten die auf<br />

die Kapazitätsunterauslastung entfallen<strong>de</strong>n<br />

Fixkosten und führt die Herausrechnung <strong>de</strong>r<br />

Leerkosten wie folgt durch: 20<br />

Nutzkosten = (Fixkosten / Produktionsmenge) *<br />

tatsächlicher Produktionsmenge<br />

Die Leerkosten sind <strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>r Fixkosten, <strong>de</strong>r<br />

durch die tatsächlich beanspruchte Kapazität<br />

im Verhältnis zur geplanten Kapazität nicht genutzt<br />

wird. Die Leerkosten wer<strong>de</strong>n dann durch<br />

die Subtraktion <strong>de</strong>r Nutzkosten von <strong>de</strong>n Fixkosten<br />

ermittelt. „Unter Leerkosten versteht man<br />

<strong>de</strong>njenigen Fixkostenanteil, <strong>de</strong>r durch die Istbeschäftigung<br />

im Verhältnis zur maximal möglichen<br />

(bzw. normal genutzten) Kapazität nicht<br />

ausgenutzt wird.” 21 Nach E. Gutenberg gestaltet<br />

sich eine Nutz- und Leerkostenanalyse wie<br />

in Abbildung 2 dargestellt:<br />

Die Leerkosten stimmen bei einer Beschäftigung<br />

von Null mit <strong>de</strong>n Fixkosten überein und<br />

nehmen mit zunehmen<strong>de</strong>r Beschäftigung linear<br />

ab. An <strong>de</strong>r Kapazitätsgrenze B max sind die Leerkosten<br />

gleich Null. 22 Die fixen Herstellungskosten<br />

sind im Zeitraum ihrer Entstehung „realisierte<br />

Verluste“, die erst durch die Deckungsbeiträge<br />

abgesetzter Erzeugnisse in realisierte<br />

Gewinne umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Eine Aktivierung<br />

fixer Herstellungskosten ist daher als Verstoß<br />

gegen das Realisationsprinzip aufzufassen.<br />

23<br />

Abb. 4: Kontext <strong>de</strong>r Planung<br />

Aus <strong>de</strong>n Begriffen „notwendig” und „angemessen”<br />

in § 255 HGB ergibt sich, dass nur ein Teil<br />

<strong>de</strong>r Gemeinkosten verrechnet wer<strong>de</strong>n darf, <strong>de</strong>r<br />

auf die genutzte Kapazität entfällt (Nutzkosten),<br />

während <strong>de</strong>r Rest, die sogenannten Leerkosten,<br />

nicht in die Herstellungskosten einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n darf. 24 Die Eliminierung von Leerkosten<br />

aus <strong>de</strong>n Herstellungskosten sollte auch mit<br />

<strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit vereinbar<br />

sein. Deshalb sollte zur Ermittlung <strong>de</strong>r Leerkosten<br />

die Normalbeschäftigung zugrun<strong>de</strong> gelegt<br />

wer<strong>de</strong>n, und zwar als Intervall. Die Untergrenze<br />

<strong>de</strong>s Intervalls sollte 70 % <strong>de</strong>r normalerweise erreichbaren<br />

maximalen Beschäftigung (Kapazität)<br />

sein. 25<br />

Die Planung <strong>de</strong>r Einzellohnkosten<br />

Als Einzellohnkosten wer<strong>de</strong>n die Kosten für Arbeitsleistungen<br />

bezeichnet, die sich direkt bestimmten<br />

betrieblichen Erzeugnissen o<strong>de</strong>r Aufträgen<br />

zuordnen lassen. 26 Die Planung <strong>de</strong>r Einzellohnkosten<br />

hat die Aufgabe, für je<strong>de</strong> Erzeugnisart<br />

<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen Zeitbedarf pro Einheit<br />

zu planen und mit geplanten Lohnsätzen zu bewerten.<br />

27 Die geplanten Einzellohnkosten pro<br />

Erzeugniseinheit dienen zur Lohnkostenkontrolle<br />

und gehen in die Fertigungskosten <strong>de</strong>r Plankalkulation<br />

ein. 28<br />

In <strong>de</strong>r Kostenträgerrechnung (Kalkulation) wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Kostenträgern die auf sie<br />

entfallen<strong>de</strong>n Kosten zugerechnet. 29 Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Vorkalkulation sind die notwendigen Fertigungsstun<strong>de</strong>n<br />

pro Kostenträger festzulegen<br />

und mit einem Lohnsatz zu bewerten. Die geplante<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Fertigungsstun<strong>de</strong>n wird beispielhaft<br />

in einem Arbeitsplan in SAP eingegeben.<br />

Der notwendige Lohnsatz zur Bewertung<br />

wird als Tarif in SAP hinterlegt.<br />

Der direkte Bereich befin<strong>de</strong>t sich im Zentrum<br />

<strong>de</strong>r Fertigung und zeichnet sich durch einen direkten<br />

Bezug zu einem Kostenträger / Fahrzeug<br />

aus. Im Fertigungslohnbereich kann somit eine<br />

Fertigungsstun<strong>de</strong> genau einem Kostenträger<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Die ungenutzten Stun<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>n ohne Bezug zu einem Fahrzeug<br />

wer<strong>de</strong>n dann als Leerkosten bezeichnet, wenn<br />

es sich nicht bereits per se um Gemeinkosten<br />

han<strong>de</strong>lt, beispielsweise als Logistiker, <strong>de</strong>r Rohstoffe<br />

und Halbfabrikate an die Linie liefert.<br />

„Fertigungslöhne sind Einzelkosten und stehen<br />

in direktem Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Leistungserstellung.<br />

Sie lassen sich auftragsweise erfassen,<br />

sind somit <strong>de</strong>n Kostenträgern direkt zurechenbar.<br />

30<br />

Für die Planung ist relevant, in welchem Kontext<br />

sie sich gera<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>t. Auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />

wer<strong>de</strong>n die Fertigungslohneinzelkosten für die<br />

Kostenträgerrechnung (Kalkulation) geplant, auf<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite müssen die fertig produzierten<br />

Fahrzeuge als Vorrat für Han<strong>de</strong>ls- und<br />

Steuerbilanz bewertet wer<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 4).<br />

Die notwendige Berücksichtigung von Leerkosten<br />

betrifft primär die Vorratsbewertung nach<br />

Han<strong>de</strong>ls- und Steuerrecht. In <strong>de</strong>r internen Kostenträgerrechnung<br />

ist eine Berücksichtigung<br />

von Leerkosten aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht sinnvoll und notwendig, es besteht jedoch<br />

kein Zwang durch das Han<strong>de</strong>lsgesetz. In <strong>de</strong>r<br />

betrieblichen Übung wird die differenzierte Betrachtung<br />

von Leerkosten bei Vorratsbewertung<br />

o<strong>de</strong>r Kalkulation nicht immer Sinn machen, da<br />

<strong>de</strong>r Mehraufwand für die Datenpflege <strong>de</strong>n Nutzen<br />

oft nicht rechtfertigt.<br />

Än<strong>de</strong>rungen durch BilMoG<br />

„Herstellungskosten umfassen künftig gemäß<br />

Bilanzrechtsmo<strong>de</strong>rnisierungsgesetz (BilMoG)<br />

zwingend die Einzelkosten, angemessene Teile<br />

<strong>de</strong>r Material- und Fertigungsgemeinkosten sowie<br />

<strong>de</strong>n Werteverzehr <strong>de</strong>s Anlagevermögens,


soweit dieser durch die Fertigung veranlasst<br />

wur<strong>de</strong>“. 31 Die Wertuntergrenze wird damit <strong>de</strong>utlich<br />

erhöht. 32<br />

Durch <strong>de</strong>n Begriff „angemessen“ in § 255 Abs.<br />

2 HGB sind <strong>de</strong>r betriebsfrem<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r außergewöhnliche<br />

Werteverzehr in § 255 Abs. 2 Satz<br />

3 HGB auszuschließen, also z. B. Abschreibungen<br />

in Katastrophen o<strong>de</strong>r die Kosten stillliegen<strong>de</strong>r<br />

Produktionsanlagen. 33<br />

Der neue § 255 Abs. 2 HGB: (2) Herstellungskosten<br />

sind die Aufwendungen, die durch <strong>de</strong>n<br />

Verbrauch von Gütern und die Inanspruchnahme<br />

von Diensten für die Herstellung eines Vermögensgegenstands,<br />

seine Erweiterung o<strong>de</strong>r<br />

für eine über seinen ursprünglichen Zustand hinausgehen<strong>de</strong><br />

wesentliche Verbesserung entstehen.<br />

Dazu gehören die Materialkosten, die<br />

Fertigungskosten und die Son<strong>de</strong>rkosten <strong>de</strong>r<br />

Fertigung sowie angemessene Teile <strong>de</strong>r Materialgemeinkosten,<br />

<strong>de</strong>r Fertigungsgemeinkosten<br />

und <strong>de</strong>s Werteverzehrs <strong>de</strong>s Anlagevermögens,<br />

soweit dieser durch die Fertigung veranlasst ist.<br />

Bei <strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />

dürfen angemessene Teile <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Verwaltung sowie angemessene Aufwendungen<br />

für soziale Einrichtungen <strong>de</strong>s Betriebs,<br />

für freiwillige soziale Leistungen und für<br />

die betriebliche Altersversorgung einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, soweit diese auf <strong>de</strong>n Zeitraum <strong>de</strong>r Herstellung<br />

entfallen. Forschungs- und Vertriebskosten<br />

dürfen nicht einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>n neuen Bewertungsmaßstäben in § 255<br />

HGB erfolgt eine Anpassung an die steuerliche<br />

Herstellungskostenuntergrenze. 34 Im Hintergrund<br />

steht eine Annäherung an die produktionsbezogene<br />

Vollkostenrechnung nach IFRS. 35<br />

Die Abbildung 5 stellt eine Ableitung <strong>de</strong>r Wertunter-<br />

und Wertobergrenze nach BilMoG dar. 36<br />

Die neue Herstellungskostenuntergrenze ist<br />

nach Art. 66 Abs. 3 Satz 3 EGHGB nur prospektiv<br />

auf Herstellungsvorgänge anzuwen<strong>de</strong>n,<br />

die nach <strong>de</strong>m 31.12.2009 beginnen. 37<br />

Zusammenfassung<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Planung und Festlegung von<br />

Fertigungskosten ist in Zeiten <strong>de</strong>r Unterbe-<br />

Abb. 5: Wertunter- und Wertobergrenze<br />

schäftigung das Phänomen Leerkosten zu berücksichtigen.<br />

Diese entstehen, wenn die benötigten<br />

Kapazitäten in <strong>de</strong>r Fertigung niedriger<br />

sind als die vorhan<strong>de</strong>nen Kapazitäten. Doch<br />

wann liegt eine Unterbeschäftigung vor und wie<br />

ist die Kapazitätsauslastung <strong>de</strong>r Normalbeschäftigung?<br />

Baetge schlägt zur Lösung dieses<br />

Problems keinen festen Punkt, son<strong>de</strong>rn ein Intervall<br />

vor.<br />

Leerkosten dürfen aus han<strong>de</strong>lsrechtlicher Sicht<br />

nicht in die Herstellungskosten für die externe<br />

Bewertung einbezogen wer<strong>de</strong>n. Für die interne<br />

Kalkulation (Kostenträgerrechnung) gilt dieser<br />

Ausschluß per se nicht. In <strong>de</strong>n Unternehmen ist<br />

die Entscheidung zu treffen, ob die Berechnung<br />

<strong>de</strong>r Herstellkosten <strong>de</strong>n Herstellungskosten mit<br />

Berücksichtigung von Leerkosten zu folgen hat,<br />

o<strong>de</strong>r ob die Herstellkosten eine eigene Berechnungsgrundlage<br />

bil<strong>de</strong>n.<br />

Es bleibt offen, ob die Wirtschaftskrise und die<br />

sich daraus ergebene Unterbeschäftigung zu<br />

einem neuen Maß für die Normalbeschäftigung<br />

wird. Diese wird dann zu einer neuen Beurteilung<br />

und Berücksichtigung <strong>de</strong>r Behandlung von<br />

Leerkosten führen.<br />

Autor<br />

Literaturverzeichnis<br />

CM Juli / August 2011<br />

BDU (Hrsg.): Controlling – Ein Instrument zur<br />

ergebnisorientierten Unternehmenssteuerung<br />

und langfristigen Existenzsicherung, Erich<br />

Schmidt Verlag, Berlin 2000.<br />

Wöhe: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre<br />

Baetge: Bilanzen<br />

Riebel, P: Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung,<br />

Wiesba<strong>de</strong>n 1994.<br />

Coenenberg: Kostenrechnung und Kostenanalyse<br />

Reichmann, T.: Controlling mit Kennzahlen<br />

und Managementberichten<br />

Olfert: Kostenrechnung<br />

Der Betrieb vom 28.11.2003, Die Angemessenheit<br />

<strong>de</strong>r Material- und Fertigungsgemeinkosten<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Herstellungskosten, Heft<br />

48, Seite 2557 - 2559<br />

IDW Stellungnahme: Aktivierung von Herstellungskosten<br />

(IDW ERS HFA 31) vom 9.9.2009<br />

Kilger, W.: Flexible Plankostenrechnung und<br />

Deckungsbeitragsrechnung<br />

Heno, R.: Jahresabschluß nach Han<strong>de</strong>lsrecht<br />

FAZ vom 1. Dezember 2009, 28,50 Euro für<br />

eine Stun<strong>de</strong> Arbeit, Ausgabe Nr. 279, Seite 12<br />

Dipl.-Wirtschaftsinf. (FH) Stefan Tönnissen, MBA<br />

ist Beteiligungs<strong>controller</strong> bei <strong>de</strong>r Schmitz Cargobull AG in<br />

Horstmar. Er beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>r Controllingsysteme und Planungskonzepte.<br />

39


40<br />

Die planerische Behandlung von Leerkosten<br />

Horváth & Partner: Das Controllingkonzept –<br />

Der Weg zu einem wirkungsvollen Controllingsystem,<br />

4. Auflage 2000, dtv.<br />

Han<strong>de</strong>lsblatt vom 7.4.2009: Käufer für <strong>de</strong>utsche<br />

Lastwagen sind weg.<br />

Han<strong>de</strong>lsblatt vom 25.11.2009: Brummi-Absatz<br />

sinkt und sinkt.<br />

Küting, K.-H.; Die Ermittlung <strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />

nach <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen durch das Bilanzrechtsmo<strong>de</strong>rnisierungsgesetz;<br />

in Steuern und<br />

Bilanzen, Seite 419ff. Ausgabe 11 vom<br />

13.6.2008.<br />

Fußnoten<br />

1 Vgl. FAZ vom 1. Dezember 2009, Nr. 279,<br />

Seite 12: „28,50 Euro für eine Stun<strong>de</strong> Arbeit“.<br />

2 Vgl. W. Kilger: Flexible Plankostenrechnung<br />

und Deckungsbeitragsrechnung, Seite 245.<br />

3 Vgl. Wöhe: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre,<br />

Seite 602.<br />

4 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 12. Auflage,<br />

Seite 2405.<br />

5 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 12. Auflage,<br />

Seite 2405.<br />

6 Heno: Jahresabschluß nach Han<strong>de</strong>lsrecht, 24Vgl. Baetge, Bilanzen, Seite 222.<br />

Seite 134.<br />

25Vgl. Baetge, Bilanzen, Seite 222.<br />

7 Vgl. Küting, in StuB 11 aus 2008, Seite 420. 26Vgl. Kilger: Flexible Plankostenrechnung und<br />

8 Vgl. Baetge: Bilanzen, Seite 219.<br />

Deckungsbeitragsrechnung, Seite 266.<br />

9 Gesetzesstand vor BilMoG.<br />

27Vgl. Kilger: Flexible Plankostenrechnung und<br />

10Gesetzesstand vor BilMoG.<br />

Deckungsbeitragsrechnung, Seite 266.<br />

11Vgl. Baetge, Bilanzen, Seite 220.<br />

28Vgl. Kilger: Flexible Plankostenrechnung und<br />

12Baetge, Bilanzen, Seite 220.<br />

Deckungsbeitragsrechnung, Seite 266.<br />

13Vgl. Baetge, Bilanzen, Seite 222.<br />

29Vgl. Däumler/Grabe: Kostenrechnung 1, Seite<br />

14Vgl. Wikipedia, Begriff „Unterbeschäftigung“. 301.<br />

15Vgl. Wirtschaftslexikon24.net, Begriff „Unter- 30Vgl. Olfert, Kostenrechnung, Seite 54.<br />

beschäftigung“.<br />

31Rödl & Partner, Mandantenbrief, Ausgabe De-<br />

16Rödl & Partner, Mandantenbrief Ausgabe Dezember 2009, Seite 12.<br />

zember 2009, Seite 12/13.<br />

32Vgl. Küting, K.-H.; in StuB 11 aus 2008, Seite<br />

17Baetge, Bilanzen, Seite 222.<br />

420.<br />

18Vgl. Baetge, Bilanzen, Seite 222.<br />

33Vgl. Baetge, Bilanzen, Seite 222.<br />

19Vgl. Wöhe, Einführung in die Betriebswirt- 34Vgl. Rödl & Partner, Mandantenbrief, Ausgabe<br />

schaftslehre, Seite 602.<br />

Dezember 2009, Seite 12<br />

20Vgl. Heno: Jahresabschluß nach Han<strong>de</strong>ls- 35Vgl. Petersen, K.: HGB – Umstellung auf das<br />

recht, Seite 145.<br />

neue <strong>de</strong>utsche Bilanzrecht, in: Der Betrieb vom<br />

21Reichmann: Controlling mit Kennzahlen und 11.09.2009, Heft 37, Beilage 6, Seite 4.<br />

Managementberichten, Seite 278.<br />

36Vgl. Küting, K.-H.; in StuB 11 aus 2008, Seite<br />

22Vgl. Kilger: Flexible Plankostenrechnung und 426.<br />

Deckungsbeitragsrechnung, Seite 579.<br />

37Vgl. Petersen, K.: HGB – Umstellung auf das<br />

23Vgl. Kilger: Flexible Plankostenrechnung und neue <strong>de</strong>utsche Bilanzrecht, in: Der Betrieb vom<br />

Deckungsbeitragsrechnung, Seite 725. 11.09.2009, Heft 37, Beilage 6, Seite 4.<br />

Verlagsteam am Controller Congress 2011<br />

in München – VCW und <strong>Haufe</strong>-Lexware<br />

v.l.n.r.<br />

Silvia Fröhlich – Verlag für ControllingWissen<br />

(VCW); Controller Magazin<br />

(CM): Abo-Betreuung,<br />

Susanne Eiselmayer – VCW; CM:<br />

Gestaltung u. Redaktion<br />

Andreas Meya – Vorstand VCW u.<br />

Bereichsleiter Produktmanagement<br />

bei <strong>Haufe</strong>-Lexware (HL)<br />

Dr. Klaus Eiselmayer – Vorstand<br />

VCW u. Trainer <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie<br />

(CA)<br />

Gundula Wagenbrenner – VCW;<br />

CM: Redaktion u. Lektorat; CA / ICV<br />

Dominik Kuhn – Marketing HL<br />

Günther Lehmann – Chefredakteur<br />

Controlling HL<br />

Kathrin Sauer – Anzeigenverkauf<br />

Controller Magazin


Der Firmenkun<strong>de</strong>nkredit aus Sicht <strong>de</strong>r Bank<br />

und <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Der Preis <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s<br />

von Jens Hielscher und Fabian Walther<br />

Der folgen<strong>de</strong> Artikel beschäftigt sich mit <strong>de</strong>n<br />

provokanten Fragen:<br />

· Blackbox-Konditionierung, was steckt dahinter?<br />

Kennen Sie die Kalkulationsmethodik Ihrer<br />

Bank? Fühlen Sie sich karitativ beschenkt<br />

o<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Tisch gezogen?<br />

· Ist <strong>de</strong>nn Rating alles? Welche Möglichkeiten<br />

hat ein Unternehmen, die Kondition zu beeinflussen?<br />

Investieren Sie in die Planstelle eines Relationship-Managers<br />

zur Bespaßung Ihres Kun<strong>de</strong>nberaters,<br />

o<strong>de</strong>r lieber in eine Sicherheiten-Datenbank?<br />

Ausgangssituation<br />

Die FW GmbH ist ein Mittelständler im produzieren<strong>de</strong>n<br />

Gewerbe. Schrauben und Kugellager<br />

sind seine Spezialität. Für die Finanzierung einer<br />

neuen Schraubendrehmaschine benötigt die FW<br />

GmbH ein Darlehen über 10 Mio. Euro – möglichst<br />

mit einer Festzinsbindung von 5 Jahren.<br />

Für die Schraubendrehmaschinen existiert<br />

ein liqui<strong>de</strong>r Sekundärmarkt, was diese auch als<br />

Kreditsicherheit attraktiv macht. Liqui<strong>de</strong> ist ein<br />

Markt, wenn es möglich ist, zeitnah <strong>de</strong>n Wert<br />

eines Gegenstan<strong>de</strong>s zu erlösen. Auf einem Primärmarkt<br />

wer<strong>de</strong>n Neuwaren, an einem Sekundärmarkt<br />

gebrauchte Waren gehan<strong>de</strong>lt. Die FW<br />

GmbH verbin<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>r JH Bank eine langjährige<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehung, mit einer einwandfreien<br />

Kontoführung und bereits erfolgreich getilgten<br />

Darlehen (bei<strong>de</strong>s fließt ins interne Rating <strong>de</strong>r JH<br />

Bank mit ein, doch dazu später mehr).<br />

Natürlich mag die JH Bank nicht Schuld an einer<br />

Kreditklemme sein, doch machen wir uns<br />

nichts vor, die Krise hat auch ihr zugesetzt, und<br />

sie achtet nun verstärkt darauf, im Kun<strong>de</strong>ngeschäft<br />

auch Geld zu verdienen.<br />

Wie kommt die JH Bank nun zur Kun<strong>de</strong>nkondition?<br />

DIE BANKSICHT<br />

Die Deckungsbeitragsrechnung<br />

Es existiert je nach Bankengruppe eine Vielzahl<br />

von DB-Rechnungen. Wir nehmen nun das fiktive,<br />

aber in <strong>de</strong>r Praxis gängige Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r JH Bank:<br />

Margenbeitrag = DB 1<br />

+ Provisionsbeitrag = DB 2<br />

- Risikoprämie für das Adressenausfall -<br />

ri siko = DB 3<br />

- Risikoprämie für das Liquiditätsrisiko =<br />

DB 4<br />

- Optionsprämie = DB 5<br />

- Standardstückkosten = DB 6<br />

- EK-Kosten = DB 7<br />

= Ertragsanspruch = DB 8<br />

Der Margenbeitrag<br />

Die JH Bank steuert ihr Kun<strong>de</strong>ngeschäft barwertig.<br />

Beispiel einer Barwertkalkulation: (die<br />

Zinszahlung ist jährlich nachträglich, endfällige<br />

Tilgung, <strong>de</strong>r Nominalzins beträgt 5 %, abgezinst<br />

wird mit <strong>de</strong>r Swap-Kurve)<br />

EXKURS Bewertungskurven:<br />

Die Swap-Kurve ist eine Marktkurve, zu <strong>de</strong>r<br />

Swaps bei market-makern (i. d. R Großbanken)<br />

abgeschlossen wer<strong>de</strong>n können wer<strong>de</strong>n. Swaps<br />

sind Zinstauschgeschäfte, wobei <strong>de</strong>r 1-Jahressatz<br />

standardmäßig gegen <strong>de</strong>n 3-Monats-Euribor<br />

und die 2-10 Jahressätze gegen <strong>de</strong>n 6-Mo-<br />

CM Juli / August 2011<br />

nats-Euribor getauscht wer<strong>de</strong>n. Der Swapsatz<br />

ist <strong>de</strong>r Satz, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Festzinszahler zahlt, bzw.<br />

<strong>de</strong>r Festzinsempfänger erhält, wobei dieser am<br />

Markt sich durch die Geld-Brief-Spanne unterschei<strong>de</strong>t.<br />

Da bei einem Swapgeschäft „nur“<br />

Zinszahlungen getauscht wer<strong>de</strong>n (durch Ausgleichszahlungen)<br />

und kein Kapital <strong>de</strong>n Besitzer<br />

wechselt, ist die daraus resultieren<strong>de</strong> Kurve nahezu<br />

frei von an<strong>de</strong>ren Marktpreisrisiken (Adressenausfall,<br />

Liquidität, ...) wodurch sie sich als<br />

Kalkulationsgrundlage anbietet.<br />

Die Pfandbrief-Kurve ist eine Marktkurve, zu<br />

<strong>de</strong>r Pfandbriefe gehan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n / wer<strong>de</strong>n<br />

könnten. Hier fließt Liquidität; wobei durch die<br />

Deckung <strong>de</strong>r Pfandbriefe mit einer Deckungsmasse,<br />

diese weitgehend frei von Adressenausfallrisiken<br />

(hier das Risiko <strong>de</strong>s Ausfalls <strong>de</strong>s<br />

Emittenten) angenommen wer<strong>de</strong>n kann, wie in<br />

Abbildung 1 dargestellt. Der Barwert dieses<br />

Darlehens beträgt also bei Abschluss 1.027 T€.<br />

Die Ermittlung erfolgt durch strukturkongruente<br />

Refinanzierung, d. h. theoretische Mittelbeschaffung<br />

am Kapitalmarkt, um <strong>de</strong>n cashflow<br />

glattzustellen. (In <strong>de</strong>r Praxis geschieht dies aggregiert<br />

mit mehreren Geschäften).<br />

Bei <strong>de</strong>m Beispiel reicht die JH Bank heute<br />

10.000.000,– € aus und erhält diese in fünf<br />

Jahren zurück. Dafür bekommt sie je<strong>de</strong>s Jahr<br />

500.000,– € an Zins. Dies ermöglicht ihr eine<br />

Mittelaufnahme am Kapitalmarkt in Höhe von<br />

10.500.000,– € / (1,028) = 10.214.008 €.<br />

Im vierten Jahr erhält die JH Bank 500.000,– €<br />

Zinsen, muss aber aus ihrer Kapitalaufnahme<br />

„nur” 285.992 € an Zins zahlen. Dies ermöglicht<br />

<strong>de</strong>r JH Bank die Mittelaufnahme in Höhe<br />

von, 208.747 €, die sie nach vier Jahren tilgt.<br />

41


42<br />

Der Firmenkun<strong>de</strong>nkredit aus Sicht <strong>de</strong>r Bank und <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Abb. 1: Strukturkongruente Refi nanzierung<br />

Nach<strong>de</strong>m nun die Mittelaufnahmen für drei,<br />

zwei und ein Jahr berechnet wer<strong>de</strong>n, ergibt sich<br />

ein Vorteil gegenüber <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nkondition,<br />

also einem Bruttomargenbarwert in Höhe von<br />

1.027.172 €.<br />

Der Provisionsbeitrag<br />

Für Geschäfte, die durch externe Vermittler zustan<strong>de</strong><br />

kommen, muss die JH Bank eine Provision<br />

entrichten, die sie an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n kalkulatorisch<br />

durchreicht. Das vorliegen<strong>de</strong> Geschäft<br />

wird durch <strong>de</strong>n Firmenkun<strong>de</strong>nberater <strong>de</strong>r JH<br />

Bank direkt durchgeführt. Die Bank erhält bzw.<br />

zahlt keine Provision.<br />

Die Risikoprämie<br />

Die Risikoprämie für das Adressenausfallrisiko<br />

setzt sich zusammen aus einer Prämie zur Ab<strong>de</strong>ckung<br />

<strong>de</strong>s erwarteten Verlustes und einer<br />

Abb. 2: Beispiel für quantitative Kennzahlen<br />

Prämie, die als Ergebnisanspruch aus <strong>de</strong>r Übernahme<br />

<strong>de</strong>s unerwarteten Verlustes (<strong>de</strong>r Abweichung<br />

vom erwarteten Verlust) interpretiert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Die Prämie für <strong>de</strong>n erwarteten<br />

Verlust kann auch als Kosten interpretiert<br />

wer<strong>de</strong>n, da diese zu Beginn <strong>de</strong>s Geschäftes<br />

kalkuliert wird und bekannt ist. Die Prämie für<br />

<strong>de</strong>n unerwarteten Verlust kann auch als fairer<br />

Verzinsungsanspruch auf das zu unterlegen<strong>de</strong><br />

Eigenkapital interpretiert wer<strong>de</strong>n, da unerwartete<br />

Verluste nicht von <strong>de</strong>r Prämie <strong>de</strong>s erwarteten<br />

Verlustes abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

durch das Eigenkapital zu <strong>de</strong>cken sind.<br />

Risikoprämie / Erwarteter Verlust<br />

(expected loss)<br />

EL = PD * LGD<br />

LGD = EAD * SEV<br />

SEV = 1 - RR<br />

expected loss = probability of <strong>de</strong>fault * loss given<br />

<strong>de</strong>fault<br />

loss given <strong>de</strong>fault = exposure at <strong>de</strong>fault * severity<br />

severity = 1– recovery rate<br />

Risikoprämie = Ausfallwahrscheinlichkeit * Verlust<br />

bei Ausfall<br />

Verlust bei Ausfall = Inanspruchnahme bei<br />

Ausfall (Kreditäquivalent) * Verlustquote<br />

Verlustquote = 1– Rückflussquote<br />

Die Ausfallwahrscheinlichkeit ist abhängig von<br />

<strong>de</strong>r Laufzeit <strong>de</strong>s Kredites und vom Rating <strong>de</strong>r FW<br />

GmbH. Die Rückflussquote schätzt die JH Bank<br />

aus Erfahrungswerten <strong>de</strong>r JH Bankengruppe.<br />

Rating<br />

Die JH Bank unterteilt ihr Kun<strong>de</strong>nkreditgeschäft<br />

in verschie<strong>de</strong>ne Segmente: Sie hat Privatkun<strong>de</strong>n,<br />

Firmenkun<strong>de</strong>n, Banken, <strong>de</strong>n staatlichen<br />

Sektor und Spezialfinanzierungen. Bei Firmenkun<strong>de</strong>n<br />

teilt sie die Sektoren auf in Dienstleistung,<br />

Han<strong>de</strong>l und Produktion. Die Firmenkun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n darüber hinaus bzgl. ihres Jahresumsatzes<br />

segmentiert. Die FW GmbH wird mit<br />

einem Jahresumsatz von 376 Mio. € zum oberen<br />

Mittelstand <strong>de</strong>s Sektors Produktion gezählt.<br />

Je nach Segment und Sektor unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich die Mo<strong>de</strong>lle (Gewichtung und Wirkung <strong>de</strong>r<br />

Kennzahlen), die zur Ermittlung <strong>de</strong>s internen<br />

Ratings führen.<br />

Qualitative Kennzahlen:<br />

An dieser Stelle beurteilt <strong>de</strong>r Firmenkun<strong>de</strong>nbetreuer<br />

anhand standardisierter Fragebögen die<br />

Situation <strong>de</strong>s Unternehmens. Businessplan,<br />

Nachfolgeregelung, Mehrjahresplanung, Risikomanagement,<br />

Berichtswesen, etc. Auf diesen


Teilaspekt geht das Whitepaper „Bankrating<br />

2010“ <strong>de</strong>s ICV ein. Darin wer<strong>de</strong>n die positiven<br />

Aspekte eines professionellen relationship management<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Bankansprechpartner<br />

hervorgehoben, wobei klar sein sollte, dass zum<br />

Beispiel ein professionelles Risikomanagement<br />

nicht nur „für die Bank“ zu betreiben ist.<br />

Die FW GmbH muss neben Jahres- und Zwischenabschlüssen<br />

regelmäßig auch diverse Finanzkennzahlen<br />

<strong>de</strong>r JH Bank berichten (dazu<br />

später mehr). Dies berücksichtigt die Kennzahlen<br />

in ihrem internen Rating-System, in das<br />

auch Daten aus <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Kontoführung mit<br />

hineinlaufen. Aus diesem Mo<strong>de</strong>ll ermittelt die JH<br />

Bank das Rating <strong>de</strong>r FW GmbH, welches eine<br />

bestimmte Ausfallrate für ein Jahr generiert.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Banken haben verschie<strong>de</strong>n Ratingsysteme<br />

und -skalen (siehe Abbildung 3).<br />

Ein Rating gibt die Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

für ein Jahr an. Der Kredit <strong>de</strong>r FW GmbH<br />

läuft jedoch fünf Jahre. Deshalb wird mit Hilfe einer<br />

sog. Migrationsmatrix ermittelt, wie hoch die<br />

Wahrscheinlichkeit ist, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> sein Rating<br />

verbessert, das gleiche Rating behält, o<strong>de</strong>r<br />

es sich verschlechtert. In <strong>de</strong>r Migrationsmatrix<br />

wer<strong>de</strong>n alle Ratingklassen berücksichtigt. Multipliziert<br />

man diese Matrix mit sich selbst, erhält<br />

man die kumulierten und (nach Abzug <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Vorjahre) marginalen Mehrjahresausfallwahrscheinlichkeiten.<br />

In <strong>de</strong>r Regel erfährt die JH Bank erst von Zahlungsschwierigkeiten<br />

seines Kun<strong>de</strong>n, wenn die<br />

Zinszahlung und ggf. die Tilgung ansteht. Somit<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n einzelnen Jahren die<br />

Höhe <strong>de</strong>s möglichen Ausfalls. Die Höhe <strong>de</strong>s<br />

möglichen Ausfalls ist abhängig von <strong>de</strong>r vereinbarten<br />

Zahlungsstruktur und somit für die einzelnen<br />

Jahre innerhalb <strong>de</strong>r Laufzeit unterschiedlich,<br />

wie in Abbildung 5 dargestellt:<br />

· Ausfallzeitpunkt im 1. Jahr, cf 1 – 5 sind im<br />

Risiko<br />

· Ausfallzeitpunkt im 2. Jahr, cf 2 – 5 sind im<br />

Risiko<br />

· ...<br />

· Ausfallzeitpunkt im 5. Jahr, cf 5 ist im Risiko<br />

Die Summe aus <strong>de</strong>m Barwert <strong>de</strong>s Kredites und<br />

<strong>de</strong>m Nominalbetrag entsprechen <strong>de</strong>m Risiko<br />

zum Ausfallzeitpunkt t1: 11.027.172 €.<br />

Abb. 3: Ratingsysteme und -skalen<br />

Für das 2. Jahr beträgt das Risiko: [11.027.172<br />

./. (500.000,-- * 0,99010)] = 10.532.123 €<br />

Für das 3. Jahr beträgt das Risiko: 10.048.467 €<br />

Für das 4. Jahr beträgt das Risiko: 9.579.448 €<br />

Für das 5. Jahr beträgt das Risiko: 9.127.325 €<br />

Annahme: Die marginalen Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

sind: in Jahr 1 – 0,5 %, in Jahr 2 –<br />

0,8 %, in Jahr 3 – 1,1 %, in Jahr 4 – 1,4 %, in<br />

Jahr 5 – 1,6 %. Von <strong>de</strong>m Konditionsbeitragsbarwert<br />

i. H. v. 1.027.172 € müssen alleine<br />

530.075 € für die Risikoprämie abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese kann durch das Stellen einer Sicherheit<br />

reduziert wer<strong>de</strong>n. Dabei wer<strong>de</strong>n Abschreibungssatz,<br />

Abwicklungsdauer, Abwicklungskosten<br />

(fix/ variabel) und Rückflussquote <strong>de</strong>r<br />

Sicherheit berücksichtigt. Für je<strong>de</strong>n Ausfallzeitpunkt<br />

lässt sich nun ein Restwert <strong>de</strong>r Sicherheit<br />

ermitteln, <strong>de</strong>r das Risiko reduziert. Und somit<br />

die Risikoprämie verringert. Dies stellt aller-<br />

Abb. 4: 1-Jahres Migrationsmatrix<br />

CM Juli / August 2011<br />

dings ausschließlich <strong>de</strong>n erwarteten Verlust<br />

(expected loss) <strong>de</strong>s Kredites dar. Darüber hinaus<br />

kalkuliert die JH Bank noch <strong>de</strong>n unerwarteten<br />

Verlust.<br />

Die Risikoprämie / unerwarteter<br />

Verlust (unexpected loss)<br />

Der unerwartete Verlust wird bei <strong>de</strong>r JH Bank<br />

mittels einer Monte-Carlo-Simulation (Ziehung<br />

von Zufallszahlen) als (Credit) Value at Risk kalkuliert.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n Zufallszahlen gezogen,<br />

die zu einer für das Adressenausfallrisiko typischen<br />

rechtsschiefen Verteilung führen.<br />

Schließlich stehen <strong>de</strong>m Risiko <strong>de</strong>s Ausfalls keine<br />

zusätzlichen Ertragschancen gegenüber.<br />

(Vgl. Abbildung 7; blau: Normal / Gauß-Verteilung,<br />

rot: rechtsschiefe Verteilung. Bei rechtsschiefen<br />

(o<strong>de</strong>r linkssteilen) Verteilungen sind<br />

Werte, die kleiner sind als <strong>de</strong>r Mittelwert, häufiger<br />

zu beobachten.)<br />

43


44<br />

Der Firmenkun<strong>de</strong>nkredit aus Sicht <strong>de</strong>r Bank und <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Abb. 5: Jährliche Ausfallshöhe<br />

Unterschiedliche Bankengruppen haben unterschiedliche<br />

Vorgehensweisen, da grundsätzlich<br />

zu prüfen ist, ob eine Kun<strong>de</strong>nkondition vom bestehen<strong>de</strong>n<br />

Kreditportfolio <strong>de</strong>r Bank abhängen<br />

sollte. Auch kann die Bank über Kreditpooling-<br />

o<strong>de</strong>r innovative Fondslösungen ihre Risiken<br />

weiter diversifizieren (dazu mehr unter Limitsysteme).<br />

Die JH Bankengruppe <strong>de</strong>finiert die Adressenausfallrisikoprämie<br />

(AAP) wie folgt:<br />

· AAP = erwarteter Verlust + unerwarteter<br />

Verlust = erwarteter Verlust + W-Faktor x<br />

erwarteter Verlust<br />

· W-Faktor = unerwarteter Verlust / erwarteter<br />

Verlust<br />

· (Erklärung „W“-Faktor: dieser Begriff ist frei<br />

gewählt, da er in <strong>de</strong>r Praxis unterschiedlich<br />

bezeichnet wird, z. B. als Q-Faktor o<strong>de</strong>r capital<br />

mulitplier)<br />

Die JH Bank kalkuliert über alle Kredite mit<br />

einem W-Faktor von 1,5, obwohl das Ergebnis<br />

aus <strong>de</strong>r Monte-Carlo-Simulation einen Ist-W-<br />

Faktor in Höhe von 2,145 ermittelt. Hintergrund<br />

sind die strategischen Maßnahmen <strong>de</strong>r JH<br />

Bank, die zum einen nicht die Kun<strong>de</strong>n für die<br />

Zusammensetzung ihres Kreditportfolio „bestrafen“<br />

möchte und im Falle <strong>de</strong>s Kredites sich<br />

für eine innovative Fondslösung entschie<strong>de</strong>n<br />

hat, bei <strong>de</strong>r sie einen Teil <strong>de</strong>s Kredites an <strong>de</strong>n<br />

Fonds weiterreicht. Die Gesamtrisikokosten für<br />

<strong>de</strong>n Kredit betragen also AAP = 530.075 € +<br />

1,5 * 530.075 € = 1.325.189 €; damit übersteigt<br />

die Risikoprämie <strong>de</strong>n Barwert <strong>de</strong>s Kredites,<br />

es ergibt sich eine Unter<strong>de</strong>ckung in Höhe<br />

von 298.016 €.<br />

Sicherheiten<br />

Analog zur Berechnung <strong>de</strong>s cashflows<br />

<strong>de</strong>s Kredites kann auch <strong>de</strong>r cashflow<br />

einer Sicherheit, in diesem Falle <strong>de</strong>r<br />

Maschine, kalkuliert und mittels einer<br />

engen Sicherungszweckerklärung<br />

<strong>de</strong>m Kredit zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Das<br />

be<strong>de</strong>utet, zu je<strong>de</strong>m möglichen Ausfallzeitpunkt<br />

wird <strong>de</strong>r Restwert <strong>de</strong>r Sicherheit<br />

vom Barwert subtrahiert.<br />

Folgen<strong>de</strong> Annahmen sind in Abbildung<br />

8 enthalten: Wert <strong>de</strong>r Maschine bei<br />

Erwerb 10.000.000,– €; Wert nach<br />

Erwerb (gebraucht): 7.000.000,– €;<br />

Nutzungdauer <strong>de</strong>r Maschine 10 Jahre; Kosten<br />

<strong>de</strong>r Verwertung: 1.000.000,– €<br />

Nach Berücksichtigung <strong>de</strong>r Maschine als Sicherheit<br />

beträgt die AAP = 339.075 + 1,5 x<br />

339.075 = 847.689 €. Somit ergibt sich nach<br />

Abzug <strong>de</strong>r Risikoprämie ein positiver Wert in<br />

Höhe von 179.484.<br />

Darüber hinaus existieren aufgrund <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />

noch Sicherungen als Grundschul<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Fabrikgelän<strong>de</strong>s, die <strong>de</strong>r JH Bank<br />

dank einer weiten Sicherungszweckerklärung<br />

zur Verfügung stehen. Nach Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Sicherheiten (Annahme) ergibt sich ein Barwert<br />

in Höhe von 750.000 EUR.<br />

Liquiditätsrisiko<br />

Vor allem im Nachgang <strong>de</strong>r Finanzmarktkrise<br />

trat das Liquiditätsrisiko in <strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>r Bankenaufsicht<br />

und <strong>de</strong>r Banksteuerung. Das Zinsän<strong>de</strong>rungsrisiko<br />

wird durch Abzinsung <strong>de</strong>s<br />

Zinsbindungscashflows mit <strong>de</strong>r nahezu Adressen-<br />

und Liquiditätsrisiko-freien Swap-Kurve<br />

bewertet. Das Ergebnis ist <strong>de</strong>r obige Konditionsbeitragsbarwert.<br />

Abb. 6: Risikoprämie nach Rating<br />

Für die Liquiditätsrisikoprämie hat die JH<br />

Bank sich eine ausgefeilte Systematik überlegt:<br />

Das Liquiditätsrisiko kalkuliert sie durch Einordnung<br />

ihrer Bilanzpositionen nach Liquidierbarkeit<br />

und Kalkulation mit Aufschlägen auf die<br />

Swap-Kurve. Dabei nutzt sie die Spreaddifferenz<br />

zwischen Pfandbrief-Kurve und Swap-<br />

Kurve als Schätzer für <strong>de</strong>n Liquiditäts-Spread.<br />

Alle negativen Spreadfälle, seltene Fälle in <strong>de</strong>nen<br />

die Pfandbriefkurve an einigen Stützstellen<br />

unterhalb <strong>de</strong>r Swap-Kurve notierte, wer<strong>de</strong>n genullt.<br />

Sie suggerieren eine Überrendite durch<br />

<strong>de</strong>n Markt, die durch die Bank nicht zu realisieren<br />

ist. („There is no free lunch on the market”).<br />

Dann wird <strong>de</strong>r Kapitalbindungs-cashflow <strong>de</strong>s<br />

Darlehens, <strong>de</strong>r in diesem Falle mit <strong>de</strong>m Festzinsbindungs-cashflow<br />

übereinstimmt, mit <strong>de</strong>r<br />

ermittelten Spreaddifferenz abgezinst. Somit<br />

erhält die JH Bank eine Liquiditätsprämie.<br />

Optionsprämie<br />

We<strong>de</strong>r die JH Bank, noch die FW GmbH haben<br />

beson<strong>de</strong>re Rechte (Son<strong>de</strong>rtilgung, Zinsanpassung,<br />

...) bzgl. <strong>de</strong>s Darlehens. Somit entfällt die<br />

Berechnung einer Optionsprämie (einer impliziten<br />

Option – embed<strong>de</strong>d <strong>de</strong>rivative) für das Geschäft.<br />

Risikoneutraler Barwert<br />

Obige Schritte wer<strong>de</strong>n nochmals zusammengefasst:<br />

Aktivgeschäft:<br />

Bruttomargenbarwert (Swapkurve)<br />

- Adressenausfallprämie<br />

- Liquiditätsprämie<br />

+/- Optionsprämie<br />

= Risikoneutraler Margenbarwert<br />

Die Risikoprämien (theoretisch) ergeben <strong>de</strong>n<br />

Wert, <strong>de</strong>n die Bank zahlen muss, damit ein<br />

Dritter die Risiken übernimmt.


Abb. 7: Rechtsschiefe Verteilung<br />

Standardstückkosten<br />

Je nach Art <strong>de</strong>r Finanzierung sind auch die<br />

Kos ten unterschiedlich. Grundsätzlich lässt sich<br />

sagen:<br />

· ein Standardgeschäft (System <strong>de</strong>r Bank) ist<br />

günstiger als ein spezielles Geschäft (das beinhaltet<br />

auch die Art <strong>de</strong>r Besicherung)<br />

· Einfache Geschäfte (Kun<strong>de</strong>ngeschäft) sind<br />

günstiger als komplexe Geschäfte (das beinhaltet<br />

auch die Art <strong>de</strong>r Besicherung).<br />

Die Ermittlung <strong>de</strong>r Standardstückkosten berücksichtigt<br />

in erster Linie die Personal- und<br />

Personalnebenkosten. Dabei sind einmal sowohl<br />

Erstellkosten als auch die Pflegekosten<br />

<strong>de</strong>s Kredites während <strong>de</strong>r Laufzeit zu berücksichtigen.<br />

Neben <strong>de</strong>r Berücksichtigung in <strong>de</strong>r<br />

DB-Rechnung kann eine Erhebung <strong>de</strong>r Standardstückkosten<br />

auch Grundlage einer makeor-buy-Entscheidung<br />

(Nutzung von Outsourcing<br />

durch eine externe „Kreditfabrik“), vor<br />

allem im Standardkun<strong>de</strong>ngeschäft, sein. Anhand<br />

<strong>de</strong>r Ist-Kosten, die allerdings periodisch<br />

auftreten, können die Produktivität gemessen<br />

bzw. die Standardstückkosten validiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Eigenkapital-Kosten<br />

Die Kosten <strong>de</strong>r Liquidität hatte die JH Bank bereits<br />

aus einer Spreaddifferenz kalkuliert. Aus<br />

regulatorischen Grün<strong>de</strong>n muss die JH Bank <strong>de</strong>n<br />

Kredit anteilig mit Eigenkapital unterlegen, unter<br />

Berücksichtigung von Kosten für aufsichtsrechtlich<br />

notwendiges Eigenkapital nach Risikoaktiva<br />

(SolvV) und Kosten <strong>de</strong>r Sicherungseinrichtungen<br />

(nach Bankengruppe und / o<strong>de</strong>r<br />

bun<strong>de</strong>sweiter Fonds).<br />

Um die Kosten nicht mehrfach anzurechnen,<br />

kalkuliert die JH Bank an dieser Stelle nur <strong>de</strong>n<br />

Abb. 8: Risikoprämien nach Sicherheiten<br />

Betrag, um <strong>de</strong>n die EK-Kosten die zuvor ermittelten<br />

Liquiditätskosten übersteigen, in ihre Deckungsbeitragsrechnung.<br />

Da dies nicht <strong>de</strong>r Fall<br />

ist, betragen ihre EK-Kosten 0,– €.<br />

Ertragsanspruch<br />

Je nach Steuerungswunsch / Geschäftspolitik<br />

kann <strong>de</strong>r Ertragsanspruch gering (wenn in<br />

einem Kun<strong>de</strong>nsegment hoher Wettbewerb<br />

herrscht und / o<strong>de</strong>r in dieses Segment durch<br />

Quersubventionierung wachsen soll) o<strong>de</strong>r eben<br />

hoch sein. Eine Rolle spielen dabei auch die Limite<br />

(siehe folgend) und die Bilanzstrukturpolitik.<br />

Diese kann auch durch externe Faktoren,<br />

wie aufsichtsrechtliche Än<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>terminiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Außer<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Anspruch abhängig von <strong>de</strong>r<br />

Höhe <strong>de</strong>r Risiken eines Segmentes und ob<br />

dieses die Soll Ergebnisse (Soll-RoRaC / return<br />

on risk adjusted capital) erreicht. Darüber hinaus<br />

kann <strong>de</strong>r Deckungsbeitrag <strong>de</strong>r kompletten<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehung berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r z. B. eine Son<strong>de</strong>rkondition rechtfertigt,<br />

wenn weitere Geschäfte für einen ausreichen<strong>de</strong>n<br />

Ertrag sorgen.<br />

Konditionierung Deckungsbeitrag<br />

vs. Markt<br />

Neben <strong>de</strong>r Berücksichtigung <strong>de</strong>r Deckungsbeitragsrechnung,<br />

die einen Anhaltspunkt liefert,<br />

fließen in die Konditionsgestaltung noch Wettbewerbsinformationen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Konditionierung<br />

ist darüber hinaus zu berücksichtigen, ob man<br />

sich mit <strong>de</strong>r berechneten Kondition „aus <strong>de</strong>m<br />

Markt preist“ (<strong>de</strong>r Wettbewerb ist günstiger)<br />

o<strong>de</strong>r ob nicht bei aktueller Marktlage „mehr<br />

Marge“ durchzusetzen ist. Diese Einflussfaktoren<br />

wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Markt (Angebot und<br />

Nachfrage) gesteuert. Während noch vor einiger<br />

Zeit von einer „Kreditklemme“ die Re<strong>de</strong><br />

war, ist zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Erstellung dieses Artikels<br />

eher ein „Margenverfall“ zu beobachten.<br />

In Hinblick auf künftige strengere Regulierung<br />

ergeben sich aktuell „günstige” Gelegenheiten<br />

zum Aufbau von Liquidität für Unternehmen.<br />

Auch eine Einschätzung, wie sich wirtschaftliche<br />

Probleme auf das betroffene Kun<strong>de</strong>nsegment<br />

auswirken können, wird erwogen.<br />

DIE UNTERNEHMENSSICHT<br />

Informationspfl ichten<br />

Die JH Bank hat natürlich ein Interesse dran,<br />

bei Geschäftsvorfällen, die die Sicherheiten betreffen,<br />

informiert zu wer<strong>de</strong>n. Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re<br />

dann, wenn die FW GmbH die Sicherheit<br />

veräußern will. Hier möchte die JH Bank 10<br />

Bankarbeitstage vorher informiert wer<strong>de</strong>n und<br />

behält sich das Recht, dieser Veräußerung zu<br />

wi<strong>de</strong>rsprechen o<strong>de</strong>r eine Son<strong>de</strong>rtilgung zu verlangen.<br />

Des Weiteren möchte die JH Bank auch<br />

über <strong>de</strong>n normalen Geschäftsverlauf informiert<br />

wer<strong>de</strong>n; dieser Punkt wird unter Berichtspflichten<br />

zusammengefasst<br />

Berichtspfl ichten<br />

CM Juli / August 2011<br />

Eine Grundlage für das Rating und <strong>de</strong>r damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen Risikoprämie bil<strong>de</strong>n die wirtschaftliche<br />

Lage und die Einschätzung <strong>de</strong>r Zukunft<br />

<strong>de</strong>r FW GmbH. Da sich die wirtschaftliche<br />

Lage eines Unternehmens in einem Zeitraum<br />

45


46<br />

Der Firmenkun<strong>de</strong>nkredit aus Sicht <strong>de</strong>r Bank und <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

von einem Jahr, sogar von wenigen Monaten,<br />

wesentlich än<strong>de</strong>rn kann, möchte die JH Bank<br />

natürlich über die Laufzeit <strong>de</strong>s Kreditvertrages<br />

hinweg ständig über die Situation <strong>de</strong>r FW<br />

GmbH informiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Jahresabschluss<br />

Die JH Bank wünscht daher von <strong>de</strong>r FW GmbH<br />

einen testierten Jahresabschluss. Darüber hinaus<br />

schreibt die JH Bank vor, dass dieses Testat<br />

von einer <strong>de</strong>r vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften<br />

erteilt wer<strong>de</strong>n muss. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>s Unternehmens, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>s Zahlenmaterials <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung,<br />

stellt <strong>de</strong>r Jahresabschluss eine sehr vali<strong>de</strong> Information<br />

dar. Auch eine Prüfung <strong>de</strong>r zukünftigen<br />

Entwicklung anhand einer qualitativen Analyse<br />

<strong>de</strong>s Lageberichts ist darin enthalten. Des Weiteren<br />

erfährt die JH Bank, ob die FW GmbH<br />

vielleicht außerbilanzielle Geschäfte / Verpflichtungen<br />

(zum Beispiel: Leasing, Derivate und<br />

Garantien) eingegangen ist.<br />

Quartalsbericht<br />

Wie bereits erwähnt kann ein Unternehmen gezwungen<br />

sein, sein Geschäftsmo<strong>de</strong>ll innerhalb<br />

weniger Monate zu än<strong>de</strong>rn, schlimmstenfalls<br />

kann es zu einem Ausfall <strong>de</strong>s Kredits für die JH<br />

Bank kommen. Aus diesem Grund erwartet die<br />

JH Bank, von <strong>de</strong>r FW GmbH über die Quartalsergebnisse<br />

informiert zu wer<strong>de</strong>n. Diese unterjährige<br />

Bankberichterstattung umfasst laut<br />

Kreditvertrag eine Bilanz, eine Gewinn- und<br />

Verlustrechung und eine Kapitalflussrechnung.<br />

Des Weiteren sind die wesentlichen Punkte <strong>de</strong>s<br />

Geschäftsverlaufes <strong>de</strong>r FW GmbH zu erläutern<br />

und auf Soll-Ist-Abweichungen ist einzugehen.<br />

Abschließend beinhaltet <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r FW GmbH<br />

zu erstellen<strong>de</strong> Bankbericht die Ermittlung <strong>de</strong>r<br />

Finanzkennzahlen (siehe unten).<br />

Mehrjahresplanung<br />

Um die zukünftigen Erwartungen <strong>de</strong>r FW GmbH<br />

beurteilen zu können, möchte die JH Bank einmal<br />

jährlich eine Planung <strong>de</strong>r nächsten drei Geschäftsjahre<br />

spätestens einen Monat vor Geschäftsjahresbeginn<br />

erhalten. Inhatlich ist diese<br />

zunächst am Quartalsbericht orientiert. Zusätz-<br />

lich umfasst die Planung auch eine Investitionsplanung<br />

über <strong>de</strong>n Zeithorizont. Die FW GmbH<br />

muss zur besseren Beurteilung durch die JH<br />

Bank die Prämissen <strong>de</strong>r operativen Planung beschreiben.<br />

Des Weiteren ist eine Stellungnahme<br />

zu strategischen o<strong>de</strong>r außeror<strong>de</strong>ntlichen<br />

Maßnahmen vorzunehmen.<br />

Alle Informationen <strong>de</strong>r Berichterstattung <strong>de</strong>r FW<br />

GmbH analysiert die JH Bank anhand eines<br />

standardisieren Schemas. Dies ermöglicht ihr,<br />

(neben <strong>de</strong>n Kontoinformationen <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n)<br />

eine Überprüfung <strong>de</strong>r Bonität und <strong>de</strong>s Ratings<br />

regelmäßig vorzunehmen. Dieses Vorgehen ist<br />

nicht nur betriebswirtschaftlich sinnvoll, son<strong>de</strong>rn<br />

auch aufsichtsrechtlich erfor<strong>de</strong>rlich (regelmäßige<br />

Überprüfung <strong>de</strong>r wirtschaftliche Situation<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n). Ziel ist es, das Zahlenmaterial so<br />

zu <strong>de</strong>uten, dass frühzeitig Risiken erkannt und<br />

ggf. entsprechen<strong>de</strong> Maßnahmen getroffen wer<strong>de</strong>n,<br />

um diesen entgegenzutreten.<br />

Finanzkennzahlen<br />

Die FW GmbH verpflichtet sich, für die Laufzeit<br />

<strong>de</strong>s Kreditvertrags und bis zur vollständigen Tilgung<br />

zu <strong>de</strong>n jeweils genannten Stichtagen folgen<strong>de</strong><br />

nachstehend <strong>de</strong>finierte Finanzkennzahlen<br />

einzuhalten.<br />

Die Finanzkennzahlen sind zum Abschluss<br />

eines Jahres und je<strong>de</strong>n Quartals von <strong>de</strong>r FW<br />

GmbH zu ermitteln und in Form eines von <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsleitung abzugeben<strong>de</strong>n Compliance<br />

Certificate, welches vom Wirtschaftsprüfer zu<br />

bestätigen ist, einzureichen.<br />

Der Verschuldungsgrad gibt das Verhältnis zwischen<br />

Netto-Finanzverschuldung und generiertem<br />

EBITDA aus. Der Verschuldungsgrad<br />

gilt als Indikator für die Anzahl <strong>de</strong>r notwendigen<br />

Tilgungsjahre.<br />

Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten<br />

+ An<strong>de</strong>re zinstragen<strong>de</strong> Verbindlichkeiten<br />

(zum Beispiel: Gesellschafterdarlehn,<br />

Finanzleasing, Factoring, Forfaitierung)<br />

- Liqui<strong>de</strong> Mittel (frei verfügbaren Kasse<br />

und Bankguthaben)<br />

= Netto-Finanzverschuldung<br />

Netto-Finanzverschuldung / EBITDA = Verschuldungsgrad<br />

Hierbei gilt, dass das EBITDA aus <strong>de</strong>r or<strong>de</strong>ntliche<br />

Geschäftstätigkeit, also vor Son<strong>de</strong>reffekten<br />

– außeror<strong>de</strong>ntliche Erträge / Aufwendungen,<br />

Buchverluste/-gewinne aus Veräußerung von<br />

Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Hedging außerhalb<br />

gewöhnlicher Geschäftsbetriebe – Verwendung<br />

fin<strong>de</strong>t. Der EBITDA wird um außerbetriebliche<br />

Ergebnisse korrigiert (zum Beispiel: neutrale,<br />

außeror<strong>de</strong>ntliche o<strong>de</strong>r perio<strong>de</strong>nfrem<strong>de</strong><br />

Ergebnisse).<br />

Die Eigenkapitalquote drückt <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>s<br />

Eigenkapitals an <strong>de</strong>r Bilanzsumme aus.<br />

Gezeichnetes Kapital<br />

+ Kapitalrücklagen<br />

+ Gewinnrücklagen<br />

+/- Bilanzergebnis<br />

+/- Ausgleichsposten (zum Beispiel für<br />

Währungen)<br />

- Vorgesehene Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>/ Ausschüttung<br />

(wird ggf. erst später durch die Gesellschafter<br />

beschlossen)<br />

+ Son<strong>de</strong>rposten mit Rücklageanteil (50 %)<br />

+ Nachrangige Gesellschafterdarlehen<br />

= Eigenkapital<br />

Bilanzsumme gemäß Jahresabschluss<br />

+ Haftungsverhältnisse gemäß § 251 HGB<br />

+ Rückkaufverpflichtungen aus Rahmenverträgen<br />

für Finanzgeschäfte<br />

= Bereinigte Bilanzsumme<br />

Eigenkapital / bereinigte Bilanzsumme = Eigenkapitalquote<br />

Der Zins<strong>de</strong>ckungsgrad ermittelt das Verhältnis<br />

zwischen EBITDA und <strong>de</strong>n Zinsaufwendungen.<br />

EBITDA / Liquiditätswirksamer Zinsaufwand =<br />

Zins<strong>de</strong>ckungsgrad<br />

Unter <strong>de</strong>m liquiditätswirksamen Zinsaufwand<br />

wer<strong>de</strong>n alle Zinszahlungen und zusätzlich Avalprovisionen<br />

verstan<strong>de</strong>n. Für das zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong><br />

EBITDA gelten die gleich Bedingungen<br />

wie bereits unter <strong>de</strong>r Finanzkennzahl Verschuldungsgrad<br />

<strong>de</strong>finiert. Der Schul<strong>de</strong>ndienst<strong>de</strong>ckungsgrad<br />

gibt an, ob ein Unternehmen aus<br />

<strong>de</strong>n frei verfügbarem cashflow die Zinsen und<br />

Tilgungen <strong>de</strong>r aufgenommenen Kredite bedienen<br />

kann.


Liquiditätswirksamer Zinsaufwand<br />

- Liquiditätswirksamer Zinsertrag<br />

+ Sämtliche Tilgungen<br />

+ Zahlungen auf Avale, Kapitalanteil<br />

Finanzleasing<br />

= Schul<strong>de</strong>ndienst <strong>de</strong>r Finanzverschuldung<br />

Der Cashflow ist die Summe aller Mittelzu-<br />

o<strong>de</strong>r Abflüsse aus <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Ergebnis einer<br />

Perio<strong>de</strong> sowie aller weiteren Zuflüsse aus<br />

<strong>de</strong>m Working Capital (For<strong>de</strong>rungen, Verbindlichkeiten,<br />

Vorräte) <strong>de</strong>r gleichen Perio<strong>de</strong>.<br />

Hier weichen die Definitionen <strong>de</strong>s cashflows<br />

zwischen Unternehmen und Bank ab. In <strong>de</strong>r Begriffswelt<br />

eines Unternehmens wer<strong>de</strong>n alle Zu-<br />

und Abflüsse einer Perio<strong>de</strong> (üblicherweise ein<br />

Jahr) losgelöst von ihrem genauen Entstehungszeitpunkt<br />

aggregiert. Auch entfällt die<br />

Betrachtungsweise über das Jahresen<strong>de</strong> hinaus.<br />

Limite <strong>de</strong>r Finanzkennzahlen<br />

Die gefor<strong>de</strong>rten Finanzkennzahlen sind nicht<br />

nur in ihrer Höhe <strong>de</strong>r Bank zu mel<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn<br />

dürfen bestimmte Limite nicht übersteigen.<br />

Die se Limite wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Bank vorgegeben,<br />

die Normwerte aus Branchenvergleichen <strong>de</strong>finiert,<br />

d. h. für ein Telekommunikationsunternehmen<br />

gelten an<strong>de</strong>re Limite als für ein metallverarbeiten<strong>de</strong>s<br />

Unternehmen.<br />

Aus diesem Branchenvergleich, <strong>de</strong>n die JH<br />

Bank aus <strong>de</strong>n Erfahrungswerten <strong>de</strong>r JH Bankengruppe<br />

bezieht, leiten sich die einzuhalten<strong>de</strong>n<br />

Limite ab. Natürlich berücksichtigen die<br />

Experten <strong>de</strong>r JH Bankengruppe das wirtschaftliche<br />

Umfeld und die Ertragskraft <strong>de</strong>r FW<br />

GmbH.<br />

An dieser Stelle schließt sich <strong>de</strong>r Kreis zum Rating<br />

<strong>de</strong>r FW GmbH, das unter an<strong>de</strong>rem von <strong>de</strong>r<br />

Ertragskraft <strong>de</strong>s Unternehmens abhängt. Ein<br />

Übersteigen <strong>de</strong>r Limite kann verschie<strong>de</strong>ne Auswirkungen<br />

nach sich ziehen. Im besten Fall wird<br />

ein durch die Verschlechterung <strong>de</strong>r Ertragskraft<br />

induziertes downrating durch eine Konditionserhöhung<br />

(höhere Risikoprämie) o<strong>de</strong>r eine Sicherheitenerhöhung<br />

kompensiert. Im schlimmsten<br />

Fall wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kredit fällig gestellt und ggf.<br />

die Sicherheiten verwertet.<br />

Fazit<br />

Während die bisherigen Optimierungsansätze<br />

für die Refinanzierung von Unternehmen sich<br />

auf interne Abläufe (Planung, Berichtswesen,<br />

Risikomanagement) fokussierten, um dadurch<br />

eine bessere Ratingnote zu erhalten, scheint<br />

doch <strong>de</strong>r Blick in die Kalkulationswelt <strong>de</strong>s Finanzierungsgebers<br />

(<strong>de</strong>r Bank) lohnenswert.<br />

Das Unternehmensrating ist nicht nur von qualitativen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch von quantitativen Kennzahlen<br />

und <strong>de</strong>m W-Faktor (dieser Begriff ist frei<br />

gewählt, da er in <strong>de</strong>r Praxis unterschiedlich bezeichnet<br />

wird) und vor allem von <strong>de</strong>n gestellten<br />

Sicherheiten abhängig, da das Risiko auf das<br />

Exposure, <strong>de</strong>n unbesicherten Teil, kalkuliert<br />

Autoren<br />

Dipl.-Kfm. Fabian Walther<br />

arbeitet für die ALBA Group plc. & Co. KG und ist Mitglied im<br />

Leitungsteam <strong>de</strong>s AK Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Controller Verein (ICV).<br />

wird. Ein professionelles Sicherheiten-Management<br />

ist <strong>de</strong>shalb nicht zu vernachlässigen.<br />

Es sollte abgewogen wer<strong>de</strong>n, ab wann<br />

bei einem Relationship-Management zur Bank<br />

<strong>de</strong>r Grenznutzen erreicht wird. Denn <strong>de</strong>r Firmenkun<strong>de</strong>nberater<br />

„verkauft“ das Risiko an<br />

das bankeigene Treasury. Je transparenter das<br />

Risiko <strong>de</strong>s Unternehmens dargestellt wird,<br />

<strong>de</strong>sto fairer ist die Bewertung. Aber mehr als<br />

eine faire Bewertung ist auch durch einen noch<br />

so intensiven und aufwendigen Kontakt zum<br />

Kun<strong>de</strong>nbrater nicht erreichbar.<br />

Gelingt es <strong>de</strong>m Unternehmen, die Marktdaten<br />

nachzuvollziehen, die die Bank zur Risikoallokation<br />

nutzt, kann es direkt seine eigene Bonität<br />

auch ohne Nennung <strong>de</strong>s Ratings durch die<br />

Bank ableiten und unterschiedliche Finanzie-<br />

CM Juli / August 2011<br />

rungsangebote von Banken o<strong>de</strong>r Kapitalmarktemission<br />

vergleichen.<br />

Gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Hintergrund neuer rechtlicher<br />

Normen (zum Beispiel § 489 BGB) ist es lohnenswert<br />

abzuwägen, ob bei einer gewünschten<br />

langfristigen Refinanzierung einem Festzinsdarlehen<br />

<strong>de</strong>r Vorzug gegeben wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Die Vorteile eines variabel verzinslichen, an einen<br />

Referenzzins gekoppelten Darlehens mit<br />

Zinssicherungsinstrument könnten überwiegen,<br />

da bei sog. Roll-over-Darlehen <strong>de</strong>m Kreditnehmer<br />

nach En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r „Festzinsbindung”,<br />

also bei einer Referenzierung an <strong>de</strong>n 3-Monats-Euribor,<br />

ein gesetzliches Kündigungsrecht<br />

zusteht.<br />

Jens Hielscher<br />

ist im Marktpreisrisikomanagement und -controlling bei <strong>de</strong>m<br />

Deutschen Sparkassen- und Giroverband, Berlin, tätig.<br />

Der Inhalt <strong>de</strong>s Artikels gibt nicht die Fachkonzepte <strong>de</strong>r Sparkassen-Finanzgruppe<br />

wie<strong>de</strong>r. Er ist viel mehr eine allgemeine methodische<br />

Darstellung anhand eines fiktiven Beispiels.<br />

Sollte die momentane Adressenrisikoprämie,<br />

aufgrund <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Lage, hoch sein,<br />

aber absehbar sein, dass sich diese verbessern<br />

kann, könnte zukünftig das Darlehen getilgt<br />

und durch eines mit geringerer Bonitätsprämie<br />

ersetzt wer<strong>de</strong>n. Auch kann es nützlich sein, <strong>de</strong>n<br />

zur Sicherung <strong>de</strong>s Zinssatzes eingegangenen<br />

Swap vorzeitig aufzulösen, um einen neuen abzuschließen<br />

und dadurch <strong>de</strong>n Gewinn in <strong>de</strong>r<br />

GuV zu steuern (Aufwands- o<strong>de</strong>r Ertragsverschiebung<br />

in <strong>de</strong>r Laufzeit).<br />

47


48<br />

Finanz-Controlling: Strategische und operative Steuerung <strong>de</strong>r Liquidität<br />

Finanz-Controlling: Strategische und operative<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Liquidität<br />

von Christoph Munck und Peter Schentler<br />

Die strategische und operative Planung, Steuerung<br />

und Kontrolle <strong>de</strong>r Finanzmittel ist eine<br />

eminent wichtige Aufgabe <strong>de</strong>r Unternehmensführung,<br />

die einer spezifischen Unterstützung<br />

durch das (Finanz-) Controlling bedarf. Das Finanz-Controlling<br />

hat zum Ziel, das Finanz-Management<br />

bei <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung und Optimierung<br />

<strong>de</strong>s finanziellen Gleichgewichts<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens unter Berücksichtigung<br />

übergeordneter Rentabilitäts-, Flexibilitäts- und<br />

Risikoziele zu unterstützen.<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Finanz-Controllings<br />

<strong>de</strong>utlich gestiegen<br />

In ausreichen<strong>de</strong>m Maße vorhan<strong>de</strong>ne Finanzmittel<br />

sind eine wesentliche Voraussetzung für<br />

alle unternehmerischen Tätigkeiten. Während<br />

in <strong>de</strong>r Vergangenheit in vielen Unternehmen<br />

Rentabilitäts- und Wachstumsziele im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

stan<strong>de</strong>n und die Liquidität oft nur als<br />

„notwendiges Übel“ betrachtet wur<strong>de</strong>, hat<br />

in jüngerer Zeit das strategische und operative<br />

Liquiditätsmanagement (wie<strong>de</strong>r) zunehmend<br />

an Be<strong>de</strong>utung gewonnen. Vielen Unternehmen<br />

wur<strong>de</strong> bewusst, dass die ausreichen<strong>de</strong> Verfügbarkeit<br />

von Finanzmitteln nicht als gegeben an-<br />

genommen wer<strong>de</strong>n kann, da sich die Rahmenbedingungen<br />

und Anfor<strong>de</strong>rungen für die Finanzierung<br />

in und seit <strong>de</strong>r Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

zum Teil <strong>de</strong>utlich verschlechtert<br />

haben.<br />

Darüber hinaus haben die zur Umsetzung anstehen<strong>de</strong><br />

Verschärfung <strong>de</strong>r Eigenkapitalrichtlinien<br />

(Basel III) für Banken sowie <strong>de</strong>r Fokus auf<br />

cash-orientierte Kennzahlen im externen Reporting<br />

(z. B. Operating Free Cash Flow) zu einer<br />

höheren Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Liquiditätssicht in<br />

Unternehmen geführt.<br />

Strategische und operative Aufgaben<br />

<strong>de</strong>s Finanz-Controllings<br />

Die Aufgaben <strong>de</strong>s Finanz-Controllings können<br />

aus <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Einleitung genannten Ziel –<br />

analog zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>s Unternehmens-<br />

Controllings – abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Es umfasst<br />

strategische und operative Aufgaben im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Planung, Steuerung und Kontrolle von<br />

Finanzmitteln 1 :<br />

· Koordinative Unterstützung bei <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Planung und Kontrolle. Diese<br />

Aufgabe umfasst sowohl die periodische als<br />

auch die fallweise (z. B. Investitionsprojekte)<br />

Unterstützung. Sie bezieht sich sowohl auf<br />

die operative als auch auf die strategische<br />

Planung.<br />

· Sicherstellung <strong>de</strong>r finanziellen Informationsversorgung.<br />

Hier geht es um die Informationsversorgung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensführung<br />

bezüglich <strong>de</strong>r Liquiditätssicherung, <strong>de</strong>r<br />

finanziellen Bewertung <strong>de</strong>r Unternehmensprozesse<br />

sowie <strong>de</strong>r Abstimmung <strong>de</strong>s Liquiditätsziels<br />

mit <strong>de</strong>m Ergebnisziel.<br />

· Finanzielle Beratung bei Son<strong>de</strong>rfragen.<br />

Auch bei fallweise auftreten<strong>de</strong>n Spezialthemen<br />

wie einer Unternehmensakquisition<br />

muss das Finanz-Controlling unterstützen.<br />

· Aufbau und Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Finanz-Controlling-Systems.<br />

Hierzu gehören<br />

alle Themen betreffend die Aufgaben,<br />

Prozesse, Organisation, Instrumente sowie<br />

IT-Unterstützung <strong>de</strong>s Finanz-Controllings.<br />

Strategische und operative Instrumente<br />

<strong>de</strong>s Finanz-Controllings<br />

Im Rahmen einer Studie haben 114 Verantwortliche<br />

aus <strong>de</strong>n Bereichen Finanzen, Controlling


und Rechnungswesen <strong>de</strong>n aktuellen Anwendungsstand<br />

und die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Finanz-<br />

Controllings in ihren Unternehmen bewertet.<br />

Wie aus Abbildung 1 ersichtlich, wer<strong>de</strong>n die<br />

untersuchten Instrumente ten<strong>de</strong>nziell ähnlich in<br />

<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung eingeschätzt, wobei einzig die<br />

kurzfristige Finanzplanung als wichtiger erachtet<br />

wird. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Handlungspotenziale<br />

ist ersichtlich, dass insbeson<strong>de</strong>re das finanzielle<br />

Risiko-Controlling, Working Capital-Controlling<br />

und die langfristige Finanzplanung einen<br />

geringen Umsetzungsgrad gegenüber <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung<br />

aufweisen.<br />

Darüber hinaus lassen sich folgen<strong>de</strong> Kernaussagen<br />

aus <strong>de</strong>r Studie ableiten: 3<br />

· Die Aufgabe <strong>de</strong>s Finanz-Controllings besteht<br />

in <strong>de</strong>n befragten Unternehmen überwiegend<br />

im Reporting finanzrelevanter Informationen.<br />

Eine Lücke zwischen Be<strong>de</strong>utung und<br />

Anwendungsstand zeigt sich bei <strong>de</strong>r Beratung<br />

bei finanziellen Entscheidungen.<br />

· Liquiditätsorientierte Kennzahlen fin<strong>de</strong>n<br />

im externen und internen Reporting flächen<strong>de</strong>ckend<br />

Verwendung. Eine Verankerung <strong>de</strong>r<br />

Kennzahlen in <strong>de</strong>n Zielvereinbarungen fin<strong>de</strong>t<br />

hingegen nur selten statt.<br />

· Die befragten Unternehmen messen einer<br />

gemeinsamen Datenbasis für Controlling<br />

und Treasury sowie einer zentralen IT-Infrastruktur<br />

eine sehr hohe Be<strong>de</strong>utung bei. Die<br />

Umsetzung ist jedoch nur in wenigen Unternehmen<br />

erfolgt. Als wesentliches Zukunftsthema<br />

im Finanz-Controlling wird unter <strong>de</strong>n<br />

Autoren<br />

Dr. Peter Schentler<br />

ist Managing Consultant im Competence Center Controlling &<br />

Finanzen bei Horváth & Partners Management Consultants in<br />

Wien.<br />

Abb. 1: Instrumente <strong>de</strong>s Finanz-Controllings 2<br />

Teilnehmern daher die Prozess- und Systemintegration<br />

gesehen.<br />

Finanz-Controlling<br />

In <strong>de</strong>r Wissenschaft spiegelt sich die gestiegene<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Finanz-Controllings in<br />

zahlreichen Veröffentlichungen wi<strong>de</strong>r. Folgt<br />

man <strong>de</strong>r Literatur, ist das Finanz-Controlling als<br />

eigenständiges Arbeitsgebiet in Theorie und<br />

Praxis anerkannt. In <strong>de</strong>r Praxis stellt die effektive<br />

und effiziente Gestaltung ihres Finanz-Controllings<br />

jedoch viele Unternehmen vor große<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen. Auch wenn Begriffe wie<br />

„Financial Supply Chain Management“ o<strong>de</strong>r<br />

„Working Capital Management“ zunehmend<br />

diskutiert wer<strong>de</strong>n, sehen sich Unternehmen<br />

häufig mit <strong>de</strong>r Problematik konfrontiert, dass<br />

nur wenige praxisrelevante Lösungsansätze<br />

bestehen. Auch konzeptionelle Weiterentwicklungen<br />

<strong>de</strong>s Finanz-Controllings sind bislang nur<br />

Christoph Munck<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Competence Center Controlling<br />

und Performance Measurement am Strascheg Institute<br />

for Innovation and Entrepreneurship (SIIE) <strong>de</strong>r EBS Business<br />

School in Oestrich-Winkel.<br />

in Ansätzen bezüglich ihrer Praxistauglichkeit<br />

diskutiert wor<strong>de</strong>n.<br />

Band 15 <strong>de</strong>s Controlling-Beraters, <strong>de</strong>r im<br />

Juni 2011 erschienen ist, greift dieses Manko<br />

auf und stellt das in <strong>de</strong>r Praxis zunehmend<br />

wichtige Thema in <strong>de</strong>n Mittelpunkt. Die Herausgeber<br />

Prof. Dr. Ronald Gleich, Prof. Dr. Dr.<br />

h.c. mult. Péter Horváth und Dr. Uwe Michel<br />

zeigen – unterstützt von zahlreichen Autoren<br />

aus Praxis und Wissenschaft – pragmatische<br />

Handlungsempfehlungen auf und beschreiben<br />

unterschiedliche Aspekte, innovative Praxislösungen<br />

und Ansätze zur Verankerung <strong>de</strong>s Finanz-Controllings<br />

in <strong>de</strong>r Unternehmensorganisation.<br />

Fußnoten<br />

CM Juli / August 2011<br />

1 Ausführlich zu diesem Thema <strong>de</strong>r Beitrag Aufgaben<br />

und Organisation <strong>de</strong>s Finanz-Controllings<br />

von Horváth im Controlling-Berater Band 15.<br />

2 Bewertung mit 4 o<strong>de</strong>r 5 auf einer Fünfer-Skala<br />

3 Ausführlich zu diesem Thema <strong>de</strong>r Beitrag von<br />

Müller / Schentler / Koch im Controlling-Berater<br />

Band 15.<br />

49


50<br />

Bewertung von Geschäftsbereichen mit Pensionszusagen<br />

Bewertung von Geschäftsbereichen mit Pensionszusagen<br />

mittels Economic Value Ad<strong>de</strong>d (EVA)<br />

von Ralf Kesten<br />

Die Kennzahl EVA wird in <strong>de</strong>r (börsennotierten)<br />

Praxis mehrheitlich im Rahmen <strong>de</strong>s sog. Wertorientierten<br />

Controlling verwen<strong>de</strong>t: Ein positiver<br />

EVA einer einzelnen Abrechnungsperio<strong>de</strong><br />

gilt als Indikator für eine Wertsteigerung aus<br />

Sicht <strong>de</strong>r Eigentümer. Han<strong>de</strong>lt es sich um eine<br />

börsennotierte AG, wird eine positive Wirkung<br />

auf <strong>de</strong>n Aktienkurs vermutet. Eine Berechnung<br />

von EVA ist aus Sicht <strong>de</strong>r angestellten Manager<br />

umso dringen<strong>de</strong>r, falls ein Kursanstieg an <strong>de</strong>r<br />

Börse unterbleibt, man gegenüber <strong>de</strong>n Eigentümern<br />

aber wertorientiertes Han<strong>de</strong>ln nachweisen<br />

möchte. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund<br />

empfehlen Beratungsfirmen das Einbauen<br />

sog. Conversions in die EVA-Berechnung.<br />

Conversions sind m. E. in letzter Konsequenz<br />

Rechentricks, mit <strong>de</strong>nen man EVA-Folgen im<br />

Zeitablauf beeinflussen kann, ohne dass sich<br />

die Free Cash Flows im Unternehmen verän<strong>de</strong>rn<br />

müssen. Im Klartext: Obwohl man kein zusätzliches<br />

Geld verdient, wird EVA durch eine<br />

Conversion unmittelbar verbessert. Es liegt auf<br />

<strong>de</strong>r Hand, dass <strong>de</strong>rartige „cashneutrale“<br />

Conversions niemals Unternehmenswerte<br />

verän<strong>de</strong>rn können, wenn sich Firmeninvestoren<br />

bei <strong>de</strong>r Wertfrage ausschließlich an<br />

künftigen finanziellen Genüssen orientieren.<br />

Aber zum Tricksen vor sachunkundigen Sharehol<strong>de</strong>rn<br />

mag es reichen. Denn wie es bspw. im<br />

Geschäftsbericht <strong>de</strong>r Siemens AG zu lesen ist,<br />

koppelt man einen erheblichen Teil <strong>de</strong>r Managementvergütung<br />

an diese Kennzahl, die<br />

Siemens „Geschäftswertbeitrag” nennt.<br />

Eine weitere beliebte Position im Rechnungswesen<br />

stellen Pensionsrückstellungen dar.<br />

Nach Ansicht mancher Experten berauschen<br />

sich Manager gerne an <strong>de</strong>n enormen Innenfinanzierungseffekten,<br />

die diese Position eröffne<br />

und gleichzeitig die Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nwünsche von<br />

Aktionären wirksam bremse. Dies mag und<br />

wird auch zeitweise stimmen. Was meistens<br />

übersehen wird: Mit Pensionszusagen wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong> facto künftige Auszahlungsverpflichtungen<br />

geschaffen. Irgendwann ist also<br />

Zahltag.<br />

In einer eigenfinanzierten Firma ist die finale<br />

Auswirkung sofort erkennbar: Die Eigentümer<br />

wer<strong>de</strong>n im Rahmen ihres „Beteiligungslebenszyklus“<br />

diese Pensionen durch Ausschüttungsreduktion<br />

bezahlen müssen. Entwe<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r Anspar- bzw. Ansammlungsphase, falls<br />

man Gel<strong>de</strong>r für die pensionsberechtigten Mitarbeiter<br />

(irgendwie) anhortet, o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Phase<br />

<strong>de</strong>r Pensionszahlungen, falls man zur Bedienung<br />

auf keinen entsprechen<strong>de</strong>n Vermögensfonds<br />

zurückgreifen kann und daher operativ<br />

erzielte Cash Flows an ehemalige Mitarbeiter<br />

(und nicht an die Eigentümer) weiterleiten<br />

muss.<br />

Freilich wer<strong>de</strong>n sachkundige Investoren auch<br />

dies in ihrem Kalkül einpreisen. Der vorliegen<strong>de</strong><br />

Beitrag versucht, die Verzahnung von Pensionszusagen<br />

mit <strong>de</strong>m Residualgewinnmo<strong>de</strong>ll<br />

EVA darzustellen und die Bedingungen <strong>de</strong>r<br />

sog. Barwertkompatibilität unter Nutzung eines<br />

Fallbeispiels herauszuarbeiten. Das Ziel ist,<br />

„richtig“ mit Pensionszusagen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

EVA-Methodik zu rechnen. Um dieses Ziel zu<br />

erreichen, wollen wir uns zunächst die Grundi<strong>de</strong>e<br />

einer Firmenbewertung auf Basis von diskontierten<br />

Free Cash Flows in Erinnerung rufen


und anschließend auf die EVA-Methodik übertragen.<br />

Berechnung von Geschäftsbereichswerten<br />

mit <strong>de</strong>r dynamischen<br />

Investitionsrechnung als<br />

„theoretisches I<strong>de</strong>al”<br />

Unternehmens(bereichs)werte wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Regel mit sog. Discounted Cash Flow (DCF)-<br />

Verfahren bestimmt, bei <strong>de</strong>nen künftige erwartete<br />

Cash Flows (CF) aus Sicht risikoaverser Investoren<br />

mit einem risikoadjustierten Kalkulationszinssatz<br />

k auf <strong>de</strong>n Betrachtungszeitpunkt<br />

t=0 abgezinst wer<strong>de</strong>n. Nehmen wir vereinfacht<br />

ein komplett eigenfinanziertes Unternehmen<br />

an, folgt für <strong>de</strong>n Unternehmenswert (UW 0 ) allgemein:<br />

Die Cash Flows in (1) sind dann sämtliche Zahlungen<br />

an die Eigentümer <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Der Kalkulationszinssatz enthält aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Risikoaversion <strong>de</strong>r Eigentümer einen Risikozuschlag<br />

auf <strong>de</strong>r Grundlage eines risikofreien Basiszinssatzes<br />

(bspw. bestimmt mittels CAPM).<br />

Der Planungshorizont T beschreibt das „Gesichtsfeld“<br />

von Investoren und ist nicht zwingend<br />

mit <strong>de</strong>r Lebensdauer einer Firma i<strong>de</strong>ntisch.<br />

In vielen Fällen kann von <strong>de</strong>r Annahme einer<br />

ewigen Unternehmensfortführung ausgegangen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies rechtfertigt die Zerlegung<br />

<strong>de</strong>r Wertermittlung nach (1) in eine Detail- sowie<br />

in eine Globalplanungsphase (sog. Zwei-<br />

Phasen-Mo<strong>de</strong>ll):<br />

(2)<br />

Die Globalplanungsphase ( )<br />

geht vielfach von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e<br />

eines „eingeschwungenen Zustan<strong>de</strong>s“ aus und<br />

legt einen „normalisierten erwarteten Cash<br />

Flow“ ( CF T+1ff. ) fest, <strong>de</strong>r annahmegemäß bis in<br />

die Unendlichkeit im Durchschnitt immer wie<strong>de</strong>r<br />

generiert und pro Perio<strong>de</strong> um einen konstanten<br />

Wachstumsfaktor (1+w) erhöht wird.<br />

Lässt man die sich ergeben<strong>de</strong> geometrische<br />

Reihe gegen unendlich streben, erhält man <strong>de</strong>n<br />

Wertanteil <strong>de</strong>r Globalplanungsphase, zunächst<br />

bezogen auf <strong>de</strong>n Startpunkt <strong>de</strong>s ewigen Rentenzeitraumes<br />

( ). Daher ist noch<br />

auf <strong>de</strong>n Betrachtungszeitpunkt t=0 abzuzinsen<br />

{ ( 1+k ) -T }. Im Einzelfall kann diese Phase am<br />

gesamten Unternehmenswert einen Anteil von<br />

über 100 % ausmachen, was insb. bei sog.<br />

Start-up-Firmen <strong>de</strong>r Fall ist, die in <strong>de</strong>r Detailplanungsphase<br />

noch keine positiven Cash<br />

Flows generieren. Beson<strong>de</strong>re Vorsicht gilt <strong>de</strong>m<br />

Festlegen von w, da hier beson<strong>de</strong>rs große<br />

Wertmanipulationen möglich sind – und dies<br />

bei weitgehend fehlen<strong>de</strong>r Nachprüfbarkeit.<br />

Nimmt man an, dass sich eine Firma in einem<br />

stabil-stagnieren<strong>de</strong>n Marktumfeld bewegt bzw.<br />

keine stichhaltigen Grün<strong>de</strong> für unendliches Anwachsen<br />

nachhaltiger Cash Flows vorliegen,<br />

sollte man auf einen Wachstumsfaktor verzichten<br />

(w=0).<br />

In <strong>de</strong>r Abbildung 2 wird mit k=10 % und w=0<br />

eine Bewertung für eine eigenfinanzierte Business<br />

Unit nach (2) ver<strong>de</strong>utlicht, wobei die Beispieldaten<br />

aus <strong>de</strong>r Cash Flow-Rechnung <strong>de</strong>r<br />

Abbildung 1 entnommen wur<strong>de</strong>n.<br />

In Abbildung 1 wird davon ausgegangen, dass<br />

diese interne Unit Teil eines Konzerns ist und<br />

bewertet wer<strong>de</strong>n soll. Es wird die bei internationalen<br />

Unternehmensbewertungen typische<br />

Annahme einer Vollausschüttung unterstellt.<br />

Die Unit wird als eigenständige Rechtseinheit<br />

interpretiert und gilt als 100 % eigenfinanziert. 1<br />

Als Ertragssteuersatz wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit realistische<br />

30 % auf Unternehmensebene unterstellt.<br />

Weitere steuerliche Wirkungen (insb. Einkommensteuer<br />

bei <strong>de</strong>n Eigentümern) wer<strong>de</strong>n<br />

vereinfacht nicht betrachtet.<br />

Da die Annahme <strong>de</strong>r Eigenfinanzierung gilt,<br />

kann <strong>de</strong>r Zinssatz nur eine Prämie für das operative<br />

Geschäftsrisiko dieser Unit enthalten,<br />

<strong>de</strong>m sich die Eigenkapitalgeber (bewusst) aussetzen.<br />

Die Cash Flows ab t=4 ff. wur<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>r einfachen ewigen Rentenformel diskontiert<br />

(Mo<strong>de</strong>ll ohne „ewiges Wachstum”). Stellt<br />

man sich gedanklich in <strong>de</strong>n Zeitpunkt t=3, so<br />

folgt für <strong>de</strong>n Unternehmenswert zu diesem<br />

Zeitpunkt: 4.410/0,1 = 44.100,– GE. Im aktuellen<br />

Bewertungszeitpunkt (t=0) beträgt die<br />

CM Juli / August 2011<br />

Summe aller künftigen Zahlungsfolgen<br />

42.987,60 GE und stellt <strong>de</strong>n gesuchten<br />

Unitwert dar. Im Zeitablauf ergeben sich die<br />

weiteren in Abbildung 2 wie<strong>de</strong>rgegebenen<br />

Werte, in<strong>de</strong>m stets nur die künftigen Zahlungen<br />

in die Bewertung einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis hat sich die laufen<strong>de</strong> Performancekontrolle<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene von cashbasierten<br />

Unternehmenswertberechnungen nicht mehrheitlich<br />

durchgesetzt. U.a. <strong>de</strong>shalb, weil diese<br />

sehr aufwendig und nicht direkt mit <strong>de</strong>m operativen<br />

Tagesgeschäft verankert sind, um das<br />

operative Management ggf. von <strong>de</strong>r Notwendigkeit<br />

neuer Zielvorgaben zu überzeugen.<br />

Operative Unternehmenssteuerung mittels<br />

DCF-Methodik gilt in <strong>de</strong>r Praxis vielfach als<br />

zu abstrakt, was sicher auch am Einsatz von<br />

Finanzmathematik und <strong>de</strong>r Verwendung von<br />

Ein- und Auszahlungen liegen dürfte.<br />

Es ist daher festzustellen, dass die Praxis<br />

mehrheitlich eine periodische Wertverän<strong>de</strong>rung<br />

zu messen versucht, die sich eng an vertrautes<br />

Zahlenmaterial <strong>de</strong>r G+V (Erträge und Aufwendungen)<br />

anlehnt. Möglicherweise ist das bevorzugte<br />

Denken in G+V-Daten auch eine Folge einer<br />

teils didaktisch verfehlten aka<strong>de</strong>mischen<br />

Ausbildung. So lernt <strong>de</strong>r angehen<strong>de</strong> Betriebswirt<br />

bzw. Kaufmann in seinen ersten Semestern<br />

zunächst das Erkennen von und Rechnen<br />

mit Erfolgsgrößen. Erst dann wird versucht, die<br />

Zahlungssicht stärker zu betonen, insb. in Veranstaltungen<br />

zum Corporate Finance.<br />

Economic Value Ad<strong>de</strong>d (EVA) zur<br />

laufen<strong>de</strong>n Performancemessung<br />

und Bewertung von Geschäftsbereichen<br />

als „praxisgerechtes<br />

Konzept”<br />

Die gemeinsame theoretische Wurzel <strong>de</strong>s<br />

EVA-Ansatzes stellt das sog. Preinreich/Lücke-Theorem<br />

dar. Preinreich und Lücke haben<br />

unabhängig voneinan<strong>de</strong>r und zeitversetzt Residualgewinne<br />

(„Betriebsergebnisse unter Einbeziehung<br />

von Opportunitätskosten“) formuliert,<br />

<strong>de</strong>ren Diskontierung über die Nutzungsdauer<br />

alternativ zu einem rein zahlungsorientierten<br />

Ansatz zu i<strong>de</strong>ntischen Kapitalwerten für ein Investitionsobjekt<br />

führt (vgl. Lücke, W. Ausgleichsfunktion<br />

1987, S. 369 - 375; Lücke, W.<br />

51


52<br />

Bewertung von Geschäftsbereichen mit Pensionszusagen<br />

Abb. 1: Beispiel für eine eigenfi nanzierte Unit ohne Pensionszusagen<br />

Investitionslexikon 1991, S.264; Lücke, W. Investitionsrechnung<br />

1955, S.310 - 324; Preinreich,<br />

G.A.D. Valuation 1937, S.209 - 226).<br />

Der Residualgewinn ergibt sich prinzipiell aus<br />

Erfolgsgrößen einer Gewinn- und Verlustrechnung,<br />

allerdings vor Zinsen aber nach Steuern<br />

unter <strong>de</strong>r Fiktion <strong>de</strong>r Eigenfinanzierung ( NO-<br />

PAT t ), korrigiert um eine kalkulatorische Verzinsung<br />

<strong>de</strong>s investierten Kapitals zum Perio<strong>de</strong>nanfang<br />

bzw. zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vorjahres ( k · CE t-1 ).<br />

Die Analogie zum internen Betriebsergebnis in<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Kostenrechnungstradition ist offensichtlich:<br />

Einem Erfolg aus <strong>de</strong>m operativen<br />

Abb. 2: Unitwerte mit erwarteten Cash Flows im Zeitablauf<br />

Kerngeschäft wird eine „Einkommenshür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Gesamtkapitalgeber” gegenübergestellt. Ein<br />

positiver Residualgewinn einer Perio<strong>de</strong> leistet<br />

<strong>de</strong>mnach einen <strong>de</strong>n Kapitalwert erhöhen<strong>de</strong>n<br />

Beitrag, weshalb Residualgewinnberechnungen<br />

für eine laufen<strong>de</strong> Performancemessung in <strong>de</strong>r<br />

Bewertungs- als auch in <strong>de</strong>r Controllingpraxis<br />

als prä<strong>de</strong>stiniert gelten.<br />

Damit Residualgewinnberechnungen zu gleichen<br />

Ergebnissen wie ein Rechnen auf Basis<br />

von Zahlungsfolgen gelangen, müssen stets die<br />

Voraussetzungen <strong>de</strong>s Preinreich/Lücke-Theorems<br />

erfüllt sein: Neben <strong>de</strong>r Verwendung i<strong>de</strong>n-<br />

tischer Kalkulationszinssätze stellt die Einhaltung<br />

<strong>de</strong>r sog. Barwertkompatibilität (auch<br />

Kongruenz- o<strong>de</strong>r Clean Surplus-Prinzip) die<br />

wichtigste zu erfüllen<strong>de</strong> Bedingung dar. Für <strong>de</strong>n<br />

Economic Value Ad<strong>de</strong>d (EVA) ist die Barwertkompatibilität<br />

nun zu ver<strong>de</strong>utlichen, wobei von<br />

diversen Anpassungen (sog. Conversions) abgesehen<br />

wird. Formal ist EVA wie folgt <strong>de</strong>finiert:<br />

(3) EVA t = NOPAT t – k · CE t-1<br />

Wie Gleichung (3) zeigt, greift das EVA-Konzept<br />

analog (1) bzw. (2) auf risikoadjustierte Zinssätze<br />

zurück. Diskontierte EVA-Folgen führen bei


korrekter Umsetzung unter Hinzunahme <strong>de</strong>r<br />

zum jeweiligen Bewertungszeitpunkt gegebenen<br />

Vermögensbestandswerte CE 0 (vorstellbar<br />

als Bilanzsumme bzw. investiertes Kapital)<br />

zum selben Unternehmenswert wie eine DCF-<br />

Berechnung nach (2):<br />

Dies ver<strong>de</strong>utlicht Abbildung 3 anhand <strong>de</strong>r oben<br />

vorgestellten Beispieldaten, wobei die Diskontierung<br />

ebenfalls mit 10 % erfolgt und ab t=4 ff.<br />

die ewige Rente unterstellt ist. Ein Vergleich mit<br />

Abbildung 2 zeigt, dass in je<strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong> i<strong>de</strong>ntische<br />

Unternehmenswerte erzielt wer<strong>de</strong>n; offensichtlich<br />

ist die sog. Barwertkompatibilität<br />

eingehalten wor<strong>de</strong>n. Dies gilt es nun exakter<br />

herauszuarbeiten.<br />

Barwertkompatibilität im Rahmen<br />

einer Geschäftsbereichsbewertung<br />

Zur Herleitung <strong>de</strong>r Barwertkompatibilität empfiehlt<br />

es sich, im Restwertzeitraum zu beginnen:<br />

In Abbildung 1 liegt das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Detailplanungszeitraums<br />

in t=T=3. Zu diesem Zeitpunkt<br />

müssen die Unternehmenswerte auf Basis<br />

einer DCF-Berechnung (analog Abbildung 2)<br />

mit <strong>de</strong>r einer kongruenten Residualgewinnrechnung<br />

(analog Abbildung 3) übereinstimmen, da<br />

ein „eingeschwungener Zustand“ ab t=4 ff. unterstellt<br />

wird. Damit die Unternehmenswerte zu<br />

Beginn <strong>de</strong>r Restwertphase (t=T) übereinstimmen,<br />

ist eine I<strong>de</strong>ntität von Free Cash Flow<br />

(CF) und Net Operating Profits (NOPAT) ab<br />

t=T+1 zu for<strong>de</strong>rn. Für <strong>de</strong>n Unternehmenswert<br />

in t=T muss für <strong>de</strong>n DCF-Ansatz (linke Seite)<br />

bzw. für <strong>de</strong>n EVA-Ansatz (rechte Seite) gelten:<br />

Abb. 3: Mit <strong>de</strong>m Residualgewinn EVA lassen sich DCF-basiert Unitwerte generieren<br />

Auf <strong>de</strong>r rechten Seite von (5) wird EVA ab t=4<br />

ff. mit <strong>de</strong>r ewigen Rentenformel ohne Wachstum<br />

(w=0) diskontiert. Das Ergebnis stellt zunächst<br />

einen Kapitalwert (Net Present Value) in<br />

t=T dar. Um zum Unternehmenswert (Present<br />

Value) zu gelangen, ist <strong>de</strong>r Vermögensbestand<br />

zu addieren. Damit sowohl die linke als auch die<br />

rechte Seite zum gleichen Unternehmenswert<br />

zu Beginn <strong>de</strong>r Restwertphase führen, muss ab<br />

t=4 ff. offensichtlich gelten:<br />

(6) CF = NOPAT (Barwertkompatibilität<br />

im Restwertzeitraum)<br />

Wie man an (5) zu<strong>de</strong>m erkennt, kommt es für<br />

die Unternehmenswerthöhe überhaupt nicht<br />

auf <strong>de</strong>n Bestandswert von CE T an; allein das<br />

künftige operative Ergebnis vor Zinsen ist wertbil<strong>de</strong>nd.<br />

Und da dies laut (6) <strong>de</strong>m Free Cash<br />

Flow (hier: Flow To Equity) entsprechen muss,<br />

ist am En<strong>de</strong> <strong>de</strong> facto nur dieser allein entschei<strong>de</strong>nd.<br />

Insofern wird <strong>de</strong>r „ewige Unitwert“ lediglich<br />

auf <strong>de</strong>n diskontierten „ewige Renten-EVA“<br />

und <strong>de</strong>m investierten Kapital in t=T optisch verteilt.<br />

Neben <strong>de</strong>r Kompatibilität im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Restwertphase muss das Kongruenzprinzip<br />

auch in <strong>de</strong>n Perio<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Detailplanungsphase<br />

gelten. Hierzu kann man bspw. gedanklich von<br />

t=T (im Beispiel t=3) nach t=T-1 (im Beispiel<br />

t=2) zurückschreiten und fragen, wann ein<br />

DCF- und EVA-Ansatz gleiche Unternehmenswerte<br />

per t=T-1 generieren (vgl. Gleichung (7)).<br />

CM Juli / August 2011<br />

Auf <strong>de</strong>r linken Seite von (7) ist <strong>de</strong>r DCF-Ansatz<br />

wie<strong>de</strong>rgegeben. Die rechte Seite zeigt,<br />

dass künftige EVAs diskontiert wer<strong>de</strong>n und<br />

stets zu je<strong>de</strong>m Bewertungszeitpunkt <strong>de</strong>r dann<br />

gelten<strong>de</strong> Vermögensbestand zu addieren ist.<br />

Der Ausdruck (UW T – CE T ) stellt die diskontierte<br />

EVA-Folge für <strong>de</strong>n ewigen Restwertzeitraum<br />

( ) dar, was sich in Glei-<br />

chung (5) nochmals ablesen lässt. Vereinfacht<br />

man die in (7) wie<strong>de</strong>rgegebene „I<strong>de</strong>ntitätsbedingung“,<br />

erhält man letztlich:<br />

Gleichung (8) könnte man als perio<strong>de</strong>nbezogene<br />

Kompatibilitätsbedingung für <strong>de</strong>n Detailplanungszeitraum<br />

interpretieren. Die Richtigkeit<br />

von (8) kann man sich bspw. klarmachen, in<strong>de</strong>m<br />

man im betrachteten Jahr T alle Cash<br />

Flow- und NOPAT-Daten gleich Null setzt – mit<br />

Ausnahme <strong>de</strong>r Investitionsauszahlungen sowie<br />

<strong>de</strong>r Abschreibungen in T. Stellt man (8) dann<br />

nach CE T um, wird <strong>de</strong>r Vermögensbestand,<br />

ausgehend vom Bestandswert zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Vorjahres ( CE T-1 ), um Investitionsauszahlungen<br />

erhöht ( - CF T ) und um Abschreibungen ( NO-<br />

PAT T = - Af A T ) reduziert, was eine übliche Abbildung<br />

dieser Sachlage im Rechnungswesen<br />

darstellt. Wer<strong>de</strong>n alle Perio<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Detailplanungszeitraums<br />

aufsummiert, lautet die Barwertkompatibilität<br />

für diese erste Phase:<br />

siehe nächste Seite – Gleichung 9<br />

53


54<br />

Bewertung von Geschäftsbereichen mit Pensionszusagen<br />

(Kompatibilität in <strong>de</strong>r Detailplanungsphase)<br />

Betrachten wir das Fallbeispiel und vergleichen<br />

die Daten aus Abbildung 2 und Abbildung 3: Im<br />

Restwertzeitraum t=4 ff. entsprechen sich als<br />

Folge von (5) bzw. (6) „ewiges“ NOPAT und<br />

„ewiger“ Free Cash Flow. In t=T=3 sind die Unternehmenswerte<br />

i<strong>de</strong>ntisch. Auf dieser Annahme<br />

basiert die in (7) wie<strong>de</strong>rgegebene I<strong>de</strong>ntitätsfor<strong>de</strong>rung<br />

für <strong>de</strong>n Detailplanungszeitraum,<br />

aus <strong>de</strong>r dann die Barwertkompatibilität in (9)<br />

abgeleitet wur<strong>de</strong>. Setzt man für t=1 bis t=3 die<br />

relevanten Beispieldaten in Gleichung (9) ein,<br />

zeigt sich, dass das Kongruenzprinzip eingehalten<br />

ist: Die Summe <strong>de</strong>r Free Cash Flows laut<br />

Abbildung 2 beträgt 16.380,– (linke Seite von<br />

Abb. 4: Fallbeispiel mit Pensionszusage<br />

(9)). Auf <strong>de</strong>r rechten Seite von (9) lautet die<br />

Summe <strong>de</strong>r NOPATs 17.780,–. Davon ist die<br />

Summe <strong>de</strong>r Vermögensbestandsän<strong>de</strong>rungen<br />

zu subtrahieren (-1.400,–), was zusammen<br />

zum gleichen Wert wie auf <strong>de</strong>r linken Seite führt<br />

und in Abbildung 3 nachgerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Das EVA-Konzept lässt sich also kompatibel<br />

zum DCF-basierten Risikozuschlagsmo<strong>de</strong>ll<br />

gestalten. Gilt dies auch, wenn wir Pensionszusagen<br />

zu berücksichtigen haben?<br />

Barwertkompatibilität im Residualgewinnkonzept<br />

EVA für eine<br />

Pensionszusage<br />

Wir bleiben gedanklich im Fallbeispiel bzw.<br />

im Zwei-Phasen-Mo<strong>de</strong>ll und stellen uns vor,<br />

dass ein Mitarbeiter bzw. eine homogene Mit-<br />

arbeitergruppe in t=0 eine Pensionszusage erhält,<br />

die in t=1 zum erstmaligen Buchen einer<br />

Pensionsrückstellung (bspw. „Sozialaufwand<br />

bzw. Zuführung Pensionsrückstellung an Pensionsrückstellung“)<br />

führt. Die ersten Pensionszahlungen<br />

fin<strong>de</strong>n ab t=3 statt. Da ab t=4 ff. <strong>de</strong>r<br />

„ewig eingeschwungene Zustand“ gedacht<br />

wird, muss entsprechend <strong>de</strong>r Barwertkompatibilitätsbedingung<br />

für <strong>de</strong>n Globalprognosezeitraum<br />

die Annahme „Sozialaufwand gleich Sozialauszahlungen“<br />

bzw. „Zuführung Pensionsrückstellungen<br />

gleich Pensionszahlungen“ gelten.<br />

Abbildung 4 zeigt die gleiche Businessunit<br />

nun unter Integration von Pensionen.<br />

Wie man <strong>de</strong>r Cash Flow-Rechnung in Abbildung<br />

4 entnehmen kann, sind die Steuerzahlungen<br />

in allen Perio<strong>de</strong>n gegenüber <strong>de</strong>n Beispieldaten<br />

aus Abbildung 1 gesunken: Die Sozi-


Abb. 5: Gesunkene Unternehmenswerte mittels DCF-Methodik aufgrund Pensionszusagen<br />

alaufwendungen (Zuführung Pensionsrückstellung)<br />

kürzen die Steuerbemessungsgrundlage<br />

(hier aufgrund <strong>de</strong>r Eigenfinanzierung i<strong>de</strong>ntisch<br />

mit <strong>de</strong>r Zwischenerfolgsgröße EBIT) und führen<br />

c.p. zu einem positiven Wertbeitrag aus Sicht<br />

<strong>de</strong>r Sharehol<strong>de</strong>r in Höhe von „Unternehmenssteuersatz<br />

mal Sozialaufwand“ pro Perio<strong>de</strong>. Allerdings<br />

fin<strong>de</strong>n ab t=3 Pensionszahlungen an<br />

ehemalige Mitarbeiter statt, die im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

sog. Vollausschüttungshypothese unmittelbar<br />

die Flow To Equity (Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n) kürzen. Insgesamt<br />

sinken damit die möglichen Zahlungen<br />

an die Eigentümer. Unter sonst unverän<strong>de</strong>rten<br />

Bedingungen sinkt <strong>de</strong>r Unitwert aus Sicht <strong>de</strong>r<br />

Eigentümer zwangsläufig, wie auch Abbildung<br />

5 dokumentiert.<br />

Als nächsten Schritt fragen wir uns, was Pensionszusagen<br />

ihrem Wesen nach eigentlich<br />

sind: Es han<strong>de</strong>lt sich um künftige Auszahlungsversprechen<br />

an Mitarbeiter, die von<br />

<strong>de</strong>r Firma zu zahlen sind und damit stets allein<br />

die Reinvermögensposition <strong>de</strong>r Eigenkapitalgeber<br />

beeinträchtigen. An<strong>de</strong>rs als übliche Finanzschul<strong>de</strong>n<br />

(wie bspw. eine Anleihe) sind Pensionszusagen<br />

nicht übertragbar bzw. nicht an<br />

Kapitalmärkten han<strong>de</strong>lbare Objekte. Daher<br />

kann ein privater Geldgeber auch keine Kapitalsubstitution<br />

durchführen, wie dies zwischen<br />

normaler Fremd- und Eigenfinanzierung bei Kapitalgesellschaften<br />

möglich ist (und sich dabei<br />

ggf. Tax Shield-Effekte erzielen lassen).<br />

Pensionsrückstellungen sind damit stets finanzielle<br />

Lasten <strong>de</strong>r Eigentümer und min<strong>de</strong>rn<br />

damit ihren Present bzw. Sharehol<strong>de</strong>r<br />

Value. Interessant ist nun, dass die Belastung<br />

Abb. 6: Unternehmenswerte mittels EVA-Konzept in einer Unit mit Pensionszusagen<br />

<strong>de</strong>s Reinvermögens entsprechend <strong>de</strong>m Imparitäts-<br />

und Erfolgsperiodisierungsprinzips <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen und internationalen Rechnungslegung<br />

über einen Passivtausch bereits in <strong>de</strong>r<br />

sog. Ansammlungs- o<strong>de</strong>r Ansparphase auszuweisen<br />

ist. Wie hierbei buchungstechnisch im<br />

Einzelnen vorzugehen ist, ist für die Wertfrage<br />

<strong>de</strong>r Unit unerheblich, so dass wir von bereits (irgendwie)<br />

berechneten Zuführungsbeträgen<br />

und Pensionszahlungshöhen ausgehen. An<strong>de</strong>rs<br />

gesagt: Die Kalkulation einer Rückstellung beeinflusst<br />

nicht die Barwertkompatibilität aus Investorensicht<br />

(zur Kalkulation von Pensionsrückstellungen<br />

vgl. näher Kesten, R. Unternehmensfinanzierung<br />

2008, S. 37 - 47).<br />

Damit eine EVA-Bewertung zu gleichen Resultaten<br />

wie in Abbildung 5 gelangt, muss auf die<br />

Kompatibilitätsbedingung in Gleichung (6) und<br />

(9) zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n. Wie man in Abbildung<br />

6 ab t= 4ff. erkennt, stimmen gemäß (6)<br />

<strong>de</strong>r nachhaltige Free Cash Flow mit <strong>de</strong>m nachhaltigen<br />

NOPAT (4.270,–) überein. Wer<strong>de</strong>n die<br />

Zinskosten auf Basis <strong>de</strong>r Bilanzsumme per t=3<br />

subtrahiert, erhält man ein EVA von vorläufig<br />

3.630,–. Wür<strong>de</strong>n wir diesen Wert mit <strong>de</strong>r ewigen<br />

Rentenformel auf t=3 diskontieren, erhalten<br />

wir 36.300,–. Addieren wir die Bilanzsumme<br />

in t=3 aus Abbildung 1 (6.400,–) erhalten<br />

wir 42.700,– als Unitwert per t=3. Dies passt<br />

zum Wert in Abbildung 5. Allerdings zeigt Abbildung<br />

6, dass etwas an<strong>de</strong>rs gerechnet wur<strong>de</strong>.<br />

Freilich wer<strong>de</strong>n offensichtlich barwertkompatible<br />

Resultate in allen Perio<strong>de</strong>n erzielt.<br />

Auffallend in Abbildung 6 ist das Stornieren von<br />

Zinskosten auf Basis <strong>de</strong>s Rückstellungsbe-<br />

CM Juli / August 2011<br />

stan<strong>de</strong>s (PR) sowie die abschließen<strong>de</strong> Subtraktion<br />

von PR von <strong>de</strong>r jeweiligen Bilanzsumme einer<br />

Perio<strong>de</strong>. Damit haben wir zwei markante<br />

Verän<strong>de</strong>rungen gegenüber <strong>de</strong>r Vorgehensweise<br />

aus Abb. 3. Wir können diese Modifikation besser<br />

verstehen, wenn wir die Differenzbeträge<br />

aus <strong>de</strong>r Geschäftsbereichsplanung „mit versus<br />

ohne Pensionszusage“ bestimmen und analysieren.<br />

So zeigt Abbildung 7 die Abweichungen<br />

in <strong>de</strong>r integrierten Jahresabschlussplanung.<br />

Es ist auffällig, dass<br />

· durch die Pensionszusage die Aktivseite<br />

nicht verän<strong>de</strong>rt wird,<br />

· wir <strong>de</strong>n Eigenkapitalbestand in <strong>de</strong>r Bilanz<br />

durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Rückstellung substituieren,<br />

· es dank <strong>de</strong>r Zuführungsbuchungen zu Steuerreduktionen<br />

kommt, die aufgrund <strong>de</strong>r Vollausschüttungsannahme<br />

die Flow To Equity<br />

erhöhen,<br />

· aber durch die Pensionszahlungen eine dauerhafte<br />

Reduktion <strong>de</strong>r Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n unvermeidbar<br />

ist.<br />

Abbildung 8 zeigt auf Basis diskontierter Free<br />

Cash Flows die Wertreduktion, die die Eigentümer<br />

dank Pensionszusage erlei<strong>de</strong>n, falls man<br />

<strong>de</strong>n „pensionsfreien Zustand“ aufgeben wür<strong>de</strong>.<br />

Wertet man Abbildung 8 aus, gilt mit <strong>de</strong>n Annahmen<br />

im Fallbeispiel allgemein für <strong>de</strong>n Wertbeitrag<br />

von Pensionsrückstellungen in t=0<br />

( WPR 0 ):<br />

siehe nächste Seite – Gleichung 10<br />

55


56<br />

Bewertung von Geschäftsbereichen mit Pensionszusagen<br />

Abb. 7: Effekte im Jahresabschluss durch zusätzliche Gewährung von Pensionszusagen<br />

In (10) haben wir zunächst für <strong>de</strong>n bis t=T gelten<strong>de</strong>n<br />

Detailplanungszeitraum<br />

· die diskontierten Zahlungserhöhungen für<br />

die Eigentümer dank Steuerersparnisse<br />

( ) sowie<br />

· die auf t=0 abgezinsten Zahlungsreduktionen<br />

aufgrund <strong>de</strong>r einsetzen<strong>de</strong>n Pensionszahlungen<br />

( ) an ehemalige<br />

Mitarbeiter.<br />

Abschließend folgt <strong>de</strong>r Term für <strong>de</strong>n „ewigen<br />

Rentenzeitraum“ ( ),<br />

in<strong>de</strong>m sich annahmegemäß<br />

Rückstellungszuführungen und Pensi-<br />

onszahlungen entsprechen ( PZ T+1ff. = ZPR T+1ff. )<br />

und damit ein „Bestandsgleichgewicht“ vorliegt.<br />

Einsetzen <strong>de</strong>r Beispieldaten führt in t=0<br />

analog zu Abbildung 8 zu einem negativen<br />

Wertbeitrag aus Sicht <strong>de</strong>r Eigentümer von rund<br />

796,54 GE. Dies bestätigt nochmals Abbildung 9.<br />

Autor<br />

Zu gleichen Ergebnissen gelangt man mittels<br />

Abbildung 10, in <strong>de</strong>r die EVA-Methodik eingesetzt<br />

wird. Offensichtlich wird <strong>de</strong>r in (10) dargestellte<br />

Wertbeitrag von Pensionsrückstellungen<br />

auch hier erreicht. Wir testen dies für <strong>de</strong>n Detailplanungszeitraum<br />

bis t=T=3 durch die Kompatibilitätsbedingung<br />

(9): In Abbildung 9 sind<br />

die Cash Flow-Än<strong>de</strong>rungen bis t=3 zusammen<br />

(+180+120-10=) +290,- GE. Betrachten wir<br />

Prof. Dr. Ralf Kesten<br />

lehrt seit 2002 an <strong>de</strong>r NORDAKADEMIE und verantwortet die<br />

Fachgebiete „Rechnungswesen und Controlling”. Davor war er<br />

mehrere Jahre in einem DAX-Konzern für praktische Unternehmensbewertung<br />

und laufen<strong>de</strong> Performancekontrollen von Geschäftsbereichen<br />

zuständig. Sein beson<strong>de</strong>res Interesse gilt<br />

Konzepten <strong>de</strong>s wertorientierten Controlling sowie <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung.


die Verän<strong>de</strong>rungen von NOPAT in Abb. 10, erhalten<br />

wir bis t=3 (-420-280-210=) -910,- GE.<br />

Um diesen negativen Wert auf letztlich +290,–<br />

GE anzuheben, muss die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s investierten<br />

Kapital abnehmen, um unter Beachtung<br />

<strong>de</strong>r in (9) dargestellten Vorzeichen die negative<br />

NOPAT-Folge zu steigern. Für <strong>de</strong>n hinteren Teil<br />

von (9) rechnen wir:<br />

Dass wir so rechnen müssen, sei am Fallbeispiel<br />

in t=1 ver<strong>de</strong>utlicht:<br />

Wir betrachten die erstmalige Rückstellungszuführung<br />

(in t=1 in Höhe von 600,– GE). Da es in<br />

t=1 noch zu keiner Pensionszahlung kommt,<br />

verän<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Free Cash Flow nur dank <strong>de</strong>r<br />

„Weniger-Zahlung“ an Steuern (in t=1 um<br />

+180,– GE). Dann darf sich auch die rechte<br />

Seite von (9) nur um +180,-- än<strong>de</strong>rn. Allerdings<br />

bewirkt die Zuführungsbuchung einen NOPAT-<br />

Rückgang um 420,– GE. Die Barwertkompatibilität<br />

verlangt dann eine Abnahme von Capital<br />

Employed ( CE t - CE t-1 ). Wie man in Abbildung 7<br />

erkennt, entspricht dies <strong>de</strong>r Reduktion <strong>de</strong>s Eigenkapitalbestan<strong>de</strong>s.<br />

Diese stellt zugleich die<br />

Zunahme <strong>de</strong>r Rückstellung von t=0 nach t=1<br />

dar (+600,–): Rückstellungen sind damit „vorweggenommene<br />

Vermögensmin<strong>de</strong>rungen“, die<br />

von <strong>de</strong>r Bilanz- bzw. Aktivsumme zu subtrahieren<br />

sind, um mit <strong>de</strong>m EVA-Ansatz übereinstim-<br />

Abb. 9: Wertbeitrag Pensionsrückstellung auf Basis von Formel (10)<br />

men<strong>de</strong> Bewertungsergebnisse wie mit diskontierten<br />

Cash Flows zu erzielen. Die in Abbildung<br />

10 berechnete Wertreduktion aus Sicht <strong>de</strong>r Eigentümer<br />

zeigt, wie hoch die „vorweggenommene<br />

Vermögensmin<strong>de</strong>rung“ ausfällt. Sie ist<br />

gedanklich aufgeteilt auf <strong>de</strong>n Rückstellungsbestand<br />

sowie auf <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r diskontieren EVA-<br />

Verän<strong>de</strong>rungen in einer Perio<strong>de</strong>. Letztlich sind<br />

es aber auch hier wie<strong>de</strong>r die Zahlungsverän<strong>de</strong>rungen<br />

(vgl. Abbildung 9), die sich als wertbestimmend<br />

erweisen.<br />

Aus Abbildung 10 folgt auch, dass Rückstellungen<br />

nicht als investiertes Kapital betrachtet<br />

wer<strong>de</strong>n dürfen, auf die noch Zinskosten aus<br />

Sicht <strong>de</strong>r Sharehol<strong>de</strong>r zu berechnen sind. Denn<br />

ihre Bildung ist nicht die Folge einer Außenfinanzierung.<br />

Sie sind vielmehr ein Versprechen<br />

an ehemalige Mitarbeiter, ihnen Firmenvermögen<br />

zu überlassen. Folglich stellt die gesamte<br />

Bilanzsumme nicht die relevante Verzinsungsbasis<br />

für Investoren dar. Insofern lassen sich<br />

Rückstellungen in Analogie zur Kostenrechnung<br />

auch als „Abzugskapital“ klassifizieren. Didaktisch<br />

ergänzend lässt sich argumentieren, dass<br />

durch die Zuführungsbuchung, die einen Zinsanteil<br />

enthält, bereits die Entlohnung dieser beson<strong>de</strong>ren<br />

Fremdkapitalposition stattgefun<strong>de</strong>n<br />

Abb. 10: Unternehmenswertreduktion durch Pensionszusagen berechnet mittels EVA-Methodik<br />

hat. Allerdings ist diese Argumentation nicht<br />

zwingend geboten; sie stellt nur eine didaktische<br />

Hilfserklärung dar und ist im Kern sogar<br />

sachlich falsch.<br />

Bei unserer Berechnung <strong>de</strong>s Wertbeitrages von<br />

Pensionsrückstellungen mag man <strong>de</strong>n Ansatz<br />

<strong>de</strong>s risikoadjustierten Zinssatzes bemängeln. In<br />

<strong>de</strong>r Tat ist es naheliegend, die Zahlungsverän<strong>de</strong>rungen<br />

aus Abbildung 9 (und damit auch<br />

analog die EVA-Methodik) mit einem risikolosen<br />

Basiszinssatz (bspw. Umlaufrendite mün<strong>de</strong>lsicherer<br />

Staatsanleihen) abzuzinsen. Denn<br />

sowohl die Pensionszahlungen als auch die induzierten<br />

Steuervorteile können als quasi-sicher<br />

eingestuft wer<strong>de</strong>n. Dies hätte zur Folge,<br />

dass sich <strong>de</strong>r Wertbeitrag noch negativer darstellen<br />

wür<strong>de</strong>.<br />

Zusammenfassung<br />

CM Juli / August 2011<br />

Das Residualgewinnkonzept „EVA“ kann für<br />

Zwecke <strong>de</strong>r Unternehmensbewertung sowie zur<br />

laufen<strong>de</strong>n Performancekontrolle dieser Werte<br />

grundsätzlich genutzt wer<strong>de</strong>n, sofern sie barwertkompatibel<br />

gestaltet sind und richtig interpretiert<br />

wer<strong>de</strong>n können. Die Bedingungen für<br />

die so wichtige Barwertkompatibilität im Rahmen<br />

eines Zwei-Phasen-Bewertungsmo<strong>de</strong>lls<br />

mit einfacher Gewinnsteuer auf Unternehmensebene<br />

wur<strong>de</strong>n aufgezeigt und in einem inte-<br />

57


58<br />

Bewertung von Geschäftsbereichen mit Pensionszusagen<br />

grierten Fallbeispiel erläutert. In einem nächsten<br />

Schritt wur<strong>de</strong> die Abbildung von Pensionszusagen<br />

betrachtet. Der Wertbeitrag von Pensionen<br />

ließ sich auf <strong>de</strong>r Basis von Free Cash<br />

Flows problemlos ermitteln, in<strong>de</strong>m die künftigen<br />

Zahlungsverän<strong>de</strong>rungen, die allein dank<br />

<strong>de</strong>r Pensionsversprechen im Geschäftsbereich<br />

ausgelöst wer<strong>de</strong>n, bestimmt und diskontiert<br />

wur<strong>de</strong>n. Da diese Zahlungen als sicher eingestuft<br />

wer<strong>de</strong>n dürfen, hätte man theoretisch korrekt<br />

mit risikofreien Basiszinssätzen diskontieren<br />

müssen. Hierauf wur<strong>de</strong> verzichtet. Die abgeleiteten<br />

Kompatibilitätsbedingungen zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s Residualgewinnmo<strong>de</strong>lls haben<br />

abschließend gezeigt, dass Pensionsrückstellungen<br />

nicht als investiertes Kapital interpretiert<br />

wer<strong>de</strong>n dürfen. Sie stellen lediglich<br />

künftige Vermögensmin<strong>de</strong>rungen zu<br />

Lasten <strong>de</strong>r Eigentümer dar, die in keinem direkten<br />

Zusammenhang zur Bewertung <strong>de</strong>s<br />

operativen Kerngeschäftes stehen. Insofern ist<br />

es plausibel, sie im Rahmen <strong>de</strong>r EVA-Methodik<br />

aus <strong>de</strong>r zinstragen<strong>de</strong>n Bilanzsumme heraus zu<br />

rechnen, wie es die Bedingungen zur Barwertkompatibilität<br />

erfor<strong>de</strong>rn.<br />

Literaturhinweise<br />

Kesten, R. Grundlagen <strong>de</strong>r Unternehmensfinanzierung,<br />

Chemnitz 2008<br />

Kesten, R. Investitionsrechnung in Fällen und<br />

Lösungen, Herne 2010<br />

Lücke, W. Die Ausgleichsfunktion <strong>de</strong>r kalkulatorischen<br />

Zinsen in <strong>de</strong>r Investitionsrechnung.<br />

In: WISU, 16. Jg. (1987), S.369 - 375<br />

Lücke, W. Investitionslexikon, 2. Aufl., München<br />

1991<br />

Lücke, W. Investitionsrechnung auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage von Ausgaben o<strong>de</strong>r Kosten? In: Zeit-<br />

schrift für han<strong>de</strong>lswissenschaftliche Forschung,<br />

7. Jg. (1955), S.310 - 324<br />

Preinreich, G.A.D. Valuation and Amortization.<br />

In: The Accounting Review, 12. Jg. (1937),<br />

S.209 - 226<br />

Fußnoten<br />

Controller Congress 2011<br />

Montagabend beim Biergarten<br />

1 Diese Annahme macht weitere Überlegungen<br />

zur Konstruktion <strong>de</strong>s Kalkulationszinssatzes<br />

(Rechnen mit gewogenen Gesamtkapitalkostensätzen<br />

o<strong>de</strong>r lediglich Eigenkapitalkostensatz)<br />

sowie zum konkreten Bewertungsverfahren<br />

(WACC- o<strong>de</strong>r APV-Ansatz) überflüssig, da<br />

Einflüsse aus <strong>de</strong>r Verschuldung ausgeklammert<br />

bleiben.<br />

v.l.n.r.: Carmen Zillmer (ICV), Gundula Wagenbrenner (VCW und CA), Nga Le (CA), Sieglin<strong>de</strong> Wiesmann (CA), Sandra Wukonigg (CA), Susanne<br />

Eiselmayer (VCW) und Doris Pascher (CA)


Stand <strong>de</strong>s Benchmarking in Deutschland<br />

von Matthias Schmie<strong>de</strong>r<br />

Der Begriff „Benchmark”, meint wörtlich<br />

Mess- und Bezugspunkt bei Höhen- und<br />

Richtungsvergleichswerten. Ein zentraler Punkt<br />

für Benchmarking sind die richtigen Bezugspunkte,<br />

mit <strong>de</strong>nen die eigenen Vergleichsobjekte<br />

verglichen wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>m Benchmarking<br />

im ursprünglichen Sinn, also die Analyse<br />

von Best-in-Class-Unternehmen, gewinnt<br />

gemäß unserer und an<strong>de</strong>rer Studien vor allem<br />

das metrische Benchmarking immer mehr<br />

an Be<strong>de</strong>utung. Ein Instrument, das sich laut einer<br />

Studie <strong>de</strong>s Beratungsunternehmens Bain &<br />

Company als das meistgenutzte Managementtool<br />

etabliert hat, wenn Unternehmen ihren<br />

Erfolg ausbauen und langfristig sichern<br />

wollen, ist das systematisch Benchmarking.<br />

Unter <strong>de</strong>r Leitung von Prof. Matthias Schmie<strong>de</strong>r,<br />

vom Institut für Produktion an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Köln, wur<strong>de</strong> in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m<br />

Benchmarking Center Europe im August 2010<br />

eine Untersuchung zum Stand <strong>de</strong>s Benchmarking<br />

in Deutschland durchgeführt. In einer repräsentativen<br />

Befragung wur<strong>de</strong>n die <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen zu ihren Benchmarkingaktivitäten<br />

und -plänen befragt. (Die komplette Studie<br />

fin<strong>de</strong>n Sie als Downloadangebot auf<br />

www.<strong>controller</strong>magazin.<strong>de</strong>.)<br />

Autor<br />

Knapp zwei Drittel <strong>de</strong>r Unternehmen in<br />

Deutschland haben bereits Benchmarking<br />

durchgeführt, knapp die Hälfte davon mehrfach.<br />

Weitere 12 % planen, zukünftig Benchmarking<br />

durchzuführen. Nur Prozessoptimierung<br />

und strategische Planung wer<strong>de</strong>n von<br />

Abb. 1: Best Practice<br />

mehr <strong>de</strong>utschen Unternehmen genutzt. Dabei<br />

verfügt ein Sechstel <strong>de</strong>r Unternehmen über<br />

mehr als fünf Jahre Erfahrung in Benchmarking,<br />

knapp ein Drittel <strong>de</strong>r Unternehmen zwischen<br />

drei und fünf Jahren und ein Drittel über<br />

ein bis zwei Jahre Erfahrung im Benchmarking.<br />

Deutsche Unternehmen verfolgen vor allem das<br />

Ziel Kostensenkung (91 %), Effizienzsteigerung<br />

(80 %), Qualitätsverbesserung (51 %), Erzielung<br />

von Wettbewerbsvorteilen (38 %),<br />

Zeiteinsparung (31 %) und Kapazitätsoptimierung<br />

(29 %).<br />

Prof. Dr. Matthias Schmie<strong>de</strong>r<br />

ist Leiter <strong>de</strong>s Benchmarking Center Europe (BCE) am INeKO, Institut<br />

an <strong>de</strong>r Universität zu Köln. Im Hauptberuf lehrt er Unternehmensführung<br />

und Controlling am Institut für Produktion an<br />

<strong>de</strong>r FH-Köln. Davor war er über eine Deka<strong>de</strong> kaufm. Geschäftsführer<br />

von mittelständischen Unternehmen.<br />

E-Mail: m.schmie<strong>de</strong>r@bmc-eu.<strong>de</strong><br />

Benchmarkingprojekte haben in <strong>de</strong>r Regel<br />

kurze Projektlaufzeiten und dauern bei <strong>de</strong>r<br />

Hälfte <strong>de</strong>r Unternehmen weniger als zwei Monate,<br />

bei einem weiteren Drittel lediglich drei<br />

bis vier Monate. Der Aufwand für die Unternehmen<br />

beträgt bei mehr als <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r<br />

Befragten weniger als 30 Personentage.<br />

Die meisten Unternehmen konnten mit Benchmarking<br />

<strong>de</strong>n Materialverbrauch reduzieren,<br />

die Prozess- und Produktqualität verbessern<br />

sowie die Prozess- und Durchlaufzeit verkürzen.<br />

Am geringsten war die Verbesserung bei<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit.<br />

Abb. 2: Kennzahlenbenchmarking<br />

CM Juli / August 2011<br />

In Zukunft stehen vor allem die Benchmarking-<br />

Bereiche Verwaltung, Prozess und Marketing<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund. Die zukünftigen Benchmarking-Ziele<br />

sind – wie bisher – vornehmlich Effizienzsteigerung<br />

und Kostensenkung.<br />

59


60<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Projekten<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Projekten<br />

Über Kennzahlen in Forschung und Praxis<br />

von Volker Bilgram und Gregor Jawecki<br />

Traditionellerweise zeichneten sich Innovationsführer<br />

durch herausragen<strong>de</strong> interne Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilungen wie<br />

beispielsweise die AT&T Bell Labs aus (Chesbrough<br />

2006). Die Maxime lautete „Picking a<br />

man of genius, giving him money, and leaving<br />

him alone” (Conant 2002).<br />

Erfolgsmessung im Innovationsmanagement<br />

2.0<br />

Seit <strong>de</strong>r Jahrtausendwen<strong>de</strong> jedoch haben Unternehmen<br />

wie 3M (Lilien et al. 2002), Lego<br />

(Moon/Sproull 2001), BMW (Jawecki et al.<br />

2010) o<strong>de</strong>r Ducati (Sawhney et al. 2005) ihre<br />

Innovationsstrategie radikal geän<strong>de</strong>rt, in<strong>de</strong>m<br />

sie ihre Innovationsprozesse für externe<br />

Stakehol<strong>de</strong>r geöffnet haben. Unter <strong>de</strong>m Begriff<br />

‘Open Innovation’ haben mit <strong>de</strong>m Einzug<br />

von Social-Media-Applikationen insbeson<strong>de</strong>re<br />

online-basierte sogenannte ‘outsi<strong>de</strong>-in’-<br />

Ansätze an Popularität gewonnen. Ansätze wie<br />

I<strong>de</strong>enwettbewerbe (Piller/Walcher 2006),<br />

Mass Customization (Franke/Piller 2004)<br />

o<strong>de</strong>r Broadcasting-Plattformen (Lakhani<br />

2006) wer<strong>de</strong>n eingesetzt, um in unterschiedlichen<br />

Phasen <strong>de</strong>r Wertschöpfung zusammen<br />

mit externen Individuen zu kollaborieren und so<br />

die ‘Weisheit <strong>de</strong>r Masse’ zu nutzen.<br />

Diese neue Ausrichtung von Unternehmen auf<br />

Open-Innovation-Ansätze in <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />

hat laut Chesbrough (2005) folglich<br />

auch weitreichen<strong>de</strong> Konsequenzen auf die<br />

Kennzahlen und Messgrößen für die Erfolgsmessung<br />

und das Controlling von Innovationsprojekten.<br />

Unternehmen sind bestrebt, Nutzen<br />

und Kosten ihrer Open-Innovation-Initiativen<br />

messbar zu machen, um sie mit herkömmlichen<br />

Innovationsprojekten vergleichen<br />

und ein ganzheitliches Controlling gewährleisten<br />

zu können. Basierend auf einer umfassen<strong>de</strong>n<br />

wissenschaftlichen Strömung hat die<br />

ganzheitliche und stark strategisch ausgerichtete<br />

Erfolgsmessung („Performance Measurement“),<br />

wie z. B. die Balanced Scorecard (Kaplan/Norton<br />

1992) o<strong>de</strong>r die SMART Pyramid<br />

(Lynch/Cross 1991), Eingang in die Managementpraxis<br />

gefun<strong>de</strong>n.<br />

Auch für das Innovationscontrolling (Bösch<br />

2007) und die Erfolgsmessung für R&D (Kerssens-van<br />

Drongelen et al. 2000) bestehen<br />

zahlreiche Ansätze und Frameworks. Die Entwicklung<br />

geeigneter Verfahren für ein Controlling<br />

von Open-Innovation-Aktivitäten steckt<br />

hingegen noch in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen. Erste<br />

vereinzelte Ansätze wie zum Beispiel die Open<br />

Innovation Scorecard von Hilgers und Piller<br />

(2009) o<strong>de</strong>r die I<strong>de</strong>encommunity Scorecard<br />

von Blohm et al. (2011) zeigen interessante<br />

Vorschläge zur Erfolgsmessung in diesem Bereich<br />

auf.<br />

Das Ziel <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrags ist es, einen<br />

Überblick über <strong>de</strong>n aktuellen Stand <strong>de</strong>r Open-<br />

Innovation-Erfolgsmessung sowohl in Theorie<br />

als auch in <strong>de</strong>r Praxis zu geben. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Vielzahl an unterschiedlichen Open-Innovation-<br />

Metho<strong>de</strong>n und -Instrumenten wird im Folgen<strong>de</strong>n<br />

ein Querschnitt an Open-Innovation-Projekten in


unterschiedlichen Phasen <strong>de</strong>s Innovationsprozesses<br />

näher beleuchtet. Zunächst wer<strong>de</strong>n basierend<br />

auf einer Literaturrecherche Beispiele<br />

zur Erfolgsmessung von Open-Innovation-Projekten<br />

in <strong>de</strong>r Wissenschaft vorgestellt. Dabei<br />

wer<strong>de</strong>n unterschiedliche Vorgehensweisen<br />

sichtbar, u.a. bei <strong>de</strong>r Erfolgsmessung von I<strong>de</strong>enwettbewerben<br />

bei SAP, Lead-User-Projekten<br />

bei 3M, <strong>de</strong>r ‘Broadcasting’ Plattform Innocentive<br />

und von Mass Customization in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Branchen. Im Anschluss daran wird die<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Initiativen<br />

in <strong>de</strong>r Praxis am Beispiel eines Online-I<strong>de</strong>enwettbewerbs<br />

<strong>de</strong>r BMW Group vorgestellt.<br />

Neben <strong>de</strong>m konkreten Innovationsergebnis soll<br />

die Aufmerksamkeit auch auf Community- und<br />

Kommunikationseffekte gelenkt wer<strong>de</strong>n, die<br />

bislang häufig nur als Nebenprodukte <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enoutputs<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Projekten<br />

in <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s jungen Phänomens Open-Innovation<br />

existieren nur wenige Beispiele, in <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r Erfolg konkreter Open-Innovation-Projekte<br />

gemessen wird. Im Folgen<strong>de</strong>n wird die Erfolgsmessung<br />

von vier unterschiedlichen Open-Innovation-Ansätzen<br />

vorgestellt, die an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellen <strong>de</strong>s Innovationsprozesses eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 1).<br />

I<strong>de</strong>enwettbewerb<br />

I<strong>de</strong>enwettbewerbe wer<strong>de</strong>n überwiegend im<br />

„Fuzzy Front End” <strong>de</strong>s Innovationsprozesses<br />

durchgeführt, um die Kreativität und das Wissen<br />

<strong>de</strong>r Massen zu nutzen. Durch die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Internets und Social Media hat dieses<br />

Innovationsinstrument weiter Auftrieb bekommen.<br />

Basierend auf <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>s „Crowdsourcings”<br />

wird dabei eine bestimmte Aufgabenstellung<br />

an eine große Masse an Individuen<br />

kommuniziert und eine Belohnung für die<br />

beste(n) I<strong>de</strong>e(n) ausgelobt (Piller/Walcher<br />

2006).<br />

Anhand <strong>de</strong>s SAPiens I<strong>de</strong>enwettbewerbs von<br />

SAP entwickelten Blohm et al. (2011) eine I<strong>de</strong>encommunity-Scorecard,<br />

um <strong>de</strong>n Erfolg von<br />

I<strong>de</strong>enwettbewerben darzustellen und vergleichbar<br />

zu machen.<br />

Die Scorecard von Blohm et al. (2011) basiert<br />

dabei auf <strong>de</strong>r weit verbreiteten Balanced Scorecard<br />

(Kaplan/Norton 1992), die vor allem Einsatz<br />

bei <strong>de</strong>r strategischen unternehmensweiten<br />

Erfolgsmessung fin<strong>de</strong>t. Die vier Dimensionen<br />

<strong>de</strong>r Scorecard umfassen <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n<br />

Innovationsprozess, das interne Lernen <strong>de</strong>r<br />

Organisation sowie die finanzielle Perspektive.<br />

Während sich die Kun<strong>de</strong>nperspektive insbeson<strong>de</strong>re<br />

mit Kennzahlen <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>encommunity<br />

beschäftigt (z. B. die Größe und Aktivität <strong>de</strong>r<br />

Community), bezieht sich die Innovationsdimension<br />

auf <strong>de</strong>n eigentlichen Output von I<strong>de</strong>enwettbewerben<br />

– die I<strong>de</strong>en selbst (z. B. Quantität<br />

und Qualität sowie die spätere Umsetzung).<br />

In <strong>de</strong>r unternehmensinternen Dimension Lernen<br />

wird u.a. auf einen oft verkannten Nutzenwert<br />

von I<strong>de</strong>enwettbewerben hingewiesen.<br />

Wer<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en von <strong>de</strong>n Teilnehmer eines I<strong>de</strong>enwettbewerbs<br />

eingereicht und bewertet, kommt<br />

es zum Dialog zwischen <strong>de</strong>n Individuen, <strong>de</strong>r Erkenntnisse<br />

über zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> Bedürfnisse<br />

und Wünsche sichtbar wer<strong>de</strong>n lässt. In <strong>de</strong>r finanziellen<br />

Dimension weist die Scorecard vor<br />

allem Kosten für die Implementierung <strong>de</strong>r Online-Plattform<br />

und für das Community Management<br />

aus.<br />

Lead-User-Metho<strong>de</strong><br />

Die Lead-User-Metho<strong>de</strong> ist ein Open-Innovation-Ansatz,<br />

bei <strong>de</strong>m Unternehmen Anwen<strong>de</strong>r mit<br />

beson<strong>de</strong>ren Charakteristika hinsichtlich Fortschrittlichkeit,<br />

Motivation und Qualifikation<br />

in die Entwicklung von disruptiven Innovationen<br />

einbin<strong>de</strong>n. Der ausschlaggeben<strong>de</strong> Vorteil<br />

dieser Metho<strong>de</strong> ist dabei in <strong>de</strong>r Fähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Lead User zu sehen, sich dank ihrer Fortschrittlichkeit<br />

von <strong>de</strong>r gegenwärtigen Situation<br />

lösen zu können. Lead User sind mit Bedürfnis-<br />

und Problemkonstellationen vertraut, mit <strong>de</strong>nen<br />

sich die breite Masse <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n erst in Zukunft<br />

konfrontiert sehen wird. Durch ihre beson<strong>de</strong>ren<br />

Eigenschaften sind Lead User in <strong>de</strong>r<br />

Lage, zu radikal neuen Lösungsansätzen für<br />

eine <strong>de</strong>finierte Aufgabenstellung zu gelangen.<br />

Lilien et al. (2002) führten eine umfassen<strong>de</strong><br />

Studie zu verschie<strong>de</strong>nen Innovationsprojekten<br />

bei 3M durch. Im Rahmen eines natürlichen Ex-<br />

CM Juli / August 2011<br />

periments wur<strong>de</strong>n Daten von insgesamt 47 Innovationsprojekten<br />

im Zeitraum zwischen 1950<br />

und 2000 erhoben. Dabei wur<strong>de</strong>n ‘traditionelle’<br />

Innovationsprojekte mit Projekten, in <strong>de</strong>nen die<br />

Lead-User-Metho<strong>de</strong> angewandt wur<strong>de</strong>, systematisch<br />

verglichen.<br />

Die Studie zeigte, dass I<strong>de</strong>en, die aus Lead-<br />

User-Projekten hervorgingen, ein 8-fach höheres<br />

Umsatzpotenzial im Vergleich zu<br />

I<strong>de</strong>en aus konventionellen Innovationsprojekten<br />

aufweisen. Je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lead-User-I<strong>de</strong>en<br />

bil<strong>de</strong>te zu<strong>de</strong>m die Basis einer neuen Produktlinie<br />

bei 3M. Die Studie ist insbeson<strong>de</strong>re auch<br />

<strong>de</strong>shalb bemerkenswert, weil sie <strong>de</strong>n schwer<br />

fassbaren Erfolg einer konkreten Open-Innovation-Metho<strong>de</strong><br />

mit <strong>de</strong>r finanziellen Kennzahl <strong>de</strong>s<br />

Umsatzes misst und mit traditionellen Innovationsprojekten<br />

vergleicht. Aus ROI-Perspektive<br />

unterstreicht die Erfolgsmessung das Potenzial<br />

<strong>de</strong>s Lead-User-Ansatzes und rechtfertigt die<br />

höheren Kosten eines Lead-User-Projekts.<br />

Broadcasting-Plattformen<br />

Auf sogenannten Broadcasting-Plattformen<br />

wer<strong>de</strong>n von einem ‘Seeker’-Unternehmen<br />

Problem- bzw. Fragestellungen gestellt, die von<br />

einem Netzwerk an Individuen außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens gelöst wer<strong>de</strong>n sollen. Die ‘lokale’<br />

Suche nach Lösungen innerhalb eines Unternehmens<br />

ist häufig von einer gewissen Befangenheit<br />

und <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>ranwendung von bereits<br />

vorhan<strong>de</strong>nem Wissen geprägt. Durch die<br />

Öffnung nach außen und <strong>de</strong>m ‘Broadcasting’<br />

<strong>de</strong>r Problemstellung an ein Netzwerk von oft<br />

mehreren Tausend möglichen ‘Solvern’ wird<br />

das Problem von je<strong>de</strong>m externen Individuum mit<br />

an<strong>de</strong>ren lokalen Informationen angegangen.<br />

InnoCentive ist <strong>de</strong>r Betreiber einer Broadcasting-Plattform<br />

und <strong>de</strong>r dazugehörigen Experten-<br />

Community und kann als ‘Knowledge Broker’<br />

bzw. ‘Intermediär’ bezeichnet wer<strong>de</strong>n. In einer<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r InnoCentive-Plattform stellt<br />

Lakhani (2006) fest, dass 29,5 % von 166 Problemen,<br />

die zuvor im Unternehmen ungelöst<br />

blieben, durch Individuen außerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

für ein Entgelt von durchschnittlich<br />

30.000$ gelöst wer<strong>de</strong>n konnten. In <strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong>n<br />

Zahl <strong>de</strong>r Fälle wur<strong>de</strong>n die Lösungen<br />

nicht erst von <strong>de</strong>n sogenannten ‘Solvern’ ent-<br />

61


62<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Projekten<br />

Abb. 1: Ausgewählte Studien zur Open-Innovation-Erfolgsmessung<br />

wickelt, son<strong>de</strong>rn lagen bereits in einem analogen<br />

Feld vor und wur<strong>de</strong>n lediglich auf die konkrete<br />

Problemstellung angewandt. Konservativ<br />

gerechnet ergab die Studie, dass Unternehmen<br />

im Durchschnitt 20.000$ sparen im Vergleich<br />

zu einer Anstellung <strong>de</strong>s ‘Solvers’ für <strong>de</strong>n für die<br />

Problemlösung notwendigen Zeitraum. Im Falle<br />

von Broadcasting-Plattformen ist die Erfolgsmessung<br />

aufgrund <strong>de</strong>r relativ ein<strong>de</strong>utigen Feststellung<br />

und Einschätzung <strong>de</strong>r Leistung als<br />

Messgröße vergleichsweise einfach – eine Lösung<br />

wird entwe<strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Mass Customization<br />

Der Mass-Customization-Ansatz ermöglicht es<br />

Konsumenten, eigene individuell ausgestaltete<br />

Produkte im Rahmen eines vorgegebenen Lösungsraums<br />

zu konfigurieren, die dann vom<br />

Unternehmen hergestellt und ausgeliefert wer<strong>de</strong>n<br />

(Franke/Piller 2004). Produkte sollen beim<br />

Mass-Customization-Ansatz die individuellen<br />

Bedürfnisse <strong>de</strong>s Konsumenten besser befriedigen<br />

und dabei ähnlich effizient und<br />

kostengünstig wie unter <strong>de</strong>n Bedingungen<br />

klassischer Massenproduktion realisierbar<br />

sein. Franke/Piller (2004) und Franke et al.<br />

(2010) machten die Wertschöpfung durch<br />

Mass Customization mit Hilfe <strong>de</strong>r Zahlungsbe-<br />

reitschaft von Konsumenten messbar. Sie<br />

zeigten anhand von Experimenten, dass für individualisierte<br />

Armbanduhren, Handys, T-Shirts<br />

und Schals Preisaufschläge von mehr als 100 %<br />

möglich sind.<br />

Die Zahlungsbereitschaft als Messgröße vereint<br />

dabei die Konsumenten- und Unternehmensperspektive,<br />

da sich <strong>de</strong>r Nutzen dieser individuellen<br />

Produktkonfiguration für <strong>de</strong>n Konsumenten<br />

auch gleichzeitig in einer höheren Zahlungsbereitschaft<br />

nie<strong>de</strong>rschlägt. Die höhere<br />

Zahlungsbereitschaft wird unter an<strong>de</strong>rem mit<br />

<strong>de</strong>r wahrgenommenen Einzigartigkeit, aber<br />

auch <strong>de</strong>m hedonischen Wert <strong>de</strong>r Tätigkeit an<br />

sich erklärt (Franke et al. 2010). Mass Customization<br />

ist insofern ein Ausnahmefall, als es Konsumenten<br />

unmittelbar an <strong>de</strong>r Schnittstelle zur<br />

Kommerzialisierung eines Produkts einbin<strong>de</strong>t.<br />

An<strong>de</strong>rs als bei vielen an<strong>de</strong>ren Open-Innovation-<br />

Ansätzen in <strong>de</strong>n frühen Phasen <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />

ist so <strong>de</strong>r kausale Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>m Mass-Customization-Vorgang<br />

und <strong>de</strong>m erzielten Preisaufschlag ein<strong>de</strong>utig.<br />

Zusammengefasst kann festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass die Messung <strong>de</strong>s Erfolgs von Open-Innovation-Projekten<br />

in verschie<strong>de</strong>nen Phasen <strong>de</strong>s<br />

Innovationsprozesses in <strong>de</strong>r Wissenschaft über<br />

ganz unterschiedliche Herangehensweisen ge-<br />

löst wird (vgl. Abbildung 1). Während im Fall<br />

<strong>de</strong>s SAP-I<strong>de</strong>enwettbewerbs eine mehrdimensionale<br />

Scorecard herangezogen wird, wird zur<br />

Erfolgsmessung <strong>de</strong>r Lead-User-Metho<strong>de</strong> bei<br />

3M u.a. <strong>de</strong>r erzielte bzw. prognostizierte Umsatz<br />

mit <strong>de</strong>m traditioneller Innovationsmetho<strong>de</strong>n<br />

verglichen. Lakhani (2006) zieht die Erfolgsquote<br />

bei <strong>de</strong>r Lösung von Problemen auf<br />

<strong>de</strong>r Plattform InnoCentive heran und vergleicht<br />

die entstan<strong>de</strong>nen Kosten mit internen Personalkosten.<br />

Der Erfolg von Mass Customization wird<br />

hingegen an <strong>de</strong>r zusätzlichen Zahlungsbereitschaft<br />

von Konsumenten in Folge <strong>de</strong>r Individualisierungsmöglichkeit<br />

gemessen.<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Projekten<br />

in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Neben <strong>de</strong>n Vorgehensweisen in <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />

soll im Folgen<strong>de</strong>n die Erfolgsmessung in<br />

<strong>de</strong>r Praxis anhand eines I<strong>de</strong>enwettbewerbs <strong>de</strong>r<br />

BMW Group vorgestellt wer<strong>de</strong>n (Jawecki et al.<br />

2010).<br />

BMW Group Interior I<strong>de</strong>a Contest<br />

Ziel <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enwettbewerbs 1 war die Generierung<br />

neuer I<strong>de</strong>en zum Thema Individualisie-


Abb. 2: Startseite und Konfi gurator <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enwettbewerbs <strong>de</strong>r BMW Group<br />

rung <strong>de</strong>s Automobil-Innenraums. Im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s Wettbewerbs wur<strong>de</strong>n automobil- und<br />

<strong>de</strong>sign-begeisterte Konsumenten aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

ihre I<strong>de</strong>en hinsichtlich Verbesserungen<br />

<strong>de</strong>s Auto-Interieurs mit <strong>de</strong>m Unternehmen zu<br />

teilen. Der Wettbewerb war für je<strong>de</strong>rmann<br />

nach einer kurzen Registrierung zugänglich<br />

und erstreckte sich über einen Zeitraum von<br />

acht Wochen. Im Sinne von „Open Innovation“<br />

– einer möglichst transparenten und gleichberichtigten<br />

Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

und Konsumenten – waren eingereichte<br />

I<strong>de</strong>en für alle registrierten Teilnehmer<br />

sichtbar und konnten kommentiert sowie bewertet<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

I<strong>de</strong>en konnten nicht nur in verbaler Form und<br />

mittels eigener Visualisierungen eingereicht<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch mittels eines Konfigurators<br />

zur Gestaltung „eigener” Innenraum<strong>de</strong>signs<br />

(vgl. Abbildung 2). Der Konfigurator<br />

zielte auf eine spielerische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r Aufgabenstellung ab und för<strong>de</strong>rte insbeson<strong>de</strong>re<br />

die intrinsische Motivation <strong>de</strong>r Besucher.<br />

Unter allen Teilnehmern wur<strong>de</strong>n nicht-monetäre<br />

themenbezogene Preise verlost, so z. B.<br />

ein „BMW Weekend Activity Package”.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n sollen die wesentlichen Erfolgsdimensionen<br />

<strong>de</strong>s Wettbewerbs dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Erfolgsmessung ist hierbei an die bereits<br />

vorgestellte Scorecard von Blohm et al.<br />

(2011) angelehnt. Sie wur<strong>de</strong> dahingehend modifiziert,<br />

dass sie vor allem eine output-orien-<br />

tierte Sichtweise einnimmt und Inputfaktoren<br />

ausklammert, die aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Geheimhaltung<br />

nicht genannt wer<strong>de</strong>n (z. B. die Kosten <strong>de</strong>r<br />

Plattform). Eine weitere Anpassung <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />

Scorecard wur<strong>de</strong> vorgenommen,<br />

in<strong>de</strong>m die Dimensionen Kun<strong>de</strong> und Innovation<br />

um Kennzahlen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

ergänzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Diese Modifikation erscheint insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

Crowdsourcing Initiativen starker, emotionaler<br />

Marken wie BMW sinnvoll, bei <strong>de</strong>nen tausen<strong>de</strong><br />

Teilnehmer sich intensiv mit „High-Involvement-Produkten”<br />

wie Autos beschäftigen,<br />

I<strong>de</strong>en einreichen, miteinan<strong>de</strong>r kommunizieren<br />

und in ihren sozialen Netzwerken über Mundpropaganda<br />

„Buzz“ kreieren.<br />

Autoren<br />

Die Scorecard umfasst somit Kennzahlen, die<br />

<strong>de</strong>n drei wesentlichen Output-Dimensionen<br />

eines I<strong>de</strong>enwettbewerbs zurechenbar sind – Innovation,<br />

Community und Kommunikation. Ein<br />

Überblick über die Kennzahlen <strong>de</strong>s Interior I<strong>de</strong>a<br />

Contests <strong>de</strong>r BMW Group fin<strong>de</strong>t sich in Abbildung<br />

2. Diese sollen im Folgen<strong>de</strong>n näher erläutert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Innovation<br />

Die Innovationsdimension versucht vor allem,<br />

<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>enoutput als zentralen Untersuchungsgegenstand<br />

mit Kennzahlen wie <strong>de</strong>r absoluten<br />

Anzahl <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r durchschnittlichen<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Teilnehmerkommentare<br />

Volker Bilgram<br />

studiert an <strong>de</strong>r Universität Erlangen-Nürnberg International<br />

Business Law. Bei HYVE betreut er Co-Creation-Projekte in <strong>de</strong>n<br />

frühen Phasen <strong>de</strong>r Neuproduktentwicklung u. a. für Kun<strong>de</strong>n wie<br />

Beiersdorf (Nivea). Aktuell forscht er an <strong>de</strong>r RWTH Aachen im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Erfolgsmessung von Co-Creation und Open Innovation.<br />

Dr. Gregor Jawecki<br />

ist Teamleiter im Bereich Innovation Resarch <strong>de</strong>r HYVE AG und<br />

betreut u. a. Kun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Automobil-, Sport -und Food-Branche.<br />

Im Rahmen seiner Promotion beschäftigt er sich mit innovativen<br />

Online Communities und insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Motiven <strong>de</strong>r<br />

Konsumenten für die Teilnahme an Open-Innovation-Projekten.<br />

CM Juli / August 2011<br />

63


64<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Projekten<br />

Abb. 3: Messgrößen zur Erfolgsmessung <strong>de</strong>s BMW Group „Interior I<strong>de</strong>a Contest”<br />

pro I<strong>de</strong>e messbar zu machen. Neben diesen<br />

zentralen Messgrößen ist die Güte <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en<br />

sowohl durch eine Experten-Jury als auch<br />

durch die Evaluierungen <strong>de</strong>r Teilnehmer auf <strong>de</strong>r<br />

Plattform selbst zu bestimmen. 2 Zu<strong>de</strong>m können<br />

die Kommentare und Verbesserungsvorschläge<br />

an<strong>de</strong>rer Teilnehmer zu einer I<strong>de</strong>e analysiert<br />

wer<strong>de</strong>n und somit weitere Erkenntnisse zu beson<strong>de</strong>rs<br />

intensiv diskutierten Themenfel<strong>de</strong>rn<br />

sowie Trends ermöglichen.<br />

Community<br />

Die Community-Dimension fokussiert die Teilnehmer<br />

eines I<strong>de</strong>enwettbewerbs. Bei <strong>de</strong>r<br />

Durchführung eines I<strong>de</strong>enwettbewerbs fin<strong>de</strong>n<br />

sich Individuen mit ähnlich gelagerten Interessen<br />

zusammen und tauschen sich zu <strong>de</strong>r vorgegebenen<br />

Thematik <strong>de</strong>r Innovationsaufgabe aus.<br />

Aufgrund dieser Gemeinsamkeiten <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />

und <strong>de</strong>r Kommunikation zwischen diesen<br />

entsteht eine virtuelle Community, die auch für<br />

weitere Innovations- und Marketingprojekte genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann und <strong>de</strong>shalb von hohem<br />

Wert für Unternehmen ist. Sowohl die Größe als<br />

auch die Aktivität zahlen dabei auf <strong>de</strong>n Wert ei-<br />

ner Community ein. Die Größe <strong>de</strong>r Community<br />

wird zuvor<strong>de</strong>rst anhand <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r registrierten<br />

Teilnehmer gemessen. Um die Aktivität<br />

und das innovative Potenzial <strong>de</strong>r Community<br />

sichtbar zu machen, können weiterhin die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>en herangezogen wer<strong>de</strong>n, die im<br />

Durchschnitt von einem Teilnehmer eingereicht<br />

wur<strong>de</strong>n. Neben diesen Kennzahlen seien<br />

zu<strong>de</strong>m die I<strong>de</strong>engeberquote (32 % <strong>de</strong>r Teilnehmer<br />

an <strong>de</strong>m I<strong>de</strong>enwettbewerb <strong>de</strong>r BMW<br />

Group haben min<strong>de</strong>stens eine I<strong>de</strong>e eingereicht)<br />

o<strong>de</strong>r die Anzahl <strong>de</strong>r Aktionen pro Besuch<br />

eines Teilnehmers hervorgehoben.<br />

Kommunikation<br />

I<strong>de</strong>enwettbewerbe ziehen meist eine große<br />

Zahl von Individuen an, sie sind über Internet-<br />

Suchmaschinen gut auffindbar und in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />

prominent platziert. Die Teilnehmer<br />

sind oftmals Endkonsumenten, hochinvolvierte<br />

„Brand Evangelists” o<strong>de</strong>r Multiplikatoren,<br />

weswegen die Kontaktpunkte zu diesen<br />

Personen in einem positiven Umfeld enorme Effekte<br />

auf die Markenwahrnehmung und das<br />

Image <strong>de</strong>s Unternehmens haben können. I<strong>de</strong>-<br />

enwettbewerbe sind <strong>de</strong>shalb stets auch als interaktive<br />

bidirektionale Kommunikationskampagnen<br />

zu verstehen. Der Erfolg eines I<strong>de</strong>enwettbewerbs<br />

spiegelt sich <strong>de</strong>shalb nicht zuletzt<br />

auch im Kommunikationswert <strong>de</strong>r Initiative<br />

wi<strong>de</strong>r.<br />

Für die Messung <strong>de</strong>s Kommunikationswertes<br />

<strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enwettbewerbs wer<strong>de</strong>n zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />

Aspekte betrachtet. Zum Einen wird im<br />

Sinne einer Medienresonanzanalyse <strong>de</strong>r Umfang<br />

<strong>de</strong>r initiierten sowie unabhängigen Berichterstattung<br />

zu einem I<strong>de</strong>enwettbewerb in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Medien analysiert. Hierzu wird<br />

bspw. die Berichterstattung zum I<strong>de</strong>enwettbewerb<br />

anhand von Quantität, Qualität (positive<br />

o<strong>de</strong>r negative Tonalität) und Autorität<br />

<strong>de</strong>s Berichterstatters im Social Web dokumentiert.<br />

So för<strong>de</strong>rt Google Blogsearch z. B. für die<br />

sehr konkrete Suchanfrage BMW AND “Interior<br />

I<strong>de</strong>a Contest” über 70 Blogresultate zutage.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren ist die Kommunikationswirkung<br />

auf die Teilnehmer <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enwettbewerbs beträchtlich.<br />

Die durchschnittliche Verweildauer<br />

<strong>de</strong>r Teilnehmer auf <strong>de</strong>r Plattform sowie die<br />

Wie<strong>de</strong>rkehrrate wer<strong>de</strong>n dabei als Indikator für<br />

das „Involvement” <strong>de</strong>r Teilnehmer und damit<br />

<strong>de</strong>ren Bindung an die Marke herangezogen.<br />

Über 8 Minuten durchschnittliche Verweildauer<br />

und eine überdurchschnittliche Wie<strong>de</strong>rkehrrate<br />

von Teilnehmern geben einen Eindruck,<br />

welches Kommunikationspotenzial <strong>de</strong>r<br />

BMW-Group-I<strong>de</strong>enwettbewerb entfalten konnte.<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Visits und <strong>de</strong>r dabei generierten<br />

Page Impressions können, wie aus<br />

<strong>de</strong>r Planung von Online-Marketingkampagnen<br />

und <strong>de</strong>r Analyse von Websites bekannt, als<br />

‘Währung’ für <strong>de</strong>n Kommunikationswert <strong>de</strong>s<br />

I<strong>de</strong>enwettbewerbs dienen. Neben <strong>de</strong>n bloßen<br />

Kontaktpunkten mit <strong>de</strong>n Teilnehmern zahlt<br />

auch die Verweildauer auf <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enwettbewerbs<br />

aus Kommunikationssicht ein,<br />

da <strong>de</strong>r Teilnehmer sich intensiv mit <strong>de</strong>m Unternehmen,<br />

einem Produkt o<strong>de</strong>r einer Marke auseinan<strong>de</strong>rsetzt.<br />

Zusammenfassung und<br />

Implikationen<br />

Für mehr und mehr Unternehmen ist Open Innovation<br />

ein wichtiger Bestandteil mo<strong>de</strong>r-


nen Innovationsmanagements gewor<strong>de</strong>n.<br />

Unternehmen sind zunehmend bestrebt, Nutzen<br />

und Kosten dieser Initiativen messbar zu<br />

machen, um sie mit herkömmlichen Innovationsprojekten<br />

vergleichen und ein ganzheitliches<br />

Controlling aller Innovationsaktivitäten<br />

gewährleisten zu können.<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Beitrag zeigt Fundamente <strong>de</strong>r<br />

Erfolgsmessung von Open-Innovation-Ansätzen<br />

in <strong>de</strong>r Wissenschaft sowie <strong>de</strong>r Praxis auf.<br />

Vergleiche mit traditionellen Innovationsmanagement<br />

Ansätzen dienen aktuell vor allem in<br />

<strong>de</strong>r wissenschaftlichen Literatur <strong>de</strong>r Rechtfertigung<br />

<strong>de</strong>r Öffnung von Innovationsprozessen.<br />

Unternehmen verwen<strong>de</strong>n Kennzahlen <strong>de</strong>r Erfolgsmessung<br />

vereinzelt auch, um ein Benchmarking<br />

verschie<strong>de</strong>ner Open-Innovation-Projekte<br />

untereinan<strong>de</strong>r zu gewährleisten und damit<br />

die Effektivität und Effizienz dieser Ansätze zu<br />

dokumentieren. Durch einen Vergleich mit bisherigen<br />

Projekten kann zu<strong>de</strong>m frühzeitig Steuerungsbedarf<br />

aufgezeigt und das Projektmanagement<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re wur<strong>de</strong> die Erfolgsmessung im<br />

Rahmen von I<strong>de</strong>enwettbewerben anhand eines<br />

Praxisbeispiels beleuchtet. Die Anwendung <strong>de</strong>r<br />

von Blohm et al. (2011) entwickelten I<strong>de</strong>encommunity-Scorecard<br />

ver<strong>de</strong>utlicht, dass dieser<br />

Ansatz <strong>de</strong>r Erfolgsmessung in ähnlicher Form<br />

auch von an<strong>de</strong>ren Unternehmen wie <strong>de</strong>r BMW<br />

Group in <strong>de</strong>r Praxis eingesetzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Neben <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Wertdimensionen Innovation<br />

und Community beleuchtet <strong>de</strong>r Beitrag jedoch<br />

auch, dass <strong>de</strong>r Wert einer Open-Innovation-Initiative<br />

um die Betrachtung <strong>de</strong>r Dimension Kommunikation<br />

ergänzt wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei web- und community-basierten<br />

I<strong>de</strong>enwettbewerben, die sich – wenn auch<br />

nicht aktiv vom Unternehmen forciert – innerhalb<br />

kurzer Zeit viral über das Internet verbreiten,<br />

ist es naheliegend, die Erfolgsmessung<br />

nicht nur auf das eigentliche Innovationsergebnis<br />

zu beschränken. Die Berücksichtigung<br />

von weiteren Erfolgsdimensionen bietet<br />

Potenzial für eine proaktive Adressierung<br />

von Community- und Kommunikationseffekten,<br />

die bislang häufig nur als Nebenprodukte<br />

<strong>de</strong>s eigentlichen Innovationsergebnisses<br />

betrachtet und in <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s I<strong>de</strong>enwettbewerbs<br />

nicht gezielt unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

Nicht zuletzt kann durch die Erweiterung <strong>de</strong>r<br />

Erfolgskennzahlen um diese Außenperspektive<br />

auch in an<strong>de</strong>ren Unternehmensbereichen,<br />

wie z. B. Marketing, PR o<strong>de</strong>r Human<br />

Ressources, Bewusstsein geschaffen wer<strong>de</strong>n,<br />

dass Open-Innovation-Initiativen nicht ausschliesslich<br />

<strong>de</strong>r Neuproduktentwicklung vorbehalten<br />

sind.<br />

Stärker kommunikationsorientierte Co-Creation-Initiativen<br />

wie die DEWmocracy-Kampagne<br />

3 ver<strong>de</strong>utlichen <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Kommunikationsdimension<br />

auf beeindrucken<strong>de</strong> Weise. Im<br />

Jahr 2010 aktivierte das Unternehmen Pepsi-<br />

Co bereits zum zweiten Mal Konsumenten,<br />

um gemeinsam mit ihnen eine neue Variante<br />

<strong>de</strong>s „Mountain Dew”-Softdrinks zu entwickeln.<br />

Hierbei wur<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem die Produktparameter<br />

Name, Geschmack, Verpackung<br />

etc. im Kollektiv erarbeitet. Neben <strong>de</strong>r<br />

Lösungsfindung in einem relativ eingeschränkten<br />

Lösungsraum ver<strong>de</strong>utlichen aber<br />

auch die lange Dauer <strong>de</strong>r Kampagne sowie die<br />

aufwendige „Inszenierung”, dass seitens <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens vorrangig Kommunikationseffekte<br />

wie die Stärkung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehung,<br />

<strong>de</strong>r PR und <strong>de</strong>s viralen Marketings verfolgt<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

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19(4): 4 - 17.<br />

Fußnoten<br />

CM Juli / August 2011<br />

1 interior-i<strong>de</strong>acontest.bmwgroup-cocreationlab.com<br />

2 Die von einer Experten-Jury ausgewählten Gewinner-I<strong>de</strong>en<br />

können unter interior-i<strong>de</strong>acontest.<br />

bmwgroup-cocreationlab.com/jury-prizes-contest/winners<br />

eingesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

3 www.<strong>de</strong>wmocracymediahub.com/in<strong>de</strong>x.html<br />

65


66<br />

Renditekiller Komplexität<br />

Renditekiller Komplexität<br />

Vielfalt einfach – NICHT Einfalt vielfach<br />

von Josef Wüpping<br />

Wenn Märkte und Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Technologieunternehmen<br />

durch zunehmen<strong>de</strong> Produktdifferenzierung<br />

immer anspruchsvoller wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn zu<strong>de</strong>m Innovation und Technologiewan<strong>de</strong>l<br />

die Vielfalt treibt, dann müssen Unternehmen<br />

die resultieren<strong>de</strong> Komplexität strategisch<br />

managen. Nur operativ und situativ zu entschei<strong>de</strong>n,<br />

treibt bei hoher Unschärfe Kosten<br />

und Wildwuchs.<br />

Zunächst ein paar Grundlagen<br />

zu <strong>de</strong>n Begriffen Komplexität,<br />

Differenzierung und Wertdisziplin:<br />

Komplexität bezeichnet allgemein die Eigenschaft<br />

eines Systems, dass sein Gesamtverhalten<br />

nicht beschrieben wer<strong>de</strong>n kann, selbst<br />

wenn man vollständige Informationen über<br />

seine Einzelkomponenten und ihre Wechselwirkungen<br />

besitzt. Die Komplexität eines Systems<br />

steigt mit <strong>de</strong>r Anzahl an Elementen, <strong>de</strong>r<br />

Anzahl an Verknüpfungen zwischen diesen<br />

Elementen sowie <strong>de</strong>r Funktionalität dieser<br />

Verknüpfungen.<br />

Hierzu Andrew Smart: “Mit Wissen kann man<br />

komplizierte Aufgaben lösen, aber nur mit Können<br />

kann man komplexe Aufgaben lösen. Z. B.<br />

ist die Logistik einer Fußballmannschaft kompliziert,<br />

aber mit Wissen über die Zusammenhänge<br />

lösbar. Die Durchführung <strong>de</strong>s Spiels selbst<br />

ist komplex (da hochdynamisch) und mit theoretischem<br />

Wissen über das Fußballspiel nicht lösbar.<br />

Dafür muss man es können.” Verkürzt: Die<br />

Theorie erklärt es, die Praxis tut es.<br />

Der Klassiker „The Discipline of Market Lea<strong>de</strong>rs”<br />

beschreibt 3 Wege zur Marktführerschaft:<br />

„Produktführerschaft“, „operative Stärke“<br />

o<strong>de</strong>r „Kun<strong>de</strong>nnähe“. Treacy und Wiersema<br />

beschreiben dabei 3 Wertdisziplinen: Je<strong>de</strong> Firma<br />

muss eine dieser Wertdisziplinen auswählen<br />

und in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren 2 Min<strong>de</strong>ststandards erfüllen.<br />

Auf Technologieunternehmen übertragen<br />

lassen sich diese wie folgt beschreiben:<br />

· Produktführerschaft: Sehr stark in Innovation<br />

und Marketing <strong>de</strong>r Marke. Firma operiert<br />

in dynamischen Märkten. Der Fokus liegt auf<br />

Entwicklung, Innovation, Design, Produkteinführungszeit,<br />

hohen Gewinnmargen in einem<br />

kurzen Zeitrahmen.<br />

· Operative Stärke: Operative Exzellenz<br />

durch das Ermöglichen einer angemessenen<br />

Qualität zu einem niedrigen Preis. Der Fokus<br />

liegt auf Effizienz, rationalisierten Tätigkeiten,<br />

Supply Chain Management. Skaleneffekte<br />

sind wichtig, Son<strong>de</strong>rlösungen und<br />

„Firlefanz“ sind störend und sollen vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Stark begrenzte Variation im<br />

Produktsortiment.<br />

· Kun<strong>de</strong>nnähe: Das Unternehmen stellt seine<br />

Produkte / Dienstleistungen als kun<strong>de</strong>nindividuelle<br />

Lösung für individuelle Kun<strong>de</strong>n /<br />

Segmente her. Große Variationen im Produktsortiment<br />

durch Konfiguration bis hin<br />

zu Kun<strong>de</strong>nson<strong>de</strong>rlösungen. Liefern, was


<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> will, Zuverlässigkeit, Qualität,<br />

Kun<strong>de</strong>nnähe.<br />

Ähnlich sind die Strategien Porters: Kostenführerschaft,<br />

Differenzierung, Fokus. Jedoch<br />

gibt es einen Unterschied, <strong>de</strong>nn entsprechend<br />

<strong>de</strong>m Wertdisziplinen-Mo<strong>de</strong>ll kann keine<br />

Disziplin vernachlässigt wer<strong>de</strong>n. Schwellenniveaus<br />

in <strong>de</strong>n 2 Disziplinen, die nicht gewählt<br />

wer<strong>de</strong>n, müssen beibehalten wer<strong>de</strong>n. Laut Porter<br />

laufen dieses Mo<strong>de</strong>ll befolgen<strong>de</strong> Firmen Gefahr,<br />

„in <strong>de</strong>r Mitte festzustecken”.<br />

Wir <strong>de</strong>nken, dass die Mo<strong>de</strong>lle auch sehr gut nebeneinan<strong>de</strong>r<br />

funktionieren und auf Produktbereiche<br />

kombiniert angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können,<br />

vorausgesetzt, ein Unternehmen richtet sich<br />

konsequent durch Fokussierung und Segmentierung<br />

darauf aus. Dabei ist es erfor<strong>de</strong>rlich, die<br />

entstehen<strong>de</strong> Komplexität konsequent und<br />

durchgängig entlang <strong>de</strong>r Unternehmensorganisationen<br />

Kun<strong>de</strong>n-, Entwicklungs- und Wertschöpfungsprozess<br />

zu managen.<br />

Unternehmen sind heute in <strong>de</strong>r Lage, durch intelligente,<br />

durchgängige und automatisierte<br />

Konfigurationstechniken (Produkt und Prozess)<br />

innovative, kun<strong>de</strong>nspezifische Lösungen zu<br />

Preisen eines Standardproduktes anbieten zu<br />

können; und generieren dabei enorme Zuwachsraten.<br />

Innovation, Kostenführung, schnelle<br />

Lieferzeiten und Premiumpreise bei Kun<strong>de</strong>nnähe<br />

sind dabei kein Wi<strong>de</strong>rspruch mehr. Diese<br />

Unternehmen zeigen i. d. R. auch Benchmarks<br />

im Komplexitätsradar (siehe Abbildung 1) auf<br />

und sind Wettbewerbern oft um Jahre voraus,<br />

<strong>de</strong>nn Implementierung und Wirksamkeit greifen<br />

beson<strong>de</strong>rs stark in Prozessen <strong>de</strong>r Wertschöpfung<br />

bei <strong>de</strong>r Einführung gut strukturierter neuer<br />

Hauptumsatzträger.<br />

Weitere Beispiele sind erfolgreiche Transformationen<br />

von Maschinenbauern zu Anlagenanbietern<br />

o<strong>de</strong>r von Katalog- und Komponentenherstellern<br />

zu Systemlieferanten.<br />

Diese Unternehmen haben es gelernt, die zunehmen<strong>de</strong><br />

Komplexität zu nutzen und <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n dadurch gezielt einen Mehrwert zu<br />

bieten. Sie bil<strong>de</strong>n die wachsen<strong>de</strong> Komplexität<br />

im Unternehmen erfolgreich ab, o<strong>de</strong>r sie nutzen<br />

ein intuitives und erfahrungswissensbasier-<br />

tes Vorgehen, um Komplexität in „gut” und<br />

„schlecht” zu unterschei<strong>de</strong>n, also in Wert stiften<strong>de</strong><br />

und vernichten<strong>de</strong>.<br />

Dem Kun<strong>de</strong>n Mehrwert bieten<br />

„Wert stiftend” wäre eine Produktvariante von<br />

Unternehmen A, die durch intelligente Produktarchitekturen<br />

und auf <strong>de</strong>n Markt und Wertschöpfungsprozess<br />

abgestimmte Produktstrukturen<br />

ohne Zusatzaufwand konfiguriert wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Diese Variante schafft einen Mehrwert<br />

für einen bestimmten Kun<strong>de</strong>n und generiert<br />

we<strong>de</strong>r zusätzlichen Einmalaufwand noch erhöhten<br />

Wertschöpfungsaufwand. „Verschwendung“<br />

wäre dieselbe Variante aus Sicht von Unternehmen<br />

B, wenn sie in <strong>de</strong>r Architektur und<br />

Kombinatorik <strong>de</strong>r Module nicht ermöglicht wird<br />

und zusätzlichen Aufwand in Entwicklung, Konstruktion,<br />

Beschaffung, Fertigung und Kommissionierung<br />

sowie in Logistik und Montage<br />

verursacht. Bei gleichem Kun<strong>de</strong>nnutzen treibt<br />

Unternehmen B einen ungleich höheren Aufwand,<br />

schafft aber keinen zusätzlichen Kun<strong>de</strong>nnutzen<br />

im Vergleich zu Unternehmen A und<br />

hat damit einen <strong>de</strong>utlichen Wettbewerbsnachteil<br />

an<strong>de</strong>rweitig auszugleichen.<br />

Komplexität wird bei vielen Unternehmen bei<br />

weitem nicht mehr negativ gesehen, son<strong>de</strong>rn<br />

z. T. sogar gezielt eingesetzt. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />

komplexe Geschäftsmo<strong>de</strong>lle (Produkt-Prozess-Systeme)<br />

entwickelt, die Wettbewerbsvorteile<br />

von bis zu einigen Jahren ermöglichen.<br />

Derartige Geschäftsmo<strong>de</strong>lle<br />

Abb. 1: Bestandsaufnahme: Radar Komplexitätsmanagement<br />

CM Juli / August 2011<br />

sind nicht leicht zu kopieren und schützen<br />

zu<strong>de</strong>m vor Piraterie.<br />

Doch letztlich bleibt die Frage, welcher Mehraufwand<br />

steht welchem Mehrnutzen gegenüber,<br />

wie weit kann bei Unsicherheit vorgedacht<br />

wer<strong>de</strong>n, und wo lohnen sich die Anstrengungen<br />

zur Umsetzung solcher variantenfähiger Geschäftsmo<strong>de</strong>lle?<br />

Wann treibt Differenzierung<br />

und Produktwertsteigerung Kosten und Komplexität<br />

so sehr in die Höhe, dass diese we<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen noch <strong>de</strong>m Markt zuträglich<br />

sind?<br />

Seit etwa 20 Jahren wird hier intensiv geforscht.<br />

Doch die Ergebnisse an Hochschulen<br />

sind alles an<strong>de</strong>re als zufrie<strong>de</strong>nstellend. Dissertationen<br />

und Veröffentlichungen beschreiben<br />

die Zusammenhänge ähnlich wie vor 10 o<strong>de</strong>r<br />

20 Jahren – nur mit teilweise neuen Fachbegriffen.<br />

Das Thema wird mehr und mehr zur<br />

Top-Management-Aufgabe und von verschie<strong>de</strong>nen<br />

Industrieunternehmen erfolgreich angegangen.<br />

Es gibt heute z. B. <strong>de</strong>n Komplexitätsmanager,<br />

<strong>de</strong>n Leiter Standardisierung, die Variantenbewertungskommission,<br />

<strong>de</strong>n Variantenmanager,<br />

das Produktmanagement, die Produktprogrammplanung,<br />

die Standardisierungsabteilung,<br />

<strong>de</strong>n Bereich Master Design etc., und alles<br />

direkt unterhalb <strong>de</strong>r ersten Führungsebene.<br />

Wie sollte sich ein Unternehmen z. B. im Maschinenbau<br />

entwickeln, um sich Differenzie-<br />

67


68<br />

Renditekiller Komplexität<br />

Abb. 2: Strategische Handlungsfel<strong>de</strong>r und Gestaltungsansätze im Kontext Komplexitätsmanagement<br />

rung und Komplexität pragmatisch zu stellen?<br />

Es gibt keine methodisch i<strong>de</strong>ntischen Ansätze,<br />

<strong>de</strong>nnoch lassen sich große Gemeinsamkeiten<br />

erfolgreicher Unternehmen erkennen. Im Folgen<strong>de</strong>n<br />

umreißen wir die gemeinsamen<br />

Metho<strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>r Unternehmen und die<br />

wichtigsten 5 Handlungsfel<strong>de</strong>r:<br />

1. Strategische Verankerung auf Top-Ebene<br />

2. Ausreichen<strong>de</strong> Transparenz<br />

3. Verbindliche Produkt-Markt-Strategien<br />

4. Leistungsstarke konfigurierbare Produktsysteme<br />

5. Konsequente Wertschöpfungssicht durch<br />

Produkt-Prozess-Engineering.<br />

1. Strategische Verankerung auf<br />

Top-Ebene<br />

Betrachten Sie Differenzierung und Komplexität,<br />

verknüpfen Sie die Produktsicht mit <strong>de</strong>r<br />

Prozess- und Wertschöpfungssicht. Wo wirkt<br />

Vielfalt zum Markt Nutzen stiftend, wo treiben<br />

Varianten die innerbetriebliche Komplexität<br />

überproportional? Lohnen sich alle<br />

län<strong>de</strong>rspezifischen Varianten für ein Randprodukt?<br />

Welche Steuerungssysteme bieten wir<br />

neben z. B. Siemens und Rockwell noch an?<br />

Welche Alleinstellungsmerkmale können wir<br />

durch weitere Varianten generieren? Wo ist<br />

Komplexität ein Kostentreiber, stört <strong>de</strong>n Ablauf<br />

in bestehen<strong>de</strong>n Prozessen?<br />

Strategisch gesehen gilt es, hohe Marktvarianz<br />

(Scope) und innerbetriebliche Skaleneffekte<br />

(Scale) auszubalancieren (vgl. Abbil-<br />

dung 2), z. B. durch einen Komplexitätsmanager.<br />

Die I<strong>de</strong>e: Ein Regulativ zur durch Wildwuchs<br />

überbor<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Komplexität zu schaffen<br />

und einen Filter zu kreieren, <strong>de</strong>r funktionsbereichsneutral<br />

in Entscheidungsprozessen die<br />

Konsequenzen von zusätzlichen Varianten aufzeigt.<br />

Das Komplexitätsmanagement ist dabei ganzheitlich<br />

und strategisch ausgerichtet und bezweckt<br />

keine einseitige Komplexitätsreduzierung;<br />

es soll die Maximierung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nnutzens<br />

zu betriebswirtschaftlichen Vorteilen aufzeigen;<br />

Entscheidungsprozesse sollen plausibel<br />

und belastbar wer<strong>de</strong>n. Komplexität, die <strong>de</strong>r<br />

Markt nicht benötigt, soll konsequent vermie<strong>de</strong>n<br />

bzw. reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Ausreichen<strong>de</strong> Transparenz<br />

Eine wichtige Voraussetzung für effektives Varianten-<br />

und Komplexitätsmanagement sind<br />

Transparenz von Nutzen und Aufwand und ein<br />

praktikables, verursachungsgerechtes Bewertungsverfahren.<br />

Die klassische Deckungsbeitragsrechnung<br />

reicht nicht aus, da<br />

sie stark die Umsatzsicht favorisiert und die variantenabhängigen<br />

Komplexitätstreiber meist<br />

gar nicht erfasst. Die Mängel <strong>de</strong>r traditionellen<br />

Kostenrechnung liegen in<br />

· zu groben Zuschlagssätzen<br />

· Verrechnung <strong>de</strong>r fixen Gemeinkosten pauschal<br />

über alle Produkte auf Einzelkostenbasis<br />

· fehlen<strong>de</strong>m strategischen Bezug für langfristige<br />

Entscheidungen<br />

· fehlen<strong>de</strong>n Aussagegenauigkeiten in früher<br />

Entwicklungsphase<br />

· fehlen<strong>de</strong>r Szenarienbildung.<br />

Die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />

Kostenrechnungssysteme ergibt sich durch ein<br />

seit Jahren starkes Anwachsen <strong>de</strong>r Gemeinkostenanteile.<br />

Es wird hervorgerufen durch die zunehmen<strong>de</strong><br />

Varianz <strong>de</strong>r Produktprogramme und<br />

<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n Teilevielfalt.<br />

Aus strategischen Überlegungen sollen alle<br />

Kos ten verursachungsgerecht auf die Produkte<br />

verteilt und über die Preise ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Abbildung 3). Zur Variantenbewertung eignet<br />

sich z. B. die vereinfachte Form <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung:<br />

Eine Variation <strong>de</strong>r<br />

Bezugsgrößenkalkulation, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Gemeinkosten<br />

verschie<strong>de</strong>ne Prozesse zugeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Hier erfolgt zu großen Teilen die Verrechnung<br />

fixer Gemeinkosten, weshalb man<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Verrechnung fixer Kostenbestandteile<br />

die Prozesskostenrechnung auch als mo<strong>de</strong>rnes<br />

Vollkostenrechnungssystem bezeichnet.<br />

Zu <strong>de</strong>taillierte Prozesskostenmo<strong>de</strong>lle zeigen<br />

aber nicht immer die gewünschte Wirkung. Zu<br />

aufwändig und zu theoretisch sind diese Mo<strong>de</strong>lle<br />

in vielen Unternehmen eingeführt wor<strong>de</strong>n.<br />

Voraussetzung für einen effektiven Umgang ist<br />

es, pragmatisch Erfahrungswissen und Unsicherheit<br />

in die bestehen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>lle und Metho<strong>de</strong>n<br />

zu integrieren. Schritte sind:<br />

· I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>r variantenrelevanten Teilprozesse<br />

· Zuordnung von Gemeinkosten je Kostenstelle<br />

zu <strong>de</strong>n Teilprozessen<br />

· Ermittlung und Klassifizierung <strong>de</strong>r Teilprozesse<br />

in leistungsmengeninduzierte und<br />

-neutrale Prozesse<br />

· Ermittlung <strong>de</strong>r Prozesskostensätze<br />

· Zusammenfassung <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Teilprozesse<br />

<strong>de</strong>r Kostenstellen, Zuordnung zu <strong>de</strong>n<br />

Hauptprozessen<br />

· Kosten <strong>de</strong>r Hauptprozesse wer<strong>de</strong>n auf Produkte<br />

/ Varianten verrechnet.<br />

Wichtiger als zu spät eingesetzte und zu präzise<br />

Prozesskostenmo<strong>de</strong>lle sind jedoch Deltakostenmo<strong>de</strong>lle<br />

in <strong>de</strong>r frühen Entwicklung. Hier<br />

muss mit hoher Unschärfe zwischen Szenarien


Abb. 3: Ansatz für die Variantenkostenbewertung: Gemeinkostenschlüsselung<br />

entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, ohne alle <strong>de</strong>taillierten Kostenbestandteile<br />

zu kennen. Hier sind viele Unternehmen<br />

nach wie vor schwach ausgestattet, da<br />

sie in <strong>de</strong>r Entwicklung zu spät, aber dann präzise<br />

erkennen, dass die Zielkosten nicht erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n und mehrere kosten- und zeitintensive<br />

Iterationsschleifen gefahren wer<strong>de</strong>n. Potenziale<br />

stehen dann meistens auf Power-Point-Folien<br />

und kommen in <strong>de</strong>r Gewinn- und Verlustrechnung<br />

nicht an. Frühere Aussagen mit Unschärfe<br />

zu akzeptieren (Entwicklungsbegleiten<strong>de</strong> Kalkulation)<br />

ist weitaus besser, als späte und <strong>de</strong>taillierte<br />

Erkenntnisse, mit vorliegen<strong>de</strong>n Zeichnungen,<br />

Stücklisten und Arbeitsplänen über zu<br />

hohe Produktkosten hinzunehmen.<br />

3. Verbindliche Produkt-Markt-<br />

Strategien<br />

Prüfen Sie, welche Produkte und Varianten zur<br />

Wertschöpfung bzw. Kun<strong>de</strong>nbindung beitragen,<br />

welche Kun<strong>de</strong>nsegmente werthaltig sind. So<br />

stärken Sie Ihre Wettbewerbsfähigkeit und bauen<br />

Komplexität ab. Möglicherweise lassen sich<br />

Angebotspalette und Vertriebsmaßnahmen<br />

wertorientierter aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt<br />

optimieren. Im Einzelnen sollte Preisfindungssystematik<br />

nicht kostengetrieben, son<strong>de</strong>rn aus<br />

Kun<strong>de</strong>nwertsicht erfolgen, also merkmalsbasiert.<br />

Zur Orientierung sollten die tatsächlichen<br />

und verursachungsgerechten Variantenkosten<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n; zur Vermeidung fortlaufen<strong>de</strong>r<br />

Quersubventionierung sind gezielt Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Margen anzusteuern.<br />

In erfolgreichen Unternehmen wird zu Beginn<br />

einer Produktentwicklung eine intensivere<br />

Marktanalyse betrieben. Folgen<strong>de</strong> Fragen wer<strong>de</strong>n<br />

z. B. gestellt: „Wer ist die Zielgruppe?”,<br />

„Was will <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>?”, „Was bietet die Konkurrenz?“,<br />

„Wo gibt es bei uns neue I<strong>de</strong>en?”, „Welche<br />

neuen Technologien o<strong>de</strong>r Werkstoffe können<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n?“, „Welche Marktpreise<br />

können erzielt wer<strong>de</strong>n für Basisprodukte, Optionen<br />

und Ausstattungspakete?“ Daraus folgen<br />

die Vorgaben für die nachfolgen<strong>de</strong>n Schritte bis<br />

hin zum Lastenheft.<br />

Ist das Lastenheft erstellt, wer<strong>de</strong>n innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Entwicklungsabteilungen die technischen<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Realisierung zunächst auf<br />

funktionaler Ebene untersucht. Es wer<strong>de</strong>n Produktfunktionen<br />

neutral formuliert und nach<br />

<strong>de</strong>n geeigneten technischen Lösungsprinzipien<br />

gesucht. So entsteht schrittweise ein referenzierbares<br />

Pflichtenheft. Im Falle von Divergenzen<br />

zwischen Lasten- und Pflichtenheft<br />

müssen diese abgeglichen wer<strong>de</strong>n, bevor mit<br />

<strong>de</strong>r Produktentwicklung begonnen wird.<br />

Den Vertrieb dabei frühzeitig und verbindlich<br />

in <strong>de</strong>n Entwicklungsprozess einzubeziehen<br />

ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für<br />

CM Juli / August 2011<br />

optimale Produkt-Markt-Strategien. Alle möglichen<br />

Vertriebsausprägungen zu berücksichtigen<br />

und die Zielkosten um 20 bis 30 % senken<br />

zu wollen, ist zwar wünschenswert, aber nicht<br />

immer umsetzbar.<br />

Eine frühe und wohlüberlegte Produktstrategie<br />

samt <strong>de</strong>m Entwicklungsprozess vorgelagerte<br />

Produktplanung hat bei vielen Firmen erhebliche<br />

Verbesserungen gebracht. Auch sind gestufte<br />

Produktpakete von preiswerten Basismaschinen<br />

ausgehend (just enough-Konzept)<br />

oft ein probates Mittel, Komplexität zu reduzieren<br />

und Wie<strong>de</strong>rholeffekte systematisch zu<br />

generieren. Störend sind unscharfe Vorgaben<br />

und nachträgliche Än<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r spät in <strong>de</strong>n<br />

Entwicklungsprozess einfließen<strong>de</strong> Programmerweiterungen.<br />

Das frühe und systematische Auf<strong>de</strong>cken und<br />

Entschärfen von Kostenfallen zwischen Vertrieb<br />

(Lastenheft) und Entwicklung (Pflichtenheft)<br />

gewinnt hier an Be<strong>de</strong>utung. Typische Kostenfallen<br />

sind ineffizient ausgelegte Funktionsstrukturen,<br />

falsche Spezifikationen und Overengineering,<br />

unstimmige Design- o<strong>de</strong>r Materialkonzepte<br />

sowie Komponenten, <strong>de</strong>ren Funktionalität<br />

gar nicht o<strong>de</strong>r nur teilweise ausgenutzt<br />

wird. Frühes Strukturieren per Conjoint-Analyse<br />

nach Spezifikationsmerkmalen und Kosten<br />

bil<strong>de</strong>t daher die Grundlage <strong>de</strong>s Komplexitätsmanagement.<br />

69


70<br />

Renditekiller Komplexität<br />

Abb. 4: Produktarchitektur: Mit <strong>de</strong>utlich weniger Modulen und Baugruppen kann ein Drittel mehr Marktvarianz generiert wer<strong>de</strong>n<br />

4. Konfi gurierbare Produktsysteme<br />

Ein Produktsystem ist ein nach Markt- und<br />

Wertschöpfungssicht fragmentiertes und strukturiertes<br />

Produkt-Programm, in einer Architektur<br />

und Produktstruktur systematisch und<br />

ganzheitlich aufgebaut. Metho<strong>de</strong>n:<br />

· Produktprogramm und Typisierungsformen<br />

nach Scope und Scale<br />

· Architektur <strong>de</strong>s Produktprogramms bzw. <strong>de</strong>r<br />

Plattform<br />

· Modularität nach Funktionen und mechatronischen<br />

Ansätzen<br />

· Standardisierungs-, Bün<strong>de</strong>lungs- und Gleichteilestrategie<br />

· Produktordnungssystematik und Lösungsräume<br />

samt Konfiguration und Parametrisierung.<br />

Wichtig ist ein tiefes Verständnis <strong>de</strong>s Unterschieds<br />

zwischen Modularisierung und<br />

Standardisierung in allen Konsequenzen zur<br />

Erreichung <strong>de</strong>r Kostensenkungsziele. Modulare<br />

Produktstrukturen wirken i. d. R. positiv auf<br />

Prozesskosten, aber teils negativ auf Einzelkosten.<br />

Der positive Effekt auf Einzelkosten wird nur<br />

durch Skaleneffekte <strong>de</strong>r Standardisierung erreicht,<br />

die in <strong>de</strong>r Umsetzung durch geschickt<br />

gewählte Modularitäten und geeignete, auf<br />

Wertschöpfung und Beschaffung abgestimmte<br />

Produktstrukturen zu realisieren sind. Späte<br />

Kun<strong>de</strong>nkopplung und späte Variantenentstehung<br />

sind dabei nur die Basics.<br />

Für eine zielgerichtete Modularisierung hat sich<br />

eine in 7 Stufen differenzierte Vorgehensweise<br />

als zweckmäßig erwiesen. Es wer<strong>de</strong>n funktionale<br />

Aspekte als auch mögliche mechatronische<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen eines Moduls beleuchtet,<br />

wie gleichermaßen die Wertschöpfungsanfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Mechatronische Systeme können<br />

somit in Funktionsgruppen unterteilt wer<strong>de</strong>n,<br />

die meist Regelkreise bil<strong>de</strong>n und aus Modulen<br />

mit mechanisch-elektrischen Bauelementen,<br />

Sensorik zur Erfassung von Messgrößen <strong>de</strong>s<br />

Systemzustan<strong>de</strong>s, Aktorik zur Regelung und<br />

Steuerung sowie Informatik zur Informationsverarbeitung<br />

bestehen.<br />

In verschie<strong>de</strong>nen Projekten konnte eine Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r Teilevielfalt von 30 % bei <strong>de</strong>r<br />

Überarbeitung bestehen<strong>de</strong>r Maschinen, bis fast<br />

70 % bei kompletten Neuentwicklungen, erzielt<br />

Autor<br />

wer<strong>de</strong>n – ohne Einschränkung <strong>de</strong>s Produktprogramms.<br />

Es sollte auch geprüft wer<strong>de</strong>n, inwieweit<br />

sich Geschäftsprozesse, Produkte und Vertriebsstrukturen<br />

vereinfachen und standardisieren<br />

lassen. Z. B. erlaubt die Modularisierung<br />

von Produkten, zur kosteneffizienteren<br />

Erfüllung individueller Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen<br />

Skalen- und Qualitätsvorteile einer Standardisierung<br />

mit gesteigerter Produktvarianz zu<br />

verknüpfen.<br />

Oft gelingt es, mit reduzierter interner Varianz<br />

eine steigen<strong>de</strong> externe Marktvielfalt zu generieren<br />

sowie die Produktkosten um 20 bis 30 % zu<br />

senken.<br />

Im Vertrieb wer<strong>de</strong>n die Mitarbeiter durch<br />

Anreizsysteme angehalten, verstärkt auf<br />

vorgedachte Ausstattungspakete zu fokussieren,<br />

die im Vorfeld in <strong>de</strong>r Produktentwicklung<br />

mit <strong>de</strong>m Vertriebsbereich abge-<br />

Dr. Josef Wüpping<br />

ist Geschäftsführer <strong>de</strong>r Dr. Wüpping Consulting GmbH in<br />

Bochum.<br />

E-Mail: info@wuepping.com


stimmt wur<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n vermehrt Konfigurationssysteme<br />

Standard, durch <strong>de</strong>ren<br />

Kombinatorik bestehen<strong>de</strong>r Module kun<strong>de</strong>nindividuelle<br />

Produkte schnell geliefert wer<strong>de</strong>n<br />

können. Diese vorgedachten Lösungsräume<br />

sind „ohne Mehraufwand“ vertriebsfähig, da<br />

lediglich die Kombination vorgedachter und<br />

standardisierter Module eine Vertriebsvariante<br />

erzeugt.<br />

Konsequente Prozess- und Wertschöpfungssicht<br />

durch Produkt-<br />

Prozess-Engineering<br />

Erfolgreiche Unternehmen gehen zu niedrigen<br />

Preisen individueller auf Kun<strong>de</strong>nwünsche<br />

ein. Es gelingt ihnen eher, mit neuen Metho<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Produkt-Prozess-Optimierung das<br />

Spannungsfeld zwischen spezifischen Kun<strong>de</strong>nausführungen<br />

auf <strong>de</strong>r einen und ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rholhäufigkeit <strong>de</strong>r Wertschöpfungsprozesse<br />

auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite zu beherrschen.<br />

Eine modulare Beschaffung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Einsatz<br />

von Taktmontagen und Kanban-Systemen dienen<br />

ebenfalls <strong>de</strong>m Komplexitätsabbau in <strong>de</strong>r<br />

Wertschöpfung. Hierzu müssen die Produktstrukturen<br />

auf die Wertschöpfungsketten<br />

hin ausgerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Wür<strong>de</strong>n ohne Gegenmaßnahmen Produkte nur<br />

noch mit Losgröße 1 produziert, entstün<strong>de</strong>n<br />

Mehraufwand in <strong>de</strong>r Konstruktion, zusätzliche<br />

Kosten im Einkauf infolge Min<strong>de</strong>rmengen o<strong>de</strong>r<br />

erstmaliger Beschaffungsvorgänge, zusätzliche<br />

Arbeiten in Arbeitsvorbereitung und Ferti-<br />

gung durch neue Fertigungsschritte mit einmaligen<br />

Rüstkosten und über Jahre hinaus die<br />

notwendige Vorhaltung von Ersatzteilen. In<br />

letzter Konsequenz steigen dann alle 7 Verschwendungsfaktoren<br />

wie Wartezeiten,<br />

Überproduktion, unnötige Bewegungen<br />

und Transporte, nicht erfor<strong>de</strong>rliche Bestän<strong>de</strong>,<br />

Produktfehler und Produktions<strong>de</strong>fekte<br />

sowie zusätzliche Flächenbedarfe<br />

<strong>de</strong>utlich an.<br />

Lean-Metho<strong>de</strong>n helfen dann nur noch bedingt,<br />

<strong>de</strong>nn die Komplexität, die sich vermei<strong>de</strong>n ließe,<br />

wäre <strong>de</strong>r größte Einspareffekt, weit größer als<br />

die effizienteste Beherrschung <strong>de</strong>r Vielfalt in<br />

Produktion, Beschaffung und Logistik.<br />

Weiterhin wer<strong>de</strong>n vertriebliche Funktionssichten<br />

(Merkmale, Ausprägungen) und<br />

physische Wertschöpfungsbetrachtungen<br />

(Produktaufbau mit Schnittstellen) aufeinan<strong>de</strong>r<br />

abgestimmt. Durch <strong>de</strong>n integrierten<br />

Ansatz „Produkt und Prozess“ schaffen sie<br />

hierdurch die Voraussetzungen, gleichermaßen<br />

Angebots- und Auftragsabwicklungsprozesse<br />

durch Konfigurationstechniken zu automatisieren.<br />

Sind die Produktstrukturen geklärt und mit<br />

Auswahl- und Beziehungswissen verknüpft, so<br />

bietet sich die Auswahl und Einführung eines<br />

Produktkonfigurators an. Die Infrastruktur für<br />

einen durchgängig automatisierten Prozess<br />

kann bestehen aus einem Konfigurator, integriert<br />

in einem ERP-System (z. B. SAP), o<strong>de</strong>r<br />

einem aus etwa 20 Anbietern ausgewählten<br />

Front-End-Konfigurationssystem.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Zusammenfassend ist es wichtig, dass die<br />

Komplexitätssteuerung ein Prozess im Tagesgeschäft<br />

wird. Hierbei müssen nicht unbedingt<br />

neue Stellen und Organisationseinheiten<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n. Disziplin, Kennzahlen und<br />

die Verankerung von Entscheidungs- und Freigabeprozessen,<br />

ggf. gekoppelt zu bestehen<strong>de</strong>n<br />

Meilensteinen in <strong>de</strong>r Produktentwicklung o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Produktpflege, wirken Wun<strong>de</strong>r, wenn sie<br />

über einen längeren Zeitraum durchgehalten<br />

wer<strong>de</strong>n. Potenziale, die hier gehoben wer<strong>de</strong>n<br />

können, sind erheblich, allerdings han<strong>de</strong>lt es<br />

sich meistens um keine tief hängen<strong>de</strong>n Früchte,<br />

wer<strong>de</strong>n die Metho<strong>de</strong>n doch i. d. R. erst bei Neuprodukten<br />

richtig eingesetzt. Wer diese Themen<br />

weitestgehend ignoriert, wird dauerhaft Wettbewerbsnachteile<br />

an<strong>de</strong>rweitig ausgleichen müssen.<br />

Ein konsequent angegangenes Komplexitätsmanagement<br />

kann zu einer sehr effektiven<br />

Leis tungssteigerung eines Unternehmens beitragen,<br />

da dadurch alle Prozesse und Abläufe<br />

verschlankt wer<strong>de</strong>n können. Es erhöht die<br />

Schlagkraft, steigert <strong>de</strong>n Anteil wertschöpfen<strong>de</strong>r<br />

Tätigkeiten, reduziert Verschwendung<br />

und liefert damit einen nachhaltigen Beitrag<br />

zur Profitabilität eines Unternehmens.<br />

Mittelfristige Verbesserungen <strong>de</strong>r Unternehmensrenditen<br />

von 3 bis 7 % je nach Produkt-<br />

und Wertschöpfungscharakteristik sind erreichbar.<br />

Hierbei wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re die Gemeinkostenbereiche<br />

in <strong>de</strong>n Kostenstrukturen<br />

verbessert. Durch verbesserte Preisstellungssystematiken<br />

lässt sich <strong>de</strong>r EBIT weiter<br />

verbessern.<br />

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CM Juli / August 2011<br />

71


72<br />

Erfolgsmessung von Kampagnen<br />

Erfolgsmessung von Kampagnen<br />

Unerwünschte Effekte schnell aufspüren<br />

von Katharina Moltz<br />

Unterstützt durch spezielle Systeme lassen sich<br />

komplexe Direktmarketing-Kampagnen<br />

heute zielsicher und effizient durchführen. Doch<br />

die Messung <strong>de</strong>s Erfolgs bleibt tückisch und<br />

wird von diesen Systemen häufig nicht hinreichend<br />

unterstützt. Isoliert betrachtet erscheint<br />

das Ergebnis mancher Kampagnen in einem<br />

positiven Licht – obwohl bei Betrachtung eines<br />

integrierten Maßes wie <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>numsatz<br />

das Gegenteil <strong>de</strong>r Fall ist. In diesem Artikel wird<br />

die Problematik <strong>de</strong>r Kampagnenerfolgsmessung<br />

am Beispiel <strong>de</strong>s Telekommunikationsanbieters<br />

O2 beschrieben und ein Konzept für ein<br />

stichhaltiges Kampagnenfinanzreporting vorgestellt.<br />

Um eine Vielzahl von Produkten und Services<br />

gezielt zu bewerben, nutzt das Unternehmen<br />

O2 die vollen Möglichkeiten seiner Datenbestän<strong>de</strong>:<br />

Analysen von anonymisierten Nutzungsdaten<br />

über Kun<strong>de</strong>nverhalten und<br />

-vorlieben sind die Grundlage für das individu-<br />

Abb. 1: Klassische Kampagnenerfolgsmessung<br />

elle I<strong>de</strong>ntifizieren und Umsetzen von Up- und<br />

Cross-Selling-Potenzialen. Zahlreiche Informationen,<br />

die aus <strong>de</strong>n Datenbestän<strong>de</strong>n zusammengesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, fließen in Scoring-Funktionen<br />

ein, welche die Affinitäten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

bezüglich dieser Kampagne prognostizieren.<br />

Solche Kun<strong>de</strong>ninformationen können sowohl<br />

Nutzungsdaten als auch Vertragsmerkmale<br />

und Kun<strong>de</strong>nstammdaten o<strong>de</strong>r Geomerkmale<br />

sein. Nur Kun<strong>de</strong>n mit höchster Affinität für <strong>de</strong>n<br />

zu bewerben<strong>de</strong>n Aspekt wer<strong>de</strong>n schließlich<br />

von <strong>de</strong>r Kampagne kontaktiert.<br />

Kun<strong>de</strong>ninformationen dürfen natürlich nur verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Verarbeitung<br />

seiner Daten und <strong>de</strong>m Kontakt im Vorfeld<br />

entwe<strong>de</strong>r bei Vertragsabschluss o<strong>de</strong>r später, in<br />

Abstimmung mit <strong>de</strong>m Customer Service, explizit<br />

zugestimmt hat. Ein Beispiel aus <strong>de</strong>r Praxis:<br />

Nutzt etwa ein Kun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n unternehmenseigenen<br />

Music Shop im Internet zum La<strong>de</strong>n<br />

von Musik, kann man ihm auch Klingeltöne<br />

o<strong>de</strong>r Datendownloads für das Handy anbieten.<br />

Dieser Kun<strong>de</strong> hat bereits eine gewisse Affinität<br />

für Daten- und Musikservices gezeigt.<br />

Deshalb ist die Chance auf einen erfolgreichen<br />

Abschluss größer, als sie es bei einem zufällig<br />

selektierten Kun<strong>de</strong>n wäre.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis laufen mehrere hun<strong>de</strong>rt dieser<br />

Kampagnen gleichzeitig ab. Die bisher eingesetzten<br />

Metho<strong>de</strong>n zur Erfolgsmessung, die in<br />

<strong>de</strong>r Regel nur isolierte Kampagnenergebnisse –<br />

wie die Anzahl gela<strong>de</strong>ner Klingeltöne – betrachten,<br />

greifen hier zu kurz. Die weite Verbreitung<br />

dieser Metho<strong>de</strong> ist jedoch nicht nur durch technische<br />

Schwierigkeiten, son<strong>de</strong>rn vor allem auch<br />

durch organisatorische Grün<strong>de</strong> bedingt: Produkte<br />

und Dienste in Großunternehmen wer<strong>de</strong>n<br />

von zugehörigen Produktmanagern verantwortet.<br />

Diese beauftragen nach Bedarf und Möglichkeit<br />

die im Bereich Customer Relationship<br />

Management (CRM) verankerten Kampagnenmanager<br />

mit <strong>de</strong>r Durchführung einer Kampagne<br />

und <strong>de</strong>r Messung <strong>de</strong>s Ergebnisses. Dabei <strong>de</strong>finiert<br />

<strong>de</strong>r Produktmanager von vornherein,<br />

was als Erfolg und was als Misserfolg <strong>de</strong>r<br />

Kampagne zu werten ist. Der Produktmanager<br />

wählt das Maß <strong>de</strong>s Erfolgs auf <strong>de</strong>r Basis positiv<br />

zählbarer, im Data Warehouse nachvollziehbarer<br />

Ereignisse, von <strong>de</strong>nen je<strong>de</strong>s einzelne<br />

zur persönlichen Zielerfüllung <strong>de</strong>s Produktmanagers<br />

beiträgt. Beispiele sind etwa gebuchte<br />

Tarifoptionen, gela<strong>de</strong>ne Spiele o<strong>de</strong>r<br />

zusätzlich verschickte SMS. Der Erfolg <strong>de</strong>r<br />

Kampagne wird bei dieser Messmetho<strong>de</strong> am


Abb. 2: Reaktionsunabhänige Kampagnenerfolgsmessung<br />

Verhältnis Reagierer zu Nichtreagierern festgemacht<br />

(vgl. Abbildung 1). Um künftige Kampagnenerfolge<br />

zu erhöhen, wer<strong>de</strong>n hier Business-<br />

Intelligence-Metho<strong>de</strong>n eingesetzt, um <strong>de</strong>n Anteil<br />

an Reagierern zu optimieren.<br />

Mit <strong>de</strong>r bloßen Differenzierung nach Reagierern<br />

und Nichtreagieren hinsichtlich <strong>de</strong>r Partikularinteressen<br />

<strong>de</strong>s Produktmanagements wird das<br />

Unternehmensinteresse unter Umstän<strong>de</strong>n außer<br />

Acht gelassen. Dass die oben geschil<strong>de</strong>rte<br />

Vorgehensweise in einer komplexen Umgebung<br />

mit parallel laufen<strong>de</strong>n Kampagnen durch einen<br />

Substitutionseffekt zwischen <strong>de</strong>n beworbenen<br />

(und nicht beworbenen) Produkten zu falschen<br />

Schlussfolgerungen hinsichtlich <strong>de</strong>s Unternehmensinteresses<br />

führen kann, wird an folgen<strong>de</strong>m<br />

Beispiel <strong>de</strong>utlich: Wechselt ein Kun<strong>de</strong><br />

aufgrund einer erfolgreichen Kampagne<br />

zum Beispiel in einen Tarif mit günstigeren<br />

Sprachminuten, wird dieser Kun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Folge weniger SMS-Nachrichten verschicken<br />

als vorher, da er bei gleichem Kommunikationsbedarf<br />

einen Kommunikationskanal<br />

durch einen an<strong>de</strong>ren ersetzt.<br />

Eine Steigerung seiner Sprachminuten im Gegenwert<br />

von zwei Euro kann für das Unternehmen<br />

gleichzeitig einen Einbruch von zwei Euro<br />

bei <strong>de</strong>n Datendiensten (SMS) be<strong>de</strong>uten. Hierfür<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Begriff Kannibalisierung geprägt.<br />

Ein ähnlicher Effekt tritt auf, wenn das Unternehmen<br />

einen Kun<strong>de</strong>n sowohl mit Festnetz- als<br />

auch Mobiltelefonanschluss versorgt. Auch hier<br />

kann die Steigerung <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>s einen<br />

Services die Nutzung <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren negativ beeinflussen,<br />

was mit <strong>de</strong>r herkömmlichen Kampagnenerfolgsmessung<br />

nicht sichtbar ist.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r Implementierung eines umfassen<strong>de</strong>n<br />

finanziellen Kampagnenreportings lässt<br />

sich ein weiterer Nachteil <strong>de</strong>r oben beschriebenen<br />

Metho<strong>de</strong> feststellen: Für über 1.000 im<br />

Jahr versandte Massenkampagnen und 50<br />

kun<strong>de</strong>nindividuell automatisch gesteuerte<br />

Kampagnen muss eine finanzielle Bewertung<br />

<strong>de</strong>r unterschiedlichen Erfolgsereignisse stattfin<strong>de</strong>n,<br />

was zum einen gigantische Aufwän<strong>de</strong><br />

erfor<strong>de</strong>rt und zum an<strong>de</strong>ren sämtliche Interaktionen<br />

zwischen verschie<strong>de</strong>nen Kampagnen vernachlässigt.<br />

Teile analysieren und neu<br />

ausmessen<br />

O2 nutzt das volle Potenzial von Business Intelligence<br />

und analytischem CRM, um unerwünschte<br />

Effekte und Interferenzen im Kampagnenmanagement<br />

aufzuspüren und ihnen<br />

entgegenzusteuern. Um <strong>de</strong>n tatsächlichen Erfolg<br />

einer Kampagne in Bezug auf <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>numsatz<br />

bewerten zu können, ist ein Paradigmenwechsel<br />

hin zu einer von <strong>de</strong>n Kampagnenzielen<br />

unabhängigen Metho<strong>de</strong> notwendig, <strong>de</strong>r<br />

die oft subtilen Kannibalisierungseffekte zwi-<br />

CM Juli / August 2011<br />

schen verschie<strong>de</strong>nen Produkten und Kampagnen<br />

auf<strong>de</strong>ckt. Dabei stehen zwei Aspekte im<br />

Zentrum:<br />

1. Keine Unterscheidung zwischen Reagierern<br />

und Nichtreagierern<br />

Die scharfe Abgrenzung zwischen Reagierern,<br />

also Kun<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>nen das Kampagnenziel erreicht<br />

wur<strong>de</strong>, und Nichtreagierern ist willkürlich<br />

und kann nur einen kleinen Teil <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Reaktionen auf die Kampagne erfassen.<br />

Alle Kun<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Kampagnenkontakt erhalten,<br />

können nicht nicht-reagieren. Auch die<br />

Entscheidung, das in <strong>de</strong>r Kampagne beworbene<br />

Produkt nicht zu kaufen, ist eine<br />

Reaktion. Die Reaktion, wie sie vom Produktmanagement<br />

<strong>de</strong>finiert ist, enthält sowohl<br />

eine sachliche als auch eine zeitliche Begrenzung.<br />

So wer<strong>de</strong>n auch Kun<strong>de</strong>n, die das Produkt<br />

zum Beispiel einen Tag nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>de</strong>finierten<br />

Betrachtungszeitraums gekauft haben,<br />

klassisch als Nichtreagierer gewertet.<br />

Als Basis für die Bewertung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n mit<br />

Kampagnenkontakt (Kontaktgruppe) wird nun<br />

die Kontrollgruppe verwen<strong>de</strong>t, die bei je<strong>de</strong>r<br />

Kampagne aus Kun<strong>de</strong>n besteht, die nach <strong>de</strong>n<br />

gleichen Kriterien wie die Kun<strong>de</strong>n mit Kontakt<br />

selektiert wur<strong>de</strong>n, jedoch direkt vor <strong>de</strong>m Kampagnenversand<br />

zufällig ausgewählt wur<strong>de</strong>n und<br />

<strong>de</strong>n Kampagnenkontakt nicht erhalten.<br />

73


74<br />

Erfolgsmessung von Kampagnen<br />

2. Der Umsatz <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n als Grundlage<br />

<strong>de</strong>r Bewertung<br />

Da zählbare Ereignisse nur für die Reagierer<br />

existieren und <strong>de</strong>r finanzielle Wert eines Reagierers<br />

in <strong>de</strong>n meisten Fällen nur schwer zu beziffern<br />

ist, muss <strong>de</strong>r Fokus <strong>de</strong>r Betrachtung<br />

direkt auf <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>numsatz liegen, da<br />

dieser für alle Produktgruppen messbar ist. Das<br />

ist zugleich notwendig wie nützlich, weil letztlich<br />

die Summe aller Kun<strong>de</strong>numsätze <strong>de</strong>n auf<br />

die Kun<strong>de</strong>n bezogenen Gesamtumsatz <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

ausmacht. Als Grundlage für die<br />

Analyse wer<strong>de</strong>n Produktumsätze mit bekannten,<br />

spezifischen Deckungsbeiträgen benutzt.<br />

Aufbauend darauf wur<strong>de</strong> eine Lösung entwickelt,<br />

die mithilfe von statistischen Metho<strong>de</strong>n<br />

unter Verwendung unabhängiger Kontrollgruppen<br />

<strong>de</strong>zidiert feststellen kann, ob eine<br />

Kampagne die avisierte Umsatzsteigerung verursacht<br />

hat. Diese Metho<strong>de</strong>n umfassen unter<br />

an<strong>de</strong>rem eine Ausreißerbereinigung und eine<br />

Autor<br />

Bewertung <strong>de</strong>r Signifikanz <strong>de</strong>r berechneten<br />

Umsatzsteigerung. Darüber hinaus erlauben sie<br />

zum einen die Berücksichtigung von Ad-hoc-<br />

Kampagnen und kontinuierlichen Kampagnen<br />

o<strong>de</strong>r Kampagnenprogrammen, zum an<strong>de</strong>ren<br />

die Messung weiterer für <strong>de</strong>n Kampagnen<strong>de</strong>ckungsbeitrag<br />

relevanter Komponenten. Die<br />

Kun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Kontrollgruppe erfüllen dieselben<br />

Selektionskriterien wie die Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

Kontaktgruppe, an die sich die Kampagne richtet,<br />

wer<strong>de</strong>n aber während <strong>de</strong>r Kampagne nicht<br />

kontaktiert. Sie dienen als Vergleich, da sie<br />

nicht durch die Kampagne beeinflusst wor<strong>de</strong>n<br />

sind.<br />

Mit diesem Konzept lassen sich externe Einflüsse<br />

(wie Teilnahmen an an<strong>de</strong>ren Kampag -<br />

nen) aus <strong>de</strong>m Ergebnis <strong>de</strong>r betrachteten Kampagne<br />

herausrechnen, auch wenn einzelne<br />

Kampagnenteilnehmer gleichzeitig durch verschie<strong>de</strong>ne<br />

an<strong>de</strong>re Kampagnen kontaktiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Externe Einflüsse wer<strong>de</strong>n im statis tischen<br />

Mittel immer im gleichen Maße sowohl auf die<br />

Kontakt- als auch auf die Kontrollgruppe zutreffen.<br />

Damit lässt sich ein gemessener Unterschied<br />

zwischen Kontakt- und Kontrollgruppe<br />

notwendigerweise immer auf die aktuelle Kampagne<br />

zurückführen. Die Kampagnenergebnisse<br />

wer<strong>de</strong>n automatisch an die Kam pagnen-<br />

und Produktverantwortlichen berichtet. Der<br />

Nutzwert dieser Systematik ist für Marketiers<br />

ein ausgewiesener Umsatzeffekt je<br />

Kontakt, <strong>de</strong>r außer einer statistischen Unschärfe,<br />

die zum Beispiel durch ein Konfi<strong>de</strong>nzintervall<br />

bei festgelegtem Signifikanzniveau<br />

ausweisbar wäre, belegt ist.<br />

Ein statistisches Maß zur Ausweisung <strong>de</strong>r Genauigkeit<br />

<strong>de</strong>r Aussagen ist <strong>de</strong>shalb sinnvoll, da<br />

hier zwar mit tatsächlichen Umsatzdaten gerechnet<br />

wird, <strong>de</strong>r jeweilige Vergleich zwischen<br />

Katharina Moltz<br />

ist Consultant bei b.telligent GmbH & Co, München, im Bereich<br />

Competence Center Analytics.<br />

E-Mail: crm.solutions@b.telligent.com<br />

Kontakt- und Kontrollgruppe aber <strong>de</strong>nnoch ein<br />

Mo<strong>de</strong>ll ist. Es kann nämlich auf Einzelkun<strong>de</strong>nbasis<br />

nie gesagt wer<strong>de</strong>n, ob ein Kontrollgruppenkun<strong>de</strong>,<br />

wenn er <strong>de</strong>nn kontaktiert wor<strong>de</strong>n<br />

wäre, einen bestimmten verän<strong>de</strong>rten Umsatz<br />

erbracht hätte. Über die gesamte Gruppe kann<br />

jedoch ein durchschnittlicher Wert angegeben<br />

wer<strong>de</strong>n. In diesem Fall wer<strong>de</strong>n bei O2 für die<br />

Bewertung eines Kampagnenkontaktes<br />

(o<strong>de</strong>r einer Kontaktgruppenteilnahme) eines<br />

Kun<strong>de</strong>n im Nachhinein <strong>de</strong>ssen Umsatzdaten<br />

aus einem Siebenmonatsintervall<br />

(drei Monate vor <strong>de</strong>m Kontakt, <strong>de</strong>r Kontaktmonat<br />

und drei Monate danach) zur Berechnung<br />

<strong>de</strong>r Kampagneneffekte hinzugezogen. In an<strong>de</strong>ren<br />

Geschäftsfel<strong>de</strong>rn variieren natürlich die<br />

Metho<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>numsatz zu berech-<br />

nen. Auch die Modalität <strong>de</strong>s Vergleichs zwischen<br />

Kontakt- und Kontrollgruppe ist variabel.<br />

Der Kern <strong>de</strong>r neuen Methodik ist von <strong>de</strong>r Berechnung<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>numsatzes unabhängig:<br />

Messung <strong>de</strong>s Kampagnenerfolgs bei allen<br />

Kampagnenteilnehmern, Ablösung von abstrakten<br />

Erfolgskriterien, Umsatz als eine vergleichbare<br />

Messgröße für alle Kampagnen,<br />

kausal nachvollziehbarer Effekt durch unabhängige<br />

Kontrollgruppen. Aus dieser Betrachtung<br />

ergeben sich interessante Rückschlüsse für die<br />

künftige Kampagnenoptimierung.<br />

Mit dieser Methodik lassen sich beson<strong>de</strong>rs erfolgreiche,<br />

aber auch weniger effektive Kampagnen<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren und neue I<strong>de</strong>en für Kampagnen<br />

und Zielgruppenselektionen generieren.<br />

Die anfänglich skeptischen Produktmanager<br />

haben sich schnell mit <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> angefreun<strong>de</strong>t.<br />

Beson<strong>de</strong>rs attraktiv aus ihrer Sicht ist,<br />

dass positive Umsatzeffekte, die vorher übersehen<br />

wor<strong>de</strong>n wären, weil sie zu spät o<strong>de</strong>r auf unvorhergesehenen<br />

Kanälen realisiert wer<strong>de</strong>n,<br />

ebenfalls <strong>de</strong>m Kampagnenerfolg zugeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n können. Diese Effekte können in<br />

<strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>n berichteten Umsatzverlust durch<br />

Kannibalisierungseffekte mehr als ausgleichen.<br />

Fazit<br />

Die Methodik schafft Transparenz und steigert<br />

die Vergleichbarkeit von Kampagnen. Dadurch<br />

können zwar auch unangenehme Wahrheiten<br />

ans Licht gebracht wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel durch<br />

<strong>de</strong>n Übergang vom reinen Zählen positiver Ereignisse<br />

zum Ausweisen von Umsatzeffekten,<br />

die im Einzelfall auch negativ ausfallen können.<br />

Für das Unternehmen ist die Umstellung auf ein<br />

<strong>de</strong>rartiges Kampagnenerfolgsreporting ein<br />

sehr sinnvoller Schritt. Diese Methodik erfor<strong>de</strong>rt<br />

eine Implementierung auf Basis <strong>de</strong>r unternehmenseigenen<br />

Daten- und Prozessstruktur.<br />

Bei <strong>de</strong>r Definition zukünftiger Kampagnen kann<br />

das Direktmarketing zusätzlich zur Umsetzung<br />

strategischer Ziele auch hinsichtlich umfassen<strong>de</strong>r<br />

finanzieller Aspekte besser planen. Dadurch<br />

können Agentur- und Kanalkosten für<br />

suboptimale Kampagnen vermie<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r profitable<br />

Kampagnen einer größeren Kun<strong>de</strong>ngruppe<br />

zugänglich gemacht wer<strong>de</strong>n.


Aufbau einer Kostenträgerrechnung<br />

auf Basis <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

Am Beispiel <strong>de</strong>r HIL GmbH<br />

von Frank Höning, Dirk Ol<strong>de</strong>rdissen und Oliver Rösch<br />

Die „HIL Heeresinstandsetzungslogistik<br />

GmbH” (nachfolgend HIL) ist eine im Februar<br />

2005 gegrün<strong>de</strong>te Public-Private-Partnership,<br />

mit <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Verteidigung<br />

sowie einer Industrieholding – bestehend<br />

aus <strong>de</strong>n Industriewerken Saar, Rheinmetall<br />

Landsysteme und Krauss-Maffei Wegmann –<br />

als Gesellschafter. Zweck <strong>de</strong>r Gesellschaft ist<br />

die Planung, Steuerung und Durchführung von<br />

Materialerhaltungsaufgaben (Wartung und<br />

Instandsetzung) für gepanzerte Waffensysteme<br />

und Geräte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr.<br />

Die bei <strong>de</strong>r Materialerhaltung anfallen<strong>de</strong>n<br />

Aufgaben – kleinere Fristenarbeiten und Reparaturen<br />

sowie eine Komplettzerlegung im<br />

Rahmen einer Werksinstandsetzung – wer<strong>de</strong>n<br />

in drei Werken, acht Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />

und in über fünfzig Stützpunkten mit insgesamt<br />

etwa 2300 Mitarbeiter erbracht. In viele<br />

dieser Arbeiten wer<strong>de</strong>n auch Externe – Partner<br />

<strong>de</strong>r Industrieholding wie auch Dritte – einbezogen.<br />

Zwingen<strong>de</strong> Vorgabe ist es, eine tägliche<br />

Geräteverfügbarkeit für <strong>de</strong>n militärischen<br />

Einsatz von min<strong>de</strong>stens 70 Prozent<br />

sicherzustellen.<br />

Festgehalten wur<strong>de</strong> die Zusammenarbeit in<br />

einem umfassen<strong>de</strong>n Leistungsvertrag, welcher<br />

neben <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r zu erbringen<strong>de</strong>n<br />

Leistungen, Vorgaben zur Kalkulation (z. B.<br />

Instandsetzungsstun<strong>de</strong>n je Materialplanungsnummer)<br />

sowie zum Reporting <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r<br />

Instandsetzung anfallen<strong>de</strong>n Kosten auch die<br />

Implementierung eines integrierten Informationssystems<br />

enthält. Die Gesellschafter waren<br />

sich einig, dass es als Voraussetzung für die<br />

Umsetzung <strong>de</strong>r Vertragsinhalte ein einfaches<br />

unternehmensweites Prozessmo<strong>de</strong>ll mit<br />

klaren Rollen und Verantwortlichkeiten<br />

brauchte, welches auch die externen Leistungserbringer<br />

einbezog. Denn je einfacher<br />

und transparenter die Geschäftsabläufe, <strong>de</strong>sto<br />

einfacher ist die Konzeption einer aussagekräftigen<br />

Kostenträgerrechnung sowie die nachfolgen<strong>de</strong><br />

ERP-Einführung.<br />

Die Fallstudie illustriert, wie es HIL gelungen ist,<br />

(1) die Wertschöpfung mittels einfacher und<br />

transparenter Geschäftsprozesse zu strukturieren<br />

sowie (2) auf <strong>de</strong>ssen Basis eine Kostenträgerrechnung<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r vertraglichen<br />

Reportingvorgaben zu <strong>de</strong>finieren.<br />

Notwendigkeit eines<br />

unternehmensweit einheitlichen<br />

Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

Um rasch mit <strong>de</strong>r Konzeption einer aussagekräftigen<br />

Kostenträgerrechnung zu beginnen,<br />

versuchte ursprünglich das Projektteam Überlegungen<br />

aus <strong>de</strong>r Gründungsphase 2004 zu<br />

nutzen. Dazu gehörte auch ein Prozessmo<strong>de</strong>ll,<br />

welches allerdings in <strong>de</strong>r Praxis nie validiert<br />

wur<strong>de</strong>. So stellte sich während <strong>de</strong>r weiteren<br />

Detaillierung und ersten Geschäftsfallsimulationen<br />

heraus, dass das ursprüngliche Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

zu viele unklare Verantwortlichkeiten<br />

und Redundanzen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Organisationseinheiten enthielt. Zu<strong>de</strong>m<br />

sorgten lange Prozessketten mit fehlen<strong>de</strong>r<br />

Rückkopplung für zahlreiche komplexe<br />

Schnittstellen, die zu unnötigem Abstim-<br />

CM Juli / August 2011<br />

mungs- und Koordinationsaufwand im Tagesgeschäft<br />

geführt hätten. Auch die Berücksichtigung<br />

und Integration <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Instandsetzung<br />

möglichen Leistungserbringer spielte bei<br />

<strong>de</strong>r Prozessmo<strong>de</strong>llierung keine beson<strong>de</strong>re<br />

Rolle.<br />

Doch gera<strong>de</strong> diesen Aspekten muss im Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit geschenkt<br />

wer<strong>de</strong>n. So stehen HIL für kleinere<br />

Reparaturen und Fristen in <strong>de</strong>r Flächenorganisation<br />

(MES 2/3) 1 sowie für die Komplettzerlegung<br />

im Rahmen einer Werksinstandsetzung<br />

(MES 4) unterschiedliche Leistungserbringer<br />

zur Verfügung, wobei zuerst die vom Bund bereitgestellten<br />

Leistungserbringer auszulasten<br />

sind (nicht budgetrelevant). Reichen diese Kapazitäten<br />

nicht aus, wer<strong>de</strong>n Instandsetzungsaufträge<br />

auch an die Industrie vergeben (Budget-relevant)<br />

(siehe Abbildung 1).<br />

Es brauchte also ein Prozessmo<strong>de</strong>ll mit einfachen<br />

Wertflüssen für alle Leistungserbringer,<br />

um <strong>de</strong>m vertraglich <strong>de</strong>finierten Nachweis <strong>de</strong>r<br />

während <strong>de</strong>r Instandsetzung angefallenen Kosten<br />

nachzukommen. Auf Basis dieser Erkenntnisse<br />

traf die Geschäftsleitung <strong>de</strong>r HIL im Juni<br />

2006 die Entscheidung, ein neues Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

zu entwerfen. Dieses sollte<br />

(1) modular mit klar abgegrenzten Verantwortungsbereichen<br />

aufgebaut sein,<br />

(2) eine ein<strong>de</strong>utige Zuordnung <strong>de</strong>r Prozessressourcen<br />

sowie Aufgaben und Kompetenzen<br />

erlauben,<br />

(3) einer logisch abgeleiteten Schnittstellenarchitektur<br />

nach <strong>de</strong>m „Auftraggeber-Auftragnehmerprinzip“<br />

folgen und<br />

75


76<br />

Aufbau einer Kostenträgerrechnung auf Basis <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

Abb. 1: Leistungserbringerübersicht<br />

(4) die Integration bzw. Abbildung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Leistungserbringer erlauben.<br />

Einheitliches und einfaches Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

über mehrere Zyklen<br />

Die Basis <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llierung bil<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nprozess<br />

mit unterschiedlichen Zeithorizonten<br />

und die Strukturierung <strong>de</strong>s Leistungsangebotes<br />

<strong>de</strong>r HIL. Die sich daraus ergeben<strong>de</strong>n<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen bedingten eine Unterscheidung<br />

<strong>de</strong>r Leistungserbringung in vier verschie<strong>de</strong>ne<br />

Geschäftszyklen:<br />

(1)“Strategische Unternehmens- & Produkt-<br />

Entwicklung / Innovation”,<br />

Abb. 2: Geschäftsbeziehungszyklus und Leistungsstrukturierung<br />

(2) „Jahresplanung”,<br />

(3) „rollieren<strong>de</strong> Monatsplanung” und<br />

(4) „Ausführung”, wobei insbeson<strong>de</strong>re die Zyklen<br />

zwei bis vier für <strong>de</strong>n Entwurf <strong>de</strong>r Prozesslandschaft<br />

bzw. die Strukturierung <strong>de</strong>r Leistungserbringung<br />

entschei<strong>de</strong>nd waren. Diese<br />

Zyklen bauen aufeinan<strong>de</strong>r auf und konkretisieren<br />

die Leistungserstellung schrittweise bis ins<br />

Tagesgeschäft (siehe Abbildung 2).<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Jahresplanung wird zunächst<br />

<strong>de</strong>r Instandsetzungsbedarf <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>n Instandsetzungskapazitäten <strong>de</strong>r internen<br />

und externen Leistungserbringer sowie mit<br />

<strong>de</strong>m vorhan<strong>de</strong>nen Budget in Einklang gebracht<br />

und ein abgestimmter Jahresplan mit<br />

Stückzahlen pro Gerätetyp auf Monatsbasis für<br />

die Anlieferung <strong>de</strong>r Geräte verabschie<strong>de</strong>t. Dieser<br />

Plan wird unter Berücksichtigung aktueller<br />

Informationen aus laufen<strong>de</strong>n Aufträgen (Arbeitsstand,<br />

Ressourcenbelastung etc.) in <strong>de</strong>r<br />

rollieren<strong>de</strong>n Monatsplanung fortgeschrieben<br />

und auf Wochenbasis weiter konkretisiert. Im<br />

Ausführungszyklus erfolgt dann die Beplanung<br />

<strong>de</strong>r aktuellen Aufträge bis auf Arbeitsplatzebene.<br />

Um dieses zyklische Vorgehen prozessual abzubil<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>finierte das Projektteam unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Vorgaben <strong>de</strong>r Geschäftsleitung<br />

ein Prozessmo<strong>de</strong>ll, welches für alle Zyklen<br />

gültig ist und wenige, aber transparente<br />

sowie durchgängige Prozesse enthielt. Die<br />

Schnittstellen zwischen <strong>de</strong>n Prozessen sind<br />

ein<strong>de</strong>utig und basieren auf einfachen Auftraggeber-Auftragnehmer-Beziehungen<br />

– genauso<br />

wie jene zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n bzw. Lieferanten<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Insgesamt besteht das Prozessmo<strong>de</strong>ll aus fünf<br />

horizontalen Prozesskaska<strong>de</strong>n, wobei je<strong>de</strong>r<br />

Prozesskaska<strong>de</strong> eine klare Rolle in <strong>de</strong>r Leistungserstellung<br />

mit ein<strong>de</strong>utigen Verantwortlichkeiten<br />

zugeordnet ist (siehe Abbildung 3).


Abb. 3: Prozessmo<strong>de</strong>ll HIL GmbH (vereinfachte Darstellung)<br />

Die erste Prozesskaska<strong>de</strong> (Kun<strong>de</strong>nmanagement)<br />

ist die konkrete Leistungsvereinbarung<br />

und ist für die Ermittlung und Terminierung<br />

<strong>de</strong>s Instandsetzungsbedarfs (Fristen,<br />

restliche Bedarfe) sowie für die Sicherstellung<br />

<strong>de</strong>r Geräteverfügbarkeit verantwortlich. Das<br />

Leistungsmanagement – die zweite Kaska<strong>de</strong><br />

– besitzt einen Überblick über das Kapazitätsangebot<br />

<strong>de</strong>r internen (HIL Werke, Fläche) sowie<br />

<strong>de</strong>r externen Leistungserbringer (Unterauftragnehmer<br />

o<strong>de</strong>r UAN) und ist für die<br />

Zuteilung <strong>de</strong>r Wartungs- und Instandsetzungsaufträge<br />

auf die Leistungserbringer zuständig.<br />

Die dritte Kaska<strong>de</strong> übernimmt die Wartung und<br />

Instandsetzung <strong>de</strong>r Geräte bzw. Systeme, die<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Qualitätskontrolle sowie die<br />

Rückführung <strong>de</strong>r gewarteten bzw. instand gesetzten<br />

Systeme zum Kun<strong>de</strong>n. Gleiches gilt für<br />

die vierte Kaska<strong>de</strong>, welche sich aber ausschließlich<br />

um die Baugruppeninstandsetzung<br />

inkl. Qualitätskontrolle sowie Rückführung <strong>de</strong>r<br />

gewarteten bzw. instand gesetzten Baugruppen<br />

verantwortlich zeichnet.<br />

Bei <strong>de</strong>r dritten und vierten Kaska<strong>de</strong> kommen<br />

<strong>de</strong>r modulare Aufbau <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls so-<br />

wie die klaren Leistungsbeziehungen zum<br />

Tragen, die eine einfache Integration und Abbildung<br />

sämtlicher Leistungserbringer erlauben.<br />

Ange<strong>de</strong>utet ist diese Einbindung durch die Segmentierung<br />

<strong>de</strong>r dritten und vierten Prozesskaska<strong>de</strong>.<br />

Die Ansteuerung <strong>de</strong>r jeweiligen Prozesskaska<strong>de</strong><br />

übernimmt das Leistungsmanagement.<br />

Die fünfte Kaska<strong>de</strong> ist für die Beschaffung<br />

von Material bzw. die Beistellung von<br />

Ersatzteilen durch das BMVg verantwortlich<br />

(siehe Abbildung 3).<br />

Vertragliche Anfor<strong>de</strong>rungen an<br />

das Berichtsmo<strong>de</strong>ll<br />

Auf Basis dieses einfachen Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

musste nun ein aussagekräftiges Berichtsmo<strong>de</strong>ll<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r vertraglichen<br />

Vorgaben entworfen wer<strong>de</strong>n. In diesen ist beispielsweise<br />

festgehalten, für welche Gerätetypen<br />

in welcher Stückzahl die Materialverantwortung<br />

zu übernehmen ist. Je Gerätetyp ist im<br />

Leistungsvertrag ein Stun<strong>de</strong>nwert hinterlegt,<br />

<strong>de</strong>ssen Wert <strong>de</strong>n angenommenen Instandhaltungsaufwand<br />

im Jahresdurchschnitt vorgibt.<br />

Aus <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Geräte und <strong>de</strong>m vereinbarten<br />

Bedarf an Instandsetzungsaufwand in<br />

CM Juli / August 2011<br />

Stun<strong>de</strong>n errechnet sich letztlich <strong>de</strong>r logistische<br />

Bedarf bzw. SOLL-Aufwand.<br />

Zur Ver<strong>de</strong>utlichung: Hätte HIL eine Geräteanzahl<br />

von 100 Geräten für eine bestimmte Planungsnummer<br />

mit einem durchschnittlichen Instandhaltungsaufwand<br />

von 50 Stun<strong>de</strong>n übernommen,<br />

so wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r SOLL-Aufwand für die Instandsetzung<br />

bei 5000 Stun<strong>de</strong>n liegen.<br />

Aufgabe von HIL war es nun, diesen vertraglich<br />

vorgegebenen SOLL-Aufwand unter Vorgabe<br />

<strong>de</strong>r Geräteverfügbarkeit und unter Einhaltung<br />

<strong>de</strong>s zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Budgets nicht zu<br />

überschreiten.<br />

Der Instandsetzungsauftrag als<br />

Kostenträger<br />

Für die Messung <strong>de</strong>r Zielerreichung war es nun<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, die IST-Werte (Kosten und zeitlicher<br />

Aufwand <strong>de</strong>r einzelnen durchgeführten<br />

Instandsetzungsmaßnahmen) aus aktuellen<br />

und bereits abgeschlossenen Instandhaltungsaufträgen<br />

zu ermitteln. Dazu bediente sich HIL<br />

<strong>de</strong>r Kostenträgerrechnung. Diese beschreibt,<br />

welche betrieblichen Produkte o<strong>de</strong>r Leistungen<br />

77


78<br />

Aufbau einer Kostenträgerrechnung auf Basis <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

(Kostenträger) die angefallenen Kosten verursacht<br />

haben, und rechnet sie diesen zu.<br />

Als Kostenträger bei HIL dienten die Instandsetzungsaufträge<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Leistungserbringer,<br />

die für die Instandsetzung <strong>de</strong>r über 6000<br />

Einzelgeräte (vom Kampfpanzer Leopard über<br />

geschützte Fahrzeuge bis hin zur Faltfestbrücke)<br />

zur Verfügung stehen (vgl. Abbildung 1).<br />

Ziel war es, sämtliche während <strong>de</strong>r Instandhaltung<br />

<strong>de</strong>r Geräte anfallen<strong>de</strong>n Kosten<br />

und Zeiten auf die Aufträge zu verrechnen,<br />

um ein realistisches Bild <strong>de</strong>r IST-Situation<br />

zu erhalten. Die Kostenträgerrechnung musste<br />

dabei so konzipiert wer<strong>de</strong>n, dass die Erhebung<br />

<strong>de</strong>r Kosten und Zeiten über alle internen und<br />

externen Leistungserbringer gleichartig ablief,<br />

um aussagekräftige Werte <strong>de</strong>n SOLL-Zahlen<br />

gegenüberstellen zu können.<br />

Bei <strong>de</strong>r Umsetzung half <strong>de</strong>r modulare Aufbau<br />

<strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls mit seiner logisch abgeleiteten<br />

Schnittstellenarchitektur nach <strong>de</strong>m „Auftraggeber-Auftragnehmerprinzip”.<br />

Den autonom<br />

und klar voneinan<strong>de</strong>r abgegrenzten Prozesskaska<strong>de</strong>n<br />

liessen sich alle notwendigen<br />

Ressourcen (wie z. B. Personal, Betriebsmittel,<br />

Anlagen, Infrastruktur, Standorte) und Informa-<br />

Autoren<br />

Dirk Ol<strong>de</strong>rdissen<br />

ist Diplom Ökonom mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Er<br />

betreut als Leiter Controlling und IT die ERP-Software-Einführung<br />

bei HIL GmbH auf Basis eines Prozessmo<strong>de</strong>lls. Zuvor war<br />

er als Leiter Controlling und IT bei ThyssenKrupp und im Produktionscontrolling<br />

<strong>de</strong>r Teekanne GmbH.<br />

E-Mail: dirk.ol<strong>de</strong>rdissen@hilgmbh.<strong>de</strong><br />

tionen zuordnen, die für die Auftragserstellung<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind. Dadurch konnten <strong>de</strong>n Instandsetzungsaufträgen<br />

die innerhalb <strong>de</strong>r Prozesskaska<strong>de</strong><br />

anfallen<strong>de</strong>n Kosten und Zeiten<br />

ein<strong>de</strong>utig zugewiesen wer<strong>de</strong>n. Denn je<strong>de</strong>r Teilprozess<br />

innerhalb einer Kaska<strong>de</strong> führt im Instandsetzungsablauf<br />

zu Ressourcenverbräuchen,<br />

wie etwa Maschinenzeiten, Arbeitskraftstun<strong>de</strong>n<br />

und Materialverbräuche, die auf <strong>de</strong>n<br />

Kostenträger geschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Damit sorgte das Prozessmo<strong>de</strong>ll nicht nur für<br />

eine durchgängige Verantwortung für <strong>de</strong>n Geschäftsfall<br />

(System- o<strong>de</strong>r Baugruppeninstandsetzung),<br />

son<strong>de</strong>rn ermöglichte auch eine transparente<br />

Erhebung <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n Kosten und<br />

Zeiten. Aufwendige Verrechnungen zwischen<br />

System- und Baugruppeninstandsetzung entfielen.<br />

Diese Transparenz ermöglichte zu<strong>de</strong>m<br />

eine Vergleichbarkeit zwischen <strong>de</strong>n Leistungsträgern.<br />

Beispielsweise war HIL in <strong>de</strong>r Lage, die<br />

Instandsetzungsleistungen <strong>de</strong>r internen Leistungserbringer<br />

zu vergleichen, aber auch ein<br />

Vergleich mit <strong>de</strong>n externern Leistungserbringern<br />

war mittels <strong>de</strong>s neuen Mo<strong>de</strong>lls möglich.<br />

Derartige Vergleiche erhöhten nicht nur die Motivation<br />

bei <strong>de</strong>n Leistungserbringern, son<strong>de</strong>rn<br />

lieferten auch Ansatzpunkte für Verbesserungen.<br />

Dr. Frank Höning<br />

hat langjährige Erfahrung als Unternehmensberater in <strong>de</strong>r Neuausrichtung<br />

von Unternehmen. Sein Schwerpunkt liegt auf <strong>de</strong>m<br />

Entwurf strategiegerechter Prozess- und Organisationsmo<strong>de</strong>lle.<br />

Er promovierte an <strong>de</strong>r Universität St. Gallen. Heute leitet er die<br />

Practice „Geschäftsmo<strong>de</strong>lle” bei Gronova AG.<br />

E-Mail: frank.hoening@gronova.com<br />

Dipl. WiIng. Oliver Rösch<br />

hat langjährige Erfahrung als Unternehmensberater in <strong>de</strong>r Erstellung<br />

und Durchführung von Wirtschaftlichkeitsnachweisen.<br />

Er konzpierte und implementierte die Kostenträgerrechnung in<br />

<strong>de</strong>r HIL GmbH.<br />

Ein Bericht für <strong>de</strong>n schnellen<br />

Überblick<br />

Um sich nun einen schnellen Überblick über die<br />

aktuelle Aufwandssituation im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Jahresplanung ermittelten Werten und<br />

zum vertraglich vereinbarten Budget zu erhalten,<br />

wur<strong>de</strong> ein Bericht konzipiert, <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong><br />

Informationen schnell und übersichtlich<br />

darstellt. Dieser zeigt <strong>de</strong>n SOLL-, PLAN- und<br />

IST-Aufwand je Gerätetyp (Planungsnummer),<br />

aufgeteilt in die drei Bereiche MES2/3, MES 4<br />

und Baugruppen (BG) (siehe Abbildung 4).<br />

Während <strong>de</strong>r IST-Aufwand je Planungsnummer<br />

mittels Kostenträgerrechnung von aktuellen<br />

o<strong>de</strong>r abgeschlossenen Instandsetzungsaufträgen<br />

stammt, wer<strong>de</strong>n die Planzahlen durch<br />

das Kun<strong>de</strong>nmanagement im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Jahresplanung ermittelt. Dazu nimmt das<br />

Kun<strong>de</strong>nmanagement <strong>de</strong>n mutmaßlichen Instandsetzungsbedarf<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n je konkretes<br />

Gerät sowie die Zeitpunkte, zu <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

das Gerät in die Instandsetzung geben kann,<br />

auf. Dieser Bedarf wird durch das Leistungsmanagement<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Budgets sowie Kapazitäten auf die<br />

Leistungserbringer verteilt und die sich daraus<br />

ergeben<strong>de</strong>n Plankosten wer<strong>de</strong>n ermittelt. In Abstimmung<br />

mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nmanagement wer<strong>de</strong>n<br />

etwaige Än<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>r Planung vorgenommen<br />

und an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n kommuniziert.<br />

Um beim monatlichen Reporting die Entwicklung<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Planungsnummern <strong>de</strong>utlich<br />

zu machen, wur<strong>de</strong> die Abfrage als kumulierter<br />

Wert vom Jahresbeginn bis zum Abfragedatum<br />

erstellt. Dieser rollieren<strong>de</strong> Monatsplan dient <strong>de</strong>r<br />

Verfolgung <strong>de</strong>s Budgets und muss stets im Abgleich<br />

mit <strong>de</strong>m Fertigungsplan angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies erlaubt eine permanente Verfolgung<br />

<strong>de</strong>r Budgeterreichung & -erfüllung sowie die<br />

Auf<strong>de</strong>ckung möglicher Ansatzpunkte für Verbesserungen<br />

<strong>de</strong>s Instandsetzungsablaufs.<br />

Ein<strong>de</strong>utige I<strong>de</strong>ntifi zierung von<br />

Abweichungen<br />

Die mittels Kostenträgerrechnung im Ausführungszyklus<br />

und einfachem Bericht erreichte<br />

Transparenz hilft nicht nur bei <strong>de</strong>r schnellen<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung von Abweichungen, son<strong>de</strong>rn


auch bei <strong>de</strong>r gezielten Einleitung von Gegenmaßnahmen,<br />

um das vertraglich vorgegebene<br />

SOLL zu erfüllen. Wer<strong>de</strong>n Abweichungen<br />

zwischen PLAN und IST festgestellt<br />

– wie beispielsweise in Abbildung 4 bei MES4<br />

– lässt sich schnell die verantwortliche Prozesskaska<strong>de</strong><br />

i<strong>de</strong>ntifizieren, bei <strong>de</strong>r Schwierigkeiten<br />

während <strong>de</strong>r Instandsetzung aufgetreten<br />

sind, die letztlich zu Terminverzögerungen<br />

bzw. zur Nichterfüllung <strong>de</strong>r Planvorgabe geführt<br />

haben.<br />

Wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rartige Probleme registriert, wird mit<br />

<strong>de</strong>n (Prozess-) Verantwortlichen aus <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n-<br />

und Leistungsmanagement sowie <strong>de</strong>m verantwortlichen<br />

Leistungserbringer eine Lösung<br />

für das Problem erarbeitet. Dieser einfache<br />

Rückkopplungsprozess setzt bei allen beteiligten<br />

Personen einen Lerneffekt in Gang. Durch die<br />

Analyse <strong>de</strong>r Abweichungen und <strong>de</strong>n daraus<br />

resultieren<strong>de</strong>n Maßnahmen wer<strong>de</strong>n nicht<br />

nur schrittweise Verbesserungen in <strong>de</strong>n<br />

operativen Instandsetzungsabläufen vorangetrieben,<br />

son<strong>de</strong>rn auch das Zusammenspiel<br />

von Planung und Ausführung verbessert.<br />

Diese einfache Interaktion von Berichts-<br />

und Prozessmo<strong>de</strong>ll versetzt HIL heute in die<br />

Lage, die eigene Leistungserstellung stetig zu<br />

verbessern und dadurch das vorgegebene Unternehmensziel<br />

– die tägliche Geräteverfügbarkeit<br />

von 70 Prozent – sicherzustellen.<br />

Erkenntnisse sowie Erfahrungen<br />

während und nach <strong>de</strong>r Implementierung<br />

<strong>de</strong>r Kostenträgerrechnung<br />

Als wesentliche Erkenntnisse <strong>de</strong>s Fallbeispiels<br />

lassen sich festhalten:<br />

� Je einfacher und transparenter die Geschäftsabläufe,<br />

<strong>de</strong>sto einfacher ist die<br />

Konzeption und Implementierung einer<br />

aussagekräftigen Kostenträgerrechnung:<br />

Mittels <strong>de</strong>r klar voneinan<strong>de</strong>r abgegrenzten<br />

Prozesskaska<strong>de</strong>n konnten <strong>de</strong>n Instandhaltungsaufträgen<br />

als Kostenträger<br />

neben <strong>de</strong>n anfallen<strong>de</strong>n Kosten auch die benötigten<br />

Instandsetzungszeiten klar zugewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies galt nicht nur im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r konzeptionellen Arbeit, son<strong>de</strong>rn<br />

auch für die Umsetzung sowie <strong>de</strong>n späteren<br />

Datenabgriff im SAP-System.<br />

� Ein methodisches Vorgehen<br />

bil<strong>de</strong>t die Konstante<br />

im Wan<strong>de</strong>l: Der<br />

Aufbau <strong>de</strong>s Prozess-<br />

sowie Berichtsmo<strong>de</strong>lls<br />

war für alle Beteiligten<br />

<strong>de</strong>s jungen Unternehmens<br />

ein großer Kraftakt.<br />

Doch durch eine<br />

klare, zeitliche und logische<br />

Strukturierung<br />

<strong>de</strong>s Transformationsprozesses<br />

in (1) die Definition<br />

<strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls, (2) <strong>de</strong>n Aufbau<br />

<strong>de</strong>r Kostenträgerrechnung und (3) einer anschließen<strong>de</strong>n<br />

Umsetzung aller Überlegungen<br />

in SAP konnten die Vorgaben <strong>de</strong>s<br />

Leistungsvertrages erfolgreich umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Abb. 4: Berichtslayout<br />

� Ein erkennbarer Nutzen ist für die Mitarbeiterunterstützung<br />

entschei<strong>de</strong>nd: Die<br />

bei je<strong>de</strong>r Transformation vorhan<strong>de</strong>nen Ängste<br />

und Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> konnten durch das Aufzeigen<br />

von Vorteilen und Nutzen <strong>de</strong>r neuen<br />

Lösung in Unterstützung umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Folge waren bspw. intensive Diskussionen<br />

über die Konzeption <strong>de</strong>s Kostenträgers<br />

und <strong>de</strong>n Datenabgriff im Prozessmo<strong>de</strong>ll.<br />

Durch diese gemeinsamen Diskussionen<br />

wuchsen die Mitarbeiter zusammen<br />

und trieben <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>s jungen Unternehmens<br />

weiter voran.<br />

� Eine aussagekräftige Kostenträgerrechnung<br />

verbessert die Entscheidungsgrundlage wesentlich:<br />

Durch die mittels Kostenträgerrechnung<br />

erreichte Transparenz konnten<br />

bspw. diejenigen Produkte aufge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n,<br />

die <strong>de</strong>n geplanten Instandsetzungsbedarf<br />

überschreiten. Für diese „Problemprodukte“<br />

konnten anschließend gezielte Maßnahmen<br />

für Effizienzsteigerungen <strong>de</strong>finiert<br />

o<strong>de</strong>r – sofern dies nicht möglich war – eine<br />

vertragliche Kalkulationsanpassung angestossen<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Qualität <strong>de</strong>r Planung<br />

sowie die Prognosefähigkeit <strong>de</strong>r zukünftigen<br />

Instandsetzungsbedarfe wur<strong>de</strong>n auf diese<br />

Weise stetig verbessert.<br />

Die Kostenträgerrechnung nutzte aber auch<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n. Ihm lagen nun wesentliche Informationen<br />

über die Life-Cycle-Costs seiner Sys-<br />

teme vor. Diese halfen ihm bspw. bei Entscheidungen<br />

über <strong>de</strong>n weiteren Betrieb bestimmter<br />

Systeme.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Beitrag zeigt, wie es HIL gelungen ist, (1)<br />

die Wertschöpfung mittels einfacher und transparenter<br />

Geschäftsprozesse zu strukturieren<br />

sowie (2) auf <strong>de</strong>ssen Basis eine Kostenträgerrechnung<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r vertraglichen<br />

Reportingvorgaben zu <strong>de</strong>finieren. Dabei<br />

half <strong>de</strong>r modulare Aufbau <strong>de</strong>s Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

mit seinen klaren Auftraggeber-Auftragnehmerbeziehungen.<br />

Durch die klare Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Prozesskaska<strong>de</strong>n konnten die im Rahmen<br />

einer Instandsetzung anfallen<strong>de</strong>n Kosten<br />

und Zeiten <strong>de</strong>n Kostenträgern ein<strong>de</strong>utig zugeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Fußnote<br />

CM Juli / August 2011<br />

Planungsnummer "X" SOLL PLAN IST<br />

Stun<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n<br />

MES 23 500 350 600<br />

HIL Fläche 200<br />

AIB 200<br />

UAN Fläche 200<br />

MES 4 400 700 500<br />

HIL Werke 150 150<br />

UAN 550 350<br />

BG 200 100 180<br />

HIL Werke 40 60<br />

UAN 60 120<br />

Summe 1.100 1.150 1.280<br />

1 HIL unterscheitet grundsätzlich zwei Materialerhaltungsstufen<br />

(MES). Diese MES beschreiben<br />

die Tiefe <strong>de</strong>r Instandsetzung in Bezug auf<br />

Zeitaufwand und notwendige technische Einrichtungen.<br />

Die MES 23 beinhaltet Reparaturen<br />

und Wartungsarbeiten, die mit <strong>de</strong>nen einer Autowerkstatt<br />

vergleichbar sind. Die MES 4 ist<br />

eine Instandsetzungstiefe, die in <strong>de</strong>r Regel die<br />

technischen Einrichtungen eines Instandhaltungswerkes<br />

benötigt.<br />

79


80<br />

Corporate Happiness<br />

Corporate Happiness<br />

Wie die positive Psychologie und Hirnforschung auf <strong>de</strong>m Weg zu<br />

mehr Rendite ihr Controlling verän<strong>de</strong>rt<br />

von Oliver Haas und Norbert Heigl<br />

Gera<strong>de</strong> in Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

sind die Unternehmer beson<strong>de</strong>rs auf <strong>de</strong>r<br />

Suche nach zusätzlichen Umsatzpotenzialen<br />

bzw. einer Optimierung <strong>de</strong>r Kostenstruktur. Oftmals<br />

stehen in diesen Phasen weniger überzeichnete<br />

Renditefor<strong>de</strong>rungen von Aktionären<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund, gera<strong>de</strong> im Mittelstand geht es<br />

vielmehr um das wirtschaftliche Überleben<br />

bzw. die Bestandssicherung.<br />

Was <strong>de</strong>n meisten Zielsystemen in<br />

Unternehmen fehlt<br />

Wo sich die zusätzliche Rendite in <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen versteckt<br />

Der nachfolgen<strong>de</strong> Artikel zeigt Möglichkeiten<br />

zur Umsatzerlössteigerung bzw. gleichzeitigen<br />

Kostenreduktion auf.<br />

Die wissenschaftliche Grundlage hierzu sind<br />

neue Erkenntnisse <strong>de</strong>r Gehirnforschung<br />

und <strong>de</strong>r positiven Psychologie, die ein Um<strong>de</strong>nken<br />

von Unternehmern und Mitarbeitern<br />

for<strong>de</strong>rn.<br />

Heuristisch erdachte Managementtechniken<br />

müssen sich <strong>de</strong>m Mensch im Unternehmen<br />

stellen, <strong>de</strong>r sich durch seine Evolution für ein<br />

Leben auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> angepasst hat (vgl. Abbil-<br />

dung 1). Die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Berufsalltags<br />

an <strong>de</strong>n Menschen haben sich in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahrzehnten stark verän<strong>de</strong>rt (starke Hektik,<br />

Multitasking, Fremdbestimmtheit, <strong>de</strong>r gefühlte<br />

Druck, „funktionieren zu müssen” etc.) und sind<br />

weit von <strong>de</strong>m entfernt, für welches Leben sich<br />

<strong>de</strong>r Mensch über Jahrmillionen optimiert hat.<br />

Dieser gefühlte Wi<strong>de</strong>rspruch zwischen Wohlfühlen<br />

und Leistung kann sich in Nie<strong>de</strong>rgeschlagenheit,<br />

Depressionen o<strong>de</strong>r Burn-Outs<br />

äußern, zum Leidwesen von Mitarbeitern und<br />

Stakehol<strong>de</strong>rn.<br />

An dieser Stelle ist beson<strong>de</strong>rs herauszuheben,<br />

dass die Autoren u. a. nicht nur Arbeits- und<br />

Organisationspsychologen sind, die (lediglich)<br />

für mehr Ethik in Unternehmen werben, son<strong>de</strong>rn<br />

Finanzexperten, die Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

in Unternehmen als klassische Investitionsrechnungen<br />

begreifen und <strong>de</strong>n Unternehmenswert<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Betrachtung<br />

stellen. Die Ergebnisse <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns müssen<br />

sich also immer auch finanziell lohnen. Zu<strong>de</strong>m<br />

geht es in diesem Artikel nicht darum, zu beobachten,<br />

was nicht richtig läuft, son<strong>de</strong>rn, auf<br />

einer ganz handfesten finanziellen Betrachtungsweise,<br />

echte Handlungsempfehlungen zu<br />

geben.<br />

Abb. 1: Der Mensch optimiert sich im Laufe <strong>de</strong>r Evolution für ein Leben auf <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>. Die Managementlehre<br />

kreiert Arbeitsplätze und -abläufe und beklagt dabei fehlen<strong>de</strong> Motivation <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />

Der Status Quo in Unternehmen: Fehlen<strong>de</strong>s<br />

Engagement <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

Vergleicht man Studien, die die Motivation und<br />

das Engagement <strong>de</strong>r Mitarbeiter in <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen untersuchen, sind die Ergebnisse<br />

alarmierend. 66 % <strong>de</strong>r Mitarbeiter machen Dienst<br />

nach Vorschrift, weitere 23 % haben sich bereits<br />

innerlich verabschie<strong>de</strong>t (vgl. Abbildung 2).<br />

Wen<strong>de</strong>t man diese Durchschnittsbetrachtung<br />

auf ein Unternehmen mit 100 Mitarbeitern an,<br />

ist das Resultat: sinnlos investierte Personalkosten<br />

von monatlich (!) 80.000 Euro.<br />

Dies sind jedoch nur die direkt sichtbaren, unnötigen<br />

Kosten. Ausgaben für Headhunter, Einarbeitungszeiten<br />

von über 6 Monaten, <strong>de</strong>r Abriss<br />

von bestehen<strong>de</strong>n Mitarbeiter-Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

etc. zeigen, dass die wirklichen Kosten<br />

noch weit höher anzusetzen sind.<br />

Noch interessanter als das Ergebnis <strong>de</strong>r Umfrage<br />

sind die Antworten <strong>de</strong>r Mitarbeiter, warum<br />

sie sich so wenig engagieren. Nicht etwa fehlen<strong>de</strong><br />

Vergütung, son<strong>de</strong>rn mangeln<strong>de</strong> Wertschätzung,<br />

sinnlos empfun<strong>de</strong>ne Arbeit und<br />

„nicht als Mensch im Unternehmen gesehen<br />

wer<strong>de</strong>n” sind die Hauptverursacher <strong>de</strong>s geringen<br />

Engagements.<br />

Die meist genannten Grün<strong>de</strong> für die wenig<br />

Engagierten (vgl. Gallup 2010):<br />

· Die Vorgesetzten interessieren sich nicht für<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeiter als Mensch.<br />

· Es fehlt an Lob und Anerkennung für gute<br />

Arbeit.<br />

· Ich weiß nicht, was von mir erwartet wird.<br />

· Ich muss Aufgaben erledigen, die mir nicht<br />

liegen.<br />

· Was ich <strong>de</strong>nke, zählt sowieso nicht


Betriebswirtschaftlich sollten diese Erkenntnisse<br />

allemal spannend sein, <strong>de</strong>nn bei <strong>de</strong>n hohen<br />

Potenzialen (nur 11 % <strong>de</strong>r Mitarbeiter sind<br />

voll engagiert!) scheint eine Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Wünsche <strong>de</strong>r Mitarbeiter (z. B. Wertschätzung)<br />

nicht viel Geld zu kosten.<br />

Warum kommt es aber <strong>de</strong>nnoch zu solchen<br />

Umfrageergebnissen? Was hemmt Unternehmer<br />

und Vorgesetzte daran, eine Unternehmenskultur<br />

zu schaffen, in <strong>de</strong>nen sich ein Großteil<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter voll engagiert? Ist <strong>de</strong>r<br />

Wunsch nach Rendite tatsächlich gegen die<br />

menschlichen Bedürfnisse <strong>de</strong>r Mitarbeiter nach<br />

Wohlfühlen gerichtet?<br />

Wenig Hilfe bei <strong>de</strong>r Suche nach mehr Engagement<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

Das Problem <strong>de</strong>r Mitarbeitermotivation ist wohl<br />

genauso alt wie die Managementliteratur<br />

selbst. Und glaubt man <strong>de</strong>n Aussagen vieler<br />

Unternehmer, wird hier auch Einiges getan.<br />

Vereinzelt mag das auch stimmen. Doch isolierte<br />

Teambuildingmaßnahmen in Hochseilgärten,<br />

<strong>de</strong>r Bau von Fitnessstudios im Unternehmen<br />

o<strong>de</strong>r das Angebot eines Hem<strong>de</strong>nbügelservice<br />

für die eigenen Führungskräfte<br />

polieren nur die Oberfläche <strong>de</strong>r Mitarbeiterzufrie<strong>de</strong>nheit.<br />

Den investierten Kosten in diese<br />

gut gemeinten Maßnahmen steht kaum ein<br />

nachhaltiger Nutzen gegenüber. Der Blick in<br />

die nahe Zukunft zeigt, dass diese Problematik<br />

für die Unternehmen noch ernster wird. Im Vergleich<br />

zur Generation unserer Eltern haben wir<br />

<strong>de</strong>utlich geringere echte finanzielle Existenzängste.<br />

Vielmehr wer<strong>de</strong>n die Sinnhaftigkeit <strong>de</strong>s<br />

eigenen Tuns, <strong>de</strong>r Spaß in <strong>de</strong>r Arbeit und die<br />

Vereinbarkeit von Arbeit und Beruf zu neuen<br />

Abb. 3: Mitarbeiter im Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Zeit<br />

Abb. 2: Engagement von Mitarbeitern in Deutschland,<br />

vgl. Gallup (2010)<br />

Auswahlkriterien bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

(vgl. Abbildung 3).<br />

Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Es wird in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren <strong>de</strong>utlich schwieriger, Mitarbeiter mit reinen<br />

Vergütungssystemen zu engagieren. Branchen<br />

mit einem generell schwierigen Arbeitsumfeld<br />

beklagen schon heute einen gravieren<strong>de</strong>n<br />

Mangel an qualifizierten Fachkräften.<br />

Viele Hoteliers klagen beispielsweise über die<br />

geringe Auswahl an gutem Personal. Wer es<br />

sich aussuchen kann, mei<strong>de</strong>t 6-Tagesschichten<br />

und Arbeiten am Wochenen<strong>de</strong>. Noch vor einigen<br />

Jahren akzeptierten Mitarbeiter eine<br />

geringere Lebensqualität durch einen finanziellen<br />

Ausgleich (vgl. Abbildung 3).<br />

Viele Mitarbeiter greifen angesichts steigen<strong>de</strong>r<br />

Depressions- und Burn-Out-Raten verzweifelt<br />

zur Selbsthilfeliteratur, die mit „77 Wegen zum<br />

Glück” o<strong>de</strong>r ähnlichen Rezepten viel verspricht,<br />

aber wenig hält. Der mittlerweile milliar<strong>de</strong>nschwere<br />

Markt <strong>de</strong>r Selbsthilfebewegung<br />

CM Juli / August 2011<br />

zeigt die steigen<strong>de</strong> Suche <strong>de</strong>s Individuums<br />

nach Anerkennung, Wertschätzung und<br />

Sinnhaftigkeit. An dieser verän<strong>de</strong>rten Ausrichtung<br />

wird kein Unternehmen in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren vorbei kommen. Unternehmen können<br />

dies als strategische Positionierung frühzeitig<br />

nutzen und sich als attraktiver Arbeitgeber<br />

etablieren.<br />

Die konsequente Orientierung<br />

eines Unternehmens an Corporate<br />

Happiness<br />

Neue Erkenntnisse <strong>de</strong>r positiven Psychologie<br />

und Hirnforschung für <strong>de</strong>n Erfolg von<br />

Unternehmen<br />

Seit Martin Seligmann, <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r<br />

amerikanischen Psychologen, im Jahr 2000<br />

die positive Psychologie ausgerufen hat, hat<br />

sich viel getan. An <strong>de</strong>n Eliteuniversitäten in Harvard,<br />

Pennsylvania etc. sind Lehrstühle gegrün<strong>de</strong>t<br />

und Forschungsgel<strong>de</strong>r in Millionenhöhe investiert<br />

wor<strong>de</strong>n, um auf wissenschaftlicher Basis<br />

zu ergrün<strong>de</strong>n, was <strong>de</strong>n Menschen gesün<strong>de</strong>r,<br />

glücklicher und zugleich kreativer und leistungsstärker<br />

macht. Entschei<strong>de</strong>nd hierbei ist<br />

die Fundierung <strong>de</strong>r Corporate Happiness<br />

durch wissenschaftliche Experimente.<br />

Unser Unterbewusstsein wird in <strong>de</strong>r betriebswirtschaftlichen<br />

Managementlehre viel zu wenig<br />

beachtet, hat jedoch einen weit größeren<br />

Einfluss auf unsere Zufrie<strong>de</strong>nheit und unseren<br />

Leistungswillen als unser Bewusstsein (vgl. Abbildung<br />

4).<br />

Einige Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r positiven Psychologie<br />

(vgl. <strong>de</strong>tailliert Haas, 2010).<br />

81


82<br />

Corporate Happiness<br />

Abb. 4: Bewusstsein und Unterbewusstsein von Mitarbeitern<br />

Auf Basis <strong>de</strong>r positiven Psychologie erscheint<br />

die Führung von an<strong>de</strong>ren Mitarbeitern, aber<br />

auch die eigene Führung unter einem neuen<br />

Licht. Bevor wir auf die Auswirkungen auf das<br />

Controlling kommen, hier ein kurzer Einblick in<br />

die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse <strong>de</strong>r<br />

positiven Psychologie:<br />

· Die Wissenschaft zeigt, dass höhere Vergütungs-<br />

und Karrierestufen nur eine zeitlich<br />

kurze Wirkung von wenigen Wochen haben.<br />

Das Engagement von Mitarbeitern kann man<br />

sich also (kaum) mit Gehaltsschecks kaufen.<br />

· Wenn Mitarbeiter ihre eigenen Stärken in <strong>de</strong>r<br />

Arbeit einbringen können, wirkt sich das sehr<br />

positiv nicht nur auf ihre Leistung, son<strong>de</strong>rn<br />

auch auf ihr Wohlbefin<strong>de</strong>n und ihre weitere<br />

Autoren<br />

Karriere aus. Das Selbstbewusstsein und <strong>de</strong>r<br />

Spaß an <strong>de</strong>r Arbeit steigen.<br />

· Gut gemeintes, aber falsch formuliertes Lob<br />

kann unerwünschte Nebenwirkungen haben.<br />

Genauso verhält es sich mit falsch platziertem<br />

Lob (z. B. vor an<strong>de</strong>ren Kollegen, die<br />

nicht so erfolgreich sind).<br />

· Stress führt zu geringer Leistung und gesundheitlichen<br />

Schä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mitarbeiter.<br />

Stress abbauen hat allerdings nur wenig mit<br />

einer Reduktion <strong>de</strong>r Aufgabenfülle zu tun.<br />

· Durch Multitasking geraten wir in Zeitnot.<br />

· Die erfolgreichsten Teams berichten über die<br />

meisten Fehler, machen aber die wenigsten!<br />

Prof. Dr. Oliver Haas<br />

lehrt an <strong>de</strong>r FH für angewandtes Management in Erding. Als Autor ist<br />

er durch zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. zum Controlling in Sportunternehmen,<br />

bekannt. Zu<strong>de</strong>m ist er Geschäftsführer von Dreamteam<br />

Aca<strong>de</strong>my GmbH in München.<br />

E-Mail: haas@corporate.happiness.<strong>de</strong><br />

Prof. Dr. Norbert J. Heigl<br />

lehrt an <strong>de</strong>r FH für angewandtes Management in Erding. Durch<br />

seine langjährige Change-Management-Erfahrung als Arbeitsund<br />

Organisationspsychologe, sowie Pädagoge, ist er mit <strong>de</strong>m<br />

Thema Glück und seine produktiven Effekte sehr vertraut. Er ist<br />

Geschäftsführer von TCD ® GmbH, Privates Institut für Umsetzungsforschung<br />

und Anwendungstraining, Hengersberg.<br />

E-Mail: heigl@corporate.happiness.<strong>de</strong><br />

· Das Gehirn unserer Kun<strong>de</strong>n erinnert sich nur<br />

verzerrt an die Dienstleistung o<strong>de</strong>r Produkteigenschaft.<br />

Wer dies nicht beachtet, investiert<br />

sinnlos in Dienstleistungsqualität.<br />

· Eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wahrnehmung <strong>de</strong>r eigenen<br />

Arbeitsaufgabe ist möglich und führt<br />

zu mehr Gesundheit, Spaß und Leistung.<br />

· Opportunistisches Verhalten wird unbewusst<br />

in Unternehmen gelernt. Dies führt zu hoch<br />

entwickelten Controllingsystemen, die viel<br />

kosten, aber ins Leere laufen.<br />

Neue Erkenntnisse <strong>de</strong>r positiven Psychologie<br />

und Hirnforschung zweifeln zentrale<br />

Prämissen <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft an<br />

Diese Erkenntnisse wer<strong>de</strong>n im Management<br />

aber eher zufällig umgesetzt. Dies hat einerseits<br />

mit ihrer Neuartigkeit zu tun, an<strong>de</strong>rerseits<br />

aber auch mit tief eingeprägten Managementprozessen.<br />

Meist ist das Vorgehen zur Unternehmenszielerreichung<br />

wie folgt. Die Ziele <strong>de</strong>r Stakehol<strong>de</strong>r<br />

wer<strong>de</strong>n hierarchisch in die Unternehmensorganisation<br />

bis auf die Arbeitspakete<br />

eines je<strong>de</strong>n Mitarbeiters heruntergebrochen.<br />

Erst auf Ebene <strong>de</strong>s Arbeitsteams<br />

wer<strong>de</strong>n Engagement und Motivation beachtet,<br />

damit die Mitarbeiter die Tätigkeiten auch erfolgreich<br />

ausführen, die ihnen zugeteilt wor<strong>de</strong>n<br />

sind. In <strong>de</strong>r beschriebenen Phase sind bereits<br />

Ressourcen zugeteilt, Arbeitsabläufe stehen<br />

weitestgehend fest, so dass es enge Schranken<br />

für <strong>de</strong>n Menschen im Unternehmen gibt.<br />

Natürlich hilft diese lineare Zielkaska<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Unternehmensführung,<br />

eine gemeinsame Zielausrichtung<br />

sicherzustellen. Doch sind lineare Zielsysteme<br />

wirklich ein vernünftiges Abbild für ein<br />

Unternehmen? Ist die Umwelt wirklich von linearen<br />

Ursache-Wirkungszusammenhängen geprägt?<br />

Ist nicht alleine <strong>de</strong>r Mensch schon ein<br />

komplexes Zusammenspiel von Organen, Umweltzustän<strong>de</strong>n,<br />

bewussten und unbewussten<br />

Vorgängen?<br />

Wollen wir wirklich sogar das zielgerichtete Zusammenleben<br />

<strong>de</strong>r Menschen im Unternehmen<br />

– je<strong>de</strong>r Mitarbeiter für sich kann schon nicht in


mathematischen Gleichungen beschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n – so einfach abbil<strong>de</strong>n? Es sei nur auf<br />

die Medizin verwiesen, die seit Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />

versucht, <strong>de</strong>n Menschen gezielt positiv zu beeinflussen.<br />

Bei fast je<strong>de</strong>m Versuch sehen sich<br />

hierbei Ärzte mit <strong>de</strong>r Komplexität <strong>de</strong>s menschlichen<br />

Körper konfrontiert.<br />

Durch das Herunterbrechen von Unternehmenszielen<br />

auf die Mitarbeiter bleibt oft die<br />

Masse <strong>de</strong>r Mitarbeiter „auf <strong>de</strong>r Strecke”,<br />

was sich in geringem Engagement, Fehltagen,<br />

Burn Outs und Depressionen äußert. Viel<br />

schlimmer aber ist, dass sich die Weltbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Führungskräfte (vgl. Abbildung 5) verstärken<br />

(vgl. hierzu Haas (2010, S. 42 ff)).<br />

Mitarbeiter, die nicht voll engagiert sind, wer<strong>de</strong>n<br />

aus ihrer Nichtberücksichtigung opportunistisch<br />

han<strong>de</strong>ln – als Konsequenz und nicht als<br />

Ursache!<br />

Controllinginstrumente können diesen Opportunismus<br />

zu Tage bringen und versuchen zu<br />

mil<strong>de</strong>rn. Sinnvoller als viel Geld in <strong>de</strong>rartige Instrumente<br />

zu investieren wäre es allerdings,<br />

das Problem bei <strong>de</strong>n Wurzeln zu packen und<br />

die Managementpyrami<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Kopf zu stellen<br />

(vgl. Abbildung 6) und zusätzlich zu fragen,<br />

wie ein Unternehmen optimal auf die Potenziale<br />

seiner Mitarbeiter zugreifen kann.<br />

Nicht nur je<strong>de</strong>r Mitarbeiter wird dieses ergänzen<strong>de</strong><br />

Vorgehen begrüßen, auch die finanzielle<br />

Lage <strong>de</strong>s Unternehmens wird sich hierdurch<br />

verbessern (vgl. u. a. Gallup (2010)).<br />

Wenn die in Aussicht gestellte Unternehmenswertsteigerung<br />

realisiert wer<strong>de</strong>n soll, muss das<br />

Zielsystem von Unternehmen um Determinanten<br />

von Corporate Happiness ergänzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Corporate Happiness darf aber nicht zufällig<br />

entstehen, son<strong>de</strong>rn muss in <strong>de</strong>r Organisation<br />

gelebt wer<strong>de</strong>n. Daher bedarf es einer konsequenten<br />

Berücksichtigung im Unternehmensalltag,<br />

und muss gemessen und nachverfolgt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Corporate Happiness Scorecard<br />

Corporate Happiness wird auf verschie<strong>de</strong>nen<br />

Ebenen erfasst:<br />

Im Gegensatz zum herkömmlichen Ansatz, die<br />

Ziele <strong>de</strong>r Stakehol<strong>de</strong>r durch die gesamte Organisation<br />

bis auf <strong>de</strong>n Mitarbeiter herunterzubrechen,<br />

fin<strong>de</strong>n sich die Ebenen <strong>de</strong>s Corporate<br />

Happiness Ansatzes in einer umgedrehten Pyrami<strong>de</strong><br />

wie<strong>de</strong>r. Dies spiegelt die zentrale Rolle<br />

<strong>de</strong>s „Einsatzfaktors” Mensch in <strong>de</strong>n meisten<br />

Produktions-, vor allem aber Dienstleistungsprozessen<br />

wie<strong>de</strong>r. Die einzelnen Ebenen wer<strong>de</strong>n<br />

nachfolgend beschrieben.<br />

My Happiness: Die private Situation <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

und sein persönliches Wohlbefin<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Ebene von My Happiness in<br />

zwei Teilbereichen erfasst. In „Private Happiness”<br />

geht es nicht darum, sich um alle Privatangelegenheiten<br />

<strong>de</strong>s Mitarbeiters zu kümmern,<br />

son<strong>de</strong>rn eher um das Wissen, dass die<br />

Leistung <strong>de</strong>s Mitarbeiters im Unternehmen<br />

<strong>de</strong>utlich erschwert wird, wenn diese Ebene<br />

nicht harmoniert. Das Unternehmen sollte sich<br />

aus Eigeninteresse zumin<strong>de</strong>st für <strong>de</strong>n privaten<br />

Bereich <strong>de</strong>s Mitarbeiters interessieren. Wenn<br />

das Privatleben <strong>de</strong>s Mitarbeiters jedoch mit <strong>de</strong>n<br />

beruflichen Anfor<strong>de</strong>rungen unvereinbar ist, sind<br />

auch hier unternehmensseitig entsprechen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen gefragt. In „Job Happiness” geht<br />

es um die Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r ausgeführten Tätigkeit<br />

an sich – noch nicht, wie diese im konkreten<br />

Unternehmen und mit <strong>de</strong>n Arbeitskollegen<br />

ausgelebt wird.<br />

Workplace: Die Arbeitsumgebung <strong>de</strong>s Mitarbeiters,<br />

<strong>de</strong>r Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten,<br />

Abb. 5: Traditionelle Managementlehre<br />

CM Juli / August 2011<br />

seine Aufgaben und Arbeitszeit, all das wirkt<br />

direkt auf das Wohlbefin<strong>de</strong>n und die Leistungsbereitschaft<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter. Viele Determinanten<br />

sind so gestaltbar, dass <strong>de</strong>m Menschen im<br />

Unternehmen Rechnung getragen wird.<br />

Organisation: Die Ausgestaltung <strong>de</strong>s Workplace<br />

muss in <strong>de</strong>r Organisation verankert wer<strong>de</strong>n.<br />

Konkret benannte Verantwortliche müssen<br />

sich um die Erreichung <strong>de</strong>r Corporate Happiness<br />

kümmern. In Leitfä<strong>de</strong>n für Zielvereinbarungsgespräche,<br />

Führungstrainings, Prozesshandbücher<br />

u. v. m. muss die neue Orientierung<br />

gelebt wer<strong>de</strong>n. In diesen Bereich fällt auch<br />

die konsequente Orientierung <strong>de</strong>r Unternehmenskultur<br />

an Corporate Happiness, Einleiten<br />

von Maßnahmen zur Verbesserung sowie<br />

Nachsteuerung. Wird Corporate Happiness<br />

nicht in <strong>de</strong>r Organisation verankert, entsteht sie<br />

lediglich zufällig.<br />

Stakehol<strong>de</strong>r: Das Leitbild und die Mission <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens wer<strong>de</strong>n maßgeblich von seinen<br />

Stakehol<strong>de</strong>rn geprägt, beson<strong>de</strong>rs von <strong>de</strong>n Gesellschaftern<br />

und <strong>de</strong>r Geschäftsführung. Der<br />

generelle, originäre Geschäftszweck sollte ergänzt<br />

wer<strong>de</strong>n um eine generelle Orientierung<br />

an Corporate Happiness.<br />

Nur als Führungsansatz kann ein Unternehmen<br />

die positiven Aspekte <strong>de</strong>r leistungsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Happiness genießen, und dazu sollte dies in <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensstrategie grundsätzlich Berücksichtigung<br />

fin<strong>de</strong>n.<br />

83


84<br />

Corporate Happiness<br />

Abb. 6: Organisatorische Ansatzpunkte von Corporate Happiness im Unternehmen<br />

Corporate Happiness wird in mehreren<br />

Dimensionen <strong>de</strong>r positiven Psychologie<br />

erfasst<br />

Alle folgen<strong>de</strong>n Dimensionen wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n<br />

Forschungsergebnissen <strong>de</strong>r positiven Psychologie<br />

und Hirnforschung abgeleitet. Sie bieten<br />

eine grobe Einteilung, welche im Unternehmen<br />

auf die spezielle Situation durch Scorecards angepasst<br />

wird (vgl. Abbildung 7).<br />

Unterbewusstsein / Positives Weltbild:<br />

Das Unterbewusstsein trägt einen gewich-<br />

Abb. 7: Dimensionen von Corporate Happiness<br />

tigen Teil für unser Wohlbefin<strong>de</strong>n, für das Entstehen<br />

von Konflikten o<strong>de</strong>r Leistungsverweigerung<br />

bei. In <strong>de</strong>n Managementmetho<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Abbildung 5) wird dies allerdings viel zu<br />

wenig beachtet. Die Führungskräfte und alle<br />

an<strong>de</strong>ren Mitarbeiter müssen sich dieser zentralen<br />

und übergreifen<strong>de</strong>n Wirkung bewusst<br />

sein. Werte wie Dankbarkeit, Großzügigkeit,<br />

aber auch Grenzen ziehen zu können, müssen<br />

trainiert wer<strong>de</strong>n. In einer angstfreien Unternehmenskultur,<br />

in <strong>de</strong>r Mitarbeiter wissen und<br />

spüren, was tatsächlich möglich ist, entstehen<br />

Spitzenleistungen.<br />

Sinnhaftigkeit <strong>de</strong>s Tuns: Sich <strong>de</strong>r eigenen<br />

Lebens- und Arbeitsziele bewusst zu sein und<br />

diese zu verfolgen, führt zu einer hohen intrinsischen<br />

Motivation <strong>de</strong>r Mitarbeiter. Wirklich für<br />

ihre eigenen Ziele entschie<strong>de</strong>ne Angestellte<br />

wachsen über sich hinaus.<br />

Eigene Stärken einbringen: Viele Studien<br />

haben gezeigt, dass es sehr leistungsför<strong>de</strong>rnd<br />

ist, seine eigenen Stärken ausleben zu<br />

können und diese auf an<strong>de</strong>re Bereiche im<br />

Unternehmen auszuweiten. Durch Ansätze<br />

wie „Management by exception” allerdings<br />

sind wir gewohnt, unsere Schwächen zu analysieren<br />

und zu beheben. Dies führt nicht unbedingt<br />

zu steigen<strong>de</strong>m Selbstbewusstsein.<br />

Abteilungsübergreifen<strong>de</strong>s, stärkenorientiertes<br />

Teambuilding ist erwiesenermaßen<br />

<strong>de</strong>r bessere Weg.<br />

Spaß haben: Mitarbeiter leisten am meisten,<br />

wenn sie Spaß an <strong>de</strong>r Arbeit haben. Diesen<br />

Spaßfaktor zu integrieren, gehört sowohl zu<br />

<strong>de</strong>n Aufgaben von Führungskräften als auch<br />

<strong>de</strong>ren Mitarbeiter.<br />

Energiemanagement: Probleme lassen sich<br />

eher selten durch reines Nach<strong>de</strong>nken lösen. Ein<br />

hohes Energieniveau <strong>de</strong>r Mitarbeiter ist hierfür<br />

viel entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r. Ernährung, Erholungsphasen,<br />

Lob und Anerkennung sind wichtige Eckpfeiler.<br />

Wertschätzen<strong>de</strong> Partnerschaften: Den wohl<br />

größten Einfluss auf das Wohlempfin<strong>de</strong>n und<br />

die Leistungsbereitschaft hat <strong>de</strong>r gegenseitige<br />

Umgang zu an<strong>de</strong>ren Personen im Unternehmen<br />

bzw. zu Kun<strong>de</strong>n, Lieferanten und an<strong>de</strong>ren Stakehol<strong>de</strong>rn.<br />

Wertschätzen<strong>de</strong> Kommunikation,<br />

<strong>de</strong>r Aufbau geeigneter Trägerfrequenzen sowie<br />

potenzialorientiertes Han<strong>de</strong>ln schaffen eine<br />

vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre, in <strong>de</strong>r aus<br />

Fehlern gelernt wird und keine Angst zu versagen<br />

vorherrscht.<br />

Äußere Faktoren: Vergütungssysteme, Sozialleistungen<br />

sowie Instrumente <strong>de</strong>r Karriereplanung<br />

run<strong>de</strong>n die Corporate Happiness Scorecard<br />

ab.<br />

Die Corporate Happiness Matrix entsteht nun,<br />

wenn auf je<strong>de</strong>r Ebene je<strong>de</strong> Dimension erfasst<br />

wird (siehe Abbildung 8).


Herleitung <strong>de</strong>r Corporate<br />

Happiness Scorecards<br />

In je<strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Matrix aus Ebenen und Dimensionen<br />

wer<strong>de</strong>n nun die Stärken und Schwächen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens in einem Workshop<br />

aus Führungskräften und ihren Mitarbeitern<br />

evaluiert. Hierbei wird <strong>de</strong>r Fokus darauf gelegt,<br />

welche Fel<strong>de</strong>r für das spezielle Unternehmen<br />

beson<strong>de</strong>rs wichtig zu bearbeiten sind. Nicht nur<br />

das Feld an sich, son<strong>de</strong>rn ein spezifischer Zielzustand<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s wird durch sog.<br />

Corporate Happiness Scorecards dokumentiert<br />

(vgl. Abbildung 9).<br />

Die Scorecards kennzeichnen also zu erreichen<strong>de</strong><br />

Zielzustän<strong>de</strong>, die in einem Feld <strong>de</strong>r<br />

Corporate Happiness Scorecard erreicht wer<strong>de</strong>n<br />

sollen. Am Beispiel <strong>de</strong>s Einbringens <strong>de</strong>r eigenen<br />

Stärken von Mitarbeitern soll dies durch<br />

mehrere Scorecards auf unterschiedlichen<br />

Ebenen ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Corporate Happiness-Maßnahmen<br />

Die Maßnahmen für Corporate Happiness haben<br />

alle weitestgehend einen direkten Bezug zur<br />

Wissenschaft und leiten sich aus überprüften<br />

Experimenten ab. Ihre Wirkung ist also überprüft,<br />

meist direkt aus <strong>de</strong>r positiven Psychologie<br />

abgeleitet, die das Wohlbefin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Menschen<br />

und seine Leistungsfähigkeit untersucht.<br />

Die Maßnahmen wer<strong>de</strong>n einzeln beschrieben<br />

und sind <strong>de</strong>n einzelnen Fel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Corporate<br />

Happiness-Matrix sowie <strong>de</strong>n Scorecards zuge-<br />

Abb. 9: Corporate Happiness Scorecards<br />

Abb. 8: Die Corporate Happiness Matrix<br />

ordnet. Eine Maßnahme kann natürlich auf mehrere<br />

Scorecards gleichzeitig wirken. Die nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r eigenen<br />

Stärken, in Abbildung 10, zeigen dies.<br />

Finanzieller Erfolg durch Corporate Happiness<br />

Der nachhaltige finanzielle Erfolg steht bei Corporate<br />

Happiness im Vor<strong>de</strong>rgrund. Daher wer<strong>de</strong>n<br />

bei allen Maßnahmen die Kosten budgetiert<br />

und überwacht.<br />

Ebenso wer<strong>de</strong>n die Indikatoren <strong>de</strong>r Scorecards<br />

in Erlöse o<strong>de</strong>r Kostenreduktion <strong>de</strong>r operativen<br />

Geschäftstätigkeit überführt. Hierbei wer<strong>de</strong>n<br />

einmalig Effekte von einer laufen<strong>de</strong>n Verbesserung<br />

unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Das Profit Center „Corporate Happiness” wird<br />

im Sinne einer Investitionsrechnung bewertet<br />

und fließt in die Prozesse <strong>de</strong>r Unternehmensbudgetierung<br />

mit ein. Hierzu gehören nicht nur<br />

die Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung,<br />

son<strong>de</strong>rn auch auf <strong>de</strong>n Finanzplan<br />

und die Planbilanz (vgl. Haas (2006)). Im Abgleich<br />

mit Istzahlen aus <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung<br />

CM Juli / August 2011<br />

wird auf die finanzielle Zielerreichung geachtet<br />

(vgl. Abbildung 11).<br />

Stetige Verbesserung <strong>de</strong>r Corporate<br />

Happiness und Monitoring<br />

durch Reifegradmo<strong>de</strong>lle<br />

Die Scorecards und Maßnahmen sind <strong>de</strong>r eigentliche<br />

Prozess <strong>de</strong>r Orientierung an Corporate<br />

Happiness. Durch intensives Studium<br />

<strong>de</strong>s Verän<strong>de</strong>rungsprozesses kann das Management<br />

beurteilen, ob das Projekt einem<br />

angemessenen Aufwand-/Nutzenverhältnis<br />

entspricht.<br />

Hierbei können die folgen<strong>de</strong>n Problematiken<br />

auftreten:<br />

(1) Das Management braucht intern einen<br />

kurzen Überblick, ob das Thema Corporate<br />

Happiness gelebt wird. Zu<strong>de</strong>m, muss<br />

es genau wissen, an welcher Stelle es möglicherweise<br />

hakt. Eine intensive Beschäftigung<br />

mit allen Scorecards und Maßnahmen<br />

mag für die jeweilige Abteilung bzw. interne<br />

Einheit absolut nötig sein, doch es muss<br />

auch eine Vogelperspektive geben, damit<br />

85


86<br />

Corporate Happiness<br />

Abb. 10: Corporate Happiness-Maßnahme<br />

aus Vorstandssicht nachgesteuert wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

(2) Dezentrale Einheiten sind schwer miteinan<strong>de</strong>r<br />

zu vergleichen, gera<strong>de</strong> dann, wenn<br />

ihre Ausgangssituation erheblich voneinan<strong>de</strong>r<br />

abweicht (an<strong>de</strong>rer Standort, spezifische<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen etc.). Letztlich ist dies<br />

natürlich die generelle Problematik von<br />

Benchmarks.<br />

(3) Der Vergleich <strong>de</strong>r Corporate Happiness<br />

Performance im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Unternehmen<br />

fällt aus <strong>de</strong>m gleichen Grund<br />

wie (2) schwer.<br />

Daher kommen neben <strong>de</strong>n Corporate Happiness<br />

Scorecards und Maßnahmen auch Reifegradmo<strong>de</strong>lle<br />

zum Einsatz (vgl. Abbildung 12).<br />

Je Feld in <strong>de</strong>r Corporate Happiness Matrix beschreiben<br />

sie <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>r Organisation mit<br />

unterschiedlichen Stufen – in Anlehnung an<br />

das CMMI (vgl. Kneuper, 2007):<br />

1 = Initial<br />

Die Orientierung an Corporate Happiness ist in<br />

diesem Feld <strong>de</strong>r Corporate Happiness Matrix<br />

zufällig.<br />

2 = Managed<br />

Es gibt für dieses Feld feste Verantwortlichkeiten.<br />

3 = Defined<br />

Die Arbeit an diesem Feld wird mit Hilfe eines<br />

angepassten Standardprozesses durchgeführt<br />

(Scorecard und Maßnahmen).<br />

4 = Quantitatively Managed<br />

Zielgrößen wer<strong>de</strong>n gemessen und dokumentiert<br />

(Indikatoren).<br />

5 = Optimizing<br />

Es fin<strong>de</strong>t eine stetige Optimierung <strong>de</strong>s Prozesses<br />

statt.<br />

Beim Vergleich von Reifegradmo<strong>de</strong>llen geht es<br />

weniger darum, sich nur an <strong>de</strong>n einzelnen Summen<br />

zu orientieren, son<strong>de</strong>rn auch auf einen<br />

Blick die nachfolgen<strong>de</strong>n Schlussfolgerungen<br />

ziehen zu können:<br />

Fel<strong>de</strong>r mit Reifegrad „1”: Welche Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Corporate Happiness Matrix haben (noch nicht<br />

einmal) einen Verantwortlichen, entstehen also<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger zufällig?<br />

Achtung: Dies kann natürlich auch gewollt sein.<br />

So kann sich ein Unternehmen, welches Kriegspanzer<br />

herstellt, im Klaren darüber sein, dass<br />

dies einen negativen Einfluss auf die von vielen<br />

Mitarbeitern empfun<strong>de</strong>ne Sinnlosigkeit haben<br />

kann. Es ist das gute Recht <strong>de</strong>r Unternehmer,<br />

dies auch so zu lassen.<br />

Fel<strong>de</strong>r mit Reifegrad „2”: Welche Fel<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Corporate Happiness-Matrix haben zwar<br />

einen Verantwortlichen, aber keinen Prozess<br />

hinterlegt, also keine Strategie, die in Scorecards<br />

und Maßnahmen mün<strong>de</strong>t und die „<strong>de</strong>finiert”<br />

ist. Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Warum wird<br />

die Verantwortlichkeit nicht standardisiert<br />

gelebt?<br />

Fel<strong>de</strong>r mit Reifegrad „3”: Welche Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Corporate Happiness-Maßnahmen haben zwar<br />

einen Verantwortlichen und einen dazugehörigen<br />

Prozess (Scorecards), aber keine Indikatoren<br />

hinterlegt. Die Richtung ist hier zwar klar,<br />

aber nichts, was erkennen lässt, ob es besser<br />

gewor<strong>de</strong>n ist o<strong>de</strong>r nicht?<br />

Dies kann Managementversagen sein (Messbarkeit<br />

ist essentieller Bestandteil <strong>de</strong>s Managements),<br />

vielleicht ist dieses Feld aber auch<br />

schwer zu messen und es können lediglich Indikatoren<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Fel<strong>de</strong>r mit Reifegrad „4”: Welche Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Corporate Happiness-Maßnahmen haben einen<br />

Verantwortlichen, einen hinterlegten Prozess<br />

(Scorecards) und <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong> Indikatoren.<br />

Dennoch fehlt <strong>de</strong>r Ansatz zur stetigen Optimierung.<br />

In bestimmten zeitlichen Rhythmen müssen<br />

hier Faktoren zur stetigen weiteren Orientierung<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (z. B. jährliche Überarbeitung<br />

<strong>de</strong>r Scorecards <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s, Überprüfung <strong>de</strong>r<br />

Maßnahmen, Erfahrungsaustausch etc.)<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Dieser Artikel zeigt, dass Zielsysteme von Unternehmen<br />

angesichts <strong>de</strong>r neuen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse von positiver Psychologie<br />

und Hirnforschung neu überdacht wer<strong>de</strong>n<br />

müssen.<br />

Viele Studien belegen, dass das Engagement<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter zum Problem gewor<strong>de</strong>n ist und


Abb. 11: Ergebnisrechnung<br />

Abb. 12: Reifegra<strong>de</strong> für Corporate Happiness<br />

das Unternehmen bares Geld kostet. Weniger<br />

sinnlos investierte Personalkosten und die steigen<strong>de</strong><br />

Attraktivität <strong>de</strong>s Unternehmens auf <strong>de</strong>m<br />

Arbeitsmarkt wer<strong>de</strong>n aber auch in Zukunft immer<br />

wichtiger.<br />

Wer die Potenziale <strong>de</strong>s Menschen im Unternehmen<br />

realisieren will, muss sich einerseits<br />

auf wissenschaftlicher Basis Umsetzungsratschläge<br />

holen, an<strong>de</strong>rerseits das Streben nach<br />

Corporate Happiness in <strong>de</strong>r Unternehmensorganisation<br />

verankern.<br />

Hier können mo<strong>de</strong>rne Scorecards und Reifegradmo<strong>de</strong>lle<br />

einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Mehrwert<br />

liefern.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Csikszentmihalyi, M. (1999): If We Are So<br />

Rich, Why Aren‘t We Happy?, in: American Psychologist,<br />

Nr. 54 (10). S. 821 - 827.<br />

Diener, E., Lucas, R., & Oishi, S. (2002): Subjective<br />

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psychology, Hrsg.: C. R. Sny<strong>de</strong>r & S. J. Lopez,<br />

New York: Oxford University Press. S.<br />

63 - 73.<br />

Frey, B. S. (2010): Glück, die Sicht <strong>de</strong>r Ökonomie,<br />

Zürich/Chur.<br />

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30.3.2010.<br />

CM Juli / August 2011<br />

Haas, O. (2010): Corporate Happiness als<br />

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gerne mehr, Erich Schmidt Verlag 2010, S. 42 ff<br />

Hochschild, A. R.(2006): Keine Zeit, 2.Auflage,<br />

VS Verlag, Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

Klein, S. (2008): Die Glücksformel, Rowohlt<br />

Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg.<br />

Kneuper, R. (2007) CMMI. Verbesserung von<br />

Softwareprozessen mit Capability Maturity Mo<strong>de</strong>l<br />

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full Engagement, 2. Auflage, New York.<br />

Seligman, M./Csikszentmihalyi, M. (2000):<br />

Positive Psychology – An Introduction in: American<br />

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Seligman, M./Parks, A.C./Steen, T. (2004): A<br />

Balanced Psychology and a Full Life, in: The<br />

Royal Society, Online Ausgabe, August 2004,<br />

S. 1379 - 1381.<br />

87


88<br />

Organisationsentwicklung und Restrukturierung <strong>de</strong>s Controllings<br />

Organisationsentwicklung und Restrukturierung<br />

<strong>de</strong>s Controllings in öffentlichen Verwaltungen<br />

am Beispiel <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe<br />

von Stephan Christopher Abel und Peter Rötzel<br />

In <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe fin<strong>de</strong>t, wie in <strong>de</strong>r<br />

gesamten öffentlichen Verwaltung <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland, das System <strong>de</strong>s kameralistischen<br />

Rechnungswesens Anwendung.<br />

1 Wesensmerkmale dieses Systems sind<br />

unter an<strong>de</strong>rem eine stark zentralisierte sowie<br />

eine ausgabenbezogene – im Gegensatz zu einer<br />

kostenbezogenen – Ressourcensteuerung. 2<br />

Für die absolute Mehrheit <strong>de</strong>r Entscheidungsträger<br />

in <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe be<strong>de</strong>utete<br />

dies, dass eine nach betriebswirtschaftlichen<br />

Kriterien ausgerichtete Entscheidungsfindung<br />

we<strong>de</strong>r notwendig noch möglich<br />

war. Statt<strong>de</strong>ssen stan<strong>de</strong>n Aspekte <strong>de</strong>r politischen<br />

Akzeptanz und militärischen Wirksamkeit<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund. Diese Rahmenbedingungen<br />

haben über Jahrzehnte hinweg das Han<strong>de</strong>ln<br />

<strong>de</strong>r Verantwortlichen und die dazugehörigen<br />

Führungsunterstützungsinstrumente in <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Luftwaffe geprägt.<br />

Infolge <strong>de</strong>r Verknappung von Haushaltsmitteln<br />

und <strong>de</strong>s zunehmen<strong>de</strong>n öffentlichen<br />

Druckes, Steuergel<strong>de</strong>r nachweisbar effektiv<br />

und effizient einzusetzen, wur<strong>de</strong>n im Jahre<br />

2002 unter Verteidigungsminister Rudolf<br />

Scharping betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente<br />

und eine entsprechen<strong>de</strong> Controlling-Aufbauorganisation<br />

in die Deutsche Luftwaffe<br />

eingeführt. 3 Nach<strong>de</strong>m das öffentliche Interesse<br />

an <strong>de</strong>r Wirksamkeit <strong>de</strong>r getroffenen<br />

Maßnahmen groß war, wur<strong>de</strong> die Controlling-<br />

Organisation <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe nach<br />

<strong>de</strong>m Zugestehen einer gewissen Einlaufzeit intensiv<br />

überprüft.<br />

Dabei stellte sich heraus, dass die militärischen<br />

Führer die betriebswirtschaftliche Komponente<br />

noch nicht vollständig in ihr Führungshan<strong>de</strong>ln<br />

integriert haben. 4 Es herrscht immer noch<br />

eine ausgabenorientierte Denk- und Verfahrensweise<br />

vor, die betriebswirtschaftliche<br />

Daten und Ansätze nicht ausreichend berücksichtigt.<br />

Die Akzeptanz <strong>de</strong>s Controllings bei<br />

Vorgesetzten und Mitarbeitern ist verbesserungswürdig.<br />

Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen<br />

auf die Arbeitszufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r<br />

Luftwaffe tätigen Controller.<br />

Insgesamt ist festzuhalten, dass die Einführung<br />

betriebswirtschaftlicher Steuerungsinstrumente<br />

noch zu wenig zu nachweisbaren Verbesserungen<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit führen<br />

konnte. Dadurch steht <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>s Controllings<br />

bislang in einem verbesserungswürdigen<br />

Verhältnis zum dafür betriebenen Aufwand.<br />

Aus diesem Grun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Luftwaffe eine grundsätzliche Neuausrichtung<br />

<strong>de</strong>r Controllingorganisation beschlossen. Dabei<br />

gingen die Initiatoren davon aus, dass diese<br />

Neuausrichtung nicht ohne Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu<br />

realisieren sein wür<strong>de</strong>. Für diese Annahme


Abb. 1: Kriterien <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung zur Differntialdiagnose zwischen Organisationsentwicklung und Organisationsplanung 8<br />

sprachen neben langjähriger persönlicher Erfahrung<br />

mit <strong>de</strong>r Einführung und <strong>de</strong>m Wirken<br />

<strong>de</strong>s Controllings in <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe<br />

auch aus grundsätzlicher Sicht die Ergebnisse<br />

einer Metaanalyse von Damanpour (1991), in<br />

<strong>de</strong>r nachgewiesen wer<strong>de</strong>n konnte, dass sich<br />

zunehmen<strong>de</strong> Formalisierung und Zentralisierung<br />

negativ auf die Innovativität auswirken.<br />

Schäfer (2005) drückt dies wie folgt aus: „Die<br />

Verän<strong>de</strong>rungsresistenz von Verwaltungen ist<br />

das Ergebnis einer jahrzehntelangen Standardisierung<br />

<strong>de</strong>r Verhaltensmuster <strong>de</strong>r Beschäftigten.”<br />

5<br />

Noch vor <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>n fachbezogenen<br />

Eckpfeilern <strong>de</strong>r Neuausrichtung stand <strong>de</strong>shalb<br />

die Überlegung, wie diese umfassen<strong>de</strong> Reorganisation<br />

methodisch so auf <strong>de</strong>n Weg zu bringen<br />

und zu begleiten ist, dass mit einer umfassen<strong>de</strong>n<br />

Akzeptanz aller Betroffenen gerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Königsweg Organisationsentwicklung<br />

Dabei fiel aus folgen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n die Wahl auf<br />

das Konzept <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung (vgl.<br />

Abbildung 1) mit ihren Kernaspekten geplante,<br />

offene und zielgerichtete Kommunikation, umfassen<strong>de</strong><br />

Partizipation, Promotorenmanagement,<br />

systemisches Denken und Vorgehen sowie<br />

Prozessorientierung. 6<br />

Während übliche Formen <strong>de</strong>r Management-<br />

Entwicklung nach einem fest vorgegebenen<br />

Lehrplan, punktuell und kurz befristet, ablaufen<br />

und bei <strong>de</strong>r traditionellen Organisationsplanung<br />

Eingriffe von oben nach Entscheidungen <strong>de</strong>s<br />

Managements erfolgen, setzt die Organisationsentwicklung<br />

auf intensive offene Kommunikation,<br />

direkte Mitwirkung und Partnerschaft. 7<br />

Unter Rückgriff auf das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Situationswahrnehmungen<br />

als Bedingung innovationsbezogener<br />

Verhaltensweisen von Gebert (1987),<br />

das von Krause (2004) empirisch bestätigt<br />

wur<strong>de</strong>, ist es zur Vermeidung von Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>n<br />

gegen Verän<strong>de</strong>rungen erfor<strong>de</strong>rlich, dass die<br />

betroffenen Mitarbeiter die aktuelle Situation<br />

als verän<strong>de</strong>rungsbedürftig und zugleich<br />

als verän<strong>de</strong>rungsfähig bewerten.<br />

Eben dies erreicht die Organisationsentwicklung<br />

– in höherem Maße als an<strong>de</strong>re Reorganisationskonzepte<br />

– durch Information und Partizipation.<br />

Hinzu kommt, dass die in <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe<br />

etablierte Organisationskultur, die Innere<br />

Führung, auf einem Menschenbild basiert, das<br />

<strong>de</strong>m Menschenbild <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung<br />

sehr ähnlich ist. 9<br />

Auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Zielsetzungen von Organisationsentwicklung<br />

und Innerer Führung gibt es<br />

Gemeinsamkeiten, wie von <strong>de</strong>r Recke (1984)<br />

feststellt: „Organisationsentwicklung möchte<br />

ein besseres Zusammenspiel von Individuum<br />

und Organisation erreichen. Diese Vorgabe ent-<br />

CM Juli / August 2011<br />

spricht auch <strong>de</strong>n Zielvorstellungen <strong>de</strong>r Konzeption<br />

Innere Führung.” 10<br />

So kann <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe grundsätzlich<br />

eine hohe OE-Reife attestiert wer<strong>de</strong>n und es erschien<br />

insgesamt die Folgerung zulässig, dass<br />

<strong>de</strong>r Ansatz <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung für die<br />

Neuausrichtung <strong>de</strong>s Controllings in <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Luftwaffe das Mittel <strong>de</strong>r Wahl darstellt.<br />

Wesenszüge <strong>de</strong>r Neuausrichtung<br />

<strong>de</strong>s Controllings in <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Luftwaffe nach OE-Kriterien<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n soll nunmehr aufgezeigt wer<strong>de</strong>n,<br />

wie die dargestellten Kernaspekte <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung<br />

bei <strong>de</strong>r Neuausrichtung <strong>de</strong>s<br />

Controllings in <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe „mit<br />

Leben gefüllt” wur<strong>de</strong>n.<br />

1. Geplante, offene und zielgerichtete Kommunikation<br />

„Information und Kommunikation ist immer<br />

auch ein erster Schritt <strong>de</strong>r Einbindung von Mitarbeitern<br />

in Verän<strong>de</strong>rungsprojekte.” 11<br />

Die umfassen<strong>de</strong> Information aller von <strong>de</strong>r<br />

Verän<strong>de</strong>rung Betroffenen ist conditio sine<br />

qua non („unabdingbare Voraussetzung”) für<br />

<strong>de</strong>ren Fähigkeit zur Mitwirkung. Des Weiteren<br />

ist sie Voraussetzung für <strong>de</strong>ren Bewertung <strong>de</strong>r<br />

89


90<br />

Organisationsentwicklung und Restrukturierung <strong>de</strong>s Controllings<br />

Situation als verän<strong>de</strong>rungsbedürftig, was – wie<br />

dargelegt – von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung für<br />

<strong>de</strong>n Umgang mit Wi<strong>de</strong>rstand ist.<br />

Vorhan<strong>de</strong>ne Ergebnisse müssen konsequent<br />

genutzt o<strong>de</strong>r – falls noch nicht vorhan<strong>de</strong>n – unter<br />

Anwendung quantitativer und qualitativer<br />

sozialwissenschaftlicher Metho<strong>de</strong>n erhoben<br />

wer<strong>de</strong>n. Dabei ist die Kommunikation <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />

von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung für die<br />

Teilhabe <strong>de</strong>r Mitarbeiter am Verän<strong>de</strong>rungsprozess.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Neuausrichtung <strong>de</strong>s Controllings<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe wur<strong>de</strong> als kommunikative<br />

Basis <strong>de</strong>r eigene Auftritt <strong>de</strong>s<br />

Controllings im Luftwaffen-Intranet genutzt.<br />

Dort wur<strong>de</strong>n zunächst alle bislang vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Überprüfungsergebnisse <strong>de</strong>s Sozialwissenschaftlichen<br />

Instituts <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr<br />

und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>srechnungshofes – soweit zulässig<br />

– zugänglich gemacht.<br />

Ebenso wur<strong>de</strong>n die Ergebnisse <strong>de</strong>r Analyse dieser<br />

Überprüfungen sowie die Ableitung <strong>de</strong>r<br />

neuen Controlling-Philosophie, <strong>de</strong>r die Neuausrichtung<br />

folgt, veröffentlicht. Weiterhin wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r nach Kriterien <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung<br />

gestaltet Ansatz <strong>de</strong>r partizipativen<br />

Neuausrichtung <strong>de</strong>s Controllings dort erklärt,<br />

um <strong>de</strong>n Mitarbeitern zu ver<strong>de</strong>utlichen, dass sie<br />

Situationskontrolle besitzen.<br />

Der Zeitpunkt <strong>de</strong>r Veröffentlichung war mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Vorträgen auf verschie<strong>de</strong>nen Controller-Tagungen<br />

in <strong>de</strong>r Luftwaffe abgestimmt.<br />

Autoren<br />

2. Umfassen<strong>de</strong> Partizipation<br />

Die Partizipation wur<strong>de</strong> in einem Survey-<br />

Feedback-Ansatz durch Mitarbeiterbefragungen<br />

(MAB) und Workshops, die unmittelbar<br />

auf die erste MAB folgten, sichergestellt. 12<br />

Die MAB, die selbst bereits eine Intervention<br />

darstellt, bil<strong>de</strong>te dabei das Bin<strong>de</strong>glied zwischen<br />

<strong>de</strong>r Problemanalyse und <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Neuausrichtung.<br />

13 Sie sollte ein glaubhaftes Signal<br />

setzen, dass die Neuausrichtung auf partizipativem<br />

Wege erfolgen wird, dadurch Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong><br />

abbauen und die Controller auf allen Ebenen zur<br />

Mitwirkung motivieren. Gleichzeitig sollte durch<br />

die MAB eine Nullmessung <strong>de</strong>r Arbeitszufrie<strong>de</strong>nheit<br />

und Aufwand-Nutzen-Perzeption<br />

<strong>de</strong>r Controller als Basis für die spätere Evaluation<br />

<strong>de</strong>r Neuausrichtung erfolgen. Schließlich<br />

sollte die MAB Datenmaterial für statistische<br />

Analysen liefern, aus <strong>de</strong>nen Empfehlungen für<br />

die Neuausrichtung abgeleitet wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Die Durchführung <strong>de</strong>r MAB orientierte sich an<br />

<strong>de</strong>m von Jöns (2006) skizzierten Regelkreis einer<br />

MAB als Gesamtprozess. 14<br />

Die Workshops griffen die Ergebnisse aller bislang<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Untersuchungen sowie <strong>de</strong>r<br />

MAB auf und bezogen zusätzlich zu <strong>de</strong>n Controllern<br />

auch die Führungskräfte sowie die Leiter<br />

<strong>de</strong>r Stabsgebiete mit ein. So wur<strong>de</strong> nicht nur<br />

ein Abbau von Wi<strong>de</strong>rstand durch Information<br />

und Partizipation, son<strong>de</strong>rn auch die Nutzung<br />

<strong>de</strong>s Expertenwissens aller Ebenen und<br />

Verantwortungsbereiche für die qualitative Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Neuausrichtung erreicht.<br />

Dipl.-BW (FH) Stephan Christopher Abel, M.O.P.<br />

ist Betriebswirt, Organisationspsychologe und externer Doktorand<br />

bei <strong>de</strong>r Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

<strong>de</strong>r Universität Hohenheim. Von Oktober 2004 bis März 2011<br />

war er Grundsatzreferent für Controlling im Führungsstab <strong>de</strong>r<br />

Luftwaffe beim Bun<strong>de</strong>sministerium <strong>de</strong>r Verteidigung.<br />

Dr. Peter Rötzel<br />

ist Habilitand am Lehrstuhl Controlling an <strong>de</strong>r Universität Stuttgart.<br />

Darüber hinaus ist er Senior Projekt Manager für Controlling-Projekte<br />

in <strong>de</strong>r Luftwaffe und in <strong>de</strong>r Abt. Controlling <strong>de</strong>s<br />

Luftwaffenamtes. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im strateg.<br />

Beteiligungs-Controlling, sowie in Industrial Economics und Public<br />

Private Partnerships.<br />

3. Promotorenmanagement<br />

In <strong>de</strong>r einschlägigen Literatur gibt es zahlreiche<br />

Veröffentlichungen zu Rollen und Aufgaben von<br />

Promotoren. Hier wur<strong>de</strong> das Promotorenmo<strong>de</strong>ll<br />

von Hauschildt (1997) zu Grun<strong>de</strong> gelegt,<br />

welches das Promotorenmo<strong>de</strong>ll von Witte<br />

(1973), das Macht- und Fachpromotoren<br />

vorsieht, um die Rolle <strong>de</strong>s Prozesspromotors<br />

erweitert.<br />

Folglich wur<strong>de</strong>n für die Neuausrichtung <strong>de</strong>s<br />

Controllings in <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe nach<br />

sorgfältiger Analyse <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

Schlüsselpersonen für die Übernahme dieser<br />

Rollen i<strong>de</strong>ntifiziert, gewonnen und im weiteren<br />

Verlauf gezielt eingesetzt. Angesichts <strong>de</strong>r verbesserungswürdigen<br />

Akzeptanz <strong>de</strong>s Controllings<br />

in <strong>de</strong>r Linie war die Gewinnung von<br />

Machtpromotoren auf höchster Ebene eine<br />

beson<strong>de</strong>re Herausfor<strong>de</strong>rung und gleichzeitig<br />

ein kritischer Erfolgsfaktor für die Neuausrichtung.<br />

15<br />

4. Systemisches Denken und Vorgehen<br />

Das Controlling stellt ein Subsystem innerhalb<br />

eines komplexen Entscheidungsvorbereitungs-<br />

und Ressourcenmanagementsystems<br />

dar. Voraussetzung für ein systemisches<br />

Vorgehen war es zunächst, vorhan<strong>de</strong>ne Vernetzungen<br />

und Wirkungszusammenhänge aufzuklären.<br />

Dafür war die zu stark simplifizieren<strong>de</strong><br />

Sichtweise „Controller Entschei<strong>de</strong>r“ aufzugeben<br />

und zu erweitern. Hierzu wur<strong>de</strong>n in erster<br />

Linie die <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>r ebenfalls beraten<strong>de</strong>n<br />

Stabsgebiete und das zentrale Ressourcenmanagement<br />

einbezogen.<br />

Durch diese Betrachtungsweise konnten Redundanzen<br />

ermittelt und kontraproduktive Nebenwirkungen<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Diese Erkenntnisse<br />

flossen in die Neuausrichtung <strong>de</strong>s<br />

Controllings ein, an <strong>de</strong>r – neben Controllern<br />

und Entschei<strong>de</strong>rn – auch Repräsentanten <strong>de</strong>r<br />

genannten Bereiche beteiligt wur<strong>de</strong>n. So verkörperte<br />

die partizipative Einbindung dieses<br />

Personenkreises im Rahmen <strong>de</strong>r Workshops<br />

gleichzeitig eine Maßnahme <strong>de</strong>s systemischen<br />

Vorgehens, was als Beispiel für die enge Verwobenheit<br />

<strong>de</strong>r Kernaspekte <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n kann.


5. Prozessorientierung<br />

Zur Darstellung <strong>de</strong>s Organisationsentwicklungs-<br />

Prozesses gibt es in <strong>de</strong>r einschlägigen Literatur<br />

verschie<strong>de</strong>ne Phasenmo<strong>de</strong>lle. 16 Das nach Comelli<br />

(1985) populärste stellt das Schema von<br />

Lewin mit <strong>de</strong>n Phasen unfreeze => move => refreeze<br />

dar, das von <strong>de</strong>ssen „Theorie <strong>de</strong>s dynamischen<br />

Gleichgewichts” ausgeht. 17 Aufgrund<br />

seiner Ähnlichkeiten zum militärischen Führungsprozess<br />

wur<strong>de</strong> als Bezugsbasis für die<br />

Neuausrichtung <strong>de</strong>s Controllings in <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Luftwaffe das „Phasenmo<strong>de</strong>ll eines Verän<strong>de</strong>rungsprozesses<br />

nach <strong>de</strong>m Organisationsentwicklungs-Konzept“<br />

verwandt, das Comelli<br />

(2006) in Anlehnung an Rush (1973) und Dyer<br />

(1977) entwickelt hat. 18 (vgl. Abbildung 2)<br />

Bei <strong>de</strong>r Neuausrichtung <strong>de</strong>s Controllings war<br />

und ist ganz beson<strong>de</strong>rs darauf zu achten, dass<br />

erst dann mit <strong>de</strong>r Maßnahmenplanung und<br />

-durchführung begonnen wer<strong>de</strong>n darf, wenn<br />

die vorgelagerten Phasen umfassend und vollständig<br />

abgearbeitet wer<strong>de</strong>n konnten. Darüber<br />

hinaus waren bereits zu Beginn <strong>de</strong>s Prozesses<br />

die nötigen Voraussetzungen für die spätere<br />

Evaluation zu schaffen, die einen ganz wesentlichen<br />

Aspekt <strong>de</strong>r Neuausrichtung darstellt und<br />

<strong>de</strong>n Organisationsentwicklungs-Prozess möglicherweise<br />

erneut in Gang setzt.<br />

Resümee und weiterführen<strong>de</strong><br />

Überlegungen<br />

Der Ansatz <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung als<br />

methodisches Leitkonzept für die Neuausrichtung<br />

<strong>de</strong>s Controllings in <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe<br />

hat sich bewährt. Insbeson<strong>de</strong>re die intensive<br />

Partizipation, das Promotorenmanagement<br />

und das systemische Denken<br />

und Vorgehen haben sich als unverzichtbare<br />

Erfolgsgaranten für tiefgreifen<strong>de</strong> organisationale<br />

Verän<strong>de</strong>rungen erwiesen. Da<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe einerseits grundsätzlich<br />

eine hohe Reife zur Organisationsentwicklung<br />

attestiert wer<strong>de</strong>n kann, an<strong>de</strong>rerseits jedoch<br />

ein Verän<strong>de</strong>rungsmanagement nach Kriterien<br />

<strong>de</strong>r Organisationsentwicklung dort noch<br />

ein Novum darstellt, wird auf <strong>de</strong>m weiteren<br />

Wege <strong>de</strong>r Neuausrichtung noch viel Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten sein. Genau diese liegt<br />

im Wesen <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung.<br />

Abb. 2: Phasen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls 19<br />

Literatur<br />

Comelli, G. (1985). Training als Beitrag zur Organisationsentwicklung.<br />

Handbuch <strong>de</strong>r Weiterbildung<br />

für die Praxis in Wirtschaft und Verwaltung.<br />

Band 4. München, Wien: Hanser.<br />

Comelli, G. (2006). Organisationsdiagnose<br />

und -entwicklung. Kurseinheit 1 im Schwerpunkt<br />

Organisationsgestaltung und -entwicklung.<br />

Weiterbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Masterstudiengang Arbeits-<br />

und Organisationspsychologie. Hagen:<br />

FernUniversität in Hagen.<br />

Comelli, G. & Rosenstiel, L. v. (2003). Führung<br />

durch Motivation. Mitarbeiter für Organisationsziele<br />

gewinnen. München: Vahlen.<br />

Gebert, D. (1974). Organisationsentwicklung.<br />

Probleme <strong>de</strong>s geplanten organisatorischen<br />

Wan<strong>de</strong>ls. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz: Kohlhammer.<br />

Gebert, D. (1987). Führung und Innovation.<br />

Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung,<br />

39 (10), 941 - 952.<br />

Hauschildt, J. (1997). Innovationsmanagement<br />

(2. Aufl.). München: Vahlen.<br />

Kantner, C. & Richter, G. (2004). Die Ökonomisierung<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr im Meinungsbild<br />

<strong>de</strong>r Soldaten. Ergebnisse <strong>de</strong>r Streitkräftebefragung<br />

2003. Strausberg: Sozialwissenschaftliches<br />

Institut <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr.<br />

Lauterburg, C. (1980). Organisationsentwicklung<br />

– Strategie <strong>de</strong>r Evolution. Managementzeitschrift<br />

io, 1/1980, 1 - 4.<br />

Lewin, K. (1947). Frontiers in group dynamics:<br />

Concept, methods and reality in social science;<br />

social equilibria and social change. Human Relations,<br />

1 (1), 5 - 41.<br />

Portugall, G. (2008).<br />

Controlling und Führungsprozesse<br />

in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr.<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r Experteninterviews<br />

mit Komman<strong>de</strong>uren<br />

und Dienststellenleitern<br />

2006.<br />

Strausberg: Sozialwissenschaftliches<br />

Institut <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>swehr.<br />

Richter, G. (2007). Die<br />

ökonomische Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr.<br />

Sachstand, Konzeptionen<br />

und Perspektiven. Wiesba<strong>de</strong>n:<br />

Verlag für Sozialwissenschaften.<br />

Schäfer, F. (2005). Change Management für<br />

<strong>de</strong>n Öffentlichen Dienst. Hamburg: Murmann.<br />

Schein, E. H. (1965). Organizational psychology.<br />

Englewood Cliffs: Prentice-Hall.<br />

Witte, E. (1973). Organisation für Innovationsentscheidungen.<br />

Das Promotoren-Mo<strong>de</strong>ll. Göttingen:<br />

Schwarz.<br />

Fußnoten<br />

CM Juli / August 2011<br />

1 Vgl. König 2008, S. 3.<br />

2 Vgl. Bre<strong>de</strong> 2005, S. 189.<br />

3 Vgl. Kantner & Richter 2004, S. 7 sowie<br />

Richter 2007.<br />

4 Vgl. Kantner & Richter 2004, S. 59.<br />

5 Schäfer 2005, S. 53.<br />

6 vgl. von Rosenstil & Comelli, 2003; Kaune,<br />

2004; Comelli, 1085.<br />

7 Vgl. Lauterburg 1980, S. 3.<br />

8 Vgl. Comelli 1985, S. 94.<br />

9 Vgl. Biehl 2005, S. 278; von Rosen 2004,<br />

S. 152; Oetting 1993, S. 312.<br />

10Recke 1984, S. 4.<br />

11Kaune 2004. S. 23.<br />

12Vgl. Comelli 2006, S. 32.<br />

13Vgl. Jöns 1997, S. 16f.<br />

14Vgl. Jöns 2006, S. 48.<br />

15Vgl. Hauschildt & Kirchmann 1998;<br />

Hauschildt 1997; Gemün<strong>de</strong>n & Walter 1995;<br />

Hauschildt & Chakrabarti 1988; Witte 1973.<br />

16Vgl. Goerke 1981.<br />

17Vgl. Comelli 1985 S. 97; Lewin 1958,<br />

S. 210f.<br />

18Vgl. Comelli 2006, S. 70; Dyer 1977, S. 46;<br />

Rush 1973, S. 6.<br />

91


92<br />

Controllerrätsel<br />

Dietmar Pascher´s<br />

Controllerrätsel<br />

Die Lösung fin<strong>de</strong>n Sie auf www.<strong>controller</strong>magazin.<strong>de</strong> – CM live.<br />

Dipl.-Ing. Dietmar Pascher<br />

d.pascher@<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>


„Online Plus”<br />

Das „gedruckte Literaturforum“ im Controller Magazin, das an dieser<br />

Stelle weiterhin in bekannter Form erscheint, verfügt auch über<br />

einen ergänzen<strong>de</strong>n Online-Service. Bitte schauen Sie mal herein<br />

und mel<strong>de</strong>n sich dort zu Wort. Der Link auf die Einstiegsseite lautet:<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/<strong>controller</strong>wissen/fc<br />

Das Zitat zur vorliegen<strong>de</strong>n Ausgabe: „Lesen ist für <strong>de</strong>n Geist,<br />

was Gymnastik für <strong>de</strong>n Körper ist”.“ (Joseph Addison)<br />

Auf ein Wort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Kolleginnen und liebe Kollegen im Controlling!<br />

Ich freue mich sehr, Sie zur vorliegen<strong>de</strong>n „Sommer-Ausgabe“ begrüßen<br />

zu dürfen. Bei <strong>de</strong>r Vorbereitung einer je<strong>de</strong>n neuen Ausgabe<br />

fühle ich mich stets wie ein kleiner Schatzsucher, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r<br />

Suche ist: Welche Neuerscheinungen und Neuauflagen wer<strong>de</strong>n<br />

angeboten und welche davon könnten wie<strong>de</strong>rum für die Leserinnen<br />

und Leser wichtig o<strong>de</strong>r interessant sein?<br />

Hier das Ergebnis zur vorliegen<strong>de</strong>n Ausgabe:<br />

Literarische Schlaglichter – Strategiekonzepte – Viele Controllingthemen<br />

– Business Intelligence & Controlling – Neues zur<br />

BWL – Unternehmenskommunikation und neue Medien – Politik<br />

und Wirtschaft – Persönliche Themen und Kompetenzen – Nachwort<br />

vom Bücherwurm<br />

Allgemeine Hinweise: Die Inhalte dieser Seiten wur<strong>de</strong>n mit großer<br />

Sorgfalt erstellt. Die bibliografischen Daten, insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Preisangaben, entsprechen <strong>de</strong>m Kenntnisstand <strong>de</strong>s Rezensenten<br />

zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Manuskripterstellung und beziehen sich auf <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Buchmarkt. Der Rezensent übernimmt keinerlei Gewähr<br />

für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit o<strong>de</strong>r Qualität<br />

<strong>de</strong>r bereitgestellten Informationen und Hinweise. Auf die – <strong>de</strong>r<br />

weiterführen<strong>de</strong>n Information dienen<strong>de</strong>n – verlinkten Seiten hat <strong>de</strong>r<br />

Rezensent keinen Einfluss. Für <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r verlinkten Seiten sind<br />

ausschließlich <strong>de</strong>ren Betreiber verantwortlich. Es wird aus Grün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Lesbarkeit die geschlechtsneutrale bzw. männliche Form<br />

verwandt. Selbstverständlich sind stets sowohl Leserinnen als<br />

auch Leser gemeint. Der Rezensent orientiert sich am Ethik-Ko<strong>de</strong>x<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Fachjournalisten Verban<strong>de</strong>s e. V. (DFJV).<br />

Literarische Schlaglichter<br />

CM Juli / August 2011<br />

Daraus folgen die bei<strong>de</strong>n Fixsterne für die richtige Navigation von Unternehmen:<br />

Customer Value statt Sharehol<strong>de</strong>r Value und Konkurrenzfähigkeit<br />

statt Wertsteigerung. – Aus: Malik: Strategie, S. 87.<br />

Im Unternehmensdschungel sind Projektpläne, Budgetdarstellungen und<br />

Fortschrittsberichte unerlässliche Navigationsmittel. Sie sind unser Kompass<br />

und unser Polarstern. – Aus: Wong: Die perfekte Infografik, S. 133.<br />

Wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiches Management Reporting<br />

ist ein klares betriebswirtschaftliches Steuerungskonzept für das Unternehmen,<br />

in <strong>de</strong>m festgelegt wird, wie die verschie<strong>de</strong>nen Organisationseinheiten<br />

innerhalb <strong>de</strong>s Unternehmens gesteuert wer<strong>de</strong>n. Aus: International<br />

Group of Controlling (Hrsg.): Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll, S. 34.<br />

Insofern kann <strong>de</strong>r CFO als Institutionalisierung einer mo<strong>de</strong>rn geprägten<br />

Controllingsicht gesehen wer<strong>de</strong>n, die sich in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis<br />

am ehesten unter <strong>de</strong>m Oberbegriff <strong>de</strong>s Value Based Management subsumieren<br />

lässt. – Aus: Becker et al.: Chief Financial Officers (CFO) im Mittelstand,<br />

S. 22.<br />

Die Potentiale <strong>de</strong>r Informationstechnologie liegen dabei nicht mehr primär<br />

in <strong>de</strong>r Sammlung und <strong>de</strong>m Austausch von Daten im Rahmen <strong>de</strong>r Abwicklung<br />

von Geschäftsprozessen, son<strong>de</strong>rn im stärkeren Maße in einer<br />

Professionalisierung <strong>de</strong>r Entscheidungsunterstützung. – Aus: Seufert /<br />

Oehler: Grundlagen Business Intelligence, Band 1, S. 11.<br />

Unternehmen geraten oft gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb in die Krise, weil sich das Controlling<br />

in <strong>de</strong>r Krise befin<strong>de</strong>t. – Aus: Weber et al.: Turnaround, S. 873.<br />

Die internationale Verflechtung <strong>de</strong>r Volkswirtschaften und in <strong>de</strong>ren Folge<br />

die zunehmend globale Orientierung <strong>de</strong>r Unternehmen hat u. a. dazu geführt,<br />

dass sich die bei<strong>de</strong>n ursprünglich ein<strong>de</strong>utig gegeneinan<strong>de</strong>r abgrenzbaren<br />

Entwicklungsrichtungen eines amerikanischen bzw. eines<br />

europäisch-<strong>de</strong>utschen Controlling aufeinan<strong>de</strong>r zu bewegen. – Aus:<br />

Ebert: Praxis <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung, S. 67.<br />

Die Problematik (…) <strong>de</strong>r gedanklichen Trennung zwischen „rechenbaren<br />

und nicht- rechenbaren Effekten“ besteht darin, dass wir die Wirkungszusammenhänge<br />

nicht in ihrer Gesamtheit betrachten. – Aus:<br />

Kesten: Investitionsrechnung in Fällen und Lösungen, S. 20.<br />

Ursprung <strong>de</strong>r Unzufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>m Marketing-Controlling scheinen<br />

die mangeln<strong>de</strong> Messbarkeit <strong>de</strong>s Erfolgs von Marketingmaßnahmen, die<br />

unzureichen<strong>de</strong> Informations- und Datenbasis sowie fehlen<strong>de</strong> Fachkenntnisse<br />

zu sein. – Aus: Klein: Mo<strong>de</strong>rne Controlling-Instrumente für Marketing<br />

und Vertrieb, S. 35.<br />

Literaturforum<br />

93


Literaturforum<br />

94<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Indikatoren mit eher vorlaufen<strong>de</strong>m Charakter, so genannte „leading indicators“,<br />

bzw. nicht-monetäre Steuerungsgrößen zu Märkten, Kun<strong>de</strong>n<br />

und Wachstum wer<strong>de</strong>n insgesamt <strong>de</strong>utlich weniger verwen<strong>de</strong>t. – Aus:<br />

Horváth: Kun<strong>de</strong>n und Markt im Fokus, S. 71 f.<br />

Die Pressearbeit von Unternehmen ist durch das geän<strong>de</strong>rte Medienumfeld<br />

und die Onlinekommunikation komplexer, dialogischer, multimedialer<br />

und zugleich schneller gewor<strong>de</strong>n. – Aus: Immerschitt: Crossmediale<br />

Pressearbeit, S. 5.<br />

Unternehmerisches Han<strong>de</strong>ln steht mit Social Media mehr <strong>de</strong>nn je im Fokus<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit. Informationen über das Unternehmen, die nach außen<br />

gelangen, sind immer schwerer zu kontrollieren. – Aus: Hilker: Social<br />

Media, S. 13.<br />

Onlinetexte wer<strong>de</strong>n zumeist unaufmerksam gelesen, weshalb für sie<br />

noch stärker als für Printtexte die For<strong>de</strong>rung nach Verständlichkeit gilt. –<br />

Aus: Bisch: Die professionelle Pressemitteilung, S. 125.<br />

Wer freundlich ist, nutzt sich selber am meisten. – Aus: Däfler: Der<br />

Karriereführerschein, S. 14.<br />

Eigennutzmaximieren<strong>de</strong>s Verhalten kann in unterschiedlichen Ausprägungen<br />

auftreten, wobei Opportunismus die stärkste Form umschreibt.<br />

– Aus: Oehlrich: Betriebswirtschaftslehre, S. 262.<br />

Ein guter Betriebswirt muss die Techniken beherrschen. Sein Horizont<br />

sollte aber darüber hinaus reichen. – Aus: Paul: Praxisorientierte Einführung<br />

in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, S. 598.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re bei Restrukturierungsmaßnahmen und Entlassungen beklagen<br />

viele Unternehmen eine „kollektive Amnesie“. Sie wird durch<br />

eine unbedachte Zerstörung informeller Netzwerke und <strong>de</strong>n Verlust wertvollen<br />

Know-hows einzelner Personen hervorgerufen. – Aus: Dillerup /<br />

Stoi: Unternehmensführung, S. 735.<br />

Der Kampf gegen Hunger (…) ist nicht nur eine ethische und humanitäre<br />

Verpflichtung, son<strong>de</strong>rn auch eine ökonomische, soziale und sicherheitspolitische<br />

Aufgabe <strong>de</strong>r internationalen Gemeinschaft. – Aus: Deutsche<br />

Welthungerhilfe:: Handbuch Welternährung, S. 12.<br />

Besprechungen<br />

In <strong>de</strong>r Diskussion: Strategiekonzepte<br />

Malik, Fredmund<br />

Strategie<br />

Frankfurt: Campus Verlag 2011 – 392 Seiten, € 39,90<br />

Autor und Buch<br />

Prof. Dr. Fredmund Malik ist Bestsellerautor,<br />

Managementwissenschaftler und Unternehmer.<br />

Er zählt zu <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n Managementexperten<br />

und ist Grün<strong>de</strong>r und Chairman<br />

von Malik Management, St. Gallen.<br />

Dieses Buch vermittelt das Strategiekonzept<br />

auf Basis von „Malik Management System“<br />

und thematisiert Navigieren in <strong>de</strong>r Komplexität<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Welt. Der Titel erscheint<br />

in <strong>de</strong>r Reihe „Management: Komplexität<br />

meistern“.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Strategie für die Große Transformation 21 – Strategie als Master Control<br />

in <strong>de</strong>n Ganzheitlichen Management Systemen ® – Komplexität meistern<br />

durch zuverlässiges Navigieren in je<strong>de</strong>r Lage – Dem Wan<strong>de</strong>l folgen – Erfolgsfaktoren<br />

für das heutige Geschäft – Dem Wan<strong>de</strong>l voraus sein – Erfolgsfaktoren<br />

für das neue Geschäft – Revolution <strong>de</strong>r Managementmetho<strong>de</strong>n<br />

– Strategiemethodik ohne Grenzen von Zeit und Raum – Anhang<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Mit scharfsinniger Analyse, klarer Sprache, mit großem persönlichen Engagement<br />

und entschie<strong>de</strong>nem Gestaltungswillen legt Malik diesen Band vor.<br />

Das Buch, so <strong>de</strong>r Verfasser, vermittelt das nötige Strategiewissen. In Teil I<br />

geht es um das Warum <strong>de</strong>s in diesem Buch vorgestellten Strategischen<br />

Managements. Die Teile II bis V behan<strong>de</strong>ln das Was und Womit <strong>de</strong>r Strategie.<br />

Deren Hauptinhalte sind die Malik Management Systeme. Im letzten<br />

Teil steht das Wie, also die Methodik <strong>de</strong>s Strategischen Managements, im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund. Die Ausführungen und Vorschläge sind radikal und fundamental.<br />

Malik bringt mit dieser Neuerscheinung umwälzen<strong>de</strong> Managementmetho<strong>de</strong>n<br />

in die Diskussion. Das Buch ist eine kritische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit Herkömmlichem, es schärft das Bewusstsein für strategische<br />

Fragestellungen. Es macht beispielsweise klar, wie streng strategische von<br />

operativen Aufgaben zu trennen sind und zeigt vielfältige Irrtümer, Fehler<br />

und Probleme auf. Diese Neuerscheinung ist in hohem Maße anregend und<br />

herausfor<strong>de</strong>rnd. Das Buch ist ein nützlicher, wegweisen<strong>de</strong>r Beitrag und belebt<br />

die Diskussion. Es ist aber sicher auch ein Beitrag zur Verbreitung und<br />

Akzentuierung <strong>de</strong>r Malik Managementkonzepte. Der Wissenschaftler pflegt<br />

in manchen Textpassagen einen dozieren<strong>de</strong>n Stil, an an<strong>de</strong>rer Stelle eher<br />

einen Berichtsstil für Praktiker. Das Buch bietet einen hohen Erkenntniswert<br />

und för<strong>de</strong>rt die „Wahrheitssuche“ durch kritisches Hinterfragen. Ein<br />

umsetzungsorientierter Ratgeber ist das Buch nur begrenzt, weil die vollständige<br />

praktische Umsetzung vermutlich <strong>de</strong>r intensiven Unterstützung<br />

durch Mitarbeitern <strong>de</strong>r Malik-Organisation bedarf.<br />

Controlling<br />

Weber, Jürgen / Vater, Hendrik / Schmidt, Walter / Reinhard, Hartmut<br />

(Hrsg.)<br />

Turnaround – Navigation in stürmischen<br />

Zeiten<br />

Weinheim: Wiley-VCH Verlag 2011 – 998 Seiten, Hardcover, € 89,90


Autoren und Buch<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber ist be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />

Controllingwissenschaftler, Dr.<br />

Hendrik Vater ist Vorstand und CFO, Dr.<br />

Walter Schmidt ist selbstständiger Berater<br />

und Vorstandsmitglied im Internationalen<br />

Controller Verein ICV, Prof. Dr. Hartmut<br />

Reinhard lehrt an <strong>de</strong>r Europäischen Hochschule<br />

Köln. Hinter dieser Veröffentlichung<br />

stehen rund 70 Autoren: Berater, Hochschullehrer,<br />

hochrangige Controller und<br />

Top-Manager. Das Werk setzt sich eingehend und vielseitig auseinan<strong>de</strong>r<br />

mit Maßnahmen zur Krisenbewältigung und Auswirkungen auf die Rolle<br />

von CFOs und Controllern.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Controlling und Krise – Maßnahmen zur Krisenbewältigung (Finanzierung<br />

und Working Capital, Kostensenkung und Strategie, Planung und Reporting,<br />

Steuern) – Auswirkungen <strong>de</strong>r Krise auf die Rolle von CFOs und Controllern<br />

(u. a. Controlling im Zeichen <strong>de</strong>r Krise o<strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

und Strategien in <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise)<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Diese Neuerscheinung sucht Antworten auf die Frage, wie sieht ein Controlling<br />

in einem Unternehmen aus, das auf Dauer hoher Volatilität ausgesetzt<br />

ist. Dazu vermittelt <strong>de</strong>r Band empirische Ergebnisse zu <strong>de</strong>n Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>r Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Rolle von CFOs und Controllern.<br />

Ein breiter Themenblock befasst sich mit notwendigen, vorausschauen<strong>de</strong>n,<br />

vorbeugen<strong>de</strong>n, flankieren<strong>de</strong>n sowie vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

konkreten Maßnahmen zur Krisenbewältigung. Dabei wer<strong>de</strong>n auch angrenzen<strong>de</strong><br />

Themen behan<strong>de</strong>lt, wie beispielsweise steuerliche Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

in Zeiten <strong>de</strong>r Finanzkrise. Zu<strong>de</strong>m greifen die Autoren Themen<br />

auf, die sich mit <strong>de</strong>m Tätigkeits- und Persönlichkeitsprofil von CFOs und<br />

Controllern ebenso beschäftigten wie mit ihrem Anspruch und ihrer Inanspruchnahme.<br />

Die Autoren gehen von einer verän<strong>de</strong>rten Rahmen- und<br />

Aufgabensituation aus und leiten daraus neue und höhere Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an Controller ab. Die Veröffentlichung lässt sich angesichts <strong>de</strong>s Umfangs<br />

und <strong>de</strong>s breiten Themenspektrums als Handbuch einordnen. Es vermittelt<br />

– angesichts einer sich zunehmend herausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n komplexen Themenstellung<br />

und neuen Herausfor<strong>de</strong>rung – Zusammenhängen<strong>de</strong>s übersichtlich<br />

und schwerpunktmäßig. Es verbin<strong>de</strong>t die thematische Vielfalt mit<br />

einer Vielgestaltigkeit an Darstellungsformen und Sprachstilen. Das Werk<br />

bietet einerseits sachkundige Orientierungshilfe im aktuellen Verdrängungsprozess<br />

und eignet sich an<strong>de</strong>rerseits zum gezielten Nachschlagen<br />

und Nachlesen.<br />

International Group of Controlling (Hrsg.),<br />

Horváth & Partner (Schriftleitung)<br />

Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong>-Lexware 2011 – 62 Seiten, € 24,80<br />

Autoren und Buch<br />

Zielsetzung <strong>de</strong>r herausgeben<strong>de</strong>n International Group of Controlling (IGC)<br />

ist die Profilierung <strong>de</strong>s Berufs- und Rollenbil<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Controllers und die<br />

Abstimmung und Weiterentwicklung einer<br />

übereinstimmend getragenen Controllingkonzeption<br />

sowie einer einheitlichen Controllingterminologie.<br />

Die IGC-Arbeitsgruppe<br />

„Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll” mit Vertretern<br />

aus Industrie und Beratung befasste<br />

sich <strong>de</strong>n Angaben zufolge unter <strong>de</strong>r Leitung<br />

von Dr. Uwe Michel, Senior Partner<br />

und Leiter <strong>de</strong>s Competence Centers „Controlling<br />

und Finanzen” bei Horváth & Partners,<br />

mit <strong>de</strong>r Erarbeitung eines Prozessmo<strong>de</strong>lls<br />

als Leitfa<strong>de</strong>n für die Beschreibung, Gestaltung und Analyse von<br />

Controlling-Prozessen.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Zielsetzung – Controlling-Hauptprozesse – Management von Controlling-<br />

Prozessen – Fazit<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Aufbauend auf <strong>de</strong>n Controlling-Definitionen <strong>de</strong>r IGC ist es das Ziel <strong>de</strong>r<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Broschüre, so die Autoren, ein Standard-Controlling-Prozessmo<strong>de</strong>ll<br />

zu formulieren. Die Veröffentlichung beschreibt, welche Prozesse<br />

aus Sicht <strong>de</strong>r IGC-Arbeitsgruppe Controlling konkret ausmachen.<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>m Geschäftsprozess „Controlling“ auf <strong>de</strong>r Ebene 1 <strong>de</strong>r<br />

Prozesslandkarte <strong>de</strong>s Unternehmens unterschei<strong>de</strong>t das vorgestellte Mo<strong>de</strong>ll<br />

vier Detaillierungsstufen. Die Ebene 2 umfasst zehn Controlling-<br />

Hauptprozesse, z. B. Strategische Planung, Management-Reporting o<strong>de</strong>r<br />

Betriebswirtschaftliche Beratung und Führung. Für je<strong>de</strong>n Controlling-<br />

Hauptprozess wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r Ebene 3 die Teilprozesse formuliert, zum<br />

Hauptprozess Strategische Planung u. a. die Teilprozesse Strategische<br />

Analyse durchführen o<strong>de</strong>r Strategieumsetzung monitoren. Auf eine umfassen<strong>de</strong><br />

Darstellung <strong>de</strong>r Prozessebene 4-Aktivitäten verzichten die Autoren<br />

wegen <strong>de</strong>s zu großen Umfangs. Die Broschüre vermittelt eine prozessorientierte<br />

Strukturierung <strong>de</strong>s Controllings und stärkt Prozessorientierung<br />

und Prozess<strong>de</strong>nken im Controlling. Die Neuerscheinung <strong>de</strong>finiert<br />

Standards im Sinne einer Orientierungsnorm, aber auch als Qualitätsmaßstab.<br />

Darüber eignet sich die Veröffentlichung als „Schablone“ bzw.<br />

als Vorlage, Muster o<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>ll und damit als Gestaltungshilfe.<br />

Klein, Andreas (Hrsg.)<br />

Mo<strong>de</strong>rne Controlling-Instrumente für<br />

Marketing und Vertrieb<br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong>-Lexware 2011 – 288 Seiten, € 58, –<br />

CM Juli / August 2011<br />

Autoren und Buch<br />

Der Herausgeber, Prof. Dr. Andreas Klein, ist Professor für Controlling und<br />

International Accounting an <strong>de</strong>r SRH Hochschule sowie Berater und Referent.<br />

Der Sammelband ist das Ergebnis <strong>de</strong>r Mitarbeit von insgesamt 15<br />

Autoren aus Wissenschaft, Beratung und Praxis. Der Titel vermittelt praxisnah<br />

instrumentelle Grundlagen <strong>de</strong>s Marketing- und Vertriebscontrollings<br />

sowie einige themenspezifische Vertiefungen.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Standpunkt (Interview) – Grundlagen u. Konzepte (z. B. Vertriebsplanung)<br />

– Umsetzung u. Praxis (z. B. Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeitragsrechnung und<br />

95


Literaturforum<br />

96<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Kun<strong>de</strong>npotentiale) – Organisation u. IT<br />

(z. B. Kun<strong>de</strong>nbeziehungsmanagement)<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Das Buch beginnt zum Einstieg und zur<br />

Standortbestimmung mit einem Interview<br />

und <strong>de</strong>n Ergebnissen einer empirischen<br />

Erhebung zum <strong>de</strong>rzeitigen Stand <strong>de</strong>s Marketing-Controllings.<br />

Anschließend beschreiben<br />

die Autoren ausgewählte konzeptionelle<br />

Grundlagen für die Nutzung<br />

und Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Marketing-<br />

und Vertriebscontrollings. Das umfangreichste Kapitel stellt aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Perspektiven Umsetzungsbeispiele vor. Der letzte Teil widmet sich<br />

technisch-organisatorischen Hilfen zur Arbeitserleichterung und <strong>de</strong>r Erreichung<br />

<strong>de</strong>r Zielsetzungen in Marketing und Vertrieb. Der Band befasst sich<br />

facettenreich mit <strong>de</strong>r Steuerung und Pflege <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n. Der Kun<strong>de</strong> ist das<br />

Schwerpunktthema <strong>de</strong>r Veröffentlichung. Der Titel geht sowohl auf Effizienz<br />

als auch auf Effektivität von Marketing und Vertrieb ein und bewegt<br />

sich im Spannungsfeld von theoretischen Konzepten und praktischer Realisierung.<br />

Der Band bietet einen Querschnitt aktueller und relevanter Fragen<br />

und Aufgaben zum Marketing- und Vertriebscontrolling und bietet<br />

umrissartig Lösungsansätze. Er ist übersichtlich strukturiert, lesefreundlich<br />

aufbereitet und verständlich geschrieben. Insgesamt <strong>de</strong>finieren die<br />

Autoren Stand und Entwicklung <strong>de</strong>r instrumentellen Controllingunterstützung<br />

für Marketing und Vertrieb, vermitteln diese Themenstellung grundlegend<br />

und unterstützen mit gezielten Umsetzungshinweisen.<br />

Leseprobe unter: www.haufe.<strong>de</strong>/shop<br />

Ebert, Günter<br />

Praxis <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2011 – 231 Seiten, € 49,80<br />

Autor und Buch<br />

Der Autor ist nach <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Informationen<br />

Grün<strong>de</strong>r und Leiter <strong>de</strong>s Instituts<br />

für Controlling Prof. Dr. Ebert GmbH in<br />

Nürtingen. Ebert ist durch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Veröffentlichungen und als Leiter <strong>de</strong>s<br />

Lehrstuhls <strong>de</strong>r Fachhochschule Nürtingen<br />

bekannt gewor<strong>de</strong>n. Er verarbeitet mit <strong>de</strong>r<br />

vorliegen<strong>de</strong>n Veröffentlichung seine dreißigjährige<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung in Theorie<br />

und Praxis mit Fragestellungen <strong>de</strong>r Unternehmensführung.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Wesen und Entwicklung <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung – Steuerungsmaximen<br />

(Controlling, Developing, Treasuring) – Steuerungssysteme und -instrumente<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Ebert bescheibt im ersten Teil das Entwickeln und Herausbil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Perspektiven. Der zweite und<br />

maßgeben<strong>de</strong> Teil skizziert die systemisch-ganzheitliche Unternehmens-<br />

steuerung, die bestimmt wird durch die Steuerungsmaxime Controlling,<br />

Developing und Treasuring. Die jeweils prägen<strong>de</strong>n Elemente sind dabei<br />

<strong>de</strong>r Steuerungsprozess, das Steuerungssystem, die Steuerungsperson<br />

und die Steuerungsorganisation. Der dritte Teil enthält eine kompakte<br />

Darstellung von 27 Steuerungssystemen und -instrumenten. Ebert geht<br />

es um die integrierte Verknüpfung und um die gleichzeitige Relaisierung<br />

<strong>de</strong>r drei Steuerungsmaximen. In diesem Verständnis steht Developing für<br />

Entwicklungsorientierung, Controlling für Lernorientierung und Treasuring<br />

für Wertorientierung. In diesem Buch stehen neben methodischen Fragen<br />

Aspekte <strong>de</strong>s Lernens und Verhaltens sowie <strong>de</strong>s mentalen Überbaus und<br />

<strong>de</strong>s systemischen Unterbaus im Vor<strong>de</strong>rgrund. Es ist ein wissenschaftliches<br />

Buch mit starker Erkenntnisorientierung. Ebert legt eine klar umrissene<br />

Grundvorstellung, ein Leitprogramm vor. Der Sprachstil ist aka<strong>de</strong>misch<br />

und für <strong>de</strong>n Leser mit betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen<br />

verständlich geschrieben. Der Nutzwert <strong>de</strong>s Buches liegt darin, dass <strong>de</strong>r<br />

erste Teil vielfältige Hintergrundinformationen vermittelt und <strong>de</strong>r dritte Teil<br />

fundiertes Überblickwissen zu betriebswirtschaftlichen Systemen bietet.<br />

Der Kern <strong>de</strong>s Buches liefert zahlreiche Impulse und schärft die Beurteilungs-<br />

und Gestaltungsfähigkeit.<br />

Leseprobe unter: www.ol<strong>de</strong>nbourg-verlag.<strong>de</strong>/wissenschaftsverlag<br />

Horváth, Péter (Hrsg.)<br />

Kun<strong>de</strong>n und Markt im Fokus<br />

Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag 2010 – 281 Seiten, € 59,95<br />

Autoren und Buch<br />

Der vorliegen<strong>de</strong> Sammelband enthält<br />

Beiträge <strong>de</strong>s Stuttgarter Controller<br />

Forums (SCF) 2010, das unter Leitung<br />

von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Péter Horváth<br />

<strong>de</strong>m Thema „Mit Marketingcontrolling<br />

zum Erfolg“ gewidmet war. Das Buch bietet<br />

Expertenmeinungen aus Wirtschaft<br />

und öffentlicher Verwaltung sowie Best-<br />

Practice-Lösungen im Marketing- und<br />

Vertriebscontrolling.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Erfolgsfaktoren <strong>de</strong>r Vertriebssteuerung – Kun<strong>de</strong>nfokus im Rechnungswesen<br />

– IT-Unterstützung für die Vertriebssteuerung – Kun<strong>de</strong>norientierung:<br />

Der Bürger als Kun<strong>de</strong> – Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>norientierung im öffentlichen<br />

Bereich<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Der Tagungsband <strong>de</strong>s 24. Stuttgarter Controller Forums umfasst die<br />

Schriftfassung von Vorträgen einer recht be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Controlling-Veranstaltungsreihe.<br />

Die jährlich neu erscheinen<strong>de</strong>n Kongressbän<strong>de</strong> haben<br />

sich am Buchmarkt etabliert und sind fester Bestandteil <strong>de</strong>r Fachdiskussion.<br />

Die meisten Krisensituationen, so <strong>de</strong>r Herausgeber im Vorwort, sind<br />

weniger kosten-, son<strong>de</strong>rn absatzbedingt. Dieser durch Erfahrungen und<br />

Beobachtungen gewonnen grundlegen<strong>de</strong>n Erkenntnis folgt <strong>de</strong>r Band<br />

nach Struktur und Inhalt. Das Werk besteht aus zwei Abschnitten. Der erste<br />

Abschnitt präsentiert erfolgreiche Praxislösungen aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Unternehmen mit beson<strong>de</strong>rer Betonung <strong>de</strong>r Globalisierung <strong>de</strong>r Märkte.


Der zweite Abschnitt thematisiert die Kun<strong>de</strong>norientierung in öffentlichen<br />

Organisationen. Allen Beiträge liegt die Perspektive zugrun<strong>de</strong>, Unternehmen<br />

vom Markt und vom Kun<strong>de</strong>n her zu steuern.<br />

Leseprobe unter: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong>/download/inhaltsverzeichnisse/978-3-7910-2992-4.pdf,<br />

www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong>/download/<br />

leseproben/978-3-7910-2992-4.pdf<br />

Kesten, Ralf<br />

Investitionsrechnung in Fällen und Lösungen<br />

Herne: NWB Verlag 2011 – 248 Seiten einschließlich<br />

Online-Version, € 24,80<br />

Autor und Buch<br />

Der Autor ist Professor und Fachgebietsleiter<br />

für Rechnungswesen und Controlling<br />

an <strong>de</strong>r privaten Fachhochschule Nordaka<strong>de</strong>mie<br />

gAG, Elmshorn und u. a. im ICV engagiert.<br />

Ziel und Inhalt <strong>de</strong>s Buches ist,<br />

Fragen <strong>de</strong>r dynamischen Investitionsrechnung<br />

anhand von Praxisfällen zu betrachten<br />

und verständlich zu machen.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einführung – Grundlagen dynamischer Verfahren – Spezielle Fragestellungen<br />

auf Basis dynamischer Verfahren – Berücksichtigung von Unsicherheit<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Mit diesem Lehrbuch, so <strong>de</strong>r Autor, wird <strong>de</strong>m Leser eine Ent<strong>de</strong>ckungsreise<br />

durch die Welt <strong>de</strong>r dynamischen Investitionsrechnung geboten. 60 Fälle<br />

mit ausführlichen Lösungsskizzen vermitteln grundlegen<strong>de</strong> Kenntnisse<br />

und regen an, die Darlegungen näher zu be<strong>de</strong>nken. Die Fälle folgen einer<br />

hohen Praxisorientierung und wer<strong>de</strong>n lebendig, anschaulich und verständlich<br />

auf gesicherter theoretischer Basis vermittelt. Kesten betrachtet<br />

die Investitionsrechnung nach verschie<strong>de</strong>nen Seiten und geht <strong>de</strong>utlich<br />

über das Methodische, Formelhafte und Rechnerische hinaus. Beispielsweise<br />

geht es um einen Vergleich <strong>de</strong>s entscheidungslogischen und<br />

ethischen Rationalprinzips, um Praxisprobleme <strong>de</strong>r Investitionskontrolle<br />

o<strong>de</strong>r um das Steuerparadoxon. Das Buch unterstützt aktiv und wirksam<br />

die Aneignung von grundlegen<strong>de</strong>n Fähigkeiten <strong>de</strong>r Investitionsrechnung.<br />

Darüber hinaus vermittelt es einen fundierten Überblick über wesentliche<br />

Praxisprobleme im Zusammenhang mit Investitionen und Investitionsrechnungen.<br />

Insgesamt ein mo<strong>de</strong>rnes Lehrbuch mit hohem Praxisbezug<br />

und gelungener pädagogisch-didaktischer Ausrichtung.<br />

Leseprobe unter: www.nwb.<strong>de</strong><br />

Becker, Krämer, Staffel, Ulrich<br />

Chief Financial Officers (CFO) im Mittelstand<br />

Stuttgart: Kohlhammer Verlag 2011 – 148 Seiten, € 24,90<br />

Autoren und Buch<br />

Prof. Dr. Dr. Wolfgang Becker ist Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls für Unternehmensführung<br />

und Controlling an <strong>de</strong>r Universität Bamberg und Direktor<br />

<strong>de</strong>s dortigen Deloitte Mittelstandsinstituts. Dipl.-Kffr. Michaela Staffel<br />

und Dipl.-Kfm. Johannes Krämer sind <strong>de</strong>n Angaben zufolge wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter <strong>de</strong>r genannten Institution,<br />

Dipl.-Kfm. Patrick Ulrich ist dort<br />

Projektleiter. Grundlage <strong>de</strong>s Buches, so<br />

die Autoren, bil<strong>de</strong>t neben theoretischen<br />

und empirischen Erkenntnissen aus <strong>de</strong>r<br />

Literatur eine persönliche Befragung von<br />

42 CFO mittelständischer Unternehmen<br />

in ganz Deutschland. Die vorliegen<strong>de</strong> Veröffentlichung<br />

untersucht Aufgabengebiete,<br />

Rollenverständnis und organisatorische<br />

Gestaltung.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einführung – Theoretische Grundlagen – Forschungskonzeption – Charakterisierung<br />

<strong>de</strong>r Proban<strong>de</strong>n – Rahmenbedingungen <strong>de</strong>r CFO-Tätigkeit –<br />

Aufgaben, Funktionen und Rollen <strong>de</strong>s CFO – Organisation <strong>de</strong>s CFO-<br />

Bereichs im Mittelstand – Fazit<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Untersuchung betritt, soweit bekannt, sowohl konzeptionell<br />

als auch theoretisch und empirisch Neuland. Die Autoren vermitteln<br />

umfangreiches empirisches Material, veranschaulichen und ver<strong>de</strong>utlichen<br />

die Ergebnisse und Erkenntnisse mit über 100 Abbildungen. Das Autorenteam<br />

beleuchtet und erläutert die Resultate und zieht zu wichtigen und bemerkenswerten<br />

Feststellungen pointiert Schlussfolgerungen. Der Band<br />

arbeitet heraus, wie sehr <strong>de</strong>r CFO-Bereich auch in mittelständischen Unternehmen<br />

einem fortschreiten<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l unterliegt. Die Untersuchung<br />

spricht vom „Be<strong>de</strong>utungsgewinn“ mittelständischer CFO. Aber auch davon,<br />

dass <strong>de</strong>r „Be<strong>de</strong>utungsgewinn“ sowohl in <strong>de</strong>r Breite als auch <strong>de</strong>r Tiefe<br />

mit anwachsen<strong>de</strong>n Aufgaben zu „bezahlen“ ist. Den Angaben zufolge<br />

sehen sich mehr als die Hälfte <strong>de</strong>r befragten CFO als „obersten Controller“.<br />

Becker und sein Team sehen <strong>de</strong>n CFO als Institutionalisierung einer<br />

mo<strong>de</strong>rn geprägten Controllingsicht. Der eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Exkurs dient <strong>de</strong>r<br />

theoretischen Vertiefung. Die Autoren bieten eine gut fundierte Bestandsaufnahme<br />

<strong>de</strong>s CFO-Bereichs im Mittelstand, sie bereiten die gewonnenen<br />

Daten und Fakten lesefreundlich auf, <strong>de</strong>uten und interpretierten die Ergebnisse,<br />

zeigen Zusammenhänge auf und skizzieren Entwicklungslinien.<br />

Schulze, Erhard<br />

Statistik<br />

CM Juli / August 2011<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2011 – 182 Seiten, € 19,80<br />

Dieses Lehr- und Übungsbuch bietet Übungsaufgaben mit Lösungen sowie<br />

zahlreiche hilfreiche Tipps zu <strong>de</strong>n Themen <strong>de</strong>skriptive Statistik, Kombinatorik<br />

und Wahrscheinlichkeitsrechnung sowie induktive Statistik.<br />

Rund 100 Übungsaufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad<br />

bieten die Möglichkeit, erworbenes Wissen anzuwen<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Kenntnisstand<br />

zu überprüfen. Für alle Aufgaben wer<strong>de</strong>n die einzelnen Arbeitsschritte<br />

zur Lösung aufgezeichnet. Das Buch för<strong>de</strong>rt und trainiert Kenntnisse<br />

<strong>de</strong>r Statistik und macht Lösungswege transparent.<br />

Leseprobe unter: www.ol<strong>de</strong>nbourg-verlag.<strong>de</strong>/wissenschaftsverlag/statistik/9783486702651<br />

97


Literaturforum<br />

98<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Wong, Dona M.<br />

Die perfekte Infografik<br />

München: Redline Verlag 2011 – 156 Seiten, € 19,95<br />

Autorin und Buch<br />

Von 2001 bis 2010 war Wong nach Verlagsangaben<br />

Grafik- und Bildchefin beim<br />

Wall Street Journal. Heute ist sie Strategiechefin<br />

bei <strong>de</strong>r weltweiten Beratungsfirma<br />

Siegel+Gale. Das Buch steht unter <strong>de</strong>r<br />

Fragestellung, wie man Zahlen, Daten,<br />

Fakten richtig präsentiert – und wie nicht.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Grundlagen – Intelligente Grafiken – Gebrauchswissen<br />

– Knifflige Fragen – Legen<br />

Sie Ihren Kurs fest<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Die Autorin möchte mit dieser Veröffentlichung die Grundlagen vermitteln,<br />

um gute und schlechte Schaubil<strong>de</strong>r zu unterschei<strong>de</strong>n. Wong bietet eine<br />

praxisorientierte Unterweisung in <strong>de</strong>r „Grafiksprache“ mit <strong>de</strong>m Ziel gelungener<br />

und wirkungsvoller Grafiken. Das Buch ist ein kompaktes und sehr<br />

lesefreundliches Lehr- und Arbeitsbuch, das zunächst Grundlagenwissen<br />

vermittelt, um dann mit vielen Hinweisen und Tipps anhand einer großen<br />

Zahl von Beispielen <strong>de</strong>n Weg zur „perfekten Grafik“ zu ebnen.<br />

Leseprobe unter: www.redline-verlag.<strong>de</strong> > Titel im Suchfeld eingeben<br />

Business Intelligence & Controlling<br />

„Business Intelligence und Controlling Competence” ist eine neue Reihe,<br />

die gemeinsam vom Institut für Business Intelligence <strong>de</strong>r Steinbeis-Hochschule<br />

Berlin und <strong>de</strong>m Internationalen Controller Verein ICV herausgegeben<br />

wird. Nach Verlagsangaben sollen in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong>n auf über<br />

50 Seiten innovative BI-Einsatzfel<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r aktuelle Entwicklungen im<br />

Controlling aufgegriffen und behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Gemäß <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Informationen sind Autoren dieser Reihe Prof. Dr. Andreas Seufert und Dr.<br />

Karsten Oehler. Seufert lehrt Betriebswirtschaftslehre und Informationsmanagement<br />

im Fachbereich Management und Controlling an <strong>de</strong>r FH<br />

Ludwigshafen und ist Direktor <strong>de</strong>s Instituts für Business Intelligence an<br />

<strong>de</strong>r Steinbeis-Hochschule Berlin sowie Leiter <strong>de</strong>s Arbeitskreises „Business<br />

Intelligence” <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins. Oehler verantwortet<br />

das Competence Center Office of Finance bei <strong>de</strong>r IBM in Frankfurt<br />

und ist Lehrbeauftragter an <strong>de</strong>r European Business School in Östrich-<br />

Winkel und an <strong>de</strong>r Technischen Universität Darmstadt.<br />

Business Intelligence ist ein „Sammelbegriff für <strong>de</strong>n IT-gestützten Zugriff<br />

auf Informationen sowie die IT-gestützte Analyse und Aufbereitung dieser<br />

Informationen. Ziel dieses Prozesses ist es, aus <strong>de</strong>m im Unternehmen<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Wissen neues Wissen zu generieren. Bei diesem neu gewonnen<br />

Wissen soll es sich um relevantes, handlungsorientiertes Wissen<br />

han<strong>de</strong>ln, welches Managemententscheidungen zur Steuerung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

unterstützt“. Aus: Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirt-<br />

schaftslexikon, Stichwort: Business Intelligence, online im Internet:<br />

http://wirtschaftslexikon.gabler.<strong>de</strong>/Archiv/75968/business-intelligencev6.html.<br />

„Ursprünglich eher technologisch getrieben, hat sich heute Business<br />

Intelligence als integrierter Gesamtansatz <strong>de</strong>r IT-basierten Unternehmenssteuerung<br />

etabliert, <strong>de</strong>r in immer stärkerem Maße inhaltlich und<br />

prozessgetrieben ist“, so Gänßlen, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r Internationaler<br />

Controller Verein, im Vorwort. Mit an<strong>de</strong>ren Worten verknüpft dieser Begriff<br />

Systeme und Anwendungen zur Gewinnung analytischer, führungs-<br />

und entscheidungsrelevanter Daten wie etwa Data Warehousing o<strong>de</strong>r<br />

Data Mining usw.<br />

Zum Zeitpunkt dieses Manuskripts lagen die ersten bei<strong>de</strong> Bän<strong>de</strong> vor.<br />

Seufert, Andreas / Oehler, Karsten<br />

Grundlagen Business Intelligence – Band 1<br />

Stuttgart / Berlin: Steinbeis-Edition 2009, 72 Seiten, € 19,90<br />

Inhalt und Struktur<br />

BI Grundlagen – Der Markt für BI – Traditionelle<br />

Ansätze und Konzepte von BI –<br />

Zukünftige technologische Entwicklungen<br />

von BI – Neuere Einsatzgebiete von BI<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Der 1. Band bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Ausgangspunkt für<br />

die weiteren Bän<strong>de</strong>. Er bil<strong>de</strong>t die Basis,<br />

befasst sich mit Begrifflichem und Grundsätzlichem<br />

und steckt das Themenspektrum<br />

von BI ab. Er weckt Interesse am<br />

Thema und vermittelt elementare Kenntnisse.<br />

Seufert, Andreas / Oehler, Karsten<br />

Business Intelligence und Dynamisierung<br />

<strong>de</strong>r Planung – Band 2<br />

Stuttgart / Berlin: Steinbeis-Edition 2010, 78 Seiten, € 19,90<br />

Inhalt und Struktur<br />

Status Quo und Herausfor<strong>de</strong>rungen im Umfeld <strong>de</strong>r Planung – Dynamisierung<br />

<strong>de</strong>r Planung und IT – Wertbeitrag BO – OLAP-Anwendungsbeispiel<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Dieser Band skizziert die Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Planung an die Controller<br />

und beschreibt das Lösungspotenzial von BI für <strong>de</strong>n Controller. Konzeptionelle<br />

und umsetzungsorientierte Überlegungen ergänzen sich.<br />

Kemper, Hans-Georg / Baars, Henning<br />

Business Intelligence<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Vieweg Verlag 2008 – 134 Seiten, € 19,95<br />

Die Autoren legen ein Arbeits- und Übungsbuch vor. Es umfasst drei Teile:<br />

BI-Glossar, Übungsaufgaben sowie Lösungen und Lösungsskizzen. Das<br />

Buch unterstützt <strong>de</strong>n vertiefen<strong>de</strong>n Einstieg in die Thematik.<br />

Leseprobe unter: www.viewegteubner.<strong>de</strong>/freebook/978-3-8348-0434-1_l.pdf


Interessante Neuerscheinungen zur BWL<br />

Oehlrich, Marcus<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

München: Vahlen Verlag 2010 – 564 Seiten, € 39,80<br />

Die 1. Auflage dieses Titels wur<strong>de</strong> im CM-Literaturforum 06/09 ausführlich<br />

vorgestellt. Inzwischen liegt bereits die 2., überarbeitete Auflage vor.<br />

Das Buch unterschei<strong>de</strong>t sich von herkömmlichen Einführungen in die<br />

BWL. Die einzelnen Funktionen wer<strong>de</strong>n ganzheitlich und integrativ in<br />

einem zusammenhängen<strong>de</strong>n Überblick dargestellt. Dazu bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Erstellungsprozess<br />

eines Business Plans die gemeinsame Grundlage. Hoher<br />

Praxisbezug, zahlreiche Fälle und Beispiel und eine mo<strong>de</strong>rne, betont lesefreundliche<br />

Vermittlung sowie Fragen und Aufgaben mit Lösungen kennzeichnen<br />

das Werk.<br />

Leseprobe unter: www.vahlen.<strong>de</strong>/productview.aspx?product=823727<br />

Paul, Joachim<br />

Praxisorientierte Einführung in die<br />

Allgemeine Betriebswirtschaftslehre<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2011 – 633 Seiten, € 39,95<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> 2., überarbeitete Auflage<br />

2011 unterschei<strong>de</strong>t sich von vielen<br />

herkömmlichen BWL-Einführungen.<br />

Zum einen durch hohe Anwendungsorientierung<br />

und einen <strong>de</strong>utlichen Bezug<br />

zu <strong>de</strong>n tatsächlichen Gegebenheiten in<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen. Zum an<strong>de</strong>ren durch<br />

eine erweiterte Betrachtungsweise<br />

durch die parallele, aber auch integrative<br />

Betrachtung <strong>de</strong>r drei Perspektiven<br />

Unternehmensebene, Ebene <strong>de</strong>s Individuums<br />

sowie <strong>de</strong>r Ethik- und Werteebene.<br />

Anhand von zwei durchgängigen Fallstudien und zahlreichen<br />

Beispielen wer<strong>de</strong>n die wichtigsten Theorien, Begriffe und Zusammenhänge<br />

erläutert.<br />

Dillerup, Ralf / Stoi, Roman<br />

Unternehmensführung<br />

München: Vahlen Verlag 2011 – 833 Seiten, € 44,80<br />

Die 2. Auflage 2077 wur<strong>de</strong> im Controller Magazin, 05/2008 näher<br />

vorgestellt. Inzwischen liegt die 3., überarbeitete Auflage 2011 vor.<br />

Das Buch hat sich etabliert. Konzept und Gestaltung erfahren vielfache<br />

Zustimmung. Das Buch vermittelt das weite Spektrum <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensführung in seiner Gesamtheit betont praxisnah und<br />

beson<strong>de</strong>rs benutzerfreundlich. Darüber hinaus setzen die Autoren<br />

inhaltliche Akzente, z. B. bezüglich <strong>de</strong>r Ausrichtung <strong>de</strong>r Unternehmensführung.<br />

Unternehmenskommunikation und<br />

neue Medien<br />

Hilker, Claudia<br />

Social Media für Unternehmer<br />

Wien: Lin<strong>de</strong> Verlag 2010 – 196 Seiten, € 24,90<br />

Autorin und Buch<br />

Claudia Hilker ist Unternehmensberaterin<br />

und Geschäftsführerin von Hilker Consulting<br />

in Düsseldorf. Dieses Buch behan<strong>de</strong>lt<br />

Social Media aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

und hinterfragt Voraussetzungen und<br />

Bedingungen eines erfolgreichen Einsatzes.<br />

Nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>r Autorin entstand das<br />

Buch durch eigene Erfahrungen mit Social<br />

Media Projekten und nach umfassen<strong>de</strong>n<br />

Recherchen.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einleitung – Social Media (SM) Business – SM Netzwerke – SM Strategien<br />

– SM Marketing – SM Relations – Social Networking – SM Recruitment<br />

– SM Recht, SM Monitoring, SM-Ausblick, Anhang (Berater-Checkliste<br />

u. Glossar)<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Social Media ist ein Sammelbegriff für internetbasierte mediale Angebote,<br />

die auf sozialer Interaktion und <strong>de</strong>n technischen Möglichkeiten <strong>de</strong>s<br />

Web 2.0 basieren. Dabei stehen Kommunikation bzw. die Wechselbeziehung<br />

zwischen Personen und Gruppen und <strong>de</strong>r Austausch nutzergenerierter<br />

Inhalte im Mittelpunkt. Vor diesem Hintergrund gewinnen die sozialen<br />

Medien zunehmend für die Unternehmen in vielfacher Hinsicht an<br />

Be<strong>de</strong>utung. Dies ist das Thema <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Veröffentlichung. Hilker<br />

bereitet das facettenreiche und noch relativ neue Thema kenntnisreich<br />

und engagiert auf. Sie nimmt alle grundlegen<strong>de</strong>n Aspekte in <strong>de</strong>n Blick<br />

und widmet allen wesentlichen Teilaspekten kompakte Kapitel. Durch<br />

viele praktische Beispiele und zahlreiche Experten-Interviews gewinnt<br />

das Buch an thematischer Breite und fachlicher Substanz. Zahlreiche Abbildungen<br />

veranschaulichen die Ausführungen, allerdings ist die Lesbarkeit<br />

einiger Abbildungen nicht voll befriedigend. Hilker gelingt es, Be<strong>de</strong>utung<br />

und Nutzen für die Unternehmen zu ver<strong>de</strong>utlichen sowie vielfältige<br />

Hilfen und Hinweise für praktische Unternehmenskommunikation zu vermitteln.<br />

Der Nutzwert: Das Buch kann Erkenntnisse und Überzeugungen<br />

beeinflussen sowie praktische Orientierungshilfe leisten. Chancen und Risiken<br />

wer<strong>de</strong>n ausgewogen dargestellt, jedoch vom unternehmerischen<br />

Standpunkt aus. Mögliche negative Auswirkungen auf die User kommen<br />

hingegen kaum zur Sprache.<br />

Leseprobe unter: www.lin<strong>de</strong>verlag.<strong>de</strong><br />

Immerschitt, Wolfgang<br />

Crossmediale Pressearbeit<br />

CM Juli / August 2011<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2010 – 198 Seiten, € 39,95 – auch als<br />

eBook erhältlich<br />

99


Literaturforum<br />

100<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Autor und Buch<br />

Dr. Wolfgang Immerschitt ist laut vorliegen<strong>de</strong>r<br />

Informationen nach journalistischen<br />

Funktionen und einer Tätigkeit<br />

als Pressesprecher heute geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Gesellschafter <strong>de</strong>r Agentur PLE-<br />

ON Publico und Lektor an <strong>de</strong>r Universität<br />

Salzburg. Diese Neuerscheinung befasst<br />

sich mit <strong>de</strong>r Weiterentwicklung und Optimierung<br />

<strong>de</strong>r Medienarbeit in <strong>de</strong>n Unternehmungen.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Die Qual <strong>de</strong>r Mittelwahl in <strong>de</strong>r neuen Medienarbeit – Unternehmenskommunikation<br />

in einer verän<strong>de</strong>rten Medienwelt – Der Globus <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenskommunikation – Kulturbruch durch das neue Massenmedium<br />

Internet – Den Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Unternehmenskommunikation<br />

gestalten.<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Crossmedial heißt die Kommunikation über mehrere inhaltlich, gestalterisch<br />

und redaktionell verknüpfte Kanäle. Der Journalist <strong>de</strong>r Zukunft<br />

beispielsweise arbeitet crossmedial. Dies hat zur Folge, dass Berufsbild<br />

und Arbeitstechniken <strong>de</strong>r „Presseleute“ ebenso neu <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n<br />

müssen wie die Gestaltung und Ausrichtung <strong>de</strong>r Unternehmenskommunikation<br />

<strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Gegebenheiten anzupassen ist. Die Pressearbeit<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen wird durch das geän<strong>de</strong>rte Medienumfeld<br />

und die neue Onlinekommunikation komplexer, dialogischer, multimedialer<br />

und zugleich schneller, wie <strong>de</strong>r Autor im vorliegen<strong>de</strong>n Buch ver<strong>de</strong>utlicht.<br />

Das Buch ist ein Leitfa<strong>de</strong>n für die multimediale Unternehmenskommunikation<br />

und thematisiert, Unternehmensbotschaften über<br />

klassische und neue Kanäle professionell zu platzieren. Der Band vermittelt<br />

praxisorientierte Grundlagen zur mo<strong>de</strong>rnen Pressearbeit und<br />

bietet durch zahlreiche Beispiele und gezielte Hinweise fundierte Hilfe<br />

und Orientierung. Der Autor schreibt in einem individuellen, persönlichen<br />

Stil in verständlicher und anschaulicher Weise. Ein Begriffsverzeichnis<br />

mit kurzen Erläuterungen sollte in eine spätere Neuauflage<br />

ebenso aufgenommen wer<strong>de</strong>n wie eine geson<strong>de</strong>rte, strukturierte Darstellung<br />

<strong>de</strong>r zahlreichen Links in <strong>de</strong>n Fußnoten, sowie ein Stichwortverzeichnis,<br />

um das nützliche und hilfreiche Buch zu einem dauerhaften<br />

Begleiter mit schnellem und einfachem Zugriff zu machen.<br />

Kirkpatrick, David<br />

Der Facebook-Effekt<br />

München: Carl Hanser Verlag 2011 – 406 Seiten, € 24,90<br />

Autor und Buch<br />

David Kirkpatrick war nach Verlagsangeben viele Jahre Senior Editor<br />

für Internet- und Technologiethemen bei <strong>de</strong>r Zeitschrift „Fortune”. Die<br />

vorliegen<strong>de</strong> Übersetzung aus <strong>de</strong>m Amerikanischen von Karsten Petersen<br />

mit <strong>de</strong>m Untertitel „Hinter <strong>de</strong>n Kulissen <strong>de</strong>s Internet-Giganten“<br />

vermittelt vielfältige Einblicke in das Unternehmen, skizziert Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

und Philosophie von Facebook und befasst sich mit <strong>de</strong>n<br />

Folgen dieses Online-Netzwerkes.<br />

Inhalt und Struktur (auszugsweise)<br />

Soziale Netzwerke und das Internet – Investoren<br />

– Ein Unternehmen wächst heran –<br />

Privatsphäre – Geld verdienen – Facebook<br />

und die Welt – Gesellschaftliche Auswirkungen<br />

– Die Zukunft – Nachwort zur <strong>de</strong>utschen<br />

Ausgabe<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Der Autor legt eine gut recherchierte, sorgfältig<br />

und gewissenhaft geschriebene Abhandlung<br />

vor. Kirkpatrick zeichnet Entwicklung<br />

und Stand von Facebook nach und widmet Mark Zuckerberg,<br />

<strong>de</strong>m Facebook-Grün<strong>de</strong>r, hohe Aufmerksamkeit, manchmal auch Bewun<strong>de</strong>rung.<br />

Dieses Manuskript entsteht zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r historischen<br />

Verän<strong>de</strong>rung in Ägypten, die u. a. mit Schlagworten wie „Facebook-Generation“<br />

o<strong>de</strong>r „Facebook-Demokratie“ verbun<strong>de</strong>n ist. Diese Entwicklung<br />

gibt ein beeindrucken<strong>de</strong>s Beispiel über die möglichen Wirkungen<br />

und Ergebnisse <strong>de</strong>r aktiven Nutzung von Facebook und damit <strong>de</strong>s Facebook-Effektes.<br />

Facebook baut auf einer radikalen sozialen Prämisse<br />

auf, dass nämlich eine unvermeidliche und umfassen<strong>de</strong> Transparenz<br />

das mo<strong>de</strong>rne Leben durchdringen wird. Dies ist ein ausgesprochen facettenreiches<br />

Thema, das die vorteilhaften und vielleicht auch umwälzen<strong>de</strong>n<br />

Folgen ebenso umfasst wie viele kritische Aspekte, etwa Datenschutz-<br />

und Persönlichkeitsrechte, Nutzung persönlicher Daten für<br />

Werbezwecke und nicht zuletzt Verlust <strong>de</strong>r Kontrolle über persönliche<br />

Daten. Von dieser doppel<strong>de</strong>utigen und zwiespältigen Konstellation ist in<br />

diesem Buch in vielfacher Weise die Re<strong>de</strong>, wobei <strong>de</strong>r Autor Vorzüge<br />

und Nutzen von Facebook beson<strong>de</strong>rs betont und herausarbeitet. Das<br />

kurze Nachwort zur <strong>de</strong>utschen Ausgabe fängt die <strong>de</strong>utsche Sichtweise<br />

und Befindlichkeit treffend ein. Dieser Teil befasst sich streng beurteilend<br />

und scharf prüfend mit Facebook und ist ten<strong>de</strong>nziell kritischer und<br />

pointierter als <strong>de</strong>r Hauptteil. Das Buch liest sich spannend und sehr anregend.<br />

Lei<strong>de</strong>r verzichtet <strong>de</strong>r Autor auf Abbildungen, wie Grafiken o<strong>de</strong>r<br />

Infokästen mit Zahlen und Daten, zu Lasten <strong>de</strong>r Lesefreundlichkeit. Das<br />

Register weist überwiegend Namen und weniger Sachbegriffe aus, dies<br />

erschwert <strong>de</strong>n Zugriff. Insgesamt ermöglicht das Buch einen tieferen<br />

Zugang zu Facebook und <strong>de</strong>n mit diesem internationalen Online-Netzwerk<br />

verbun<strong>de</strong>nen Auswirkungen – und macht vieles begreifbar und<br />

verständlich.<br />

Leseprobe unter: www.hanser.<strong>de</strong>/Wirtschaft > Titel > Leseproben<br />

Ryborz, Heinz<br />

Kommunikation mit Herz und Verstand<br />

Regensburg: Walhalla Verlag 2010 – 208 Seiten, € 29,00 – auch als<br />

eBook erhältlich, Preis: € 14,99<br />

Autor und Buch<br />

Professor Dr. Heinz Ryborz war nach Verlagsangaben in leiten<strong>de</strong>n Positionen<br />

in <strong>de</strong>r Industrie tätig und trainiert heute Führungskräfte. Der vorliegen<strong>de</strong><br />

Ratgeber befasst sich ganzheitlich mit <strong>de</strong>r Kommunikation – nicht<br />

nur erkenntnis- und verstan<strong>de</strong>smäßig, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re auch gefühlsmäßig.


Inhalt und Struktur<br />

Kommunikation und Persönlichkeit – Bausteine<br />

<strong>de</strong>r Kommunikation – Kommunikationsblocker<br />

vermei<strong>de</strong>n – Mit Herz kommunizieren<br />

– Einfluss nehmen – Durchsetzungsstarke<br />

Kommunikation – Konflikte<br />

lösen – Verhan<strong>de</strong>ln – Umgang mit<br />

Gefühlen<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Der Band knüpft an die beruflichen und<br />

persönlichen Erfahrungen in konkreten<br />

Kommunikationssituationen an und setzt sich intensiv mit <strong>de</strong>r Kommunikationswirklichkeit<br />

auseinan<strong>de</strong>r. Dem Autor geht es darum, bewusster<br />

zu kommunizieren, das Kommunikationsverhalten bewusst zu steuern<br />

und weniger „automatisch“ ablaufen zu lassen. Im Mittelpunkt steht, die<br />

eigene Haltung und Einstellung sowie vielfältige kommunikative Verhaltensweisen<br />

zu beleuchten und aufzuarbeiten mit <strong>de</strong>m Ziel, sie zu optimieren.<br />

Das Buch ist fast als strukturierte Checkliste aufgebaut und bietet<br />

einen breiten Themenüberblick. Es ist übersichtlich angelegt, die<br />

Ausführungen sind gut überblicken, die wichtigen Hinweise und Kernaussagen<br />

sind leicht zu erfassen. Zahlreiche Beispiele sowie acht<br />

Übungen mit Lösungen steigern <strong>de</strong>n Lesernutzen. Der Autor vermittelt<br />

vielfältige Einblicke in das „Geheimnis erfolgreicher Kommunikation“,<br />

sucht Einsichten zu wecken und Impulse zur praktischen Umsetzung<br />

und Nutzung zu geben. Das Buch ist ein Führer zur erfolgreichen Kommunikation,<br />

<strong>de</strong>n Weg muss <strong>de</strong>r Leser selbst gehen. Insofern ist es auch<br />

ein Arbeitsbuch.<br />

Leseprobe unter: www.walhalla.<strong>de</strong>/static/leseprobe/3443.pdf<br />

Bischl, Katrin<br />

Die professionelle Pressemitteilung<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 – 148 Seiten,<br />

€ 19,95<br />

Dr. Katrin Bischl ist <strong>de</strong>n Angaben zufolge Dozentin und Schreibberaterin.<br />

Sie legt einen kompakten Leitfa<strong>de</strong>n für Unternehmen, Institutionen, Verbän<strong>de</strong><br />

und Vereine vor. Dieser Ratgeber für Praktiker vermittelt recht<br />

sachkundig in gut aufgemachter Form die journalistischen Regeln einer<br />

erfolgreichen Pressearbeit.<br />

Politik und Wirtschaft<br />

Zohlnhöfer, Reimut / Reimut, Kathrin<br />

Politik und Wirtschaft<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2011 – 162 Seiten, € 24,80<br />

Eine kompakte Einführung zur Vernetzung und Verquickung von Politik<br />

und Wirtschaft aus wissenschaftlicher Sicht mit einem liberalen Grundton.<br />

Das Buch behan<strong>de</strong>lt zunächst die Grundlagen <strong>de</strong>r Politischen Ökono-<br />

mik. Im zweiten und dritten Teil geht das Autorenteam einer doppelten<br />

Fragestellung nach: Wie beeinflusst Politik das wirtschaftliche Leistungsprofil?<br />

Was beeinflusst die Wirtschaftspolitik?<br />

Leseprobe unter: www.ol<strong>de</strong>nbourg-verlag.<strong>de</strong>/wissenschaftsverlag/<br />

Bujard / Cerny / Gutzeit / Weyel<br />

Wirtschaft und Kultur<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2011 – 337 Seiten, € 34,80<br />

Dieser Sammelband beleuchtet in 20 Kapiteln das Spannungsfeld zwischen<br />

Wirtschaft und Kultur. Es befasst sich u. a. mit <strong>de</strong>r Finanzpolitik, <strong>de</strong>r<br />

Außenwirtschaftspolitik, <strong>de</strong>r Entwicklungspolitik und <strong>de</strong>r Umweltpolitik.<br />

Das Buch vermittelt Wirtschaft und Kultur als gemeinsames Themenfeld<br />

und eröffnet grundlegen<strong>de</strong> Einsichten.<br />

Leseprobe unter: www.ol<strong>de</strong>nbourg-verlag.<strong>de</strong>/wissenschaftsverlag/<br />

Weingärtner, Trentmann, Deutsche Welthungerhilfe e.V. (Hrsg.)<br />

Handbuch Welternährung<br />

Frankfurt: Campus Verlag 2011 – 241 Seiten, € 24,90 € – auch als<br />

eBook erhältlich<br />

Das Handbuch Welternährung wird herausgegeben<br />

von <strong>de</strong>r Welthungerhilfe in<br />

Kooperation mit <strong>de</strong>r Stiftung fiat panis.<br />

Das Werk setzt sich sachkundig und engagiert<br />

auf <strong>de</strong>r Basis umfangreicher und<br />

vielfältiger Daten und Fakten mit einem<br />

drängen<strong>de</strong>n Problem unserer Zeit auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Die Autorinnen sprechen die internationale<br />

Staatengemeinschaft und die<br />

Entwicklungsakteure ebenso an wie die<br />

Konsumenten und Verantwortlichen in <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaft. Eine beeindrucken<strong>de</strong> und berühren<strong>de</strong><br />

Veröffentlichung.<br />

Persönliche Themen und<br />

Kompetenzen<br />

Däfler, Martin-Niels<br />

Der Karriereführerschein<br />

Frankfurt: Campus Verlag 2011 – 207 Seiten, € 17,90<br />

CM Juli / August 2011<br />

Dr. Martin-Niels Däfler, ist <strong>de</strong>m Vernehmen nach als selbstständiger<br />

Kommunikations- und Marketingberater und Trainer sowie als Hochschuldozent<br />

tätig. Er bezeichnet und versteht diese Veröffentlichung als „Karriereverkehrsordnung“.<br />

Der Ratgeber vermittelt nützliche und hilfreiche<br />

Tipps und Hinweise zu grundlegen<strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>r persönlichen Umgangsformen,<br />

<strong>de</strong>r Arbeitstechniken sowie <strong>de</strong>r schriftlichen und münd-<br />

101


Literaturforum<br />

102<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

lichen Kommunikation – und damit zu allgemeinen Grundlagen und<br />

Voraussetzungen <strong>de</strong>r Karriere neben <strong>de</strong>r Fachkompetenz.<br />

Nachwort vom Bücherwurm:<br />

Lesen durch vier verschie<strong>de</strong>ne<br />

Brillen gesehen<br />

„Lesen nur eine Drei.“ 1 Die PISA-Studie lässt das Lesen regelmäßig in die<br />

öffentliche Aufmerksamkeit treten. Deutschlands Schüler haben sich<br />

beim Lesen etwas verbessert, hieß es En<strong>de</strong> 2010 zu <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r<br />

vierten internationalen Bildungsstudie PISA. Laut OECD erhöhte sich die<br />

Lesekompetenz seit <strong>de</strong>m Jahr 2000 von 484 auf 497 Punkte. Damit lagen<br />

die <strong>de</strong>utschen Schüler im OECD-Mittelfeld. Lesen ist eine unverzichtbare<br />

Kulturtechnik und wesentliche Voraussetzung zur Teilnahme am beruflichen<br />

und gesellschaftlichen Leben, sie ist Teil <strong>de</strong>r Kommunikation.<br />

Daher rückt die Lesefähigkeit immer wie<strong>de</strong>r ins Interesse.<br />

Lesen ist eine vergleichsweise spät sich herausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Fähigkeit in <strong>de</strong>r<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Menschheit. Von Vorformen abgesehen, liegen die Anfänge<br />

<strong>de</strong>s abendländischen Lesens und Schreibens im Alten Orient. In Mesopotamien<br />

wur<strong>de</strong>n vor etwa 7.000 Jahre Zählsteine bzw. symbolische<br />

Tierfiguren zum Lesen verwen<strong>de</strong>t. 2 Lesen ist „verstehen<strong>de</strong>s Wahrnehmen“<br />

von Geschriebenem mittels Augen- o<strong>de</strong>r Tastsinn. 3 Das Lesen lässt<br />

sich unter recht unterschiedlichen Perspektiven betrachten, wie auch die<br />

sehr vielfältigen Forschungsansätze zeigen, beispielsweise Lesephysiologie<br />

o<strong>de</strong>r Lesepsychologie.<br />

Von breiter praktischer Be<strong>de</strong>utung mögen vor allem die nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

vier Aspekte sein:<br />

1. Lesen ermöglicht die Aufnahme von Wissen und Informationen.<br />

2. Lesen kann <strong>de</strong>r Unterhaltung o<strong>de</strong>r – wie dieses Literaturforum – <strong>de</strong>r<br />

fachlichen und persönlichen Weiterbildung dienen.<br />

3. Lesen kann darüber hinaus die Entwicklung wesentlicher Fähigkeiten<br />

unterstützen. Beim Lesen wer<strong>de</strong>n nämlich u. a. Urteilsfähigkeit, Fantasie<br />

bzw. bildhaft anschauliches Denken, Sprachgefühl und an<strong>de</strong>re Fähigkeiten<br />

in beson<strong>de</strong>rer Weise herausgebil<strong>de</strong>t und geför<strong>de</strong>rt. 4<br />

4. Ein wichtiger Teilaspekt <strong>de</strong>s Lesens ist das Nach<strong>de</strong>nken. Lesen kann<br />

zu neuen Überlegungen und Betrachtungen führen o<strong>de</strong>r auch zu einem<br />

vergleichen<strong>de</strong>n und prüfen<strong>de</strong>n Denken.<br />

Die bisherigen Aspekte sind rational und folgen nüchternen Überlegungen.<br />

Da dieser Beitrag in einem Wirtschaftsmagazin erscheint, noch<br />

ein kleiner ergänzen<strong>de</strong>r Exkurs. Der weltweiten Initiative zur Alphabetisierung<br />

kommt neben kultureller vor allem wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung zu.<br />

Lei<strong>de</strong>r ist es in vielen Län<strong>de</strong>rn immer noch nicht selbstverständlich, lesen<br />

und schreiben zu können. Nach Angaben <strong>de</strong>r UNESCO sind immer noch<br />

etwa 750 Millionen Menschen Analphabeten. Dabei sind Lesen und<br />

Schreiben entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Fähigkeiten: Sie sind <strong>de</strong>r Schlüssel zum lebenslangen<br />

Lernen. Sie erhöhen die Chance auf Beschäftigung und för<strong>de</strong>rn<br />

die Sicherung <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Existenz. Selbst in unserem Lan<strong>de</strong> gibt<br />

es noch viele Analphabeten, wie die Arbeit <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s Alphabetisierung<br />

e. V. zeigt. Lesen kann aber auch sehr emotional sein – und<br />

das kann durchaus auch für „trockene“ Sachbücher gelten. Hierzu ein<br />

praktisches und nachprüfbares Beispiel. Im historischen Lesezelt auf <strong>de</strong>m<br />

Freigelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse treffen sich jährlich Autoren und<br />

literaturbegeisterte Hörer. Ein Vorgang, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Regel erhebliche Emotionen<br />

freisetzt. Lesungen, Buchmessen und ähnliche Veranstaltungen<br />

vermitteln nicht nur Inhalte, son<strong>de</strong>rn auch vielfältige Empfindungen.<br />

Sabine Bonewitz von <strong>de</strong>r Stiftung Lesen bringt es auf <strong>de</strong>n Punkt. “Lesen<br />

macht nicht nur Spaß, son<strong>de</strong>rn auch klug.” 5 Dieser Beitrag für Leserinnen<br />

und Leser „in <strong>de</strong>r Wirtschaft“ wäre ohne eine kurze medienwirtschaftliche<br />

Betrachtung unvollständig. Zur Schreib- und Lesekompetenz muss<br />

zunehmend die Medienkompetenz treten. Dabei geht es insbeson<strong>de</strong>re um<br />

die Frage, wie sich die verschie<strong>de</strong>nen Medien auf das Leseverhalten auswirken.<br />

Such- und Selektionsverhalten sind in <strong>de</strong>n digitalen Medien wichtiger<br />

als das Lesen selbst. Es ist oft ein flüchtiges, fragmentarisches, kursorisches<br />

und weniger ein gründliches Lesen. 6 Beim Lesen geht es nicht<br />

zuletzt um <strong>de</strong>n Leser, <strong>de</strong>n die Medienwirtschaft mit ihrer Leseanalyse untersucht.<br />

Dabei stehen im Fokus Leserstruktur, Lesegewohnheiten, Lesedauer,<br />

Lesehäufigkeit, Leseintensität und Lesemuster. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

Leseranalyse liefern wichtige Hinweise für Konzeption und Planung von<br />

Veröffentlichungen, aber auch für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r Werbung. 7<br />

Lust auf – mehr – Lesen bekommen?<br />

Bis zum nächsten Mal herzliche Grüße und alles Gute für Ihr Tun<br />

„Ihr Bücherwurm“ Alfred Biel<br />

E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

Quellennachweise<br />

1 Stern. <strong>de</strong> am 7.12.2010<br />

2 Der Brockhaus Literatur, 4. Auflage, Wiesba<strong>de</strong>n 2010<br />

3 Metzler Lexikon Literatur, 3. Auflage, Stuttgart 2006<br />

4 Bentele/Brosius/Jarren: Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft.<br />

Wiesba<strong>de</strong>n 2006<br />

5 Blog <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse (www.buchmesse.<strong>de</strong>/blog/<strong>de</strong>)<br />

6 Kruse, Otto: Lesen und Schreiben, Konstanz 2010<br />

7 Sjurts, Insa: Gabler Lexikon Medienwirtschaft, 2. Auflage, Wiesba<strong>de</strong>n<br />

2011


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Internationaler<br />

Controller Verein<br />

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Wenn sich die Controller-Community zum<br />

Controller Congress in München trifft, erlebe<br />

ich alljährlich lei<strong>de</strong>nschaftliche Vorträge,<br />

begeisterte Zuhörer, eine Aussaat von Erfolgsrezepturen.<br />

Es keimen die I<strong>de</strong>en –<br />

wachsen sie auch im Alltag?<br />

Schon im ersten Vortrag nehme ich Be<strong>de</strong>utsames<br />

für mich mit: Kriterien, die ein erfolgreicher<br />

Controller erfüllen muss: Geschäftskompetenz,<br />

Metho<strong>de</strong>nkompetenz, Kommuni-<br />

kationskompetenz – wobei diese als<br />

wichtigstes Kriterium i<strong>de</strong>ntifiziert wird. Gleichwohl<br />

wird sie zu wenig vorgefun<strong>de</strong>n. Diese Erkenntnis<br />

kann ich aus unserer langjährigen<br />

Beratertätigkeit nur bestätigen.<br />

Deshalb ist es Teil unserer Aufgabe, diesen<br />

Mangel bewusst zu machen. Kommunikation<br />

ist kein einseitiges Spiel und keine Selbstdarstellung.<br />

Sie muss als ständiger und gleichwertiger<br />

Dialog – sowohl in <strong>de</strong>r Hierarchie<br />

nach oben wie auch nach unten – stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Die Botschaften müssen verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Aufzählen von Fakten und die kompetente<br />

Aneinan<strong>de</strong>rreihung von Kennziffern und Zahlen<br />

ist nur ein Teil <strong>de</strong>r Kompetenzen <strong>de</strong>s Controllers.<br />

Es führt im Übrigen zu ungeahnten Erfolgserlebnissen,<br />

wenn sich Controller neben Kenn-<br />

ziffern auch mit <strong>de</strong>r Wertschöpfung sowie <strong>de</strong>n<br />

Mitarbeitern und Leistungsträgern beschäftigen,<br />

die in <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette ihre <strong>de</strong>finierten<br />

Rollen haben. Das bestätigen Erfahrungsberichte.<br />

Die Fähigkeit, zur Zielerreichung<br />

<strong>de</strong>n Blick auf diese Seiten zu richten, kann<br />

trainiert wer<strong>de</strong>n. Wer fühlt sich nicht als Held,<br />

wenn z. B. sein neues gehaltvolles Buch fertig<br />

geschrieben ist? Doch wenn es nicht gelesen<br />

wird, gibt es keinen Hel<strong>de</strong>n. Metho<strong>de</strong>nkompetenz<br />

allein hilft da nicht weiter. Nur wenn es<br />

gelingt, durch Kommunikationskompetenz die<br />

Umsetzung wertvoller Erkenntnisse auch tatsächlich<br />

zu erreichen, dann wird Nachhaltigkeit<br />

geschaffen, dann ist „Controlling“ erfüllt.<br />

Man könnte es auch Geschäftskompetenz in<br />

eigener Sache nennen.<br />

Während die Menschen nach <strong>de</strong>m Congress<br />

sich wie<strong>de</strong>r zerstreuten, fand ich mit einem<br />

Teilnehmer eine kurze und anregen<strong>de</strong> Diskussion,<br />

in <strong>de</strong>r wir <strong>de</strong>n Vergleich zu Familienstrukturen<br />

gewagt haben: Das Einzelkind – meistens<br />

in <strong>de</strong>r Rolle eines Einzelkämpfers –<br />

konzentriert sich voll auf sich und seine<br />

Bedürfnisse im Durchsetzungsprozess. Unter<br />

Geschwistern fin<strong>de</strong>t Kommunikation statt,<br />

wenn sich einer durchsetzen o<strong>de</strong>r die Richtung<br />

vorgeben will, und das sind in <strong>de</strong>r Regel keine<br />

Schmusekurse. Also keine Sorge; <strong>de</strong>r Status<br />

<strong>de</strong>s Controllers erfährt keine Schwächung,<br />

Controlling – Zukunft gestalten<br />

Top-Themen<br />

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� 22. Schweizer Controller-Tagung:<br />

6. September in Dättwil/Ba<strong>de</strong>n (CH)<br />

� 12. Internationale Controller Gesundheitstagung:<br />

29. September in Wien<br />

� 11. Controller Meeting Slowenien:<br />

29./30. September in Ljubljana<br />

� 11. Controlling Innovation Berlin<br />

CIB 2011: 15. Oktober<br />

� CiBaltikum: 21. Oktober in<br />

Kaunas (LIT)<br />

� 7. Controlling Advantage Bonn<br />

CAB 2011: 10. November<br />

� 10. Controlling Insights Steyr<br />

CIS 2011: 18. November<br />

� 9. Controlling Competence Stuttgart<br />

CCS 2011: 24. November<br />

� Internat. ICV-Arbeitskreisleiter-Tagung:<br />

26. November in Frankfurt/Main<br />

ICV-Geschäftsstelle<br />

Telefon +49 - 89 - 89 31 34 20<br />

www.<strong>controller</strong>verein.com<br />

eher <strong>de</strong>n „Feinschliff“. Unsere Unternehmen<br />

sind große Familien. Ein bisschen Selbstcontrolling<br />

ist eine lohnenswerte Aufgabe. Und<br />

eine Pflicht.<br />

Rosita Blaha, schreibt <strong>de</strong>n Karriere-Ratgeber<br />

auf <strong>de</strong>r ICV-Website. Die Personalberaterin aus<br />

München ist Mitglied im AK Süd 1.<br />

(Bild: Rosita Blaha – Bildmitte – mit ihrem Standteam<br />

auf <strong>de</strong>m Congress <strong>de</strong>r Controller 2011)<br />

103


104<br />

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Die Controller-Preisträger von <strong>de</strong>r Mc Donald’s Deutschland Inc. eingerahmt vom ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>n, Siegfried Gänßlen (links), und <strong>de</strong>m ICV-Kuratoriums- und Juryvorsitzen<strong>de</strong>n,<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber (rechts).<br />

Der diesjährige ControllerPreis <strong>de</strong>s ICV ist<br />

<strong>de</strong>r McDonald´s Deutschland Inc. für das<br />

Projekt „Initiativencontrolling McCafé“ verliehen<br />

wor<strong>de</strong>n. Die Preisverleihung fand am<br />

16. Mai in München auf <strong>de</strong>m 36. Congress<br />

<strong>de</strong>r Controller vor über 660 Controlling-Experten<br />

und Managern aus <strong>de</strong>m In- und Ausland<br />

statt.<br />

Zum 9. Mal hat <strong>de</strong>r ICV <strong>de</strong>n mit 5.000 EUR dotierten<br />

ControllerPreis für eine mustergültige<br />

Controlling-Lösung vergeben. In <strong>de</strong>m ausgezeichneten<br />

Projekt „Initiativencontrolling McCafé“<br />

hatten die McDonald’s Controlling-Abteilungen<br />

<strong>de</strong>n gesamten Realisierungsprozess von<br />

McCafé seit 2003, also bereits vor <strong>de</strong>m Start<br />

<strong>de</strong>s Markteintritts beginnend, unterstützt und<br />

begleitet.<br />

Der ICV-Vorstand hat <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

2011 am 15. Mai die Entwicklungsergebnisse<br />

<strong>de</strong>s abgelaufenen Geschäftsjahres vorgestellt<br />

und Ausblicke auf die kommen<strong>de</strong>n<br />

Aufgaben gegeben. Die Präsentation ist auf <strong>de</strong>r<br />

ICV-Website online.<br />

Es berichteten auch <strong>de</strong>r Kuratoriumsvorsitzen<strong>de</strong>,<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber, <strong>de</strong>r Regional<strong>de</strong>legierte<br />

West, Martin Herrmann, und<br />

<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Ausschusses für Öffentlich-<br />

Das McCafé-Projektteam von McDonald’s<br />

Deutschland wur<strong>de</strong> mit führungsrelevanten Informationen<br />

unterstützt, auch projektbezogene<br />

Entscheidungen konnten laufend auf Basis <strong>de</strong>r<br />

vom Controlling bereitgestellten Daten getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>n Controlling-Instrumenten<br />

erwies sich die Kommunikation <strong>de</strong>r Controller<br />

als wesentliches Element <strong>de</strong>s Erfolges: Das<br />

Controlling konnte sicherstellen, dass die Zahlen<br />

von <strong>de</strong>n Empfängern richtig verstan<strong>de</strong>n und<br />

Missverständnisse o<strong>de</strong>r Fehlinterpretationen<br />

vermie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />

Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n vom McCafé-Team getroffene<br />

Prämissen kritisch hinterfragt. Laufend legte<br />

das Controlling proaktiv fest, ob weitergehen<strong>de</strong><br />

Daten zusätzlich in das Berichtswesen aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n sollten, um die jeweiligen Um-<br />

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keitsarbeit, Dr. Herwig R. Friedag. Herzlich<br />

verabschie<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r langjährige Regional<strong>de</strong>legierte<br />

Süd, Walter Meissner. Als ICV-<br />

Rechnungs prüfer wur<strong>de</strong> Manfred Grotheer<br />

gewählt. Der ICV-Vorstand dankt <strong>de</strong>m langjährigen<br />

Rechnungsprüfer, Norbert H. Fiedler, für<br />

seine erfolgreiche Tätigkeit. Die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

beschloss eine Erhöhung <strong>de</strong>s<br />

Jahresmitgliedsbeitrages von 135 EUR auf 150<br />

EUR ab 2012.<br />

stän<strong>de</strong> ganzheitlich abzubil<strong>de</strong>n. Der Jury-Vorsitzen<strong>de</strong>,<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber, Vor-<br />

sitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ICV-Kuratoriums, Otto Beisheim<br />

School of Management, Institut für Management<br />

und Controlling (IMC), Vallendar, erläutert<br />

die Entscheidung so: „Die Kernmerkmale dieses<br />

ausgezeichneten Projekts liegen zum einen in<br />

<strong>de</strong>r Konsequenz, <strong>de</strong>n Aufbau eines Geschäftsfelds<br />

von <strong>de</strong>r ersten I<strong>de</strong>e bis zur erfolgreichen<br />

Implementierung und Weiterentwicklung über<br />

Jahre hinweg zu begleiten und zu unterstützen.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren ist die Entwicklung <strong>de</strong>r Controller<br />

selbst, vom reinen Zahlenlieferanten zum<br />

Business Partner, hervorzuheben. Bei<strong>de</strong>s in<br />

Summe macht das Projekt zu einem würdigen<br />

Gewinner <strong>de</strong>s diesjährigen ControllerPreises.“<br />

Der langjährige Regional<strong>de</strong>legierte Süd, Walter Meissner<br />

(rechts), wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung herzlich<br />

verabschie<strong>de</strong>t. ICV-Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r Siegfried Gänßlen<br />

dankte für die geleistete ehrenamtliche Arbeit. In seiner<br />

Erwi<strong>de</strong>rung wünschte Meissner u. a. seinem Nachfolger<br />

Rainer Linse viel Erfolg.


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Auf <strong>de</strong>r diesjährigen ICV-Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />

ist Dr. Lukas Rie<strong>de</strong>r aus St. Gallen<br />

als Ehrenmitglied <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Controller Vereins ausgezeichnet wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Laudatio <strong>de</strong>s Schweizer ICV-Vorstandsmitglieds,<br />

Marcus H. Haegi-Largo, geben<br />

wir hier in Auszügen wie<strong>de</strong>r:<br />

„Nach Studium und Promotion zum Dr. oec.<br />

HSG bil<strong>de</strong>te sich Lukas Rie<strong>de</strong>r zum Diplom<br />

Controller weiter. Nach<strong>de</strong>m er zwei Jahre in <strong>de</strong>r<br />

Wirtschaftsprüfung tätig war, arbeitete er als<br />

Teilzeit-Controller in verschie<strong>de</strong>nen Unternehmen,<br />

bevor er als Organisationsberater in <strong>de</strong>r IT<br />

tätig wur<strong>de</strong>. Sein weiterer Berufsweg führte ihn<br />

ins Management Zentrum St. Gallen, wo er als<br />

Berater und Dozent für die Schwerpunktbereiche<br />

Controlling, Management Accounting und<br />

MIS tätig war. 1988 schließlich grün<strong>de</strong>te er das<br />

Controller Zentrum St. Gallen, für das er bis<br />

heute tätig ist.<br />

Lukas Rie<strong>de</strong>r hat sich während seiner langen<br />

Laufbahn ganz <strong>de</strong>m Controlling gewidmet, insbeson<strong>de</strong>re<br />

<strong>de</strong>r Kostenrechnung. Ihm verdanken<br />

wir auch neue Kostenbegriffe wie „Schlüpfkosten“<br />

(bei ProKos) und „Bemühungskosten“ (bei<br />

StruKos). O<strong>de</strong>r seine plastisch dargestellten kulinarischen<br />

Vergleiche, wie die Thunfischsauce<br />

(tonatto), die Umlagen, die Transparenz (vitello)<br />

vernichtet. Aber auch seine Seminare sind<br />

Als neuer ICV-Rechnungsprüfer wur<strong>de</strong> Manfred Grotheer<br />

gewählt. Er folgt Norbert H. Fiedler.<br />

spannend und abwechslungsreich: Während<br />

meines Wer<strong>de</strong>gangs hatte ich die Gelegenheit<br />

bei Lukas Rie<strong>de</strong>r „Lego“ zu spielen. Nach je<strong>de</strong>r<br />

Run<strong>de</strong> hat er uns allerdings <strong>de</strong>n Spiegel vorgehalten<br />

und aufgezeigt, wie viel Mehrkosten wir<br />

verursacht und wie viele Ressourcen wir dabei<br />

„verbrannt“ haben. Da wird Legospielen zur<br />

harten Knochenarbeit!<br />

Lukas Rie<strong>de</strong>r ist auch Verfasser verschie<strong>de</strong>ner<br />

Fachbücher und Herausgeber <strong>de</strong>s Controller-<br />

Leitfa<strong>de</strong>ns und war lange Jahre Dozent an <strong>de</strong>r<br />

Universität St. Gallen und ist ein sehr gefragter<br />

Berater für die Umsetzung integrierter Planungs-<br />

und Steuerungssysteme in <strong>de</strong>r Wirtschaft. Nicht<br />

von ungefähr ist Lukas Rie<strong>de</strong>r auch in Verwaltungsräte<br />

(Aufsichtsrat) verschie<strong>de</strong>ner Schweizer<br />

Unternehmen berufen wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Meilensteine, welche Lukas Rie<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n<br />

ICV geleistet hat sind: sein Beitrag zur Gründung<br />

<strong>de</strong>r IGC, <strong>de</strong>ren stellv. Vorsitzen<strong>de</strong>r und<br />

Geschäftsführer er ist; sein Beitrag zur Erstellung<br />

<strong>de</strong>s Controller-Wörterbuches, als Redaktor<br />

und Hauptautor; seine Mitarbeit zur Erstellung<br />

<strong>de</strong>r DIN Spec 1086; Mitautor <strong>de</strong>s Buches Controller<br />

und IFRS; seine internationalen Aktivitäten<br />

mit Dr. Walter Schmidt; die stetige Verteidigung<br />

unseres Controller-Leitbil<strong>de</strong>s und last but<br />

not least: sein Mitwirken für die erfolgreiche<br />

Etablierung <strong>de</strong>s Controlling-Wiki.<br />

Dr. Lukas Rie<strong>de</strong>r, ICV-Ehrenmitglied<br />

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Im Namen <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s und als Vertreter <strong>de</strong>r<br />

Schweiz freue ich mich, dass mit Dr. Lukas Rie<strong>de</strong>r<br />

ein Schweizer Mitglied zum Ehrenmitglied<br />

ernannt wird und danke Lukas Rie<strong>de</strong>r für seinen<br />

Einsatz und seine geleistete Arbeit für <strong>de</strong>n<br />

ICV. – Lukas, herzliche Gratulation!“<br />

Die Ehrung während <strong>de</strong>r ICV-Mitglie<strong>de</strong>rversammlung,<br />

einschließlich <strong>de</strong>r Dankesre<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Geehrten, ist bei Controlling.TV auf <strong>de</strong>r<br />

ICV-Website als Vi<strong>de</strong>o-Podcast online.<br />

Geehrt wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>r ICV-Mitglie<strong>de</strong>rversammlung 2011 für ihre 30-jährige Mitgliedschaft im Internationalen Controller Verein<br />

(Bild v.l.n.r.): Siegfried Gänßlen (D), Werner Trattner (A), Ragnar Nilsson (D), Hansruedi Koch (CH).<br />

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106<br />

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Prof. (FH) Dipl. Ing. Dr. Heimo Losbichler aus<br />

Steyr (A), Stellvertreten<strong>de</strong>r Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s ICV, hat <strong>de</strong>n Vorsitz <strong>de</strong>r International<br />

Group of Controlling (IGC) übernommen.<br />

Er folgt Dr. Wolfgang Berger-Vogel, <strong>de</strong>r<br />

dieses Amt seit mehr als zehn Jahren beklei<strong>de</strong>t<br />

hatte. Die IGC ist eine internationale<br />

Interessengemeinschaft auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r<br />

Aus- und Weiterbildung sowie <strong>de</strong>r Forschung<br />

und Entwicklung im Controlling führen<strong>de</strong>r<br />

Institutionen Mittel- und Osteuropas.<br />

Sie hat ihren Sitz in St. Gallen/Schweiz.<br />

Losbichler ist Professor für Controlling an <strong>de</strong>r<br />

FH-Oberösterreich Steyr (A) und Leiter <strong>de</strong>s Studiengangs<br />

„Controlling, Rechnungswesen und<br />

Finanzmanagement“, seine Forschungsschwerpunkte<br />

liegen im Bereich Controlling-<br />

Systeme, Finance Excellence und Performance<br />

Management.<br />

Auf <strong>de</strong>r IGC-Vollversammlung am 6./7. Mai an<br />

<strong>de</strong>r WHU in Vallendar ist Losbichler zum Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

bestellt wor<strong>de</strong>n. Satzungsgemäß stellt<br />

<strong>de</strong>r ICV <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r 1995 gegrün<strong>de</strong>ten<br />

IGC. Ziel <strong>de</strong>r Gemeinschaft ist die Etablierung<br />

eines international gültigen Controllingstandards.<br />

In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren wur<strong>de</strong>n<br />

hier einheitliche Controllingbegriffe <strong>de</strong>finiert<br />

und in die Sprachen <strong>de</strong>r Mitgliedslän<strong>de</strong>r über-<br />

Auf <strong>de</strong>r 4. Internationalen Controlling-Tagung<br />

am 3. Juni in <strong>de</strong>r russischen Ostsee-Enklave<br />

Kaliningrad referierten Spezialisten <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Controller Vereins. Matthias von Daacke,<br />

Leiter <strong>de</strong>s ICV-AK Rhein-Neckar, Head of<br />

International Controlling BLANCO GmbH & Co.,<br />

stellte zunächst die ICV-Controlling-Philosophie<br />

vor und widmete sich in einem zweiten Vortrag<br />

<strong>de</strong>m praktischen Controlling in seinem Unternehmen.<br />

Robert Panufnik und Krzysztof Januszek<br />

vom ICV-AK Gdansk (PL) referierten zum<br />

Thema „Production process controlling – support<br />

or ballast for the company?“ Der ICV-Pres-<br />

Die Nachfolge von Dr. Wolfgang Berger-Vogel (rechts) als IGC-Vorsitzen<strong>de</strong>r hat Prof. Dr. Heimo Losbichler angetreten.<br />

setzt, ein Controller-Leitbild und Controlling-<br />

Prozessmo<strong>de</strong>ll entwickelt sowie eine Zertifizierung<br />

als Qualitätsstandard in <strong>de</strong>r Ausbildung<br />

etabliert.<br />

Dem dabei zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Controlling-<br />

mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen Län<strong>de</strong>r nähert<br />

sich – auch als Lehre aus <strong>de</strong>r Finanzkrise – das<br />

Controllingverständnis weltweit, auch in <strong>de</strong>n<br />

angelsächsischen Län<strong>de</strong>rn, weiter an.<br />

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severantwortliche Hans-<br />

Peter San<strong>de</strong>r, Mitglied im<br />

FAK Kommunikations-<br />

Controlling, stellte Arbeitsergebnisse<br />

<strong>de</strong>s Fachkreises<br />

vor und informierte die<br />

60 Teilnehmer über die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s ICV im<br />

vergangenen Jahr.<br />

Aktuell verhan<strong>de</strong>lt die IGC mit <strong>de</strong>n weltweit<br />

größten und international agieren<strong>de</strong>n Controllingorganisationen<br />

aus USA (IMA – Institute of<br />

Management Accountants) und England (CIMA<br />

– Chartered Institute of Management Accountants)<br />

bezüglich einheitlicher International Management<br />

Accounting Stan-dards (IMAS).<br />

ICV-Referenten und Organisatoren <strong>de</strong>r Kaliningra<strong>de</strong>r Controlling-Tagung 2011 (v.l.n.r.):<br />

Robert Panufnik, Krzysztof Januszek (bei<strong>de</strong> AK Gdansk/PL), Galina Usenkova (Präsi<strong>de</strong>ntin<br />

Controller-Club Kaliningrad), Matthias von Daacke (AK-Leiter Rhein-Neckar), Hans-<br />

Peter San<strong>de</strong>r (ICV-Presseverantwortlicher/AK Kommunikations-Controlling), Valentin<br />

Usenkov (Club <strong>de</strong>r Controller Kaliningrad, ICV-Mitglied).


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Wo wir auch hin sehen, in die Presse o<strong>de</strong>r<br />

ins Fernsehen, die Hiobsbotschaften überschlagen<br />

sich. Es wer<strong>de</strong>n in epischer Breite<br />

nach bekannt wer<strong>de</strong>n von Naturkatastrophen,<br />

strafbaren Handlungen, persönlichen<br />

Verfehlungen etc. For<strong>de</strong>rungen gestellt<br />

nach frühen und mehr Informationen zur<br />

Verhin<strong>de</strong>rung solcher Ereignisse. Eines ist<br />

sicher; fehlen<strong>de</strong> Frühwarnsysteme, für z. B.<br />

bevorstehen<strong>de</strong> Naturkatastrophen und<br />

nicht vorhan<strong>de</strong>ne Kontrollsysteme zur Vermögenssicherung<br />

en<strong>de</strong>n in einem Reinfall.<br />

Ob es die Europa-, die Bun<strong>de</strong>s- o<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>spolitik,<br />

die Behör<strong>de</strong>n, Vereine o<strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong>, die<br />

Kirchen o<strong>de</strong>r allgemein die Wirtschaftsunternehmen<br />

betrifft; überall stellen wir fest, dass<br />

erst dann, wenn das Kind in <strong>de</strong>n Brunnen gefallen<br />

ist, Maßnahmen gefor<strong>de</strong>rt und dann vielleicht<br />

auch ergriffen wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rholungsfall<br />

ausschließen sollen. Das ist die<br />

For<strong>de</strong>rung nach Prävention. Und doch wird es<br />

immer wie<strong>de</strong>r Fälle geben, die anscheinend<br />

<strong>de</strong>m Phänomen folgen, dass „man“ aus Fehlern<br />

nicht lernt.<br />

Vermögensverluste in weiter vorne erwähnten<br />

Organisationen durch Unterschlagungen, Diebstahl,<br />

„Schwund“ etc. in x Mrd. EUR Höhe sind<br />

an <strong>de</strong>r Tagesordnung und sollen nachstehend<br />

am Beispiel interner Kontrollsysteme in Wirtschaftsunternehmen<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Warum schützen Vorstän<strong>de</strong>, Aufsichtsräte,<br />

Kontrollgremien, Rechnungshöfe, Firmeninhaber<br />

etc. sich nicht vor solchen Risiken durch<br />

Einführung geeigneter Kontrollsysteme? Angst<br />

vor <strong>de</strong>r Wahrheit? Bei <strong>de</strong>r Einführung von internen<br />

Kontrollsystemen wer<strong>de</strong>n Schwächen in<br />

<strong>de</strong>n Prozessen und Defizite bei Mitarbeitern<br />

aufge<strong>de</strong>ckt. Veruntreuungen/Unterschlagungen<br />

treten erfahrungsgemäß immer wie<strong>de</strong>r auf.<br />

Warum ist das so? Weil, einmal an die Wand<br />

gefahren, mit neuen internen Kontrollsystemen<br />

Lücken geschlossen wer<strong>de</strong>n, die aber im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit, sei es durch Wachstum o<strong>de</strong>r Ab-/Umbau<br />

von Organisation erneut entstehen und<br />

„i<strong>de</strong>enreichen Mitarbeitern“ die Möglichkeit<br />

bieten, <strong>de</strong>m Unternehmen in die Tasche zu<br />

greifen. Hier wird Prävention als dynamischer<br />

Prozess gefor<strong>de</strong>rt, das heißt, dass einmal installierte<br />

interne Kontrollen permanent überwacht<br />

wer<strong>de</strong>n müssen vor allem dann, wenn im<br />

Rahmen von Projekten Prozesse sich än<strong>de</strong>rn. In<br />

<strong>de</strong>n meisten Fällen wer<strong>de</strong>n im Rahmen von<br />

Hans-Konrad Huyskens (rechts) im Gespräch mit <strong>de</strong>m ICV-<br />

Geschäftsführer Conrad Günther.<br />

Projekten, die Prozessverän<strong>de</strong>rungen vorsehen,<br />

bedauerlicher Weise keine Fragen nach<br />

<strong>de</strong>n Konsequenzen für die internen Kontrollsysteme<br />

gestellt. Das könnte ja u. U. einen geplanten<br />

Personalabbau verhin<strong>de</strong>rn!<br />

Wer<strong>de</strong>n also interne Kontrollsysteme nicht gepflegt,<br />

dann kann nur <strong>de</strong>r „Kommissar Zufall“<br />

entstan<strong>de</strong>ne Vermögensverluste auf<strong>de</strong>cken.<br />

Die Verantwortlichen starren dann fragend sich<br />

an: Wie konnte <strong>de</strong>nn das nur geschehen und<br />

wer hat da versagt und ist verantwortlich? Ja,<br />

weil man in <strong>de</strong>n Projekten die internen Kontrollsysteme<br />

vergessen hat und nur <strong>de</strong>n kurzfristigen<br />

Profit im Auge hatte.<br />

Beson<strong>de</strong>rs in Privatunternehmen hat das persönliche<br />

Vertrauen einen sehr hohen Stellenwert.<br />

Umso größer ist die Enttäuschung, und<br />

darüber war in <strong>de</strong>r letzten Zeit einige Male zu<br />

lesen, wenn solche „Vertrauenspersonen“ in finanzielle<br />

Notstän<strong>de</strong> geraten und ihre Vollmachtstellungen<br />

nutzen, um Finanzmittel <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen zu entnehmen. Wer Vollmachten<br />

vergibt muss wissen, welches Risiko damit verbun<strong>de</strong>n<br />

ist. Äußere Umstän<strong>de</strong> wie z. B. Erpressung,<br />

Verschuldung, Sucht etc. können kriminelle<br />

Energien auslösen, die immer erst dann<br />

erkannt wer<strong>de</strong>n, wenn das Kind in <strong>de</strong>n Brunnen<br />

gefallen ist.<br />

Gibt es also automatische Frühwarnsysteme,<br />

um Vermögensverluste zu vermei<strong>de</strong>n? Ja,<br />

wenn interne Kontrollsysteme regelmäßig auf<br />

ihre Wirksamkeit überwacht wer<strong>de</strong>n. Prävention<br />

schützt, darf aber nicht ausarten in eine<br />

Personenüberwachung, son<strong>de</strong>rn muss sachbezogen<br />

bleiben.<br />

Hans-Konrad Huyskens, seit 32 Jahren ICV-<br />

Mitglied; war im Philips-Konzern Controller,<br />

Arbeitsdirektor und Geschäftsführer; die letzten<br />

20 Jahre war er freiberuflicher beraten<strong>de</strong>r<br />

Betriebswirt.<br />

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Eine neue Rubrik „Jetzt mal unter uns…“<br />

stellt prominente Vereinsmitglie<strong>de</strong>r ganz<br />

persönlich vor. Leser können sich ein Bild<br />

machen, in<strong>de</strong>m sie Näheres erfahren über<br />

Wünsche, Freizeitinteressen und sogar die<br />

Schulzeit <strong>de</strong>r Befragten. Den Fragebogen<br />

haben als Erste Rainer Linse, Regional<strong>de</strong>legierter<br />

Süd, Aiste Lörgen, Regional<strong>de</strong>legierte<br />

Baltikum, und Siegfried Gänßlen, ICV-<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r, mit interessanten<br />

Antworten ausgefüllt. (Mehr unter: „Verein“-<br />

„Mitglie<strong>de</strong>r im Porträt“)<br />

Controlling.TV hat einige neue Vi<strong>de</strong>o-Podcasts<br />

veröffentlicht. Dazu gehören ein Filmbericht<br />

von <strong>de</strong>r Ehrung Dr. Lukas Rie<strong>de</strong>rs als<br />

ICV-Ehrenmitglied, ein Vi<strong>de</strong>o zum Themenabend<br />

„Demografie für Controller“ beim AK<br />

Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg im März sowie ein Interview<br />

mit FIFA-Referee Thorsten Kinhöfer,<br />

Leiter Controlling <strong>de</strong>r Stadtwerke Herne<br />

(Mehr unter: „Controlling.TV“).<br />

Mitte Mai war das ControllingWiki Ziel verstärkter<br />

Spam-Angriffe. Inzwischen sind die<br />

sinnfreien Beiträge entfernt und willkürlich<br />

gelöschte Passagen wie<strong>de</strong>rhergestellt wor<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Passwort-<br />

Schutz angehoben, um künftigen Reparaturaufwand<br />

gering zu halten und um die<br />

Arbeit <strong>de</strong>r Autoren zu schützen.<br />

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108<br />

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In <strong>de</strong>n letzten Monaten hat sich <strong>de</strong>r Fachkreis<br />

„Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“ mit <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r Prinzipien <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung<br />

beschäftigt. Als Ergebnis unserer<br />

Arbeit wur<strong>de</strong> ein neues White Paper erstellt,<br />

das anhand von 12 Praxisbeispielen die<br />

Umsetzung dieser Prinzipien im Unternehmen<br />

sehr gut veranschaulicht.<br />

Um sowohl die wissenschaftliche Qualität als<br />

auch eine exzellente Umsetzung <strong>de</strong>r Prinzipien<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung zu ge-währleisten,<br />

haben an unserem White Paper sowohl Berater,<br />

Unternehmensvertreter als auch Wissenschaftler<br />

mitgearbeitet. Bei <strong>de</strong>n Praxisbeispielen han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um reale Case-Studies von Unternehmen<br />

aus diversen Branchen (Maschinen- und<br />

Anla-genbau, Medienverlag, Mineralölkonzern,<br />

Sanitärspezialist, Sensorenhersteller, Warenhauskette,<br />

etc.).<br />

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Zur Veranschaulichung wird im Folgen<strong>de</strong>n das<br />

Praxisbeispiel zum Prinzip „Detaillierung verringern“<br />

herausgegriffen. Praxisbeispiel anhand<br />

eines Mineralölkonzerns für das Prinzip „Detaillierung<br />

verringern“: Bei <strong>de</strong>m betrachteten Unternehmen<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um eine Sparte eines<br />

internationalen Mineralölkonzerns. Hier wur<strong>de</strong>n<br />

sowohl das Budgetjahr als auch die Folgejahre<br />

im Planungstool <strong>de</strong>r Sparte sehr <strong>de</strong>tailliert geplant;<br />

wobei das Budgetjahr dann im ERP-Tool<br />

(SAP R/3) noch einmal <strong>de</strong>tailliert wur<strong>de</strong>. Der<br />

hohe Detaillierungsgrad zog sich durch alle Pla-<br />

nungen; am augenfälligsten jedoch in <strong>de</strong>r Kostenartenplanung.<br />

Die hohe Detaillierung war mit einem hohen<br />

Aufwand für die Erfassung verbun<strong>de</strong>n; je<strong>de</strong>r<br />

Planungsverantwortliche musste 38 Kostenarten<br />

planen. Dieser Aufwand wäre zu rechtfertigen,<br />

wenn ihm ein entsprechen<strong>de</strong>r Steuerungsnutzen<br />

gegenüber steht. Ein solcher<br />

Nutzen wur<strong>de</strong> jedoch nur für das Budgetjahr<br />

gesehen; <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>r hohen Detaillierung<br />

<strong>de</strong>r Folgejahre wur<strong>de</strong> durchweg als ungenügend<br />

betrachtet.<br />

Um zu prüfen, inwiefern die Detaillierung <strong>de</strong>r<br />

Kostenartenplanung ohne Verringerung <strong>de</strong>s<br />

Steuerungsnutzens reduziert wer<strong>de</strong>n kann,<br />

wur<strong>de</strong> eine ABC-Analyse durchgeführt (vgl. Abbildung).<br />

Diese zeigte, dass über 80 % <strong>de</strong>r Kosten<br />

von 8 Kostenarten ausgemacht wur<strong>de</strong>n und<br />

13 Kostenarten 90 % <strong>de</strong>r Plan-Kosten repräsentierten.<br />

Diese Ergebnisse konnten dazu genutzt wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>n Detaillierungsgrad <strong>de</strong>r Kostenartenplanung<br />

<strong>de</strong>utlich zu verringern. In <strong>de</strong>r Mittelfristplanung<br />

wer<strong>de</strong>n jetzt nur noch 13 Kostenarten separat<br />

geplant; die restlichen Kostenarten wur<strong>de</strong>n in<br />

einer Plan-Kostenart „Sonstige“ zusammengefasst.<br />

Damit muss <strong>de</strong>r einzelne Planer statt 38 nur<br />

noch 14 Kostenarten für die Folgejahre <strong>de</strong>s<br />

Budgetjahrs planen. Sofern <strong>de</strong>r Wunsch besteht<br />

die sonstigen Kosten aus Informationsgrün<strong>de</strong>n<br />

in grobe Blöcke aufzuteilen,<br />

können diese auf<br />

Basis von Vergangenheitswerten<br />

(in Prozent)<br />

geplant wer<strong>de</strong>n.<br />

Wie man anhand <strong>de</strong>s<br />

obigen Beispiels gut erkennen<br />

kann, veranschaulichen<br />

die 12 Praxisbeispiele<br />

sehr gut<br />

wie die Prinzipien <strong>de</strong>r<br />

Mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung<br />

im Unternehmen<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n können. Wichtig dabei ist,<br />

sie auf die spezifischen Anfor<strong>de</strong>rungen und<br />

Rahmenbedingungen <strong>de</strong>s Unternehmens anzupassen.<br />

Eine Online-Version <strong>de</strong>s White Papers<br />

„Praxisbeispiele <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung“<br />

kann auf <strong>de</strong>r ICV-Homepage im Bereich „Controlling-Wissen“<br />

unter „Fachthemen“ heruntergela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Univ.-Prof. Dr. Ronald Gleich<br />

In <strong>de</strong>r nächsten Zeit wird vom Fachkreis „Mo<strong>de</strong>rne<br />

Budgetierung“ ein Controller Statement<br />

verfasst, das alle Inhalte zusammenfasst. Des<br />

Weiteren wird es noch vier Arbeitspapiere geben.<br />

Es wird ein Papier zu allen Prinzipien <strong>de</strong>r<br />

Mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung quasi als Grundlagenpapier<br />

verfasst. Außer<strong>de</strong>m wird zu <strong>de</strong>n drei Gestaltungsempfehlungen<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung<br />

je eine Veröffentlichung erscheinen.<br />

Des Weiteren ist ein White Paper <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe<br />

IT zum Thema „Bewertung von Planungstools“<br />

in Arbeit, welches ebenfalls in Kürze<br />

erscheinen wird.<br />

Univ.-Prof. Dr. Ronald Gleich, Leiter ICV-<br />

Fachkreis „Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung“, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Institutsleitung Strascheg Institute for<br />

Innovation and Entrepreneurship (SIIE), European<br />

Business School (EBS), International<br />

University Schloß Reichartshausen; Udo Kraus,<br />

Leiter Corporate Controlling & Accouting, Hansgrohe<br />

AG; Dr. Uwe Michel, Senior Partner und<br />

Leiter <strong>de</strong>s Competence Centers Controlling und<br />

Finanzen bei Horváth & Partners.


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Business Intelligence war das Schwerpunktthema<br />

<strong>de</strong>s 49. Treffens <strong>de</strong>s AK West II<br />

im April in Wuppertal. Bei herrlichem Sonnenschein<br />

bot das Treffen neben fachlichem<br />

Austausch Gelegenheit, alte Kontakte aufzufrischen<br />

und neue zu knüpfen. Rund 25<br />

Teilnehmer waren <strong>de</strong>r Einladung von Geschäftsführer<br />

Thomas Ruhs zur K.A.<br />

Schmersal GmbH in Wuppertal gefolgt.<br />

Heinz Schmersal, <strong>de</strong>r Firmengrün<strong>de</strong>r, nahm<br />

sich trotz anstehen<strong>de</strong>r Verpflichtungen in Asien<br />

ebenfalls die Zeit, einige persönliche Worte an<br />

die AK-Teilnehmer zu richten. Die Schmersal<br />

Gruppe ist ein international tätiges Mittelstandsunternehmen<br />

für Sicherheits-, Automatisierungs-<br />

und Aufzugtechnik. Schmersal gehört in<br />

diesem Gebiet zu <strong>de</strong>n Weltmarktführern, ist<br />

einer <strong>de</strong>r „heimlichen Weltmeister“.<br />

Was ist eigentlich „Business Intelligence“?<br />

Dr. Karsten Oehler (IBM Deutschland) gab einen<br />

Überblick und aktuelle Trends zur systematischen<br />

Analyse von Unternehmensdaten: Data<br />

Warehouse versus Open Source Angebote, Systemantwortzeiten,<br />

Cloud Computing, Ansätze<br />

für ERP-, Data Warehouse-, BI-, Analyse-Strate-<br />

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Im ICV wird die Gründung eines neuen<br />

regionalen Arbeitskreises „Westfalen“<br />

vorbereitet. Er richtet sich vorwiegend an<br />

ICV-Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gebiete um Münster,<br />

Bielefeld und Osnabrück, die noch nicht in<br />

einem ICV-Arbeitskreis organisiert sind.<br />

Die Leitung <strong>de</strong>s neuen AK Westfalen wird Christiane<br />

Strathaus, kfm. Leiterin <strong>de</strong>r Fa. PARADOR<br />

in Coesfeld, übernehmen. Ein erstes Kennenlern-<br />

und Auftakttreffen fin<strong>de</strong>t – nach <strong>de</strong>n Planungen<br />

<strong>de</strong>s AK-Initiators, <strong>de</strong>m ICV-Regional<strong>de</strong>legierten<br />

West, Martin Herrmann, und von<br />

Der AK West II bei seinem April-Treffen bei <strong>de</strong>r Firma Schmersal in Wuppertal.<br />

gien und Erfolgsfaktoren bei <strong>de</strong>r Einführung und<br />

Nutzung eines BI-Systems. Danach ging es praxisnah<br />

weiter: Thomas Gössling, kfm. Leiter bei<br />

ARI-Armaturen, und Henrik Schrö<strong>de</strong>r, Controller<br />

bei ARI, referierten über Business Warehouse in<br />

<strong>de</strong>r Produktion. Bei<strong>de</strong> ARI-Referenten stellten<br />

<strong>de</strong>n Weg von <strong>de</strong>r Informationseingabe und -beschaffung<br />

mittels MES- und ERP-System bis hin<br />

zum <strong>de</strong>rzeitigen Fertigungs-Controlling und Berichtswesen<br />

dar. Bei <strong>de</strong>m im Einsatz befindlichen<br />

BI-Tool han<strong>de</strong>lt es sich um eine die Excel-<br />

Anwendungen unterstützen<strong>de</strong> Freeware.<br />

Markus Jüngst, Leiter Controlling bei Schmersal,<br />

stellte das Business Warehouse Projekt für<br />

Vertrieb und Verwaltung vor und präsentierte<br />

die Möglichkeiten am Livesystem. Zahlreiche<br />

Analyse-Möglichkeiten zu Daten aus unterschiedlichen<br />

Län<strong>de</strong>rgesellschaften, flexible und<br />

individuelle Berichtsgestaltung, Berechtigungskonzept,<br />

Praxistests für Systemantwortzeiten<br />

Christiane Strathaus<br />

Christiane Strathaus – voraussichtlich am 6./7.<br />

Oktober 2011 statt.<br />

Interessenten an einer Mitarbeit im AK Westfalen<br />

wen<strong>de</strong>n sich direkt an Christiane Strathaus:<br />

Christiane.Strathaus@Parador.<strong>de</strong><br />

Tel.: 02541/736-282.<br />

bei komplexen Auswertungen und vieles mehr<br />

wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Teilnehmern mit Spannung verfolgt.<br />

Ein Ausflug in das Thema „Report-Gestaltung“<br />

run<strong>de</strong>te <strong>de</strong>n Vortrag ab.<br />

Ralf Lehnert, Leiter <strong>de</strong>s AK West II, dankte allen<br />

Beteiligten: „BI war ein Thema, das für mich im<br />

dichten Nebel lag. Durch die Vorträge hat sich<br />

<strong>de</strong>r Nebel nun verzogen. Von solchen Möglichkeiten<br />

hätten wir damals nur träumen können!“<br />

Da er die Leitung <strong>de</strong>s Arbeitskreises „in jüngere<br />

Hän<strong>de</strong> legen möchte“, wur<strong>de</strong>n zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Veranstaltung Thomas Ruhs als neuer Leiter<br />

und Bernd Voss als sein Stellvertreter einstimmig<br />

nominiert. Mit Spannung erwarten die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

das 50. AK Treffen, das gleichzeitig<br />

30-jähriges Jubiläum ist, im Oktober unter<br />

neuer Leitung.<br />

Info: Beate Langkath<br />

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Am 1./2. September fin<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>n Uestra Hannoverschen<br />

Verkehrsbetrieben AG in Hannover<br />

das Gründungstreffen <strong>de</strong>s ICV-Branchen-Arbeitskreises<br />

„Transport & Logistik“ für Controller<br />

aus <strong>de</strong>r Transport- und Logistikdienstleistungswirtschaft<br />

sowie <strong>de</strong>m ÖPNV statt. Im Branchen-<br />

AK sollen Erfahrungen ausgetauscht, regelmäßig<br />

fachlicher Input aus <strong>de</strong>r Theorie für die Controlling-Praxis<br />

nutzbar gemacht, aktuelle Themen<br />

diskutiert und Lösungsansätze erarbeitet, Netzwerke<br />

aufgebaut und gepflegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Interessenten setzen sich mit Dr. Christian<br />

Schnei<strong>de</strong>r, Regionalbus Braunschweig GmbH, in<br />

Verbindung: Christian.Schnei<strong>de</strong>r@rbb-bus.<strong>de</strong>.<br />

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Je<strong>de</strong>r Mitarbeiter einer Organisation ist ein Verkäufer,<br />

<strong>de</strong>r seine I<strong>de</strong>en, Vorschläge und Konzepte<br />

an an<strong>de</strong>re Personen innerhalb o<strong>de</strong>r außerhalb<br />

<strong>de</strong>r eigenen Organisation verkauft.<br />

Sogar ein Vorstand o<strong>de</strong>r Geschäftsführer, ja sogar<br />

<strong>de</strong>r Eigentümer eines Unternehmens,<br />

braucht die Zustimmung und aktive Mitwirkung<br />

seiner Führungskräfte und Mitarbeiter, um seine<br />

Strategien erfolgreich umsetzen zu können.<br />

Unabhängig davon, um welche Strategien und<br />

Verbesserungen es sich han<strong>de</strong>lt, müssen drei<br />

wesentliche Fragen beantwortet wer<strong>de</strong>n:<br />

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gehen?<br />

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Oft glauben wir, dass die perfekte Ausarbeitung<br />

einer I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand automatisch verringern<br />

wird. Aber genau diese Annahme führt<br />

dazu, dass wir die Augen gegenüber möglichen<br />

Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>n verschließen und dadurch nicht<br />

vorbereitet sind, wenn diese plötzlich auftreten.<br />

Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> sind Zeichen dafür, dass alte und<br />

neue Paradigmen aufeinan<strong>de</strong>rtreffen: Der ungeschriebene<br />

Orientierungsrahmen für Planungen,<br />

Entscheidungen und die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

Pläne wird berührt. Wer solche Grundsätzlichkeiten<br />

verän<strong>de</strong>rn will, muss zwangsläufig mit<br />

Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>n rechnen.<br />

Die Erfahrung zeigt: Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> (gegen etwas<br />

Neues und <strong>de</strong>ssen Umsetzung) zu ignorieren, zu<br />

unterdrücken o<strong>de</strong>r zu bekämpfen, führt nicht<br />

nur dazu, dass die Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> wachsen. Es<br />

bleiben auf diese Weise auch in erheblichem<br />

Umfang I<strong>de</strong>en und Anregungen zur weiteren<br />

Verbesserung (<strong>de</strong>s Neuen und <strong>de</strong>ssen Umsetzung)<br />

auf <strong>de</strong>r Strecke.<br />

Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> sind sinnvolle und notwendige<br />

Beiträge zu Prozessen <strong>de</strong>r Entwicklung, <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

und Verbesserung – und müssen<br />

<strong>de</strong>shalb ernst genommen wer<strong>de</strong>n. Sie sind <strong>de</strong>r<br />

Schlüssel, eine Strategie, um neue Paradigmen<br />

zu entwickeln und zu implementieren. Ohne<br />

diese Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> ist ein Verän<strong>de</strong>rungsprozess<br />

nicht möglich.<br />

Es ist daher nicht sinnvoll, die Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu<br />

ignorieren, sie zu unterdrücken o<strong>de</strong>r zu bekämpfen,<br />

son<strong>de</strong>rn – ganz im Gegenteil – ist es<br />

notwendig, von ihnen zu erfahren und sie systematisch<br />

aufzuarbeiten, um die in ihnen schlummern<strong>de</strong>n<br />

Potentiale zu erkennen und zu nutzen.<br />

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Schicht 1: Ist das mein Problem?<br />

Je<strong>de</strong>s Mitglied einer Organisation hat seine eigene<br />

Perspektive auf Schwierigkeiten und Zusammenhänge.<br />

Es hat seine Meinung, was<br />

„schief läuft“ und was dagegen getan wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Dabei hat je<strong>de</strong>r meist und in erster Linie<br />

seinen eigenen Bereich im Blick. Die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

besteht darin, eine Übereinstimmung<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>s Problems zu erzielen: ein gemeinsames<br />

Bild <strong>de</strong>r Schwierigkeiten und <strong>de</strong>ren<br />

Ursachen.<br />

Schicht 2: Und das soll unser Problem<br />

lösen?<br />

Nach <strong>de</strong>r Bestandsaufnahme und Ursachenforschung<br />

wird im nächsten Schritt die Richtung<br />

<strong>de</strong>r Lösung erarbeitet, ein Schritt, bei <strong>de</strong>m das<br />

„Für und Wi<strong>de</strong>r“ <strong>de</strong>r vorgeschlagenen Rich-<br />

tung(en) kontrovers erörtert wird. Erfahrungsgemäß<br />

wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Diskussion möglicher Lösungswege<br />

erstmals die Paradigmen <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensführung berührt; Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> bei<br />

unorthodox klingen<strong>de</strong>n Vorschlägen sind sehr<br />

wahrscheinlich. Denn: es gibt gute Grün<strong>de</strong> für<br />

die bisher praktizierte Vorgehensweise, also dafür,<br />

dass die Kernursache nicht schon längst<br />

beseitigt wur<strong>de</strong>; eine positive Absicht ist damit<br />

verbun<strong>de</strong>n. Eine wirkliche Problemlösung muss<br />

daher diesen Konflikt aufgreifen, thematisieren<br />

und auflösen.<br />

Schicht 3: Das bringt doch nichts …<br />

Mittels <strong>de</strong>r Sufficient-Cause-Logik wird ein ein<strong>de</strong>utiger<br />

Zusammenhang dargestellt, <strong>de</strong>r aussagt,<br />

dass aus <strong>de</strong>n genannten Ursachen (an<br />

erster Stelle <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifizierte Kernkonflikt) ein<strong>de</strong>utig<br />

die genannten Wirkungen folgen. Ausgehend<br />

davon, dass dies eine tatsächliche Abbildung<br />

<strong>de</strong>r Realität ist, muss – wenn an Stelle <strong>de</strong>s<br />

Kernkonfliktes eine an<strong>de</strong>re, neue Ursache in<br />

das System injiziert wird („Injektion“) – diese<br />

dazu führen, dass die aus <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />

Ursache folgen<strong>de</strong>n Wirkungen sich ebenfalls<br />

verän<strong>de</strong>rn. Jetzt hat sich <strong>de</strong>r scheinbare Wi<strong>de</strong>rstand<br />

in Zustimmung verwan<strong>de</strong>lt. Es besteht Einigkeit<br />

darin, dass die gefun<strong>de</strong>ne Lösung die<br />

Schwierigkeiten tatsächlich beseitigen und in<br />

positive Ergebnisse umwan<strong>de</strong>ln wird.<br />

Schicht 4: Ja, aber…<br />

Fast je<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung hat neben ihren positiven<br />

Wirkungen auch unerwünschte Nebenwirkungen.<br />

Wird im Verän<strong>de</strong>rungsprozess <strong>de</strong>r Lösung<br />

auch im Großen und Ganzen zugestimmt,<br />

so können und müssen diese ungünstigen Nebenwirkungen<br />

danach zur Diskussion stehen.<br />

Es sind wie<strong>de</strong>rum „Ja, aber ...“-Argumente, die<br />

<strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand kennzeichnen, und diese müssen<br />

sorgfältig diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Schicht 5: Das schaffen wir nie!<br />

In <strong>de</strong>r fünften Schicht <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> wird die<br />

Realisierung <strong>de</strong>r Lösung diskutiert. Es geht<br />

nicht mehr um das „Was“, es geht nur noch um<br />

das „Wie“, <strong>de</strong>n Modus und die Planung <strong>de</strong>r Umsetzung.<br />

Stolpersteine – zu Recht vermutet o<strong>de</strong>r<br />

„nur“ befürchtet – wer<strong>de</strong>n nun aufgegriffen.<br />

Einwän<strong>de</strong> sind nicht zu bekämpfen, son<strong>de</strong>rn im<br />

Konsens aufzulösen. Teilnehmer, die die I<strong>de</strong>en<br />

und Lösungen anfechten, liefern einen wichtigen<br />

Beitrag zum Prozess. Sorgfältige Diskussion<br />

hilft, die Ergebnisse zu verbessern – und<br />

diese Personen zu Mitstreitern zu machen.<br />

Schicht 6: Trotz allem passiert nichts …<br />

Die sechste Schicht <strong>de</strong>s Wi<strong>de</strong>rstands ist die<br />

fehlen<strong>de</strong> Mitwirkung trotz ausdrücklicher Zustimmung.<br />

Vorausgesetzt, in <strong>de</strong>n vorangegangenen<br />

Schichten ist sorgfältig und systematisch<br />

gearbeitet wor<strong>de</strong>n: Jetzt hilft nur klare Führung<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel, die vereinbarte und von allen gewollte<br />

Lösung zu realisieren.<br />

Dies ist ein Exzerpt. Lesen Sie <strong>de</strong>n vollständigen<br />

Artikel auf www.controlling-wiki.com<br />

Ersteinsteller: Uwe Techt, VISTEM GmbH & Co<br />

KG, uwe.techt@vistem.eu


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Der Arbeitskreis Rhein-Main wur<strong>de</strong> am 6.<br />

November 2009 bei BLANCO Küchentechnik,<br />

Arbeitgeber <strong>de</strong>s Arbeitskreisleiters<br />

Matthias von Daacke, gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Seither kommen die Arbeitskreismitglie<strong>de</strong>r regelmäßig<br />

zweimal im Jahr zusammen, vor Ort<br />

bei Unternehmen. Neben <strong>de</strong>m Einblick in die<br />

Abläufe und Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s besuchten Unternehmens<br />

stehen <strong>de</strong>r Erfahrungsaustausch,<br />

das Erarbeiten von Lösungsansätzen und die<br />

Beschäftigung mit Entwicklungen im Controlling<br />

im Fokus. Dazu wer<strong>de</strong>n Beiträge aus <strong>de</strong>n eigenen<br />

Reihen und von externen Referenten gehört.<br />

Matthias von Daacke ist seit Anbeginn Arbeitskreisleiter.<br />

Seit 18 Jahren ist er im ICV. Er<br />

war bis Sommer 2002 Leiter <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg und Mitglied im ICV-Veranstaltungsausschuss.<br />

Dr. Alexandra Schichtel:<br />

Stellvertreten<strong>de</strong> AK-Leiterin<br />

Dr. Alexandra Schichtel<br />

Seine Stellvertreterin ist Dr. Alexandra Schichtel,<br />

Inhaberin <strong>de</strong>s Beratungsunternehmens Change<br />

Compass. Als solche hat sie es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, Führungskräfte bei Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in ihren Steuerungsaufgaben zu unterstützen.<br />

Change Management ist ihre Lei<strong>de</strong>nschaft.<br />

Dazu ist sie auch Dozentin, z. B. an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Remagen. Sie war bereits als Geschäftsfeldleiterin<br />

Change Management/Organisationsentwicklung<br />

bei <strong>de</strong>r internationalen<br />

Unternehmensberatung IFOK GmbH und als<br />

Kaufmännische Leiterin bzw. als Leiterin Unter-<br />

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1. Nachwuchsprobleme …?<br />

… kennen wir nicht, <strong>de</strong>nn die Rhein-Neckar Region ist<br />

gespickt mit vielen interessanten Unternehmen. Die Begrenzung<br />

unserer Workshop-Treffen auf maximal 20-<br />

25 Teilnehmer (je nach Veranstaltungsort) wirkt dabei<br />

lei<strong>de</strong>r reglementierend. Das be<strong>de</strong>utet aber gleichzeitig<br />

auch einen Anspruch an die Mitglie<strong>de</strong>r im AK, diese<br />

Chance durch aktive Teilnahme zu rechtfertigen.<br />

2. Die größte Stärke meines AK ist …<br />

die Mischung und Stetigkeit <strong>de</strong>r Teilnehmer seit <strong>de</strong>r Gründung. Die Bereitschaft zur Mitarbeit<br />

und Ausrichtung <strong>de</strong>r Treffen als Gastgeber verstärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und eröffnet<br />

immer wie<strong>de</strong>r neue Horizonte durch die Vielschichtigkeit <strong>de</strong>r Branchen und Unternehmen.<br />

Auch bei Vorbereitungstreffen und Stammtischen ist die Sympathie immer spürbar.<br />

3. Was uns <strong>de</strong>rzeit am meisten beschäftigt , ist …<br />

wie wir es schaffen, weiterhin aus je<strong>de</strong>r AK-Sitzung etwas für unsere eigene Praxis mitzunehmen.<br />

4. Wichtigstes Fachthema im Bereich Controlling ist <strong>de</strong>rzeit für uns …<br />

nach <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnen Budgetierung nun das große Thema „Compliance“ mit seinen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die Controller und neue Aspekte für das Controlling.<br />

5. Arbeitskreisleiter zu sein, fin<strong>de</strong> ich …<br />

eine tolle Chance, weil ich die Möglichkeit habe, die Netzwerk-I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s ICV direkt umzusetzen<br />

und dabei neben fachlichem Austausch viele interessante Menschen kennen zu lernen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die hohe Motivation <strong>de</strong>r AK-Mitglie<strong>de</strong>r und die tolle Unterstützung aus <strong>de</strong>m Leitungsteam<br />

geben mir viel zurück. AKRN – eine starke Truppe!<br />

nehmensentwicklung bei <strong>de</strong>n GWV Fachverlagen<br />

(Gabler Verlag, Vieweg u. a.) im Einsatz.<br />

Die Inhaberin eines Magisterabschlusses in<br />

Deutscher Philologie, Jura und Politikwissenschaft<br />

hat mit <strong>de</strong>m Thema „Soziale Konformität“<br />

promoviert. Seit 2004 hat sie darüber<br />

hinaus das Diplom <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie,<br />

Gauting, in <strong>de</strong>r Tasche. Zahlreiche Fortbildungen,<br />

darunter die Ausbildung „Systemische Unternehmensentwicklung“<br />

bei <strong>de</strong>r Beratergruppe<br />

Neuwal<strong>de</strong>gg, schlossen sich an. Seit September<br />

2010 ist ihr vom Harvard Business Manager<br />

empfohlenes Buch „Change Management für<br />

Dummies“ auf <strong>de</strong>m Markt.<br />

Ihren interdisziplinären Sachverstand bringt<br />

Dr. Alexandra Schichtel, die sowohl Sozialwissenschaftlerin<br />

als auch Controllerin ist, in <strong>de</strong>n<br />

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ICV Arbeitskreis Rhein-Neckar ein. Sie will<br />

Verän<strong>de</strong>rungskompetenzen und -bereitschaft<br />

aufbauen, <strong>de</strong>n Controller als Business Partner<br />

etablieren, die Brücke zwischen wirtschaftlicher<br />

und sozialer Entwicklung in einer Organisation<br />

bil<strong>de</strong>n und Change Controlling weiterent wickeln.<br />

An ihrer Aufgabe fasziniert sie die Einzigartigkeit<br />

<strong>de</strong>r Aufgabenstellungen: „Organisationen sind<br />

so individuell wie Menschen. Respekt und<br />

Transparenz sind <strong>de</strong>r Erfolg – gera<strong>de</strong> in schwierigen<br />

Zeiten.“ Eine <strong>de</strong>r schönsten Erfahrungen<br />

bei ihrer Arbeit ist „die Energie, die sich entfaltet,<br />

wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen“.<br />

Sie weiß, dass <strong>de</strong>r konstruktive Umgang<br />

mit Wi<strong>de</strong>rstand und Konfrontationen wichtig ist,<br />

um Innovationen zu för<strong>de</strong>rn.<br />

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� Arbeitskreis Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Sommerstammtisch<br />

17.06.2011, 18.00 Uhr<br />

Milchhäuschen am Weißen See<br />

Terrassencafe & Restaurant<br />

Parkstraße 33 a in 13086 Berlin<br />

Telefon 030 927 11 44<br />

www.milchhaeuschen-berlin.<strong>de</strong><br />

3. Knoff-Hoff-Abend<br />

29.06.2011, 18.00 Uhr<br />

Bahntower am Potsdamer Platz<br />

Thema: Powerpoint<br />

von und mit Christina Keindorf und<br />

Katrin Kirsch-Brunkow<br />

49. AK-Sitzung<br />

15.09.2011, 16.00 Uhr, bis 16.09.2011,<br />

17.00 Uhr<br />

Arbeitskreisleiterin Bärbel Kuhn<br />

Baerbel.Kuhn@alba.info<br />

� Arbeitskreis Thüringen<br />

Sommerstammtisch<br />

24.06.2011, 16.00 Uhr in Erfurt<br />

Ab 16.00 Uhr Anreise<br />

17.30 – 19.00 Uhr Individuelle Stadtbe-<br />

sichtigung<br />

19.00 Uhr Eingangsportal <strong>de</strong>s Thüringer<br />

Landgerichts am Domplatz. Fackelführung<br />

durch die Kasematten und Minengänge <strong>de</strong>r<br />

Cita<strong>de</strong>lle Petersberg.<br />

Die Führung fin<strong>de</strong>t ihren Abschluss in einem<br />

urigen Gasthaus.<br />

Arbeitskreisleiter Thomas Gross<br />

icv@gross.or.at<br />

� Arbeitskreis Spanien<br />

Stammtisch<br />

27.06.2011<br />

Hotel Regina, Barcelona<br />

Arbeitskreisleiter Ulrich Müller-Bosom<br />

ulrich.mueller.bosom@gmail.com<br />

Im Hotel Regina in Barcelona fin<strong>de</strong>n<br />

regelmäßig Stammtische <strong>de</strong>s<br />

Arbeitskreises Spanien statt.<br />

� Arbeitskreis Wien<br />

Controllers Extremwan<strong>de</strong>rung<br />

28.06.2011, 8.00 Uhr, bis 29.06.2011,<br />

16.00 Uhr<br />

Schladminger Tauern<br />

Bil<strong>de</strong>r sehen Sie unter www.raffalt.com<br />

Arbeitskreisleiter Günter Pichler<br />

g.pichler@greko.at<br />

� Fachkreis Kommunikations-<br />

Controlling<br />

15. Treffen<br />

07.07.2011, 17 Uhr, bis<br />

08.07.2011, 17 Uhr<br />

Hansgrohe AG, Schiltach<br />

Fachkreisleiter Dr. Reimer Stobbe<br />

rstobbe@munichre.com<br />

� Fachkreis Controlling<br />

und Risikomanagement<br />

10. Sitzung<br />

14.07.2011 bis 15.07.2011<br />

Firma Schleupen, auf Einladung <strong>de</strong>s Vertriebsleiters<br />

Marc Hilgert<br />

Ettlingen/Karlsruhe<br />

Alternativtermin 07./08.07.2011<br />

Fachkreisleiter Prof. Dr. Rainer Kalwait<br />

rainer@kalwait.com<br />

� Fachkreis Controlling und Qualität<br />

25. Fachkreissitzung<br />

17.06.2011, 10.00 Uhr<br />

Köln, Flughafen<br />

26. Fachkreisitzung<br />

09.09.2011, 10.00 Uhr<br />

Köln, Flughafen<br />

Fachkreisleiter Rainer Vieregge<br />

r.vieregge@4egge4you.<strong>de</strong><br />

� Arbeitskreis West III<br />

53. Sitzung<br />

22.09.2011, 15.59 Uhr, bis<br />

23.09.2011, 17.00 Uhr<br />

Ort: wird noch abgestimmt<br />

Themen: Nachhaltigkeit und Controlling,<br />

Supply Chain Management<br />

Arbeitskreisleiter Martin Herrmann<br />

AK-West3@Herrmann-Controlling.<strong>de</strong><br />

Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Arbeitskreises West III.<br />

� Arbeitskreis Weser-Harz<br />

(Hannover-Göttingen-Pa<strong>de</strong>rborn)<br />

28. AK-Treffen<br />

22./23. September 2011<br />

Ort und Thema wer<strong>de</strong>n noch bekannt gegeben<br />

� Arbeitskreis Zürich-Ostschweiz<br />

Strategiecontrolling: Mission impossible?<br />

Ein paar Punkte auf einer CEO-Powerpoint-<br />

Folie be<strong>de</strong>uten oft Hun<strong>de</strong>rte, wenn nicht Tausen<strong>de</strong><br />

von Maßnahmen, welche auf unterschiedlichen<br />

Unternehmensstufen und von<br />

zahlreichen Verantwortlichen umgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Hierbei <strong>de</strong>n Überblick zu behalten<br />

ist nicht einfach! In einem Workshop, <strong>de</strong>r sich<br />

an die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s AK ZHO wen<strong>de</strong>t, behan<strong>de</strong>ln<br />

wir primär die Herausfor<strong>de</strong>rungen, die sich<br />

bei <strong>de</strong>r effektiven Strategieumsetzung ergeben.<br />

Leitung: Prof. Dr. Marco Passardi<br />

Ort: ZHAW Winterthur<br />

� Branchenarbeitskreis Banken<br />

Arbeitskreissitzung<br />

29.09.2011 bis 30.09.2011 in München<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.<strong>controller</strong>verein.com<br />

> „Arbeitskreise“ > „Terminübersicht“<br />

Artikelbeiträge sen<strong>de</strong>n Sie bitte an Hans-Peter San<strong>de</strong>r (Redaktion), hp.san<strong>de</strong>r@eastwestcom.net


Happy Birthday 40 Jahre Stufe I<br />

40 Jahre Controllingwissen sind Ihnen sicher<br />

Auszüge aus unserem Trainingsprogramm 2011<br />

Einstieg ins 5-stufige<br />

Controller’s Ausbildungsprogramm<br />

Stufe I<br />

15. bis 19. August in Bernried<br />

05. bis 09. September in Feldafing<br />

12. bis 16. September in Feldafing<br />

Einstieg in Wissen kompakt<br />

für Nicht-Controller<br />

Finanzmanagement und Controlling<br />

11. bis 13. Oktober in Potsdam<br />

Buchen Sie jetzt!<br />

Buchung und Information unter:<br />

+49 (0)89 89 31 34-0 o<strong>de</strong>r www.<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

CAP<br />

Controller’s Advanced Program<br />

Gestalten<br />

29. Aug. bis 02. September in Feldafing<br />

Aus unserer Fachseminar-Reihe<br />

Controlling <strong>de</strong>r IT-Kosten<br />

05. bis 07. September in Feldafing<br />

Managementberichte<br />

12. bis 14. September in Feldafing<br />

Logistik-Controlling<br />

19. bis 21. September in Feldafing<br />

Controlling mit Kennzahlen<br />

26. bis 28. September in Bernried<br />

Verrechnungspreise<br />

04. bis 06. Oktober in Feldafing<br />

Finanz-Controlling<br />

10. bis 12. Oktober in Starnberg<br />

Personal-Controlling<br />

17. bis 19. Oktober in Feldafing<br />

Prozesskostenrechnung<br />

17. bis 19. Oktober in Starnberg<br />

Kommunikations- und Marketing-<br />

Controlling<br />

17. bis 19. Oktober in Feldafing<br />

aus <strong>de</strong>r Praxis für die Praxis

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