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Die Verfolgung und Ermordung jüdischer Lehrerinnen und Lehrer in ...

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Jüdische Schulen <strong>und</strong> <strong>Lehrer</strong> <strong>in</strong> Bayern während der Nazi-Diktatur<br />

1. religionslehrer<br />

<strong>Die</strong> größte Zahl an <strong>Lehrer</strong>n machten die Religionslehrer aus. Bei der Mehrheit der Religionslehrer handelte es sich<br />

ähnlich wie bei den christlichen Kirchen um Geistliche (Rabb<strong>in</strong>er). Sie hatten bei ihrer theologischen Ausbildung<br />

im Haupt- oder Nebenfach am Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> oder Breslau Religionslehre studiert. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

gab es aber auch Religionslehrer, die am israelitischen <strong>Lehrer</strong>bildungssem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Würzburg studiert hatten. Geht<br />

man davon aus, dass die meisten der jüdischen Kultusgeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Bayern e<strong>in</strong>en Religionslehrer angestellt<br />

hatten oder aber der Rabb<strong>in</strong>er als Religionslehrer tätig war, muss man von ca. 250 Religionslehrern ausgehen.<br />

2. Volksschullehrer<br />

Das zahlenmäßige Verhältnis von jüdischen <strong>Lehrer</strong>n zu jüdischen Schülern <strong>in</strong> der Volksschule lag im gesamten<br />

deutschen Reich bei 1:96,6. Für Bayern bedeutet dies, dass es 1931/32 zwischen. 80 <strong>und</strong> 100 ausgebildete<br />

Volksschullehrer gab. In Bayern wurden am Israelitischen <strong>Lehrer</strong>bildungssem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Würzburg jüdische <strong>Lehrer</strong><br />

ausgebildet. 2 E<strong>in</strong>e Anstellung fanden diese <strong>Lehrer</strong> angesichts der konfessionellen Organisation der Volksschulen<br />

nur <strong>in</strong> den jüdischen Volksschulen. In den Fällen, <strong>in</strong> denen es sich um öffentliche jüdische Schulen <strong>und</strong> nicht<br />

um private jüdische Volksschulen handelte, waren diese Lehrpersonen Beamte. 3 Bei privaten jüdischen Schulen<br />

wurden sie von der Kultusgeme<strong>in</strong>de bezahlt, wobei diese teilweise von den Geme<strong>in</strong>den Zuschüsse für das<br />

Betreiben ihrer Schulen erhielten.<br />

3. Fachlehrer<br />

In den jüdischen Volksschulen <strong>und</strong> an berufsbildenden E<strong>in</strong>richtungen unterrichteten auch jüdische Fachlehrer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Fachlehrer z. B. für Handarbeit, Sprachen, Musik, Kunst, Zeichen- <strong>und</strong> Werken, Turnen. Welche<br />

Ausbildungen diese absolviert hatten, ist nicht bekannt.<br />

4. Gymnasiallehrer<br />

An den Gymnasien gab es nur vere<strong>in</strong>zelt jüdische <strong>Lehrer</strong>. Da diese e<strong>in</strong>e volle akademische Fachausbildung an der<br />

Universität absolviert hatten, waren sie den „deutschen“ <strong>Lehrer</strong>n statusmäßig gleichgestellt, d. h. sie waren Beamte.<br />

5. erzieher<br />

Schließlich gab es auch E<strong>in</strong>richtungen für Waisenk<strong>in</strong>der, an denen Erzieher<strong>in</strong>nen arbeiteten. In Bayern am<br />

bekanntesten war das Israelitische Waisenhaus <strong>in</strong> Fürth. 4<br />

2 <strong>Die</strong> <strong>Lehrer</strong>bildung für Volksschullehrer wurde <strong>in</strong> Bayern ebenso wie die Volksschulen nach Konfessionen organisiert. Um Volksschullehrer werden zu können, musste man nach dem Besuch der Volksschule e<strong>in</strong>e<br />

Präparandenschule besuchen, die für den Besuch der <strong>Lehrer</strong>sem<strong>in</strong>are vorbereitete <strong>und</strong> deshalb auch Unterstufe des <strong>Lehrer</strong>sem<strong>in</strong>ars genannt wurde. In Bayern gab es Israelitische Präparandenschulen u. a. <strong>in</strong><br />

Höchberg <strong>und</strong> Burgreppach.<br />

3 In Bayern gab es 1933 nur vier private jüdische Volksschulen.<br />

4 Das israelitische Waisenhaus <strong>in</strong> Fürth wurde 1763 eröffnet, es war das erste jüdische Waisenhaus <strong>in</strong> Deutschland. Zu Beg<strong>in</strong>n wurden Waisenk<strong>in</strong>der dort nur tagsüber versorgt, untergebracht waren sie <strong>in</strong><br />

Privatfamilien. Maximal 12 K<strong>in</strong>der konnten das Waisenhaus besuchen. Erst 1867 konnte e<strong>in</strong> größeres geeignetes Haus erworben werden, so dass die K<strong>in</strong>der dort auch wohnten. 1936 beantragte der Leiter des<br />

Waisenhauses Dr. Isaak Hallemann die geme<strong>in</strong>same Emigration der K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Lehrer</strong> nach Paläst<strong>in</strong>a. <strong>Die</strong>s wurde abgelehnt. Dr. Hallemann wurde zusammen mit 33 K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> dem verbliebenem Personal<br />

<strong>in</strong> das „Durchgangsghetto“ Izbica deportiert <strong>und</strong> dort ermordet.<br />

8<br />

Dr. Siegfried Kessler, Leiter der<br />

jüdischen Schule Ohel Jakob <strong>in</strong> München,<br />

wurde 1943 nach Auschwitz<br />

deportiert <strong>und</strong> dort ermordet.<br />

Quelle: Stadtarchiv München

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