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Die Verfolgung und Ermordung jüdischer Lehrerinnen und Lehrer in ...

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119 Der Bayerische <strong>Lehrer</strong>vere<strong>in</strong> im Nationalsozialismus<br />

anschauliche Zuverlässigkeit <strong>und</strong> charakterliche Güte me<strong>in</strong>er<br />

nächsten Mitarbeiter steht turmhoch über dem politischen<br />

Strauchrittertum <strong>und</strong> der charakterlichen Verkommenheit der<br />

Lumpen, die <strong>in</strong> Bayreuth [Sitz des NSLB] lang poussiert worden<br />

s<strong>in</strong>d.“ <strong>Die</strong>se öffentlich gemachte drastische Ger<strong>in</strong>gschätzung<br />

der Funktionäre des NSLB führte verständlicherweise<br />

zu heftigen Reaktionen. Friedmann teilte am 19. Dezember<br />

1936 mit, dass sich angesichts dieser Äußerungen weitere<br />

Verhandlungen verböten.<br />

Josef Bauer hatte bereits seit 1934 Kontakte mit dem Reichsaufsichtsamt<br />

für Versicherungen. Se<strong>in</strong> Ziel war es, die Selbsthilfee<strong>in</strong>richtungen<br />

des BLV rechtlich <strong>in</strong> die verschiedenen<br />

Sparten Kranken-, Sterbegeld, Haftpflicht-, Feuer- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>bruchversicherung<br />

aufzuteilen <strong>und</strong> dem Reichsaufsichtsamt<br />

zu unterstellen. Damit würden die als Unterstützungsvere<strong>in</strong>e<br />

geführten E<strong>in</strong>richtungen Privatversicherungen <strong>und</strong> würden aus<br />

dem Vere<strong>in</strong>svermögen ausgegliedert. Damit wäre e<strong>in</strong> Großteil<br />

des Vere<strong>in</strong>svermögens des BLV im Falle e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>gliederung<br />

<strong>in</strong> den NSLB nicht mehr für den NSLB verfügbar. Angesichts<br />

des Konfliktes mit Wächtler handelte Bauer nun schnell. Er akzeptierte<br />

die Forderungen des Reichsaufsichtsamtes, so dass<br />

er am 31. März 1937 die Umgestaltung der Unterstützungse<strong>in</strong>richtung<br />

Krankenhilfe mit jährlichen Umsätzen von ca. zwei<br />

Millionen Reichsmark <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Versicherungsvere<strong>in</strong> auf Gegenseitigkeit<br />

verkünden konnte. 13 <strong>Die</strong> Prämienzahlungen wurden<br />

gedeckt durch die Übernahme der wichtigsten BLV-Immobilien,<br />

<strong>in</strong>sbesondere der Geschäftsstelle am Bavariar<strong>in</strong>g <strong>in</strong> München<br />

<strong>und</strong> dem Anwesen Schloss Fürstenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berchtesgaden.<br />

<strong>Die</strong> Verwaltung der Krankenkasse wurde vom Vere<strong>in</strong>sapparat<br />

getrennt. Ebenso wurde die Sterbehilfe als Sterbegeldversicherung<br />

der Bayernversicherung ausgegliedert. Damit war e<strong>in</strong><br />

Großteil der Vermögenswerte dem NSLB weitgehend entzogen.<br />

13 Es handelte sich um die Krankenkasse der Erzieher (KbE), die später den Gr<strong>und</strong>stock für die Bayerischen Beamtenkrankenkasse bildete.<br />

<strong>Die</strong> bislang fehlende Rechtsgr<strong>und</strong>lage für die zwangsweise<br />

Auflösung des BLV bot das Gesetz über Beamtenvere<strong>in</strong>igungen<br />

vom 27. Mai 1937. § 1 des Gesetzes sah die Auflösung<br />

ehemaliger Spitzenverbände <strong>und</strong> deren Mitgliedsverbände, wie<br />

es der BLV durch se<strong>in</strong>e Zugehörigkeit zum Deutschen Beamtenb<strong>und</strong><br />

war, zum 1. Juli 1937 vor. Am 16. September 1937<br />

bestätigte Staatsrat Dr. Boepple vom bayerischen Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

dem Reichserziehungsm<strong>in</strong>ister Rust, die „Abteilung<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Recht im NSLV, BLV e. V.“ käme für e<strong>in</strong>e Auflösung<br />

im S<strong>in</strong>ne des Gesetzes <strong>in</strong> Frage. Angesichts ihrer sozialen<br />

Bedeutung sei jedoch e<strong>in</strong> Fortbestand gerechtfertigt.<br />

Böpple schlug vor, die Auflösung zurückzustellen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>vernehmliche Übernahme des BLV durch den NSLB anzustreben.<br />

Bauer sah dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Chance, den BLV <strong>in</strong> Form<br />

der „Abteilung Wirtschaft <strong>und</strong> Recht im NSLV, BLV e. V.“ weiter<br />

weitgehend selbständig zu führen. Offensichtlich lag ihm<br />

neben der Sicherung der Vermögenswerte für die Mitglieder<br />

auch daran, die Bayerische <strong>Lehrer</strong>zeitung weiter herausgeben<br />

zu können. Damit hatte er e<strong>in</strong> Forum, se<strong>in</strong>e Ideen der Schule<br />

im Nationalsozialismus zu transportieren <strong>und</strong> sich auch <strong>in</strong> der<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem NSLB bei den <strong>Lehrer</strong>n Gehör zu<br />

verschaffen. Im Gegensatz zum Organ des NSLB „Der deutsche<br />

Erzieher“ war die BLZ e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> bei den bayerischen<br />

Volksschullehrern nach wie vor anerkannt <strong>und</strong> viel gelesen. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> lässt sich erklären, dass Bauer weiterh<strong>in</strong><br />

nicht bereit war, e<strong>in</strong>zulenken <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Auflösung des BLV zuzustimmen.<br />

Da Bauer glaubte, den Innen- <strong>und</strong> Kultusm<strong>in</strong>ister <strong>und</strong> Gauleiter<br />

für München-Oberbayern Adolf Wagner auf se<strong>in</strong>er Seite zu<br />

haben, gab er sich gegenüber Wächtler <strong>und</strong> Friedmann weiterh<strong>in</strong><br />

selbstbewusst <strong>und</strong> konfliktbereit. Am 10. November 1937<br />

hatte der staatsrechtliche Leiter beim Stab des Stellvertreters

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