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Die Verfolgung und Ermordung jüdischer Lehrerinnen und Lehrer in ...

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Vorwort<br />

Aufstehen!<br />

GeGen VerGessen <strong>und</strong> unrecht<br />

Zum Gedenken an die verfolgten <strong>und</strong> ermordeten jüdischen <strong><strong>Lehrer</strong><strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehrer</strong><br />

Als im Jahr 1933 die Nationalsozialisten <strong>in</strong> Deutschland an die Macht kamen, war e<strong>in</strong>e ihrer ersten gesetzgeberischen<br />

Initiativen die Verabschiedung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“. Mit diesem<br />

Unrechtsgesetz wurde bereits e<strong>in</strong>en Monat nach der Reichstagswahl die Möglichkeit geschaffen, politisch missliebige<br />

Personen <strong>und</strong> Juden aus dem öffentlichen <strong>Die</strong>nst zu vertreiben. Mit diesem Gesetz begann die juristische Legitimation<br />

der <strong>Verfolgung</strong> <strong>und</strong> später der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung <strong>in</strong> Deutschland ebenso wie der politischen<br />

Opposition, allen voraus der Kommunisten <strong>und</strong> Sozialdemokraten. <strong>Die</strong> Durchführungsbestimmungen zum Gesetz<br />

wurden mehrmals verschärft <strong>und</strong> zeugen von e<strong>in</strong>er besonders perfiden Form der Entrechtung <strong>und</strong> Demütigung der<br />

Juden auf dem Weg zum Holocaust. Das Gesetz stand Pate für zahlreiche weitere Gesetze <strong>und</strong> vor allem Berufsverordnungen,<br />

die Juden aus den verschiedenen Berufen drängten.<br />

Von diesem Gesetz waren die ersten verbeamteten jüdischen <strong>Lehrer</strong> <strong>und</strong> vor allem <strong><strong>Lehrer</strong><strong>in</strong>nen</strong>, weil es für sie ke<strong>in</strong>e<br />

Ausnahmeregelungen wegen des E<strong>in</strong>satzes als Frontsoldaten im 1. Weltkrieg gab, betroffen. Sie wurden <strong>in</strong> den<br />

Ruhestand versetzt <strong>und</strong> verloren ihre Arbeit. <strong>Die</strong> Ruhestandsbezüge wurden dann <strong>in</strong> den folgenden Jahren immer<br />

stärker reduziert, so dass neben die Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> <strong>Verfolgung</strong> auch die zunehmende Verarmung das Schicksal<br />

der betroffenen Menschen bestimmte. Neben den verbeamteten <strong><strong>Lehrer</strong><strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehrer</strong>n gab es auch viele<br />

Pädagogen an den damals existierenden privaten jüdischen Schulen ebenso wie jüdische Religionslehrer, die als<br />

sog. Wanderlehrer <strong>in</strong> den Dorfschulen den <strong>in</strong> der Diaspora lebenden jüdischen K<strong>in</strong>dern Religionsunterricht erteilten.<br />

Bis zum Ausbruch des Krieges konnte etwa die Hälfte der deutschen Juden emigrieren. Darunter waren auch<br />

viele <strong><strong>Lehrer</strong><strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Lehrer</strong>. Viele aber blieben zurück <strong>und</strong> arbeiteten entweder an den jüdischen Schulen als<br />

Pädagogen oder schlugen sich mit Gelegenheitsarbeiten oder als Privatlehrer durch. Viele von ihnen standen bis<br />

zuletzt den K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> den jüdischen Schulen zur Seite, versuchten, ihnen e<strong>in</strong> letztes Stück Würde, Anerkennung<br />

<strong>und</strong> auch Glück zu geben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt, die sie ausgrenzte, demütigte <strong>und</strong> bedrohte. Wir verneigen uns vor diesen<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen. Fast alle von ihnen wurden zwischen 1940 <strong>und</strong> 1942 deportiert <strong>und</strong> ermordet. E<strong>in</strong>ige<br />

von ihnen beg<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> ihrer Verzweiflung vor der Deportation Suizid.<br />

Als BLLV schämen wir uns, weil wir Schuld auf uns geladen haben. Der Bayerische <strong>Lehrer</strong>vere<strong>in</strong> hat se<strong>in</strong>e eigenen<br />

demokratischen <strong>und</strong> humanistischen Wurzeln verleugnet. <strong>Die</strong> Überzeugungen der handelnden Personen waren<br />

nicht stark genug, wirklich Widerstand zu leisten. Bereits am 25. April 1933 wurde die Führung des BLV <strong>in</strong> die<br />

Hände nationalsozialistischer <strong>Lehrer</strong> gegeben. <strong>Die</strong> vorausgehenden <strong>in</strong>haltlichen Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit der<br />

nationalsozialistischen Ideologie zu Beg<strong>in</strong>n der 30er Jahre <strong>in</strong> der Bayerischen <strong>Lehrer</strong>zeitung waren wenig überzeugend.<br />

Sie waren stärker von dem Versuch geprägt, e<strong>in</strong>e Brücke zur „neuen Bewegung“ zu bauen als ihr verbrecherisches<br />

<strong>und</strong> antidemokratisches Auftreten zu h<strong>in</strong>terfragen geschweige denn zu kritisieren oder zu verurteilen.<br />

Ab Herbst 1933 wurde aus der Bayerischen <strong>Lehrer</strong>zeitung e<strong>in</strong> nationalsozialistisches Kampfblatt, <strong>in</strong> dem Aufsätze<br />

zur Rassenhygiene, zur völkischen Erziehung <strong>und</strong> zur Wehrerziehung publiziert wurden <strong>und</strong> auf dessen Deckblättern<br />

Texte von Hitler, Goebbels <strong>und</strong> dem bayerischen Kultusm<strong>in</strong>ister <strong>und</strong> Vorsitzenden des Nationalsozialistischen<br />

<strong>Lehrer</strong>b<strong>und</strong>es (NSLB) Schemm prangten.<br />

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