Ein Stadtmagazin #4 - Reizend
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kein einziges Wort über unsere Musik. Sie<br />
schreiben über Körperteile, Kleider, Auftreten,<br />
egal was, Hauptsache weiblich.“ Freilich, Sex<br />
sells und sehr treffend formuliert es Elisabeth<br />
Zach im Druckaecht 2009: „musikerinnen<br />
wie beispielsweise madonna verkaufen<br />
tonnenweise tonträger. christina aguilera und<br />
andere gewinnen grammys und mtv-awards.<br />
warum? weil sie bilder und stereotype zeigen,<br />
die dem publikum vertraut sind. nackte haut<br />
zum beispiel. […] ein realistisches frauenbild<br />
vermitteln sie aber nicht.“<br />
Manche MusikerInnen drehen den Spieß um<br />
und spielen mit diversen Aspekten herkömmlicher<br />
Geschlechterrollen (z. B. in den 1990ern<br />
die Riot Grrrls). Die Musikerin Amanda Palmer<br />
in einem Interview der Zeitschrift an.schläge:<br />
„Das ist auch das Geheimnis von wahrem<br />
Empowerment: Dass du weißt, wie viel Macht<br />
du hast damit, was du tust und wie du aussiehst.<br />
Gerade bei Teenage-Mädchen habe ich<br />
oft das Gefühl, dass sie das nicht wissen. Du<br />
kannst jeden Tag wählen. Nicht nur einmal.“<br />
Respekt bringt sie gegenüber den Riot Grrrls<br />
auf: „Sie scheißen sich nichts, sie tun nur, was<br />
sie wollen, und sehen aus, wie sie wollen, und<br />
sie sind keine angry, bitchy feminists. Sie sind<br />
intelligente, lustige und emotionale Frauen mit<br />
einer großen Intelligenz und großem Wissen<br />
darüber, dass es mehr als einen Weg gibt, das<br />
System zu hinterfragen.“<br />
„ich bin stark,<br />
auch ohne Quote.“<br />
<strong>Ein</strong>e Künstlerin hat für Take Over abgesagt,<br />
erzählt Markus Linsmaier vom KV Waschaecht,<br />
„weil sie in so einem Kontext nicht<br />
spielen will. Weil sie wegen ihrer Musik<br />
auftreten will und nicht auch nebenbei, weil<br />
sie eine Frau ist.“ Margarete Niedermayr zeigt<br />
Verständnis: „Vielleicht will man nicht in so<br />
eine Quote reinkommen oder damit nix zu tun<br />
haben oder es ist schon so normal für manche.<br />
Das wäre ja eh das Ziel, dass es wurscht ist.“<br />
Wünschenswert wäre es jedenfalls, dass es<br />
ausschließlich um Qualität geht. Warum also<br />
Die Indie-Elektro-Formation LUISE POP: „Die Männerdominanz in der Rockmusikwelt hat mich immer schon genervt. Ich wollte nicht Sängerin in einer<br />
Jungsband werden, sondern von tollen Frauen umgeben sein und Frauen auf der Bühne sehen“, erzählt Sängerin und Gitarristin Vera Krop im März 2012<br />
dem Tagesspiegel. Seit einigen Jahren spielen Schlagzeuger in der Band, und das ist gut so: „Schließlich soll der Mann in der Band weder unterdrückt<br />
noch verhätschelt werden. Ich wünschte ja, die Geschlechterfrage würde gar keine Rolle spielen, aber das ist ja illusorisch.“ (Foto: Luise Pop)<br />
10<br />
eine Veranstaltungsreihe programmieren, in<br />
der bewusst Künstlerinnen in den Vordergrund<br />
gestellt werden? „Es wirkt auf jeden Fall,<br />
eben auch wie Quote wirkt. Es geht ja viel<br />
über Bilder, und wenn man sieht, es gibt ein<br />
anderes Bild auch, kann man sich eben denken<br />
Das wär auch für mich eine Möglichkeit! Dadurch<br />
wird’s dann auch normaler, dass ich aufs<br />
Programm schaue und nicht überlege, ist das<br />
eine Frau oder ein Mann, sondern mir einfach<br />
denke Ma is des klass!“<br />
TAMARA IMLINGER<br />
Jg. 1985. Geschichte-Diplom-Studium an der<br />
Uni Salzburg. Vermittlungsarbeit im Medien<br />
Kultur Haus Wels, in Flow‘s Musicstation und<br />
in Gedenkstätten. Seit 2012 koordinierende<br />
Redakteurin der KUPFzeitung. Drückt bei<br />
der Ska-Rock-Jazz-Formation Skaputnik die<br />
Tasten. Lebt in Wels.