Ein Stadtmagazin #4 - Reizend
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sPIEgLEIN, sPIEgLEIN ...<br />
warum wir unser Selbstbild immer noch von der gesellschaft abhängig machen<br />
und was wir dagegen tun können.<br />
Natürlich wissen wir, dass wahre Schönheit<br />
von innen kommt. Theoretisch. Dass dies in<br />
der Realität aber nicht immer so ist, wissen<br />
wir ebenso. Mittlerweile ist der eigene Körper<br />
für viele zu einer Obsession geworden.<br />
In allen Kulturkreisen wurden schon seit<br />
Menschengedenken Körper geformt, gepflegt,<br />
geschmückt und bemalt, um das jeweils<br />
vorherrschende ästhetische Ideal zu erreichen.<br />
Dabei gibt es weltweit mitunter große<br />
Unterschiede. Was in bestimmten Kulturen<br />
als perfekte Schönheit gilt, z. B. „Tellerlippen“<br />
oder durch Messingringe verformte Hälse,<br />
wird bei uns keineswegs als schön empfunden.<br />
Schönheit ist also historisch und kulturell<br />
bedingt und definiert.<br />
Heute verbreiten vor allem moderne Massenmedien<br />
Schönheitsideale und präsentieren<br />
Schönheitsbilder, die sich nachhaltig in den<br />
Köpfen der Menschen festschreiben. Tagtäglich<br />
sind wir den Bilderfluten von Idealkörpern<br />
ausgesetzt, die uns unsere eigene „Mangelhaftigkeit“<br />
vor Augen führen. Die Motivforscherin<br />
Helene Karmasin stellt in ihrem Buch<br />
Für jeden jungen,<br />
der sich vOn der werbung nicht länger<br />
seine sehnsüchte vOrschreiben lassen will,<br />
gibt es ein Mädchen, dessen selbstwertgeFühl<br />
vOn dieser werbung täglich angegriFFen wird.<br />
„Wahre Schönheit kommt von außen“ fest,<br />
dass wir für ein möglichst perfektes Äußeres<br />
weder Kosten noch Mühen scheuen und bereit<br />
sind, zu leiden und zu schwitzen. „Schönheit“<br />
steht dabei als Synonym für Jugend, Makellosigkeit,<br />
Gesundheit und Erfolg – laut Karmasin<br />
die Leitwerte unserer Kultur. Doch die vermittelten<br />
Schönheitskonzepte sind konstruierte<br />
Bilder und keineswegs eine Beschreibung der<br />
Realität, schon gar nicht der sozialen Realität<br />
vieler.<br />
Auch wenn es keinen universal gültigen<br />
zeitlosen Idealkörper gibt, so lassen sich<br />
durchaus Merkmale finden, die in nahezu<br />
allen Gesellschaften als schön empfunden<br />
werden. Vor allem in Bezug auf das Gesicht<br />
scheint es universale Prinzipien zu geben:<br />
Symmetrie, keine Abweichung von der Norm<br />
und Makellosigkeit der Haut. Bei Frauen<br />
werden weiche Merkmale bevorzugt, Männer<br />
hingegen sollten ein möglichst kantiges<br />
Gesicht haben. Zahlreiche Studien belegen,<br />
dass unabhängig von Sozialisation und Kultur<br />
Menschen immer jene weiblichen Gesichter<br />
am schönsten finden, die dem sogenannten<br />
6<br />
Kindchenschema entsprechen oder nahe kommen,<br />
denn kindliche Proportionen des Gesichts<br />
werden mit Jugend in Verbindung gebracht.<br />
Es zeigt sich jedoch, dass die Versuchspersonen<br />
dieser Studien meist computergenerierte<br />
„weibliche“ Gesichter als am attraktivsten<br />
einstufen. Vielfach messen wir uns und unsere<br />
Mitmenschen also an Idealen, die konstruiert<br />
und unrealistisch sind.<br />
WA(H)RE SCHÖNHEIT<br />
Es ist jedoch nicht leicht, sich von diesen<br />
Trugbildern zu lösen. Jugend, faltenfreie,<br />
glatte Haut, straffer Körper, leistungsfähig,<br />
möglichst „weiblich“ bzw. „männlich“ zu sein<br />
- all diese Ideale, denen wir bewusst oder<br />
unbewusst nacheifern, sind Trends, die durch<br />
ihre stetige und massenhafte Verbreitung<br />
schlussendlich zu Normen werden. Dabei<br />
sind sie vor allem ein Produkt der Mode- und<br />
Unterhaltungsindustrie und diese wiederum<br />
richtet sich vorrangig an Frauen. Viele Frauen<br />
orientieren sich an Maßen, die kaum denen einer<br />
durchschnittlichen Frau entsprechen. Und<br />
viele Frauen gefährden ihre Gesundheit im<br />
Nacheifern eines konstruierten Ideals. Umso