27.02.2013 Aufrufe

Weinsteinstabilisierung notwendig? - (DLR) Mosel

Weinsteinstabilisierung notwendig? - (DLR) Mosel

Weinsteinstabilisierung notwendig? - (DLR) Mosel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

und 16 °C: Der Wein ist instabil. Füllung mit<br />

Metaweinsäure ratsam.<br />

3. Weinsteinsättigungstemperatur zwischen<br />

16 und 20 °C: Der Wein ist bei normalem Kristallisationsverhalten<br />

sehr instabil.<br />

Trifft Punkt 1 zu, so erübrigt sich jede Maßnahme<br />

zur Stabilisierung. Weine ab einer Sättigungstemperatur<br />

von 12 °C aufwärts müssen<br />

nicht unbedingt instabil sein.<br />

Rotweine generell und Weißweine im Spätlese<br />

und Auslesebereich, bei denen die Kristallisation<br />

gehemmt ist, können auch bei diesen<br />

Temperaturen stabil sein. Es kann vorkommen,<br />

dass sogar bei<br />

Sättigungstemperaturen über 20 °C das Kontaktverfahren<br />

nicht zur Kristallbildung führt<br />

und scheinbar nicht zur Weinsteinstabilität.<br />

Das Prinzip<br />

Mit dieser Arbeit wird ein Kristallisationsfaktor<br />

vorgestellt. Dies ist ein Wert, der nunmehr<br />

eine zuverlässige Aussage zulässt, ob<br />

und wie der Wein behandelt werden muss,<br />

damit es auf der Flasche keine Kristallausscheidung<br />

gibt. Dabei wird die Ermittlung der<br />

Sättigungstemperatur mit dem Minikontaktverfahren<br />

kombiniert. Bisher war die technische<br />

Durchführung des Minikontaktverfahrens<br />

aufwändig, umständlich und nicht gerade<br />

billig, was die Gerätekombination betrifft.<br />

In dem hier beschriebenen Verfahren ist es<br />

möglich, mit einem Zeitaufwand von max. 2<br />

Stunden bei 10 Weinen sowohl die Sättigungstemperatur<br />

als auch das Kristallisationsverhalten<br />

(Kristallisationsfaktor) der zu<br />

untersuchenden Weine zu bestimmen. Die<br />

erforderliche Ausrüstung für die Bestimmung:<br />

• Krista-Test-Konduktometer<br />

• Regenzglasgestell für 10 Proben<br />

• 10 Reagenzgläser 50 ml Inhalt und 10 Reagenzgläser<br />

40 ml Inhalt<br />

• Weinstein<br />

• Verschließbare Plastikdose für 10 Reagenzgläser.<br />

Zur Bestimmung werden die Reagenzgläser<br />

mit ca. 45 ml Wein bei Raumtemperatur<br />

gefüllt. Die Anfangsleitfähigkeit wird<br />

bestimmt. Sodann werden 0,45 g Weinstein<br />

(2,5-fache der sonst üblichen Menge) abgewogen<br />

und zugegeben. Die Reagenzgläser<br />

werden verschlossen und 15 Minuten geschüttelt.<br />

Nach dem Absetzen des Weinsteins (nach<br />

15 Minuten) wird die Leitfähigkeit und die<br />

Temperatur notiert. (Wird die Messung sofort<br />

durchgeführt, so erhält man durch den in<br />

Schwebe befindlichen Weinstein etwas zu niedrige<br />

Leitfähigkeitswerte). Die Sättigungs-<br />

temperatur der Ausgangsprobe berechnet sich<br />

folgendermaßen:<br />

T(Sätt.) = Weintemperatur – (Leitfähigkeit<br />

nach Auflösung – Leitfähigkeit<br />

Ausgangswein) / 30<br />

Ohne den Weinstein abzutrennen werden<br />

die Reagenzgläser nach dem Notieren der<br />

Werte ca. 1 Stunde in eine Gefriertruhe<br />

gestellt. Der Vorteil des so gestalteten Verfahrens<br />

– Weinstein verbleibt nach dem Auflösen<br />

im Wein – ist, dass die Sättigungstemperaturen<br />

der zu untersuchenden Weine auf<br />

ca. 22 °C (Raumtemperatur) gebracht werden<br />

und somit vor dem Kristallisationsbeginn<br />

immer den gleichen Ausgangspunkt haben.<br />

Man kann so erkennen, welche Weine gut kristallisieren<br />

und welche gehemmt sind. Weine,<br />

die auf diesem Wege eine Sättigungstemperatur<br />

von 12 °C erreichen, enthalten wenig kristallisationshemmende<br />

Stoffe. Liegt die Leitfähigkeit<br />

des Weines nach Kristallisation über<br />

der Ausgangsleitfähigkeit, so besteht der Verdacht<br />

auf Metaweinsäurezusatz. Außerdem<br />

wird die Leitfähigkeit immer bei der gleichen<br />

Temperatur gemessen, was die Genauigkeit<br />

des Messverfahrens beträchtlich erhöht, weil<br />

der Temperaturkoeffizient nicht zum Tragen<br />

kommt.<br />

Die Weintemperatur sollte danach bei –5<br />

bis 0 °C liegen. Je nach Gefriertruhe ist die<br />

Standzeit zu ermitteln. Ist die Temperatur<br />

erreicht, so kommen die Gläser in die Plastikdose.<br />

Die Dose wird verschlossen und<br />

wiederum wird 15 Minuten geschüttelt. Die<br />

Temperatur der zu untersuchenden Proben<br />

sollte in dieser Zeit nicht über 4°C gestiegen<br />

sein. Nachdem die Zeit vorbei ist, kommen<br />

die Gläser in das Reagenzglasgestell zurück<br />

und werden über Nacht in einen Kühlschrank<br />

gestellt. Der Weinstein setzt sich ab und der<br />

klare Wein wird am nächsten Tag dekantiert<br />

und wieder auf Raumtemperatur (ca.<br />

22 °C) erwärmt und die Leitfähigkeit notiert.<br />

Bei Rotwein empfiehlt es sich, den kalten Wein<br />

zu filtrieren, weil es hier nicht möglich ist zu<br />

beurteilen, ob der Wein auch wirklich blank<br />

ist. Auch hier wird die Leitfähigkeit nach dem<br />

Erwärmen auf Raumtemperatur notiert. Die<br />

Sättigungstemperatur (ST) nach dem Kontaktverfahren<br />

(KV) berechnet sich wie folgt:<br />

ST nach KV = ST Ausgangswein – (LF Ausgangswein<br />

– LF nach KV) / 30<br />

Der Kristallisationsfaktor (KF) berechnet<br />

sich so:<br />

KF Wert = ST (Ausgangswein) – ST (nach<br />

Kristallisation)<br />

Der Deutsche Weinbau • 20.08.2004 • Nr. 16-17 23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!