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Undercover Computerspiele im Visier Heroin Leben am Limit ... - Biss

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intern<br />

Grenzen der Hilfe<br />

Die Folgen von Alkoholismus habe ich in meiner Kindheit hautnah be-<br />

obachten können. Zwar ging es in unserem Gasthof ordentlich zu: Man<br />

achtete darauf, dass Gästen, die, wie meine Oma sich ausdrückte, „ihr<br />

Quantum“ hatten, nichts mehr eingeschenkt wurde, und sorgte dafür, dass<br />

sie sicher vor ihrer Haustür landeten. Aber einige Szenen waren so einprägs<strong>am</strong>,<br />

dass ich bis heute ein gebrochenes Verhältnis zu Alkohol habe. Ich<br />

trinke meist nicht mehr als ein Glas Wein oder Sekt; bei der Vorstellung, eine<br />

Maß Bier trinken zu müssen, wird mir schwummrig. Nun bin ich aber<br />

mit einem Mann verheiratet, dem Bier schmeckt und der gern einen guten<br />

Wein trinkt. Er ist für mich der lebende Beweis, dass es Menschen gibt, die<br />

mit Genuss auch mehr als ein Glas trinken können und dennoch keine Alkoholiker<br />

sind. Trotzdem beruhigt es mich, wenn mein Mann in der Fastenzeit<br />

wochenlang keinen Alkohol trinkt und dies seiner Gelassenheit und<br />

guten Laune keinen Abbruch tut.<br />

Alkoholiker sind arm dran, und es ist belastend für ihre Umwelt, mitansehen<br />

zu müssen, wie sie von ihrer Sucht dominiert werden. Aber absolut<br />

hilflos fühle ich mich, wenn ich mit drogenabhängigen Menschen zu tun<br />

habe. Wenn ich Junkies sehe, die bleich und benommen durch die Straßen<br />

laufen, so als wären sie nicht von dieser Welt, geht mir das sehr nahe. In<br />

den ersten Jahren haben wir versucht, auch drogenabhängigen Menschen<br />

bei BISS eine Chance zu geben. Es hat nicht funktioniert. Wir mussten irgendwann<br />

einsehen, dass be<strong>im</strong> BISS-Modell, das auf Generalsanierung,<br />

Wiedereingliederung und Leistung setzt, die Schwelle für die meisten von<br />

ihnen zu hoch war. Und wir selbst waren – ohne entsprechendes Fachpersonal<br />

– überfordert mit diesen besonderen Problemlagen. Letztlich haben es<br />

nur ganz wenige Verkäufer mit harten Drogenproblemen geschafft, unsere<br />

Hilfsangebote wahrzunehmen und durch den BISS-Verkauf ihr <strong>Leben</strong> wieder<br />

in den Griff zu kriegen. Über jeden Einzelnen von ihnen sind wir sehr<br />

froh. Dennoch ist es ein Segen, dass es eine Reihe sozialer Projekte in München<br />

gibt, die mit entsprechendem Fachpersonal speziell für drogenabhängige<br />

Menschen da sind und ihnen besser helfen können als wir.<br />

Denn niemals soll es so weit kommen, wie es der ehemalige Geschäftsführer<br />

einer europäischen Straßenzeitung einmal auf einer Tagung formuliert<br />

hat: „Als Verkäufer sind mir Junkies viel lieber als Alkoholiker. Sie verkaufen<br />

besser, weil sie schneller Geld für den nächsten Schuss brauchen.“<br />

Nicht lange danach hat sich die Straßenzeitung von diesem Zyniker getrennt.<br />

Und das ist gut so.<br />

Es grüßt Sie ganz herzlich<br />

Foto: Dorothea Büchele<br />

Dyn<strong>am</strong>o Fahrradservice ist ein<br />

sozialer Betrieb mit Fahrradladen<br />

und Recyclingwerkstatt.<br />

Unser Meisterfachbetrieb<br />

bietet Arbeitsplätze,<br />

Beschäftigung, Qualifizierung<br />

und Ausbildung für ehemals<br />

arbeitslose Menschen.

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