Sie suchen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? - Biss
Sie suchen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? - Biss
Sie suchen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? - Biss
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BÜRGER IN SOZIALEN SCHWIERIGKEITEN 1,80 O, davon 0,90 O für den Verkäufer Mai 2009<br />
Mama<br />
Geschlagen Eine Mutter fl üchtet ins Heim<br />
Ehrlich Was Kinder über ihre Mamas denken<br />
<strong>Biss</strong>chen Lohnt es sich, zu betteln?<br />
ISSN 0948-3470
Mitziehen.<br />
Durch Gemeinschaft gewinnen.<br />
Kommen <strong>Sie</strong> zu uns,<br />
<strong>und</strong> werden <strong>Sie</strong> Mitglied, wenn es darum geht, Ihr Recht<br />
gegenüber den Behörden <strong>und</strong> Sozialversicherungsträgern zu erstreiten.<br />
Bei Problemen mit der Rente, der Kranken- <strong>und</strong><br />
Pflegeversicherung, dem Schwerbehindertenrecht, Hartz IV <strong>und</strong><br />
anderen sozialrechtlichen Fragen beraten wir <strong>Sie</strong>, helfen Ihnen<br />
bei der Antragsstellung <strong>und</strong> vertreten <strong>Sie</strong>, wenn es sein muss,<br />
vor Gericht – <strong>und</strong> zwar durch alle Instanzen.<br />
Wir kämpfen für Ihre Interessen<br />
Der VdK mischt sich ein in die aktuelle Sozialpolitik, damit in<br />
Deutschland soziale Gerechtigkeit, Humanität <strong>und</strong> Solidarität<br />
nicht auf der Strecke bleiben.<br />
Jetzt Mitglied werden.<br />
www.vdk-bayern.de<br />
Aber der VdK bietet noch viel mehr:<br />
Kur, Erholung <strong>und</strong> Reisen, Seminar- <strong>und</strong> Freizeitangebote für<br />
Familien mit behinderten Kindern, eine Akademie für pflegende<br />
Angehörige, Seminare für Ehrenamtliche, maßgeschneiderte Versicherungsangebote,<br />
günstige Telefontarife – um nur einiges zu<br />
nennen. Allein in Bayern vertrauen über 540.000 Mitglieder dem<br />
VdK. Nutzen <strong>Sie</strong> die Vorteile einer starken Gemeinschaft. Werden<br />
auch <strong>Sie</strong> Mitglied im VdK. Und das für nur 5 Euro im Monat.
intern<br />
Der 90. Geburtstag<br />
Das Geburtstagskind war noch im Nachthemd, als um halb acht Uhr morgens<br />
der erste Gratulant klingelte. Von elf bis sechs Uhr abends kamen Verwandte,<br />
Bekannte, Nachbarn sowie der Bürgermeister <strong>und</strong> gratulierten<br />
Mama zum 90. Geburtstag. Danach wurde Weihnachten gefeiert. Denn<br />
meine Mutter hat am Heiligen Abend 1918 mit dem ersten Glockenschlag<br />
um 24.00 Uhr das Licht der Welt erblickt. Das hat amtlicherseits zu Verwirrung<br />
geführt, deshalb ist in ihrem Taufschein der 24. <strong>und</strong> in der Geburtsurk<strong>und</strong>e<br />
der 25. Dezember als Geburtstag eingetragen.<br />
Weihnachten ist kein guter Tag, um ein Fest zum eigenen Geburtstag zu<br />
geben, deshalb feiern die „Christkindle“ meist ihren Geburtstag nach. So<br />
auch meine Mutter. <strong>Sie</strong> feierte am 27. Dezember mit den Verwandten <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> am Abend des 29. gab es eine schöne Nachfeier mit dem Katholischen<br />
Frauenb<strong>und</strong> Steinfeld, bei dem wir beide seit seiner Gründung<br />
vor 30 Jahren Mitglieder sind.<br />
Einige Wochen vor ihrem Geburtstag musste meine Mutter ins Krankenhaus.<br />
Bis dahin hatte sie noch täglich im Gasthof meines Bruders mitgearbeitet.<br />
Es war nicht sicher, ob sie bis Weihnachten wieder ges<strong>und</strong> oder überhaupt<br />
in der Stimmung zum Feiern sein würde. Aber Mama meinte, wir<br />
sollten die Einladungen verschicken. Denn sonst käme die Verwandtschaft<br />
ja nur noch auf Beerdigungen zusammen.<br />
Es wurde ein fröhliches <strong>und</strong> entspanntes Fest, mit einem Geburtstagskind,<br />
das zwar hin <strong>und</strong> wieder Schmerzmittel einnehmen musste, dem aber<br />
die Freude anzusehen war, wieder einmal alle Verwandten zugleich zu sehen.<br />
Mein Bruder <strong>und</strong> meine Schwägerin hatten alles ganz nach den Wünschen<br />
meiner Mutter ausgerichtet. Zu Mittag gab es Leberknödelsuppe <strong>und</strong><br />
Schweine-, Rinder- <strong>und</strong> Gansbraten („Des mög’n die Ald’n“), zum Abendessen<br />
Hähnchen, Pommes Frites <strong>und</strong> Pizza („Des mög’n die Jungen“).<br />
Die köstlichen Torten <strong>und</strong> Kuchen hatte sie sich als Geburtstagsgeschenk<br />
von Verwandten gewünscht („Dann wiss’n die Leud’ wenigsdens, was sie<br />
scheng’n soll’n“). Mama saß zwischen Tante Fina <strong>und</strong> Onkel Emil, den beiden<br />
nach ihr ältesten Verwandten, unterhielt sich prächtig <strong>und</strong> ließ es sich<br />
nicht nehmen, von Tisch zu Tisch zu gehen <strong>und</strong> sich mit allen Gästen zu unterhalten.<br />
<strong>Sie</strong> mag die Menschen, <strong>und</strong> deshalb mögen die Menschen sie.<br />
Unsere Mutter hat ihr Leben lang gearbeitet, aber immer auch gern Feste<br />
gefeiert. Was sie nie getan hat <strong>und</strong> auch jetzt nicht tut, ist, über Krisen zu<br />
klagen. Die bewältigt sie lieber. „Soll’n sie hald g’scheide G’sedze mach’n,<br />
dann passierd so was ned“, meinte sie neulich, als es bei einer Talkshow im<br />
Fernsehen wieder einmal um die Finanzkrise ging. Und Recht hat sie!<br />
Es grüßt <strong>Sie</strong> ganz herzlich<br />
Foto: Barbara Donaubauer<br />
3
4<br />
Intro<br />
BISS ist ein Zeitungsprojekt, das seit<br />
1993 Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern in sozialen<br />
Schwierigkeiten hilft, sich selbst zu helfen.<br />
Das Blatt wird professionell gemacht <strong>und</strong><br />
hauptsächlich von Menschen verkauft,<br />
die obdachlos sind oder waren. Die Verkäufer<br />
kommen in der Schreibwerkstatt<br />
(SWS) auf den Seiten 4, 16, 17 <strong>und</strong> 30<br />
selbst zu Wort.<br />
Vom Verkaufspreis, 1,80 Euro pro Exemplar,<br />
behalten die Verkäufer 90 Cent.<br />
BISS hat die Anstellung von Verkäufern,<br />
die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance<br />
haben, zum Ziel. Zurzeit sind 32 von r<strong>und</strong><br />
100 Verkäufern fest angestellt.<br />
BISS fi nanziert sich durch den Verkauf<br />
der Zeitschrift sowie durch Anzeigen <strong>und</strong><br />
Bußgelder, die BISS von Richtern <strong>und</strong><br />
Staatsanwälten sporadisch zugesprochen<br />
werden. Mit diesen Einnahmen werden<br />
die Herstellungskosten der Zeitschrift<br />
inklusive Honoraren sowie die Betriebskosten<br />
<strong>und</strong> die Fachpersonal-Gehälter<br />
bezahlt.<br />
Der gemeinnützige Verein BISS e.V.<br />
unterstützt Qualifi zierungsmaßnahmen<br />
für Betroffene. Um sozial benachteiligten<br />
jungen Menschen zu einer erstklassigen<br />
Berufsausbildung zu verhelfen, hat der<br />
Verein die Stiftung BISS gegründet, die<br />
die Trägerschaft beim geplanten Projekt<br />
Hotel BISS (Seite 21) übernehmen soll.<br />
Alle Spenden werden für Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger in sozialen Schwierigkeiten<br />
eingesetzt.<br />
Spendenkonto bei der<br />
LIGA Bank München<br />
Konto-Nr. 22186 66<br />
BLZ 750 903 00<br />
Bitte kaufen <strong>Sie</strong> BISS nur bei Verkäufern,<br />
die ihren Ausweis deutlich sichtbar<br />
tragen. BISS wird nur auf der Straße,<br />
nicht an der Haustür verkauft.<br />
BISS ist Mitglied im Internationalen Netz<br />
der Straßenzeitungen.<br />
www.street-papers.org<br />
Titel-Foto: Kathrin Harms<br />
Foto Intro: Benjamin Ganzenmüller<br />
Foto Inhalt (v.o.): Volker Schmitt,<br />
Jule Schneider, Anja Weigandt<br />
BISS-Verkäufer Marco Veneruso am Rolltreppenaufgang Schützenstraße<br />
Mein Standplatz Stachus<br />
Ich verkaufe BISS seit acht Jahren im Ladengeschoss zwischen<br />
Stachus <strong>und</strong> Hauptbahnhof, direkt vorm Eingang der Schmankerlgasse,<br />
am Rolltreppenaufgang Schützenstraße. Oberhalb der<br />
Rolltreppe befi ndet sich – glaube ich – der Justizpalast. Genau<br />
weiß ich das gar nicht, weil ich im Rollstuhl sitze, ich bin die<br />
Rolltreppe noch nie hochgefahren. Seit einigen Monaten wird<br />
im Untergeschoss gebaut. Es ist staubig <strong>und</strong> dreckig, die Presslufthämmer<br />
<strong>und</strong> Zementmischmaschinen machen einen Höllenlärm.<br />
Bevor ich mit dem Verkaufen beginnen kann, hebt der<br />
Angestellte des Telefonladens die BISS-Hefte aus meiner Tasche<br />
<strong>und</strong> legt sie vor mich auf den Boden. Ein Heft gibt er mir in die<br />
Hand <strong>und</strong> in die andere Hand mein Plastikschälchen mit dem<br />
Wechselgeld. Meine K<strong>und</strong>en sind meistens Frauen. Viele nette<br />
Leute bieten an, mich auf eine Leberkässemmel oder einen Kaffee<br />
einzuladen. Ich lehne aber immer ab, weil ich eh zu dick bin<br />
<strong>und</strong> nur wenig trinke, um nicht so oft heim auf die Toilette zu<br />
müssen. Schon manchmal haben Araber mir im Vorbeigehen 1-<br />
Cent-Stücke in die Geldschale geworfen, weil sie denken, ich sei<br />
ein Bettler. Früher habe ich dann „No,no,no“ gerufen, auf die<br />
Zeitungen gezeigt <strong>und</strong> versucht zu erklären, die kosten „two Euro“,<br />
weil ich „1,80“ nicht auf Englisch sagen kann. Mittlerweile<br />
lasse ich das <strong>und</strong> sage „shukran“, das heißt „Danke“ auf Arabisch.<br />
Im Sommer ist es schön an meinem Platz, dann stehe ich<br />
bis 19 Uhr, <strong>und</strong> danach fahre ich zum BISS-Verkaufen die Leopoldstraße<br />
auf <strong>und</strong> ab. Wenn ich K<strong>und</strong>en im Gespräch erzähle,<br />
dass ich meine Miete selber zahle, sagen die oft, ich könne stolz<br />
auf mich sein, ich fi nde es aber ganz selbstverständlich, dass<br />
man sein Geld selber verdient.<br />
Marco Veneruso/SWS
Inhalt<br />
18 Zwei Frauen, zwei Generationen: ein Gespräch<br />
über die Mutterrolle<br />
12 Was Kinder schon immer über ihre Mama<br />
sagen wollten<br />
14 Nicole Kurz ist eine gute Mutter – aber sie<br />
musste das erst lernen<br />
Mama<br />
8 Papa haut nicht mehr<br />
Er schlug sie, sie fl oh ins Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind.<br />
Wenn er heute zu Besuch kommt, sitzt er ganz kleinlaut<br />
in der Ecke<br />
12 „Mama trifft immer meinen Geschmack“<br />
Kinder erzählen, was sie über ihre Mütter denken<br />
14 Kleiner Mensch, was nun?<br />
Nicole Kurz fi el nach der Geburt ihres Sohnes in ein<br />
tiefes Loch. <strong>Sie</strong> berichtet, wie sie wieder herausfand<br />
15 Hausmütterchen, Karriereweib oder Rabenmutter<br />
Wie es die heutige Frau auch macht: Es ist falsch.<br />
Männer werden schon für kleine Fortschritte gelobt<br />
18 „Man muss in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen“<br />
Zwei Mütter aus zwei Generationen über die Rolle<br />
der Frau in der Familie<br />
20 Mama, Mutter, Mutti, Mam<br />
Wie Kinder ihre Mütter nennen <strong>und</strong> warum<br />
G’schichten<br />
16 Schreibwerkstatt<br />
Unsere Verkäufer erzählen<br />
22 Arbeit beschaffen, Menschen beschäftigen<br />
Das Münchner Projekt ABBA bringt seit 20 Jahren<br />
Menschen in Lohn <strong>und</strong> Brot<br />
24 Die Bilderbuchfamilie<br />
Felix muss zur Kinderärztin, Mama Chris geht tanzen – <strong>und</strong><br />
kämpft am Tag darauf mit einer Sehnenscheidenentzündung<br />
28 Um die Ecke<br />
Christine Grän fühlt sich schwabinglich<br />
30 Jana auf dem Balkon<br />
Die Kolumne aus der Schreibwerkstatt<br />
Rubriken<br />
6 Lob & Tadel<br />
7 BISSchen<br />
21 Hotel BISS<br />
26 Patenuhren<br />
27 Fre<strong>und</strong>e & Gönner | Nachruf<br />
30 Impressum<br />
31 Adressen<br />
5
6<br />
Lob &Tadel<br />
Lob<br />
München hat ein Herz für ältere Arbeitslose – <strong>und</strong> hilft durch Kreativität,<br />
Fre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Geduld<br />
7500 ältere Arbeitslose zwischen 50<br />
<strong>und</strong> 64 Jahren sind bei der Arge gemeldet.<br />
In der Regel geht es denen so wie<br />
dem Schreiber dieser Zeilen, 57 Jahre<br />
alt <strong>und</strong> allzu freier Journalist: Entweder<br />
erkannten einen die Sachbearbeiter<br />
im Arbeitsamt selbst beim dritten<br />
oder vierten Besuch nicht, weil sie überlastet<br />
waren, oder sie drückten einem 1-<br />
Euro-Jobs <strong>und</strong> ABM-Maßnahmen aufs<br />
Auge <strong>und</strong> schönten so ihre Statistik. Das<br />
Projekt „KompAQT 50 plus – Kompetenznetzwerk<br />
für Arbeit, Qualifi zierung<br />
<strong>und</strong> Transfer“ macht das besser. Unser<br />
Lob gilt weniger dem sperrigen Namen<br />
als dem Elan <strong>und</strong> der Kreativität der 45<br />
<strong>Mitarbeiter</strong> in der Poccistraße, die ver<strong>suchen</strong>,<br />
jährlich r<strong>und</strong> 1000 Langzeitarbeitslose<br />
wieder einzugliedern. Es ist wichtig,<br />
Menschen sich ihrer eigenen Fähigkeiten<br />
bewusst werden zu lassen <strong>und</strong> zugleich<br />
den Arbeitgebern die Vorteile älterer Mit-<br />
Tadel<br />
Eigentlich ist die Sache eindeutig: In Bayerns<br />
Gaststätten besteht noch immer ein<br />
striktes gesetzliches Rauchverbot. Darüber<br />
kann man streiten, aber es besteht<br />
<strong>und</strong> es gilt. Das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />
hatte daran bei einer Überprüfung<br />
im August 2008 nichts zu bemängeln.<br />
Zwar will die <strong>neue</strong> bayerische Staatsregierung<br />
aus CSU <strong>und</strong> FDP das Verbot<br />
mit einem Änderungsgesetz ab 1. August<br />
2009 lockern. Doch bis dahin gilt:<br />
Steigt blauer Qualm über Tresen <strong>und</strong> Tischen<br />
auf, verstößt der Wirt gegen geltendes<br />
Recht, jedenfalls wenn er nicht<br />
gerade einen der eigens erf<strong>und</strong>enen Raucherclubs<br />
führt. So weit die Theorie, die<br />
Realität aber sieht anders aus. In immer<br />
mehr Bars <strong>und</strong> Restaurants wird inzwischen<br />
wieder geraucht, selbst wenn sie<br />
keine Raucherclubs sind. In manchen nur<br />
heimlich, still <strong>und</strong> leise, nämlich spät am<br />
Abend, an besonderen Tagen, unter be-<br />
arbeiter nahezubringen: Erfahrung, Ausstrahlung,<br />
Zuverlässigkeit. Jetzt hat sich<br />
die Arge Verstärkung geholt. „Neue Wege<br />
wagen“ heißt das Motto von Ingeus<br />
– internationaler Anbieter von Arbeitsmarktdienstleistungen.<br />
Ingeus, in Australien<br />
gegründet, gibt es seit November<br />
2008 in München. Ihr Ansatz geht über<br />
die reine Arbeitssuche hinaus: Hilfe in<br />
Sachen Finanzplanung, Kinderbetreuung<br />
oder Obdachlosigkeit, Bewerbungsfotos,<br />
Seminare zur Stärkung des Selbstvertrauens,<br />
Unterstützung im Job bis zu sechs<br />
Monate nach Arbeitsbeginn. Man konnte<br />
bereits Supermarktleiter, Verkäufer für<br />
Herrenmode, Altenpfl eger, Studienreiseleiter<br />
<strong>und</strong> einen Buchlektor vermitteln.<br />
Wenn wieder ein <strong>neue</strong>r Arbeitsplatz gef<strong>und</strong>en<br />
worden ist, erklingt ein Gong auf<br />
der Büroetage. Und dann weiß jeder, was<br />
es geschlagen hat.<br />
Dieter Wachholz<br />
In bayerischen Kneipen <strong>und</strong> Wirtshäusern darf nicht geraucht werden.<br />
Es passiert aber trotzdem<br />
sonderen Umständen, wenn wenig Gäste<br />
da sind. In anderen ganz ungeniert <strong>und</strong><br />
den ganzen Tag. Das Kreisverwaltungsreferat<br />
München, das für die Überwachung<br />
des Rauchverbots zuständig ist, gibt zwar<br />
die Auskunft, noch immer anlassbezogen<br />
<strong>und</strong> in Stichproben Münchens Gaststätten<br />
auf den blauen Dunst hin zu kontrollieren.<br />
Besonders wirksam scheint das<br />
aber nicht zu sein, jedenfalls scheinen die<br />
angeblichen Kontrollen die Wirte recht<br />
wenig zu beeindrucken. Erfreulich für die<br />
Raucher – aber nervig für diejenigen, die<br />
die dicke Luft nicht vertragen. Zwar will<br />
manche Gaststätte das Rauchverbot von<br />
sich aus aufrechterhalten, weil sich viele<br />
Gäste daran gewöhnt haben <strong>und</strong> damit<br />
zufrieden sind. Dort aber, wo das nicht<br />
der Fall ist, herrschen harte Zeiten für<br />
Nichtraucher. Denn wo sollen sie nur hin,<br />
bei einem Rauchverbot à la carte?<br />
Christian <strong>Sie</strong>pmann
chen<br />
Lohnt es sich,<br />
zu betteln?<br />
Auf der Straße sitzen <strong>und</strong> die Vorbeigehenden um<br />
Geld bitten – ist das nicht ein lockeres Leben? Das<br />
wollten die Schüler der 8a an der Helen-Keller-Realschule<br />
wissen. <strong>Sie</strong> haben die Teestube „komm“-<br />
Streetwork des evangelischen Hilfswerks in der<br />
Zenettistraße besucht, mit den Streetworkerinnen<br />
Ellen Mayrhofer <strong>und</strong> Verena Graf gesprochen <strong>und</strong><br />
dabei ganz <strong>neue</strong> Erkenntnisse gewonnen<br />
Wollen manche Leute lieber auf der Straße leben, als einem geregelten<br />
Leben nachzugehen?<br />
Verena Graf: Viele unserer Klienten sagen zunächst, dass sie sich<br />
in ihrer Lebenssituation wohlfühlen <strong>und</strong> es gar nicht anders haben<br />
möchten. Doch es ist wichtig, da ganz genau hinzuschauen.<br />
Ich glaube, dass in fast jedem Menschen der Wunsch nach einem<br />
Zuhause steckt. Das kann man sich wie einen Kern vorstellen,<br />
um den sich die zahlreichen Verletzungen <strong>und</strong> Misserfolge wie<br />
Schalen herumgelegt haben. Natürlich gibt es auch Aussteiger,<br />
aber mit denen kommen wir nicht in Kontakt, weil sie nicht in<br />
der Stadt leben, sondern sich wirklich absondern.<br />
Betteln alle Obdachlosen?<br />
Verena Graf: Das gehört zu den klassischen Vorurteilen. Sehr<br />
vielen obdachlosen Menschen sieht man nämlich gar nicht an,<br />
dass sie auf der Straße wohnen – <strong>und</strong> sie würden niemals betteln.<br />
Auch sie haben Anspruch auf fi nanzielle Unterstützung<br />
durch den Staat. Trotzdem sieht man natürlich Bettler. Die Motive,<br />
die Hand aufzuhalten, sind vielfältig. Manche denken, ich<br />
muss nur eine kurze Zeit überbrücken, bis ich wieder einen Job<br />
habe. Außerdem schreckt der Antragsweg für staatliche Unterstützung<br />
manche ab. Dabei muss man nämlich viele Formulare<br />
ausfüllen <strong>und</strong> seine gesamte fi nanzielle Situation offenlegen. Das<br />
schaffen viele Menschen nicht allein.<br />
Lohnt sich das Betteln?<br />
Ellen Mayrhofer: Ich persönlich kenne nur zwei Männer, bei denen<br />
das Betteln ganz gut klappt. <strong>Sie</strong> stehen schon seit Jahren im-<br />
mer an denselben Ecken der Stadt <strong>und</strong> haben Bekanntschaft mit<br />
vielen Passanten geschlossen. Vielleicht sind für manche nicht<br />
nur die Spenden, sondern auch der regelmäßige Kontakt wichtig.<br />
Es hilft ihnen sicher, dass sie interessante Typen sind <strong>und</strong><br />
sich recht leicht damit tun, jemanden auf ein bisschen Kleingeld<br />
anzusprechen.<br />
Soll man Bettlern überhaupt Geld geben?<br />
Verena Graf: Das Betteln ist wirklich oft nur ein ganz kleiner<br />
Teil des Problems. Dahinter steckt meist eine Lebensgeschichte,<br />
in der sehr viele Sachen schiefgegangen sind. Ich selbst gebe<br />
Bettlern kein Geld, sondern versuche, mit ihnen ins Gespräch<br />
zu kommen, um auf weiterführende Hilfen hinzuweisen. Es ist<br />
aber oft gar nicht leicht, den richtigen Ton zu fi nden. Auf jeden<br />
Fall ist es besser, etwas zu essen oder trinken zu kaufen, anstatt<br />
Geld zu geben.<br />
Woran erkennt man, ob ein Bettler wirklich Hilfe braucht oder<br />
ob er zu einer Bande gehört?<br />
Verena Graf: Das ist sehr schwierig festzustellen. Ein Zeichen,<br />
dass er zu einer Bande gehört, könnte sein, dass der Bettelnde<br />
Verletzungen oder Krankheiten präsentiert. Auch bei Bettlern,<br />
die mit Babys unterwegs sind, sollte man eher vorsichtig sein.<br />
Leider können wir diesen Menschen, die oft gnadenlos ausgebeutet<br />
werden <strong>und</strong> selbst meist nur ganz wenig von dem erbettelten<br />
Geld behalten dürfen, nur sehr schwer helfen, weil sie<br />
rasch ihre Standplätze wechseln <strong>und</strong> auch immer nur kurz in<br />
der Stadt sind. Das ist sehr tragisch.<br />
Protokoll: Bernd Hein<br />
Foto: Barbara Donaubauer<br />
7
8<br />
Schwerpunkt Mama
Text: Christine Auerbach<br />
Foto: Volker Derlath<br />
Barbara Donaubauer<br />
Sechs Kilo<br />
Selbstvertrauen<br />
Im Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind fi nden Frauen eine<br />
Unterkunft, die von ihren Männern geschlagen<br />
wurden. Der Weg in ein sicheres, selbstbestimmtes<br />
Leben kann ziemlich schwierig sein. Eine junge Frau<br />
erzählt, wie sie es dennoch mit ihrer Tochter geschafft<br />
hat<br />
Sechs Kilo mehr machen den Unterschied. Zwischen der alten<br />
Florentina Craciun <strong>und</strong> der <strong>neue</strong>n. Zwischen Angst <strong>und</strong> Selbstbewusstsein.<br />
Aber auch zwischen Himbeerjoghurt <strong>und</strong> Erdbeerjoghurt<br />
oder nur Erdbeerjoghurt. Bis Florentina Craciun ihren<br />
richtigen Namen <strong>und</strong> den ihrer Tochter in einer Zeitschrift lesen<br />
will, müssen jedoch noch ein paar Kilo mehr hinzukommen,<br />
<strong>und</strong> ihre Haut muss noch ein bisschen dicker werden – an den<br />
Stellen, an denen ihr Lebensgefährte zugeschlagen hat.<br />
Auch mit den zusätzlichen sechs Kilo ist Florentina Craciun<br />
immer noch schmal. Schmaler als damals vor sieben Jahren,<br />
bei der Taufe ihrer Tochter: großes Lachen, großes Fest, große<br />
Pläne mit ihrem Lebensgefährten <strong>und</strong> der neugeborenen Anna,<br />
in der Heimat Rumänien. Jetzt, nachdem alles vorbei ist,<br />
würde sie gerne dorthin zurückgehen. Aber sie geht nicht – wegen<br />
ihrer Tochter Anna. Denn Florentina Craciun ist vor allem<br />
eines: Mutter. „Deshalb kommt meine Tochter an erster Stelle“,<br />
sagt sie, <strong>und</strong> dafür hält die 28-Jährige einiges aus. Dafür<br />
trifft sie zum Beispiel den Mann wieder, der zeitweise das Verbot<br />
bekommen hatte, sich ihr <strong>und</strong> ihrer Tochter auf weniger als<br />
500 Meter zu nähern.<br />
Vor zwei Jahren kommen Florentina Craciun, ihr Lebensgefährte<br />
<strong>und</strong> die damals fünfjährige Anna nach Deutschland.<br />
<strong>Sie</strong> ziehen in die Nähe von München <strong>und</strong> arbeiten im Serviceteam<br />
eines Hotels. <strong>Sie</strong> will die Schulden, die sie bei Mutter <strong>und</strong><br />
Schwester haben, so schnell wie möglich zurückzahlen. Er nicht.<br />
Damit kommen die Probleme, die immer größeren Meinungsverschiedenheiten,<br />
die immer heftigeren Streits. Und die Schläge.<br />
Die Beziehung kippt endgültig, als der Lebensgefährte einen<br />
Nebenjob annimmt – jedenfalls nennt er das so. Dieser Nebenjob<br />
ist weiblich <strong>und</strong> ruft häufi g abends an, wenn Florentina ihre<br />
Tochter ins Bett bringt <strong>und</strong> sich selbst dazulegt. Anna schläft<br />
nicht gern allein, weil sie weiß, dass, wenn die Mama bei ihr im<br />
Bett liegt, der Papa die Mama nicht schlagen kann.<br />
Lange Zeit erträgt Florentina Craciun die Schläge. Wegen<br />
Anna. „Die braucht einen Vater“, sagt sie. Wenn die Tochter anwesend<br />
ist, ist dieser Vater nett zur Mutter: meine Liebe, mein<br />
9
10<br />
Mama<br />
Florentina fl üchtete vor den Schlägen ihres Lebensgefährten mit ihrer Tochter in ein Heim.<br />
Und fühlte sich schuldig: „Ich will nicht, dass meine Tochter ohne Vater aufwächst“<br />
Schatz. Sobald Anna weg ist, kommt sein anderes Gesicht hervor.<br />
Dieses Gesicht ist nicht so hübsch wie das, welches er in<br />
der Öffentlichkeit <strong>und</strong> auf den Familienfotos zeigt. Dort sieht er<br />
nett aus, der Lebensgefährte. „Aber nicht innen drin“, sagt Florentina<br />
Craciun.<br />
Seit sie nach Deutschland gekommen sind, bläut ihr der Lebensgefährte<br />
ein: Du bist Ausländerin. Du hast hier keine Rechte,<br />
weder als Frau noch als Mutter. Du kannst nicht einmal richtig<br />
Deutsch. Zwei Jahre lang glaubt sie ihm. Als sie jedoch den<br />
wahren Inhalt seines „Nebenjobs“ herausbekommt <strong>und</strong> er sie<br />
wieder einmal verprügelt, ist die Angst vor ihm endlich stärker<br />
als die Angst vor der deutschen Polizei. <strong>Sie</strong> erstattet Anzeige <strong>und</strong><br />
erfährt dabei, dass ihr Lebensgefährte sie nicht einmal in der gemeinsamen<br />
Wohnung gemeldet hat. In Begleitung der Polizisten<br />
kommt sie in diese Wohnung zurück, der Lebensgefährte muss<br />
für zehn Tage seine Schlüssel abgeben <strong>und</strong> zu Fre<strong>und</strong>en ziehen.<br />
Florentina Craciun hat nun zehn Tage Zeit, für sich <strong>und</strong> ihre<br />
Tochter ein <strong>neue</strong>s Leben zu organisieren. Was sie vom alten Leben<br />
in das <strong>neue</strong> mitnehmen soll, weiß sie nicht so richtig. <strong>Sie</strong><br />
weiß ja nicht einmal, wohin sie gehen soll. Eine Polizistin gibt<br />
ihr den Rat mit den Frauenhäusern, <strong>und</strong> Florentina hat Glück.<br />
Am letzten der zehn Tage entscheidet sie, welche Dinge aus den<br />
zehn gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten verbrachten Jahren<br />
sie in ihr <strong>neue</strong>s Leben mitnehmen will: das weiß-rosa Stockbett<br />
der Kleinen, dazu die Fotoalben <strong>und</strong> den Fernseher. Damit zieht<br />
sie in das Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind in der Bleyerstraße.<br />
Seit fünf Monaten lebt sie nun hier <strong>und</strong> erfährt, dass sie Rechte<br />
hat, dass sie für sich <strong>und</strong> ihre siebenjährige Tochter kämpfen<br />
kann. Aber sie merkt auch, wie schwer das ist. Vor allem we-<br />
gen Anna hat sie immer wieder Schuldgefühle: Früher kaufte sie<br />
einfach zwei Joghurts, wenn Anna zwei wollte, heute muss sich<br />
Anna im Supermarkt für einen entscheiden, denn das Geld ist<br />
knapp. Früher hatte sie eine Wohnung mit 84 Quadratmetern,<br />
heute teilt sie sich mit ihrer Tochter ein 18 Quadratmeter großes<br />
Zimmer. Das Kinderstockbett links an der Wand, das Erwachsenenbett<br />
rechts. Dazwischen Platz für einen kleinen Tisch.<br />
Aber: Es ist ihre Welt. <strong>Sie</strong> bestimmt, wer sie betreten darf. Das<br />
gilt auch für den Vater.<br />
An Annas Geburtstag kommt er zu Besuch. Anna hatte es<br />
sich gewünscht, Florentina willigte ein – nicht weil sie es wollte,<br />
sondern weil ihre Tochter es wollte. Wenn Florentina Craciun<br />
die freie Wahl hätte, würde sie ihren ehemaligen Lebensgefährten<br />
nie mehr wiedersehen. Aber die freie Wahl hat sie eben nicht:<br />
„Ich will nicht, dass meine Tochter ohne Vater aufwächst. Mein<br />
eigener ist früh gestorben, ich weiß, wie das ist“, sagt sie. Wenn<br />
sie zu dritt spazieren gehen, Anna in der Mitte, an der linken<br />
Hand die Mama, an der rechten den Papa, <strong>und</strong> die Kleine dann,<br />
während des Gehens, ihre Arme überkreuzt, so dass sich Mama<br />
<strong>und</strong> Papa die Hand geben müssen, dann berührt Florentina<br />
den Mann, der ihre linke Körperhälfte blau geprügelt <strong>und</strong> ihr<br />
die Haare in Büscheln ausgerissen hat. Im Haus für Mutter <strong>und</strong><br />
Kind lernt sie nun Deutsch. Schreibt Sätze auf kleine Post-it-Zettel<br />
<strong>und</strong> ist inzwischen richtig gut darin. Und sie hat einen Job<br />
gef<strong>und</strong>en. Wenn der Vater ihrer Tochter zu Besuch kommt, ist<br />
sie stolz darauf, dass er ziemlich klein in der Zimmerecke sitzt,<br />
während sie ihm etwas zu essen anbietet. Es ist ihre Welt. Er ist<br />
der Gast. In den letzten fünf Monaten hat Florentina Craciun<br />
zugenommen. Sechs Kilo, vor allem an Selbstvertrauen.
Endlich wieder lachen: Neubeginn im Haus für Mutter<br />
<strong>und</strong> Kind<br />
Das Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind ist eine der Münchner<br />
Anlaufstellen für Mütter <strong>und</strong> Kinder. Die 72 Ein- <strong>und</strong><br />
Zwei-Zimmer-Appartements bieten eine vorübergehende<br />
Wohnmöglichkeit für Frauen ab dem 18.<br />
Lebensjahr. Die Frauen leben eigenständig dort,<br />
zahlen eine geringe Miete, kochen selbst <strong>und</strong> gehen,<br />
wenn möglich, arbeiten. Dazu gibt es Hilfestellung<br />
<strong>und</strong> Beratung bei persönlichen Problemen, Behördengängen<br />
<strong>und</strong> Erziehungsfragen, Gesprächsgruppen<br />
<strong>und</strong> verschiedenste Kurse. (Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind,<br />
Bleyerstraße 6, Telefon 0 89 / 74 21 54-0)<br />
<strong>Sie</strong> <strong>suchen</strong> <strong>neue</strong><br />
<strong><strong>Mitarbeiter</strong>innen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Mitarbeiter</strong>?<br />
Wir bieten Ihnen<br />
persönliches Engagement<br />
einen umfangreichen Bewerberpool<br />
effiziente Stellenbörsen<br />
aktuell für <strong>Sie</strong> geschultes Personal<br />
Wir <strong>suchen</strong> Unternehmen mit sozialem Bewusstsein,<br />
die auch Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerbern mit bewegter<br />
Vergangenheit eine berufliche Chance geben. Über<br />
individuelle Fördermöglichkeiten beraten wir <strong>Sie</strong> gerne.<br />
Nehmen <strong>Sie</strong> Kontakt mit uns auf!<br />
Sandra Hilarius, Arbeitgeberservice<br />
Tel.: 089/666169 -290; Fax: 089/666169 -120<br />
E-Mail: arge-stadt-muenchen.zew-av@arge-sgb2.de<br />
Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung<br />
München GmbH<br />
Zentrale Wohnungslosenhilfe (ZEW)<br />
im Amt für Wohnen <strong>und</strong> Migration<br />
Franziskanerstr. 6-8, 81669 München<br />
11
Mama<br />
„Mama trifft<br />
immer meinen<br />
Geschmack“<br />
Was Kinder über ihre Mütter denken<br />
Moritz (9)<br />
„Meine Mutter regt sich immer darüber auf, wenn ich mit Papa<br />
herumraufe. <strong>Sie</strong> schimpft dann <strong>und</strong> sagt, wir sollen mit dem<br />
Lärm aufhören, sonst steht irgendwann das Jugendamt vor der<br />
Tür. Aber sonst ist sie sehr nett <strong>und</strong> hilft mir immer bei den<br />
Hausaufgaben <strong>und</strong> ist bei mir, wenn ich mal traurig bin.“<br />
Sofía (9)<br />
„Am schönsten war es, als wir alleine zusammen nach Italien in<br />
Urlaub gefahren sind, gerade weil meine drei Brüder nicht mitgekommen<br />
sind. Denn die stören uns nur. Ich gehe auch gerne<br />
mit meiner Mama zusammen in die Stadt zum Shoppen. <strong>Sie</strong> ist<br />
immer sehr nett <strong>und</strong> schimpft nur ganz selten. Das Einzige, was<br />
mich manchmal nervt, ist, wie sie immer „ah ja“ sagt, wenn ich<br />
ihr etwas erzähle.“<br />
Tobi (10)<br />
„Am liebsten mag ich an meiner Mama, dass sie so gut kocht.<br />
Mein Lieblingsgericht ist Pizza. Aber es regt mich auf, dass sie<br />
so oft mit meiner 17-jährigen Schwester streitet, denn dabei<br />
kann ich mich nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren.“<br />
BISS braucht auch weiterhin Fre<strong>und</strong>e<br />
Mit Ihrem Beitrag unterstützen <strong>Sie</strong> BISS <strong>und</strong> fi nanzieren Arbeitsplätze<br />
sowie unsere Projekte.<br />
Fre<strong>und</strong>schaftsabo: A 80,– pro Jahr (Spende A 40,–, Abo A 40,–)<br />
Normalabo: A 40,– pro Jahr (für Münchner nicht möglich)<br />
Fördermitgliedschaft: Der Betrag bleibt Ihnen überlassen. Ab einer<br />
Zuwendung von A 80,– erhalten <strong>Sie</strong> BISS auf Wunsch zugesandt.<br />
(In diesem Fall verringert sich der Spendenanteil in Ihrem Förderbeitrag<br />
um die Abokosten von A 40,–.)<br />
Ich möchte Fördermitglied werden.<br />
Bitte senden <strong>Sie</strong> mir BISS zu.<br />
Bitte senden <strong>Sie</strong> mir BISS nicht zu.<br />
Spende: Bitte betrachten <strong>Sie</strong> meine Zahlung als Spende.<br />
Ich habe den Betrag auf Konto-Nr. 221 86 66,<br />
Liga Bank, BLZ 750 903 00, überwiesen.<br />
Ich bitte <strong>Sie</strong>, meinen Namen nicht zu veröffentlichen.<br />
12 An BISS e.V., Metzstraße 29, 81667 München<br />
Julian (10)<br />
„Ich fi nde am besten an meiner Mutter, dass sie immer für mich<br />
da ist, wenn ich mal Scheiße gebaut habe.“<br />
Dilara (10)<br />
„Meine Mutter lässt mich immer Süßigkeiten essen, wenn ich<br />
will, <strong>und</strong> wenn ich mal schlechte Noten habe, schimpft sie nie.<br />
Im Sommer gehen Papa, Mama <strong>und</strong> ich manchmal schwimmen<br />
oder picknicken, <strong>und</strong> letzten Sommer waren wir in der Türkei<br />
bei unseren Verwandten.“<br />
Mario (10)<br />
„Meine Mutter <strong>und</strong> ich haben oft gleiche Meinungen <strong>und</strong> Ansichten<br />
<strong>und</strong> den gleichen Geschmack. Wenn wir zum Beispiel<br />
essen gehen wollen <strong>und</strong> sie mich fragt, wo ich hingehen möchte,<br />
<strong>und</strong> ich dann sage, es ist mir egal, dann sucht sie immer das<br />
Lokal aus, das ich auch ausgesucht hätte. <strong>Sie</strong> trifft immer meinen<br />
Geschmack. Ärgerlich ist aber, dass sie oft ohne Gr<strong>und</strong> mit<br />
mir schimpft. Wenn mein fünfjähriger Bruder etwas angestellt<br />
hat, denkt sie einfach, ich wäre es gewesen, <strong>und</strong> schimpft dann<br />
mit mir. Das Schlimmste, was ich bisher angestellt habe, war,<br />
einmal an dem Gebüsch neben unserem Haus mit dem Feuerzeug<br />
die trockenen Blätter anzuzünden. Das hat sie aber, Gott<br />
sei Dank, nie gemerkt.“<br />
Andreas (10)<br />
„Meine Mutter ist eigentlich immer fre<strong>und</strong>lich, hilft mir bei den<br />
Hausaufgaben, <strong>und</strong> wenn ich gute Noten geschrieben habe, gehen<br />
wir zusammen Eis essen.“<br />
Paul (10)<br />
„Wenn ich eine schlechte Note geschrieben habe, sagt meine<br />
Mama, es macht nichts, das nächste Mal kann ich das ja wieder<br />
ausgleichen. <strong>Sie</strong> ist manchmal fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> manchmal streng.<br />
Aber sie hilft mir immer, wenn ich die Hausaufgaben nicht verstehe.“<br />
Hiermit erteile ich dem Verein BISS e.V. bis auf Widerruf eine Einzugsermächtigung.<br />
Ich bin bereit, BISS mit jährlich EURO<br />
zu unterstützen, <strong>und</strong> entscheide mich für folgende Zahlungsweise:<br />
vierteljährlich halbjährlich jährlich<br />
ab Monat<br />
Konto-Nr.: BLZ<br />
Geldinstitut<br />
Datum/Unterschrift<br />
Name, Vorname<br />
Straße<br />
PLZ/Ort
Senem (9)<br />
„Am meisten mag ich an meiner Mama, dass sie immer lieb zu<br />
mir ist, nett <strong>und</strong> liebevoll. Nur manchmal ist sie ein bisschen ungeduldig,<br />
gerade wenn ich morgens zur Schule muss <strong>und</strong> schon<br />
spät dran bin. Ganz toll war es, als ich mit meiner Mama zusammen<br />
ganz alleine zum Oktoberfest gegangen bin <strong>und</strong> wir<br />
Kettenkarussell gefahren sind.“<br />
Jasper (10)<br />
„Meine Mutter kocht immer für mich, hilft mir dabei, mein<br />
Zimmer umzuräumen, was ich oft mache, <strong>und</strong> ist immer für<br />
mich da. Manchmal ist sie ein bisschen inkonsequent. Erst verbietet<br />
sie mir, Computerspiele zu spielen, <strong>und</strong> wenn ich sie lange<br />
genug nerve, darf ich dann doch spielen. Wenn ich mal schlechte<br />
Noten habe, tröstet sie mich <strong>und</strong> sagt: ‚Alles wird wieder gut.’<br />
Simon (10)<br />
„Gut fi nde ich, dass mir meine Mutter oft Dinge erlaubt, die<br />
meine jüngeren Brüder noch nicht dürfen, zum Beispiel Playstation<br />
spielen. Was mich stört, ist, dass sie oft die Schaukel von<br />
unserem Hochbett abhängt, wenn sich die Brüder darum streiten,<br />
<strong>und</strong> dass ich manchmal bei schönem Wetter nicht rausgehen<br />
<strong>und</strong> Fahrrad fahren darf.“<br />
Protokoll: Nina Koslowski<br />
Bild: Jule Schneider<br />
Anzeige<br />
Judith Kowalski<br />
13
14<br />
Mama<br />
Kleiner Mensch,<br />
was nun?<br />
Nicole Kurz fi el nach der<br />
Geburt von Lukas in ein<br />
tiefes Loch. Und erzählt,<br />
wie sie wieder herausfand<br />
„Ich dachte: Du bist eine schlechte Mutter“. Nicole Kurz brauchte Zeit<br />
<strong>und</strong> Hilfe, um ihr Kind lieben zu können<br />
Ich hab mich total auf unseren Lukas gefreut. Aber ich stand enorm<br />
unter Druck. Ich wollte die Supermutter werden, wollte alles<br />
richtig machen. Das kam auch ein bisschen von außen: Lukas<br />
war das erste Kind, der erste Neffe, der erste Enkel, das<br />
erste Urenkelkind – <strong>und</strong> jeder hatte Ratschläge. Jeder meinte es<br />
gut, aber ich empfand es als Druck. Man hat eben nicht immer<br />
gute Tage in der Schwangerschaft. Dann wurde ich auch noch<br />
arbeitslos, das hat mich zusätzlich gestresst. Aber ich dachte:<br />
Wenn mein Kind erst mal da ist, wird sich schon alles auf Mutterschaft<br />
einstellen.<br />
Dann war Lukas geboren, <strong>und</strong> ich fühlte mich nur leer. Ich<br />
hatte mir das so schön vorgestellt, dass ich ihn voll stille, ohne<br />
Zufüttern, aber das ging nicht. Lukas schrie vor Hunger. Da<br />
dachte ich: Du bist eine schlechte Mutter, du kannst dein<br />
Kind nicht selber ernähren. Wenn Lukas schlief, saß ich auf<br />
der Couch <strong>und</strong> schaute durch den Fernseher durch.<br />
Ich hätte ganze Tage lang heulen können <strong>und</strong> wusste<br />
nicht, warum. Warum kannst du dich nicht freuen, dass du<br />
ein ges<strong>und</strong>es Kind hast? Ich war in dieser Zeit so überfürsorglich,<br />
ich habe seine ganze Wäsche gebügelt, nur die teuersten<br />
Windeln <strong>und</strong> die beste Babynahrung gekauft. Wenn<br />
ich ihm schon keine Liebe geben konnte, wollte ich wenigstens,<br />
dass drumherum alles stimmt. Wenn Lukas wach war,<br />
schrie er oft. Das machte mich rasend: Mensch, was willst<br />
du, du bist frisch gewickelt <strong>und</strong> gefüttert!<br />
Dann kamen diese Fantasien. Wie ich mein Kind in der<br />
Badewanne unter Wasser tauche, wie ich es aus dem Fenster<br />
werfe. Auch an Selbstmord habe ich gedacht. Natürlich<br />
habe ich nichts davon gemacht, aber ich bin wahnsinnig erschrocken.<br />
Ich hatte Angst, ihm was zu tun, <strong>und</strong> war heilfroh,<br />
dass meine Mutter <strong>und</strong> mein Mann den Lukas so gut<br />
betreut haben. Aber wenn er meine Mutter so anstrahlte,<br />
tat das richtig weh. <strong>Sie</strong> war seine erste Bezugsperson, mein<br />
Mann die zweite, dann erst kam ich.<br />
Schließlich bin ich mit Lukas für sechs Wochen ins Psychiatrische<br />
Zentrum Nordbaden nach Wiesloch gegangen.<br />
Dort waren viele Mütter, denen es so ging wie mir <strong>und</strong> die<br />
mich verstanden haben – allein das half mir schon. Und es<br />
gab eine Ärztin, die sagte: <strong>Sie</strong> sind keine schlechte Mutter,<br />
<strong>Sie</strong> haben schließlich Ihr Kind in gute Obhut gegeben <strong>und</strong><br />
<strong>suchen</strong> sich professionelle Hilfe. So hatte ich das noch gar<br />
nicht gesehen.<br />
Am Anfang halfen mir vor allem die Medikamente gegen<br />
Depression aus dem Loch heraus. Und dann ging manchmal<br />
mein inneres Türchen zu Lukas einen Spalt weit auf. Ganz<br />
selten, ganz kurz. Das konnte nachts um drei sein. Da stand<br />
ich an seinem Bett <strong>und</strong> sah ihm beim Schlafen zu. So klein<br />
lag er da. Da hab ich ihn gebraucht. Von diesen Momenten<br />
hab ich tagelang gezehrt, weil ich wusste: Es ist doch was da!<br />
Diesen Kontakt zwischen Lukas <strong>und</strong> mir haben die Ärzte in<br />
Wiesloch gefördert.<br />
Am meisten half mir die Videotherapie. Ich wurde zum<br />
Beispiel gefi lmt, wie ich Lukas wickle. Ich hatte mir eingebildet,<br />
Lukas mag mich nicht, aber auf dem Video sah ich,<br />
wie er immer meinen Blick sucht <strong>und</strong> mich anlacht – das tat<br />
so gut! Und wenn er strampelte, hatte ich immer gedacht, er<br />
tritt nach mir. Bis ich auf dem Video sah: Der strampelt ja<br />
die ganze Zeit. Das ist er! Er will, dass ich mit seinen Füßen<br />
spiele. Wenn ich jetzt auf seine Füße pruste, dann lacht er.<br />
Auch seine verschiedenen Arten zu schreien habe ich unterscheiden<br />
gelernt – früher habe ich das einfach nur als Ablehnung<br />
verstanden, jetzt weiß ich: Manchmal ist ihm langweilig.<br />
Oder er ist müde. Oder grantig. Oder hungrig.<br />
Endlich können mein Mann <strong>und</strong> ich die Familie leben, die<br />
wir uns von Anfang an gewünscht haben. Klar nervt Lukas<br />
auch jetzt noch manchmal. Wenn er einfach nicht einschlafen<br />
will zum Beispiel.<br />
Aber ich habe jetzt wieder die Kraft, damit umzugehen.<br />
Der Lukas ist halt ein Kind mit Ecken <strong>und</strong> Kanten. Wie die<br />
Mama auch.<br />
Foto: Anja Weingandt<br />
Protokoll: Andreas Unger
Mama<br />
Kinder, Karriere<br />
<strong>und</strong> Kritik<br />
An den Lebensentwürfen von<br />
Frauen wird gerne herumgenörgelt<br />
– während Männer schon für<br />
kleine Fortschritte gelobt werden<br />
Bald gibt’s keine Mamas mehr. Zumindest<br />
keine gebildeten. Davon waren<br />
noch bis vor Kurzem Bevölkerungsforscher<br />
überzeugt. <strong>Sie</strong> entnahmen ihren<br />
Statistiken, dass sich die Geburtenraten<br />
der deutschen Akademikerinnen im freien<br />
Fall befänden. 40 Prozent der Frauen<br />
mit höherem Schulabschluss ohne Kinder<br />
– was für ein Skandal! Und wie verantwortungslos!<br />
Schnell war von einem<br />
Gebärstreik die Rede <strong>und</strong> vom Auslaufmodell<br />
Mama. Frauen hätten sich von ihren<br />
natürlichen Fortpfl anzungsverpfl ichtungen<br />
verabschiedet, tönte es allerorten.<br />
Die Aufregung legte sich etwas, als man<br />
auch Frauen über 40 Jahre in die Befragungen<br />
einbezog. Und zu dem Schluss<br />
kam: <strong>Sie</strong> weigern sich nicht, sondern sie<br />
lassen sich einfach mehr Zeit. Für sich,<br />
den Beruf, das Leben. Und schon hagelte<br />
es wieder Kritik. Denn wo kämen wir<br />
denn hin, wenn sich Frauen genauso verhielten<br />
wie ... – Männer? Von Gleichberechtigung<br />
zu sprechen ist einfach. <strong>Sie</strong> zu<br />
akzeptieren, um einiges schwerer.<br />
So richtig recht machen können es<br />
Frauen offenbar niemandem. Verzichten<br />
sie auf Kinder oder verschieben sie den<br />
Geburtswunsch, gelten sie als egoistisch<br />
<strong>und</strong> karrieresüchtig. Arbeiten sie trotz<br />
Nachwuchs, bezeichnet man sie als Rabenmütter.<br />
Bleiben sie bei den Kleinen zu<br />
Hause, werden sie als rückständige Glucken<br />
oder Feiglinge betrachtet. Geben<br />
sie ihre Kids frühzeitig in Krippen, gelten<br />
sie als verantwortungslos. Da haben<br />
es Männer leichter. Steigt – wie im vergangenen<br />
Jahr – der Anteil der Väter, die<br />
Elternzeit nehmen, jubelt die Presse: „Bilderbuch-Väter!“<br />
Kinderwagen schiebende<br />
<strong>und</strong> Windeln wechselnde Papas werden<br />
in manchen Kreisen zwar immer noch<br />
als Weicheier verspottet, doch gr<strong>und</strong>-<br />
sätzlich hat sich ihr Image deutlich verbessert.<br />
Sind sie nicht liebevoll, lernfähig<br />
<strong>und</strong> engagiert, die <strong>neue</strong>n Kerle? Ach, wie<br />
süß! Wobei die Frage in den Hintergr<strong>und</strong><br />
gerät, ob zwei mickrige Monate bezahlte<br />
Auszeit tatsächliches großes Engagement<br />
bedeuten. Aber immerhin: Das männliche<br />
Rollenmodell verändert sich. Langsam<br />
zwar, doch das ist schon mal ein Anfang.<br />
Trotzdem müssen die Mamas ran.<br />
Der Regelfall in deutschen Familien sieht<br />
nämlich so aus: Papa macht Überst<strong>und</strong>en<br />
im Büro, Mama kümmert sich um Kind<br />
<strong>und</strong> Haushalt – <strong>und</strong> absolviert zusätzlich<br />
einen Job. 80 Prozent der Herren der<br />
Schöpfung verzichten auf Elternzeit.<br />
Die Folge: Mann Vollzeit, Frau Teilzeit.<br />
Mann Feierabendpapa, Frau Vollzeitmama.<br />
Mittlerweile wird ein modernisiertes<br />
Ernährermodell favorisiert, das<br />
Frauen zwar zusätzliche Selbstverwirklichung<br />
<strong>und</strong> Abwechslung im Beruf bringt,<br />
aber oft auch zusätzlichen Stress <strong>und</strong> eine<br />
gestiegene Gesamtbelastung. Von einem<br />
bisweilen schlechten Gewissen gegenüber<br />
dem Nachwuchs ganz zu schweigen.<br />
Es war einmal: Die Rolle einer Mutter war<br />
1890 noch klar defi niert<br />
Und die Männer? Betonen in Umfragen<br />
zunehmend, wie wichtig Gleichberechtigung<br />
sei. Wie positiv der verstärkte Einsatz<br />
von Frauen im Beruf wirke. Und<br />
wie gerne sie selbst daheim mit anpacken<br />
würden. Indes, das sei nun einmal nicht<br />
so einfach ... Stimmt. Aber das ist es für<br />
Mamas auch nicht. Nie gewesen <strong>und</strong> heute<br />
ebenfalls nicht.<br />
Text: Günter Keil<br />
15
16<br />
Schreibwerkstatt<br />
Mutter sagte „ja“, Vater „nein“<br />
Ich wurde in den 50er-Jahren in Tirol geboren<br />
<strong>und</strong> hatte es offenbar sehr eilig damit,<br />
denn ich bin ein 6-Monats-Kind.<br />
Meine Mutter schob mich noch in einem<br />
Kinderwagen aus einem gefl ochtenen<br />
Korb herum. Später begleitete sie mich<br />
in den Kindergarten. Ich war das einzige<br />
Kind, denn wir hatten eine kleine Wohnung.<br />
Mutter machte den Haushalt <strong>und</strong><br />
ging morgens Zeitungen austragen. Samstags,<br />
wenn die Zeitungen sehr schwer<br />
waren, half ihr mein Vater, <strong>und</strong> ich blieb<br />
währenddessen allein daheim. Wenn es<br />
beim Fußballspielen am schönsten war,<br />
schrie meine Mutter vom Fenster runter:<br />
„Peter, einkaufen gehen!“ Mit sieben hatte<br />
ich bereits einen Job als Brotausträger.<br />
Ich stand um fünf Uhr auf <strong>und</strong> belieferte<br />
zwei Hotels <strong>und</strong> drei Kioske für umgerechnet<br />
3,5 Cent die Woche <strong>und</strong> ein<br />
paar Handsemmeln. Wenn ich dann damit<br />
nach Hause zum Frühstück kam, war<br />
meine Mutter stolz auf mich. Ich glaube,<br />
meine Mutter war oft traurig, denn mein<br />
Vater war immer der Chef. Kam ich mit<br />
irgendeiner Bitte, sagte Mutter „ja“ <strong>und</strong><br />
In der Schreibwerkstatt bringen BISS-<br />
Verkäufer unter Anleitung einer Journalistin<br />
ihre Gefühle <strong>und</strong> Gedanken zu<br />
Papier. Die Beiträge geben die persönliche<br />
Meinung der Autoren, nicht die<br />
der Redaktion wieder.<br />
Vater „nein“. War ich mal mit meiner<br />
Mutter allein, hatte ich mehr Freiheiten,<br />
die ich natürlich ausnützte. Als ich nach<br />
neun Volksschuljahren eine Bäckerlehre<br />
machte, musste ich feststellen, dass meine<br />
Mutter immer kränker wurde. <strong>Sie</strong> hatte<br />
Wasser in den Beinen, <strong>und</strong> eines Tages<br />
rief mich mein Vater in der Bäckerei an,<br />
dass Mutter tot sei. Eines fällt mir noch<br />
ein: Mit meinem Lehrlingsgehalt kaufte<br />
ich ihr zum Geburtstag einen Teddybären,<br />
<strong>und</strong> ich konnte einmal beobachten,<br />
wie sie mit ihm gesprochen hat, als<br />
sie traurig war. Mein Vater starb ein paar<br />
Jahre später. Ich hatte keine gute Kindheit,<br />
denn ich musste mehr arbeiten, als<br />
dass ich spielen konnte. Es heißt, mit der<br />
Zeit heilen alle W<strong>und</strong>en, aber irgendwie<br />
hat man die Mutter doch immer besser in<br />
Erinnerung als den Vater.<br />
Peter Novoveszky, „der Obersendlinger“/SWS<br />
Früher nur für die Familie da<br />
Meine Mama ist eine nette Frau, die ihre<br />
eigenen Vorstellungen hat. <strong>Sie</strong> ist blond<br />
<strong>und</strong> etwa 1,70 Meter groß. Mit meinem<br />
Vater hatte sie eine schöne, aber auch eine<br />
schwierige Zeit, während der sie sehr litt.<br />
Früher war sie nur für die Familie da <strong>und</strong><br />
machte den Haushalt. Später, als sie sich<br />
von meinem Vater trennte, musste sie arbeiten<br />
gehen, damit wir vorerst weiter in<br />
unserem Haus leben konnten. Doch eines<br />
Tages verkaufte sie das Haus <strong>und</strong> zog mit<br />
ihrem <strong>neue</strong>n Lebensgefährten zum Ammersee.<br />
Für mich <strong>und</strong> meine Schwester<br />
besorgte sie Wohnungen, worüber wir<br />
uns sehr freuten. Wenn ich mal nicht so<br />
nett zu ihr bin, tut es mir hinterher recht<br />
leid, denn sie ist sehr verletzlich. Ich bemühe<br />
mich um ein gutes Verhältnis zu<br />
ihr, denn Harmonie ist auch mir wichtig;<br />
diese weiche Seite habe ich von ihr. Meine<br />
Mutter ist keine Karrierefrau, sondern<br />
eine gute, mütterliche Mama, die hilft,<br />
wenn man sie braucht. Als ihr Lebensgefährte<br />
in Schulden kam, musste sie das<br />
Haus am Ammersee verkaufen <strong>und</strong> zog in<br />
eine Wohnung nach Peißenberg. Jetzt lebt<br />
sie mit einem <strong>neue</strong>n Mann in Tschechien.<br />
Obwohl sie dort keinen Job mehr fand,<br />
weil sie schon über 50 war, fühlt sie sich<br />
wohl dort. Wenn ich Zeit habe, fahre ich<br />
hin, <strong>und</strong> wenn sie mal was zu erledigen<br />
hat, kommt sie nach München, außerdem<br />
telefonieren wir sehr oft. Ich bin froh,<br />
dass es meiner Mutter in Tschechien gut<br />
geht. Letztes Jahr begann sie eine H<strong>und</strong>ezucht.<br />
Von den neun Welpen, die bei<br />
ihr geboren wurden, verkaufte sie sechs<br />
<strong>und</strong> behielt drei. Insgesamt hat sie fünf<br />
H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> zwei Katzen. Dafür bew<strong>und</strong>ere<br />
ich sie sehr, denn es ist viel Arbeit.<br />
Ich persönlich würde es nicht machen,<br />
aber wenn es meiner Mutter Spaß macht,<br />
dann freut es mich natürlich auch.<br />
André Schmitt/SWS<br />
Ohne Mama<br />
1970, nachdem mich das Jugendamt<br />
von meiner Schule weggeholt <strong>und</strong> in die<br />
„Übergangsstelle für schwer erziehbare<br />
Kinder“ gebracht hatte, musste ich dort<br />
ein halbes Jahr verweilen, hinter verschlossenen<br />
Türen, in Zimmern mit Panzerglas<br />
wie Gefängniszellen, in die man<br />
nur mit einer Unterhose bekleidet eingesperrt<br />
wurde. So hat man damals das<br />
Verhalten der „Schwererziehbaren“ untersucht.<br />
Aber dank der Leute vom Jugendamt<br />
kam ich anschließend in die<br />
Heimschule Kleinwalsertal. Dort in Österreich<br />
hatte ich sechs Jahre lang eine<br />
sehr schöne Zeit. Wir hatten sehr nette<br />
Erzieherinnen, <strong>und</strong> unser Heimleiter war
zugleich unser Lehrer. Wir lernten alles,<br />
genauso wie Kinder, die bei den Eltern<br />
aufwachsen. Unser Haus befand sich in<br />
über 1300 Metern Höhe zwischen Riezlern,<br />
Mittelberg <strong>und</strong> Hirschegg. Mindestens<br />
vier Monate im Jahr konnten wir<br />
dort Ski fahren. Einmal waren wir so<br />
eingeschneit, dass uns die BLV, die Bayerische<br />
Lagerversorgung, sechs Wochen<br />
nicht beliefern konnte. Zwei Wochen<br />
lang hatte es Tag <strong>und</strong> Nacht so stark geschneit,<br />
danach lagen über sieben Meter<br />
Schnee. Das Österreichische B<strong>und</strong>esheer<br />
brauchte mit seinen riesigen Schneefräsen<br />
fast drei Wochen, um zu uns durchzugelangen.<br />
Insgesamt gesehen, habe ich<br />
nach anfänglichem Heimweh eine sehr<br />
schöne Kindheit dort verlebt <strong>und</strong> den<br />
Hauptschulabschluss erlangt. Uns hat es<br />
an nichts gefehlt. Ich danke Gott für diese<br />
schöne Zeit, denn ich bin katholisch<br />
<strong>und</strong> denke, dass jedem sein Leben vorbestimmt<br />
ist. 1977 kam ich ins SOS-Jugendhaus<br />
Weilheim. Dort war es auch sehr<br />
schön <strong>und</strong> auch aufregend im positiven<br />
Sinn, z. B. als wir, acht Jugendliche <strong>und</strong><br />
eine Erzieherin, eine Reise nach Italien<br />
ans Meer machten. Die Hin- <strong>und</strong> Rückfahrt<br />
mit dem Zug dauerten mit mehrmaligem<br />
Umsteigen jeweils 26 St<strong>und</strong>en. Am<br />
Hauptbahnhof in Rom wurden wir alle<br />
von den Carabinieri festgenommen, weil<br />
genau zu dieser Zeit ein Banküberfall<br />
stattfand. Als wir dann endlich auf den<br />
Vulkaninseln Stromboli, Lipari <strong>und</strong> Vulcano<br />
angekommen waren, verbrachten<br />
wir dort sehr schöne 14 Tage Urlaub. Außerdem<br />
haben wir Wanderungen zu Jugendherbergen<br />
unternommen. Bevor ich<br />
von 1979 bis 1982 eine Lehre bei der Post<br />
absolvierte, versuchte ich mich als Metzger,<br />
Schuhverkäufer <strong>und</strong> Eisenspengler.<br />
Ich möchte noch ausdrücklich erwähnen,<br />
dass die Erzieherinnen <strong>und</strong> Erzieher uns<br />
Jugendlichen immer mit guten Ratschlägen<br />
<strong>und</strong> Tipps zur Seite standen.<br />
Ernst Köppel/SWS<br />
Mutter von sieben Kindern<br />
Jedes Jahr zum Muttertag schicke ich<br />
meiner Mutter mit Fleurop einen Blumenstrauß<br />
<strong>und</strong> eine Karte ins Pfl egeheim<br />
nach Düsseldorf. Als Mutter von sieben<br />
Kindern hatte sie ein anstrengendes Leben.<br />
Zu Hause gab es immer viel Arbeit,<br />
meist kam sie deshalb erst gegen Mitternacht<br />
ins Bett. Ich sehe sie noch jeden Tag<br />
mit einem Waschbrett die Wäsche von<br />
uns waschen <strong>und</strong> erinnere mich an ihre<br />
roten, verschrumpelten Hände – richtige<br />
Arbeiterinnenhände hatte sie. Es war ja<br />
eine ganz andere Zeit früher, als noch<br />
nicht jeder Haushalt eine Waschmaschine<br />
hatte. Oft stand sie um sechs Uhr auf,<br />
um das Frühstück zuzubereiten <strong>und</strong> die<br />
Schulbrote für uns Kinder <strong>und</strong> den Henkelpott<br />
mit Eintopf, Kartoffeln, Gemüse<br />
<strong>und</strong> Speck, den mein Vater in die Zeche<br />
mitnahm. Meine Mutter war eine starke<br />
Persönlichkeit, sodass sie das alles ertragen<br />
konnte. <strong>Sie</strong> war eine große, kräftige<br />
Frau mit langen blonden Haaren, die sie<br />
zu einem Vogelnest hinten hochgesteckt<br />
hatte. Auch wenn sie werktags einen Arbeitskittel<br />
trug, war sie eine hübsche Frau.<br />
Sonntags, für den Kirchgang, haben wir<br />
uns alle in Schale geschmissen, besonders<br />
meine Mutter, die ein Kleid mit weißen<br />
Rüschen am Hals trug. Unsere neunköpfi<br />
ge Familie saß immer in der dritten Reihe.<br />
Nach der Messe versammelten sich<br />
alle Dorfbewohner auf dem Kirchplatz<br />
<strong>und</strong> tauschten sich über alles aus, was daheim<br />
<strong>und</strong> in der Welt passiert war. Meine<br />
Mutter ist streng katholisch, deshalb wurde<br />
bei uns zu Hause bei Tisch <strong>und</strong> abends<br />
im Bett regelmäßig gebetet. An Muttertag<br />
überreichte mein Vater meiner Mutter einen<br />
Frühlingsblumenstrauß <strong>und</strong> gab ihr<br />
ein Bussi zum Dank für die viele Arbeit<br />
während des ganzen Jahres.<br />
Hans Pütz/SWS<br />
Traum-Mama<br />
Mama ist sehr nett <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich. <strong>Sie</strong><br />
kümmert sich um die Kinder, weil die<br />
vom Leben noch nicht alles verstehen.<br />
Mama ist verantwortungsvoll <strong>und</strong> selbstständig.<br />
<strong>Sie</strong> träumt davon, einmal mit den<br />
Kindern nach Australien in Urlaub zu fahren.<br />
<strong>Sie</strong> wünscht sich dafür einen Gutschein<br />
von ihrem Bruder, als Geburtstagsgeschenk.<br />
<strong>Sie</strong> gewinnt im Lotto <strong>und</strong><br />
deshalb können wir uns ein Haus, einen<br />
Urlaub <strong>und</strong> ein Traumauto leisten. Mama<br />
ist Hausfrau, sie geht einkaufen, putzt,<br />
bringt die Kinder in den Kindergarten<br />
oder zum Arzt. Mama feiert gern Gartenpartys<br />
mit der Familie. <strong>Sie</strong> ist glücklich,<br />
weil sie das Leben gut meistert. Mama<br />
kocht Spaghetti. Mama verhält sich<br />
ganz normal. Mama mag Sport, sie geht<br />
gern schwimmen. <strong>Sie</strong> ist groß, hat lange<br />
Haare, eine normale Figur <strong>und</strong> ein<br />
hübsches Gesicht. Während sie eine Banane<br />
isst, träumt sie von etwas Schönem.<br />
Mama hilft ihrem Mann. Wenn Mama<br />
Zahnschmerzen hat, müssen die Kinder<br />
sie trösten. Mama betreut die Kinder bei<br />
den Hausaufgaben. Wenn die Kinder etwas<br />
kaputt machen, schimpft sie. Die<br />
Kinder müssen der Mutter bei der Hausarbeit<br />
helfen. Nachmittags spaziert sie<br />
mit den Kindern zum Spielplatz, wo sie<br />
Fußball spielen <strong>und</strong> Spaß haben. Mama<br />
zeigt den Kindern, wie man sich anzieht<br />
<strong>und</strong> die Schuhe bindet. Mama arbeitet<br />
auf einem Bauernhof. <strong>Sie</strong> kocht frisches<br />
Essen, damit die Kinder ges<strong>und</strong> bleiben.<br />
Wenn die Kinder alleine unterwegs sind,<br />
macht sie sich Sorgen, weil sie ja noch<br />
nicht so stark sind. <strong>Sie</strong> will eine gute Beziehung<br />
zu den Kindern haben. Wenn die<br />
Familie im Sommer am Meer ist, erklärt<br />
sie den Kindern, wie man sich richtig verhält,<br />
damit nichts passiert, <strong>und</strong> passt auf,<br />
dass kein Kind ertrinkt. Mama gibt Taschengeld<br />
<strong>und</strong> kleine Belohnungen, damit<br />
sich die Kinder selber ein paar Sachen<br />
kaufen können.<br />
Annegret Künkel/SWS<br />
Die BISS-Verkäuferin<br />
Annegret<br />
Künkel machte<br />
dieses Foto von<br />
einem Laden für<br />
Schaufensterpuppen<br />
in Neuhausen<br />
17
18<br />
Mama<br />
„Man muss in der Lage sein,<br />
für sich selbst zu sorgen“<br />
Zwei Mütter aus zwei Generationen sprechen<br />
über die Rolle der Frau in der Familie<br />
Die 30-jährige Karin Adolph (links) hat eine Tochter, Reinhild Huber, 60 Jahre,<br />
ist Mutter zweier Söhne<br />
Karin, <strong>Sie</strong> bezeichnen sich als halberziehend.<br />
Was verstehen <strong>Sie</strong> darunter?<br />
Adolph: Das heißt, dass ich mir das Sorgerecht<br />
mit dem Vater teile. Wir haben<br />
uns getrennt, als unsere Tochter eineinhalb<br />
war. Ich bin mit der Kleinen in der<br />
Wohnung geblieben.<br />
Wie sieht so ein gemeinsames Sorgerecht<br />
aus?<br />
Adolph: Wir haben es so geregelt, dass<br />
die Kleine am Wochenende bei ihrem Vater<br />
ist. So habe ich Samstag <strong>und</strong> Sonntag<br />
frei. Außerdem ist sie unter der Wo-<br />
che noch eine Nacht bei ihm: Er holt sie<br />
abends ab, sie übernachtet dort, <strong>und</strong> er<br />
bringt sie am nächsten Morgen in den<br />
Kindergarten. Ansonsten handhaben<br />
wir das fl exibel. Wenn ich mal wegmuss,<br />
übernimmt er auch mal einen Nachmittag<br />
oder hängt ans Wochenende noch einen<br />
oder zwei Tage dran. Wenn mir einfällt,<br />
dass ich heute Abend weggehen will,<br />
dann ver<strong>suchen</strong> wir halt, das irgendwie<br />
hinzukriegen.<br />
Huber: Das ist in festen Beziehungen<br />
<strong>und</strong> Ehen ja auch nicht anders. Da muss<br />
man sich auch absprechen. Ich bin ja<br />
noch so eine Mutter, die zu Hause war,<br />
was ich auch sehr genossen habe. Das ist<br />
eine Empfi ndung von mir, keine Empfehlung<br />
an andere. Ich fand das bei meiner<br />
Mutter schon toll, dass die immer<br />
da war, wenn wir nach Haus gekommen<br />
sind, <strong>und</strong> meine Kinder haben das auch<br />
sehr genossen. Bei uns standen oft zwanzig<br />
Paar Kinderschuhe vor der Tür. Die<br />
Nachbarskinder sind bei uns ein <strong>und</strong> aus<br />
gegangen. Ich fand das schön <strong>und</strong> möchte<br />
diese Zeit nicht missen.<br />
Haben <strong>Sie</strong> sich das Muttersein so vorgestellt,<br />
Karin? Viele Mütter beklagen, dass<br />
sie sich allein gelassen <strong>und</strong> überfordert<br />
fühlen.<br />
Adolph: Also, ich verstehe nicht, dass alle<br />
immer nur jammern <strong>und</strong> klagen. Natürlich<br />
verändert sich vieles, wenn man<br />
Kinder hat. Die ersten beiden Jahre waren<br />
schon auch mal anstrengend, ja. Aber<br />
inzwischen schlägt meine Tochter die Tür<br />
hinter sich zu, wenn sie Besuch hat. Da<br />
hab ich gar keinen Zutritt mehr. Das ist,<br />
als hätte ich frei.<br />
Huber: Was man, wie ich fi nde, in den<br />
letzten Jahren zunehmend beobachten<br />
kann, ist, dass manche Mütter ihre Mutterrolle<br />
als etwas ganz Außergewöhnliches<br />
<strong>und</strong> Besonderes ansehen, als etwas,<br />
das keinesfalls einfach so bewältigt werden<br />
kann. Diese Mütter können nicht einfach<br />
nur Mütter, sie wollen erfolgreiche<br />
Mütter sein. So machen sie sich zwar<br />
vor allem selbst Druck, stellen das Ganze<br />
aber auch auf eine Art Sockel. Mein<br />
Eindruck ist, dass die, die ständig klagen,<br />
wie anstrengend <strong>und</strong> schwierig das alles<br />
ist, selten diejenigen sind, die wirklich zu<br />
kämpfen haben.<br />
Adolph: Ich kann das alles auch kaum<br />
noch hören. Egal, wo man hinkommt –<br />
bei Müttern dreht sich das Gespräch immer<br />
<strong>und</strong> überall nur um Kinder. Ich würde<br />
aber auch ganz gern mal über was<br />
anderes reden. Über meinen Beruf zum<br />
Beispiel.<br />
Was meinen <strong>Sie</strong> – ist es heutzutage für<br />
Mütter einfacher, weil Frauen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
mehr Freiheiten haben als früher?<br />
Huber: Ich fi nde, dass es schwieriger geworden<br />
ist. Mit den Freiheiten <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />
hat auch der Druck zugenommen,<br />
das Richtige zu tun. Aber wer<br />
entscheidet, was das Richtige ist? Wer<br />
beschließt, bei seinen Kindern zu Hause<br />
zu bleiben, wird von der Gesellschaft als
doofes Hausmütterchen abgestempelt, als<br />
eine, die sich dem Erfolgsdruck im Beruf<br />
durchs Muttersein entzieht.<br />
Und wer sich für Karriere <strong>und</strong> Fremdbetreuung<br />
entscheidet, gilt nach wie vor als<br />
Rabenmutter.<br />
Adolph: Da ist doch aber nicht nur der<br />
gesellschaftliche, sondern auch der wirtschaftliche<br />
Druck. Ehen <strong>und</strong> Beziehungen<br />
dauern nun mal nicht mehr ein Leben<br />
lang. Man muss immer damit rechnen,<br />
dass die Beziehung auseinandergeht, <strong>und</strong><br />
dann muss man als Mutter einfach in der<br />
Lage sein, für sich selbst <strong>und</strong> sein Kind zu<br />
sorgen.<br />
Das sieht auch das <strong>neue</strong> Unterhaltsrecht<br />
so vor. Sich auf die Mutterrolle beschränken,<br />
das kann sich frau heute eigentlich<br />
gar nicht mehr leisten, oder?<br />
Adolph: Nicht, wenn sie nach einer gescheiterten<br />
Beziehung nicht dumm dastehen<br />
<strong>und</strong> nurmehr die Wahl zwischen<br />
Hartz IV <strong>und</strong> einem Job bei Norma hinter<br />
der Kasse haben will. Zu meinem<br />
Wohlbefi nden jedenfalls gehört ein anspruchsvoller<br />
Job. Das ist das A <strong>und</strong> O.<br />
Eine Notwendigkeit – nicht nur eine wirtschaftliche.<br />
Diesen Anspruch teilen <strong>Sie</strong> doch aber mit<br />
vielen anderen Müttern.<br />
Adolph: Meine Tochter ist in einer Montessori-Elterninitiative,<br />
weil wir dort früher<br />
einen Platz bekommen haben als im<br />
städtischen Kindergarten um die Ecke.<br />
Diese Einrichtung ist, ich sage mal: ein<br />
wenig Upperclass. Die Eltern, die ihre<br />
Kinder dort hinbringen, sind fast alle<br />
Akademiker, also Anwälte, Ärzte <strong>und</strong> vor<br />
allem: als Familie komplett. Die Frauen<br />
bleiben zumindest teilweise zu Hause.<br />
Die sind alle schon angekommen, während<br />
ich immer noch nach dem richtigen<br />
Weg für mich suche. Andererseits brauche<br />
ich halt auch meinen Freiraum: Ich<br />
will arbeiten, Karriere machen, ausgehen,<br />
Fre<strong>und</strong>e treffen. Wenn ich dann manchmal<br />
sehe, was die Frauen sich da antun<br />
mit ihren Männern – darauf habe ich einfach<br />
keine Lust.<br />
Huber: Du scheinst das ja auch so ganz<br />
gut hinzubekommen.<br />
Adolph: Bisher schon, ja. Ein Nachteil<br />
ist sicher, dass ich berufl ich häufi g<br />
unter Stress stehe <strong>und</strong> dann nicht einfach<br />
abschalten, auf dem Spielplatz rumsitzen<br />
<strong>und</strong> entspannt mit meiner Tochter<br />
im Sand buddeln kann, wenn ich eigentlich<br />
meine Arbeit fertig kriegen muss. Ich<br />
konnte mir zwar eine berufl iche Selbstständigkeit<br />
aufbauen, aber ich lebe auch<br />
in der ständigen Angst, dass mal kein<br />
Auftrag mehr kommt. Deshalb käme ein<br />
zweites Kind für mich auch nur in einer<br />
mindestens schon fünf Jahre dauernden<br />
glücklichen Beziehung <strong>und</strong> mit Festanstellung<br />
infrage.<br />
Huber: Ich fi nde, das muss jeder für<br />
sich entscheiden dürfen. Meine Schwiegertochter<br />
zum Beispiel hat sich vor zweieinhalb<br />
Jahren ganz bewusst entschieden,<br />
zu Hause bei der Kleinen zu bleiben<br />
<strong>und</strong> in erster Linie Mama zu sein <strong>und</strong><br />
nur noch nebenbei <strong>und</strong> von daheim aus<br />
in ihrem Beruf als Modedesignerin zu arbeiten.<br />
Mein Sohn führt in seiner Familie<br />
ohnehin vieles fort, was er aus seiner<br />
eigenen Kindheit kennt <strong>und</strong> was ihm offenbar<br />
gefallen hat. Auch, was bestimmte<br />
Werte betrifft. Und meine Schwiegertochter<br />
hat das übernommen, weil sie es offensichtlich<br />
auch ganz gut fi ndet, wie wir<br />
es gemacht haben – <strong>und</strong> immer noch machen.<br />
Weil sie in Wien leben, können wir<br />
uns nicht so häufi g sehen. Trotzdem hatte<br />
ich zu meiner Enkelin von Anfang an eine<br />
sehr enge <strong>und</strong> innige Beziehung. Wir<br />
ver<strong>suchen</strong> auch immer, uns mindestens<br />
alle sechs Wochen zu sehen. Mal fahren<br />
wir zu ihnen, mal kommen sie zu uns.<br />
Um den Geburtstermin der Kleinen herum<br />
war ich auch wieder für mehrere Tage<br />
bei ihnen in Wien. Großmutter zu sein<br />
ist großartig: Man ist nur noch zuständig<br />
für das, was Spaß macht. In alles andere<br />
mische ich mich ohnehin nicht ein.<br />
Interview: Daniela Walther<br />
Foto: Volker Schmitt<br />
Reinhild Huber, 60 Jahre, Mutter zweier<br />
Söhne im Alter von 32 <strong>und</strong> 35 Jahren<br />
<strong>und</strong> Großmutter von zwei Enkeltöchtern<br />
im Alter von zweieinhalb Jahren <strong>und</strong><br />
acht Wochen, ist seit 37 Jahren glücklich<br />
verheiratet <strong>und</strong> arbeitet Teilzeit in einem<br />
Call-Center.<br />
Karin Adolph, 30 Jahre, freie Journalistin,<br />
Mutter einer vierjährigen Tochter,<br />
lebt in einer Wohngemeinschaft <strong>und</strong> teilt<br />
sich das Sorgerecht mit dem Vater ihrer<br />
Tochter.<br />
19
20<br />
Mama<br />
Mutter,<br />
Mutti,<br />
Mama,<br />
Mam<br />
Wovon es abhängt,<br />
wie Kinder ihre<br />
Eltern nennen<br />
Panik herrscht auf der Web-Seite babyzimmer.de,<br />
wo sich Eltern bei Fragen<br />
r<strong>und</strong> ums Kind gegenseitig helfen: Mutter<br />
Heike ist verzweifelt, dass ihr zweieinhalbjähriger<br />
Sohn sie <strong>und</strong> ihren Mann<br />
nicht mehr „Mama“ <strong>und</strong> „Papa“ nennt,<br />
sondern mit den Vornamen anredet. Ihre<br />
Vermutung: Das liege am Umzug, bei<br />
dem sich die beiden mehrfach laut auf diese<br />
Weise angesprochen hatten. Jetzt ist<br />
Heike befremdet – <strong>und</strong> besorgt, dass der<br />
kleine Bruder es nachahmt.<br />
Kein Gr<strong>und</strong> zur Panik, meinen andere<br />
Mütter im Forum <strong>und</strong> geben Entwarnung.<br />
Jani <strong>und</strong> Bettina halten es für eine<br />
Phase, Claudia <strong>und</strong> Mella hören ihre<br />
Vornamen gern aus dem M<strong>und</strong> der Kinder.<br />
„Es gibt immer verschiedene Varianten,<br />
mit denen Kinder ihre Mütter<br />
anreden. Die häufi gste in Deutschland<br />
ist wahrscheinlich ,Mama‘“, sagt der<br />
Sprach wissenschaftler Dr. Lutz Kuntzsch<br />
von der Gesellschaft für deutsche Sprache.<br />
Dies gelte auch für andere Länder,<br />
etwa im slawischen Sprachraum. Kuntzsch<br />
sieht den Gr<strong>und</strong> vor allem in der leichten<br />
Lernbarkeit: „Die Lautformung von<br />
,Mama‘ ist für Kleinkinder viel leichter<br />
als die von ,Mutti‘.“<br />
Das soziale Umfeld spielt laut Kuntzsch<br />
eine große Rolle. „Viele Kinder orientie-<br />
ren sich daran, wie ältere Geschwister die<br />
Eltern anreden.“ Darüber hinaus gebe es<br />
regionale Unterschiede. Kuntzsch stammt<br />
aus Leipzig. Nach seiner Erfahrung ist<br />
die „Mutti“ im Osten stärker verbreitet<br />
als im Westen. Schließlich ist die Situation<br />
ein entscheidender Faktor für die<br />
Wahl der Anrede: „Wer von der üblichen<br />
Anrede abweicht, setzt ein Signal“, so<br />
Kuntzsch. So könne sich die an „Mutti“<br />
Gewöhnte bei der Anrede „Mutter“ auf<br />
Unmut gefasst machen. Umgekehrt kann<br />
es ein Zeichen von Nähe sein.<br />
Eher selten zu hören sind „Mutter“<br />
oder das aus dem Englischen entlehnte<br />
„Ma“ oder „Mum“. „Kein Kind würde<br />
heute wohl ,Mutter‘ sagen, ohne sich lächerlich<br />
vorzukommen“, sagt der Marburger<br />
Sprachforscher Wolfgang Näser.<br />
„Ma“ <strong>und</strong> „Mum“ seien vor allem dem<br />
Einfl uss amerikanischer TV-Serien zu<br />
verdanken.<br />
Und die Erwachsenen? Dürfen die<br />
noch „Mama“ sagen? Oder sind sie längst<br />
zu „Mutti“ gewechselt, weil sie sich sonst<br />
kindisch vorkommen? Dazu lasse sich<br />
keine allgemein gültige Aussage treffen,<br />
meint Kuntzsch. Möglich ist also alles,<br />
was gefällt – inklusive Vornamen.<br />
Text: Lutz Steinbrück<br />
Foto: Volker Derlath
Hotel BISS<br />
Hotel BISS, grüß Gott!<br />
Die gemeinnützige <strong>und</strong> mildtätige Stiftung BISS möchte das<br />
Münchner Frauen- <strong>und</strong> Jugendgefängnis Am Neudeck unter<br />
Einhaltung des Denkmalschutzes <strong>und</strong> Erhalt des alten Baumbestands<br />
in ein Hotel der gehobenen Klasse umbauen, um damit<br />
eine umfassende, erstklassige Ausbildung <strong>und</strong> Qualifi zierung<br />
von etwa 40 jungen Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten<br />
möglich zu machen. Hotel BISS wird 72 Zimmer haben.<br />
In einem separaten Gebäudeteil werden elf altengerechte<br />
Wohnungen im Rahmen eines Konzepts vermietet, das die „Zusammenführung<br />
der Lebenswelten“ zum Inhalt hat. Die Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> die Professionalität der Älteren sollen aktiv für die<br />
zu qualifi zierenden Jüngeren genutzt werden. Das denkmalgeschützte<br />
Ensemble Am Neudeck wird erhalten, zur Freude<br />
aller Bürger.<br />
Um das Hotelprojekt realisieren zu können, ist es notwendig,<br />
bereits jetzt Spenden zu sammeln, obwohl wir noch nicht sicher<br />
wissen, ob wir das Gr<strong>und</strong>stück vom Freistaat Bayern bekommen.<br />
Die Bayerische Landesstiftung fördert das Projekt mit 2,5<br />
Millionen Euro. Dieser Betrag wird für den Kauf des Gefängnisgr<strong>und</strong>stücks<br />
Am Neudeck 10 eingesetzt, das der Freistaat voraussichtlich<br />
im Herbst veräußern wird.<br />
Ihre Spende trägt dazu bei, dass die Stiftung BISS das zusätzlich<br />
notwendige Eigenkapital von drei Millionen Euro für den Umbau<br />
aufbringen kann. Wir brauchen Ihre Spenden jetzt, denn<br />
das Hotel als Social Business trägt sich schon nach der Eröffnungsphase<br />
selbst! Für Ihre Spende gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
1. <strong>Sie</strong> sind damit einverstanden, dass Ihre Spende von der Stiftung<br />
BISS für die Baukosten des Hotels verwendet wird. Die Stiftung<br />
wird das Hotel an die zu gründende Hotel BISS gemeinnützige<br />
GmbH günstig vermieten, die das Hotel betreibt. Falls das<br />
Projekt nicht realisiert werden kann, wird Ihre Spende für die<br />
Qualifi zierung <strong>und</strong> Ausbildung von schwer vermittelbaren jüngeren<br />
Menschen verwendet, die auch bei wirtschaftlichem Aufschwung<br />
keine Lehrstelle bekommen. In diesem Fall erhalten <strong>Sie</strong><br />
sofort eine Spendenquittung.<br />
2. <strong>Sie</strong> wollen Ihre Spende nur für das Hotelprojekt zur Verfügung<br />
stellen. Dann schreiben <strong>Sie</strong> auf den Überweisungsträger:<br />
„Nur für Hotel“. In diesem Fall erhalten <strong>Sie</strong> eine Empfangsbestätigung<br />
von uns. Später, wenn die Stiftung BISS das Gr<strong>und</strong>stück<br />
erworben hat, erhalten <strong>Sie</strong> eine Spendenquittung. Falls das<br />
Hotelprojekt nicht realisiert werden kann, bekommen <strong>Sie</strong> Ihr<br />
Geld zurück.<br />
Hildegard Denninger<br />
Foto: a+p Architekten<br />
Der Spendenwürfel<br />
Den Hotel-BISS-Spendenwürfel (20 x 20<br />
x 20 cm) stellen wir Ihnen gern für Ihre<br />
Feiern <strong>und</strong> Veranstaltungen zur Verfügung.<br />
Auf Wunsch kommen wir bei größeren<br />
Veranstaltungen auch selbst vorbei, um<br />
über unser Projekt zu sprechen.<br />
Frauengefängnis Am Neudeck 10:<br />
An diesem Ort ist Platz für Zukunft<br />
Mit Ihnen zusammen schaffen wir es:<br />
• Knast wird Sternehotel • Ausgegrenzter wird Arbeitnehmer<br />
• Fremder wird Fre<strong>und</strong> • Vision wird Wirklichkeit.<br />
Spendenkonto: Stiftung BISS,<br />
Konto-Nr. 81 66, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00<br />
Die Spenden werden ohne Abzug dem guten Zweck zugeführt.<br />
Alle Sach- <strong>und</strong> Verwaltungskosten trägt BISS e.V. Wir danken<br />
den großzügigen Spendern, die mit uns das Hotel BISS<br />
realisieren möchten. <strong>Sie</strong> können auch online spenden!<br />
Für nähere Informationen be<strong>suchen</strong> <strong>Sie</strong> bitte unsere Website:<br />
www.hotelbiss.de<br />
Spendenstand: 780.084,12 Euro<br />
Förderzusage der Landeshauptstadt<br />
München: 500 000,00 Euro<br />
ergibt insgesamt: 1.280.084,12 Euro<br />
Die Stiftung braucht für den Umbau ca. drei Mio. Euro Eigenkapital.<br />
Hotel-BISS-Fre<strong>und</strong>eskreis<br />
Wir sind dafür, dass das Hotel-BISS-<br />
Projekt Realität wird. Deshalb unterstützen<br />
wir dieses Vorhaben:<br />
Detlev von Arnim,<br />
Vorstand der Gertrud Henning-<br />
Koch-Stiftung<br />
Prof. Dr. Reinhold Baumstark,<br />
Generaldirektor i.R. der<br />
Bayerischen Staatsgemäldesammlungen<br />
Bayerische Landesstiftung<br />
Senta Berger, Schauspielerin<br />
BonVenture, Fonds <strong>und</strong> Stiftung<br />
für soziale Verantwortung<br />
Prof. Dr. Joachim Braun,<br />
Dekan der Tierärztlichen<br />
Fakultät der LMU München<br />
Oberkirchenrätin Susanne<br />
Breit-Keßler, Regionalbischöfi n<br />
von München <strong>und</strong> Oberbayern<br />
Ilonka Erlenbach-Wegner,<br />
Vorstand der Fridericke <strong>und</strong><br />
Wolfgang Erlenbach-Stiftung<br />
Prof. Dr. Dr. Dr. Wassilios<br />
E. Fthenakis, Präsident des<br />
DIDACTA-Verbands e.V.<br />
Claus Fussek, Vereinigung<br />
Integrationsförderung (ViF)<br />
Uschi Glas, Schauspielerin<br />
Uli Hoeneß, Manager<br />
FC Bayern München<br />
Bruno Jonas, Kabarettist<br />
Prof. Dr. Heiner Keupp, Department<br />
Psychologie, LMU München<br />
Uwe Kiessler, Architekt,<br />
Kiessler+Partner<br />
Theodor Kilgert, Partner bei KPMG<br />
Charlotte Knobloch,<br />
Präsidentin des Zentralrats<br />
der Juden in Deutschland<br />
„Um das Projekt BISS zu unterstützen, übernehmen wir die Druckkosten für diese Seite.“<br />
Drs. Marlies <strong>und</strong> Ulrich Brügmann, www.herzdoc.de<br />
Altabt Odilo Lechner,<br />
Abtei St. Bonifaz München<br />
<strong>und</strong> Kloster Andechs<br />
Prof. Dr. Jutta Limbach,<br />
ehemalige Präsidentin des<br />
Goethe-Instituts<br />
Caroline Link, Regisseurin,<br />
Oscar-Preisträgerin<br />
Lions Hilfswerk Metropolitan e.V.<br />
Ulrike Mascher, Präsidentin des<br />
Sozialverbands VdK Deutschland<br />
Dr. Jürgen Micksch,<br />
Vorsitzender des Interkulturellen<br />
Rates Deutschland<br />
Rudolph Moshammer Verein<br />
Licht für Obdachlose e.V.<br />
Prof. Dr.-Ing. Winfried<br />
Nerdinger, Direktor des Architekturmuseums<br />
der TU München<br />
Der Paritätische Wohlfahrtsverband<br />
Bayern<br />
Bob Ross, Leiter der Band<br />
Blechschaden<br />
Weihbischof Engelbert <strong>Sie</strong>bler,<br />
Erzdiözese München-Freising<br />
Sportfre<strong>und</strong>e Stiller, Rockband<br />
Prof. Sepp Starzner,<br />
Fachhochschule Augsburg,<br />
Baumanagement<br />
Christian Ude, Oberbürgermeister<br />
der Landeshauptstadt München<br />
Dr. Hans-Jochen Vogel,<br />
Altoberbürgermeister von München<br />
Innegrit Volkhardt,<br />
Geschäftsführende Gesellschafterin<br />
des Hotels „Bayerischer Hof“<br />
Dr. Georg Freiherr<br />
von Waldenfels, ehemaliger<br />
bayerischer Finanzminister<br />
Wogeno München eG,<br />
Wohngenossenschaft<br />
Sönke Wortmann, Regisseur<br />
21
22<br />
Projekt<br />
Arbeit beschaffen,<br />
Menschen beschäftigen<br />
Das Projekt ABBA bringt seit 20 Jahren<br />
Münchner in Lohn <strong>und</strong> Brot<br />
Anpacken, <strong>und</strong> zwar<br />
richtig: Beim Beschäftigungsprojekt<br />
ABBA<br />
gehört schwere Arbeit<br />
zum Alltag<br />
Marko Mirkovic drückt die schwarzen<br />
Hebel mit beiden Händen nach unten.<br />
Der Spaltkeil fährt surrend abwärts.<br />
Meist teilt er die Buchenstämme mühelos<br />
in handliche Scheite. Jetzt ist ein gut<br />
einen Zentner schweres Teil an der Reihe.<br />
Zwei Männer müssen anpacken, um<br />
es per Schubkarre auf das Holzschafott<br />
zu zerren. Das Holz ist stärker als der<br />
Spaltkeil: Der Spaltkeil hat sich im nassen<br />
Eschenholz festgefressen. Der Keil sitzt<br />
so fest, dass er den Holzklotz mit nach<br />
oben zieht, als Mirkovic die Steuerungshebel<br />
loslässt. Jetzt muss der Mann mit<br />
dem Hammer ran. „Hau drauf, Siggi“,<br />
spornt Mirkovic seinen Kollegen an. Siggi<br />
holt weit aus <strong>und</strong> zimmert den Hammer<br />
auf den verkeilten Holzklotz. Mit einem<br />
dumpfen Knall landet der Klotz wieder<br />
auf dem Boden.<br />
Es ist eine schwere Arbeit, die Mirkovic<br />
<strong>und</strong> seine zwei Kollegen hier im Hof<br />
von ABBA leisten. ABBA steht für Arbeit<br />
für Behinderte, Benachteiligte <strong>und</strong> Arbeitslose.<br />
Es ist das seit mehr als 20 Jahren<br />
bestehende Beschäftigungsprojekt des<br />
Arbeitslosenvereins München-West, das<br />
fast 40 Prozent seiner Teilnehmer in den<br />
ersten Arbeitsmarkt vermitteln konnte.<br />
Die Liste der Angebote ist lang: Entrümpelungen,<br />
ein Gebrauchtbuchladen, der<br />
Verkauf von Arbeitsbekleidung. Und der<br />
Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau, bei dem<br />
Arbeiten wie Häckseln, Jäten, Säen, Heckenschneiden<br />
anfallen oder eben das<br />
Holzspalten, mit dem sich Mirkovic <strong>und</strong><br />
seine Kollegen plagen. Und doch ist Mirkovic<br />
froh, bei ABBA gelandet zu sein.<br />
„In meinem Alter ist es schwer, Arbeit zu<br />
fi nden“, sagt der gebürtige Serbe, der seit<br />
fast 36 Jahren in Deutschland lebt. Als<br />
Maler hat er gearbeitet, als Schlachter, als<br />
Gärtner; wegen seiner Zuckerkrankheit<br />
wurde er dann arbeitslos. Jetzt ist Mirkovic<br />
48 <strong>und</strong> seit drei Jahren bei ABBA.<br />
Dort arbeitet er unter der Regie von<br />
Projektleiter Rupert Herzog. Der Sozialpädagoge<br />
beklagt den Jugendwahn auf<br />
dem deutschen Arbeitsmarkt. „Vor zehn<br />
Jahren galt man mit 55 als schwer vermittelbar,<br />
vor fünf Jahren mit 50 <strong>und</strong><br />
heute schon mit 45“, sagt er <strong>und</strong> schüttelt<br />
seinen grauhaarigen Kopf. Und das<br />
in einem Land, dessen Regierung die Lebensarbeitszeit<br />
verlängert <strong>und</strong> die Rente<br />
mit 67 eingeführt hat. Mirkovic hat mit<br />
seinen 48 Jahren einen nüchternen Karriereplan.<br />
„Ich hab hier noch einen Vertrag<br />
bis März 2010, dann gibt es vielleicht<br />
noch drei Jahre Verlängerung, <strong>und</strong>
dann werde ich wohl Frührentner.“ Mit<br />
52. Dabei ist Mirkovic sogar „Anleiter“<br />
bei ABBA, eine Art Vorarbeiter. Er<br />
hat Berufserfahrung, einen Führerschein<br />
für kleine Lkws <strong>und</strong> kann mit Werkzeugen<br />
umgehen. Viele seiner 22 Kollegen<br />
bei ABBA stehen nicht so gut da: <strong>Sie</strong> sind<br />
laut Herzog „geringstqualifi ziert“ oder<br />
gelten als „arbeitsmarktfern“, weil sie<br />
körperlich behindert, lernbehindert oder<br />
psychisch krank sind, manche haben eine<br />
Suchtvergangenheit hinter sich.<br />
Umso wichtiger sind für solche Menschen<br />
Einrichtungen wie ABBA, ein<br />
klassisches Beispiel für den zweiten Arbeitsmarkt.<br />
Zwar bemüht sich Projektleiter<br />
Rupert Herzog recht erfolgreich<br />
um Aufträge zum Entrümpeln oder im<br />
Landschaftsbau, doch ohne öffentliche<br />
Zuschüsse könnte sein Projekt nicht überleben.<br />
Zu den größten Sponsoren zählen<br />
die Landeshauptstadt, die Arbeitsagentur<br />
<strong>und</strong> die Arbeitsgemeinschaft München.<br />
Die beiden Letzteren sind Herzogs<br />
Ansprechpartner, wenn es um die verschiedenen<br />
staatlichen Fördermittel geht,<br />
aus denen der 53-jährige Sozialarbeiter<br />
dann zeitlich befristete Stellen bei AB-<br />
BA macht: die im März 2010 auslaufende<br />
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, der<br />
gemeinhin als 1-Euro-Job bekannte Arbeitsplatz,<br />
der Eingliederungszuschuss.<br />
„Ich versuche auf diese Weise, Förderketten<br />
von vier bis fünf Jahren zu basteln“,<br />
erklärt Herzog sein Tun. „Wer so lange<br />
bei ABBA ist, hat schon eine höhere Vermittlungschance.“<br />
„In meinem Alter ist es<br />
schwer, Arbeit zu fi nden.“<br />
Doch bei ABBA<br />
hat der 48-jährige<br />
Marko Mirkovic genug<br />
zu tun<br />
Die Vermittlung klappt nicht immer.<br />
Für manche <strong>Mitarbeiter</strong> ist nach zwei,<br />
drei Fördermaßnahmen Schluss, ohne<br />
dass sie eine Beschäftigung im ersten<br />
Arbeitsmarkt gef<strong>und</strong>en haben. Dann<br />
kommt der bittere Moment, in dem Herzog<br />
seine Schutzbefohlenen in die Arbeitslosigkeit<br />
entlassen muss. „Wenn ich<br />
sagen muss, du kannst zwar immer gerne<br />
auf einen Kaffee vorbeikommen, aber<br />
ich habe keine Förderung mehr für dich,<br />
dann ist das das Schlimmste“, bedauert<br />
Herzog. Denn dann steigt die Gefahr,<br />
dass all das wieder verloren geht, was<br />
sich die <strong>Mitarbeiter</strong> durch ihre ABBA-Tätigkeit<br />
aufgebaut haben: eine eigene Wohnung,<br />
soziale Kompetenzen, ein Fre<strong>und</strong>eskreis<br />
<strong>und</strong> vor allem Selbstwertgefühl.<br />
„Ich will eines Tages an den Punkt kommen,<br />
an dem entweder der <strong>Mitarbeiter</strong><br />
oder ich über das Arbeitsverhältnis entscheiden,<br />
aber nicht eine anonyme Behörde“,<br />
sagt Herzog.<br />
2008 hat er drei seiner <strong>Mitarbeiter</strong><br />
in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt.<br />
Darunter war Karl Haringer (Name<br />
geändert). Haringer arbeitet jetzt als<br />
Hausmeister für eine Münchner Hausverwaltung.<br />
Davon profi tiert auch AB-<br />
BA: Denn Haringer vergibt jetzt Aufträge<br />
an das soziale Projekt. Nun kommen<br />
seine früheren Kollegen vorbei, um Wohnungen<br />
zu entrümpeln, kleinere Schäden<br />
zu reparieren oder die Müllräume zu reinigen.<br />
„Das ist natürlich ein Gusto-Stückerl“,<br />
freut sich Herzog mit einem Lächeln<br />
in seinem vollbärtigen Gesicht.<br />
Text <strong>und</strong> Foto: Bernd Oswald<br />
23
24<br />
Bilderbuchfamilie<br />
Vorsorge <strong>und</strong><br />
andere Sorgen<br />
Alltag in München als Alleinerziehende<br />
mit sechs Kindern: Wie sieht das<br />
aus, was Mutter Chris Gottschalk „den<br />
ganz normalen Wahnsinn“ nennt?<br />
BISS begleitet die Großfamilie diesmal<br />
von der Vorsorgeuntersuchung bis zur<br />
Erste-Hilfe-Versorgung, inklusive eines<br />
Zwischenstopps auf dem Tanzparkett<br />
Text: Annette Leyssner<br />
Foto: Kathrin Harms, Annette Leyssner<br />
1 Wonneproppen nähert sich 10-<br />
Kilo-Marke. Bei der Vorsorgeuntersuchung<br />
beeindruckt der einjährige<br />
Felix mit Top-Werten: 9800 Gramm,<br />
Kopfumfang 65 Zentimeter. Beißen<br />
kann er auch schon, aber nur mit<br />
zwei Zähnchen. Die Bernsteinkette<br />
soll dafür sorgen, dass es keine<br />
Probleme beim Zahnen gibt.<br />
2 Die Kinderärztin ist hochzufrieden. Das ist nicht selbstverständlich: Laut einer<br />
Studie des Familienministeriums leiden Kinder aus Hartz-IV-Haushalten häufi ger an<br />
Entwicklungsstörungen <strong>und</strong> chronischen Krankheiten als Sprösslinge reicher Eltern.<br />
3 Kernges<strong>und</strong>, aber noch nicht verkehrstauglich: Das älteste<br />
Gottschalk-Kind hat den Jüngsten fest im Griff. Garance<br />
passt auf ihren Bruder am S-Bahn-Gleis auf.
5 „Lang-lang, kurz-kurz“, sagt die Tanzlehrerin beschwörend. Foxtrott wird geübt<br />
zu den Klängen von Robbie Williams‘ Hit „Millennium“. Chris geht einmal in der<br />
Woche zum Tanzkurs. „Das ist für mich Ausgleich <strong>und</strong> Prophylaxe gegen Rückenschmerzen.“<br />
Therapiest<strong>und</strong>en beim Osteopathen bezahlt die Krankenkasse nicht<br />
– außerdem machen die längst nicht so viel Spaß.<br />
7 JoJo (r.) <strong>und</strong> ihre Fre<strong>und</strong>in Tami halten Chris<br />
den Rücken frei <strong>und</strong> spielen mit Felix. „Könnt<br />
ihr den Stinker mal wickeln?“, ruft Chris.<br />
8 Einiges bleibt liegen: Die Stiftung ProFamilia<br />
hat einen Zuschuss gegeben, damit das Kammerl<br />
umgebaut werden kann.<br />
4 Kinder ges<strong>und</strong>, alles gut: Da kann die Mutter beruhigt<br />
ausgehen. <strong>Sie</strong> probiert verschiedene Outfi ts an.<br />
6 Schmerzhaftes Erwachen am nächsten Morgen – Sehnenscheidentzündung!<br />
Das Tanzen in Kombination mit dem täglichen<br />
Heben, Wuchten <strong>und</strong> Tragen war zu viel. Chris stellt<br />
ihren Arm mit dem Tuch ruhig, in dem sie schon ihre Kinder<br />
getragen hat. „Es zahlt sich aus, Dinge aufzuheben“, sagt sie.<br />
9 Onkel Marko hat geholfen – schnell ist der<br />
<strong>neue</strong> Schrank voll. Lulu sieht nach, ob für ihren<br />
Kram noch ein Eckchen frei ist.<br />
25
26<br />
Fre<strong>und</strong>e & Gönner<br />
Patenschaften: Die Paten übernehmen<br />
den Teil des Gehaltes, den der Verkäufer<br />
nicht selbst durch den Zeitungsverkauf<br />
erwirtschaften kann. Das sind durchschnittlich<br />
5000 Euro pro Verkäufer <strong>und</strong><br />
Jahr. Auch eine Teilpatenschaft (für 1250<br />
Euro, 2500 Euro, 3750 Euro) ist möglich.<br />
Hans Pütz<br />
Pate: Dr. Georg Freiherr<br />
von Waldenfels<br />
bis Dezember 2009<br />
Jürgen Hörl<br />
Patenschaft: Lions Hilfswerk<br />
Metropolitan e.V.<br />
bis November 2009<br />
Christian Zimmermann<br />
Patin: Katrin Keller<br />
bis Dezember 2009<br />
Thomas Grabner<br />
Patenschaft:<br />
KPMG München 5 Partner<br />
bis Dezember 2009<br />
Hartmut Jacobs<br />
Patenschaft: R. Moshammer<br />
Verein Licht für Obdachlose e.V.<br />
bis Dezember 2009<br />
Jaroslav Zlucka<br />
Patenschaft:<br />
SZ-Adventskalender<br />
bis Dezember 2009<br />
Martin Berrabah<br />
Pate (Jan.–Juni): anonym<br />
versorgt bis Dezember 2009<br />
Annegret Künkel<br />
Patin (April–Juni): anonym<br />
versorgt bis Dezember 2009<br />
Ercan Uzun<br />
Pate: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
André Schmitt<br />
Pate: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
Marco Veneruso<br />
Pate: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
eine Patenuhr für…<br />
Pietro Dorigo<br />
Patenschaft:<br />
Antonie-Zauner-Stiftung<br />
bis Dezember 2009<br />
Maximilian Käufl<br />
Patenschaft:<br />
Rücker + Schindele GbR<br />
bis Dezember 2009<br />
Frank Schmidt<br />
Pate: Rainer Koppitz<br />
bis Dezember 2009<br />
Rainer Angele<br />
Patenschaft: R. Moshammer<br />
Verein Licht für Obdachlose e.V.<br />
bis Dezember 2009<br />
Bernhard Gutewort<br />
Patenschaft: Bayerngas GmbH<br />
bis Dezember 2009<br />
Francesco Silvestri<br />
Patenschaft:<br />
Prof. Hermann Auer Stiftung<br />
bis Dezember 2009<br />
Katharina Gutewort<br />
Paten:<br />
Sabine <strong>und</strong> Franz Lutzenberger<br />
bis Dezember 2009<br />
Veronika Lackenberger<br />
Patenschaft: Bunique GmbH<br />
bis Dezember 2009<br />
Roman Hajek<br />
Pate: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
Rainer Bernhöft<br />
Pate: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
Joachim Seifert<br />
Patenschaft: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
Peter Schratz<br />
Patenschaft: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
Jana Förster<br />
Patenschaft: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
Edelfried Fili<br />
Pate: Christof Gabriel Maetze<br />
bis Dezember 2009<br />
Ernst Köppel<br />
Pate (bis Juni): Stefan Schleibner<br />
versorgt bis Dezember 2009<br />
Halina Massouras<br />
Pate (Jan. – Sept.):<br />
Marco Patzwahl<br />
versorgt bis Dezember 2009<br />
Wolfgang Urban<br />
Pate: Karl-Peter Schmitt<br />
bis Dezember 2009<br />
Ursula Graßl<br />
Patenschaft (März – Mai):<br />
Riverland Solutions GmbH<br />
versorgt bis November 2009<br />
Christine Karsunke<br />
Pate: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
Dirk Schuchardt<br />
Patin: anonym<br />
bis Dezember 2009<br />
Tibor Adamec<br />
1. Patenschaft:<br />
Martina <strong>und</strong> Robert<br />
2. Patenschaft für Altersteilzeit:<br />
R. Moshammer Verein<br />
Licht für Obdachlose e.V.<br />
bis Dezember 2009<br />
Karl-Heinz Wendicke<br />
1. Patenschaft: Stefan Schleibner<br />
2. Patenschaft für Altersteilzeit:<br />
R. Moshammer Verein<br />
Licht für Obdachlose e.V.<br />
bis Dezember 2009<br />
Peter Cwetko / Dynamo<br />
Fahrradservice BISS e.V.<br />
Pate (April–Juni):<br />
Christopher Gebray<br />
versorgt bis Dezember 2009<br />
„Um das Projekt BISS zu unterstützen, übernehmen wir die Druckkosten für diese Seite.“<br />
kb-m, Planungsbüro für Ingenieurbauten, Filchnerstraße 104d, 81476 München, wiegard@kb-m.de
Herzlichen Dank!<br />
Dr. Dorothee Lutter<br />
Annelie <strong>und</strong> Rudolf Lenhard<br />
Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten<br />
Barbara Schubert<br />
Biron von Curland<br />
Adelheid Eiba<br />
Berghamer & Penzkofer GbR<br />
Susanne Ringeling<br />
Bunique GmbH<br />
PKF hotelexperts GmbH<br />
Ernst Burger<br />
kb-m, Planungsbüro für<br />
Ingenieurbauten<br />
Sportfre<strong>und</strong>e Stiller<br />
Myllykoski<br />
P. Acton, J. Albrecht, D. Alt, R. Annetsberger,<br />
H. Aschberger, E. Baigger, A. +<br />
A. Bajohr-Dohme <strong>und</strong> Dohme, N. Baldauf,<br />
R. Bamgratz, D. Banzhaf, H. + Th.<br />
Bartels, M. Bauer, A. Bautzmann, Bayer.<br />
Landesärztekammer, B. Bäzner, I. Becker-Sattler,<br />
P. + F. Bellingacci, N. Bembe,<br />
S. + M. Bender, R. Berger, R. Bernhardt,<br />
A. Beyerlein, M. Bock, G. Boesel, Dr. B.<br />
Böhm, H. Böhm-Burgardt, U. Bohra, T.<br />
Bosse, H. Boubong, M. Brade, A. Brandenburg,<br />
G. Brandl, A. Brandt, F. Braun,<br />
U. Breuel, J. Breuel, R. Bruckmeier, L.<br />
Bruckner, Ch. Bucher, U. Buchholz, A.<br />
Buchmüller, A. Burgfeld, M. Burghardt,<br />
Ch. + H. Buschkowiak, D. Busse, D. + B.<br />
Butz, H. Candussio, A. Croci, U. Decker,<br />
A. Deifel, H. Deimel, Th. Dettweiler, U.<br />
Diehl, Th. Dir, V. Dollinger, K. Dreisbach,<br />
M. Dresse, Dt. Mieterb<strong>und</strong> Dachau,<br />
S. Ebert, Ch. Eckert, E. Eggerstedt,<br />
U. + M. Ehrenwirth, H. Eisenberger, A.<br />
Elfi nger, A. Elsasser, E. Englmüller, M.<br />
Erber, R. Faul, R. J. Feuchtwanger, G.<br />
Fichtner, Dr. A. Fischer, E. + F. Follner,<br />
D. + R. Forster + Urmann, S. Franzke, I.<br />
Freiwald, D. Frischke, A. Froschermeier,<br />
F. Fuchs, E. Gailer, E.-M. Gehrle, E.<br />
+ D. Gerhards, D. Gerth, S. Gervasini, K.<br />
+ O. Geuss, H. Glatz, H. Grabmeier, E.<br />
Gräßl, K. Gressbach, R. Gruber, M. von<br />
Gr<strong>und</strong>, C. Gr<strong>und</strong>herr, D. Gumberger, R.<br />
Hagspiel, A. Hallas, Dr. C. Haußer, St.<br />
Heidbrink, E. Heinloth-Warkotsch, J. +<br />
R. Heinz, M. Hemmer, P.-D. Herbst, W.<br />
Hering, K. Hesedenz, I. Hesse, W. Hey,<br />
S. Heyng, M. Hidalgo, H. Hirschauer,<br />
R. Hoefer, Dr. C. Hoess, B. Höfer, R. D.<br />
Hoffmann, D. Hoffmann, D. Hofmann,<br />
I. + K. Homberg, J. Horbach, G. Horn,<br />
F.-W. Hortig, H.-J. Huber, H. Huebner,<br />
B. Hueller, B. Huettl, O. Husmann, Institut<br />
für Mittelstandsförderung GmbH, M.<br />
Ippen, K. Irlbeck, E. + G. Jekutsch, H.<br />
Jilg, Dr. W. Joeckle, Ch. Juers, E. Jung-<br />
Kramer, B. Kaemmerer, P. Kapser, Kaspar,<br />
S. Kegel, K. Keller, G. Kiendl-Koch,<br />
A. Kienitz, S. Klaerner, B. Kleucker, Dr.<br />
G. Klier-Hemme, G. Klinger-Freier, M.<br />
Klöppel, R. Knaeusl, P. Köberl, M. Kobl,<br />
R. Kobler, R. Kodura, R. Köfferlein, D.<br />
Kolmeder, M. + S. Koniarczyk, H. Konrad,<br />
F. Kopp, Th. Krammer, V. Krause,<br />
St. Krenn, Kreuzpointner, Dr. U. Krönig,<br />
Dr. G. Kronseder, Ch. Kubuschok, A. +<br />
W. Kugler, S. Kuhn, M. + N. Kutschki,<br />
M. Kuttenreich, M. Lammel, H. de Lana,<br />
Dr. K. Lang, D. Lang, R. Langnickel,<br />
Th. Lanzendörfer, P. Lauro, F. Lechner,<br />
A. Lega, A. Lehmer, S. Lehn, St. Leitner,<br />
H. Lenk, R. Lichtinger, R. Lippert,<br />
M. Littel, A. Loewenberg, M. Lohmeier,<br />
I. Loncaric: Donuts and Candies, S.<br />
Löwe, S. + Th. Lucka, W. Ludwig, M.<br />
Lüling, Th. Maier, J. Maier, P. Mann,<br />
K. Marefati, M. Markl, M. Mattheis,<br />
E. Matz, L. Mayer, Ch. McMahon, R.<br />
Meindl, S. + Th. Mende, I. Menzel, MGS<br />
Münchner Gesellschaft für Stadter<strong>neue</strong>rung<br />
mbH, M. Milch, N. Mittelhammer,<br />
S. Möbius, Moumouni, M. Mueller,<br />
J. Muschik, C. Mutius, B. + R. Naue, R.<br />
Naumann, A. Nefi gma, B. Neumann,<br />
M. + R. Niemitz + Kosch, I. Notbohm,<br />
I. Ordnung, OTS Unternehmensberatung<br />
GmbH, Z. Parol, C. Parth, U. Peters,<br />
F. Petschler, G. Pfaffenbauer, H. Pienikg,<br />
L. Plank, Dr. A. Platte, H. Ploog,<br />
G. + A. Porak, E. Prandl, Prem Amido,<br />
Dr. St. Pueschner, M. Puglia-Beretta, Dr.<br />
A. Quecke, I. Rass, J. Rau, M. Rauschel,<br />
M. Reif, M. Reinecker, R. Reischmann,<br />
G. + L. Reitz, H. J. Richter, A. Riedelsheimer,<br />
Th. Riedl, G. Ringeling, RA Dr.<br />
H. Roith maier, H. Rosendorfer, G. Roßberger,<br />
B. Rothmann, R. + K. Ruchti,<br />
M. Rueth, H. + A. Sabatino, B. Sailer,<br />
S. Salzberger, H. Samer, L. + G. Sammer,<br />
Ch. Sartorius, St. Sauer, A. Schäfer,<br />
Dr. U. Schaper, G. Schaupp, A. Schießl,<br />
U. Schlabach, H. Schlapka, St. Schlegel,<br />
D. Schlösser-Berster, K. Schlossinger, H.<br />
+ K. Schlüter, E. + W. Schmeiser, A. +<br />
L. Schmid, W. Schmidt, H. Schmitt, St.<br />
Schmitt, D. Schöckel, D. Schoeckel, S.<br />
Schöller, E.-F. Schreiber, U. Schroeder,<br />
B. Schulz, G. Schumacher, S. Schumann,<br />
B. Schürmann, Ch. + R. Schwill, P. Seefelder,<br />
P. Seefeldt, J. Seel, Dr. H.-J. Seib,<br />
M. Seidler, M. Shellabear, L. Sommer, O.<br />
Speer, R. Spiegel, K. Steinmetz, K. Stelling-Schack,<br />
Dr. F. Stepan, Th. Sternberg,<br />
P. Sterzl, U. Stoeckl, H. Straßer, E. Strassinger,<br />
W. Sunkler, S. + H. Suski, I. + K.<br />
Svenka, B. Tang, G. Theimer, I. + K. Thomas,<br />
S. Trautmann, H. + P. Triebenbacher,<br />
A. Trumpp, U. Undeutsch, P. Vahlensieck,<br />
Dr. M. Venhofen, I. Vielwerth,<br />
Dr. P. + Th. Vignau, A. + M. Vogel, H.<br />
Voggenreiter, R. + S. Vogler, H. Volz, H.<br />
Waechter, A. Wagner, H. Wagner, Dr.<br />
U. Wahllaender-Danek, A. Wallinger,<br />
A. Wallner, E. + E. Wanner, J. P. Wartmann,<br />
V. Webel, Max Weber, L. Weber,<br />
T. Wech, R. Weigert, T. Weinmann, G.<br />
Weinmann, I. + G. Wenzel, M.-L. + N.<br />
Werner, Dr. P. Wibbe, Dr. J. Wiegand,<br />
St. Wiegard, J. Wiesboeck, M.-L. Wilhelmi,<br />
Dr. B. Wimmer, A. Winkelmann, U.<br />
Winter, F. Wittmann, Dr. O. Wohofsky,<br />
Ch. Wollenweber, I. Woltz, P. Zangl, D.<br />
Zerrmann, G. Zierer, S. Ziolkowski-Görges,<br />
H.-P. Zoeller<br />
Frei-Abos: Der Spiegel / Stern / Süddeutsche<br />
Zeitung<br />
Manfred Karsunke<br />
* 05.11.1939<br />
† 17.03.2009<br />
Herr Karsunke kam 2001 als freier<br />
Verkäufer zu BISS. Ein Jahr später<br />
wurde er fest angestellt <strong>und</strong> blieb dies,<br />
bis seine Ges<strong>und</strong>heit es nicht mehr<br />
zuließ <strong>und</strong> er Anfang 2008 aufhören<br />
musste. Herr Karsunke war ein<br />
fre<strong>und</strong>licher, sehr beliebter <strong>und</strong> allseits<br />
geschätzter Verkäufer. Wenn er<br />
einmal nicht an seinem Standplatz im<br />
Ostbahnhof war, riefen seine Stammk<strong>und</strong>en<br />
an oder kamen im Büro vorbei,<br />
um sich nach ihm zu erk<strong>und</strong>igen.<br />
Herr Karsunke war gelernter Schlosser.<br />
Durch einen Fre<strong>und</strong> kam er zu<br />
BISS. Bei BISS fand er auch seine Frau<br />
Christine, die ihn während seiner<br />
Krankheit vorbildlich versorgte. Ein<br />
besonderer Höhepunkt für ihn war<br />
2002 unser Betriebsausfl ug nach Venedig.<br />
Allen Teilnehmern dieser Reise<br />
wird Herr Karsunke mit seinem schicken<br />
Gondolierehut in bester Erinnerung<br />
bleiben. Wir trauern um ihn <strong>und</strong><br />
werden ihn nicht vergessen.<br />
27
Schwabinglich<br />
fühlen<br />
28<br />
Um die Ecke<br />
Münchner Künstler <strong>und</strong> ihr Viertel:<br />
Christine Grän über Wein<br />
<strong>und</strong> Feines <strong>und</strong> das Lächeln<br />
Ein verzweifelter junger Mann betritt eine<br />
Weinhandlung in der Ainmillerstraße.<br />
Erzählt eine Geschichte von Aussperren,<br />
unerreichbarem Portemonnaie <strong>und</strong> leerem<br />
Tank, der ihn daran hindere, Ersatzschlüssel<br />
zu holen. Er fl eht den Ladenbesitzer<br />
an, ihm 30 Euro zu leihen – <strong>und</strong> als<br />
dieser zögert, bietet er ihm seinen Pass als<br />
Pfand an. Noch am selben Tag will er das<br />
Geld zurückbringen.<br />
Was nicht geschieht. Arnold Zöhrer ist<br />
um 30 Euro ärmer <strong>und</strong> einen tunesischen<br />
Reisepass reicher. Seine K<strong>und</strong>en, Gäste,<br />
Fre<strong>und</strong>e, Nachbarn diskutieren das Mysteriöse<br />
mit Anteilnahme. Ich meine, dass<br />
der Mann einen Unfall hatte, mindestens.<br />
Schriftsteller neigen zu katastrophalen<br />
Schlussfolgerungen.<br />
Wir sind in der „Boteghin“, was so viel<br />
heißt wie kleiner Laden, <strong>und</strong> genau das ist<br />
er: winzig, überquellend von Weinen <strong>und</strong><br />
Delikatessen, eine Oase der Gemütlichkeit.<br />
Der Begriff wurde in Österreich geboren,<br />
<strong>und</strong> Arnold Zöhrer auch, genauer<br />
gesagt, in Weiz. Er kommt aus demselben<br />
steirischen Kaff wie ich, so etwas verbindet<br />
im Exil, auch wenn wir beide wissen,<br />
dass Schwabing der Weizer Existenz vorbehaltlos<br />
vorzuziehen ist.<br />
Nach zehn Jahren Herzogpark bin ich<br />
in die Franz-Joseph-Straße gezogen. Neun<br />
Jahre <strong>und</strong> neun Monate zu spät. Nichts<br />
gegen den Herzogpark, der ruhig <strong>und</strong><br />
noch ruhiger ist, eine Idylle aus rasierten<br />
Bäumen, gepfl egten Straßen, schwäbischen<br />
Sportwagen <strong>und</strong> großen blonden<br />
Frauen mit kleinen H<strong>und</strong>en. Im Herzogpark<br />
habe ich gewohnt, in Schwabing lebe<br />
ich. Das ist eine Art Liebeserklärung,<br />
verfrüht vielleicht, doch dann denke ich<br />
an meine Großmutter, die schon sehr alt<br />
war, als ich sie fragte: „Welcher Tag war<br />
der schönste in deinem Leben?“ <strong>Sie</strong> sagte:<br />
„Heute.“ Daran sollte man sich halten.<br />
Die Schwabinger scheinen davon ein<br />
gutes Stück in sich zu tragen. Das empfi<br />
nde ich so, wenn ich in Arnolds Laden<br />
sitze, der „Wein <strong>und</strong> Feines“ heißt. Zu<br />
den Feinheiten gehören steirischer Kren,<br />
Käferbohnen <strong>und</strong> Artischocken aus Italien.<br />
Die Weine sind ein Gedicht, <strong>und</strong><br />
nach dem dritten Glas erwacht Peter Paul<br />
Althaus zum Leben, der berühmte Schwabinger<br />
Bohemien, Erfi nder der „Traumstadt“,<br />
<strong>und</strong> die erste Zeile seines schönsten<br />
Gedichts: „In der Traumstadt ist ein<br />
Lächeln stehen geblieben, niemand weiß,<br />
wem es gehört.“<br />
Wem gehört es? Denen, die es für sich<br />
<strong>und</strong> bei anderen <strong>suchen</strong>. Arnolds Gäste<br />
sind eine Melange aus Alt <strong>und</strong> Jung, sie<br />
kommen aus allen Berufen <strong>und</strong> teilen eine<br />
gewisse Leidenschaft für ihr Viertel.<br />
Schwabing ist halt nicht bloß ein Stadtteil<br />
von München, sondern etwas Eigenständiges,<br />
ein Biotop, in dem das Bürgertum,<br />
Studenten, Handwerker <strong>und</strong> Künstler<br />
<strong>und</strong> alle anderen fast friedlich koexistieren.<br />
Gestern stand ich an der Fleischtheke<br />
neben einem bekannten Fernsehschauspieler,<br />
der Putenbrust kaufte. Er<br />
schenkte mir ein Lächeln, <strong>und</strong> ich ließ es<br />
nicht stehen.<br />
Ach ja, die Prominenten: Allein in der<br />
Ainmillerstraße wohnten <strong>und</strong> arbeiteten<br />
von 1888 bis heute 27 Schriftsteller, 60<br />
bildende Künstler, 19 Komponisten, Musiker<br />
<strong>und</strong> Sänger, 17 Schauspieler, 40 Gelehrte,<br />
13 Direktoren von Bibliotheken,<br />
Museen, Banken <strong>und</strong> Versicherungen sowie<br />
22 Politiker <strong>und</strong> Höhere Beamte. Anwohner<br />
wie Althaus, Klee, Rilke, Kandinsky,<br />
Thomas Mann, die Gräfi n Reventlow<br />
… nicht zu vergessen der berühmte Briefträger<br />
Alfred „Fred“ Dorbath, der sie alle<br />
kannte <strong>und</strong> wesentlich zu dem Buch über<br />
die Ainmillerstraße beigetragen hat, welcher<br />
das Ehepaar Bellinger immerhin 536<br />
prächtige Seiten widmete.<br />
Welche andere Straße Münchens<br />
könnte sich dessen rühmen, <strong>und</strong> zumindest<br />
bin ich „ums Eck“ eingezogen. Drei<br />
Buchhandlungen sind auch in der Nähe,<br />
das braucht die Schreibkraft: „Lehmkuhl“<br />
<strong>und</strong> „Pfeiffer“ <strong>und</strong> die „Autorenbuchhandlung“.<br />
Dass man mich dort bei<br />
meinem ersten Besuch erkannte, hat mir<br />
sehr geschmeichelt. Denn Schriftsteller<br />
sind ja nicht per se prominent, sie treten
weder im Dschungelcamp auf, noch werben<br />
sie für Spinat. <strong>Sie</strong> führen ein stilles,<br />
bescheidenes Leben <strong>und</strong> kreisen immer<br />
nur um sich selbst <strong>und</strong> ihre Werke.<br />
Deshalb freue ich mich, wenn ich in der<br />
Seidl-Villa lesen darf, weil es einer dieser<br />
magischen Schwabinger Orte ist, an denen<br />
Improvisation zur Kunstform erhoben<br />
wird. Es ist stets brechend voll, zu wenig<br />
Stühle <strong>und</strong> erhitzte Luft, manchmal funktioniert<br />
das Mikrophon nicht, doch immer<br />
ist die Stimmung herrlich. Dank sei<br />
Britta Rambeck, der Seele des Seerosenkreises,<br />
die von Schwabing aus ihre kulturellen<br />
Fäden spinnt. Wer anschließend<br />
noch zu einem Nachttrunk von Oswald<br />
Maluras Sohn Andrew in die „Traumstadt-Wohnung“<br />
in der Kaulbachstraße<br />
eingeladen wird, ist im Schwabinger<br />
Kunsthimmel angelangt. Alles ist so, wie<br />
es war, als die Traumstädter <strong>und</strong> Seerosianer<br />
noch ihre wilden Feste feierten – die<br />
lange Tafel, der Flügel, der Kandelaber,<br />
die Bilder <strong>und</strong> Fotos … alles ist Kunst,<br />
<strong>und</strong> die Kunst verstand sich zu feiern.<br />
Zeitzeugen schwärmen heute noch<br />
vom Schwabing der besten Jahre, doch<br />
ich begnüge mich durchaus vergnügt mit<br />
der Gegenwart. Bin ich doch ein Frischling,<br />
„a Zuagroasta“, aber ich habe mich<br />
vom ersten Tag an schwabinglich gefühlt.<br />
Wo doch sowieso auf 1000 Leute<br />
nur fünf echte Schwabinger kommen, wie<br />
Walter meint, Zahntechnikermeister <strong>und</strong><br />
Stammgast im „Boteghin“. Er gehört zu<br />
jenen, die im Chor singen, dass früher alles<br />
besser war. Zahntechnisch begründet<br />
er es damit, dass es heutzutage viel mehr<br />
„Knirscher“ gebe als früher. Ich knirsche<br />
nicht, ich blühe auf in meinem <strong>neue</strong>n<br />
Viertel, in dem es so viel zu entdecken<br />
gibt, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der<br />
Wagen steht gut in der Duplex-Garage,<br />
<strong>und</strong> das rückwärtige Einparken in dieselbe<br />
weist einen schon als Künstler aus.<br />
Vergessen <strong>Sie</strong> die Leopoldstraße, die<br />
so gesichtslos ist wie mittlerweile alle großen<br />
Straßen in allen großen Städten. Wo<br />
sich McDonald’s & Co. ausbreiten, sollst<br />
du weichen <strong>und</strong> in Nebenstraßen eintauchen.<br />
Sogar in der Hohenzollern fi nden<br />
sich eine w<strong>und</strong>erbare, sehr skurrile<br />
Parfumerie, die ihren eigenen Öffnungszeiten<br />
folgt, <strong>und</strong> ein Strumpfwarenladen,<br />
der noch Laufmaschen „auffängt“. Zum<br />
Kurfürstenplatz hin <strong>und</strong> in Richtung Elisabethmarkt<br />
entfalten sich kleine Spezialitätengeschäfte,<br />
die Minirestaurants<br />
der Italiener <strong>und</strong> Vietnamesen, die mittags<br />
immer brechend voll sind. In Schwabing<br />
wird gegessen <strong>und</strong> getrunken, was<br />
das Zeug hält, <strong>und</strong> die Krise, sie scheint<br />
einen Bogen um das Viertel zu machen,<br />
vielleicht, weil hier so viele Genieanwärter<br />
wohnen, Künstler aller Arten, die das<br />
Brotlose auf ihre Weise ausleben, sowie<br />
Christine Grän weiß:<br />
Nirgendwo sonst gibt<br />
es so viele winzige,<br />
w<strong>und</strong>ersame Geschäfte,<br />
Cafés <strong>und</strong> Beisln wie in<br />
der Türkenstraße<br />
betuchte Beamte, Rentner <strong>und</strong> Witwen in<br />
Jugendstilwohnungen, aus denen sie niemals<br />
weichen wollen.<br />
Zu guter Letzt die Türkenstraße: In<br />
Kälte <strong>und</strong> Schneetreiben entfaltet sie<br />
nicht diese bunte, lärmende Pracht der<br />
Sommermonate. Doch gibt es nirgendwo<br />
so viele winzige, w<strong>und</strong>ersame Geschäfte,<br />
Cafés <strong>und</strong> Beisln wie in der<br />
Straße der letzten Bohemeanwärter. Nirgendwo<br />
so viele Männer mit kleinen kläffenden<br />
H<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Frauen mit kleinen<br />
exzentrischen Hüten. Das Heute ist gut,<br />
doch freue ich mich auf den Frühling in<br />
Schwabing. Bis dahin wird Arnold Zöhrer<br />
vielleicht Pass gegen Geld eingetauscht<br />
haben. Falls nicht, bleibt es eine dieser<br />
Geschichten, die zu Schwabing gehören<br />
wie das Lächeln, traumstädtisch <strong>und</strong> nie<br />
gänzlich verloren.<br />
Foto: Volker Derlath<br />
Christine Grän, Jahrgang 52, lebt seit<br />
zehn Jahren in München. Nach dem<br />
Studium <strong>und</strong> einem Journalistik-Volontariat<br />
ging sie nach Afrika, um eine Lodge<br />
zu leiten, <strong>und</strong> schrieb dort ihren ersten<br />
Kriminalroman. Weitere folgten mit der<br />
Detektivin Anna Marx. Die Reihe war<br />
auch als TV-Serie erfolgreich. Weitere Romane:<br />
„Die Hochstaplerin“, „Hurenkind“<br />
<strong>und</strong> zuletzt „Heldensterben“. Grän wurde<br />
u.a. 2007 mit dem Ernst-Hofrichter-Preis<br />
ausgezeichnet.<br />
29
30<br />
Kolumne<br />
Impressum<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Verleger:<br />
BISS e.V.<br />
Metzstraße 29, 81667 München<br />
(zugleich Anschrift aller Verantwortlichen)<br />
Geschäftsführung: Hildegard Denninger<br />
Chefredaktion: Günter Keil, Andreas<br />
Unger (beide verantwortlich im Sinne des<br />
Presserechts)<br />
Schlussredaktion: Helga Voit<br />
Gestaltung: Medienkeller<br />
(Anne Britt Keller, Sabine Klein)<br />
Mitarbeit:<br />
Text: Christine Auerbach, Hildegard Denninger,<br />
Christine Grän, Bernd Hein, Nina<br />
Koslowski, Annette Leyssner, Bernd<br />
Oswald, Fabienne Pakleppa, Chris tian<br />
<strong>Sie</strong>pmann, Lutz Steinbrück, Daniela<br />
Walther, Dieter Wachholz <strong>und</strong> die Schreibwerkstatt<br />
von BISS unter der Leitung von<br />
Simone Kayser<br />
Foto: Volker Derlath, Barbara Donaubauer,<br />
Benjamin Ganzenmüller (auch SWS),<br />
Kathrin Harms, Annegret Künkel,<br />
Bernd Oswald, Volker Schmitt,<br />
Anja Weingandt<br />
Comic: Papan<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe:<br />
18.04.2009<br />
Anschrift der Redaktion:<br />
Metzstraße 29, 81667 München<br />
Tel. 089 / 33 20 33, Fax 089 / 33 20 34<br />
E-Mail info@biss-magazin.de<br />
Internet www.biss-magazin.de<br />
Anzeigenleitung:<br />
Hildegard Denninger (verantwortlich)<br />
Derzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8.<br />
Spendenkonto:<br />
LIGA Bank<br />
Konto-Nr. 221 86 66, BLZ 750 903 00<br />
Bitte geben <strong>Sie</strong> Ihre Adresse im Feld<br />
„Verwendungszweck“ an, damit wir Ihnen<br />
die Spendenquittung zusenden können.<br />
Verkaufspreis: A 1,80<br />
Nachdruck – auch in Auszügen – nur<br />
nach vorheriger Rücksprache mit der<br />
Redaktion.<br />
BISS erscheint monatlich,<br />
Juli/August in einer Doppelausgabe.<br />
Gesamtherstellung:<br />
Color-Offset GmbH<br />
Geretsrieder Str. 10, 81379 München<br />
Tel. 780 41-0, Fax 780 41-200<br />
Druckaufl age: 35000<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />
übernehmen wir keine Gewähr. Die Rücksendung<br />
erfolgt nur gegen Rückporto.<br />
BISS wird gedruckt auf einem zweiseitig<br />
gestrichenen holzhaltigen Bogenoffsetpapier<br />
mit ökologischem Fasermix. Ein<br />
Produkt von Myllykoski, MD Albbruck<br />
ISSN 0948-3470<br />
Jana Förster (54) verkauft seit 2004 BISS. <strong>Sie</strong> wurde in Prag geboren, lebt seit 33 Jahren in<br />
München <strong>und</strong> hat zwei erwachsene Söhne.<br />
Jetzt ist wieder die Zeit der Garten- <strong>und</strong><br />
Balkonarbeiten. Am Viktualienmarkt,<br />
wo ich mit meinen BISS-Zeitungen stehe,<br />
werden Geranien, Fuchsien, Petunien<br />
<strong>und</strong> andere Blumen verkauft. Es erinnert<br />
mich daran, wie ich vor vielen Jahren<br />
mit meinen beiden Jungs in eine w<strong>und</strong>erschöne<br />
2-Zimmer-Wohnung zog, mit<br />
Küche, Bad <strong>und</strong> einem Balkon, der sich,<br />
etwa acht Meter lang, über die Breite beider<br />
Zimmer erstreckte. Auf diesem Balkon<br />
verbrachten wir sehr schöne Sonntage<br />
<strong>und</strong> Abende. Wir hatten da einen<br />
Plastikgrasteppich, den wir bei den Mülltonnen<br />
unseres Hauses gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mit<br />
ziemlich viel Schrubben sauber gekriegt<br />
hatten. Wir besaßen damals auch eine<br />
liebe Katze, die sich auf dem Balkon ein<br />
bisschen fürchtete. Als aber im Juni dicke<br />
Käfer auf unserem Balkon landeten,<br />
schnappte sie die <strong>und</strong> fraß sie manchmal<br />
sogar. Ich war damit nicht einverstanden<br />
<strong>und</strong> sperrte sie in die Wohnung. In<br />
warmen Nächten schliefen meine Jungs<br />
auf Matratzen auf dem Balkon <strong>und</strong> hatten<br />
dabei viel Freude. Wir schleppten Säcke<br />
voll Erde vom Supermarkt heim <strong>und</strong><br />
bepfl anzten die Balkonkästen mit prächtigen<br />
Geranien. Im folgenden Jahr siebte<br />
ich die Erde <strong>und</strong> besorgte Blumensamen,<br />
die wir im Frühling in unsere Balkonkästen<br />
säten. Lange Zeit wuchs gar nichts.<br />
Jana auf<br />
dem Balkon<br />
Wir gossen die unsichtbaren Pfl anzen<br />
<strong>und</strong> machten aus, dass der, der den ersten<br />
Keimling entdeckt, sich etwas wünschen<br />
darf. Ich hoffte nur, dass nicht ich es sein<br />
würde, sondern einer meiner Jungs. Und<br />
eines Tages entdeckten sie die ersten Sämlinge<br />
<strong>und</strong> wünschten sich … Taschengeld.<br />
Das gab es bis dahin nicht, da ich als Alleinerziehende<br />
nicht viel verdiente, aber<br />
für jene Sommersaison machte ich eine<br />
Ausnahme. Die Blumen wuchsen <strong>und</strong><br />
wuchsen <strong>und</strong> hingen weit über die Balkonbrüstung.<br />
Dazwischen blühten stehende<br />
Pfl anzen. Lila, weiß <strong>und</strong> gelb war unser<br />
Balkon. Aus der Weite ein herrlicher<br />
Anblick. Wir freuten uns, aber die Nachbarn<br />
unter uns schimpften, da immer<br />
wieder Blüten runterfi elen. Diese Leute<br />
übertrieben es ein wenig mit der Sauberkeit,<br />
<strong>und</strong> ich musste sogar mal runter, ihren<br />
Balkon putzen. Ich wollte schon alle<br />
Pfl anzen rausreißen, aber da kam mir<br />
ein Hagelsturm zuvor. So schnell konnten<br />
wir die Blumenkästen gar nicht abnehmen,<br />
wie der Wind sie von der Brüstung<br />
auf unseren Balkonboden blies. Es sah<br />
aus wie nach einer Schlacht. Im Jahr darauf<br />
pfl anzte ich nur noch ein paar Grünpfl<br />
anzen, <strong>und</strong> bald konnte ich die Wohnung<br />
eh nicht mehr fi nanzieren <strong>und</strong> wir<br />
zogen in die jetzige, wo ich nun alleine<br />
wohne. Ich habe keinen Balkon mehr.<br />
„Um das Projekt BISS zu unterstützen, übernehme ich die Druckkosten für diese Seite.“<br />
Ernst Burger, Sintzenichstr. 9, 81479 München
Adressen<br />
Wohnungsverlust<br />
Amt für Wohnen <strong>und</strong> Migration<br />
Franziskanerstr. 6 <strong>und</strong> 8,<br />
zuständig für Unterbringung, Wohnen<br />
<strong>und</strong> Geld ist die Zentraleinheit<br />
Wohnungslosigkeit, Öffnungszeiten:<br />
Mo, Mi, Fr: 8.30 – 12 Uhr, Mi: 15 – 17<br />
Uhr (nur für Berufstätige)<br />
Städtisches Unterkunftsheim<br />
für Männer<br />
Pilgersheimer Str. 11, Tel. 62502-20,<br />
Bettenvergabe: Mo bis Fr: 14 – 19 Uhr,<br />
Sa, So u. Feiertage: 16 – 19 Uhr<br />
Karla 51 Frauenobdach,<br />
Karlstr. 51, Tel. 549151-0, Beratung<br />
<strong>und</strong> Aufnahme r<strong>und</strong> um die Uhr; Café:<br />
Di bis So: 12 – 17 Uhr, Fr: bis 20 Uhr<br />
Heilsarmee (nur für Männer),<br />
Pestalozzistr. 36, Tel. 267149,<br />
Aufnahme tägl. 5 – 22.30 Uhr<br />
Jugendschutzstelle für<br />
männliche Jugendliche von<br />
14 bis 18 Jahren<br />
Scapinellistr. 15a, Tel. 829903-14,<br />
Öffnungszeiten: r<strong>und</strong> um die Uhr<br />
Jugendschutzstelle für Mädchen<br />
von 13 bis 17 Jahren<br />
Oselstr. 31a, Tel. 82070047,<br />
Öffnungszeiten: r<strong>und</strong> um die Uhr<br />
Internationaler B<strong>und</strong><br />
Mädchenschutzstelle<br />
für Mädchen von 13½ bis 17 Jahren,<br />
Tel. 43908413<br />
JUP – Jugendpension<br />
Nockherstr. 60, Tel. 436629-11,<br />
Öffnungszeiten: tägl. 8 – 21 Uhr<br />
I.M.M.A.<br />
Zufl uchtsstelle für Mädchen <strong>und</strong> junge<br />
Frauen zwischen 14 <strong>und</strong> 20 Jahren,<br />
Tel. 183609, erreichbar r<strong>und</strong> um die<br />
Uhr<br />
Herzogsägmühle<br />
Von-Kahl-Str. 4, 86971 Peiting,<br />
Beratung <strong>und</strong> Aufnahme r<strong>und</strong> um die<br />
Uhr für Frauen, Männer <strong>und</strong> Paare,<br />
Tel. 08861/219-349<br />
H-TEAM e.V. Ambulante Wohnungshilfe/Ambulanter<br />
Pfl egedienst,<br />
Beratung <strong>und</strong> Hilfen bei Wohnproblemen<br />
durch Sammeln, Horten,<br />
„Verwahrlosung“, Pfl ege - <strong>und</strong> anderem<br />
Hilfebedarf. Plinganserstr. 19,<br />
Tel. 7473620, Fax: 7470663, Sprechzeiten:<br />
Mo, Mi <strong>und</strong> Fr: von 9 - 12 Uhr<br />
Beratung<br />
Teestube „komm“ Streetwork<br />
(für Männer <strong>und</strong> Frauen),<br />
Zenettistr. 32, Tel. 771084/-85,<br />
Öffnungszeiten: tägl. 14 – 20 Uhr<br />
Bürozeiten: Mo bis Fr: 9 – 13 Uhr<br />
Außenstelle Streetwork<br />
München-Nord, Trautenwolfstr. 9,<br />
Tel. 335574 oder Terminvereinbarung<br />
über die Teestube „komm“<br />
Streetwork-Büro<br />
Beratungsstelle für Jugendliche <strong>und</strong><br />
junge Erwachsene, Johannisplatz 12,<br />
Tel. 4891472, Öffnungszeiten:<br />
Mo: 10.30 – 12 Uhr, Di: 18 – 21 Uhr<br />
Sozialer Beratungsdienst<br />
(nur für Männer), Pilgersheimer Str.<br />
11, Tel. 62502-0, Sprechzeiten: Mo bis<br />
Fr: 8.30 – 12 Uhr <strong>und</strong> nach Vereinbarung;<br />
Notdienst: Mo bis Fr: 14 – 19<br />
Uhr, Sa, So u. Feiertage: 16 – 19 Uhr<br />
Evangelischer Beratungsdienst<br />
für Frauen (mit Wohnheim),<br />
Heßstr. 12, Tel. 288285/-86,<br />
Sprechzeiten: Mo bis Fr: 9 – 16 Uhr<br />
Beratungsstelle für Mädchen<br />
<strong>und</strong> Frauen (Sozialdienst katholischer<br />
Frauen), Dachauer Str. 48, Tel. 559810,<br />
Sprechzeiten: Mo bis Do: 9 – 12 Uhr,<br />
13 – 17 Uhr, Fr: 9 – 13 Uhr <strong>und</strong> nach<br />
Vereinbarung<br />
Initiative Münchner Mädchenarbeit<br />
(I.M.M.A.) Beratungsstelle für<br />
Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen, An der<br />
Hauptfeuerwache 4, Tel. 2607531<br />
Frauenhilfe München<br />
Beratung <strong>und</strong> Wohnmöglichkeit für<br />
misshandelte Frauen <strong>und</strong> deren Kinder,<br />
ambulante Beratung, Tel. 35483-0<br />
Frauennotruf<br />
Fürstenrieder Str. 84, Tel. 763737, Beratungs-<br />
<strong>und</strong> Fachzentrum bei sexualisierter<br />
Gewalt: Mo bis Fr: 10 – 18 Uhr,<br />
Krisentelefon bei Gewalt: Mo bis Fr:<br />
18 – 24 Uhr, Sa <strong>und</strong> So: 18 – 2 Uhr<br />
Ausländerberatung im internationalen<br />
Beratungszentrum des BRK<br />
Goethestr. 53, Tel. 5328989, Öffnungszeiten:<br />
Mo, Mi, Fr: 9 – 12 Uhr, Di u. Mi:<br />
14 – 17 Uhr <strong>und</strong> nach Vereinbarung<br />
Krankheit<br />
Informationszentrum Referat für<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
zu Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit, zu<br />
stationären <strong>und</strong> ambulanten Einrichtungen,<br />
zu Selbsthilfegruppen <strong>und</strong><br />
Beratungsstellen, Dachauerstr. 90, Tel.<br />
233-37663<br />
Praxis Dr. Barbara Peters-<br />
Steinwachs, Pilgersheimer Str. 11,<br />
Tel. 6250240, Sprechzeiten: Mo bis Fr:<br />
9 – 12.30 Uhr, Obdachlosenmobil,<br />
Tel. 0172/8221173<br />
Praxis der Benediktinerabtei<br />
St. Bonifaz: Dr. Irene Frey-Mann,<br />
Dr. Mechthild Nowottnick, Karlstr. 34,<br />
Tel. 55171-310, Sprechzeiten:<br />
Mo bis Fr: 8.30 – 12 Uhr <strong>und</strong> nach tel.<br />
Vereinbarung; Di ab 13 Uhr in Karla<br />
51, Tel. 549151-0<br />
Landeshauptstadt München Referat<br />
für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />
– Anonyme Beratung zu Aids <strong>und</strong><br />
sexuell übertragbaren Krankheiten<br />
Bayerstraße 28a, 80335 München,<br />
Erdgeschoss, Zi. 0045. Beratung <strong>und</strong><br />
kostenlose Testmöglichkeit:<br />
Mi, Do: 8 – 11 Uhr, Di: 14 – 18 Uhr,<br />
Do: 14 – 15 Uhr, Tel. 233-2 3333<br />
Münchner AIDS-Hilfe e.V.<br />
Lindwurmstr. 71, Tel. 54333-0,<br />
Öffnungszeiten: Mo bis Do: 9 – 17<br />
Uhr, Fr: 9 – 14 Uhr<br />
Psychiatrischer Krisendienst<br />
Tel. 729 59 60<br />
Sucht<br />
Landeshauptstadt München Psychosoziale<br />
Beratungsstelle für Alkohol-<br />
u. Medikamentenprobleme<br />
Dachauer Str. 90/UG, Tel. 233-37563,<br />
Sprechzeiten: jeden Werktag.<br />
Tel. Terminvereinbarung sinnvoll<br />
SuchtHotline:<br />
Tel. 28 28 22 (r<strong>und</strong> um die Uhr)<br />
Tal 19 Beratungs- <strong>und</strong> Therapiezentrum<br />
für Suchtgefährdete <strong>und</strong> Abhängige,<br />
Tel. 242080-0, Fax 242080-11<br />
Frauenberatungsstelle TAL 19<br />
Tel. 242080-20, Fax 242080-21,<br />
Öffnungszeiten: Mo bis Do: 10 – 18<br />
Uhr, Fr: 10 – 15 Uhr<br />
Frauentherapie-Zentrum<br />
Beratung <strong>und</strong> Behandlung bei Alkoholoder<br />
Medikamentenabhängigkeit,<br />
Güllstr. 3, Tel. 747370-0, Fax 747370-<br />
80, Mo bis Do: 10 – 13 Uhr <strong>und</strong><br />
15 – 17 Uhr, Fr: 10 – 13 Uhr<br />
Städtische Drogenberatung<br />
Bayerstr. 28a, Beratung <strong>und</strong> Betreuung<br />
für Konsumenten illegaler Drogen<br />
<strong>und</strong> deren Angehörige, Tel. 233-<br />
47964, Sprechzeiten: Mo bis Fr: 10<br />
– 17 Uhr oder nach Vereinbarung<br />
extra Beratungs- <strong>und</strong> Kontaktzentrum<br />
für drogenabhängige <strong>und</strong><br />
gefährdete Frauen <strong>und</strong> Mädchen,<br />
Mütter <strong>und</strong> ihre Kinder, schwangere<br />
Frauen <strong>und</strong> Mädchen, Corneliusstr.<br />
2, 80469 München, Tel. 236063,<br />
Fax 236069, Öffnungszeiten: Mo bis<br />
Do: 9 – 17.30 Uhr, Fr: 9 – 16 Uhr <strong>und</strong><br />
nach Vereinbarung<br />
Condrobs Drogenberatung<br />
Beratung, Therapie, Prävention,<br />
Konradstr. 2, Tel. 3883766<br />
Anonyme Alkoholiker (AA)<br />
Tel. 19295, tel. Sprechzeiten:<br />
19 – 22 Uhr<br />
Al Anon Familiengruppen<br />
Anonyme Selbsthilfegruppen für Angehörige<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e von Alkoholikern,<br />
Tel. 55029916<br />
Blaues Kreuz<br />
Psychosoziale Beratungs- <strong>und</strong> Behandlungsstelle<br />
für Suchtgefährdete<br />
(auch für Angehörige), Kurfürstenstr.<br />
34/I, Tel. 332020, Telefonsprechzeiten:<br />
Mo, Di, Do: 10 – 12 Uhr <strong>und</strong> 14 – 17<br />
Uhr, Mi: 14 – 17 Uhr, Fr: 10 – 13 Uhr,<br />
offene Angebote: Mo: 10 – 12, Di:<br />
9 – 11 Uhr<br />
Caritas Fachambulanz für<br />
Suchtkranke<br />
Erwachsene ab 30 Jahre: Schwanthalerstr.<br />
84/Rgb., Tel. 530991-0.<br />
Beratung für junge Erwachsene bis 30<br />
Jahre: Dachauer Str. 29, Tel. 5458320<br />
Drogennotdienst München „L43“<br />
prop e.V., 24 Std. Beratung – Kontaktladen<br />
– Notschlafstelle, Landwehrstr.<br />
43/Rgb., Tel. 54908630, Öffnungszeit<br />
Kontaktladen: So bis Mi: 11 – 21 Uhr<br />
u. Do bis Sa: 16 – 21 Uhr, Anmeldung<br />
Notschlafstelle: tägl. 18 – 20 Uhr<br />
Kontaktladen OFF<br />
Condrobs, Orleansstr. 60, Tel. 481425,<br />
Fax 44 71 88 70, Öffnungszeiten:<br />
Mo u. Di: 10.30 – 16.30 Uhr,<br />
Mi u. Do: 12.30 – 16.30 Uhr<br />
Hans-Scherer-Haus<br />
Träger: Katholischer Männerfürsorgeverein<br />
München e.V.,<br />
85764 Oberschleißheim,<br />
Tel. 3158250, Fax 31582599<br />
Kreuzb<strong>und</strong> Diözesanverband<br />
München <strong>und</strong> Freising e.V.<br />
Selbsthilfe-Helfergemeinschaft für<br />
Suchtkranke <strong>und</strong> deren Angehörige,<br />
Dachauerstr. 5, Tel. 59083777,<br />
Fax 59083776, Kontakttelefon, Gruppenverzeichnis,<br />
persönliche Beratung<br />
nach Vereinbarung<br />
Fährhaus – Anonyme<br />
Sucht-Selbsthilfe<br />
Zusammenkünfte:<br />
Mo: 20.15 Uhr, Westendstr. 68;<br />
Mi: 19.30 Uhr, Nußbaumstr. 7;<br />
Sa: 17.30 Uhr, Leonrodstr. 19<br />
Schulden<br />
Landeshauptstadt München<br />
Allgemeiner Sozialdienst (ASD)<br />
Schuldnerberatung<br />
Mathildenstr. 3a, Tel. 233-24353,<br />
Anmeldung über die zuständige<br />
Außenstelle des ASD<br />
Schuldnerberatung von AWO<br />
<strong>und</strong> DGB im Gewerkschaftshaus für<br />
Münchner Arbeitnehmer, Schwanthalerstr.<br />
64, 80336 München, Tel.<br />
532716<br />
Bayerisches Rotes Kreuz<br />
Schuldnerberatung, Kreisverband<br />
München, Seitzstr. 8, 80538<br />
München, Tel. 2373-0/-245/-264<br />
Schuldner- <strong>und</strong> Insolvenzberatung<br />
Evangelisches Hilfswerk München<br />
Bad-Schachener-Str. 2b,<br />
81671 München, Tel. 1890476-60,<br />
Fax 1890476-61<br />
Schuldnerberatungsstelle<br />
der Caritas, Landwehrstraße 26,<br />
80336 München, Tel. 23114930<br />
Weitere Hilfsangebote<br />
Münchner Arbeitsgemeinschaft<br />
Arbeitsförderungsinitiativen<br />
Jobbörse <strong>und</strong> Infos über Qualifi zierungsmöglichkeiten<br />
für schwervermittelbare<br />
Arbeits- bzw. Erwerbslose<br />
MAGAFI im Internet unter<br />
www.magafi .de<br />
Telefonseelsorge<br />
Beratung in allen Lebensfragen, r<strong>und</strong><br />
um die Uhr besetzt (gebührenfrei),<br />
Tel. 0800/1110111 (ev.),<br />
Tel. 0800/1110222 (kath.)<br />
Evangelische <strong>und</strong> katholische<br />
Bahnhofsmission<br />
Münchner Hauptbahnhof, Gleis 11,<br />
Tel. 594576/-77/-78, Öffnungszeiten:<br />
tägl. r<strong>und</strong> um die Uhr.<br />
Die Bahnhofsmission übernimmt<br />
in Notfällen Vertretungsfunktion für<br />
Sozial- <strong>und</strong> Wohnungsamt.<br />
Münchner Insel unter dem<br />
Marienplatz<br />
Ökumenisches Kriseninterventions<strong>und</strong><br />
Beratungszentrum (keine fi nanzielle<br />
Hilfe), U-Bahn-Hof Marienplatz,<br />
Untergeschoss, Tel. 220041,<br />
Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, Fr:<br />
9 – 18 Uhr, Do: 11 – 18 Uhr<br />
Münchner Zentralstelle für<br />
Strafentlassenenhilfe<br />
Haimhauser Str. 13 (Eingang<br />
Occamstr.), Tel. 380156-0,<br />
Sprechzeiten: Mo bis Fr: 8 – 12 Uhr<br />
<strong>und</strong> nach tel. Vereinbarung<br />
Alleinerziehende, VAMV – Verband<br />
alleinerziehender Mütter <strong>und</strong> Väter,<br />
Silberhornstr. 6, Tel. 6927060<br />
Väterinitiative für engagierte<br />
Elternschaft e.V.<br />
Ligsalzstr. 24, Väterbüro:<br />
Tel. 50009595, Fax 50009597<br />
BISS 06/2009 erscheint Anfang<br />
Juni mit dem Schwerpunkt:<br />
Bildung<br />
Anzeigenschluss:<br />
05.05.2009<br />
Druckunterlagenschluss:<br />
08.05.2009<br />
Informationen für Ihre Anzeige<br />
erhalten <strong>Sie</strong> bei:<br />
Hildegard Denninger<br />
Tel. 089 / 33 20 33<br />
Fax 089 / 33 20 34<br />
E-Mail: info@biss-magazin.de<br />
www.biss-magazin.de 31