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BÜRGER IN SOZIALEN SCHWIERIGKEITEN 1,80 O, davon 0,90 O für den Verkäufer Mai 2009<br />

Mama<br />

Geschlagen Eine Mutter fl üchtet ins Heim<br />

Ehrlich Was Kinder über ihre Mamas denken<br />

<strong>Biss</strong>chen Lohnt es sich, zu betteln?<br />

ISSN 0948-3470


Mitziehen.<br />

Durch Gemeinschaft gewinnen.<br />

Kommen <strong>Sie</strong> zu uns,<br />

<strong>und</strong> werden <strong>Sie</strong> Mitglied, wenn es darum geht, Ihr Recht<br />

gegenüber den Behörden <strong>und</strong> Sozialversicherungsträgern zu erstreiten.<br />

Bei Problemen mit der Rente, der Kranken- <strong>und</strong><br />

Pflegeversicherung, dem Schwerbehindertenrecht, Hartz IV <strong>und</strong><br />

anderen sozialrechtlichen Fragen beraten wir <strong>Sie</strong>, helfen Ihnen<br />

bei der Antragsstellung <strong>und</strong> vertreten <strong>Sie</strong>, wenn es sein muss,<br />

vor Gericht – <strong>und</strong> zwar durch alle Instanzen.<br />

Wir kämpfen für Ihre Interessen<br />

Der VdK mischt sich ein in die aktuelle Sozialpolitik, damit in<br />

Deutschland soziale Gerechtigkeit, Humanität <strong>und</strong> Solidarität<br />

nicht auf der Strecke bleiben.<br />

Jetzt Mitglied werden.<br />

www.vdk-bayern.de<br />

Aber der VdK bietet noch viel mehr:<br />

Kur, Erholung <strong>und</strong> Reisen, Seminar- <strong>und</strong> Freizeitangebote für<br />

Familien mit behinderten Kindern, eine Akademie für pflegende<br />

Angehörige, Seminare für Ehrenamtliche, maßgeschneiderte Versicherungsangebote,<br />

günstige Telefontarife – um nur einiges zu<br />

nennen. Allein in Bayern vertrauen über 540.000 Mitglieder dem<br />

VdK. Nutzen <strong>Sie</strong> die Vorteile einer starken Gemeinschaft. Werden<br />

auch <strong>Sie</strong> Mitglied im VdK. Und das für nur 5 Euro im Monat.


intern<br />

Der 90. Geburtstag<br />

Das Geburtstagskind war noch im Nachthemd, als um halb acht Uhr morgens<br />

der erste Gratulant klingelte. Von elf bis sechs Uhr abends kamen Verwandte,<br />

Bekannte, Nachbarn sowie der Bürgermeister <strong>und</strong> gratulierten<br />

Mama zum 90. Geburtstag. Danach wurde Weihnachten gefeiert. Denn<br />

meine Mutter hat am Heiligen Abend 1918 mit dem ersten Glockenschlag<br />

um 24.00 Uhr das Licht der Welt erblickt. Das hat amtlicherseits zu Verwirrung<br />

geführt, deshalb ist in ihrem Taufschein der 24. <strong>und</strong> in der Geburtsurk<strong>und</strong>e<br />

der 25. Dezember als Geburtstag eingetragen.<br />

Weihnachten ist kein guter Tag, um ein Fest zum eigenen Geburtstag zu<br />

geben, deshalb feiern die „Christkindle“ meist ihren Geburtstag nach. So<br />

auch meine Mutter. <strong>Sie</strong> feierte am 27. Dezember mit den Verwandten <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> am Abend des 29. gab es eine schöne Nachfeier mit dem Katholischen<br />

Frauenb<strong>und</strong> Steinfeld, bei dem wir beide seit seiner Gründung<br />

vor 30 Jahren Mitglieder sind.<br />

Einige Wochen vor ihrem Geburtstag musste meine Mutter ins Krankenhaus.<br />

Bis dahin hatte sie noch täglich im Gasthof meines Bruders mitgearbeitet.<br />

Es war nicht sicher, ob sie bis Weihnachten wieder ges<strong>und</strong> oder überhaupt<br />

in der Stimmung zum Feiern sein würde. Aber Mama meinte, wir<br />

sollten die Einladungen verschicken. Denn sonst käme die Verwandtschaft<br />

ja nur noch auf Beerdigungen zusammen.<br />

Es wurde ein fröhliches <strong>und</strong> entspanntes Fest, mit einem Geburtstagskind,<br />

das zwar hin <strong>und</strong> wieder Schmerzmittel einnehmen musste, dem aber<br />

die Freude anzusehen war, wieder einmal alle Verwandten zugleich zu sehen.<br />

Mein Bruder <strong>und</strong> meine Schwägerin hatten alles ganz nach den Wünschen<br />

meiner Mutter ausgerichtet. Zu Mittag gab es Leberknödelsuppe <strong>und</strong><br />

Schweine-, Rinder- <strong>und</strong> Gansbraten („Des mög’n die Ald’n“), zum Abendessen<br />

Hähnchen, Pommes Frites <strong>und</strong> Pizza („Des mög’n die Jungen“).<br />

Die köstlichen Torten <strong>und</strong> Kuchen hatte sie sich als Geburtstagsgeschenk<br />

von Verwandten gewünscht („Dann wiss’n die Leud’ wenigsdens, was sie<br />

scheng’n soll’n“). Mama saß zwischen Tante Fina <strong>und</strong> Onkel Emil, den beiden<br />

nach ihr ältesten Verwandten, unterhielt sich prächtig <strong>und</strong> ließ es sich<br />

nicht nehmen, von Tisch zu Tisch zu gehen <strong>und</strong> sich mit allen Gästen zu unterhalten.<br />

<strong>Sie</strong> mag die Menschen, <strong>und</strong> deshalb mögen die Menschen sie.<br />

Unsere Mutter hat ihr Leben lang gearbeitet, aber immer auch gern Feste<br />

gefeiert. Was sie nie getan hat <strong>und</strong> auch jetzt nicht tut, ist, über Krisen zu<br />

klagen. Die bewältigt sie lieber. „Soll’n sie hald g’scheide G’sedze mach’n,<br />

dann passierd so was ned“, meinte sie neulich, als es bei einer Talkshow im<br />

Fernsehen wieder einmal um die Finanzkrise ging. Und Recht hat sie!<br />

Es grüßt <strong>Sie</strong> ganz herzlich<br />

Foto: Barbara Donaubauer<br />

3


4<br />

Intro<br />

BISS ist ein Zeitungsprojekt, das seit<br />

1993 Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern in sozialen<br />

Schwierigkeiten hilft, sich selbst zu helfen.<br />

Das Blatt wird professionell gemacht <strong>und</strong><br />

hauptsächlich von Menschen verkauft,<br />

die obdachlos sind oder waren. Die Verkäufer<br />

kommen in der Schreibwerkstatt<br />

(SWS) auf den Seiten 4, 16, 17 <strong>und</strong> 30<br />

selbst zu Wort.<br />

Vom Verkaufspreis, 1,80 Euro pro Exemplar,<br />

behalten die Verkäufer 90 Cent.<br />

BISS hat die Anstellung von Verkäufern,<br />

die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance<br />

haben, zum Ziel. Zurzeit sind 32 von r<strong>und</strong><br />

100 Verkäufern fest angestellt.<br />

BISS fi nanziert sich durch den Verkauf<br />

der Zeitschrift sowie durch Anzeigen <strong>und</strong><br />

Bußgelder, die BISS von Richtern <strong>und</strong><br />

Staatsanwälten sporadisch zugesprochen<br />

werden. Mit diesen Einnahmen werden<br />

die Herstellungskosten der Zeitschrift<br />

inklusive Honoraren sowie die Betriebskosten<br />

<strong>und</strong> die Fachpersonal-Gehälter<br />

bezahlt.<br />

Der gemeinnützige Verein BISS e.V.<br />

unterstützt Qualifi zierungsmaßnahmen<br />

für Betroffene. Um sozial benachteiligten<br />

jungen Menschen zu einer erstklassigen<br />

Berufsausbildung zu verhelfen, hat der<br />

Verein die Stiftung BISS gegründet, die<br />

die Trägerschaft beim geplanten Projekt<br />

Hotel BISS (Seite 21) übernehmen soll.<br />

Alle Spenden werden für Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger in sozialen Schwierigkeiten<br />

eingesetzt.<br />

Spendenkonto bei der<br />

LIGA Bank München<br />

Konto-Nr. 22186 66<br />

BLZ 750 903 00<br />

Bitte kaufen <strong>Sie</strong> BISS nur bei Verkäufern,<br />

die ihren Ausweis deutlich sichtbar<br />

tragen. BISS wird nur auf der Straße,<br />

nicht an der Haustür verkauft.<br />

BISS ist Mitglied im Internationalen Netz<br />

der Straßenzeitungen.<br />

www.street-papers.org<br />

Titel-Foto: Kathrin Harms<br />

Foto Intro: Benjamin Ganzenmüller<br />

Foto Inhalt (v.o.): Volker Schmitt,<br />

Jule Schneider, Anja Weigandt<br />

BISS-Verkäufer Marco Veneruso am Rolltreppenaufgang Schützenstraße<br />

Mein Standplatz Stachus<br />

Ich verkaufe BISS seit acht Jahren im Ladengeschoss zwischen<br />

Stachus <strong>und</strong> Hauptbahnhof, direkt vorm Eingang der Schmankerlgasse,<br />

am Rolltreppenaufgang Schützenstraße. Oberhalb der<br />

Rolltreppe befi ndet sich – glaube ich – der Justizpalast. Genau<br />

weiß ich das gar nicht, weil ich im Rollstuhl sitze, ich bin die<br />

Rolltreppe noch nie hochgefahren. Seit einigen Monaten wird<br />

im Untergeschoss gebaut. Es ist staubig <strong>und</strong> dreckig, die Presslufthämmer<br />

<strong>und</strong> Zementmischmaschinen machen einen Höllenlärm.<br />

Bevor ich mit dem Verkaufen beginnen kann, hebt der<br />

Angestellte des Telefonladens die BISS-Hefte aus meiner Tasche<br />

<strong>und</strong> legt sie vor mich auf den Boden. Ein Heft gibt er mir in die<br />

Hand <strong>und</strong> in die andere Hand mein Plastikschälchen mit dem<br />

Wechselgeld. Meine K<strong>und</strong>en sind meistens Frauen. Viele nette<br />

Leute bieten an, mich auf eine Leberkässemmel oder einen Kaffee<br />

einzuladen. Ich lehne aber immer ab, weil ich eh zu dick bin<br />

<strong>und</strong> nur wenig trinke, um nicht so oft heim auf die Toilette zu<br />

müssen. Schon manchmal haben Araber mir im Vorbeigehen 1-<br />

Cent-Stücke in die Geldschale geworfen, weil sie denken, ich sei<br />

ein Bettler. Früher habe ich dann „No,no,no“ gerufen, auf die<br />

Zeitungen gezeigt <strong>und</strong> versucht zu erklären, die kosten „two Euro“,<br />

weil ich „1,80“ nicht auf Englisch sagen kann. Mittlerweile<br />

lasse ich das <strong>und</strong> sage „shukran“, das heißt „Danke“ auf Arabisch.<br />

Im Sommer ist es schön an meinem Platz, dann stehe ich<br />

bis 19 Uhr, <strong>und</strong> danach fahre ich zum BISS-Verkaufen die Leopoldstraße<br />

auf <strong>und</strong> ab. Wenn ich K<strong>und</strong>en im Gespräch erzähle,<br />

dass ich meine Miete selber zahle, sagen die oft, ich könne stolz<br />

auf mich sein, ich fi nde es aber ganz selbstverständlich, dass<br />

man sein Geld selber verdient.<br />

Marco Veneruso/SWS


Inhalt<br />

18 Zwei Frauen, zwei Generationen: ein Gespräch<br />

über die Mutterrolle<br />

12 Was Kinder schon immer über ihre Mama<br />

sagen wollten<br />

14 Nicole Kurz ist eine gute Mutter – aber sie<br />

musste das erst lernen<br />

Mama<br />

8 Papa haut nicht mehr<br />

Er schlug sie, sie fl oh ins Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind.<br />

Wenn er heute zu Besuch kommt, sitzt er ganz kleinlaut<br />

in der Ecke<br />

12 „Mama trifft immer meinen Geschmack“<br />

Kinder erzählen, was sie über ihre Mütter denken<br />

14 Kleiner Mensch, was nun?<br />

Nicole Kurz fi el nach der Geburt ihres Sohnes in ein<br />

tiefes Loch. <strong>Sie</strong> berichtet, wie sie wieder herausfand<br />

15 Hausmütterchen, Karriereweib oder Rabenmutter<br />

Wie es die heutige Frau auch macht: Es ist falsch.<br />

Männer werden schon für kleine Fortschritte gelobt<br />

18 „Man muss in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen“<br />

Zwei Mütter aus zwei Generationen über die Rolle<br />

der Frau in der Familie<br />

20 Mama, Mutter, Mutti, Mam<br />

Wie Kinder ihre Mütter nennen <strong>und</strong> warum<br />

G’schichten<br />

16 Schreibwerkstatt<br />

Unsere Verkäufer erzählen<br />

22 Arbeit beschaffen, Menschen beschäftigen<br />

Das Münchner Projekt ABBA bringt seit 20 Jahren<br />

Menschen in Lohn <strong>und</strong> Brot<br />

24 Die Bilderbuchfamilie<br />

Felix muss zur Kinderärztin, Mama Chris geht tanzen – <strong>und</strong><br />

kämpft am Tag darauf mit einer Sehnenscheidenentzündung<br />

28 Um die Ecke<br />

Christine Grän fühlt sich schwabinglich<br />

30 Jana auf dem Balkon<br />

Die Kolumne aus der Schreibwerkstatt<br />

Rubriken<br />

6 Lob & Tadel<br />

7 BISSchen<br />

21 Hotel BISS<br />

26 Patenuhren<br />

27 Fre<strong>und</strong>e & Gönner | Nachruf<br />

30 Impressum<br />

31 Adressen<br />

5


6<br />

Lob &Tadel<br />

Lob<br />

München hat ein Herz für ältere Arbeitslose – <strong>und</strong> hilft durch Kreativität,<br />

Fre<strong>und</strong>lichkeit <strong>und</strong> Geduld<br />

7500 ältere Arbeitslose zwischen 50<br />

<strong>und</strong> 64 Jahren sind bei der Arge gemeldet.<br />

In der Regel geht es denen so wie<br />

dem Schreiber dieser Zeilen, 57 Jahre<br />

alt <strong>und</strong> allzu freier Journalist: Entweder<br />

erkannten einen die Sachbearbeiter<br />

im Arbeitsamt selbst beim dritten<br />

oder vierten Besuch nicht, weil sie überlastet<br />

waren, oder sie drückten einem 1-<br />

Euro-Jobs <strong>und</strong> ABM-Maßnahmen aufs<br />

Auge <strong>und</strong> schönten so ihre Statistik. Das<br />

Projekt „KompAQT 50 plus – Kompetenznetzwerk<br />

für Arbeit, Qualifi zierung<br />

<strong>und</strong> Transfer“ macht das besser. Unser<br />

Lob gilt weniger dem sperrigen Namen<br />

als dem Elan <strong>und</strong> der Kreativität der 45<br />

<strong>Mitarbeiter</strong> in der Poccistraße, die ver<strong>suchen</strong>,<br />

jährlich r<strong>und</strong> 1000 Langzeitarbeitslose<br />

wieder einzugliedern. Es ist wichtig,<br />

Menschen sich ihrer eigenen Fähigkeiten<br />

bewusst werden zu lassen <strong>und</strong> zugleich<br />

den Arbeitgebern die Vorteile älterer Mit-<br />

Tadel<br />

Eigentlich ist die Sache eindeutig: In Bayerns<br />

Gaststätten besteht noch immer ein<br />

striktes gesetzliches Rauchverbot. Darüber<br />

kann man streiten, aber es besteht<br />

<strong>und</strong> es gilt. Das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

hatte daran bei einer Überprüfung<br />

im August 2008 nichts zu bemängeln.<br />

Zwar will die <strong>neue</strong> bayerische Staatsregierung<br />

aus CSU <strong>und</strong> FDP das Verbot<br />

mit einem Änderungsgesetz ab 1. August<br />

2009 lockern. Doch bis dahin gilt:<br />

Steigt blauer Qualm über Tresen <strong>und</strong> Tischen<br />

auf, verstößt der Wirt gegen geltendes<br />

Recht, jedenfalls wenn er nicht<br />

gerade einen der eigens erf<strong>und</strong>enen Raucherclubs<br />

führt. So weit die Theorie, die<br />

Realität aber sieht anders aus. In immer<br />

mehr Bars <strong>und</strong> Restaurants wird inzwischen<br />

wieder geraucht, selbst wenn sie<br />

keine Raucherclubs sind. In manchen nur<br />

heimlich, still <strong>und</strong> leise, nämlich spät am<br />

Abend, an besonderen Tagen, unter be-<br />

arbeiter nahezubringen: Erfahrung, Ausstrahlung,<br />

Zuverlässigkeit. Jetzt hat sich<br />

die Arge Verstärkung geholt. „Neue Wege<br />

wagen“ heißt das Motto von Ingeus<br />

– internationaler Anbieter von Arbeitsmarktdienstleistungen.<br />

Ingeus, in Australien<br />

gegründet, gibt es seit November<br />

2008 in München. Ihr Ansatz geht über<br />

die reine Arbeitssuche hinaus: Hilfe in<br />

Sachen Finanzplanung, Kinderbetreuung<br />

oder Obdachlosigkeit, Bewerbungsfotos,<br />

Seminare zur Stärkung des Selbstvertrauens,<br />

Unterstützung im Job bis zu sechs<br />

Monate nach Arbeitsbeginn. Man konnte<br />

bereits Supermarktleiter, Verkäufer für<br />

Herrenmode, Altenpfl eger, Studienreiseleiter<br />

<strong>und</strong> einen Buchlektor vermitteln.<br />

Wenn wieder ein <strong>neue</strong>r Arbeitsplatz gef<strong>und</strong>en<br />

worden ist, erklingt ein Gong auf<br />

der Büroetage. Und dann weiß jeder, was<br />

es geschlagen hat.<br />

Dieter Wachholz<br />

In bayerischen Kneipen <strong>und</strong> Wirtshäusern darf nicht geraucht werden.<br />

Es passiert aber trotzdem<br />

sonderen Umständen, wenn wenig Gäste<br />

da sind. In anderen ganz ungeniert <strong>und</strong><br />

den ganzen Tag. Das Kreisverwaltungsreferat<br />

München, das für die Überwachung<br />

des Rauchverbots zuständig ist, gibt zwar<br />

die Auskunft, noch immer anlassbezogen<br />

<strong>und</strong> in Stichproben Münchens Gaststätten<br />

auf den blauen Dunst hin zu kontrollieren.<br />

Besonders wirksam scheint das<br />

aber nicht zu sein, jedenfalls scheinen die<br />

angeblichen Kontrollen die Wirte recht<br />

wenig zu beeindrucken. Erfreulich für die<br />

Raucher – aber nervig für diejenigen, die<br />

die dicke Luft nicht vertragen. Zwar will<br />

manche Gaststätte das Rauchverbot von<br />

sich aus aufrechterhalten, weil sich viele<br />

Gäste daran gewöhnt haben <strong>und</strong> damit<br />

zufrieden sind. Dort aber, wo das nicht<br />

der Fall ist, herrschen harte Zeiten für<br />

Nichtraucher. Denn wo sollen sie nur hin,<br />

bei einem Rauchverbot à la carte?<br />

Christian <strong>Sie</strong>pmann


chen<br />

Lohnt es sich,<br />

zu betteln?<br />

Auf der Straße sitzen <strong>und</strong> die Vorbeigehenden um<br />

Geld bitten – ist das nicht ein lockeres Leben? Das<br />

wollten die Schüler der 8a an der Helen-Keller-Realschule<br />

wissen. <strong>Sie</strong> haben die Teestube „komm“-<br />

Streetwork des evangelischen Hilfswerks in der<br />

Zenettistraße besucht, mit den Streetworkerinnen<br />

Ellen Mayrhofer <strong>und</strong> Verena Graf gesprochen <strong>und</strong><br />

dabei ganz <strong>neue</strong> Erkenntnisse gewonnen<br />

Wollen manche Leute lieber auf der Straße leben, als einem geregelten<br />

Leben nachzugehen?<br />

Verena Graf: Viele unserer Klienten sagen zunächst, dass sie sich<br />

in ihrer Lebenssituation wohlfühlen <strong>und</strong> es gar nicht anders haben<br />

möchten. Doch es ist wichtig, da ganz genau hinzuschauen.<br />

Ich glaube, dass in fast jedem Menschen der Wunsch nach einem<br />

Zuhause steckt. Das kann man sich wie einen Kern vorstellen,<br />

um den sich die zahlreichen Verletzungen <strong>und</strong> Misserfolge wie<br />

Schalen herumgelegt haben. Natürlich gibt es auch Aussteiger,<br />

aber mit denen kommen wir nicht in Kontakt, weil sie nicht in<br />

der Stadt leben, sondern sich wirklich absondern.<br />

Betteln alle Obdachlosen?<br />

Verena Graf: Das gehört zu den klassischen Vorurteilen. Sehr<br />

vielen obdachlosen Menschen sieht man nämlich gar nicht an,<br />

dass sie auf der Straße wohnen – <strong>und</strong> sie würden niemals betteln.<br />

Auch sie haben Anspruch auf fi nanzielle Unterstützung<br />

durch den Staat. Trotzdem sieht man natürlich Bettler. Die Motive,<br />

die Hand aufzuhalten, sind vielfältig. Manche denken, ich<br />

muss nur eine kurze Zeit überbrücken, bis ich wieder einen Job<br />

habe. Außerdem schreckt der Antragsweg für staatliche Unterstützung<br />

manche ab. Dabei muss man nämlich viele Formulare<br />

ausfüllen <strong>und</strong> seine gesamte fi nanzielle Situation offenlegen. Das<br />

schaffen viele Menschen nicht allein.<br />

Lohnt sich das Betteln?<br />

Ellen Mayrhofer: Ich persönlich kenne nur zwei Männer, bei denen<br />

das Betteln ganz gut klappt. <strong>Sie</strong> stehen schon seit Jahren im-<br />

mer an denselben Ecken der Stadt <strong>und</strong> haben Bekanntschaft mit<br />

vielen Passanten geschlossen. Vielleicht sind für manche nicht<br />

nur die Spenden, sondern auch der regelmäßige Kontakt wichtig.<br />

Es hilft ihnen sicher, dass sie interessante Typen sind <strong>und</strong><br />

sich recht leicht damit tun, jemanden auf ein bisschen Kleingeld<br />

anzusprechen.<br />

Soll man Bettlern überhaupt Geld geben?<br />

Verena Graf: Das Betteln ist wirklich oft nur ein ganz kleiner<br />

Teil des Problems. Dahinter steckt meist eine Lebensgeschichte,<br />

in der sehr viele Sachen schiefgegangen sind. Ich selbst gebe<br />

Bettlern kein Geld, sondern versuche, mit ihnen ins Gespräch<br />

zu kommen, um auf weiterführende Hilfen hinzuweisen. Es ist<br />

aber oft gar nicht leicht, den richtigen Ton zu fi nden. Auf jeden<br />

Fall ist es besser, etwas zu essen oder trinken zu kaufen, anstatt<br />

Geld zu geben.<br />

Woran erkennt man, ob ein Bettler wirklich Hilfe braucht oder<br />

ob er zu einer Bande gehört?<br />

Verena Graf: Das ist sehr schwierig festzustellen. Ein Zeichen,<br />

dass er zu einer Bande gehört, könnte sein, dass der Bettelnde<br />

Verletzungen oder Krankheiten präsentiert. Auch bei Bettlern,<br />

die mit Babys unterwegs sind, sollte man eher vorsichtig sein.<br />

Leider können wir diesen Menschen, die oft gnadenlos ausgebeutet<br />

werden <strong>und</strong> selbst meist nur ganz wenig von dem erbettelten<br />

Geld behalten dürfen, nur sehr schwer helfen, weil sie<br />

rasch ihre Standplätze wechseln <strong>und</strong> auch immer nur kurz in<br />

der Stadt sind. Das ist sehr tragisch.<br />

Protokoll: Bernd Hein<br />

Foto: Barbara Donaubauer<br />

7


8<br />

Schwerpunkt Mama


Text: Christine Auerbach<br />

Foto: Volker Derlath<br />

Barbara Donaubauer<br />

Sechs Kilo<br />

Selbstvertrauen<br />

Im Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind fi nden Frauen eine<br />

Unterkunft, die von ihren Männern geschlagen<br />

wurden. Der Weg in ein sicheres, selbstbestimmtes<br />

Leben kann ziemlich schwierig sein. Eine junge Frau<br />

erzählt, wie sie es dennoch mit ihrer Tochter geschafft<br />

hat<br />

Sechs Kilo mehr machen den Unterschied. Zwischen der alten<br />

Florentina Craciun <strong>und</strong> der <strong>neue</strong>n. Zwischen Angst <strong>und</strong> Selbstbewusstsein.<br />

Aber auch zwischen Himbeerjoghurt <strong>und</strong> Erdbeerjoghurt<br />

oder nur Erdbeerjoghurt. Bis Florentina Craciun ihren<br />

richtigen Namen <strong>und</strong> den ihrer Tochter in einer Zeitschrift lesen<br />

will, müssen jedoch noch ein paar Kilo mehr hinzukommen,<br />

<strong>und</strong> ihre Haut muss noch ein bisschen dicker werden – an den<br />

Stellen, an denen ihr Lebensgefährte zugeschlagen hat.<br />

Auch mit den zusätzlichen sechs Kilo ist Florentina Craciun<br />

immer noch schmal. Schmaler als damals vor sieben Jahren,<br />

bei der Taufe ihrer Tochter: großes Lachen, großes Fest, große<br />

Pläne mit ihrem Lebensgefährten <strong>und</strong> der neugeborenen Anna,<br />

in der Heimat Rumänien. Jetzt, nachdem alles vorbei ist,<br />

würde sie gerne dorthin zurückgehen. Aber sie geht nicht – wegen<br />

ihrer Tochter Anna. Denn Florentina Craciun ist vor allem<br />

eines: Mutter. „Deshalb kommt meine Tochter an erster Stelle“,<br />

sagt sie, <strong>und</strong> dafür hält die 28-Jährige einiges aus. Dafür<br />

trifft sie zum Beispiel den Mann wieder, der zeitweise das Verbot<br />

bekommen hatte, sich ihr <strong>und</strong> ihrer Tochter auf weniger als<br />

500 Meter zu nähern.<br />

Vor zwei Jahren kommen Florentina Craciun, ihr Lebensgefährte<br />

<strong>und</strong> die damals fünfjährige Anna nach Deutschland.<br />

<strong>Sie</strong> ziehen in die Nähe von München <strong>und</strong> arbeiten im Serviceteam<br />

eines Hotels. <strong>Sie</strong> will die Schulden, die sie bei Mutter <strong>und</strong><br />

Schwester haben, so schnell wie möglich zurückzahlen. Er nicht.<br />

Damit kommen die Probleme, die immer größeren Meinungsverschiedenheiten,<br />

die immer heftigeren Streits. Und die Schläge.<br />

Die Beziehung kippt endgültig, als der Lebensgefährte einen<br />

Nebenjob annimmt – jedenfalls nennt er das so. Dieser Nebenjob<br />

ist weiblich <strong>und</strong> ruft häufi g abends an, wenn Florentina ihre<br />

Tochter ins Bett bringt <strong>und</strong> sich selbst dazulegt. Anna schläft<br />

nicht gern allein, weil sie weiß, dass, wenn die Mama bei ihr im<br />

Bett liegt, der Papa die Mama nicht schlagen kann.<br />

Lange Zeit erträgt Florentina Craciun die Schläge. Wegen<br />

Anna. „Die braucht einen Vater“, sagt sie. Wenn die Tochter anwesend<br />

ist, ist dieser Vater nett zur Mutter: meine Liebe, mein<br />

9


10<br />

Mama<br />

Florentina fl üchtete vor den Schlägen ihres Lebensgefährten mit ihrer Tochter in ein Heim.<br />

Und fühlte sich schuldig: „Ich will nicht, dass meine Tochter ohne Vater aufwächst“<br />

Schatz. Sobald Anna weg ist, kommt sein anderes Gesicht hervor.<br />

Dieses Gesicht ist nicht so hübsch wie das, welches er in<br />

der Öffentlichkeit <strong>und</strong> auf den Familienfotos zeigt. Dort sieht er<br />

nett aus, der Lebensgefährte. „Aber nicht innen drin“, sagt Florentina<br />

Craciun.<br />

Seit sie nach Deutschland gekommen sind, bläut ihr der Lebensgefährte<br />

ein: Du bist Ausländerin. Du hast hier keine Rechte,<br />

weder als Frau noch als Mutter. Du kannst nicht einmal richtig<br />

Deutsch. Zwei Jahre lang glaubt sie ihm. Als sie jedoch den<br />

wahren Inhalt seines „Nebenjobs“ herausbekommt <strong>und</strong> er sie<br />

wieder einmal verprügelt, ist die Angst vor ihm endlich stärker<br />

als die Angst vor der deutschen Polizei. <strong>Sie</strong> erstattet Anzeige <strong>und</strong><br />

erfährt dabei, dass ihr Lebensgefährte sie nicht einmal in der gemeinsamen<br />

Wohnung gemeldet hat. In Begleitung der Polizisten<br />

kommt sie in diese Wohnung zurück, der Lebensgefährte muss<br />

für zehn Tage seine Schlüssel abgeben <strong>und</strong> zu Fre<strong>und</strong>en ziehen.<br />

Florentina Craciun hat nun zehn Tage Zeit, für sich <strong>und</strong> ihre<br />

Tochter ein <strong>neue</strong>s Leben zu organisieren. Was sie vom alten Leben<br />

in das <strong>neue</strong> mitnehmen soll, weiß sie nicht so richtig. <strong>Sie</strong><br />

weiß ja nicht einmal, wohin sie gehen soll. Eine Polizistin gibt<br />

ihr den Rat mit den Frauenhäusern, <strong>und</strong> Florentina hat Glück.<br />

Am letzten der zehn Tage entscheidet sie, welche Dinge aus den<br />

zehn gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten verbrachten Jahren<br />

sie in ihr <strong>neue</strong>s Leben mitnehmen will: das weiß-rosa Stockbett<br />

der Kleinen, dazu die Fotoalben <strong>und</strong> den Fernseher. Damit zieht<br />

sie in das Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind in der Bleyerstraße.<br />

Seit fünf Monaten lebt sie nun hier <strong>und</strong> erfährt, dass sie Rechte<br />

hat, dass sie für sich <strong>und</strong> ihre siebenjährige Tochter kämpfen<br />

kann. Aber sie merkt auch, wie schwer das ist. Vor allem we-<br />

gen Anna hat sie immer wieder Schuldgefühle: Früher kaufte sie<br />

einfach zwei Joghurts, wenn Anna zwei wollte, heute muss sich<br />

Anna im Supermarkt für einen entscheiden, denn das Geld ist<br />

knapp. Früher hatte sie eine Wohnung mit 84 Quadratmetern,<br />

heute teilt sie sich mit ihrer Tochter ein 18 Quadratmeter großes<br />

Zimmer. Das Kinderstockbett links an der Wand, das Erwachsenenbett<br />

rechts. Dazwischen Platz für einen kleinen Tisch.<br />

Aber: Es ist ihre Welt. <strong>Sie</strong> bestimmt, wer sie betreten darf. Das<br />

gilt auch für den Vater.<br />

An Annas Geburtstag kommt er zu Besuch. Anna hatte es<br />

sich gewünscht, Florentina willigte ein – nicht weil sie es wollte,<br />

sondern weil ihre Tochter es wollte. Wenn Florentina Craciun<br />

die freie Wahl hätte, würde sie ihren ehemaligen Lebensgefährten<br />

nie mehr wiedersehen. Aber die freie Wahl hat sie eben nicht:<br />

„Ich will nicht, dass meine Tochter ohne Vater aufwächst. Mein<br />

eigener ist früh gestorben, ich weiß, wie das ist“, sagt sie. Wenn<br />

sie zu dritt spazieren gehen, Anna in der Mitte, an der linken<br />

Hand die Mama, an der rechten den Papa, <strong>und</strong> die Kleine dann,<br />

während des Gehens, ihre Arme überkreuzt, so dass sich Mama<br />

<strong>und</strong> Papa die Hand geben müssen, dann berührt Florentina<br />

den Mann, der ihre linke Körperhälfte blau geprügelt <strong>und</strong> ihr<br />

die Haare in Büscheln ausgerissen hat. Im Haus für Mutter <strong>und</strong><br />

Kind lernt sie nun Deutsch. Schreibt Sätze auf kleine Post-it-Zettel<br />

<strong>und</strong> ist inzwischen richtig gut darin. Und sie hat einen Job<br />

gef<strong>und</strong>en. Wenn der Vater ihrer Tochter zu Besuch kommt, ist<br />

sie stolz darauf, dass er ziemlich klein in der Zimmerecke sitzt,<br />

während sie ihm etwas zu essen anbietet. Es ist ihre Welt. Er ist<br />

der Gast. In den letzten fünf Monaten hat Florentina Craciun<br />

zugenommen. Sechs Kilo, vor allem an Selbstvertrauen.


Endlich wieder lachen: Neubeginn im Haus für Mutter<br />

<strong>und</strong> Kind<br />

Das Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind ist eine der Münchner<br />

Anlaufstellen für Mütter <strong>und</strong> Kinder. Die 72 Ein- <strong>und</strong><br />

Zwei-Zimmer-Appartements bieten eine vorübergehende<br />

Wohnmöglichkeit für Frauen ab dem 18.<br />

Lebensjahr. Die Frauen leben eigenständig dort,<br />

zahlen eine geringe Miete, kochen selbst <strong>und</strong> gehen,<br />

wenn möglich, arbeiten. Dazu gibt es Hilfestellung<br />

<strong>und</strong> Beratung bei persönlichen Problemen, Behördengängen<br />

<strong>und</strong> Erziehungsfragen, Gesprächsgruppen<br />

<strong>und</strong> verschiedenste Kurse. (Haus für Mutter <strong>und</strong> Kind,<br />

Bleyerstraße 6, Telefon 0 89 / 74 21 54-0)<br />

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Sandra Hilarius, Arbeitgeberservice<br />

Tel.: 089/666169 -290; Fax: 089/666169 -120<br />

E-Mail: arge-stadt-muenchen.zew-av@arge-sgb2.de<br />

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München GmbH<br />

Zentrale Wohnungslosenhilfe (ZEW)<br />

im Amt für Wohnen <strong>und</strong> Migration<br />

Franziskanerstr. 6-8, 81669 München<br />

11


Mama<br />

„Mama trifft<br />

immer meinen<br />

Geschmack“<br />

Was Kinder über ihre Mütter denken<br />

Moritz (9)<br />

„Meine Mutter regt sich immer darüber auf, wenn ich mit Papa<br />

herumraufe. <strong>Sie</strong> schimpft dann <strong>und</strong> sagt, wir sollen mit dem<br />

Lärm aufhören, sonst steht irgendwann das Jugendamt vor der<br />

Tür. Aber sonst ist sie sehr nett <strong>und</strong> hilft mir immer bei den<br />

Hausaufgaben <strong>und</strong> ist bei mir, wenn ich mal traurig bin.“<br />

Sofía (9)<br />

„Am schönsten war es, als wir alleine zusammen nach Italien in<br />

Urlaub gefahren sind, gerade weil meine drei Brüder nicht mitgekommen<br />

sind. Denn die stören uns nur. Ich gehe auch gerne<br />

mit meiner Mama zusammen in die Stadt zum Shoppen. <strong>Sie</strong> ist<br />

immer sehr nett <strong>und</strong> schimpft nur ganz selten. Das Einzige, was<br />

mich manchmal nervt, ist, wie sie immer „ah ja“ sagt, wenn ich<br />

ihr etwas erzähle.“<br />

Tobi (10)<br />

„Am liebsten mag ich an meiner Mama, dass sie so gut kocht.<br />

Mein Lieblingsgericht ist Pizza. Aber es regt mich auf, dass sie<br />

so oft mit meiner 17-jährigen Schwester streitet, denn dabei<br />

kann ich mich nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren.“<br />

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Ich habe den Betrag auf Konto-Nr. 221 86 66,<br />

Liga Bank, BLZ 750 903 00, überwiesen.<br />

Ich bitte <strong>Sie</strong>, meinen Namen nicht zu veröffentlichen.<br />

12 An BISS e.V., Metzstraße 29, 81667 München<br />

Julian (10)<br />

„Ich fi nde am besten an meiner Mutter, dass sie immer für mich<br />

da ist, wenn ich mal Scheiße gebaut habe.“<br />

Dilara (10)<br />

„Meine Mutter lässt mich immer Süßigkeiten essen, wenn ich<br />

will, <strong>und</strong> wenn ich mal schlechte Noten habe, schimpft sie nie.<br />

Im Sommer gehen Papa, Mama <strong>und</strong> ich manchmal schwimmen<br />

oder picknicken, <strong>und</strong> letzten Sommer waren wir in der Türkei<br />

bei unseren Verwandten.“<br />

Mario (10)<br />

„Meine Mutter <strong>und</strong> ich haben oft gleiche Meinungen <strong>und</strong> Ansichten<br />

<strong>und</strong> den gleichen Geschmack. Wenn wir zum Beispiel<br />

essen gehen wollen <strong>und</strong> sie mich fragt, wo ich hingehen möchte,<br />

<strong>und</strong> ich dann sage, es ist mir egal, dann sucht sie immer das<br />

Lokal aus, das ich auch ausgesucht hätte. <strong>Sie</strong> trifft immer meinen<br />

Geschmack. Ärgerlich ist aber, dass sie oft ohne Gr<strong>und</strong> mit<br />

mir schimpft. Wenn mein fünfjähriger Bruder etwas angestellt<br />

hat, denkt sie einfach, ich wäre es gewesen, <strong>und</strong> schimpft dann<br />

mit mir. Das Schlimmste, was ich bisher angestellt habe, war,<br />

einmal an dem Gebüsch neben unserem Haus mit dem Feuerzeug<br />

die trockenen Blätter anzuzünden. Das hat sie aber, Gott<br />

sei Dank, nie gemerkt.“<br />

Andreas (10)<br />

„Meine Mutter ist eigentlich immer fre<strong>und</strong>lich, hilft mir bei den<br />

Hausaufgaben, <strong>und</strong> wenn ich gute Noten geschrieben habe, gehen<br />

wir zusammen Eis essen.“<br />

Paul (10)<br />

„Wenn ich eine schlechte Note geschrieben habe, sagt meine<br />

Mama, es macht nichts, das nächste Mal kann ich das ja wieder<br />

ausgleichen. <strong>Sie</strong> ist manchmal fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> manchmal streng.<br />

Aber sie hilft mir immer, wenn ich die Hausaufgaben nicht verstehe.“<br />

Hiermit erteile ich dem Verein BISS e.V. bis auf Widerruf eine Einzugsermächtigung.<br />

Ich bin bereit, BISS mit jährlich EURO<br />

zu unterstützen, <strong>und</strong> entscheide mich für folgende Zahlungsweise:<br />

vierteljährlich halbjährlich jährlich<br />

ab Monat<br />

Konto-Nr.: BLZ<br />

Geldinstitut<br />

Datum/Unterschrift<br />

Name, Vorname<br />

Straße<br />

PLZ/Ort


Senem (9)<br />

„Am meisten mag ich an meiner Mama, dass sie immer lieb zu<br />

mir ist, nett <strong>und</strong> liebevoll. Nur manchmal ist sie ein bisschen ungeduldig,<br />

gerade wenn ich morgens zur Schule muss <strong>und</strong> schon<br />

spät dran bin. Ganz toll war es, als ich mit meiner Mama zusammen<br />

ganz alleine zum Oktoberfest gegangen bin <strong>und</strong> wir<br />

Kettenkarussell gefahren sind.“<br />

Jasper (10)<br />

„Meine Mutter kocht immer für mich, hilft mir dabei, mein<br />

Zimmer umzuräumen, was ich oft mache, <strong>und</strong> ist immer für<br />

mich da. Manchmal ist sie ein bisschen inkonsequent. Erst verbietet<br />

sie mir, Computerspiele zu spielen, <strong>und</strong> wenn ich sie lange<br />

genug nerve, darf ich dann doch spielen. Wenn ich mal schlechte<br />

Noten habe, tröstet sie mich <strong>und</strong> sagt: ‚Alles wird wieder gut.’<br />

Simon (10)<br />

„Gut fi nde ich, dass mir meine Mutter oft Dinge erlaubt, die<br />

meine jüngeren Brüder noch nicht dürfen, zum Beispiel Playstation<br />

spielen. Was mich stört, ist, dass sie oft die Schaukel von<br />

unserem Hochbett abhängt, wenn sich die Brüder darum streiten,<br />

<strong>und</strong> dass ich manchmal bei schönem Wetter nicht rausgehen<br />

<strong>und</strong> Fahrrad fahren darf.“<br />

Protokoll: Nina Koslowski<br />

Bild: Jule Schneider<br />

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Judith Kowalski<br />

13


14<br />

Mama<br />

Kleiner Mensch,<br />

was nun?<br />

Nicole Kurz fi el nach der<br />

Geburt von Lukas in ein<br />

tiefes Loch. Und erzählt,<br />

wie sie wieder herausfand<br />

„Ich dachte: Du bist eine schlechte Mutter“. Nicole Kurz brauchte Zeit<br />

<strong>und</strong> Hilfe, um ihr Kind lieben zu können<br />

Ich hab mich total auf unseren Lukas gefreut. Aber ich stand enorm<br />

unter Druck. Ich wollte die Supermutter werden, wollte alles<br />

richtig machen. Das kam auch ein bisschen von außen: Lukas<br />

war das erste Kind, der erste Neffe, der erste Enkel, das<br />

erste Urenkelkind – <strong>und</strong> jeder hatte Ratschläge. Jeder meinte es<br />

gut, aber ich empfand es als Druck. Man hat eben nicht immer<br />

gute Tage in der Schwangerschaft. Dann wurde ich auch noch<br />

arbeitslos, das hat mich zusätzlich gestresst. Aber ich dachte:<br />

Wenn mein Kind erst mal da ist, wird sich schon alles auf Mutterschaft<br />

einstellen.<br />

Dann war Lukas geboren, <strong>und</strong> ich fühlte mich nur leer. Ich<br />

hatte mir das so schön vorgestellt, dass ich ihn voll stille, ohne<br />

Zufüttern, aber das ging nicht. Lukas schrie vor Hunger. Da<br />

dachte ich: Du bist eine schlechte Mutter, du kannst dein<br />

Kind nicht selber ernähren. Wenn Lukas schlief, saß ich auf<br />

der Couch <strong>und</strong> schaute durch den Fernseher durch.<br />

Ich hätte ganze Tage lang heulen können <strong>und</strong> wusste<br />

nicht, warum. Warum kannst du dich nicht freuen, dass du<br />

ein ges<strong>und</strong>es Kind hast? Ich war in dieser Zeit so überfürsorglich,<br />

ich habe seine ganze Wäsche gebügelt, nur die teuersten<br />

Windeln <strong>und</strong> die beste Babynahrung gekauft. Wenn<br />

ich ihm schon keine Liebe geben konnte, wollte ich wenigstens,<br />

dass drumherum alles stimmt. Wenn Lukas wach war,<br />

schrie er oft. Das machte mich rasend: Mensch, was willst<br />

du, du bist frisch gewickelt <strong>und</strong> gefüttert!<br />

Dann kamen diese Fantasien. Wie ich mein Kind in der<br />

Badewanne unter Wasser tauche, wie ich es aus dem Fenster<br />

werfe. Auch an Selbstmord habe ich gedacht. Natürlich<br />

habe ich nichts davon gemacht, aber ich bin wahnsinnig erschrocken.<br />

Ich hatte Angst, ihm was zu tun, <strong>und</strong> war heilfroh,<br />

dass meine Mutter <strong>und</strong> mein Mann den Lukas so gut<br />

betreut haben. Aber wenn er meine Mutter so anstrahlte,<br />

tat das richtig weh. <strong>Sie</strong> war seine erste Bezugsperson, mein<br />

Mann die zweite, dann erst kam ich.<br />

Schließlich bin ich mit Lukas für sechs Wochen ins Psychiatrische<br />

Zentrum Nordbaden nach Wiesloch gegangen.<br />

Dort waren viele Mütter, denen es so ging wie mir <strong>und</strong> die<br />

mich verstanden haben – allein das half mir schon. Und es<br />

gab eine Ärztin, die sagte: <strong>Sie</strong> sind keine schlechte Mutter,<br />

<strong>Sie</strong> haben schließlich Ihr Kind in gute Obhut gegeben <strong>und</strong><br />

<strong>suchen</strong> sich professionelle Hilfe. So hatte ich das noch gar<br />

nicht gesehen.<br />

Am Anfang halfen mir vor allem die Medikamente gegen<br />

Depression aus dem Loch heraus. Und dann ging manchmal<br />

mein inneres Türchen zu Lukas einen Spalt weit auf. Ganz<br />

selten, ganz kurz. Das konnte nachts um drei sein. Da stand<br />

ich an seinem Bett <strong>und</strong> sah ihm beim Schlafen zu. So klein<br />

lag er da. Da hab ich ihn gebraucht. Von diesen Momenten<br />

hab ich tagelang gezehrt, weil ich wusste: Es ist doch was da!<br />

Diesen Kontakt zwischen Lukas <strong>und</strong> mir haben die Ärzte in<br />

Wiesloch gefördert.<br />

Am meisten half mir die Videotherapie. Ich wurde zum<br />

Beispiel gefi lmt, wie ich Lukas wickle. Ich hatte mir eingebildet,<br />

Lukas mag mich nicht, aber auf dem Video sah ich,<br />

wie er immer meinen Blick sucht <strong>und</strong> mich anlacht – das tat<br />

so gut! Und wenn er strampelte, hatte ich immer gedacht, er<br />

tritt nach mir. Bis ich auf dem Video sah: Der strampelt ja<br />

die ganze Zeit. Das ist er! Er will, dass ich mit seinen Füßen<br />

spiele. Wenn ich jetzt auf seine Füße pruste, dann lacht er.<br />

Auch seine verschiedenen Arten zu schreien habe ich unterscheiden<br />

gelernt – früher habe ich das einfach nur als Ablehnung<br />

verstanden, jetzt weiß ich: Manchmal ist ihm langweilig.<br />

Oder er ist müde. Oder grantig. Oder hungrig.<br />

Endlich können mein Mann <strong>und</strong> ich die Familie leben, die<br />

wir uns von Anfang an gewünscht haben. Klar nervt Lukas<br />

auch jetzt noch manchmal. Wenn er einfach nicht einschlafen<br />

will zum Beispiel.<br />

Aber ich habe jetzt wieder die Kraft, damit umzugehen.<br />

Der Lukas ist halt ein Kind mit Ecken <strong>und</strong> Kanten. Wie die<br />

Mama auch.<br />

Foto: Anja Weingandt<br />

Protokoll: Andreas Unger


Mama<br />

Kinder, Karriere<br />

<strong>und</strong> Kritik<br />

An den Lebensentwürfen von<br />

Frauen wird gerne herumgenörgelt<br />

– während Männer schon für<br />

kleine Fortschritte gelobt werden<br />

Bald gibt’s keine Mamas mehr. Zumindest<br />

keine gebildeten. Davon waren<br />

noch bis vor Kurzem Bevölkerungsforscher<br />

überzeugt. <strong>Sie</strong> entnahmen ihren<br />

Statistiken, dass sich die Geburtenraten<br />

der deutschen Akademikerinnen im freien<br />

Fall befänden. 40 Prozent der Frauen<br />

mit höherem Schulabschluss ohne Kinder<br />

– was für ein Skandal! Und wie verantwortungslos!<br />

Schnell war von einem<br />

Gebärstreik die Rede <strong>und</strong> vom Auslaufmodell<br />

Mama. Frauen hätten sich von ihren<br />

natürlichen Fortpfl anzungsverpfl ichtungen<br />

verabschiedet, tönte es allerorten.<br />

Die Aufregung legte sich etwas, als man<br />

auch Frauen über 40 Jahre in die Befragungen<br />

einbezog. Und zu dem Schluss<br />

kam: <strong>Sie</strong> weigern sich nicht, sondern sie<br />

lassen sich einfach mehr Zeit. Für sich,<br />

den Beruf, das Leben. Und schon hagelte<br />

es wieder Kritik. Denn wo kämen wir<br />

denn hin, wenn sich Frauen genauso verhielten<br />

wie ... – Männer? Von Gleichberechtigung<br />

zu sprechen ist einfach. <strong>Sie</strong> zu<br />

akzeptieren, um einiges schwerer.<br />

So richtig recht machen können es<br />

Frauen offenbar niemandem. Verzichten<br />

sie auf Kinder oder verschieben sie den<br />

Geburtswunsch, gelten sie als egoistisch<br />

<strong>und</strong> karrieresüchtig. Arbeiten sie trotz<br />

Nachwuchs, bezeichnet man sie als Rabenmütter.<br />

Bleiben sie bei den Kleinen zu<br />

Hause, werden sie als rückständige Glucken<br />

oder Feiglinge betrachtet. Geben<br />

sie ihre Kids frühzeitig in Krippen, gelten<br />

sie als verantwortungslos. Da haben<br />

es Männer leichter. Steigt – wie im vergangenen<br />

Jahr – der Anteil der Väter, die<br />

Elternzeit nehmen, jubelt die Presse: „Bilderbuch-Väter!“<br />

Kinderwagen schiebende<br />

<strong>und</strong> Windeln wechselnde Papas werden<br />

in manchen Kreisen zwar immer noch<br />

als Weicheier verspottet, doch gr<strong>und</strong>-<br />

sätzlich hat sich ihr Image deutlich verbessert.<br />

Sind sie nicht liebevoll, lernfähig<br />

<strong>und</strong> engagiert, die <strong>neue</strong>n Kerle? Ach, wie<br />

süß! Wobei die Frage in den Hintergr<strong>und</strong><br />

gerät, ob zwei mickrige Monate bezahlte<br />

Auszeit tatsächliches großes Engagement<br />

bedeuten. Aber immerhin: Das männliche<br />

Rollenmodell verändert sich. Langsam<br />

zwar, doch das ist schon mal ein Anfang.<br />

Trotzdem müssen die Mamas ran.<br />

Der Regelfall in deutschen Familien sieht<br />

nämlich so aus: Papa macht Überst<strong>und</strong>en<br />

im Büro, Mama kümmert sich um Kind<br />

<strong>und</strong> Haushalt – <strong>und</strong> absolviert zusätzlich<br />

einen Job. 80 Prozent der Herren der<br />

Schöpfung verzichten auf Elternzeit.<br />

Die Folge: Mann Vollzeit, Frau Teilzeit.<br />

Mann Feierabendpapa, Frau Vollzeitmama.<br />

Mittlerweile wird ein modernisiertes<br />

Ernährermodell favorisiert, das<br />

Frauen zwar zusätzliche Selbstverwirklichung<br />

<strong>und</strong> Abwechslung im Beruf bringt,<br />

aber oft auch zusätzlichen Stress <strong>und</strong> eine<br />

gestiegene Gesamtbelastung. Von einem<br />

bisweilen schlechten Gewissen gegenüber<br />

dem Nachwuchs ganz zu schweigen.<br />

Es war einmal: Die Rolle einer Mutter war<br />

1890 noch klar defi niert<br />

Und die Männer? Betonen in Umfragen<br />

zunehmend, wie wichtig Gleichberechtigung<br />

sei. Wie positiv der verstärkte Einsatz<br />

von Frauen im Beruf wirke. Und<br />

wie gerne sie selbst daheim mit anpacken<br />

würden. Indes, das sei nun einmal nicht<br />

so einfach ... Stimmt. Aber das ist es für<br />

Mamas auch nicht. Nie gewesen <strong>und</strong> heute<br />

ebenfalls nicht.<br />

Text: Günter Keil<br />

15


16<br />

Schreibwerkstatt<br />

Mutter sagte „ja“, Vater „nein“<br />

Ich wurde in den 50er-Jahren in Tirol geboren<br />

<strong>und</strong> hatte es offenbar sehr eilig damit,<br />

denn ich bin ein 6-Monats-Kind.<br />

Meine Mutter schob mich noch in einem<br />

Kinderwagen aus einem gefl ochtenen<br />

Korb herum. Später begleitete sie mich<br />

in den Kindergarten. Ich war das einzige<br />

Kind, denn wir hatten eine kleine Wohnung.<br />

Mutter machte den Haushalt <strong>und</strong><br />

ging morgens Zeitungen austragen. Samstags,<br />

wenn die Zeitungen sehr schwer<br />

waren, half ihr mein Vater, <strong>und</strong> ich blieb<br />

währenddessen allein daheim. Wenn es<br />

beim Fußballspielen am schönsten war,<br />

schrie meine Mutter vom Fenster runter:<br />

„Peter, einkaufen gehen!“ Mit sieben hatte<br />

ich bereits einen Job als Brotausträger.<br />

Ich stand um fünf Uhr auf <strong>und</strong> belieferte<br />

zwei Hotels <strong>und</strong> drei Kioske für umgerechnet<br />

3,5 Cent die Woche <strong>und</strong> ein<br />

paar Handsemmeln. Wenn ich dann damit<br />

nach Hause zum Frühstück kam, war<br />

meine Mutter stolz auf mich. Ich glaube,<br />

meine Mutter war oft traurig, denn mein<br />

Vater war immer der Chef. Kam ich mit<br />

irgendeiner Bitte, sagte Mutter „ja“ <strong>und</strong><br />

In der Schreibwerkstatt bringen BISS-<br />

Verkäufer unter Anleitung einer Journalistin<br />

ihre Gefühle <strong>und</strong> Gedanken zu<br />

Papier. Die Beiträge geben die persönliche<br />

Meinung der Autoren, nicht die<br />

der Redaktion wieder.<br />

Vater „nein“. War ich mal mit meiner<br />

Mutter allein, hatte ich mehr Freiheiten,<br />

die ich natürlich ausnützte. Als ich nach<br />

neun Volksschuljahren eine Bäckerlehre<br />

machte, musste ich feststellen, dass meine<br />

Mutter immer kränker wurde. <strong>Sie</strong> hatte<br />

Wasser in den Beinen, <strong>und</strong> eines Tages<br />

rief mich mein Vater in der Bäckerei an,<br />

dass Mutter tot sei. Eines fällt mir noch<br />

ein: Mit meinem Lehrlingsgehalt kaufte<br />

ich ihr zum Geburtstag einen Teddybären,<br />

<strong>und</strong> ich konnte einmal beobachten,<br />

wie sie mit ihm gesprochen hat, als<br />

sie traurig war. Mein Vater starb ein paar<br />

Jahre später. Ich hatte keine gute Kindheit,<br />

denn ich musste mehr arbeiten, als<br />

dass ich spielen konnte. Es heißt, mit der<br />

Zeit heilen alle W<strong>und</strong>en, aber irgendwie<br />

hat man die Mutter doch immer besser in<br />

Erinnerung als den Vater.<br />

Peter Novoveszky, „der Obersendlinger“/SWS<br />

Früher nur für die Familie da<br />

Meine Mama ist eine nette Frau, die ihre<br />

eigenen Vorstellungen hat. <strong>Sie</strong> ist blond<br />

<strong>und</strong> etwa 1,70 Meter groß. Mit meinem<br />

Vater hatte sie eine schöne, aber auch eine<br />

schwierige Zeit, während der sie sehr litt.<br />

Früher war sie nur für die Familie da <strong>und</strong><br />

machte den Haushalt. Später, als sie sich<br />

von meinem Vater trennte, musste sie arbeiten<br />

gehen, damit wir vorerst weiter in<br />

unserem Haus leben konnten. Doch eines<br />

Tages verkaufte sie das Haus <strong>und</strong> zog mit<br />

ihrem <strong>neue</strong>n Lebensgefährten zum Ammersee.<br />

Für mich <strong>und</strong> meine Schwester<br />

besorgte sie Wohnungen, worüber wir<br />

uns sehr freuten. Wenn ich mal nicht so<br />

nett zu ihr bin, tut es mir hinterher recht<br />

leid, denn sie ist sehr verletzlich. Ich bemühe<br />

mich um ein gutes Verhältnis zu<br />

ihr, denn Harmonie ist auch mir wichtig;<br />

diese weiche Seite habe ich von ihr. Meine<br />

Mutter ist keine Karrierefrau, sondern<br />

eine gute, mütterliche Mama, die hilft,<br />

wenn man sie braucht. Als ihr Lebensgefährte<br />

in Schulden kam, musste sie das<br />

Haus am Ammersee verkaufen <strong>und</strong> zog in<br />

eine Wohnung nach Peißenberg. Jetzt lebt<br />

sie mit einem <strong>neue</strong>n Mann in Tschechien.<br />

Obwohl sie dort keinen Job mehr fand,<br />

weil sie schon über 50 war, fühlt sie sich<br />

wohl dort. Wenn ich Zeit habe, fahre ich<br />

hin, <strong>und</strong> wenn sie mal was zu erledigen<br />

hat, kommt sie nach München, außerdem<br />

telefonieren wir sehr oft. Ich bin froh,<br />

dass es meiner Mutter in Tschechien gut<br />

geht. Letztes Jahr begann sie eine H<strong>und</strong>ezucht.<br />

Von den neun Welpen, die bei<br />

ihr geboren wurden, verkaufte sie sechs<br />

<strong>und</strong> behielt drei. Insgesamt hat sie fünf<br />

H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> zwei Katzen. Dafür bew<strong>und</strong>ere<br />

ich sie sehr, denn es ist viel Arbeit.<br />

Ich persönlich würde es nicht machen,<br />

aber wenn es meiner Mutter Spaß macht,<br />

dann freut es mich natürlich auch.<br />

André Schmitt/SWS<br />

Ohne Mama<br />

1970, nachdem mich das Jugendamt<br />

von meiner Schule weggeholt <strong>und</strong> in die<br />

„Übergangsstelle für schwer erziehbare<br />

Kinder“ gebracht hatte, musste ich dort<br />

ein halbes Jahr verweilen, hinter verschlossenen<br />

Türen, in Zimmern mit Panzerglas<br />

wie Gefängniszellen, in die man<br />

nur mit einer Unterhose bekleidet eingesperrt<br />

wurde. So hat man damals das<br />

Verhalten der „Schwererziehbaren“ untersucht.<br />

Aber dank der Leute vom Jugendamt<br />

kam ich anschließend in die<br />

Heimschule Kleinwalsertal. Dort in Österreich<br />

hatte ich sechs Jahre lang eine<br />

sehr schöne Zeit. Wir hatten sehr nette<br />

Erzieherinnen, <strong>und</strong> unser Heimleiter war


zugleich unser Lehrer. Wir lernten alles,<br />

genauso wie Kinder, die bei den Eltern<br />

aufwachsen. Unser Haus befand sich in<br />

über 1300 Metern Höhe zwischen Riezlern,<br />

Mittelberg <strong>und</strong> Hirschegg. Mindestens<br />

vier Monate im Jahr konnten wir<br />

dort Ski fahren. Einmal waren wir so<br />

eingeschneit, dass uns die BLV, die Bayerische<br />

Lagerversorgung, sechs Wochen<br />

nicht beliefern konnte. Zwei Wochen<br />

lang hatte es Tag <strong>und</strong> Nacht so stark geschneit,<br />

danach lagen über sieben Meter<br />

Schnee. Das Österreichische B<strong>und</strong>esheer<br />

brauchte mit seinen riesigen Schneefräsen<br />

fast drei Wochen, um zu uns durchzugelangen.<br />

Insgesamt gesehen, habe ich<br />

nach anfänglichem Heimweh eine sehr<br />

schöne Kindheit dort verlebt <strong>und</strong> den<br />

Hauptschulabschluss erlangt. Uns hat es<br />

an nichts gefehlt. Ich danke Gott für diese<br />

schöne Zeit, denn ich bin katholisch<br />

<strong>und</strong> denke, dass jedem sein Leben vorbestimmt<br />

ist. 1977 kam ich ins SOS-Jugendhaus<br />

Weilheim. Dort war es auch sehr<br />

schön <strong>und</strong> auch aufregend im positiven<br />

Sinn, z. B. als wir, acht Jugendliche <strong>und</strong><br />

eine Erzieherin, eine Reise nach Italien<br />

ans Meer machten. Die Hin- <strong>und</strong> Rückfahrt<br />

mit dem Zug dauerten mit mehrmaligem<br />

Umsteigen jeweils 26 St<strong>und</strong>en. Am<br />

Hauptbahnhof in Rom wurden wir alle<br />

von den Carabinieri festgenommen, weil<br />

genau zu dieser Zeit ein Banküberfall<br />

stattfand. Als wir dann endlich auf den<br />

Vulkaninseln Stromboli, Lipari <strong>und</strong> Vulcano<br />

angekommen waren, verbrachten<br />

wir dort sehr schöne 14 Tage Urlaub. Außerdem<br />

haben wir Wanderungen zu Jugendherbergen<br />

unternommen. Bevor ich<br />

von 1979 bis 1982 eine Lehre bei der Post<br />

absolvierte, versuchte ich mich als Metzger,<br />

Schuhverkäufer <strong>und</strong> Eisenspengler.<br />

Ich möchte noch ausdrücklich erwähnen,<br />

dass die Erzieherinnen <strong>und</strong> Erzieher uns<br />

Jugendlichen immer mit guten Ratschlägen<br />

<strong>und</strong> Tipps zur Seite standen.<br />

Ernst Köppel/SWS<br />

Mutter von sieben Kindern<br />

Jedes Jahr zum Muttertag schicke ich<br />

meiner Mutter mit Fleurop einen Blumenstrauß<br />

<strong>und</strong> eine Karte ins Pfl egeheim<br />

nach Düsseldorf. Als Mutter von sieben<br />

Kindern hatte sie ein anstrengendes Leben.<br />

Zu Hause gab es immer viel Arbeit,<br />

meist kam sie deshalb erst gegen Mitternacht<br />

ins Bett. Ich sehe sie noch jeden Tag<br />

mit einem Waschbrett die Wäsche von<br />

uns waschen <strong>und</strong> erinnere mich an ihre<br />

roten, verschrumpelten Hände – richtige<br />

Arbeiterinnenhände hatte sie. Es war ja<br />

eine ganz andere Zeit früher, als noch<br />

nicht jeder Haushalt eine Waschmaschine<br />

hatte. Oft stand sie um sechs Uhr auf,<br />

um das Frühstück zuzubereiten <strong>und</strong> die<br />

Schulbrote für uns Kinder <strong>und</strong> den Henkelpott<br />

mit Eintopf, Kartoffeln, Gemüse<br />

<strong>und</strong> Speck, den mein Vater in die Zeche<br />

mitnahm. Meine Mutter war eine starke<br />

Persönlichkeit, sodass sie das alles ertragen<br />

konnte. <strong>Sie</strong> war eine große, kräftige<br />

Frau mit langen blonden Haaren, die sie<br />

zu einem Vogelnest hinten hochgesteckt<br />

hatte. Auch wenn sie werktags einen Arbeitskittel<br />

trug, war sie eine hübsche Frau.<br />

Sonntags, für den Kirchgang, haben wir<br />

uns alle in Schale geschmissen, besonders<br />

meine Mutter, die ein Kleid mit weißen<br />

Rüschen am Hals trug. Unsere neunköpfi<br />

ge Familie saß immer in der dritten Reihe.<br />

Nach der Messe versammelten sich<br />

alle Dorfbewohner auf dem Kirchplatz<br />

<strong>und</strong> tauschten sich über alles aus, was daheim<br />

<strong>und</strong> in der Welt passiert war. Meine<br />

Mutter ist streng katholisch, deshalb wurde<br />

bei uns zu Hause bei Tisch <strong>und</strong> abends<br />

im Bett regelmäßig gebetet. An Muttertag<br />

überreichte mein Vater meiner Mutter einen<br />

Frühlingsblumenstrauß <strong>und</strong> gab ihr<br />

ein Bussi zum Dank für die viele Arbeit<br />

während des ganzen Jahres.<br />

Hans Pütz/SWS<br />

Traum-Mama<br />

Mama ist sehr nett <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich. <strong>Sie</strong><br />

kümmert sich um die Kinder, weil die<br />

vom Leben noch nicht alles verstehen.<br />

Mama ist verantwortungsvoll <strong>und</strong> selbstständig.<br />

<strong>Sie</strong> träumt davon, einmal mit den<br />

Kindern nach Australien in Urlaub zu fahren.<br />

<strong>Sie</strong> wünscht sich dafür einen Gutschein<br />

von ihrem Bruder, als Geburtstagsgeschenk.<br />

<strong>Sie</strong> gewinnt im Lotto <strong>und</strong><br />

deshalb können wir uns ein Haus, einen<br />

Urlaub <strong>und</strong> ein Traumauto leisten. Mama<br />

ist Hausfrau, sie geht einkaufen, putzt,<br />

bringt die Kinder in den Kindergarten<br />

oder zum Arzt. Mama feiert gern Gartenpartys<br />

mit der Familie. <strong>Sie</strong> ist glücklich,<br />

weil sie das Leben gut meistert. Mama<br />

kocht Spaghetti. Mama verhält sich<br />

ganz normal. Mama mag Sport, sie geht<br />

gern schwimmen. <strong>Sie</strong> ist groß, hat lange<br />

Haare, eine normale Figur <strong>und</strong> ein<br />

hübsches Gesicht. Während sie eine Banane<br />

isst, träumt sie von etwas Schönem.<br />

Mama hilft ihrem Mann. Wenn Mama<br />

Zahnschmerzen hat, müssen die Kinder<br />

sie trösten. Mama betreut die Kinder bei<br />

den Hausaufgaben. Wenn die Kinder etwas<br />

kaputt machen, schimpft sie. Die<br />

Kinder müssen der Mutter bei der Hausarbeit<br />

helfen. Nachmittags spaziert sie<br />

mit den Kindern zum Spielplatz, wo sie<br />

Fußball spielen <strong>und</strong> Spaß haben. Mama<br />

zeigt den Kindern, wie man sich anzieht<br />

<strong>und</strong> die Schuhe bindet. Mama arbeitet<br />

auf einem Bauernhof. <strong>Sie</strong> kocht frisches<br />

Essen, damit die Kinder ges<strong>und</strong> bleiben.<br />

Wenn die Kinder alleine unterwegs sind,<br />

macht sie sich Sorgen, weil sie ja noch<br />

nicht so stark sind. <strong>Sie</strong> will eine gute Beziehung<br />

zu den Kindern haben. Wenn die<br />

Familie im Sommer am Meer ist, erklärt<br />

sie den Kindern, wie man sich richtig verhält,<br />

damit nichts passiert, <strong>und</strong> passt auf,<br />

dass kein Kind ertrinkt. Mama gibt Taschengeld<br />

<strong>und</strong> kleine Belohnungen, damit<br />

sich die Kinder selber ein paar Sachen<br />

kaufen können.<br />

Annegret Künkel/SWS<br />

Die BISS-Verkäuferin<br />

Annegret<br />

Künkel machte<br />

dieses Foto von<br />

einem Laden für<br />

Schaufensterpuppen<br />

in Neuhausen<br />

17


18<br />

Mama<br />

„Man muss in der Lage sein,<br />

für sich selbst zu sorgen“<br />

Zwei Mütter aus zwei Generationen sprechen<br />

über die Rolle der Frau in der Familie<br />

Die 30-jährige Karin Adolph (links) hat eine Tochter, Reinhild Huber, 60 Jahre,<br />

ist Mutter zweier Söhne<br />

Karin, <strong>Sie</strong> bezeichnen sich als halberziehend.<br />

Was verstehen <strong>Sie</strong> darunter?<br />

Adolph: Das heißt, dass ich mir das Sorgerecht<br />

mit dem Vater teile. Wir haben<br />

uns getrennt, als unsere Tochter eineinhalb<br />

war. Ich bin mit der Kleinen in der<br />

Wohnung geblieben.<br />

Wie sieht so ein gemeinsames Sorgerecht<br />

aus?<br />

Adolph: Wir haben es so geregelt, dass<br />

die Kleine am Wochenende bei ihrem Vater<br />

ist. So habe ich Samstag <strong>und</strong> Sonntag<br />

frei. Außerdem ist sie unter der Wo-<br />

che noch eine Nacht bei ihm: Er holt sie<br />

abends ab, sie übernachtet dort, <strong>und</strong> er<br />

bringt sie am nächsten Morgen in den<br />

Kindergarten. Ansonsten handhaben<br />

wir das fl exibel. Wenn ich mal wegmuss,<br />

übernimmt er auch mal einen Nachmittag<br />

oder hängt ans Wochenende noch einen<br />

oder zwei Tage dran. Wenn mir einfällt,<br />

dass ich heute Abend weggehen will,<br />

dann ver<strong>suchen</strong> wir halt, das irgendwie<br />

hinzukriegen.<br />

Huber: Das ist in festen Beziehungen<br />

<strong>und</strong> Ehen ja auch nicht anders. Da muss<br />

man sich auch absprechen. Ich bin ja<br />

noch so eine Mutter, die zu Hause war,<br />

was ich auch sehr genossen habe. Das ist<br />

eine Empfi ndung von mir, keine Empfehlung<br />

an andere. Ich fand das bei meiner<br />

Mutter schon toll, dass die immer<br />

da war, wenn wir nach Haus gekommen<br />

sind, <strong>und</strong> meine Kinder haben das auch<br />

sehr genossen. Bei uns standen oft zwanzig<br />

Paar Kinderschuhe vor der Tür. Die<br />

Nachbarskinder sind bei uns ein <strong>und</strong> aus<br />

gegangen. Ich fand das schön <strong>und</strong> möchte<br />

diese Zeit nicht missen.<br />

Haben <strong>Sie</strong> sich das Muttersein so vorgestellt,<br />

Karin? Viele Mütter beklagen, dass<br />

sie sich allein gelassen <strong>und</strong> überfordert<br />

fühlen.<br />

Adolph: Also, ich verstehe nicht, dass alle<br />

immer nur jammern <strong>und</strong> klagen. Natürlich<br />

verändert sich vieles, wenn man<br />

Kinder hat. Die ersten beiden Jahre waren<br />

schon auch mal anstrengend, ja. Aber<br />

inzwischen schlägt meine Tochter die Tür<br />

hinter sich zu, wenn sie Besuch hat. Da<br />

hab ich gar keinen Zutritt mehr. Das ist,<br />

als hätte ich frei.<br />

Huber: Was man, wie ich fi nde, in den<br />

letzten Jahren zunehmend beobachten<br />

kann, ist, dass manche Mütter ihre Mutterrolle<br />

als etwas ganz Außergewöhnliches<br />

<strong>und</strong> Besonderes ansehen, als etwas,<br />

das keinesfalls einfach so bewältigt werden<br />

kann. Diese Mütter können nicht einfach<br />

nur Mütter, sie wollen erfolgreiche<br />

Mütter sein. So machen sie sich zwar<br />

vor allem selbst Druck, stellen das Ganze<br />

aber auch auf eine Art Sockel. Mein<br />

Eindruck ist, dass die, die ständig klagen,<br />

wie anstrengend <strong>und</strong> schwierig das alles<br />

ist, selten diejenigen sind, die wirklich zu<br />

kämpfen haben.<br />

Adolph: Ich kann das alles auch kaum<br />

noch hören. Egal, wo man hinkommt –<br />

bei Müttern dreht sich das Gespräch immer<br />

<strong>und</strong> überall nur um Kinder. Ich würde<br />

aber auch ganz gern mal über was<br />

anderes reden. Über meinen Beruf zum<br />

Beispiel.<br />

Was meinen <strong>Sie</strong> – ist es heutzutage für<br />

Mütter einfacher, weil Frauen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

mehr Freiheiten haben als früher?<br />

Huber: Ich fi nde, dass es schwieriger geworden<br />

ist. Mit den Freiheiten <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

hat auch der Druck zugenommen,<br />

das Richtige zu tun. Aber wer<br />

entscheidet, was das Richtige ist? Wer<br />

beschließt, bei seinen Kindern zu Hause<br />

zu bleiben, wird von der Gesellschaft als


doofes Hausmütterchen abgestempelt, als<br />

eine, die sich dem Erfolgsdruck im Beruf<br />

durchs Muttersein entzieht.<br />

Und wer sich für Karriere <strong>und</strong> Fremdbetreuung<br />

entscheidet, gilt nach wie vor als<br />

Rabenmutter.<br />

Adolph: Da ist doch aber nicht nur der<br />

gesellschaftliche, sondern auch der wirtschaftliche<br />

Druck. Ehen <strong>und</strong> Beziehungen<br />

dauern nun mal nicht mehr ein Leben<br />

lang. Man muss immer damit rechnen,<br />

dass die Beziehung auseinandergeht, <strong>und</strong><br />

dann muss man als Mutter einfach in der<br />

Lage sein, für sich selbst <strong>und</strong> sein Kind zu<br />

sorgen.<br />

Das sieht auch das <strong>neue</strong> Unterhaltsrecht<br />

so vor. Sich auf die Mutterrolle beschränken,<br />

das kann sich frau heute eigentlich<br />

gar nicht mehr leisten, oder?<br />

Adolph: Nicht, wenn sie nach einer gescheiterten<br />

Beziehung nicht dumm dastehen<br />

<strong>und</strong> nurmehr die Wahl zwischen<br />

Hartz IV <strong>und</strong> einem Job bei Norma hinter<br />

der Kasse haben will. Zu meinem<br />

Wohlbefi nden jedenfalls gehört ein anspruchsvoller<br />

Job. Das ist das A <strong>und</strong> O.<br />

Eine Notwendigkeit – nicht nur eine wirtschaftliche.<br />

Diesen Anspruch teilen <strong>Sie</strong> doch aber mit<br />

vielen anderen Müttern.<br />

Adolph: Meine Tochter ist in einer Montessori-Elterninitiative,<br />

weil wir dort früher<br />

einen Platz bekommen haben als im<br />

städtischen Kindergarten um die Ecke.<br />

Diese Einrichtung ist, ich sage mal: ein<br />

wenig Upperclass. Die Eltern, die ihre<br />

Kinder dort hinbringen, sind fast alle<br />

Akademiker, also Anwälte, Ärzte <strong>und</strong> vor<br />

allem: als Familie komplett. Die Frauen<br />

bleiben zumindest teilweise zu Hause.<br />

Die sind alle schon angekommen, während<br />

ich immer noch nach dem richtigen<br />

Weg für mich suche. Andererseits brauche<br />

ich halt auch meinen Freiraum: Ich<br />

will arbeiten, Karriere machen, ausgehen,<br />

Fre<strong>und</strong>e treffen. Wenn ich dann manchmal<br />

sehe, was die Frauen sich da antun<br />

mit ihren Männern – darauf habe ich einfach<br />

keine Lust.<br />

Huber: Du scheinst das ja auch so ganz<br />

gut hinzubekommen.<br />

Adolph: Bisher schon, ja. Ein Nachteil<br />

ist sicher, dass ich berufl ich häufi g<br />

unter Stress stehe <strong>und</strong> dann nicht einfach<br />

abschalten, auf dem Spielplatz rumsitzen<br />

<strong>und</strong> entspannt mit meiner Tochter<br />

im Sand buddeln kann, wenn ich eigentlich<br />

meine Arbeit fertig kriegen muss. Ich<br />

konnte mir zwar eine berufl iche Selbstständigkeit<br />

aufbauen, aber ich lebe auch<br />

in der ständigen Angst, dass mal kein<br />

Auftrag mehr kommt. Deshalb käme ein<br />

zweites Kind für mich auch nur in einer<br />

mindestens schon fünf Jahre dauernden<br />

glücklichen Beziehung <strong>und</strong> mit Festanstellung<br />

infrage.<br />

Huber: Ich fi nde, das muss jeder für<br />

sich entscheiden dürfen. Meine Schwiegertochter<br />

zum Beispiel hat sich vor zweieinhalb<br />

Jahren ganz bewusst entschieden,<br />

zu Hause bei der Kleinen zu bleiben<br />

<strong>und</strong> in erster Linie Mama zu sein <strong>und</strong><br />

nur noch nebenbei <strong>und</strong> von daheim aus<br />

in ihrem Beruf als Modedesignerin zu arbeiten.<br />

Mein Sohn führt in seiner Familie<br />

ohnehin vieles fort, was er aus seiner<br />

eigenen Kindheit kennt <strong>und</strong> was ihm offenbar<br />

gefallen hat. Auch, was bestimmte<br />

Werte betrifft. Und meine Schwiegertochter<br />

hat das übernommen, weil sie es offensichtlich<br />

auch ganz gut fi ndet, wie wir<br />

es gemacht haben – <strong>und</strong> immer noch machen.<br />

Weil sie in Wien leben, können wir<br />

uns nicht so häufi g sehen. Trotzdem hatte<br />

ich zu meiner Enkelin von Anfang an eine<br />

sehr enge <strong>und</strong> innige Beziehung. Wir<br />

ver<strong>suchen</strong> auch immer, uns mindestens<br />

alle sechs Wochen zu sehen. Mal fahren<br />

wir zu ihnen, mal kommen sie zu uns.<br />

Um den Geburtstermin der Kleinen herum<br />

war ich auch wieder für mehrere Tage<br />

bei ihnen in Wien. Großmutter zu sein<br />

ist großartig: Man ist nur noch zuständig<br />

für das, was Spaß macht. In alles andere<br />

mische ich mich ohnehin nicht ein.<br />

Interview: Daniela Walther<br />

Foto: Volker Schmitt<br />

Reinhild Huber, 60 Jahre, Mutter zweier<br />

Söhne im Alter von 32 <strong>und</strong> 35 Jahren<br />

<strong>und</strong> Großmutter von zwei Enkeltöchtern<br />

im Alter von zweieinhalb Jahren <strong>und</strong><br />

acht Wochen, ist seit 37 Jahren glücklich<br />

verheiratet <strong>und</strong> arbeitet Teilzeit in einem<br />

Call-Center.<br />

Karin Adolph, 30 Jahre, freie Journalistin,<br />

Mutter einer vierjährigen Tochter,<br />

lebt in einer Wohngemeinschaft <strong>und</strong> teilt<br />

sich das Sorgerecht mit dem Vater ihrer<br />

Tochter.<br />

19


20<br />

Mama<br />

Mutter,<br />

Mutti,<br />

Mama,<br />

Mam<br />

Wovon es abhängt,<br />

wie Kinder ihre<br />

Eltern nennen<br />

Panik herrscht auf der Web-Seite babyzimmer.de,<br />

wo sich Eltern bei Fragen<br />

r<strong>und</strong> ums Kind gegenseitig helfen: Mutter<br />

Heike ist verzweifelt, dass ihr zweieinhalbjähriger<br />

Sohn sie <strong>und</strong> ihren Mann<br />

nicht mehr „Mama“ <strong>und</strong> „Papa“ nennt,<br />

sondern mit den Vornamen anredet. Ihre<br />

Vermutung: Das liege am Umzug, bei<br />

dem sich die beiden mehrfach laut auf diese<br />

Weise angesprochen hatten. Jetzt ist<br />

Heike befremdet – <strong>und</strong> besorgt, dass der<br />

kleine Bruder es nachahmt.<br />

Kein Gr<strong>und</strong> zur Panik, meinen andere<br />

Mütter im Forum <strong>und</strong> geben Entwarnung.<br />

Jani <strong>und</strong> Bettina halten es für eine<br />

Phase, Claudia <strong>und</strong> Mella hören ihre<br />

Vornamen gern aus dem M<strong>und</strong> der Kinder.<br />

„Es gibt immer verschiedene Varianten,<br />

mit denen Kinder ihre Mütter<br />

anreden. Die häufi gste in Deutschland<br />

ist wahrscheinlich ,Mama‘“, sagt der<br />

Sprach wissenschaftler Dr. Lutz Kuntzsch<br />

von der Gesellschaft für deutsche Sprache.<br />

Dies gelte auch für andere Länder,<br />

etwa im slawischen Sprachraum. Kuntzsch<br />

sieht den Gr<strong>und</strong> vor allem in der leichten<br />

Lernbarkeit: „Die Lautformung von<br />

,Mama‘ ist für Kleinkinder viel leichter<br />

als die von ,Mutti‘.“<br />

Das soziale Umfeld spielt laut Kuntzsch<br />

eine große Rolle. „Viele Kinder orientie-<br />

ren sich daran, wie ältere Geschwister die<br />

Eltern anreden.“ Darüber hinaus gebe es<br />

regionale Unterschiede. Kuntzsch stammt<br />

aus Leipzig. Nach seiner Erfahrung ist<br />

die „Mutti“ im Osten stärker verbreitet<br />

als im Westen. Schließlich ist die Situation<br />

ein entscheidender Faktor für die<br />

Wahl der Anrede: „Wer von der üblichen<br />

Anrede abweicht, setzt ein Signal“, so<br />

Kuntzsch. So könne sich die an „Mutti“<br />

Gewöhnte bei der Anrede „Mutter“ auf<br />

Unmut gefasst machen. Umgekehrt kann<br />

es ein Zeichen von Nähe sein.<br />

Eher selten zu hören sind „Mutter“<br />

oder das aus dem Englischen entlehnte<br />

„Ma“ oder „Mum“. „Kein Kind würde<br />

heute wohl ,Mutter‘ sagen, ohne sich lächerlich<br />

vorzukommen“, sagt der Marburger<br />

Sprachforscher Wolfgang Näser.<br />

„Ma“ <strong>und</strong> „Mum“ seien vor allem dem<br />

Einfl uss amerikanischer TV-Serien zu<br />

verdanken.<br />

Und die Erwachsenen? Dürfen die<br />

noch „Mama“ sagen? Oder sind sie längst<br />

zu „Mutti“ gewechselt, weil sie sich sonst<br />

kindisch vorkommen? Dazu lasse sich<br />

keine allgemein gültige Aussage treffen,<br />

meint Kuntzsch. Möglich ist also alles,<br />

was gefällt – inklusive Vornamen.<br />

Text: Lutz Steinbrück<br />

Foto: Volker Derlath


Hotel BISS<br />

Hotel BISS, grüß Gott!<br />

Die gemeinnützige <strong>und</strong> mildtätige Stiftung BISS möchte das<br />

Münchner Frauen- <strong>und</strong> Jugendgefängnis Am Neudeck unter<br />

Einhaltung des Denkmalschutzes <strong>und</strong> Erhalt des alten Baumbestands<br />

in ein Hotel der gehobenen Klasse umbauen, um damit<br />

eine umfassende, erstklassige Ausbildung <strong>und</strong> Qualifi zierung<br />

von etwa 40 jungen Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten<br />

möglich zu machen. Hotel BISS wird 72 Zimmer haben.<br />

In einem separaten Gebäudeteil werden elf altengerechte<br />

Wohnungen im Rahmen eines Konzepts vermietet, das die „Zusammenführung<br />

der Lebenswelten“ zum Inhalt hat. Die Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> die Professionalität der Älteren sollen aktiv für die<br />

zu qualifi zierenden Jüngeren genutzt werden. Das denkmalgeschützte<br />

Ensemble Am Neudeck wird erhalten, zur Freude<br />

aller Bürger.<br />

Um das Hotelprojekt realisieren zu können, ist es notwendig,<br />

bereits jetzt Spenden zu sammeln, obwohl wir noch nicht sicher<br />

wissen, ob wir das Gr<strong>und</strong>stück vom Freistaat Bayern bekommen.<br />

Die Bayerische Landesstiftung fördert das Projekt mit 2,5<br />

Millionen Euro. Dieser Betrag wird für den Kauf des Gefängnisgr<strong>und</strong>stücks<br />

Am Neudeck 10 eingesetzt, das der Freistaat voraussichtlich<br />

im Herbst veräußern wird.<br />

Ihre Spende trägt dazu bei, dass die Stiftung BISS das zusätzlich<br />

notwendige Eigenkapital von drei Millionen Euro für den Umbau<br />

aufbringen kann. Wir brauchen Ihre Spenden jetzt, denn<br />

das Hotel als Social Business trägt sich schon nach der Eröffnungsphase<br />

selbst! Für Ihre Spende gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

1. <strong>Sie</strong> sind damit einverstanden, dass Ihre Spende von der Stiftung<br />

BISS für die Baukosten des Hotels verwendet wird. Die Stiftung<br />

wird das Hotel an die zu gründende Hotel BISS gemeinnützige<br />

GmbH günstig vermieten, die das Hotel betreibt. Falls das<br />

Projekt nicht realisiert werden kann, wird Ihre Spende für die<br />

Qualifi zierung <strong>und</strong> Ausbildung von schwer vermittelbaren jüngeren<br />

Menschen verwendet, die auch bei wirtschaftlichem Aufschwung<br />

keine Lehrstelle bekommen. In diesem Fall erhalten <strong>Sie</strong><br />

sofort eine Spendenquittung.<br />

2. <strong>Sie</strong> wollen Ihre Spende nur für das Hotelprojekt zur Verfügung<br />

stellen. Dann schreiben <strong>Sie</strong> auf den Überweisungsträger:<br />

„Nur für Hotel“. In diesem Fall erhalten <strong>Sie</strong> eine Empfangsbestätigung<br />

von uns. Später, wenn die Stiftung BISS das Gr<strong>und</strong>stück<br />

erworben hat, erhalten <strong>Sie</strong> eine Spendenquittung. Falls das<br />

Hotelprojekt nicht realisiert werden kann, bekommen <strong>Sie</strong> Ihr<br />

Geld zurück.<br />

Hildegard Denninger<br />

Foto: a+p Architekten<br />

Der Spendenwürfel<br />

Den Hotel-BISS-Spendenwürfel (20 x 20<br />

x 20 cm) stellen wir Ihnen gern für Ihre<br />

Feiern <strong>und</strong> Veranstaltungen zur Verfügung.<br />

Auf Wunsch kommen wir bei größeren<br />

Veranstaltungen auch selbst vorbei, um<br />

über unser Projekt zu sprechen.<br />

Frauengefängnis Am Neudeck 10:<br />

An diesem Ort ist Platz für Zukunft<br />

Mit Ihnen zusammen schaffen wir es:<br />

• Knast wird Sternehotel • Ausgegrenzter wird Arbeitnehmer<br />

• Fremder wird Fre<strong>und</strong> • Vision wird Wirklichkeit.<br />

Spendenkonto: Stiftung BISS,<br />

Konto-Nr. 81 66, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00<br />

Die Spenden werden ohne Abzug dem guten Zweck zugeführt.<br />

Alle Sach- <strong>und</strong> Verwaltungskosten trägt BISS e.V. Wir danken<br />

den großzügigen Spendern, die mit uns das Hotel BISS<br />

realisieren möchten. <strong>Sie</strong> können auch online spenden!<br />

Für nähere Informationen be<strong>suchen</strong> <strong>Sie</strong> bitte unsere Website:<br />

www.hotelbiss.de<br />

Spendenstand: 780.084,12 Euro<br />

Förderzusage der Landeshauptstadt<br />

München: 500 000,00 Euro<br />

ergibt insgesamt: 1.280.084,12 Euro<br />

Die Stiftung braucht für den Umbau ca. drei Mio. Euro Eigenkapital.<br />

Hotel-BISS-Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

Wir sind dafür, dass das Hotel-BISS-<br />

Projekt Realität wird. Deshalb unterstützen<br />

wir dieses Vorhaben:<br />

Detlev von Arnim,<br />

Vorstand der Gertrud Henning-<br />

Koch-Stiftung<br />

Prof. Dr. Reinhold Baumstark,<br />

Generaldirektor i.R. der<br />

Bayerischen Staatsgemäldesammlungen<br />

Bayerische Landesstiftung<br />

Senta Berger, Schauspielerin<br />

BonVenture, Fonds <strong>und</strong> Stiftung<br />

für soziale Verantwortung<br />

Prof. Dr. Joachim Braun,<br />

Dekan der Tierärztlichen<br />

Fakultät der LMU München<br />

Oberkirchenrätin Susanne<br />

Breit-Keßler, Regionalbischöfi n<br />

von München <strong>und</strong> Oberbayern<br />

Ilonka Erlenbach-Wegner,<br />

Vorstand der Fridericke <strong>und</strong><br />

Wolfgang Erlenbach-Stiftung<br />

Prof. Dr. Dr. Dr. Wassilios<br />

E. Fthenakis, Präsident des<br />

DIDACTA-Verbands e.V.<br />

Claus Fussek, Vereinigung<br />

Integrationsförderung (ViF)<br />

Uschi Glas, Schauspielerin<br />

Uli Hoeneß, Manager<br />

FC Bayern München<br />

Bruno Jonas, Kabarettist<br />

Prof. Dr. Heiner Keupp, Department<br />

Psychologie, LMU München<br />

Uwe Kiessler, Architekt,<br />

Kiessler+Partner<br />

Theodor Kilgert, Partner bei KPMG<br />

Charlotte Knobloch,<br />

Präsidentin des Zentralrats<br />

der Juden in Deutschland<br />

„Um das Projekt BISS zu unterstützen, übernehmen wir die Druckkosten für diese Seite.“<br />

Drs. Marlies <strong>und</strong> Ulrich Brügmann, www.herzdoc.de<br />

Altabt Odilo Lechner,<br />

Abtei St. Bonifaz München<br />

<strong>und</strong> Kloster Andechs<br />

Prof. Dr. Jutta Limbach,<br />

ehemalige Präsidentin des<br />

Goethe-Instituts<br />

Caroline Link, Regisseurin,<br />

Oscar-Preisträgerin<br />

Lions Hilfswerk Metropolitan e.V.<br />

Ulrike Mascher, Präsidentin des<br />

Sozialverbands VdK Deutschland<br />

Dr. Jürgen Micksch,<br />

Vorsitzender des Interkulturellen<br />

Rates Deutschland<br />

Rudolph Moshammer Verein<br />

Licht für Obdachlose e.V.<br />

Prof. Dr.-Ing. Winfried<br />

Nerdinger, Direktor des Architekturmuseums<br />

der TU München<br />

Der Paritätische Wohlfahrtsverband<br />

Bayern<br />

Bob Ross, Leiter der Band<br />

Blechschaden<br />

Weihbischof Engelbert <strong>Sie</strong>bler,<br />

Erzdiözese München-Freising<br />

Sportfre<strong>und</strong>e Stiller, Rockband<br />

Prof. Sepp Starzner,<br />

Fachhochschule Augsburg,<br />

Baumanagement<br />

Christian Ude, Oberbürgermeister<br />

der Landeshauptstadt München<br />

Dr. Hans-Jochen Vogel,<br />

Altoberbürgermeister von München<br />

Innegrit Volkhardt,<br />

Geschäftsführende Gesellschafterin<br />

des Hotels „Bayerischer Hof“<br />

Dr. Georg Freiherr<br />

von Waldenfels, ehemaliger<br />

bayerischer Finanzminister<br />

Wogeno München eG,<br />

Wohngenossenschaft<br />

Sönke Wortmann, Regisseur<br />

21


22<br />

Projekt<br />

Arbeit beschaffen,<br />

Menschen beschäftigen<br />

Das Projekt ABBA bringt seit 20 Jahren<br />

Münchner in Lohn <strong>und</strong> Brot<br />

Anpacken, <strong>und</strong> zwar<br />

richtig: Beim Beschäftigungsprojekt<br />

ABBA<br />

gehört schwere Arbeit<br />

zum Alltag<br />

Marko Mirkovic drückt die schwarzen<br />

Hebel mit beiden Händen nach unten.<br />

Der Spaltkeil fährt surrend abwärts.<br />

Meist teilt er die Buchenstämme mühelos<br />

in handliche Scheite. Jetzt ist ein gut<br />

einen Zentner schweres Teil an der Reihe.<br />

Zwei Männer müssen anpacken, um<br />

es per Schubkarre auf das Holzschafott<br />

zu zerren. Das Holz ist stärker als der<br />

Spaltkeil: Der Spaltkeil hat sich im nassen<br />

Eschenholz festgefressen. Der Keil sitzt<br />

so fest, dass er den Holzklotz mit nach<br />

oben zieht, als Mirkovic die Steuerungshebel<br />

loslässt. Jetzt muss der Mann mit<br />

dem Hammer ran. „Hau drauf, Siggi“,<br />

spornt Mirkovic seinen Kollegen an. Siggi<br />

holt weit aus <strong>und</strong> zimmert den Hammer<br />

auf den verkeilten Holzklotz. Mit einem<br />

dumpfen Knall landet der Klotz wieder<br />

auf dem Boden.<br />

Es ist eine schwere Arbeit, die Mirkovic<br />

<strong>und</strong> seine zwei Kollegen hier im Hof<br />

von ABBA leisten. ABBA steht für Arbeit<br />

für Behinderte, Benachteiligte <strong>und</strong> Arbeitslose.<br />

Es ist das seit mehr als 20 Jahren<br />

bestehende Beschäftigungsprojekt des<br />

Arbeitslosenvereins München-West, das<br />

fast 40 Prozent seiner Teilnehmer in den<br />

ersten Arbeitsmarkt vermitteln konnte.<br />

Die Liste der Angebote ist lang: Entrümpelungen,<br />

ein Gebrauchtbuchladen, der<br />

Verkauf von Arbeitsbekleidung. Und der<br />

Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau, bei dem<br />

Arbeiten wie Häckseln, Jäten, Säen, Heckenschneiden<br />

anfallen oder eben das<br />

Holzspalten, mit dem sich Mirkovic <strong>und</strong><br />

seine Kollegen plagen. Und doch ist Mirkovic<br />

froh, bei ABBA gelandet zu sein.<br />

„In meinem Alter ist es schwer, Arbeit zu<br />

fi nden“, sagt der gebürtige Serbe, der seit<br />

fast 36 Jahren in Deutschland lebt. Als<br />

Maler hat er gearbeitet, als Schlachter, als<br />

Gärtner; wegen seiner Zuckerkrankheit<br />

wurde er dann arbeitslos. Jetzt ist Mirkovic<br />

48 <strong>und</strong> seit drei Jahren bei ABBA.<br />

Dort arbeitet er unter der Regie von<br />

Projektleiter Rupert Herzog. Der Sozialpädagoge<br />

beklagt den Jugendwahn auf<br />

dem deutschen Arbeitsmarkt. „Vor zehn<br />

Jahren galt man mit 55 als schwer vermittelbar,<br />

vor fünf Jahren mit 50 <strong>und</strong><br />

heute schon mit 45“, sagt er <strong>und</strong> schüttelt<br />

seinen grauhaarigen Kopf. Und das<br />

in einem Land, dessen Regierung die Lebensarbeitszeit<br />

verlängert <strong>und</strong> die Rente<br />

mit 67 eingeführt hat. Mirkovic hat mit<br />

seinen 48 Jahren einen nüchternen Karriereplan.<br />

„Ich hab hier noch einen Vertrag<br />

bis März 2010, dann gibt es vielleicht<br />

noch drei Jahre Verlängerung, <strong>und</strong>


dann werde ich wohl Frührentner.“ Mit<br />

52. Dabei ist Mirkovic sogar „Anleiter“<br />

bei ABBA, eine Art Vorarbeiter. Er<br />

hat Berufserfahrung, einen Führerschein<br />

für kleine Lkws <strong>und</strong> kann mit Werkzeugen<br />

umgehen. Viele seiner 22 Kollegen<br />

bei ABBA stehen nicht so gut da: <strong>Sie</strong> sind<br />

laut Herzog „geringstqualifi ziert“ oder<br />

gelten als „arbeitsmarktfern“, weil sie<br />

körperlich behindert, lernbehindert oder<br />

psychisch krank sind, manche haben eine<br />

Suchtvergangenheit hinter sich.<br />

Umso wichtiger sind für solche Menschen<br />

Einrichtungen wie ABBA, ein<br />

klassisches Beispiel für den zweiten Arbeitsmarkt.<br />

Zwar bemüht sich Projektleiter<br />

Rupert Herzog recht erfolgreich<br />

um Aufträge zum Entrümpeln oder im<br />

Landschaftsbau, doch ohne öffentliche<br />

Zuschüsse könnte sein Projekt nicht überleben.<br />

Zu den größten Sponsoren zählen<br />

die Landeshauptstadt, die Arbeitsagentur<br />

<strong>und</strong> die Arbeitsgemeinschaft München.<br />

Die beiden Letzteren sind Herzogs<br />

Ansprechpartner, wenn es um die verschiedenen<br />

staatlichen Fördermittel geht,<br />

aus denen der 53-jährige Sozialarbeiter<br />

dann zeitlich befristete Stellen bei AB-<br />

BA macht: die im März 2010 auslaufende<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, der<br />

gemeinhin als 1-Euro-Job bekannte Arbeitsplatz,<br />

der Eingliederungszuschuss.<br />

„Ich versuche auf diese Weise, Förderketten<br />

von vier bis fünf Jahren zu basteln“,<br />

erklärt Herzog sein Tun. „Wer so lange<br />

bei ABBA ist, hat schon eine höhere Vermittlungschance.“<br />

„In meinem Alter ist es<br />

schwer, Arbeit zu fi nden.“<br />

Doch bei ABBA<br />

hat der 48-jährige<br />

Marko Mirkovic genug<br />

zu tun<br />

Die Vermittlung klappt nicht immer.<br />

Für manche <strong>Mitarbeiter</strong> ist nach zwei,<br />

drei Fördermaßnahmen Schluss, ohne<br />

dass sie eine Beschäftigung im ersten<br />

Arbeitsmarkt gef<strong>und</strong>en haben. Dann<br />

kommt der bittere Moment, in dem Herzog<br />

seine Schutzbefohlenen in die Arbeitslosigkeit<br />

entlassen muss. „Wenn ich<br />

sagen muss, du kannst zwar immer gerne<br />

auf einen Kaffee vorbeikommen, aber<br />

ich habe keine Förderung mehr für dich,<br />

dann ist das das Schlimmste“, bedauert<br />

Herzog. Denn dann steigt die Gefahr,<br />

dass all das wieder verloren geht, was<br />

sich die <strong>Mitarbeiter</strong> durch ihre ABBA-Tätigkeit<br />

aufgebaut haben: eine eigene Wohnung,<br />

soziale Kompetenzen, ein Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

<strong>und</strong> vor allem Selbstwertgefühl.<br />

„Ich will eines Tages an den Punkt kommen,<br />

an dem entweder der <strong>Mitarbeiter</strong><br />

oder ich über das Arbeitsverhältnis entscheiden,<br />

aber nicht eine anonyme Behörde“,<br />

sagt Herzog.<br />

2008 hat er drei seiner <strong>Mitarbeiter</strong><br />

in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt.<br />

Darunter war Karl Haringer (Name<br />

geändert). Haringer arbeitet jetzt als<br />

Hausmeister für eine Münchner Hausverwaltung.<br />

Davon profi tiert auch AB-<br />

BA: Denn Haringer vergibt jetzt Aufträge<br />

an das soziale Projekt. Nun kommen<br />

seine früheren Kollegen vorbei, um Wohnungen<br />

zu entrümpeln, kleinere Schäden<br />

zu reparieren oder die Müllräume zu reinigen.<br />

„Das ist natürlich ein Gusto-Stückerl“,<br />

freut sich Herzog mit einem Lächeln<br />

in seinem vollbärtigen Gesicht.<br />

Text <strong>und</strong> Foto: Bernd Oswald<br />

23


24<br />

Bilderbuchfamilie<br />

Vorsorge <strong>und</strong><br />

andere Sorgen<br />

Alltag in München als Alleinerziehende<br />

mit sechs Kindern: Wie sieht das<br />

aus, was Mutter Chris Gottschalk „den<br />

ganz normalen Wahnsinn“ nennt?<br />

BISS begleitet die Großfamilie diesmal<br />

von der Vorsorgeuntersuchung bis zur<br />

Erste-Hilfe-Versorgung, inklusive eines<br />

Zwischenstopps auf dem Tanzparkett<br />

Text: Annette Leyssner<br />

Foto: Kathrin Harms, Annette Leyssner<br />

1 Wonneproppen nähert sich 10-<br />

Kilo-Marke. Bei der Vorsorgeuntersuchung<br />

beeindruckt der einjährige<br />

Felix mit Top-Werten: 9800 Gramm,<br />

Kopfumfang 65 Zentimeter. Beißen<br />

kann er auch schon, aber nur mit<br />

zwei Zähnchen. Die Bernsteinkette<br />

soll dafür sorgen, dass es keine<br />

Probleme beim Zahnen gibt.<br />

2 Die Kinderärztin ist hochzufrieden. Das ist nicht selbstverständlich: Laut einer<br />

Studie des Familienministeriums leiden Kinder aus Hartz-IV-Haushalten häufi ger an<br />

Entwicklungsstörungen <strong>und</strong> chronischen Krankheiten als Sprösslinge reicher Eltern.<br />

3 Kernges<strong>und</strong>, aber noch nicht verkehrstauglich: Das älteste<br />

Gottschalk-Kind hat den Jüngsten fest im Griff. Garance<br />

passt auf ihren Bruder am S-Bahn-Gleis auf.


5 „Lang-lang, kurz-kurz“, sagt die Tanzlehrerin beschwörend. Foxtrott wird geübt<br />

zu den Klängen von Robbie Williams‘ Hit „Millennium“. Chris geht einmal in der<br />

Woche zum Tanzkurs. „Das ist für mich Ausgleich <strong>und</strong> Prophylaxe gegen Rückenschmerzen.“<br />

Therapiest<strong>und</strong>en beim Osteopathen bezahlt die Krankenkasse nicht<br />

– außerdem machen die längst nicht so viel Spaß.<br />

7 JoJo (r.) <strong>und</strong> ihre Fre<strong>und</strong>in Tami halten Chris<br />

den Rücken frei <strong>und</strong> spielen mit Felix. „Könnt<br />

ihr den Stinker mal wickeln?“, ruft Chris.<br />

8 Einiges bleibt liegen: Die Stiftung ProFamilia<br />

hat einen Zuschuss gegeben, damit das Kammerl<br />

umgebaut werden kann.<br />

4 Kinder ges<strong>und</strong>, alles gut: Da kann die Mutter beruhigt<br />

ausgehen. <strong>Sie</strong> probiert verschiedene Outfi ts an.<br />

6 Schmerzhaftes Erwachen am nächsten Morgen – Sehnenscheidentzündung!<br />

Das Tanzen in Kombination mit dem täglichen<br />

Heben, Wuchten <strong>und</strong> Tragen war zu viel. Chris stellt<br />

ihren Arm mit dem Tuch ruhig, in dem sie schon ihre Kinder<br />

getragen hat. „Es zahlt sich aus, Dinge aufzuheben“, sagt sie.<br />

9 Onkel Marko hat geholfen – schnell ist der<br />

<strong>neue</strong> Schrank voll. Lulu sieht nach, ob für ihren<br />

Kram noch ein Eckchen frei ist.<br />

25


26<br />

Fre<strong>und</strong>e & Gönner<br />

Patenschaften: Die Paten übernehmen<br />

den Teil des Gehaltes, den der Verkäufer<br />

nicht selbst durch den Zeitungsverkauf<br />

erwirtschaften kann. Das sind durchschnittlich<br />

5000 Euro pro Verkäufer <strong>und</strong><br />

Jahr. Auch eine Teilpatenschaft (für 1250<br />

Euro, 2500 Euro, 3750 Euro) ist möglich.<br />

Hans Pütz<br />

Pate: Dr. Georg Freiherr<br />

von Waldenfels<br />

bis Dezember 2009<br />

Jürgen Hörl<br />

Patenschaft: Lions Hilfswerk<br />

Metropolitan e.V.<br />

bis November 2009<br />

Christian Zimmermann<br />

Patin: Katrin Keller<br />

bis Dezember 2009<br />

Thomas Grabner<br />

Patenschaft:<br />

KPMG München 5 Partner<br />

bis Dezember 2009<br />

Hartmut Jacobs<br />

Patenschaft: R. Moshammer<br />

Verein Licht für Obdachlose e.V.<br />

bis Dezember 2009<br />

Jaroslav Zlucka<br />

Patenschaft:<br />

SZ-Adventskalender<br />

bis Dezember 2009<br />

Martin Berrabah<br />

Pate (Jan.–Juni): anonym<br />

versorgt bis Dezember 2009<br />

Annegret Künkel<br />

Patin (April–Juni): anonym<br />

versorgt bis Dezember 2009<br />

Ercan Uzun<br />

Pate: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

André Schmitt<br />

Pate: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

Marco Veneruso<br />

Pate: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

eine Patenuhr für…<br />

Pietro Dorigo<br />

Patenschaft:<br />

Antonie-Zauner-Stiftung<br />

bis Dezember 2009<br />

Maximilian Käufl<br />

Patenschaft:<br />

Rücker + Schindele GbR<br />

bis Dezember 2009<br />

Frank Schmidt<br />

Pate: Rainer Koppitz<br />

bis Dezember 2009<br />

Rainer Angele<br />

Patenschaft: R. Moshammer<br />

Verein Licht für Obdachlose e.V.<br />

bis Dezember 2009<br />

Bernhard Gutewort<br />

Patenschaft: Bayerngas GmbH<br />

bis Dezember 2009<br />

Francesco Silvestri<br />

Patenschaft:<br />

Prof. Hermann Auer Stiftung<br />

bis Dezember 2009<br />

Katharina Gutewort<br />

Paten:<br />

Sabine <strong>und</strong> Franz Lutzenberger<br />

bis Dezember 2009<br />

Veronika Lackenberger<br />

Patenschaft: Bunique GmbH<br />

bis Dezember 2009<br />

Roman Hajek<br />

Pate: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

Rainer Bernhöft<br />

Pate: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

Joachim Seifert<br />

Patenschaft: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

Peter Schratz<br />

Patenschaft: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

Jana Förster<br />

Patenschaft: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

Edelfried Fili<br />

Pate: Christof Gabriel Maetze<br />

bis Dezember 2009<br />

Ernst Köppel<br />

Pate (bis Juni): Stefan Schleibner<br />

versorgt bis Dezember 2009<br />

Halina Massouras<br />

Pate (Jan. – Sept.):<br />

Marco Patzwahl<br />

versorgt bis Dezember 2009<br />

Wolfgang Urban<br />

Pate: Karl-Peter Schmitt<br />

bis Dezember 2009<br />

Ursula Graßl<br />

Patenschaft (März – Mai):<br />

Riverland Solutions GmbH<br />

versorgt bis November 2009<br />

Christine Karsunke<br />

Pate: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

Dirk Schuchardt<br />

Patin: anonym<br />

bis Dezember 2009<br />

Tibor Adamec<br />

1. Patenschaft:<br />

Martina <strong>und</strong> Robert<br />

2. Patenschaft für Altersteilzeit:<br />

R. Moshammer Verein<br />

Licht für Obdachlose e.V.<br />

bis Dezember 2009<br />

Karl-Heinz Wendicke<br />

1. Patenschaft: Stefan Schleibner<br />

2. Patenschaft für Altersteilzeit:<br />

R. Moshammer Verein<br />

Licht für Obdachlose e.V.<br />

bis Dezember 2009<br />

Peter Cwetko / Dynamo<br />

Fahrradservice BISS e.V.<br />

Pate (April–Juni):<br />

Christopher Gebray<br />

versorgt bis Dezember 2009<br />

„Um das Projekt BISS zu unterstützen, übernehmen wir die Druckkosten für diese Seite.“<br />

kb-m, Planungsbüro für Ingenieurbauten, Filchnerstraße 104d, 81476 München, wiegard@kb-m.de


Herzlichen Dank!<br />

Dr. Dorothee Lutter<br />

Annelie <strong>und</strong> Rudolf Lenhard<br />

Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten<br />

Barbara Schubert<br />

Biron von Curland<br />

Adelheid Eiba<br />

Berghamer & Penzkofer GbR<br />

Susanne Ringeling<br />

Bunique GmbH<br />

PKF hotelexperts GmbH<br />

Ernst Burger<br />

kb-m, Planungsbüro für<br />

Ingenieurbauten<br />

Sportfre<strong>und</strong>e Stiller<br />

Myllykoski<br />

P. Acton, J. Albrecht, D. Alt, R. Annetsberger,<br />

H. Aschberger, E. Baigger, A. +<br />

A. Bajohr-Dohme <strong>und</strong> Dohme, N. Baldauf,<br />

R. Bamgratz, D. Banzhaf, H. + Th.<br />

Bartels, M. Bauer, A. Bautzmann, Bayer.<br />

Landesärztekammer, B. Bäzner, I. Becker-Sattler,<br />

P. + F. Bellingacci, N. Bembe,<br />

S. + M. Bender, R. Berger, R. Bernhardt,<br />

A. Beyerlein, M. Bock, G. Boesel, Dr. B.<br />

Böhm, H. Böhm-Burgardt, U. Bohra, T.<br />

Bosse, H. Boubong, M. Brade, A. Brandenburg,<br />

G. Brandl, A. Brandt, F. Braun,<br />

U. Breuel, J. Breuel, R. Bruckmeier, L.<br />

Bruckner, Ch. Bucher, U. Buchholz, A.<br />

Buchmüller, A. Burgfeld, M. Burghardt,<br />

Ch. + H. Buschkowiak, D. Busse, D. + B.<br />

Butz, H. Candussio, A. Croci, U. Decker,<br />

A. Deifel, H. Deimel, Th. Dettweiler, U.<br />

Diehl, Th. Dir, V. Dollinger, K. Dreisbach,<br />

M. Dresse, Dt. Mieterb<strong>und</strong> Dachau,<br />

S. Ebert, Ch. Eckert, E. Eggerstedt,<br />

U. + M. Ehrenwirth, H. Eisenberger, A.<br />

Elfi nger, A. Elsasser, E. Englmüller, M.<br />

Erber, R. Faul, R. J. Feuchtwanger, G.<br />

Fichtner, Dr. A. Fischer, E. + F. Follner,<br />

D. + R. Forster + Urmann, S. Franzke, I.<br />

Freiwald, D. Frischke, A. Froschermeier,<br />

F. Fuchs, E. Gailer, E.-M. Gehrle, E.<br />

+ D. Gerhards, D. Gerth, S. Gervasini, K.<br />

+ O. Geuss, H. Glatz, H. Grabmeier, E.<br />

Gräßl, K. Gressbach, R. Gruber, M. von<br />

Gr<strong>und</strong>, C. Gr<strong>und</strong>herr, D. Gumberger, R.<br />

Hagspiel, A. Hallas, Dr. C. Haußer, St.<br />

Heidbrink, E. Heinloth-Warkotsch, J. +<br />

R. Heinz, M. Hemmer, P.-D. Herbst, W.<br />

Hering, K. Hesedenz, I. Hesse, W. Hey,<br />

S. Heyng, M. Hidalgo, H. Hirschauer,<br />

R. Hoefer, Dr. C. Hoess, B. Höfer, R. D.<br />

Hoffmann, D. Hoffmann, D. Hofmann,<br />

I. + K. Homberg, J. Horbach, G. Horn,<br />

F.-W. Hortig, H.-J. Huber, H. Huebner,<br />

B. Hueller, B. Huettl, O. Husmann, Institut<br />

für Mittelstandsförderung GmbH, M.<br />

Ippen, K. Irlbeck, E. + G. Jekutsch, H.<br />

Jilg, Dr. W. Joeckle, Ch. Juers, E. Jung-<br />

Kramer, B. Kaemmerer, P. Kapser, Kaspar,<br />

S. Kegel, K. Keller, G. Kiendl-Koch,<br />

A. Kienitz, S. Klaerner, B. Kleucker, Dr.<br />

G. Klier-Hemme, G. Klinger-Freier, M.<br />

Klöppel, R. Knaeusl, P. Köberl, M. Kobl,<br />

R. Kobler, R. Kodura, R. Köfferlein, D.<br />

Kolmeder, M. + S. Koniarczyk, H. Konrad,<br />

F. Kopp, Th. Krammer, V. Krause,<br />

St. Krenn, Kreuzpointner, Dr. U. Krönig,<br />

Dr. G. Kronseder, Ch. Kubuschok, A. +<br />

W. Kugler, S. Kuhn, M. + N. Kutschki,<br />

M. Kuttenreich, M. Lammel, H. de Lana,<br />

Dr. K. Lang, D. Lang, R. Langnickel,<br />

Th. Lanzendörfer, P. Lauro, F. Lechner,<br />

A. Lega, A. Lehmer, S. Lehn, St. Leitner,<br />

H. Lenk, R. Lichtinger, R. Lippert,<br />

M. Littel, A. Loewenberg, M. Lohmeier,<br />

I. Loncaric: Donuts and Candies, S.<br />

Löwe, S. + Th. Lucka, W. Ludwig, M.<br />

Lüling, Th. Maier, J. Maier, P. Mann,<br />

K. Marefati, M. Markl, M. Mattheis,<br />

E. Matz, L. Mayer, Ch. McMahon, R.<br />

Meindl, S. + Th. Mende, I. Menzel, MGS<br />

Münchner Gesellschaft für Stadter<strong>neue</strong>rung<br />

mbH, M. Milch, N. Mittelhammer,<br />

S. Möbius, Moumouni, M. Mueller,<br />

J. Muschik, C. Mutius, B. + R. Naue, R.<br />

Naumann, A. Nefi gma, B. Neumann,<br />

M. + R. Niemitz + Kosch, I. Notbohm,<br />

I. Ordnung, OTS Unternehmensberatung<br />

GmbH, Z. Parol, C. Parth, U. Peters,<br />

F. Petschler, G. Pfaffenbauer, H. Pienikg,<br />

L. Plank, Dr. A. Platte, H. Ploog,<br />

G. + A. Porak, E. Prandl, Prem Amido,<br />

Dr. St. Pueschner, M. Puglia-Beretta, Dr.<br />

A. Quecke, I. Rass, J. Rau, M. Rauschel,<br />

M. Reif, M. Reinecker, R. Reischmann,<br />

G. + L. Reitz, H. J. Richter, A. Riedelsheimer,<br />

Th. Riedl, G. Ringeling, RA Dr.<br />

H. Roith maier, H. Rosendorfer, G. Roßberger,<br />

B. Rothmann, R. + K. Ruchti,<br />

M. Rueth, H. + A. Sabatino, B. Sailer,<br />

S. Salzberger, H. Samer, L. + G. Sammer,<br />

Ch. Sartorius, St. Sauer, A. Schäfer,<br />

Dr. U. Schaper, G. Schaupp, A. Schießl,<br />

U. Schlabach, H. Schlapka, St. Schlegel,<br />

D. Schlösser-Berster, K. Schlossinger, H.<br />

+ K. Schlüter, E. + W. Schmeiser, A. +<br />

L. Schmid, W. Schmidt, H. Schmitt, St.<br />

Schmitt, D. Schöckel, D. Schoeckel, S.<br />

Schöller, E.-F. Schreiber, U. Schroeder,<br />

B. Schulz, G. Schumacher, S. Schumann,<br />

B. Schürmann, Ch. + R. Schwill, P. Seefelder,<br />

P. Seefeldt, J. Seel, Dr. H.-J. Seib,<br />

M. Seidler, M. Shellabear, L. Sommer, O.<br />

Speer, R. Spiegel, K. Steinmetz, K. Stelling-Schack,<br />

Dr. F. Stepan, Th. Sternberg,<br />

P. Sterzl, U. Stoeckl, H. Straßer, E. Strassinger,<br />

W. Sunkler, S. + H. Suski, I. + K.<br />

Svenka, B. Tang, G. Theimer, I. + K. Thomas,<br />

S. Trautmann, H. + P. Triebenbacher,<br />

A. Trumpp, U. Undeutsch, P. Vahlensieck,<br />

Dr. M. Venhofen, I. Vielwerth,<br />

Dr. P. + Th. Vignau, A. + M. Vogel, H.<br />

Voggenreiter, R. + S. Vogler, H. Volz, H.<br />

Waechter, A. Wagner, H. Wagner, Dr.<br />

U. Wahllaender-Danek, A. Wallinger,<br />

A. Wallner, E. + E. Wanner, J. P. Wartmann,<br />

V. Webel, Max Weber, L. Weber,<br />

T. Wech, R. Weigert, T. Weinmann, G.<br />

Weinmann, I. + G. Wenzel, M.-L. + N.<br />

Werner, Dr. P. Wibbe, Dr. J. Wiegand,<br />

St. Wiegard, J. Wiesboeck, M.-L. Wilhelmi,<br />

Dr. B. Wimmer, A. Winkelmann, U.<br />

Winter, F. Wittmann, Dr. O. Wohofsky,<br />

Ch. Wollenweber, I. Woltz, P. Zangl, D.<br />

Zerrmann, G. Zierer, S. Ziolkowski-Görges,<br />

H.-P. Zoeller<br />

Frei-Abos: Der Spiegel / Stern / Süddeutsche<br />

Zeitung<br />

Manfred Karsunke<br />

* 05.11.1939<br />

† 17.03.2009<br />

Herr Karsunke kam 2001 als freier<br />

Verkäufer zu BISS. Ein Jahr später<br />

wurde er fest angestellt <strong>und</strong> blieb dies,<br />

bis seine Ges<strong>und</strong>heit es nicht mehr<br />

zuließ <strong>und</strong> er Anfang 2008 aufhören<br />

musste. Herr Karsunke war ein<br />

fre<strong>und</strong>licher, sehr beliebter <strong>und</strong> allseits<br />

geschätzter Verkäufer. Wenn er<br />

einmal nicht an seinem Standplatz im<br />

Ostbahnhof war, riefen seine Stammk<strong>und</strong>en<br />

an oder kamen im Büro vorbei,<br />

um sich nach ihm zu erk<strong>und</strong>igen.<br />

Herr Karsunke war gelernter Schlosser.<br />

Durch einen Fre<strong>und</strong> kam er zu<br />

BISS. Bei BISS fand er auch seine Frau<br />

Christine, die ihn während seiner<br />

Krankheit vorbildlich versorgte. Ein<br />

besonderer Höhepunkt für ihn war<br />

2002 unser Betriebsausfl ug nach Venedig.<br />

Allen Teilnehmern dieser Reise<br />

wird Herr Karsunke mit seinem schicken<br />

Gondolierehut in bester Erinnerung<br />

bleiben. Wir trauern um ihn <strong>und</strong><br />

werden ihn nicht vergessen.<br />

27


Schwabinglich<br />

fühlen<br />

28<br />

Um die Ecke<br />

Münchner Künstler <strong>und</strong> ihr Viertel:<br />

Christine Grän über Wein<br />

<strong>und</strong> Feines <strong>und</strong> das Lächeln<br />

Ein verzweifelter junger Mann betritt eine<br />

Weinhandlung in der Ainmillerstraße.<br />

Erzählt eine Geschichte von Aussperren,<br />

unerreichbarem Portemonnaie <strong>und</strong> leerem<br />

Tank, der ihn daran hindere, Ersatzschlüssel<br />

zu holen. Er fl eht den Ladenbesitzer<br />

an, ihm 30 Euro zu leihen – <strong>und</strong> als<br />

dieser zögert, bietet er ihm seinen Pass als<br />

Pfand an. Noch am selben Tag will er das<br />

Geld zurückbringen.<br />

Was nicht geschieht. Arnold Zöhrer ist<br />

um 30 Euro ärmer <strong>und</strong> einen tunesischen<br />

Reisepass reicher. Seine K<strong>und</strong>en, Gäste,<br />

Fre<strong>und</strong>e, Nachbarn diskutieren das Mysteriöse<br />

mit Anteilnahme. Ich meine, dass<br />

der Mann einen Unfall hatte, mindestens.<br />

Schriftsteller neigen zu katastrophalen<br />

Schlussfolgerungen.<br />

Wir sind in der „Boteghin“, was so viel<br />

heißt wie kleiner Laden, <strong>und</strong> genau das ist<br />

er: winzig, überquellend von Weinen <strong>und</strong><br />

Delikatessen, eine Oase der Gemütlichkeit.<br />

Der Begriff wurde in Österreich geboren,<br />

<strong>und</strong> Arnold Zöhrer auch, genauer<br />

gesagt, in Weiz. Er kommt aus demselben<br />

steirischen Kaff wie ich, so etwas verbindet<br />

im Exil, auch wenn wir beide wissen,<br />

dass Schwabing der Weizer Existenz vorbehaltlos<br />

vorzuziehen ist.<br />

Nach zehn Jahren Herzogpark bin ich<br />

in die Franz-Joseph-Straße gezogen. Neun<br />

Jahre <strong>und</strong> neun Monate zu spät. Nichts<br />

gegen den Herzogpark, der ruhig <strong>und</strong><br />

noch ruhiger ist, eine Idylle aus rasierten<br />

Bäumen, gepfl egten Straßen, schwäbischen<br />

Sportwagen <strong>und</strong> großen blonden<br />

Frauen mit kleinen H<strong>und</strong>en. Im Herzogpark<br />

habe ich gewohnt, in Schwabing lebe<br />

ich. Das ist eine Art Liebeserklärung,<br />

verfrüht vielleicht, doch dann denke ich<br />

an meine Großmutter, die schon sehr alt<br />

war, als ich sie fragte: „Welcher Tag war<br />

der schönste in deinem Leben?“ <strong>Sie</strong> sagte:<br />

„Heute.“ Daran sollte man sich halten.<br />

Die Schwabinger scheinen davon ein<br />

gutes Stück in sich zu tragen. Das empfi<br />

nde ich so, wenn ich in Arnolds Laden<br />

sitze, der „Wein <strong>und</strong> Feines“ heißt. Zu<br />

den Feinheiten gehören steirischer Kren,<br />

Käferbohnen <strong>und</strong> Artischocken aus Italien.<br />

Die Weine sind ein Gedicht, <strong>und</strong><br />

nach dem dritten Glas erwacht Peter Paul<br />

Althaus zum Leben, der berühmte Schwabinger<br />

Bohemien, Erfi nder der „Traumstadt“,<br />

<strong>und</strong> die erste Zeile seines schönsten<br />

Gedichts: „In der Traumstadt ist ein<br />

Lächeln stehen geblieben, niemand weiß,<br />

wem es gehört.“<br />

Wem gehört es? Denen, die es für sich<br />

<strong>und</strong> bei anderen <strong>suchen</strong>. Arnolds Gäste<br />

sind eine Melange aus Alt <strong>und</strong> Jung, sie<br />

kommen aus allen Berufen <strong>und</strong> teilen eine<br />

gewisse Leidenschaft für ihr Viertel.<br />

Schwabing ist halt nicht bloß ein Stadtteil<br />

von München, sondern etwas Eigenständiges,<br />

ein Biotop, in dem das Bürgertum,<br />

Studenten, Handwerker <strong>und</strong> Künstler<br />

<strong>und</strong> alle anderen fast friedlich koexistieren.<br />

Gestern stand ich an der Fleischtheke<br />

neben einem bekannten Fernsehschauspieler,<br />

der Putenbrust kaufte. Er<br />

schenkte mir ein Lächeln, <strong>und</strong> ich ließ es<br />

nicht stehen.<br />

Ach ja, die Prominenten: Allein in der<br />

Ainmillerstraße wohnten <strong>und</strong> arbeiteten<br />

von 1888 bis heute 27 Schriftsteller, 60<br />

bildende Künstler, 19 Komponisten, Musiker<br />

<strong>und</strong> Sänger, 17 Schauspieler, 40 Gelehrte,<br />

13 Direktoren von Bibliotheken,<br />

Museen, Banken <strong>und</strong> Versicherungen sowie<br />

22 Politiker <strong>und</strong> Höhere Beamte. Anwohner<br />

wie Althaus, Klee, Rilke, Kandinsky,<br />

Thomas Mann, die Gräfi n Reventlow<br />

… nicht zu vergessen der berühmte Briefträger<br />

Alfred „Fred“ Dorbath, der sie alle<br />

kannte <strong>und</strong> wesentlich zu dem Buch über<br />

die Ainmillerstraße beigetragen hat, welcher<br />

das Ehepaar Bellinger immerhin 536<br />

prächtige Seiten widmete.<br />

Welche andere Straße Münchens<br />

könnte sich dessen rühmen, <strong>und</strong> zumindest<br />

bin ich „ums Eck“ eingezogen. Drei<br />

Buchhandlungen sind auch in der Nähe,<br />

das braucht die Schreibkraft: „Lehmkuhl“<br />

<strong>und</strong> „Pfeiffer“ <strong>und</strong> die „Autorenbuchhandlung“.<br />

Dass man mich dort bei<br />

meinem ersten Besuch erkannte, hat mir<br />

sehr geschmeichelt. Denn Schriftsteller<br />

sind ja nicht per se prominent, sie treten


weder im Dschungelcamp auf, noch werben<br />

sie für Spinat. <strong>Sie</strong> führen ein stilles,<br />

bescheidenes Leben <strong>und</strong> kreisen immer<br />

nur um sich selbst <strong>und</strong> ihre Werke.<br />

Deshalb freue ich mich, wenn ich in der<br />

Seidl-Villa lesen darf, weil es einer dieser<br />

magischen Schwabinger Orte ist, an denen<br />

Improvisation zur Kunstform erhoben<br />

wird. Es ist stets brechend voll, zu wenig<br />

Stühle <strong>und</strong> erhitzte Luft, manchmal funktioniert<br />

das Mikrophon nicht, doch immer<br />

ist die Stimmung herrlich. Dank sei<br />

Britta Rambeck, der Seele des Seerosenkreises,<br />

die von Schwabing aus ihre kulturellen<br />

Fäden spinnt. Wer anschließend<br />

noch zu einem Nachttrunk von Oswald<br />

Maluras Sohn Andrew in die „Traumstadt-Wohnung“<br />

in der Kaulbachstraße<br />

eingeladen wird, ist im Schwabinger<br />

Kunsthimmel angelangt. Alles ist so, wie<br />

es war, als die Traumstädter <strong>und</strong> Seerosianer<br />

noch ihre wilden Feste feierten – die<br />

lange Tafel, der Flügel, der Kandelaber,<br />

die Bilder <strong>und</strong> Fotos … alles ist Kunst,<br />

<strong>und</strong> die Kunst verstand sich zu feiern.<br />

Zeitzeugen schwärmen heute noch<br />

vom Schwabing der besten Jahre, doch<br />

ich begnüge mich durchaus vergnügt mit<br />

der Gegenwart. Bin ich doch ein Frischling,<br />

„a Zuagroasta“, aber ich habe mich<br />

vom ersten Tag an schwabinglich gefühlt.<br />

Wo doch sowieso auf 1000 Leute<br />

nur fünf echte Schwabinger kommen, wie<br />

Walter meint, Zahntechnikermeister <strong>und</strong><br />

Stammgast im „Boteghin“. Er gehört zu<br />

jenen, die im Chor singen, dass früher alles<br />

besser war. Zahntechnisch begründet<br />

er es damit, dass es heutzutage viel mehr<br />

„Knirscher“ gebe als früher. Ich knirsche<br />

nicht, ich blühe auf in meinem <strong>neue</strong>n<br />

Viertel, in dem es so viel zu entdecken<br />

gibt, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der<br />

Wagen steht gut in der Duplex-Garage,<br />

<strong>und</strong> das rückwärtige Einparken in dieselbe<br />

weist einen schon als Künstler aus.<br />

Vergessen <strong>Sie</strong> die Leopoldstraße, die<br />

so gesichtslos ist wie mittlerweile alle großen<br />

Straßen in allen großen Städten. Wo<br />

sich McDonald’s & Co. ausbreiten, sollst<br />

du weichen <strong>und</strong> in Nebenstraßen eintauchen.<br />

Sogar in der Hohenzollern fi nden<br />

sich eine w<strong>und</strong>erbare, sehr skurrile<br />

Parfumerie, die ihren eigenen Öffnungszeiten<br />

folgt, <strong>und</strong> ein Strumpfwarenladen,<br />

der noch Laufmaschen „auffängt“. Zum<br />

Kurfürstenplatz hin <strong>und</strong> in Richtung Elisabethmarkt<br />

entfalten sich kleine Spezialitätengeschäfte,<br />

die Minirestaurants<br />

der Italiener <strong>und</strong> Vietnamesen, die mittags<br />

immer brechend voll sind. In Schwabing<br />

wird gegessen <strong>und</strong> getrunken, was<br />

das Zeug hält, <strong>und</strong> die Krise, sie scheint<br />

einen Bogen um das Viertel zu machen,<br />

vielleicht, weil hier so viele Genieanwärter<br />

wohnen, Künstler aller Arten, die das<br />

Brotlose auf ihre Weise ausleben, sowie<br />

Christine Grän weiß:<br />

Nirgendwo sonst gibt<br />

es so viele winzige,<br />

w<strong>und</strong>ersame Geschäfte,<br />

Cafés <strong>und</strong> Beisln wie in<br />

der Türkenstraße<br />

betuchte Beamte, Rentner <strong>und</strong> Witwen in<br />

Jugendstilwohnungen, aus denen sie niemals<br />

weichen wollen.<br />

Zu guter Letzt die Türkenstraße: In<br />

Kälte <strong>und</strong> Schneetreiben entfaltet sie<br />

nicht diese bunte, lärmende Pracht der<br />

Sommermonate. Doch gibt es nirgendwo<br />

so viele winzige, w<strong>und</strong>ersame Geschäfte,<br />

Cafés <strong>und</strong> Beisln wie in der<br />

Straße der letzten Bohemeanwärter. Nirgendwo<br />

so viele Männer mit kleinen kläffenden<br />

H<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Frauen mit kleinen<br />

exzentrischen Hüten. Das Heute ist gut,<br />

doch freue ich mich auf den Frühling in<br />

Schwabing. Bis dahin wird Arnold Zöhrer<br />

vielleicht Pass gegen Geld eingetauscht<br />

haben. Falls nicht, bleibt es eine dieser<br />

Geschichten, die zu Schwabing gehören<br />

wie das Lächeln, traumstädtisch <strong>und</strong> nie<br />

gänzlich verloren.<br />

Foto: Volker Derlath<br />

Christine Grän, Jahrgang 52, lebt seit<br />

zehn Jahren in München. Nach dem<br />

Studium <strong>und</strong> einem Journalistik-Volontariat<br />

ging sie nach Afrika, um eine Lodge<br />

zu leiten, <strong>und</strong> schrieb dort ihren ersten<br />

Kriminalroman. Weitere folgten mit der<br />

Detektivin Anna Marx. Die Reihe war<br />

auch als TV-Serie erfolgreich. Weitere Romane:<br />

„Die Hochstaplerin“, „Hurenkind“<br />

<strong>und</strong> zuletzt „Heldensterben“. Grän wurde<br />

u.a. 2007 mit dem Ernst-Hofrichter-Preis<br />

ausgezeichnet.<br />

29


30<br />

Kolumne<br />

Impressum<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Verleger:<br />

BISS e.V.<br />

Metzstraße 29, 81667 München<br />

(zugleich Anschrift aller Verantwortlichen)<br />

Geschäftsführung: Hildegard Denninger<br />

Chefredaktion: Günter Keil, Andreas<br />

Unger (beide verantwortlich im Sinne des<br />

Presserechts)<br />

Schlussredaktion: Helga Voit<br />

Gestaltung: Medienkeller<br />

(Anne Britt Keller, Sabine Klein)<br />

Mitarbeit:<br />

Text: Christine Auerbach, Hildegard Denninger,<br />

Christine Grän, Bernd Hein, Nina<br />

Koslowski, Annette Leyssner, Bernd<br />

Oswald, Fabienne Pakleppa, Chris tian<br />

<strong>Sie</strong>pmann, Lutz Steinbrück, Daniela<br />

Walther, Dieter Wachholz <strong>und</strong> die Schreibwerkstatt<br />

von BISS unter der Leitung von<br />

Simone Kayser<br />

Foto: Volker Derlath, Barbara Donaubauer,<br />

Benjamin Ganzenmüller (auch SWS),<br />

Kathrin Harms, Annegret Künkel,<br />

Bernd Oswald, Volker Schmitt,<br />

Anja Weingandt<br />

Comic: Papan<br />

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:<br />

18.04.2009<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

Metzstraße 29, 81667 München<br />

Tel. 089 / 33 20 33, Fax 089 / 33 20 34<br />

E-Mail info@biss-magazin.de<br />

Internet www.biss-magazin.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

Hildegard Denninger (verantwortlich)<br />

Derzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8.<br />

Spendenkonto:<br />

LIGA Bank<br />

Konto-Nr. 221 86 66, BLZ 750 903 00<br />

Bitte geben <strong>Sie</strong> Ihre Adresse im Feld<br />

„Verwendungszweck“ an, damit wir Ihnen<br />

die Spendenquittung zusenden können.<br />

Verkaufspreis: A 1,80<br />

Nachdruck – auch in Auszügen – nur<br />

nach vorheriger Rücksprache mit der<br />

Redaktion.<br />

BISS erscheint monatlich,<br />

Juli/August in einer Doppelausgabe.<br />

Gesamtherstellung:<br />

Color-Offset GmbH<br />

Geretsrieder Str. 10, 81379 München<br />

Tel. 780 41-0, Fax 780 41-200<br />

Druckaufl age: 35000<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

übernehmen wir keine Gewähr. Die Rücksendung<br />

erfolgt nur gegen Rückporto.<br />

BISS wird gedruckt auf einem zweiseitig<br />

gestrichenen holzhaltigen Bogenoffsetpapier<br />

mit ökologischem Fasermix. Ein<br />

Produkt von Myllykoski, MD Albbruck<br />

ISSN 0948-3470<br />

Jana Förster (54) verkauft seit 2004 BISS. <strong>Sie</strong> wurde in Prag geboren, lebt seit 33 Jahren in<br />

München <strong>und</strong> hat zwei erwachsene Söhne.<br />

Jetzt ist wieder die Zeit der Garten- <strong>und</strong><br />

Balkonarbeiten. Am Viktualienmarkt,<br />

wo ich mit meinen BISS-Zeitungen stehe,<br />

werden Geranien, Fuchsien, Petunien<br />

<strong>und</strong> andere Blumen verkauft. Es erinnert<br />

mich daran, wie ich vor vielen Jahren<br />

mit meinen beiden Jungs in eine w<strong>und</strong>erschöne<br />

2-Zimmer-Wohnung zog, mit<br />

Küche, Bad <strong>und</strong> einem Balkon, der sich,<br />

etwa acht Meter lang, über die Breite beider<br />

Zimmer erstreckte. Auf diesem Balkon<br />

verbrachten wir sehr schöne Sonntage<br />

<strong>und</strong> Abende. Wir hatten da einen<br />

Plastikgrasteppich, den wir bei den Mülltonnen<br />

unseres Hauses gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mit<br />

ziemlich viel Schrubben sauber gekriegt<br />

hatten. Wir besaßen damals auch eine<br />

liebe Katze, die sich auf dem Balkon ein<br />

bisschen fürchtete. Als aber im Juni dicke<br />

Käfer auf unserem Balkon landeten,<br />

schnappte sie die <strong>und</strong> fraß sie manchmal<br />

sogar. Ich war damit nicht einverstanden<br />

<strong>und</strong> sperrte sie in die Wohnung. In<br />

warmen Nächten schliefen meine Jungs<br />

auf Matratzen auf dem Balkon <strong>und</strong> hatten<br />

dabei viel Freude. Wir schleppten Säcke<br />

voll Erde vom Supermarkt heim <strong>und</strong><br />

bepfl anzten die Balkonkästen mit prächtigen<br />

Geranien. Im folgenden Jahr siebte<br />

ich die Erde <strong>und</strong> besorgte Blumensamen,<br />

die wir im Frühling in unsere Balkonkästen<br />

säten. Lange Zeit wuchs gar nichts.<br />

Jana auf<br />

dem Balkon<br />

Wir gossen die unsichtbaren Pfl anzen<br />

<strong>und</strong> machten aus, dass der, der den ersten<br />

Keimling entdeckt, sich etwas wünschen<br />

darf. Ich hoffte nur, dass nicht ich es sein<br />

würde, sondern einer meiner Jungs. Und<br />

eines Tages entdeckten sie die ersten Sämlinge<br />

<strong>und</strong> wünschten sich … Taschengeld.<br />

Das gab es bis dahin nicht, da ich als Alleinerziehende<br />

nicht viel verdiente, aber<br />

für jene Sommersaison machte ich eine<br />

Ausnahme. Die Blumen wuchsen <strong>und</strong><br />

wuchsen <strong>und</strong> hingen weit über die Balkonbrüstung.<br />

Dazwischen blühten stehende<br />

Pfl anzen. Lila, weiß <strong>und</strong> gelb war unser<br />

Balkon. Aus der Weite ein herrlicher<br />

Anblick. Wir freuten uns, aber die Nachbarn<br />

unter uns schimpften, da immer<br />

wieder Blüten runterfi elen. Diese Leute<br />

übertrieben es ein wenig mit der Sauberkeit,<br />

<strong>und</strong> ich musste sogar mal runter, ihren<br />

Balkon putzen. Ich wollte schon alle<br />

Pfl anzen rausreißen, aber da kam mir<br />

ein Hagelsturm zuvor. So schnell konnten<br />

wir die Blumenkästen gar nicht abnehmen,<br />

wie der Wind sie von der Brüstung<br />

auf unseren Balkonboden blies. Es sah<br />

aus wie nach einer Schlacht. Im Jahr darauf<br />

pfl anzte ich nur noch ein paar Grünpfl<br />

anzen, <strong>und</strong> bald konnte ich die Wohnung<br />

eh nicht mehr fi nanzieren <strong>und</strong> wir<br />

zogen in die jetzige, wo ich nun alleine<br />

wohne. Ich habe keinen Balkon mehr.<br />

„Um das Projekt BISS zu unterstützen, übernehme ich die Druckkosten für diese Seite.“<br />

Ernst Burger, Sintzenichstr. 9, 81479 München


Adressen<br />

Wohnungsverlust<br />

Amt für Wohnen <strong>und</strong> Migration<br />

Franziskanerstr. 6 <strong>und</strong> 8,<br />

zuständig für Unterbringung, Wohnen<br />

<strong>und</strong> Geld ist die Zentraleinheit<br />

Wohnungslosigkeit, Öffnungszeiten:<br />

Mo, Mi, Fr: 8.30 – 12 Uhr, Mi: 15 – 17<br />

Uhr (nur für Berufstätige)<br />

Städtisches Unterkunftsheim<br />

für Männer<br />

Pilgersheimer Str. 11, Tel. 62502-20,<br />

Bettenvergabe: Mo bis Fr: 14 – 19 Uhr,<br />

Sa, So u. Feiertage: 16 – 19 Uhr<br />

Karla 51 Frauenobdach,<br />

Karlstr. 51, Tel. 549151-0, Beratung<br />

<strong>und</strong> Aufnahme r<strong>und</strong> um die Uhr; Café:<br />

Di bis So: 12 – 17 Uhr, Fr: bis 20 Uhr<br />

Heilsarmee (nur für Männer),<br />

Pestalozzistr. 36, Tel. 267149,<br />

Aufnahme tägl. 5 – 22.30 Uhr<br />

Jugendschutzstelle für<br />

männliche Jugendliche von<br />

14 bis 18 Jahren<br />

Scapinellistr. 15a, Tel. 829903-14,<br />

Öffnungszeiten: r<strong>und</strong> um die Uhr<br />

Jugendschutzstelle für Mädchen<br />

von 13 bis 17 Jahren<br />

Oselstr. 31a, Tel. 82070047,<br />

Öffnungszeiten: r<strong>und</strong> um die Uhr<br />

Internationaler B<strong>und</strong><br />

Mädchenschutzstelle<br />

für Mädchen von 13½ bis 17 Jahren,<br />

Tel. 43908413<br />

JUP – Jugendpension<br />

Nockherstr. 60, Tel. 436629-11,<br />

Öffnungszeiten: tägl. 8 – 21 Uhr<br />

I.M.M.A.<br />

Zufl uchtsstelle für Mädchen <strong>und</strong> junge<br />

Frauen zwischen 14 <strong>und</strong> 20 Jahren,<br />

Tel. 183609, erreichbar r<strong>und</strong> um die<br />

Uhr<br />

Herzogsägmühle<br />

Von-Kahl-Str. 4, 86971 Peiting,<br />

Beratung <strong>und</strong> Aufnahme r<strong>und</strong> um die<br />

Uhr für Frauen, Männer <strong>und</strong> Paare,<br />

Tel. 08861/219-349<br />

H-TEAM e.V. Ambulante Wohnungshilfe/Ambulanter<br />

Pfl egedienst,<br />

Beratung <strong>und</strong> Hilfen bei Wohnproblemen<br />

durch Sammeln, Horten,<br />

„Verwahrlosung“, Pfl ege - <strong>und</strong> anderem<br />

Hilfebedarf. Plinganserstr. 19,<br />

Tel. 7473620, Fax: 7470663, Sprechzeiten:<br />

Mo, Mi <strong>und</strong> Fr: von 9 - 12 Uhr<br />

Beratung<br />

Teestube „komm“ Streetwork<br />

(für Männer <strong>und</strong> Frauen),<br />

Zenettistr. 32, Tel. 771084/-85,<br />

Öffnungszeiten: tägl. 14 – 20 Uhr<br />

Bürozeiten: Mo bis Fr: 9 – 13 Uhr<br />

Außenstelle Streetwork<br />

München-Nord, Trautenwolfstr. 9,<br />

Tel. 335574 oder Terminvereinbarung<br />

über die Teestube „komm“<br />

Streetwork-Büro<br />

Beratungsstelle für Jugendliche <strong>und</strong><br />

junge Erwachsene, Johannisplatz 12,<br />

Tel. 4891472, Öffnungszeiten:<br />

Mo: 10.30 – 12 Uhr, Di: 18 – 21 Uhr<br />

Sozialer Beratungsdienst<br />

(nur für Männer), Pilgersheimer Str.<br />

11, Tel. 62502-0, Sprechzeiten: Mo bis<br />

Fr: 8.30 – 12 Uhr <strong>und</strong> nach Vereinbarung;<br />

Notdienst: Mo bis Fr: 14 – 19<br />

Uhr, Sa, So u. Feiertage: 16 – 19 Uhr<br />

Evangelischer Beratungsdienst<br />

für Frauen (mit Wohnheim),<br />

Heßstr. 12, Tel. 288285/-86,<br />

Sprechzeiten: Mo bis Fr: 9 – 16 Uhr<br />

Beratungsstelle für Mädchen<br />

<strong>und</strong> Frauen (Sozialdienst katholischer<br />

Frauen), Dachauer Str. 48, Tel. 559810,<br />

Sprechzeiten: Mo bis Do: 9 – 12 Uhr,<br />

13 – 17 Uhr, Fr: 9 – 13 Uhr <strong>und</strong> nach<br />

Vereinbarung<br />

Initiative Münchner Mädchenarbeit<br />

(I.M.M.A.) Beratungsstelle für<br />

Mädchen <strong>und</strong> junge Frauen, An der<br />

Hauptfeuerwache 4, Tel. 2607531<br />

Frauenhilfe München<br />

Beratung <strong>und</strong> Wohnmöglichkeit für<br />

misshandelte Frauen <strong>und</strong> deren Kinder,<br />

ambulante Beratung, Tel. 35483-0<br />

Frauennotruf<br />

Fürstenrieder Str. 84, Tel. 763737, Beratungs-<br />

<strong>und</strong> Fachzentrum bei sexualisierter<br />

Gewalt: Mo bis Fr: 10 – 18 Uhr,<br />

Krisentelefon bei Gewalt: Mo bis Fr:<br />

18 – 24 Uhr, Sa <strong>und</strong> So: 18 – 2 Uhr<br />

Ausländerberatung im internationalen<br />

Beratungszentrum des BRK<br />

Goethestr. 53, Tel. 5328989, Öffnungszeiten:<br />

Mo, Mi, Fr: 9 – 12 Uhr, Di u. Mi:<br />

14 – 17 Uhr <strong>und</strong> nach Vereinbarung<br />

Krankheit<br />

Informationszentrum Referat für<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

zu Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit, zu<br />

stationären <strong>und</strong> ambulanten Einrichtungen,<br />

zu Selbsthilfegruppen <strong>und</strong><br />

Beratungsstellen, Dachauerstr. 90, Tel.<br />

233-37663<br />

Praxis Dr. Barbara Peters-<br />

Steinwachs, Pilgersheimer Str. 11,<br />

Tel. 6250240, Sprechzeiten: Mo bis Fr:<br />

9 – 12.30 Uhr, Obdachlosenmobil,<br />

Tel. 0172/8221173<br />

Praxis der Benediktinerabtei<br />

St. Bonifaz: Dr. Irene Frey-Mann,<br />

Dr. Mechthild Nowottnick, Karlstr. 34,<br />

Tel. 55171-310, Sprechzeiten:<br />

Mo bis Fr: 8.30 – 12 Uhr <strong>und</strong> nach tel.<br />

Vereinbarung; Di ab 13 Uhr in Karla<br />

51, Tel. 549151-0<br />

Landeshauptstadt München Referat<br />

für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt<br />

– Anonyme Beratung zu Aids <strong>und</strong><br />

sexuell übertragbaren Krankheiten<br />

Bayerstraße 28a, 80335 München,<br />

Erdgeschoss, Zi. 0045. Beratung <strong>und</strong><br />

kostenlose Testmöglichkeit:<br />

Mi, Do: 8 – 11 Uhr, Di: 14 – 18 Uhr,<br />

Do: 14 – 15 Uhr, Tel. 233-2 3333<br />

Münchner AIDS-Hilfe e.V.<br />

Lindwurmstr. 71, Tel. 54333-0,<br />

Öffnungszeiten: Mo bis Do: 9 – 17<br />

Uhr, Fr: 9 – 14 Uhr<br />

Psychiatrischer Krisendienst<br />

Tel. 729 59 60<br />

Sucht<br />

Landeshauptstadt München Psychosoziale<br />

Beratungsstelle für Alkohol-<br />

u. Medikamentenprobleme<br />

Dachauer Str. 90/UG, Tel. 233-37563,<br />

Sprechzeiten: jeden Werktag.<br />

Tel. Terminvereinbarung sinnvoll<br />

SuchtHotline:<br />

Tel. 28 28 22 (r<strong>und</strong> um die Uhr)<br />

Tal 19 Beratungs- <strong>und</strong> Therapiezentrum<br />

für Suchtgefährdete <strong>und</strong> Abhängige,<br />

Tel. 242080-0, Fax 242080-11<br />

Frauenberatungsstelle TAL 19<br />

Tel. 242080-20, Fax 242080-21,<br />

Öffnungszeiten: Mo bis Do: 10 – 18<br />

Uhr, Fr: 10 – 15 Uhr<br />

Frauentherapie-Zentrum<br />

Beratung <strong>und</strong> Behandlung bei Alkoholoder<br />

Medikamentenabhängigkeit,<br />

Güllstr. 3, Tel. 747370-0, Fax 747370-<br />

80, Mo bis Do: 10 – 13 Uhr <strong>und</strong><br />

15 – 17 Uhr, Fr: 10 – 13 Uhr<br />

Städtische Drogenberatung<br />

Bayerstr. 28a, Beratung <strong>und</strong> Betreuung<br />

für Konsumenten illegaler Drogen<br />

<strong>und</strong> deren Angehörige, Tel. 233-<br />

47964, Sprechzeiten: Mo bis Fr: 10<br />

– 17 Uhr oder nach Vereinbarung<br />

extra Beratungs- <strong>und</strong> Kontaktzentrum<br />

für drogenabhängige <strong>und</strong><br />

gefährdete Frauen <strong>und</strong> Mädchen,<br />

Mütter <strong>und</strong> ihre Kinder, schwangere<br />

Frauen <strong>und</strong> Mädchen, Corneliusstr.<br />

2, 80469 München, Tel. 236063,<br />

Fax 236069, Öffnungszeiten: Mo bis<br />

Do: 9 – 17.30 Uhr, Fr: 9 – 16 Uhr <strong>und</strong><br />

nach Vereinbarung<br />

Condrobs Drogenberatung<br />

Beratung, Therapie, Prävention,<br />

Konradstr. 2, Tel. 3883766<br />

Anonyme Alkoholiker (AA)<br />

Tel. 19295, tel. Sprechzeiten:<br />

19 – 22 Uhr<br />

Al Anon Familiengruppen<br />

Anonyme Selbsthilfegruppen für Angehörige<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e von Alkoholikern,<br />

Tel. 55029916<br />

Blaues Kreuz<br />

Psychosoziale Beratungs- <strong>und</strong> Behandlungsstelle<br />

für Suchtgefährdete<br />

(auch für Angehörige), Kurfürstenstr.<br />

34/I, Tel. 332020, Telefonsprechzeiten:<br />

Mo, Di, Do: 10 – 12 Uhr <strong>und</strong> 14 – 17<br />

Uhr, Mi: 14 – 17 Uhr, Fr: 10 – 13 Uhr,<br />

offene Angebote: Mo: 10 – 12, Di:<br />

9 – 11 Uhr<br />

Caritas Fachambulanz für<br />

Suchtkranke<br />

Erwachsene ab 30 Jahre: Schwanthalerstr.<br />

84/Rgb., Tel. 530991-0.<br />

Beratung für junge Erwachsene bis 30<br />

Jahre: Dachauer Str. 29, Tel. 5458320<br />

Drogennotdienst München „L43“<br />

prop e.V., 24 Std. Beratung – Kontaktladen<br />

– Notschlafstelle, Landwehrstr.<br />

43/Rgb., Tel. 54908630, Öffnungszeit<br />

Kontaktladen: So bis Mi: 11 – 21 Uhr<br />

u. Do bis Sa: 16 – 21 Uhr, Anmeldung<br />

Notschlafstelle: tägl. 18 – 20 Uhr<br />

Kontaktladen OFF<br />

Condrobs, Orleansstr. 60, Tel. 481425,<br />

Fax 44 71 88 70, Öffnungszeiten:<br />

Mo u. Di: 10.30 – 16.30 Uhr,<br />

Mi u. Do: 12.30 – 16.30 Uhr<br />

Hans-Scherer-Haus<br />

Träger: Katholischer Männerfürsorgeverein<br />

München e.V.,<br />

85764 Oberschleißheim,<br />

Tel. 3158250, Fax 31582599<br />

Kreuzb<strong>und</strong> Diözesanverband<br />

München <strong>und</strong> Freising e.V.<br />

Selbsthilfe-Helfergemeinschaft für<br />

Suchtkranke <strong>und</strong> deren Angehörige,<br />

Dachauerstr. 5, Tel. 59083777,<br />

Fax 59083776, Kontakttelefon, Gruppenverzeichnis,<br />

persönliche Beratung<br />

nach Vereinbarung<br />

Fährhaus – Anonyme<br />

Sucht-Selbsthilfe<br />

Zusammenkünfte:<br />

Mo: 20.15 Uhr, Westendstr. 68;<br />

Mi: 19.30 Uhr, Nußbaumstr. 7;<br />

Sa: 17.30 Uhr, Leonrodstr. 19<br />

Schulden<br />

Landeshauptstadt München<br />

Allgemeiner Sozialdienst (ASD)<br />

Schuldnerberatung<br />

Mathildenstr. 3a, Tel. 233-24353,<br />

Anmeldung über die zuständige<br />

Außenstelle des ASD<br />

Schuldnerberatung von AWO<br />

<strong>und</strong> DGB im Gewerkschaftshaus für<br />

Münchner Arbeitnehmer, Schwanthalerstr.<br />

64, 80336 München, Tel.<br />

532716<br />

Bayerisches Rotes Kreuz<br />

Schuldnerberatung, Kreisverband<br />

München, Seitzstr. 8, 80538<br />

München, Tel. 2373-0/-245/-264<br />

Schuldner- <strong>und</strong> Insolvenzberatung<br />

Evangelisches Hilfswerk München<br />

Bad-Schachener-Str. 2b,<br />

81671 München, Tel. 1890476-60,<br />

Fax 1890476-61<br />

Schuldnerberatungsstelle<br />

der Caritas, Landwehrstraße 26,<br />

80336 München, Tel. 23114930<br />

Weitere Hilfsangebote<br />

Münchner Arbeitsgemeinschaft<br />

Arbeitsförderungsinitiativen<br />

Jobbörse <strong>und</strong> Infos über Qualifi zierungsmöglichkeiten<br />

für schwervermittelbare<br />

Arbeits- bzw. Erwerbslose<br />

MAGAFI im Internet unter<br />

www.magafi .de<br />

Telefonseelsorge<br />

Beratung in allen Lebensfragen, r<strong>und</strong><br />

um die Uhr besetzt (gebührenfrei),<br />

Tel. 0800/1110111 (ev.),<br />

Tel. 0800/1110222 (kath.)<br />

Evangelische <strong>und</strong> katholische<br />

Bahnhofsmission<br />

Münchner Hauptbahnhof, Gleis 11,<br />

Tel. 594576/-77/-78, Öffnungszeiten:<br />

tägl. r<strong>und</strong> um die Uhr.<br />

Die Bahnhofsmission übernimmt<br />

in Notfällen Vertretungsfunktion für<br />

Sozial- <strong>und</strong> Wohnungsamt.<br />

Münchner Insel unter dem<br />

Marienplatz<br />

Ökumenisches Kriseninterventions<strong>und</strong><br />

Beratungszentrum (keine fi nanzielle<br />

Hilfe), U-Bahn-Hof Marienplatz,<br />

Untergeschoss, Tel. 220041,<br />

Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, Fr:<br />

9 – 18 Uhr, Do: 11 – 18 Uhr<br />

Münchner Zentralstelle für<br />

Strafentlassenenhilfe<br />

Haimhauser Str. 13 (Eingang<br />

Occamstr.), Tel. 380156-0,<br />

Sprechzeiten: Mo bis Fr: 8 – 12 Uhr<br />

<strong>und</strong> nach tel. Vereinbarung<br />

Alleinerziehende, VAMV – Verband<br />

alleinerziehender Mütter <strong>und</strong> Väter,<br />

Silberhornstr. 6, Tel. 6927060<br />

Väterinitiative für engagierte<br />

Elternschaft e.V.<br />

Ligsalzstr. 24, Väterbüro:<br />

Tel. 50009595, Fax 50009597<br />

BISS 06/2009 erscheint Anfang<br />

Juni mit dem Schwerpunkt:<br />

Bildung<br />

Anzeigenschluss:<br />

05.05.2009<br />

Druckunterlagenschluss:<br />

08.05.2009<br />

Informationen für Ihre Anzeige<br />

erhalten <strong>Sie</strong> bei:<br />

Hildegard Denninger<br />

Tel. 089 / 33 20 33<br />

Fax 089 / 33 20 34<br />

E-Mail: info@biss-magazin.de<br />

www.biss-magazin.de 31

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