Interview mit Prof. Dr. Maximilian Gege (B. A. U. M. ... - B.A.U.M. e.V.
Interview mit Prof. Dr. Maximilian Gege (B. A. U. M. ... - B.A.U.M. e.V.
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DOI 10.1007/s00550-009-0120-9<br />
Schwerpunktthema<br />
<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Maximilian</strong> <strong>Gege</strong> (B. A. U. M. Vorsitzender)<br />
über die Nachhaltigkeit in Medien und Medienwirtschaft<br />
Andreas Geil<br />
© Springer-Verlag 2009<br />
andreas Geil<br />
maximilian <strong>Gege</strong><br />
Zusammenfassung Seit 1993 verleiht der B. a. u. m. e. V.<br />
seinen umweltpreis. Der undotierte preis zeichnet herausragende<br />
persönliche Leistungen und individuelles engagement<br />
im betrieblichen umweltschutz aus. er honoriert<br />
langjähriges engagement und beispielhafte Initiative für<br />
Innovationen in der unternehmenspraxis im Sinne eines<br />
vorbeugenden und ganzheitlichen umweltmanagements<br />
als Beitrag zu einer nachhaltigen entwicklung. Seit 2000<br />
zeichnet B. a. u. m. e. V. Journalisten aus, die durch ihre<br />
arbeit ganz besonders dazu beitragen, die themen „umweltschutz“<br />
und „nachhaltige entwicklung“ ins öffentliche<br />
Bewusstsein zu rücken. andreas Geil befragte den<br />
B. a. u. m.-Vorsitzenden prof. <strong>Dr</strong>. maximilian <strong>Gege</strong> zur<br />
Geschichte des medienpreises.<br />
andreas Geil (�)<br />
Der Bundesdeutsche arbeitskreis<br />
für umweltbewusstes management e. V.<br />
presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Schönfließerstr. 18, 10439 Berlin, Deutschland<br />
e-mail: presse@baumev.de<br />
Frage: Seit wann und warum wird der B. A. U. M.-Medienpreis<br />
vergeben?<br />
Der Bundesdeutsche arbeitskreis für umweltbewusstes<br />
management (B. a. u. m.) e. V. 1 hat den umweltpreis in der<br />
kategorie „medien“ erstmals im Jahr 2000 vergeben (tabelle<br />
1). Preisträger war damals Gerd Pfitzenmaier, Chefredakteur<br />
von natur media Gmbh. <strong>mit</strong> dem preis zeichnen wir<br />
Journalisten aus, die durch ihre arbeit ganz besonders dazu<br />
beitragen, die themen „umweltschutz“ und „nachhaltige<br />
entwicklung“ ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.<br />
Frage: 2008 wurden Theo Koll, Steffen Judzikowski und<br />
Hans Koberstein, von ZDF Frontal 21 ausgezeichnet, was<br />
war der Grund für diese Auszeichnung?<br />
Die drei Journalisten von „Frontal 21“ erhielten den preis<br />
für ihre sehr detaillierte, informative Berichterstattung, die<br />
wichtige probleme aus dem Bereich Ökologie/nachhaltigkeit<br />
darstellt und kritisch hinterfragt. als Beispiele möchte<br />
ich nur die Beiträge über bisher ungenutzte potenziale<br />
der kraft-wärme-kopplung („kraftwerk im keller“) vom<br />
15. april 2008 oder über falsche angaben zu treibstoffverbrauch<br />
und cO 2-ausstoß von pkw („Die tricks der autoindustrie“)<br />
vom 11. november 2007 nennen.<br />
1 Der Bundesdeutsche arbeitskreis für umweltbewusstes management<br />
e. V. wurde 1984 als erste überparteiliche umweltinitiative der<br />
wirtschaft gegründet und ist heute <strong>mit</strong> rund 450 <strong>mit</strong>gliedern europaweit<br />
die größte ihrer art. B. a. u. m. unterstützt seine <strong>mit</strong>glieder in<br />
allen Fragen des unternehmerischen umweltschutzes und Fragen der<br />
nachhaltigen entwicklung, der Schwerpunkt liegt dabei auf praxisorientierten<br />
Dienstleistungen. In der engen Vernetzung von unternehmen,<br />
kommunen und privaten haushalten wird der integrative ansatz<br />
von B. a. u. m. praktisch und erfolgreich realisiert. B. a. u. m. e. V.<br />
wurde 1991 in „anerkennung der hervorragenden praktischen Leistungen<br />
zum Schutz zur Verbesserung der umwelt“ <strong>mit</strong> der aufnahme<br />
in die Global 500 roll of honour der Vereinten nationen ausgezeichnet.<br />
www.baumev.de<br />
123
Tabelle 1 preisträger des<br />
B. a. u. m.-umweltpreises in<br />
der kategorie „medien“<br />
Frage: Kürzlich sagte der Leiter der ZDF Umweltredaktion<br />
B. A. U. M. Medienpreisträger im Jahre 2003 Gert<br />
Andres in einem <strong>Interview</strong>: „Der Begriff ,Nachhaltigkeit‘<br />
ist die ungenügende Übersetzung eines akademischen Begriffs<br />
aus dem Englischen. Ungünstigerweise wird in der<br />
deutschen Sprache ,nachhaltig‘ fast immer <strong>mit</strong> ,dauerhaft‘<br />
gleichgesetzt. Über den Begriff kommen wir medial nicht<br />
weiter. Also rücken wir Menschen in den Vordergrund, die<br />
für sich, das heißt, für ihren ganz eigenen Einflussbereich,<br />
Strategien entwickelt haben, um ,Nachhaltigkeit‘ zu leben.“<br />
Wie beurteilen Sie die Themenver<strong>mit</strong>tlung von Nachhaltigkeit<br />
in der deutschen TV-Landschaft?<br />
es gibt ganz hervorragende Beispiele aus diesem Bereich,<br />
und aufgabe des B. a. u. m.-umweltpreises in der<br />
kategorie „medien“ ist ja, diese modellhaft herauszustellen.<br />
Insgesamt ist der Begriff „nachhaltigkeit“ aber in der Öffentlichkeit<br />
noch zu wenig verankert, und den menschen ist<br />
noch nicht ausreichend klar, was nachhaltige entwicklung<br />
Abb. 1 Verleihung des<br />
B.a.u.m. umweltpreises 2008<br />
in der kategorie „medien“. Von<br />
links nach rechts: B.a.u.m.-<br />
Vorstand martin Oldeland,<br />
ministerpräsident Baden-württembergs<br />
Günther h. Oettinger,<br />
theo koll (ZDF), B.a.u.m.-<br />
Vorsitzender prof. <strong>Dr</strong>. maximilian<br />
<strong>Gege</strong>, hans koberstein<br />
(ZDF), Steffen Judzikowski<br />
(ZDF).<br />
123<br />
Jahr der Ehrung Preisträger Firma zur Zeit der Preisverleihung<br />
2008 theo koll ZDF Frontal 21<br />
2008 hans kobersrein ZDF Frontal 21<br />
2008 Steffen Judzikowski ZDF Frontal 21<br />
2007 <strong>Dr</strong>. Fritz Vorholz DIe ZeIt – hauptstadtredaktion<br />
2006 karl Schermann Zeitungsverlag tz münchen Gmbh & co. kG<br />
2005 Joachim wille Frankfurter rundschau<br />
2004 <strong>Dr</strong>. Franz alt Journalist<br />
2003 Volker angres ZDF ressort umwelt<br />
2001 Jürgen Stellpflug Öko test Verlag Gmbh & co.<br />
2000 Gerd Pfitzenmaier natur media gmbh<br />
uwf<br />
bedeutet und wie wichtig sie für uns alle ist. hier könnten<br />
die medien noch viel zur allgemeinen Information und motivation<br />
beitragen.<br />
Frage: Gibt es unter den Unternehmen und Institutionen,<br />
die den B. A. U. M. Umweltpreis erhalten haben, auch Medienunternehmen?<br />
Sie meinen außerhalb der kategorie „medien“? Ja, in<br />
chronologischer reihenfolge waren das <strong>Dr</strong>. maria hoffacker<br />
von Gruner + Jahr, <strong>Dr</strong>. thomas middelhof von mohndruck<br />
in Gütersloh und Florian nehm vom axel Springer<br />
Verlag als nicht-B.a.u.m.-<strong>mit</strong>glied. Sie erhielten den preis<br />
für ihre Leistungen im Zusammenhang <strong>mit</strong> dem erfolgreichen<br />
umwelt- und nachhaltigkeitsmanagement ihrer unternehmen.<br />
Frage: Wie sehen Sie die Umsetzung der vorhandenen<br />
betriebswirtschaftlichen Lösungen bei Medienunternehmen,<br />
die eine (pro)aktive Nachhaltigkeitspolitik durchführen<br />
und einen wesentlichen Beitrag in sozialen, ökonomi-
uwf<br />
schen und ökologischen Bereichen (Recycling Papier für<br />
Zeitungen/Zeitschriften, Optimierung von Vertriebswegen<br />
usw.) leisten?<br />
Die drei soeben genannten unternehmen beweisen, was<br />
in diesem Bereich alles möglich ist. So hat beispielsweise<br />
Gruner + Jahr bereits 1992 den ersten umweltbericht<br />
veröffentlicht und seither kontinuierlich an diesem thema<br />
weitergearbeitet. Im sozialen Bereich der nachhaltigkeit ist<br />
in den letzten Jahren corporate Volunteering als weiterer<br />
starker Bereich hinzugekommen. Bertelsmann ist <strong>mit</strong> mohn<br />
media 2008 als „umweltorientiertes unternehmen des Jahres“<br />
ausgezeichnet worden und erhielt außerdem den „Deutschen<br />
unternehmenspreis Gesundheit“. Der axel Springer<br />
Verlag ist <strong>mit</strong>glied der Business and Biodiversity Initiative<br />
des Bundesumweltministeriums.<br />
Frage: 2007 wurde <strong>Dr</strong>. Fritz Vorholz von der Wochenzeitung<br />
DIE ZEIT ausgezeichnet, da<strong>mit</strong> also ein Printjournalist.<br />
Was war das Besondere an der Tätigkeit von Herrn<br />
Vorholz?<br />
herr <strong>Dr</strong>. Vorholz erhielt den B. a. u. m.-umweltpreis für<br />
seine fundierte, sachkundige und detailreiche Berichterstattung,<br />
die die Leser nicht nur informiert, sondern auch dazu<br />
anregt, sich kritisch und reflektiert <strong>mit</strong> den Sachverhalten<br />
auseinander zu setzen. er hat sich über viele Jahre um den<br />
umweltbereich und die nachhaltigkeit verdient gemacht<br />
und sich auch in Zeiten erheblichen <strong>Gege</strong>nwindes nicht beirren<br />
lassen.<br />
Frage: Wie beurteilen Sie die aktuelle Berichterstattung<br />
der Printmedien über umweltrelevante Themen nach dem<br />
Einbruch der Finanzkrise?<br />
wir dürfen die Bedeutung von themen wie z.B dem<br />
klimawandel angesichts der Finanzkrise nicht aus den augen<br />
verlieren. einige Journalisten erkennen, wie wichtig<br />
es ist, hier ein Gleichgewicht zu wahren, andere suggerieren<br />
ihren Lesern leider, dass Finanzziele nun Vorrang vor<br />
der umwelt haben. Dabei lassen sich wirtschaftliche und<br />
umweltprobleme nur gemeinsam sinnvoll und nachhaltig<br />
lösen, wie ich in meinem kürzlich erschienenen Buch 2 dargestellt<br />
habe.<br />
Frage: Welche Funktion erfüllt der B. A. U.M-Medienpreis<br />
innerhalb der Medienunternehmen, gibt es Unternehmen<br />
die dadurch intern den betrieblichen Umweltschutz<br />
vorangetrieben haben?<br />
Ich glaube, ich darf behaupten, dass der B. a. u. m.-medienpreis<br />
für alle unternehmen, die ihn erhalten, eine Bestätigung<br />
ihrer bisherigen Leistungen und zugleich ein ansporn<br />
ist, auf dem eingeschlagenen weg fortzuschreiten. als<br />
preisträger werden sie zu Vorbildern für andere unternehmen<br />
ihrer Branche und beweisen, dass sich nachhaltigkeit<br />
2 maximilian <strong>Gege</strong> (2008): unterwegs zu einem ökologischen wirtschaftswunder,<br />
europäische Verlagsanstalt, hamburg. eine kurzfassung<br />
des Buches kann bei B. a. u. m. angefordert werden.<br />
und wirtschaftlichkeit im unternehmensalltag in einklang<br />
bringen lassen. Diese aussage spiegelt sich auch in der positiven<br />
resonanz in den unternehmen wieder.<br />
Frage: Ist nicht die soziale Komponente der Nachhaltigkeit<br />
gerade für Medienunternehmen in der aktuellen wirtschaftlichen<br />
Situation nicht eine besondere Herausforderung?<br />
Was würden Sie diesen Unternehmen raten?<br />
Medienunternehmen engagieren sich häufig im sozialen<br />
Bereich, und natürlich stehen auch Fragen journalistischer<br />
Glaubwürdigkeit im Zusammenhang <strong>mit</strong> corporate Social<br />
responsibility. Gerade printmedien setzen sich jedoch auch<br />
stark <strong>mit</strong> problemen von papierherstellung und -verbrauch,<br />
also klassischen umweltthemen, auseinander.<br />
Frage: 2006 wurde Anne Will von NDR für Ihr Engagement<br />
besonders im sozialen Bereich ausgezeichnet. Nun ist<br />
Anne Will <strong>mit</strong> ihrer wöchentlichen Talkshow auf einem der<br />
besten Sendeplätze im deutschen Fernsehen. Finden Sie,<br />
dass Themen der nachhaltigen Entwicklung dort angemessen<br />
präsentiert werden?<br />
anne will erhielt den Internationalen B. a. u. m.-Sonderpreis<br />
für ihr engagement für die „weltweite aktion gegen<br />
armut“ und ihre unterstützung des Deutschen Initiativkreises<br />
für das Verbot von Landminen. In ihrer Sendung<br />
greift sie themen auf, die aktuell sind, und beleuchtet sie<br />
durch geschickte moderation auf unterschiedliche weise.<br />
Der prominente Sendeplatz sichert ihr selbstverständlich<br />
erheblichen Einfluss, den sie allerdings wesentlich stärker<br />
dazu nutzen sollte, nachhaltigkeitsthemen auf die öffentliche<br />
tagesordnung zu bringen und zu diskutieren.<br />
Frage: Neulich wurde Reiner Wemcken, der Produzent<br />
der Soap-Oper „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“ danach zu<br />
LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) befragt –<br />
Menschen, die bewusst nachhaltig leben und konsumieren<br />
und da<strong>mit</strong> auch eine höhere Lebensqualität verbinden. Ob<br />
LOHAS nicht eine mögliche Figur für Daily Soaps wäre,<br />
durch die das Thema „Nachhaltigkeit“ verkörpert werden<br />
könnte? In seiner Antwort meinte Wemcken: Das Prinzip<br />
LOHAS in einem Charakter widerzuspiegeln wäre schon<br />
eine interessante Aufgabe und deshalb durchaus denkbar.<br />
Allerdings besteht die Gefahr, dass der LOHAS nur in seinem<br />
Lifestyle verharrt und zu eindimensional bleibt.“ Sie,<br />
Herr <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gege</strong>, haben derzeit <strong>mit</strong> aktuellen Medienprojekten<br />
zu tun. Können Sie uns was über die sehr wohl<br />
mögliche Umsetzung solcher Themen berichten:<br />
es ist wichtig, die menschen auf unterschiedliche weise<br />
anzusprechen. Dokumentarfilme <strong>mit</strong> Schreckensszenarien<br />
oder Ermahnungen <strong>mit</strong> „erhobenem Zeigefinger“ sorgen<br />
eher dafür, dass sich die Zuschauer abwenden. Ich wirke<br />
derzeit bei einem Kinofilm <strong>mit</strong>, der sich auf positive Weise<br />
<strong>mit</strong> den Chancen der Energieeffizienz beschäftigt und durch<br />
Best-practice-Beispiele mut machen will. auch eine unterhaltungsserie<br />
zum thema „nachhaltiger Lebensstil“ könnte<br />
ich mir gut vorstellen. angesichts der Vielfalt des Begriffes<br />
123
„nachhaltigkeit“ ist eine eindimensionalität m. e. nicht zu<br />
befürchten.<br />
Frage: In Ihrem aktuellen Buch „Unterwegs zu einem<br />
ökologischen Wirtschaftswunder“ beschreiben Sie auch die<br />
Rolle der Medien bei der Umsetzung Ihres umfassenden Zukunftsprogrammes.<br />
Wie sieht das Zusammenspiel von Politik,<br />
Medien und Verbänden wie B. A. U. M. e. V. derzeit aus<br />
und was erwarten Sie konkret von den Medien?<br />
wir freuen uns immer, wenn die medien über unsere<br />
projekte und kampagnen berichten und uns dadurch helfen,<br />
unsere Initiativen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt<br />
zu machen. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: <strong>mit</strong> dem<br />
hamburger klimawettbewerb, den wir 2008 im auftrag des<br />
Senats durchgeführt haben, ist es uns gelungen, viele menschen<br />
zum <strong>mit</strong>machen zu bewegen. Die vorbildlichen cO 2-<br />
Bilanzen der Gewinnerhaushalte von nur 1,5–3 t/pers. statt<br />
des hamburger Durchschnitts von 10,6 t/pers. beweisen,<br />
dass massive energie- und kosteneinsparungen möglich<br />
sind und klimaschutzziele schon heute übererfüllt werden<br />
können. B. a. u. m. hat u. a. im „Großen energie- und cO 2-<br />
Sparbuch“ viele, auch schnell umsetzbare maßnahmen zum<br />
energiesparen für private haushalte vorgelegt. Über all dies<br />
hat die presse 2008 in rund 100 Beiträgen berichtet.<br />
Frage: 2005 hat Joachim Wille von der Frankfurter<br />
Rundschau den B. A. U. M.-Medienpreis erhalten. In den<br />
letzten Monaten hat Herr Wille sehr engagierte Artikel sowohl<br />
über Ihr Buch wie über das Buch „Die nächste industrielle<br />
Revolution“ von Michael Braungart geschrieben.<br />
Warum hat Herr Wille den Preis gewonnen und wie beurteilen<br />
Sie die Aus- und Weiterbildung von jungen Journalisten<br />
zum Thema „Nachhaltigkeit und Medien“?<br />
Joachim wille erhielt den B. a. u. m.-umweltpreis für<br />
seine langjährige journalistische und publizistische arbeit<br />
über ökologische bzw. nachhaltige themen. Seine fachlich<br />
fundierten artikel belegen immer wieder große Sachkenntnis<br />
und ein tiefes Verständnis komplexer umwelt- und sozialwissenschaftlicher<br />
Zusammenhänge. Zur aus- und weiterbildung<br />
von Journalisten kann ich nur sagen: Ich hoffe,<br />
dass das außerordentlich wichtige thema nachhaltigkeit,<br />
das in vielfältige Gesellschaftsbereiche hineinspielt, in ausreichender<br />
weise berücksichtigt wird.<br />
Frage: Am 10. Januar 2009 wurde der Wissenschaftler<br />
und B. A. U. M. Preisträger Michael Braungart in einem<br />
großen FAZ-<strong>Interview</strong> von Martin Wittmann gefragt: „Können<br />
wir unsere Erde retten, Herr Braungart.“ Der Befrage<br />
antwortete: „Das Wahrscheinlichste ist, dass wir uns in den<br />
nächsten sechzig Jahren kannibalisieren werden. Das heißt,<br />
wir werden etwa eine Milliarde Menschen und dreißig bis<br />
vierzig Prozent der Arten behalten.“ Nun ist ein <strong>Interview</strong><br />
in der FAZ aller Ehren wert – aber sind solche Fragen nach<br />
der Rettung aus Ihrer Sicht legitim?<br />
entschuldigung, Sie müssen das Zitat schon im richtigen<br />
Zusammenhang bringen. herr Braungart wurde gefragt:<br />
123<br />
uwf<br />
„wie geht die Geschichte Ihrer meinung nach aus, wenn<br />
wir unser Verhalten nicht ändern?“ Darauf gab er dann die<br />
von Ihnen zitierte antwort, d. h. er wollte deutlich machen,<br />
wie wichtig eine Verhaltensänderung von uns allen – jedem<br />
einzelnen! – ist, da<strong>mit</strong> es nicht zu einer drastischen Zerstörung<br />
unserer natürlichen Lebensumwelt und einem dramatischen<br />
rückgang der Biodiversität kommt. Durch seine<br />
konsequente entwicklung des „cradle to cradle“-prinzips<br />
hat mein Freund michael Braungart übrigens einen überaus<br />
zukunftsweisenden Lösungsansatz präsentiert.<br />
Frage: Was hat der B. A. U. M.-Medienpreis aus Ihrer<br />
Sicht bisher bewegt?<br />
wie schon gesagt: der B. a. u. m.-umweltpreis genießt<br />
hohes ansehen und die ausgezeichneten persönlichkeiten<br />
werden durchaus als Vorbilder wahrgenommen – sowohl in<br />
der kategorie medien, als auch in den anderen kategorien,<br />
also Großunternehmen, kmu, wissenschaft etc.<br />
Frage: Sie feiern in diesem Jahr 25 Jahre B. A. U. M. e. V. –<br />
wie hat sich das Verhältnis zu den Medien in den letzten 25<br />
Jahren entwickelt?<br />
Vor 25 Jahren spielten umwelt- und nachhaltigkeitsthemen<br />
in der öffentlichen Diskussion und auch in den<br />
medien kaum eine rolle. Das hat sich entscheidend geändert,<br />
u. a. auch durch die beharrliche arbeit von Verbänden<br />
wie BunD, naBu, Dnr, Schutzgemeinschaft Deutscher<br />
wald, Greenpeace, wwF, aber eben auch B. a. u. m. e. V.<br />
heute ist unser Verhältnis zu den medien sehr positiv:<br />
2008 ist z. B. in 370 deutschsprachigen presseartikeln über<br />
meine arbeit, die arbeit von B. a. u. m. e. V., viele Bestpractice-Beispiele<br />
von B. a. u. m.-<strong>mit</strong>gliedern und meine<br />
speziellen aktivitäten wie z. B. zum Zukunftsfond berichtet<br />
worden – erfreulicherweise nur positiv. ein hervorragendes<br />
ergebnis.<br />
Frage: Letzte Frage, Herr <strong>Gege</strong>. Wenn Sie sich von den<br />
Medien (Print, TV, Radio) etwas wünschen dürften für die<br />
nächsten 25 Jahre, was würden Sie sich wünschen?<br />
noch gezieltere, umfassendere Berichterstattung, aber<br />
vor allem im tV-Bereich innovative aufklärung und konkrete<br />
entscheidungshilfen für die millionen Fernsehzuschauer<br />
– ohne einen grundlegenden Bewusstseinswandel<br />
schaffen wir die herausforderungen wohl kaum umfassend<br />
und rechtzeitig. Die medien spielen hier eine entscheidende<br />
rolle. und bei 24 Stunden Sendezeit sollten viel mehr<br />
„Blöcke“ zur „Zukunft“ angeboten werden. Da ich ja einen<br />
wunsch äußern darf: Ich wünsche mir, dass jeder Fernsehzuschauer<br />
täglich automatisch 1–2 konkrete tipps zum umweltbewussten<br />
und nachhaltigen handeln bekommt!<br />
Autorenbiographie<br />
<strong>Prof</strong>essor <strong>Dr</strong>. <strong>Maximilian</strong> <strong>Gege</strong>, Vorsitzender, Baum e. V.: abitur;<br />
Banklehre; tätigkeit als Bankkaufmann bei der ulmer Volksbank in<br />
ravensburg; Studium der Betriebswirtschaftslehre in hamburg und
uwf<br />
Bremen; promotion an der universität Bremen; Von 1968 bis 1989<br />
arbeitete er als prüfungsleiter bei triumph-International in münchen<br />
sowie als Leiter unternehmensplanung/controlling und Direktor für<br />
unternehmensplanung und umwelt bei der Firma e. winter & Sohn in<br />
hamburg. er ist Gründungs<strong>mit</strong>glied des Bundesdeutschen arbeitskreises<br />
für umweltbewusstes management (B. a. u. m.) e. V.. Seit 1984<br />
ist professor <strong>Dr</strong>. maximilian <strong>Gege</strong> geschäftsführendes Vorstands<strong>mit</strong>glied.<br />
Seit 2005 ist er Vorsitzender des Vorstandes des B. a. u. m.<br />
e. V. er bekleidet zahlreiche Funktionen in aufsichtsräten, Jurys und<br />
Beiräten sowie ehrenamtliche tätigkeiten und ist Gründer der Stiftung<br />
„chancen für kinder“. professor <strong>Dr</strong>. maximilian <strong>Gege</strong> erhielt rund 15<br />
nationale und internationale auszeichnungen und ehrungen für sein<br />
umfassendes engagement. Seit 2001 ist er honorarprofessor an der<br />
Leuphana universität Lüneburg.<br />
Zum <strong>Interview</strong>er: Andreas Geil, Freier Journalist, pr-manager, manager<br />
für Online-kommunikation. tätig u. a. für B. a. u. m. e. V., europäische<br />
Verlagsanstalt, w<strong>Dr</strong>, General electric, colortoner.de und<br />
diverse andere unternehmen. weitere Informationen www.andreasgeil.de<br />
123