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02-167 Funktion und Aufgaben von Bildung und Erziehung in der ...

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� Gerhard de Haan / Andreas Poltermann. Forschungsgruppe Umweltbildung. Paper <strong>02</strong>-<strong>167</strong>: Wissensgesellschaft Seite 11<br />

zungen, auf denen sie ihre „Employability“, ihren Anspruch auf gesellschaftliche Partizipation<br />

gründen. Von <strong>der</strong> Politik werden deshalb Institutionen <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>, Erstausbildung <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

erwartet, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, auf den gesellschaftlichen Bedarf nach För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>von</strong> Unterschiedlichkeit – unterschiedlicher Lebensentwürfe, Erfolgs- <strong>und</strong> Misserfolgserfahrungen<br />

– zu antworten. Allen müssen sie das Recht <strong>und</strong> die Möglichkeit des Zugangs zu <strong>Bildung</strong><br />

<strong>und</strong> Weiterbildung geben, im Bedarfsfall aber auch die Pflicht zur Weiterbildung abverlangen.<br />

Die Wissensgesellschaft, wie sie sich aus <strong>der</strong> Perspektive des „Wissensarbeiters“ darstellt, ist<br />

ganz wesentlich e<strong>in</strong>e <strong>Bildung</strong>sgesellschaft – jedoch ohne bildungsbürgerlichen Zuschnitt. Mit<br />

<strong>der</strong> Erosion <strong>der</strong> großen Kollektive <strong>der</strong> fordistischen Periode wird auch die bisher faktisch verfolgte<br />

Privilegierung <strong>der</strong> Mittelschichten-Normalbiographie im <strong>Bildung</strong>ssystem h<strong>in</strong>fällig.<br />

Normalbiographien werden nur als Pluralität unterschiedlicher skeptischer Lebensentwürfe<br />

mit mittlerer Reichweite <strong>und</strong> entsprechend vielfältigen Lebensverläufen erwartet. Bleibt die<br />

spannende Frage, ob <strong>und</strong> wie es durch aktivierende Institutionen <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>/Arbeit gel<strong>in</strong>gen<br />

kann, die Subjekte selbstgesteuerten <strong>und</strong> – organisierten Lernens/Arbeitens zu befähigen, sich<br />

zugleich zu <strong>in</strong>dividualisieren <strong>und</strong> zu vergesellschaften. Beispiele hierfür können se<strong>in</strong>:<br />

� die Transformation <strong>von</strong> Arbeit (die bisher <strong>in</strong> <strong>der</strong> angebotsorientierten Ökonomie dem<br />

Konsum gegenübergestellt wurde) <strong>in</strong> kooperative Netzwerk/Team/K<strong>und</strong>en-Diskurse,<br />

darüber h<strong>in</strong>aus auch <strong>in</strong> neue Strukturen e<strong>in</strong>er kooperativen Gratisökonomie;<br />

� die Entfaltung e<strong>in</strong>er Diversität <strong>von</strong> Wissensformen, die die Gegenüberstellung <strong>von</strong><br />

Experten <strong>und</strong> Laien überw<strong>in</strong>det <strong>und</strong> die Subjekte befähigt, sich als „cultural broker“<br />

<strong>der</strong> diversen Expertisen zu bedienen;<br />

� die Vernetzung <strong>der</strong> selbstunternehmerischen Wissensarbeit <strong>in</strong> den vielfältigen Beratungspraxen,<br />

Th<strong>in</strong>k Tanks, Stiftungen <strong>und</strong> spezialisierten Forschungs<strong>in</strong>stituten, die<br />

problemorientiert „lokales“ <strong>und</strong> „globales“ Wissen verknüpfen;<br />

� die Ausgestaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen Autonomie <strong>der</strong> öffentlichen <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> Wissenschaftse<strong>in</strong>richtungen,<br />

die es den Akteuren <strong>in</strong> diesen E<strong>in</strong>richtungen erlaubt, sich – orientiert<br />

am Leitfaden des „verlässlichen Wissens“ – an den Schnittstellen zwischen<br />

den Diszipl<strong>in</strong>en <strong>und</strong> ihren kulturellen, politischen, ökonomischen <strong>und</strong> sozialen Kontexten<br />

auf e<strong>in</strong>en Aushandlungs- <strong>und</strong> Abstimmungsprozess zwischen Produzenten <strong>und</strong><br />

Nutzern des Wissens e<strong>in</strong>zulassen;<br />

� last but not least neue Versuche <strong>der</strong> künstlerischen „Übersetzung“ wissenschaftlichen<br />

Expertenwissens <strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>wissen <strong>und</strong> beurteilende Wertediskurse im Rahmen des<br />

Konzepts des „public <strong>und</strong>erstand<strong>in</strong>g“.

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