02-167 Funktion und Aufgaben von Bildung und Erziehung in der ...
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Seite 24 � Gerhard de Haan / Andreas Poltermann. Forschungsgruppe Umweltbildung. Paper <strong>02</strong>-<strong>167</strong>: Wissensgesellschaft<br />
Allgeme<strong>in</strong>bildung hat demnach nicht bloß – aber auch – e<strong>in</strong>e Kompensationsfunktion. Es soll<br />
die Teilhabe an <strong>und</strong> Mitgestaltung <strong>von</strong> gesellschaftlichem <strong>und</strong> kulturellem Wandel ermöglichen.<br />
Es ist e<strong>in</strong> ganzer Katalog an Kompetenzen auszumachen, <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Kontext das Allgeme<strong>in</strong>wissen<br />
konstituiert.<br />
Dazu gehören (vgl. Delphi-Befragung 1996/98, S. 43):<br />
1. Instrumentelle Kompetenzen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf allgeme<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Kultur- sowie<br />
Informationstechniken: Fremdsprachenkenntnisse, klassische Kulturtechniken, Logik,<br />
Kreativtechniken, Kenntnis mo<strong>der</strong>ner Medien <strong>und</strong> ihrer Programme, systematische Selektion<br />
<strong>von</strong> Information;<br />
2. Personale Kompetenzen bzw. persönliches Erfahrungswissen <strong>und</strong> persönliche Fähigkeiten:<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong>, Handlungskompetenz, Selbstmanagement, kulturelles Erleben,<br />
Umgang mit Gefühlen, Neugier, Offenheit, kritische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung, Reflexionsfähigkeit,<br />
Urteilsvermögen;<br />
3. Soziale Kompetenzen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf Kommunikationsfähigkeit <strong>und</strong> soziale Verantwortung:<br />
Sprachliche Ausdrucksfähigkeit, Teamfähigkeit, Mo<strong>der</strong>ation, Selbstdarstellung, persönlicher<br />
Umgang <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> Partnerschaft <strong>und</strong> sozialen Beziehungen, Toleranz, Verantwortungsbereitschaft,<br />
Rücksicht, Solidarität, prosoziales Verhalten;<br />
4. Inhaltliches Basiswissen, differenzierbar nach aktuellen Problemen <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen: Das<br />
zuerst genannte konzentriert sich auf <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Beruf, Ökologie, die europäische Integration<br />
<strong>und</strong> weltweite Abhängigkeiten: Letzteres fokussiert das Alltagswissen über Geld,<br />
Wirtschaft, <strong>Erziehung</strong>, die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Soziologie, Pädagogik, Geschichte, Religion,<br />
Philosophie, Politik, Technik, Biologie, Geographie usw.<br />
In <strong>der</strong> Wissensgesellschaft erlangt die Allgeme<strong>in</strong>bildung – diesem Katalog entsprechend –<br />
e<strong>in</strong>e dreifache, zum Teil nicht unproblematische <strong>Funktion</strong> <strong>und</strong> Verschiebung: Sie dient – wie<br />
die klassische Allgeme<strong>in</strong>bildung auch – <strong>der</strong> Entfaltung <strong>der</strong> Person, sie ist zweitens aber auch,<br />
<strong>und</strong> dieses wohl <strong>in</strong> zunehmendem Maße – geprägt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Identifikation e<strong>in</strong>es Korpus an<br />
Kompetenzen, <strong>der</strong> funktional ist für die Fortentwicklung <strong>der</strong> <strong>und</strong> Reaktion auf die Wissensgesellschaft.<br />
Traditionell hätte man <strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> Pädagogik hier <strong>in</strong>tervenieren müssen: Das „Instrumentalisierungsverdikt“<br />
verbietet es, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong> für fremde Zwecke (etwa <strong>der</strong> Politik,<br />
<strong>der</strong> Fachwissenschaften, <strong>der</strong> Wirtschaft) zu <strong>in</strong>strumentalisieren. In <strong>der</strong> Wissensgesellschaft<br />
aber ist Wissen nur noch schwer unter diesem Label zu verbuchen, ist es doch an das Individuum<br />
geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> versetzt es dieses <strong>in</strong> die Lage, „etwas <strong>in</strong> Gang zu setzen“ (Stehr, s.o.).