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02-167 Funktion und Aufgaben von Bildung und Erziehung in der ...

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Seite 32 � Gerhard de Haan / Andreas Poltermann. Forschungsgruppe Umweltbildung. Paper <strong>02</strong>-<strong>167</strong>: Wissensgesellschaft<br />

9. Wissen ist als Produktivkraft <strong>und</strong> Basis <strong>von</strong> Lebenschancen nicht im Rahmen e<strong>in</strong>er „Bevorratung“<br />

zu erwerben<br />

Wissen ist kulturelles Kapital als Allgeme<strong>in</strong>gut konzipiert. Wissenschaftliches Wissen ist<br />

dieses sogar vom Gr<strong>und</strong>gedanken her: Es soll allgeme<strong>in</strong>gültig se<strong>in</strong> <strong>und</strong> ist auf Öffentlichkeit<br />

angelegt. Dass es im Rahmen <strong>der</strong> Ökonomisierung <strong>von</strong> Wissen mit dem Wissen als<br />

Allgeme<strong>in</strong>gut nicht weit her ist, wissen wir alle. Patente auf manipulierte Gene, <strong>der</strong> Kauf<br />

<strong>von</strong> Wissen, um es dann <strong>in</strong> Tresoren verschw<strong>in</strong>den zu lassen, dieses <strong>und</strong> vieles an<strong>der</strong>e<br />

dient <strong>der</strong> Monopolisierung <strong>von</strong> Wissen, dem Vorenthalten <strong>von</strong> Möglichkeiten <strong>und</strong> dem<br />

Profit auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> Wissensvorsprüngen. Um so mehr ist darauf zu drängen, Wissen<br />

als kulturelles Kapital allgeme<strong>in</strong> zugänglich zu machen. Dieses aber wie<strong>der</strong>um setzt nicht<br />

nur die Veröffentlichung voraus, son<strong>der</strong>n auch die ökonomische, mentale <strong>und</strong> <strong>von</strong> den<br />

Zeitbudgets her abgesicherte Fähigkeit des Individuums, e<strong>in</strong>en Zugang zu dem Wissen zu<br />

f<strong>in</strong>den.<br />

Ist die Zugänglichkeit <strong>von</strong> Wissen für alle e<strong>in</strong>e national wie <strong>in</strong>ternational zu lösende Aufgabe,<br />

so bleibt für den <strong>Bildung</strong>sbereich die Aufgabe virulent, die Individuen <strong>in</strong> ihrer mentalen<br />

Entwicklung zu unterstützen, ihre Lernprozesse so zu organisieren, dass sie zu e<strong>in</strong>em<br />

verständnis<strong>in</strong>tensiven Umgang mit Informationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d. Das erfor<strong>der</strong>t neue<br />

Lernkonzepte, die sich dem situierten Lernen annähern <strong>und</strong> zum Aufbau persönlicher<br />

Lernkompetenzen im Zusammenhang mit bereichsspezifischem Wissen führen. Denn we<strong>der</strong><br />

ist das alte „Bevorratungsmodell des Lernens“ (We<strong>in</strong>ert; vgl. auch Stehr 2001, S. 276-<br />

289) für das Leben weiterh<strong>in</strong> tragfähig, noch ist es e<strong>in</strong> Konzept des Lernens, welches im<br />

systematischen Erwerb <strong>von</strong> allgeme<strong>in</strong>en Lernstrategien <strong>und</strong> Denkmustern me<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e<br />

Antwort auf die Dynamik <strong>der</strong> Wissensgesellschaft entdeckt zu haben. Je allgeme<strong>in</strong>er die<br />

Strategien, desto ger<strong>in</strong>ger ist nämlich ihre E<strong>in</strong>setzbarkeit im konkreten Fall (vgl. We<strong>in</strong>ert/Schra<strong>der</strong><br />

1997).<br />

Die aus den Delphi-Studien <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en, sich mit Zukunft befassenden Expertisen zu gew<strong>in</strong>nenden<br />

neuen Themen <strong>und</strong> Inhalte für e<strong>in</strong>e zukunftsfähige <strong>Bildung</strong> lassen sich – das<br />

signalisiert schon die Vernetztheit <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>en, <strong>der</strong> Rekurs auf <strong>in</strong>novative Kooperations-<br />

<strong>und</strong> Denkformen – nicht ohne verän<strong>der</strong>te Lernpr<strong>in</strong>zipien bearbeiten (vgl. dazu Lantermann<br />

u.a. 2000). Zielführend ist es <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht, folgende Lernstrategien zu stützen:<br />

In Zusammenhängen denken <strong>und</strong> sich e<strong>in</strong>en Überblick über die „Gesamtsituation“<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Komplexität zu verschaffen, Zustände zu analysieren <strong>und</strong> Konsequenzen zu<br />

synthetisieren, dieses s<strong>in</strong>d wohl die ersten Maximen für die Gew<strong>in</strong>nung <strong>von</strong> Problemlösungskapazitäten.<br />

Um Zukunft gestalten zu können, wird man zudem <strong>in</strong> die Lage versetzt<br />

se<strong>in</strong> müssen, Prognosen <strong>und</strong> Erwartungshorizonte bilden <strong>und</strong> Ziele <strong>und</strong> Pläne flexibel<br />

halten zu können. Dazu gehört auch die Fähigkeit, e<strong>in</strong>en problemangemessenen Wechsel<br />

zwischen Planen <strong>und</strong> Handeln mit rechtzeitigen Korrekturphasen realisieren zu können.

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