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WORKSHOP<br />
16<br />
REGELRECHT EINFACH<br />
Gefährliche Wüste! Herr Lernviel und Herr Weißschon sind wieder einmal unterwegs. Auf einem<br />
kurzen Par-4-Loch schlägt Herr Lernviel einen schönen Drive, den er wegen der tief stehenden<br />
Sonne nicht genau verfolgen kann. „Wo ist mein Ball?“, kommt denn auch gleich seine Frage.<br />
Autor: Dietrich von Garn<br />
Der dritte Mitspieler, Herr Hilfreich, ist sicher: „Der ist da.“<br />
Nach längerem Hin und Her, dass jeder Ball „da“ sei und nur<br />
manche nicht gefunden würden, ergänzt Herr Weißschon,<br />
dass der Ball rechts im Grünbunker liege. Die Spieler gehen<br />
nun zu ihren Abschlägen, Herr Weißschon macht den zweiten<br />
Schlag, danach ist Herr Hilfreich dran und dann macht<br />
Herr Lernviel sich auf den Weg Richtung Grün. Er wird sofort<br />
darauf aufmerksam gemacht, dass er noch seinen zweiten<br />
Schlag spielen müsse. Genau das habe er vor, aber sein Ball<br />
liege ja im Grünbunker. Zu seinem Entsetzen zeigen seine<br />
Mitspieler 30 Meter rückwärts in eine Mulde am Fairway -<br />
rand, in der der Ball von Herrn Lernviel liegt. Dieser holt tief<br />
Luft und hält seinen Mitspielern einen Vortrag über den Un -<br />
ter schied zwischen einem Grünbunker (ein Bunker am Grün)<br />
und einem Grasbunker (eine bunkerartige Senke, in der<br />
Rough wächst). Dann spielt er seinen Ball Richtung Grün,<br />
wo rauf seine Mitspieler sagen, nun läge sein Ball aber leider<br />
wirklich im Grünbunker.<br />
In diesem Bunker liegen nun die Bälle von Herrn Lernviel und<br />
Herrn Hilfreich und der Ball von Herrn Weißschon liegt kurz<br />
davor. Herr Weißschon ist als erster an der Reihe und schlägt<br />
seinen Annäherungsschlag auf das Grün. Dabei schlägt er ein<br />
Divot heraus, das hinter dem Ball von Herrn Lernviel im<br />
Bunker landet.<br />
Herr Hilfreich, der in der Nähe steht, eilt in den Bunker und<br />
wirft Herrn Weißschon das Divot (einen losen hinderlichen<br />
Naturstoff) zu, das hinter dem Ball von Herrn Lernviel gelandet<br />
war. Es entsteht folgende Unterhaltung zwischen Herrn<br />
Lernviel und Herr Weißschon: „Darf der das?“ „Ja sicher.“<br />
„Sicher?“ „Ja.“ In der Zwischenzeit kommt Herr Hilfreich<br />
wieder aus dem Bunker und entdeckt dabei noch ein Divot,<br />
das er mitnimmt, da sich wohl leider leicht eine Stelle finden<br />
wird, an der er es wieder einsetzen kann. Die Unterhaltung<br />
von Herrn Lernviel und Herrn Weißschon geht weiter: „Darf<br />
der das auch?“ „Neee!“ „Dann hat er dafür zwei<br />
Strafschläge?“ „Joooo!“<br />
Warum das? Lag das andere Divot falsch herum im Bunker<br />
oder lag es daran, dass sein „Besitzer“ nicht zu ermitteln<br />
war? Falsch, der Fall liegt viel einfacher: Der Ball von Herrn<br />
Lernviel lag im Bunker ohne ein Divot in der Nähe. Das Divot<br />
von Herrn Weißschon landete erst später dort. Herr Lernviel<br />
hat jedoch das Recht auf die Lage, die er sich selbst erspielt<br />
hatte (nämlich ohne Divot hinter dem Ball), deshalb durfte<br />
dieses Divot durch jeden beliebigen Spieler entfernt werden.<br />
Das andere Divot, das ebenfalls im Bunker lag, beeinträchtigte<br />
nicht die Lage eines schon vor dem Divot dort liegenden<br />
Balls, deshalb durfte es nicht von Herrn Hilfreich aufgenommen<br />
werden, bevor dieser seinen Ball aus dem Bunker ge -<br />
schlagen hatte. Divots sind lose hinderliche Naturstoffe, also<br />
gilt das oben gesagte auch für Blätter, Äste, Zweige, Erde,<br />
Bananenschalen, Regenwürmer usw. (siehe Erklärung „Loser<br />
hinderlicher Naturstoff“ in den Golfregeln sowie Regel 13-4).<br />
Nun ist Herr Hilfreich an der Reihe. Er nimmt sich seine beiden<br />
Sandwedges mit in den Bunker (er hat noch mehr zu<br />
Hause, trifft aber keines richtig) und schaut die Lage seines<br />
Balls an. Der liegt etwas vertieft in den lieblos geharkten<br />
Spuren eines anderen Spielers. Weise bemerkt er: „Das ist<br />
etwas für die Wedge mit 56° Loft und wenig Bounce“, legt<br />
seine andere Wedge in den Sand und schlägt nach dem Ball.<br />
Dabei berührt er im Rückschwung ein kleines Blatt und<br />
schiebt ein kleines Häufchen schlecht geharkten Sand zur<br />
Seite. Herr Weißschon als Zähler von Herrn Hilfreich wendet<br />
sich hilfesuchend an Herrn Lernviel: „Hast du das alles gesehen?<br />
Wie zählt das? Der Schläger, das Blatt, der Sand …?“<br />
Als Leser wissen Sie das sicher schon, aber für Herrn<br />
Weißschon müssen wir es hier erläutern:<br />
Es ist erlaubt, Schläger im Hindernis hinzulegen (Regel 13-<br />
4, Ausnahme 1). Außer beim Schlag dürfen keine losen hinderlichen<br />
Naturstoffe im Hindernis berührt werden (Regel<br />
13-4c). Der Rückschwung zählt nicht mit zum Schlag<br />
(Erklärung „Schlag“ in den Golfregeln), also lag ein Verstoß<br />
vor und es fallen zwei Strafschläge an.