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Alexander Dominicus – Vorsitzender der Deutschen Turnerschaft ...

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<strong>Dominicus</strong>. Seine weitere Charakterisierung durch Neuendorff wurde diesem Mann jedenfalls<br />

mit Sicherheit nicht gerecht: „...Das Schicksal führte ihn in leitende Stellen nach Berlin und<br />

verstrickte ihn da enger, als es seinem Wesen entsprach und auch wohl als es ihm lieb war, in<br />

die Netze <strong>der</strong> Berliner Asphaltdemokratie. Ihre Sünden an <strong>der</strong> Nation blieben an seinem<br />

Namen haften. Zu spät erkannte er es und löste sich von <strong>der</strong> Demokratischen Partei. Beim<br />

Anbruch <strong>der</strong> neuen Zeit sah er bald ein, dass er mit seiner politischen Vergangenheit eine<br />

Belastung für die <strong>Turnerschaft</strong> bedeutete, die ihr gefährlich werden konnte. So trat er aus<br />

freiem Willen zurück.“<br />

Beim 15. <strong>Deutschen</strong> Turnfest im Juli 1933 in Stuttgart, an dessen Vorbereitung und<br />

Gestaltung er maßgeblich beteiligt war, wurde <strong>der</strong>weil <strong>Alexan<strong>der</strong></strong> <strong>Dominicus</strong> zum stillen<br />

Beobachter. Wenn auch offiziell wenig beachtet, seiner Freude und Genugtuung über die<br />

gezeigten turnerischen Leistungen tat dies keinen Abbruch. Über die zumindest teilweise<br />

Instrumentalisierung dieser bedeutsamen Großveranstaltung durch die neuen politischen<br />

Machthaber mag sich <strong>der</strong> „abgetretene Asphaltdemokrat“ seine eigenen Gedanken gemacht<br />

haben!<br />

Im Herbst 1933 verließ das kin<strong>der</strong>los gebliebene Ehepaar Helene und <strong>Alexan<strong>der</strong></strong> <strong>Dominicus</strong><br />

für immer Berlin und nahm seinen Wohnsitz in Freiburg/Breisgau. Im geliebten Südbaden,<br />

nahe <strong>der</strong> elsässischen Heimat, fühlten sie sich geborgen und zuhause. <strong>Alexan<strong>der</strong></strong> <strong>Dominicus</strong><br />

widmete sich u.a. <strong>der</strong> Schriftstellerei und setzte mit dem Buch „Straßburgs deutsche<br />

Bürgermeister Back und Schwan<strong>der</strong> 1873 <strong>–</strong> 1918“ ehemaligen Kollegen ein literarisches<br />

Denkmal. Zusammen mit seiner Frau unternahm er zahlreiche Reisen, vor allen Dingen nach<br />

Südtirol und nach Rumänien zu den dort bedrängten Siebenbürger Sachsen. 1939 zog er<br />

nochmals den Uniformrock an, um für zwei Jahre die Geschäftsführung des Flugtechnischen<br />

Instituts Ruit bei Stuttgart zu übernehmen. Der durch den Krieg und dessen Ende einsetzende<br />

Nie<strong>der</strong>gang Deutschlands belastete ihn seelisch, hinzu kamen durch die Mangelernährung<br />

körperliche Beschwerden. Am 18. Oktober 1945 verstarb er, dennoch unerwartet, in seiner<br />

Wahlheimat Freiburg/Breisgau. Seine Frau Helene, mit <strong>der</strong> er über vier Jahrzehnte eine<br />

glückliche Ehe führte, überlebte ihn um annährend 18 Jahre. Sie verstarb am 7. Februar 1963.<br />

Beide wurden in Freiburg-Günterstal begraben.<br />

In Berlin-Schöneberg erinnert die zum Rathaus führende „<strong>Dominicus</strong>straße“ an den<br />

bedeutsamen Kommunal- und Staatspolitiker <strong>Alexan<strong>der</strong></strong> <strong>Dominicus</strong>. Im 1952 erschienenen<br />

ersten DTB-Jahrbuch nach dem zweiten Weltkrieg wurde ihm zum ehrenden Gedenken<br />

immerhin ein warmherzig gehaltener Nachruf veröffentlicht. Mittlerweile ist <strong>Alexan<strong>der</strong></strong><br />

<strong>Dominicus</strong> jedoch im Bereich des Turnens nahezu vergessen. Allerdings zu Unrecht, wie ein<br />

Blick auf die jüngere Turngeschichte zeigt.<br />

Dieser Aufsatz wurde mit <strong>der</strong> freundlichen Genehmigung des Verfassers in die Jahn-Bibliothek eingestellt. Der<br />

Erstabdruck erfolgte im Juli und im August 2008 in <strong>der</strong> Badischen Turnzeitung.

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