02.03.2013 Aufrufe

10_11.final.indd - Coaching heute

10_11.final.indd - Coaching heute

10_11.final.indd - Coaching heute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Oktober 2011. mit training <strong>heute</strong> und speaking <strong>heute</strong><br />

Sabine Asgodoms Magazin für die Generation Erfolg<br />

Andreas Buhr schreibt das Wirtschaftsbuch des Jahres<br />

Heiko Ernst: Vorsicht Glücksfallen.<br />

Ein Plädoyer gegen einen allzu<br />

naiven Glauben an das Glück und<br />

dass es ausgerechnet uns trifft<br />

Lebenslösungen statt Seelen-Strip:<br />

Sabine Asgodom über ihre sechs<br />

ersten <strong>Coaching</strong>-Sendungen im<br />

Bayerischen Fernsehen


Willkommen<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Editorial<br />

Die Sommerpause ist vorbei. Hier ist das neue<br />

<strong>Coaching</strong>-<strong>heute</strong>. Jeden Monat werden wir Ihnen<br />

wieder Neues aus <strong>Coaching</strong> und Weiterbildung<br />

liefern. Auf dem Titelbild sehen Sie einen der<br />

erfahrensten Vertriebstrainer Deutschlands,<br />

Andreas Buhr, Inhaber der Go-Akademie in<br />

Düsseldorf, geschätzter Kollege und Vorstandsmitglied<br />

der German Speakers Association (GSA), 20<strong>10</strong> in den USA ausgezeichnet als CSP<br />

(Certifi ed Speaking Professional). Er hat ein neues Buch geschrieben „Vertrieb geht <strong>heute</strong><br />

anders“.<br />

„Ja, und?“ könnte man fragen. „Ja, super!“ meine Antwort – das Buch ist einfach exzellent!<br />

Wir in der Redaktion haben beschlossen, es zu unserem Wirtschaftsbuch des Jahres zu erklären.<br />

Mehr dazu fi nden Sie ab Seite 16. Und ein weibliches Pendant dazu, frech und sexy: „Wer verticken<br />

will, muss freundlich sein“ von Heidi Pütz, ebenfalls zauberhafte GSA-Kollegin.<br />

Wie Sie vielleicht wissen, war ich ja auch nicht ganz untätig in diesem Sommer. Am 28. Oktober<br />

startet meine eigene <strong>Coaching</strong>-Sendung im Bayerischen Fernsehen – sechs Mal Freitagabends<br />

um halbzwölf. Sie hat jetzt übrigens meinen Namen als Titel - das freut mich.<br />

Auf Seite 7 fi nden Sie meinen Aufruf an Coach-Kollegen mit Bitte um Feedback. Und dazu ein<br />

Interview, in dem ich über Sinn und Inhalt des Fernseh-<strong>Coaching</strong>s Rede und Antwort stehe.<br />

Vorgestellt werde ich als neue BR-Moderatorin übrigens am 26. Oktober um 19 Uhr in der<br />

Abendschau des BR.<br />

Ihre<br />

Sabine Asgodom, CSP<br />

Herausgeberin<br />

– Oktober 2011<br />

2


Schreiben Sie „Ihr“ Buch<br />

Samstag, 22. Oktober 2011, München, Hotel Le Meridien<br />

– Oktober 2011<br />

3<br />

Zurück zum Inhalt


Impressum:<br />

<strong>Coaching</strong>-<strong>heute</strong> – das Internet-Magazin<br />

wird herausgegeben von Sabine Asgodom.<br />

Mitherausgeber der oben auf den Seiten<br />

namentlich gekennzeichneten Beiträge sind<br />

die jeweils dort erwähnten Coaches. <strong>Coaching</strong>-<strong>heute</strong><br />

will durch die Mitherausgeber<br />

thematische Vielfalt statt einer festgelegten<br />

Blattlinie garantieren.<br />

Die Mitherausgeber beteiligen sich an<br />

den Redaktions- und Produktionskosten.<br />

Bitte richten Sie alle Kommentare,<br />

Fragen etc. zu Einzelbeiträgen an die<br />

jeweiligen Mitherausgeber.<br />

Informationen <strong>Coaching</strong>-<strong>heute</strong> insgesamt<br />

betreffend erhalten Sie über<br />

redaktion@coaching-<strong>heute</strong>.de<br />

Falls Sie Mitherausgeber werden<br />

möchten, schreiben Sie bitte ebenfalls an<br />

redaktion@coaching-<strong>heute</strong>.de<br />

<strong>Coaching</strong>-<strong>heute</strong> erscheint bei<br />

Asgodom Live®<br />

Prinzregentenstr. 85<br />

81675 München<br />

Tel: 089 982 47 49 0<br />

Fax: 089 982 47 49 8<br />

info@asgodom.de,<br />

www.asgodom.de.<br />

Die Redaktion erreichen sie über:<br />

info@coaching-<strong>heute</strong>.de<br />

www.coaching-<strong>heute</strong>.de<br />

Tel: 089 982 47 49 0, Fax: 089 982 47 49 8<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Sabine Asgodom. CSP.<br />

Redaktion:<br />

Siegfried Brockert,<br />

Dipl.Psych. (Chefredakteur)<br />

Philipp Brockert (Gestaltung)<br />

Charlotte Brockert (Chefi n vom Dienst)<br />

Moni Jonza (Offi ce Managerin).<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck,<br />

Weiterverbreitung ist nur mit schriftlicher<br />

Erlaubnis der Herausgeberin und der für<br />

bestimmte Texte betreffenden Mitherausgeber<br />

gestattet. Die elektronische Archivierung<br />

der Inhalte zu Ihrem persönlichen Gebrauch<br />

ist erlaubt.<br />

Die Redaktion kann trotz sorgfältiger Recherchen<br />

und Überprüfung der zugrunde<br />

liegenden Quellen keine Gewähr für den<br />

Inhalt übernehmen. Jegliche Haftung für<br />

aus der Berichterstattung entstandene<br />

Schäden ist ausgeschlossen.<br />

Coverfoto: © by go! Akademie<br />

05<br />

06<br />

07<br />

<strong>10</strong><br />

12<br />

13<br />

15<br />

16<br />

18<br />

20<br />

– Oktober 2011<br />

Inhalt<br />

Lebenslösungen statt Seelenstriptease<br />

Am Freitag, den 28.<strong>10</strong>., 23:30 sehen Sie im Dritten Programm<br />

des BR die erste Sendung mit dem Titel „Sabine<br />

Asgodom“. Auf Seite 5 bis Seite 9 erklärt Sabine Asgodom,<br />

warum Sie ins Fernsehen geht und warum das für<br />

das <strong>Coaching</strong> im deutschen Sprachraum gut sein kann<br />

Der neue Freitag im Bayerischen Fernsehen<br />

Mit „Sabine Asgodom“ geht es ins Wochenende<br />

Thema: <strong>Coaching</strong> im Fernsehen<br />

8 Punkte, die ich gerne mit Coach-Kollegen diskutieren<br />

möchte<br />

Roswitha van der Markt<br />

Carpe Diem II –Zeit für Freundschaft, Liebe und<br />

Vertrauen<br />

Monica Deters<br />

7 Tipps für mehr KRAFT (Meehr-Methode© von<br />

Monica Deters)<br />

Dr. Christiane Nill-Theobald<br />

Brennpunkt „Unternehmen“:<br />

BurnOn Management als sinnvolle Burnout-Prävention<br />

Bücher (1)<br />

Hei, die Pütz: ihr erstes Buch<br />

Erstes Urteil: Nicht gelangweilt hat sie<br />

schon …<br />

Bücher (2)<br />

Vertrieb geht <strong>heute</strong> anders<br />

Andreas Buhr hat das Wirtschaftsbuch<br />

des Jahres 2011 geschrieben<br />

Malte Petry<br />

Hypnotherapie ohne Hypnose – Gedanken zum Kongress<br />

2011 der MEG (Milton Erickson Gesellschaft)<br />

Heiko Ernst:<br />

Glücksfälle und Glücksfallen<br />

Der Chefredakteur von Psychologie-<strong>heute</strong>, kritisiert die<br />

heutige Glücks-Versessenheit und fi ndet vier Haare in<br />

der heutzutage modischen Glückssuppe (Teil 1)<br />

4


<strong>Coaching</strong> im Fernsehen? Kann das gutgehen?<br />

Menschen machen ihr seelisch<br />

Eingemachtes auf … und mit etwas<br />

Glück schauen dabei die Nachbarn und<br />

die Schwiegereltern zu. Kann man so<br />

etwas moralisch verantworten?<br />

Sabine Asgodom: Ja, weil wir keinen<br />

Seelen-Striptease machen. Ich betone zudem<br />

mindestens einmal in jeder Sendung:<br />

Wir machen hier auch keine Therapie – wir<br />

suchen nach Lösungen und Impulsen, nach<br />

dem ersten Schritt hin zu dem gewünschten<br />

Ziel.<br />

Das kann eine Idee für die Selbstständigkeit<br />

sein oder für ein besseres Verhältnis<br />

zur Schwiegermutter. Das war der Wunsch<br />

nach einer Lösung für die Firmenübergabe<br />

wie für eine Idee, wie man Platz in einer<br />

überfüllten Wohnung schaffen kann.<br />

<strong>Coaching</strong> im BR<br />

Auf dem Foto ein Teil des Teams der Sendung, die „Sabine Asgodom“ heißen wird.<br />

Rechts neben der Moderatorin, die Verantwortlichen beim Bayerischen Fernsehen<br />

für die Sendung „Sabine Asgodom“: Christian Nöbel (Producer), Helge Rösinger<br />

(Redaktionsleitung), Rosi Grandl, Bühnenbildnerin (erste Reihe ganz links). Hinter<br />

der Moderatorin die für die Produktionsfi rma ndF (Neue Deutsche Film) Tätigen:<br />

Michael Mildner (Verantwortlich), Andrea Bußmann (Leitung der Redaktion „Sabine<br />

Asgodom“), Martin Wohlfarth (Produktion).<br />

Lesen Sie das Interview mit der Moderatorin zur ersten echten <strong>Coaching</strong>-Sendung im deutschen Fernsehen<br />

Lebenslösungen statt<br />

Seelen-Striptease<br />

Und wenn es um das Thema Selbstbewusstsein<br />

geht, machen wir keine Reise in die<br />

Kindheit, sondern überlegen uns praktische<br />

Methoden, wie der Mensch mehr Standing<br />

bekommt. Da manche Menschen mit ihrem<br />

Lösungswunsch wirklich besser nicht ins<br />

Fernsehen gehen sollten, biete ich übrigens<br />

auch ein Kurzcoaching per Telefon in der<br />

Sendung an oder per E-Mail. Einen Telefongast<br />

hatte ich zum Thema Mobbing. Ich<br />

– Oktober 2011<br />

5<br />

Zurück zum Inhalt


Der neue Freitagabend im<br />

Bayerischen Fernsehen …<br />

… schreibt Unterhaltungschefi n Annette Siebenbürger,<br />

nimmt Gestalt an. Altbewährtes<br />

und Neues gibt es ab Herbst 2011 zu sehen.<br />

Im Programmbereich Bayern und Unterhaltung<br />

des BR setzt Programmbereichsleiterin<br />

Annette Siebenbürger mit ihrem Team am<br />

Freitagabend im Bayerischen Fernsehen<br />

neue Akzente. Annette Siebenbürger:<br />

„Wir haben für den Freitagabend neue unterhaltende<br />

Sendungsideen für die Zuschauerinnen<br />

und Zuschauer im Bayerischen<br />

Fernsehen vorbereitet und sind gespannt<br />

auf die Reaktionen unseres Publikums. Dazu<br />

gehören viele Shows für die Hauptsendezeit<br />

20.15 Uhr, wie zum Beispiel ‚mia san mia‘ mit<br />

Gastgeberin Nina Eichinger … danach folgen<br />

Comedy (22.00 Uhr) und Kabarett (22.30 Uhr)<br />

wie bisher mit unseren etablierten Programmen.<br />

Und besonders feinsinnig wird es ab 23.30<br />

Uhr, wenn wir uns humorvoll, informativ und<br />

beratend mit den Höhen und Tiefen des<br />

menschlichen Lebens auseinandersetzen.<br />

Ein breites Spektrum, bunt und vielfältig, das<br />

ist unser neuer Freitagabend im Bayerischen<br />

Fernsehen.“<br />

„Altbewährtes trifft<br />

auf neue Ideen“<br />

Rund ums Zwischenmenschliche wird es ab<br />

Herbst 2011 auf dem Sendeplatz am Freitagabend<br />

um 23.30 Uhr gehen. Neben neuen<br />

Folgen von „Unter vier Augen“ zeigt das Bayerische<br />

Fernsehen ab 2. September sieben<br />

Folgen der feinsinnigen österreichisch-bayerischen<br />

Sitcom „Schlawiner“ von Paul Harather,<br />

gefolgt von „Sabine Asgodom – <strong>Coaching</strong> fürs<br />

Leben“ ab 28. Oktober 2011.Das war Stand<br />

am 19.07.2011<br />

Meine Sendung ist inzwischen auf meinen<br />

Namen umgetauft. Die ersten beiden Folgen<br />

waren im Sommer „im Kasten“ … und sind<br />

gleich wieder herausgeholt worden – für die<br />

Marktforschung.<br />

Diese Hürde ist genommen – und wenn „der<br />

Himmel nicht einstürzt“, wie es bei Asterix<br />

heißt, wird die Sendung – Sie haben es gerade<br />

gelesen, aber gute Dinge kann man nicht<br />

oft genug sagen und schreiben – ab 28. Oktober<br />

2011 ab 23:30 Uhr zu sehen sein.<br />

Vorurteile gegen<br />

<strong>Coaching</strong> müssen erst einmal<br />

überwunden werden<br />

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen wagt sich<br />

nun also an das Thema <strong>Coaching</strong> heran, das<br />

bisher im Privat-TV alles andere als seriös behandelt<br />

worden ist.<br />

Was es alles für Coaches gegeben hat – Job,<br />

Ernährung, Nichtraucher, … und immer war<br />

ein Hauch – und oft genug ein Volldampf von<br />

„das ist gestellt, das ist ein fake, die Menschen<br />

sind präpariert.<br />

Die „Coaches“ wussten alles, die Coach-<br />

Klienten wurden gebrieft, kritisiert, auf Linie<br />

gebracht … wenn ich mir solche Takes auf<br />

Youtube ansehe, kriege ich die große Trauer,<br />

denn auch gute Trainer uns Speaker, die es<br />

eigentlich besser wissen, nennen <strong>Coaching</strong>,<br />

was kein <strong>Coaching</strong> ist. Deshalb noch einmal<br />

zum Mitschreiben:<br />

Interessante Links zur<br />

BR-Homepage<br />

http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/sabine-asgodom-coaching-aufruf-<br />

ID1305791522925.xml<br />

Video<br />

http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/sabine-asgodom-coaching-fuers-lebenav-ID1305905775237.xml<br />

Humor<br />

http://origin-www.br-online.de/bayerischesfernsehen/sabine-asgodom-coaching-fuersleben-sendung-ID1306158193682.xml<br />

Sendung<br />

http://origin-www.br-online.de/bayerischesfernsehen/sabine-asgodom-coaching-fuersleben-humor-ID1306158223228.xml<br />

Männer und Frauen<br />

http://origin-www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/sabine-asgodom-coaching-fuers-leben-maenner-und-frauen-<br />

ID1306158537401.xml<br />

Asgodom<br />

http://origin-www.br-online.de/bayerischesfernsehen/sabine-asgodom-coaching-fuers-leben-persoenlich-ID1306158462252.<br />

xml<br />

<strong>Coaching</strong> im BR<br />

fi nde, dass sich jemand zu diesem Thema<br />

gut überlegen sollte, sich im Fernsehen zu<br />

zeigen.<br />

Was für Menschen machen bei solch<br />

einem Sendungskonzept denn mit?<br />

Exhibitionisten, denen die Selbstentblätterung<br />

in den Social Media noch<br />

nicht reicht?<br />

Sabine Asgodom: Nein, es sind ganz normale<br />

Menschen, mitten aus dem Leben,<br />

die die Chance nutzen, einen Impuls von<br />

einem Coach, also von mir, in einer Sache<br />

zu bekommen, in der sie unsicher sind.<br />

Sie haben Vertrauen zu mir, was mich sehr<br />

ehrt, ich muss sagen, rührt. Was für eine<br />

wunderbare Botschaft! Und ich gebe alles,<br />

um dieses Vertrauen zu rechtfertigen.<br />

Bei „Sabine Asgodom“ wird niemand vorgeführt<br />

oder lächerlich gemacht, niemand<br />

gemaßregelt oder zu albernen „Schrei-esheraus“-Spielchen<br />

verführt. Wir fokussieren<br />

uns auf ihren Lösungswunsch, wir<br />

schauen uns die Sache von verschiedenen<br />

Seiten an, ich biete Unterstützung an, eine<br />

Lösung zu fi nden. Ich glaube, dass auch<br />

die andere Gäste und die Zuschauer zuhause<br />

für sich Anregungen bekommen:<br />

Ach, so könnte ich mal darüber nachdenken<br />

…<br />

Es gibt <strong>Coaching</strong>-Formate im TV, in<br />

den Privatsendern, nicht in den öffentlich-rechtlichen.<br />

Sie sagen, dass dabei<br />

gescripted wird …<br />

Sabine Asgodom: Ich habe mehrfach<br />

Anfragen für <strong>Coaching</strong>-Sendungen in Privatsendern<br />

erhalten. Und als ich kritisch<br />

nachgefragt habe, ob da die Gäste mit ihren<br />

Fragen nicht gefaked werden. Ein „fake“<br />

ist ein „Tut-als-ob“, ein Hochstapler, ein<br />

Schwindler, ein Mensch, der sich in einer<br />

ihm oder ihr aufgetragenen Rolle inszeniert.<br />

Auf meine Frage nach fakes, hieß es treuherzig:<br />

Nein, natürlich nicht, sie werden<br />

nur gescripted. Und das heißt:<br />

Für diese Sendungen werden (gegen Bezahlung)<br />

Laiendarsteller verpfl ichtet, die<br />

vermeintliche Probleme von Menschen<br />

nachspielen. Also, da ist kein Wort, keine<br />

Handlung spontan, sondern ein Schauspiel.<br />

Ich habe mich meist sehr darüber aufgeregt,<br />

dass man mir so etwas zumutet, und<br />

– Oktober 2011<br />

6<br />

Zurück zum Inhalt


die Rea<br />

k t i o n<br />

war immer gleich:<br />

„Das machen doch alle so.“ Also,<br />

ich nicht!<br />

Ich erinnere mich noch vor vielen Jahren,<br />

als ich einen Pilot-Film für eine Sendung<br />

gedreht habe, als mir der Redakteur bei<br />

einem Gast über einen Knopf im Ohr zuraunte:<br />

„Frag weiter, er hat schon Tränen<br />

in den Augen!“ Nee, echt nicht. Es gibt bei<br />

„Sabine Asgodom“ keinen Knopf im Ohr.<br />

Und keinen Regisseur oder Producer, der<br />

sagt, wo‘s langgeht.<br />

… und bei Sabine Asgodom wird<br />

wirklich nicht gescripted? Sie sehen<br />

die Menschen in der Sendung, vor der<br />

Kamera, zum ersten Mal?<br />

Sabine Asgodom: Ja, darauf bin ich richtig<br />

stolz. Und das macht auch, wie jetzt alle<br />

Beteiligten gesehen haben, den Reiz, die<br />

Liebe Coach-Kollegen,<br />

die Sie diesen Text lesen …<br />

<strong>Coaching</strong> im BR<br />

Spannung, den Überraschungseffekt der<br />

Sendung aus.<br />

Da wir die ersten Gäste auch über mein<br />

Social Media Netzwerke gesucht haben,<br />

sind vielleicht drei, vier dabei, die mich<br />

schon einmal bei einem Vortrag gesehen<br />

haben. Und einige haben sicher eines meiner<br />

Bücher gelesen. Also, die Gäste wissen<br />

manchmal, worauf sie sich bei einem <strong>Coaching</strong><br />

einlassen. Aber es ist wirklich „live<br />

on stage“.<br />

Gerne möchte ich an dieser Stelle einen Gruß an Sie richten und ein paar fachliche Punkte ansprechen:<br />

Das <strong>Coaching</strong>, dass in meiner Sendung zu sehen sein wird, unterscheidet sich von dem, was Sie und was andere<br />

1 Coaches tun. Ich werde also in keiner Weise sagen oder suggerieren, dass ich das <strong>Coaching</strong> gleichsam erfunden<br />

hätte.<br />

Das <strong>Coaching</strong>, dass in meiner Sendung zu sehen sein wird, unterscheidet sich übrigens auch von dem, was ich in<br />

2 <strong>Coaching</strong>s ohne Kamera mache. Die Regeln der Sendung werden weitgehend bestimmt von den Regeln, die für Medien<br />

allgemein und speziell fürs TV gelten. Heißt es bei Medizinern „vor allem nicht schaden“, so heißt es hier „vor allem<br />

nicht langweilen“.<br />

Das <strong>Coaching</strong>, dass in meiner Sendung zu sehen sein wird, kommt dem sehr nahe, was ich manchmal bei Vorträgen<br />

3 und sehr oft in Seminaren, speziell Seminarpausen, mache, wenn ich eine Teilnehmerin oder einen Teilnehmer in<br />

einer Pause „zur Seite nehme“ und persönliche Zuwendung gebe.<br />

Ich werde nie suggerieren, dass meine Art des <strong>Coaching</strong> die „alleinseligmachende“ ist – schon deshalb nicht, weil<br />

4 der „Wirkstoff“ beim der Mensch ist – und eben nicht irgendeine Methode, irgendein Tool. Das wenige, was die Forschung<br />

hier herausgefunden hat, ist die Bedeutung von Achtsamkeit und Wertschätzung beides wichtige, aber subjektive<br />

Variablen.<br />

Zu rechnen wird damit sein, dass durch die Sendung „Sabine Asgodom“ eine stärkere „Nachfrage“ nach <strong>Coaching</strong>s<br />

5 generiert wird. Ich werde durch die Sendung keine <strong>Coaching</strong>-Klienten akquirieren, werde also andere Coaches empfehlen<br />

– und wenn Sie ihr Wissen und Ihre Menschlichkeit an dieser Stelle einbringen möchten, bitte ich Sie um eine E-<br />

Mail an redaktion@coaching<strong>heute</strong>.de. Ich teile Ihnen dann mit, aufgrund welcher Kriterien ich andere Coaches empfehlen<br />

werden.<br />

Möglicherweise werden Sie an der Sendung oder an der Person „Sabine Asgodom“ etwas zu kritisieren fi nden. Ich<br />

6 möchten Ihnen deshalb versichern, dass ich an solcher Kritik genau so stark interessiert bin wie Sie an Kritik an Ihrem<br />

Tun und an Ihrer Person. Noch wichtiger aber fi nde ich die beiden folgenden Punkte:<br />

Soweit ich weiß hat es gegen <strong>Coaching</strong>-Formate im TV, in denen gefaked und gescripted worden ist und wird, von<br />

7 Seiten von <strong>Coaching</strong>-Verbänden keine Proteste gegeben. Ich möchte aber <strong>Coaching</strong>-intern keine Wer-hat-recht-Diskussion<br />

initiieren. Etwas aber möchte ich anregen:<br />

Coaches sollten aus der Anonymität heraustreten, sie sollten publizieren, sollten sich in der Öffentlichkeit präsen-<br />

8 tieren, damit ein Grauschleier gelüftet und das <strong>Coaching</strong> noch stärker als bisher bereits als eine von sicher vielen<br />

Möglichkeiten bekannt wird, Menschen positive Zuwendung zu geben.<br />

– Oktober 2011<br />

7<br />

Zurück zum Inhalt


Da wird<br />

n i c h t s<br />

mit den<br />

K a n -<br />

didaten geprobt,<br />

außer, dass der Regisseur ihnen<br />

zeigt, wo sie im Studio sitzen werden und<br />

wo ich dann mit ihnen arbeiten werde. Der<br />

ganze Reiz wäre weg, wenn wir Dialoge<br />

absprechen bzw. proben würden. Das gilt<br />

übrigens auch für meine Moderationen,<br />

schon nach ein, zwei Sendungen habe ich<br />

frei moderiert, also mir gar nicht mehr vorher<br />

überlegt, wann ich was wie ich was sagen<br />

werde.<br />

In den ersten beiden Sendungen habe ich<br />

das versucht, weil ich „gut“ sein wollte<br />

– das wäre doch meine Pfl icht, habe ich gedacht.<br />

Aber ich kann mir vorbereitete Texte<br />

nur schlecht merken, ich es dann sowieso<br />

ganz anders gesagt als ich vorbereitet hatte.<br />

Ich fand das übrigens für mich die größte<br />

Herausforderung, da ich nicht wusste, wie<br />

die Gäste auf meine <strong>Coaching</strong>fragen reagieren<br />

würden.<br />

Ich bin meinem Regisseur und alle anderen<br />

Beteiligten beim BR und der Produktionsfi<br />

rma ndF („neue deutsche Film“) sehr<br />

dankbar, dass sie mir vertraut haben, dass<br />

ich es schon richtig machen werde. Sie<br />

müssen überlegen:<br />

Da wird ein Studio völlig neu ausgestattet,<br />

da wird eine Technik-Crew mit Kameraleuten<br />

und Kabelträgern und Verantwortlichen<br />

für Licht und Ton und … engagiert. So eine<br />

Aufzeichnung kostet ja richtig Geld.<br />

Aber alle Beteiligten haben mir nach kurzem<br />

Zögern und etwas Skepsis – so ein<br />

Format hat es im deutschen Fernsehen<br />

schließlich noch nie gegeben – zugetraut,<br />

dass ich das mit meiner Intuition und Spontaneität<br />

und Erfahrung wuppen werde.<br />

Wow, das war ein großer Schritt für mich<br />

– und vielleicht auch ein kleiner für die<br />

Fernsehlandschaft.<br />

Aber die Menschen werden ausgesucht.<br />

Da hinterlassen sie Information<br />

– Sie gehen ja nicht völlig unvorbereitet<br />

in die Sendung?<br />

Sabine Asgodom: Nein natürlich nicht.<br />

Auf meine anderen, also die Business-<br />

<strong>Coaching</strong>s, bereite ich mich ja auch vor.<br />

Von dort haben wir auch den Fragebogen<br />

übernommen, den die Redaktion den möglichen<br />

Gästen vorher vorlegt.<br />

Die Redaktion, die exzellent war, fokussiert<br />

dann mit den Kandidaten, was sie im <strong>Coaching</strong><br />

für Lösungen brauchen. Das heißt,<br />

sie versuchen, die Frage auf den Punkt zu<br />

bringen, die ich jedem Gast stelle: „Wofür<br />

brauchen Sie eine Lösung“. Was nicht geht<br />

sind Maximal-Ansätze wie „Warum fi nde<br />

ich keinen Partner?“, jede Antwort in fünf<br />

Minuten auf solch eine Maximalfrage<br />

wäre ein Scherz – aber kein guter.<br />

Also: Die Redaktion bespricht mit den<br />

Gästen, welche konkrete Frage sie dazu<br />

haben, die – wie ich es nenne – Mini-<br />

Mäuseschritte in die richtige Richtung<br />

bringt. Mit dieser Information bereite ich<br />

mich vor – wie bei jedem anderen <strong>Coaching</strong><br />

auch.<br />

Ich überlege mir, wie ich den Gästen helfen<br />

kann, auf ihre Lösung zu kommen. Und natürlich<br />

überlege ich mir auch, wie ich das<br />

fernsehtauglich hinbekomme.<br />

Zwei Menschen in einem intensiven Gespräch,<br />

was <strong>Coaching</strong> ja oft ist – das können<br />

wir im TV-Format nicht bringen. Deshalb<br />

muss die Frage, mit der sie kommen,<br />

wirklich auf den Punkt gebracht werden.<br />

Und wir müssen schnell auf eine – erste –<br />

Lösung kommen. Das wichtigste dabei ist<br />

für mich zu überlegen, mit welchen der vielen<br />

<strong>Coaching</strong>-Tools, die mir zur Verfügung<br />

stehen, ich wahrscheinlich am schnellsten<br />

zu einem sinnvollen Ergebnis komme. Es<br />

macht Spaß zu sehen, wenn‘s wirklich<br />

funktioniert. Und es ist die Herausforderung,<br />

wenn ich merke, nee, so geht‘s nicht,<br />

also schnell eine Alternative überlegen.<br />

Um den nächsten Kritikpunkt auch<br />

gleich abzuhandeln: Highspeed-<strong>Coaching</strong><br />

– wie viel Minuten können Sie<br />

sich für die <strong>Coaching</strong>-Klienten Zeit<br />

nehmen?<br />

Sabine Asgodom: Wie der Name schon<br />

sagt, wenige Minuten. Die Redaktion<br />

überlässt mir die Entscheidung, wie lange<br />

ich pro Gast brauche, aber bei vier Gästen<br />

in einer Sendung von 29 Minuten kann<br />

man sich ausrechnen, dass es höchstens<br />

zwischen fünf und neun Minuten sein<br />

können. Klingt nach sehr wenig, ist aber<br />

wirklich spannend.<br />

Seit Jahren mache ich ja schon Highspeed-<br />

<strong>Coaching</strong> im BR<br />

<strong>Coaching</strong>s: auf Bühnen, auf Zuruf quasi.<br />

Das geht ebenfalls in wenigen Minuten.<br />

Und ich habe dabei die Erfahrung gemacht,<br />

dass es tatsächlich möglich ist, in kürzester<br />

Zeit einen entscheidenden Impuls zu geben<br />

– zumindest wenn die Fragen konkreter ist<br />

als “Wie kann ich mein Leben zum Besseren<br />

verändern, damit ich glücklicher werde?“.<br />

Ich war selbst fasziniert davon, wie<br />

wenig Zeit man braucht, um zu einer wirklich<br />

hilfreichen ersten Lösung zu kommen.<br />

Und das Schönste: Die ersten Feedbacks<br />

zeigen, dass die meisten Gäste tatsächlich<br />

ins Handeln gekommen sind und anfangen,<br />

die Erkenntnisse aus der Sendung umzusetzen.<br />

Wir haben bereits zauberhafte Mails<br />

bekommen.<br />

Und das soll was bringen? Was werden<br />

da Ihre Coach-Kollegen sagen – jene,<br />

die mehrere Stunden für ein Warm-up<br />

ansetzen – also fürs gegenseitig Beschnüffeln<br />

sozusagen, ob man denn<br />

miteinander kann und tatsächlich in ein<br />

<strong>Coaching</strong> eintreten sollte? Die werden<br />

doch Zeter und Mordio schreien.<br />

Sabine Asgodom: Also, ich habe noch<br />

nichts dergleichen vernommen. Im Gegenteil,<br />

es waren einige Kollegen und Kolleginnen<br />

im Studio, die sich das Ganze aus<br />

Interesse live anschauen wollten. Und die<br />

waren hinterher alle positiv überrascht. Jedenfalls<br />

habe ich nichts anderes als Feedback<br />

bekommen.<br />

Wobei ich eben ja auch nicht behaupte, dass<br />

man mit Highspeed-<strong>Coaching</strong> alle Probleme<br />

lösen kann. Es ist eine Möglichkeit der<br />

Intervention, an einer Stelle, an der es hakt,<br />

den Durchfl uss zu ermöglichen.<br />

Die meisten Trainer/innen und Coaches<br />

kennen das ja sicher aus Seminaren, in denen<br />

immer wieder solche Situationen des<br />

Kurzcoachings entstehen. Die große Chance<br />

dabei ist, einem Menschen zu helfen,<br />

kurz mal die Perspektive zu wechseln, ein<br />

bisschen Distanz herzustellen, den Draufblick<br />

auf die eigene Lebenssituation zu ermöglichen.<br />

Oder zu spüren, wie es wäre,<br />

etwas zu tun oder zu lassen.<br />

Und wir alle wissen ja auch, dass oft das<br />

Darüberreden schon helfen kann, einen<br />

Knoten zu lösen. Dazu kommt, dass alle<br />

Gäste freiwillig kommen und erwarten,<br />

dass sie eine Lösung fi nden werden. Es<br />

– Oktober 2011<br />

8<br />

Zurück zum Inhalt


sind also beste<br />

Voraussetzungen.<br />

Man hört vorab, dass in Ihren TV-<strong>Coaching</strong>s<br />

gelacht wird.<br />

Sabine Asgodom: Ja, das ist immer wieder<br />

gelungen. <strong>Coaching</strong> ist eine in die Zukunft<br />

gerichtete Methode, die entlasten und<br />

Stress abbauen soll. Und dabei darf viel<br />

gelacht werden. Was mir wichtig ist: Nicht<br />

über die Gäste darf gelacht werden – sondern<br />

mit ihnen.<br />

Natürlich war ich bei der sechsten Aufzeichnung<br />

lockerer als bei der ersten, doch<br />

ich habe mit zunehmender Sicherheit gemerkt,<br />

dass Lachen auf dem Weg zur Lösung<br />

wirklich hilft. Das schönste war übrigens,<br />

wenn ich die Kameraleute glucksen<br />

gehört habe oder der Regisseur mir hinterher<br />

erzählt hat, dass die Techniker in der<br />

Regie sich vor Lachen weggeschmissen<br />

haben.<br />

Immer wieder wird beklagt, dass nicht<br />

erkennbar ist, welche Coaches gute<br />

Coaches sind. Welchen Rat geben Sie<br />

hier?<br />

Sabine Asgodom: Wer einen Coach sucht,<br />

sollte eine Vorstellung, ein Bild, von der<br />

Person haben, der er sich im <strong>Coaching</strong> anvertrauen<br />

will. Das heißt für Coaches, dass<br />

sie sichtbar werden müssen:<br />

Also auf ihrer Homepage sollte deutlich<br />

werden, wie sie ticken. Sie sollten über<br />

ihre Themen schreiben und ihren <strong>Coaching</strong>-Ansatz<br />

darstellen. Es ist sicher von<br />

Vorteil, ein Buch geschrieben zu haben.<br />

Oder Vorträge zu halten. Dann kommen<br />

<strong>Coaching</strong> im BR<br />

jene Menschen zu ihnen ins <strong>Coaching</strong>,<br />

die sich ihnen wirklich anvertrauen mögen.<br />

Ich persönlich bekomme hundert Prozent<br />

meiner <strong>Coaching</strong>kunden über Kontakte:<br />

Sie haben mich in einer Talkshow gesehen<br />

oder bei einem Vortrag, sie haben ein Buch<br />

von mir gelesen oder ein Interview in einer<br />

Zeitung oder Zeitschrift. Sprich: Sie wissen,<br />

wie ich bin und welchen Ansatz ich<br />

zum Leben und zu Lösungen habe. Das<br />

heißt:<br />

Ich bin ihnen schon mit meinem Denken<br />

und meinem Ansatz vertraut. Und dann gehen<br />

die <strong>Coaching</strong>s sehr schnell. Sie dauern<br />

bei mir meistens zwei Stunden, manchmal<br />

vier Stunden, bei großen Themen auch<br />

schon mal einen Tag. Aber in einem Tag<br />

haben wir dann auch schon Firmen gegründet,<br />

den Firmennamen gefunden und den<br />

Business Plan halb fertig.<br />

Wer sich in Ihre Sendung trauen<br />

möchte – wann wird die nächste Staffel<br />

aufgezeichnet? Wo kann man sich<br />

bewerben?<br />

Sabine Asgodom: Die nächste Staffel,<br />

also die Aufzeichnung von wieder sechs<br />

Sendungen, ist für Ende März 2012 geplant.<br />

Ende April werden sie dann gesendet<br />

– an welchem Abend zu welcher Zeit steht<br />

allerdings noch nicht fest. Anfang des Jahres<br />

wird die Redaktion neue Gäste suchen.<br />

Ich werde dann auch wieder einen Aufruf<br />

im Web starten. Zu lange vorher darf man<br />

das nicht machen, wir wollen ja nicht, dass<br />

die Gäste ihre Probleme „konservieren“<br />

bis zur Sendung. Aber dann freue ich mich<br />

über jede Bewerbung. n<br />

Warum im Fernsehen?<br />

Ich möchte mit dazu beitragen, dass Menschen, die von <strong>Coaching</strong> gehört<br />

haben, Einblick in das bekommen, was im <strong>Coaching</strong> gemacht wird.<br />

Das <strong>Coaching</strong>, dass Sie jeweils am Freitag ab 28. Oktober im Dritten<br />

Programm des Bayerischen Fernsehens sehen werden, ist eine von vielen<br />

Möglichkeiten, die im <strong>Coaching</strong> eingesetzt werden können. „I do it<br />

my way“ – und ich gehe im <strong>Coaching</strong> selbstverständlich auch andere<br />

Wege, aber das Highspeed <strong>Coaching</strong>, das ich erfunden – zumindest miterfunden<br />

– habe, ist fernsehgerecht, und wie Marshall McLuhan gesagt<br />

hat: „The medium is the message“. Kritisieren Sie gerne, was ich tue.<br />

Und setzen Sie Ihre TV-Show dem entgegen.<br />

– Oktober 2011<br />

9<br />

Zurück zum Inhalt


www.visionundsuccess.com<br />

info@visionundsuccess.de<br />

Freundschaft, Liebe und Vertrauen<br />

– sind nicht allein Garanten<br />

für mehr Lebensqualität,<br />

sondern auch für ein längeres<br />

und gesünderes Leben. Gerade Vertrauen<br />

steht im Mittelpunkt, bei einer guten<br />

Freundschaft genauso wie bei einer liebevollen<br />

Partnerschaft. Vertrauen jedoch<br />

braucht Zeit.<br />

Zeit, sich aufeinander einzulassen, sich<br />

sehr gut kennen zu lernen. In langen Gesprächen,<br />

in gemeinsamen Erlebnissen,<br />

im Austausch über persönlich elementare<br />

Werte, Zielsetzungen und Visionen,<br />

Lebenspläne, Nöte wie Ängste. Zeit, um<br />

aktiv zuzuhören.<br />

Roswitha van der Markt<br />

Hebertshausen bei München<br />

Carpe Diem II –<br />

Zeit für Freundschaft, Liebe<br />

und Vertrauen.<br />

Sich in allen Facetten um den anderen<br />

bemühen, an seiner Persönlichkeit wirklich<br />

interessiert zu sein. Gerade auch an<br />

den Unterschieden zu sich selbst. Diese<br />

Unterschiede als Bereicherung wahrzunehmen<br />

und den anderen nicht verbiegen<br />

zu wollen. Nach und nach wächst das<br />

Vertrauen, Schutz- um Schutzschicht fallen<br />

zu lassen, sich zu öffnen, ja dadurch<br />

verletzlich zu werden. Vertraulichkeit<br />

zugesagt in jeder Situation.<br />

Wenn beide Seiten so vorgehen, wächst<br />

eine tiefe dauerhafte Basis – in einer<br />

Freundschaft wie in einer Partnerschaft.<br />

Wertschätzung und gegenseitiger Respekt<br />

– dem anderen Raum zu geben,<br />

sich selbst sein zu können und doch ganz<br />

nah am eigenen Herzen. Vertrauen wie<br />

Vertraulichkeit.<br />

Hierzu ist stetiges Bemühen notwendig –<br />

ein Liebespaar hat immer Zeit und Raum<br />

füreinander. In der Phase des Verliebtseins<br />

– und wie sieht es später aus? Im<br />

Durchschnitt sprechen Paare nur noch <strong>10</strong><br />

Minuten täglich miteinander, und selbst<br />

dann noch mit Fokus auf Kinder oder<br />

die üblichen alltägliche Aufgaben und<br />

Pfl ichten.<br />

„Glückliche Ehen sind auf eine tiefe Freundschaft gegründet.<br />

Freundschaft hält die Flamme der Liebe am Brennen, denn<br />

sie ist der beste Schutz vor feindseligen Gefühlen“<br />

John M. Gottmann, Ehe- & Familieninstitut Seattle, ist derr weltweit wohl bekannteste Experte in allen Fragen über geglückte Partnerschaft.<br />

Viele verlieren sich: „Ich habe mich verändert<br />

– mein Partner ist nicht mitgewachsen.“<br />

Oder „Sie hat sich verändert.<br />

– Oktober 2011<br />

<strong>10</strong><br />

Zurück zum Inhalt


Sie ist nicht mehr so wie sie war, als ich<br />

sie geheiratet habe.“ Wie könnte es auch<br />

anders sein? – nach einigen Jahren, Kindern<br />

wie berufl ichen und privaten Herausforderungen.<br />

Wie könnte man dem<br />

allen gewachsen sein – aber dabei selbst<br />

„nicht gewachsen“ sein?<br />

Dies wäre Stillstand – Stagnation. Was<br />

allerdings gefehlt hat, ist die Freude an<br />

der Entwicklung, am „Wachstum“ des<br />

anderen. Mitfreude am Erfolg, Unterstützung<br />

bei Krisen und eigenes Mitwachsen.<br />

Bei einem stetigen Austausch, sich<br />

Bemühen um den anderen, wächst man<br />

miteinander.<br />

Aus zwei starken Bäumen wird dann ein<br />

Wald, der Wind und Wetter trotzen kann.<br />

Wo man weiß, dass der andere einem<br />

den Rücken stärkt. Ein starke Einheit,<br />

dennoch fl exibel genug, den Widrigkeiten<br />

des Lebens zu trotzen. Die Andersartigkeit<br />

des Partners, des Freundes<br />

immer wieder wertzuschätzen. Sie oder<br />

ihn „nach seiner Facon“ leben zu lassen,<br />

nicht zu verbiegen.<br />

Nach 36 Jahren mit meinem Partner kann<br />

ich aus Erfahrung sprechen. Wie herrlich<br />

es ist, wenn eine Partnerschaft wie<br />

Freundschaft wächst und gedeiht über<br />

unterschiedliche Lebensphasen.<br />

Welch eine Fülle der Erfahrungen wird<br />

einem durch gute Freunde wie einem<br />

Partner geboten? Reichtum an Erkenntnisaustausch,<br />

krisenfest – denn für mei-<br />

Dr. John Mordechai<br />

Gottman (* 1942) ist<br />

Professor für Psychologie<br />

an der University<br />

of Washington.<br />

Weltgeltung hat er<br />

unter anderem durch<br />

seine therapeutischen<br />

und Forschungs-<br />

Arbeiten über Ehestabilität<br />

und Beziehungsanalyse<br />

durch<br />

direkte Beobachtung<br />

erlangt.<br />

(Das Foto zeigt ihn<br />

und seine Ehefrau<br />

Dr. Julie Schwartz<br />

Gottman)<br />

nen Partner wie für<br />

einen guten Freund bin ich auch dann<br />

noch wertvoll, wenn ich mich selbst<br />

schon als Versager fühle.<br />

Für mich ist Freundschaft sehr kostbar.<br />

Freundschaft wächst langsam, braucht<br />

Zeit, gemeinsames Erleben, Freude, gegenseitige<br />

Hilfe und Zuverlässigkeit.<br />

Auf wahre Freunde kann ich bauen, gerade<br />

in Krisenzeiten.<br />

Da kann ich offen sein, Schwächen zeigen<br />

und werde aufgefangen. Echte Freunde<br />

zeigen sich gerade durch ein ehrliches<br />

Wort. Das mag einem vielleicht im ersten<br />

Augenblick gar nicht so gefallen, aber<br />

letztendlich hilft gerade dies einem weiter.<br />

Oftmals braucht man gar keine Worte,<br />

man ist angekommen und wird auch<br />

verstanden, ohne „viel zu sagen.“<br />

Dieses gegenseitige Verstehen bleibt bestehen,<br />

selbst wenn man sich längere Zeit<br />

nicht sehen kann. Solch gute Freunde<br />

habe ich nur wenige. Eine Hand voll ist<br />

schon viel – und über die Welt verstreut.<br />

Umso erstaunter bin ich über „Freundschaftsanfragen“<br />

von Menschen, die ich<br />

gar nicht oder kaum kenne. Ja – ich weiß,<br />

ich sollte „mit der Zeit gehen“. – und es<br />

stimmt, auch ich habe einen Facebook<br />

Roswitha van der Markt<br />

Account. Aber immer noch wundert es<br />

mich, dass mich „wildfremde“ Leute als<br />

ihre Freundin auserkoren haben.<br />

Eine wahre Freundschafts-Infl ation<br />

– einige haben über <strong>10</strong>00 oder gar<br />

4000 „Freunde“. Schon die Defi nition<br />

Freundschaft wird hierdurch abgewertet.<br />

Wirklich kennenlernen kann ich den<br />

anderen über Computer kaum. Kontakte<br />

ja, selbstverständlich auch ein gewisser<br />

Austausch, – aber Freundschaft?<br />

Ist es wirklich Zeichen einer Freundschaft,<br />

wenn ich über <strong>10</strong>00 Freunden<br />

mitteile, dass ich gerade frisches Gemüse<br />

putze und das Abendessen zubereite?<br />

Wenn ich Bilder meines Urlaubs oder anderer<br />

privater Erlebnisse einfach „frei für<br />

alle“ ins Netz stelle und damit vielleicht<br />

gerade auch die Vertraulichkeit meiner<br />

Freunde verletze. Freundschaft und Partnerschaft<br />

basiert meines Erachtens gerade<br />

auf Vertraulichkeit, ohne die Vertrauen<br />

nicht möglich ist.<br />

Nur meine besten Freunde oder wirklich<br />

nahe Bekannte teilen meine Bilder, Erlebnisse<br />

und Eindrücke. Diese Exklusivität<br />

leiste ich mir einfach – denn das sind<br />

mir meine Freunde, und natürlich mein<br />

Partner wert.<br />

l Wie viele Freunde haben Sie bei Facebook?<br />

l Wie viele „Freundschaftsanfragen“<br />

erhalten Sie täglich?<br />

l Macht Sie dies glücklich?<br />

l Wie tief ist Ihre Verbindung zu diesen<br />

Freunden?<br />

l Wie viel Zeit verbringen Sie mit Ihnen?<br />

l Was teilen Sie mit diesen Freunden?<br />

l Auf welche dieser Freunde können<br />

Sie sich verlassen? – z.B. wenn Sie<br />

mitten in der Nacht in einer fremden<br />

Stadt Hilfe brauchen? Wer ist dann<br />

für Sie da? n<br />

Dieses Thema möchte ich in den nächsten Ausgaben der <strong>Coaching</strong><strong>heute</strong> gerne mit<br />

Ihnen diskutieren, senden Sie mir doch dazu Ihre Ansichten und Erfahrungen. Ich<br />

freue mich auf einen aktiven Austausch hier oder in meinem Blog<br />

http://visionsuccessleadership.wordpress.com/<br />

– Oktober 2011<br />

11<br />

Zurück zum Inhalt


Monica Deters<br />

Hamburg<br />

www.deters-coaching.de<br />

info@deters-coaching.de<br />

KRAFT<br />

Da bin ich wieder! In den letzten<br />

beiden Ausgaben meiner Lieblingszeitschrift(<strong>Coaching</strong><strong>heute</strong>)<br />

habe ich nicht geschrie-<br />

immer sagte. KRAFT ist keine natürliche<br />

Ressource, die im Überfl uss vorhanden ist<br />

und auf die wir unendlich zugreifen können.<br />

Meine Freundin Dr. Christiane Nillschwere<br />

See. ABER – ES LOHNT SICH<br />

IMMER! Denn am Ende ist sie da, die höhere<br />

Lebens- und Arbeitsqualität, die wir<br />

uns so sehr ersehnt haben und für die wir<br />

ben, da ich schlichtweg keine KRAFT dazu Theobald weiß als „Burn-on-Expertin“ so hart gekämpft haben. Ja, wir sind durch<br />

hatte. Ich könnte auch großspurig sagen, genau, wie wichtig es ist, innere „Tanks“ den Sturm der Veränderung gegangen. Ja,<br />

ich war so beschäftigt und so „busy“, dass immer wieder rechtzeitig und vor allen wir sind für uns aufgestanden. Ja, wir sind<br />

ich keine Zeit für Publikationen hatte, aber Dingen richtig aufzufüllen.<br />

angekommen! Manchmal robben wir uns<br />

das stimmt einfach nicht. Hier möchte ich „Entscheidend ist, das Problem zu bekämp- nur noch mit letzter KRAFT an unseren<br />

gerne meinen lieben Kollegen und Eurofen, das oftmals nicht nur bei uns selbst Traumstrand, aber ja – wir sind da! Und<br />

pas bekanntesten Zeitexperten Prof. Lothar liegt, sondern vielmehr an den Umständen unendlich glücklich!<br />

Seiwert zitieren:<br />

oder sogar direkt an den Unternehmen“, Und genau diesen Moment dürfen wir auf<br />

„Zeit hat man immer. Die Frage ist nur: sagt sie zu Recht.. Auch ich glaube, dass wir dem Weg dorthin nicht aus den Augen<br />

wofür?“. Ich ändere das für mein Thema uns viel zu oft nur an den Symptomen ver- verlieren. Genau dieses Glücksgefühl ist<br />

etwas ab und sage: KRAFT hat man immer. suchen, und genau hier liegt die Gefahr … unsere Motivation. Jetzt heißt es ausruhen<br />

Die Frage ist nur: wofür? Und ich brauchte Umso wichtiger ist es, unsere „Frustrations- – zu frischen Kräften kommen und die neu<br />

sie halt anderweitig!<br />

toleranz“ zu verringern und so deutlich leich- erkämpfte Lebenssituation neu einrichten<br />

KRAFT ist ein zentrales Thema in unserem ter an Veränderungen heranzugehen. Und ge- und genießen.<br />

Leben.<br />

rade dann, wenn wir uns in gewoll-ten (oder Ich kenne viele Menschen, die gerade<br />

Wir brauchen KRAFT,<br />

ungewollten) Veränderungssituationen befi n- durch ihre eigenes Meer schwimmen um<br />

l um morgens immer wieder aufzustehen, den, benötigen wir so viel mehr KRAFT als ANZUKOMMEN. Immer auf der Suche<br />

l um unseren Job gut zu machen, sonst. Ich als echte Norddeutsche vergleiche nach dem Mehr … im doppelten Sinne<br />

l um Angriffe von Außen abzuwehren, Veränderungen immer mit einer Überfahrt wohlgemerkt. Wichtig ist nur zu wissen,<br />

l um Unsicherheiten im Inneren auszu- von einem Meer in ein anderes, das nur über WOHIN wir denn schwimmen!<br />

gleichen,<br />

eine enge Mündung mit wild durcheinan- Bei mir heißt es jetzt auch: einmal woh-<br />

l um uns um unsere Lieben zu kümmern, derwirbelndem Wasser, unvorhersehbaren lig strecken und durchatmen. Ich wünsche<br />

l um alles zu schaffen, was von uns erwar- Strömungen und rutschigen und gefährlichen auch Ihnen von Herzen viel Erfolg bei Ihtet<br />

wird,<br />

Felsbrocken zu erreichen ist.<br />

rer „Überfahrt“. Glück ahoi.<br />

l um alles zu schaffen, was wir von uns<br />

selbst erwarten …<br />

Die Liste ist schier unendlich. Nur „woher<br />

nehmen und nicht stehlen“, wie meine Oma<br />

Manchmal ist es nur eine kleine Pfütze,<br />

die übersprungen werden muss und Veränderungen<br />

fallen uns leicht. Manchmal<br />

jedoch kämpfen wir uns jahrelang durch<br />

Monica Deters ist Absolventin des<br />

ersten Jahrgangs der GSA-University<br />

und Mitglied des Vorstands der GSA<br />

(German Spaeeker Association)<br />

7 Tipps für mehr KRAFT (Meehr-Methode© von Monica Deters)<br />

1. „Finde Deine Sehnsucht“ Defi niere ein realistisches und klares (Traum-)Ziel<br />

2. „Bau Die sicheres Persönlichkeitsschiff“ Arbeite an Deiner Selbstsicherheit<br />

3. „Plane Deine Route“ Entwickle eine Strategie zu Deinem Traumziel<br />

4. „Nutze Rückenwind“ Such Dir Verstärkung in jeglicher Form<br />

5. „Einmal durch den Sturm der Veränderung“ Steh tatsächlich auf und geh!<br />

6. „Strahl aus allen Positionsleuchten“ Zeig Dich da, wo Du Dich zeigen möchtest!<br />

7. „Genieß die starke Strömung“ Entspanne Dich von der Anstrengung. Du hast es Dir verdient!<br />

– Oktober 2011<br />

12<br />

Zurück zum Inhalt


www.nill-theobald.de<br />

cnt@theobald-consulting.com<br />

Burnout als Epidemie des 21.<br />

Jahrhundert macht vor nichts<br />

und niemandem halt: Sogar<br />

ganze Unternehmen brennen<br />

aus. Nahezu jeder dritte Arbeitsnehmer ist<br />

vom Burnout betroffen.<br />

Die dadurch bedingten Fehltage in der<br />

Arbeit sind seit 2004 um das Zehnfache<br />

angestiegen und Burnout-Ausfälle kosten<br />

Betriebe und Krankenkassen jährlich rund<br />

sechs Milliarden EUR, so die Auskunft des<br />

Gesundheitsreports 20<strong>10</strong> des Bundesverbandes<br />

der Krankenkassen (BKK). Burn-<br />

Dr. Christiane Nill-Theobald<br />

Berlin<br />

Brennpunkt „Unternehmen“<br />

BurnOn Management als sinnvolle<br />

Burnout-Prävention<br />

out ist deshalb keine Modeerscheinung<br />

sondern ein ernsthaftes volkswirtschaftliches<br />

Problem.<br />

Wenn es Jahr um Jahr mit steigender Tendenz<br />

Burnout-Erkrankungen gibt, machen<br />

wir offensichtlich etwas falsch in der Burnout-Prävention.<br />

Dazu habe ich drei Beobachtungen<br />

gemacht:<br />

Erstens: Wenn wir Fortschritte erzielen<br />

wollen, benötigen wir zunächst eine ehrliche<br />

Diskussion. Die heutigen Ansätze<br />

nehmen lediglich das Individuum in die<br />

Verantwortung. Entsprechend wird auf<br />

Entspannungstrainings, Stressresistenztrainings<br />

u. ä. in der Firma gesetzt. Gemäß dem<br />

Fishermanfriend-Motto: „Sind sie zu stark,<br />

bist Du zu schwach“, soll der Betroffene<br />

lernen, sich ein dickeres Fell zuzulegen.<br />

Aber glauben Sie das wirklich? Sind die,<br />

die an Burnout leiden, etwa schwach? Sind<br />

das die Weicheier der Nation, die fürs Arbeiten<br />

und für den Stress nicht geschaffen<br />

sind? Und die anderen, sind das die Helden<br />

der Arbeitswelt?<br />

– Oktober 2011<br />

13<br />

Zurück zum Inhalt<br />

© – Marco De Leija


Meines Erachtens wird dadurch das Kernproblem<br />

verdeckt: Burnout ist nicht Privatsache,<br />

vielmehr sind die Mitarbeiter die<br />

Symptomträger eines Systemfehlers ihrer<br />

Organisation.<br />

Der eigentliche Patient ist das Unternehmen.<br />

Das Burnout-Syndrom des Einzel-<br />

nen spiegelt folglich den Kern der Unternehmensprobleme<br />

wieder. Ich behaupte<br />

deshalb, dass mit Ratschlägen, wie z.B.<br />

den Morgen mit dem Sonnengruß zu beginnen<br />

oder Barfuß über die Wiese zu<br />

laufen, nicht wirklich das Kernproblem<br />

gelöst wird.<br />

Zweitens: Burnout-Prävention ist Aufgabe<br />

des Managements. Und damit meine ich<br />

wirklich Management bzw. die Unternehmensleitung.<br />

Sprich: die Burnout-Risiken,<br />

die von den jeweiligen Unternehmensbereichen<br />

ausgehen, gehören organisatorisch<br />

abgeschafft. Organisatorisch bedeutet, dass<br />

die Burnout-Prävention nicht parallel bzw.<br />

getrennt vom Unternehmensalltag abläuft,<br />

sondern in diesen integriert gehört.<br />

Aber schaut man sich die Realität an, sind<br />

wir davon heutzutage weit entfernt: Parallel<br />

zum Unternehmensalltag werden<br />

Antistress-Seminare angeboten, während<br />

zeitgleich der Anforderungsdruck im Geschäftsalltag<br />

erhöht wird.<br />

Meine dritte und letzte Beobachtung ist:<br />

Die Beeinträchtigung durch Burnout wird<br />

immer noch unterschätzt! Burnout ist mehr<br />

als nur Erschöpfung, Burnout heißt buchstäblich<br />

„verheizt“ werden: nämlich bei<br />

enormer Arbeitsbelastung keine Wertschät-<br />

zung zu erfahren. Burnout ist im schlimmsten<br />

Fall gleichbedeutend mit Authentizitätsverlust.<br />

Die Lösung für eine wirksame und sinnvolle<br />

Burnout-Prävention liegt deshalb<br />

im BurnOn Management. Vereinfacht gesagt,<br />

soll sich ein Unternehmen nicht auf<br />

die Verhinderung des<br />

Ausbrennens konzentrieren;<br />

vielmehr geht<br />

es darum, das Feuer<br />

der Mitarbeiter zu<br />

entfachen und dauerhaft<br />

zu erhalten.<br />

BurnOn Management<br />

ist deshalb auch kein<br />

Fantasiewort, sondern dahinter verbergen<br />

sich zwei wichtige Botschaften:<br />

1. „BurnOn“ bedeutet das Etablieren von<br />

Begeisterung oder gar Faszination für<br />

die Mitarbeiter. Wenn ich eine sinnvolle<br />

Prävention erzielen möchte, reicht<br />

es nicht, das Negative zu betrachten,<br />

sondern ich muss Positives zustande<br />

bringen. Die positive<br />

Psychologie nach Martin Seligman<br />

lehrt uns bereits, dass sich Menschen<br />

ungern mit etwas beschäftigen, was es<br />

zu verhindern gilt.<br />

Motivierungssteigernd ist eine Beschäftigung<br />

mit dem Positiven. Deshalb<br />

erhöhen wir nach dem Ansatz des<br />

BurnOn Management die Zufriedenheit<br />

des Einzelnen mittels organisatorischer<br />

Veränderungen. Dadurch steuern<br />

wir den Unzufriedenheitsfaktoren für<br />

Menschen und Unternehmen entgegen.<br />

2. „Management“ bedeutet, wir müssen<br />

das Thema aus Unternehmersicht anzugehen.<br />

Ich möchte Ihnen hierfür ein<br />

Beispiel geben: Von Haus aus bin ich<br />

Juristin und ich habe bereits im zweiten<br />

Semester etwas über aktiven und<br />

passiven Lärmschutz gelernt.<br />

Im ersten Fall versucht man die Lär-<br />

Dr. Christiane Nill-Theobald<br />

Dr. jur. Christiane<br />

Nill-Theobald ist<br />

Absolventin des ersten<br />

Jahrgangs der GSA-<br />

University<br />

mausweitung an der Quelle zu verhindern;<br />

bekanntestes Beispiel hierfür<br />

sind die Schallwände an der Autobahn.<br />

Im zweiten Fall versucht man die<br />

Lärmquelle am Immissionsort („Betroffenheitsadressat“)<br />

einzuschränken<br />

– prominentes Beispiel dafür sind die<br />

Schallschutzfenster an den Häusern.<br />

Und nun stellen Sie sich mal vor, wie<br />

es um den Lärmschutz bestellt wäre<br />

ohne die Schallwände an den deutschen<br />

Autobahnen? Genauso verhält<br />

es sich beim Burnout:<br />

Wir müssen das Thema von beiden Seiten<br />

angehen, nämlich zuvorderst aus<br />

Unternehmersicht und erst im zweiten<br />

Schritt jeder einzelne für sich. Nur mit<br />

strukturellen Veränderungen packen<br />

wir das Problem bei der Wurzel.<br />

BurnOn Management ist keine „New-Management-Spinnerei“<br />

sondern ein Erfolgsrezept:<br />

der Krankenstand vermindert sich,<br />

der Spaß und die Produktivität auf der Arbeit<br />

erhöhen sich. BurnOn macht letztlich<br />

aus Lieschen und Otto Müller Erfolgsmenschen.<br />

Und noch etwas: Wenn Burnout ein Symptom<br />

für fehlende Ressourcen ist, hat man<br />

die Chance, dies zu ändern. Burnout ist<br />

deshalb der Schlüssel für Unternehmenswachstum.<br />

Das Unternehmen wird nicht<br />

nur gesund, sondern auch erfolgreich!<br />

1. Bestandsaufnahme: Wie gestaltet sich<br />

die Zufriedenheits- bzw. Unzufriedenheitsbilanz<br />

der Mitarbeiter im jeweiligen<br />

Unternehmen? Entscheidend dafür<br />

sind die Wohlfühlfaktoren des Einzelnen<br />

mit der aktuellen Arbeitsstruktur<br />

und Arbeitssituation.<br />

2. Analyse: Vergleich des „Unzufriedenheitsspektrums“<br />

der Mitarbeiter mit<br />

den jeweiligen Unternehmensparametern,<br />

die BurnOn bzw. Burn-Out bedingen<br />

können.<br />

3. Lösung: Erarbeiten individueller BurnOn-Strategien<br />

für das jeweilige Unternehmen<br />

und Erstellen des adäquaten<br />

BurnOn-Management-Ansatzes.<br />

Quelle: Dr. Christiane Nill-Theobald,<br />

Ansatz des BurnOn Management<br />

TheobaldConsulting<br />

Dr. jur. Christiane Nill-Theobald<br />

Schmidt-Ott-Str. 21, 12165 Berlin<br />

www.theobald-consulting.com n<br />

– Oktober 2011<br />

14<br />

Zurück zum Inhalt


Zwei gefährliche Bücher<br />

… denn Sie verleiten zum Lesen<br />

UND WER HAT SCHON DIE ZEIT – SELBST WENN ES SICH UM WICHTIGE LEKTÜRE HANDELT<br />

Eine Frau und ein Mann veröffentlichen zur selben Zeit ein<br />

Buch zum selben Thema: Verkaufen. Kann es etwas Neues<br />

geben zum ältesten Thema der Welt? Nun – SIE schreibt ein<br />

Frauenbuch, ER schreibt ein Männerbuch, SIE hat Charme,<br />

Hei, die Pütz: ihr erstes Buch<br />

Erstes Urteil: Nicht gelangweilt hat sie schon …<br />

Flirt-Trainerin ist Heidi Pütz, „die Expertin für Flirt-<br />

Marketing“, wie sie sich nennt. Und ich denke, dass<br />

der Begriff „Flirt-Marketing“ von ihr stammt. Bei<br />

„Bauer sucht Frau“ hat sie das Flirt-Marketing perfektioniert.<br />

Inzwischen aber heißt ihre Show nicht mehr „Bauer sucht<br />

Frau“, sondern „Unternehmer sucht Kunde“, jetzt ist sie Star<br />

zum Beispiel am 15. Oktober auf dem „Karrieretag für Ein-<br />

Personen-Unternehmen und GründerInnen“ in Graz. Und falls<br />

Sie glauben, Heidi Pütz würde bei Ein-Personen-Unternehmen<br />

bleiben wird, wird<br />

sich noch umschauen<br />

und wird<br />

Heidi Pütz hinter<br />

sich nicht mehr<br />

entdecken, sondern<br />

vor sich und<br />

wird denken:<br />

l Vielleicht hät-<br />

Heidi Pütz gewinnt 20<strong>10</strong> den GSA Newcomer<br />

Award (mit Sabine Asgodom und Lothar Seiwert)<br />

te ich doch mal<br />

in ihr Buch reinschauen<br />

sollen.<br />

Oder:<br />

l Sie hat doch 20<strong>10</strong> den Newcomer Award der GSA gewonnen<br />

– wohl nicht ganz zu Unrecht.“ Oder:<br />

l Flirt-Marketing? Da habe ich doch geglaubt, das wäre Weiberkram<br />

… ein bisschen „huch“ und etwas „kess“…<br />

Aber hätte Heidi Pütz nicht als Flirt-Trainerin sondern als Verkaufstrainerin<br />

firmiert, dann hätten Sie doch gedacht: „Oh,<br />

super, davon gibt es doch erst fünfzigtausend“.<br />

Und wer würde spontan nach einem Buch greifen, das von einer<br />

der 50.000 Verkaufstrainerinnen geschrieben worden ist,<br />

die mit Vornamen Heidi heißt? Also: Vom Verkaufen versteht<br />

Heidi Pütz etwas. Sie versteht ihr Handwerk, ihr Mundwerk<br />

und Schreibwerk. Beweis gefällig?<br />

Sie bekommen hier den Rockzipfel des Buches gelüftet – das<br />

Inhaltsverzeichnis. <strong>Coaching</strong><strong>heute</strong> druckt es ab, statt einer<br />

Bücher<br />

ER hat recht, was aber nicht heißt, dass SIE falsch liegt, sondern:<br />

Gemeinsam liegen sie richtig. Beginnen wir – Ladies<br />

fi rst – mit Heidi Pütz. Und dann folgt das aus unserer Sicht<br />

„Wirtschaftsbuch des Jahres“ – Verfasser: Andreas Buhr<br />

Buchbesprechung. Und wenn Sie<br />

schon einmal ein spannenderes<br />

Inhaltsverzeichnis gelesen haben<br />

sollten, sollen Sie wissen, dass<br />

das Buch ist noch spannender<br />

ist.<br />

l Flirten Sie sich ins Business.<br />

l Kunden sind wie Frauen – sie<br />

wollen den perfekten Anbieter<br />

l Kunden sind wie Frauen – sie wollen nur manchmal belogen<br />

werden<br />

l Kunden sind wie Frauen – sie wollen klare Ansagen<br />

l Verkäufer sind wie Kerle – sie klopfen starke Sprüche<br />

l Verkäufer sind wie Kerle – alle haben den Größten<br />

l Verkäufer sind wie Kerle – sie wollen den schnellen Abschluss<br />

l Kunden lieben Unternehmer – dort bekommen sie, was sie<br />

wollen<br />

l Kunden lieben Unternehmer – wenn der Service stimmt<br />

l Kunden lieben Unternehmer – wenn es nicht nur die schnelle<br />

Nummer ist<br />

l Unternehmer lieben Kunden – weil sie etwas für sie tun können<br />

l Unternehmer lieben Kunden – weil eine stabile Beziehung<br />

das Ego stärkt<br />

l Unternehmer lieben Kunden – weil das der Sinn des Lebens<br />

ist<br />

l Schön war es mit Ihnen<br />

So! Und wenn Sie jetzt denken, eigentlich könnten Sie jetzt schon<br />

verkaufen, sollten Sie sich den Rest des Buches dennoch nicht vorenthalten.<br />

Es verliert seinen Charme nicht – und wenn Charme und Flirt<br />

verkaufen, lohnt es sich, sich diesen Einfl üssen auszusetzen. (SB)<br />

Heidi Pütz: Wer verticken will, muss freundlich sein. Wie Sie<br />

Kunden angraben, abschleppen und süchtig machen<br />

BOOKS 4 SUCCESS, 2011.<br />

Mehr unter www.heidi-puetz.de<br />

– Oktober 2011<br />

15<br />

Zurück zum Inhalt


„Die Zukunft<br />

der Wirtschaftswelt<br />

hat schon<br />

begonnen“ –<br />

Andreas Buhr<br />

beschreibt den<br />

dramatischen<br />

Wandel, den<br />

die Wirtschaftswelt<br />

nimmt, von<br />

einer Seite, die<br />

allen Menschen<br />

Hoffnung macht<br />

– außer denen, die<br />

diese Entwicklung<br />

verpennen …<br />

Er nennt sich „die Umsatzmaschine“. Sein neues Buch aber erlöst uns geradezu<br />

vom mechanistischen Denken des Maschinen-Zeitalters. Deshalb sagen wir:<br />

Andreas Buhr hat das Wirtschaftsbuch<br />

des Jahres 2011 geschrieben<br />

Die ie Zukunft hat schon begonnen<br />

– so hieß eines der wichtigsten<br />

deutschen Bücher in der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhun-<br />

ist so überzeugend neu, aber auch so überüberzeugend einfach und klar, dass sich bereits<br />

beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses der<br />

Da-hätte-ich-auch-drauf-kommen-könnenderts.<br />

Autor war Robert Jungk, Pionier der Effekt einstellt – dicht gefolgt vom Aber-<br />

internationalen Umwelt- und Friedensbebin-ich-leider-nicht-Effekt.wegung, Gründer der „Zukunftswerkstät- Auch zu diesem Buch bieten wir Ihnen<br />

ten“ und der Internationalen Bibliothek für nicht viel mehr als einen Blick ins Inhalts-<br />

Zukunftsfragen, leidenschaftlicher Provoverzeichnis (es wird fortgesetzt auf der<br />

kateur … und ich weiß aus Begegnungen nächsten Seite). Rot hervorgehoben ist eine<br />

mit ihm, dass er an diesem Buch Freude Zahl: 3.0. Man kennt sie vom Management<br />

gehabt hätte.<br />

der Zukunft, das zunehmend als „Manage-<br />

Denn Andreas Buhr provoziert – wie alle ment 3.0“ bezeichnet wird, und anhand<br />

klugen Menschen, die in die Zukunft bli- dieses bekannteren 3.0-Beispiels hier kurz<br />

cken. Buhr provoziert im Wortsinne – er und knapp erklärt:<br />

„ruft hervor“. Wacht auf, Vertriebler, ruft l „Management 1.0“ war das Führungs-<br />

er: Auch für euch hat die Zukunft schon prinzip, das die Wirtschaft und die Gesell-<br />

begonnen. Und wer diese Botschaft singen schaft bis in die 50er Jahre hinein dominiert<br />

wollte, könnte sich bei Bob Dylan bedie- hat – bis in die Zeit hinein, in der Robert<br />

nen:<br />

Jungk die Zukunft als „schon begonnen“<br />

The line it is drawn the curse it is cast, erklärt hat. „Management 1.0“ war mili-<br />

The slow one now will later be fast tärisches Denken: Befehl und Gehorsam,<br />

As the present now will later be past kommandieren und dann kontrollieren, ob<br />

The order is rapidly fadin‘.<br />

die Befehle „von oben“ befolgt worden<br />

And the fi rst one now will later be last sind.<br />

For the times they are a-changin‘ l Im „Management 2.0“ werden diese<br />

The order is rapidly fadin‘, rasch schwindet autoritären Strukturen aufgebrochen – so<br />

die alte, gewohnte Ordnung hinweg. Die etwas wie Mitbestimmung wird für unaus-<br />

alten Gesetze des Verkaufs, die Gesetze des weichlich gehalten.<br />

– je nach gusto – zweitältesten oder ältes- l „Management 3.0“ enthält Ordnungsten<br />

Gewerbes der Menschheit, ändern sich. prinzipien, die vor kurzem noch als not ma-<br />

Das ist Andreas Buhrs Botschaft. Und sie nagable – und das heißt im Klartext: als an-<br />

Vorwort Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Simon<br />

Auf ein Wort mit dem Autor<br />

VERTRIEB GEHT HEUTE<br />

ANDERS<br />

… weil der Kunde von gestern verschwindet.<br />

Sind Sie dem Kunden 3.0<br />

gewachsen?<br />

… weil Kunden sich nicht kaufen lassen:<br />

Selbstverwirklichung statt Schnäppchenjagd<br />

VERTRIEB GEHT HEUTE<br />

ANDERS<br />

Das Internet fördert kritische Haltung<br />

Der Kunde 3.0 – das unbekannte Wesen?<br />

Der neue Vertrieb: Hommage an den<br />

Kunden 3.0<br />

Schnelle Abkehr von falschen Freunden<br />

VERTRIEB GEHT HEUTE<br />

ANDERS<br />

… weil der smarte Kunde 3.0 smarte<br />

Produktideen will, die er nach seinen<br />

Vorstellungen konfi guriert, um sich<br />

Wünsche zu erfüllen<br />

Customer Energy für Produkt(weiter)entwicklung<br />

Vom Konsumenten zum Produzenten<br />

– und retour<br />

Werden Sie zur First Choice<br />

Unterschätztes Know-how: der Vertrieb<br />

VERTRIEB GEHT HEUTE<br />

Bücher<br />

ANDERS<br />

... weil Vertrieb immer und überall<br />

stattfi ndet: In der Welt 3.0 gibt es keine<br />

vertriebsfreie Zone mehr – Vertrieb 24 / 7<br />

Chance für den Vertrieb: Check-in-<br />

Dienste für Marktforschung und Kundenbindung<br />

nutzen<br />

Smartphone sei Dank: Neue Vertriebschancen<br />

mit Augmented Reality<br />

Apps: Kleine Programme für größeren<br />

Konsum<br />

Vertrieb in Social Networks<br />

Dialog 3.0: Herausforderung für Unternehmen<br />

und Vertrieb<br />

Vertriebsintelligenz: Der Mix macht es!<br />

– Oktober 2011<br />

16<br />

Zurück zum Inhalt


archistisch – angesehen worden sind, denn<br />

es ging nicht mehr (und geht in Zukunft<br />

überhaupt nicht mehr) um Mitbestimmung,<br />

sondern die Zukunft, die schon begonnen<br />

hat, wird geprägt sein durch Selbstbestimmung.<br />

Andreas Buhrs große Leistung ist, diesen<br />

unumkehrbaren sozialen Wandel auf Vertrieb<br />

und Verkauf übertragen zu haben. Und<br />

noch größer wird seine Leistung dadurch,<br />

dass er keine Mühe scheut, den Leserinnen<br />

und Lesern immer wieder einzubleuen:<br />

„Es hat sich ein neuer Kundentypus entwickelt<br />

– der Kunde 3.0. Und der hat nur noch<br />

wenig gemein mit den Kundentypen, die<br />

wir bisher kannten – sei es im Firmenkundensegment<br />

oder im Endkundengeschäft.<br />

Auch und gerade für mittelständische Unternehmen<br />

stehen im Vertrieb alle Zeichen<br />

auf Veränderung.“<br />

Vier neue Zielgruppen werden<br />

dominieren:<br />

Auslöser sind Internet und Social Economy<br />

– aber dies ist kein Trend, dies ist Geschichte.<br />

Die Zukunft hat begonnen. Unumkehrbar<br />

(außer durch den ganz großen<br />

Crash“! Hier sind Buhr-Stichworte, die<br />

beschreiben, was kommt:<br />

l die Menschen sind kritischer geworden,<br />

privat, berufl ich, als Konsumenten und als<br />

Bürger. Dominieren werden<br />

l wertorientierte Verbraucher<br />

l Sinn suchende Verbraucher und<br />

l der Kunde wird wichtiger Bestandteil<br />

des Innovationsprozesses, denn der Kunde<br />

3.0 ist selbstbewusst geworden:<br />

• Er hat sich von seiner traditionellen Rolle<br />

des Verbrauchers verabschiedet.<br />

• Er fordert aktiv Produkte ein, gestaltet sie<br />

mit.<br />

l Verlierer in der Wirtschaft sein werden:<br />

• Marken, die sich auf ehemaligen Erfolgen<br />

ausruhen,<br />

• Unternehmen, die darauf vertrauen, dass<br />

Kunden alten Produkten gegenüber loyal<br />

sind,<br />

• Manager, die nach dem Motto „das haben<br />

wir immer schon so gemacht“ führen.<br />

l Konsum wird (wie die Konsumenten)<br />

kritisch und wertorientiert. Die vier wichtigen<br />

Zielgruppen der Zukunft sind:<br />

1. Digital Natives – die mit 21 Jahren<br />

• bereits 250.00 Mails geschrieben,<br />

• <strong>10</strong>.000 Stunden das Handy genutzt,<br />

• 5.000 Stunden Videospiele gemacht haben<br />

• und 3.500 Stunden in sozialen Netzwerken<br />

aktiv gewesen sind.<br />

2. LOHAS – Menschen mit einem Lifestyle<br />

of Health and Sustainiblity (die – als<br />

sie primär die Marke „Birkenstock“ gepusht<br />

haben – Ökos genannt worden sind).<br />

3. Best Agers – Generation 50plus (<strong>heute</strong><br />

etwa 33 Mio. Deutsche: 40 % – und bald<br />

47 % – der Bevölkerung.<br />

4. 60/90 – die Generation zwischen 60 und<br />

90, die anders als früher nicht passiv bleibt,<br />

sondern noch einmal durchstartet.<br />

Die wichtigste der vier neuen<br />

Zielgruppen ist eine fünfte …<br />

Es geht also in den oben aufgezählten vier<br />

dominanten Zielgruppen immer stärker um<br />

ethischen Konsum. Und in bewegenden<br />

Worten warnt Andreas Buhr hier vor dem<br />

neuen „RoI“ dem Risk of Ignoring. Wer die<br />

ethische Wende ignoriert, dessen RoI alten<br />

Stils, dessen Return on Investment wird in<br />

roten Zahlen geschrieben werden.<br />

Was tun? Hier ein einziger Rat aus der Vielzahl<br />

wertvollster Eizes aus diesem Wirtschaftsbuch,<br />

dass sich oft wie ein Bericht<br />

zur Lage der Nation liest. Andreas Buhr<br />

konstatiert aufgrund der Forschungsarbeiten,<br />

die seinem Buch zugrunde liegen:<br />

l Frauen sind Vorreiterinnen beim ethischen<br />

Konsum. Und nicht vergessen: Es<br />

hat sich ein neuer Kundentypus entwickelt<br />

– der Kunde 3.0. Und der wählt nicht aus<br />

und entscheidet sich dann für das bessere<br />

oder billigere Angebot, sondern die Kunden<br />

3.0 fordern aktiv Produkte ein.<br />

Und wenn Andreas Buhr nicht durchgehend<br />

„der, der, der“ schreiben würde („der<br />

Kunde“, „der Kunde 3.0“, „Perspektive des<br />

Kunden“), wenn er seiner richtige Grundeinsicht<br />

„Frauen sind Vorreiterinnen“ gefolgt<br />

wäre, wäre es ein Superbuch geworden.<br />

*)<br />

Ansonsten aber gilt:<br />

l Verkauf und Vertrieb sind „die“ Wirtschaft.<br />

l Von der Wirtschaft und ihrem Erblühen<br />

haben „die“ Wirtschaftspolitiker aber leider<br />

zu wenig Ahnung, weil sie wirtschafts-<br />

*) Als Tipp: Schreiben: Sie im Plural, um<br />

Wortmonster wie Verkäufer/innen oder<br />

Kund/Innen zu umgehen – z.B. „die Kunden“,<br />

„die Kunden 3.0“, „Perspektive der<br />

Kunden“. Und wo es nicht passt, hilft es,<br />

„die Kundin 3.0 und der Kunde 3.0“ auszuschreiben. <br />

politisch vom Lied vom Tod fasziniert sind<br />

– zuerst der Tod in der heutigen griechischen<br />

Tragödie, danach spricht der Tod italienisch<br />

oder Eyjafjallajökull‘isch.<br />

Andres Buhr aber versteht etwas von der<br />

Wirtschaft und wie sie sich entwickeln<br />

wird, ja muss. Er hat kein Buch über Wirtschaftskrisen<br />

geschrieben, sondern ein<br />

Buch über Flourishing und wie das zu erlangen<br />

ist. Danke, Andres Buhr, für das<br />

Wirtschaftsbuch des Jahres! (SB) n<br />

VERTRIEB GEHT HEUTE<br />

... weil Kunden eben nicht nur von<br />

Siegern kaufen: Kunden kaufen von<br />

Sympathen mit Kompetenz<br />

Respekt – Grundlage des Vertriebs<br />

Was einen guten Vertriebsmitarbeiter ausmacht<br />

– die Perspektive des Kunden<br />

Persönlichkeitstypologien als unterstützendes<br />

Instrument nutzen<br />

Wissen konkret anwenden<br />

Alle Sinne ansprechen<br />

Kein Widerspruch: Kundenorientierung<br />

und abschlussorientiertes Verhalten<br />

VERTRIEB GEHT HEUTE<br />

... weil Vertrieb viel schneller auf<br />

Megatrends reagieren muss: der<br />

neue Roi – Risk of Ignoring<br />

Megatrends – Blick in die Zukunft<br />

Neue Zielgruppen für Unternehmen Megatrends<br />

für Produkte und Vertrieb<br />

Der neue RoI: Wer Trends ignoriert, verliert!<br />

VERTRIEB GEHT HEUTE<br />

... weil nur Überzeugungstäter andere<br />

überzeugen: Kunden werden Botschafter<br />

und machen Unternehmen zu<br />

Umsatzmaschinen – wenn es sich für<br />

sie lohnt<br />

Kunden und Mitarbeiter zu Fans machen<br />

Vertriebsintelligent planen und handeln<br />

Unzufriedenheit als Chance zur Begeisterung<br />

nutzen<br />

VERTRIEB GEHT HEUTE<br />

Bücher<br />

ANDERS<br />

ANDERS<br />

ANDERS<br />

ANDERS<br />

... und morgen?<br />

Mögliche Trends mit Vertriebsauswirkung<br />

Keine Zukunft ohne Nutzwert<br />

Die Zukunft: Casual Web<br />

Vertrieb 4.0: Retro-Kultur des persönlichen<br />

Gesprächs<br />

Keynote an die Leser – von Brian Tracy<br />

– Oktober 2011<br />

17<br />

Zurück zum Inhalt


Malte Petry<br />

Hypnotherapie ohne Hypnose<br />

Gedanken zum Kongress 2011 der MEG (Milton Erickson Gesellschaft)<br />

Die Milton Erickson Gesellschaft<br />

für klinische Hypnose<br />

hatte vom 24. – 27. März wieder<br />

zu Ihrer diesjährigen Jahrestagung<br />

in Bad Kissingen eingeladen.<br />

Schon beim Anblick der prunkvollen Räume<br />

des ehemaligen europäischen Hochadels<br />

rund um den Regentenbau direkt<br />

neben Europas größter Wandelhalle fi elen<br />

die rund 800 Besucher der insgesamt 98<br />

Workshops und 18 Vorträge in eine Art<br />

Bewunderungstrance. Beeindruckend, was<br />

die Organisatoren wieder auf die Beine gestellt<br />

haben!<br />

Und jetzt zur Hypnose: Jeder scheint sie<br />

zu kennen, zumindest in Form der Bühnenhypnose.<br />

Willenlose Opfer lassen sich<br />

in einer meist skurrilen Show über ihre<br />

Schamgrenzen treiben. Prof. Dr. Dirk Revenstorf<br />

karikierte das in seinem Einführungsreferat<br />

„Schaden durch Suggestion“<br />

auch augenzwinkernd mit Freudschem<br />

Sprachschwulst: „Masochistische Unter-<br />

werfungsphantasien treffen auf<br />

Allmachtsprojektionen narzisstischer<br />

Grandiosität“.<br />

Diese Art von Hypnose suchte<br />

man aber auf der Tagung vergebens.<br />

Sogar den Begriff „Hypnose“<br />

fi nden die Protagonisten der<br />

Hypnotherapie eher irreführend.<br />

Er hätte noch nie das bezeichnet,<br />

um was es in der Hypnotherapie<br />

eigentlich geht. Man hat sich<br />

zwar an ihn gewöhnt und er verschafft<br />

zumindest Aufmerksamkeit,<br />

in der Behandlungsrealität<br />

fi ndet diese Hypnose aber nicht<br />

mehr statt.<br />

Hypnotherapie ohne Hypnose? Geht das<br />

überhaupt? Ja, sie wäre in dieser Form<br />

für Therapie- und <strong>Coaching</strong>zwecke sogar<br />

nutzlos. Ein willenloser Klient ohne<br />

Bewusstsein, der sich einem dominanten<br />

Partner hingibt, ist in der Hypnotherapie<br />

undenkbar. Lebende Systeme lassen sich<br />

Milton Erickson<br />

(1901 - 1980),<br />

US-amerikanischer<br />

Psychiater,<br />

war einer der<br />

profi liertesten Psychotherapeuten<br />

seiner Zeit. Er hat<br />

die Hypnose und<br />

Hypnotherapie als<br />

Psychotherapie<br />

hoffähig gemacht.<br />

nie zu Gedanken zwingen, sie entstehen<br />

immer durch autonome Selbstorganisation.<br />

Hypnotherapie ist kein Boxkampf in dem<br />

man den anderen auch mit Blicken niederringt<br />

und ihm einen fremden Willen aufoktroyiert!<br />

Im Credo der Hypnotherapeuten sind die<br />

Potentiale und Ressourcen für die ge-<br />

– Oktober 2011<br />

18<br />

Zurück zum Inhalt


wünschten Lösungen beim Klienten längst<br />

angelegt und müssen nur noch gefunden<br />

und gelebt werden. Im hypnotherapeutischen<br />

Ansatz fi nden Coach und Klient auf<br />

Augenhöhe in entspannter, konzentrierter<br />

Aufmerksamkeit (Trance) die Ressourcen<br />

des Klienten gemeinsam. Nur wo die Aufmerksamkeit<br />

hingeht, geschieht psychophysiologische<br />

Realität. Suggestion ist so<br />

immer Autosuggestion.<br />

Es geht also in der Hypnotherapie nach Dr.<br />

Gunther Schmidt nicht um „schlafähnliches<br />

Herumhängen“, sondern um die „systematische<br />

Anwendung von Aufmerksamkeitsfokussierung“.<br />

Für die Wirksamkeit der Vorstellungskraft<br />

und der hypnotherapeutischen Verfahren<br />

brachte Dr. Gary Bruno Schmid einen gruseligen,<br />

aber ultimativen Beweis: In seinem<br />

Einführungsvortrag „Der psychogene Tod,<br />

die toxische Wirkung der Vorstellungskraft“,<br />

stellte er eindrucksvoll dar, dass die<br />

Vorstellungskraft zwar heilen, aber auch<br />

krank machen, ja sogar töten kann. Eine<br />

Vorstellung kann zum wirksamen Heilmittel<br />

oder aber zum Tod bringenden Seelengift<br />

werden:<br />

In Indien wurde einem Arzt erlaubt ein makaberes<br />

Experiment durchzuführen: Um<br />

einem zum Tode Verurteilten aus „ehrenvoller“<br />

Familie die Schande einer öffentlichen<br />

Hinrichtung zu ersparen, wird ihm<br />

die diskrete Alternative vorgeschlagen,<br />

sich schmerzfrei verbluten zu lassen. Auf<br />

Anraten seiner Freunde und der ganzen Familie<br />

willigte er ein. Ihm wurden die Augen<br />

verbunden und sein Handgelenk leicht<br />

angeritzt. Aus Gefäßen mit Wasser tropfte<br />

dann langsam das vermeintliche Blut in<br />

darunter stehende Schalen. Die anwesenden<br />

Vollstreckungsbeamten redeten immer<br />

leiser und wurden langsam stumm. Dann<br />

geschah das Unfassbare: Der Delinquent<br />

starb ohne auch nur einen Tropfen Blut<br />

verloren zu haben.<br />

Auch hier ist es wichtig zu wissen, dass<br />

eine solche Wirkung nur unter ganz bestimmten<br />

Ausnahmebedingungen erzielt<br />

werden kann: Der Glaube an eine übermächtige<br />

Autorität und eine ausweglose<br />

Situation, die als gesichertes Wissen und<br />

unbestreitbare Realität anerkannt wird.<br />

Kommt zu dieser Unausweichlichkeit dann<br />

noch ein Todesritual hinzu, kann die ängstliche<br />

Erwartungshaltung einen tödlichen<br />

Dauerstress erzeugen. Auch in diesem Extrembeispiel<br />

„tötet“ aber keine „fremde“<br />

Suggestion, sondern die reine eigenverantwortliche<br />

Autosuggestion.<br />

Eine zweite Besonderheit fi el auf dem<br />

Kongress auch auf: Ganz im Gegensatz<br />

zu traditionellen „Richtlinientherapien“<br />

hörte man hier wenig Theorie und wenig<br />

Dogmatik, sondern viele konkrete und sehr<br />

spannende Behandlungsfälle. Deren Nachvollziehbarkeit<br />

wurde zusätzlich durch eine<br />

allgemein verständliche Sprache angenehm<br />

Psychologen und Coaches stemmen sich gegen die<br />

einengende Richtlinienkompetenz der Krankenkassen<br />

und verstaubter Psychologieschulen.<br />

erleichtert. Die Referenten schienen der alten<br />

Weisheit verpfl ichtet: „Die Wahrheit ist<br />

das, was wir wahrnehmen und Wirklichkeit<br />

das was wirkt“.<br />

Die derzeit meistens „eklektisch“ und „integrativ“<br />

arbeitenden Psychologen und Coaches<br />

stemmten sich gegen die einengende<br />

Richtlinienkompetenz der Krankenkassen<br />

und verstaubter Psychologieschulen. Da<br />

eine Metatheorie der Veränderung leider<br />

immer noch fehlt, wollen sie die Wahrheit<br />

der Seele durch Handeln und vor allem<br />

durch Wirkung ergründen.<br />

Im Vordergrund stand dabei die Suche nach<br />

Ressourcen und Lösungen durch die Nutzung<br />

meist einfacher Alltagsphänomene.<br />

So berichtete Dr. Kai Fritzsche von einer<br />

unehelich geborenen Frau, die in vollkommener<br />

Geringschätzung von Ihrer Mutter<br />

als „Magd“ gehalten wurde und sich als<br />

Dienstleister gegenüber Ihren ehelichen<br />

Geschwistern verdingen musste. Ihr lange<br />

gesuchter „Ressourcenzipfel“, dass sie<br />

leidenschaftlich gerne Pfl aumen einweckt,<br />

wurde nun in Trance dazu genutzt, die bösartigen<br />

Abwertungsanteile der Mutter in<br />

ein einfaches Einmachglas zu verschließen<br />

und abzustellen. Auf diese Weise erhielt sie<br />

wieder die Kontrolle über die abwertenden<br />

Botschaften Ihrer Umwelt. So einfach kann<br />

Therapie auch sein.<br />

In einem anderen Fall entwickelte Dr.<br />

Fritzsche zusammen mit seinem Patienten<br />

Malte Petry<br />

einen virtuellen Tresor für Alpträume, den<br />

man auf einem selbst gemachten Bild jeden<br />

Morgen auf dem Nachttisch fi nden kann<br />

– mitsamt den bösen Träumen!<br />

Wie ein Schatzsucher wurde man auf dieser<br />

Tagung immer wieder in Trance zu vertrauten<br />

Wohlfühlorten geschickt, auf deren<br />

Weg man unangenehmen Ballast einfach<br />

abstellen darf. Auf diesen Reisen in das<br />

Unbewusste konnte man sich seine eigenen<br />

Stärken vergegenwärtigen, fand und nutzte<br />

die „Introjektionen“ hilfreicher anderer<br />

Menschen und kam im Vertrauen auf das<br />

Unwillkürliche wieder mit Zuversicht und<br />

Gelassenheit in die „Realität“ zurück.<br />

Frau Dr. Angela Janouch als Psychodramatherapeutin<br />

nach Moreno wollte „die<br />

Wahrheit der See-<br />

le durch handeln<br />

ergründen“. Sie<br />

ließ in einfachen<br />

R o l l e n s p i e l e n<br />

nicht nur Blockaden<br />

aufbrechen,<br />

sondern stellte sogar in einem „Psychodramatischen<br />

Fotoalbum“ mit Platzhaltern<br />

aus dem Publikum Vorstellungen und gewünschte<br />

Bilder für die Zukunft auf, von<br />

der die Klienten sagen konnten: „Ich habe<br />

es geschafft!“<br />

Das Unbewusste kennt keine Sprache, es<br />

braucht diese Bilder. Diese Bilder bleiben<br />

haften, machen stark und werden handlungswirksam.<br />

Man verlässt den Kongress<br />

mit vielen neuen Bildern und freut sich<br />

darauf, die vielen Tranceabenteuer mit anderen<br />

zu teilen. Malte Petry<br />

Malte Petry, Wissenschafts-Autor und Coach<br />

– Oktober 2011<br />

19<br />

Zurück zum Inhalt


Vorsicht Glücksfalle(n)!<br />

Heiko Ernst, Chefredakteur von Psychologie-<strong>heute</strong>, kritisiert die heutige Glücks-Versessenheit und fi ndet<br />

vier Haare in der heutzutage modischen Glückssuppe<br />

Mir ist bei dieser Veranstaltung<br />

die Rolle des Dysphorikers,<br />

des Spielverderbers<br />

zugedacht. Ich soll der<br />

party pooper sein. Ich soll die Haare in der<br />

Glückssuppe fi nden. Und ich habe ungefähr<br />

vier Haare gefunden.<br />

Ausgesprochene Glücksverächter sind <strong>heute</strong><br />

sehr selten geworden. Das war noch vor<br />

wenigen Jahrzehnten anders. Mein Lieblingsbeispiel<br />

ist Charles de Gaulle. Auf die<br />

Frage, ob er glücklich sei, fuhr er den fragenden<br />

Journalisten ziemlich ärgerlich an:<br />

„Halten Sie mich für einen Idioten?“<br />

Glück ist das heimliche Leitmotiv<br />

unserer Gesellschaft geworden<br />

Glück war früher etwas für schlichte Gemüter,<br />

vielleicht für Frischverliebte und andere<br />

Naivlinge. Für Männer wie de Gaulle<br />

gab es Wichtigeres als Glück: etwa Kampf<br />

und Pfl icht, Krieg und Frieden, die Nation<br />

und ihre Grandeur, und so weiter.<br />

Das hat sich gewaltig geändert. Glück<br />

ist <strong>heute</strong> kein kindisches Thema mehr,<br />

auch keine Privatsache. Es ist das heim-<br />

liche Leitmotiv unserer Gesellschaft geworden.<br />

Es taucht <strong>heute</strong> fast überall und<br />

ständig auf: In den Medien, in der Werbung,<br />

in Büchern, Zeitschriften, Filmen<br />

und TV-Serien, in Urlaubskatalogen und<br />

Sportstadien.<br />

Das Versprechen von Glücksgefühlen und<br />

die Optimierung von Erlebnissen ist <strong>heute</strong><br />

die Basis für erfolgreiches Marketing<br />

und für neue Geschäftsideen. Glück wird<br />

nicht nur selbst zur Ware, es ist auch der<br />

versprochene Mehrwert (added value) von<br />

Produkten und Erlebnisangeboten. Eine<br />

Banalisierung und Infl ationierung des<br />

Glücksbegriffes ist unübersehbar.<br />

Glück ist, in der Marketingvariante,<br />

die richtigen Produkte zu fi nden<br />

und die richtige Kaufentscheidung<br />

zu treffen. Natürlich fi ndet sich das<br />

Glück auch jenseits des Konsums, etwa in<br />

Hobbies, im geselligenZusammensein<br />

mit anderen,<br />

im Sport,<br />

in der Sexualität,<br />

in der Unterhaltung,<br />

im Genießenkönnen von Natur<br />

und Kultur. Darüber klärt uns die Positive<br />

Glücksfälle und Glücksfallen<br />

Symposium Positive Psychologie im Juli 2011 in Heidelberg.<br />

Martin Seligman ist auf Promotion-Tour für die Positive Psychologie<br />

und für sein neues Buch – es heißt Flourishing (Aufblühen)<br />

und erscheint demnächst bei Kösel.<br />

Seligman ist in den Augen mancher Fans bereits selig gesprochen.<br />

Aber ein Symposium ist eine wissenschaftliche Veranstaltung,<br />

und Wissenschaft ist kritisch. Den Part des Kritikers<br />

übernommen hatte Heiko Ernst, Diplom-Psychologe, dem ich<br />

vor gefühlten hundert Jahren die Chefredaktion der Zeitschrift<br />

Psychologie <strong>heute</strong> habe übertragen dürfen. Er ist ein ausgewiesener<br />

Experte, und <strong>Coaching</strong>-<strong>heute</strong> bedankt sich bei ihm für<br />

die Erlaubnis, seinen Redetext veröffentlichen zu dürfen.<br />

Sein Beitrag enthält wichtige Klarstellungen zur Positiven Psychologie.<br />

Er grenzt sie ab gegen das, was man allgemein unter<br />

Psychologie versteht – und was er als Verantwortlicher bei Psychologie<br />

<strong>heute</strong> seit Jahr und Tag und mit großem Erfolg seiner<br />

Leserschaft anbietet. Und indirekt fällt er ein vernichtendes Urteil<br />

über der allgemeinen Schwampf, der heutzutage über das<br />

Thema „Glück“ publiziert wird. (SB)<br />

Die Dauerbeschäftigung<br />

mit dem Glück führte zu einer<br />

Explosion der Wünsche<br />

Psychologie auf. Glück ist, das wissen wir<br />

auch dank der Positiven Psychologie, weit<br />

mehr als Hedonismus.<br />

Immer schon gab es auch alternative Wege<br />

zum Glück. Etwa die Lehre vom „Weniger<br />

ist mehr“, vom Glück der Leistung, der<br />

Bedürfnislosigkeit, vom Glück im Winkel,<br />

auch vom Glück der Stille. Ein Buchtitel<br />

heißt: „Das Glück der Unerreichbarkeit“<br />

– Glück ist inzwischen auch die Freiheit<br />

von Zumutungen und Beanspruchungen<br />

des modernen Lebens.<br />

Die Frage, die <strong>heute</strong> nahezu alle Menschen<br />

umtreibt, ist: Wie und wodurch werde ich<br />

glücklich? Diese Dauerbeschäftigung mit<br />

dem Glück führte zu einer Explosion der<br />

Wünsche: Wir haben sehr hohe Erwartungen<br />

und vielfältigste Phantasien, wenn es<br />

um das Glück geht. Und wir sind mittlerweile<br />

auch überzeugt davon, dass wir ein<br />

Recht auf Glück hätten,<br />

einen Garantieanspruch.<br />

Manche verklagen ihren<br />

Reiseveranstalter, weil<br />

es regnet oder die Betten<br />

quietschen oder der Sekt<br />

im Flieger nicht kalt genug war. Das persönliche<br />

Glück ist auch deshalb so wichtig<br />

– Oktober 2011<br />

20<br />

Zurück zum Inhalt


geworden weil es immer häufi ger das kompensieren<br />

soll, was uns an „Unbehagen<br />

in der Kultur“, also an Triebverzicht, an<br />

Mühen und an allgemeinem Unglück zugemutet<br />

wird. Denn es gibt, trotz der vielen<br />

Glücksmöglichkeiten, <strong>heute</strong> auch erstaunlich<br />

viel Unglück und Enttäuschung.<br />

Per saldo gibt es mehr Anlässe für Leid als<br />

für Lust, und die angenehmen Gefühle verfl<br />

üchtigen sich in der Regel viel schneller als<br />

die schmerzlichen oder unangenehmen.<br />

Die Inszenierung des Glücks gelingt bei<br />

weitem nicht allen, und sie gelingt auch<br />

Glückspilzen nicht<br />

immer.<br />

Glück ist schließlich<br />

auch zum Mega-<br />

und Dauerthema<br />

geworden, weil sich<br />

Psychologie und<br />

Soziologie verstärkt<br />

damit beschäftigen,<br />

und die Ergebnisse<br />

einer plötzlich intensiviertenGlücksforschung<br />

weite<br />

Verbreitung fi nden.<br />

Eine Art Selbstaufklärung<br />

über das<br />

Glück fi ndet in der<br />

Gesellschaft statt.<br />

Neuerdings haben<br />

sich vor allem die<br />

Wirtschaftswissenschaftler<br />

dem Glück als Forschungsgegenstand<br />

zugewandt: Welche Faktoren machen<br />

eine Volkswirtschaft nicht nur erfolgreich,<br />

sondern auch glücklich? Und ist Glück<br />

eventuell auch ein bisher übersehener Produktivfaktor?<br />

Eine Grundtatsache des menschlichen Lebens<br />

bleibt jedoch seine hedonische Asymmetrie.<br />

Das heißt: Per saldo gibt es darin<br />

mehr Anlässe für Leid als für Lust, und die<br />

angenehmen Gefühle verfl üchtigen sich in<br />

der Regel viel schneller als die schmerzlichen<br />

oder unangenehmen. Gefühle sind im<br />

Wesentlichen Signale, sind körperliche Informationen<br />

über das, was gerade mit uns<br />

passiert.<br />

Die hedonische Asymmetrie hat evolutionäre<br />

Gründe. Es war immer wichtiger für<br />

das Überleben der Spezies, schnell und zutreffend<br />

über das Unerfreuliche, über Ge-<br />

Glücks-Zweifl er: Der englische<br />

Philosoph John Stuart Mill<br />

fahren und Risiken informiert zu sein als<br />

über das Schöne und Erfreuliche. Wir sind<br />

emotional besser aufs Negative als aufs Positive<br />

geeicht. Denn das Überleben war die<br />

längste Zeit unseres Daseins immer wichtiger<br />

als das Gutfühlen.<br />

Heute, im Zeitalter der relativen Überle-<br />

benssicherheit, in<br />

der Moderne mit<br />

ihrer Technik und<br />

Psychologie, versuchen<br />

wir nun intensiv,<br />

die Gewichte<br />

zugunsten der positiven<br />

Gefühle zu verschieben. Wir wollen<br />

endlich mehr glücklich als unglücklich<br />

sein! Das ist völlig<br />

legitim. Aber hüten<br />

wir uns vor einigen<br />

Denkfehlern und<br />

Fallen.<br />

Ich möchte die „Falle“<br />

im Titel in der<br />

Pluralform gebrauchen!<br />

Es gibt mehr<br />

als eine Glücksfalle,<br />

es gibt viele Irrtümer<br />

oder Holzwege zum<br />

Glück. Ich nenne<br />

die vier, die mir am<br />

auffälligsten waren.<br />

Es sind<br />

1. Die Anwendungsfalle<br />

musfalle<br />

4. Die Absolutheitsfalle<br />

2. Die Optimismusfalle<br />

3. Die Individualis-<br />

Glücks-Falle Nr. 1:<br />

Die Anwendungsfalle<br />

Vielleicht ist es die größte Falle<br />

überhaupt, einen direkten Weg<br />

zu suchen, den pursuit of happiness<br />

all zu wörtlich zu nehmen<br />

– und das Glück nicht am<br />

Wegesrand zu anderen Zielen<br />

eher beiläufi g mitzunehmen. Der englische<br />

Philosoph John Stuart Mill hat bereits darauf<br />

hingewiesen: „Nur die sind glücklich,<br />

die ihren Geist auf etwas anderes als ihr<br />

eigenes Glück gerichtet haben. Indem sie<br />

etwas anderes anstreben, fi nden sie Glück<br />

so nebenbei. Die einzige Chance liegt darin,<br />

etwas außerhalb des Glücks als den<br />

Sinn des Lebens anzusehen.“<br />

Glücksfälle und Glücksfallen<br />

Kann Glück ein gezielt angestrebtes Lebensziel<br />

oder auch Erziehungsziel sein?<br />

Reicht unser Wissen schon aus, um zuverlässig<br />

die Richtung zu weisen und Reiseproviant<br />

zu verabreichen?<br />

Ich gebe zu bedenken: Die vorschnelle<br />

Anwendung der Erkenntnisse der Positiven<br />

Psychologie, ihre Implementierung<br />

in Lehrpläne und Anleitungen kann unter<br />

Umständen frustrieren oder in die Irre führen.<br />

Unser Wissen ist wahrscheinlich noch<br />

zu vorläufi g. Zwar soll jede Wissenschaft<br />

letztlich die Qualität unseres Lebens verbessern,<br />

das wollen ja auch Atomphysik<br />

und Genforschung. Aber viele Verbesserungen<br />

bezahlen wir mit neuen Problemen.<br />

Deshalb die Warnung vor vorschneller präskriptiver<br />

statt deskriptiver Glückspsychologie:<br />

Vielleicht ist es noch zu früh für Rezepte<br />

und normative Aussagen über How to<br />

be happy.<br />

Es gibt noch zu viele Widersprüche in der<br />

Forschung, noch zu viele ungeklärte Fragen<br />

über vermeintliche Glücksfaktoren. Ich<br />

will das an ein paar klassischen, „selbstverständlichen“<br />

Faktoren verdeutlichen:<br />

Geld macht nicht glücklich. Oder doch?<br />

Und wenn ja – wie viel braucht man?<br />

Geld und Glück, das war immer eine komplizierte<br />

Beziehung. Sicher ist: Geld erweitert<br />

unsere Optionen – und Freiheitsgrade,<br />

das ist positiv. Glück kann man zu einem<br />

gewissen Grad kaufen. Und richtig scheint<br />

auch zu sein: Geld macht nur dann glücklich,<br />

wenn man es richtig ausgibt. (Defi niere<br />

„richtig“)<br />

Aber zu viele Optionen erzeugen Wahl- und<br />

Entscheidungs-Stress. In jedem Fall besagt<br />

die Empirie einen sinkenden Grenznutzen<br />

des Wohlstandes. Die Glückszuwächse lassen<br />

ab einem Jahreseinkommen zwischen<br />

40.000 und<br />

70.000 Dollar<br />

angeblich immer<br />

deutlicher<br />

nach.<br />

Kinder machen<br />

glücklich<br />

– oder doch nicht? Der Sozialpsychologe<br />

Daniel Gilbert (Stumbling into Happiness)<br />

hat große Zweifel: „Ich habe noch keine<br />

positive Korrelation zwischen Kindern und<br />

Glück gesehen!“ Gilberts eigene Studien<br />

legen nahe: Eine massenhafte und kontrafaktische<br />

Familienglücks-Illusion ist nötig,<br />

damit überhaupt noch jemand eine Familie<br />

gründet. Sicher – uns geht das Herz auf,<br />

Ein Zweijähriger in der<br />

Trotzphase kann das<br />

Glücksempfi nden dramatisch<br />

einschränken<br />

– Oktober 2011<br />

21<br />

Zurück zum Inhalt


wenn uns ein Kind anlächelt. Aber ein<br />

Zweijähriger in der Trotzphase kann das<br />

Glücksempfi nden dramatisch einschränken...<br />

Die Glücksbilanz durch Kinder sieht<br />

zumindest seeehr gemischt aus.<br />

Liebe macht glücklich. Zumindest manche<br />

Menschen. Aber wen genau und warum?<br />

Und wie ist es mit der Liebe auf Dauer, mit<br />

dem Heiraten? Einige Forschungsbefunde<br />

behaupten: Verheiratete sind zufriedener<br />

als Singles. Männer und Frauen geben<br />

Warum gibt es in den Ländern am<br />

meisten Selbstmorde, in denen relativ<br />

großer Wohlstand herrscht?<br />

darüber unterschiedliche Auskünfte. Ist<br />

die Ehedauer ein Maß für Glück? Warum<br />

blühen viele Frauen auf, wenn der Mann<br />

tot ist? Fragen über Fragen. Gilbert: „Es<br />

ist nicht die Ehe, die Dich glücklich macht.<br />

Sondern eine glückliche Ehe macht dich<br />

glücklich!“<br />

Oder, eine ganz aktuelle Studie:<br />

Lebenszufriedenheit. Sie ist besonders<br />

hoch in Ländern, in denen eine gute Mischung<br />

aus ökonomischer Sicherheit,<br />

Wohlstand und Freiheit vorherrscht, wo<br />

also gutes Leben möglich ist. Diese Faktoren<br />

gelten als unbestreitbar wichtige<br />

Grundlagen oder Rahmenbedingungen fürs<br />

Glück. Aber: Warum gibt es in den Ländern<br />

am meisten Selbstmorde, in denen relativ<br />

großer Wohlstand herrscht?<br />

Skandinavien, Island, Schweiz, Kanada,<br />

USA weisen deutlich höhere Suizid-Quoten<br />

auf als „unglücklichere“ Länder wie<br />

etwa Griechenland, Spanien, Italien und<br />

Portugal. (D. liegt im mittleren Bereich<br />

– sowohl im Glücksranking als auch in den<br />

Suizid-Quoten).<br />

Die Autoren der Studie (Dark Contrasts:<br />

The Paradox of High Rates of Suicide in<br />

Happy Places. Journal of Economic Behavior<br />

& Organiszation. online, 2011) haben<br />

die Ergebnisse schon bereinigt, sie sind<br />

unabhängig von harten Wintern (Lange<br />

Winter und Lichtmangel in Skandinavien)<br />

oder religiösen und kulturellen Einfl üssen<br />

(Kath. vs. Protest.)<br />

Dieses Paradox lässt sich übrigens auch<br />

innerhalb eines Landes nachweisen:<br />

Amerikanische Bundesstaaten mit hoher<br />

Lebenszufriedenheit weisen höhere<br />

Selbstmordquoten auf als ärmere, „unzufriedenere“.<br />

Utah = höchste Lebenszufrie-<br />

denheit, aber Rang 9 von 50 bei Selbstmorden.<br />

Umgekehrt: Der Staat New York<br />

= Lebenszufriedenheit Rang 45, hat jedoch<br />

die geringste Selbstmord-Rate!<br />

Der Schluss liegt<br />

nahe: Vergleiche<br />

beeinfl ussen das<br />

Glücksempfi nden und<br />

das Verhalten. Wer in<br />

einem glücklichen Staat unglücklich ist, ist<br />

es noch mehr, als wenn um in herum auch<br />

andere arm, arbeitslos oder sonst<br />

wie benachteiligt sind.<br />

(Für die Vergleichsthese spricht<br />

auch: Im Mai gibt es die meisten<br />

Selbstmorde – und nicht im November<br />

– das Glück der Glücklichen<br />

ist für Unglückliche im Frühling<br />

besonders schwer erträglich.) Wir wissen<br />

ganz offensichtlich noch zu wenig über<br />

zentrale Lebens- und Glücksfaktoren.<br />

Further research is suggested...<br />

Wenn wir also zu früh die Machbarkeitsillusion<br />

nähren und Wege zum Glück propagieren<br />

und lehren, wird es schließlich<br />

zu einer Frage der richtigen Technik. Und<br />

wenn wir suggerieren, dass man prinzipiell<br />

glücklich sein kann, resultiert umso größeres<br />

Unglück, wenn jemand es doch nicht<br />

sein kann.<br />

Das erinnert an ein Phänomen der 80er<br />

und 90er Jahre, an die New Age Guilt: ein<br />

Schuldgefühl, das Mögliche nicht erreicht<br />

zu haben. Wenn Du nicht erleuchtet, ge-<br />

sund, genesen bist, dann hast Du nicht genug<br />

meditiert, imaginiert etc.<br />

Entsprechend droht möglicherweise eine<br />

Happiness Guilt: Wenn du nicht glücklich<br />

bis, bist du irgendwie selber schuld. Du bis<br />

nicht dankbar, nicht tugendhaft, nicht gelassen<br />

oder aktiv genug oder Du wendest<br />

die falsche Glücksformel an.)<br />

Falle Nr. 2: Die Optimismus-Falle<br />

Alles wird gut! Das Zeitalter des<br />

Glücks zieht herauf!<br />

Ich habe Professor Seligman Ende der 90er<br />

Jahre interviewt, noch in der Anfangsphase<br />

der Positiven Psychologie, bei einem APA-<br />

Kongress in Washington. Er war damals<br />

auch Präsident der APA. Er berichtete sehr<br />

Glücksfälle und Glücksfallen<br />

überzeugend über seine Wandlung vom<br />

grouchy, grumpy man zum Positiven Psychologen.<br />

Und er sah die Zeit reif für eine<br />

weltweite Initiative zum Paradigmenwech-<br />

Die reichen Länder des Westens haben Geld<br />

und Zeit und Motivation, sich endlich den<br />

schöneren Dingen des Lebens zuzuwenden<br />

Die Geschichte hält immer wieder Wild<br />

Cards bereit – positive (Fall der Mauer),<br />

und negative (wie 9/11).<br />

sel. Er sah die Chance auf eine sehr rosige<br />

Zukunft: Alle, nicht nur er, redeten damals<br />

von der Friedensdividende, nach dem Fall<br />

der Mauer und dem Zusammenbruch der<br />

sozialistischen Regime in Europa.<br />

Seligman sprach damals von der Chance eines<br />

neuen Goldenen Zeitalters, einer neuen<br />

Renaissance, in dem genügend Ressourcen<br />

frei werden, um Kultur, Wissenschaft und<br />

Humanität voranzubringen. Zitat:<br />

„Wir müssen weg von der bloßen safetynet-policy,<br />

hin zu einer Politik des meaningful<br />

life. Wir können und sollten eine<br />

aktive Glückspolitik betreiben<br />

If the good times continue to roll in the<br />

developed nations, politics should support<br />

policies which facilitate what makes life<br />

worth living.”<br />

Das war eine, die gesellschaftliche Prämisse<br />

für die Positive Psychologie: Die reichen<br />

Länder des Westens hätten nun Geld<br />

und Zeit und Motivation, sich endlich den<br />

schöneren Dingen des Lebens zuzuwenden,<br />

verbunden mit der Allokation von<br />

Geldern in die Erforschung und Beförderung<br />

des Glücks. Wer, wenn<br />

nicht die reichen Nationen<br />

des Westens könnten diesen<br />

Paradigmenwechsel – weg<br />

von der Betrachtung des Unglücks,<br />

hin zur proaktiven<br />

Förderung des Glücks der größtmöglichen<br />

Zahl – vollziehen und die Voraussetzungen<br />

dafür schaffen, was als Glücksfaktoren bekannt<br />

war und ist? n<br />

- - - - - - - - - -<br />

Fortsetzung in der nächsten<br />

Ausgabe von <strong>Coaching</strong><strong>heute</strong><br />

mit Informationen über<br />

l Die Individualismus-Falle<br />

(„Für Dein Glück bist Du ganz<br />

allein verantwortlich!“) und<br />

l Die Absolutheits-Falle<br />

(„Glück ist immer und überall das<br />

Beste und Erstrebenswerteste für<br />

den Menschen“)<br />

– Oktober 2011<br />

22<br />

Zurück zum Inhalt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!