Herr Heldbock, Post für Sie!
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Fachforum 1 – Kompetenz <strong>für</strong> biologische Vielfalt<br />
„<strong>Herr</strong> <strong>Heldbock</strong>, <strong>Post</strong> <strong>für</strong> <strong>Sie</strong>!“ -<br />
Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Sehr geehrter <strong>Herr</strong> <strong>Heldbock</strong>,<br />
Ihre Ihre Beschwerde bezüglich der Zerstörung Ihres Lebensraumes, nämlich uralter, verfallener,<br />
kranker und geschwächter Bäume, haben wir mit Bedauern zur Kenntnis genommen.<br />
Um die Erhaltung Ihrer Art zu sichern, werden wir auf Ihre Existenz aufmerksam machen<br />
und die Bevölkerung auffordern, etwas genauer hinzuschauen. Wir sind uns der Verantwortung<br />
bewusst, dass nur noch hier Ihre letzten Lebensräume Sachsens zu finden sind!<br />
Das Thema im Überblick:<br />
• Steckbrief<br />
• Biologie und Lebensweise<br />
• Vorkommen und Gefährdung<br />
• Wie alles anfing<br />
• Die Erfolgsgeschichte des Triestewitzer Parks<br />
• Kreative Aktionen <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
• Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
• Ausblick<br />
Cordula Volkmer, Landschaftspflegeverband Torgau-Oschatz e.V.<br />
Ziegeleiweg 7, 04860 Torgau, Tel: 03421 775967, Fax: 775968, Mail: lpv.torgau-oschatz@t-online.de<br />
„<strong>Herr</strong> <strong>Heldbock</strong>, <strong>Post</strong> <strong>für</strong> <strong>Sie</strong>!“ -<br />
Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Steckbrief<br />
<strong>Heldbock</strong> oder Großer Eichenbock<br />
(C (Cerambyx b cerdo) d )<br />
( auch Riesenbock oder Spießbock genannt)<br />
Er gehört zur Familie der Bockkäfer.<br />
Mit seiner imposanten Länge von 30 – 60 cm zählt er zu den größten<br />
Käfern Mitteleuropas.<br />
Die Fühler des Männchens können das Doppelte der Körperlänge<br />
erreichen, die Fühler des Weibchens etwa Körperlänge.<br />
Kopf, Brust, Beine und Fühler sind schwarz, die schwarzen<br />
Flü Flügeldecken ld k werden d nach h hinten hi t heller h ll bi bis bbraunrot. t<br />
Lebensraum sind sonnenexponierte, kränkelnde oder absterbende<br />
alte Stieleichen, seltener Traubeneichen, Buchen oder Ulmen.<br />
Bevorzugt werden durchfeuchtete Stämme an sonnenexponierten Stellen, ursprünglich wohl in<br />
Eichen-Urwäldern der Zerfallsphase und Hartholzauen, Restvorkommen gibt es vor allem in alten Parkanlagen.<br />
Cordula Volkmer, Landschaftspflegeverband Torgau-Oschatz e.V.<br />
Ziegeleiweg 7, 04860 Torgau, Tel: 03421 775967, Fax: 775968, Mail: lpv.torgau-oschatz@t-online.de
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Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Biologie und Lebensweise<br />
Eiablage von Ende Juni bis Anfang August in den Rindenspalten der Eichenstämme (ca (ca.60 60 bis 450 Eier<br />
alle 1 bis 3 Tage)<br />
Embryonalentwicklung: in Abhängigkeit der Temperatur nach max. 3 Wochen abgeschlossen.<br />
Entwicklung der Larve in 3 Stadien über Zeitraum von 3 (bis max. 5!)Jahren (Larve frisst sich vom Kambium,<br />
Bis in das Kernholz<br />
Adulter Käfer: nahezu ausschließlich ortstreu am Geburtsbaum<br />
Hauptflugzeit Juni und Juli statt<br />
Nur geringer Flugradius, selten bis zu 4 km nur geringe Verbreitungstendenz<br />
Tagsüber ist der Käfer in den Bohrlöchern, auf der oder aber auch unter<br />
dder llosen Ri Rinde d seines i BBrutbaumes tb zu fi finden. d<br />
Ernährung: Saftfluss verletzter Eichen und reifem Obst.<br />
Lebenserwartung adulter Tiere: max.46 Tage (Männchen) bzw. 59 Tage (Weibchen)<br />
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Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Vorkommen<br />
Größtes gesichertes<br />
Vorkommen Sachsens:<br />
südlich von Torgau<br />
ostelbisch:<br />
Triestewitzer Park<br />
Alteichenbestände entlang<br />
des Koßdorfer Land-<br />
grabens zwischen<br />
Triestewitz und Graditz<br />
Nähe Pülswerda<br />
westelbisch:<br />
Bennewitzer Teiche<br />
Kunzwerda<br />
Quelle: Schutzkonzept <strong>für</strong> den <strong>Heldbock</strong>, LfUG 2007<br />
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Fraßbild<br />
Torgau
„<strong>Herr</strong> <strong>Heldbock</strong>, <strong>Post</strong> <strong>für</strong> <strong>Sie</strong>!“ -<br />
Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Gefährdung<br />
In der Vergangenheit war der Große Eichenbock noch häufig häufig.<br />
Heute ist der Käfer vom Aussterben bedroht und nach der FFH- RL (Anhang II)<br />
der EU streng geschützt.<br />
Bekannte und anhaltende Rückgangsursachen sind vor allem:<br />
• Umwandlung von Hartholz-Auewäldern in Grünland und Acker,<br />
• Umwandlung von Eichenwäldern in Nadelholzforsten,<br />
• Umwandlung von Urwäldern mit Eichenmischbeständen in Wirtschaftswälder mit Nutzung der Bäume<br />
lange vor dem biologischen Alterstod.<br />
• Aufforstung von Lichtungen und Bestandslücken und damit Beschattung der Alteichen.<br />
• Beseitigung oder Sanierung von absterbenden Alteichen in Park- und sonstigen Grünanlagen<br />
aus ästhetischen Gründen oder im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht.<br />
Verkehrssicherungspflicht<br />
Vorrangige Schutzmaßnahmen bestehen (aufgrund der Standorttreue und langen<br />
Entwicklungszeit) vor allem im Erhalt und der Förderung von<br />
Brut- und Entwicklungsbäumen<br />
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Wie alles anfing<br />
Alle relevanten Anlagen wurden durch unseren LPV erfasst, der jeweilige Zustand analysiert und dokumentiert.<br />
Zi Ziel l war, di die Eigentümer Ei tü beim b i Erhalt E h lt oder d bei b i der d Wiederherstellung Wi d h t ll ihrer ih Anlagen A l zu unterstützen.<br />
t tüt<br />
Der Bürgermeister unserer Mitgliedsgemeinde Arzberg hatte sich bezüglich des Triestewitzer<br />
Landschaftsparks hilfesuchend an uns gewandt:<br />
Die ehemals 16 ha große Parkanlage war stark verwildert, bis auf einige Wiesenbereiche war sie<br />
komplett verbuscht und zugewachsen (sporadische Einsätze von ABM-Kräften zeigten keine wesentliche Wirkung)<br />
Solitärgehölze und mögliche Gestaltungselemente waren durch den Unterwuchs nicht mehr erkennbar, äußerst<br />
schlechte Lebensbedingungen <strong>für</strong> den <strong>Heldbock</strong><br />
Konfliktpotential stellten immer die toten und kranken Alteichen im Sichtfeld des Schloßes zum Park dar, da sie<br />
sowohl den <strong>Heldbock</strong> als auch den Eremit (FFH-RL, ( , Anhang g II) ) beherbergen g , deshalb als Lebensraum ggesetzlich<br />
geschützt sind, jedoch aus Sicht des Schloßbesitzers diese „Ruinen“ die Wahrnehmung der<br />
Landschaftsästhetik negativ beeinflussen<br />
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Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Eine Erfolgsgeschichte<br />
2004 erarbeitete der LPV ein denkmalpflegerisches Entwicklungskonzept <strong>für</strong> den schloßnahen<br />
Parkbereich (etwa 7 ha)Berücksichtigung der Anforderungen an die Lage des Parks im FFH-<br />
Gebiet als auch im SPA-Gebiet<br />
Ab 2005 begann die Umsetzung des Konzeptes:<br />
Eine beispielhafte Erfolgsgeschichte <strong>für</strong> ein Netzwerk aus engagierten regionalen Partnern,<br />
welches bis heute Bestand hat!<br />
Gemeinde<br />
als<br />
Eigentümer<br />
Bereitstellung<br />
Geräte/Material<br />
LPV<br />
Konzepterstellung<br />
und<br />
umsetzung<br />
Amt <strong>für</strong><br />
Ländliche<br />
Entwicklung<br />
Fachliche<br />
Betreuung<br />
Verein zur<br />
Bewahrung d.<br />
Ländl. Raumes<br />
Ostelbiens<br />
Betreuung AK<br />
g g Betreuung AK<br />
PARKAKTIV<br />
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ARGE<br />
Bewilligung<br />
Jugend-ABM<br />
und anschl. AK<br />
Ein weiterer Effekt: die Jugendlichen fühlen sich mit dem Park verbunden und interessieren sich noch heute<br />
<strong>für</strong> dessen Entwicklung<br />
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Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Die Wiederherstellung<br />
• Beseitigung des Unterwuchses und Freistellung der Solitärgehölze,<br />
• Dadurch gleichzeitig g g Verbesserung g der Lebensbedingungen g g <strong>für</strong> den <strong>Heldbock</strong>,<br />
• Schaffung von Sichtachsen,<br />
• Erschließung der Parkanlage durch Anlage bzw. Wiederherstellung<br />
• eines Rundweges,<br />
• Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutz- und Naturschbehörde,<br />
• Aufwertung der Wiesenbereiche durch Beseitigung der Verbuschung und regel-<br />
• mäßige Mahd<br />
• Verkehrssichernde Maßnahmen am Baumbestand entlang der Wege,<br />
• Während der praktischen Tätigkeit der Jugendlichen auch Umsetzung von<br />
• Umweltbildungsmaßnahmen<br />
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Kreative Aktion <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Verlust von <strong>Heldbock</strong>/Eremit – Bäumen durch Windwurf und aus verkehrssichernden<br />
GGründen ü d (I (Instabilität t bilität eines i BBaumes am WWegrand) d)<br />
Nur unvermeidbare Fällungen von Alteichen, dabei Untersuchung<br />
des Starkholzes und Umsetzung von Larven in einen anderen Brutbaum<br />
Bei Windwurf Belassen des Stammes am Ort, sofern er keine Behinderung oder<br />
Gefahr darstellt<br />
Freistellung aller Brutbäume durch regelmäßige Beseitigung des Unterwuchses und<br />
Sicherung der Sonneneinstrahlung<br />
Ökologischer „sozialer „ Wohnungsbau im<br />
Triestewitzer Park<br />
2009/2010 Nachpflanzung von Eichen-Hochstämmen zur<br />
langfristigen Sicherung von Lebensräumen <strong>für</strong> den <strong>Heldbock</strong><br />
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Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Schutzkonzept der Naturschutzfachbehörde<br />
<strong>für</strong> den <strong>Heldbock</strong> ( LfUG 2007)<br />
Grundlagen <strong>für</strong> unsere Öffentlichkeitsarbeit<br />
Rahmenkonzept zur regionalen Öffentlichkeitsarbeit<br />
zum Thema Natura 2000 in Sachsen (DVL 2009)<br />
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Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Immer wieder wurde von Uneingeweihten Unverständnis <strong>für</strong> tote<br />
und dk kranke k Ei Eichen h im i Park P kgezeigt! i t!<br />
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Kreative Kommunikation <strong>für</strong> den Artenschutz<br />
Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit durch eine Vielzahl von Veranstaltungen<br />
Konzerte unter`m Eichenbaum<br />
Deshalb:<br />
Aufstellung von Info-tafeln<br />
<strong>für</strong> <strong>Heldbock</strong> und Eremit<br />
an betroffenen Bäumen<br />
im sensiblen schloßnahen<br />
Bereich<br />
Erarbeitung eines<br />
Faltblatts zum <strong>Heldbock</strong><br />
Durchführung von<br />
thematischen Parkführungen<br />
Seit 2006 Teilnahme am<br />
Sä Sächsischen h i h Frühlingsspaziergang<br />
F ühli i<br />
mit thematischen Führungen im Park<br />
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Vogelstimmenwanderungen<br />
...und die Gemütlichkeit kommt auch nicht zu kurz
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Kontinuierliche Begleitung aller Maßnahmen durch eine intensive Pressearbeit<br />
Die regionale Tageszeitung ist an spannenden Themen interessiert<br />
Di Die fachliche f hli h und d sachliche hli h Darstellung D t ll von notwendigen t di Maßnahmen M ß h hilft, hilft<br />
Verständnis zu fördern und Unklarheiten auszuräumen<br />
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Ergebnisse ?<br />
JA<br />
Ein Umdenkungsprozeß ist festzustellen<br />
Während man anfangs häufig belächelt wurde, ist heute ein kreatives<br />
Mitwirken bei der Umsetzung von Maßnahmen die Regel<br />
AHA – Effekt<br />
Besonders bei Führungen wird die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit<br />
deutlich<br />
Wahrnehmung<br />
Die Bedeutung des <strong>Heldbock</strong>s wird intensiv wahrgenommen, <strong>für</strong> eigene<br />
Sichtungen und Fundmeldungen, auch außerhalb der Parkanlage gibt es<br />
einen konkreten Ansprechpartner<br />
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Ausblick<br />
Forcierung von Baumpatenschaften<br />
Durchführung von Exkursionen, bezogen auf alle regionalen Vorkommen,<br />
Sowohl Fachexkursionen als auch „Erlebnis“-Exkursionen <strong>für</strong> die Allgemeinheit<br />
(z.B. abends zur Flugzeit des Käfers)<br />
Organisation von Pflegemaßnahmen und Freistellung der Altbäume, Nachpflanzung<br />
von Eichen<br />
Durchführung von Projekttagen mit Schulen/ Kindergruppen etc<br />
Für weitere Anregungen sind wir immer offen!<br />
Spenden zum Erhalt der Lebensräume von <strong>Herr</strong>n <strong>Heldbock</strong> sind immer willkommen!<br />
Kto: 2210009157, BLZ: 86055592, SPK Leipzig<br />
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Vielen Dank<br />
<strong>für</strong> Ihre<br />
Aufmerksamkeit<br />
Aufmerksamkeit!
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