00 - Perspektive
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self-feeder stefan schweiger<br />
eine entleerte zukunft vor sich, ohne fremdes fleisch<br />
in den ecken, ohne nahrungsquelle aber auch.<br />
eine isolierkammer, innerhalb derer wir jegliche<br />
orientierung verloren haben werden. in der wir krieg<br />
spielen, ohne den gegner sehen zu können.<br />
nach lebendem suchend, ohne dergleichen zu<br />
finden.<br />
futterautomaten anbettelnd, in der ungewißheit,<br />
ob sie unser weiterexistieren unterstützen werden,<br />
uns etwas zuschieben, wenn der letzte vorrat<br />
ausgegangen ist.<br />
automaten, denen gleich zu werden wir<br />
uns bemühen, contra voluntatem, wie ich<br />
paradoxerweise sagen muß, wenn ich mir das so<br />
ansehe. wir wollen ja eigentlich nichts produzieren,<br />
auch nichts aus uns selbst heraus. und mit den<br />
automaten stehen wir selbst weder auf kriegsfuß<br />
noch sind wir ihnen zugeneigt.<br />
doch sie sind unvermeidbar. eine zumutung, die uns<br />
mit in die wiege gelegt wurde, ein schatten, der uns<br />
überall hin begleitet.<br />
und von dem wir, also unsere erinnerung, ganz<br />
offensichtlich abhängig sind. der automat, das<br />
automatische bestimmt den nächsten schritt. den<br />
weg in‘s unendliche, von a eins zu a zwei zu a<br />
drei usw., den weg zu einem punkt b, den wir nie<br />
erreichen, da wir die unendlichkeit raumzeitlich<br />
mit uns herumschleppen, jeden punkt auf unserem<br />
weg erst berühren müssen, bevor wir postulieren<br />
können, daß wir angekommen sind.<br />
oder wir machen es gerne umgekehrt: wir<br />
postulieren, wir seien angekommen, längst<br />
angekommen, und sind dann vollkommen<br />
unfähig, den ankunftspunkt so zu formulieren,<br />
daß wir selbst und andere noch glauben würden,<br />
daß wir tatsächlich angekommen seien. wir sind<br />
nicht angekommen, bleiben verstrickt in unseren<br />
handlungen.<br />
im falschen, wie wir gerne sagen.<br />
als ob wir eine wahl hätten. als ob wir aus dem<br />
automaten heraustreten könnten, der wir sind.<br />
längst angekommen, stillgestellt.<br />
unteilbar nur im abstrakten, theosophischen<br />
postulat.<br />
realiter teilbar, so viel der kontext will.<br />
endlos, da nicht definierbar. ein universum des<br />
fraktalen.<br />
und pressen uns ein tuch vor den mund.<br />
werden zum unaussprechlichen. zur<br />
durchstreichung. zum unfreien.<br />
der beginnt, die wörter verkehrt herum zu sprechen,<br />
nach innen.<br />
wie die vögel, die sich über das überleben<br />
unterhalten. mit wasser und wörtern, die sie denken,<br />
so lange denken, bis die wörter die vögel denken. bis<br />
die wörter vögel geworden sind.<br />
mit winzigen chips in ihren augen.<br />
und abheben, raus auf die see. rein in den<br />
konturlosen himmel, in‘s ausdruckslose blau. von<br />
wegen genius loci. nichts dergleichen. vielmehr reine<br />
leere. in die das ganze gewürm hineinbrüllt. namen<br />
hineinschreit, welche ihre genitalien bezeichnen,<br />
auf verunzierende weise zum teil, menschen, die<br />
schon ganz glücklich in der völligen haltlosigkeit<br />
angekommen sind. brüllende und kreischende<br />
wesen, so lange die stimmbänder halten, danach<br />
wimmernd. durchgängig jedoch feuer legend<br />
an das, was sich ihnen in den weg stellt. ein<br />
temperamentvolles geschlecht, das in der nacht<br />
gesellig wird. weise affen und äffchen, die ihre<br />
bändiger verloren. und die unglaublich imponierend<br />
die stirn in falten legen können, ein wahres volk<br />
von stirnrunzlern. gravitätisch und sorgenvoll.<br />
ewig wahrheitssuchend vermutlich in ihren falten.<br />
in denen sich schöne zahlen verbergen. hin und<br />
her laufend in den vielfältigsten linien. diving into<br />
it. fleeing into it. into an abstract refuge. sich in<br />
ein scherbengericht flüchtend. eine zerbrochene<br />
benennung. inmitten eines perpetuierten<br />
selbstzweifels.<br />
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