00 - Perspektive
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self-feeder stefan schweiger<br />
einen moment, den der gedanke daran dauert.<br />
danach ist es zu spät. danach gibt es nur noch<br />
überlebendes, das überlebtes ist. überlebtes, fern<br />
oder nah der sichel, einerlei. doch die erinnerung<br />
bleibt schön.<br />
die erinnerung, die wir uns wünschen. die wir uns<br />
wünschen werden.<br />
die wir rufen, und die wiederum andere<br />
erinnerungen hervorruft, die wir vermeiden,<br />
vermeiden wollen.<br />
erinnerungen, die unsere stimme laufend neu<br />
erschafft. da sie die eine erinnerung wiederhaben<br />
will.<br />
und doch kaum ihre spur halten kann, wenn sie<br />
aufzieht.<br />
vielmehr einen graben zu beschreiben beginnt, einen<br />
graben zwischen ihr und der endlich aufziehenden<br />
erinnerung, einen graben, der sich permanent<br />
erweitert, bis die entfernung zur erinnerung zu groß<br />
wird, um sie noch zu erkennen.<br />
jede verzweifelt arrangierte affirmation umsonst.<br />
en vain. obwohl die einzelnen bilder doch<br />
unauslöschlich sind. aber unser synkretismus<br />
ist zu schwächlich, zu schwach. verliert sich in<br />
andeutungen, die sich selbst wiederum rasch<br />
verlieren.<br />
„nur geduld“ sagen wir uns dann; eine schlechte,<br />
schlecht schmeckende lüge.<br />
eine fülle. die eine leere reise ist. eine abwechslung<br />
der formen:<br />
schmetterling und wurm. verschmähte,<br />
halbverschmähte, verschmähende.<br />
nur die augen bleiben konstant blutunterlaufen. das<br />
bindegewebe konstant zu starken kräften ausgesetzt.<br />
nach der eröffnung nur noch grau gefärbt. die<br />
musica reanimata passé – stille avantgarden; amidst<br />
public domain.<br />
aufgeschrieben, versunken.<br />
genossen im gepflegten. schlechte träume rasch<br />
verdrängt: immer schön klein beigeben. jede figur<br />
krank im maximalmaß. nothing else to relieve.<br />
nothing else to shoot.<br />
lassen die übertragungen mehr zu, um erfolgreicher<br />
zu sein.<br />
und erfolg macht ja auch só sexy. der teddybär wird<br />
gern beschmust.<br />
und die schmusenden tragen ihre fallen bereitwillig<br />
vor sich her. koste es, was es wolle. hauptsache<br />
autark, hauptsache gefühlsecht handlungssicher.<br />
da müssen wir den anderen erst gar nicht mehr<br />
abklopfen. haben ihn schon im vorfeld abgeschafft.<br />
mittels unserer geradezu gewalttätig hohen stirn.<br />
chuzpe am rand.<br />
und schnell wieder vergessen. studieren allesamt der<br />
wahrnehmung hinterher. glauben schon wahnhaft,<br />
wir müssten sie hinterfragen, das zustandekommen<br />
jeder einzelnen erklären. als ob dann eine art<br />
geist skizzenhaft hervorkäme. ein vorstellbares,<br />
zeichenbares system. etwas ausgedehntes, das<br />
uns über das versprengte belehren könnte. hohle<br />
affirmation. so flink und schnell wir auch denken,<br />
so synkretistisch und synthetisch wir auch immer<br />
verfahren wollen.<br />
verbrannte erde. von der aus der blick der<br />
einäugigen und blinden uns von ort zu ort scheucht.<br />
von plateau zu plateau.<br />
und verlieren dabei jeweils die böden unter den<br />
füßen. mille concerts, mille exclusions.<br />
und werden mittlerweile nur noch gelegentlich<br />
aggressiv, toben dann eher implodierend hinter den<br />
hasenställen, hinter den käfigen. was daran, wie<br />
wir behandelt werden, freilich nicht viel ändert.<br />
ausgeschlossen, eingeschlossen. eingeschlossen,<br />
ausgeschlossen. hasenwelt:<br />
identität, widerspruch, ausgeschlossenes drittes<br />
und zureichender grund als der mist, auf dem wir<br />
uns herumdrehen, über den wir hoppeln. groteskes<br />
system, von dem wir glauben, es wäre eins. richtige<br />
universalpragmatiker. domestizierer unserer<br />
ausbruchsversuche, domestiken.