Sabine Burgstädt - Heinz-Kühn-Stiftung
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<strong>Sabine</strong> <strong>Burgstädt</strong><br />
82<br />
Oman<br />
ren“, sagt Tayba selbstbewusst. Schließlich profitiere die Familie ja auch<br />
davon, wenn beide Partner ein Einkommen haben. Das trage zum Lebensstandard<br />
bei. Und ganz selbstverständlich wollen die beiden noch unverheirateten<br />
Frauen Tayba und Suaad nur einen Mann wählen, der sie in ihren<br />
beruflichen Plänen unterstützt.<br />
In der Regel im Alter von 20 bis 25 Jahren entscheiden sich omanische<br />
Frauen zu diesem Schritt, wer mit 30 Jahren noch keinen Ehemann hat, wird<br />
schief angesehen. Das gilt auch für omanische Studentinnen, die ohne Abaya,<br />
ein langes, schwarzes Übergewand, zu den Vorlesungen kommen. „Wir<br />
müssen nicht“, bestätigen Hajir, Tayba und Suaad mir, „aber wenn wir keine<br />
tragen, dann werden wir von unseren Freundinnen komisch angesehen.<br />
Und wir unterscheiden uns so auch von anderen Studentinnen an der Uni,<br />
die zum Beispiel aus dem Irak kommen und nur Kopftuch tragen.“ Natürlich<br />
gibt es auch Situationen, in denen sie die Abaya ablegen. Zum Beispiel im<br />
Urlaub. Alle drei waren schon im Ausland, unter anderem in Sri Lanka oder<br />
auf Sansibar, und haben dort nur Jeans und Bluse getragen, allerdings kombiniert<br />
mit Kopftuch – aus Glaubensgründen.<br />
Ob sie sich frei fühlen, will ich wissen. „Sicher, wir Frauen machen, was<br />
wir wollen“, schleudern mir die Mädchen spontan ins Gesicht. „Was ihr<br />
wollt?“ frage ich kritisch nach. „Ja klar“, lautet ihre Antwort. Dennoch bleibe<br />
ich skeptisch. Denn gewisse Dinge, die ich als Freiheit empfinde, sind<br />
den jungen Frauen entweder verwehrt oder werden von der Gesellschaft<br />
nicht wohlwollend betrachtet. Zum Beispiel allein unterwegs zu sein oder<br />
Freizeitaktivitäten mit jungen Männern wahrzunehmen. In der Hauptstadt<br />
Muscat sind Frauen in dieser Hinsicht freier. Anders in Nizwa. Es gibt kein<br />
Kino, weder Disco noch Jugendclubs. Die Möglichkeiten, sich mit Gleichgesinnten<br />
zu treffen, sind begrenzt. Zwar gehen die Studentinnen auch mal<br />
ins Café, dann aber meist tagsüber und immer mit Freundinnen. Abends sind<br />
die Lokalitäten fest in männlicher Hand. Eine Ausnahme bilden jene Cafés,<br />
die einen separaten Bereich für Familien bzw. Paare oder Frauen anbieten.<br />
Diese sind in der Hauptstadt aber deutlich häufiger als auf dem Land zu finden.<br />
Doch vielleicht haben die jungen Frauen auch gar nicht das Bedürfnis<br />
nach derartigen, für uns Westler gewohnten Freizeitaktivitäten?<br />
Dass zwischen den Geschlechtern ein anderer Umgang gepflegt wird als<br />
in unserem Kulturkreis, wird auch deutlich, als wir später mit den Studentinnen<br />
essen gehen. Unsere omanischen Begleiter setzen sich bewusst abseits,<br />
um die Frauen nicht in Verlegenheit zu bringen. Denn wenn sie jemand<br />
mit einem fremden, nicht zur Familie gehörenden, einheimischen Mann am<br />
Tisch sehen würde, könnte das die Studentinnen kompromittieren.<br />
Ihre Freiheit ist also relativ oder liegt im Auge des Betrachters. Hajir, Tayba<br />
und Suaad empfinden die Möglichkeiten, die ihnen in ihrem Land gegeben