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Sabine Burgstädt - Heinz-Kühn-Stiftung

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Oman<br />

<strong>Sabine</strong> <strong>Burgstädt</strong><br />

pich und den Kissen am Boden stehen mehrere goldfarbene Sitzmöbel überzogen<br />

mit rotem Brokatstoff für Besucher bereit. Eine riesige Platte frisches<br />

Obst, omanischer Kaffee und Datteln werden zur Begrüßung serviert. Omanische<br />

Gastfreundschaft pur. Dann heißt es allerdings Warten. Denn Ibrahim<br />

und der Scheich fahren erst einmal alleine zu den Frauen des Stammes,<br />

die wir gerne besuchen wollen, um ihnen zu erklären, was sie erwartet. Eine<br />

Viertelstunde später ist klar: Wir dürfen kommen.<br />

In einem von getrockneten Palmenwedeln begrenzten Outdoor-Wohnzimmer<br />

empfangen uns acht Frauen auf einer großen Matte. Ihre Gesichter<br />

haben sie zum Teil komplett verschleiert, teils wegen unserer Kamera,<br />

teils auch wegen Ibrahim. Dieser muss für mich übersetzen, denn die Frauen<br />

sprechen kein oder nur ganz wenig Englisch. Bei anderen Stämmen in der<br />

Wahiba tragen die Frauen schwarze Gesichtsmasken, sowohl als Schutz vor<br />

der Sonne und neugierigen Blicken als auch aus Schönheitsgründen. Bunt<br />

und gemustert ist stattdessen die Kleidung der Beduininnen, ein wohltuender<br />

Kontrast zu den schwarzen Abayas, welche die Frauen in den Städten<br />

tragen. Einige meiner Interviewpartnerinnen haben die Fingerkuppen oder<br />

Nägel mit Henna gefärbt. Goldene Armreifen und Ringe schmücken die von<br />

Sonne, Sand und Arbeit gegerbten Hände.<br />

Ob sie noch traditionellen Silberschmuck besitzen, will ich wissen. Teilweise<br />

ja, übersetzt Ibrahim die Antwort. Allerdings wurde der Schmuck in<br />

der Vergangenheit zumeist verkauft, um zum Beispiel Beerdigungskosten<br />

beim Tod des Mannes zu bezahlen. Gerne möchte ich noch mehr über die<br />

Frauen und ihr Leben erfahren. Die vermutlich Älteste in der Runde meldet<br />

sich zu Wort. Zwar kann sie mir ihr genaues Alter nicht verraten, doch<br />

sie wurde noch in der Wüste geboren und hat rund 50 Jahre dort gelebt.<br />

„Jetzt schätze ich allerdings das moderne Leben, in meinem Alter ist die<br />

Klimaanlage ein Segen.“<br />

Auch wenn feste Häuser heute zum Beduinenleben dazu gehören, bestimmen<br />

die Tiere immer noch den Tagesablauf der Menschen. Die Männer<br />

kümmern sich traditionell um die Kamele. Schafe und Ziegen sind die<br />

Domäne der Frauen. Um fünf Uhr morgens beginnen sie ihr Tagwerk. Nach<br />

dem Gebet und dem Frühstück werden die Tiere gefüttert, die Kinder zur<br />

Schule gebracht, Hausarbeiten wie Kochen und Waschen danach erledigt.<br />

Zwischendurch bleibt immer Zeit für Besuche bei Freundinnen oder Verwandten,<br />

traditionell verknüpft mit Tee oder Kaffee, bevor die Tiere vor Einbruch<br />

der Dunkelheit erneut gefüttert werden. Stehen Entscheidungen in der<br />

Familie an, werden die Argumente der Frauen ebenso angehört wie die der<br />

Männer, beide sind gleichberechtigt, bestätigt mir die Frauenrunde. Auf die<br />

Frage, was sie sich wünschen, kommt als erste Antwort: Regen. Kein Wunder,<br />

sorgt das Nass in der Wüste doch dafür, dass die Tiere genug Nahrung<br />

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