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Kapitalkosten und Unternehmenswert - IFBC

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RECHNUNGSWESEN<br />

lich werden die Haupterkenntnisse jüngerer<br />

Erhebungen zur <strong>Kapitalkosten</strong>handhabung<br />

bei US-Firmen <strong>und</strong> in<br />

Schweizer Gesellschaften präsentiert.<br />

2. Theoretische Aspekte der<br />

<strong>Kapitalkosten</strong>handhabung<br />

2.1 Steueradjustierter versus nicht<br />

steueradjustierter WACC<br />

In der angelsächsischen Praxis ist es<br />

üblich, mit einem steueradjustierten<br />

WACC zu arbeiten. Der Gewinnsteuervorteil<br />

des verzinslichen Fremdkapitals<br />

wird hier direkt im WACC, beim<br />

Fremdkapitalkostensatz, berücksichtigt.<br />

Die Gewinnsteuern werden dann konsequent<br />

vom EBIT, d.h. vom Gewinn vor<br />

Zinsen <strong>und</strong> Steuern, berechnet. Neben<br />

Praktikabilitätsgründen spricht dafür<br />

auch die Tatsache, dass man aus theoretisch-analytischer<br />

Sicht fordern kann,<br />

den Fremdkapitalkostensatz gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nach Abzug des Steuervorteils anzusetzen<br />

(Brealey/Myers, 2000, S. 564 ff.).<br />

Allerdings kann die unbesehene Übernahme<br />

der angelsächsischen Praxis zu<br />

erheblichen Ungenauigkeiten führen.<br />

Gründe dafür sind unter anderem die<br />

unterschiedliche Behandlung von privatem<br />

Einkommen aus Beteiligungs<strong>und</strong><br />

aus Fremdkapitalkontrakten sowie<br />

die beispielsweise in der Schweiz (Kantone)<br />

immer noch anzutreffende teilweise<br />

ROE-Abhängigkeit des Gewinnsteuersatzes.<br />

Insgesamt dürfte aber die<br />

angelsächsische Variante zu noch tolerablen<br />

Ungenauigkeiten führen.<br />

2.2 Behandlung der nicht<br />

zinstragenden operativen<br />

Verbindlichkeiten<br />

Ebenfalls bester angelsächsischer Praxis<br />

entspricht es, die nicht zinstragenden<br />

operativen Verbindlichkeiten, namentlich<br />

Kreditoren, Transitorische Passiven<br />

<strong>und</strong> (insbesondere kurzfristige)<br />

Rückstellungen direkt vom Unternehmensvermögen<br />

brutto («total assets»)<br />

in Abzug zu bringen. Gegenstand der<br />

Werteherleitung bildet dann nur noch<br />

das entsprechend reduzierte Bruttovermögen,<br />

entsprechend dem sogenannten<br />

752<br />

Thomas Vettiger, Rudolf Volkart, <strong>Kapitalkosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmenswert</strong><br />

«enterprise value». Daraus ergeben sich<br />

zwei Implikationen. Zum einen geht<br />

das unverzinsliche Fremdkapital nicht<br />

in die WACC-Ermittlung ein <strong>und</strong> zum<br />

andern sind zur Berechnung des <strong>Unternehmenswert</strong>es<br />

netto (Wert des Eigenkapitals)<br />

nur mehr die zinstragenden<br />

Verbindlichkeiten in Abzug zu bringen.<br />

Zwei der möglichen Probleme seien<br />

hier kurz erwähnt. Nicht selten ist es<br />

sinnvoller, den Wert des gesamten Unternehmensvermögens<br />

(brutto) zu bestimmen,<br />

da ja dieses im unternehmerischen<br />

Risiko steht, <strong>und</strong> nicht ein reduzierter<br />

Teil. Darüberhinaus ist bei<br />

einfachen Ertragswertermittlungen, bei<br />

welchen auch keine sorgfältige WACC-<br />

Herleitung vorliegt, Vorsicht geboten.<br />

Es ist hier – abhängig vom verwendeten<br />

<strong>Kapitalkosten</strong>satz – problematisch, unbesehen<br />

nur die zinstragenden Fremdkapitalien<br />

zu berücksichtigen (Entity-<br />

Approach der Ertragswert-Schätzung).<br />

Dies ganz ausgeprägt dann, wenn tendenziell<br />

überhöhte Kreditorenbestände<br />

festzustellen sind.<br />

2.3 WACC bei veränderter<br />

Kapitalstruktur<br />

Risikoaspekte spielen bei der WACC-<br />

Handhabung eine zentrale Rolle. Dies<br />

zeigt sich bei der Herleitung des Eigenkapitalkostensatzes,<br />

wenn man das<br />

CAPM (Capital Asset Pricing Model)<br />

anwendet <strong>und</strong> mit einem empirisch ge-<br />

Rudolf Volkart, Prof. Dr. oec. publ, Ordinarius<br />

für Betriebswirtschaftslehre <strong>und</strong><br />

Direktor Swiss Banking Institute, Universität<br />

Zürich, VR-Mitglied der Integrated<br />

Financial Business Consulting AG, Zürich<br />

schätzten oder subjektiv angenommenen<br />

Aktien-Beta arbeitet.<br />

Basiert die WACC-Bestimmung auf<br />

einer Kapitalstruktur, die von der für<br />

die <strong>Unternehmenswert</strong>-Herleitung verwendeten<br />

Kapitalstruktur abweicht, so<br />

muss das für die Ist-Kapitalstruktur<br />

zutreffende Aktien-Beta in eine für die<br />

Ziel-Kapitalstruktur gültige Beta-Grösse<br />

transformiert werden. Man spricht<br />

hier auch vom sogenannten «Unlevering»<br />

<strong>und</strong> «Relevering» (vgl. dazu die<br />

Ausführungen zur Beta-Transformation<br />

weiter unten).<br />

Zu Fehleinschätzungen, auch eigentlichen<br />

Fehlentscheidungen kann die<br />

oben angesprochene Problematik zusätzlich<br />

führen, wenn daraus illusionäre<br />

Wertsteigerungsmöglichkeiten der Kapitalstrukturgestaltung<br />

abgeleitet werden<br />

(vgl. Volkart, 1998, S. 216 ff.).<br />

2.4 Theoretische Einzelprobleme<br />

2.4.1 Kritische Punkte im<br />

WACC-Konzept<br />

Nach der hier vertretenen Auffassung<br />

ist das WACC-Konzept vor allem «didaktisch»<br />

wertvoll. In der praktischen<br />

Anwendung treten indessen zahlreiche<br />

«Fussangeln» auf, welche die Plausibilität<br />

der Anwendung des WACC-Konzepts<br />

erheblich relativieren. Die wesentlichsten<br />

Teilprobleme seien nachfolgend<br />

stichwortartig erwähnt (vgl.<br />

auch Volkart, 1998, S. 196):<br />

– Schätzung der notwendigen CAPM-<br />

Parameter (risikoloser Zinssatz,<br />

Marktrisikoprämie, Eigenkapital-<br />

Beta);<br />

– Bestimmung des durchschnittlichen<br />

Fremdkapitalkostensatzes;<br />

– Festlegung der zu verrechnenden<br />

Kapitalstruktur (im Rahmen der Unternehmensbewertung:Zirkularitätsproblem);<br />

– Berücksichtigung der Steuerwirkung<br />

des Fremdkapitals, dabei auch der<br />

gläubigerseitigen Steuerkonstellation.<br />

2.4.2 Beta-Transformation bei<br />

Verwendung einer Zielkapitalstruktur<br />

(D/E Ratio)<br />

Wenn die zu berücksichtigende Ziel-<br />

Kapitalstruktur von der Ist-Kapital-<br />

Der Schweizer Treuhänder 9/02

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