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Kapitalkosten und Unternehmenswert - IFBC

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RECHNUNGSWESEN<br />

bestimmen lassen. Ausgangspunkt bildet<br />

dann wiederum das Aktien-Beta<br />

der (tatsächlich teilweise fremdfinanzierten)<br />

Gesellschaft.<br />

Von diesem Aktien-Beta aus muss<br />

über ein «Unlevering» auf das Asset-<br />

Beta geschlossen werden, was die Herleitung<br />

des APV-spezifischen <strong>Kapitalkosten</strong>satzes<br />

erlaubt (EK-Kostensatz<br />

für 100% eigenfinanzierte Gesellschaft<br />

bzw. WACC ohne Steueradjustierung<br />

bei Unterstellen von Kapitalstruktur-<br />

Irrelevanz). Dabei treten auch hier die<br />

im WACC-Konzept problematischen<br />

Sachverhalte auf, namentlich die Schätzung<br />

der notwendigen CAPM-Parameter,<br />

die Festlegung der relevanten<br />

Kapitalstruktur <strong>und</strong> darüberhinaus Annahmen<br />

zur Risikowirkung des fremdkapitalbedingten<br />

Tax Shield für das<br />

«Unlevering».<br />

Der theoretisch eher anspruchsvolle<br />

APV-Ansatz birgt zusätzlich die Gefahr<br />

von Anwender-Fehlern in sich,<br />

deren Tragweite nicht zu unterschätzen<br />

ist (vgl. Volkart, 2001, S. 101 ff.). Dies<br />

gilt insbesondere bezüglich der inneren<br />

Konsistenz in der Handhabung der<br />

APV-Technik. Die bei einem allenfalls<br />

praktizierten «Unlevering» unterstellten<br />

Risikoannahmen müssen auch bei<br />

der Bewertung des Tax Shield selber<br />

beachtet werden. Konkret wirkt sich dies<br />

bei der Wahl des für den Tax Shield-<br />

Wert massgeblichen <strong>Kapitalkosten</strong>satzes<br />

aus (durchschnittlicher Fremdkapitalkostensatz<br />

der Gesellschaft oder der<br />

verwendete APV-Eigenkapitalkostensatz<br />

bzw. WACC ohne Steueradjustierung).<br />

Die – aus theoretischer wie auch aus<br />

praktischer Sicht – gültige Wertigkeit<br />

des APV-Ansatzes hängt gemäss der<br />

hier vertretenen Auffassung stark von<br />

der Verfügbarkeit plausibler Gesamtmarktdaten<br />

zu sektor- <strong>und</strong> branchenindividuellen<br />

Asset-Beta-Grössen ab.<br />

Erst die problemlose Verfügbarkeit<br />

brauchbarer «externer« Beta-Werte<br />

bringt die Vorteile des APV-Ansatzes<br />

effektvoll zum Tragen. Hinter den<br />

Marktdaten müssen qualitativ hochwertige<br />

Beta-Schätzungen stehen. Die<br />

Durchführung dieser Schätzungen unterliegt<br />

wieder den weiter oben geschilderten<br />

«Unlevering»-Problemen<br />

754<br />

Thomas Vettiger, Rudolf Volkart, <strong>Kapitalkosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Unternehmenswert</strong><br />

<strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Unsicherheiten.<br />

2.4.4 Risikobehaftetes Fremdkapital<br />

<strong>und</strong> Beta-Grössen sowie Firmen-<br />

WACC<br />

Theoretisch <strong>und</strong> praktisch werden die<br />

für die Unternehmensbewertung relevanten<br />

Risiko- <strong>und</strong> <strong>Kapitalkosten</strong>konzepte<br />

zumeist so gehandhabt, dass das<br />

Fremdkapital der Gesellschaft als risikolos<br />

unterstellt wird. Diese Annahme<br />

zeitigt zwei wichtige Implikationen: (1)<br />

Für allfällige «Unlevering»- <strong>und</strong> «Relevering»-Vorgänge<br />

werden die einfachen,<br />

für risikoloses Fremdkapital<br />

(FK) gültigen Transformations-Formeln<br />

angewendet. Ohne Risikoeinfluss<br />

des Tax Shield bedeutet dies folgendes:<br />

Risiko(Aktie, d.h. EK) = Risiko(Assets)<br />

x (1 + FK/EK). Dies führt dann<br />

bei «Unlevering» zu einer Unterschätzung<br />

des Asset-Betas, bei «Relevering»<br />

zu einer Überschätzung von Eigenkapital-Betas.<br />

(2) Als Fremdkapitalkostensatz<br />

wird der vertraglich vereinbarte<br />

Fremdkapitalzinssatz verrechnet.<br />

Bei risikobehaftetem Fremdkapital –<br />

ausgeprägt beim Einsatz von High<br />

Yield Bonds der Fall – liegt aber der<br />

«versprochene» Zinssatz (Bonds: Coupon)<br />

(kFK ) mehr oder weniger stark<br />

über der (durchschnittlichen) Renditeerwartung<br />

der Gläubigerseite. Bei<br />

risikobehaftetem Fremdkapital trifft<br />

somit folgende Gesetzmässigkeit zu:<br />

kFK > E(rFK ) > rf . Etwas vereinfachend<br />

gesprochen würde bei einem<br />

völlig risikolosen Bond daher analog<br />

folgendes gelten: kFK = E(rFK ) = rf .<br />

Praktisch beobachtet wird stets die<br />

Grösse k FK , der vertraglich vereinbarte<br />

Zinssatz. Theoretisch korrekt<br />

müssten aber in den WACC eigentlich<br />

die Renditeforderungen, d.h. auch Renditeerwartungen<br />

der Investoren eingehen;<br />

im Falle risikobehafteten Fremdkapitals<br />

wäre dies nicht k FK , sondern<br />

E(r FK ). Eine Berücksichtigung dieses<br />

Sachverhalts ist aber mit praktisch nur<br />

schwierig lösbaren Problemen verb<strong>und</strong>en.<br />

Weiter stellen sich auch materielle<br />

Fragen hinsichtlich der praktischen<br />

Plausibilität einer auf diese Weise hergeleiteten<br />

WACC-Grösse. Die Nichtberücksichtigung<br />

dieser Zusammenhänge<br />

führt bei Firmen mit hohem Financial<br />

Leverage <strong>und</strong> entsprechend hochver-<br />

zinslichem Fremdkapital zu theoretisch<br />

überhöhten WACC-Werten, was – aus<br />

gesamtwirtschaftlicher Sicht wichtig –<br />

auch ein «Underinvestment»-Problem<br />

hervorrufen kann. Die hier auftretenden<br />

<strong>Kapitalkosten</strong>-Verzerrungen führen<br />

letztlich zu einer Verfälschung des <strong>Unternehmenswert</strong>s,<br />

die im Einzelfall<br />

nicht unerheblich sein kann (vgl.<br />

Volkart, 2001, S. 147 ff.).<br />

3. Praktische Problembereiche<br />

bei der Bestimmung<br />

der CAPM-Parameter<br />

Im unternehmerischen Alltag sind die<br />

Kenntnisse zu den Eigenkapitalkosten<br />

in verschiedenen Anwendungsgebieten<br />

von entscheidender Bedeutung:<br />

• Kauf <strong>und</strong> Verkauf von Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Unternehmensteilen;<br />

• Investitionsbeurteilung <strong>und</strong> Strategiebewertung;<br />

• Performance-Management (Zielbildung<br />

<strong>und</strong> Zielerreichung);<br />

• Ausgestaltung von Entlöhnungsmodellen;<br />

• Kommunikation mit den Eigenkapitalgebern;<br />

• Ausgestaltung der Kapitalstruktur;<br />

• Bestandteil der Produktkalkulation.<br />

Das Capital Asset Pricing Modell<br />

(CAPM) stellt heutzutage das in der<br />

Praxis am häufigsten verwendete Verfahren<br />

zur Bestimmung des Eigenkapitalkostensatzes<br />

dar. Der Aktionär wird<br />

für sein Risiko in folgender Weise entschädigt:<br />

Zum risikolosen Zinssatz wird<br />

das Produkt aus einer Marktrisikoprämie<br />

<strong>und</strong> dem unternehmensspezifischen<br />

Beta-Wert addiert.<br />

kEK = rf + � x (rm – rf) = rf + MRP x �,<br />

wobei<br />

kEK = Eigenkapitalkostensatz<br />

rf = aktueller risikoloser Zinssatz<br />

rf = risikoloser Zinssatz (ex post)<br />

rm = Marktrendite<br />

MRP = Marktrisikoprämie<br />

� = Equity-Beta<br />

Hinter dem einfachen formelmässigen<br />

Zusammenhang verbergen sich ungeahnte<br />

praktische Probleme bei der<br />

konkreten Berechnung. Entsprechend<br />

Der Schweizer Treuhänder 9/02

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