MTZ Neue Zündkerzen-Konzepte für moderne Ottomotoren
MTZ Neue Zündkerzen-Konzepte für moderne Ottomotoren
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Sonderdruck<br />
<strong>MTZ</strong><br />
www.beru.com<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Zündkerzen</strong>-<strong>Konzepte</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>moderne</strong> <strong>Ottomotoren</strong><br />
Sonderdruck aus der<br />
Motortechnischen Zeitschrift (<strong>MTZ</strong>)
ENTWICKLUNG<br />
2<br />
<strong>MTZ</strong> 02I2007 Jahrgang 68<br />
Zündung<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Zündkerzen</strong>-<strong>Konzepte</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>moderne</strong> <strong>Ottomotoren</strong><br />
Die Entwicklung bei <strong>Ottomotoren</strong> folgt dem Trend „weniger Verbrauch bei geringeren<br />
Emissionen und gesteigertem Fahrspaß”. Geänderte Brennverfahren und hoch<br />
aufgeladene, kleinere Motoren sind die Folge. Daraus ergeben sich neue Anforderungen<br />
<strong>für</strong> das Zündsystem, insbesondere <strong>für</strong> die Zündkerze. Dieser Beitrag von<br />
BERU zeigt den Stand der Technik und gibt einen Ausblick auf künftige Lösungen.
1 Einleitung<br />
In die Technik des Ottomotors ist Bewegung<br />
gekommen. Lange dominierte der<br />
Saugmotor mit Saugrohr-Einspritzung und<br />
geregeltem Dreiwege-Katalysator. Jetzt befinden<br />
wir uns in einer gravierenden Umstellungsphase.<br />
Entscheidende Treiber sind<br />
die geforderte Verminderung von Verbrauch<br />
und Emissionen. Teilvariabilität im<br />
Ventiltrieb durch Phaser oder Ventilhubsteuerung<br />
sowie Direkteinspritzung mit<br />
wand- oder luftgeführter Verbrennung sind<br />
dazu bereits in Serie [1].<br />
Die neueste Generation von Einspritzsystemen<br />
mit piezogesteuertem Injektor,<br />
nach außen öffnender Kegelstrahldüse,<br />
Mehrfacheinspritzung und strahlgeführter<br />
Gemischbildung erweitern [2] den Bereich<br />
des ungedrosselten [3], mageren Motorbetriebs<br />
und setzen verringerte Ladungswechselverluste<br />
in Verbrauchsvorteile um. Die<br />
Position des Injektors zwischen den Ventilen<br />
ist mit der Anordnung in <strong>moderne</strong>n<br />
Dieselmotoren vergleichbar. Die Funkenstrecke<br />
der Zündkerze wandert in den Bereich<br />
des Kegelmantels des Einspritzstrahls<br />
[4], woraus sich die wesentlichen Anforderungen<br />
an kleinere Bauformen, positionierte<br />
Körperelektrode (Masseelektrode)<br />
und genauere Funkenlage ableiten, Bild 1.<br />
Weiter ist ein Trend zum Downsizing<br />
mit Aufladung zu sehen. Turbolader mit<br />
variabler Turbinengeometrie oder zweistufiger<br />
Aufladung kommen bei Spitzenmotorisierungen<br />
zum Einsatz. Aus der gesteigerten<br />
Ladungsdichte ergibt sich ein höherer<br />
Zündspannungsbedarf, der gerade bei<br />
schlankeren <strong>Zündkerzen</strong> größere Anforderungen<br />
an die dielektrischen und mechanischen<br />
Eigenschaften der <strong>Zündkerzen</strong>keramik<br />
stellt.<br />
Am Beispiel der Entwicklung der neuen<br />
BERU-M12-Zündkerze wird im Folgenden<br />
aufgezeigt, wie man den neuen Ansprüchen<br />
durch geändertes Design, Werkstoffwahl<br />
und Applikation gerecht werden kann.<br />
2 Stand der Technik<br />
Die Hauptanforderungen sichere Entflammung,<br />
Eignung bei Kalt- und Wiederholstart<br />
sowie hohe Laufleistung lassen<br />
sich durch unterschiedliche <strong>Zündkerzen</strong>konzepte<br />
[5] lösen. Vorgaben in puncto Verbrennungsgüte,<br />
Kaltstartfähigkeit, Lebensdauer<br />
und Kosten sind entscheidend <strong>für</strong><br />
die Konzeptauswahl.<br />
2.1 Low-Cost-<strong>Konzepte</strong><br />
Gängig sind dabei Elektroden auf Basis einer<br />
Nickellegierung. Je nach Anforderungen<br />
des Motors kommen Einfach- oder<br />
Mehrfachelektroden als Luft- und/oder<br />
Gleitfunkenstrecken zur Verbesserung der<br />
Kaltstarteigenschaften zum Einsatz. Den<br />
moderaten Kosten stehen Zugeständnisse<br />
in puncto Lebensdauer gegenüber.<br />
2.2 High-End-<strong>Konzepte</strong><br />
Hier kommen verschiedene Edelmetall-Legierungen<br />
an den Elektroden auf der Basis<br />
von Platin oder Iridium zur Anwendung.<br />
Ähnlich den Low-Cost-<strong>Zündkerzen</strong> gibt es<br />
verschiedene Elektrodenanordnungen und<br />
Funkenstrecken. Den höheren Kosten steht<br />
eine exzellente Dauerstandsfestigkeit gegenüber.<br />
3 Anforderungen an neue<br />
<strong>Zündkerzen</strong>generationen<br />
Die neuen Direkteinspritzsysteme haben<br />
zur Folge, dass der Zündkerze weniger Raum<br />
im Zylinderkopf zur Verfügung steht. Das<br />
bedingt entweder ein verlängertes Einschraubgewinde<br />
und/oder eine geänderte<br />
<strong>Zündkerzen</strong>-Geometrie. Vermehrt sind M12-<br />
<strong>Zündkerzen</strong> in Verwendung, die allerdings<br />
im Vergleich zu herkömmlichen M14-<strong>Zündkerzen</strong><br />
mit einer reduzierten keramischen<br />
Wandstärke auskommen müssen.<br />
Bei Downsizing-Motorkonzepten, die<br />
mit Aufladung arbeiten, ist überdies durch<br />
Bild 1: Zuordnung der Zündkerze<br />
zum Einspritzstrahl beim DI-<br />
Ottomotor<br />
(Foto: Daimler-Chrysler)<br />
Die Autoren<br />
Dr. Manfred Adolf<br />
ist Leiter Entwicklung<br />
Zündungstechnik bei der<br />
BERU AG in Ludwigsburg.<br />
Thomas Alban<br />
ist tätig im Prozessmanagement<br />
Fertigung<br />
bei der BERU AG in<br />
Ludwigsburg.<br />
Dipl.-Ing. Hans Houben<br />
ist Leiter der Entwicklung<br />
bei der BERU AG in<br />
Ludwigsburg.<br />
Dipl.-Ing. (FH)<br />
Martin Knoch<br />
ist Mitarbeiter in der Vorentwicklung<br />
Fachbereich<br />
Werkstoff- und Prozesstechnik<br />
bei der BERU AG<br />
in Ludwigsburg.<br />
Werner Niessner<br />
ist Leiter Entwicklung<br />
<strong>Zündkerzen</strong> bei der<br />
BERU AG in Ludwigsburg.<br />
Dipl.-Ing. (FH)<br />
Ulrich Stockmeier<br />
ist Mitarbeiter im<br />
Bereich Applikationen<br />
Zündsysteme bei der<br />
BERU AG in Lu dwigsburg.<br />
<strong>MTZ</strong> 02I2007 Jahrgang 68 3
ENTWICKLUNG<br />
Bild 2: Durch Modifikation der organischen Zuschlagstoffe lässt sich der Porendurchmesser deutlich<br />
reduzieren<br />
Bild 3: Eigenschaftsverbesserung der Keramik durch modifizierte Zuschlagstoffe<br />
die Zunahme der Ladungsdichte mit einem<br />
erhöhten elektrischen Spannungsbedarf<br />
zu rechnen. Die gegensätzlichen Forderungen<br />
– kleinere Wandstärken am Isolator<br />
und größerer Spannungsbedarf – machen<br />
<strong>Neue</strong>ntwicklungen von Werkstoff,<br />
Geometrie und Verfahren nötig.<br />
3.1 Bedeutung der Keramik<br />
Als Isolatormaterial <strong>für</strong> Pkw-<strong>Zündkerzen</strong><br />
hat sich eine Keramik auf Basis von Tonerde<br />
mit einem Al 2 O 3 -Gehalt (Aluminiumoxid)<br />
von wenigstens 94 % etabliert, da dieser<br />
Werkstoff die elektrischen und mechanischen<br />
Forderungen bezüglich Durchschlagfestigkeit<br />
auch bei hohen Temperaturen<br />
(bis 1000 °C) erfüllt. Überdies sorgen<br />
hohe Rohstoffverfügbarkeit und Prozesssicherheit<br />
<strong>für</strong> ein optimales Kosten/Nutzen-<br />
Verhältnis.<br />
4<br />
<strong>MTZ</strong> 02I2007 Jahrgang 68<br />
Zündung<br />
Zur Herstellung der Keramik werden<br />
dem Al 2 O 3 mineralische Rohstoffe wie Kaolin,<br />
Speckstein und Dolomit zugesetzt. Diese<br />
liefern zum einen die zum Sinterprozess<br />
nötigen Oxide (SiO 2 , CaO und MgO),<br />
zum anderen verbessern sie die rheologischen<br />
Eigenschaften des Sprühschlickers<br />
und die <strong>für</strong> den Press- und Schleifprozess<br />
erforderlichen plastischen Eigenschaften<br />
des Granulats.<br />
Neben der Morphologie der Al 2 O 3 -Kristallite<br />
bestimmen die eingesetzten Oxide<br />
die dielektrischen und mechanischen Eigenschaften<br />
des Isolators, besonders bei<br />
hohen Temperaturen. Als eigenschaftsbestimmende<br />
Hauptgröße wird jedoch bei<br />
der aktuellen Keramik die Restporosität angesehen,<br />
deren Ursache nicht zerstörtes<br />
Pressgranulat ist. Vereinzelt ergeben sich<br />
Poren bis zu 50 μm Durchmesser.<br />
3.2 Verbesserung der keramischen<br />
Eigenschaften<br />
Um die Restporosität deutlich zu reduzieren<br />
und damit die Durchschlagsfestigkeit und<br />
die mechanische Festigkeit zu verbessern,<br />
wurden Modifikationen der Zuschlagsstoffe<br />
untersucht. Dazu dienten Wachssuspensionen,<br />
die dem Schlicker vor der Sprühtrocknung<br />
zugegeben wurden. Sie beeinflussen<br />
die Adhäsion der Primär-partikel der Granulate,<br />
den Trocknungsprozess beim Sprühen<br />
und unterstützen die Verdichtung beim<br />
Pressen. Die so erzielte Reduzierung der<br />
Restporosität ist in Bild 2 dargestellt. Die mit<br />
dieser Keramik (Bezeichnung V41) erreichten<br />
Eigenschaftsverbesserungen zeigt Bild 3.<br />
Es ist geplant, M12-<strong>Zündkerzen</strong> mit einem<br />
Spannungsbedarf > 40 kV zukünftig aus dieser<br />
modifizierten Keramik herzustellen.<br />
Zudem ist beim Werkstoff Al 2 O 3 durch Reduktion<br />
der Sinteradditive, Verwendung von<br />
Rohstoffen mit kleineren Korngrößen und<br />
durch Prozessmodifikationen weiteres Verbesserungspotenzial<br />
vorhanden, womit sich<br />
auch Durchschlagsfestigkeiten > 30 kV/mm<br />
realisieren lassen.<br />
3.3 Konstruktive Anpassung der<br />
Zünd kerze<br />
Für <strong>Zündkerzen</strong> mit M12-Einschraubgewinde<br />
lässt die Norm drei verschiedene Dimensionen<br />
zu:<br />
– M12 x 1,25 mit Hex 16 mm und Isolatorhals<br />
10,5 mm (ISO 2705)<br />
– M12 x 1,25 mit Hex 14 mm und Isolatorhals<br />
9,0 mm (ISO 16 246)<br />
– M12 x 1,25 mit Bihex 14 mm und Isolatorhals<br />
10,5 mm (ISO 22 977).<br />
Dabei muss die Gasdruckdichtheit der Zündkerze<br />
beim vorgeschriebenen Anzugsdrehmoment<br />
sicher erreicht werden. Entwicklungsziel<br />
war, den metallischen <strong>Zündkerzen</strong>körper<br />
so auszubilden, dass bei maximalem<br />
Anzugsdrehmoment von 25 Nm die geforderte<br />
Dichtheit sicher erreicht wird. Bild 4<br />
zeigt die Gasdruckdichtheit der Zündkerze<br />
in Abhängigkeit des Anzugsdrehmoments.<br />
In Übereinstimmung mit der Gasdruckdichtheit<br />
beginnt die messbare Verformung<br />
des Einschraubgewindes bei 40 Nm, Bild 5.<br />
4 Lebensdaueranforderung<br />
Die Lebensdaueranforderung an M12-<strong>Zündkerzen</strong><br />
beträgt wie bei M14-<strong>Zündkerzen</strong><br />
60.000 bis 100.000 km. Der Anstieg des<br />
elektrischen Spannungsbedarfs durch Verschleiß<br />
an der <strong>Zündkerzen</strong>-Funkenstrecke<br />
soll dabei so gering wie möglich sein. Die<br />
Entwicklung neuartiger Elektrodengeometrien,<br />
Werkstoffe und Verfahren waren
nötig, um den Verschleiß an der Funkenstrecke<br />
der Zündkerze zu minimieren.<br />
4.1 Verschleiß bei Low-Cost-<strong>Zündkerzen</strong><br />
Der Verschleißmechanismus an Nickellegierungen,<br />
Bild 6, wird wesentlich von der<br />
Oxidation bestimmt, weil die sich bildende<br />
Oxidschicht bei der Funkenentladung bis<br />
zum Basismaterial durchquert und dabei<br />
zerstört wird. Je dicker die Oxidschicht ist,<br />
umso tiefer sind die Krater und desto höher<br />
ist der Materialverlust. Daraus ergibt sich<br />
die Forderung nach Nickellegierungen mit<br />
einer stabilen und dünnen Oxidschicht.<br />
Bild 7 zeigt den im Motorbetrieb ermittelten<br />
Einfluss unterschiedlicher Legierungszusätze<br />
auf die Verschleißkennzahl.<br />
4.2 Verschleißreduktion bei<br />
High-End-<strong>Zündkerzen</strong><br />
Der Verschleiß von <strong>Zündkerzen</strong>, deren Elektroden<br />
mit oxidationsstabilisiertem Edelmetall<br />
armiert sind, ist grundsätzlich geringer.<br />
Jedoch ist eine dauerhafte Verbindung des<br />
Edelmetalls auf den nickelbasierten <strong>Zündkerzen</strong>-Elektroden<br />
sicherzustellen. Dazu gilt es<br />
vor allem, den durch unterschiedliche Längendehnungskoeffizienten<br />
in der Fügezone<br />
der Schweißung entstehenden thermomechanischen<br />
Spannungen entgegenzuwirken. Dies<br />
gelingt – Bild 8 (A), am Beispiel einer Körperelektrode<br />
– mittels Laserschweißung durch Bildung<br />
einer zusätzlichen Legierungszone im<br />
Randbereich der Edelmetall-Armierung.<br />
5 Fertigung von High-End-<strong>Zündkerzen</strong><br />
Eine Voraussetzung <strong>für</strong> eine sichere Entflammung<br />
bei <strong>Ottomotoren</strong> mit strahlgeführter<br />
Direkteinspritzung ist auch die<br />
präziser gefertigte Zündkerze mit positionierbarer<br />
Körperelektrode. Dies erfordert<br />
sowohl definierte Anströmungsverhältnisse<br />
der Funkenstrecke als auch die Verringerung<br />
der Zuordnungstoleranzen von<br />
Injektor und Zündkerze mit einem eng tolerierten<br />
Funkenort.<br />
5.1 Edelmetallzündkerzen mit hoher<br />
Überdeckung<br />
<strong>Zündkerzen</strong> <strong>für</strong> hohe Laufleistungen werden<br />
üblicherweise mit einer Edelmetallarmierung<br />
an Mittel- und Körperelektrode<br />
ausgebildet. Besondere Bedeutung <strong>für</strong> die<br />
Lebensdauer der Zündkerze hat dabei die<br />
Überdeckung der Edelmetalle, Bild 8 (B).<br />
BERU hat ein Verfahren entwickelt, das eine<br />
Überdeckung der Edelmetallflächen<br />
von mindestens 92 % sicherstellt. Das erlaubt<br />
einen reduzierten Edelmetalleinsatz.<br />
Bild 4: Streuung der Leckage-Menge einer M12-Zündkerze in Abhängigkeit des Anzugsdrehmoments<br />
Bild 5: Streuung der Gewindedehnung einer M12-Zündkerze in Abhängigkeit des Anzugsdrehmoments<br />
Bild 6: Einfluss der Nickellegierung auf die Ausbildung der Oxidschicht im Motorbetrieb<br />
5.2 Reduzierung der Fertigungstoleranz<br />
Unter Addition aller Toleranzen erreichen<br />
herkömmliche <strong>Zündkerzen</strong> eine Genauigkeit<br />
der Funkenstreckenlage im Brennraum<br />
von bis zu 1,7 mm. Damit sind sie <strong>für</strong> die<br />
beschriebenen Bedürfnisse ungeeignet, da<br />
es dadurch zu Verbrennungsaussetzern<br />
kommen kann [6].<br />
Durch Optimierung der Fertigungsprozesse<br />
und den Einsatz verschiedener Dicken<br />
des inneren Dichtrings ist es gelungen,<br />
die Toleranzen der Funkenlage soweit<br />
einzuengen, dass die Position der Funkenstrecke<br />
mit einer Genauigkeit von maximal<br />
± 0,2 mm sichergestellt ist, Bild 9.<br />
5.3 Positionsorientierte Körperelektrode<br />
Im gleichen Maße wie der exakte Funkenort<br />
ist auch eine definierte Ausrichtung<br />
der Körperelektrode erforderlich, damit<br />
die Gemischbildung nicht behindert wird.<br />
Diese lagegenaue Positionierung der Körperelektrode<br />
benötigt ebenfalls einen definierten<br />
Gewindeanschnitt im Zylinderkopf.<br />
Für das positionsgenaue Schweißen der<br />
Körperelektrode werden Form und Lage<br />
des Gewindeprofils als Referenz genutzt.<br />
Dabei wird der Körper am äußeren Dichtsitz<br />
angeschlagen und mit einer Drehbewegung<br />
wird das Gewindeprofil des Kör-<br />
<strong>MTZ</strong> 02I2007 Jahrgang 68 5
ENTWICKLUNG<br />
Bild 7: Einfluss der Nickellegierung auf den relativen Verschleiß im Motorbetrieb<br />
Bild 8: Ausbildung der Legierungszone im Randbereich der Edelmetallarmierung beim<br />
Laserschweißen (A); Mindestüberdeckung der Edelmetallflächen von 92 % durch optimiertes<br />
Fertigungsverfahren (B)<br />
pers in einem Messfenster in die gewünschte<br />
Position gebracht. Durch Ausrichten,<br />
Einstellen und die Positionierung<br />
des Körpers mittels eines optischen Messsystems<br />
wird eine Toleranz von ±15° erreicht,<br />
Bild 9.<br />
6 Messtechnik<br />
Die Entwicklung einer motorspezifischen<br />
Zündkerze erfordert die enge Zusammenarbeit<br />
von Automobil- und <strong>Zündkerzen</strong>hersteller.<br />
Die Voraussetzungen hierzu beinhalten<br />
die Möglichkeiten zur Ermittlung<br />
– des geeigneten Wärmewertes der Zündkerze<br />
– der Elektrodentemperaturen<br />
– des Zündspannungsbedarfs<br />
– des Zündspannungsangebots.<br />
6<br />
<strong>MTZ</strong> 02I2007 Jahrgang 68<br />
Zündung<br />
Zudem ist eine Prüfung des Kaltstartverhaltens<br />
der Zündkerze nötig. Diese spezielle<br />
Messtechnik wurde von BERU entwickelt<br />
und steht als mobiles Applikationssystem<br />
zur Verfügung.<br />
6.1 Wärmewert<br />
Der Wärmewert (WW) ist eine Kennzahl <strong>für</strong><br />
die thermische Belastbarkeit der Zündkerze.<br />
Er hängt ab vom Verhältnis der aufgenommenen<br />
zur abgegebenen Wärmemenge.<br />
Festgelegt wird er anhand von Vergleichsmessungen<br />
bezogen auf eine Referenz. Ziel<br />
der thermischen Auslegung der <strong>Zündkerzen</strong><br />
ist es, unter Berücksichtigung der Elektrodentemperaturen,<br />
den besten Kompromiss<br />
zwischen guter Kaltstartperformance<br />
und ausreichender Sicherheit vor Glühzündungen<br />
im Motor zu ereichen.<br />
Die Möglichkeit der Erfassung des Nach-<br />
Bild 9: M12-Zündkerze mit positionierter<br />
Körperelektrode und genauer Funkenlage<br />
und Vorentflammungsverhaltens durch<br />
Ionenstrommesstechnik erlaubt eine genaue<br />
Festlegung des Wärmewertes.<br />
6.2 Elektrodentemperatur<br />
Die Messung der Mittel- und Körperelektrodentemperatur<br />
dient der Absicherung der<br />
Lebensdauer, da der Elektrodenabbrand<br />
stark mit der Temperatur zunimmt. Im mobilen<br />
Einsatz werden dazu <strong>Zündkerzen</strong> mit<br />
Thermoelementen präpariert. Für eine stationäre<br />
Vergleichsmessung steht ein Spezialmotor<br />
mit einem optischen Zugang <strong>für</strong><br />
eine pyrometrische Messung zur Verfügung,<br />
Bild 10.<br />
6.3 Zündspannungsbedarf<br />
Der Elektrodenabstand (EA) der <strong>Zündkerzen</strong><br />
muss so gewählt werden, dass eine sichere<br />
Gemischentflammung (großer EA)<br />
bei ausreichender Zündspannungsreserve<br />
(kleiner EA) auch am Ende der Lebensdauer<br />
der <strong>Zündkerzen</strong> gewährleistet ist. Mittels<br />
der Zündspannungsbedarfs- und -angebotsmessung<br />
findet eine Überprüfung der<br />
Zündspannungsreserve statt. Diese Messungen<br />
werden sinnvoller Weise mit <strong>Zündkerzen</strong>,<br />
die ihr Laufzeitende erreicht haben,<br />
im Fahrzeug durchgeführt, da so die<br />
<strong>für</strong> den Zündspannungsbedarf kritischen<br />
dynamischen Fahrzustände am besten darzustellen<br />
sind.<br />
Die mobile Messtechnik von BERU erlaubt<br />
die selektive Messung des Zündspannungsbedarfs<br />
und -angebots an bis zu acht
Bild 11: Die neue BERU-Kältezelle mit Zweiachs-Rollenprüfstand<br />
Zylindern gleichzeitig. Dabei werden die<br />
Hochspannungswerte über der Zeit sowie<br />
die Hüllkurven aus minimalen und maximalen<br />
Werten ermittelt. Zudem stehen Informationen<br />
über die Häufigkeitsverteilungen<br />
der einzelnen Hochspannungsklassen<br />
zur Verfügung.<br />
6.4 Kaltstarttest<br />
Die Überprüfung der Kaltstarteigenschaften<br />
der <strong>Zündkerzen</strong> findet nach<br />
einem festgelegten Prüfzyklus im Fahrzeug<br />
auf dem Rollenprüfstand statt. Der<br />
Zyklus wird bei bis zu -20 °C Umgebungs-<br />
und Kühlwassertemperatur durchgeführt<br />
und besteht aus mehreren Starts mit anschließender<br />
Fahrt bei geringer Motorlast.<br />
Bild 10: Pyrometrische<br />
Temperaturmessung im<br />
Spezialmotor mit optischem<br />
Zugang an einer vierpoligen<br />
Gleitfunkenzündkerze<br />
Bewertungskriterien sind die Zahl der<br />
möglichen Starts und/oder der Verlauf des<br />
Nebenschlusses, das heißt Masseschluss<br />
aufgrund von Kraftstoff- oder Rußablagerung<br />
auf dem Isolatorfuß durch unvollständige<br />
Verbrennung.<br />
7 Technische Testvoraussetzungen<br />
Die Durchführung des oben beschriebenen<br />
Tests erfordert eine Kältezelle mit Rollenprüfstand,<br />
wie er im F+E-Zentrum der<br />
BERU AG vorhanden ist, Bild 11. Die Eckdaten<br />
sind folgende:<br />
Kältezelle<br />
– Einfahrtshöhe: 3,50 m, Länge: 14 m,<br />
Breite: 5,50 m,<br />
– Temperaturbereich: -40 °C bis +30 °C<br />
Rollenprüfstand<br />
– Bauart: Zweiachs-Rollenprüfstand mit<br />
48 Zoll Rollendurchmesser<br />
– Nennleistung: 195 kW je Achse (Dauerbetrieb)<br />
– Vmax: 250 km/h<br />
– Spurweite: 914 mm bis 2743 mm<br />
– Radstand: 2100 mm bis 4700 mm<br />
– Achslast: 3500 kg je Achse.<br />
8 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die Auswirkungen der sich ändernden<br />
Brennverfahren beim Ottomotor wurden<br />
am Beispiel einer M12-Zündkerze dargestellt.<br />
Die kleine Bauform erfordert eine Optimierung<br />
des keramischen Isolators und der<br />
mechanischen Konstruktion. Präzise Funkenlage<br />
und positionierte Körper elektrode<br />
sind durch verbesserte Prozesse und neue<br />
Fertigungsmethoden darstellbar. Die hohen<br />
Lebensdauererwartungen werden durch<br />
Edelmetallkonzepte realisiert. Daneben sind<br />
Applikationswerkzeuge und -erfahrung erforderlich,<br />
um eine optimale Auslegung der<br />
Zündkerze in kurzer Zeit zu erreichen.<br />
Der eingangs beschriebene Trend geht<br />
weiter: Steigender Aufladegrad, höhere<br />
spezifische Leistung und zunehmend beengte<br />
Platzverhältnisse im Zylinderkopf<br />
zeigen in Richtung noch kleinerer <strong>Zündkerzen</strong>.<br />
Das erste Projekt, eine M10-Zündkerze,<br />
liegt bereits vor – eine Herausforderung<br />
an die BERU Ingenieure.<br />
Literaturhinweise<br />
[1] Alt, M.; Schaffner, P.; Rothenberge, P.: Effizienzsteigerung<br />
des Ottomotors durch Technologiekombinationen.<br />
15. Aachener Motorenkolloquium 2006<br />
[2] Warnecke, V.; Achleitner, E.; Bäcker, H.: Entwicklungsstand<br />
des Siemens-VDO-Piezo-Einspritzsystems <strong>für</strong><br />
strahlgeführte Brennverfahren. 27. Internationales<br />
Wiener Motorensymposium, 2006<br />
[3] Welter, A.; Unger, H.; Hoyer, U.; Brüner, T.; Kiefer, W.:<br />
Der neue aufgeladene BMW-Reihensechszylinder-Ottomotor.<br />
15. Aachener Motorenkolloquium 2006<br />
[4] Waltner, A.; Lückert, P.; Schaupp, U.; Rau, E.; Kemmler,<br />
R.; Weller, R.: Die Zukunftstechnologie des Ottomotors<br />
- Strahlgeführte Direkteinspritzung mit Piezo-Injektor.<br />
27. Internationales Wiener Motorensymposium, 2006<br />
[5] Alles über <strong>Zündkerzen</strong>. Technische Information Nr. 02,<br />
BERU AG (2004) und Meyer, J.; Niessner, W.: <strong>Neue</strong><br />
<strong>Zündkerzen</strong>technik <strong>für</strong> höhere Anforderungen. ATZ/<br />
<strong>MTZ</strong>-Sonderausgabe „System Partners 97“, 1997<br />
[6] Herden, W.; Vogel, M.: Perspektiven alternativer Zündsysteme,<br />
Diesel- und Benzindirekteinspritzung III, Expert-Verlag<br />
(2005) und Willand, J.; Suck, G.; Schintzel,<br />
K.: Anforderungen an die Einspritzsysteme strahlgeführter<br />
Brennverfahren (ebd.)<br />
<strong>MTZ</strong> 02I2007 Jahrgang 68 7
Printed in Germany · 6.02.07 · Bestell- Nr. 5 000 001 091<br />
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