NEUE REIFENZEITUNG 2/2008, Seite 46-51 - Reifenpresse.de
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Motorrad<br />
<strong>46</strong><br />
Bröckeln<strong>de</strong> Fabrikatsbindung<br />
Motorradreifengeschäft wird ein Stück weit beratungsintensiver<br />
Für die Maschinen <strong>de</strong>s Motorradherstellers Suzuki gibt es seit<br />
Neuestem keine Reifenfabrikatsbindung mehr. Was aber machen<br />
die an<strong>de</strong>ren Hersteller: Folgen sie diesem Beispiel und bröckelt<br />
damit ein Alleinstellungsmerkmal, das es in dieser Form nur auf<br />
Der <strong>de</strong>utsche Motorradreifenmarkt ist<br />
durch eine Beson<strong>de</strong>rheit gekennzeichnet.<br />
Während für alle an<strong>de</strong>ren Fahrzeuggattungen<br />
seit Frühjahr 2000 die Bindung<br />
an ein bestimmtes Reifenfabrikat in<br />
<strong>de</strong>n Fahrzeugpapieren rechtsunwirksam<br />
ist, gilt sie bei <strong>de</strong>n motorisierten Zweirä<strong>de</strong>rn<br />
nach wie vor. Das be<strong>de</strong>utet: Schreibt<br />
ein Fahrzeughersteller vor, dass seine Maschine<br />
nur mit einem bestimmten Reifenfabrikat<br />
– gekennzeichnet durch Reifenmarke,<br />
Profilausführung und Dimension –<br />
ausgerüstet wer<strong>de</strong>n darf, dann sind zunächst<br />
einmal alle an<strong>de</strong>ren Bereifungsalternativen<br />
tabu. Allerdings können sowohl<br />
Fahrzeug- als auch Reifenhersteller sogenannte<br />
Freigabebescheinigungen für an<strong>de</strong>re<br />
Reifen(-kombinationen) ausstellen,<br />
sodass <strong>de</strong>r Motorradfahrer nicht einem<br />
Reifenhersteller allein „ausgeliefert“ ist<br />
und gegebenenfalls aus mehreren Reifenmo<strong>de</strong>llen<br />
verschie<strong>de</strong>ner Anbieter seinen<br />
Favoriten wählen kann. Diese Freigabebe-<br />
scheinigungen sind zusammen mit <strong>de</strong>n<br />
Fahrzeugpapieren mitzuführen, sodass<br />
<strong>de</strong>r Fahrer im Falle eines Falles die Konformität<br />
<strong>de</strong>r Bereifung seiner Maschine mit<br />
<strong>de</strong>n gesetzlichen Bestimmungen nachweisen<br />
kann – etwa bei einer Polizeikontrolle<br />
o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Vorführung <strong>de</strong>s Fahrzeuges<br />
bei <strong>de</strong>r Hauptuntersuchung.<br />
Was soll’s?<br />
In an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn nicht nur innerhalb <strong>de</strong>r<br />
EU kennt man ein solches Regelwerk<br />
nicht. Das hat folgen<strong>de</strong>n Grund: Dort gilt<br />
bis auf ganz wenige Ausnahmen (zum Beispiel<br />
Ilse of Man) ein Tempolimit, und <strong>de</strong>m<br />
Herantasten an die Höchstgeschwindigkeiten<br />
heutiger Maschinen, die bei <strong>de</strong>n<br />
leistungsstärksten Mo<strong>de</strong>llen durchaus bei<br />
um die 300 km/h und damit auf Rennsportniveau<br />
liegen können, ist damit von<br />
gesetzgeberischer <strong>Seite</strong> prinzipiell ein<br />
Riegel vorgeschoben. Zerlegt ein Fahrer<br />
<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Motorradreifenmarkt gibt? Und welche Auswirkungen<br />
hätte dies für die gesamte Branche – also die Reifenhersteller<br />
und <strong>de</strong>n Reifenhan<strong>de</strong>l?<br />
seine Maschine und schlimmstenfalls sich<br />
selbst bei einem Tempo jenseits <strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>m jeweiligen Land erlaubten Höchstgeschwindigkeit,<br />
dann ist die Schuld- bzw.<br />
Haftungsfrage von vornherein klar. Ganz<br />
an<strong>de</strong>rs ist die Situation in Deutschland.<br />
Nach Angaben <strong>de</strong>s ADAC sind zwar hierzulan<strong>de</strong><br />
bereits 99 Prozent aller Straßen<br />
tempobegrenzt. Doch zumin<strong>de</strong>st auf <strong>de</strong>n<br />
Autobahnabschnitten, die nicht zu <strong>de</strong>m<br />
laut <strong>de</strong>m Automobilklub rund 30 Prozent<br />
dauerhaft o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m etwa 17 Prozent baustellenbedingtgeschwindigkeitsregulierten<br />
Streckenanteil gehören, sind <strong>de</strong>m Griff<br />
am Gashahn – wenn dadurch eine Gefährdung<br />
an<strong>de</strong>rer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen<br />
ist – keine Grenzen gesetzt.<br />
Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r hinter all <strong>de</strong>m<br />
stehen<strong>de</strong>n Produkthaftungsproblematik<br />
macht es also aus Sicht <strong>de</strong>r Motorrad- und<br />
Reifenhersteller durchaus Sinn, die Verwendung<br />
nur solcher Fahrzeug-Reifen-<br />
Kombinationen zu erlauben, bei <strong>de</strong>nen es<br />
<strong>NEUE</strong> ReifenZeitung 2/<strong>2008</strong>
ei hohen Geschwindigkeiten nicht zu einem<br />
bösen Erwachen mit möglicherweise<br />
schlimmen Folgen für <strong>de</strong>n Motorradfahrer<br />
selbst und/o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Verkehrsteilnehmer<br />
kommt. Jüngst hat jedoch Suzuki eine<br />
Abkehr von <strong>de</strong>r hierzulan<strong>de</strong> etablierten<br />
Fabrikatsbindung eingeläutet respektive<br />
sich aus <strong>de</strong>m Proze<strong>de</strong>re rund um die Freigabebescheinigungen<br />
ausgeklinkt. In einem<br />
Schreiben hat <strong>de</strong>r technische Dienst<br />
<strong>de</strong>s Herstellers Mitte Juni vergangenen<br />
Jahres seinen Han<strong>de</strong>lspartnern mitgeteilt,<br />
dass es ab sofort „grundsätzlich keine gesetzliche<br />
Reifenfabrikatsbindung für Suzuki-Mo<strong>de</strong>lle<br />
ab Mo<strong>de</strong>lljahr 2005/2006“<br />
mehr gibt und dass auch „die bestehen<strong>de</strong>n<br />
Fabrikatsbindungen <strong>de</strong>r 2007er Mo<strong>de</strong>lle<br />
Bandit 650/S, Bandit 1250/S und<br />
GSX-R1000 aufgehoben wer<strong>de</strong>n“. Des<br />
Weiteren ist in <strong>de</strong>m Schreiben zu lesen,<br />
dass Suzuki „ab sofort grundsätzlich keine<br />
Reifenempfehlungen (außer <strong>de</strong>n ab<br />
Werk montierten Reifentypen <strong>de</strong>r Erstausrüstung)“<br />
mehr aussprechen will. Mit an<strong>de</strong>ren<br />
Worten be<strong>de</strong>utet dies, dass – wenn<br />
<strong>de</strong>r Fahrzeughersteller von sich aus auf<br />
seine rechtlichen Möglichkeiten rund um<br />
die vom Gesetzgeber bei Motorradreifen<br />
ausdrücklich gewollte Beibehaltung <strong>de</strong>r<br />
Fabrikatsbindung verzichtet – eigentlich<br />
je<strong>de</strong>r beliebige typgenehmigte Reifen auf<br />
<strong>de</strong>n Maschinen verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n darf.<br />
Auf Nachfrage <strong>de</strong>r <strong>NEUE</strong> REIFENZEI-<br />
TUNG bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen bzw. europäischen<br />
Dependance <strong>de</strong>s Motorradherstellers<br />
spricht man <strong>de</strong>shalb wohl auch davon,<br />
dass die von Suzuki Japan getroffene Entscheidung,<br />
zukünftig auf eine Fabrikatsbindung<br />
bei <strong>de</strong>n eigenen Maschinen zu<br />
verzichten, „für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n auf je<strong>de</strong>n Fall“<br />
Vorteile habe. Klar, um die Fabrikatsbindung<br />
braucht er sich nicht mehr zu kümmern,<br />
und da keine Bereifungsempfehlungen<br />
mehr ausgesprochen wer<strong>de</strong>n, könnte<br />
im Prinzip je<strong>de</strong>r mit E-Kennung versehene<br />
Reifen montiert wer<strong>de</strong>n. Damit jetzt<br />
nicht gleich je<strong>de</strong>r Suzuki-Fahrer nach dieser<br />
Prämisse verfährt, hat sich Metzeler<br />
kurz nach <strong>de</strong>m Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
<strong>de</strong>r Japaner warnend zu Wort<br />
gemel<strong>de</strong>t. „Je<strong>de</strong>r Motorradfahrer ist für <strong>de</strong>n<br />
verkehrssicheren Zustand seines Motorrads<br />
verantwortlich. Von <strong>de</strong>r Bereifung darf<br />
keine Gefahr für <strong>de</strong>n Fahrer und seine Umgebung<br />
ausgehen. Um diese Ansprüche<br />
zu erfüllen, reicht es nicht aus, lediglich auf<br />
<strong>de</strong>n richtigen Luftdruck und die ausreichen<strong>de</strong><br />
Profiltiefe zu achten. Ein Reifen,<br />
<strong>de</strong>r lediglich aufgrund seiner Dimension<br />
auf ein Motorrad passt, bietet nicht automatisch<br />
auch ein sicheres Fahrverhalten<br />
und Fahrspaß“, so <strong>de</strong>r Reifenhersteller in<br />
einem Statement.<br />
Stein <strong>de</strong>s Anstoßes<br />
Dass Suzuki die eigene Entscheidung offenbar<br />
aber eigentlich auch nicht als Freibrief<br />
für <strong>de</strong>n Verbraucher verstan<strong>de</strong>n wissen<br />
will, einfach einen beliebigen Reifen zu<br />
montieren, <strong>de</strong>r irgendwie auf seine Maschine<br />
passt, kann man allerdings aus <strong>de</strong>n<br />
weiteren Passagen <strong>de</strong>s Schriftstückes ableiten.<br />
Denn darin verweist <strong>de</strong>r Motorradhersteller<br />
in Sachen „geprüfter Reifenempfehlungen“<br />
einerseits auf die Reifenhersteller<br />
bzw. Reifenimporteure und versucht<br />
an<strong>de</strong>rerseits scheinbar gleichzeitig,<br />
die Haftung im Falle eines Falles <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l<br />
aufzubür<strong>de</strong>n. „Wenn Sie als Fachbetrieb<br />
einem Kun<strong>de</strong>n Reifen empfehlen<br />
Motorrad<br />
o<strong>de</strong>r Reifen auf sein Fahrzeug montieren,<br />
für die keine Empfehlung eines Reifenherstellers<br />
o<strong>de</strong>r -importeurs vorliegt, können<br />
Sie grundsätzlich haftbar gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
im Falle von Schä<strong>de</strong>n, die durch mangeln<strong>de</strong><br />
Fahreigenschaften <strong>de</strong>r Motorrad-Reifen-Kombination<br />
verursacht wer<strong>de</strong>n“, steht<br />
da in dicken Lettern unter „wichtig“. Genau<br />
diese Passage hat <strong>de</strong>nn auch prompt <strong>de</strong>n<br />
Bun<strong>de</strong>sverband Reifenhan<strong>de</strong>l und Vulkaniseur-Handwerk<br />
e.V. (BRV) auf <strong>de</strong>n Plan<br />
gerufen (vgl. bereits Trends & Facts<br />
6/2007).<br />
„Die Entscheidung <strong>de</strong>s Motorradherstellers<br />
Suzuki, zukünftig auf eine Reifenfabrikatsbindung<br />
zu verzichten, ist eine<br />
völlig legitime Herstellerentscheidung, die<br />
zu kommentieren <strong>de</strong>m BRV nicht zusteht.<br />
Wir haben uns als BRV – im Interesse unserer<br />
Mitglie<strong>de</strong>r – lediglich <strong>de</strong>shalb damit<br />
beschäftigen müssen, da hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
Auswirkungen dieser, ich betone nochmals<br />
völlig legitimen, Suzuki-Entscheidung<br />
rechtlich unterschiedliche Standpunkte<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Produkt- und Sachmängelhaftung<br />
existieren“, erklärt BRV-<br />
Roller sorgen 2007 für Zulassungsplus bei motorisierten Zweirä<strong>de</strong>rn<br />
Laut <strong>de</strong>m Industrieverband Motorrad e.V.<br />
(IVM) sind im zurückliegen<strong>de</strong>n Jahr mit<br />
166.883 Maschinen rund 0,6 Prozent mehr<br />
motorisierte Zweirä<strong>de</strong>r in Deutschland neu<br />
zugelassen wor<strong>de</strong>n als 2006, für das die<br />
IVM-Statistik 165.840 Einheiten ausweist.<br />
Dieses leichte Wachstum ist auf das Zulassungsplus<br />
vor allem bei Rollern zurückzuführen:<br />
Denn Leichtkraftroller (bis 125 Kubikzentimeter<br />
Hubraum) legten um 6,6 Prozent<br />
auf 29.0<strong>46</strong> Fahrzeuge zu und Kraftroller<br />
(über 125 Kubikzentimeter Hubraum) sogar<br />
um 34,8 Prozent auf 8.7<strong>46</strong> Einheiten.<br />
Demgegenüber präsentierten sich die<br />
Leichtkrafträ<strong>de</strong>r und die „richtigen“ Motorrä<strong>de</strong>r<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger stark im Minus. Die<br />
laut IVM 2007 neu zugelassenen 14.219 Maschinen<br />
mit einem Hubraum bis 125 Kubikzentimeter<br />
entsprechen einem kräftigen<br />
Rückgang um 9,9 Prozent im Vergleich zu 2006, während die Neuzulassungen von<br />
Maschinen mit einem Hubraum über 125 Kubikzentimeter mit 114.872 Einheiten nur<br />
ganz leicht (-0,1 Prozent) unter <strong>de</strong>m Referenzwert von 116.331 Fahrzeugen für 2006<br />
liegen. cm<br />
<strong>NEUE</strong> ReifenZeitung 2/<strong>2008</strong> 47
Motorrad<br />
Kurzgefasst ...<br />
„Diablo Corsa III“ ist<br />
Erstausrüstung auf neuer<br />
Kawasaki Ninja ZX-10R<br />
Pirellis Motorradreifen „Diablo Corsa<br />
III“, <strong>de</strong>r mit einer sogenannten Drei-<br />
Zonen-Laufflächenmischung aufwarten<br />
kann, ist Angaben <strong>de</strong>s Reifenherstellers<br />
zufolge Erstausrüstung auf<br />
<strong>de</strong>r neuen Kawasaki Ninja ZX-10R.<br />
Zum Einsatz kommt <strong>de</strong>mnach vorne<br />
die Dimension 120/70 ZR17 in <strong>de</strong>r<br />
Spezifikation N und hinten die Dimension<br />
190/55 ZR17. Als Einführungspromotion<br />
hat sich Kawasaki<br />
übrigens etwas Beson<strong>de</strong>res für seine<br />
Kun<strong>de</strong>n ausgedacht: Nach <strong>de</strong>m Motto<br />
„Schnell sein lohnt sich!“ spendiert<br />
<strong>de</strong>r Hersteller bis zum 28. Februar<br />
<strong>2008</strong> <strong>de</strong>n ersten 300 Käufern <strong>de</strong>r<br />
neuen Ninja ZX-10R einen Satz „Diablo<br />
Corsa III“. cm<br />
„Roadsmart“ und „Qualifier RR“<br />
OE bei italienischen Motorrä<strong>de</strong>rn<br />
Der Reifenhersteller Dunlop weist darauf<br />
hin, dass diverse Motorradmo<strong>de</strong>lle<br />
ma<strong>de</strong> in Italy mit „Roadsmart“bzw.<br />
„Qualifier-RR“-Bereifung als<br />
Erstausrüstung die Werkshallen verlassen.<br />
Als Beispiele wer<strong>de</strong>n Maschinen<br />
<strong>de</strong>r Marken Benelli, Moto<br />
Guzzi und MV Agusta genannt.<br />
Benelli TNT 899, TNT<br />
1130 und Tornado Tre 1130<br />
sowie MV Agusta F4<br />
1078RR und Brutale<br />
1078RR wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mnach<br />
in diesem Jahr ab<br />
Werk mit <strong>de</strong>m „Qualifier<br />
RR“ ausgeliefert. Auch<br />
Aprilia bereife seine<br />
Supermotos SXV 450 und<br />
SXV 550 sowie die Sportler<br />
RSV 1000 R und Tuono 1000 R mit<br />
diesem Reifen, <strong>de</strong>r ebenso wie <strong>de</strong>r<br />
auf <strong>de</strong>n Moto-Guzzi-Mo<strong>de</strong>llen Breva<br />
1100, Breva 850 und Norge 1200 zum<br />
Einsatz kommen<strong>de</strong> „Roadsmart“ mit<br />
Multi-Compound-Technologie aufwarten<br />
kann. cm<br />
48<br />
„Die von Suzuki versuchte Abwälzung <strong>de</strong>r Produkt-<br />
und Sachmängelhaftung auf <strong>de</strong>n Fachhan<strong>de</strong>l<br />
ist <strong>de</strong>finitiv unzulässig“, macht BRV-Geschäftsführer<br />
Hans-Jürgen Drechsler unmissverständlich<br />
klar<br />
Geschäftsführer Hans-Jürgen Drechsler<br />
und meint damit natürlich die als „wichtig“<br />
hervorgehobene Passage in <strong>de</strong>m besagten<br />
Schreiben <strong>de</strong>s Motorradherstellers<br />
vom Juni 2007. Denn die sei schlichtweg<br />
falsch. Nach gültigem internationalem<br />
(UNECE- und EG-Recht) und nationalem<br />
Recht für einspurige Fahrzeuge gelte nach<br />
wie vor, dass wenn ein Motorradhersteller<br />
auf die Möglichkeit <strong>de</strong>r Reifenfabrikatsbindung<br />
in <strong>de</strong>r Typengenehmigung <strong>de</strong>s Fahrzeuges<br />
verzichte, er auch die „volle und<br />
uneingeschränkte Verantwortung – Produkt-<br />
und Sachmängelhaftung – dafür trage,<br />
dass typengenehmigte Reifen (nach<br />
ECE-R 75 o<strong>de</strong>r EU-Richtlinie 92/23 EWG)<br />
ausreichend sicher an seinem Fahrzeug<br />
betrieben wer<strong>de</strong>n können“. Insofern ist laut<br />
Drechsler die von Suzuki „versuchte Abwälzung<br />
<strong>de</strong>r Produkt- und Sachmängelhaftung<br />
auf <strong>de</strong>n Fachhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>finitiv unzulässig“.<br />
Einen wesentlichen Einfluss auf das<br />
Motorradreifengeschäft erwartet er durch<br />
<strong>de</strong>n Wegfall <strong>de</strong>r Reifenfabrikatsbindung<br />
bei <strong>de</strong>n Maschinen <strong>de</strong>s Herstellers Suzuki<br />
in<strong>de</strong>s nicht. Mit einer Ausnahme: Denn<br />
dadurch wer<strong>de</strong> das Geschäft Han<strong>de</strong>l an<br />
Verbraucher um einen Punkt beratungsintensiver.<br />
Schließlich empfiehlt <strong>de</strong>r BRV<br />
nach wie vor „aus fachlichen und technischen<br />
Grün<strong>de</strong>n“ seinen Mitglie<strong>de</strong>rn eindringlich,<br />
nur Reifenfabrikate mit Hersteller-/Unbe<strong>de</strong>nklichkeitsbescheinigung<br />
zu<br />
montieren. „Metzeler empfiehlt nach wie<br />
vor, ausschließlich Reifen zu montieren, für<br />
die eine Freigabe von Metzeler o<strong>de</strong>r vom<br />
Motorradhersteller für <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Motorradtyp vorliegt. Nur bei freigegebenen<br />
Reifen hat ein Motorradfahrer die<br />
Gewissheit, dass er das Potenzial seines<br />
Bikes mit Spaß und Sicherheit nutzen<br />
kann. Um festzustellen, ob ein bestimmter<br />
Reifentyp mit einem speziellen Motorradmo<strong>de</strong>ll<br />
in allen Fahrsituationen und Geschwindigkeitsbereichen<br />
harmoniert, sind<br />
umfangreiche Tests durch professionelle<br />
Fahrer unabdingbar“, sieht man die Sache<br />
bei <strong>de</strong>m Reifenhersteller Metzeler, <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong><br />
Freigaben eigenen Aussagen<br />
zufolge erst nach „guten Ergebnissen bei<br />
<strong>de</strong>n gefahrenen Tests“ für die jeweilige<br />
Reifen-Motorrad-Kombination erstellt,<br />
ganz genauso.<br />
Business as usual<br />
Insofern bleibe bei Metzeler – trotz <strong>de</strong>r<br />
Entscheidung Suzukis – alles beim alten.<br />
„Denn als Service für unsere Kun<strong>de</strong>n erstellt<br />
unsere Testabteilung permanent Reifenfreigaben<br />
für unsere Produkte. Dieses<br />
umfangreiche Testprogramm wer<strong>de</strong>n wir<br />
natürlich weiterführen“, ver<strong>de</strong>utlicht Thomas<br />
Bischof, Tra<strong>de</strong> Marketing Manager<br />
Deutschland/Österreich, für die von ihm<br />
repräsentierten Motorradreifenmarken Pirelli<br />
und Metzeler. Mit diesem Standpunkt<br />
steht das Unternehmen nicht alleine da.<br />
„Dunlop wird auch in Zukunft Reifenfrei-<br />
Laut Thomas Bischof, Tra<strong>de</strong> Marketing Manager<br />
Deutschland/Österreich bei Pirelli/Metzeler, ist <strong>de</strong>r<br />
Beratungsbedarf bei Motorradkun<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>l<br />
generell größer als beim Verkauf von Autoreifen.<br />
Der Hersteller will diesem Umstand dadurch<br />
Rechnung tragen, dass beson<strong>de</strong>rs kompetente<br />
Händler im Motorradreifensektor gezielt geför<strong>de</strong>rt<br />
und konstant mit aktuellen Informationen unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>NEUE</strong> ReifenZeitung 2/<strong>2008</strong>
gaben bzw. Unbe<strong>de</strong>nklichkeitsbescheinigungen<br />
erstellen. Für uns stehen Sicherheit<br />
und Service an erster Stelle. Deshalb<br />
legen wir großen Wert darauf, <strong>de</strong>n Motorradfahrern<br />
nicht nur Reifen anzubieten, die<br />
technisch auf <strong>de</strong>m neuesten Stand sind<br />
und <strong>de</strong>n spezifischen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
jeweiligen Motorrads voll entsprechen. Mit<br />
unseren Reifenfreigaben bescheinigen wir,<br />
dass ein bestimmter Reifentyp gut mit <strong>de</strong>m<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Fahrzeug harmoniert und<br />
geben damit auch eine Entscheidungsgrundlage,<br />
die es <strong>de</strong>m Fahrer ermöglicht,<br />
das Produkt zu verwen<strong>de</strong>n, das für seine<br />
Bedürfnisse am besten geeignet ist. Damit<br />
kann <strong>de</strong>r Motorradfahrer <strong>de</strong>n Spaß am Motorradfahren<br />
sicher genießen“, so Frank<br />
Löb, Vertriebsleiter Motorradreifen bei<br />
Dunlop in Deutschland.<br />
„Unser Prüf- und Freigabeverfahren<br />
bleibt von <strong>de</strong>n Entscheidungen <strong>de</strong>r Hersteller<br />
ebenfalls unberührt. Wir wer<strong>de</strong>n<br />
weiterhin fabrikatsbezogene Reifenempfehlungen<br />
in unserem technischen Handbuch<br />
veröffentlichen“, bestätigt Marcus<br />
Klass, Manager Sport & Race <strong>de</strong>r Geschäftseinheit<br />
Motorradreifen bei <strong>de</strong>r Continental<br />
AG. „Bei gemeinsamen Tests für<br />
neue Suzuki-Mo<strong>de</strong>lle zeichnete bislang<br />
Suzuki für die Testfahrten und somit die Ergebnisse<br />
verantwortlich. Dies än<strong>de</strong>rt sich<br />
nun dahin gehend, dass wir selber die<br />
Freigabetests fahren wer<strong>de</strong>n und für die<br />
Ergebnisse ‚gera<strong>de</strong>stehen’“, erklärt Tim<br />
Röthig, bei Bridgestone Deutschland als<br />
PR-Manager verantwortlich in Sachen Motorradreifen.<br />
Insofern än<strong>de</strong>re sich durch<br />
<strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Fabrikatsbindung bei <strong>de</strong>m japanischen<br />
Motorradhersteller für die Kun<strong>de</strong>n<br />
effektiv nichts, da <strong>de</strong>r Hersteller Brid-<br />
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Der Verzicht auf die Fabrikatsbindung wird nach<br />
Meinung von Marcus Klass, Manager Sport & Race<br />
<strong>de</strong>r Geschäftseinheit Motorradreifen bei <strong>de</strong>r Continental<br />
AG, <strong>de</strong>n Reifenhan<strong>de</strong>l kaum beeinflussen.<br />
„Der Großteil <strong>de</strong>r Motorradfahrer war schon immer<br />
technisch zumin<strong>de</strong>st ansatzweise interessiert und<br />
informiert sich nach wie vor im Internet, in Fachzeitschriften<br />
o<strong>de</strong>r beim versierten Fachhändler<br />
über die Bereifungsmöglichkeiten“, sagt er<br />
<br />
<br />
Motorrad<br />
gestone auch weiterhin seine Produkte auf<br />
Suzuki-Motorrä<strong>de</strong>rn testen wird, um – wie<br />
Röthig es formuliert – „eine einwandfreie<br />
Funktion und somit auch <strong>de</strong>n Service einer<br />
Freigabe für <strong>de</strong>n Endkun<strong>de</strong>n zu garantieren“.<br />
Auch wenn Markus Klass sagt,<br />
dass sich „mittlerweile viele Hersteller von<br />
dieser Bindung gelöst haben“, scheint<br />
doch zumin<strong>de</strong>st bei <strong>de</strong>n größeren Marken<br />
im Motorradgeschäft alles mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
wie gehabt zu bleiben. Zwar weist<br />
Tim Röthig darauf hin, dass neben Suzuki<br />
außer<strong>de</strong>m noch Triumph- und Aprilia-Maschinen<br />
keine Markenbindung mehr in <strong>de</strong>n<br />
Fahrzeugpapieren eingetragen haben.<br />
„Von weiteren Herstellern ist uns momentan<br />
nichts bekannt. An<strong>de</strong>re Motorradhersteller<br />
stehen ausdrücklich zur Markenbindung“,<br />
fügt er hinzu.<br />
Quo vadis Fabrikatsbindung?<br />
Und was sagen die Motorradhersteller<br />
selbst? „Wir stehen <strong>de</strong>r Marken- und/o<strong>de</strong>r<br />
Profilbindung grundsätzlich positiv gegenüber.<br />
Es ist nun einmal Tatsache, dass nicht<br />
je<strong>de</strong>s Motorrad mit je<strong>de</strong>m Reifen gut harmoniert.<br />
Bei einigen Fahrzeug-Reifen-<br />
Kombinationen können sich sogar gefährliche<br />
Fahrzustän<strong>de</strong> ergeben. Daher ist es<br />
notwendig und auch für <strong>de</strong>n Endverbraucher<br />
hilfreich, wenn solche Kombinationen<br />
ausgeschlossen sind. Im Gegensatz<br />
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<strong>NEUE</strong> ReifenZeitung 2/<strong>2008</strong> 49
Motorrad<br />
Kurzgefasst ...<br />
Weltrekord auf<br />
Dunlop-Motorradreifen<br />
En<strong>de</strong> November gab’s bei RTL eine<br />
Show <strong>de</strong>r Superlative: Sie liefen die<br />
Wän<strong>de</strong> hoch, ließen sich von Autos<br />
anfahren o<strong>de</strong>r jonglierten mit laufen<strong>de</strong>n<br />
Kettensägen. Zehn Kandidaten<br />
versuchten, neue faszinieren<strong>de</strong>, skurrile<br />
und spannen<strong>de</strong> Weltrekor<strong>de</strong> aufzustellen,<br />
um in das legendäre „Guinness<br />
Buch <strong>de</strong>r Rekor<strong>de</strong>“ zu kommen.<br />
Im Wettbewerb „Die meisten Motorrad-Donuts<br />
in einer Minute“ - Donuts<br />
sind Vollgaskreise um die eigene<br />
Achse – hat Axel Winterhoff (23) seinen<br />
eigenen Weltrekord (19 Umdrehungen)<br />
auf 21 gesteigert. Dabei war<br />
seine Kawasaki ZX6R mit Dunlop-<br />
Reifen vom Typ GP Racer D209 und<br />
Endurance-Mischung bestückt.<br />
Unterstützt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Hannoveraner<br />
vom Key-Account-Manager Motorrad<br />
beim Online-Reifenhändler Delticom<br />
AG Jens Engelking. dv<br />
Pirelli ist Ausrüster <strong>de</strong>r britischen<br />
Superbike-/Supersport-Serie<br />
Das britische Motorcycle Circuit Racing<br />
Control Board (MCRCB) hat Pirelli<br />
für die Jahre <strong>2008</strong> bis 2010 als alleinigen<br />
Reifenausrüster für die nationale<br />
Superbiker- und Supersport-<br />
Serie festgelegt. Damit konnten die<br />
Italiener die Marke Dunlop ausstechen,<br />
die sich ebenfalls um die Ausrüstung<br />
<strong>de</strong>r Serien bemüht und in<br />
diesem Jahr die Mehrzahl aller Teams<br />
in <strong>de</strong>r britischen Superbike-Klasse<br />
mit Reifen beliefert hatte. „Das ist ein<br />
Meilenstein für die britischen Meisterschaften“,<br />
ist Stuart Higgs, Direktor<br />
<strong>de</strong>r britischen Superbike-Serie, überzeugt.<br />
Für Pirelli sieht er in <strong>de</strong>r<br />
MCRCB-Entscheidung eine „großartige<br />
Gelegenheit und Verantwortung“,<br />
die <strong>de</strong>r Reifenhersteller seiner Meinung<br />
nach nutzen bzw. erfüllen können<br />
wird. cm<br />
50<br />
zur Situation vor einigen Jahren wird dies<br />
von <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n heute auch<br />
so gesehen, es wird vom Fahrzeughersteller<br />
oft eine Empfehlung erwartet, welche<br />
Reifen er problemlos verwen<strong>de</strong>n<br />
kann“, lautet <strong>de</strong>r Standpunkt im Hause<br />
Yamaha. Außer<strong>de</strong>m be<strong>de</strong>ute <strong>de</strong>r Verzicht<br />
auf eine Reifenbindung in <strong>de</strong>n Fahrzeugpapieren<br />
nicht, dass es eine solche im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Produkthaftung nicht gebe.<br />
„Dort wird je<strong>de</strong>r Hersteller nur für die von<br />
ihm freigegebenen Reifen Verantwortung<br />
übernehmen. Eine eingetragene Reifenbindung<br />
in <strong>de</strong>n Fahrzeugpapieren erhöht<br />
daher unseres Erachtens die Rechtssicherheit<br />
<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n“, heißt es weiter vonseiten<br />
<strong>de</strong>r Yamaha Motor Deutschland<br />
GmbH. Und auch die Honda Motor Europe<br />
(North) GmbH will weiterhin Unbe<strong>de</strong>nklichkeitsbescheinigungen<br />
erstellen,<br />
um auf diese Weise zu dokumentieren,<br />
welche Reifenkombinationen sich auf <strong>de</strong>n<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Fahrzeugen min<strong>de</strong>stens<br />
so verhalten wie die werkseitig montierte<br />
Bereifung. „Ein Reifen, <strong>de</strong>r nicht zu einem<br />
Motorrad passt, wird unsererseits nicht<br />
freigegeben“, macht Aaron Lang, <strong>de</strong>r bei<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Dependance <strong>de</strong>s Motorradherstellers<br />
für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
bzw. die Produktpromotion<br />
verantwortlich zeichnet, ummissverständlich<br />
klar.<br />
„Die weitere Entwicklung in diesem<br />
Bereich ist schwer zu prognostizieren und<br />
liegt natürlich im Ermessen <strong>de</strong>r Fahrzeughersteller<br />
und -importeure. In diesem Bereich<br />
sind verschie<strong>de</strong>ne Vorgehensweisen<br />
möglich und wer<strong>de</strong>n ja teilweise auch<br />
schon praktiziert. Wir stehen mit allen Beteiligten<br />
inklusive <strong>de</strong>m Industrieverband<br />
Motorrad e.V. (IVM) in ständigem Kontakt<br />
und können daher gegebenenfalls schnell<br />
reagieren“, sagt Thomas Bischof. „Viele<br />
Motorradhersteller haben sich bereits<br />
ganz o<strong>de</strong>r teilweise von <strong>de</strong>n Fabrikatsbindungen<br />
gelöst. Weitere wer<strong>de</strong>n unserer<br />
Meinung nach folgen“, gibt Marcus Klass<br />
die bei Continental herrschen<strong>de</strong> Erwartung<br />
wie<strong>de</strong>r. Denn für die Motorradhersteller<br />
sei dies nicht zuletzt auch eine Aufwandsverringerung,<br />
zumal sie ja <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n<br />
immer noch die Erstausrüstung als Ersatz<br />
empfehlen wür<strong>de</strong>n. Bei Dunlop geht<br />
man allerdings davon aus, dass die überwiegen<strong>de</strong><br />
Mehrheit <strong>de</strong>r Motorradhersteller<br />
Tim Röthig, bei Bridgestone Deutschland als PR-<br />
Manager verantwortlich in Sachen Motorradreifen,<br />
ist davon überzeugt, dass sich <strong>de</strong>r Reifenhan<strong>de</strong>l<br />
auch in Zukunft bemühen wird, <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n nur<br />
solche Reifen zu montieren, für die eine Freigabe<br />
vorliegt – egal, ob diese nun vom Motorradhersteller<br />
selbst stammt o<strong>de</strong>r unter Umstän<strong>de</strong>n nur noch<br />
vonseiten <strong>de</strong>r Reifenindustrie erstellt wird<br />
bei <strong>de</strong>r bisherigen Praxis <strong>de</strong>r Fabrikatsbindung<br />
bleiben bzw. diese wie<strong>de</strong>r aufnehmen<br />
wird.<br />
An<strong>de</strong>rs als Suzuki selbst sieht <strong>de</strong>r Reifenhersteller<br />
in <strong>de</strong>r Entwicklung hin zum<br />
Verzicht auf die Reifenfabrikatsbindung<br />
zumin<strong>de</strong>st für die Kun<strong>de</strong>n keinen Vorteil.<br />
„Selbst wenn <strong>de</strong>r Motorradhersteller die<br />
Fabrikatsbindung aufgibt, empfiehlt er<br />
doch in <strong>de</strong>r Regel – wie Suzuki auch – die<br />
Verwendung <strong>de</strong>r Originalausrüstung und<br />
lehnt an<strong>de</strong>rnfalls je<strong>de</strong> Haftung ab. Der Motorradhersteller<br />
gibt <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n damit<br />
keine Orientierungshilfe mehr, und haftungstechnisch<br />
kommt diese Praxis <strong>de</strong>r<br />
Bindung an einen einzigen Reifen gleich“,<br />
interpretiert Dunlop-Motorradreifenvertriebsleiter<br />
Frank Löb die Aussagen Suzukis<br />
in <strong>de</strong>m besagten Schreiben an die<br />
Händlerschaft. Insofern scheint also<br />
durchaus nachvollziehbar, dass angesichts<br />
teils wi<strong>de</strong>rsprüchlicher Aussagen<br />
von unterschiedlicher <strong>Seite</strong> ein gewisses<br />
Maß an Unsicherheit im Markt rund um die<br />
bröckeln<strong>de</strong> Fabrikatsbindung besteht.<br />
Aktenzeichen xy ungelöst<br />
„Momentan bemühen sich verschie<strong>de</strong>ne<br />
Organisationen darum, die rechtliche Lage<br />
verbindlich zu prüfen. Im Grun<strong>de</strong> versichert<br />
Suzuki ohne eingetragene Markenbindung,<br />
dass ihre Fahrzeuge mit allen<br />
nach ECE hergestellten Reifen problemlos<br />
<strong>NEUE</strong> ReifenZeitung 2/<strong>2008</strong>
funktionieren. Wer aber übernimmt die<br />
Haftung, wenn dies im Einzelfall nicht so<br />
ist? Suzuki? Der Reifenhersteller o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Reifenhändler? Da diese Tatsache unseres<br />
Wissens nach nicht endgültig geklärt<br />
ist, empfehlen wir <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l nur Bridgestone-Reifen<br />
zu montieren, die von Bridgestone<br />
ausdrücklich freigegeben wur<strong>de</strong>n“,<br />
gibt <strong>de</strong>nn auch Tim Röthig <strong>de</strong>n<br />
Standpunkt <strong>de</strong>s Reifenherstellers Bridgestone<br />
wie<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>shalb seinen „Bikers-<br />
Profi“-Han<strong>de</strong>lspartnern spezielle dahin gehen<strong>de</strong><br />
Weiterbildungen anbietet. „War die<br />
Lage vorher mehr o<strong>de</strong>r weniger ein<strong>de</strong>utig,<br />
d.h. ausschließlich Montage von eingetragenen<br />
Reifenfabrikaten o<strong>de</strong>r alternativ von<br />
Fabrikaten mit entsprechen<strong>de</strong>r Hersteller-/Unbe<strong>de</strong>nklichkeitsbescheinigung<br />
<strong>de</strong>s<br />
betreffen<strong>de</strong>n Motorrad- o<strong>de</strong>r Reifenherstellers,<br />
so ist jetzt – bei Wegfall <strong>de</strong>r Reifenfabrikatsbindung<br />
– je<strong>de</strong>s typengenehmigte<br />
Reifenfabrikat zulässig“, bringt <strong>de</strong>r<br />
BRV-Geschäftsführer die momentane Situation<br />
auf <strong>de</strong>n Punkt.<br />
Gleichzeitig bekräftigt er noch einmal<br />
die Empfehlung <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s, nichts<strong>de</strong>stotrotz<br />
nur solche Reifen zu montieren,<br />
für die eine Hersteller-/Unbe<strong>de</strong>nklichkeitsbescheinigung<br />
vorliegt. Was aber,<br />
wenn ein Kun<strong>de</strong> trotz allem auf einem Reifenfabrikat<br />
besteht, für das eben gera<strong>de</strong><br />
keine solche Bescheinigung vorliegt? Davon<br />
hätten einige BRV-Mitglie<strong>de</strong>r bereits<br />
berichtet, meint Hans-Jürgen Drechsler.<br />
„In solchen Fällen empfehlen wir <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
darauf hinzuweisen, dass diese Bereifung<br />
zwar zulässig ist, er aber nur bei<br />
freigegebenen Reifen die Gewissheit hat,<br />
das Potenzial seines Zweira<strong>de</strong>s mit Spaß<br />
und Sicherheit nutzen zu können, da diese<br />
zuvor umfangreich von <strong>de</strong>n Fahrversuchsabteilungen<br />
<strong>de</strong>r Fahrzeug- o<strong>de</strong>r Reifenhersteller<br />
getestet wur<strong>de</strong>n. Im Zweifelsfalle<br />
empfehlen wir dies auf <strong>de</strong>r Rechnung<br />
zu vermerken und vom Kun<strong>de</strong>n<br />
gegenzeichnen zu lassen“, rät Drechsler.<br />
Doch sind damit wirklich alle Fragen<br />
rund um das ominöse Suzuki-Schreiben<br />
von Mitte vergangenen Jahres umfassend<br />
geklärt? Schließlich hatte sich <strong>de</strong>r BRV eigenen<br />
Angaben zufolge dafür eingesetzt,<br />
dass die im Juni 2007 veröffentlichte technische<br />
Information <strong>de</strong>s japanischen Motorradherstellers<br />
zur Reifenfabrikatsbindung<br />
dahin gehend geän<strong>de</strong>rt wird, dass<br />
darin nicht mehr von einer alleinigen Verantwortung<br />
<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls hinsichtlich „geprüfter<br />
Alternativbereifungen“ die Re<strong>de</strong> ist.<br />
Zu diesem Zweck war unter an<strong>de</strong>rem ein<br />
Gespräch zwischen BRV, Suzuki und <strong>de</strong>m<br />
Bun<strong>de</strong>sverkehrsministerium ins Auge gefasst<br />
wor<strong>de</strong>n, das letztendlich aber nicht<br />
zustan<strong>de</strong> kam. „Von einer alleinigen Haftung<br />
<strong>de</strong>s Händlers war in unserem Rundschreiben<br />
nicht die Re<strong>de</strong>. Dass einem<br />
Fachhändler eine sogenannte <strong>de</strong>liktische<br />
Haftung zugesprochen wer<strong>de</strong>n kann,<br />
wenn er nicht geprüfte Reifen empfiehlt<br />
und es dadurch zu einem Unfall kommt,<br />
entspricht nach unseren Informationen <strong>de</strong>r<br />
allgemeinen Rechtsauffassung“, so Bert<br />
Poensgen, Director Sales & Marketing Motorcycle<br />
bei <strong>de</strong>r Suzuki International Europe<br />
GmbH, auf Anfrage <strong>de</strong>r <strong>NEUE</strong> REIFEN-<br />
ZEITUNG.<br />
Ein Schritt vor, zwei zurück<br />
Aber selbst wenn von ihm betont wird, das<br />
„Missverständnis mit <strong>de</strong>m BRV“ sei<br />
zwischenzeitlich ausgeräumt, einer Aktualisierung<br />
<strong>de</strong>s eigenen Rundschreibens<br />
bedürfe es somit nicht und das ursprünglich<br />
vorgesehene Treffen habe sich <strong>de</strong>shalb<br />
erübrigt, sieht man dies bei <strong>de</strong>m Branchenverband<br />
offenbar doch leicht an<strong>de</strong>rs.<br />
„Sollte die Mehrzahl <strong>de</strong>r Motorradhersteller dauerhaft<br />
auf die Reifenfabrikatsbindung verzichten –<br />
wovon Dunlop nicht ausgeht – könnte sich die<br />
Nachfrage <strong>de</strong>r Verbraucher verstärkt auf Standard-<br />
Replacement Produkte anstatt auf Erstausrüstungsreifen<br />
richten. Der Reifenhan<strong>de</strong>l könnte seine<br />
Lagerhaltung zwar auf weniger Produkte fokussieren<br />
wür<strong>de</strong> aber auch geringere Margen erzielen.<br />
Wir hätten eine ähnliche Situation wie in unseren<br />
europäischen Nachbarlän<strong>de</strong>rn“, so Frank Löb, Vertriebsleiter<br />
Motorradreifen bei Dunlop in Deutschland<br />
Motorrad<br />
Wie Hans-Jürgen Drechsler erklärt, sei es<br />
zwar richtig, dass man zusammen mit <strong>de</strong>m<br />
Verkehrsministerium dank umfangreichen<br />
Schriftverkehrs sowie vorbereiten<strong>de</strong>r Gespräche<br />
zu <strong>de</strong>m Thema im Vorfeld <strong>de</strong>s eigentlich<br />
für En<strong>de</strong> Oktober vergangenen<br />
Jahres geplanten Treffens zu <strong>de</strong>r Überzeugung<br />
gelangt war, die Rechtslage ein<strong>de</strong>utig<br />
geklärt zu haben. Zumal Suzuki<br />
dann das anberaumte Gespräch mit <strong>de</strong>r<br />
Begründung abgesagt habe, dass dafür<br />
kein weiterer Bedarf bestehe. Auf Nachfrage<br />
<strong>de</strong>s Verkehrsministeriums, wie <strong>de</strong>nn<br />
nun weiter mit <strong>de</strong>r im Juni veröffentlichten<br />
technischen Information zu verfahren sei,<br />
soll Suzuki allerdings in mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
<strong>de</strong>m gleichen Sinne geantwortet haben<br />
wie dieser Zeitschrift.<br />
Die „Formulierung betreffend eine<br />
mögliche Händlerhaftung“ in <strong>de</strong>m Rundschreiben<br />
entspricht <strong>de</strong>mnach „in vollem<br />
Umfang <strong>de</strong>r Einschätzung unserer Fachanwälte“,<br />
gibt Drechsler <strong>de</strong>n Inhalt dieses<br />
Schreibens <strong>de</strong>s Motorradherstellers wie<strong>de</strong>r,<br />
in <strong>de</strong>m gleichfalls eine Berichtigung<br />
<strong>de</strong>r im Juni 2007 an die Händler verschickten<br />
technischen Informationen zur<br />
Reifenfabrikatsbindung abgelehnt wird.<br />
„Augenscheinlich will man es bei Suzuki<br />
dann nun doch im Zweifelsfalle auf eine<br />
gegebenenfalls notwendige rechtliche<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung ankommen lassen,<br />
aus welchen Grün<strong>de</strong>n auch immer. Und inwieweit<br />
dieses Verhalten als kun<strong>de</strong>nfreundlich<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Fachhan<strong>de</strong>l<br />
und vor allem <strong>de</strong>m Endverbraucher<br />
gegenüber einzuschätzen ist, überlasse<br />
ich je<strong>de</strong>m Leser selbst. An unseren Positionen<br />
und Empfehlungen än<strong>de</strong>rt das je<strong>de</strong>nfalls<br />
nichts“, meint Drechsler. Insofern<br />
fährt <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>l mit <strong>de</strong>r Montage ausschließlich<br />
solcher Motorradreifen, für die<br />
eine Freigabe- bzw. Unbe<strong>de</strong>nklichkeitsbescheinigung<br />
für die jeweilige Maschine<br />
vorliegt, auf <strong>de</strong>r sicheren <strong>Seite</strong>.<br />
christian.marx@reifenpresse.<strong>de</strong><br />
<strong>NEUE</strong> ReifenZeitung 2/<strong>2008</strong> <strong>51</strong>