Consumer Index (pdf) - GfK
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<strong>Consumer</strong> Panels<br />
EINKAUFEN IN ZEITEN<br />
KNAPPER ZEIT<br />
<strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> Total Grocery 08 | 2012<br />
Der „tägliche” Einkauf findet nicht mehr jeden Tag statt<br />
– aber höhere Ausgaben pro Einkauf schaffen Ausgleich<br />
Wandel hat etwas Gemächliches. Er ist stetig und nachhaltig und darin weit entfernt von<br />
radikalen Umbrüchen. Man kann sich gut an ihn gewöhnen, und oft fällt erst im längeren<br />
Rückblick auf, dass er überhaupt stattgefunden hat. Man nehme nur einmal ein zehn<br />
Jahre altes Foto zur Hand, und man wird überrascht sein, wie anders „damals” alles war,<br />
von der Haartracht bis zur Kleidung. Man will es kaum wahrhaben, aber die Zeiten haben<br />
sich geändert, wir selbst und alles um uns herum.<br />
Nun gibt es Dinge, bei denen der Wandel augenfälliger ist. Ein neues Automodell sieht<br />
stets moderner aus als das vorherige. An anderer Stelle fällt der Wandel hingegen gar<br />
nicht auf. Die Wenigsten würden sagen, dass sie heute seltener zum Einkaufen gehen als<br />
noch vor ein paar Jahren, vielleicht nicht mehr so oft zum Metzger oder Bäcker und dafür<br />
öfter in den Supermarkt, aber seltener? – Und doch sind die Veränderungen evident.<br />
Gerade im deutschen Lebensmitteleinzelhandel vollzieht sich seit Jahren ein rasanter<br />
Wandel: Die Einkaufshäufigkeit geht dramatisch zurück.<br />
In gerade einmal acht Jahren hat die Zahl der durchschnittlichen Shoppingtrips um<br />
15 Prozent abgenommen. Im Jahr 2003 gingen die Verbraucher noch an fast jedem<br />
verkaufsoffenen Tag zum Einkaufen, heute dagegen – statistisch gesehen – nur noch<br />
von Montag bis Donnerstag. Und dieser Rückgang hat sich zuletzt deutlich beschleunigt.<br />
In den ersten acht Monaten des Jahres 2012 ist die Zahl der Shoppingtrips gegenüber<br />
Sinkende Einkaufsfrequenz bei Fast Moving <strong>Consumer</strong> Goods<br />
Shoppingtrips absolut, Veränderung in Prozent, Response Weighting<br />
270<br />
264<br />
© <strong>GfK</strong> | Quelle: <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan<br />
-15%<br />
257 254 250 248 241<br />
231 227<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2011 2012<br />
Januar-<br />
August<br />
-3,1%<br />
152 147<br />
Januar-<br />
August<br />
Herbststimmung<br />
<strong>GfK</strong> Konsumklima 2012*<br />
Aug<br />
Sept VÄ<br />
Konjunkturerwartung<br />
–18,9 –17,2 1,7<br />
Einkommenserwartung<br />
31,6 23,9 –7,7<br />
Anschaungsneigung<br />
33,1 33,1 0,0<br />
* in Punkten<br />
© <strong>GfK</strong><br />
Im Herbst wird alles klarer:<br />
das Licht in der Natur, die<br />
Perspektiven im Geschäft,<br />
Dinge, die noch vor einem<br />
liegen und bis Jahresende<br />
erledigt werden müssen.<br />
Die Verbraucher glauben<br />
inzwischen offenbar, dass<br />
auch die Politiker klarer<br />
sehen und die Dinge im<br />
Griff haben, wenngleich sie<br />
dem Braten noch nicht so<br />
ganz trauen. Jedenfalls steigt<br />
ihre Konjunkturerwartung<br />
leicht an, verharrt aber auf<br />
niedrigem Niveau. Die<br />
Einkommenserwartung<br />
nimmt angesichts hoher<br />
Spritpreise und anziehender<br />
Inflation dagegen leicht ab.<br />
Sie ist aber noch so gut,<br />
dass die Anschaffungsneigung<br />
sich auf hohem<br />
Niveau hält.<br />
Weitere Informationen<br />
erhalten Sie bei:<br />
Dr. Wolfgang Adlwarth<br />
+49 (0) 911 395 3664<br />
wolfgang.adlwarth@gfk.com<br />
Dr. Robert Kecskes<br />
+49 (0) 211 93 65 32 10<br />
robert.kecskes@gfk.com<br />
1 – <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> 08|2012
2011 um mehr als drei Prozent zurückgegangen. Unter<br />
gleichen Vorzeichen sinkt sie je Haushalt bis Ende 2012<br />
auf weniger als 220 Einkaufsakte.<br />
Zwar bedeutet es nicht zwangsläufig, dass Verbraucher<br />
weniger einkaufen bzw. weniger ausgeben, nur weil sie<br />
seltener zum Einkaufen ins Geschäft gehen. Tatsächlich<br />
sind die Umsätze des LEH selbst im Krisenjahr 2009<br />
nicht zurückgegangen, und auch im laufenden Jahr<br />
ist der Handel zu Ende August wertmäßig mit zwei<br />
Prozent im Plus.<br />
Gleichwohl hat die rückläufige Einkaufshäufigkeit<br />
Folgen für die Hersteller und mehr noch für den<br />
Handel. So sind ausfallende Shoppingtrips eine Ursache<br />
für den Rückgang der Mengennachfrage, die wir seit<br />
geraumer Zeit in zahlreichen Sortimenten und Warengruppen<br />
beobachten. Spontankäufe werden seltener<br />
und Frequenzartikel drehen langsamer, wenn weniger<br />
Kunden in den Laden kommen. Auch das Marketing<br />
des Handels wird durch die sinkende Einkaufshäufigkeit<br />
schwieriger. Insbesondere mit Werbung und Promotionmaßnahmen<br />
im Laden sind die Verbraucher durch die<br />
selteneren Shoppingtrips schlechter ansprechbar.<br />
Eine Frage der Nachfrage oder des Angebots?<br />
Warum die Verbraucher seltener einkaufen<br />
Was sind nun aber die Ursachen für den rasanten<br />
Rückgang der Shoppingtrips? – Schaut man auf die<br />
Konsumenten, so gibt es verschiedene Erklärungen.<br />
Die steigende Zahl kleinerer Haushalte gehört dazu; sie<br />
brauchen und verbrauchen weniger. Ein wichtiger Punkt<br />
sind auch die zunehmende Berufstätigkeit und die seit<br />
Jahren hohe Beschäftigung. Dadurch und durch die<br />
höheren Anforderungen am Arbeitsplatz fehlt vielen die<br />
Zeit zum Einkaufen. Schließlich empfinden immer mehr<br />
Menschen den Einkauf nicht mehr als Erlebnis, sondern<br />
als nicht vermeidbare Notwendigkeit.<br />
Andererseits gibt es gesellschaftliche und soziale<br />
Trends, die eigentlich für zahlreichere Einkäufe sorgen<br />
müssten. Das ist zum einen der wachsende Anteil älterer<br />
Haushalte. Bekanntlich neigen ältere Menschen dazu,<br />
unter anderem wegen der sozialen Kontakte häufiger<br />
einkaufen zu gehen. Auch der hohe und in den letzten<br />
Jahren steigende Promotionanteil ist ein möglicher<br />
Anlass für steigende Einkaufstrips: wer will schon ein<br />
Schnäppchen verpassen? Schließlich legen die Haushalte<br />
im Bereich der Ernährung weniger Vorräte an; auch das<br />
erfordert im Prinzip häufigeres Einkaufen, was zudem<br />
dadurch erleichtert wird, dass es heute mehr Geschäfte<br />
gibt, die in weniger als drei Minuten zu erreichen sind.<br />
Die Trends auf Konsumentenseite sind also widersprüchlich<br />
und können somit nicht die entscheidende<br />
Ursache für den Rückgang der Einkaufshäufigkeit sein.<br />
Was ist dann aber der eigentliche Grund dafür?<br />
Frequenz im Fachhandel geht stark zurück<br />
Shoppingtrips absolut, Veränderung in Prozent, Response Weighting<br />
2003-11 2011 2012 Einkaufs-<br />
ø VÄ Januar-<br />
Januar- stätte<br />
August<br />
August<br />
-26%<br />
-11%<br />
© <strong>GfK</strong> | Quelle: <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan<br />
53 -6,8% 49<br />
99 98<br />
-1,3%<br />
Der Rückgang der Shoppingtrips hat vor allem mit<br />
Veränderungen in der Einkaufsstättenlandschaft zu tun.<br />
Zwar sinkt die Einkaufshäufigkeit in allen Vertriebsschienen,<br />
besonders stark jedoch im Fachhandel. Hier<br />
sind zwischen 2003 und 2011 mehr als ein Viertel aller<br />
Kundenbesuche weggefallen. Der LEH hat in diesem<br />
Zeitraum dagegen „nur” elf Prozent verloren. Auch in<br />
den ersten acht Monaten des laufenden Jahres sind die<br />
Frequenzeinbußen im Fachhandel deutlich höher als<br />
im LEH. Zudem beschleunigt sich hier die Entwicklung,<br />
während sie im LEH stagniert.<br />
Ein wesentlicher Grund dafür ist natürlich das massive<br />
Fachhandelssterben. Vielerorts sind der Bäcker<br />
oder Metzger im näheren Wohnumfeld plötzlich<br />
verschwunden. Statt sich einen neuen zu suchen, kaufen<br />
die Betroffenen stattdessen ihr Brot und ihr Fleisch<br />
im Supermarkt oder auch beim Discounter ein. Andere<br />
vollziehen diesen Einkaufsstättenwechsel „freiwillig“,<br />
schon aus finanziellen Gründen. Ist diese Entwicklung<br />
erst einmal in Gang gekommen, kann man sie kaum<br />
noch aufhalten.<br />
Sortimentsausweitung im LEH<br />
Veränderung 2006 – 2011 in Prozent<br />
2006 = 100<br />
+8,8<br />
© <strong>GfK</strong> | Quelle: <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan<br />
+8,4<br />
FH<br />
LEH<br />
Anzahl Warengruppen Marken Artikel<br />
+30,0<br />
2 – <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> 08|2012
Fokussierung auf die Stammeinkaufsstätte<br />
Zahl der genutzten Einkaufsstätten<br />
15,8 15,4 15,3<br />
5,8 5,5 5,5<br />
© <strong>GfK</strong> | Quelle: <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan<br />
Supermärkte und Discounter machen den Verbrauchern<br />
diesen Wechsel leicht, indem sie Sortimente und<br />
Angebote immer weiter ausbauen. So ist die durchschnittliche<br />
Anzahl der Warengruppen im LEH während<br />
der letzten fünf Jahre um fast neun Prozent gestiegen.<br />
Die Zahl der Marken nahm in etwa gleichem Umfang<br />
zu. Dies führt, zusammen mit der Ausdifferenzierung in<br />
Sorten und Packungsgrößen, dazu, dass in einem durchschnittlichen<br />
LEH-Geschäft heute fast ein Drittel mehr<br />
Artikel angeboten werden als noch im Jahr 2006.<br />
Weil Angebot und Auswahl im LEH heute um so vieles<br />
größer sind, muss man als Verbraucher nicht mehr<br />
unbedingt so viele verschiedene Geschäfte aufsuchen,<br />
um seine bevorzugten Marken oder Artikel einzukaufen.<br />
So ersetzt heute immer öfter ein Einkauf zwei Einkäufe<br />
von früher. Und dieser eine Einkauf findet fast immer im<br />
LEH und so gut wie nie im Fachhandel statt.<br />
Vertriebsschienenanteile im Lebensmitteleinzelhandel<br />
Nach Handelspanelsystematik – ohne Fachhandel<br />
Umsatzanteile in %<br />
2009 2010 2011<br />
8,6<br />
23,3<br />
24,3<br />
43,8<br />
8,6<br />
23,1<br />
24,7<br />
43,6<br />
8,6<br />
23,1<br />
24,9<br />
43,4<br />
152,1 154,1 156,8<br />
+ 1,3<br />
+ 1,8<br />
14,5 14,0<br />
5,3 5,0<br />
10,0 9,9 9,8 9,2 9,0<br />
2007 2008 2009 2010 2011<br />
Drogeriemärkte<br />
SB-Warenhäuser<br />
LEH-Food-Vollsortimenter<br />
Discounter<br />
Mrd. Euro<br />
VÄ zum Vorjahr in %<br />
Im Fachhandel sank die Anzahl der besuchten Einkaufsstätten<br />
zwischen 2007 und 2011 um 14 Prozent.<br />
Das bedeutet: Statt wie früher fast sechs, suchen die<br />
Verbraucher heute nur noch fünf Fachhandelsgeschäfte<br />
auf. Aber auch im LEH geht die Zahl der genutzten<br />
Einkaufsstätten zurück. In diesem Bereich haben die<br />
Verbraucher ebenfalls ein Geschäft „aufgegeben”; hier<br />
sank die Zahl der besuchten Geschäfte von zehn auf<br />
neun, was einem Rückgang von zehn Prozent entspricht.<br />
Wenn Kunden aber in immer weniger Geschäften<br />
einkaufen, so bedeutet dies, dass der Einkaufskorb<br />
im Stammgeschäft größer wird und die Durchschnittsbons<br />
hier steigen. Das wiederum eröffnet<br />
dem Handel Chancen. Er muss versuchen, den Anteil<br />
seiner Stammkunden zu erhöhen, indem er die loyalen<br />
Käufer pflegt und bei der Stange hält und indem er<br />
den gelegentlichen Käufern Angebote macht, die sie zu<br />
Stammkäufern der Einkaufsstätte machen. Das ist zwar<br />
durch die rückläufige Einkaufshäufigkeit nicht leichter<br />
geworden, angesichts der höheren Durchschnittsausgaben<br />
der Stammkäufer aber umso lohnender.<br />
Super- und Verbrauchermärkte<br />
bauen ihren Vorsprung aus<br />
Offensichtlich gelingt es aktuell den LEH-Food-<br />
Vollsortimentern am besten, den Verbrauchern<br />
passende Angebote zu machen und eine anregende<br />
Einkaufsatmosphäre zu schaffen. Jedenfalls ist das<br />
kumulierte Wachstum in dieser Vertriebsschiene bislang<br />
doppelt so hoch wie bei den Discountern und im LEH<br />
insgesamt. Auch für sich genommen machen vier<br />
Prozent Umsatzwachstum gut was her.<br />
VÄ Wert [%] 2011 : 2010*<br />
AUGUST<br />
* eigene Berechnungen auf Basis <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan, Bonsumme FMCG (inkl. Frische), VÄ in % zum Vorjahreszeitraum, Response Weighting<br />
© <strong>GfK</strong> | Quelle: <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan; Grundgesamtheiten SymphonyIRI Group, Stand jeweils zum Jahresende<br />
FH<br />
LEH<br />
-14%<br />
-10%<br />
Veränderung<br />
2007-11<br />
- 2,5<br />
- 0,4<br />
4,4<br />
4,0<br />
8,9<br />
VÄ 2012*<br />
01 - 08<br />
+ 0,9<br />
+ 0,0<br />
+ 4,1<br />
+ 1,9<br />
+ 2,0<br />
3 – <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> 08|2012
Der Vorsprung der Vollsortimenter vor den anderen<br />
Vertriebsschienen dokumentiert sich erneut auch im<br />
aktuellen Monatsergebnis. Das Umsatzplus von fast<br />
neun Prozent ist umso beeindruckender, als bereits im<br />
Vorjahresmonat ein deutliches Wachstum zu Buche<br />
stand. Diesmal fließen zwei Prozent Preissteigerung<br />
in der Vertriebsschiene direkt und der allgemeine<br />
Kalendereffekt von plus zwei Prozent in das Ergebnis<br />
ein. Fast fünf Prozent des zusätzlichen Umsatzes der<br />
LEH-Food-Vollsortimenter im August 2012 gehen also<br />
auf eine höhere Mengennachfrage in der Vertriebsschiene<br />
zurück.<br />
Nun kommt diese höhere Nachfrage nicht aus dem<br />
Nichts. Zumindest in den Home- und Bodycare-Sortimenten<br />
wird sie zum Teil gespeist von den Umschichtungen<br />
im Drogeriemarkt-Kanal. Dieser Vertriebsschiene<br />
ist ein relevanter Teil der ehemaligen Schlecker-Kunden<br />
und damit auch deren Umsätze abhanden gekommen.<br />
Zwar gewinnen auch dm und Rossmann in großem<br />
Umfang Käufer hinzu, aber eben nicht allein. Für dm<br />
und Rossmann ist das eine gute Entwicklung, nicht<br />
aber für den Vertriebskanal insgesamt.<br />
Die ehemaligen Schlecker-Kunden kaufen jetzt bei dm<br />
und Rossmann nicht nur in schönerem Ambiente ein,<br />
sondern auch noch billiger als zuvor bei Schlecker. Die<br />
Preisentwicklung ist im Drogeriemarkt auch deshalb<br />
seit Monaten zumeist rückläufig; im August 2012 war<br />
sie mit minus 2,7 Prozent sogar deutlich negativ. Zudem<br />
verhindert ein massiver Basiseffekt aus dem August des<br />
Vorjahres ein besseres Ergebnis der Drogeriemärkte.<br />
Anders gesagt: Dieser Vertriebsschiene geht es substanziell<br />
erheblich besser als das magere Wachstum von<br />
knapp einem Prozent aussagt.<br />
Auch die Discounter profitieren von den Umschichtungen<br />
in den Drogeriemarkt-Warengruppen. Sie<br />
kommen aber in der Umsatzentwicklung insgesamt<br />
erneut nicht an die Vollsortimenter heran. Immerhin<br />
schaffen sie im August 2012 – nach Abzug eines<br />
Preiseffekts von 1,8 und unter Einbeziehung des Kalendereffekts<br />
von zwei Prozent – ein reales Umsatzplus<br />
von gut einem halben Prozent.<br />
Den SB-Warenhäusern nutzen dagegen im August<br />
weder Preis- noch Kalendereffekte.<br />
Entspannung auf den Rohstoffmärkten<br />
sorgt für Beruhigung bei den Preisen<br />
Für alle Vertriebsschienen gilt, dass sie nicht mehr so<br />
stark von steigenden Preisen profitieren wie noch vor<br />
einem halben Jahr. Seit März 2012 schmelzen die Preissteigerungen<br />
immer weiter ab. Im August 2012 lagen<br />
die bezahlten Preise im LEH um 1,3 Prozent über dem<br />
entsprechenden Vorjahresniveau. Die kumulierte Preissteigerungsrate<br />
sank damit nach acht Monaten erstmals<br />
wieder unter die Marke von drei Prozent.<br />
In den kommenden Monaten dürften die Preissteigerungen<br />
weiter zurückgehen, da die Rohstoffpreise<br />
nicht mehr so stark und so breit gestreut steigen wie<br />
bisher. So wird der Basiseffekt zum Vorjahr für eine<br />
verbraucherfreundliche Preisentwicklung sorgen. Man<br />
darf gespannt sein, ob dies die zuletzt rückläufige<br />
Mengennachfrage in den kommenden Monaten wieder<br />
ankurbeln wird.<br />
Preise für Packaged Goods im LEH (Vollsortimenter, Discounter, Drogeriemärkte)<br />
Preisveränderungsraten* FMCG (ohne Frische) gegenüber dem Vorjahresmonat in %<br />
2010<br />
04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />
Jahresmittelwerte**<br />
* basierend auf dem Haushaltsindex Bezahlte Preise mit Wert-Gewichtung des jeweiligen Monats; FMCG ohne Frische, 302 Warengruppen<br />
** Durchschnitt der monatlichen Preisveränderung, gewichtet mit dem Umsatz des jeweiligen Monats<br />
© <strong>GfK</strong> | Quelle: <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan<br />
2011<br />
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />
01 02 03 04 05<br />
-1,4 0,0 0,8 0,8 0,4 0,8 0,8 1,1 0,9 1,1 1,8 1,1 3,8 2,4 2,8 2,4 3,1 3,8 4,3 3,7 3,8 3,9 3,4 4,2 2,9 2,8<br />
2012<br />
+ 0,2 + 2,8 + 2,9<br />
06 07<br />
2,0 2,4<br />
08<br />
1,3<br />
4 – <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> 08|2012
Sortimente profitieren vom Wetter,<br />
Preisen und von Promotions<br />
Die Umsatzentwicklung war im August 2012 in den<br />
Sortimentsbereichen erfreulich. In einigen Fällen half<br />
das ausgesprochen schöne Wetter nach, in anderen die<br />
Preisentwicklung. Diese sorgte aber auch an der einen<br />
oder anderen Stelle für weniger gute Ergebnisse.<br />
Auffallend ist der Umsatzzuwachs bei Obst und<br />
Gemüse. Dieser war allerdings am leichtesten zu<br />
erzielen. Vor einem Jahr stand hier ein Minus von<br />
mehr als sieben Prozent. Damals waren Nachfrage und<br />
Preise EHEC-bedingt noch total im Keller. Zwar hinkt<br />
die Nachfrage in einigen Warengruppen noch immer ein<br />
wenig hinterher, aber zumindest haben sich die Preise<br />
„erholt”. Vor allem, weil die Verbraucher wieder mehr für<br />
Gemüse und Obst bezahlen, kann der Sortimentsbereich<br />
im August 2012 einen solch stattlichen Umsatzzugewinn<br />
verbuchen.<br />
Für die Getränke spielen die Preise seit Monaten<br />
ebenfalls eine große Rolle, allerdings werden die hohen<br />
Preise hier durch die Verteuerung der Rohstoffe<br />
(Zucker, Konzentrate) verursacht. Anders bei Wasser.<br />
An dieser Kategorie hat Petrus im August 2012 etwas<br />
gutgemacht. Im ganzen Land war es trocken und heiß –<br />
Sortimentsentwicklung bei Fast Moving <strong>Consumer</strong> Goods<br />
Veränderungsraten (Wert) für FMCG zum Vorjahreszeitraum in %<br />
FMCG Total (inkl. Fachhandel)<br />
Food & Getränke<br />
Food<br />
Frischeprodukte<br />
Fleisch / Wurstwaren<br />
Obst / Gemüse<br />
Brot / Backwaren<br />
Molkereiprodukte, gelbe Linie<br />
Molkereiprodukte, weiße Linie<br />
Süßwaren *<br />
Sonstige Nahrungsmittel<br />
Getränke<br />
Heißgetränke (inkl. Milchkonzentrate)<br />
Alkoholfreie Getränke<br />
Alkoholhaltige Getränke<br />
Home- / Bodycare<br />
Wasch- / Putz- / Reinigungsmittel<br />
Kosmetik / Körperpflege *<br />
Papierwaren<br />
- 5,1<br />
- 5,1<br />
- 4,5<br />
© <strong>GfK</strong> | Quelle: <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan, * <strong>GfK</strong> <strong>Consumer</strong>Scan Individual<br />
das macht durstig: die mengenmäßige Wassernachfrage<br />
lag im August um fast elf Prozent über Vorjahresniveau.<br />
Ähnliches gilt für Bier (Menge +7%) und Biermischgetränke<br />
(+24%). Und das, obwohl auch schon der August<br />
2011 heiß und trocken war. Übrigens findet nicht jeder<br />
das schöne Wetter toll. Die Hersteller von Süßwaren<br />
freuen sich sicher schon auf kühlere Herbsttage.<br />
Bei Home- und Bodycare sind die Ergebnisse uneinheitlich.<br />
Und so verschieden wie die Umsatzentwicklung,<br />
so unterschiedlich sind auch die Gründe dafür. Wasch-,<br />
Putz- und Reinigungsmittel leiden in diesem August<br />
vor allem unter der Zurückhaltung der Discounter<br />
bei den Promotions. Im letzten Jahr hatte es in der<br />
Kategorie dagegen reichlich Preispromotions gegeben,<br />
was damals zu einem satten Umsatzzuwachs führte. Mit<br />
diesem Basiseffekt haben die WPR in diesem Jahr zu<br />
kämpfen.<br />
Körperpflege und Kosmetik haben im August 2012<br />
hingegen deutlich zugelegt, und es hätte noch mehr<br />
sein können. Denn die Mengennachfrage zog um<br />
knapp vier Prozent an. Allein die niedrigeren Durchschnittspreise<br />
haben ein stärkeres Umsatzwachstum<br />
verhindert. Schlecker war eben im Schnitt teurer als<br />
dm und Rossmann und die anderen Einkaufsstätten<br />
haben sich mächtig mit Promotions ins Zeug gelegt.<br />
AUGUST 2012 VÄ 2012<br />
Januar - August<br />
0,9<br />
3,2<br />
3,1<br />
2,7<br />
2,5<br />
2,0<br />
2,3<br />
2,8<br />
4,0<br />
4,9<br />
4,4<br />
4,9<br />
4,8<br />
5,3<br />
7,6<br />
15,4<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,5<br />
0,7<br />
2,5<br />
2,3<br />
- 2,2<br />
1,5<br />
- 3,9<br />
1,1<br />
0,9<br />
1,2<br />
3,4<br />
1,2<br />
0,5<br />
1,2<br />
- 0,1<br />
1,2<br />
2,8<br />
5 – <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> 08|2012
Inzwischen scheint der Handel Promotions insgesamt<br />
aber etwas kritischer zu sehen. Vielleicht ist man ja mit<br />
einem Promotionanteil von rund 20 Prozent am Umsatz<br />
an eine Schwelle gestoßen, wo man sich wieder auf das<br />
Normalgeschäft besinnt. Im August 2012 wurde jedenfalls<br />
im Panel erstmals in diesem Jahr ein gegenüber<br />
dem Vorjahresmonat rückläufiger Anteil des Promotionumsatzes<br />
gemessen.<br />
Bei den Molkereiprodukten der weißen Linie liegen die<br />
Dinge etwas anders. Hier sorgt die Entwicklung bei der<br />
Konsummilch, die einen erheblichen Mengenanteil im<br />
Sortimentsbereich hat, für Verdruss. Obwohl die Milchpreise<br />
im August 2012 um gut zehn Prozent unter den<br />
Vorjahrespreisen lagen, hat dies die Mengennachfrage<br />
nicht beflügelt. Die Preisabschläge schlagen folglich eins<br />
zu eins auf die Umsätze durch. Anders bei Käse, einer<br />
Gewinnerkategorie der letzte Jahre. Das (hohe) Preisniveau<br />
ähnelt dem von 2011 und dennoch steigt die<br />
Mengennachfrage hier weiter.<br />
In eigener Sache: Neues „Outfit“ für den <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong><br />
Wer seine Kunden erreichen will, muss sich – inhaltlich<br />
wie optisch – zeitgemäß modernisieren. Das hat die<br />
<strong>GfK</strong> in den letzten Monaten getan. Das neue Corporate<br />
Design schafft ein Dach, unter dem sich alle weltweiten<br />
<strong>GfK</strong>-Firmen wiederfinden und das ihre Zugehörigkeit zu<br />
einem der weltweit größten und erfolgreichsten Marktforschungsunternehmen<br />
für alle nach innen und nach<br />
außen sichtbar macht.<br />
Copyright © 2012 <strong>GfK</strong>, Published by <strong>GfK</strong><br />
Reproduction or any other form of duplication only with written permission of the publisher.<br />
All rights reserved.<br />
Brot und Backwaren geraten von zwei Seiten in die<br />
Zange: Einerseits sinken die Durchschnittspreise, weil<br />
immer mehr Backstationen im LEH eröffnet werden,<br />
die billiger sind als die Fachhandelsware beim Bäcker.<br />
Andererseits geht dennoch die Mengennachfrage<br />
zurück. Das ist ein langjähriger Trend, der in letzter Zeit<br />
auch dadurch angetrieben wird, dass – gestützt durch<br />
die positive Arbeitsmarktentwicklung – der Inhome-<br />
Konsum zurückgeht und der Out-of-Home-Konsum<br />
(zum Beispiel in Kantinen) steigt.<br />
Während die Beschäftigung so hoch ist wie nie zuvor,<br />
meldeten die Arbeitsagenturen zwischenzeitlich wieder<br />
leicht ansteigende Arbeitslosenzahlen. Wir werden in<br />
den kommenden Monaten beobachten, ob und wie sich<br />
das auf die Brotnachfrage, aber auch generell auf den<br />
Konsum auswirkt.<br />
So kommt auch der <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> vom August 2012<br />
im neuen, frischen Gewand daher. In neuen Farben,<br />
mit einer eigens für die <strong>GfK</strong> erstellten Schrift. Die<br />
„Handschrift” unseres monatlichen Newsletters für Sie<br />
bleibt allerdings die gleiche: aktuell, informativ, auf den<br />
Punkt – und das alles in einer Form geschildert, die<br />
auch jene mit Gewinn und Vergnügen lesen, die keine<br />
professionellen Marktforscher sind.<br />
Wir wünschen uns, dass Sie auch künftig so gespannt<br />
auf jeden neuen <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> warten wie bisher.<br />
6 – <strong>Consumer</strong> <strong>Index</strong> 08|2012