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Grüne Reihe 103: Störenfried - Missionszentrale der Franziskaner

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setzt wie<br />

konkrete<br />

Offenheit,<br />

keit und<br />

rung. Sie<br />

Kampf für<br />

bessere<br />

durch<br />

„himm-<br />

Warenkorb<br />

nahrungs-<br />

dass die<br />

Anstren-<br />

Denken<br />

Handeln<br />

würde.<br />

darf von Agrobusiness und Industrie.<br />

Die Durchführung<br />

von Großprojekten, die große<br />

Geschäfte für wenige Menschen<br />

bedeuten, verbrauchen<br />

immer mehr Naturvorkommen<br />

(Land und Wasser). Dieses<br />

Modell missachtet das<br />

Wissen <strong>der</strong> lokalen Gemeinden,<br />

laugt die Böden aus, verunreinigt<br />

die Gewässer und<br />

treibt in die Arbeitslosigkeit.<br />

Es zwingt die Menschen, zuzulassen,<br />

dass die Artenvielfalt<br />

in ihrer Region, ihre Böden<br />

und ihre Subsistenzwirtschaft<br />

zu Län<strong>der</strong>eien für Viehzucht<br />

und Monokultur verwandelt<br />

werden. Der größere Teil <strong>der</strong><br />

Landbevölkerung wird gezwungen,<br />

in die Peripherien<br />

<strong>der</strong> Städte abzuwan<strong>der</strong>n. Die<br />

herrschende Leitvorstellung<br />

von Entwicklung basiert auf<br />

großflächigen Län<strong>der</strong>eien, auf<br />

Maschinen, auf chemischen<br />

Zusätzen und auf genetisch<br />

verän<strong>der</strong>tem Samengut. Solche<br />

Entwicklung produziert<br />

für den Großmarkt und den<br />

Außenmarkt. Die Geste von<br />

Frei Cappio war ein Versuch,<br />

gegen dieses sich ständig weiter<br />

ausbreitende Modell von<br />

Latifundien, von Monokultur,<br />

Export, Industrialisierung des<br />

Elends (“Industrie <strong>der</strong> Trokkengebiete”),<br />

von privilegiertem<br />

Luxus und sozioökologischer<br />

Zerstörung Wi<strong>der</strong>stand<br />

zu mobilisieren. Frei<br />

Cappio und das Volk <strong>der</strong> Region<br />

stehen für ein nachhaltiges<br />

Zusammenleben mit dem Gebiet<br />

des halbtrockenen Klimas<br />

(Auffangen des Regenwassers<br />

in Zisternen und unterirdische<br />

Wasserreservoire). Versuche<br />

für dieses Modell sind von <strong>der</strong><br />

Landpastoral (CPT) und <strong>der</strong><br />

Landlosenbewegung (MST)<br />

gemacht worden. Diese setzen sich ein<br />

für landwirtschaftliche Vielfalt, Familienwirtschaft,<br />

Agrarreform, Wie<strong>der</strong>erlangung<br />

des Gleichgewichts zwischen Land<br />

und Stadt, Stärkung <strong>der</strong> lokalen und regionalen<br />

Märkte und für Nahrungsmittelautonomie.<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Kirche<br />

Die Kirche hat von Jesus von Nazaret<br />

gelernt, mit den Kleinen und Leidenden<br />

mitzuleiden. Sie kennt die Armen und<br />

die An<strong>der</strong>en; sie respektiert ihre theologische<br />

Autorität: „Die Kirche … ist das<br />

Zuhause für die Armen Gottes”, sagten<br />

die Bischöfe in Aparecida (DA 8, 524).<br />

Das Mitleiden mit den Armen gehört<br />

zum Selbstverständnis <strong>der</strong> Kirche, bestimmt<br />

ihre Vorstellungswelt und ihre<br />

Symbolik. Sie baut nicht an einem Paradies<br />

auf Erden, aber wie Jesus setzt sie<br />

konkrete Zeichen für Offenheit, Gerechtigkeit<br />

und Verän<strong>der</strong>ung. Sie ersetzt den<br />

Kampf für eine bessere Welt nicht durch<br />

einen “himmlischen Warenkorb mit<br />

Grundnahrungsmitteln”, so dass die eigene<br />

Anstrengung von Denken und<br />

Handeln überflüssig würde. Indem sie<br />

uns Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Hoffnung unterbreitet<br />

(„Auferstehung”), greift sie unsere Freiheit<br />

auf, entschlüsselt uns aber nicht alle<br />

Rätsel <strong>der</strong> menschlichen Existenz. Die<br />

Teufel sind immer noch los. Und wir haben<br />

keine an<strong>der</strong>en Sicherheiten als die<br />

Wahrscheinlichkeiten unseres Glaubens.<br />

Wer einen Hungerstreik, ein Mittel<br />

des gewaltlosen Kampfes, beginnt, weiß<br />

nicht, wie er enden wird. Das Ziel ist<br />

nicht, den Kampf “zu gewinnen”. Wer<br />

gewinnt, das sind die an<strong>der</strong>en. Das Ziel<br />

ist, ein Anliegen voranzubringen. Indem<br />

Frei Cappio seine fast unsichtbare Gestalt<br />

sichtbar macht, bringt er das Anliegen<br />

<strong>der</strong> Anrainer, <strong>der</strong> indigenen Bevölkerung<br />

und <strong>der</strong> Quilombo-Bewohner<br />

am Fluss São Francisco voran. Indem er<br />

auf symbolische Weise ihr genügsames<br />

Leben teilte und für das Wasser <strong>der</strong><br />

Durstleidenden kämpfte, wurde Luís<br />

Paulo Suess – Warum bist Du denn gekommen, uns zu stören?<br />

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