09.03.2013 Aufrufe

Briefe aus Amerika (1865 - 1906) - Amerikanetz

Briefe aus Amerika (1865 - 1906) - Amerikanetz

Briefe aus Amerika (1865 - 1906) - Amerikanetz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

In einem zweiten Versuch einige Jahre später machten sich die vier oben genannten Kinder<br />

dieser Familie nach <strong>Amerika</strong> auf in Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Motiv, nämlich<br />

die militärische Wehrpflicht für die Jungen zu vermeiden.<br />

Nichts ist über den europäischen Hintergrund der Familie Hemesath bekannt. Eine sprachlose,<br />

irgendwie verschlossene Haltung, wie sie für viele Emigranten charakteristisch ist, tauchte die<br />

Stellung der Familie in ein äußerstes Nichts. Diese Einstellung ist Fluchthaltung (Escapismus)<br />

genannt worden. Sich von der Heimat und den Lieben loszureißen, brachte Kummer und<br />

Sorgen. Der Leidende konnte diesen gefühlsmäßigen Umbruch am besten bewältigen durch<br />

eiserne Willenskraft und stoische Ruhe. Mit der Zeit ließen neue Abenteuer verbunden mit<br />

Bedrängnissen und Problemen das Heimweh und die Sehnsucht in den Hintergrund treten. So<br />

verloren die genauen Erinnerungen an die Lieben, die man zurückgelassen hatte, ihre Wirkung<br />

ebenso wie die Familientraditionen, und die Nachkommen wurden eines Erbes beraubt,<br />

das sie sich sehr wünschen.<br />

Als die vier Emigranten New York erreichten, ließen sie sich sofort im Einwanderungsbüro<br />

der Vereinigten Staaten registrieren. Ihre Namen erscheinen als Henry, William, Elizabeth<br />

und Frank Hemsath <strong>aus</strong> Asenbrud, Deutschland. Zu den Gründen, nach <strong>Amerika</strong> überzusiedeln,<br />

gehörte auch, daß sie einen Platz zum Leben finden wollen und Mittel, um ihren Lebensunterhalt<br />

zu erwerben.<br />

Ermutigt und angewiesen durch die städtischen Beamten wurden alle vier Deutschen möglicherweise<br />

von der Procter und Gamble Manufacturing Company angestellt, die ihren Sitz in<br />

Cincinnati, Ohio, hatte.<br />

In gleicher Weise unterstützt wurde Catherine Freulingh<strong>aus</strong>, die 1849 <strong>aus</strong> der kleinen Stadt<br />

Glenna bei Hannover, Deutschland, nach <strong>Amerika</strong> gekommen war. Wie sie im Alter von 18<br />

Jahren <strong>aus</strong>wandern konnte, ohne Bekannte oder Verwandte in <strong>Amerika</strong> zu haben, bleibt ein<br />

Geheimnis. Dieses Geheimnis hat Catherine ihr Leben lang gehütet und schließlich mit ins<br />

Grab genommen.<br />

Catherine erfuhr von verschiedenen Arbeitsmöglichkeiten in Cincinnati, Ohio. Sie übernahm<br />

dort eine Stellung als Dienstmädchen in einem Hotel für 50 Ct. pro Tag. Während der fünf<br />

Jahre in dieser Stellung lehrte eine Art Oberaufseherin Catherine die Grundzüge des Sprechens<br />

und Schreibens in der englischen Sprache. Später, nachdem Catherine entdeckt hatte,<br />

daß die Arbeit in der Fabrik besser bezahlt wurde, bewarb sie sich bei der Proctor und Gamble<br />

Manufactoring Company, wo ihr Arbeit am Fließband zugewiesen wurde. Während dieser<br />

Zeit traf sie Henry Hemesath, der als Kutscher bei derselben Gesellschaft angestellt war.<br />

Henry Hemesath und Catherine Freulingh<strong>aus</strong> heirateten 1857. Sie fuhren fort, in der Fabrik zu<br />

arbeiten bis 1858, als ihr Sohn Henry John geboren wurde. Eine Tochter Elizabeth wurde<br />

1860 geboren, und 1862 kamen Zwillingssöhne an. Einer der beiden starb bei der Geburt, der<br />

überlebende wurde John Joseph genannt.<br />

Die Landagentur der Bundesstaaten veröffentlichte Artikel in den Zeitungen des Landes, in<br />

denen Wege und Mittel beschrieben wurden, freies oder billiges Land im Mittleren Westen zu<br />

erwerben. Emigranten, die in den Städten lebten, wurden ermutigt, das Angebot der Regierung<br />

zu nutzen mit dem Versprechen nachfolgender finanzieller Hilfe.<br />

Henry und Catherine Hemesath interessierten sich dafür. Sie hatten bereits Sorgen wegen<br />

ihrer wachsenden Familie, wegen des Lebens in einer Drei-Raum-Bude und wegen der Notwendigkeit,<br />

mehr Geld zu verdienen als den kärglichen Lohn nur eines Broterwerbers.<br />

William und Elizabeth ( Henrys Bruder und Schwester) wurden durch das Angebot von<br />

Farmland ebenso neugierig gemacht. In den 1860er Jahren zogen alle außer Frank <strong>aus</strong>, um<br />

sich denen anzuschließen, die im Mittleren Westen ihre Heimstätten gründen wollten. Frank<br />

blieb zurück, weil er kein Interesse an Farmarbeit hatte und seine Arbeitsstelle bei Procter und<br />

Gamble nicht aufgeben wollte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!