bnn-nachrichtennaturkosthandel - Bundesverband Naturkost ...
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Dezember 2006<br />
BNN-NACHRICHTEN NATURKOSTHANDEL<br />
Protest gegen Verwässerung<br />
des Gentechnik-Gesetzes<br />
13.000 Luftballons am<br />
Himmel über Berlin<br />
Mitgliedschaftskriterien<br />
des Verbandes in der Diskussion<br />
Wer wird Mitglied?<br />
Bewertungskriterien der Zeitschrift<br />
Öko-Test in der Kritik<br />
Öko und fair?
IMPRESSUM<br />
BNN-Nachrichten<br />
Mitglieder-Zeitschrift für die<br />
<strong>Naturkost</strong>- und Naturwarenfachbranche<br />
erscheint vierteljährlich<br />
Auflage: 4.300<br />
Herausgeber:<br />
BNN Herstellung und Handel e.V.<br />
Albrechtstraße 22<br />
10117 Berlin<br />
E-Mail: kontakt@n-<strong>bnn</strong>.de<br />
Tel.: 030 / 847 12 24 44<br />
Fax: 030 / 847 12 24 40<br />
Internet: www.n-<strong>bnn</strong>.de<br />
Vorstand:<br />
Hermann Heldberg, <strong>Naturkost</strong> Elkershausen GmbH<br />
Volker Krause, Bohlsener Mühle e.K.<br />
Andreas Ritter-Ratjen, C.F. Grell GmbH &. Co.KG<br />
Meinrad Schmitt, Terra <strong>Naturkost</strong> Handels KG<br />
Ulrich Walter, Ulrich Walter GmbH<br />
V.i.S.d.P.: Elke Röder<br />
Redaktion: Marion Schlage (Schlage@n-<strong>bnn</strong>.de), Katja Niedzwezky<br />
Autoren und Autorinnen dieser Ausgabe: Hans-Josef Brzukalla, Annette Mörler,<br />
Katja Niedzwezky, Elke Röder, Marion Schlage, Cornelia Schönbrodt<br />
Gestaltung: Jutta Henderkes, HAUSMARKE<br />
Anzeigen- und Bildnachweis:<br />
Titel: © Campact e.V.<br />
Seite 02: © BNN Herstellung und Handel<br />
Seite 03: © BNN Herstellung und Handel<br />
Seite 05: Bild oben: © BNN Herstellung und Handel,<br />
Bild unten: © NaturataSpielberger AG<br />
Seite 06: © BNN Herstellung und Handel, Fotos: Annette Mörler<br />
Seite 07: © BNN Herstellung und Handel, Fotos: Annette Mörler;<br />
Anzeige Nürnberg Messe<br />
Seite 08: © Bodan GmbH, © <strong>Naturkost</strong> Elkershausen GmbH<br />
Seite 09: © Rinklin <strong>Naturkost</strong>, © U.Walter/Lebensbaum GmbH<br />
Seite 10 – 12: © aid infodienst<br />
Seite 13: © BLE, Bonn/Foto: Dominic Menzler<br />
Seite 14: © BLE, Bonn/Foto: Thomas Stephan<br />
Seite 17: © BNN Herstellung und Handel<br />
Seite 21: © Campact e.V.<br />
Rückseite: © BLE, Bonn / Foto: Thomas Stephan
INHALTSVERZEICHNIS<br />
VERBAND<br />
Verband intern: Verstärkung im Team des BNN Herstellung und Handel . . . . . . . . .02<br />
www.<strong>bnn</strong>-intern.de: Online-Serviceleistungen werden ausgebaut . . . . . . . . . . . . . .02<br />
Diskussion um Mitgliedschaftskriterien: Wer wird Mitglied? . . . . . . . . . . . . . . . . . .03<br />
BioFach 2007: Die Branche trifft sich – beim Come together! . . . . . . . . . . . . . . . .05<br />
75 Jahre Spielberger Mühle: Markenkompetenz und Fachhandelspartnerschaft:<br />
Ein erfolgreiches Modell für die Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .05<br />
Gelungener Auftakt: Die Eröffnung der<br />
neuen BNN-Geschäftsstelle in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .06<br />
Aus den Mitgliedsunternehmen: Neues in Kürze... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .08<br />
QUALITÄT<br />
Kummer mit Cumarin: Maßvoller Genuss von<br />
zimthaltigen Lebensmitteln bleibt unbedenklich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10<br />
Auf Spurensuche: Ein Jahr nach Änderung<br />
der Allergenkennzeichnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
EU-Kommission legt neuen Pestizidreport vor:<br />
Jede zwölfte EU-Probe über den Grenzwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />
Qualitätssicherung in der <strong>Naturkost</strong>branche:<br />
Der BNN-Orientierungswert ist kein Grenzwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
Öko und fair? Bewertungskriterien der<br />
Zeitschrift Öko-Test in der Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
MARKT<br />
Umsatzentwicklung Januar bis September 2006:<br />
BNN-<strong>Naturkost</strong>großhandel verzeichnet weiterhin<br />
zweistellige Zuwächse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />
AUS ALLER WELT<br />
Jeder Verursacher muss für Schäden haften: 13.000 Luftballons<br />
gegen Verwässerung des Gentechnik-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20
VERBAND<br />
Neu im BNN-Team ist Cornelia Schönbrodt<br />
(Foto oben), die sich seit dem 1.<br />
November 2006 um die Koordination der<br />
Qualitätsarbeit (Trockensortiment) des<br />
BNN Herstellung und Handel kümmert.<br />
Ab sofort ist sie die Ansprechpartnerin<br />
für Qualitäts- und Rechtsfragen der Mitgliedsunternehmen<br />
des Verbandes und<br />
sie bearbeitet aktuelle Qualitätsthemen,<br />
wie in dieser Ausgabe der BNN Nachrichten<br />
schon zu lesen ist (Artikel zur Allergenkennzeichnung<br />
auf S. 12–14).<br />
Cornelia Schönbrodt hat an der Fachhochschule<br />
Münster Oecotrophologie<br />
studiert und im Sommer 2006 ihre Diplomarbeit<br />
bei der Davert GmbH im Bereich<br />
Lebensmittelrecht und Produktmanagement<br />
geschrieben. Sie kennt die<br />
Verbandsarbeit bereits aus ihrem fünfmonatigen<br />
Praktikum beim BNN Herstellung<br />
und Handel e.V. im vergangenen<br />
Jahr, bei dem sie das Qualitätsreferat sowie<br />
die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
www.<strong>bnn</strong>-intern.de<br />
Online-Serviceleistungen werden ausgebaut<br />
Auf drei Internetseiten - www.n-<strong>bnn</strong>.de,<br />
www.<strong>bnn</strong>-monitoring.de und www.<strong>bnn</strong>schaedlingsmanagement.de<br />
- stellt der<br />
BNN Herstellung und Handel seinen Mitgliedern<br />
und der Öffentlichkeit ein breit<br />
gefächertes Informationsangebot zur<br />
Verfügung. Seit Beginn des Jahres wird<br />
dieses Angebot durch den Online-Service<br />
www.<strong>bnn</strong>-intern.de ergänzt, der ausschließlich<br />
den Mitgliedsunternehmen<br />
des Verbandes vorbehalten ist. Auf dieser<br />
internen Homepage des BNN Herstellung<br />
und Handel sind künftig Service-Angebote<br />
des Verbandes zugänglich, die regelmäßig<br />
aktualisiert werden und jederzeit<br />
für alle Mitgliedsunternehmen abrufbar<br />
sind. Neben den monatlichen (und quartalsweise<br />
erfassten) Umsatzauswertungen<br />
ist unter www.<strong>bnn</strong>-intern.de ab sofort<br />
auch die jeweils aktuelle Version der<br />
Lieferantenkürzelliste ein- sehbar. Mit dieser<br />
Neuerung verkürzen und vereinfachen<br />
wir bisherige Arbeitsab- läufe für die Nutzer<br />
und für die Pflege der Liste durch den<br />
Verband.<br />
Verband intern<br />
Verstärkung im Team des<br />
BNN Herstellung und Handel<br />
Überarbeitete<br />
Lieferantenkürzelliste online<br />
Die im Sommer überarbeitete dreistellige<br />
BNN-Lieferantenkürzelliste ist ab sofort<br />
für alle Mitglieder im Passwort-geschützten<br />
Bereich unter www.<strong>bnn</strong>-intern.de<br />
im Internet zugänglich. In Abstimmung<br />
mit den BNN-Großhandelsunternehmen<br />
ist die Kürzelliste in einem umfangreichen<br />
Datenabgleich korrigiert und durch<br />
einige neue Unternehmenskürzel ergänzt<br />
worden. Der knapp 600 Kürzel umfassende<br />
Datenbestand liegt als Exceltabelle<br />
vor, in der ab sofort auch neue Kürzeländerungen<br />
jeweils mit Datum aufgeführt<br />
werden. Über diesen Datumseintrag<br />
können Nutzer die aktuellen Änderungen<br />
schnell finden und in ihren Datenbestand<br />
übernehmen. In der Online-<br />
Version wird künftig auch vermerkt sein,<br />
welche Kürzel oder Unternehmen aus der<br />
Liste gelöscht worden sind.<br />
tatkräftig unterstützt hat. Cornelia Schönbrodt<br />
hat während ihres Studiums auch<br />
im Münsteraner <strong>Naturkost</strong>-Einzelhandel<br />
Erfahrungen gesammelt.<br />
Ebenfalls seit dem 1. November unterstützt<br />
Florentine Henning (Foto unten) für<br />
die kommenden 13 Monate die Monitoring-Koordinatorin<br />
Kirsten Arp. Die frisch<br />
diplomierte Ingenieurin für Landschaftsnutzung<br />
und Naturschutz (Fachhochschule<br />
Eberswalde) verstärkt als erste<br />
Trainee das Team des BNN. Am Traineeprogramm<br />
im Rahmen des Bundesprogramms<br />
Ökologischer Landbau nehmen<br />
15 Nachwuchskräfte teil. Das Ausbildungsprogramm<br />
besteht aus zwölf Monaten<br />
»Training on the job« und vier einwöchigen<br />
fachübergreifenden Schulungen<br />
und bietet daher gute berufliche Einstiegsmöglichkeiten<br />
in die ökologische<br />
Lebensmittelwirtschaft.<br />
Die Vergabepraxis der Kürzel ändert sich<br />
nicht. Wie bislang werden die von den<br />
Großhändlern an den BNN Herstellung<br />
und Handel gemeldeten neuen überregionalen<br />
Lieferanten in die aktuelle Liste<br />
mit neuem Kürzel eingepflegt. Der aktualisierte<br />
Datensatz wird anschließend<br />
online gestellt und ist damit sofort für jedes<br />
BNN-Großhandelsunternehmen nutzbar.<br />
Regionale Lieferanten, die nur einen<br />
Großhandel beliefern, werden in die Liste<br />
nicht eingepflegt.<br />
Neben den Umsatzauswertungen und<br />
der Lieferantenkürzelliste wird künftig<br />
ebenfalls die aktuelle Version der IK-Liste<br />
– auch in einer druckfähigen Version –<br />
auf www.<strong>bnn</strong>-intern.de abrufbar sein.<br />
Weitere Online-Serviceleistungen sind in<br />
Vorbereitung.<br />
Marion Schlage<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 02
Diskussion um Mitgliedschaftskriterien<br />
Wer wird Mitglied?<br />
Bio ist angesagt und auf Expansionskurs.<br />
Der Markt für Bio-Lebensmittel<br />
verändert sich mit rasender Geschwindigkeit<br />
und dies sowohl innerhalb<br />
der <strong>Naturkost</strong>branche als<br />
auch im übrigen Lebensmittel. In dieser<br />
Situation eröffnet der BNN Herstellung<br />
und Handel die Diskussion<br />
über seine Mitgliedschaftskriterien<br />
und diskutiert die Fachhandelsdefinition.<br />
Als ob ein Schleier gelüftet<br />
würde, schaut die Branche sich auf<br />
dem Markt der Möglichkeiten um<br />
und erschrickt über dessen fließende<br />
Grenzen. Woran halten, wenn<br />
alles fließt? Mit welcher Strategie<br />
sich behaupten?<br />
Die Situationsbeschreibung und die<br />
Strategiebestimmung wird letztlich<br />
03 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
jedes Unternehmen selbständig treffen.<br />
Es handelt sich dabei um eine unternehmerische<br />
Entscheidung, die die spezifische<br />
Situation und die erwarteten Perspektiven<br />
einbezieht, Risiken und Chancen<br />
abwägt, das Selbstverständnis berührt<br />
und letztlich die Zusammenschau<br />
aller Fakten und die Intuition der Entscheidungsträger<br />
fordert.<br />
Es gibt Stimmen, die sich für eine Distributionspolitik,<br />
die klare Abgrenzungen<br />
vornimmt, aussprechen, und es gibt die<br />
andere Meinung, die für eine Distributionspolitik<br />
mit weniger starken Abgrenzungen<br />
argumentiert. Während die ersten<br />
den »unique selling point« des<br />
<strong>Naturkost</strong>fachhandels durch Exklusivmarken<br />
erhalten und ausbauen wollen,<br />
schlagen andere vor, die Kostendegres-<br />
Auszüge aus der Satzung des BNN Herstellung und Handel:<br />
§ 2 Ziele und Aufgaben des Vereins sind:<br />
sion zu nutzen und dem <strong>Naturkost</strong>fachhandel<br />
so auch langfristig wettbewerbsfähige<br />
Preise zu sichern.<br />
Aus der Geschichte der <strong>Naturkost</strong>branche<br />
kennt man diese Zeitfenster, in denen<br />
alles möglich war. In der kurzen Zeit<br />
bis zum Schließen dieses Zeitfensters<br />
wurden im Markt Positionen auf längere<br />
Sicht festgelegt.<br />
In dieser Situation also überarbeitet der<br />
BNN Herstellung und Handel seine Mitgliedschaftskriterien.<br />
Die Satzung des<br />
Verbandes bleibt dabei unverändert,<br />
denn sie lässt dem Vorstand viel Spielraum<br />
bei der Entscheidung, wer in den<br />
Verband aufgenommen werden soll.<br />
• Die Vertretung der Branche und der Mitgliedsfirmen im Besonderen gegenüber Gesetzgeber und Politik,<br />
• die gezielte Öffentlichkeitsarbeit, die breite Bevölkerungsschichten auf die Attraktivität von <strong>Naturkost</strong>, Naturkosmetik<br />
und Naturwaren und auf den entsprechenden Fachhandel hinweist,<br />
• die Förderung mittelständischer Produktions-, Verarbeitungs- und Handelsstrukturen in der <strong>Naturkost</strong>branche,<br />
• die Entwicklung und Sicherung der Warenqualität aller Produkte aus kontrolliert biologischer Erzeugung,<br />
• die Unterstützung eines konstruktiven und fairen Miteinanders aller Branchenteilnehmer.<br />
§ 3.1.a. Ordentliches Mitglied werden und bleiben kann das Unternehmen<br />
(juristische und natürliche Personen), das:<br />
• schwerpunktmäßig Produkte aus kontrolliert biologischer Erzeugung herstellt und /oder handelt und<br />
dessen Sortiments- und Kundenstruktur den Vereinszielen entspricht,<br />
[….]<br />
c. In Zweifelsfällen entscheidet der Vorstand.<br />
Seit vielen Jahren wurde von den Mitgliedern,<br />
ohne Ansehen ihrer Stellung in der<br />
Handelskette, gefordert, dass sie mindestens<br />
51 Prozent des Warenwertes an den<br />
<strong>Naturkost</strong>fachhandel liefern und dass der<br />
Umsatz mit Öko-Lebensmitteln mindestens<br />
75 Prozent beträgt. Für alle Unternehmen,<br />
egal ob sie Importeur, Hersteller<br />
oder Großhändler waren, galten bei der<br />
Aufnahme diese beiden Kriterien, die im<br />
Mitgliedschaftsvertrag aufgeführt sind.<br />
Mitgliederversammlung des<br />
BNN Herstellung und Handel<br />
im Mai 2006 in Hamburg<br />
Fortsetzung nächste Seite >
Diese Aufnahmekriterien sollen nun verändert werden.<br />
Für Importeure, Hersteller und Großhändler sollen künftig folgende Regelungen gelten:<br />
1. Importeure:<br />
Importeure können Mitglied werden, wenn sie 95 Prozent ihres Umsatzes mit Ökoprodukten erzielen.<br />
2. Hersteller:<br />
Verarbeitende Unternehmen und Inverkehrbringer charakterisieren sich entweder über die Führung einer oder<br />
mehrerer Marken (Markenhersteller) oder aber ihr Schwerpunkt liegt in der Produktion von Private Labels für<br />
Markeninhaber und/oder in der Durchführung einfacher Schritte zur Rohstoffverarbeitung (ohne eigene Marke).<br />
• Markenhersteller können Mitglied werden, sofern sie mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes mit Ökoprodukten<br />
erzielen und eine Marke exklusiv für den Fachhandel bereitstellen. Dabei wird die Listungsbereitschaft des<br />
Fachhandels vorausgesetzt.<br />
• Private-Label-Hersteller und Rohstoffverarbeiter können Mitglied werden, wenn sie mehr als 50 Prozent<br />
ihres Umsatzes mit Ökoprodukten erzielen.<br />
3. Großhändler:<br />
Großhändler können Mitglied werden, wenn mindestens 50 Prozent des Umsatzes im <strong>Naturkost</strong>handel erzielt<br />
werden und wenn der Bioanteil im Lebensmittelsortiment mindestens 95 Prozent beträgt (nicht gerechnet werden<br />
die nicht biofähigen Lebensmittel wie Wasser und Salz).<br />
Die Bio-Orientierung<br />
wird gestärkt<br />
Für Unternehmen des Import- und des<br />
Großhandels werden die Sortimentsanforderungen<br />
also erheblich höher. Statt<br />
75 Prozent des Umsatzes müssen nun<br />
95 Prozent des Umsatzes mit Bio-Produkten<br />
erreicht werden. Für verarbeitende<br />
Unternehmen sinkt diese Anforderung<br />
hingegen auf 50 Prozent. Dies<br />
geschieht mit dem Ziel, Unternehmen<br />
mit Parallelproduktion, aber eindeutiger<br />
Bio-Ausrichtung, eine Mitgliedschaft zu<br />
ermöglichen. Gleichzeitig sollen Markenhersteller<br />
eine Marke exklusiv für<br />
den Fachhandel bereitstellen. Dieser<br />
Schritt geschieht mit dem Ziel, die mittelständische<br />
Orientierung auch künftig<br />
zu betonen.<br />
Erste Schritte in Richtung eines<br />
Codes of Conduct?<br />
Die Mitgliedschaftskriterien werden ergänzt<br />
durch eine Leitlinie, in der die unternehmerische<br />
Freiheit gleichgewichtig<br />
neben der Verantwortung eines Verbandsmitglieds<br />
für die Verbandsziele<br />
steht. In der Leitlinie wird die Erwartung<br />
formuliert, dass einer Belieferung außerhalb<br />
der <strong>Naturkost</strong>branche eine Einzelfallprüfung<br />
vorausgeht und dass ungünstige<br />
Wettbewerbssituationen mit<br />
dem <strong>Naturkost</strong>fachhandel zu minimieren<br />
sind. Grundsätzlich wird vereinbart,<br />
dass Hersteller- und Handelsmarken<br />
ihre Marke für den <strong>Naturkost</strong>fachhandel<br />
reservieren können.<br />
In der Leitlinie gibt es neben einer Beschreibung<br />
des <strong>Naturkost</strong>fachhandels<br />
auch die Beschreibung einer Einkaufsstätte<br />
des allgemeinen Fachhandels.<br />
Demnach ist ein <strong>Naturkost</strong>fachhandel<br />
gekennzeichnet durch ein Bio-Vollsortiment,<br />
durch Fachberatung, durch den<br />
Kauf bei Lieferanten, die den BNN-Orientierungswert<br />
zur Qualitätssicherung<br />
nutzen oder am Obst- und Gemüse-<br />
Monitoring teilnehmen sowie durch ein<br />
Naturkosmetiksortiment und der Teilnahme<br />
an künftigen profilierenden Maßnahmen<br />
wie beispielsweise der Aromenempfehlung<br />
des BNN Herstellung und<br />
Handel.<br />
An die Einkaufsstätten des allgemeinen<br />
Fachhandels (Reformhäuser, Käse-, Weinoder<br />
Obst- und Gemüsegeschäfte sowie<br />
selbständige Lebensmitteleinzelhändler)<br />
wird die Erwartung gerichtet, das Bio-<br />
Sortiment deutlich abgegrenzt zu präsentieren,<br />
eine umfassende Markenpflege zu<br />
betreiben sowie Verkaufspersonal mit<br />
Fachwissen einzusetzen.<br />
Die Änderungen der Aufnahme- bzw.<br />
Mitgliedschaftskriterien stärken also die<br />
Bio-Orientierung der Unternehmen und<br />
des BNN Herstellung und Handel. Hinsichtlich<br />
der Distributionspolitik fordern<br />
sie von den Mitgliedern eine weniger starke<br />
Abgrenzung als in der Vergangenheit.<br />
Die Leitlinie betont die unternehmerische<br />
Freiheit der Mitglieder und ihre Verantwortung<br />
für die Verbandsziele. Die Leitlinie<br />
ist damit das erste Modul eines Verhaltenskodexes<br />
(Code of Conduct). Die<br />
Ernsthaftigkeit, mit der diese Leitlinie umgesetzt<br />
wird, dürfte die künftige Wahrnehmung<br />
und Unverwechselbarkeit der<br />
Branche nachhaltig beeinflussen.<br />
Elke Röder<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 04
BioFach 2007<br />
Die Branche trifft sich – beim Come together!<br />
Das »Come together« des BNN Herstellung<br />
und Handel e.V. hat sich<br />
längst zur festen Größe auf der Bio-<br />
Fach entwickelt. Zum siebten Mal<br />
haben geladene Gäste wieder Gelegenheit,<br />
nach Messeschluss in angenehmer<br />
Atmosphäre Handelspartner,<br />
Weggefährten und Branchenprofis<br />
zu treffen.<br />
Donnerstag, 15. Februar 2007, 18 bis<br />
22 Uhr, Saal Sydney im CCN Ost, Ebene 1<br />
Die Einladungen für das »Come together«<br />
werden in der ersten Januarwoche ver-<br />
05 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
schickt. Anmeldungen werden erbeten<br />
bis zum 25. Januar.<br />
BioFach Kongress<br />
Der BNN Herstellung und Handel ist mit<br />
zwei Veranstaltungen im BioFach-Kongressprogramm<br />
präsent:<br />
Bio schmeckt anders – schmeckt<br />
Bio auch besser? Warum Bio nicht<br />
gleich jedem schmeckt – und was die<br />
Sensorik für die Biobranche leisten kann.<br />
Expertenrunde, unter anderem mit: Rudolf<br />
Hepp, Geschäftsführer des Testzentrums<br />
Lebensmittel der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft<br />
e.V., Kirsten<br />
Buchecker, Leiterin des Sensorik-Labors<br />
des Bremerhavener Instituts für Lebensmitteltechnologie,<br />
Kirsten Arp, Koordinatorin<br />
des Monitorings für Obst und<br />
Gemüse beim BNN Herstellung und Handel.<br />
Donnerstag, 15. Februar, 16 bis 17.30<br />
Uhr, CCN Ost, Ebene 2, Raum St. Petersburg.<br />
Alles Bio – alles rückstandsfrei? –<br />
Vorstellung aktueller Ergebnisse des Monitorings<br />
für Obst und Gemüse im Natur-<br />
75 Jahre Spielberger Mühle<br />
Markenkompetenz und Fachhandelspartnerschaft:<br />
Ein erfolgreiches Modell für die Zukunft<br />
Zwei Tage lang feierten die 72 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der<br />
NaturataSpielberger AG zusammen<br />
mit Kunden, Lieferanten und sonstigen<br />
Geschäftspartnern in der Spielberger<br />
Mühle.<br />
Anlass für das große Fest am 30. September<br />
und 1. Oktober im schwäbischen<br />
Brackenheim war das 75-jährige Unternehmens-Jubiläum<br />
der Spielberger Mühle,<br />
die heute bereits in der dritten Generation<br />
von der Familie Spielberger geleitet wird.<br />
Hans Spielberger, der Sohn der Unternehmensgründer<br />
Hermine und Fritz Spielberger,<br />
gehört zu den maßgeblichen Pionieren<br />
der Biobranche. Heute leitet sein Sohn<br />
Volkmar Spielberger das Unternehmen.<br />
Seit 1983 werden in der Mühle ausschließ-<br />
kosthandel. Folienvortrag von Kirsten<br />
Arp, Koordinatorin des Monitorings beim<br />
BNN Herstellung und Handel. Samstag,<br />
17. Februar, 15 bis 16 Uhr, CCN Ost,<br />
Ebene 2, Raum Kiew.<br />
Bei der Podiumsdiskussion »Was zeichnet<br />
die Bio-Elite der Zukunft aus?«<br />
wird Elke Röder, Geschäftsführerin des<br />
BNN Herstellung und Handel, als Diskussionspartnerin<br />
vertreten sein. Weitere<br />
Teilnehmer: Jan Plagge (Bioland Beratung);<br />
Peter Grosch (BCS Öko-Garantie);<br />
Dr. Franz Ehrnsperger (Neumarkter<br />
Lammsbräu); Siegfried Stocker (Ludwig<br />
Stocker Hofpfisterei). Samstag, 17. Februar,<br />
10 bis 11.30 Uhr, CCN Ost,<br />
Ebene 2, Raum Istanbul.<br />
Zum zweiten Mal verleiht das Presse-<br />
Forum BioBranche, in dem auch die<br />
Pressesprecherin des BNN Herstellung<br />
und Handel mitarbeitet, den Journalistenpreis<br />
Bio. Die Auszeichnungen<br />
werden vergeben am Samstag, den<br />
17. Februar, 13 bis 14 Uhr, im CCN Ost,<br />
Ebene 2, Raum Stockholm.<br />
Die Belegschaft der Spielberger Mühle feiert das 75-jährige Firmenjubiläum
lich Demeter-Produkte und Rohstoffe<br />
aus kontrolliert biologischem Anbau verarbeitet.<br />
Das Spielberger-Sortiment umfasst<br />
Brot- und Kuchenbackmischungen,<br />
Flocken, Getreide, Knäckebrot, Mahlerzeugnisse,<br />
Müsli, Nudeln, Reis, Saaten,<br />
Suppeneinlagen, Toastbrot, Tortenböden<br />
und Zwieback.<br />
»Fachmarken wie Naturata und Spielberger<br />
und der Fachhandel haben nach wie<br />
vor einen ganz entscheidenden Vorsprung<br />
im Wettbewerb, denn sie genießen das<br />
Vertrauen der Kunden, bieten höchste<br />
Qualität, Kundenorientierung und Beratungskompetenz«,<br />
unterstrich Elke Röder,<br />
Geschäftsführerin der BNN Herstellung<br />
und Handel, in ihrer Fest-Ansprache.<br />
Welche Kriterien die besondere Qualität<br />
der Produkte aus dem Hause Naturata-<br />
Spielberger ausmachen, davon konnten<br />
sich die Gäste am Jubiläumswochenende<br />
in einer kleinen Ausstellung von Partnerbetrieben<br />
selbst ein Bild machen. Die Unternehmensmitarbeiter<br />
gaben Einblick in<br />
die Herstellungsprozesse und nahmen sich<br />
viel Zeit für die Beantwortung der Fragen<br />
von Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern.<br />
Vertreten waren unter anderem die<br />
Grünsfelder Ölmühle, die Naturata Logistik<br />
eG sowie die Produzenten von Getreidekaffee,<br />
Schokolade, Gemüsebrühe,<br />
Nudeln und Asia-Saucen sowie die Verarbeiter<br />
der Trockenfrüchte. Außerdem<br />
gab es für Partnerläden eine Getreideschulung.<br />
Gelungener Auftakt<br />
Die Eröffnung der neuen BNN-Geschäftsstelle in Berlin<br />
Die feierliche Eröffnung der neuen<br />
Geschäftsstelle des BNN Herstellung<br />
und Handel am 4. September<br />
2006 war ein gelungener Auftakt<br />
für die Verbandstätigkeit in der<br />
Hauptstadt. Die frisch bezogenen<br />
Altbauräume waren gut gefüllt mit<br />
über 120 Gästen, darunter prominente<br />
Vertreter der <strong>Naturkost</strong>branche,<br />
von Verbänden und Institutionen<br />
aus den Bereichen Ernährung,<br />
Agrar und Umwelt sowie aus der<br />
Politik.<br />
BNN-Vorstandsmitglied Volker Krause<br />
(siehe Foto oben links), Geschäftsführer<br />
der Bohlsener Mühle, begrüßte die Geladenen<br />
und erinnerte daran, dass das<br />
erfreulich stabile Umsatzwachstum in<br />
der <strong>Naturkost</strong>branche auch einige Gefahren<br />
berge, insbesondere die Verlagerung<br />
des Ökolandbaus in andere<br />
Länder, den ruinösen Preiskampf durch<br />
den Bio-Einstieg der Discounter und die<br />
Neben der geistigen Nahrung sorgten Verkostungen<br />
für das leibliche Wohl. Besonders<br />
beliebt war der Schokobrunnen.<br />
Mehrmals täglich gab es Mühlenführungen<br />
und Führungen durch die Produktionsstätten.<br />
Ein Mühlenfest am Samstagabend und ein<br />
Jazz-Frühstück am folgenden Morgen<br />
rundeten das Jubiläumswochenende gelungen<br />
ab und boten den rund 250 Besuchern<br />
gute Unterhaltung und spannende<br />
Information.<br />
Annette Mörler<br />
Verbreitung der Agro-Gentechnik. Als<br />
zentrale Herausforderungen für die politische<br />
Arbeit des BNN Herstellung und<br />
Handel e.V. in den kommenden Jahren<br />
nannte Volker Krause daher die Novellierung<br />
der EU-Öko-Verordnung, das<br />
geplante neue deutsche Gentechnikgesetz<br />
und die Sicherung der hohen<br />
Qualität von Bioprodukten.<br />
In dem Grußwort des Regierenden Bürgermeisters<br />
von Berlin, Klaus Wowereit,<br />
das BNN-Geschäftsführerin Elke<br />
Röder verlas, heißt es: »Ich bin sicher,<br />
dass Sie den Umzug vom Rhein an die<br />
Spree nicht bereuen. Sie teilen den<br />
Standort Berlin mit vielen anderen Vereinen<br />
und Interessenverbänden, Sie<br />
sind in das Zentrum politischer Entscheidungen<br />
gezogen. Sie finden hier<br />
kurze Wege zu all jenen, die sich mit<br />
dem Lebensmittelhandel, mit <strong>Naturkost</strong><br />
und Naturwaren befassen.«<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 06
Viele Gäste, gute Stimmung und anregende Gespräche: Gelungener Empfang des BNN in Berlin<br />
Bei Bio-Fingerfood und Gitarrenmusik<br />
gab es anschließend viele Gelegenheiten<br />
zum Gespräch und zum Kennenlernen<br />
für die Gäste.<br />
Der erfolgreiche Empfang war eine schöne<br />
Belohnung für das Schwitzen beim<br />
Umzug vom Rhein an die Spree im Jahrhundertsommer.<br />
Das Geschäftsstellen-<br />
Team hat sich in der neuen Wirkungsstätte<br />
bereits bestens eingelebt.
Aus den Mitgliedsunternehmen<br />
Neues in Kürze...<br />
Bodan-Hausmesse gut besucht: – 500<br />
Gäste folgten der Einladung des Regionalgroßhändlers<br />
am 5. November an den<br />
Bodensee und sorgten für eine volle Messehalle,<br />
gute Stimmung und zufriedene<br />
Gesichter bei Ausstellern und Veranstaltern.<br />
Ein Rahmenprogramm mit Vorträgen<br />
und Exkursionen zum Neubau des<br />
Unternehmens ergänzte das Messegeschäft.<br />
Ein besonderer Service war die<br />
kostenlose Bio-Verpflegung für alle Teilnehmer.<br />
Die Bodan-Hausmesse bildete mit ihrem<br />
späten Termin auch in diesem Jahr wieder<br />
den Abschluss einer langen Messe-Tournee<br />
für viele Aussteller. Die Messehalle in<br />
Radolfzell bot Platz für 92 <strong>Naturkost</strong>- und<br />
Naturwarenlieferanten. Dennoch konnten<br />
nicht alle Interessenten teilnehmen,<br />
bedauerte Organisator Andreas Schur.<br />
Absagen wird es 2007 nicht mehr geben<br />
müssen, denn die Messehalle erhält durch<br />
einen Anbau 500 Quadratmeter mehr<br />
Ausstellungsfläche. Auch der neue Termin<br />
steht bereits fest: 4. November 2007.<br />
<strong>Naturkost</strong>großhändler Kornkraft Hosüne<br />
startete sein »Fit für Bio«-Weiterbildungsangebot<br />
im Herbst 2006 mit einem neuen<br />
Seminar für Bio-Einsteiger, der »Bio-<br />
Woche«. Dieses Seminarangebot ist speziell<br />
auf Neueinsteiger in die <strong>Naturkost</strong>branche<br />
(wie Auszubildende oder neue<br />
Mitarbeiter von <strong>Naturkost</strong>unternehmen)<br />
zugeschnitten, um diese in kurzer Zeit mit<br />
kompaktem Bio-Grundlagenwissen fit für<br />
ihren Einsatz im Unternehmen zu machen.<br />
Vom 16. bis 20. Oktober fand die erste<br />
»Bio-Woche« in Huntlosen statt. Die 17<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten<br />
einen Überblick über wichtige Themen<br />
der <strong>Naturkost</strong>branche, beispielsweise<br />
die Methoden des ökologischen<br />
Landbau, die Verarbeitung biologischer<br />
Lebensmittel, über Richtlinien und Kontrolle<br />
in Erzeugung und Verarbeitung,<br />
über Gentechnik und Fair Trade. Seminarleiter<br />
Leo Gärtner von der Bio-Akademie<br />
vermittelte den Branchenneulingen<br />
darüber hinaus, wie man erfolgreich Kundengespräche<br />
führt und die Vorteile von<br />
Bioprodukten kommuniziert. Mit Exkursionen<br />
in Erzeuger- und Verarbeiterbetriebe<br />
wurde die Theorie um anschauliche<br />
Praxisbeispiele ergänzt. Den Abschluss<br />
bildeten schriftliche Tests, die ein<br />
Feedback über das Gelernte gaben und<br />
das Wissen sichern halfen. Die nächste<br />
Bio-Woche wird vom 26. bis 30. März<br />
2007 auf dem Bauckhof in Amelinghausen<br />
stattfinden. Anmeldung unter:<br />
www.kornkraft.com.<br />
Das Seminarprogramm von Kornkraft<br />
sieht für das Frühjahr 2007 weitere Veranstaltungen<br />
zu folgenden Themen (Referent/in<br />
in Klammern) vor: Glutenfreie<br />
und milchfreie Ernährung (Claudia Colantoni),<br />
Controlling (Klaus Braun), Brot-<br />
Profil für den Laden (Anke Kähler), Naturkosmetik<br />
(Hedda Lösche), Käsehandling<br />
und Präsentation (Leo Gärtner),<br />
Durchblick im <strong>Naturkost</strong>handel (Leo Gärtner),<br />
Ätherische Öle - Frühjahrssortiment<br />
(Andreas Höpting), Warenkunde Öle (Judith<br />
Moog) sowie Herstellerbesuche bei<br />
Davert, Söbbeke und Pinkus. Termine und<br />
Anmeldung: Tel: 04487/921130 oder per<br />
E-Mail: fit-fuer-bio@kornkraft.com<br />
Wechsel in Geschäftsführung bei Ökoland<br />
GmbH Nord: Ab dem 1.1.2007<br />
treten die beiden Gesellschafter Torsten<br />
Hoffmann und Patrik Müller die Nachfolge<br />
von Joachim Grunwald in der Geschäftsführung<br />
der niedersächsischen Vertriebsgesellschaft<br />
für ökologische Lebensmittel<br />
an. Torsten Hoffmann wird<br />
den Bereich Einkauf, Patrik Müller den<br />
Vertrieb führen und beide zusammen die<br />
Gesamt-Organisation. Joachim Grunwald<br />
tritt zum 31.12.2006 als Geschäftsführer<br />
zurück.<br />
»Tag der offenen Tür« am 23. und 24.<br />
September 2006 bei <strong>Naturkost</strong> Elkershausen:<br />
Zum dritten Mal lud der regionale<br />
Großhandel seine Kunden und Lieferanten<br />
zum »Tag der offenen Tür« auf<br />
das Firmengelände ein. Bereits am Samstagnachmittag<br />
begann das Programm<br />
mit Vorträgen, Betriebsführungen und einem<br />
Fußballspiel der Elkershäuser »Bio-<br />
Kicker« gegen »Holland« (holländische<br />
Lieferanten). Alles bei strahlendem Sonnenschein<br />
- und die Fußballer von Elkershausen<br />
gewannen 9:1. Am Abend folgte<br />
eine Party mit Sektempfang und Bio-Dinner.<br />
Geschäftsführer Hermann Heldberg<br />
dankte den Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern<br />
für die gute Zusammenarbeit<br />
und das gemeinsame Engagement für die<br />
Stärkung des <strong>Naturkost</strong>fachhandels. Er<br />
betonte, dass der Fachhandel eine gute<br />
Chance habe, sich mit seinen Qualitäten<br />
im Bereich der Frische, der Premium-Produkte<br />
und mit kompetenter Beratung zu<br />
behaupten.<br />
Am Sonntag präsentierten sich 80 Aussteller<br />
mit ihren Produkten und Neuheiten<br />
in den umfunktionierten Lagerhallen<br />
des Großhandels. Hunderte von Kunden<br />
besuchten die Messe, um sich zu informieren<br />
und auszutauschen.<br />
Fuhrpark im Blick: Der regionale <strong>Naturkost</strong>großhandel<br />
Elkershausen wirbt ab<br />
Herbst 2006 auf einigen Fahrzeugen seiner<br />
LKW-Flotte für seine Lieferanten. Die<br />
ersten neuen LKW fahren für die nächsten<br />
Jahre Werbung im großen Stil für<br />
Ökoland und die Bohlsener Mühle (siehe<br />
Foto). Weitere Werbe-Flächen für Söbbeke<br />
und Voelkel sind in Arbeit. Die ersten<br />
Laster sind den niedersächsischen Herstellern<br />
vorbehalten, denn Niedersachsen<br />
ist das Hauptliefergebiet von <strong>Naturkost</strong><br />
Elkershausen.<br />
Die ÖMA Beer GmbH veranstaltete am<br />
27./28. Oktober 2006 in Wolfegg im Allgäu<br />
ein Diskussionsforum zu aktuellen<br />
Fragen der Bio-Milchvermarktung. Vertreter<br />
von mehr als 50 in- und ausländischen<br />
Molkereien, Hofkäsereien und mittelständischen<br />
Verarbeitungsunternehmen<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 08
trafen sich, um gemeinsam Zukunftsstrategien<br />
für eine nachhaltige Sicherung der<br />
ökologischen Milchwirtschaft zu erarbeiten.<br />
»Wir wollen und müssen den Fachhandelsmarkt<br />
gemeinsam aktiv gestalten,<br />
wenn wir die Bedürfnisse des Marktes treffen<br />
und unsere Marktführerschaft weiter<br />
ausbauen wollen«, betonte ÖMA-Geschäftsführer<br />
Michael Welte zu Beginn<br />
der Veranstaltung. Zentrale Themen der<br />
Diskussion waren die Milchpreisentwicklung,<br />
die Sicherung der gentechnikfreien<br />
Erzeugung und die Entwicklung eines<br />
modernen Qualitätsbegriffs vor dem Hintergrund<br />
veränderter Verbrauchererwartungen<br />
und steigender Anforderungen<br />
aus dem Handel.<br />
In Workshops – unter Mitwirkung externer<br />
Fachleute wie Prof. Dr. Halvor Jochimsen<br />
(Finanzexperte der Landwirtschaftskammer<br />
Schleswig-Holstein), Dr. Rainer<br />
Oppermann (Bundesforschungsanstalt für<br />
Landwirtschaft) und Christoph Spahn<br />
(bioVista) – wurden Lösungsansätze und<br />
Strategien erarbeitet, die im Anschluss<br />
des Treffens ausgebaut und umgesetzt<br />
werden sollen.<br />
Nach dem gut besuchten Auftakt plant<br />
die ÖMA eine Folgeveranstaltung im<br />
kommenden Jahr.<br />
Im Anschluss an die sehr gut besuchte Publikumsmesse,<br />
dem ersten Freiburger<br />
Bio-Marktplatz, am 13. November im<br />
Stadthotel Freiburg, fand das erste Freiburger<br />
Bio-Gastro-Forum statt. Die ehemalige<br />
Bundeslandwirtschaftsministerin<br />
Renate Künast, Fraktionsvorsitzende von<br />
Bündnis 90/Die Grünen beglückwünschte<br />
in ihrer Eröffnungsrede das Stadthotel<br />
zur erfolgreichen 100-prozentigen Umstellung<br />
auf Bio-Speisen und ermutigte<br />
die teilnehmenden 110 Hoteliers und Gastronomen<br />
mit einzelnen Bio-Angeboten<br />
09 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
den Einstieg in die Bio-Gastronomie zu<br />
beginnen. Im Rahmen der Fachtagung<br />
wurden die Produktionsweisen im Bio-<br />
Landbau, erfolgreiche gastronomische<br />
Praxisbeispiele, der Weg der Bio-Zertifizierung<br />
an Hand des Freiburger Stadthotel<br />
und Grundlagen der gesunden Ernährung<br />
dargestellt. Als kompetenter<br />
Partner der Hotellerie mit über 30-jähriger<br />
Erfahrung präsentierte der Bio-<br />
Großhandel Rinklin <strong>Naturkost</strong> die Leistungsfähigkeit<br />
des Bio-Marktes mit<br />
6000 vorrätigen Produkten. Auf dem Foto<br />
ganz rechts Wilhelm Rinklin (Rinklin<br />
<strong>Naturkost</strong>), links daneben Hotel-Küchenchef<br />
Christian Weber, Renate Künast u.<br />
Hotelier Christian Schmidt.<br />
Dank sehr guter Auftragslage und guter<br />
Geschäftsprognosen hat die Ulrich Walter<br />
GmbH/Lebensbaum aus Diepholz<br />
die Produktionskapazitäten im Bereich<br />
Teeabfüllung ausgebaut. Im Oktober<br />
2006 wurden zwei neue Teebeutelmaschinen<br />
in Betrieb genommen, die zusammen<br />
100.000 Teebeutel pro Tag fertigen<br />
können (Foto: Produktionsleiter<br />
Jörg Neuke (ganz rechts) drückt den<br />
Startknopf der neuen Teemaschinen).<br />
Für die Betreuung und Arbeit an den Maschinen<br />
sind vier neue Mitarbeiter eingestellt<br />
worden. Damit erhöhte sich die Zahl<br />
der Angestellten beim Diepholzer <strong>Naturkost</strong>hersteller<br />
auf über 80.<br />
Auszeichnung: Am 21. November erhielt<br />
die Ulrich Walter GmbH im Rahmen<br />
des Bremer Umweltpreises Nordwest<br />
2006 den Partnerschaftspreis. Gründer<br />
und Geschäftsführer Ulrich Walter nahm<br />
den Preis aus den Händen des Bremer<br />
Umweltsenators Ronald-Mike Neumeyer<br />
entgegen. - Die Jury lobte vor allem das<br />
innovative Gesamtkonzept des unternehmerischen<br />
Umweltschutzes. »Das Natur-<br />
kostunternehmen zeigt, dass es möglich<br />
ist, entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />
Verantwortung für Mensch<br />
und Natur zu übernehmen«, erklärt Laudator<br />
Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident<br />
der Universität Oldenburg, die Entscheidung<br />
der Juroren.<br />
Ausgezeichnet: Die Jury des diesjährigen<br />
»Best of Bio Award« vergab am 8. November<br />
2006 gleich drei Auszeichnungen<br />
an den niedersächsischen <strong>Naturkost</strong>saft-<br />
Hersteller Voelkel. Der bio-dynamische<br />
Demeter Orangensaft, der Bio Apfel-<br />
Mango-Saft und der Bio Sirup Himbeere<br />
aus dem Hause Voelkel überzeugten die<br />
Jury als »Best of Bio – Juice 2006« in den<br />
Kategorien Orangensaft, Mischsaft und<br />
Fruchtsirup.<br />
»Wir verleihen den ‚Best of Bio Award’ an<br />
ökologische Spitzenprodukte«, erklärt<br />
Ludwig Gruber, Projektleiter der Bio-Hotels.<br />
Im Jahr 2004 galt das Augenmerk<br />
dem Wein, 2005 der Schokolade und in<br />
diesem Jahr dem Bio-Saft. 14 Bewerber<br />
hatten für den Saftpreis der Bio-Hotels<br />
99 verschiedene Frucht- und Gemüsesäfte<br />
zur Beurteilung eingereicht. In 13 Kategorien<br />
von Apfelsaft über Gemüsesaft<br />
bis Fruchtsirup wurde jeweils die Auszeichnung<br />
»Best of Bio – Juice 2006« verliehen.<br />
Bewertet wurden Aroma, Geschmack<br />
und Gesamteindruck. Zur Jury<br />
gehörten neun Food & Beverage Experten,<br />
Sensoriker und Fachjournalisten.<br />
Weitere Informationen unter: www.be<br />
stofbio.info oder www.voelkeljuice.de<br />
Wechsel in der Geschäftsführung: Nach<br />
sechjähriger Geschäftsführungstätigkeit<br />
in der Allos Walter Lang GmbH verlässt<br />
Gernot Friemel das Unternehmen<br />
zum Jahreswechsel. Bereits Mitte Oktober<br />
hatte er den Vorsitz der Geschäftsführung<br />
der beiden Firmen Allos Walter<br />
Lang GmbH und Tartex + Dr. Ritter GmbH<br />
an seinen Nachfolger Frank von Glan<br />
übergeben und seine Tätigkeit auf die Beratung<br />
der Geschäftsführung beschränkt.<br />
Frank von Glan war bislang in führender<br />
Position eines internatonalen Unternehmens<br />
der Lebensmittelbranche (Kraft Foods)<br />
tätig.<br />
Marion Schlage
QUALITÄT<br />
Kummer mit Cumarin<br />
Maßvoller Genuss von zimthaltigen Lebensmitteln<br />
bleibt unbedenklich<br />
Noch wenige Tage bis Weihnachten<br />
– und niemand muss auf Zimtgebäck<br />
und Glühwein verzichten! Auch<br />
wenn der natürliche Zimt-Inhaltsstoff<br />
Cumarin seit Wochen durch die<br />
Medien geistert: Cumarin kommt<br />
natürlicherweise in vielen Pflanzen<br />
vor - und das nicht erst seit diesem<br />
Jahr. Wer Zimtgebäck nicht täglich<br />
und tütenweise verzehrt, kann beruhigt<br />
weiter naschen.<br />
In Deutschland haben in diesem Jahr<br />
Kontrollen der amtlichen Lebensmittelüberwachung<br />
gezeigt, dass in einigen<br />
Zimtprodukten die in der EU-Aromenverordnung<br />
festgelegte Höchstmenge von<br />
2 Milligramm Cumarin pro Kilogramm Lebensmittel<br />
überschritten wird. Seitdem<br />
berichten die Medien regelmäßig über<br />
Zimt, der seit Jahrtausenden in kleinen<br />
Mengen als Gewürz verwendet wird, ohne<br />
dass je Nebenwirkungen bekannt geworden<br />
sind.<br />
In China war Zimt schon vor über 4.500<br />
Jahren beliebt und zählt damit zu den ältesten<br />
Gewürzen der Welt. Die Griechen<br />
und Römer kannten Zimt unter anderem<br />
als Weingewürz. In Europa wurde das Gewürz<br />
allerdings erst im 14. Jahrhundert<br />
bekannt, bald auch in der beliebten Kombination<br />
als »Zimt und Zucker« für Kompott<br />
und Milchspeisen. Größere Zimtmengen<br />
finden sich heute nur in einzelnen<br />
Lebensmitteln wie Zimtgebäck,<br />
das bis zu ein Prozent Zimt enthalten<br />
kann. Auch Kaugummis, Cola-Getränke,<br />
Liköre, Teemischungen und Glühwein<br />
werden zum Teil mit Zimt aromatisiert.<br />
Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland<br />
Zimtsorten im Handel: links Ceylon-, rechts Cassia-Zimt<br />
liegt nach Angaben des Fachverbandes der<br />
Gewürzindustrie derzeit bei 34 Gramm<br />
Zimt jährlich - also im Durchschnitt bei weniger<br />
als 0,1 Gramm am Tag.<br />
Aus der medizinischen Forschung ist seit<br />
längerem bekannt, dass Cumarin in isolierter<br />
Form zu einer Erhöhung der Leberenzyme<br />
im Blut führen kann, in Einzelfällen<br />
auch zu einer Leberentzündung. Im<br />
Alltag sind Beeinträchtigungen aber nur<br />
zu erwarten, wenn empfindliche Personen<br />
über einen langen Zeitraum in großen<br />
Mengen Zimtprodukte verzehren. Die<br />
möglichen Symptome klingen beim Verzicht<br />
auf cumarinhaltige Produkte zudem<br />
vollständig wieder ab. Experten schätzen,<br />
dass nur fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung<br />
empfindlich reagieren. Es gibt keine<br />
Beweise, dass Cumarin beim Menschen<br />
krebserregend wirkt. Auch der<br />
Verdacht, der Stoff könnte das Erbgut<br />
schädigen, ist mittlerweile entkräftet.<br />
Verzehrsempfehlungen<br />
orientieren sich an<br />
empfindlichen Personen<br />
Wegen der Gesundheitsrisiken hat die<br />
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
(EFSA) die tolerierbare tägliche<br />
Aufnahmemenge (TDI-Wert) für Cumarin<br />
berechnet und einen Richtwert von<br />
0,1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht<br />
festgelegt. Diese Menge kann<br />
auch ein empfindlicher Mensch theoretisch<br />
täglich und ein Leben lang ohne gesundheitsschädliche<br />
Wirkung verzehren.<br />
Bei einem 15 Kilogramm schweren Kleinkind<br />
beträgt die unbedenkliche Menge<br />
demnach 1,5 Milligramm Cumarin täg-<br />
lich, bei einem 60 Kilogramm schweren<br />
Erwachsenen 6 Milligramm. Nach Einschätzung<br />
des Bundesinstituts für Risikobewertung<br />
(BfR) wird dieser TDI-Wert<br />
normalerweise nicht erreicht, kann aber<br />
schnell überschritten werden, wenn ausnahmsweise<br />
viel Zimtgebäck oder<br />
Milchreis mit reichlich Zimt und Zucker<br />
auf dem Speiseplan stehen. Das BfR sieht<br />
darin zwar keinen Grund zur Besorgnis,<br />
empfiehlt aber einige zimtfreie Tage im<br />
Anschluss.<br />
Als Reaktion auf die von der Lebensmittelüberwachung<br />
entdeckten überhöhten<br />
Cumarinwerte haben die deutschen Verbraucherschutzbehörden<br />
im Oktober<br />
2006 auf Grundlage des TDI-Werts vorläufige<br />
Verzehrsempfehlungen berechnet,<br />
nach denen Kleinkinder zum Beispiel<br />
nicht mehr als vier Zimtsterne am Tag<br />
essen sollten (siehe Kasten auf S. 12). Dabei<br />
wird davon ausgegangen, dass diese<br />
Zimtsterne die höchste bisher gefundene<br />
Menge an Cumarin enthalten.<br />
Lebensmittelkontrolleure entnehmen derzeit<br />
verstärkt Proben von zimthaltigen Lebensmitteln.<br />
Stellen sie dabei eine Überschreitung<br />
der auf Grundlage des TDI-<br />
Wertes berechneten Eingriffswerte fest<br />
(zum Beispiel 67 mg/kg für Zimtsterne),<br />
sollen die betroffenen Lebensmittel vom<br />
Markt genommen werden.<br />
Cassia-Zimt nicht<br />
einfach zu ersetzen<br />
Einige <strong>Naturkost</strong>-Hersteller haben für ihre<br />
zimthaltigen Produkte berechnet, in<br />
welchen Mengen diese täglich und ein<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 10
Leben lang aufgenommen werden könnten,<br />
ohne dass ein gesundheitliches Risiko<br />
zu befürchten wäre. Dabei zeigte sich,<br />
dass erst ein wenig realitätsnaher Konsum<br />
(z. B. eine halbe Packung Allos-Mini-<br />
Spekulatius für ein 15 Kilogramm schweres<br />
Kind) kritisch werden könnte. Auch<br />
für diese Berechnungen wurde der TDI-<br />
Wert für Cumarin zugrunde gelegt.<br />
Viele Hersteller von zimthaltigen Produkten<br />
bemühen sich inzwischen, hohe Cumarin-Gehalte<br />
zu senken. Dabei gibt es<br />
jedoch einige Hindernisse zu überwinden:<br />
So wird sich der üblicherweise verwendete<br />
Cassia-Zimt nicht vollständig<br />
durch den fast cumarinfreien Ceylon-<br />
Zimt ersetzen lassen. Grund dafür ist jedoch<br />
nicht – wie von foodwatch behauptet<br />
- der höhere Preis von Ceylon-Zimt.<br />
Vielmehr schmeckt Ceylon-Zimt etwas<br />
herber und weniger aromatisch und vor<br />
allem ungewohnt für die meisten Verbraucher.<br />
Zudem lässt seine Backstabilität<br />
zu wünschen übrig. Bei einem Austausch<br />
der Zimtsorte wäre das Ergebnis eindeutig:<br />
Der Zimtstern schmeckte nicht mehr<br />
nach Zimtstern. Außerdem steht auch<br />
nicht genügend Ceylon-Zimt auf dem<br />
Weltmarkt zur Verfügung, denn Cassia-<br />
Zimt macht rund 90 Prozent der Zimtproduktion<br />
aus.<br />
Für neue Rezepte, die beim Verbraucher<br />
Anklang finden, müssen die Hersteller<br />
noch kräftig experimentieren - mit weniger<br />
Zimt, mit anderen Gewürzen wie Nelke<br />
oder Anis und mit neuen Zimtmischungen.<br />
Einigen ist das auch bereits<br />
gelungen. Beispielsweise hat die Moin-<br />
Biologische Backwaren GmbH bei ihren<br />
»Franzbrötchen« den Cassia- durch Ceylonzimt<br />
ersetzen können.<br />
11 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
Für Cumarin in purem Zimt – also in Zimtpulver<br />
oder Zimtstangen – gibt es übrigens<br />
derzeit keine gesetzlichen Einschränkungen.<br />
Bei der Weihnachtsbäckerei<br />
in der eigenen Küche sollte jedoch<br />
nicht zu großzügig mit dem Weihnachtsgewürz<br />
umgegangen werden.<br />
Der <strong>Bundesverband</strong> der Deutschen<br />
Süßwarenindustrie (BDSI) sieht bei konventionellem<br />
Ceylon-Zimt noch ein weiteres<br />
Problem: Ein Teil sei geschwefelt<br />
und damit in der EU nicht zugelassen.<br />
Die Rückstände von Schwefeldioxid gehen<br />
vermutlich auf den Einsatz von<br />
Schwefelräucherstäbchen gegen Käferbefall<br />
zurück – deren Einsatz im Bio-Bereich<br />
jedoch verboten ist.<br />
Forschungslücken: Ergebnisse<br />
nur für isoliertes Cumarin<br />
Heinz-Dieter Gasper und Ursula Stübner<br />
vom Bio-Gewürzspezialisten Heuschrecke<br />
geben in der Diskussion um Zimt zu bedenken,<br />
dass für natürlich eingebundenes<br />
Cumarin in Kräutern und Gewürzen<br />
bisher Forschungsergebnisse fehlen. Untersuchungen<br />
werden in der Regel nur<br />
mit synthetischen oder isolierten chemischen<br />
Stoffen an Tieren durchgeführt.<br />
Dass Einzelsubstanzen oft ganz anders<br />
wirken als Stoffe im natürlichen Verbund,<br />
bestätigen auch Experten: »Toxische Wirkungen,<br />
die in Tierexperimenten mit isoliert<br />
verabreichten Lebensmittel-Inhaltsstoffen<br />
beobachtet werden, müssen<br />
nicht unbedingt in Art und Umfang bei<br />
Aufnahme im Lebensmittel in gleicher<br />
Weise auftreten«, heißt es in einem aktuellen<br />
Bericht der Deutschen Forschungsgesellschaft<br />
(DFG).<br />
Isoliertes Cumarin darf Lebensmitteln in<br />
der EU und in den USA übrigens nicht zugesetzt<br />
werden. Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
galt der Aromastoff aufgrund<br />
seines Vanille-ähnlichen Geschmacks<br />
noch als billiger Ersatz für Vanille. Ausgangsstoff<br />
war damals die Tonkabohne,<br />
die größere Mengen Cumarin enthält.<br />
Zimtkapseln gesundheitlich<br />
bedenklich<br />
In der Diskussion um Cumarin kamen lange<br />
Zeit die Zimtkapseln zu kurz, die als<br />
Nahrungsergänzungsmittel bisher noch<br />
frei im Handel erhältlich sind und dazu<br />
beitragen sollen, den Blutzuckergehalt<br />
bei Diabetes zu senken. Mitte November<br />
warnten dann BfR und Bundesinstitut für<br />
Arzneimittel und Medizinprodukte<br />
(BfArM) gemeinsam vor der Einnahme<br />
dieser Kapseln – wegen des hohen Gehalts<br />
an Cumarin im Gramm-Bereich,<br />
aber auch wegen der nicht belegten Wirkung<br />
sowie möglicher Nebenwirkungen.<br />
Auch die Deutsche Diabetesgesellschaft<br />
(DDG) rät von der Einnahme von Zimtpräparaten<br />
ab.<br />
Nach Auskunft des BfArM sind zimthaltige<br />
diätetische Lebensmittel zur Senkung<br />
des Blutzuckers inzwischen auch vor Gericht<br />
als Arzneimittel eingestuft worden.<br />
Sie seien damit als Lebensmittel nicht verkehrsfähig.<br />
Vor einer Zulassung als Arzneimittel<br />
müssten die Anbieter zunächst<br />
Wirksamkeitsnachweise erbringen und<br />
die Nebenwirkungen erfassen.<br />
Auch in Kosmetik-Produkten darf Cumarin<br />
als Duftstoff eingesetzt werden, muss<br />
jedoch ab einer bestimmten Menge deklariert<br />
sein. Für empfindliche Personen<br />
ist es daher wichtig zu wissen, dass Cumarin<br />
auch über die Haut aufgenommen<br />
wird.
All Ding sind Gift und nichts<br />
ohn Gift; allein die Dosis macht,<br />
dass ein Ding kein Gift ist.<br />
(Paracelsus)<br />
Grundsätzlich gilt: Kein Lebensmittel<br />
kann von jedem Menschen gefahrlos gegessen<br />
werden – ein gewisses Maß an<br />
Selbstverantwortung ist immer erforderlich.<br />
Ansonsten dürften nur noch salzar-<br />
Vorläufige Verzehrsempfehlung für Zimtprodukte von Bund und Ländern<br />
Kinder (15 kg) pro Tag:<br />
• 4 Zimtsterne oder • 1 Lebkuchen à 30 g oder • 2 Müsliriegel à 35 g oder<br />
• Fertigmüsli oder Getreidechips mit Zimt 75g<br />
Erwachsene (60 kg) pro Tag:<br />
• 8 Zimtsterne oder • 2 Lebkuchen à 30 g oder • 2 Müsliriegel à 35 g oder<br />
• Fertigmüsli oder Getreidechips mit Zimt 100 g<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Da durch den Verzehr weiterer zimthaltiger Lebensmittel (Joghurt, Tee, Glühwein etc.)<br />
versehentlich doch zu viel Cumarin aufgenommen werden kann, sollten die Verzehrsempfehlungen<br />
sicherheitshalber nicht täglich ausgeschöpft werden.<br />
Ceylon-Zimt und Cassia-Zimt<br />
Das Pulver beider Zimtarten sieht sehr ähnlich aus. In der Regel wird einfach »Zimt«<br />
deklariert. Im <strong>Naturkost</strong>handel gibt es jedoch auch Produkte, auf denen die jeweils<br />
eingesetzte Zimtsorte genannt ist. Für Zimtstangen wird bei Cassia-Zimt eine relativ<br />
dicke Rindenschicht eingerollt (auf dem Foto rechts). Eine Ceylon-Zimt-Stange ähnelt<br />
dagegen im Querschnitt einer angeschnittenen Zigarre, da mehrere feine Rindenlagen<br />
zu einer Zimtstange gerollt werden (auf dem Foto links).<br />
me, zuckerfreie, laktose- und glutenfreie<br />
Produkte verkauft werden – und letztlich<br />
auch diese nicht, denn bekanntlich wird<br />
jedes Ding zum Gift, wenn man zu viel<br />
davon zu sich nimmt.<br />
Auf Spurensuche<br />
Ein Jahr nach Änderung der Allergenkennzeichnung<br />
Seit einem Jahr ist die neue EU-<br />
Kennzeichnungsregelung für allergieauslösende<br />
Zutaten in Lebensmitteln<br />
verbindlich und muss in die<br />
Praxis umgesetzt werden. Zeit für<br />
eine Zwischenbilanz aus Sicht der<br />
<strong>Naturkost</strong>branche: Gab es Hindernisse<br />
bei der Umsetzung der EU-<br />
Richtlinie im <strong>Naturkost</strong>bereich? Wie<br />
handhaben Bio-Betriebe die Kennzeichnung<br />
von Allergenspuren? Gibt<br />
es neue gesetzliche Anforderungen<br />
an die Allergenkennzeichnung? Und<br />
schließlich: Profitieren Allergiker von<br />
den neuen Kennzeichnungsregeln?<br />
Ein immer größerer Prozentsatz der europäischen<br />
Bevölkerung leidet unter All-<br />
ergien, die mitunter schwerwiegende gesundheitliche<br />
Probleme verursachen.<br />
Aber noch längst sind die Wirkmechanismen<br />
allergener Substanzen nicht endgültig<br />
geklärt und für viele Stoffe müssen<br />
erst noch optimale Nachweisverfahren<br />
gefunden werden. Aus diesen Gründen<br />
enthält die EU-Richtlinie 2003/89/EG zur<br />
Allergenkennzeichnung den ausdrücklichen<br />
Hinweis, dass die Listen der kennzeichnungspflichtigen<br />
und von der Kennzeichnung<br />
ausgenommenen Substanzen<br />
regelmäßig überprüft und aktualisiert<br />
werden sollen. Ein Jahr nach Inkrafttreten<br />
ist die Allergenkennzeichnungs-Richtlinie<br />
(http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/si<br />
te/de/oj/2003/l_308/l_30820031125de<br />
00150018.pdf) jedoch noch unverändert.<br />
Katja Niedzwezky<br />
Biobranche gut vorbereitet<br />
Die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Allergenkennzeichnung<br />
hat innerhalb der<br />
<strong>Naturkost</strong>branche nur geringe Probleme<br />
verursacht, denn ein Großteil der Hersteller<br />
deklariert die Zutaten seiner Produkte<br />
schon seit einigen Jahren vollständig. Diese<br />
Volldeklaration geht weit über die gesetzlichen<br />
Anforderungen hinaus, da jede<br />
Zutat, egal in welcher Menge sie zum<br />
Produkt hinzu gegeben wird, im Zutatenverzeichnis<br />
aufgelistet wird. Für die meisten<br />
<strong>Naturkost</strong>unternehmen hat sich<br />
folglich mit Inkrafttreten der Richtlinie<br />
nichts an der Zutatenkennzeichnung geändert.<br />
Der Volldeklarationsbeschluss des<br />
BNN Herstellung und Handel gibt den Na-<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 12
turkostherstellern eine klare Orientierung<br />
bei der Zutatendeklaration und ist im Internet<br />
abrufbar unter www.n-<strong>bnn</strong>.de/<br />
seiten/herstellung_gh/download/downloads_fs.htm.<br />
Kennzeichnung<br />
von Allergenspuren<br />
Eine besondere Herausforderung ist die<br />
Kennzeichnung von Allergenspuren, die<br />
während der Herstellung unbeabsichtigt<br />
in ein Lebensmittel gelangen können. Einerseits<br />
existieren aktuell keine gesetzlichen<br />
Vorgaben zur Kennzeichnung solcher<br />
Beimischungen, andererseits muss<br />
der Lebensmittelhersteller unter Umständen<br />
dafür haften, wenn ein Konsument<br />
durch sein Produkt Schaden erleidet. Ab<br />
welchem Schwellenwert ein bestimmtes<br />
Allergen als unbedenklich gilt, ist zurzeit<br />
ebenfalls nicht geklärt. Verschiedene Allergologen<br />
fordern eine Kennzeichnungsgrenze<br />
ab zehn Milligramm pro Kilogramm<br />
Lebensmittel. Allergene lassen<br />
sich in zusammengesetzten und verarbeiteten<br />
Lebensmitteln nur sehr schwer und<br />
mittels hoch empfindlicher und spezifischer<br />
Analytik (ELISA- und PCR-Tests,<br />
siehe Kasten) nachweisen. Dabei entstehen<br />
pro Analyse Kosten von 90 bis<br />
250 Euro.<br />
Im ELISA-Test (Enzyme Linked Immunosorbent<br />
Assay) werden mit Hilfe von<br />
hochspezifischen Antikörpern und Enzymen<br />
Eiweißbestandteile beispielsweise in<br />
einem Lebensmittel nachgewiesen. Es handelt<br />
sich um einen immunologischen Test.<br />
Mit Hilfe des PCR-Tests (Polymerase-<br />
Kettenreaktion) lässt sich die DNA einer<br />
Substanz selbst in hoch verarbeiteten und<br />
erhitzten Lebensmitteln nachweisen.<br />
13 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
Hohes Allergie-Potential: Viele Menschen reagieren mittlerweile allergisch auf Nüsse und Saaten<br />
Beide Tests haben verschiedene Vorzüge<br />
und stimmen in ihren Ergebnissen relativ<br />
gut überein.<br />
Die Spurenproblematik<br />
Da Allergenspuren für Allergiker ein unkalkulierbares<br />
Risiko darstellen, verwenden<br />
viele Hersteller auf ihren Produkten<br />
pauschal den Hinweis »Kann Spuren von<br />
… enthalten.« Ein so gekennzeichnetes<br />
Lebensmittel kann Spuren des Allergens<br />
enthalten, muss es aber nicht. Andererseits<br />
kann sich der Verbraucher nicht darauf<br />
verlassen, dass ein Lebensmittel ohne<br />
Warnhinweis frei von unbeabsichtigten<br />
Verunreinigungen ist. Um den Betroffenen<br />
eine größtmögliche Sicherheit zu bieten<br />
und dennoch die Auswahl »erlaubter«,<br />
das heißt allergenfreier Lebensmittel<br />
nicht unnötig durch allgemeine Warnhinweise<br />
einzuschränken, ist für lebensmittelverarbeitende<br />
Unternehmen ein Allergen-Management<br />
sehr zu empfehlen.<br />
Ziel dabei ist zum einen die Vermeidung<br />
zufälliger Verunreinigungen im Herstellungsprozess,<br />
zum anderen die Überprüfung<br />
der Maßnahmen durch regelmäßige<br />
Spuren-Analysen.<br />
Beispiele aus der <strong>Naturkost</strong>branche zeigen<br />
deutlich, dass die Unternehmen großen<br />
Aufwand betreiben, um Allergenspuren<br />
nur im Bedarfsfall deklarieren zu<br />
müssen. <strong>Naturkost</strong>hersteller Allos beispielsweise<br />
hat seit einigen Jahren ein<br />
Allergen-Management eingeführt. »Wir<br />
führen unter Einschluss unserer Rohwaren,<br />
Rezepturen und Produktion eine Risikobewertung<br />
durch. Der gesamte Prozess<br />
wird schriftlich dokumentiert und<br />
unter Einbezug des HACCP Konzepts bewertet.<br />
Nach dieser Prüfung steht fest,<br />
welche Allergene deklariert werden müssen.<br />
»Dazu ist es notwendig, eine gute Kommunikation<br />
mit den Rohwarenlieferanten<br />
zu pflegen und deren Prozesse zu kennen«,<br />
erläutert Kirsten Herzog, Leiterin<br />
der Qualitätssicherung bei Allos.<br />
In einigen Produktionsbereichen bei Allos<br />
werden weder Erdnüsse noch Soja verarbeitet.<br />
Somit werden Kreuzkontaminationen<br />
mit Stoffen, die ein sehr hohes Allergiepotential<br />
besitzen, vermieden. Das<br />
Unternehmen kann für die so verarbeiteten<br />
Produkte garantieren, dass diese soja-<br />
und erdnussfrei sind.<br />
Um von vornherein Kreuzkontaminationen<br />
zu vermeiden, werden die Produktionsanlagen<br />
der Bohlsener Mühle bei einem<br />
Produktwechsel besonders gründlich<br />
gereinigt. Außerdem lässt das Unternehmen<br />
seine Produkte zurzeit verstärkt<br />
auf Allergenspuren analysieren, damit<br />
schon bald eine einheitliche und aussagekräftige<br />
Spurenkennzeichnung möglich<br />
wird. Bisher finden Verbraucher auf<br />
den Produkten mit der lachenden Sonne<br />
aus Bohlsen keine Hinweise auf Allergenspuren.<br />
Britta Zänkert, Leiterin Qualitätssicherung<br />
bei der Bohlsener Mühle, sieht<br />
zusätzlich die Gesetzgebung gefordert,<br />
exakte Grenzwerte für die Deklaration<br />
von Allergenspuren vorzugeben. Nur so könne<br />
Allergikern wirklich geholfen werden.<br />
Die Davert GmbH, die hauptsächlich<br />
Getreide, Hülsenfrüchte, Ölsaaten und<br />
Nüsse reinigt beziehungsweise abfüllt,<br />
lässt seit mehreren Jahren stichprobenartig<br />
und seit letztem Jahr verstärkt Analysen<br />
auf Allergenspuren durchführen. Dabei<br />
holt sich das Unternehmen Unterstützung<br />
von erfahrenen Laboren und
Allergie-Experten. Sind im Mittel Spuren<br />
eines Allergens nachweisbar, werden diese<br />
als »kann Spuren von…enthalten« deklariert.<br />
Sigrid Ahrens, Leiterin des Qualitätsmanagements,<br />
betont: »Wir führen<br />
risikoorientierte Analysen durch, um<br />
nicht alle theoretisch möglichen Spuren<br />
auf einem Produkt de- klarieren zu müssen.<br />
Finden sich beispielsweise in einem<br />
Kilogramm Reis, das den gleichen Weg<br />
durch unsere Reinigungs- und Abfüllanlage<br />
wie kurz zuvor Weizen genommen<br />
hat, keine Spuren von Gluten, verzichten<br />
wir auf einen Warnhinweis.« Dabei wird<br />
das erste Produkt analysiert, das nach einem<br />
Produktwechsel produziert wird. Um<br />
Kreuzkontaminationen zu vermeiden,<br />
zählen auch bei Davert verschiedene<br />
Maßnahmen wie eine gründliche Reinigung<br />
der Anlagen zum Standard.<br />
Für kleinere Unternehmen mit vielen Zulieferbetrieben<br />
ist es komplizierter, Informationen<br />
zu Allergenspuren zu erhalten<br />
und den Allergen-Eintrag zu kontrollieren.<br />
Bei der Arche Naturprodukte GmbH,<br />
einem Anbieter verschiedener internationaler<br />
Würzmittel und Spezialitäten, klärt<br />
beispielsweise die Qualitätssicherung potenziell<br />
enthaltene Allergene mit den Lieferanten<br />
ab. Außerdem werden gezielt<br />
Analysen auf Allergenspuren veranlasst.<br />
Auf der Basis dieser Vereinbarungen und<br />
Kontrollen werden nicht auszuschließende<br />
Allergene, die nicht in dem vollständigen<br />
Zutatenverzeichnis zu finden sind,<br />
deklariert. »Wir vermeiden pauschale<br />
Warnhinweise, da diese dem Allergiker<br />
keine echte Hilfe sind und häufig nur der<br />
rechtlichen Absicherung eines Unternehmens<br />
dienen«, so Ute Schulze von Arche<br />
Naturprodukte.<br />
ECARF-Siegel<br />
Die Beispiele spiegeln das große Engagement<br />
innerhalb der <strong>Naturkost</strong>branche zur<br />
eindeutigen Deklaration von Allergenspuren<br />
wider. Unternehmen, die sich um<br />
eine allergikerfreundliche Kennzeichnung<br />
bemühen, haben die Möglichkeit,<br />
dies mit einem Siegel der Europäischen<br />
Stiftung für Allergieforschung (ECARF) zu<br />
belegen. Dafür müssen Lebensmittelund<br />
Kosmetikhersteller verschiedene Anforderungen<br />
erfüllen, zu denen ein spezielles<br />
Allergenmanagement, die erweiterte<br />
Deklaration der Zutaten und regelmäßige<br />
Kontrollen der Endprodukte auf<br />
versteckte Allergene zählen. Seitens der<br />
ECARF wird erwartet, dass im Endprodukt<br />
weniger als 10 mg/kg versteckte<br />
EU-Kommission legt neuen Pestizidreport vor<br />
Jede zwölfte EU-Probe über dem Grenzwert<br />
Im November hat die EU-Kommission<br />
ihren Pestizidreport (Monitoring<br />
of Pesticide Residues in Products of<br />
Plant Origin in the European Union,<br />
Norway Iceland and Liechtenstein<br />
2004) für das Jahr 2004 herausgebracht.<br />
Unerfreuliches Ergebnis des neuen Reports:<br />
61 Prozent des in Deutschland ver-<br />
kauften Obst und Gemüses enthielten<br />
Pestizide, acht Prozent sogar über der gesetzlichen<br />
Höchstmenge. Über ein Drittel<br />
der Proben war mit drei und mehr Pflanzenschutzmitteln<br />
belastet, immerhin zwei<br />
Prozent sogar mit acht und mehr Wirkstoffen.<br />
Dabei sind bis heute die gesundheitlichen<br />
Folgen von Wechselwirkungen<br />
verschiedener Chemikalien im Körper<br />
nur unzureichend bekannt. Europaweit<br />
Allergene enthalten sind. Hersteller erhalten<br />
das ECARF-Siegel kostenlos für<br />
Produkte, die die festgelegten Qualitätsanforderungen<br />
in Bezug auf die Deklaration<br />
von Nahrungsmittel-Inhaltsstoffen<br />
erfüllen. Die Bedingungen für den Erhalt<br />
des Siegels sind im Einzelnen auf der Homepage<br />
der ECARF (http://allergy-foun<br />
dation.info/Informationen.882+M520<br />
87573ab0.0.html) nachzulesen. Der Verbreitungsgrad<br />
des Siegels ist momentan<br />
gering. Auch in der <strong>Naturkost</strong>branche ist<br />
das relativ junge Zeichen noch nicht populär.<br />
Seehofers Allergieplan<br />
Die Bundesregierung unternimmt ebenfalls<br />
Anstrengungen, Allergikern den Einkauf<br />
von Lebensmitteln zu erleichtern.<br />
Bundesverbraucherminister Horst Seehofer<br />
bereitet einen nationalen Allergieplan<br />
vor, der durch Zusammenarbeit von Wissenschaftlern,<br />
Gesetzgebung und Wirtschaft<br />
Allergiker besser schützen und<br />
informieren soll. Zum einen soll die Information<br />
der Verbraucher durch Sammlung<br />
und Veröffentlichung von Daten zu Allergenen<br />
verbessert werden. Zum anderen<br />
will das Bundesverbraucherministerium<br />
prüfen, ob ein nationales Gesetz notwenig<br />
ist, das die Kennzeichnungspflicht<br />
oder das Verbot allergieauslösender<br />
Stoffe vorsieht. Als dritten Punkt<br />
will Seehofer die Wirtschaft stärker in<br />
die Pflicht nehmen, allergene Stoffe in<br />
Lebensmitteln zu vermeiden oder zu<br />
kennzeichnen. Bislang gibt es neben der<br />
Ankündigung vom Juli 2006 allerdings<br />
noch keine Veröffentlichung, die etwas<br />
über das Engagement zu den einzelnen<br />
Punkten aussagt.<br />
Cornelia Schönbrodt<br />
wurden in rund 50 Prozent der Proben<br />
Rückstände nachgewiesen, fünf Prozent<br />
überschritten die gesetzlichen Höchstmengen.<br />
Damit liegt Deutschland bei Pestizidfunden<br />
in Obst und Gemüse über<br />
dem euro-päischen Durchschnitt.<br />
Bioprodukte sind dagegen in aller Regel<br />
frei von Rückständen. Die im BNN-Monitoring<br />
für Obst und Gemüse im <strong>Naturkost</strong>-<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 14
handel 2004 getesteten Produkte enthielten<br />
in 87 Prozent der Fälle überhaupt<br />
keine Pestizide. Im laufenden Jahr<br />
waren dies sogar 89 Prozent. Noch erfreulicher:<br />
2006 gab es noch keine Überschreitung<br />
der gesetzlichen Höchstmengen.<br />
Mehrfachrückstände sind bei Bioprodukten<br />
die Ausnahme. Werden doch einmal<br />
mehrere Pflanzenschutzmittel in<br />
Bioobst oder -gemüse gefunden, ist dies<br />
ein deutlicher Hinweis, dass möglicherweise<br />
gegen die EU-Öko-Verordnung<br />
verstoßen wurde.<br />
Mit Bio auf der sicheren Seite<br />
Insgesamt liegen die Rückstandswerte<br />
bei Bio-Obst und Bio-Gemüse deutlich<br />
niedriger als bei konventionellen Produkten.<br />
So handelt es sich bei mehr als<br />
der Hälfte der Proben mit einem nachgewiesenen<br />
Wirkstoff lediglich um Spuren<br />
im Bereich der Nachweisgrenze oder<br />
im Ökolandbau zugelassene Mittel. Das<br />
bedeutet, dass 95 Prozent der untersuchten<br />
Muster nach den strengen Maßstäben<br />
des BNN Herstellung und Handel<br />
e. V. nicht zu beanstanden sind und das,<br />
obwohl bei der Probennahme risikoorientiert<br />
vorgegangen wird. Das bedeutet,<br />
dass die »Sorgenkinder« des konventionellen<br />
Anbaus wie Trauben, Salate,<br />
Paprika und Zitrusfrüchte besonders<br />
häufig für die Probennahme ausgewählt<br />
werden.<br />
Sorgenkind Weintraube –<br />
nicht im Bioladen<br />
Anschauliches Beispiel: Im Sommer und<br />
Herbst wurden insgesamt 25 Mal Trauben<br />
untersucht, dabei konnten nur in einer<br />
einzigen Probe Spuren unterhalb<br />
des BNN-Orientierungswertes nachgewiesen<br />
werden. Zum Vergleich: Ökotest<br />
untersuchte für die Septemberausgabe<br />
18 Proben konventioneller Trauben: nur<br />
vier waren völlig frei von Rückständen.<br />
Drei Mal wurden sogar Höchstmengenüberschreitungen<br />
festgestellt.<br />
Kirsten Arp<br />
15 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
Mehrfachrückstände im Vergleich<br />
100%<br />
50%<br />
0%<br />
9,3%<br />
14,2%<br />
13,7%<br />
23,7%<br />
39,1%<br />
EU-Pestizidmonitoring<br />
2004<br />
BNN-Monitoring<br />
2004<br />
0,2%<br />
2,6%<br />
10,3%<br />
86,8%<br />
> = 5 Wirkstoffe<br />
3 – 4 Wirkstoffe<br />
2 Wirkstoffe<br />
1 Wirkstoff<br />
nicht nachweisbar<br />
Pestizidrückstände bei Obst und Gemüse aus ökologischem Anbau 2006<br />
Spuren unter oder gleich 0,01 mg/kg<br />
5,4% (11 Proben)<br />
Rückstände oberhalb des<br />
des BNN-Orientierungswertes<br />
4,9% (14 Proben)<br />
Rückstände oberhalb der Rückstands-<br />
Höchstmengenverordnung<br />
0% (keine Probe)<br />
Im Ökolandbau zugelassene<br />
Pflanzenschutzmittel in zulässiger<br />
Menge 0,5% (1 Probe)<br />
Keine Pestizide nachweisbar<br />
89,2% (182 Proben)<br />
Untersuchungszeitraum: Januar bis September 2006<br />
Anzahl der untersuchten Proben: 204 Produkte
Qualitätssicherung in der <strong>Naturkost</strong>branche<br />
Der BNN-Orientierungswert ist kein Grenzwert<br />
Vor fünf Jahren hat der BNN Herstellung<br />
und Handel ein Konzept zur<br />
Qualitätssicherung entwickelt, mit<br />
dessen Hilfe sich Verunreinigungen<br />
aus der Umwelt abgrenzen lassen<br />
von Rückständen, die auf Fehler im<br />
Prozess oder sogar auf Betrug zurückzuführen<br />
sein könnten. Teil dieses<br />
Konzepts ist der BNN-Orientierungswert<br />
für chemisch-synthetische<br />
Pestizide. Wird dieser Wert überschritten,<br />
ist das ein Hinweis auf<br />
mögliche Fehler und erfordert gründliche<br />
Recherchen, damit die Qualität<br />
Schritt für Schritt weiter verbessert<br />
werden kann.<br />
Spätestens als Blei aus der Industrie und<br />
aus Autoabgasen im Polareis nachgewiesen<br />
war, wurde es zur Tatsache, dass<br />
Rückstandsfreiheit auch bei pflanzlichen<br />
Rohstoffen und Lebensmitteln<br />
grundsätzlich nicht garantiert werden<br />
kann. Die Bio-Landwirtschaft beispielsweise<br />
muss sich in einer Umgebung<br />
durchsetzen, in der Pestizide und andere<br />
unerwünschte Stoffe zum Alltag<br />
gehören – kein Bio-Produkt wird unter<br />
einer Glasglocke produziert.<br />
Das erkennt auch die EU-Öko-Verordnung<br />
an, indem sie für Bio-Produkte<br />
zwar eine ausgeklügelte Prozesskontrolle<br />
festlegt, nicht jedoch eine »End-<br />
kontrolle«. Bei der Produktion eines Bio-<br />
Lebensmittels müssen die Erzeugungsund<br />
Kontrollvorschriften der EU-Öko-<br />
Verordnung eingehalten werden. Ein<br />
Grenzwert für Kontaminationen jedweder<br />
Art wird jedoch nicht genannt, denn<br />
aufgrund der allgemeinen Umweltbelastung<br />
kann man durch den analytischen<br />
Nachweis einer Kontamination in einem<br />
Bio-Produkt nicht zwingend auf eine<br />
verbotene Anwendung des Stoffes<br />
schließen. Genauso wenig dürfte aus<br />
dem Nachweis von Blei im Polareis auf<br />
einen regen Autoverkehr in der Arktis<br />
geschlossen werden.<br />
Andererseits wäre es kurzsichtig, die<br />
Möglichkeiten, die die moderne Analytik<br />
bietet, nicht zu nutzen. In diesem<br />
Spannungsfeld hat sich der BNN Herstellung<br />
und Handel bereits vor fünf<br />
Jahren zur Formulierung eines Orientierungswerts<br />
für chemisch-synthetische<br />
Pflanzenschutz-, Schädlingsbekämpfungs-<br />
und Vorratsschutzmittel entschieden.<br />
Auslöser waren Betrugsfälle,<br />
bei denen Ware mit deutlichen Pestizid-<br />
Befunden als »Bio« gekennzeichnet<br />
und vermarktet worden waren.<br />
Das Überschreiten des BNN-Orientierungswerts<br />
von 0,01 Milligramm Pestizid<br />
pro Kilogramm Lebensmittel gibt<br />
den Unternehmen auch einen Hinweis<br />
Öko und fair?<br />
Bewertungskriterien der Zeitschrift Öko-Test<br />
in der Kritik<br />
In der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift<br />
Öko-Test war in den klein gedruckten<br />
Fußnoten eine Kröte für<br />
die Biobranche versteckt: Erstmals<br />
wurden in ein und demselben Test<br />
verschiedene Maßstäbe an die Produkte<br />
angelegt – und für Bio-Erzeugnisse<br />
galten plötzlich strengere<br />
als für den Rest der Welt. Das<br />
absurde Ergebnis: Bio-Ware schneidet<br />
mit deutlich geringeren Verunreinigungen<br />
schlechter ab als konventionelle.<br />
Kaum jemand wird dieses Messen mit<br />
zweierlei Maß erkannt haben, denn die<br />
Leserinnen und Leser von Test-Zeitschriften<br />
nehmen vor allem die Gesamtnoten<br />
wahr, seltener den gesamten Artikel,<br />
noch viel seltener die Fußnoten. Der<br />
Schaden für die ökologische Lebensmittelwirtschaft<br />
wäre enorm, wenn bei Öko-<br />
Test künftig alle Bioprodukte schlechter<br />
abschnitten als die konventionellen, ohne<br />
tatsächlich schlechter zu sein. Schlimmer<br />
noch: Sogar Bio-Produkte, die faktisch<br />
geringer mit Pestiziden belastet sind als<br />
die konventionellen im selben Test, könn-<br />
auf mögliche Fehler oder Schwachstellen<br />
im Produktionsprozess, die im Rahmen<br />
der vorgeschriebenen Prozesskontrolle<br />
übersehen wurden. Eine Recherche<br />
der Ursachen ist im Einzelfall unbedingt<br />
angeraten, um Fehler zu erkennen<br />
und vor allem auszuräumen, damit eine<br />
kontinuierliche Qualitätsverbesserung<br />
gewährleistet ist. Auch Erzeugnisse, die<br />
den Orientierungswert nur unter Anrechnung<br />
des analytischen Streubereichs<br />
von 50 Prozent einhalten können, bedürfen<br />
einer erhöhten Aufmerksamkeit.<br />
Inzwischen hat sich der BNN-Orientierungswert<br />
als Hilfsmittel bei der Einordnung<br />
von Pestizid-Kontaminationen in<br />
Bio-Produkten durchgesetzt. Er ist Bestandteil<br />
der Produktspezifikationen vieler<br />
<strong>Naturkost</strong>-Unternehmen und ein wesentlicher<br />
Baustein der Einzelfallrecherchen<br />
im Monitoring für Obst und Gemüse<br />
des BNN Herstellung und Handel. Es<br />
hat sich gezeigt, dass seine Anwendung<br />
zusammen mit kompetenten Ursachenrecherchen<br />
zur Qualitätsverbesserung<br />
durch Fehlerbeseitigung führt.<br />
Elke Röder / Katja Niedzwezky<br />
Detaillierte Informationen zum BNN-<br />
Orientierungswert: www.n-<strong>bnn</strong>.de/<br />
seiten/service/orientierung_fs.htm<br />
ten in der Bewertung schlechter dastehen.<br />
Um eine für die Biobranche akzeptable<br />
Lösung zu erreichen, hat der BNN<br />
Herstellung und Handel e.V. nach Erscheinen<br />
des der Oktober-Ausgabe Kontakt<br />
zur Öko-Test-Chefredaktion aufgenommen.<br />
Kurz zur Vorgeschichte: Auf der Suche<br />
nach strengeren Beurteilungsmaßstäben<br />
für Bio-Produkte hatte die Öko-Test-Redaktion<br />
den BNN-Orientierungswert als<br />
Grenzwert umgedeutet und sich entschlossen,<br />
ihn für Bio-Produkte anzusetzen.<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 16
Ökotest-Chefredakteur Jürgen Stellpflug (2.v.re.; Elke Röder (Mitte) und Dr. Günter Lach, Mitglied des wiss. Beirates des BNN, rechts)<br />
auf einer Veranstaltung des BNN zum Thema ‚Angemessene (Test-)Bewertung von Ökoprodukten’ im Mai 2005<br />
In der Ausgabe 10/2006 wurden daher<br />
für den Test »Erdbeerkonfitüre« Bewertungskriterien<br />
formuliert, die dazu führten,<br />
dass konventionelle Konfitüren mit einem<br />
Rückstand von 10 bis 20 Prozent der gesetzlich<br />
erlaubten Höchstmenge nur um<br />
eine Stufe abgewertet wurden. Bio-Konfitüren<br />
wurden dagegen bereits bei Erreichen<br />
von 0,32 Prozent der gesetzlichen<br />
Höchstmenge um zwei Stufen abgewertet.<br />
Da Öko-Test nicht einmal die absoluten<br />
Messwerte genannt hat, hätten selbst<br />
besonders aufmerksame Verbraucher die<br />
völlig unterschiedliche Dimension der<br />
Rückstandshöhe nicht erkennen können.<br />
Aus Sicht des BNN Herstellung und Handel<br />
hat die Öko-Test-Redaktion gleich<br />
mehrere Gebote der fairen Bewertung<br />
missachtet:<br />
1. Innerhalb ein und desselben Tests darf<br />
man nicht mit zweierlei Maß messen.<br />
2. Während die Höchstmengen-Verordnung<br />
Grenzwerte definiert, bei deren<br />
Überschreitung gesundheitliche Konsequenzen<br />
denkbar sind, ist der BNN-Orientierungswert<br />
im Spurenbereich angesiedelt.<br />
Die beiden Werte sind also nicht<br />
vergleichbar.<br />
3. Der BNN-Orientierungswert ist Bestandteil<br />
eines dynamischen Konzepts der Qualitätsverbesserung<br />
und entfaltet dann<br />
Wirkung, wenn eine Einzelfallrecherche<br />
durchgeführt wird (siehe Artikel auf der<br />
linken Seite). Er taugt aber nicht für eine<br />
simple Gut-Schlecht-Bewertung.<br />
4. Bei der Anwendung des BNN-Orientierungswert<br />
hat Öko-Test zudem einen<br />
Fehler gemacht: Der notwendige analytische<br />
Streubereich, der die Varianzen zwischen<br />
verschiedenen Laboren berücksichtigt,<br />
wurde nicht beachtet.<br />
17 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
Ein bisschen fair ist nicht genug<br />
Erste Verbesserungen hat Öko-Test bereits<br />
vorgenommen: In der folgenden<br />
Ausgabe vom November 2006 führte das<br />
Überschreiten des BNN-Orientierungswerts<br />
im Test »Jetzt geh’n wir bei’n Aldi -<br />
Rotwein vom Discounter« bei den Bioweinen<br />
zwar weiterhin zur Abwertung,<br />
allerdings in abgeschwächter Form: Weil<br />
alle Weine Zwischennoten für »Inhaltsstoffe«,<br />
»Sensorik« und »Weitere Mängel«<br />
erhielten und Öko-Test erst daraus<br />
die Gesamtnote errechnete, führte das<br />
Überschreiten des BNN-Orientierungswerts<br />
»nur« zur Abwertung um zwei Stufen<br />
bei der Zwischennote für »Weitere<br />
Mängel« – was wiederum zum Abzug<br />
von »nur« einer Stufe bei der Gesamtnote<br />
führte. Die Benachteiligung ist also<br />
nicht mehr so gravierend wie beim<br />
Fruchtaufstrich-Test, aus Sicht des BNN<br />
Herstellung und Handel aber dennoch<br />
nicht hinnehmbar. Der Verband wird sich<br />
weiter für ein faires Bewertungsschema<br />
einsetzen.<br />
Erfreulich ist, dass Öko-Test im Discounterwein-Artikel<br />
deutlich auf den Unterschied<br />
zwischen amtlichen Höchstmengen<br />
und BNN-Orientierungswert hinweist:<br />
»Mit 0,01 Milligramm Rückstand pro Kilogramm<br />
liegt er (der Orientierungswert)<br />
sehr niedrig. (…) Die gesetzlichen Grenzwerte<br />
der gefundenen Pestizidwirkstoffe<br />
liegen zwischen ein und zehn Milligramm<br />
pro Kilogramm, also hundert- bis tausendfach<br />
höher als der Bio-Orientierungswert.<br />
Rechtsverbindlich ist dieser Wert nicht.<br />
Von einer Gesundheitsgefährdung braucht<br />
man bei Mengen um die 0,01 mg/kg nicht<br />
auszugehen.«<br />
Dennoch bleiben Fragen: Wozu soll der<br />
Versuch dienen, Bio-Produkte stark eingeschränkt<br />
auf ein Qualitätsparameter –<br />
nämlich Freiheit von Pestizid-Kontaminationen<br />
– zu bewerten? Warum ausgerechnet<br />
die Pestizidfreiheit als prominentes<br />
Bewertungskriterium wählen, obwohl<br />
auch der Biolandbau diese niemals versprechen<br />
kann? Und warum dann ausgerechnet<br />
bei diesem Parameter auch noch<br />
strengere Maßstäbe an Bio-Produkte als<br />
an konventionelle Produkte anlegen?<br />
Bio hat viele Pluspunkte –<br />
aber nicht für Öko-Test<br />
Grundsätzlich verzichtet Öko-Test darauf,<br />
die zahlreichen Pluspunkte von Bio zu bewerten:<br />
Die Kunden kaufen zum Beispiel<br />
mit einem Bio-Lebensmittel Zusatzleistungen<br />
wie Klimaschutz, Gewässerschutz<br />
und Artenschutz, sie erwerben ein<br />
Produkt, bei dem auf schonende Weiterverarbeitung<br />
der Rohstoffe geachtet und<br />
auf die meisten Zusatzstoffe verzichtet<br />
wird. Alle Untersuchungen – die der amtlichen<br />
Lebensmittelwachung ebenso wie<br />
das BNN-Monitoring - zeigen zudem,<br />
dass Bio-Produkte signifikant geringer<br />
mit Pestiziden belastet sind und Mehrfachbelastungen<br />
die absolute Ausnahme<br />
darstellen. All diese Leistungen begründen<br />
den guten Ruf von Bio-Produkten<br />
und verschaffen ihnen einen berechtigten<br />
Wettbewerbsvorteil. Aber alle diese<br />
Pluspunkte waren noch nie Bestandteil<br />
der Bewertungen von Öko-Test, sondern<br />
sie werden schlicht vorausgesetzt – aber<br />
eben nicht bei konventionellen Produkten.<br />
Elke Röder / Katja Niedzwezky
MARKT<br />
Klassischer<br />
Großhandelsumsatz<br />
getrennt nach<br />
Frisch und Trocken<br />
1. – 3. Quartal 2006<br />
2005<br />
2006<br />
Diagramm 1<br />
Umsatzentwicklung Januar bis September 2006<br />
BNN-<strong>Naturkost</strong>großhandel verzeichnet<br />
weiterhin zweistellige Zuwächse<br />
Die Umsatzentwicklung der Großhandelsmitglieder des BNN Herstellung<br />
und Handel im ersten Dreivierteljahr 2006 bestätigt den Wachstumstrend<br />
der vorangegangenen Quartale. Mit einem Wachstum von über 14 Prozent<br />
entwickelt sich die <strong>Naturkost</strong>branche zum wiederholten Male zweistellig -<br />
sowohl im Trocken- als auch im Frischbereich.<br />
Im Vergleich der Dreivierteljahresergebnisse 2005/2006 wurde in 2006 ein Gesamtumsatz<br />
von 484,5 Millionen Euro erreicht. Im Entsprechungszeitraum 2005 waren es<br />
423,4 Millionen Euro. Damit stieg der Gesamtumsatz um 14,4 Prozent (Diagramm 1).<br />
Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es für den Vergleichszeitraum der ersten neun Monate<br />
14,6 Prozent.<br />
Erfreulicherweise stützt sich diese Entwicklung auf zweistellige Zuwächse in beiden<br />
Sortimentsbereichen. Die Frische bleibt mit einem Umsatzzuwachs von 16,6 Prozent<br />
in den ersten drei Quartalen (Vorjahreszeitraum: 17,4 Prozent) allerdings weiterhin die<br />
verlässliche Basis. Das Wachstum des Gesamt-Frischumsatzes von 258,9 Millionen Euro<br />
in den ersten drei Quartalen 2005 auf 301,5 Millionen Euro im ersten Dreivierteljahr<br />
2006 ist ein hervorragendes Ergebnis. Der Frisch-Anteil am Gesamtumsatz im <strong>Naturkost</strong>großhandel<br />
liegt aktuell bei gut 62 Prozent.<br />
600.000.000<br />
400.000.000<br />
200.000.000<br />
0<br />
484.454.080<br />
423.381.440<br />
Aber auch im Bereich »Trocken« hat sich die positive Entwicklung weiter fortgesetzt.<br />
Hier ist für den untersuchten Zeitraum ein Umsatzwachstum von 11,2 Prozent (Vorjahr:<br />
10,7 Prozent) zu verzeichnen - von 164,5 auf respektable 182,9 Millionen Euro.<br />
Vergleich der einzelnen Monate<br />
+ 14,4%<br />
301.508.450<br />
258.893.950<br />
+ 16,6%<br />
Gesamt Frisch<br />
164.487.490 182.945.630<br />
Trocken<br />
+ 11,2%<br />
Das Geschäftsjahr 2006 entwickelt sich bisher über alle Monate hinweg positiv. Für alle<br />
Monate sind Gesamtumsatzzuwächse zu verzeichnen - mit einstelligen Zuwächsen<br />
im April, Juni und September und zweistelligen in den anderen Monaten. Die Monatsergebnisse<br />
schwanken zwischen 6,51 Prozent im September und 23,1 Prozent im<br />
Mai. Weist die Branchenentwicklung insgesamt eine gewisse Konstanz auf (Diagramm<br />
2), so unterliegt die Umsatzentwicklung der einzelnen Monate erheblichen Schwankungen.<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 18
70.000.000<br />
60.000.000<br />
50.000.000<br />
40.000.000<br />
30.000.000<br />
20.000.000<br />
10.000.000<br />
0<br />
21,21%<br />
16,34%<br />
19,19%<br />
7,57%<br />
Die Sortimentsbereiche Frisch und Trocken entwickelten sich in allen Monaten positiv<br />
und mehr oder weniger parallel (s. Diagramm 3). Im Frischbereich wurden in den ersten<br />
neun Monaten Umsatzzuwächse zwischen 6,77 Prozent (September) und 25,56<br />
Prozent (Mai) realisiert.<br />
Mit 3,03 Prozent Zuwachs im April und 18,99 Prozent im Mai ist die Spannbreite der<br />
Umsatzzuwächse im Bereich Trocken ebenfalls groß. Alle Umsatzzuwächse im Bereich<br />
Trocken fallen allerdings geringer aus als im Bereich Frisch, - wenn auch teilweise nur<br />
sehr knapp.<br />
in Prozent<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
24,34%<br />
19,09%<br />
19,80%<br />
Quartalsvergleiche<br />
10,33%<br />
25,56%<br />
9,57%<br />
19,34%<br />
13,32%<br />
Betrachten wir abschließend die ersten drei Quartale des Jahres 2006 im Vergleich (Diagramm<br />
4): Die Zunahme des Gesamtumsatzes in den drei Quartalen im Vergleich zum<br />
Vorjahreszeitraum schwankt zwischen 11,59 Prozent im dritten Quartal 2006 (Vorjahr:<br />
13,4 Prozent im dritten Quartal) und 18,92 Prozent im ersten Quartal 2006 (Vorjahr:<br />
15,8 Prozent im zweiten Quartal).<br />
Im Frischbereich reduzieren sich die Umsatzzuwächse im Lauf der bisherigen drei<br />
Quartale von 21 Prozent im ersten Vierteljahr (Vorjahr 18,9) auf 12,99 Prozent im dritten<br />
(Vorjahr 15,3 Prozent). Im Trockenbereich setzt sich der positive Quartalstrend weiter<br />
fort. Alle Quartale verzeichnen deutlich positive Entwicklungen zwischen 8,56 Prozent<br />
(Vorjahr 8,6 Prozent) und 15,59 Prozent (Vorjahr13,2 Prozent).<br />
19 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
6,77%<br />
23,10%<br />
16,18%<br />
7,49%<br />
12,00%<br />
18,20%<br />
16,61%<br />
3,03%<br />
18,99%<br />
Frisch Trocken<br />
12,26%<br />
4,12%<br />
12,36%<br />
6,51%<br />
10,71%<br />
6,14%<br />
Umsatzentwicklung<br />
2005/2006 Gesamt<br />
Januar Februar<br />
März April<br />
Mai Juni<br />
Juli August<br />
September Oktober<br />
November Dezember<br />
Umsatz 2005<br />
Umsatz 2006<br />
Diagramm 2<br />
Relative Entwicklung der<br />
Frisch- und Trockenumsatzzuwächse<br />
im Monatsvergleich<br />
der Jahre 2005 und 2006<br />
Januar Februar<br />
März April<br />
Mai Juni<br />
Juli August<br />
September Oktober<br />
November Dezember<br />
Diagramm 3
Entwicklung von<br />
Gesamt-, Frisch- und<br />
Trockenumsatz in den<br />
einzelnen Quartalen des<br />
Jahres 2006 im Vergleich<br />
zum Vorjahr<br />
1. Quartal<br />
2. Quartal<br />
3. Quartal<br />
Diagramm 4<br />
Jeder Verursacher muss für Schäden haften<br />
13.000 Luftballons gegen Verwässerung<br />
des Gentechnik-Gesetzes<br />
Jede fünfte Reisprobe in der EU enthält<br />
Verunreinigungen von genmanipuliertem<br />
Reis. Dieses beunruhigende<br />
Ergebnis veröffentlichte die<br />
EU-Kommission im September 2006.<br />
Der Vorfall zeigte erneut, dass sich<br />
gentechnisch veränderte Organismen<br />
unkontrolliert verbreiten – und<br />
dass Widerstand gegen die Agrogentechnik<br />
und gegen eine Aufweichung<br />
des Gentechnikgesetzes notwendig<br />
ist.<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Fazit<br />
18,92%<br />
12,63%<br />
11,59%<br />
Gesamt Frisch<br />
Trocken<br />
Die Umsätze in der <strong>Naturkost</strong>branche haben sich in den ersten neun Monate des Jahres<br />
2006 positiv entwickelt. Beide Sortimentsbereiche sind stabil und auf hohem Niveau<br />
entwickelt. Ein zweistelliges Ergebnis für die Frische-Sortimente war zu erwarten<br />
– und auch das bisherige Ergebnis im Trockenbereich kommt nicht überraschend,<br />
wenn auch mit der Höhe nicht unbedingt zu rechnen war. Der bisherige Verlauf deutet<br />
daraufhin, dass der Handel auch auf das gesamte Jahr bezogen mit einem zweistelligen<br />
Gesamtergebnis abschließen wird.<br />
Der Markt für <strong>Naturkost</strong> und Naturwaren verändert sich ständig. Die »heile« Welt der<br />
Branche erhält zunehmend ernst zu nehmende Konkurrenz. Auf dem Weg zum visionären<br />
»<strong>Naturkost</strong> für alle« der Branchenpioniere leisten sich inzwischen nahezu alle<br />
Vermarktungsformen der Lebensmittelwirtschaft einen Biobereich und tragen so zur<br />
Zielerreichung bei. Die <strong>Naturkost</strong>branche behauptet sich dabei auffallend gut.<br />
Gesamtwirtschaftlich wird für die aktuelle Konjunkturbelebung auch die Mehrwertsteuererhöhung<br />
von 16 auf 19 Prozent ab Januar 2007 verantwortlich gemacht. Lebensmittel<br />
sind davon zwar nicht betroffen, da für sie weiterhin der ermäßigte Satz<br />
von sieben Prozent gelten wird. Ob die Verbraucher wegen der Mehrwertsteuer-Erhöhung<br />
nicht nur einige größere Investitionen vorziehen, sondern auch der Umsatz<br />
schnell drehender Konsumgüter wie Lebensmittel beeinflusst wird, werden die nächsten<br />
Monate zeigen.<br />
H.J. Brzukalla, Dipl.-Kfm., E-Mail: brzukalla@n-<strong>bnn</strong>.de<br />
Dieser Widerstand wurde am 2. November<br />
am Himmel über Berlin beeindruckend<br />
sichtbar: Mehr als 13.000 gelbe Luftballons<br />
bildeten den 60 Meter breiten<br />
Schriftzug »Genfood - Nein Danke« (siehe<br />
Fotos auf der rechten Seite). Für die Finder<br />
hing an jedem Ballon eine Postkarte mit<br />
der Aufforderung, sich gegen die geplante<br />
Gesetzesänderung zu wehren. Die<br />
Aktion war möglich geworden, weil zuvor<br />
Tausende von Bürgern im Internet für<br />
»ihren« Luftballon gespendet hatten. Die<br />
21,00%<br />
15,10%<br />
12,99%<br />
15,59%<br />
8,56%<br />
9,55%<br />
aufsteigenden Ballons symbolisierten den<br />
Pollen von gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen, der - einmal in die Umwelt entlassen<br />
- nicht mehr rückholbar ist. Die<br />
vom Online-Netzwerk Campact organisierte<br />
Aktion wendete sich besonders gegen<br />
Pläne der Großen Koalition, die Haftungsregeln<br />
im Gentechnik-Gesetz zu<br />
verwässern. Mehr als 30 Bio-, Verbraucher-,<br />
Bauern- und Umweltverbände,<br />
darunter der BNN Herstellung und Handel<br />
e.V., unterstützten die Kampagne.<br />
BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006 20
Bis zu einem Drittel aller<br />
Sojaprodukte verunreinigt<br />
Geringfügige Anteile von Gentech-Soja<br />
oder -Mais weist die amtliche Lebensmittelüberwachung<br />
heute bereits in vielen<br />
Lebensmitteln nach. Die Werte liegen<br />
zwar in der Regel deutlich unter dem<br />
Schwellenwert für die Kennzeichnung<br />
von 0,9 Prozent, aber dennoch ist es erschreckend,<br />
dass zum Beispiel 15 bis 30<br />
Prozent der untersuchten sojahaltigen<br />
Lebensmittel Anteile von gentechnisch<br />
veränderten Organismen (GVO) enthalten.<br />
Der Anteil ist in den Bundesländern<br />
sehr unterschiedlich, was auch auf Probleme<br />
in der Analytik zurückzuführen ist.<br />
Bei den Ergebnissen von verschiedenen<br />
Laboren sind Unter- oder Überschreitungen<br />
des tatsächlichen Werts von jeweils<br />
bis zu 40 Prozent möglich.<br />
Herr, die Not ist groß!<br />
Die ich rief, die Geister,<br />
werd ich nun nicht los ...<br />
Gentechnisch veränderte Pflanzen überraschen<br />
ihre »Erfinder« immer wieder mit<br />
nicht gewollten Eigenschaften. So platzten<br />
die Stängel einer gv-Sojasorte bei<br />
Dürre und Hitze auf. Die kurze Erfahrung<br />
mit dem Anbau von gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen zeigt, dass resistente<br />
»Super-Unkräuter« entstehen können<br />
und dass das von den gv-Pflanzen produzierte<br />
Gift sich im Boden anreichert. In<br />
Nordamerika und Argentinien werden im<br />
gv-Anbau zum Teil mehr Pestizide als zuvor<br />
verbraucht, Nützlinge werden geschädigt<br />
und traditionelle Pflanzenarten<br />
verdrängt. Welche Auswirkungen der<br />
Verzehr von gentechnisch veränderten<br />
Lebensmitteln langfristig auf unsere<br />
21 BNN-Nachrichten <strong>Naturkost</strong>handel Dezember 2006<br />
Gesundheit hat, kann dagegen niemand<br />
beantworten. Sämtliche Konsumenten<br />
sind dabei unfreiwillig Versuchskaninchen.<br />
Sollte eines Tages offiziell feststehen,<br />
dass die Agrogentechnik ein Irrweg<br />
war, ist es zu spät: Gentechnisch veränderte<br />
Organismen lassen sich kaum wieder<br />
aus der Umwelt herausholen.<br />
Wer Schuld hat, der haftet<br />
Dass die Gentechnik in der Landwirtschaft<br />
in Deutschland heute noch ein<br />
Schattendasein fristet, ist nicht auf verantwortungsvollen<br />
Umgang mit einer unausgereiften<br />
Technik zurückzuführen.<br />
Vielmehr machen die bisher im Gentechnikgesetz<br />
verankerten Haftungsregeln<br />
den Anbau zum wirtschaftlichen Risiko.<br />
Wie in allen anderen Bereichen des öffentlichen<br />
Lebens haftet für einen Schaden<br />
derjenige, der ihn verursacht hat.<br />
Künftig sollen Gentechnik-Landwirte<br />
aber nur noch dann haften, wenn die Pollen<br />
ihrer genmanipulierten Pflanzen<br />
Nachbarfelder um mehr als 0,9 Prozent<br />
verunreinigen. Die Mehrheit der Landwirte<br />
bliebe damit im Fall einer gentechnischen<br />
Verunreinigung ihrer Ernte ohne<br />
Entschädigung.<br />
Nach Redaktionsschluss wurde ein Eckpunktepapier<br />
zum Gentechnikgesetz bekannt,<br />
das jedoch noch nicht mit dem<br />
SPD-geführten Bundesumweltministerium<br />
abgestimmt war. Der Wissenschaft<br />
soll danach der Anbau von GVO erleichtert<br />
und der Öffentlichkeit den Zugang zu<br />
Informationen über betroffene Felder erschwert<br />
werden. Aus Sicht der Lebensmittelwirtschaft<br />
enthält dieser Entwurf<br />
zahlreiche nicht praktikable Regelungen<br />
und könnte keine Lebensmittelproduktion<br />
ohne Gentechnik garantieren.<br />
Katja Niedzwezky<br />
AUS ALLER WELT<br />
Die Forderungen der<br />
Campact-Aktion<br />
• Gentechnik-Produzenten müssen<br />
auch für Schäden unter 0,9 Prozent<br />
haften.<br />
• Es muss das Verursacherprinzip<br />
gelten: Gentech-Produzenten haben<br />
für alle durch sie verursachten<br />
Kosten, wie zum Beispiel Analysen<br />
gentechnischer Verunreinigung<br />
oder zusätzliche Kosten bei der<br />
Maschinenreinigung, aufzukommen.<br />
• Gentechnik-Produzenten müssen<br />
auch für Schäden an der Natur<br />
haftbar gemacht werden können.<br />
Zudem muss der ökologische Sachverstand<br />
des Bundesamtes für Naturschutz<br />
bereits in das Zulassungsverfahren<br />
gleichberechtigt einfließen.<br />
Weitere Informationen zur Kampagne:<br />
www.campact.de/gentec/info/home
Wir wünschen allen Lesern<br />
eine besinnlich-frohe Weihnachtszeit und<br />
einen guten Start ins neue Jahr 2007!<br />
Come together<br />
E I N L A D U N G<br />
Und vielleicht sehen wir uns schon bald auf der BioFach 2007...<br />
BioFach 2007<br />
BNN Herstellung und Handel lädt ein<br />
zum Branchentreff am ersten Messeabend:<br />
Come together – PART 7 –<br />
Donnerstag, den 15.02.2007<br />
Einlass: 18.00 Uhr – Beginn: 18.30 Uhr<br />
Saal Sydney<br />
CCN OST – Messe Nürnberg<br />
Einladungen werden Anfang Januar verschickt.