Gehilfe - Fachwissen mechanische Uhren
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Cetp3iger<br />
Ubrmacber 3eitung<br />
Organ Öer Deutfcben Ubrmacber-Vereinigung, 3entralf teile 3u Ceip3ig<br />
bes Verbanbes ClfafrCotbringfcbcr Ubrmacber, ber Sreicn Innung für bas Ubnnacbet gewerbe<br />
im Stabt= unb Canbhreis Bielefelö, ber 3wangsinnung ber Ubrmacber, Golbfd^miebe unb<br />
Optiker 311 Bocbum, ber Ubrmacber-, Oolbfcbmiebe- unb Optiherinnung 6el[enhircben, ber<br />
Ubrmacber=3Wangsinnung 3U (Dünfter i. W. unb ber Ubrmacber Bereinigung 311 5tenbal.<br />
Abonnements- unb Infertionsbeoingungen Jiebe auf dem Citelblatt.<br />
Celegramm-Fldrejfe: Ubrmad:>er=3eitung Diebener, Ceip3ig. §ernfprecb=Anjcblu(5 Po. 2991.<br />
naenörueft ift nur nach vorheriger Vereinbarung unter genauer Quellen-Angabe geftattet!<br />
Ho. 4 Ceip3ig, 15. Srebruar 1904 XL Jabrg.<br />
Deutsche Ubrmacfoer-Vereinigung (3entralftelle 3U Ceip3ig)<br />
Aus Dortmund erhielten wir Bericht über einen Prozeß, der am<br />
Essener Landgericht verhandelt wurde und für unsere Mitglieder<br />
von größtem Interesse ist.<br />
Seit etwa Mitte November 1903 waren an dem Geschäftshause<br />
eines Uhrmachers in der Limheckersfraße und in den Schaufenstern<br />
große Schilder und Plakate folgenden Inhalts angebracht: „Wegen<br />
vollständiger Auflösung des Geschäfts<br />
Total-Atisverkauf zu und unter Selbstkostenpreis."<br />
Gleichzeitig erschienen in Dortmunder Zeitungen fortlaufend Inserate<br />
desselben Inhalts. Ein anderer Uhrmacher ist darauf klagbar geworden,<br />
den betreffenden Uhrmacher zu verurteilen, dir unwahren<br />
Behauptungen, er verkaufe zu und unter Selbstkostenpreis zu unterlassen,<br />
und für jeden Kall der Zuwiderhandlung eine Strafe festzusetzen<br />
Zur Begründung hat der Kläger geltend gemacht, daß<br />
verschiedene Personen, durch den Inhalt der Bekanntmachung veranlaßt,<br />
goldene und silbeme Gegenstände und <strong>Uhren</strong> bei dem Beklagten<br />
gekauft hätten, jedoch zu Preisen, welche die vom Beklagten<br />
selbst gezahlten Einkaufspreise überstiegen. Teilweise<br />
blieben sogar die üblichen Verkaufspreise hinter den vom Beklagten<br />
geforderten Preisen zurück. Das Publikum wurde durch die Ankündigungen<br />
des Beklagten in den irrigen Glauben versetzt, daß es bei<br />
dem Beklagten billiger als bei der Konkurrenz, und sogar unter<br />
Einkaufspreis kaufen könne. Hierdurch wurde jedes Konkurrenzgeschäft,<br />
insbesondere vor dem Weihnachtsfeste empfindlich geschadigt.<br />
— Unter „Selbstkostenpreis" will nun der Beklagte nicht<br />
den von ihm gezahlten Einkaufspreis, sondern denjenigen Preis<br />
verstanden wissen, der sich unter Berücksichtigung des Einkaufspreises<br />
und der allgemeinen Geschäftsunkosten i Miete, Beleuchtung,<br />
Heizung und dergleichen), jedoch unter Verzichtleistung auf einen<br />
Gewinn ergebe.I!I Er habe nach dieser Richtung hin eine Berechnung<br />
aufgestellt. - Bei Beurteilung der Frage, ob die Ankündigungen<br />
des Angeklagten tatsächlich unrichtige Angaben Uber die Preisbeniessung<br />
der Ware im Sinne des § 1 des Gesetzes gegen den<br />
unlauteren Wettbewerb enthielten, die den Anschein eines besonders<br />
günstigen Angebots hervorzurufen geeignet seien, war das Gericht<br />
der Ansicht, daß es nicht auf eine möglichst enge, sich streng an<br />
die gebrauchten Ausdrücke haltende Auslegung ankomme, auch<br />
komme es nicht einmal auf die Absicht des Beklagten, sondern<br />
wesentlich nur auf die Auffassung des lesenden Publikums an, zu<br />
dessen Täuschung die Ankündigungen objektiv geeignet seien. Vorliegend<br />
sei dies der Fall. Das Publikum denke, wenn es die angeführten<br />
Ankündigungen lese, nur an Einkaufspreise. Daß somit<br />
die Ankündigungen des Beklagten geeignet wären, den Anschein<br />
eines besonders günstigen Angebots hervorzurufen, bedürfe ebensowenig<br />
einer weiteren Ausführung, wie die Tatsache, daß die<br />
Angaben tatsächlicher Art und unrichtig wären, wie es im Gesetz<br />
verlangt wurde. Hierbei könne es dahingestellt bleiben, ob der<br />
Beklagte wirklich zu und unter den von ihm behaupteten Selbstkostenpreisen,<br />
deren Berechnungsart er angegeben, verkauft habe,<br />
und ebenso, ob er das Wort „Selbstkostenpreis" in Kenntnis der<br />
Auffassung des Publikums gewählt habe oder nicht. Selbst wenn<br />
er in gutem Glauben gehandelt habe, unterliegt er dem Anspruch<br />
auf Unterlassung der Angaben, weil deren objektive Wirkung dem<br />
§ 1 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb zuwiderlaufe.<br />
Der Beklagte habe auch durch die inzwischen erfolgte Entfernung<br />
der Plakate zugegeben, daß seine Angaben zum wenigsten im<br />
Verhältnis zum kaufenden Publikum nicht zu halten seien. Es bestehe<br />
aber nach wie vor die Besorgnis der Wiederholung, zumal<br />
der Beklagte schon ähnliche Annoncen veröffentlicht habe. Aus<br />
diesem Grunde ist der Beklagte verurteilt worden, die Behauptung<br />
auch in Zukunft zu unterlassen, bei Vermeidung einer Geldstrafe<br />
bis zu 15C0 Mark für jeden Fall der Zuwiderhandlung.<br />
Dieses Urteil kann von uns nur mit Genugtuung begrüßt werden,<br />
denn der Unfug, welcher mit der Ankündigung von Selbstkostenpreisen<br />
getrieben wird, ist tatsächlich das unlauterste Mannöver<br />
mancher Dauerausverkäufler. Das Urteil mahnt aber auch bei einer<br />
anderen Unsitte wieder zur Vorsicht, auf die wir schon einigemal<br />
hingewiesen haben, nämlich der Verkäufe zu<br />
Fabrikpreisen,<br />
die besonders bei Glashiitter <strong>Uhren</strong> beliebt sind. Nach allgemeiner,<br />
wie auch nach gerichtlicher Auffassung können unter Fabrikpreisen<br />
nur die an den Lieferanten bezahlten Einkaufspreise, niemals aber<br />
die von letzterem festgesetzten Verkaufspreise angesehen werden.<br />
Wer also bekannt gibt, er verkaufe Glashiitter <strong>Uhren</strong> zu Fabrikpreisen,<br />
der macht sich des unlauteren Wettbewerbes schuldig,<br />
wenn er sie nicht ohne allen Nutzen verkauft.<br />
In unserem Bericht vom 1. Dezember v. J. erwähnten wir schon,<br />
daß die Uhrmacher-Innung zu Braunschweig auf Grund des ihr von<br />
uns zur Verfügung gestellten Materials, insbesondere der Gutachten<br />
über eine Feithsche Goldinuhr, die wir im vorigen Jahre bezogen,<br />
Klage gegen eine Zeitung<br />
wegen der Veröffentlichung von Feith'schen Anzeigen angestrengt<br />
hat. Wir können hierzu mitteilen, daß gegen die Zeitung ein vor<br />
Urteil<br />
www.uhrenwissen.com<br />
erlassen wurde, welches ihr die Aufnahme der
50 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNO No. 4<br />
gedachten Inserate verbietet. Die Berufung gegen dieses vorläufige<br />
Urteil wurde kostenpflichtig abgewiesen. Die Innung hat inzwischen<br />
noch eine Uhr von Reith bezogen, über die das Gericht selbst Gutachten<br />
einholen will, um festzustellen, daß die in der verklagten<br />
Zeitung angepriesenen <strong>Uhren</strong> nicht besser sind als die von uns vor<br />
einem Jahr gekaufte. Die vom Gericht vorgeschlagenen Sachverständigen<br />
Herren Professor Koppe und Professor Lindecke in Braunschweig,<br />
haben es abgelehnt, ein Gutachten zu erstatten. Ersterer<br />
mit dem sehr richtigen Hinweise, daß über das Werk nur ein Uhrmacher<br />
urteilen könne. Nunmehr soll Herr Chronometermacher<br />
Fr. Dencker, Hamburg, über das Werk und Herr Professor der<br />
Chemie Rodländer vom Polytechnikum zu Braunschweig über das<br />
Gehäuse ein Gutachten abgeben. Über das Resultat werden wir<br />
unsere Mitglieder auf dem Laufenden erhalten.<br />
Prüfung von Cebrlingsarbeiten<br />
Unsere diesjährige Lehrlingsarbciten- Prüfung wird in dem<br />
gleichen Rahmen wie die vorjährige abgehalten, d. h. es sind<br />
nicht nur Arbeiten von Ausgelernten sondern auch<br />
solche, die im ersten, zweiten oder dritten Lehrjahre<br />
gefertigt wurden, zugelassen.<br />
Die Arbeiten können in Werkzeugen, Uhrteilen, Uhrwerken<br />
oder in der» Ausführung von schwierigen Reparaturen<br />
bestehen, Bedingung ist nur, daß sie ohne jede fremde<br />
Hilfe von dem Lehrling selbst hergestellt worden sind, was von<br />
dem Lehrherrn schriftlich zu bestätigen ist, und ferner, daß sie<br />
noch nicht anderweit prämiert worden sind.<br />
Erwünscht ist es, daß als Prüfungsarbeit von jedem Lehrling<br />
möglichst nur ein Stück, dieses aber so gut als möglich gefertigt<br />
wird, da es den Preisrichtern nicht auf" die Zahl der eingesandten<br />
Arbeiten sondern hauptsächlich auf deren Ausführung<br />
ankommt.<br />
Ferner wollen die Lehrherren darauf achten, daß ihre Lehrlinge<br />
ein Prüfungsstück wählen, welches auch dem Lehrjahre angemessen<br />
ist, bezw. dem Können des Lehrlings entspricht, damit<br />
nicht der eine zu schwierige, der andere zu leichte Arbeiten in<br />
Angriff nimmt.<br />
Da es zur Zeit einige Schwindler versuchen mittels des alten<br />
Gaunertricks<br />
der Auswahlsendungen nach dem Hotel die Uhrmacher zu prellen,<br />
so ermahnen wir auch an dieser Stelle unsere Kollegen zur größten<br />
Vorsicht und empfehlen die in der heutigen Nummer unter besonderer<br />
Rubrik veröffentlichten Fälle der Beachtung.<br />
Mit kollegialischem Gruß<br />
Deutsche Uhrmacher-Vereinigung<br />
Zentralstelle zu Leipzig.<br />
H. Wildner Alfred Hahn<br />
Schriftführer. , Vorsitzender.<br />
Die Bestätigung des Lehrherrn ist in einem verschlossenen<br />
Umschlag, welcher gleichzeitig den Namen und das Alter des<br />
Lehrlings, die Angabe des Lehrjahres und dem Namen des Lehrherrn<br />
enthalten muß, dem Prüfungsstück beizufügen. Das Prüfungsstück<br />
muß von einer kurzen Beschreibung begleitet und mit einem<br />
Kennwort versehen sein. Das gleiche Kennwort hat der verschlossene<br />
Umschlag zu tragen. Die Umschläge werden erst nach<br />
beendeter Prüfung geöffnet.<br />
Die Arbeiten werden von der Zentralstelle geprüft, und erhalten<br />
die Verfertiger je nach der Ausführung ihrer Prüfungsstücke<br />
Diplome mit den Zensuren genügend, gut, sehr gut und<br />
vorzüglich. Ungenügende Arbeiten erhalten kein Diplom. Besonders<br />
gute Arbeilen erhalten Prämien in Gestalt von Fachbüchern<br />
oder Werkzeugen.<br />
Als letzter Termin für die Einsendungen der Arbeiten ist der<br />
12. April d. J. festgesetzt. Die Sendungen der Arbeiten sind an<br />
die Redaktion der Leipziger Uhrmacher-Zeitung, Leipzig,<br />
Schützenstr. 15, zu richten. Wir sehen einer recht regen Beteiligung<br />
entgegen und zeichnen<br />
mit kollegialischem Gruß<br />
Deutsche Uhrmacher-Vereinigung (Zentralstelle zu Leipzig).<br />
Die meefoanifeb-aftronomifebe Weltubr<br />
Zu den bedeutendsten Erzeugnissen auf dem Gebiete der Uhrmacherkunst,<br />
welche die Kunst des Uhrmachers und Mechanikers in<br />
hohen Maße herausgefordert haben, gehört unbestritten jene astronomische<br />
Weltuhr, die von August Noll in der alten Stadt Villingen, dem<br />
ehemaligen, schon 817 genannten Hauptort der Landschaft Baar, der<br />
1806 an Baden gekommen war, und heute eines der bedeutenden<br />
Zentren der Ulirenindustrie ist, nach mehr als fünfjähriger, mühevoller<br />
Arbeit 1897 vollendet wurde und den bekannten Kunstuhren in<br />
Prag und Goslar, wie auch der des straßburger Münster an sinnreicher<br />
Anordnung, Mannigfaltigkeit der <strong>mechanische</strong>n Vorgänge<br />
und Zahl der Figuren zur Seite gestellt werden kann.<br />
Das gegenwärtig in Leipzig ausgestellte, von Laien wie Kennern<br />
angestaunte, einen harmonischen, das ästhetische Gefühl wohlthuend<br />
berührenden Eindruck erzeugende Werk, zeigt sich als stolzer,<br />
*»«<br />
M t r<br />
' hoher, 4 Mtr. breiter und t„ Mtr. tiefer Aufbau aus Nuß<br />
baumholz, der die Vorderansicht einer schönen, im Stil der Friihrenaissance<br />
gehaltenen Kirche mit Portal und Seiten darstellt. In<br />
den Kalenderwerken, Walzen, Auslösungen, Spiel-, Läute und Schlagwerken,<br />
Erscheinen des Datums usw. ist alles auf ein tadelloses,<br />
einhunderjähriges Funktionieren genau berechnet. Während eines<br />
Saculums zeigt die Uhr neben den Sekunden, Minuten, Viertelstunden,<br />
Stunden, Tagen, Wochen, Monaten und Jahren auch die<br />
beweglichen Hauplfeste der Christenheit und führt zu den verschiedenen<br />
Tages- und Jahreszeiten entsprechende Handlungen von<br />
meisterhaft geschnitzten Figuren in sinnreicher Weise und begleitet<br />
von Musikstücken, Trompetcnsolo und Wächtcrhorn oder<br />
Hahnenschrei und Kukuksruf für Auge und Ohr vor. Der Mittelbau<br />
birgt eine stilvoll ausgemalte und erleuchtete Kapelle, deren Pforten<br />
sich jeden Vormittag um 9 Uhr öffnen und einen Blick auf die Andächtigen<br />
gestatten, die in schwarzwälder Tracht unter den Klängen<br />
eines Chorals am Altar vorüberwandeln. Am Seitenflügel erscheint<br />
bei jedem Stundenschlag links oben der Sensenmann Tod, an dem<br />
die vier Menschenaltcr vorüberziehen, während darunter die zwölf<br />
Apostel vor der segnenden Christusfigur vorbeigehen. Rechts vom<br />
Porta! zeigen sich oben als idyllisches Gegenstück die vier Jahreszeiten<br />
in sinnbildlichen Figuren, und unterhalb wandeln an jedem<br />
Morgen und Abend unter Glockengeläut und den Akkorden eines<br />
Chorals sechs Kapuzinermönche aus ihrer malerisch gelegenen<br />
Waldklause zur Kirche. Das Zifferblatt im oberen Teil des Mittelfeldes<br />
trägt nicht die gebräuchlichen Stundenzeiger, sondern kündet<br />
die Zeit mittels springender Ziffern, deren Wechsel zwei Engel<br />
durch Schläge auf melodische Glocken anzeigen an. Unten in den<br />
Seitenhallen sieht man die kunstvoll und sorgsam aus Messing und<br />
Stahl gearbeiteten starken Triebwerke in Tätigkeit. Am Fuße des<br />
Kunstwerks ist ein astronomisch richtig gehendes Tcllurium angebracht,<br />
und an den Giebelfeldern der Fliigclgebäude zeigen zwei<br />
große Zifferblätter die Zeit von Kalkutta und Newyork im Vergleich<br />
zur mitteleuropäischen Zeit. Das ganze Werk wiegt 52 Zentner<br />
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No. 4 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG 5,<br />
und repräsentiert einen Wert von etwa 50000 Mk. Jedenfalls ist liehen Ausdauer des Erbauers und wollen wir nicht verfehlen<br />
diese ebenso originelle wie interessante Weltuhr ein Beweis von Kollegen, die Gelegenheit dazu haben, das Ansehen derselben zu<br />
dem Forschergeist, der Intelligenz, Erfindungsgabe und erstaun- anzuraten.<br />
[Nachdruck verböten]<br />
Die Reparatur Öes 3ytinöergan9es<br />
B. Eindrehen des Zylinders.<br />
r Im einen uGiien Zylinder gut eindrehen zu können, ist<br />
neben der tiesehiekliehkeit des Drehern auch eine richtige Feststellung<br />
der Maße sowie das richtige Aussuchen des passenden<br />
Zylinders erforderlich. Beim Aussuchen des neuen Zylinders<br />
tut man stets gut sieh nicht nach dem alten zu richten, denn<br />
es ist ja nicht immer der Fall, daß derselbe genau gej<br />
Von Bruno Fjillmcmn, Ceip3ig<br />
(Fortsetzung}<br />
Mit: Rufe der Zylindertabolle ist es möglich, die Größe des<br />
Oßtm Zylinders genau festzustellen; sucht, man ihn aber so aus,<br />
daß er mit ganz geringer Luft zwischen zwei Zähnen des Zylinderrailes<br />
paßt, So hat man ebenfalls die erforderliche Größe<br />
heTaUSgaftataeaii Von der genügenden Höhe des gewählten<br />
Zylinders und der Putzenansäfese überzeugt man sieh am<br />
sichersten, wenn nian den Zylinder in das vom unteren Kloben<br />
befreit.- Werk hineinhalf, sodaß der Kadkranz im Einschnitte steht,<br />
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52 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG No. 4<br />
Ober die Feststellung der richtigen Uöhenmaße<br />
mit Hilfe des Zehntelmaßes, d. h. nach metrischem Syst .'in<br />
ist in Nr. 20 vom Jahrg. 1902 ein sehr ausführlicher Artikel<br />
erschienen, weshalb mir bezüglich dieses Themar nichts zu erörtern<br />
übrig bleibt. Das metrische Maßsystem ist aber wold<br />
Oicht jedermanns Sache, sondern es gibt viele Kollegen, die ein<br />
..greifbares" Maß vorziehen. Deshalb lasse ich die Beschreibung<br />
eines praktischen schon von Sievert erwähnten Zylindermafles,<br />
und wie mit dessen Hilfe das Eindrehen des Zylinders zn ge¬<br />
schehen hat, folgen. Genanntes Meßwerkzeug hat infolge seiner<br />
Einfachheit den Vorteil, daß es sich jeder Kollege ohne große<br />
Stühe<br />
M | |<br />
d Kosten selbst anfertigen kann. Es ist in Fig. !) in<br />
-tarier Vergrößerung abgebildet.<br />
Fig. 9<br />
Zur Herstellung dieses Zylindertnaßcs veiwendet'<br />
man eine etwa 2 cm lange Stahlwelle von 1 mm Durchmesser.<br />
Dieselbe wird mit Gewinde versehen, gehaltet und blau angelassen,<br />
dann dreht man in etwa 3 nun Lauge die Welle 0<br />
an, Iiis auf Ö,G imii Stärke, und versieht dieselbe mit dem<br />
Zapfen dor so dünn gemacht wird, daß et in jedes Steinloch,<br />
(auch hei Damennhren) bequem hineinpaßt An da* andere<br />
Ernte der Welle befestigt man zur besseren Handlichkeit einen<br />
XeröglkaOff Ä. Auf den Gewindteil der Welle wird ein mit<br />
gleichem Gewinde versehenes Mes&ingfntter /•' von 5 mm<br />
Länge und in der abgebildeten Form aufgepaßt. Beim<br />
Drehen des Futter* läßt man erst einen vollen Ring r stehen,<br />
VOM dem dann soviel abgefeilt wird, daß nur die Nase » stehen<br />
bleibt Das andere Ende des Futters wird mittels einer dünnen<br />
Slge mit einem Einschnitt versehen, wie aus der Abbildung ersichtlich,<br />
damit durch den erzielten federnden Druck eine gleichmäßige,<br />
erschwerte Reibung des Futters auf der Welle ermöglicht<br />
wird, um es so in beliebiger Stellung feststehend zu erhalten.<br />
Die Handhabung des so erstellten Meßwerkzeuges<br />
beim Eindrehen des neuen Zylinders ist sehr<br />
einfach, Es handelt sich in erster Linie darum, die erforderliche<br />
Länge des unteren Zapfens festzustellen. Zu diesem<br />
Zwecke wird das Zylinderrad in die Ehr gesetzt und das Maß<br />
mit dein Zapfen in das Steinloch des Zylinders gestellt, sodaß<br />
das Zapfenende aid' dem Decksteine ruht Das Futter wird<br />
dann soweit heruntergeschraubt, bis es mit seiner linieren Fläche<br />
auf den Zähnen des Zylinderrades aufliegt. Diese Stellung ist<br />
in Fig. lÖ unter A dargestellt. Man achte aber darauf, daß<br />
das Futter sicher aufliegt, eher kann es das Rad ein wenig<br />
niederdrücken, denn sonst würde der untere Zapfen zu lang.<br />
Wie das auf diese Weise eingestellte Mali zur Feststellung der<br />
unteren Zapf.Militnge des einzudrehenden Zylinders dient, ist in<br />
Fig. 10 unter B veranschaulicht. Man hüll das Maß so an den<br />
Zylinder, daß das Zapf enendo, gleich der Linie c, an der Angriffsstelle<br />
der Zähne steht; in dieser Stellung gibt die untere<br />
Fläche des Futters, gleich der Linie
No. 4 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG 53<br />
des Abdrehen* des Ansatzes für die Unruhe und der Unterdrehung<br />
für die Vernietung achtel man zugleich darauf, daß der Ansatz<br />
für die Spiralrolle die richtige Stärke erhält. Pin sich auch<br />
hierin nicht nach dem alten Putzen zu richten und die Spiralfeder<br />
selbst nicht immer zum Probieren benutzen zu müssen,<br />
steckt man die Spiralfeder mit der Rolle auf einen passenden<br />
Drehstift und mißt die Stärke dessel'ieii an der Stelle, wo die<br />
Rolle genügend festsitzt, mit dem ZehntelrnaB, oder einem Triobinaß.<br />
Nach dem so gefundenen Maße dreht man unter öfterem<br />
Probieren die Spiralrolle zurecht.<br />
Die Auflageflüche für die Unruhe läßt man, weil der<br />
Putzen von weichem Metall (Messing) ist und daher heim Vernieten<br />
leicht nachgibt, flach, also nicht unterdreht, die Vernietung<br />
für die Unruhe darf nicht zu kurz sein, sondern kann, mit<br />
gleicher Beachtung des weichen Metalls, eher reichlich vorstehen.<br />
"Nach Fertigstellung des Ansatzes für die Unruhe und<br />
Spiralrolle .schreitet man zur Anbringung der Unterdrehung,<br />
(die obere Kante des .Spiralansatzes wird ein wenig gebrochen)<br />
und Andrehen des oberen Zapfens, verbunden mit der Erstellung<br />
seiner erforderlichen Länge. Dieselbe wird (wie bereits im<br />
vorigen Aufsatze, vom Anfertigen des Tampons handelnd, erwähnt<br />
wurde) gefunden, indem man mit dem Zehutehnaß über beide<br />
Decksteine der eingeschraubten Klolien (nach Entfernen von<br />
etwa vorhandenem Grat) mißt und die Stärke der Deckstoino<br />
abzieht, minus n,l mm für die erforderliche Luft des Zylinders,<br />
oder mau mißt über die AufJageflächen der Deckstoiue. bezüglich<br />
ihrer Plättchen.<br />
Würfle nach dein so gefundenen Maße, gemäß der Linie //,<br />
Fig. 11, der obere Zylinderzapfen gekürzt, dann wird der Zylinder<br />
durch Auskochen in Spiritus vom Schellack befreit') und<br />
danu die Unruhe aufgenietet, da mit ihr der Zylinder beim<br />
Zapfenrollieren besser zu handhaben ist als mit dein Mitnehmer.<br />
Wie die Unruhe, in Hinsicht des Prellstiftes, aufzusetzen<br />
ist, haben wir im Laufe der<br />
Abhandlung bereits kennen gelernt, es<br />
mögen nur noch einige Worte dem Vernieten<br />
selbst gewidmet sein. Man erhält<br />
in Anbetracht des weichen Metalls,<br />
(Messing) aus dem die Putzen sind,<br />
eine schöne, sichere und glatte Vernietung,<br />
wenn man hierzu, wie in<br />
Fig. 1 2 veranschaulicht ist, einen Lech-<br />
] S£B P verwendet, dessen untere<br />
Fläche ein wenig abgerundet ist. Seine<br />
vorteilhafte Wirkung ist aus der teilweise<br />
im Durchschnitt ausgeführten<br />
Zeichnung deutlich zu ersehen. ('bildet<br />
Fig. 12<br />
das Auflagestftck für die untere Fläche des Dützens, das<br />
günstigsten wirkt, wenn es aus Stahl liesteht und eine<br />
nachpolierte Fläche aufweist.<br />
am<br />
gut<br />
Bind die Zapfen im Uolliorstuhl nach ihren entsprechenden<br />
Steinlöehern passend gemacht, wobei beobachtet würfle, daß sie<br />
auch genügend hindurehreichen, dann stellt man den Zylinder<br />
in das Werk. Bei richtiger Aufnahme der Maße und der ihnen<br />
entsprechenden Anfertigung des Zylinders wird derselbe bezüglich<br />
richtiger Luft der Passage und Stellung der Unruh so genau<br />
passen, daß außer dem Arrondieren der Zapfenenden und<br />
etwaig nötigem Flachriehten der Unruhe, keine weiteren Veränderungen<br />
von böten sind. Der fJang ist jedesmal nach Einsetzen<br />
eines neuen Zylinders auf seine Tiefe und Zahnluft und<br />
den Ausschwimg zu untersuchen und zu berichtigen und die<br />
Unruhe auf der Unruhwage abzuwiegen.<br />
Das Eindrehen des Zylinders mit Benutzung des<br />
alten Pul Zons kann, wenn die Verhältnisse ein solches Vorgehen<br />
erlauben, die Arbeit sehr beschleunigen.<br />
i Krlfsicbtert wird das Reinigen des Zylinders vom Schellack<br />
vor sieh gehen, wenn man vor dem Eiulaüken den Zylinder mit<br />
www.uhrenwissen.com<br />
AVas? den alten Putzen soll man dazu benutzen? Schüre<br />
ich schon manchen in Ehren, grau gewordenen Kollegen<br />
empört ausrufen, vielleicht greift auch mancher nach der<br />
Feder, um einen geharnischten Artikel übet die zunehmende<br />
Pfuscherei, die von der Presse sogar noch unterstützt wird, zu<br />
beschreiben. — Nur gemach! Wir leben jetzt in einer anderen<br />
Zeit, und wir haben auch .Ringer unter uns, die keine von Gott<br />
begnadeten Künstler sind und nie werden. Wie leicht könnte<br />
es da nicht passieren, daß selbst noch der alte wieder benutzte<br />
Putzen durch sein besseres Aussehen den übrigen neu angedrehten<br />
Teil des Zylinders in den Schatten stellt.<br />
Wenn ich mir einige Worte über die Benutzung des allen<br />
Putzens gestatte, so habe ich keineswegs die Absieht, das Handwerk<br />
der Pfuscher zu fördern, denn wie ich bereits eingangs<br />
erwähnt habe, ist die Arbeit nur gestattet, wenn es die Verhaltnisse<br />
erheischen, denn es sind hierzu drei Bedingungen unumgänglich<br />
notwendig: erstens muß der alte Zylinder die<br />
richtige Größe aufweisen, zweitens muß der Putzen gut<br />
erhalten sein und drittens muß der vom Zylinder befreite<br />
Putzen, wenn er auf einen Drehstift gesteckt wird, mitsamt der<br />
Unruhe genau rund laufen; das Fehlen auch nur einer der erwähnten<br />
Bedingungen macht die Benutzung des Pötzens hinfällig.<br />
Wird er aber Dach jeder Hinsicht für tauglich befunden,<br />
weshalb soll er dann nicht wieder Verwendung finden ir 1<br />
Die<br />
Behandlung erfordert allerdings peinliche Vorsicht, und gehört<br />
ein gewisses Geschick und Akiiratesse zur guten Ausführung der<br />
Arbeit, Das Ausschlagen des Zylinders hat auf die in Fig. 2<br />
schon dargestellte Art und Weise zu erfolgen. Beim Aussuchen<br />
des neuen Zylinders, (sie sind bereits ohne Putzen in den Fournitnrenhandlungen<br />
erhältlich) achte man darauf, daß die Länge<br />
der kurzen (Ausgangslippo) gleich ist der am alten Zylinder,<br />
was insofern leicht zu beobachten möglich ist, als der Zylinder<br />
Stets am schwächsten Teil (Einschnitt) gebrochen ist Ebenso<br />
ist der Zylinder betreffs des Durchmessers genau nach dem Loch<br />
im Putzen auszusuchen, damit er wieder genügend fest im<br />
Putzen sitzt, aber auch kein Airfreiben desselben nötig macht,<br />
und daß das obere lange Rohr Bichl kürzer als der Putzen ist,<br />
Mau sieht demnach, daß schon die richtige Plazierung
54 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG No. 4<br />
Die Beteiligung der Beamten an Ronfutn-, Beamtenvereinen<br />
unö Warenbäufern (Schluß aus No. 2)<br />
Aber noch auf etwas anderes möge hier hingewiesen werden.<br />
Es ist gesetzlich vorgesehen, daß die Beamten sich nicht durch<br />
irgendwelche Nebenbeschäftigung einen Erwerb schaffen. Nur mit Genehmigung<br />
der vorgesetzten Behörde ist dieses gestattet. Will jedoch<br />
ein Beamter Mitglied eines Konsumvereins werden, so ist eine solche<br />
Genehmigung nicht erforderlich. Dokumentiert sich aber der Betrieb<br />
eines Konsum- oder Beamtenvereines nicht als ein gewerblicher<br />
und suchen die Mitglieder eines solchen nicht etwa einen Erwerb,<br />
einen Gewinn aus ihrer Mitgliedschaft zu ziehen? Dr. Carl Hampke,<br />
Syndikus der Handelskammer zu Posen, beantwortet diese Frage<br />
in einem Aufsatze in den Jahrbüchern für Nationalökonomie und<br />
Statistik über die Besteuerung der Genossenschaften in Preußen,<br />
wie folgt: „Jede auf die Erzeugung von Gütern und die Vermittehmg<br />
ihres Bezuges gerichtete Tätigkeit strebt nicht nur nach Gewinn,<br />
anderenfalls sie unterbleiben würde, sondern sie hat berechtigtermaßen<br />
Anspruch darauf. Es kann und wird niemand beispielsweise<br />
von einem Tischler erwarten, daß er das von ihm hergestellte<br />
Stück Möbel zum Selbstkostenpreise verkauft, oder daß ein Kaufmann<br />
seine Waren zum Einkaufspreise nur mit einem die Betriebskosten<br />
deckenden Aufschlag verkaufen wird. Beide Gewerbetreibende<br />
haben Anspruch auf einen Gewinn aus ihrer für andere ausgeübten<br />
Tätigkeit. Auf diesen Gewinn nun haben es die Genossenschaften<br />
bei ihrer Begründung abgesehen und die dauernd ausgeübte Aneignung<br />
dieses Gewinnes, den die Genossenschafter ohne Bestehen<br />
der Genossenschaft an Gewerbetreibende zahlen müßten, stempelt<br />
den genossenschaftlichen Betrieb zu einem Gewerbebetrieb und<br />
macht ihn gewerbesteuerpflichtig. Dabei ist es gleichgültig, ob<br />
die Genossenschaften diesen Gewinn am Schluß des Jahres in<br />
Gestalt von sogenannten Dividenden an die Mitglieder auszahlen<br />
oder ob sie ihn sogleich in den Preisen der verkauften oder<br />
eingekauften Produkte den Mitgliedern zuführen, wesentlich ist<br />
daß die Genossenschaft den Zweck hat, den Gewinn, den andere<br />
berechtigterweise durch ihre produktive oder verteilende Tätigkeit<br />
zu erzielen bestrebt sind, durch ihre dauernd ausgeübte Tätigkeit<br />
ihren Mitgliedern zuzuwenden."<br />
Für noch bedeutend tadelnswerter muß es aber erachtet werden,<br />
wenn Reichs- und Staatsbeamte eigene Wirtschaftsgenossenschaften<br />
und Warenhäuser gründen, wobei die letzteren wiederum nur ein eigenartiger<br />
Typus der Versandgeschäfte sind. Die Warenhäuser für<br />
Offiziere und Beamte nehmen immer mehr an Umfang und Zahl<br />
zu und tragen von Tag zu Tag mehr dazu bei, den gewerbtätigen<br />
Mittelstand wirtschaftlich zu ruinieren. Nicht nur den Namen<br />
haben sie von den eigentlichen Warenhäusern, diesem gefahrdrohenden<br />
Gespenst für weite Schichten von Handel und Handwerk<br />
angenommen, sondern sie beginnen auch von Tag zu Tag ihren<br />
Geschäftsbetrieb nach dem Muster dieser neusten Typen des<br />
Detailhandels auszubauen. Der Verkauf von allen Waren der Bekleidungsbranche<br />
bildet bei weitem nicht mehr die Grenze ihres<br />
Betriebs, sondern alles, was zum menschlichen Leben gehört, was<br />
den Genuß des menschlichen Daseins erhöhen kann, haben sie<br />
in ihren Geschäftsbereich gezogen. Natürlich haben sie auch in<br />
den <strong>Uhren</strong>vertrieb stark eingegriffen. <strong>Uhren</strong> aller Art bilden sogar<br />
einen regelmäßigen und sehr beliebten Vcrkaufsgegenstand<br />
in den Warenhäusern für Beamte und Offiziere des Heeres und •<br />
der Marine. Unwillkürlich muß man sich fragen, woher stammen<br />
die in diesen Warenhäusern zum Verkauf angebotenen <strong>Uhren</strong>, wo<br />
liegt ihre Bezugsquelle?<br />
Wenn der Verkauf von <strong>Uhren</strong> in den Warenhäusern noch<br />
größere Ausdehnung annimmt, dann liegt die Zeit nicht fern, daß<br />
dem Uhrmachergewerbe jeder gesunde Boden entzogen und auch<br />
der Uhrmacher zu jener Klasse von Handwerkern herabsinken<br />
wird, die wie der Flickschuster nur noch die in den Warenhäusern<br />
gekauften Gegenstände reparieren. Mit Freuden kann es nur begrüßt<br />
werden, wenn Handel und Handwerk sich in jüngster Zeit<br />
zusammenschließen, um gemeinsam gegen die Auswüchse des Genossenschaftswesens,<br />
wie sie in den Konsumvereinsbestrebungen<br />
der Beamtenschaft erwachsen sind, anzukämpfen. Eine gesetzliche<br />
Handhabe, den Beamten die Mitgliedschaft in Konsumvereinen,<br />
die Gründung von Bcamtenvereinen und Beamten-Warenhäusern<br />
zu verbieten, besteht allerdings zur Zeit noch nicht. Aber ein<br />
Wort der vorgesetzten Behörden dürfte auch hierbei schon wesentlich<br />
zur Beseitigung solcher bestehenden Mißstände helfen.<br />
Ein schönes Beispiel bietet in dieser Hinsicht Bayern, wo bis<br />
heute die Gründung eines Beamtenwarenhauses unterblieben ist,<br />
nachdem von höchster Stelle eine Kundgebung gegen solche Bestrebungen<br />
erfolgte. Bedauernswert ist es allerdings, daß die<br />
Beamten nicht selbst zur Einsicht kommen, daß sie mit ihren<br />
Genossenschaftsbestrebungen direkt dem Interesse des Staats entgegenarbeiten,<br />
indem sie eine ganze Gesellschaftsklasse dem<br />
wirtschaftlichen Untergange preisgeben, eine Gesellschaftsklasse,<br />
deren Mitglieder durch harte Arbeit und emsigen Fleiß bestrebt<br />
sind, ihren täglichen Unterhalt zu verdienen und für ihr Alter<br />
sich die Mittel für ein bescheidenes Dasein zu erwerben. Um<br />
wie viel anders ist dagegen der Beamte gestellt. Er bezieht sein<br />
festes Gehalt, braucht nicht mit wirtschaftlichen Konjunkturen zu<br />
rechnen, in Fällen von Krankheit ist für ihn gesorgt und im Alter<br />
zahlt ihm der Staat eine Pension, die ihm einen standesgemäßen<br />
Unterhalt sichert. Daneben nimmt der Staat noch einen großen<br />
Teil der Sorge für die. Familie von seinen Schultern. Alles<br />
dies muß der Kaufmann und der Handwerker missen. Um so<br />
begreiflicher ist es, wenn es sich zur Zeit in diesen Kreisen regt,<br />
wenn in vielen Städten Mittelstandsvereinigungen sich bilden und<br />
ihren Einfluß dahin geltend machen, daß die politischen Parteien<br />
endlich einmal die Sache des gewerblichen Mittelstandes zu der<br />
ihrigen machen, ja selbst politischen Einfluß zu erringen suchen.<br />
Die politischen Parteien im Reiche scheinen auch bereits erkannt<br />
zu haben, daß sie diese Bestrebungen nicht länger unberücksichtigt<br />
lassen dürfen, wenn sie in Zukunft noch Anhänger in den Kreisen<br />
des gewerblichen Mittelstandes zu finden hoffen. Als erste ist<br />
die Zentrumspartei auf dem Plane erschienen, um um die Gunst des<br />
gewerblichen Mittelstandes zu werben. Die Abgeordneten Gröber,<br />
Dr. Piehler, Roeren, Fuchs, Wattendorf beantragten am 4. Dezember,<br />
der Reichstag wolle beschließen, „die verbündeten Regierungen<br />
zu ersuchen, zum Schutze des Mittelstandes im Gewerbe,<br />
insbesondere im Interesse des Kleinhandels, dem<br />
Reichstag einen Gesetzentwurf zu unterbreiten, durch den<br />
die Vereinigung von Beamten des Reiches, des Heeres, der<br />
Marine und des Staates, sowie von Offizieren zum Betriebe<br />
von Warenhäusern untersagt wird."<br />
Für die Mittelstandsbewegung bedeutet dieser Antrag ein nicht<br />
zu verkennendes Zeichen der Ermutigung. Für sie ist hiermit<br />
der Augenblick gekommen, sich zu regen, und auch bei den anderen<br />
politischen Parteien ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß<br />
diese klar und deutlich ihren Standpunkt zu den Wünschen und<br />
Forderungen des gewerblichen Mittelstandes darlegen. Als ein<br />
erfreuliches Zeichen ist es auch zu betrachten, daß es nicht bei<br />
dem genannten Antrage geblieben ist, sondern die Abgeordneten<br />
v. Dirksen und Genossen (R-P.) beantragt haben, zur Abstellung<br />
der berechtigten dringlichen Klagen des gewerblichen und kaufmännischen<br />
Mittelstandes über die immer zunehmende Erschwerung<br />
seiner Existenzbedingungen weiter „darauf hinzuwirken, daß die<br />
steuerlichen und anderen Begünstigungen aller Warenhäuser, Kasinos,<br />
Konsumvereine und Produktionsgenossenschaften beseitigt werden."
No. 4 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG<br />
Von Vielen wird angenommen, daß die Markierung der Minuten<br />
auf dem Zifferblatte mittels des .Minutenzeigers erst nach 1700 eingeführt<br />
wurde. Das ist nur richtig, wenn wir- sagen: allgemein<br />
zur Einführung gelangt. Minuten-, ja Sekundenzeiger<br />
hatten auch schon <strong>Uhren</strong> früherer Jahrhunderte, das bezeugt uns<br />
eine Gewichtuhr (Zimmeruhr) im Germanischen Nationalmuseum in<br />
Nürnberg. Diese originelle Uhr mag um<br />
die Mitte des 16. Jahrhunderts gefertigt sein.<br />
Stunden-, Minuten- und Sekundenzeiger<br />
bewegen sich jedoch jeder auf einem besonderen<br />
Zifferblatt, Freilich darf eine stets<br />
gleichmäßige Angabe dieser kleinen Zeitteilchen<br />
von einer Uhr damaliger Zeit nicht erwartet<br />
werden, weil eben die hier angewandte<br />
Technik im Uhrwerk solches nicht<br />
zuläßt. Man rechnete in jener Zeit innerhalb<br />
24 Stunden immer noch mit einer Differenz<br />
von ungefähr 15 Minuten. Wir finden das<br />
eben Gesagte durch viele vorhandene Zifferblätter<br />
bestätigt, welche gewöhnlich oben in<br />
einem großen Kreise die Stunden- und<br />
unter diesem in einem kleineren die Vierteleinteilung<br />
tragen. Später sieht man wohl<br />
auch hie und da die Viertcleinteilung<br />
innerhalb des Stundenziffemkreises, also<br />
Stunden- und Vicrtelzeiger übereinander<br />
gelagert, aus einer Mitte gehend;<br />
der letztere markiert jedoch auch nur die<br />
Viertelstunden und keine Minuten. Anders<br />
ist dies erst geworden nach der Erfindung<br />
der Pendeluhr durch den Holländer Christian<br />
Huyghens (1057), und ungefähr 20 Jahre<br />
darnach als dessen Neuerung, durch die<br />
Erfindung des Hakenganges von den Engländer<br />
Clement, noch wertvoller gemacht<br />
wurde. Nun konnte eine präzisere Zeitmessung<br />
vor sich gehen, indem Minuten- und Sekundenzeiger an<br />
Haus- und Zimmeruhren in Anwendung kamen. Um dieselbe Zeit<br />
(1674) ermöglichte auch die Erfindung der Spiralfeder die Anbringung<br />
eines Minutenzeigers an den Taschenuhren und von da<br />
ab datiert die Einführung des letzteren an diesen.<br />
Natürlich verlangte die neue Zeitmarkierung mittels des Minutenzeigers<br />
auch ein dementsprechendes Zeigerwerk. Diese Beigabe<br />
verursachte mehr Arbeit und verteuerte somit die Uhr. Wahrscheinlich<br />
war das auch der Grund Versuche zu machen, um auf<br />
andere, einfachere Weise eine Minutenmarkierung vornehmen zu<br />
Im Laufe des 17. Jahrhunderts hatte England, begünstigt<br />
durch die politischen Verhältnisse und Massenauswandcrungen<br />
von ührmaehorfamilieii aus Frankreich, allen anderen Staaten,<br />
WO Uhrmacherei getrieben wurde, und unter welchen Deutschland,<br />
Frankreich und Italien voran waren, den Rang abgelaufen<br />
und sich durch hervorragende Erfindungen und Erzeugnisse den<br />
ersten Platz errangen, welchen es das ganze Jahrhundert hindurch<br />
behauptete.<br />
Mit Beginn des 18. Jahrhunderts änderte sich jedoch das<br />
Verhältnis zu Dunsten Frankreichs. Philipp, Herzog von Orleans,<br />
ein Neffe Ludwigs XIV., welcher nach dessen Tode die Regierung<br />
für den minderjährigen Ludwig- XV. übernahm, hatte eine<br />
ausgesprochene Vorliebe für die <strong>mechanische</strong>n Künste und be<br />
Dreiminuten-Ubren<br />
Von rjofubrmncber 6. Spechbart, Hürnberg<br />
ßenry Sully, 1680—1728<br />
Von Alexander Grofe, Wien<br />
sonders für die Uhrmacherei Um die zurückgegangene nationale zu weiteren Arbeiten auhnunterb<br />
www.uhrenwissen.com<br />
können, ohne eines Zeigerwerkes und Minutenzeigers benötigt zu<br />
sein. Und tatsächlich sind diese Versuche auch gelungen; denn<br />
aus dem Ende des 17. und A i ig des 18. Jahrhunderts finden wir<br />
<strong>Uhren</strong>, die aber als sehr seltene Stücke betrachtet werden müssen,<br />
an denen mittels des gewöhnlichen Stundenzeigers auch zugleich<br />
die Minuten angedeutet werden. Mir selbst sind bisher drei Exemplare<br />
von solchen eigenartigen Minuteuuhren<br />
in die Hand gekommen und zwar eine<br />
Taschenuhr, eine Tableauuhr und eine<br />
sog. Dielenuhr. Letztere ist von dem berühmten<br />
Stadt- und Landamtsuhrmacher<br />
Zacharias Landteck in Nürnberg gefertigt<br />
und heute mein Eigentum. Diese drei <strong>Uhren</strong><br />
gehören der Zeit um 1700 an.<br />
Die Einrichtung, den Minutenzeiger und<br />
das Zeigerwerk zu ersparen, besteht in der<br />
eigenartigen Anordnung der Einteilung des<br />
Zifferblattes.<br />
An der Hand der beigegebenen Skizze<br />
läßt sich die Art der Minuteneinteilung<br />
leicht erklären.<br />
Von einer Stundenziffer zur andern ist<br />
die Einteilung so getroffen, daß über jede<br />
Stundenziffer die Minutenzahl 60 zu stehen<br />
kommt, Zwischen zwei Stundenziffern, resp.<br />
den beiden Zahlen 60, ist die Teilung +15<br />
+ 30 + 45 -| eingesetzt, in welcher wir die<br />
Viertclstundenteilung erkennen. Die halben<br />
Viertelstunden sind durch + markiert. Innerhalb<br />
dieses Vicrtelkreises | siehe Skizze i<br />
zieht sich der Minutenkreis über den<br />
Stundenziffern dahin. Die Teilung der Stunde<br />
in Minuten weist aber zwischen zwei Stundenziffern,<br />
der Klarheit und folglich auch<br />
des Platzes wegen, statt 60, nur 20Gradstriche<br />
auf; der Raum zwischen zwei Gradstrichen<br />
umfaßt somit immer je 3 Minuten.<br />
Der Stundenzeiger, welcher mit einer langen, sehr schlanken<br />
Spitze ausgestattet ist, geht also über den Stunden-, den zwanzigteiligen-<br />
und den Viertelkreis hinweg und es gehört nur ein wenig<br />
Übung dazu, um mittels desselben die jeweilige Zeit auf unserer<br />
Skizze 2 Uhr 20 Minuten — bis auf die Minute richtig ablesen zu<br />
können.<br />
Allem Anscheine nach sind aber doch nur sehr wenige dieser<br />
immerhin eigenartigen <strong>Uhren</strong>, die den Übergang von der frühereu<br />
Stunden- zur heutigen Minutenuhr bilden, angefertigt worden.<br />
Industrie zu heben und den Kampf gegen die, den größten Teil<br />
des Marktes einnehmende blühende Industrie Englands aufnehmen<br />
zu können, begünstigte er vorerst die talentierten, hervorragenden<br />
französjsehon Uhrmacher nach Möglichkeit durch aufmunternde<br />
Belohnungen und Bestellungen, und trachtete aueh durch Versprechungen<br />
und größere Unterst fitzluigcti Londoner Arbeiter und<br />
Künstler für Paris zu gewinnen, unter welchen Sully einer der<br />
genialsten und berühmtesten war.<br />
Henry Sully, geboren 1680, war ein Schüler des sohr<br />
tüchtigen Uhrmachers Charles (Ire!ton in London, 1697. Kaum<br />
aus der Lehre ausgetreten, verfertigt'' et mehrere Instrumente<br />
zur Längenbestimmung, die er dem berühmten Gelehrten Newton<br />
vorlegte, welcher denn auch seine Bemühungen lobte und ihn<br />
Uie Unterredungen mit dem<br />
55
56 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG No. 4<br />
Gelehrten hatten für Sully die nachhaltigsten Wirkungen und<br />
reiften in ihm den Entschluß, sein ganzes Können für die höchste<br />
Vervollkommnung der Uhrmacherei, Zeitmeßkunst und Längenhestimmung<br />
einzusetzen.<br />
Zum Zwecke seiner weiteren Ausbildung bereiste er Holland,<br />
wo er längere Zeit vetbl'eh und die holländische und<br />
französische Sprache erlernte. V .1 da ging er nach Wien, wo<br />
er schon nach kurzer Zeit der deutschen Sprache mächtig wurde.<br />
In dieser Stadt war es auch, daß er in der Bibliothek des Prinz<br />
Eugen zum erstenmal die Memoiren der Akademie las und solchen<br />
Gefallen an dem Inhalte der Bücher fand, daß er alle Stellen,<br />
die sich auf die Uhnuacherei bezogen, kopierte.<br />
Durch -seine naliirliche Begabung,<br />
Intelligenz und liebenswürdigen persönlichen<br />
Eigenschaften wußte er sich Uald<br />
die Geneigtheit verschiedener Persönlichkeiten<br />
zu erwerben, unter anderen des<br />
Prinzen Bugen, des Herzogs von Aremberg<br />
und des Grafen von Boneval, die<br />
ihn mit sich zur Armee an den Rhein<br />
führten, wo er ihnen ihre und anderer<br />
hohen Herren Ehren in Stand hielt und<br />
reparierte.<br />
Nach dem zwischen Krankreich und<br />
den verbündeten Mächten im Jahre 1007<br />
geschlossenen Frieden bewog ihn der<br />
Herzog von Aremberg, mit nach Paris<br />
/u kommen, setzte ihm. um ihn au seine<br />
Person zu feB^n, ffi>*tfr>hn VanfAim<br />
ans,gab ihm freie Wohnung und zeichnete<br />
diu auch bei jeder Gelegenheit durch<br />
sein Wohlwollen und seine Aehtungsbezengnngeu<br />
aus.<br />
Schon kurze Zeit nach seiner<br />
Ankunft in Paris machte Sully die<br />
Bekanntschaft mit Julien Le Roy, aus<br />
»Fi Ieher sich im Laufe der Zeit die<br />
arjfrichtjgste und innigste. Freundschaft<br />
zwischen diesen beiden ausgezeichneten<br />
Männern entwickelte. Sie besuchten<br />
sich oft. nnd aus ihren Gesprächen<br />
über die Ultrmacherei, über die Verhältnisse<br />
derselben in England und Frankreich,<br />
hei welchen Gelegenheiten Sully<br />
auch verschiedene von ihm erfundene<br />
und ausgeführte Werkzeuge und Uhrteile<br />
vorwies, die der Aussage Jiüiens<br />
nach jedenfalls für die Herstellung einer<br />
.Marineuhr bestimmt waren, zeigte es sich, wie Le Roy selbst<br />
eingestand, daß England in Bezug auf die Vorzüglichkeit der<br />
Erzeugnisse noch den ersten Rang einnahm.<br />
Zu dieser Zeit auch besprach Sully mit Le Roy die Konstruktion<br />
einer neuen Uhr, bei welcher verschiedene Neuerungen<br />
und Verbesserungen angebracht sein sollten, und zu welchem<br />
/.wecke sie eingehende Versuche unternahmen. Da Sully in<br />
einem anderen Stadtteile, wohin er dem Herzog von Aremberg<br />
gefolgt war. eine neue Wohnung bezogen hatte, sahen sich die<br />
beiden freunde einige Monate nicht, bis Sully, der sich mittlerweile<br />
mit einem Fräuloiu Angeli.jue Potcl verehelicht hatte, das<br />
h'ohwerk / M r besprochenen Uhr, welches ihm Lo Roy angefertigt,<br />
hatte, abholte, und das er dann zu Hause eigenhändig<br />
Sendete. Um bei dieser Uhr die Reibungen zu vermindern,<br />
ließ Sully die Zapfen nur in ihren unteren Teilen in den Löchern<br />
bewege,,, während sie in der Mitte frei lagen, ferner rieben<br />
"icht die Ansätze gegen die Platinen, sondern die Zapfenenden<br />
gegen eigene Deckplättchen. Das öl wurde in besonderen Absenkungen<br />
der Platine, Reservoirs, längere Zeit als es bisher<br />
möglich gewesen, in gutem Zustande erhalten; auch war die<br />
Sully mit einer Allegorie der Zeitiiiesskunst<br />
(Nach einem alten Gemälde)<br />
durch die verschiedenen Lagenveränderungen bedingte Änderung<br />
der Gangtiefe der früheren Konstruktionen berücksichtigt und<br />
das Henumnngsrad so angeordnet, daß dessen Welle in den zwei<br />
Hauptlagen, im Liegen und Hängen, horizontal blieb und dadurch<br />
die Höhen und Zapfenluft, keinen merklichen Einfluß auf die<br />
Gangtiefe und damit auf die Schwingungsweite ausübte. Um<br />
das Posten und Magnetischwerden des Unruhreifens zu verhindern,<br />
war derselbe aus Messing verfertigt.<br />
Diese Ulm, sowie ein von ihm verfaßtes Memoire filier<br />
dieselbe unter dem Titel „Deseription d une ntontre de uouvelle<br />
construetion *, legte Sully 1716 der Akademie der "Wissenschaften<br />
in Paris vor, fand mit beiden allgemeinen Beilall und erhielt ein<br />
sehr günstiges, belobendes Zeuguis darüber<br />
ausgestellt.<br />
Jedenfalls angeregt durch die<br />
hohen Belohnungen, die von verschiedenen<br />
Staaten wie England, Frankreich,<br />
Holland und Spanien auf die Erfindung<br />
von guten Längenbestimmungsinethoden<br />
zur See ausgeschrieben worden waren,<br />
hatte sich Sully auch mit der Anfertigung<br />
einer Marineuhr beschäftigt, die er mit<br />
einem liesouderen, von ihm erfundenen<br />
Echappement versehen und der Akademie<br />
der Wissenschaften 1710 vorgelegt<br />
hatte. "Wir finden diese Uhr in Beschreibung<br />
und Zeichnung im driften<br />
Bande der .Machines et iuventions<br />
approuvees par PAcademie- von Gallon,<br />
Paris 1785, vor. Mit welchem Erfolge<br />
er diese Uhr angewendet hatte, fand<br />
ich aber weder da, noch in einem<br />
anderen Werke oder in späterer Zeit<br />
verzeichnet. Das Gehäuse dieser Ultr war<br />
von zylindrischer Kor m. hatte 3 pouces*)<br />
Durchmesser und dieselbe Tiefe und war<br />
mit cardaiuscher Aufhängung versehen,<br />
wie sie auch für die Boussolen im<br />
Gebrauch war. Die Hemmung bestand<br />
aus einer ungefähr 1 pouee**) langen,<br />
mit Zapfen versehenen und die Unruh<br />
tragenden vertikalen Achse von */« lg. ***)<br />
Durchmesser. Auf dieser Welle waren<br />
zwei zylindrische Stahlpaletten von<br />
3 lg.***) Durchmesser, die mit ihren<br />
Ruheflächen senkrecht zur Welle standen<br />
und mit schräg abfallenden Hebungsfläehen<br />
versehen waren, in einer Entfernung<br />
von ungefähr */ a lg, voneinander befestigt. Ein vertikales<br />
Rad mit 16 bis 20 Zähnen stand so in Eingriff mit der<br />
Uiiriihwelle, daß, wenn eine Zahnspitze des Rades während<br />
einer Unruhschwingung auf der oberen Pälettenfläche auflag,<br />
dieser Zahn beim Ende der Schwingung von der oberen Palette<br />
an der Schräge abwärts glitt und auf die Ruheflächo der<br />
unteren Palette aufzufallen kam. Hier verblieb er nun wieder<br />
in Ruhe, bis am Ende der zweiten Schwingung die Hebefläche<br />
dieser Palette angekommen war, an welcher der Zahn abglitt,<br />
worauf dann der nächstfolgende Radzahn wieder auf die obere<br />
Palette auffiel und sich das Spiel so, stets wiederholte.<br />
Die Idee zu diesem Echappement hatte Sully schon im<br />
Jahre 1704 durch eine Ehr bekommen, die ihm Newton in der<br />
ersten Zeit seiner Bekanntschaft mit ihm gezeigt halte und die<br />
*> pouee = altes französisches Maß.<br />
1 pouee kommt gleich ca. 1'7 Millimetern oder in Metern,<br />
1 Fuß (piod) = 0" 32 484.<br />
**) 1 pouee = 0»' 02 707.<br />
**•) 1 ligne = u<br />
www.uhrenwissen.com<br />
,u<br />
002 2öb'. {Jahresbuoh des Lüngenbestimmuugsbureaux<br />
von 1851.)
No. 4 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG 57<br />
von Debaufre hergestellt war. Peter Debaufre war ein tüchtiger<br />
rivrmaeher französischer Abkunft, welcher sieh mit tlcm Schweizer<br />
Facio, der um 1,700 die Bearbeitung der Rubine erfunden und<br />
sein Verfahren 1704 patentieren lieli, in London etabliert<br />
liatte.<br />
Die Hemmung bestand aus einer Welle, die außer der Unruhe<br />
eine halbkreisförmige Diamantscheibe trug, welche an beiden<br />
Abschnitten Hebungsfläehen von circa 15" besaß. Das mit der<br />
Scheibe in Eingriff stehende Hemmungsrad bestand eigentlich<br />
aus zwei Rädern, die parallel zueinander und zur Unriihwello<br />
standen und an einer im senkrechten Winkel zur selben stehenden<br />
Triebwelle befestigt waren. Die Zähne der zwei Räder waren<br />
so gegeneinander angeordnet, daß die Zahnspitzen des einen<br />
Rades gegen die Mitte der Zahnlucken des zweiten Rades zu<br />
liegen kamen.<br />
Lag nun ein Radzahn auf der Ruheflächo der Diamant¬<br />
Scheibe auf, so blieb er dort so lange in Ruhe, bis durch die<br />
Drehung der Unruhe die Hebefläche der Scheibe angekommen<br />
war, wo er herabglitt, worauf ein Zahn des zweiten Rades auf<br />
die Buhefläche der Scheibe auffiel und bis zur Rückschwingung<br />
der Unruhe da verblieb, um dann an der zweiten Schräge ebenfalls<br />
abwärts zu gleiten, bis wieder ein nächstfolgender Zahn<br />
des ersten Rades auf die Scheibe fiel u. s. f.<br />
Newton, welcher die mit dieser Hemmung versehene Uhr<br />
längere Zeit trug und beobachtete, lobte sie wegen ihres guten<br />
Ganges, so daß Sully sich für die Hemmung interessierte. Er<br />
fand an ihr verschiedene Vorteile, die sie gegenüber anderen<br />
Hemmungen besaß; so hatte hauptsächlich die Ungleichmiißigkeit<br />
der Federkraft weniger Einfluß auf die Schwingungsweite der<br />
Unruhe nur mißfiel ihm die Anordnung der zwei Hemmungs¬<br />
rüder an derselben Welle. Indem er diese Anordnung zu vereinfachen<br />
suchte, kam er auf die Idee, nur ein Rad an der<br />
Triebwelle, dafür aber zwei, mit Hebungsfläehen versehene Rohe¬<br />
scheiben, Paletten, an der Unruhachse anzubringen. Auf diese<br />
Hemmung hatte Sully sehr große Hoffnungen gesetzt und dieselbe<br />
auch später bei seiner Hebeluhr für den Gebrauch zur<br />
See wieder verwendet.<br />
Auf Grund des großen Beifalles, mit welchem seine Taschenuhr<br />
neuer Konstruktion von den Mitgliedern der Akademie aufgenommen<br />
wurde, und des guten Zeugnisses, welches er für<br />
dieselbe erhalten hatte, versuchte Sully, trotzdem er Ausländer<br />
war. in die Pariser Uhrmacherkorporatiou als Meister aufgenommen<br />
zu werden. Nach den HJ46 gesetzlich bestätigten Statuten der<br />
Uhrmacher von Paris durfte,) nämlich nur jene Uhrmacher als<br />
Meister aufgenommen weiden, welche ihre Lehrzeit in Paris<br />
durchgemacht und beendet hatten. Sein Gesuch wurde von<br />
den um ihren eigenen Vorteil besorgten französischen Meistern,<br />
die in Sully einen gefährlichen Rivalen voraussahen, abschlägig<br />
lieschieden.<br />
Der Ruf .seiner Geschicklichkeit und seines Genies hatte<br />
sich aber rasch und weit verbleitet, und seine hohen Freunde<br />
und Gönner legten es dem Regenten. Prinzen von Orleans, nahe,<br />
Sully durch ein Ehrengeschenk zu untcrsliilzen. Der Prinz,<br />
welcher sich für alles, was die <strong>mechanische</strong>n Künste anbetraf,<br />
sehr interessierte nnd nach Kräften forderte, beauftragte Eaw,<br />
an Sully 1500 Livres als Gratifikidion auszufolgen.<br />
John Law-, der Finaiizmann Philipps von Orleans, ein Schottländer<br />
von Geburt, welcher in Paris 171«! eine Privathank auf<br />
Aktien errichtet, hatte, die 17IS in eine Staatsbank verwandelt<br />
wurde, besuchte Sully persönlich in seiner Wohnung und faßte<br />
durch die vorzüglichen Arbeiten, die er bei ihm sah, sowie durch<br />
dessen im Gespräche zu Tage tretende Kenntnisse und Intelligenz<br />
solches Vertrauen zu ihm, daß er. in ihn) einen tüchtigen<br />
Mann zur Leitung einer <strong>Uhren</strong>nianufaktur erblickend. SuUy mit<br />
der Gründung einer solchen betraute.<br />
Auf Laws Veranlassung reiste er bald darauf im Geheimen<br />
nach England und brachte von dort eine Anzahl geschickter<br />
Arbeiter samt ihren Familien mich Frankreich, welche sich alle<br />
in Versailles, wo auch die Manufaktur 1718 gegründet, wurde,<br />
ansiedelten. Das Unternehmen, welches sich unter Sullys Direktion<br />
bald des besten Rufes erfreute, gedieh vorerst vortrefflich. Dar<br />
Adel und die reichen Burger kamen nach Versailles und bestellten<br />
sich dort ihre <strong>Uhren</strong>. Hie Stellung Sullys war während<br />
fast zwei Jahren eine glänzende; er hielt sich Diener und Wagen<br />
und führte ein großes Haus.<br />
Die bedeutenden Ausgaben aber, die er für seine eigene<br />
Person inachte, als auch für die Ansiedelung und Erhaltung der<br />
fremden Arbeiterfamilien zu machen gezwungen war, erregten<br />
"den Unwillen Laws, welcher trotz seines Interesses für ihn und<br />
für die Manufaktur Sully von dem Posten des Direktors enthob<br />
und den Vizedirektor an dessen Stelle setzte. Nach Paris zurückgekehrt,<br />
wurde Sully schwer kiank; Kummer nnd Gram über<br />
die verlorene Stellung trugen das ihre dazu bei. seine Genesung<br />
zu verlangsamen. Um seine pekuniäre Lage zu verbessern, ließ<br />
ihm I-aw auf die Fürsprache eines Freundes nochmals eine größere<br />
Geldiintei st iil zung zukommen.<br />
Ein einfaches, zurückgezogenes Leben, wie 6t sich vorgenommen<br />
hatte von nun ab zu führen, war Sully aber bei<br />
seinen Charakteraulagcn nicht möglich; sobald er wieder hergestellt<br />
war, machte er dem Marschall Herzog von Noailles den<br />
Vorschlag, unter dessen Protektion eine Ulirentnanufaktur in<br />
St. Germaiu zu gründen. (Schlüte folgt.)<br />
Heue Guillochierungen für UhrÖecftel<br />
von ]. Bid)ler, 6ravierctnfto.lt, Schwöb. 6nüino.<br />
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58 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG No. 4<br />
CbermoÖynamifcber Auf3ug für Grofeubren<br />
Es dürfte den Lesern dieser Zeitung eine bekannte Tatsache sein,<br />
daß Alkohol bei Temperaturschwankungen ziemlich beträchtlichen<br />
Volumenveränderungen unterworfen ist. Daß diese Eigenschaft bereits<br />
in unserem Fache praktisch verwertet wird, beweist der in<br />
Nr. 4, Jahrgang 1902 der Leipziger Uhrmacherzeitung erschienene<br />
Artikel „Eine Perpetualuhr mit Alkoholbetrieb", der eine Pendule<br />
beschreibt, welche durch die vom Tempcraturweehsel veranlaßte<br />
V'ohimenveräiiderung, einer in einer Blechhülsc von besonderer<br />
Form enthaltenen Menge Alkohol, aufgezogen wird. Diesem System<br />
im Prinzip gleich, in der Ausführung jedoch völlig verschieden ist<br />
die von M. Coret erfundene Uhr mit thermodynamischem Aufzuge,<br />
welche bereits gelegentlich der Weltausstellung 1878 im Gange war<br />
und die in der letzten Nummer der „Revue chronometrique" beschrieben<br />
wird.<br />
Der charakteristische Teil dieses Systems ist die mit Alkohol<br />
gefüllte Reihe metallener, an ihrer Oberfläche gerippter Kapseln,<br />
die, miteinander verbunden, gewissermaßen eine thermodynamische<br />
Batterie bilden und in ihrer Wirkungsweise<br />
an einen Blasebalg erinnern. Die nebenstehende<br />
Abbildimg (Fig. I) zeigt die ganze Uhr,<br />
welcher der eben besprochene Blasebalg das<br />
eigentümliche Gepräge gibt.<br />
Auf dein oberen Deckel der letzten Metallkapsel<br />
ist eine Welle senkrecht befestigt, die<br />
in eine, an den äußeren Seiten mit Zähnen<br />
versehene Gabel B endigt (Fig.2). Diese Gabel<br />
greift in zwei Triebe ein und betätigt dieselben,<br />
wenn sich durch den Einfluß der<br />
Temperaturschwankungen der hermetisch<br />
dichte „Blasebalg" ausdehnt oder zusammenzieht.<br />
Auf der Welle jedes dieser Triebe ist<br />
eine Sperreinrichtung in der Art, wie sie in<br />
allen <strong>Uhren</strong> gebräuchlich ist, angebracht. Ein<br />
Unterschied besteht aber in der Verwendung '<br />
vieler Sperrkegel, auf deren L'rsache später<br />
zurückgekommen wird. Wenn die gezahnte<br />
Gabel auf und ab geht, setzt sie eins der<br />
beiden Räder V nach vorwärts in Bewegung,<br />
während das andere durch die Spcrrkegel<br />
festgehalten wird und nur das Trieb, wie bei<br />
einem Remontoiraufzuge bei Taschenuhren,<br />
leer zurückgeht, zu welchem Zwecke eine<br />
Kontregespcrreinrichtung geschaffen ist. Die<br />
Räder V greifen in das Rad 0 ein und betreiben<br />
gleichzeitig das RadD, welehes mitO<br />
auf derselben Welle festsitzt. Das Rad D<br />
liiniiiilllhinuiiiiTürnnTl<br />
greift nun seinerseits in das auf der Federwclle<br />
des Federhauses für den Aufzug der<br />
Uhr E angebrachte Trieb. Die Verbindung<br />
zwischen dem alkoholhaltigen „Blasebalg" bis<br />
zur Aufziehfeder der Uhr ist also hergestellt, und es dürfte einleuchten,<br />
daß die Übertragung der Bewegungen exakt erfolgen muß.<br />
Dieses Federhaus E, bzw. die darin untergebrachte Feder kann<br />
man als das Kraftreservoir betrachten, in dem die Arbeil anfgespeichert<br />
wird, die der Blasebalg durch seine Bewegungen leistet.<br />
Nach der einen Seite steht das Federhaus mit dem Rade Af<br />
in Eingriff, welches wiederum in das Trieb P eines Windfanges<br />
von erforderlichem Maße eingreift, während ein an diesem Triebe<br />
angebrachter Sporn sich gegen die Ferse eines losen Hebels legt,<br />
wodurch das Räderwerk £ Af ^zunächst am Ablaufen verhindert wird.<br />
Auf der anderen Seite greift das Federhaus E in ein Trieb,<br />
welches mit der Welle des Federhauses//fest verbunden ist. Dieses<br />
Federhaus beherbergt die Zugfeder für das in der Abbildung nicht<br />
vollständig wiedergegebene (ichwerk, und greift zunächst in das Rad A'<br />
em, dessen Stift K bei jeder Umdrehung des Rades den Hebel F7"<br />
hochhebt und dem festgehaltenen Räderwerk der anderen Seite damit<br />
die Freiheit gibt. Dadurch zieht die Aufziehfeder die Zugfeder<br />
// auf und gibt einen Teil ihrer seit dem letzten Funktionieren<br />
aufgespeicherten Energie an diese ab. Wenn der Stift K die<br />
Spitze des Hebels passiert hat, fällt letzterer wieder in die normale<br />
Lage.<br />
Die Uhr bleibt also ein für allemal aufgezogen, wenn sie<br />
an einem Orte mit wechselnder Temperatur steht. Die geradlinig«<br />
Bewegung des sich verlängernden oder zusammenziehenden Blasebalges<br />
wird durch diese Übertragung fortwährend in die rotierende<br />
der Räder verwandelt. Das Räderwerk ist so zu berechnen, daß<br />
die Auslösung des Hebels F T immer erfolgt, wenn das Gehwerk<br />
dem Ablaufen nahe ist, d. h. also, wenn die Uhr in 8 oder 14 Tagen<br />
abläuft, muß das Rad AT in dieser Zeit eine Umdrehung machen.<br />
Um eine Überspannung der Aufziehfeder zu vermeiden, müßte man<br />
eine Einrichtung treffen, wie sie in gewissen Maschinen und auch in der<br />
Uhrmacherei Anwendung gefunden hat und darin besteht, daß man<br />
Trich und Federwelle nicht aus einem Stück macht, sondern gezahnte<br />
Flächen durch eine spiralförmige Feder, die bei zu großem Widerstande<br />
nachgibt, aufeinander drücken läßt, wie es in Fig. 3 gezeigt<br />
ist.<br />
Die Sperreinrichtung mit mehreren Sperrkegeln, von der zu Beginn<br />
der Abhandlung gesprochen wurde, hat den Zweck, die vielen<br />
•<br />
im<br />
LT<br />
ff<br />
I<br />
Fijr- 2.<br />
ganz kleinen Bewegungen des Blasebalges zu sammeln, wozu sonst<br />
eine sehr feine Verzahnung des Sperrades und ein feiner und damit<br />
wenig widerstandsfähiger Sperrkegc! nötig wäre. Wenn sich bei<br />
dem hier angewandten System das Sperrad auch nur um den Bruchteil<br />
eines Zahnes fortbewegt, fällt einer der Sperrkegel ab und hält<br />
es in der neuen Lage fest, während sonst sehr viel Arbeit des<br />
Blasebalges verloren gehen würde.<br />
In Fig 4 ist die Anwendung des Coretschen Systems gezeigt, wenn<br />
die Unterbringung des langen Blasebalges im Gehäuse auf Schwierigkeiten<br />
stößt. Man verwendet dann zwei kleine Blasebälge, die durch<br />
einen Hebel die Summe der Ausdehnung auf die Gabel übertragen.<br />
Auch für den Fall einer sehr gleichmäßigen Temperatur<br />
Standort ist Sorge getragen, daß der Aufzug gesichert ist.<br />
am<br />
In der Theorie sieht die Sache also ganz nett aus; ob sie in<br />
der Praxis standhalten würde, wenn sich jemand entschlösse, solche<br />
<strong>Uhren</strong> zu verwenden, steht dahin. Wir sind auch weit davon entfernt,<br />
Versuche zu empfehlen, denn das, was mit diesen <strong>Uhren</strong> zu erreichen<br />
gewünscht würde, nämlich einen dauernden Gang ohne<br />
Wartung, wird bereits mit anderen erprobten Systemen ziemlich<br />
vollkommen erzielt. Immerhin ist diese Art des <strong>Uhren</strong>aufzuges so<br />
interessant, daß sich eine ausführliche Beschreibung desselben wohl<br />
reichlich lohnt.<br />
www.uhrenwissen.com<br />
p.
I No. 4 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG 59<br />
Flache Zeigerwerke in Taschenuhren.<br />
Unsere Technik in der Uhrmacherei, welche täglich Neuerungen<br />
jeder Art bringt, ist gewiß auf der Hohe der Zeit, und manche Verbesserungen<br />
helfen uns jetzt leicht über vieles hinweg, was uns<br />
früher viele Umstände verursachte. Man ist wirklich erstaunt über die<br />
sauber gearbeiteten Remontoirteile. die verschiedenen und eleganten<br />
Formen z. B. der Stahlanker mit sichtbaren Hebesteinen,<br />
der schön geschnittenen Räder, Triebe und die sauber gefaßten<br />
Steine. Macht es einem doch Vergnügen, solch ein sauber gearbeitetes<br />
Werk zu reparieren und dessen Fabrikation zu bewundern.<br />
Doch weist, wie alles in der Welt, auch dieses seine<br />
Schattenseiten auf, und dürfte es nicht unangebracht sein, die<br />
Einrichtungen mancher Zeigerwerke zu bemängeln. So z. B. finden<br />
wir bei den besseren goldenen Savonett-Anker-Remontoirs, welche<br />
meist 20linig sind, fast immer Flachgläser. Der niedere Raum<br />
zwischen Zifferblatt und Glas, in dem sich die drei Zeiger bewegen,<br />
ist oft so beschränkt, daß die Zeiger sich regelmäßig<br />
streifen, und man hat alle Mühe, wenn man es nach längerer Zeit<br />
eingefanöt<br />
einigermaßen dahin bringen will, daß sich die Zeiger frei bewegen<br />
können. Gar oft ist die Sekunde nicht eingelassen, und wenn<br />
sich am Zifferblatt noch Datumzeiger, Mondphasen usw. befinden,<br />
so ist das Übel noch größer. Welcher Rcparatcur und Fourniturist<br />
kennt nicht diese Gefahr beim Glasaufsetzcn? Von den<br />
billigen Zylindenemontoirs, wo das Fallen und Steigen der Zeiger<br />
und somit das Streifen an den Sekundenzeiger unvermeidlich tet,<br />
welches aber nicht vom niedrigen Zeigerwerk, sondern von schiefer<br />
Zentrierung der Minuten- und Sekundenräder herrührt, sehe ich<br />
gänzlich ab, ich bemerke das nur nebenbei. Es sollte ein jeder<br />
Fabrikant, der bessere Sachen fabriziert, bedacht sein, dem Zeigerwerk<br />
und Glasreifen die zur Sicherheit erforderliche Höhe zu geben,<br />
was namentlich bei der jetzigen flachen Bauart unserer Taschenuhren<br />
von jedem Uhrmacher mit Freuden begrüßt würde. Es<br />
würde mich freuen, wenn ich damit den Fabrikanten einen merklichen<br />
Übelstand genannt und die erste Anregung zu dessen Abhilfe<br />
gegeben hätte<br />
Aus öer Werhftatt — Sür Öie Werhftatt<br />
Die Uhr ohne Triebe.<br />
Der Erfinder der Uhr ohne Triebe hat das Ziel im Auge gehabt,<br />
ein Kaliber zu schaffen, welches Ersparnisse in der Fabrikation<br />
ermöglicht. Er unterdrückt zu diesem Zwecke, Minutenrad,<br />
Kleinbodenrad und Sekundenrad; wodurch genügend Raum für die<br />
Anbringung eines sehr großen Federhauses geschaffen wird, welches<br />
mit seinen, ihrer Wirkungsweise ensprechend geformten 60 Zähnen,<br />
in eine Schraube ohne Ende mit recht steilem Gange eingreift. Die<br />
Axe dieser Schraube ohne Ende ist mit der Platine parallel gelagerte,<br />
wie aus beistehender Abbildung, welche dieses System<br />
im Prinzip darstellt, zu ersehen ist. Sie hat auf ihrer<br />
Welle ein Rad mit 15 Zähnen sitzen, welches wieder in eine<br />
Schraube ohne Ende, die senkrecht zur Platine steht und auf deren<br />
Welle das Gangrad hefestigt ist, eingreift.<br />
Die Übertragung der treibenden<br />
Kraft von der Feder bis<br />
zum Gangrad erfolgt also in<br />
höchst einfacher Weise. Das<br />
Echapement ist das in Ankeruhren<br />
gebräuchliche, ohne Änderung<br />
seines Charakters. Die<br />
ganze Erfindung scheint dazu<br />
bestimmt zu sein dem „dringenden<br />
Bedürfnis nach billigeren<br />
Taschenuhren" entgegenzukommen.<br />
Da das Federhaus in jeder<br />
Stunde */» Umdrehung macht,<br />
dürfte das Aufziehen der Uhr<br />
stark an die Waterbury-<strong>Uhren</strong><br />
erinnern, was ja aber bekanntlich,<br />
wenn es sich darum handelt,<br />
eine billige Uhr zu haben, weder bei der Fabrikation noch beim<br />
Publikum als Hindernis angesehen zu werden pflegt. Gegen die<br />
Verwendung der Schneckentriebe selbst ist vom technischen Standpunkte<br />
nichts einzuwenden, sie sind sogar von einem der hervorragendsten<br />
Theoretiker als die besten bezeichnet worden. Das<br />
Zeigerwerk ist unter dem Zifferblatt plaziert und wird vom Federhause<br />
betätigt. Die Erfindung ist Herrn K. Silber mann in Chauxde-Fonds<br />
patentiert<br />
Leonhard Sperl, Uhrmacher, Nabburg.<br />
Schwungrad für Zapfenrollierstühle.<br />
Von der Firma Gustav Sturm, Leipzig wird ein kleines<br />
Handschwungrad in den Handel gebracht, welches den Drehbogen<br />
bei der Bearbeitung der Zapfen auf dem Rollicrstuhl überflüssig<br />
machen<br />
soll. Lack-und<br />
Wachsrollen<br />
sind entbehrlich<br />
geworden,<br />
denn fast alle<br />
Zapfenrollierstühle besitzen<br />
heute die Mitnehmerrolle und<br />
gerade für diese ist das<br />
Schwungrädchen konstruiert. Es<br />
läßt sich leicht mit dem Zapfcnrollierstuhl<br />
in Verbindung bringen und der<br />
seidene Faden kann ganz nach Bedarf<br />
gespannt werden. Man braucht das gefährliche<br />
Abspringen des Haarbogens von der<br />
Rolle, namentlich bei der Bearbeitung sehr<br />
feiner Zapfen, nicht mehr zu befürchten,<br />
sondern kann seine ganze Aufmerksamkeit<br />
der Zapfenfeile zuwenden. Obgleich ein<br />
Schwungrad für diese Arbeit bisher noch<br />
nicht zur Verwendung kam, so hat sich<br />
dasselbe doch in der von der Firma<br />
Gustav Sturm hergestellten Art sehr schnell<br />
Eingang verschafft und sich bereits zahlreiche<br />
Freunde erworben. Der Preis desselben beträgt Mk. 3.75.<br />
Ringerweiterer.<br />
D. R. G. M. Nr. 200211.<br />
Dieses neue Hilfswerkzeug besteht aus einem konischen Rohr,<br />
welches am unteren Ende mit einem Ansatz versehen ist, der in<br />
den Schraubstock gespannt wird, Das Rohr ist vierteilig aufgeschnitten.<br />
In das aufgeschnittene Rohr wird eine konische Welle<br />
gesteckt welche am Ende mit einem Schraubengewinde versehen<br />
ist. Ein Schraubenschlüssel dient dazu die Welle in das Rohr<br />
hineinzuziehen. Je mehr die konische Welle angezogen wird, desto<br />
mehr gehen die vier Teile des aufgeschnittenen Rohres auseinander.<br />
Damit sich die innere Welle nicht drehen kann ist dieselbe mit<br />
einem Führungs-Einschnitt, in den eine Schraube greift, versehen.<br />
Um einen Ring zn erweitern, wird derselbe auf das aufgcschnitlene<br />
Rohr, soweit wie iunlich, nach unten gesetzt. Es ist dabei zu beachten,<br />
daß die Naht des Rin'ges nicht auf einer der Schlitze zu<br />
u Heuen kommt. Alsdann wird der konische Dorn durch die untere<br />
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60 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG No. 4<br />
Schraube ein wenig angezogen;<br />
nachdem das<br />
geschehen, wird die<br />
Schraube wieder gelöst,<br />
der Ring umgedreht, auf<br />
dieselbe Stelle gesetzt und<br />
die Schraube von neuem<br />
angezogen. Dies Umdrehen<br />
geschieht, damit<br />
der Ring nicht konisch<br />
wird. Je nachdem der<br />
Ring viel oder wenig erweitert<br />
werden soll, muß<br />
Auf- und Abnehmen sowie<br />
Umdrehen desselben<br />
mehrmals geschehen, denn<br />
es isl nicht zu empfehlen,<br />
den Ring mit einem Anzug<br />
zu sehr zu erweitern. Da<br />
es sehr oft vorkommt, daß<br />
Ringe, besonders Trauringe<br />
erweitert werden<br />
müssen, ist ein Werkzeug<br />
für den Zweck als ein<br />
Bedürfnis anzusehen, Das<br />
Eigentumsrecht an diesem<br />
Ringenveitcrer, der durch<br />
Gebrauchsmuster<br />
Nr. 206211 geschützt ist,<br />
ist von der Firma Koch<br />
No. 4 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG 61<br />
Effekte erzielen. Die Firma beschäftigt sieh auch mit Umbau resp.<br />
Vergrößerung altmodischer Schaufenster, und manches Haus hat<br />
durch entsprechende Veränderung der Schaufenster ein ganz andres<br />
Aussehen und größeren Wert erhalten.<br />
Die Firma Th. Schwarzenberger in Isny, Spezialwerkstätle für<br />
elektrische <strong>Uhren</strong>, wird demnächst nicht nur mehr die Einzelteile<br />
für elektrische <strong>Uhren</strong> liefern sondern auch fix und ferlige Straßen-<br />
Schaufenster- und Normaluhren herstellen. Die dafür bestimmten<br />
Räumlichkeiten sollen gegen Mitte Februar bezogen werden. Herr<br />
Schwarzenberger beabsichtigt eine wirkliche Präzisionsarbeit zu<br />
liefern und hat für diesen Zweck Maschinen aus einer der renomiertesten<br />
Frankfurter Fabriken bezogen und selbsl noch vervollkommnet.<br />
Die Taschen <strong>Uhren</strong>fabrik Girard-Pcrregaux & Cie., Chaux-de-Fonds<br />
hat sich in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die neue Firma<br />
lautet: Aktien - Gesellschaft Girard - Perregaux & Cie.,<br />
I"aschenuhrenfabrik, und wird die Fabrikation mit den Spezialitäten<br />
unter Beibehaltung der Fabrikmarken der alten Firma fortgeführt.<br />
Die Leitung ist Herrn C. Girard-Gallet übertragen worden.<br />
Der Musterlagerverkehr der Leipziger Messen. Von Dr. P. L. Heubner,<br />
(Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Ergänzungsheft<br />
Xl> Tübingen 1904. Gr. 3*, Mit zwei mehrfarbigen Übersichtskarten.<br />
Preis im Einzelverkauf 3 M. Für Meßbesucher auf Legitimation<br />
als Sonderabdruck zu 2 M. erhältlich durch den Meßausschuß<br />
der Handelskammer Leipzig oder den Buchhandel' (Verlag der<br />
H. Lauppschen Buchhandlung in Tübingen). Die Arbeit behandelt<br />
die Entstehung und bisherige Entwicklung der Leipziger Musterlagermessen,<br />
ihre gegenwärtige Ausdehnung und Gestaltung und ihre<br />
wirlscbaftliche Bedeutung, insonderheit auch ihre Stellung neben<br />
den andern Formen der Absatzgewinnung. Die darin enthaltenen<br />
Darlegungen und Übersichten bekunden, wie glänzend sich der<br />
Meßmusterlagerverkehr für die keramischen, Metall-, Kurz-, Galanterie,<br />
Spielwaren u. dergl entfaltet hat, indem sie zugleich zeigen,<br />
in welchem Maße die verschiedensten Länder und Städte des Deutschen<br />
Reiches und des Auslandes zu dem zweimal jährlich in<br />
Leipzig zusammenströmenden Verkehr beitragen, und welche beträchtlichen<br />
Vorteile der Besuch der Messe Aussteilenden und Einkaufenden<br />
bietet.<br />
Kollegen! Gebt keine Ware an Unbekannte auf Kredit<br />
oder zur Auswahl!<br />
I.<br />
Ein neuer Schwindelversuch nach einem alten Trick ist in<br />
Braunschweig gemacht worden. Der Obermeister der Braun¬<br />
schweiger Innung Herr F. Zenker, schreibt uns darüber: Hier ist<br />
gestern ein Hochstapler verhaftet worden, der versucht hatte, bei<br />
Uhrmachern goldene <strong>Uhren</strong> zu erschwindeln, unter anderen auch bei<br />
mir. Fr suchte vier goldene Herrcrtuhren aus und bat, sie in das<br />
Hotel Kaiserhof zu schicken, er brauche sie als Geschenk, und ein<br />
Verwandter solle darüber entscheiden. Als Adresse gab er an,<br />
„Franz von Gleichen, Zimmer No. II". Als ich ihm darauf antwortete,<br />
daß ich selber kommen wolle, schien es ihm doch nicht recht geheuer<br />
zu sein, weil er mir wohl ansah, daß ich den alten Trick<br />
vermutete, und er kam gleich darauf wieder zurück und sagte, er<br />
wolle nachmittag mit dem Verwandten zu mir kommen. Er kam<br />
natürlich nicht. Ich ließ nun Nachforschungen anstellen, die wohl<br />
mit zu der Katastrophe geführt haben mögen. Der Verhaftete ist<br />
der Kaufmann August Lübbert aus Breslau, der am 20. Januar<br />
einen Magdeburger Juwelier um vier Diamantringe im Werte von<br />
600 M. beschwindelte.<br />
II.<br />
Eine „barmherzige Schwester" suchte, wie uns aus einer andern<br />
Stadt gemeldet wird, die <strong>Uhren</strong>- und üoldwarengeschäfte heim.<br />
Sie erschien in einem Laden und erzählte, daß sie in einem Asyl<br />
sei, und wünschte für einen Leutnant Marburg eine goldene Uhr<br />
mit Kette zur Ansicht. Sie wollte das Gewünschte auch gleich<br />
mitnehmen. Als der Geschäftsinhaber Bedenken äußerte, fühlte sich<br />
die „fromme Schwester" beleidigt, daß man ihr mit Mißtrauen begegne.<br />
Dadurch ließ sich der Geschäftsmann verblüffen und händigte<br />
der angeblichen Diakonissin, die auch ganz den Eindruck<br />
einer solchen machte, die Uhr nebst Kette ein. Beide Gegenstände<br />
haben einen Wert von rund 150 M. Die Uhr trägt die Nummer 8466<br />
und ist eine achtkarätige goldene Herren-Remontoiruhr. Die Nachforschungen<br />
nach der Schwindlerin sind bisher ohne Erfolg geblieben.<br />
Anscheinend hat man es mit einer Berliner Gaunerin zu<br />
tun, welche mit den Verhältnissen des betr. Asyls vertraut ist.<br />
Vermischtes<br />
der Konservativen und auch ein Gesetzentwurf, welchen die nationalliberale<br />
Partei im Reichstage eingebracht hat. Der letztere hat folgenden<br />
Wortlaut:<br />
„Gesetz<br />
betreffend Abänderung des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren<br />
Wettbewerbes vom 27. Mai 1896.<br />
Hinter § 4 des Gesetzes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs<br />
vom 27. Mai 1890 werden folgende §§ 4a und 4b (dieser<br />
letztere betrifft nicht Ausverkäufe, sondern Auktionen) eingeschaltet:<br />
§ 4a. Die Veranstaltung eines Ausverkaufs ist seitens des<br />
Veranstalters der Ortspolizeibehörde anzuzeigen. Die Anzeige muß<br />
am vierten Tage vor Beginn des Ausverkaufs erstattet sein; sie<br />
muß enthalten, in welchen Geschäftsräumen der Ausverkauf stattfindet,<br />
an welchem Tage er beginnt, und, falls er nur an bestimmten<br />
Stunden des Tages stattfindet, an welchen Stunden dies der Fall<br />
sein wird. Der Anzeige ist das Verzeichnis derjenigen<br />
Warcn-Restbestände beizufügen, welche ausverkauft<br />
werden sollen und an diesem Tage Eigentum des Veranstalters<br />
des Ausverkaufs sein müssen.<br />
Das Nähcrc wegen der Anzeige und wegen der Feststellung<br />
der in der Anzeige anzugebenden Tatsachen bestimmt der Bundesrat<br />
Die hierüber erlassenen Bestimmungen sind dem Reichstage<br />
zur Kenntnisnahme vorzulegen.<br />
Wer den Ausverkauf nicht auf die in der Anzeige verzeichneten<br />
Warenbestände beschränkt, wird mit Geldstrafe<br />
bis zu eintausendfünfhundert Mark bestraft.<br />
§ 4b. Die Veranstaltung einer Versteigerung von Waren<br />
ist seitens des Veranstalters spätestens am vierten Tage vor Beginn<br />
der Versteigerung der Ortspolizeibehörde anzuzeigen. Die Anzeige<br />
muß enthalten, in welchen Räumen die Versteigerung stattfindet,<br />
an welchem Tage sie beginnt und an welchen Tagesstunden sie<br />
erfolgt. Der Anzeige ist das Verzeichnis derjenigen Warenbestände<br />
beizufügen, welche versteigert werden sollen. Diese Bestände<br />
müssen an dem Tage, an welchem die Anzeige erstattet wird, im<br />
Gewahrsam des Veranstalters der Versteigerung sein und müssen<br />
am Tage vor der Versteigerung in den Räumen sich befinden, in<br />
welchen die Versteigerung erfolgt, Die Erklärung darüber, daß<br />
diesen Voraussetzungen entsprochen ist bzw. wird, muß in der Anzeige<br />
enthalten sein.<br />
Das Nähere wegen der Anzeige und wegen der Feststellung<br />
der in der Anzeige anzugebenden Tatsachen bestimmmt der Bundesrat.<br />
Die hierüber erlassenen Bestimmungen sind dem Reichstage<br />
zur Kenntnisnahme vorzulegen.<br />
Wer die Versteigerung nicht auf die in der Anzeige bezeichneten<br />
Warenbestände beschränkt, wird mit Geldstrafe bis zu eintausendfünfhundert<br />
Mark bestraft."<br />
Durch solche Paragraphen wird es endlich möglich sein, den<br />
fortdauernden Ausverkäufen, wie sie z. B. in Emden und Duisburg<br />
sich geradezu zu Skandalen ausbilden, wie den unreellen Auktionen<br />
beizukommen. Wir werden gelegentlich weiteres darüber berichten.<br />
Wtirttembergisclie Fachschule für Feinmechanik,<br />
Uhrmacherei und Elektromechanik in Schwenningen.<br />
Am 2. Mai d. J. beginnen an der württembergischen Fachschule<br />
für Feinmechanik einschließlich Uhrmacherei und Elektromechanik<br />
in Schwenningen a. N. mit Genehmigung der Kgl. Zentralstelle für<br />
Gewerbe und Handel in Stuttgart erstmals neben den bestehenden<br />
dreijährigen Ausbildungskurscn höhere Fortbildungskurse von<br />
einjähriger Dauer für Fein- und Elektromcchaniker bzw, Groß- und<br />
Taschenuhrmacher. Die Kurse sollen für die Meisterprüfung<br />
vorbereiten und mit dieser abschließen. Die Bedingungen zur<br />
Aufnahme sind daher dieselben wie die für die Zulassung zu den<br />
öffentlichen Meisterprüfungen. Der Lehrplan umfaßt für Mechaniker<br />
und Uhrmacher gemeinsam folgende theoretische Fächer: Buch- und<br />
Rechnungsführung, Kalkulation, Mathematik, Materialienkimde,Technologie<br />
der Werkzeugmaschinen und Kleinmotoren, praktische<br />
Physik. Getrennt werden außerdem unterrichtet: die Uhrmacher in<br />
<strong>Uhren</strong>konstruktionslehre, <strong>Uhren</strong>bercchnen, elektrischen <strong>Uhren</strong>, einfachen<br />
Zeitbestimmungen, Konstruktionszeichnen; die Mechaniker<br />
in Schwachstromtechnik, Instrumentenkunde und Konstruktions¬<br />
zeichnen. Den größten Teil der verfügbaren Zeit, etwa 40 Stunden<br />
pro Woche, sind beide Berufsklassen in getrennten Werkstätten<br />
mit vorgeschrittenen praktischen Arbeiten beschäftigt Das jährliche<br />
Schulgeld für den Kursus beträgt «einschl. Werkzeug und Materiali<br />
für Reichsdeutsche 25 M. Der dreijährige Ausbildungskursus für<br />
jüngere Leute bleibt bestehen.<br />
Kollegen, schützt eure Läden und Schaufenster vor<br />
Einbruchsdiebstahl!<br />
Aus dem <strong>Uhren</strong>laden des Herrn v. Horsten in Brunsbüttel<br />
Der Antrag betr. das neue Ausverkaiifsgesetz.<br />
wurde ein Kasten mit II <strong>Uhren</strong> entwendet. Später wurde in der<br />
Gegen die Nachschübe bei Ausverkäufen, die sich als ein ganz Nähe einer Mühle der Behälter leer aufgefunden. — In das <strong>Uhren</strong>bedeutender<br />
Mißstand herausgestellt haben, richtet sich ein Antrag geschah des Herrn Schuler in Altenkessel bei Trier brachen<br />
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62 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG No. 4<br />
Diebe ein und raubten eine große Zahl <strong>Uhren</strong>, Ringe und sonstige<br />
Wertgegenständc. Von den Einbrechern fehlt noch jede Spur. —<br />
In Brockau bei Breslau wurde ein Einbruchsdiebstahl in dem<br />
<strong>Uhren</strong>- und Goldwarengeschäft des Herrn Wahl ausgeübt. Die<br />
Diebe hatten mit einer großen Feile das Schaufenster eingeworfen<br />
und in aller Eile eine Menge Damenuhren an sich gerafft An<br />
weiterem Findringen wurden sie durch den <strong>Gehilfe</strong>n verhindert, der<br />
einen Schuß abgab , leider aber die beiden Diebe nicht erkennen<br />
konnte. Der Schaden beläuft sich auf einige hundert Mark, ist<br />
aber durch Versicherung gedeckt. — Im <strong>Uhren</strong>- und Goldwaren¬<br />
geschäft des Herrn Heid, Frankfurt a. M., Rödelheimerstraße 33,<br />
erbeuteten Diebe Ringe, <strong>Uhren</strong> und Broschen im Wert von 2000 M.<br />
Bei Herrn Uhrmacher Timm in Neumühlen wurde der Schaukasten<br />
aufgebrochen und daraus mehrere Wertgegenstände gestohlen.<br />
Ist eine feuervergoldete Ulirkette im Werte von M. 1.50<br />
ein Schmuckstück oder ein notwendiger<br />
Gebrauchsgegenstand ?<br />
Eine prinzipielle Entscheidung in dieser Frage faßte die Strafkammer<br />
in Metz in der Berufungssache gegen ein schöffengerichtliches<br />
Urteil des Amtsgerichts Metz. Hier war ein Hausierer von<br />
der Uebertretung der Bestimmung für das Hausiergewerbe, welche<br />
untersagt, daß der Verkauf von Bijouteriewaren, Gold- und Silberwaren<br />
im Umherziehen ausgeübt werde, freigesprochen. Dieser Händler<br />
hatte feuervcrgoldete Uhrketten angeboten unter der Annahme, daß<br />
diese wegen ihrem geringen Werte keinerlei Sehmuckgegenstände<br />
darstellten. Das schöffengerichtliche Urteil begründete diesen Freispruch<br />
damit, daß unter Schmuckgegenstände lediglich diejenigen<br />
zu rechnen seien, welche dem Selbstzweck zur Schmückung des<br />
Körpers dienten. Eine Uhr sei aber in unserer Zeit ein so notwendiger<br />
Gebrauchsgegenstand, daß eine Kette, welche dieselbe<br />
halte, vor dem Herunterfallen, Verlieren usw. schütze, ebenso notwendig<br />
sei. wie es die Hosenträger wären. Der Sachverständige,<br />
Uhrmacher und Goldschmied Metzger-Metz bezeichnete die feuer¬<br />
vergoldeten Ketten als Schmuckgegenstände. Der Staatsanwalt<br />
führte aus, daß die Uhrketten den Eindruck goldener Uhrketten<br />
hervorrufen sollten und daher auf dieselbe Stufe des Selbstschmucks<br />
zu stellen seien, wie die falschen Perlen und falschen Diamanten<br />
Oer Damen. Gold sei Schmuck. Man pflege bei Trauerfällen eine<br />
goldene Uhrkette durch ein schwarzes Band zu ersetzen. Gold<br />
zur Erfüllung der persönlichen Schönheit, zur Erfüllung des<br />
Reizes. Das Gericht trat diesen Ausführungen hei und verurteilte<br />
darauf den Hausierer zu einer geringen Geldstrafe. Eine prinzipielle<br />
Entscheidung, ob feuervergoldete Uhrketten Schmuck- oder Gebrauchsgegenstände<br />
sind, ist unseres Wissens bis jetzt nicht ergangen.<br />
Eine merkwürdige Stillstandsursache.<br />
Ein eigenartiges Mißgeschick hat die Turmuhr in Elsterwerda<br />
betroffen. Die Zeiger des einen Zifferblattes sind verschneit und<br />
zusammengehören, wodurch das Werk zum Stillstände gebracht<br />
wurde. Alle Versuche, das Zifferblatt vom Turmboden aus von<br />
innen her soweit zu erwärmen, daß draußen der Schnee schmolz,<br />
waren vergeblich. Man mußte warten, bis wärmeres Wetter eintrat.<br />
Gehört eine Wanduhr zu den pfändbaren Gegenständen?<br />
Bei einem Schuldner war eine Wanduhr — und zwar ein Regulator<br />
— gepfändet worden. Der von diesem Mißgeschick Betroffene<br />
hatte Einspruch erhoben, den jedoch das Landgericht als<br />
unberechtigt zurückgewiesen hatte, da es der Meinung" war, der<br />
Regulator sei ein Luxusgegenstand, der nicht einmal in jedem<br />
Haushalt angetroffen werde. Von neuem legte der Schuldner Beschwerde<br />
ein, und tatsächlich erwirkte er auch von dem Oberlandesgericht<br />
Posen die Freigabe seines Zeitmessers. — Wenn<br />
es auch richtig ist - so entschied dieser Gerichtshof —, daß der<br />
Oepfandete, außer dem Regulator, noch eine Taschenuhr und eine<br />
Weckeruhr besitzt, so kann das doch nicht in Betracht kommen,<br />
denn der § »11, No. I der Zivilprozeßordnung schreibt vor, daß<br />
diejenigen Gegenstände, welche zur Erhaltung eines angemessenen<br />
Hausstandes unentbehrlich sind, der Pfändung nicht unterworfen<br />
seien. Nun ist es aber unzweifelhaft richtig, daß die Taschenuhr,<br />
welche der Schuldner selbst besitzt, für seinen Hausstand resp. für<br />
seine Familienmitglieder überhaupt keine Verwendung findet, zumal<br />
der üepfandete, mit Rücksicht auf die in seinem Handclsgewerbe<br />
erforderlichen Reisen, häufig von Hause entfernt ist. Was aber die<br />
w eekeruhr betrifft, so ist bekannt, daß deren Werke derartig minderwertig<br />
zu sein pflegen, daß man sich auf ihren Gang nicht verlassen<br />
Kann, und wenn auch ein Regulator von besserer Beschaffenheit<br />
IM als gewöhnliche Hausuhren, so kann eine solche Uhr im vorliegenden<br />
halle doch nicht als Luxusgegegenstand bezeichnet werden<br />
denn in dem Haushalt der Familie des Gepfändeten war keine<br />
weitere brauchbare Uhr vorhanden. Demgemäß mußte, dem Ver-<br />
e r d e f Ü h r e r S e n t s r e c h e n d<br />
Ädsttlcta erfolgen P<br />
•<br />
d i e d e s<br />
Eine neue Warnung vor dem Hydra-, Gella-, Schneeball-,<br />
Lawinen-System,<br />
wird zurzeit in der Tagespresse veröffentlicht, sie lautet: Wie das<br />
Reichsgericht in vielfachen Entscheidungen anerkannt hat, ist der<br />
Vertrieb von Waren im Wege des sogenannten Hydra-, Gella-,<br />
Schneeball-, Lawinen-Systems (mittels Ausgabe von Gutscheinen |<br />
eine öffentliche Ausspielung. Derartige Ausspielungen, welche ohne<br />
obrigkeitliche Genehmigung verboten sind, unlerliegen auf Grund<br />
der Tarifstelle 5 des Reichstempclgesetzes vom 14. Juni 1900 dem<br />
Reichslotteriestempel von 20 bezw. 25 „/„ des gezahlten Betrages.<br />
Zu versteuern ist jeder einzelne Gutschein, der als Ausweis über<br />
die gezahlte Spieleinlage gilt. Zuwiderhandlungen werden nicht<br />
nur nach §§ 22, 24, 25, 27 des Reichsstempelgesetzes mit einer<br />
dem fünffachen Betrage der hinterzogenen Abgabe gleichkommenden<br />
Geldstrafe geahndet, die gegen jeden, der den Vertrieb aiisländischer<br />
Gutscheine im Inlande besorgt, mindestens M. 250.— beträgt, sondern<br />
auch nach § 28b des Reichs-Slrafgesetzbuches mit Gefängnis<br />
bis zu 2 Jahren oder mit Geldstrafe bis zu M. 3000 bestraft. Außerdem<br />
ist, soweit es sich um ausländische Gutscheine handelt die<br />
Bestrafung auf Grund der §§ 1,2, 4 des preußischen Gesetzes<br />
vom 29. Juli 1885, betreffend das Spiel in außerpreußischen Lotterien,<br />
mit Geldstrafe bis zu M. 1500 — zu gewärtigen. Wie neuerdings<br />
bekannt geworden, ist in letzter Zeit der Absatz, insbesondere<br />
von seidenen Unterröcken, seitens einer französischen Firma und<br />
von <strong>Uhren</strong> seitens einer schweizerischen Firma durch Ausgabe von<br />
Gutscheinen zahlreich bewirkt worden.<br />
Kann man Gras wachsen hören.<br />
Einen superklugen Atenschen pflegt man gewöhnlich mit der<br />
Redensart zu bezeichnen: „der kann Gras wachsen hören", ohne<br />
dabei sich etwas zu denken, zum mindesten aber, daß man unter<br />
gewissen Voraussetzungen wirklich Pflanzen wachsen hören und<br />
sehen kann. So wunderbar und unwahrscheinlich dies auch im<br />
ersten Augenblick klingt, so ist es der fein<strong>mechanische</strong>n Technik<br />
doch gelungen, einen Apparat, der dies ermöglicht, zu konstruiert n<br />
Man denke sich eine Bohne, die sehr schnell wächst, mit<br />
einem Seidenhaar an einen Apparat gespannt, der das Wachstum<br />
der Bohne tausendfach überträgt. Wenn dieser Apparat mit einem<br />
elektrischen Läutewerk verbunden wird, so kann man bei genauer<br />
Beobachtung das Wachstum der Bohne tatsächlich verfolgen und<br />
das Läutewerk erklingt von Zeit zu Zeit ganz leise, wenn sich die<br />
elektrischen Pole berühren.<br />
Ein Breslaucr Feinmechaniker wird einen solchen Apparat in<br />
der Ausstellung für Handwerk und Kunstgewerbe in Breslau ausstellen,<br />
und kann sich dann jeder Besucher von der Wahrheit dieser<br />
Zeilen überzeugen.<br />
Das Exportgeschäft mit Südafrika vom Standpunkt der<br />
einzelnen Branchen<br />
wird in einer soeben herausgegebenen Publikation der Zentralstelle<br />
für Vorbereitung von Handelsverträgen (Exporthandbuch,<br />
II. Heft — Der südafrikanische Markt, von Dr. August Etienne, Verlag<br />
von Hermann Pactel, Berlin) ausführlich besprochen. An der<br />
Hand der deutschen, amerikanischen und englischen Statistik werden<br />
die Marktverhältnisse vieler Warengattungen dargelegt, darunter<br />
auch: Elektrische Maschinen und Apparate, Metallwaren, Fahrräder,<br />
<strong>Uhren</strong> und Musikinstrumente. Neben den besonderen Verhältnissen<br />
der einzelnen Branchen wird auch auf die allgemeinen<br />
geschäftlichen Verhältnisse ausfühlich eingegangen. Der neue<br />
südafrikanische Zolltarif nebst erläuternden Bestimmungen ist in<br />
deutscher Uebersetzung wörtlich abgedruckt. Von dem Multerlande<br />
abgesehen ist bekanntlich Amerika unser gefährlichster Konkurrent<br />
auf dem südafrikanischen Markte, seiner Methode, den Markt zu<br />
bearbeiten, seinen Erfolgen auf südafrikanischem Boden schenkt<br />
das Handbuch besondere Beachtung. Die Veröffentlichung ist<br />
zum Preise von 3 M. durch alle Buchhandlungen zu beziehen.<br />
Bei der Einfuhr von Uhrwerken nach Italien<br />
ist folgende soeben publizierte Zolltarifentscheidung des italienischen<br />
Finanzministeriums zu beachten: Uhrwerke, nach amerikanischem<br />
System, auseinandergenommen, einschließlich der Zifferblätter,<br />
Zeiger und Gehäuse, aber ohne die Gestelle (platine). sind als<br />
<strong>Uhren</strong> nach sogenanntem amerikanischen System, einschließlich der<br />
Gehäuse, mit (vertragsmäßig) 150 Lire für ein Dtzd nach Nr. 251 C<br />
des Tarifs zu verzollen, da nach Artikel 2 der Vorbemerkungen zum<br />
Zolltarif verschiedene Warenstücke (die Teile der Uhrwerke), die<br />
miteinander verbunden einen im Tarif genannten Gegenstand bilden<br />
dle Uhrwerke), wie dieser Gegenstand zu verzollen und nach den<br />
fSestimmungen des amtlichen Warenverzeichnisses zum Zolltarif die<br />
Uhrwerke, wenn auch unvollständig, wie <strong>Uhren</strong> zollpflichtig sind<br />
Gehen dagegen die vorgenannten Uhrwerke ohne Gehäuse und<br />
Gestelle ein, so können sie wegen des Fehlens der Gehäuse nicht<br />
unter die vorgenannte Vertragsbestimmung einbegriffen werden,<br />
sondern sind nach Nr, 251 b 1 ebenda mit 5 Lire für 1 Stück zu<br />
verzollen.<br />
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No. 4 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG 63<br />
(Fortsetzung.)<br />
Die Kohäsion. Wenn man die Körper in Hinsicht auf ihren<br />
Zustand betrachtet, so unterscheidet man feste, flüssige und<br />
gasförmige Körper. Man nennt diese Zustände, Aggregatzustände<br />
(Aggregat — Anhäufung, Ansammlung!. Die Körper sind in bezug<br />
auf den Widerstand, den sie der Trennung ihrer Teile entgegensetzten,<br />
sehr verschieden. Die festen Körper setzen der Trennung<br />
oder Verschiebung ihrer Teile einen sehr großen Widerstand entgegen,<br />
indessen gibt es keinen absolut festen Körper, dessen<br />
Teile sich garnicht trennen oder verschieben ließen. Die Teilchen<br />
der flüssigen Körper lassen sich leicht trennen oder verschieben<br />
und besitzen nur einen losen Zusammenhang, während die luftförmigen<br />
Körper keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen<br />
Teilchen haben, sondern das Bestreben zeigen, sich auszudehnen<br />
und sich durch den gebotenen Raum auszubreiten und mit den<br />
Flüssigkeiten die Eigenschaft teilen, ihre Teilchen leicht verschieben<br />
zu lassen. Dieser Widerstand ist also bei festen Körpern groß, bei<br />
flüssigen Körpern gering und bei luftförmigen Körpern garnicht vorhanden.<br />
Er hat seine Ursache in der gegenseitigen Anziehung der<br />
sich berührenden Teilchen eines und desselben Körpers,<br />
die man Kohäsion nennt.<br />
Adhäsion ist die gegenseitige Anziehung der sich berührenden<br />
einzelnen Teilchen zweier verschiedener Korper. Ein<br />
drastisches Beispiel dafür ist das Aufeinanderhaften zweier ganz<br />
ebener Glasplatten, die man nur schwer voneinander abheben kann.<br />
Ferner gehört hierzu, das Anhaften von Wasser an festen Körpern,<br />
das Anlegen von Staub an Decken und Wände, das Leimen, das<br />
Schreiben mit Kreide und schließlich auch das Vergolden und ähnliche<br />
Prozeduren. Auf der Eigenschaft der Adhäsion beruht auch<br />
die Kapillarität (Haarröhrchenanziehung), das ist die Eigentümlichkeit<br />
enger Röhren, wenn sie in eine Flüssigkeit eingetaucht<br />
werden, diese an ihren inneren Wänden bis über den Spiegel der<br />
äußeren Flüssigkeit emporzuziehen. Das geschieht indessen nicht<br />
bei jeder Flüssigkeit; so z. B. ist bei Quecksilber die Kohäsion<br />
zwischen den einzelnen Teilchen größer als die Adhäsion, und<br />
bleibt der Stand dieser Flüssigkeit in der Röhre daher unter dem<br />
Niveau der äußeren Flüssigkeit zurück. F.<br />
[Fortsetzung folgt.)<br />
Antworten.<br />
Zu Frage 1079. Die Laternen mit Flügelrad werden Sie<br />
wahrscheinlich von der Firma A. Lehmann, Fürth i. B., bekommen<br />
O. P in R.<br />
Zu Frage 1092. Bleischrote selbst zu fertigen, wird Ihnen kaum<br />
gelingen. Man schmilzt Weichblei mit 1 Arsen oder arseniger<br />
Saure zusammen. Ais Schrotform bedient man sich eines Kessels<br />
dessen Boden gleichmäßig in der gewünschten Schrotnummer durchlöchert<br />
und mit Gekrätz bedeck! ist. Aus diesem Kessel läßt<br />
man das geschmolzene Blei in Wasser tropfen, aber, und das ist<br />
der Haken, das Wassergefäß muß sieh ca. 35 Meter unter dem<br />
Kessel befinden, da die Kügelchen erstarrt sein müssen, ehe sie den<br />
\V asserbehälter erreichen. Das Wasser muß etwas Schwefclnatrium<br />
enthalten, um die Oxydation zu verhindern, und mit einer dicken<br />
Oelschicht bedeckt sein. Das abgetrocknete Schrot wird hierauf<br />
auf eine etwas schräg liegende Tafel gebracht, um die nicht völlig<br />
runden Kugelchen auszusuchen, da diese liegen bleiben und nur<br />
die runden Schrote ablaufen. Diese werden dann in einer rotierenden<br />
Trommel mit Graphit poliert.<br />
W. Fleisch in Rietberg, Westf,<br />
Zu Frage 1092. Bleischrote werden folgendermaßen hergestellt:<br />
Man verwendet eiti gleichmäßig gelochtes Stahlblech, als eine Art Sieb<br />
L , , c l , e r<br />
rY iiT i »'üssen eng aneinander gereiht und trlatl sein.<br />
Dasselbe bringt man über einem ziemlich viel Wasser fassenden<br />
welchem man ev. andere ähnliche Metalle zusetzen? kann, um<br />
sein spezifisches Gewicht zu verändern, in schwachem Strahl<br />
auf das über dem Wasser befindliche Stahlsieb. Die durchdringenden<br />
Bleitränen fallen unmittelbar in das Bassin und kühlen<br />
sich plötzlich ab, aus welchem sie dann als runde Kugeln herausgenommen<br />
werden können. Durch einige Proben wird man<br />
herausfinden, bei welchem Flüssigkeitszustande des Bleies und<br />
bei welchem Abstände des Siebes vom Wasser usw. das richtige<br />
Resultat erzielt wird. Hauptsache ist, daß dem Bassin ständig<br />
kaltes Wasser zufließt, damit ein Kochen des in demselben befindlichen<br />
Wassers vermieden wird und die Abkühlung eine rapide<br />
bleibt, und der Aufguß nichl zu schnell und dick ist, da man sonst<br />
Tropfen statt Kugeln erhallen würde. Im gewerblichen Betriebe<br />
verwendet man sog. Schrottürme hierzu.<br />
Zu Frage 1092. Nachdem einige sog. Siebe mit Löchern je<br />
nach der gewünschten Größe des Bleischrotes übereinander in Entfernungen<br />
von mindestens 20—25 cm befestigt sind, schütte man<br />
das geschmolzene Blei sehr hoch auf die Siebe herab und es bilden<br />
sich diese Schrote von selbst. In der Fabrikation haben die Siebe<br />
nach unten zu immer kleinere Löcher. B. D. in K.<br />
Zu Frage 1090. Aus Ihrer Frage ist eigentlich nicht recht zu<br />
verstehen, was Sie zu wissen wünschen. Wollen Sie einige fehlerhafte<br />
Dosen luftleer machen lassen, so senden Sie diese an die<br />
Barometerfabrik Müller & Sander, Altona a. d. E. p Friedrichstraße.<br />
Die Fabrik hat zur Herstellung der Barometer einen Kraftmotor, der<br />
viele Drehbänke, Stanzen etc. treibt und etwa 20 Arbeiter die Maschinen<br />
bedienen. Ein Uhrmacher mit einem Gehülfen ist das ganze<br />
Jahr für diese Fabrik beschäftigt mit dem Aufsetzen der Spiralen<br />
der Ketten und dem Zeigerträger, wöchentlich etwa 400 Stück. Sic<br />
sehen also wohl ein, daß Sie ohne gründliche Kenntnisse und<br />
Hilfsmaschinen nicht mit cinerMassenfabrikation konkurrieren können.<br />
Zu Frage 1099. Zur Anfertigung gewünschten Steigrades und<br />
Anker halte mich bestens empfohlen.<br />
Gustav Otto, Uhrmacher Torgau.<br />
Zu Frage 1099 teile Ihnen höfl. mit, daß ich zu fragl. Vierteluhr<br />
Gangrad mit vollständig fertigem Anker in kurzer Zeit liefern könnte.<br />
Wünschen Sie eine Graham-Gang oder eine rückfallende Hemmung?<br />
Bei event. Bestellung genügt mir die Eingriffsentfernung, welche Sie<br />
recht genau angeben wollen, sowie Angabe der Zahnzähl des Gangrades!<br />
Für äußerst saubere sowie theoretisch richtige Konstruktion<br />
übernehme ich jede Garantie.<br />
E. Kulms, Münster i. W., Rothenburg 27.<br />
Zu Frage 1099. Ich bin gern bereit, die gewünschte Anfertigung<br />
des Steigrades wie des dazu gehörigen Anker auszuführen. Den Anker<br />
würde ich auch über 3V, Zähne nehmen, jedoch um genau feststellen<br />
zu können, wieviel Schwingungen die Uhr in einer Stunde<br />
machen soll, müßte die Länge des vorhandenen Pendels angegeben<br />
werden, wie auch die dazu erforderlichen Zahnzahlcn der Räder<br />
und Triebe. Auch halte ich mich bereit die vollständige Reparatur<br />
auszuführen. C. A. Koch, Uhrmacher, Seehausen Kr. Wanzleben.<br />
Zu Frage 1100. Zum Härten von Punzen, Wellen usw., habe<br />
ich mir Kästchen aus dünnen Eisenblech angefertigt, dieselben mit<br />
gebranntem Elfenbein gefüllt und da hinein die zu härtenden Gegenstände<br />
gelegt, welche sich nicht gegenseitig berühren dürfen, sondern<br />
unten wie oben im Kasten von zwei festgedrückten Schichten<br />
Elfenbein bedeckt sein müssen. Nachdem der Kasten verschlossen<br />
und mit einem nicht zu dünnen Eisendraht umwickelt ist, lasse ich<br />
das Ganze so lange in einem guten Kohlenfeuer liegen, bis es<br />
weißglühend geworden ist und kühle das Kästchen' unter fortwährendem<br />
Hin- und Herbewegen in kaltem Wasser gut ab. Die<br />
Gegenstände, glashart geworden und keine Kruste zeigend sind<br />
von gleichmäßig hellgrauer Farbe, haben sich nicht gezogen<br />
und können ohne abzuschleifen angelassen werden. Dieses<br />
Verfahren ist, wenn es richtig gemacht wird, sehr zu empfehlen. Zu<br />
bemerken ist noch, daß das Kästchen wie auch der Eisendraht<br />
vor dem Gebrauch gut ausgeglüht sein müssen, da sie sich sonst<br />
verziehen. E. L. in Husum.<br />
Zu Frage 1102. Gold- und Silbersachen schützt man vor dem<br />
Oxydieren, indem man sie vor dem Löten anfeuchtet und mit Borsäurepulver<br />
bestreut. Nach dem Löten kann man die Sachen noch<br />
warm in verdünnte Schwefelsäure werfen und darin absieden, wodurch<br />
die Borsäure und der Borax sich wieder ablösen und die Gegenstände<br />
ihre ursprüngliche Farbe wieder bekommen. O. P. in R.<br />
Zu Frage 1104. Elektrisches Glühlicht bewährt sieh für unsere<br />
Arbeit sehr gut Es empfiehlt sich, die Augen entweder durch<br />
grünen Schirm zu schützen oder malte Birnen zu verwenden. Ich<br />
habe mir die bekannten Uhrmacher-Petroleumlampen für elektrisches<br />
Licht umarbeiten lassen.<br />
Zu Frage 1105. Wenden sie sich an die Firma Dr. Tb. Horn,<br />
Bassin m entsprechender Höhe an und gießt das flüssige Bleu<br />
Leipzig-Großzschocher, welche alle derartigen<br />
herstellt,<br />
Zählapparate<br />
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Ii4 LEIPZIGER UHRMACHER-ZEITUNG No. 4<br />
Zu Frage 1106. Zur Lieferung der Tcilscheibe empfielt sich<br />
die Firma Ernst Kreißig in Glashütte, die jede Teilung prompt<br />
und preiswert ausführen kann. Umarbeitung und Neuarbeiten an<br />
allen Schneidemaschinen ist mit eine Spezialität dieser Firma.<br />
Zu Frage 1106. Herr C. Robold, Dresden A. Zwingerstr. 3 hat<br />
eine gebrauchte größere Teilscheibe und Teile einer Schneidmaschine<br />
daliegen, die er jedenfalls billig abgiebt.<br />
Otto Pietsch, Uhrmacher, Radeburg.<br />
Zu Frage 1106. Ich habe eine noch gut erhaltene Teilmaschine<br />
abzugeben, der Durchmesser der Scheibe ist 27 cm, das Gewicht<br />
der Maschine 6'., kg. die Teilung geht durch alle Nummern bis 365,<br />
Räder können im Durchmesser bis ca. 10 cm geschnitten werden;<br />
Radaidsätze und Fräsen fehlen. Preis 50 Mk.<br />
M. Spermann, Neuötting i. B.<br />
Zur Frage 1107. Ich habe ein gutes neues Ankerwerk, welches<br />
in einem guten luftdichten Eisengehäuse eingepaßt ist; das Werk<br />
wird von hinten aufgezogen mittels eingesetzten Schlüsselverschlusses<br />
welcher in den Autzugzapfen paßt und wasserdicht abgeschlossen<br />
ist. Echapement läuft in Steinen, Platinen - Durchmesser. O 35 nun,<br />
Gangzeit 36 Stunden; gebe solches für M. 20.- ab.<br />
C. A. Koch, Uhrmacher, Seehausen Kr. Wanzleben.<br />
Zu Frage 1107. Wir sind Lieferanten von acht Lage gehenden<br />
<strong>Uhren</strong> mit Anker oder Zylindergang. Die Schutzgehäuse gegen<br />
Feuchtigkeit werden den Bedürfnissen entsprechend stets hergestellt.<br />
Wegen des Betreibens von Registriertromuieln hätte der Fragesteller<br />
uiil uns näher in Korrespondenz zu treten.<br />
<strong>Uhren</strong>fabrik Villingen Aktiengesellschaft,<br />
Betrieb Niedereschach t. Schwarzwald.<br />
Zu Frage 1107. Werke für Registrierzwecke mit Anker- und<br />
Zylindergang und Schutzgehäuse für die Werke fabriziere und<br />
liefere ich in verschiedenen Größen der Werke und Trommeln,<br />
wie auch mit beliebiger Umlaufszeit.<br />
Johannes Schiedt, Lauffen a. Neckar.<br />
Neue Fragen.<br />
Frage 1091. (Wiederholt.) Wer fabriziert die Nickelwaren (Tafelservice)<br />
mit dem Stempel M. N. iE. & L.), oder wer hält dieselben<br />
auf Lager. Für gefl. Auskunft besten Dank. H. in L.<br />
Frage 1097. (Wiederholt.) Wer ist der Fabrikant der Holzuhien<br />
mit der Marke „Hahn"? Ich würde für gefl Auskunft recht<br />
dankbar sein. Q. H. in F.<br />
Frage 1098. (Wiederholt). Habe vor 2 Monaten in einem Fourniturengeschäft<br />
eine Arbeitslampe (Messing), C. A K., gekauft. Sowie<br />
die Lampe I Stunde brennt, roch es schrecklich nach Petroleumgas,<br />
ich mußte deshalb die Lampe wieder zurückgeben. Die zweite,<br />
die ich bekam, hat dieselben schlechten Eigenschaften. und ist folglich<br />
nicht zu brauchen. Kann mir einer der Herren Kollegen hierüber<br />
Rat geben, an was es liegen kann? Die Lampe ist' sauber,<br />
rein, und wird nur gutes Petroleum gekauft. Im voraus besten<br />
r)<br />
ank. F. H. in Sch.<br />
Frage 1103. (Wiederholt). Gibt es Stoffe, in welche <strong>Uhren</strong> eingewirkt<br />
sind, und die sich zu Marquisen eignen? Ich habe schon bei<br />
anderen Geschäften gesehen, daß in die Vorhänge über den Schaufenstern<br />
Artikel ihrer Branche aufgedruckt oder eingemalt waren.<br />
Für freundl. Angabe einer Bezugsquelle im voraus besten Dank.<br />
Gg. K. in A.<br />
Briefkasten und Rechtsauskünfte<br />
Ich bin wegen Betruges angezeigt. Herrn H. H. in St. Sie haben<br />
von einem Bekannten gelegentlich einer Besuchsreise eine Uhr zur<br />
Reparatur mitgenommen, Die Rücksendung verzögerte sich überhaupt<br />
schon einige Zeit, schließlich übergaben Sie die Sendung<br />
einem vorbeigehenden Briefträger zur Beförderung. Die Sendung<br />
kam nicht an. Der Eigentümer der Uhr mahnte wiederholt und<br />
glaubte Ihnen nicht, daß die Uhr abgesandt worden sei. Jetzt erfahren<br />
Sic, daß Anzeige wegen Unterschlagung erstattet worden ist Sie<br />
fragen nun, wie Sie sich zu verhalten haben? — Antwort: Zunächst<br />
kann von einer Unterschlagung keine Rede sein, da Sie doch die<br />
Uhr zurückgesandt haben. Berufen Sie sich auf den Briefträger<br />
und eventuell Ihre Angehörigen als Zeugen, wenn dieselben etwas<br />
davon wissen. Anders liegt es mit der Frage des Schadenersatzes.<br />
Die Ucbergabe an den Briefträger war keine ordnungsgemäße Aufgabe<br />
zur Post, der Briefträger nicht berechtigt, eine solche Sendung<br />
anzunehmen. Wir sind daher der Meinung, daß Sie Schadenersatz<br />
zu leisten und den wirklichen Wert zu erstatten haben, den die<br />
Uhr beim Verlust besaß.<br />
KundenberJienung während der Kirchzeit. Herrn A. R. in W. Sie<br />
fühlen sich oft dadurch belästigt, daß Schutzleute während des<br />
Gottesdienstes an der Seitentüre Ihres Ladens klinken, überhaupt<br />
versuchen, in den Laden zu kommen, resp. zu sehen, und fragen,<br />
ob die Polizei berechtigt ist, während des Sonntags-Gottesdienstes<br />
die Geschäftsräume nach Kunden absuchen zu lassen? — Antwort:<br />
Das Zu-Ende-Bedienen der Kunden am Sonntag und das<br />
Bedienen während der nicht freigegebenen Stunden ist verboten<br />
Die Polizei hat über die Auslührung der gesetzlichen Bestimmungen<br />
zu wachen. In Ausübung dieser Aufsichtsrechte steht es ihren<br />
Organen auch zu, Geschäftslokale zu revidieren. Sie wird von<br />
diesem Rechte besonders dann Gebrauch machen, wenn gegen den<br />
Geschäftsinhaber — z. B auf Grund von Vorstrafen — der Verdacht<br />
vorliegt, daß er die Verordnungen über die Sonntagsruhe<br />
nicht befolgt oder wenn wiederholte Anzeigen gegen ihn mit dieser<br />
Beschuldigung einlaufen.<br />
Fahrlässige Behandlung einer Wertsendung. Herrn R. R. in S.<br />
Sie haben einer Sendung an eine Engrosfirma den Betrag von<br />
M. 126.— beigefügt und zwar bestehend in einem Hundertmarkschein<br />
und der Rest in Metallgeld Das ganze packten Sie in<br />
einen <strong>Uhren</strong>karton, in dem sich noch 4 <strong>Uhren</strong> befanden. Nun behauptet<br />
die Firma, den Schein nicht erhalten zu haben, sondern nur<br />
das Metallgeld, trotzdem die Kiste gänzlich unbeschädigt war. Sie<br />
glauben nun, daß der Karton nicht ordentlich durchsucht worden<br />
sei, zudem ein Schreiben nicht beilag. Die Firma fordert diesen<br />
Betrag nun von Ihnen, und Sie fragen, was da zu machen sei. —<br />
Antwort: Die Art und Weise, wie das Geld versandt worden ist.<br />
ist eine fahrlässige und Sie haben den Verlust verschuldet, wenn das<br />
Geld wirklich in Verlust geraten ist. Zum mindesten mußten Sie vorher<br />
darauf aufmerksam machen, daß Sie das Geld in dieser Weise versenden.<br />
Beschwört die Firma, daß sie den Hundertmarkschein nicht<br />
erhalten hat, so muß die Zahlung noch einmal erfolgen. Verwunderlich<br />
ist es allerdings, daß der Verlust entstanden sein soll, und es fragt<br />
sich, ob die Firma im Prozeß den Eid leisten wird. — Jedenfalls<br />
sind Sie für die Zukunft gewarnt, so unkaufmännisch zu handeln<br />
Es ist sogar Gepflogenheit, bei Wertbriefen usw. einen Zeugen beim<br />
Einpacken des Geldes zuzuziehen.<br />
Kündigungsfrist bei einem Probeengagement als Reisender. Herrn<br />
0. in Z. Sie schreiben: Wie habe ich mich bei einem Probeengagement<br />
zu verhalten. Ich habe mich auf einen Monat zur Probe<br />
verpflichtet, und wieviel Tage nach Ablauf desselben könnte event<br />
das Verhältnis beiderseits gelöst werden. Ist die Lösung nur für<br />
Ende eines Kalendermonats zulässig oder auch für andere Zeit.<br />
Was ist sonst noch zu bemerken? Wieviel Tage hat man bei<br />
kaufmännischer Quaitalskündigung vom 15. ab noch Frist zu kündigen<br />
(ich meine, ob man 2 bis 3 Tage nach dem 15. auch noch<br />
kündigen oder Kündigung annehmen kann). — Antwort: Wenn<br />
der Probemonat verstrichen ist, kann das Verhältnis sofort geläst<br />
werden. Es bedarf keiner Kündigung. Wird es aber nur einen<br />
Tag fortgesetzt, so geht es in ein festes Verhältnis über und es gilt<br />
die gesetzliche Kündigungsfrist (also 6 Wochen = 42 Tage pro<br />
Quartal). Diese Kündigung ist spätestens am 17. Februar, 19. Mai,<br />
19. August und 19, November anzubringen.<br />
Wer muß die verfallene üuittungskarte ersetzen? Herrn R. in B.<br />
Sie schreiben: Mein letzter Chef hat meine Quittungskarte nicht<br />
erneuern lassen — in Bayern bleibt die Karte im Besitz des Prinzipals<br />
und hat dieser für' das Weiterkleben zu sorgen — dieselbe<br />
war am 21. August 1903 abgelaufen, infolgedessen gilt sie jetzt,<br />
nachdem sie voll ist, als erloschen. Dadurch entsteht mir ein<br />
ziemlicher Schaden denn die für 3t) Mark geklebten Marken sind<br />
außer Kraft getreten. Kann ich den Prinzipal für den Betrag verantwortlich<br />
machen? — Antwort: Der Prinzipal ist in diesem<br />
Falle schadenersatzpflichtig.<br />
Inhalt Der vollftänöigen Ausgabe:<br />
Oeutfcbe UbrmacberVereinlgung. 3cntrplftellc 311 Ceipjig. - Die tnecbanifcb-aftronomlfcbe Wcltubr tmit flbbilöung). - Der 3vltnoergang<br />
oiut RbMtbunaen), Die Beteiligung Oer Beamten an Ronfum-Beamtenverelncn uno Warenbäufern. Dreiminutenubrcn (mitflbbit&ung).toenrv<br />
Sully (mit Bflt»), - Oulllocbierungen für Übten (mit AbbilDungen). Cbermoovnamifcbcr fluf3ug für Orofjiibren imit H:>b;kVmo.m>.<br />
e rtgefonOt: siacbe 3eigerwerRe in tafebenubren. fius Der VVerltftatt, für Die Werhftatt: a) Die Ubr obne Criebe. b) Scbwungruö<br />
für 3apfenrolllerflüble. c) Ringerweiterer ((ömtluHs mit flbbil?uingcn). perfonallen. Geschäftliche mitteltungen. Vermifcbtes.<br />
Die Cbeorie in Oer Werhftatt. - Srage- unD Antw-orthaften. Briefhaften. - fionhurfe. — Inferate.<br />
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II 19<br />
Nach Schluß der Redaktion.<br />
Per „Verein deutscher Uhrmacher" in London hielt atii<br />
22. Januar seine ordentliche halbjährliche Generalversammlung ab;<br />
es wurden folgende Kollegen in den Vorstand gewählt: Heinrich<br />
Otto, Vorsitz., R. Matthay, I. Schriftf., A. Luigg. EL Schriftf..<br />
L. «Jurist, Kassierer, . Bauer. Bibliothekar.<br />
Das Vereinslokal befindet sich wie zuvor 10-12, Pentouville Bd.,<br />
„Bavarian Restaurant''. Islington. London N.. woselbst jeden Freitag<br />
fl*' die Versammlung stattfindet.<br />
Anfragen sind mit Rückporto (in deutschen oder dergleichen<br />
Poetmarken) belegt an untenstehende Adresse zu richten. In- und<br />
ausländische Fachhlattcr liegen auf. — Kollegen sind willkommen!<br />
Heinrich Otto. 17. Oraham Rd.Wimbledon, London SAV.<br />
Beilagenvermerk.<br />
Der gesamten Autlage unserer heutigen Kummer liegt ein<br />
Prospekt der Firma A. Vornriran in Frankfurt' a. M. bei,<br />
auf den wir unsere Leser besonders aufmerksam machen. Die<br />
dasBCliaakagteii und Ctlnsecnranike, welche Herr Vomdrau<br />
als Spezialität in amerikanischer und englischer Ausführung<br />
mit Metallfassungen und in verschiedenen" Holzarten fertigt,<br />
genießen wegen ihrer Eleganz den besten Ruf und sind auf allen<br />
Ausstellungen mit den höchsten Preisen ausgezeichnet worden.—<br />
Seit alters her sind die Weinberge berühmt, welche die Stadt<br />
Malaga umkränzen, und deren köstliche Weine den Namen dieses<br />
Hafens führen. Unübertroffen sind sie auch heute noch als Süd-<br />
«••in, riesengroß sind die Bestfinde au älteren and alten Jahrgängen.<br />
Mit der Einfuhr der besten dieser Sorten nach Deutschland<br />
und Lieferung in Malaga-Originalffissern ohne Umfültung befaßt<br />
dir Finna Fritz P. Möllmann. Hamburg, Malaga-<br />
Sttdweln»Import. Die Femnd-Bedingungen, welche die<br />
heutige besondere Beilage unseren Lesern bekannt gibt, sind die<br />
allergünstigsten und schließen für den Besteller jedes Kisiko aus.<br />
Erwähnen möchten wir nur, daß die Firma Fritz P. Hohmann durch<br />
ihren Sitz in Hamburg den Käufern die größte Sicherheit bietet,<br />
wie sie auch im Gegensatz zu ausländischen Häusern in der Lage<br />
ist, die Aufträge prompt auszuführen, da sie stets größere Sendungen<br />
Malaga-Originalfässer jeder Größe per Schiff unterwegs hat. Ein<br />
weiterer Vorteil besteht darin, daß die Firma Fritz P. Hohmann<br />
durch ihren Flaschenversand (auch per Postpaket) es dem Käufer<br />
ermöglicht, eine genaue Auswahl, seinem Geschmack entsprechend,<br />
zu treffen, sich von der Güte der Weine zu überzeugen, wie auch<br />
die \V eine zu prüfen und zu vergleichen.<br />
Schließlich verweisen wir noch auf eine dritte Beilage der<br />
l*i'iUsch
Offene Stellen:<br />
Für Mexico<br />
M ih< n ••• ii' »wel jung;»' UhrniiU'her.<br />
Nur tüchtige, selbstständige<br />
Arbeiter wollen Zeugni"e<br />
einsenden an<br />
Geo. Ehni & Co,<br />
276] Stuttgart.<br />
Schweiz.<br />
Gesucht tüchtiger Gehilf«' für<br />
alle vorkommende Reparatureil.<br />
Station im Hause. Platz dauernd,<br />
r | II. Geisterl, Itasei.<br />
NACH TIROL!<br />
Suche zum baldigen Antritt einen<br />
tüchtigen <strong>Gehilfe</strong>n<br />
für gute, dauernde Stellung.<br />
Kenntnis im optischen Fach erwünscht,<br />
jedoch nicht Bedingung.<br />
Paolo Petersebutz,<br />
Uhrmacher.<br />
321] Hovci ci« (Stld-Tirol).<br />
Tüeli IL bei freier Station.<br />
Louis Siebenpfeiffer,<br />
Uhrmacher meistf«-.<br />
2741 Malst. - Burbach.<br />
CücMigerGebilfe,<br />
Sicherer, flotter Arbeiter, nicht<br />
üb. r 23 Jahre, gesucht. Gehalt<br />
90 bis KW M. Süddeutscher bevorzugt.<br />
Job. Klein, Uhrmacher,<br />
2&4] Mannheim. Messplatz.<br />
Württemberg. Taschmuhr-<br />
Fabrik Kirchtellinsfurh<br />
10 tüchtige m<br />
Uhrmachergehilfen<br />
finden dauernd lohnenden Posten<br />
auf Remontage. Saubere Rrbeit.<br />
hrmaehenjehilfe,<br />
welcher auch Gelegenheit<br />
hat, das Dekorieren von<br />
Schaufenstern sowie verwandte<br />
Branchen kennen zu<br />
lernen, wird sofort oder<br />
später gesucht. Kost und Wohnung<br />
im Hause. Offerten unter <strong>Uhren</strong>doktor<br />
Plauen i.V. postlagernd<br />
werden bis 2. März abgeholt. [270<br />
Tüchtiger, erfahrener<br />
Uhrmacher sfe<br />
ohne körperliche Gebrechen<br />
findet sofort, eu. später angenehme<br />
Stellung in einem<br />
feinen Geschäft in Westfalen.<br />
Offerten mit 6ehaltsansprü(hen<br />
und Photographie unter Chiffre<br />
B.W. 251 an die E»p. der Leipziger<br />
Uhrmacher-Zeitung erbeten.<br />
tüchtiger Erster öehilfe<br />
für dauernde Stellung<br />
gesucht. Station auljer dem Hause.<br />
Offerten mit ßehaltsansprüchen<br />
sotuie 2eugnis-Rbfdiriften erbittet<br />
Carl Rahm, Uhrmacher,<br />
(SS Hof i. B. 33 1253<br />
Ä d T g e r <strong>Gehilfe</strong><br />
sofort gesucht. |2ol<br />
C Stöver, Glessen (Hess«»).<br />
Junger, selbständiger<br />
Uhrmacher gehilfe,<br />
welcher etwas gradieren kann, wird<br />
gesucht bei [284<br />
Ph. Capus-Servais,<br />
Differdingen (Luxemburg).<br />
Anfangsgehalt den hiesigen Verhältnissen<br />
angemessen 4 Franken pro Tag.<br />
JnT~ Selbständiger, an gutes<br />
Arbelten gewöhnter [242<br />
= <strong>Gehilfe</strong>=<br />
kann bei freier Station und 35—40<br />
Mark Gehalt sofort bei mir eintreten.<br />
Emil Nlaass,<br />
Uhrmacher, Brandenburg a. H.
Leipziger Uhrmacher-Zeitung<br />
Kl. Jahrgang 1904<br />
Der „lobend erwähnte" Entwurf des Malers F. W. NEUMEYER in MÜNCHEN.<br />
Eingesandt gelegentlich unseres „Preisausschreibens zur<br />
Erlangung künstlerischer Taschenuhrgehäuse-Dekorationen".<br />
www.uhrenwissen.com<br />
3. Kunstbeilage