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1 Das Gesperr - Fachwissen mechanische Uhren

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•* Nr. 012<br />

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Lieber <strong>Uhren</strong>freund!<br />

Sicher kennen Sie das auch: Sie wollen Ihr Wissen über <strong>mechanische</strong> <strong>Uhren</strong><br />

erweitern, finden aber nicht oft die Zeit, sich durch dicke <strong>Uhren</strong>bücher zu wälzen.<br />

Ich habe über Jahre historische <strong>Uhren</strong>bücher zusammengetragen und sehr viel Geld<br />

dafür ausgegeben.<br />

Viele davon habe ich mühsam digitalisiert und in kleine Abschnitte unterteilt, um Sie<br />

vielen Lesern in PDF-Form zugänglich zu machen.<br />

Mittlerweile gibt es viele Nummern aus der Reihe<br />

„UHRENWISSEN-KOMAKT" , die Sie kostenlos über meine Internetseite<br />

www.uhrenwissen.com<br />

beziehen können, indem Sie sich dort zum gratis Newsletter anmelden.<br />

Fohnsdorf, Dezember 2011<br />

Christian Stolz<br />

© 2011, Christian Stolz<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Zweck dieses kleinen eBooks ist es, Wissen über <strong>mechanische</strong> <strong>Uhren</strong> zu verbreiten.<br />

Sie haben daher von mir ausdrücklich die Erlaubnis, es an interessierte<br />

Freunde weiterzusenden, es in Foren zu verbreiten, es auf Webseiten zum<br />

Herunterladen bereitzustellen oder es auf eBay und ähnlichen<br />

Plattformen anzubieten. Sie dürfen das eBook aber in keiner Weise<br />

verändern.<br />

Haftungsausschluss: Die Inhalte dieser Publikation wurden sorgfältig recherchiert, dennoch kann<br />

keine Garantie übernommen werden. Eine Haftung des Autors für Personen-, Sach- und<br />

Vermögensschäden und für alle Folgen von Irrtümern, mit denen das vorliegende Werk behaftet sein<br />

könnte, ist ausgeschlossen. Wenn Sie nach dem Wissen historischer Bücher arbeiten<br />

wollen, überprüfen Sie vorher unbedingt, ob keine Gefahr besteht! Finden Sie z.B. eine<br />

Anleitung über das früher übliche Feuervergolden mit Quecksilber machen Sie das auf keinen Fall. Sie<br />

würden sich vergiften!<br />

Kontakt: christian.stolz@gmx.at


<strong>Das</strong> <strong>Gesperr</strong><br />

350. Zu den einfachsten, am leichtesten verständlichen<br />

Teilen einer Taschenuhr gehört das <strong>Gesperr</strong>. Vielleicht<br />

ist gerade dieser Umstand ein Grund mehr dafür, vernachdaß<br />

es von manchen Reparateuren gänzlich vernachlässigt lässigung des<br />

wird, wovon man sich oft genug überzeugen kann. Ist <strong>Gesperr</strong>s<br />

schon dies erstaunlich, so erscheint noch unverständlicher<br />

der Umstand, daß auch beim Ersetzen schadhaft gewordener<br />

Sperrfedern und Sperrkegel, wobei die Arbeit ebenso<br />

schnell und leicht gut, als schlecht gemacht werden<br />

kann, mitunter ebenso sorglos verfahren wird. Wer hätte<br />

nicht schon neu eingesetzte Seitensperrfedern gefunden,<br />

die nur zur Hälfte, ja nur zu einem Drittel der Zahnlückentiefe<br />

in die Sperrzähne eingriffen, dafür aber— offenbar<br />

der vermeintlich größeren Haltbarkeit wegen<br />

dreimal so stark gelassen waren, als sie von Rechts wegen<br />

sein sollten? Kann es wohl etwas Verkehrteres geben?<br />

351. Selbst bis in die Fabrikation erstrecken sich<br />

diese Unbegreiflichkeiten. Zu Anfang der achtziger Jahre<br />

wurde mir beispielsweise von dem Vertreter einer Fehlerhafte<br />

schweizerischen Schablonenuhrenfabrik, die heute zu den Bauart<br />

allerersten Weltfirmen zählt (damals waren erst wenige<br />

Schablonenuhren im Handel), ein neues Kaliber von<br />

Ankeruhren vorgelegt, das sich durch sehr gesunde Bauart<br />

auszeichnete und namentlich in der Hemmung ganz<br />

vortrefflich gearbeitet war. Indem ich mich darüber freute,<br />

fiel mein Blick auf das <strong>Gesperr</strong>: O weh! Um einen<br />

Putzen, dessen Mittelpunkt das eine Gewindeloch für die<br />

beiden Schrauben des Sperrad-Deckklobens bildete, war<br />

ein etwa 13 mm langer Haken gelegt, der in einer Länge<br />

von höchstens 5 mm federnd gemacht war, aber auch<br />

hier nahezu 1 mm Dicke hatte; also Sperrkegel und<br />

Sperrfeder aus einem Stück! Die „Knarre" schnarrte denn<br />

auch laut genug. Der Vertreter der Fabrik war nicht<br />

wenig bestürzt, als ich ihm sagte, daß diese Sperrfedern<br />

im allerhöchsten Maße dem Bruche ausgesetzt sein<br />

Schultz, Der Uhrmacher am Werktisch. 10<br />

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146 <strong>Das</strong> Qesperr<br />

würden, und daß deshalb jeder bessere Uhrmacher die<br />

<strong>Uhren</strong> trotz ihrer sonstigen Vorzüge nicht führen werde.<br />

Er berichtete sofort an die Fabrik, die daraufhin weitere<br />

Erkundigungen bei tüchtigen Fachleuten einzog und mein<br />

Urteil bestätigt fand. Allein was war zu machen? Tausende<br />

solcher <strong>Uhren</strong> waren schon fertiggestellt, viele<br />

weitere Tausende in Arbeit; das ganze Kaliber, insbesondere<br />

der Federhauskloben, war auf diese Form des<br />

<strong>Gesperr</strong>s zugeschnitten, und durch eine Abänderung<br />

wurden eine Menge Stanzen und Modelle, die Tausende<br />

von Francs gekostet hatten, wertlos. Es dauerte etwa zwei<br />

Jahre, bis die Umänderung durchgeführt war. Bis dahin<br />

aber hatte die Fabrik ihren Abnehmern die Ersatz-Sperrfedern<br />

(glücklicherweise vollständig fertig und auswechsel-<br />

Fig. 100<br />

Fehlerhaft angelegtes <strong>Gesperr</strong><br />

bar) großweise kostenlos liefern müssen, und der Uhrmacher<br />

mußte jede einzelne vorsichtig weißblau anlassen,<br />

ehe er sie einsetzte. Heute ist in jenen <strong>Uhren</strong> Sperrkegel<br />

und Sperrfeder, wie dies stets vorteilhafter ist, getrennt.<br />

352. Es wird von Nutzen sein, jenes <strong>Gesperr</strong> hier<br />

abzubilden, um daran zu zeigen, worin eigentlich der<br />

Nachweis der Konstruktionsfehler bestand; denn nur dadurch wird es<br />

F r<br />

uns klar werden, auf was wir bei der Reparatur des<br />

<strong>Gesperr</strong>s zu achten haben.<br />

353. In Fig. 100 ist r die Sperrfeder, deren äußerstes<br />

Ende gleichzeitig als Sperrkegel dient. Infolge der<br />

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Mangelhafte Bauarten 1.47<br />

groben Verzahnung des Sperrades (an sich kein Fehler,<br />

sondern ein Vorteil, weil dadurch die Widerstandskraft<br />

der Sperrzähne im gleichen Verhältnisse wächst) muß<br />

diese Sperrfeder eine sehr große Bewegung machen (vergl.<br />

die punktierte Stellung r 1 ). Der Druck des Sperrades<br />

im Ruhezustande erfolgt in der Richtung der Tangente<br />

t\ der Unterstützungspunkt (nämlich die Spitze bei r, die<br />

sich in der Richtung des Pfeils gegen die Wandung der<br />

Ausfräsung für die Sperrfeder stützt) liegt also sehr<br />

weit außerhalb der Tangente, und dies hat zur Folge,<br />

daß der Druck des Sperrades die Sperrfeder in der Richtung<br />

des Pfeils c nach außen zu wölben sucht. An dem<br />

Ort der stärksten Wölbung, bei b, trat denn auch regelmäßig<br />

der Bruch ein.<br />

354. Man hat nun zwischen zwei Uebeln zu wählen.<br />

Entweder man läßt die kurze federnde Stelle, die von a Ä u f i e d e Ä r t<br />

bis wenig über b hinausreicht, einen ganzen Millimeter<br />

m a n 9 e l h a f t<br />

stark: dann ist die Elastizität der Feder so gering, daß<br />

sie die große Bewegung nach r 1<br />

nicht aushält und aus<br />

Mangel an Elastizität sofort beim ersten Aufzuge nahe<br />

bei a, also etwa bei c, springt. Diese Erfahrung war<br />

wahrscheinlich in der Fabrik gemacht und deshalb die<br />

Feder schwächer gewählt worden. Nunmehr trat aber<br />

der neue Fehler auf, daß die schwache Stelle im Ruhezustande,<br />

wie schon beschrieben, durch den Druck des<br />

Sperrades beständig nach außen gedrückt wurde, was sie<br />

für die Dauer ebenso wenig aushalten konnte; infolge<br />

dessen trat der Bruch nach einiger Zeit an jener<br />

Biegungsstelle, nämlich bei b ein.<br />

Daraus geht hervor, daß es stets unvorteilhaft, ja<br />

in manchen Fällen — z. B. im vorliegenden — ganz<br />

unzulässig ist, Sperrkegel und Sperrfeder aus einem Bessere<br />

Stücke zu gestalten. Zulässig ist diese Bauart nur dann,<br />

B a u a r t e n<br />

wenn der als Sperrkegel dienende Kopf der Sperrfeder<br />

irgendwo in solcher Richtung fest anliegt, daß dadurch<br />

jede Beanspruchung des federnden Teiles aufgehoben<br />

wird, und deshalb dieser letztere so zart und elastisch<br />

gehalten werden kann, wie man nur will. Dies ist zum<br />

Beispiel bei der gewöhnlichen Seitensperrfeder (Fig. 101)<br />

in leidlich zweckmäßiger, wenn auch nicht gerade idealer<br />

Weise erreicht.<br />

Der Druck des Sperrades erfolgt hier in der Richtung<br />

des Pfeils t. Daraus entsteht nur eine mäßig starke Wirkung def<br />

Beanspruchung des federnden Teils ce auf einfachen Zug Seitensperrin<br />

der Längsrichtung. Hier kann man also die f e d e r<br />

10*<br />

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148 <strong>Das</strong> Qesperr<br />

wünschenswerte Elastizität der Sperrfeder sehr leicht<br />

dadurch herstellen/ daß man den federnden Teil ce möglichst<br />

lang und dünn macht.<br />

355. Eine ideale Einrichtung wäre es aber erst<br />

d a n n w e n n d e r<br />

Sperrfeder '<br />

federnde Teil der Sperrfeder ausund<br />

Sperr- schließlich für das Einschnappen des Sperrhakens zu<br />

kegef getrennt sorgen hätte, und sonst gar nicht weiter beansprucht<br />

würde, wie es bei einigen kreisrund geformten<br />

Sperrfedern mit Sperrhaken am äußersten Ende der Fall<br />

Fig. 101<br />

Felil er freie S eitensperrfe der<br />

ist, deren Beschreibung hier jedoch zu weit führen würde.<br />

<strong>Das</strong> Beste bleibt deshalb immer ein <strong>Gesperr</strong>, in dem Sperrkegel<br />

und Sperrfeder getrennt sind.<br />

356. Geradezu musterhaft ist in jeder Beziehung<br />

das <strong>Gesperr</strong> der echten Glashütter <strong>Uhren</strong>, das zwar<br />

<strong>Das</strong> Glashütter<br />

V On Dutzenden anderer Fabriken äußerlich anscheinend<br />

<strong>Gesperr</strong> g, e n a u<br />

nachgeahmt wird, jedoch teilweise mit völliger<br />

Verkennung derjenigen Umstände, die den Erfinder dieser<br />

trefflichen Konstruktion veranlaßt haben, dem Sperrkegel<br />

seine charakteristische Form und das längliche Loch zu<br />

geben, das ihn auf seinem Putzen beweglich macht.<br />

Es dürfte sich verlohnen, dieses <strong>Gesperr</strong> etwas näher<br />

zu betrachten, umsomehr, als das längliche Loch im Sperrkegel<br />

von vielen Fachleuten irrtümlicher Weise als die<br />

Quelle mancher Fehler angesehen wird. Fig. 102 gibt in<br />

etwa anderthalbfacher Vergrößerung ein solches <strong>Gesperr</strong><br />

wieder. Wir sehen hier ein 64 zähniges Aufzugrad A,<br />

das gleichzeitig als Sperrad dient, einen kräftigen Sperrkegel<br />

k von ganz charakteristischer Form und eine dem<br />

Umfange der Werkplatte sich anschmiegende Sperrfeder<br />

/, die nur mit der äußersten Spitze auf dem Sperrkegel<br />

aufliegt.<br />

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Zweck des länglichen Loches<br />

149<br />

Um das Zusammenwirken von Sperrkegel und Sperr¬<br />

feder noch deutlicher zu zeigen, sind diese beiden Teile<br />

in Fig. 103 stark vergrößert dargestellt, wobei die den<br />

Sperrkegel festhaltende Schraube weggelassen ist, um das<br />

längliche Loch des Kegels sichtbar zu machen. Gleichzeitig<br />

kann uns diese Abbildung dazu dienen, alle Vorzuge<br />

des Glashütter <strong>Gesperr</strong>s in Bezug auf seine Konstruktion<br />

klar zu machen.<br />

Der Stützpunkt für den Sperrkegel, nämlich der<br />

Putzen p, Fig. 103, liegt fast genau auf der Tangente it.<br />

Fig. 102<br />

Die Verzahnung des Aufzug- und Sperrades A ist nicht<br />

allzu fein, wodurch die Zähne stark sind und die Sperrkegelspitze,<br />

ohne sehr dünn zu werden, fast bis auf den<br />

Grund der Zahnlücke eingreift. Ein besonderer Vorteil ist<br />

jedoch die Verschiebbarkeit des Sperrkegels in seiner<br />

Längsrichtung, die durch die längliche Form seines Loches<br />

erzielt ist.<br />

357. Dieses hat zwei ausgesprochenen Zwecken zu<br />

dienen. Erstens dazu, den Weg, den das am Sperrkegel Zweck des<br />

angreifende Ende der Sperrfeder beim Aufsteigen des ' L<br />

an9,J' c hen<br />

s<br />

Sperrkegels auf die Zahnspitzen und Einschnappen in die ° C S<br />

Zahnlücken zurückzulegen hat, zu verkleinern, so daß die<br />

Feder nur ganz wenig auf Elastizität beansprucht wird.<br />

Betrachten wir nämlich in Fig. 103 die nach rechts verschobene<br />

Stellung des Sperrkegels, in die er bei jedesmaligem<br />

Vorwärtsdrehen des Aufzugrades A gerät, so<br />

bemerken wir, daß die Spitze der Sperrfeder bei dieser<br />

Stellung des Sperrkegels in die Vertiefung c geglitten ist,<br />

wodurch sie beim weiteren Vorwärtsdrehen des Rades A<br />

lange nicht mehr so hoch gehoben wird, als wenn sie auf<br />

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150 <strong>Das</strong> <strong>Gesperr</strong><br />

dem verbreiterten Teile k liegen geblieben wäre. Denn<br />

erstens ist die Hebellänge vom Drehpunkt des Sperrkegels<br />

bis zum Auflagepunkt der Sperrfeder dadurch kleiner geworden;<br />

zweitens wird die Hebung der Sperrfeder noch<br />

um die Tiefe der Ausfeilung geringer. Dieser, keineswegs<br />

nebensächliche Umstand ist fast von allen Fabrikanten<br />

übersehen worden, die das Glashütter <strong>Gesperr</strong> nachgeahmt<br />

haben. Sperrkegel und Sperrfeder haben ganz genau die<br />

Form. des Originals, auch das längliche Loch des Sperrkegels<br />

ist vorhanden; die Sperrfeder aber greift so weit<br />

über die Spitze des Sperrkegels, daß sie trotz dessen<br />

Verschiebbarkeit nicht in die — zwar vorhandene, aber<br />

unter solchen Umständen gänzlich zwecklose — Vertiefung<br />

gleitet und infolge dessen eine zwei- bis dreifach so<br />

hohe Hebung erleidet, als dies bei dem echten Glashütter<br />

<strong>Gesperr</strong> der Fall ist.*).<br />

Die zweite und Hauptwirkung des länglichen Loches ><br />

am Sperrkegel kann allerdings auch, dann, w r enn der hier<br />

gekennzeichnete Fehler gemacht worden ist, nicht un-<br />

Fig. 103<br />

wirksam gemacht werden. Sie beruht darauf, daß die<br />

Feder, selbst wenn keine Stellung am Federhause ist,<br />

niemals bis zum letzten Punkt gespannt<br />

werden kann, weil eben das Aufzugrad nach Beendigung<br />

des Aufzuges unbedingt ein wenig zurückgeht,<br />

zum mindesten um so viel, als die Verlängerung des<br />

*) Bei dieser Gelegenheit muß leider festgestellt werden, daß mir<br />

in den letzten Jahren häufig auch echte Glashütter <strong>Uhren</strong> in die<br />

Hand gekommen sind, bei denen der gleiche Fehler vorlag. In früheren<br />

Jahren waren alle Sperrfedern in Glashütter <strong>Uhren</strong> genau nach den<br />

hier entwickelten Grundsätzen gearbeitet.<br />

D. Verf.<br />

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Fehlerhafte Form des Sperrkegels 151<br />

Sperrkegelloches über den den Putzen umschließenden<br />

Kreis hinaus beträgt. Durch diesen kleinen Rückgang wird<br />

aber nicht etwa, wie irrtümlich geglaubt wird, die Stellung<br />

(wo eine solche, vorhanden ist) in Gefahr gebracht, sondern<br />

im Gegenteil entlastet.*)<br />

Fig. 104<br />

358. Daß aber auch bei dieser sonst so vortrefflichen<br />

Einrichtung ein Konstruktionsfehler alle Vorteile zunichte<br />

machen kann, beweist Fig. 104. Bei der hier dar- fehlerhafte<br />

gestellten Form des Sperrkegels arbeitet ein solches Ge- sperrkepls<br />

sperr oft lange Zeit ganz gut; dann auf einmal bleibt<br />

der Sperrkegel auf der. Spitze eines • Zahnes stehen, und<br />

das Rad geht zurück. Untersucht man das <strong>Gesperr</strong>, so<br />

kann man zunächst keinen Fehler finden, denn die Sperrfeder<br />

drückt genügend und der Sperrkegel ist auch vollständig<br />

frei und ohne Grat. Ein Fehler muß aber selbstverständlich<br />

vorhanden sein. In der Zeichnung ist er<br />

gezeigt. '<br />

Der Rücken des Sperrkegels bildet nämlich eine<br />

Schräge, und die Sperrfeder ist daher bestrebt, den Sperrkegel<br />

nach hinten, gegen seinen Drehpunkt, zu drängen.<br />

Beim Aufziehen gleitet deshalb der Kegel nicht immer<br />

nach vorn, wie er sollte, sondern findet bei den durch<br />

die Punkte a und b angedeuteten Stellen zwei Stützpunkte,<br />

wodurch er dann manchmal trotz des Druckes<br />

der Feder nicht abfällt.'<br />

Die Abhilfe ist sehr einfach: man braucht nur dem<br />

Rücken des Sperrkegels die rechts oben bei c angedeutete<br />

*)'An dieser Stelle können wir auf die vorliegende Frage nicht<br />

weiter eingehen. Wer sich für diesen Gegenstand näher interessiert,<br />

findet eine ausführliche Erörterung unter dem Titel „Altes und Neues<br />

über das <strong>Gesperr</strong> in Taschenuhren" in der Deutschen Uhrmacher-<br />

Zeitung, Jahrgang 1908, Nr. 3.<br />

Der Verfasser,<br />

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152 <strong>Das</strong> <strong>Gesperr</strong><br />

Form zu geben; dann wird der Sperrkegel stets sicher<br />

nach vorn gleiten und immer in die Zahnlücken einfallen.<br />

Es ist deshalb bei Repassagen und Reparaturen<br />

stets darauf zu achten, daß der Sperrkegel auch sicher hin<br />

und her gleitet.<br />

359. Nach dieser kleinen Abschweifung wollen wir<br />

Die Fehler u n s den O i m e s P e r r vorkommenden Fehlern zuwenden,<br />

des <strong>Gesperr</strong>s und zwar zunächst denjenigen bei einfach gelagerten<br />

(fliegenden) Federhäusern mit Seitensperrfedern. Es bedarf<br />

nur geringer Aufmerksamkeit, um bei diesem <strong>Gesperr</strong><br />

jeden Fehler auszuschließen. In der Hauptsache<br />

sind nur die folgenden drei Dinge zu beobachten:<br />

1. Die Sperrzähne sowie der Sperrhaken der Feder<br />

müssen scharf sein;<br />

2. der Sperrhaken muß vollständig bis auf den<br />

Grund der Zähne eingreifen;<br />

3. er darf nicht nach oben oder unten (die Oberfläche<br />

des Klobens als „oben" betrachtet) ausweichen<br />

können.<br />

Daß ferner die Feder im Interesse einer möglichst<br />

geringen Abnützung des Sperrhakens und der Radzähne<br />

nicht zu stark sein darf, auch das Sperrad wie der<br />

Sperrhaken gut gehärtet sein müssen, versteht sich von<br />

selbst.<br />

360. Die Prüfung bei der Reparatur beschränkt sich<br />

Anlassen der jedoch auf die Sicherheit des <strong>Gesperr</strong>-Eingriffs; nur<br />

Sperrfeder wenn eine bereits stattgefundene Abnützung darauf hindeutet,<br />

daß der Sperrhaken zu weich ist, wird man natür­<br />

und des<br />

Sperrades<br />

lich auch die Härte der Sperrfeder untersuchen und nötigenfalls<br />

eine neue Härtung vornehmen. Beim Anlassen macht<br />

man den Fuß und den federnden Teil der Sperrfeder<br />

hellblau, während der Sperrhaken bloß dunkelgelb bis<br />

höchstens kirschbraun anlaufen darf. Für das Sperrad ist<br />

dunkelblau die vorteilhafteste Farbe, die zu starkes Abnützen<br />

der Zähne verhütet und ihnen doch jene Sprödigkeit<br />

nimmt, die ihren Bruch veranlassen könnte.<br />

361. Wir wollen nun annehmen, es liege uns ein<br />

fehler im <strong>Gesperr</strong> mit Seitensperrfeder vor, das gleichzeitig särat-<br />

Seitengesperr j i<br />

c<br />

h<br />

e<br />

Fehler aufweist, nämlich:<br />

1. Sperrzähne sowie Sperrhaken sind durch Abnützung<br />

infolge zu seichten Eingriffs und zu starker<br />

Feder stumpf geworden;<br />

2. dadurch ist der Eingriff des Sperrhakens natürlich<br />

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Feststellen der Sperrfeder 153<br />

von vornherein zu seicht; er wird aber durch das Nachfeilen<br />

der Spitze noch seichter werden;<br />

3. der Fuß der Sperrfeder ist zu niedrig; er sitzt<br />

nach dem Anschrauben nicht fest, sodaß der Kopf nach<br />

unten ausweichen kann, wie Fig. 105 dies punktiert andeutet.<br />

362. Diesem letzteren Fehler werden wir nachher,<br />

sobald wir die Sperrfeder losgeschraubt haben, einfach Feststellender<br />

dadurch abhelfen, daß wir mit der Hammerpinne bei r Sperrfeder<br />

etwas Grat an den Federfuß klopfen, wodurch sich das<br />

vordere Ende der Feder höher hebt und die ganze Feder<br />

sich feststellt.<br />

363. Selbstredend kann auch der umgekehrte Fehler<br />

vorliegen, nämlich daß die Feder nach oben ausweicht,<br />

wie es in Fig. 105 in ausgezogenen Linien ge­<br />

von Grat an<br />

Anschlagen<br />

zeichnet ist. In diesem Falle würde der Grat am hinteren den Federfuß<br />

Ende des Federfußes, also bei n angeschlagen werden<br />

müssen. Dies geschieht stets auf der inneren, am Klo-<br />

In /<br />

Fig. 105<br />

Zu niedriger Fuß einer Seitensperrfeder<br />

ben anliegenden Seite, sodaß von den Hammerschlägen<br />

außen fast nichts zu sehen ist.<br />

364. Wir wenden uns nun unserem <strong>Gesperr</strong> zu. Zunächst<br />

werden wir die Zähne des Sperrades sowie den Nachfeilender<br />

Haken der Sperrfeder sorgfältig scharf feilen und dabei Sperrzähne<br />

besonders darauf achten, daß beide Teile etwas, doch nur<br />

wenig, unterfeilt sind. Die Sperrzähne müssen danach<br />

oben und unten ein wenig abgeschrägt werden, was<br />

wir bewirken, indem wir den Federstift in eine Zange<br />

des Drehstuhls oder der Schraubenkopfpoliermaschine einspannen<br />

(erst oben am Viereck, dann am unteren Ende)<br />

und während des Drehens in der Maschine einen kleinen<br />

Oelstein schräg auf den Rand des Sperrades halten.<br />

365. Darauf setzen wir den Federstift in den Kloben<br />

und schrauben das Hütchen auf. <strong>Das</strong> Sperrad muß sich<br />

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154 <strong>Das</strong> <strong>Gesperr</strong><br />

mit etwas Reibung unter dem Hütchen drehen. Sollte es<br />

Schlotterndes zu leicht gehen oder gar schlottern, so muß die Aus­<br />

Sperrad drehung für das Hütchen (e in Fig. 106) entsprechend<br />

nachgedreht werden (326).<br />

366. Sämtliche vier Schrauben des Hütchens müssen<br />

z i<br />

Die Hütcl e ' e n e n ' da J hiervon die Sicherheit des Federhaus-<br />

a<br />

Schrauben Eingriffe abhängt. Jede mangelhafte Schraube ist unbedingt<br />

zu ersetzen. Auf der unteren Seite des Federhausklobens<br />

dürfen die Schraubenenden nicht vorstehen.<br />

— Dagegen muß der im Kloben lagernde Zapfen des<br />

Federstifts ein wenig über die untere Klobenfläche vorstehen,<br />

damit eine Streifung des Federhauses hier unmöglich<br />

ist.<br />

367. Ist der Federstift festgeschraubt, so muß der<br />

Einschnitt für Einschnitt im Kloben für den Sperrhaken tief genug<br />

den Sperr- ) damit der letztere bis auf den Grund der Sperrhaken<br />

zähne einfassen kann. Nötigenfalls ist die Lücke im<br />

s,ein<br />

Kloben entsprechend zu vertiefen.<br />

368. Erst jetzt legt man die Sperrfeder an Ort und<br />

Tieferlegen Stelle, um zu probieren, ob der Sperrhaken tief genug<br />

derSperrfeder i n s R a d greift. Wenn nicht, so muß die Seitenwand des<br />

Federhausklobens, und zwar in der ganzen Länge der<br />

Sperrfeder, soviel als nötig abgefeilt werden. Danach wird<br />

es in der Regel auch erforderlich sein, das Gewinde der<br />

Sperrfederschraube um einen bis zwei Umgänge zu<br />

kürzen, weil sie sonst den Federfuß nicht festschraubt.<br />

369. Auf das Ziehen der Sperrfederschraube ist<br />

Die Sperr- ebenfalls das größte Gewicht zu legen. Zieht sie<br />

federschraube schlecht, dann unterlasse man alle Pfuschereien durch<br />

Breitschlagen des Schraubengewindes, Zutreiben des Gewindeloches<br />

und dergleichen; abgesehen davon, daß dies<br />

schlecht aussieht, erfüllt es in der Regel noch nicht einmal<br />

seinen Zweck, sondern die Schraube wird,, selbst<br />

wenn sie momentan halten sollte, doch nach ganz kurzer<br />

Zeit wieder lose. Wenn also die Schraube der Sperrfeder<br />

nicht zieht, so fertige man ohne weiteres eine neue<br />

an und schneide vorher, wenn erforderlich, das Gewindeloch<br />

im Kloben nach. Mitunter muß dieses sogar erst<br />

tiefer gebohrt werden, um ein sicheres Festhalten der<br />

Schraube zu verbürgen, auf das es sehr ankommt, wenn<br />

das <strong>Gesperr</strong> dauernd in Ordnung bleiben soll.<br />

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Falsche Angriffsstelle 155<br />

370. Durch das Nachfeilen des Sperrhakens ist<br />

dieser nicht nur niedriger, sondern auch kürzer ge- Falsche<br />

worden. Bei stärkerem Nachfeilen kann dadurch ein Fehler Angriffsstelle<br />

entstehen, den manche Seitensperrfedern schon von vornherein<br />

besitzen, und der in Fig. 106 veranschaulicht ist.<br />

Die Angriffsstelle des Sperrhakens erfolgt hier nicht im<br />

Tangentenpunkt, sondern hinter (in Bezug auf die<br />

Wirkungsrichtung des Sperrades) demselben. Die Spitze<br />

des Sperrhakens müßte, wenn richtig, in die Linie a b der<br />

Fig. 100 fallen.<br />

371. Wenn der Unterschied so bedeutend ist, wie<br />

dies hier gezeichnet ist, so wäre es falsch, den Eingriff<br />

der Sperrfeder durch bloßes Abfeilen der Seitenfläche des Versetzen der<br />

p e r r e e r<br />

Klobens tiefer zu stellen; die Sperrfeder muß vielmehr<br />

zuerst nach rückwärts versetzt werden, sodaß die<br />

Fig. 106<br />

Fehlerhafte Seitensperrfeder<br />

Spitze des Sperrhakens auf die punktierte Linie ab zu<br />

liegen kommt. Erst dann ist die Sperrfeder noch, wenn<br />

erforderlich, durch Abfeilen der Seitenfläche des Klobens<br />

tiefer zu legen.<br />

372. Wie das Versetzen der Sperrfeder in diesem<br />

Falle zu geschehen hat, zeigt Fig. 107. Zuerst feilt man<br />

das Loch im Sperrfederfuße länglich nach vorn zu, also<br />

in der Richtung des Pfeils c in Fig. 107. Dann lötet man<br />

auf der entgegengesetzten Seite des Loches einen halbrunden<br />

Stift (d in Fig. 107) ein, feilt den Federfuß<br />

auf beiden Seiten schön flach und erweitert schließlich<br />

das Loch, am besten mit der Rundfeile, bis zur richtigen<br />

Größe.<br />

373. Natürlich wird der Stellstift der Feder nun<br />

nicht mehr in sein altes Loch passen. Es muß also für<br />

ihn ein neues Loch in entsprechender Entfernung vom D e r<br />

ersten gebohrt werden, wobei, wenn nötig, das alte<br />

Stellstift<br />

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lob<br />

<strong>Das</strong> <strong>Gesperr</strong><br />

Loch im Federhauskloben erst durch einen hineingetriebenen<br />

Messingstift zu füttern ist. Paßt der Federhausfuß<br />

in der Höhe sehr gut, sodaß er nach dem Anschrauben<br />

des Federhausklobens auf die Werkplatte ohne<br />

weiteres festsitzt, dann kann man den Stellstift einfach abfeilen<br />

und vollständig weglassen.<br />

374. Natürlich ist das Nachfeilen des Sperrhakens wie<br />

Schonumi des d e r S P e r r a d s z ä h n e im Falle der Abnützung nur bis zu<br />

Klobens e m € r gewissen Grenze zulässig. Ist die Beschädigung gar<br />

zu stark, so wird man besser tun, den betreffenden Teil<br />

neu anzufertigen, ehe man den Federhauskloben zu sehr<br />

verfeilt.<br />

375. Handelt es sich um ein lose auf das Viereck<br />

gestecktes Sperrad (bei doppelt gelagerten Federhäusern),<br />

Fig. 107<br />

Versetzen der Seitensperrfeder<br />

Ersetzen eines s o ist das Ersetzen desselben ohnehin eine Kleinigkeit,<br />

losen <strong>Das</strong> Viereckloch wird aufgefeilt, bis es nahezu auf das<br />

bperrades Viereck geht, dann mit einem scharf viereckig und ein<br />

wenig konisch zugeschliffenen, gehärteten und rotbraun<br />

angelassenen Stahldorn vollends bis zur richtigen Größe<br />

aufgedornt (nur auf diese Art erlangt man ein<br />

tadellos scharfes, schönes Viereck); dann<br />

wird das Sperrad gehärtet, blau angelassen und sauber<br />

abgeschliffen, und die ganze Arbeit ist fertig.<br />

376. Weniger einfach ist das Ersetzen des Sperrades,<br />

wenn es mit dem Federstift aus einem Stück besteht;<br />

Ersetzen eines doch bietet auch diese Arbeit dem gut eingerichteten Arfesten<br />

beiter keine Schwierigkeiten. Zunächst lasse man den<br />

Sperrades Federstift hellblau an und drehe in einer Amerikaner-<br />

Zange das abgenutzte Sperrad (r, Fig. 108) von oben her<br />

etwa bis zur Hälfte der Dicke ab, feile die Zähne weg<br />

und drehe den kleinen, stehengebliebenen Ansatz /* Fig.<br />

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Ersetzen der Seitensperrfeder 157<br />

110, rund. Alsdann feile man das Viereck scharf bis an<br />

den Ansatz nach, wodurch der Federstift das Aussehen erhält,<br />

wie Fig. 110 dies zeigt. Nachdem man ein neues Sperrrad<br />

ausgeglüht und genau in der Mitte viereckig gedornt<br />

hat, so daß es reichlich bis zur Hälfte auf das Viereck geht,<br />

drehe man es auf der Lackscheibe, beziehungsweise<br />

im Stufenfutter auf der unteren Seite soweit aus, daß der<br />

stehengebliebene Teil r 1 des alten Rades in die Ausdrehung<br />

a (Fig. 109 und 110) gut hineinpaßt. Nun<br />

braucht man nur noch das Sperrad zu härten, zu schleifen,<br />

zu polieren und es fest aufzuschlagen.<br />

Ein solches Sperrad hält so gut, wie wenn es aus<br />

einem Stück mit dem Federstift bestände; von der vollzogenen<br />

Reparatur, die nicht ein Dritteil der Zeit erfordert,<br />

die zum Eindrehen eines neuen Federstifts nötig gewesen<br />

wäre, ist kaum etwas zu sehen. Dieses Verfahren ernp-<br />

— 1<br />

v<br />

L<br />

tMirii'


158 <strong>Das</strong> <strong>Gesperr</strong><br />

(siehe die punktierten Linien). Dann kommt es . darauf<br />

an, die Sperrfeder so festzuschrauben, daß der Haken genau<br />

an seine Stelle kommt. Die Löcher im Federfuße für die<br />

Schraube und den Stellstift müssen genau mit denen im<br />

Kloben übereinstimmen. Dies zu erzielen ist eine Kleinigkeit.<br />

379. Wir bestimmen zunächst die Höhe des<br />

Schraubenloches, indem wir die eine Backe T, Fig. 112,<br />

Flg. 111<br />

Einpassen einer rollen Seitensperrfeder<br />

eines Triebmaßes gegen die Oberfläche des Klobens K<br />

Anzeichnen legen und die andere Backe T 1<br />

so einstellen, daß sie,<br />

der Löcher<br />

w e n n m an an der Kante des Klobens entlang fährt, einen<br />

Strich SS genau durch die Mitte des Schraubenloches<br />

zieht. Nun ziehen wir denselben Strich auf der Innenseite<br />

des Federfußes (er braucht ja nur ganz schwach angedeutet<br />

zu sein, wozu die Schärfe des Triebmaßes genügt).<br />

380. Damit haben wir die Höhe des zu bohrenden<br />

Loches. Um die richtige Entfernung vom Sperrhaken<br />

zu bestimmen, machen wir rechtwinklig zu dem<br />

Fig. 112 Fig. 113<br />

Anzeichnen des Schraubenloehes<br />

gezogenen Längsstrich, also bei r, Fig. 112, eine durch<br />

die Mitte des Loches gehende Marke, legen die Sperrfeder<br />

so auf, daß diese Marke ein wenig hervorsieht (vergl.<br />

Fig. 113) und übertragen dieses Zeichen mit einer feinen<br />

Spitze auf die Sperrfeder (siehe die punktierte Linie r 1<br />

in<br />

Fig. 113). Da, wo sich der von dieser Marke aus gewww.uhrenwissen.com


Durchbohren der Löcher 159<br />

zogene Querstrich mit dem mittels des Triebmaßes angezeichneten<br />

Längsstrich kreuzt, ist der genaue Platz für<br />

das Schraubenloch. Natürlich darf der Strich r auf dem<br />

Kloben nur so schwach angedeutet werden, daß nach<br />

dem Aufschrauben der Sperrfeder nichts davon zu<br />

sehen ist.<br />

381. Nachdem wir mit der Anzeichnung des Stellstiftloches<br />

ebenso verfahren haben, bohren wir beide Durchbohren<br />

Löcher durch, stecken vorläufig einen Messingstift durch der Löcher<br />

das Stellstiftloch und schrauben die Sperrfeder fest, deren<br />

Haken jetzt genau in die Sperrzähne passen wird, und<br />

deren Oberfläche mit derjenigen des Klobens glatt abschneiden<br />

muß, wenn alles richtig gemacht wurde. Wer<br />

die Sache zum ersten Male macht und sich unsicher fühlt,<br />

mag beide Löcher um 0,1 bis 0,2 mm tiefer anzeichnen,<br />

dann steht nachher die Feder um soviel über die Oberfläche<br />

des Klobens vor. Sollte jedoch beim Einbohren<br />

der Löcher eines derselben aus der Richtung geraten sein,<br />

sodaß sich die Sperrfeder etwas schief anschraubt, so umreißen der<br />

hat das gar nichts zu sagen, da ja die Feder ganz roh Form<br />

ist und noch ringsum abgefeilt werden muß.<br />

382. Fig. 114 zeigt die jetzt angeschraubte, rohe<br />

Feder> von der Unterseite des Klobens gesehen. Man<br />

braucht jetzt nur noch rings herum mit einer scharfen<br />

Fig. 114<br />

Die Sperrfeder eingefaßt und eingeschraubt<br />

Stahlspitze eine Linie einzuritzen, die genau angibt, wo<br />

und wieviel wegzufeilen ist, um nach dem Abschrauben<br />

die Feder, ohne ein einziges Mal nachprobieren zu müssen,<br />

nur nach den eingeritzten Strichen vollständig fertig zu<br />

feilen.<br />

383. Um die Feder hierbei bequem einspannen zu<br />

können, entfernt man den provisorisch eingeschlagenen<br />

messingenen Stellstift wieder. Zum Schlüsse feilt man Feder<br />

auch noch die äußere Form des Sperrhakens, den Kopf<br />

desselben, zum Hütchen passend, gibt dem federnden Teil<br />

die richtige Länge und Stärke, feilt und schleift saubere<br />

Vollenden der<br />

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160 <strong>Das</strong> <strong>Gesperr</strong><br />

Facetten an und härtet die Feder in Oel, wobei sorgfältigst<br />

darauf zu achten ist, daß der dünnste Teil, die<br />

eigentliche Feder, nicht stärker als hellrot glühend wird,<br />

weil sonst der Stahl verbrennt.<br />

384. Beim Anlassen nimmt man den<br />

Kopf der Sperrfeder in eine Zange und<br />

bläst unmittelbar darüber auf den<br />

noch breiten Teil der Feder eine Stichflamme<br />

Fig. 115<br />

<strong>Das</strong> Aalassen der gehärteten Sperrfeder<br />

, n d e r<br />

(vergl. Fig. 115), bis der schwache, federnde Teil wei߬<br />

Feder blau angelaufen ist, wonach man auch noch den Federfuß<br />

/ in die Flamme hält und so bis zur gleichen Farbe<br />

anläßt. Ganz zuletzt erst wird mit großer Vorsicht, damit<br />

es nicht zu viel wird, auch der Sperrhaken, der seither<br />

durch das Einspannen in die Zange vor dem Anlaufen<br />

geschützt war, höchstens bis zur kirschbraunen Farbe angelassen.<br />

385. Den Stellstift pflege ich erst nach dem<br />

Härten einzuschlagen; man kann dann die Innenfläche der<br />

Feder Feder, die am Kloben anliegt, bequemer abschleifen. Der<br />

ferdernde Teil muß mit dem Schleifnagel, Oelsteinpulver<br />

und Oel geschliffen und zum Schluß der Länge nach<br />

abgezogen werden. Ebenso gibt man den Seitenflächen<br />

am besten zum Schlüsse einen Längsstrich mit der<br />

Schmirgelfeile. Die Facetten sind erst mit der Eisenfeile<br />

zu schleifen, dann mit der Kompositionsfeile und Rot<br />

• oder Diamantine zu polieren. Bei geringen <strong>Uhren</strong> tut's<br />

auch der Polierstahl. Die Oberfläche ist erst mit der<br />

Glasplatte flach zu schleifen, worauf man ihr einen Längsstrich<br />

mit einer ganz feinen Schmirgelfeile gibt. Es mu'ß<br />

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Polieren der Sperrfeder 161<br />

aber mit einem oder zwei Zügen geschehen sein, sonst<br />

wird die „Fläche" unflach.<br />

386. Soll die Feder poliert werden, so wird man mit<br />

der Kompositionsfeile und Diamantine am leichtesten<br />

zum Ziele kommen. Die Politur mit der Glasplatte ist<br />

dagegen sehr schwierig rissefrei herzustellen. Den Hochglanz<br />

gibt man durch zwei bis drei Züge mit einer<br />

trockenen, mit Diamantine eingeriebenen Lederfeile. Wenn<br />

man länger damit poliert, so entstehen kleine Vertiefungen;<br />

die polierte Oberfläche erscheint dann wie<br />

porös. Wer sich nicht des Flachschleifers bedient, sondern<br />

die Feder auf den Kork legt, wird diesen vor<br />

dem Gebrauch mit Benzin reinigen und mit einem sauberen<br />

Läppchen bedecken müssen. Seidenpapier, das<br />

vielfach verwendet wird, reißt und fasert leicht. Diese<br />

Fasern kratzen, diejenigen des Läppchens dagegen<br />

nicht.<br />

387. Damit haben wir nun das Wesen des <strong>Gesperr</strong>s<br />

an einer seiner häufigsten Formen kennen gelernt, und<br />

es bleibt uns nur noch übrig, eine andere Form<br />

zu betrachten, deren Hauptmerkmal darin besteht, daß<br />

Sperrhaken*' und Sperrfeder von einander getrennt sind.<br />

Der erstere erhält damit den Namen „Sperrkegel". Diese<br />

Trennung der beiden wesentlichen Teile gibt uns<br />

die Möglichkeit, jeden einzelnen für seine besondere Aufgabe<br />

noch geeigneter zu machen. Der Sperrkegel wird<br />

also zweckmäßig sehr stark und widerstandsfähig sein<br />

müssen, während die Sperrfeder um so zarter und elastischer<br />

sein kann, als sie hier nur auf Elastizität, nicht aber auf<br />

Zug beansprucht wird. Dies gilt für alle Sperrkegel und<br />

Sperrfedern.<br />

Polieren der<br />

Feder<br />

Die Kegel-<br />

<strong>Gesperr</strong>e<br />

388. Im übrigen gilt auch von den Kegel-<strong>Gesperr</strong>en<br />

das gleiche, was in den Abschnitten 350 bis 359 aus- Kegel-<strong>Gesperr</strong><br />

geführt wurde. Die Spitze des Sperrkegels muß insbe- bei der<br />

sondere ebenfalls bis auf den Grund der Sperrzähne ein- Schlusseluhr<br />

fassen und darf nicht seitlich aus denselben ausweichen<br />

können.<br />

389. In Fig. 116 ist das gebräuchlichste Kegel-<strong>Gesperr</strong><br />

für Schlüsseluhren abgebildet. Hierbei kommt es vor, daß<br />

das vordere Ende e der Sperrfeder vom Sperrkegel nach<br />

oben oder unten abrutscht, wenn der Fuß der Feder, wie<br />

dies in den Abschnitten 362 und 363 erwähnt wurde, nicht<br />

Schultz, Der Uhrmacher am Werktisch. 11<br />

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162 <strong>Das</strong> Qesperr<br />

festsitzt. Die Abhilfe hat auf die gleiche Weise zu geschehen,<br />

wie dies dort erwähnt wurde. Die Sperrfeder<br />

soll nur mit ihrer Spitze, nicht aber bei e auf dem Sperrkegel<br />

aufliegen; bei e soll ein Zwischenraum von der Höhe<br />

der Sperrzähne sein.<br />

390. Ferner darf die Schraube s dem Sperrkegel nicht<br />

zuviel Luft lassen, damit dieser nicht nach unten (oben<br />

Fig. 116<br />

<strong>Gesperr</strong> mit Sperrkegel<br />

ist er häufig durch einen Ansatz des Deckklobens, bezw.<br />

Hütchens gesichert) aus den Sperrzähnen ausweichen kann.<br />

Erforderlichenfalls ist der Putzen, in den das Gewindeloch<br />

für diese Schraube eingeschnitten ist, niedriger zu drehen.<br />

391. Bei Taschenuhren mit Bügelaufzug dürfte die in<br />

Fig. 114 dargestellte Form des <strong>Gesperr</strong>s die häufigste sein,<br />

Fig. 117<br />

Remontoir-<strong>Gesperr</strong><br />

Remontoir- 0 D W °hl gerade in den letzten Jahren eine große Menge<br />

<strong>Gesperr</strong> neuer Konstruktionen aufgetaucht sind. Hier ist der breite<br />

Kopf der Schraube m die einzige Sicherung für den Sperrkegel.<br />

Um so notwendiger ist es, daß dieser nicht zuviel<br />

Höhenluft unter jenem Schraubenkopf hat.<br />

392. Die Sperrfeder sollte hier möglichst nahe bis an<br />

Abgleiten der d e n<br />

Drehpunkt des Sperrkegels heranreichen, damit die<br />

bperrfeder b, e i m<br />

Ueberschreiten jedes Sperrzahnes von der<br />

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Grundsätze bei der Untersuchung der <strong>Gesperr</strong>e 163<br />

Sperrkegelspitze auszuführende Bewegung so gering als<br />

möglich ist. Bei diesen Sperrfedern kommt es vor, daß<br />

sie nach oben vom Sperrkegel abrutschen, wenn dieser an<br />

der Berührungsstelle mit der Feder nicht rechtwinklig,<br />

sondern schräg nach oben gefeilt ist. Falls sich die Feder<br />

hierbei schon etwas nach oben verbogen haben sollte, ist<br />

sie etwa bei e zu richten, sodaß das freie Ende ein wenig<br />

nach der Uhrplatte zu gebogen wird. Ist die Feder ziemlich<br />

hart (wovon man sich durch Anfeilen auf der Unterseite<br />

mit einer feinen Feile überzeugt), so muß sie auf<br />

einem Stahlamboß mit dem Richthämmerchen von oben<br />

her gerichtet werden (vergl. Fig. 180, Abschn. 588). Zeigt<br />

die Probe, daß die Feder mindestens weißblau angelassen<br />

worden war, dann kann man sie auch hohl auf einen<br />

Messingamboß legen und mit der Hammerpinne einfach<br />

biegen (Fig. 181, Abschn. 589).<br />

393. Damit können wir dieses einfache und doch bei<br />

der Reparatur so wichtige Gebiet verlassen. Die Prinzipien,<br />

nach denen ein <strong>Gesperr</strong> zu untersuchen und zu ordnen ist,<br />

sind immer die gleichen; sie heißen:<br />

1. Der Sperrhaken (Kegel oder Feder) muß stets bis<br />

auf den Grund der Sperrzähne eingreifen und widerstandsfähig<br />

genug sein, um den Druck der Sperrzähne —, der<br />

um so stärker ist, je kleiner der Durchmesser des Sperrades<br />

ist — ohne Schaden auszuhalten;<br />

2. der Sperrhaken darf nicht seitlich aus der Ebene<br />

des Sperrades ausweichen können;<br />

3. die Sperrfeder muß so lang und elastisch als<br />

möglich sein und darf ebenfalls nicht von dem Sperrkegel<br />

abgleiten ;<br />

4. beide Teile müssen den richtigen Härtegrad besitzen.<br />

Sind alle diese Bedingungen erfüllt, so ist das <strong>Gesperr</strong><br />

unbedingt für lange Jahre sicher.<br />

Grundsätze<br />

bei der Untersuchung<br />

der<br />

<strong>Gesperr</strong>e<br />

11*<br />

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