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ﻢﻴﺣﺮﻟا ﻦﲪﺮﻟا ﷲا ﻢﺴﺑ<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

angewandt an den Ahadith der Ru‘yah<br />

Ein Beispiel für angewandte Hadith-Wissenschaften<br />

und eine Widerlegung diverser Kritiken an ihrer Authentizität<br />

Abu Hamzah al-Afghani<br />

www.<strong>risalatun</strong>.<strong>com</strong><br />

(Erstmaliges Erscheinungsdatum: 20.5.2010)


Inhalt<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ANMERKUNGEN ZUR UMSCHRIFT ........................................... 10<br />

VORWORT ZU DIESER AUSGABE ............................................. 12<br />

Einführung .................................................................... 15<br />

OHNE ÜBERLIEFERUNG KEINE RELIGION .............................................. 15<br />

DIE KRITIK AN JENEN RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN, DIE KEINE<br />

AUTHENTISCHE ÜBERLIEFERUNG AUFWEISEN KÖNNEN ............................. 15<br />

EIN AUSSICHTSLOSES GEGENARGUMENT .............................................. 16<br />

DER UNTERSCHIED ZWISCHEN DER WIDERLEGUNG VON FUNDAMENTEN<br />

UND DER WIDERLEGUNG VON EINZELNEN BEHAUPTUNGEN; BEISPIEL<br />

CHRISTENTUM .............................................................................. 18<br />

BEISPIEL: SCHIITENTUM UND KURZE ERWÄHNUNG EINIGER<br />

HAUPTPUNKTE BEI DER WIDERLEGUNG IHRER GRUNDLAGEN .................... 19<br />

Die Ablehnung tausender Überlieferungen ................................................... 19<br />

Die Schiiten verfügen selbst über keinerlei authentische Überlieferung ....... 21<br />

Andere Punkte bei der Kritik des Fundaments des Schiitentums ................... 22<br />

DIE RU’YAH ................................................................................ 24<br />

AKHBARU-L-AHAD ........................................................................ 25<br />

Beispiel und erster Hadith: von Jariru-bnu Abdillah ....... 27<br />

GRAFISCHE DARSTELLUNG DIESES HADITH IM SAHIHU-L-BUKHARI ............. 27<br />

ALLGEMEINE BETRACHTUNG DER KETTE .............................................. 29<br />

FESTSTELLUNG DER EINZELNEN WEGE DIESES HADITH ............................. 29<br />

Der Weg von Ismailu-bnu Abi Khalid über Qaisu-bnu Abi Hazim über<br />

Jariru-bnu Abdillah (ra) .................................................................................. 29<br />

Der Weg von Bayanu-bnu Bischr über Qaisu-bnu Abi Hazim über<br />

Jariru-bnu Abdillah ........................................................................................ 29<br />

NÄHERE BETRACHTUNG DES HADITH .................................................. 30<br />

Hier ist jedoch folgendes zu beachten: .......................................................... 30<br />

3


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Anmerkung: Die Bezichtigung mit der Lüge über den Propheten (sas)<br />

bedeutet die Bezichtigung mit dem Kufr ....................................................... 33<br />

Das Prinzip der Überlieferung der Sunnah ..................... 35<br />

ES IST UNMÖGLICH, DASS EINER DIESER GELEHRTEN EINFACH ZAHLREICHE<br />

KETTEN ERLÜGT UND NIEMAND MERKT, DASS ER EIN LÜGNER IST ............... 35<br />

DIE ÜBERLIEFERER UND IHRE ÜBERLIEFERUNGEN SIND WEITHIN<br />

BEKANNT ..................................................................................... 35<br />

EIN ERLOGENER SANAD BLEIBT NICHT UNENTDECKT. DAS IST DER SINN<br />

DIESER WISSENSCHAFT ................................................................... 36<br />

DIE BEWIESENE GLAUBWÜRDIGKEIT DER HADITH-ÜBERLIEFERER ............... 39<br />

ZUSAMMENFASSEND IST ALSO ZU SAGEN ............................................. 41<br />

NIEMAND HAT DER ÜBERLIEFERUNG DER MUSLIME AUCH NUR IRGEND<br />

ETWAS ENTGEGENZUSETZEN. EIN WORT AN DIE GEGNER DES ISLAM........... 42<br />

Die zusätzliche Sicherheit durch die Prüfmethode der<br />

Gelehrten ...................................................................... 44<br />

DIE MENSCHLICHE FEHLBARKEIT ÄNDERT NICHTS AN DER AUTHENTIZITÄT<br />

DER SUNNAH ................................................................................ 44<br />

DIESE TATSACHE KANN MAN AM FOLGENDEN BEISPIEL IN UNSERER<br />

GEGENWART VERDEUTLICHEN ........................................................... 46<br />

Die Überlieferung von Mubtadi c ah und was die Gelehrten<br />

damit überhaupt meinten. ............................................ 48<br />

DIE ÜBERLIEFERUNG VON DEN KHAWARIJ IM SPEZIELLEN ......................... 51<br />

Die Realität der Khawarij und ihr islamisches Urteil ...................................... 51<br />

Die Überlieferung der Khawarij ..................................................................... 52<br />

Über die Überlieferer von Bukhari und Muslim und ihre<br />

Voraussetzungen in den beiden Sahih Werken .............. 53<br />

WICHTIGER HINWEIS, UND BESCHREIBUNG DER KERNARGUMENTATION<br />

GEGEN DIE SCHIITEN IM THEMA DER ÜBERLIEFERUNG ............................. 56<br />

4


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

BEISPIEL FÜR EINEN EINWANDFREIEN ÜBERLIEFERER VON BUKHARI ............ 59<br />

DAS URTEIL DER AHADITH DER SAHIHAIN UND DESSEN DER HADITHE<br />

DAVON ABLEHNT ........................................................................... 61<br />

BEISPIEL FÜR EINEN ÜBERLIEFERER VON DEM BUKHARI ÜBERLIEFERT<br />

TROTZ UNBERECHTIGTER KRITIK ........................................................ 66<br />

Al-Mizzi über Qaisu-bnu Abi Hazim ............................................................... 66<br />

Zusammenfassung und Analyse .................................................................... 68<br />

Eine neue Kritik von einem neuen Khariji. Der Muhaddith der<br />

Ibadiyyah ....................................................................................................... 72<br />

Der Zweifel an der Sunnah ist der Zweifel am Qur’an .... 74<br />

DAS URTEIL ÜBER QUR'ANIYYIN UND DIE HEUTIGEN SCHIITEN .................. 76<br />

DASS DIE SUNNAH IM ALLGEMEINEN EINE VERPFLICHTUNG<br />

DARSTELLT, IST OHNEHIN SELBSTVERSTÄNDLICH .......................... 79<br />

Eingehendere Erläuterung der Frage des Mutawatir und<br />

der Akhbaru-l-Ahad ...................................................... 84<br />

WAS MUTAWATIR UND KHABARU-L-AHAD BEDEUTET ........................... 84<br />

MUTAWATIR MA C NAWI UND MUTAWATIR LAFDHI ................................ 84<br />

WAS DIE GELEHRTEN WIRKLICH MIT TAWATUR MEINTEN ......................... 85<br />

DIE BEWEISE, DASS DER KHABARU-L-WAHID EIN ARGUMENT IM<br />

DIN IST ............................................................................ 88<br />

Über den Stellenwert der Verteidigung der Sunnah ...................................... 88<br />

ERSTES ARGUMENT UND ERSTE GRUPPE VON BEWEISEN: ES IST<br />

UNBESTREITBAR, DASS DER PROPHET (SAS) AHAD ENTSANDT HAT ............. 89<br />

Abgesandte von ihren Stämmen, welche der Prophet zurücksandte um<br />

den Din zu lehren ........................................................................................... 90<br />

Die Beweise welche aus diesen Ahadith entnommen werden können .......... 91<br />

ZWEITE GRUPPE VON BEWEISEN: DIE ANORDNUNG DES PROPHETEN<br />

(SAS) ZU VERKÜNDEN, OHNE DIE FESTLEGUNG EINER ZAHL ....................... 93<br />

Die Beweise aus diesen Ahadith .................................................................... 94<br />

BEWEISE AUS DEM QUR’AN ............................................................. 95<br />

5


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

DRITTE GRUPPE VON BEWEISEN: DIE SALAF AKZEPTIERTEN DEN KHABAR<br />

DES EINZELNEN ............................................................................. 97<br />

Schubuhat ...................................................................................................... 97<br />

VIERTE GRUPPE VON BEWEISEN: JEDES GEBOT UND VERBOT IST EINE<br />

GLAUBENSFRAGE ........................................................................... 99<br />

DIE PROBLEME DER PHILOSOPHEN ................................................... 100<br />

DAS VERSTÄNDNIS DER MEISTEN ALTEN GELEHRTEN UND DAS<br />

FEHLVERSTÄNDNIS DER NEUEN ........................................................ 104<br />

Imamu-l-haramain al-Juwaini ..................................................................... 105<br />

An-Nadham von den Mu c tazilah .................................................................. 105<br />

Ibnu-l-Hajib .................................................................................................. 106<br />

Al-Amidi ....................................................................................................... 106<br />

Al-Qarafi ...................................................................................................... 106<br />

Ibnu-n-Najjar ............................................................................................... 107<br />

Ibnu Taimiyyah ............................................................................................ 107<br />

Das Urteil von jemandem, der einen Khabaru-l-Wahid aufgrund dieser<br />

Bid c ah nicht annimmt .................................................................................. 111<br />

Grundlegende Widerlegungen des Schiitentums im<br />

Thema der Überlieferung und einiger schiitischer<br />

Schubuhat ................................................................... 112<br />

DIE ABLEHNUNG DER SUNNAH UND IHRE FOLGEN FÜR DIE SCHIITEN<br />

SELBST ...................................................................................... 112<br />

EHEMALIGE SCHIITISCHE HADITH-GELEHRTE UND IHRE ANALYSE<br />

SCHIITISCHER „ÜBERLIEFERUNGSKUNST“ ........................................... 112<br />

DIE SCHIITEN KÖNNEN REIN TECHNISCH GESEHEN NIEMALS DIE<br />

VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE SO SICHERE ÜBERLIEFERUNG ERFÜLLEN ....... 113<br />

DER EINZIGE WEG ZUR BEURTEILUNG DER RUWAT SIND DIE BÜCHER<br />

DER RIJAL-GELEHRTEN .................................................................. 113<br />

DIE IRRSINNIGE BEHAUPTUNG „WIR NEHMEN NUR VON<br />

UNFEHLBAREN“. EIN WEITERER FUNDAMENTALER WIDERSPRUCH ........... 114<br />

EINE WEITERE FLUCHT: „MAN DARF NICHTS VON VERSTORBENEN<br />

NEHMEN, SONDERN NUR VON LEBENDEN“ ......................................... 117<br />

6


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

EINE WEITERE FLUCHT: „NUR DIE LEBENDEN GELEHRTEN DÜRFEN VON<br />

DEN TOTEN NEHMEN.“ ................................................................. 118<br />

WENN MAN AUSNAHMSLOS NUR VOM IMAM NEHMEN DARF, SIND DIE<br />

SCHIITEN HEUTE ZUR IRRE VERDAMMT .............................................. 119<br />

WENN DER DIN NICHT VON UNFEHLBAREN WEITERGEGEBEN WERDEN<br />

KANN, WARUM HAT DER PROPHET (SAS) DANN SOLCHE ZU DIESEM<br />

ZWECK ENTSANDT? ...................................................................... 120<br />

DIE ÜBERLIEFERTE SUNNAH ENTHÄLT ZAHLREICHE PROPHEZEIUNGEN,<br />

DIE SICH SEHR EXAKT BEWAHRHEITET HABEN ....................................... 121<br />

SCHUBHAH: DER HADITH MUTAWATIR IST JA BEI DEN GELEHRTEN<br />

SELBST GAR NICHT EINHEITLICH DEFINIERT. WIE KANN DANN JEMAND<br />

ZUM KAFIR WERDEN WEIL ER EINEN MUTAWATIR ABLEHNT? .................. 121<br />

Die wahre Bedeutung dieser Aussage ......................................................... 122<br />

Über die Definition und Grenze des Tawatur und die Widerlegung der<br />

Zahlenangaben ............................................................................................ 122<br />

Was <strong>zum</strong> Verständnis dieser Zahlenangaben zu erwähnen ist .................... 123<br />

SCHUBHAH: AL-BUKHARI WURDE VON EINIGEN GELEHRTEN SEINER ZEIT<br />

KRITISIERT. DAMIT IST SEINE GANZE ÜBERLIEFERUNG HINFÄLLIG. ............. 127<br />

Die Behauptung, al-Bukhari‘s Wort wäre bei Ahlu-s-Sunnah Gesetz, ist<br />

eine Lüge ...................................................................................................... 128<br />

Einige Informationen über die Wissenschaft des Jarh und Ta c dil, der<br />

auch die Gelehrten selbst unterworfen waren ............................................ 128<br />

Aber angenommen al-Bukhari wäre ein Fasiq gewesen .............................. 130<br />

DIE BEHANDLUNG DER SCHUBHAH UM MUHAMMADU-BNU YAHYA-DH-<br />

DHUHLI (RA) IM SPEZIELLEN ........................................................... 133<br />

Muhammadu-bnu Yahya selbst hat die Ahadith von Bukhari nicht<br />

angezweifelt! ............................................................................................... 133<br />

Die Realität Jener Zeit und die verdrehte Darstellung davon ...................... 135<br />

Abu Hatim ar-Razi und Abu Zur c ata-r-Razi haben ihre Begründung für<br />

ihr Urteil über Bukhari explizit erwähnt, und diese ist hinfällig. .................. 136<br />

Wenn Bukhari selbst sich in der Öffentlichkeit von dieser Ansicht<br />

distanzierte, wie kann man ihm diese Ansicht dann noch zur Last<br />

legen? .......................................................................................................... 136<br />

Einige Worte von Ibnu Hajar über diese Begebenheit ................................. 137<br />

7


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Bei sehr bekannten Personen ist es unvermeidlich, dass einige Leute<br />

auch schlechte Meinungen über sie haben .................................................. 139<br />

WIE DIE MEINUNG DER GELEHRTEN ÜBER BUKHARI IN WIRKLICHKEIT<br />

WAR ........................................................................................ 140<br />

Einige ausgewählte Aussagen des Lobes seiner Zeitgenossen und<br />

Schüler ......................................................................................................... 148<br />

Einige Ereignisse welche die Stärke seines Hifdh, seinen fließenden<br />

Verstand und sein Wissen über die c Ilal zeigen ........................................... 151<br />

Die Überlieferungen der Ru’yah .................................. 154<br />

ZWEITER HADITH: VON ABU HURAIRAH (RA) .......................... 154<br />

Grafische Darstellung der Ketten im Sahih von Bukhari .............................. 155<br />

Feststellung des ersten Weges von Abu Hurairah (ra) ................................. 156<br />

Feststellung des zweiten Tariq von Abu Hurairah (ra) ................................. 156<br />

Allgemeine Betrachtung dieses Hadith ........................................................ 156<br />

Was der Khariji hierzu sagt .......................................................................... 157<br />

ANMERKUNG ÜBER DIE EIGENSCHAFTEN ALLAHS ...................... 157<br />

ALLGEMEINE WIDERLEGUNG DES IBADI IN DER FRAGE DER<br />

RU’YAH ......................................................................... 163<br />

DRITTER HADITH: VON ABU SA C ID (RA) ................................. 164<br />

DER ERSTE TARIQ VON ABU SA C ID (RA) IM SAHIHU-L-BUKHARI .............. 164<br />

DER ZWEITE TARIQ VON ABU SA C ID (RA) IM SAHIHU-L-BUKHARI............. 164<br />

GROBE ANALYSE DES HADITH ......................................................... 164<br />

VIERTER HADITH: VON SUHAIBI-BNI SINAN ............................. 165<br />

GRAFISCHE DARSTELLUNG ............................................................. 165<br />

BETRACHTUNG DES HADITH ........................................................... 165<br />

FÜNFTER HADITH: VON AMMARU-BNU JASIR .......................... 165<br />

GRAFISCHE DARSTELLUNG DES SANAD .............................................. 166<br />

BETRACHTUNG DES HADITH ........................................................... 166<br />

WEITERE ÜBERLIEFERUNGEN .............................................. 166<br />

ALLGEMEINE BETRACHTUNG ALLER ANGEFÜHRTEN AHADITH ....... 168<br />

8


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

DAS URTEIL VON DEMJENIGEN, DER DIE RU’YAH MIT DEM<br />

WISSEN ÜBER DIESE AHADITH ABLEHNT ................................. 170<br />

Schubuhat im Bezug auf die Ru’yah ............................ 171<br />

DIE BEHAUPTUNG, C A'ISCHAH (RA) HÄTTE EBENFALLS DIE RU’YAH<br />

ABGELEHNT ................................................................................ 172<br />

DIE BEHAUPTUNG: DER GELEHRTE MUJAHID (RA) HÄTTE DIE RU'YAH<br />

ABGELEHNT ................................................................................ 174<br />

SCHLUSSWORT ................................................................ 175<br />

9


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Anmerkungen zur Umschrift<br />

• Die Verstärkung eines <strong>Buch</strong>staben durch das Schaddah ( ّـ ) wird durch die<br />

Verdoppelung des <strong>Buch</strong>staben wiedergegeben, wie im Wort Schaddah selbst.<br />

• Das geschlossene t der Weiblichkeit am Ende des Wortes ( ﺓ ) wird mit<br />

einem h angedeutet, es sei denn das Wort wird in einem Satz<br />

weiterverbunden. Dann wird es ausgeschrieben. Auch im Arabischen würde<br />

man ein solches t als h aussprechen, wenn man darauf stehen bleibt.<br />

• Der <strong>Buch</strong>stabe c Ain ( ﻉ ) wird mit einem hochgestellten c wiedergegeben, so<br />

wie im eben genannten Namen des <strong>Buch</strong>staben selbst.<br />

• Das Hamzah ( ء ) wird durch ein Apostroph wiedergegeben, z.B. Ra’s. Am<br />

Anfang des Wortes wurde es jedoch unterlassen.<br />

• Das ﻱ wird mit einem y wiedergegeben, z.B. Qiyamah. Demzufolge muss der<br />

Name Taimiyyah auf die gezeigte Art geschrieben werden. Bei einem<br />

vokallosen y, dem der Vokal a vorrausgeht wird aber ai geschrieben, z.B.<br />

Schaikh.<br />

Am Ende einiger Worte, vor allem Namen wurde diese Schreibweise aber in<br />

der Regel vereinfacht, weil dies auch im Arabischen oft so gehandhabt wird,<br />

z.B. al-Bukhari.<br />

• Bei einigen bekannten und häufig genannten Namen bzw. Worten, wurde<br />

von der Umschrift abgegangen, z.B. Ali, Umar, Amr, Abd, Abu …<br />

• Auf die Unterscheidung der ähnlichen <strong>Buch</strong>staben und die Darstellung der<br />

Langvokale durch Punktierung usw. wurde verzichtet um den Lesefluss nicht<br />

zu stören. In diesen Fällen ist es ohnehin besser sich der Schreibweise und der<br />

Aussprache bei einer Person zu versichern, die Arabisch kann.<br />

• Es wird darauf geachtet Verben und Eigenschaftswörter klein zu halten, um<br />

diese dem Deutschen anzugleichen.<br />

• Es wird so weit wie möglich versucht die Worte gemäß dem arabischen<br />

Redefluss zu verbinden, um möglichst nah an die korrekte arabische<br />

Aussprache heranzukommen.<br />

• Grammatikalische Fälle werden nur in Ausnahmefällen - vor allem bei häufig<br />

vorkommenden Worten – berücksichtigt, um dem arabischen Redefluss<br />

gerecht zu werden. Wie z.B. „Die Muschrikun“, „Von den Muschrikin“ und „Er<br />

sagte zu den Muschrikin“.<br />

10


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

• Der Dual wird durch das Wort „beide“ angezeigt, wobei das nachfolgende<br />

Wort wie im Deutschen im Plural verbleibt, z.B. „die beiden Ayat“.<br />

• Besonders bei zusammenhängenden Ausdrücken wurde dies aber völlig<br />

vernachlässigt. Stattdessen wird immer der „erste Fall“ also der sog. Raf c<br />

verwendet.<br />

11


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

:ﺪﻌﺑو ﻪﺒﺤﺻو ﻪﻟآو ﷲا لﻮﺳر ﻰﻠﻋ مﻼﺴﻟاو ةﻼﺼﻟاو ﷲ ﺪﻤﳊاو ﷲا ﻢﺴﺑ<br />

Vorwort zu dieser Ausgabe<br />

Die Grundlage der Überlieferung ist eines der essentiellen Themen bei der<br />

Befassung mit dem Islam bzw. mit Religion im Allgemeinen. Für das richtige<br />

Verständnis des Islam ist die Auseinandersetzung damit unerlässlich. Deshalb<br />

erschien es sinnvoll dieses wichtige Thema in einem <strong>Buch</strong> zu behandeln.<br />

Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass diese Abhandlung dem<br />

Thema keinesfalls gerecht wird. Die detailliertere Analyse einiger Punkte und<br />

eine Umstrukturierung wären sicher möglich und auch sinnvoll. Da eine solche<br />

umfassende Überarbeitung - wie es scheint - aber in nächster Zeit aus<br />

verschiedenen Gründen nicht ins Auge gefasst werden kann, wurde es<br />

schließlich vorgezogen das <strong>Buch</strong> in seiner gegenwärtigen Form zu verbreiten.<br />

Dies macht mehr Sinn, als es weiterhin ohne jeglichen Nutzen zu belassen. Es<br />

befinden sich darin sicher nützliche Informationen, die dem deutschsprachigen<br />

Leser sonst nicht zugänglich sind.<br />

Das <strong>Buch</strong> umfasst hauptsächlich drei Themen:<br />

1. Die Grundlagen der Überlieferung im Islam. Hierbei werden auch einige<br />

wichtige Fragen und Scheinargumente erwähnt, mit denen einige Leute bzw.<br />

Gruppen versuchen die Überlieferungsmethoden der Muslime zu entkräften.<br />

2. Akhbaru-l-Ahad 1 .<br />

1 Das arabische Wort Khabar bedeutet Nachricht. Damit wird hier eine Überlieferung<br />

gemeint. Der Plural ist Akhbar.<br />

Das Wort Ahad bedeutet Einzelner. In diesem <strong>Buch</strong> ist in der Regel der Plural gemeint,<br />

also eigentlich Aahaad. Die Einzahl wäre Ahad. Khabaru-l-Ahad bzw. Akhbaru-l-Ahad<br />

bedeutet hier also "die Überlieferung(en) von Einzelpersonen".<br />

12


3. Das Beispiel der Ru’yah 1 .<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Während der Abhandlung des Themas wurde aber klar, dass es erforderlich<br />

wäre, jedes dieser Themen für sich gesondert abzuhandeln. Dann könnte man<br />

auch jedes Teilgebiet mit größerer Sorgfalt besprechen. Die zuvor<br />

angesprochene mögliche Überarbeitung des Themas würde sich sicherlich<br />

unter anderem auf diesen Aspekt beziehen.<br />

Das <strong>Buch</strong> stellt also nur einen bescheidenen Beitrag für diesen Din 2 dar, der<br />

durch die Unzulänglichkeit des Verfassers sicher stark eingeschränkt ist. Möge<br />

unser Herr darin Nutzen sein lassen für jene, die die Wahrheit suchen, Amin 3 .<br />

Das primäre Ziel der vorliegenden Arbeit ist, dem Leser die historische<br />

Überlieferungsmethode der Muslime und damit ihre Authentizität näher zu<br />

bringen. Dadurch wird dem Muslim erklärt, wie seine Religion schließlich zu<br />

ihm gelangte. Auf der anderen Seite kann sich der nicht-muslimische Leser<br />

einen Überblick über das Thema verschaffen.<br />

Es wurde versucht das <strong>Buch</strong> grundsätzlich auch für Personen lesbar zu<br />

machen, die kein größeres Vorwissen über das Thema bzw. den Islam im<br />

Allgemeinen haben. Zu diesem Zweck wurden Fremdworte und Fachbegriffe<br />

durch Anmerkungen erläutert. Das richtige Verständnis aller erwähnten<br />

Aspekte wird jedoch nur durch ein gewisses Maß an vorausgehenden<br />

Informationen möglich sein. Deshalb sind solche Leser dringend beraten<br />

neben diesem <strong>Buch</strong> auch grundlegendere Schriften über den Islam<br />

heranzuziehen.<br />

Um dem Leser den Vergleich mit den Originaltexten zu erleichtern, wurden<br />

diese stets vor der jeweiligen deutschen Übersetzung angeführt. Dies ist auch<br />

insofern notwendig, da von der wörtlichen Übersetzung zwangsläufig leicht<br />

abgewichen werden musste. Eine exakte Übertragung des Satzes macht den<br />

Text im Deutschen quasi unlesbar, ein Problem dem man bei Übersetzungen<br />

immer ausgesetzt ist.<br />

1 Ru’yah bedeutet wörtlich Sichtung bzw. Sehen. Hier ist jedoch speziell die Frage<br />

gemeint, ob Allah im Jenseits gesehen werden kann oder nicht.<br />

2 Religion, wobei das arabische Wort mehr als dies umfasst. Es könnte mit<br />

„umfassender Lebensweg“ wiedergegeben werden.<br />

3 Die arabische Entsprechung <strong>zum</strong> Wort Amen.<br />

13


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Zu den Übersetzungen ist zu sagen, dass sie alle vom Verfasser dieses <strong>Buch</strong>es<br />

selbst direkt aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzt wurden. Sie wurden<br />

also nicht von anderen Quellen übernommen, noch aus einer Zweitsprache<br />

übersetzt. 1 Dabei wurde versucht mit großer Sorgfalt und Genauigkeit zu<br />

arbeiten. Ebenso wurden zusätzliche Anmerkungen zur Verdeutlichung<br />

eingefügt, um etwaige Ungenauigkeiten, die sich zwangsläufig bei der<br />

Übersetzung ergeben, so weit wie möglich zu minimieren. Die Anführung der<br />

Originaltexte soll dem Leser zusätzliche Sicherheit und Möglichkeit zur<br />

Überprüfung geben.<br />

Ich bitte unseren Herrn um seine Hilfe in dieser Arbeit, sowie in allen anderen<br />

Angelegenheiten und danke Ihm für Seine Hilfe und Unterstützung bei der<br />

Herausgabe dieses <strong>Buch</strong>es und für all Seine unzählbaren Gnaden im<br />

Allgemeinen. Sodann spreche ich meinen Dank all jenen aus, die einen Beitrag<br />

zu dieser Arbeit geleistet haben. Möge unser Herr es ihnen auf die beste Art<br />

und Weise vergelten, Amin.<br />

1 Dies bezieht sich auch auf die Ayat (Verse) des Qur’an. (Auch wenn hierbei stets<br />

darauf hingewiesen wird, dass es sich um eine bloße Übertragung der Bedeutung des<br />

Qur’an handelt, da man ihn nicht exakt übersetzen kann. Das stimmt natürlich, jedoch<br />

trifft dies in Wirklichkeit auf jede Übersetzung zu. Deshalb ist es eigentlich nicht falsch,<br />

das Wort Qur’an-Übersetzung zu verwenden, wa-llahu aclam, und Allah weiß es am<br />

besten).<br />

Bei der Einsicht der verschiedenen vorliegenden Qur’an-Übersetzungen in deutscher<br />

Sprache wurde klar, dass sie im Grunde alle mehr oder weniger schwere Übersetzungsfehler<br />

beinhalten.<br />

14


Einführung<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

OHNE ÜBERLIEFERUNG KEINE RELIGION<br />

Der Islam stützt sich zweifelsohne, wie auch jeder andere Din vor ihm, auf die<br />

Offenbarung, die der jeweilige Prophet (as) 1 erhielt. Deshalb ist es zwingend<br />

notwendig, auf die Überlieferung dieser Offenbarung zurückzugreifen. Nur die<br />

Überlieferung ermöglicht uns heute, am Qur’an und an der Sunnah 2 fest zu<br />

halten.<br />

DIE KRITIK AN JENEN RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN, DIE KEINE<br />

AUTHENTISCHE ÜBERLIEFERUNG AUFWEISEN KÖNNEN<br />

Aus dem Gesagten ist es selbstverständlich, welchen Stellenwert die<br />

Überlieferung in unserem Din einnimmt. Sie hat ohne Zweifel eine zentrale<br />

Bedeutung. Ebenso muss es auch in jeder anderen Religion sein.<br />

Wer behauptet die Wahrheit von seinem Propheten erhalten zu haben, muss<br />

als Erstes die korrekte und authentische Überlieferung von diesem Propheten<br />

beweisen können. Denn die bloße Behauptung ist kein Beweis. Es ist also<br />

nicht ausreichend einem Propheten (as) einfach dies oder jenes<br />

zuzuschreiben. Selbst wenn er die Wahrheit sagte, heißt dies noch lange nicht,<br />

dass sich die angeblichen Überlieferungen wirklich mit seinen Worten bzw.<br />

mit seiner Lehre decken.<br />

Genau dies ist auch einer der wichtigsten Kritikpunkte an den anderen<br />

Religionen. Sie selbst geben nämlich zu, und müssen auch zugeben, dass sie<br />

1 calaihi-s-Salam bzw. wenn mehrere Propheten erwähnt werden calaihimu-s-Salam. Zu<br />

Deutsch „Friede und Heil sei auf ihnen“. Ebenso verhält es sich mit der Abkürzung<br />

(sas), welche im Grunde dieselbe Bedeutung trägt und häufig erwähnt wird.<br />

Auf diese Weise werden die Propheten im Allgemeinen von Muslimen in Ehren<br />

gehalten. Es bleibt dem Leser hier und auch im Folgenden überlassen, diese und<br />

andere Abkürzung auszusprechen. Werden mehrere Propheten genannt, wird dieser<br />

Ausspruch als Plural nur ganz am Ende erwähnt.<br />

2 Mit Sunnah ist hierbei alles gemeint, was vom Propheten (sas) überliefert wurde.<br />

Diese Sunnah stellt, neben dem Qur’an, die zweite Quelle des Islam dar.<br />

15


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

über keinerlei authentische Überlieferung verfügen. Dies ist eine historische<br />

Tatsache 1 .<br />

EIN AUSSICHTSLOSES GEGENARGUMENT<br />

Die Anhänger jener Religionen wissen dies und wurden von den Muslimen in<br />

der Geschichte damit auch konfrontiert. Ihnen war aber ebenso klar, wie<br />

aussichtslos es ist das Gegenteil zu behaupten. Die historischen Fakten<br />

erklären zu deutlich, dass ihre Überlieferungen keinesfalls authentisch sind.<br />

Deshalb versuchten sie schließlich irgendwann in ihrer Verzweiflung eine<br />

Verteidigungsaktion zu setzen. Sie versuchten mit diversen Scheinbeweisen zu<br />

1 Die Tatsache, dass z.B. das alte und neue Testament ohne Zweifel nicht authentisch<br />

ist, wird kein vernünftiger Historiker abstreiten. Siehe zu diesem Thema das <strong>Buch</strong><br />

„Abgeschrieben, falsch zitiert und missverstanden - Wie die Bibel wurde, was sie<br />

ist“ von Bart D. Ehrman. Der Autor, zählt in Fachkreisen unbestritten weltweit zu den<br />

größten Fachmännern bezüglich der biblischen Urschriften.<br />

Das angesprochene <strong>Buch</strong> dreht sich nur um dieses Thema. Dort sagt er unter anderem<br />

(S. 23, 24):<br />

„Wir haben nicht nur keine Originale, wir haben auch nicht die ersten Abschriften<br />

der Originale. Wir haben noch nicht einmal Abschriften der Abschriften der<br />

Originale oder Abschriften der Abschriften der Abschriften der Originale.<br />

Was wir haben, sind Abschriften, die später angefertigt wurden - viel später. In den<br />

meisten Fällen handelt es sich um Kopien, die Jahrhunderte nach den darin<br />

beschriebenen Ereignissen angefertigt wurden. Und diese Abschriften unterscheiden<br />

sich untereinander an vielen tausend Stellen. Wie wir später in diesem<br />

<strong>Buch</strong> sehen werden, unterscheiden sich diese Abschriften an so vielen Stellen<br />

voneinander, dass wir noch nicht einmal genau wissen, wie viele Unterschiede es<br />

gibt. Insgesamt gibt es wohl mehr Unterschiede zwischen den Manuskripten als<br />

Worte im neuen Testament.“<br />

Jeder, der Einsicht hat in die Überlieferungswissenschaften des Islam, steht verblüfft<br />

vor dieser und vielen anderen Aussagen der renommiertesten Wissenschaftler im<br />

Bezug auf die alten Schriften des Juden- und Christentums, welche nur unbestreitbare<br />

Tatsachen über die nicht vorhandene Authentizität der jüdischen und christlichen<br />

Quellen beschreiben.<br />

Die Gelehrten der islamischen Geschichte trieben die Genauigkeit bei der<br />

Überlieferung ins äußerste Extrem. Es hat nie eine vergleichbare Überlieferung in der<br />

Menschheitsgeschichte gegeben. Für damalige Verhältnisse waren diese Vorgehensweisen<br />

sicher das Äußerste des Machbaren. Diese Tatsache soll durch das vorliegende<br />

<strong>Buch</strong> gezeigt werden.<br />

16


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

zeigen, dass der Islam ebenfalls keine authentische Überlieferung aufweisen<br />

kann.<br />

Man muss sich die Realität dieser Vorgehensweise vor Augen führen. Sie<br />

versuchten also erst gar nicht zu beweisen, dass ihre Überlieferung<br />

authentisch ist. Die verzweifelte Aktion bestand vielmehr darin zu zeigen, dass<br />

der Islam auch keine Authentizität aufweisen kann. Dies alles, damit man im<br />

Anschluss sagen könne, der Islam ist also in dieser Hinsicht auch nicht<br />

vorzuziehen und das Argument seiner Authentizität ist damit widerlegt.<br />

Alleine diese Vorgehensweise zeigt schon wie weit solche Leute vom<br />

Verständnis der Offenbarung und von der Kenntnis ihres Schöpfers (swt) 1 und<br />

seiner tatsächlichen Eigenschaften entfernt sind. Was kann bei einer solchen<br />

Argumentationsweise noch vom Vertrauen in die eigene Überlieferung und<br />

die eigene Religion übrig geblieben sein?<br />

Wenn sie also ohne weiteres zugeben einer Botschaft zu folgen, von der sie<br />

ohnehin nicht wissen, ob sie nun verfälscht ist oder nicht, was hilft es ihnen in<br />

dieser aussichtslosen Position noch zu zeigen, dass der andere auch keine<br />

gesicherten Quellen hat? Selbst wenn dies zutreffen würde, müssten sie<br />

eingestehen, dass sie die Wahrheit aus ihrer eigentlichen Quelle nicht<br />

besitzen. In jedem Falle müssten sie also danach suchen. Was soll dies also für<br />

ein Argument sein?<br />

In diesem <strong>Buch</strong> soll es um die Erklärung der Grundlagen der islamischen<br />

Überlieferungswissenschaften gehen. Das Ziel kann aber nicht mehr sein, als<br />

Licht auf dieses Thema im deutschsprachigen Raum zu werfen. Es geht darum,<br />

die grundsätzlichsten Dinge zu verdeutlichen. Alles weitere würde den<br />

Umfang des <strong>Buch</strong>es sprengen.<br />

Des Weiteren muss auf folgende wichtige Sache hingewiesen werden. Das Ziel<br />

dieses <strong>Buch</strong>es ist nicht primär, die Widerlegung anderer Gruppen, auch wenn<br />

einige der falschen Grundlagen jener Gruppen und Strömungen aufgezeigt<br />

werden. Hierbei werden auch einige Schubuhat 2 angeführt und behandelt.<br />

1 Subhanahu wa tacala. Zu Deutsch in etwa: Gepriesen ist Er und hocherhaben.<br />

2 Scheinargumente. Die Einzahl lautet Schubhah.<br />

17


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

DER UNTERSCHIED ZWISCHEN DER WIDERLEGUNG VON<br />

FUNDAMENTEN UND DER WIDERLEGUNG VON EINZELNEN<br />

BEHAUPTUNGEN; BEISPIEL CHRISTENTUM<br />

Es ist ein Unterschied, eine andere Idee bzw. Glaubensrichtung von Grund auf<br />

zu widerlegen, oder einige Fragen zu beantworten welche andere Leute über<br />

unseren Din aufwerfen. Wenn also z.B. ein Christ versucht eine unhaltbare<br />

Behauptung über den Islam zu verbreiten, dann erklärt man diese spezielle<br />

Sache und widerlegt das Scheinargument.<br />

Eine völlig andere Sache hingegen ist die Widerlegung der Fundamente des<br />

Christentums selbst. Hierzu ist es notwendig auf diese Fundamente<br />

einzugehen.<br />

So z.B. die Dreifaltigkeit, welche sich in Wirklichkeit diametral <strong>zum</strong> einzig<br />

wahren Monotheismus verhält. Diese Theorie, welche der hoch verehrte<br />

Prophet Isa 1 (sas), ebenso wie alle anderen Propheten (as) unserer<br />

Überzeugung nach niemals vertrat, sondern welche er, wie auch jeder andere<br />

vor und nach ihm, auf das Schärfste verbat. Das ist der Kern jeder Botschaft<br />

des einzigen anbetungswürdigen Herrn zu seinen Dienern.<br />

Ebenso die zuvor angesprochene Tatsache, dass die Bibel in keinster Weise<br />

authentisch ist. Ein Faktum, das wohl kein ernst zu nehmender Historiker<br />

abstreiten wird.<br />

Die Klärung der Fragen bzw. Behauptungen welche über unseren Din<br />

verbreitet werden, ist also eine Sache. Die Widerlegung der Fundamente der<br />

anderen Richtungen, ist eine völlig andere.<br />

1 Jesus, der Friede und Segen des Herrn sei auf ihm.<br />

18


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

BEISPIEL: SCHIITENTUM UND KURZE ERWÄHNUNG EINIGER<br />

HAUPTPUNKTE BEI DER WIDERLEGUNG IHRER GRUNDLAGEN<br />

Das erste Ziel dieses <strong>Buch</strong>es ist also, die Grundlagen des Islam hinsichtlich<br />

seiner Überlieferung aufzuzeigen und sodann einige Schubuhat zu widerlegen,<br />

auch wenn einige fundamentale Widersprüche der anderen Richtungen<br />

angesprochen und vielleicht auch näher behandelt werden.<br />

So verhält es sich beispielsweise auch beim Schiitentum. Einige der Fragen<br />

bzw. Behauptungen welche sie aufwerfen und verbreiten, sollen behandelt<br />

werden. Diese dienen als Beispiel für ihre Vorgehensweise. Auf diesem Weg<br />

kann man die Antwort für viele Scheinargumente dieser Strömung selbst<br />

finden.<br />

Die Widerlegung des Schiitentums selbst hingegen ist wiederum eine andere<br />

Zielsetzung. Hierbei wäre es notwendig, über die grundsätzlichen<br />

Widersprüche des Schiitentums ins Detail zu gehen 1 . Im Folgenden sollen<br />

einige wichtige davon kurz angesprochen werden:<br />

DIE ABLEHNUNG TAUSENDER ÜBERLIEFERUNGEN<br />

Die Schiiten lehnen tausende Ahadith 2 ab, welche ihrem Din widersprechen.<br />

Diese sind historisch jedoch unwiderlegbar, woran selbst die Historiker der<br />

Juden, Christen und Atheisten nicht zweifeln.<br />

Alleine das Leben von Aliyyu-bnu Abi Talib 3 (ra) 4 ist dafür viel mehr als<br />

ausreichend:<br />

1 Siehe dazu im Detail „Die Grundlagen des Schiitentums - Eine kritische Analyse“<br />

vom Verfasser dieses <strong>Buch</strong>es.<br />

2 Plural von Hadith. Ein Hadith ist eine Überlieferung vom bzw. über den Propheten<br />

(sas). Dieser und ähnliche arabische Ausdrücke werden im weiteren Verlauf<br />

klarerweise häufig wiederkehren.<br />

Als Plural des Wortes Hadith wird häufig das eingedeutschte Wort Hadithe verwendet.<br />

Es wurde auch in diesem <strong>Buch</strong> mehrfach verwendet.<br />

3 Der bekannte Prophetengefährte und vierte rechtgeleitete Kalif der Muslime.<br />

4 Radiya-llahu canhu, Allah ist mit ihm zufrieden.<br />

19


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

• Seine gute Beziehung zu Abu Bakr, Umar und Uthman 1 (ra), den drei Kalifen<br />

vor ihm.<br />

• Ihr gegenseitiges Lob füreinander.<br />

• Die Tatsache, dass er ihnen die Treue schwor, ebenso wie alle anderen<br />

Sahabah 2 (ra).<br />

• Wie er diese Kalifen unterstütze und bei ihnen zahlreiche Funktionen<br />

ausübte, sich mit ihnen verbündete und sie gegen andere verteidigte.<br />

• Wie er ihre Güte bezeugte und dies auch selbst vom Propheten (sas)<br />

überlieferte und vieles mehr.<br />

Diese Überlieferungen sind so zahlreich, dass sie kein vernünftiger Mensch<br />

ablehnen könnte, da es bei einer solchen Anzahl von Leuten und<br />

verschiedenen Überlieferungen unmöglich ist, dass sie sich auf das Erlügen<br />

dieser Dinge einigen. Das ganze Leben von Aliyyu-bnu Abi Talib (ra), welches<br />

uns überliefert wurde, ist ein gewaltiger historischer Beweis für die<br />

Unsinnigkeit der schiitischen Verschwörungstheorie 3 .<br />

Bei einer solchen Anzahl spielt nicht einmal mehr die Güte des einzelnen<br />

Überlieferers eine Rolle. Selbst wenn diese zahlreichen Überlieferer diese<br />

Dinge erlügen wollten, hätten sie sich nicht darauf einigen können.<br />

Wie verhält es sich dann erst, wenn jene Überlieferer nicht irgendwelche<br />

unbedeutenden, unbekannten Einzelpersonen sind, sondern eine Armee von<br />

Gelehrten, welche als die vertrauenswürdigsten Personen ihrer Gesellschaf-<br />

1 Die ebenso bekannten Prophetengefährten und ersten drei rechtgeleiteten Kalifen<br />

der Muslime.<br />

2 Prophetengefährten. Die Einzahl lautet Sahabi. Diese Gefährten des Propheten sind<br />

die ersten und wichtigsten Überlieferer der prophetischen Botschaft. Deshalb werden<br />

sie im Folgenden auch mehrfach erwähnt.<br />

3 Der Grundsatz des schiitischen Glaubens ist die Idee von zwölf heiligen unfehlbaren<br />

Führern (Imamen) nach dem Propheten (sas). Gemäß der schiitischen These hat sich<br />

die überwiegende Mehrheit der Prophetengefährten (ra) nach dem Propheten (sas)<br />

gegen Ali (ra), den ersten dieser angeblichen Imame, verschworen und ist dadurch<br />

vom Islam abgefallen.<br />

Dies sind unbestreitbare Prinzipien des Schiitentums, weshalb die alten Quellen des<br />

Schiitentums diese Glaubensinhalte auch einheitlich vermitteln.<br />

Siehe dazu: „Die Grundlagen des Schiitentums“.<br />

20


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ten galten? Man war sich bei niemandem sicherer, dass er keinesfalls über<br />

den Propheten (sas) lügen würde. Die Hadith-Gelehrten wussten dies durch<br />

ihre Kenntnis dieser Überlieferer und durch den Vergleich ihrer Überlieferungen,<br />

wie sich noch genauer zeigen wird.<br />

Wie ist es dann erst, wenn die Schiiten selbst zahlreiche solche Überlieferungen<br />

in ihren Quellen anführen? In der Regel taten sie dies, weil ihnen gar<br />

nicht auffiel, dass sie dem Fundament ihres eigenen Din widersprechen.<br />

Kommt hinzu, dass genau diese Überlieferer, welche die Schiiten alle als<br />

Lügner und Betrüger abtun wollen, so viel löbliches von Ali (ra) überlieferten.<br />

Laut den Schiiten aber war ihr ganzes Leben, ihr ganzes Wirken eine einzige<br />

Verschwörung gegen diesen Mann. Wie töricht müssten jene angeblichen<br />

Feinde von Ali (ra) also gewesen sein, um von ihm all diese Dinge zu<br />

überliefern?<br />

DIE SCHIITEN VERFÜGEN SELBST ÜBER KEINERLEI AUTHENTISCHE ÜBERLIEFERUNG<br />

Die Schiiten versuchen diesen Umstand immer zu verdecken, indem sie jene,<br />

die an der Sunnah festhalten mit ihren eigenen Überlieferungen<br />

konfrontieren. So lautet ein bekanntes Argument bei ihnen „Ein Weg der sich<br />

durch seine eigenen Quellen widerlegt, hat es nicht verdient, dass ihm<br />

gefolgt wird.“ Sie versuchen also möglichst viele Scheinargumente aus den<br />

Quellen ihrer Gegner selbst zu bringen. Teils durch die Verdrehung von<br />

Tatsachen, oder die Heranziehung falscher Überlieferungen, oder die<br />

Verwendung doppeldeutiger Aussagen oder Begebenheiten. Sodann<br />

präsentieren sie diese vielen Schubuhat als die „Widerlegung der Leute der<br />

Sunnah mit ihren eigenen Quellen“.<br />

Das Ziel ist, dass der Jahil 1 bei dem ganzen „Zauber“ vergisst sich einmal<br />

Gedanken darüber zu machen, wo denn nun eigentlich die Überlieferungen<br />

der Schiiten selbst sind!<br />

Hierzu reicht es an sich aus, die Unbrauchbarkeit der Überlieferungen des<br />

wichtigsten Werkes der Schiiten Usulu-l-Kafi von al-Kullaini aufzuzeigen.<br />

Alleine hiermit stürzt das ganze Schiitentum in sich zusammen.<br />

1 Der Unwissende.<br />

21


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Man muss sich bloß vor Augen halten, dass die überwiegende Mehrheit der<br />

Schubuhat der Schiiten, gar nicht in ihren Büchern zu finden ist! Ihr ganzer Din<br />

ist so aufgebaut. Er hat keine Basis. Genau deshalb besteht das Wirken der<br />

Schiiten darin, bei jedem der sie kritisiert so viel wie möglich scheinbare<br />

Widersprüche zu finden. Was diese Scheinargumente betrifft, so gibt es in<br />

Wirklichkeit für jedes davon eine korrekte Erklärung und eine<br />

unproblematische legitime Auslegung.<br />

Ihr eigenes Problem jedoch ist aber dadurch nicht gelöst. Das Verhalten der<br />

Schiiten ist hierin also dem der Christen gleich. Es scheint ihnen der Angriff die<br />

beste Verteidigung zu sein. Ein kläglicher Angriff jedoch, wenn man damit nur<br />

verdecken will, dass man nichts zu verteidigen hat. Unwissende Menschen<br />

lassen sich so täuschen. Wer jedoch selbst auf festem Boden steht, hat diese<br />

Vorgehensweise sofort durchschaut und macht sich in Ruhe und Gelassenheit<br />

daran aufzuzeigen, dass solche Leute gar kein Fundament besitzen.<br />

Das Vorgehen der Schiiten soll die Leute darüber hinwegtäuschen zu<br />

hinterfragen, wo denn diese Fundamente ihres eigenen Din bei den Schiiten<br />

selbst korrekt überliefert vorzufinden sind. Wenn man alleine diesem Punkt<br />

nachgeht, dann erlebt man viele Überraschungen. Diese bloße Tatsache reicht<br />

aus um sicher zu sein, dass das Schiitentum jeder Grundlage entbehrt.<br />

ANDERE PUNKTE BEI DER KRITIK DES FUNDAMENTS DES SCHIITENTUMS<br />

Die beiden oben genannten Kritikpunkte wurden hier erwähnt, weil sie mit<br />

dem Thema des <strong>Buch</strong>es zusammenhängen. Abgesehen davon gibt es aber<br />

noch zahlreiche entscheidende Kritikpunkte 1 . Vor allem:<br />

• Die Abwesenheit der Imam-Theorie im Qur’an, wobei sie die Grundlage des<br />

Schiitentums darstellt.<br />

• Der Glaube an die Verfälschung des Qur’an.<br />

• Der Takfir 2 der Sahabah (ra).<br />

1 Siehe auch hierzu „Die Grundlagen des Schiitentums - Eine kritische Analyse“.<br />

2 Takfir bedeutet hier „jemanden <strong>zum</strong> Kafir, also <strong>zum</strong> Nicht-Muslim erklären“. Der hier<br />

erwähnte Takfir der Prophetengefährten (ra) ist ein grundlegender Glaubensinhalt des<br />

ursprünglichen Schiitentums, wie schon zuvor erwähnt wurde.<br />

22


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

• Der Widerspruch zu zahlreichen unmissverständlichen Aussagen des Qur‘an,<br />

wie <strong>zum</strong> Beispiel der eben erwähnte Punkt 1 .<br />

Eine Widerlegung des Schiitentums muss also nach diesem Muster vorgehen<br />

und die angesprochenen Themen aufgreifen. Auch wenn bereits das hier nur<br />

schnell erwähnte jedem Menschen mit gesundem Verstand und Herzen völlig<br />

ausreichen müsste um von der Falschheit jenes Din fest überzeugt zu sein.<br />

Dies ist ein wichtiger Punkt der geklärt werden musste. Das Ziel dieses <strong>Buch</strong>es<br />

ist also die Erläuterung der Grundlage der Überlieferung in unserem Din.<br />

Jeder Muslim soll wissen, wie dieser Qur’an und diese Sunnah zu ihm kam.<br />

Auch die Widerlegung einiger Schubuhat in diesem <strong>Buch</strong> dient in erster Linie<br />

diesem Ziel.<br />

Es ist also auch völlig unsinnig, vor allem für jemanden der kein fundiertes<br />

Wissen hat, sich auf die Strategie und Ablenkungsmanöver der Schiiten<br />

einzulassen. Die Diskussion mit ihnen kann sich von Anbeginn nur um die<br />

Grundlagen drehen. Hat der Gegner diese Punkte verstanden und unsere<br />

Grundlagen akzeptiert kann man sich mit ihm über weitere Fragen<br />

unterhalten und ist ohne weiteres für jede Kritik offen.<br />

Mit jemandem der jedoch unweigerlich an den erwähnten falschen<br />

Grundlagen festhält, macht es keinen Sinn weiter zu reden.<br />

Mit solchen Leuten diskutieren wir sicher nicht über Detailfragen der Hadith-<br />

Wissenschaften oder die Beurteilung einzelner Ahadith. Wenn also ein Schiite<br />

meint: „In euren Büchern ist dieser und jener Hadith überliefert, aber er ist<br />

nicht richtig.“, dann antworten wir ihm: „Das Problem der Schiiten besteht<br />

nicht darin, dass man hier und da einen Überlieferer oder eine Kette<br />

kritisiert. Das Problem ist, dass sie die Überlieferung in ihrer Gesamtheit<br />

ablehnen, weil sie ihrer Theorie widerspricht.“<br />

Wie soll also eine sinnvolle Diskussion über einen einzelnen Hadith stattfinden<br />

wenn man sich auf die Grundlagen des Din und der Überlieferung gar nicht<br />

geeinigt hat? Für einen solchen Dialog kann es keine Basis geben.<br />

1 Dies, weil der Qur’an an etlichen Stellen die Gefährten des Propheten (sas) lobt und<br />

ihre Güte und Rechtschaffenheit bezeugt. Die Schiiten versuchen krampfhaft die<br />

offensichtliche Bedeutung all dieser Verse zu entstellen.<br />

23


DIE RU’YAH<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Wie bereits angedeutet, sollen die Grundlagen der Überlieferung in diesem<br />

<strong>Buch</strong> auch praktisch angewendet werden. Hierfür wurden die Ahadith über<br />

die Ru’yah gewählt. An diesen Ahadith zeigen sich die im <strong>Buch</strong> besprochenen<br />

Dinge deutlich und sind somit auch besser verständlich.<br />

Ru’yah bedeutet Sicht. Es geht hierbei um die Tatsache, dass die Mu'minun 1<br />

ihren Herrn im Jenseits sehen werden. Diese Tatsache ist in zahlreichen<br />

Ahadith erwähnt und sie zählt zu den sehr stark überlieferten Angelegenheiten<br />

im Islam.<br />

In der Geschichte gab es aber verschiedene Gruppen welche diesen<br />

Glaubensinhalt ablehnten, weil er nicht mit ihren erdachten Konzepten und<br />

Vorstellungen übereinstimmte. So leugneten diese Angelegenheit Anhänger<br />

der Mu c tazilah 2 , der Schiiten, der Qur'aniyyin 3 und andere.<br />

Viele dieser Leute lehnten die Ru’yah ab, ohne Wissen über die Überlieferungen<br />

und deren Stärke zu haben. Andere, wie die Schiiten und<br />

Qur'aniyyun akzeptieren diese Überlieferungen grundsätzlich nicht, weil sie<br />

die ganzen Bücher der Überlieferung der Sunnah als verfälscht betrachten. Sie<br />

erachten die Überlieferer allesamt als unzuverlässig. Jemand der den<br />

schiitischen Glauben in all seinen Konsequenzen umsetzt kommt darüber<br />

hinaus nicht umhin so gut wie alle Sahabah (ra) und sonstigen Überlieferer<br />

aus dem Islam auszuschließen.<br />

In dieser Abhandlung sollen diese Irrmeinungen widerlegt, und die Richtigkeit<br />

der Ahadith über die Ru’yah bewiesen werden.<br />

Hierzu ist es hilfreich einen Blick auf die Überlieferungsketten zu werfen.<br />

Aufgrund der zahlreichen Überlieferungen über die Ru’yah beschränkt sich die<br />

Arbeit bei der etwas genaueren Betrachtung auf die Ahadith der sechs Hadith<br />

1 Mu’minun ist der Plural des Wortes Mu’min. Ein Mu’min ist jemand, der den<br />

sogenannten Iman verwirklicht. Das Wort Iman wird im Deutschen quasi immer als<br />

Glaube wiedergegeben. Es umfasst jedoch weit mehr als den bloßen Glauben. Siehe<br />

dazu im Detail: „Der vergessene Monotheismus“.<br />

2 Eine der frühen Sekten des Islam.<br />

3 Auch diese Sekte gibt es in Wirklichkeit schon sehr lange.<br />

24


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Bücher 1 , im speziellen die beiden Sahih-Werke 2 . Unter Umständen wird noch<br />

der Musnad von Imam Ahmad 3 einbezogen. Die wichtigsten Ketten werden zu<br />

diesem Zweck grafisch dargestellt.<br />

Der Gegenstand dieser Abhandlung ist jedoch nicht die detailierte Behandlung<br />

der Ru’yah und aller Dinge die damit in Verbindung stehen. Es geht primär um<br />

den Aspekt der Überlieferungswissenschaften. Dies, weil das Problem der<br />

Ablehnung der Sunnah – wie erwähnt –, egal ob insgesamt oder teilweise, ein<br />

viel tiefgreifenderes ist. Trotzdem sollen alle wichtigen Aspekte, die mit der<br />

Ru’yah in Zusammenhang stehen <strong>zum</strong>indest erwähnt und ausreichend erklärt<br />

werden.<br />

AKHBARU-L-AHAD<br />

Eine weitere Bid c ah 4 hat sich so stark verbreitet, dass sie heute ganz allgemein<br />

als eine - oder sogar die - richtige Ansicht an den meisten Universitäten<br />

unterrichtet wird. Dabei handelt es sich um die Behauptung, die<br />

Überlieferung von einer oder einigen Einzelpersonen 5 sei in gewissen<br />

Teilbereichen des Din kein Argument. So behaupteten manche, diese<br />

1 Al-Kutubu-s-sittah<br />

2 Hierbei handelt es sich um die beiden Werke Sahihu-l-Bukhari und Sahihu Muslim.<br />

Al-Bukhari gilt als Imamu-l-Muhaddithin, also der Führer der Hadith-Gelehrten. Er ist<br />

wohl der bekannteste Hadith-Gelehrte überhaupt. Dasselbe gilt für sein Sahih-Werk,<br />

dass bei Ahlu-s-Sunnah als das richtigste <strong>Buch</strong> der Überlieferung von Menschenhand<br />

überhaupt gilt. Er verstarb 256 n.H. im Alter von 62 Jahren.<br />

Muslimu-bnu-l-Hajjaj (204-261) war ein Schüler von al-Bukhari und mit ihm<br />

gemeinsam einer der größten Gelehrten des Hadith.<br />

3 Ahmadu-bnu-Hanbal (164-241 n.H.). Einer der bedeutendsten Gelehrten der<br />

islamischen Geschichte. Muhaddith (Hadith-Gelehrter) und Faqih (Rechtsgelehrter). Er<br />

war der, zeitlich gesehen, letzte der vier Imame, deren Methode nach ihrem Tode stark<br />

befolgt wurde.<br />

Diese Rechtsschulen wurden jedoch nicht von diesen Imamen selbst bewusst<br />

begründet. Im Nachhinein breitete sich ein stures Festhalten vieler Leute an diesen<br />

Schulen aus, welches der Islam in keinster Weise so vorschreibt.<br />

4 Unerlaubte Neueinbringung in den Islam und Irrgedanke.<br />

5 Also der zuvor schon erwähnte Khabaru-l-Ahad<br />

25


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Überlieferungen seien kein bindendes Argument in der c Aqidah. Andere<br />

meinten sogar, sie seien kein Argument in den Usulu-l-Fiqh 1 .<br />

Es geht so weit, dass manche den angeblichen Ijma c2 der Gelehrten über diese<br />

Bid c ah überliefern, während sie doch in Wirklichkeit nur ein Werkzeug ist,<br />

welches seinen Beitrag zur Schädigung des Islam leistet. Aber die Menschen<br />

nehmen dies nicht wahr. Das Ziel ist also die Frage der<br />

Akhbaru-l-Ahad und die Bid c ah der Ablehnung gewisser richtiger<br />

Überlieferungen im Überblick darzulegen.<br />

-----<br />

Die große Unwissenheit über diesen Din und seine Überlieferung erleichtert<br />

den verschiedenen Gruppen mit ihren Scheinbeweisen die Menschen in die<br />

Irre zu führen. Dies, weil die Überlieferung eine essentielle Grundlage dieses<br />

Din darstellt. Wenn jemand also keine Ahnung hat wie Qur’an und Sunnah zu<br />

ihm kamen, dann kann man ihm quasi alles einreden.<br />

Aber hier soll gezeigt werden, dass es unmöglich ist, dass tausende Gelehrte<br />

der Hadith-Wissenschaften sich über die Sicherheit und Stärke von<br />

Überlieferungen einigten, wobei diese Überlieferungen erlogen waren.<br />

Jemand der nur ein wenig Ahnung von der Sunnah hat, ist sich dessen völlig<br />

sicher.<br />

Es sei darauf hingewiesen, dass das <strong>Buch</strong> mit dem ersten Hadith der Ru’yah<br />

eröffnet wird. Dies schien sinnvoll, da die meisten Menschen heute keine<br />

Vorstellung von einer Überlieferungskette haben. Es ist also besser dies am<br />

Anfang zu veranschaulichen, um sodann die Grundlagen der Überlieferung<br />

besser verstehen zu können. Daraufhin folgt die Erklärung der wichtigen<br />

Grundfragen der Überlieferung und anschließend wird die Untersuchung der<br />

Ahadith über die Ru’yah abgeschlossen.<br />

1 Wissenschaft über die Grundregeln des islamischen Rechts.<br />

2 Konsens.<br />

26


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Beispiel und erster Hadith: von Jariru-bnu Abdillah<br />

Al-Bukhari überliefert folgenden Hadith 1 :<br />

ﱡي ﺎَﻨَـﺛﱠﺪ ﺣَ<br />

ِ ُﻞﻴ ﺎَﻨَـﺛﱠﺪ ﺣَ<br />

َلﺎَﻗ َﺔَﻳِوﺎﻌَ ﻣُ<br />

ﻦُ ْﺑ ُناوَ ﺮْ ﻣَ<br />

ﺎَﻨَـﺛﱠﺪ ﺣَ<br />

َلﺎَﻗ ﺪﻴ ْﻤ َ ﺤْﻟا ُ ِ ِﻦ ْﺑ ِﺮﻳِﺮ ﺟَ<br />

ْﻦَﻋ ٍﺲ ﻴَ ْـﻗ ْﻦَﻋ ﻋﺎﻤَ ﺳِإ ْ ِﺪ ﺒَﻋ ْ ِﻪﱠﻠﻟا َلﺎَﻗ<br />

َﺪْﻨ ﺎﱠﻨُﻛ ِ ُﻪﱠﻠﻟا ﻰﱠﻠﺻَ ﱢﻲِﺒﱠﻨﻟا ﻋ<br />

ِﻪ َن وْ ﺮَـﺗ َ ﺎﻤَﻛ َ ْﻢُﻜﱠﺑ رَ<br />

َنو ْﺮَ َـﺘﺳَ ْﻢُﻜﱠﻧِإ َلﺎَﻘَ ـﻓ َر ْﺪ َﺒْﻟا ﻲِﻨْﻌ ـﻳ َ ًﺔَﻠ ـﻴَﻟ ْ ِﺮ ﻤَﻘْﻟا َ ﻰَﻟِإ َﺮَﻈَﻨَ ـﻓ َﻢﱠﻠ ﺳَ وَ<br />

ﻴَﻠَﻋ ْ<br />

ﻲ َنﻮﱡﻣﺎَﻀُﺗ ﻻَ<br />

َﺮ ﻤَﻘْﻟا َ اَﺬَﻫ<br />

ِ ﻓ ِﻪِﺘ ﻰَﻠَﻋ اﻮُﺒَﻠْﻐُـﺗ ﻻَ<br />

ْنَأ ْﻢُﺘْﻌَﻄَﺘ ﺳا ْ ْنِﺈَﻓ َﻳْؤ رُ<br />

ٍة ﺎﻬِﺑو َ ﺮُﻏ ُ َﻞﺒَ ْـﻗوَ ِﺲ ﻤﱠﺸﻟا ْ ِعﻮُﻠُﻃ َﻞﺒَ ْـﻗ َﻼ ﺻَ<br />

ْﺢﱢﺒ ﺳَ وَ<br />

َأﺮَ َـﻗ ﱠﻢُﺛ اﻮُﻠ ﻌْ َـﻓﺎَﻓ ِﺪ ِبو ُﻞﻴ َلﺎَﻗ ﺮُﻐْﻟا ُ َﻞﺒَ ْـﻗوَ ِﺲ ﻤﱠﺸﻟا ْ ِعﻮُﻠُﻃ َﻞﺒَ ْـﻗ َﻚﱢﺑ رَ<br />

ﻤْ ﺤِﺑ َ ِ ْﻢُﻜﱠﻨَـﺗﻮُﻔَـﺗ ﻻَ<br />

اﻮُﻠ ﻌْ َـﻓا ﻋﺎﻤَ ﺳِإ ْ<br />

„Es berichtete uns al-Humaidi: Es berichtete uns Marwanu-bnu Mu c awiyah:<br />

Es berichtete uns Ismail von Qais von Jariru-bnu Abdillah:<br />

„Wir waren beim Propheten (sas). Da blickte er des Nachts <strong>zum</strong> (Voll)mond…<br />

und sagte: Ihr werdet wahrlich euren Herrn sehen, genau wie ihr diesen<br />

Mond seht 2 …“<br />

GRAFISCHE DARSTELLUNG DIESES HADITH IM SAHIHU-L-BUKHARI<br />

Es folgt eine grafische Darstellung 3 der Ketten dieses Hadith. Diese grafische<br />

Darstellung beschränkt sich auf die al-Kutubu-s-sittah 4 . Die Kette beginnt<br />

oben beim Sahabi 5 . Sodann kann man, wie bei einem Baum, die Verzweigung<br />

nach unten erkennen.<br />

1 Sahihu-l-Bukhari, Nr. 554 (Nummerierungen nach Fathu-l-Bari).<br />

2 Die Analogie bezieht sich hier nicht auf die Gestalt des Mondes sondern auf die<br />

Deutlichkeit der Sicht.<br />

3 Entnommen aus der digitalen Hadith Enzyklopädie über die neun Hadith-Bücher der<br />

Firma Harf.<br />

4 Die sechs bekannten Hadith-Werke, also: Die beiden Sahih-Werke von al-Bukhari und<br />

Muslim, sowie die vier sogenannten Sunan von Abu Dawud, at-Tirmidhi, an-Nasa’i und<br />

Ibnu Majah.<br />

5 Prophetengefährte.<br />

27


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Bayanu-bnu Bischr<br />

…<br />

28<br />

Jariru-bnu Abdillah<br />

Qaisu-bnu Abi<br />

Hazim<br />

Ismailu-bnu Abi<br />

Khalid<br />


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ALLGEMEINE BETRACHTUNG DER KETTE<br />

• Man sieht die Stärke der Asanid 1 eines solchen Hadith alleine schon bei sehr<br />

oberflächlicher Betrachtung:<br />

• Die Überlieferer sind sehr stark, es sind im Allgemeinen die stärksten<br />

Überlieferer der Sunnah. Dies kann man hier an den Farben 2 erkennen, je<br />

heller desto besser. Die Farben sind den Stufen der Einteilung von Ibnu Hajar<br />

al- c Asqalani 3 (ra) angeglichen. Der Anfang des Sanad ist stets mit weiß für den<br />

Sahabi (ra) gekennzeichnet. Die blass gelbe Tönung bedeutet also faktisch die<br />

stärkste Stufe die ein Überlieferer überhaupt erreichen kann.<br />

FESTSTELLUNG DER EINZELNEN WEGE 4 DIESES HADITH<br />

DER WEG VON ISMAILU-BNU ABI KHALID ÜBER QAISU-BNU ABI HAZIM ÜBER<br />

JARIRU-BNU ABDILLAH (RA)<br />

Wie in der Grafik zu sehen ist wird der Hadith von diesem Weg 6 mal bei<br />

Bukhari überliefert. Darüber hinaus 3 weitere Male bei Muslim. Was dies<br />

genau bedeutet wird in Kürze bei der näheren Betrachtung dieses Hadith<br />

deutlicher.<br />

DER WEG VON BAYANU-BNU BISCHR ÜBER QAISU-BNU ABI HAZIM ÜBER<br />

JARIRU-BNU ABDILLAH<br />

Über diesen Weg überliefert den Hadith lediglich eine Person bei Bukhari.<br />

1 Asanid bedeutet Überlieferungsketten. Der Singular ist Sanad oder Isnad. Diese<br />

Begriffe werden im Folgenden häufig wiederkehren, deshalb sollte man sie sich an<br />

dieser Stelle einprägen.<br />

2 Anm.: In der schwarz/weiß-Ausgabe dieses <strong>Buch</strong>es können hier optisch nur die<br />

Helligkeitsgrade unterschieden werden.<br />

3 (773-852 n.H.) Ein großer Gelehrter der islamischen Geschichte. Er war bekannt für<br />

sein umfangreiches Wissen in den verschiedensten Wissenschaften des Islam. Dazu<br />

zählt vor allem auch seine Befassung mit der Sunnah und ihren Wissenschaften. Er<br />

verfasste zahlreiche Werke. Das bekannteste davon ist die ausführlichste Erklärung<br />

des Sahihu-l-Bukhari mit dem Namen Fathu-l-Bari. Alleine dieses Werk umfasst in<br />

gängiger gedruckter Ausgabe über zehn umfangreiche Bände.<br />

4 Im Arabischen werden diese Wege Turuq, Pl. von Tariq.<br />

29


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

NÄHERE BETRACHTUNG DES HADITH<br />

• Den Hadith hat also eine Person vom Propheten (sas) überliefert, der Sahabi<br />

Jarir (ra). Sodann hat ihn eine weitere Person, mit dem Namen Qais, von<br />

diesem Sahabi überliefert. Von Qais haben ihn dann zwei Personen<br />

überliefert, Ismail und Bayanu-bnu Bischr. Das sind die beiden oben<br />

erwähnten Wege. Von diesen beiden überliefern ihn sodann etliche Leute.<br />

Es sind also alleine bei Bukhari und Muslim 9 verschiedene Ruwat 1 von Ismail<br />

wie wir gesehen haben 2 . Bei dem anderen Weg überliefert ihn dann noch eine<br />

Person von Bayan.<br />

Es handelt sich also um eine einzelne durchgehende Kette im Hinblick auf die<br />

ersten beiden Stufen (Jarir und Qais). Dann – in der dritten Stufe – teilt sich<br />

der Sanad in zwei Wege auf (Ismail und Bayan), und danach teilt er sich in<br />

etliche Wege auf.<br />

HIER IST JEDOCH FOLGENDES ZU BEACHTEN:<br />

• Die bloße Bezichtigung der Lüge dieser Überlieferer ist schon absurd für<br />

jemanden der die Methoden der Hadith-Wissenschaftler kennt um einen<br />

Lügner zu identifizieren. Darauf wird im Folgenden noch gesondert<br />

eingegangen.<br />

• Wenn jemand jedoch behauptet, der Hadith wäre erlogen, dann stellt sich<br />

sodann die Frage wer der Lügner ist.<br />

In den von uns betrachteten Riwayat 3 haben diesen Hadith von Ismail mehr<br />

als 9 Personen überliefert und von Bayan 1 Person, also von beiden<br />

zusammen 10 Personen. Es muss also als unmöglich bewertet werden, dass<br />

diese 10 Personen alle die gleiche Lüge ersonnen haben bzw. sich darauf<br />

geeinigt haben. Dies muss als nicht möglich bewertet werden, weil sie sich zu<br />

unterschiedlichen Zeitpunkten an verschiedenen Orten befanden.<br />

1 Das arabische Wort für Überlieferer, Pl. von Rawi. Auch dieses Wort wird im<br />

Folgenden häufig benutzt.<br />

2 Dies bezieht sich wie gesagt nur auf die Überlieferungen von Bukhari, womit also<br />

eventuelle weitere Überlieferungen in anderen Hadith-Werken nicht berücksichtigt<br />

wurden.<br />

3 Das arabische Wort für Überlieferungen, Pl. von Riwayah.<br />

30


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Es bleibt also rein theoretisch die Möglichkeit, dass der Sahabi den Hadith<br />

erlogen hat 1 (1. Stufe), oder Qais (2. Stufe), oder Ismail und Bayan zusammen<br />

(3. Stufe), was wieder weitaus unwahrscheinlicher wäre.<br />

Wenn wir also bloß die eben erwähnten Tatsachen betrachten müssen wir<br />

feststellen:<br />

• Rein von der theoretischen Möglichkeit, ist ein Erlügen des Hadith nur in<br />

den ersten drei Stufen denkbar. Alleine dies macht ihn schon zu einem sehr<br />

starken Hadith, weil dieses Stück der Kette sehr kurz ist.<br />

Weiter sind in der dritten Stufe 2 Leute. Die Annahme, dass sie sich beide auf<br />

die Lüge geeinigt haben, ist rein theoretisch schon viel unwahrscheinlicher.<br />

Die Ansicht, der Sahabi Jarir hätte ihn erlogen, ist aus islamischer Sicht noch<br />

schlimmer in Anbetracht der Beweise aus den islamischen Quellen über die<br />

Güte der Sahabah (ra). Aus dem Qur’an und der Sunnah geht deutlich hervor,<br />

dass Allah mit den Sahabah (ra) zufrieden war und dies ist mit der Lüge über<br />

den Propheten (sas) unvereinbar. Das bedeutet nicht, dass sie unfehlbar<br />

waren, das waren sie nämlich sicherlich nicht.<br />

Es ist also nicht auszuschließen, dass ein Sahabi Sünden begeht. Dass er aber<br />

über den Din Allahs lügt ist auszuschließen und darum dreht sich die<br />

Beurteilung der Sahabah (ra) mit der Rechtschaffenheit 2 . Diesen Punkt haben<br />

einige Leute nicht verstanden, was sie schließlich zu etlichen Schubuhat über<br />

die c Adalah der Sahabah führte. Diese Angelegenheit und die Widerlegung der<br />

damit verbundenen Schubuhat ist jedoch nicht das Thema dieses <strong>Buch</strong>es.<br />

In jedem Fall wird in dieser Betrachtung hier die Lüge des Sahabi theoretisch<br />

nicht ausgeschlossen, weil wir uns in die Lage des Gegenübers versetzen<br />

müssen.<br />

1 Möge Allah uns davor behüten diesen edlen Gefährten des Propheten (sas) der Lüge<br />

zu bezichtigen. Es handelt sich hierbei und auch bei den folgenden Annahmen um<br />

zweifellos unrechtmäßige Annahmen, aber wir müssen uns in die Sicht des Gegners<br />

versetzen. So wird die Abwegigkeit dieser Ansichten klar und dies wird sich deutlich<br />

nach vollständiger Betrachtung aller in diesem <strong>Buch</strong> angeführten Ketten zeigen.<br />

Diese Annahmen sind rein theoretisch. Bei vollem Verständnis der im Folgenden<br />

erklärten, äußerst genauen Methoden der Hadith-Gelehrten wird sich jedoch zeigen,<br />

dass sie völlig unsinnig sind.<br />

2 Im Arabischen: cAdalah.<br />

31


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Alleine die bisherige Betrachtung zeigt, dass dieser Hadith als sehr stark<br />

bewertet werden muss und dass die Möglichkeit des Erlügens äußerst<br />

eingeschränkt ist 1 .<br />

1 Nach den vorangegangenen Betrachtungen einer Überlieferungskette der Muslime<br />

fragt man sich, wie Orientalisten und westliche Historiker überhaupt auf die Idee<br />

kommen hier Kritik zu üben. Es erscheint absurd und zu tiefst lächerlich, wenn Leute,<br />

die selbst keine einzige historische Begebenheit mit einer Überlieferungskette überliefern<br />

können, hier mit erhobenem Zeigefinger die Meister der wissenschaftlichen Kritik<br />

mit dem prüfenden, kritischen Auge spielen.<br />

Sogar die selbstkritischsten und - wenn man so sagen will - objektivsten Historiker<br />

(wie der zuvor erwähnte Bart Ehrman) treffen aus Sicht der islamischen Hadith-<br />

Wissenschaft zu tiefst absurde Aussagen. So findet man Sätze wie: „Was wir aber<br />

wissen ist…“ und „Was wir aber mit Sicherheit sagen können ist…“!<br />

Der Muslim fragt sich hierbei: „Wirklich?! Das wisst ihr mit solcher Sicherheit? Wie<br />

kam dieses Wissen denn zustande?!“<br />

Der westliche Historiker kann nur auf einen Papierfetzen zurückgreifen, der nach sehr<br />

langem Verschollensein irgendwann gefunden wurde. Dann meint er die Schriftzeichen<br />

soweit entschlüsseln zu können, um z.B. zu erkennen: „Ich Hr. sowieso machte dies und<br />

jenes“. Selbst solchen Historikern bleibt nichts anderes als hier zu sagen „Was wir<br />

sicher wissen…“, denn hierbei handelt es sich um das äußerste Maß an „Wissen“, das<br />

bei westlicher Überlieferung zustande kommen kann.<br />

Nach unseren Maßstäben weiß man dadurch rein gar nichts. Es gibt keinen einzigen<br />

Beweis, dass diese Person wirklich der Urheber dieser Schrift war, vielleicht unterlief<br />

ein Fehler, vielleicht ist es nur eine Kopie, oder die Kopie einer Kopie. Vielleicht<br />

handelt es sich um eine glatte Lüge. Es ist gut möglich, dass die vermeintliche Person<br />

niemals existierte. Ohne eine Überlieferungskette hat man im Allgemeinen also nicht<br />

mehr als eine Hand voll Staub. In den Hadith-Wissenschaften kann so etwas im<br />

Konsens der Gelehrten unmöglich als Überlieferung herangezogen werden. Es ist kurz<br />

gesagt völlig nutzlos.<br />

Das Äußerste, was jemand auf Grund eines solchen Schriftstückes aussagen könnte ist,<br />

dass es ungefähr auf das so und sovielte Jahrhundert datiert werden kann. Dies jedoch<br />

nur unter der Vorraussetzung, dass die physikalische Methode der Radiokarbonanalyse<br />

<strong>zum</strong>indest bis zu einem gewissen Grad zuverlässig ist und das sei<br />

dahingestellt. Die Frage jedoch, ob es sich um ein Original handelt, oder um eine<br />

fehlerhafte Kopie, oder ob es überhaupt von dieser Person stammt, oder diese jemals<br />

existiert hat oder es sich um eine bewusste Fälschung handelt, ist in keinster Weise<br />

belegbar.<br />

Auf die Radiokarbonmethode kann hier nicht näher eingegangen werden. Jedoch<br />

müsste eigentlich jedem Menschen mit etwas Einblick in physikalische Messmethoden<br />

--…<br />

32


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Darüber hinaus handelt es sich um eine rein isolierte Betrachtung des Hadith.<br />

Bei der Betrachtung der anderen Ahadith wird klar, dass es völlig unmöglich<br />

ist den Hadith als erlogen zu betrachten. Dadurch zeigt sich letztlich, dass wer<br />

dies tut, einen festen Bestandteil dieses Din geleugnet hat.<br />

Darüber hinaus ging es hier um eine bloße zahlenmäßige Veranschaulichung<br />

der Daten über den Hadith. Bei der näheren Betrachtung der Überlieferer<br />

wird die Stärke und Wertigkeit dieses Hadith erst klar werden.<br />

ANMERKUNG: DIE BEZICHTIGUNG MIT DER LÜGE ÜBER DEN PROPHETEN (SAS)<br />

BEDEUTET DIE BEZICHTIGUNG MIT DEM KUFR 1<br />

Es muss klar sein, dass die Behauptung, ein Rawi hätte über den Propheten<br />

(sas) einen Hadith erlogen, bedeutet ihn aus dem Islam auszuschließen. Wer<br />

also über einen Prophetengefährten sagt, er hätte einen Hadith erlogen, hat<br />

ihn damit des Kufr bezichtigt, egal ob ihm dies auf Grund seiner eigenen<br />

Unwissenheit nun klar ist oder nicht.<br />

Der Prophet (sas) sagte:<br />

33<br />

ْﻦ ُﻩَﺪ ﻌْﻘ َ ﻣَ<br />

ِ ِرﺎﱠﻨﻟا ﻣ<br />

ْأﱠﻮ ـﺒَﺘ َ َﻴْﻠَ ـﻓ اًﺪﱢﻤ ﻌَ َـﺘﻣُ ﱠﻲَﻠَﻋ َبَﺬَﻛ ْﻦ ﻣَ<br />

klar sein, wie große die Fehleranfälligkeit hier sein muss. Die Bestimmung des Alters<br />

mittels Gehalt und Halbwertszeit des radioaktiven Kohlenstoff-Isotops 14C muss<br />

zwingendermaßen starken natürlichen Einflüssen unterworfen sein.<br />

Starke Schwankungen sind also zu erwarten und überhaupt nicht ungewöhnlich,<br />

weshalb diese Methode mehr und mehr kritisiert wurde. Dies zeigen auch<br />

verschiedene wissenschaftliche Publikationen über Messungen, die völlig falsche<br />

Messwerte ergaben. Hier sollte es sich nur um einen Hinweis handeln, dass die<br />

Radiokarbonmethode zur Altersbestimmung also bei weitem nicht so zuverlässig und<br />

unantastbar ist, wie es Historiker seit langem allgemein postulieren.<br />

1 Der Kufr ist das Gegenstück <strong>zum</strong> Iman. Wie zuvor erwähnt wird das Wort Iman quasi<br />

immer fälschlicherweise mit Glaube übersetzt. Derselbe Fehler unterläuft beim Wort<br />

Kufr, das als Unglaube übersetzt wird, wobei es mehr als dies umfasst. Ein Mensch<br />

kann also sehr wohl die Wahrheit kennen und auch von der Richtigkeit des Qur’an und<br />

der Botschaft Muhammads (sas) überzeugt sein, während er aber wegen diverser<br />

anderer Gründe bzw. Formen des Kufr trotzdem kein Muslim ist. Kurz gesagt: Der Kufr<br />

kann nicht auf die Unwissenheit bzw. den Unglauben beschränkt werden.<br />

Siehe dazu im Detail: „Der vergessen Monotheismus“.


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

"Wer über mich absichtlich lügt, der soll seinen Platz im Höllenfeuer einnehmen"<br />

1<br />

Dieser Hadith zählt zu den stärksten Ahadith im ganzen Din überhaupt. Er<br />

wurde mit dem at-Tawatur-ul-Lafdhi überliefert. D.h. eine sehr große Anzahl<br />

an Überlieferern hat exakt diesen Wortlaut unabhängig voneinander vom<br />

Propheten (sas) überliefert 2 . Es handelt sich also hierbei um etliche<br />

unabhängige vollständige Ketten bis <strong>zum</strong> Propheten (sas).<br />

Manche Gelehrte zählten die Überlieferer der ersten Stufe im Sanad, also die<br />

Anzahl der Sahabah alleine, auf mehr als 70 Personen.<br />

Wer z.B. nur diesen Hadith nach seiner Kenntnis ableugnet, ist mit sofortiger<br />

Wirkung ein Nicht-Muslim, weil er einen sicheren Bestandteil des Islam<br />

ablehnt.<br />

Aber nun zur Klärung einiger Fehlverständnisse, welche entstehen können<br />

wenn man wenig Wissen über die Art der Überlieferung dieses Din hat. Genau<br />

dies ist es nämlich, was die Gegner der Sunnah ausnützen. Deshalb soll in<br />

Kürze gezeigt werden, warum es nicht möglich ist, einen dieser Überlieferer<br />

einfach der Lüge zu bezichtigen. Dies wird klar ersichtlich aus den sicheren<br />

Methoden der Hadith-Gelehrten.<br />

Bis jetzt haben wir also den Hadith isoliert betrachtet. Aber im Zusammenhang<br />

zeigt sich, dass er unmöglich erlogen sein kann.<br />

Wir haben also auch die schiitische Sicht berücksichtigt und die theoretische<br />

Möglichkeit des Erlügens des Hadith bei den erwähnten Personen nicht<br />

ausgeschlossen. Aber in der folgenden Erklärung der Grundlagen der<br />

Überlieferung soll gezeigt werden warum diese Möglichkeit ausgeschlossen<br />

ist.<br />

1 Muttafaqun calaihi, also sowohl bei Bukhari als auch bei Muslim.<br />

2 Auf die Mutawatir-Überlieferung wird später noch gesondert eingegangen.<br />

34


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Das Prinzip der Überlieferung der Sunnah<br />

ES IST UNMÖGLICH, DASS EINER DIESER GELEHRTEN EINFACH<br />

ZAHLREICHE KETTEN ERLÜGT UND NIEMAND MERKT, DASS ER EIN<br />

LÜGNER IST<br />

Die irregeleiteten Ablehner der Sunnah versuchen folgendes Bild zu vermitteln:<br />

„Warum kann es nicht sein, dass einer der Überlieferer einfach eine Kette<br />

erlogen hat und dann behauptet hat dieser Hadith sei vom Propheten (sas)?<br />

Es könnte doch sogar sein, dass einfach al-Bukhari die ganzen Ketten<br />

erlogen hat.“<br />

Dies ist jedoch eine sehr banale Vorstellung. So etwas kann nur jemand<br />

behaupten der selbst keine Ahnung von der Sunnah und von diesem Din im<br />

Allgemeinen hat und infolge dessen den Islam auch nicht richtig kennt. Oder<br />

er handelt sich um einen Menschen, der mutwillig versucht die Leute von der<br />

Wahrheit abzubringen. Aus diesem Grund kann man eine derartige<br />

Vorstellung auch nur einer völlig unwissenden Person über den Din des Islam<br />

einreden.<br />

In der Vorstellung vieler Leute scheint die Sunnah einem Salat zu gleichen,<br />

und wenn jemand einen Isnad mehr dazu mischt „dann wird schon niemand<br />

darauf kommen“. Hier und da ein Stück Tomate und Gurke mehr und es bleibt<br />

ganz unbemerkt. In der Realität verhält es sich aber völlig anders:<br />

DIE ÜBERLIEFERER UND IHRE ÜBERLIEFERUNGEN SIND WEITHIN<br />

BEKANNT<br />

Manche Menschen scheinen wirklich zu denken, wenn der Nachbar kommt<br />

und meint: "Ich habe von meinem Vater gehört, dass mein Großvater sagte,<br />

dass sein Urgroßvater sagte….., dass der Prophet sagte…", dass es sich<br />

hierbei um eine akzeptable Überlieferung handelt. Merkwürdig, dass dies der<br />

Vorstellung einiger Menschen über eine gültige Überlieferungskette und<br />

authentische Überlieferung entspricht!<br />

Diese Ruwat erfüllen natürlich in keinster Weise die Bedingungen dafür. Die<br />

erste Frage ist nämlich: Wer sind diese Personen? Sie sind völlig unbekannt.<br />

35


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Und alleine diese Tatsache macht sie in der Wissenschaft des Hadith schon<br />

unbrauchbar.<br />

Die bekannten Überlieferer waren selbst quasi immer Gelehrte. Sie waren<br />

überall bekannt. Es konnte also niemals jemand kommen und behaupten er<br />

hätte dies und jenes von irgend jemandem gehört. Diese Tatsache wird noch<br />

von vielen Faktoren bekräftigt, wie folgt:<br />

EIN ERLOGENER SANAD BLEIBT NICHT UNENTDECKT. DAS IST DER SINN<br />

DIESER WISSENSCHAFT<br />

Die Gelehrten des Hadith, welche die Ahadith überlieferten waren<br />

weitreichend bekannt. Sie hatten selbst etliche Lehrer von denen sie<br />

überlieferten und ebenso viele Schüler an die sie weitergaben.<br />

Bei vielen der Gelehrten beliefen sich die Schuyukh 1 von denen sie<br />

überlieferten auf hunderte, bei manchen sogar auf tausende. Al-Bukhari z.B.<br />

hatte in etwa 1500 Schuyukh. Ibnu Hibban al-Busti hatte mehr als 2000<br />

Schuyukh von denen er Hadithe überlieferte.<br />

Nur ein völlig unwissender Mensch kann sich einreden lassen, dass es sich bei<br />

diesen Informationen um irgendwelche Geschichten handelt. Es sind nicht<br />

irgendwelche Traumvorstellungen, die hier und da in einem Geschichtsbuch<br />

erwähnt sind. Diese Dinge sind belegt durch die Bücher jener Gelehrten<br />

selbst.<br />

Denn diese Gelehrten haben ja nicht irgendwelche Hadithe von ihren<br />

Schuyukh gehört um sie anschließend zu vergessen, nur damit man über sie<br />

erzählen kann wie viel sie auswendig konnten. Im Gegenteil sie haben diese<br />

Dinge auch in ihren Büchern die uns heute vorliegen niedergeschrieben und<br />

sie an ihre zahlreichen Schüler weiter überliefert.<br />

Es ist also eine Tatsache die nicht zu leugnen ist, dass diese Gelehrten derartig<br />

viele Lehrer und Schüler hatten, von denen und an die sie Hadithe überliefer-<br />

1 Pl. von Schaikh, Gelehrter bzw. Lehrer. Hier sind in erster Linie jene Gelehrten<br />

gemeint, von denen der Hadith-Wissenschaftler überliefert. Diese Leute von denen ein<br />

Gelehrter überlieferte wurden im Sprachgebrauch der Hadith-Überlieferer in der Regel<br />

als seine Schuyukh bezeichnet.<br />

36


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ten. Nur ein Mensch ohne jeglichen Sinn für Realität könnte diese Tatsache<br />

bestreiten.<br />

Wenn nun also z.B. al-Bukhari einen Isnad erlogen hätte, wie sollte das jemals<br />

unentdeckt bleiben?<br />

Al-Bukhari (ra) erwähnt z.B. in der ersten Überlieferungskette in seinem<br />

Sahih-Werk am Anfang des Sanad: "Es hat uns al-Humaidi Abdullahi-bnu-z-<br />

Zubair berichtet". Wie könnte er diesen Hadith z.B. erlügen und weder al-<br />

Humaidi noch irgendeiner seiner Schüler erfährt davon und enthüllt diese<br />

Lüge?<br />

Al-Bukhari (ra) hat in dieser Aussage zusätzlich noch erwähnt, dass er nicht<br />

alleine war als ihm Abu Bakr al-Humaidi diesen Hadith berichtete. Denn er<br />

sagte "…hat uns … berichtet". Wenn die Hadith-Gelehrten dies sagten,<br />

meinten sie, dass sie diese Sache als Gruppe von mindestens zwei Personen<br />

überliefert bekamen. Hierbei handelt es sich nur um eine Feinheit, welche die<br />

unbestreitbaren geschichtlichen Fakten bekräftigt.<br />

Hieraus versteht man auch einen weiteren wichtigen Punkt, der historisch<br />

unanfechtbar ist. Die Hadith-Gelehrten hatten nicht nur insgesamt betrachtet<br />

sehr viele Schüler und Lehrer, sondern sie überlieferten Ahadith auch in der<br />

Regel in Sitzungen bei denen mehrere andere Überlieferer anwesend waren.<br />

All diese Überlieferer waren bekannte Studenten und Gelehrte des Hadith. Sie<br />

alle hatten in der Regel, nach der üblichen Methode der Muhaddithin 1 , die<br />

Hadithe aufgeschrieben und ebenso auswendig gelernt.<br />

Einige dieser Sitzungen waren sehr stark besucht. Es steht fest, dass al-Bukhari<br />

und andere Gelehrte Sitzungen hatten, zu denen hunderte bis tausende Leute<br />

kamen. So wurde über die Sitzungen von al-Bukhari berichtet, dass quasi alle<br />

Männer und Frauen der gesamten Stadt, welche nicht irgendwie abgelenkt<br />

waren, alles andere ließen um den Unterricht von ihm zu hören. Es wurde mit<br />

Überlieferungsketten überliefert, dass sich bei vielen Anlässen in<br />

verschiedenen Städten die Anzahl der Zuhörer bei ihm oft auf tausende belief.<br />

Davon wird auch im Folgenden einiges erwähnt.<br />

1 Muhaddith ist das arabische Wort für einen Hadith-Gelehrten. Muhaddithun ist der<br />

Plural.<br />

37


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Bei solchen Sitzungen waren etliche andere Gelehrte und Studenten des<br />

Hadith anwesend und haben jeden Hadith mit verfolgt.<br />

Unter all diesen Umständen ist es nicht möglich, dass jemand einen Hadith<br />

inklusive Überlieferungskette erlügt, dies aber niemandem auffällt. Weder<br />

den Lehrern und Schülern welche dieselben Ahadith von denselben Lehrern<br />

überlieferten. Noch den Gelehrten, welche diese Ahadith mit ihren Ketten von<br />

anderen Personen kannten und überlieferten.<br />

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass ein Isnad nicht eine unter den<br />

Menschen unbekannte Sache sein konnte, vom Propheten (sas) bis <strong>zum</strong><br />

Zeitpunkt dieser Überlieferung. Es ist nicht möglich, dass plötzlich ein Isnad<br />

auftauchte, der von niemandem gekannt wurde. Wie soll er dann jemals<br />

überliefert worden sein wenn ihn niemand kennt?<br />

Alleine die Tatsache, dass ein Hadith nur von einer Kette überliefert wird, war<br />

bei den alten Gelehrten des Hadith schon ein Grund für Zweifel. Was nicht<br />

heißt, dass niemand anderer unter den Gelehrten diese spezielle Kette<br />

kannte. Sie konnte wohl bekannt sein, jedoch gab es keine weiteren<br />

durchgehenden Ketten dafür.<br />

Ein solcher Hadith, welchen die Gelehrten Gharib nannten, barg schon einen<br />

gewissen Zweifel in sich. Die Gelehrten fanden auch durch tausendfache<br />

Analyse heraus, dass solche Hadithe oft Schwächen in sich trugen. Deshalb<br />

waren sie diesen Überlieferungen gegenüber sehr skeptisch.<br />

Das bedeutet nicht, dass ein solcher Hadith immer abzulehnen bzw.<br />

zweifelhaft ist. Unter gewissen Umständen konnte er durchaus zweifelsfrei<br />

sein. Nämlich dann, wenn alle diese Überlieferer über jeden Zweifel erhaben<br />

waren. Diese Glaubwürdigkeit, Aufrichtigkeit und Freiheit von Zweifel, stand<br />

eben durch die bereits erwähnten und noch folgenden Methoden fest. Die<br />

Haltung der Gelehrten im Bezug auf solche Überlieferungen ist nicht das<br />

Hauptthema dieser Schrift. Jedoch wird noch im Folgenden erklärt, dass die<br />

Überlieferung eines Einzelnen im Islam bindend ist, sofern es keinen Grund<br />

<strong>zum</strong> Zweifel gibt. Im Kapitel über den Khabaru-l-Wahid wird anhand von<br />

unzähligen Beweisen gezeigt, dass Allah uns Muslimen auferlegt hat diese<br />

Überlieferung anzunehmen.<br />

Man muss sich aber im Klaren sein, dass wir hier, bei den Ahadith der Ru’yah<br />

und den Ahadith von al-Bukhari und Muslim, von einer völlig anderen Qualität<br />

38


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

reden. Ebenso verhält es sich mit tausenden Ahadith, welche von Gruppen<br />

wie den Schiiten und Qur'aniyyin abgelehnt werden.<br />

DIE BEWIESENE GLAUBWÜRDIGKEIT DER HADITH-ÜBERLIEFERER<br />

Wir sehen also:<br />

• Die Hadith Gelehrten waren, wie bereits erwähnt, bei ihren Sitzungen nicht<br />

alleine, sondern es haben diese Sitzungen in der Regel viele Personen mit<br />

verfolgt.<br />

• Sie hatten sehr viele Lehrer. Viele davon waren noch am Leben, als jene<br />

Schüler von ihnen ihre Bücher veröffentlichten. Es ist nicht möglich, dass all<br />

diese Lehrer schwiegen, wenn über den Din und über sie selbst Lügen<br />

verbreitet wurden.<br />

• Sie hatten zahlreiche Schüler welche diese Hadithe von ihnen überlieferten.<br />

Diese Schüler waren ihrerseits wiederum bekannte Gelehrte, welche die<br />

Asanid kannten und wussten welcher Rawi von welchem Rawi überliefert hat.<br />

Sie wussten, wer wen getroffen hat und ob es überhaupt möglich war, dass<br />

der eine vom anderen überliefert. Mit diesem Wissen war es nicht möglich<br />

ihnen einfach einen Isnad nach dem anderen vorzulügen, ohne dass sie dies<br />

merken. Noch dazu hörten sie etliche Ahadith von derselben Person und<br />

wussten durch diese vielfachen Überlieferungen sicher, dass der Mann nicht<br />

lügt.<br />

Man muss sich bewusst sein, dass all diese Schüler den Lehrer nicht einmal<br />

des Erlügens eines einzigen Hadith bezichtigten, wobei viele verschiedene<br />

Menschen abertausende Ahadith von ihm hörten.<br />

• Die zahlreichen Schüler, welche von einem Gelehrten überlieferten, nahmen<br />

nicht nur von ihm sondern ebenso von etlichen anderen Gelehrten. Sie selbst<br />

hatten also wiederum zahlreiche, vielleicht hunderte oder tausende Schuyukh<br />

von denen sie überlieferten. Dort fanden sie die meisten Asanid, speziell jene<br />

der starken Überlieferungen, immer wieder. So konnten sie eindeutig sehen<br />

ob dieser eine Schaikh von ihnen vertrauenswürdig war oder nicht, da sie bei<br />

diesem Überblick den optimalen Vergleich hatten.<br />

Es ist nicht möglich, dass ihnen entgangen wäre, dass ihr Schaikh ein Mensch<br />

ist, der unzählige Ahadith erlügt. Aber dies alles ist eine zwingende Folge und<br />

auch die klare Behauptung der Schiiten. Möge Allah sie rechtleiten aus ihrem<br />

eindeutigen Irrweg.<br />

39


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

• Ebenso ist das Wissen und das Auswendiglernvermögen wie auch die<br />

Genauigkeit bei der Überlieferung der großen Hadith-Gelehrten eine<br />

unbestreitbare Tatsache. Dies, weil es gemäß der vorher beschriebenen<br />

Realität der Überlieferung der Sunnah, unmöglich war, eine solche Fähigkeit<br />

tausenden Leuten vorzutäuschen, ohne sie zu haben.<br />

Die Schüler haben diese Fähigkeit von ihren Lehrern also quasi Tag für Tag<br />

miterlebt. Es ist auszuschließen, dass es ihnen entging, wenn ein Gelehrter<br />

diese Fähigkeit gar nicht hatte. Noch weniger wäre es möglich, dass so<br />

jemand bei tausenden Personen für sein gutes Auswendiglernvermögen und<br />

sein großes Wissen bekannt ist.<br />

Die zahlreichen Schüler und Lehrer der Überlieferer stellen also eine<br />

eindeutige Prüfung ihrer Fähigkeit und ihres Wissens dar. Sie sind ein klarer<br />

Beweis für die Auswendiglernfähigkeit dieser Überlieferer, sowie für ihre<br />

Genauigkeit bei der Überlieferung.<br />

Darüber hinaus ging es sogar so weit, dass es immer wieder zu öffentlichen<br />

Prüfungen von Gelehrten kam. Diese Prüfungen verfolgten viele große<br />

Gelehrte jener Zeit mit, wie auch Leute der politischen Führung des Staates 1<br />

und viele Angehörige des Volkes. Eine solche Prüfung zielte nur darauf ab<br />

etwaige Schwächen herauszufinden. Wenn man diese Ereignisse nachliest,<br />

stößt man auf unfassbare Begebenheiten.<br />

So sehr sich die Gegner dieser Überlieferer es auch wünschen würden, aber<br />

diese Tatsachen haben sich zu häufig ereignet, wurden von zu vielen Leuten<br />

miterlebt und überliefert, als dass man sie abstreiten könnte. Zu viele<br />

Studenten, Gelehrte, Prüfer, Amire und Geschichtsschreiber haben diese<br />

Dinge miterlebt.<br />

• Es gab sehr viele bekannte Studenten und Gelehrte des Hadith. Diese und<br />

auch sehr viele Leute des Volkes verfolgten die Hadith-Überlieferung und<br />

Niederschreibung aufmerksam mit. Hierbei ist auch erwähnenswert, dass<br />

viele Leute die damals als Normalbürger und nicht als Studenten galten, in<br />

unserer Zeit sicher als Gelehrte gelten würden. Auch dies geht aus zahlreichen<br />

Überlieferungen der Geschichte hervor, und jeder der die Bücherwelt kennt<br />

weiß dies.<br />

1 unter denen es auch immer wieder Gelehrte gab…<br />

40


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

• Das Erscheinen von Hadith-Büchern wurde mit sehr viel Aufmerksamkeit in<br />

der gesamten islamischen Welt verfolgt. Wenn ein Gelehrter für sein gutes<br />

Auswendiglernvermögen, sein Wissen, seine Anstrengungen und seine<br />

Rechtschaffenheit bekannt wurde, so wurde er dadurch unter allen Muslimen<br />

bekannt.<br />

Wenn er an einem Werk der Hadith-Sammlung arbeitete, so wusste man<br />

überall davon und die Leute verfolgten seine Arbeit mit sehr viel Interesse und<br />

erwarteten das Erscheinen des <strong>Buch</strong>es.<br />

ZUSAMMENFASSEND IST ALSO ZU SAGEN<br />

Es ist unmöglich, dass ein Mensch ein großer Gelehrter der Überlieferung<br />

wurde, der für Aufrichtigkeit und Genauigkeit in der Überlieferung bekannt<br />

war, wobei er in Wirklichkeit diese Fähigkeiten nicht hatte. Noch unsinniger<br />

wäre es zu behaupten, dass so jemand am laufenden Band Hadithe erlog und<br />

trotzdem niemandem etwas auffiel. Wiederum abwegiger wäre die<br />

Vorstellung, dass ein solcher Lügner ein Imam seiner Zeit wurde, dessen<br />

Führung in der Hadith-Wissenschaft alle anderen Gelehrten bezeugten.<br />

Hiermit wird die Irre der Sunnah-Ablehner klar ersichtlich. Wenn jemand in<br />

einem Fall behaupten würde, dass ein erlogener Hadith irgendwie durch diese<br />

extrem sicheren Verfahren hindurch gegangen ist, ohne entdeckt zu werden,<br />

ist das eine diskutable Sache. In diesem Falle müssen aber die Gründe für so<br />

eine Behauptung deutlich aufgezeigt werden. Sodann könnte man den Weg<br />

dieses Hadith auch klar nachverfolgen und so herausfinden, wo das Problem<br />

liegt. D.h. selbst in so einem Fall wäre es diese Methode der Überlieferung,<br />

welche die Schwäche entlarvt. Wenn jemand einen solchen Hadith also für<br />

richtig befunden hätte, war dies aufgrund seiner fehlerhaften Anwendung<br />

dieser Regeln.<br />

Aber wie gesagt, dass jemand behauptet, der eine oder andere Hadith wurde<br />

von diesem oder jenem Gelehrten falsch beurteilt, ist eine diskutable und<br />

realistische Sache. Aber zu behaupten, es gäbe etliche Fälle in denen die<br />

großen Gelehrten der Überlieferung einen sicher erlogenen Hadith als richtig<br />

befunden haben, ist völlig irrsinnig.<br />

Wie steht es dann erst mit den Schiiten und Qur'aniyyin? Sie lehnen nicht nur<br />

viele, sondern tausende Ahadith ab. Sie verwerfen die Bücher vollständig und<br />

bezichtigen die Gelehrten allesamt der Unfähigkeit und der Lüge.<br />

41


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Es ist wirklich eine Katastrophe wenn jemand diese tausenden Leute allesamt<br />

als die übelsten Lügner darstellt. Aber selbst wenn diese vielen Gelehrten<br />

solche Dinge erlügen wollten, wäre es ihnen unmöglich gewesen. Also selbst<br />

wenn wir annehmen würden, dass all diese Leute wirklich solche Feinde des<br />

Islam waren und permanent Ahadith erlogen oder erlogene Ahadith für richtig<br />

befanden, um an der gewaltigsten Verschwörung der Geschichte<br />

teilzunehmen. Selbst dann wäre es unmöglich, dass sie sich auch nur auf<br />

einen minimalen Bruchteil all dieser Lügen einigen könnten. Genau hierin liegt<br />

der Punkt, der in diesem Kapitel herausgearbeitet werden sollte. Durch die<br />

angeführten Tatsachen handelt es sich hierbei um unbestreitbare historische<br />

Fakten für jeden Menschen mit Verstand.<br />

Und wie ist es erst, wenn es dabei nicht um irgendwelche Hadithe geht, die<br />

nicht so bekannt sind, sondern um die stärksten Ahadith, welche von etlichen<br />

Personen überliefert wurden? Ahadith die alleine bei Bukhari und Muslim den<br />

strengsten Kriterien unterzogen, und von etlichen Ketten überliefert wurden?<br />

Wie kann jemand mit Verstand nun behaupten, dass bei einer solchen Realität<br />

und solchen Methoden die gesamte überlieferte Sunnah erlogen ist? Diese<br />

Behauptung widerspricht den essentiellen Grundlagen der Überlieferung.<br />

Dies, wobei im nächsten Kapitel noch erwähnt wird, dass die Gelehrten es bei<br />

dem Gesagten nicht beließen. Nein. Sie gingen darüber noch hinaus, und<br />

unterzogen die Überlieferungen noch weiteren Prüfungen. Prüfungen welche<br />

von tausenden Gelehrten durchgeführt wurden, und die Sicherheit der<br />

Überlieferungen in ein noch höheres, extrem sicheres Niveau brachten.<br />

NIEMAND HAT DER ÜBERLIEFERUNG DER MUSLIME AUCH NUR IRGEND<br />

ETWAS ENTGEGENZUSETZEN. EIN WORT AN DIE GEGNER DES ISLAM<br />

Tatsache ist, dass alleine das bis jetzt Gesagte bezeugt, dass Allahu ta c ala 1<br />

diese Ummah 2 mit dieser Form der Überlieferung ausgezeichnet hat. Auch<br />

wenn die Gegner des Islam, wie die Orientalisten von den Juden und Christen<br />

und die Schiiten und Qur'aniyyun, sowie andere Nicht-Muslime es gerne<br />

anders hätten.<br />

1 Erhaben ist Er…<br />

2 wörtl. Gemeinschaft, womit hier die Gemeinschaft der Muslime gemeint ist.<br />

42


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Es ist ein Faktum, dass die Sunnah des Propheten (sas), eine historische<br />

Überlieferung mit noch nie da gewesener Genauigkeit ist. In Anbetracht<br />

dieser Tatsache machen sich die Orientalisten – wie zuvor gesagt wurde –mit<br />

ihrer "historisch kritischen Methode" ziemlich lächerlich. Leider gibt es aber<br />

heute nicht mehr viele muslimische Gelehrte, die dies aufzeigen. Deshalb<br />

konnten die Orientalisten seit Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten, die<br />

Muslime 1 für dumm verkaufen und ihnen Minderwertigkeitskomplexe<br />

einreden.<br />

Es bleibt auf eine Zeit zu hoffen, in der die Unwahrheiten und Behauptungen<br />

eines Ignaz Goldziher und Seinesgleichen auch in der deutschen Sprache<br />

aufgearbeitet und widerlegt werden.<br />

Was in diesem Kapitel über die Methode der Überlieferung im Islam im<br />

Vergleich mit anderen Methoden gesagte wurde, stütze sich nur auf bis jetzt<br />

erwähnte Aspekte. Aber von der übermäßigen Prüfung dieser islamischen<br />

Überlieferungen – wie sie im Folgenden erklärt wird – können die<br />

Orientalisten mit ihrer "historisch kritischen Methode" nur träumen. Wie<br />

können diese Leute jene gewaltige Methode der Überlieferung kritisieren und<br />

dann noch einen einzigen <strong>Buch</strong>staben ihrer eigenen Geschichtsschreibung für<br />

wahr befinden?<br />

1 … und oft auch sogenannten Muslime… womit gesagt sein soll, dass dies überhaupt<br />

nur möglich war wegen des Desinteresses jener Leute, die sich <strong>zum</strong> Islam zählen aber<br />

auf Grund ihrer Abwendung kaum Wissen und Verständnis über ihren eigenen Din<br />

haben.<br />

43


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Die zusätzliche Sicherheit durch die Prüfmethode<br />

der Gelehrten<br />

Durch die erwähnten Methoden der Gelehrten bei der Überlieferung der<br />

Sunnah konnten sie also mit äußerster Genauigkeit feststellen ob jemand ein<br />

Lügner ist oder nicht. Genau dies war der Sinn dieser Wissenschaften, nämlich<br />

die Lügner herauszufinden und so das Richtige vom Falschen zu reinigen.<br />

Keinesfalls war es so wie es die verschiedenen Gegner der Sunnah darstellen.<br />

Die beschriebenen Umstände erlaubten es nicht, dass jemand kommt und<br />

einfach so Hadithe erlügt ohne entlarvt zu werden. Insbesondere wenn es sich<br />

um die großen Überlieferer handelt und erst recht, wenn dann noch<br />

behauptet wird sie hätten nicht nur einen Hadith erlogen, sondern etliche<br />

hunderte oder gar tausende, also quasi die gesamte Sunnah!<br />

Aber die Gelehrten begnügten sich hiermit nicht. Sie trieben die Prüfung der<br />

Überlieferungen weiter ins Detail und zwar durch die Analyse der<br />

Überlieferungen der einzelnen Überlieferer. Sie verglichen die<br />

Überlieferungen eines Rawi mit denen der anderen Ruwat.<br />

Durch diese Vorgehensweise bekamen sie weitere Sicherheit über diese<br />

Überieferungen und die Vertrauenswürdigkeit ihrer Ruwat. Wenn ein Rawi<br />

z.B. eine große Anzahl von Ahadith überlieferte, betrachteten sie all seine<br />

Riwayat von jedem Hadith. Sie verglichen seine Riwayah jedes einzelnen<br />

Hadith mit allen anderen Riwayat <strong>zum</strong> jeweiligen Hadith von anderen<br />

Überlieferern.<br />

Damit wurde die Überlieferung der Sunnah noch zusätzlich gesichert. Wenn<br />

die Riwayat eines Rawi sich so gut wie immer mit denen anderer deckten,<br />

wusste man sicher, dass er keine Ahadith erlügt.<br />

Tausende Gelehrte des Hadith haben auf diese Art seit mehr als einem<br />

Jahrtausend die Überlieferungen geprüft. Genau dies ist die Arbeit eines<br />

Muhaddith.<br />

DIE MENSCHLICHE FEHLBARKEIT ÄNDERT NICHTS AN DER<br />

AUTHENTIZITÄT DER SUNNAH<br />

Die Überlieferer und die Gelehrten sind Menschen. Sie machen Fehler. Egal ob<br />

es sich dabei um Vergessen, Verwechseln oder um Sünden handelt. Wir<br />

44


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

bezeichnen sie nicht als fehlerfrei und stellen sie auch nicht wie Engel dar, so<br />

wie das einige Gegner der Sunnah mit ihren Kult-Figuren machen, welche in<br />

dieser Form nie existiert haben.<br />

Aber wie töricht muss jemand sein, um zu behaupten, dass es deshalb niemals<br />

eine verlässliche Überlieferung geben könnte? Alleine diese Aussage ist aus<br />

islamischer Sicht zweifelsohne gewaltiger Kufr. Wie wäre es dann möglich,<br />

dass dieser Din zu all den nachfolgenden Generationen gelangt, wenn er nicht<br />

überliefert werden kann?<br />

Wie kann ein Mensch mit ein bisschen Verstand behaupten, dass es<br />

unmöglich ist irgendeine Tatsache authentisch zu überliefern? Wie kann dies<br />

erst ein Mensch behaupten, der sich Muslim nennt oder sich überhaupt zu<br />

irgend einer Religion zählt? Denn wie in diesem <strong>Buch</strong> eingangs erwähnt<br />

wurde, stützt sich ja jede Religion auf das Prinzip der Überlieferung.<br />

Im gesamten Din gibt es doch immer wieder die Anweisung, dass man diese<br />

Religion und ihre Inhalte und Texte weiterüberliefern soll. Dies muss jedem<br />

Muslim völlig klar sein. Wenn jemand auch nur irgend etwas über diesen Din<br />

weiß, kann er dies niemals anzweifeln. Wäre es ohnehin nicht möglich den Din<br />

weiterzuüberliefern, aufgrund der Fehlbarkeit der Menschen, dann wären all<br />

diese Anweisungen völlig sinnlos. Es würde bedeuten, dass Allah und sein<br />

Gesandter (sas) uns immer wieder etwas anordnen, das ohnehin unmöglich zu<br />

erfüllen ist. Kann jemand der Verstand hat also so etwas behaupten?<br />

Der eine Gelehrte kann also sicher hier und da Fehler machen, egal wie fähig<br />

er ist und egal wie genau er arbeitet. Ebenso kann es sein, dass er in einer<br />

Sache seinen Neigungen folgt und einen Überlieferer unwissenschaftlicher<br />

Weise falsch bewertet, ohne sich der Sache richtig bewusst zu sein. Kein<br />

Mensch entgeht solchen Einflüssen und wer meint darüber erhaben zu sein,<br />

ist der erste den man Lügen strafen muss.<br />

Wir alle sind Menschen und teilen die gleiche Unzulänglichkeit. Dies heißt<br />

aber noch lange nicht, dass es deshalb unmöglich ist etwas zu überliefern.<br />

45


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

DIESE TATSACHE KANN MAN AM FOLGENDEN BEISPIEL IN UNSERER<br />

GEGENWART VERDEUTLICHEN<br />

Wir alle wissen von uns selbst wie fehlerhaft wir sind. Wir vergessen,<br />

verwechseln und machen Sünden und wir bitten unseren Herrn um<br />

Vergebung dieser Sünden und versuchen uns in-sha‘a-llah 1 stets zu<br />

verbessern. Auch wenn wir die Unfehlbarkeit niemals erreichen werden. Dies<br />

liegt in unserer Natur.<br />

Trotzdem sehen wir, dass der Qur’an, wie wir ihn heute in der Hand halten,<br />

überall ein und derselbe ist. Es gibt sicherlich Milliarden Exemplare weltweit.<br />

Dies alleine beweist, dass Allah, auch heutzutage, diesen Qur'an genau so<br />

erhält. So soll uns doch jemand zeigen wie es möglich wäre diesen Qur'an<br />

heute zu fälschen, wenn er es vermag und er wird es niemals können.<br />

Jeder der die Realität und die Muslime kennt weiß dies mit Sicherheit und<br />

jeder, der den Qur'an auswendig gelernt hat, weiß es noch besser.<br />

Hier sei angemerkt, dass mehrmals fehlerhafte Ausgaben des Qur'an unter die<br />

Menschen gebracht wurden. Diese sind einige Male in verschiedenen<br />

sogenannten islamischen Ländern und sicherlich auch teilweise absichtlich auf<br />

den Büchermarkt gekommen. Viele Feinde des Islam versuchten bereits ganz<br />

offensichtlich ausgewählte Stellen des Qur’an zu ihren Gunsten zu fälschen.<br />

Aber es ist ein völlig sinnloses Unterfangen.<br />

Wenn also jemand kommt und versucht die Sicherheit der Hadith-<br />

Überlieferung mit einzelnen Beispielen zu entkräften, so hat er darin keinerlei<br />

Halt. Dies ganz abgesehen davon, dass er in der überwiegenden Mehrheit der<br />

Fälle nur vage Geschichten über irgendwelche Überlieferer bringen kann.<br />

Einen eindeutigen, historisch fest gegründeten Beweis für die zahlreichen<br />

falsche Behauptungen werden die Gegner der Sunnah in den meisten Fällen<br />

unmöglich erbringen können.<br />

Selbst wenn, so wird es in den meisten Fällen eine Frage der Auslegung sein.<br />

Leute wie die Schiiten suchen sich solche Dinge in ihrem Wahn, um ihre große<br />

Verschwörungstheorie zu untermauern. Aber es ist bei ihnen quasi immer so,<br />

dass sie Vorfälle im falschen Licht darstellen. Sie könnten sie auch anders<br />

1 so Allah will<br />

46


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

auslegen, so dass sie mit hunderten und manchmal auch tausenden<br />

Überlieferungen übereinstimmen, aber sie ziehen es vor dabei jeder Form von<br />

Vernunft zu widersprechen.<br />

Wenn sie dies schon mit den unzähligen und unzweifelhaften Überlieferungen<br />

vom Propheten (sas) machen, wie müssten sie dann erst ihre Geschichts-<br />

Versionen über irgendwelche Überlieferer beurteilen?! Genau diese<br />

Vorgehensweise ist die Grundlage ihres falschen Din.<br />

All dies ändert also überhaupt nichts an der Sicherheit dieser Methode. Selbst<br />

wenn jemand Fälle aufzeigen kann, von verschiedenen Fehlern, so ist das<br />

überhaupt kein Argument zur Entkräftung der Sunnah. Im Gegenteil. Wenn<br />

wirklich ein solch schwerer Fehler vorfällt, wird man sicher nicht finden, dass<br />

alle Gelehrten sich darauf einigten. Damit wird dies also nichts anderes, als<br />

ein klarer Beweis für die Authentizität der Sunnah. Aber die Schiiten<br />

behaupten dies nicht nur über die besten und sichersten Überlieferer der<br />

Geschichte, sondern über die nächsten Leute zu unserem Propheten (sas).<br />

Mit der Tatsache, dass die Menschen Fehler machen, erzählen sie uns also<br />

nichts Neues. Das ist unsere Grundüberzeugung. Diese mussten wir nicht erst<br />

von den Schiiten erlernen. Ganz im Gegenzug sind sie doch diejenigen, die<br />

etliche Leute als unfehlbar deklarieren ohne einen einzigen eindeutigen<br />

Beweis.<br />

Tatsächlich ist es jedoch so, dass tausende andere Überlieferungen als Beweis<br />

gegen ihre Verschwörungstheorie unanfechtbar sind. Aber in ihrer absurden<br />

Welt, lehnen sie tausende Beweise einfach ab und leugnen sie, aufgrund von<br />

einigen wenigen Überlieferungen welche sie auch mit dem gesamten Din in<br />

Übereinstimmung bringen könnten.<br />

47


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Die Überlieferung von Mubtadi c ah und was die<br />

Gelehrten damit überhaupt meinten.<br />

Unter den Gelehrten der Überlieferungswissenschaften wurde die Frage<br />

diskutiert ob man von einem Mubtadi c1 Hadithe überliefern darf.<br />

Es ist klar, dass Leute, welche krampfhaft nach jedem Angriffspunkt suchen,<br />

diese Sache aufgreifen. So z.B. einige Schiiten. Es sind jedoch wieder nur die<br />

Unwissendsten unter ihnen, denn ein Schiite, der seine eigenen Bücher kennt<br />

muss wissen, dass eine solche Kritik sich viel eher gegen ihn selbst richten<br />

würde. Dies wurde auch zuvor bei anderen Dingen erwähnt. Die Schiiten sind<br />

bei ihren Überlieferungen sehr weit davon entfernt solche Dinge kritisieren zu<br />

können. Jedoch soll durch die folgenden Punkte etwas Licht auf diese<br />

Angelegenheit geworfen werden.<br />

• Zuerst muss auf folgende wichtige Tatsache hingewiesen werden. Wenn die<br />

Gelehrten von einem Mubtadi c sprachen, meinten sie keinesfalls die<br />

Extremisten unter ihnen.<br />

So passiert es leicht, dass ein Mensch ohne Erfahrung in dieser Wissenschaft<br />

hierin Fehler begeht. Sagte ein Gelehrter z.B. über einen Überlieferer, dass er<br />

"schiitisch war" 2 , meinte er damit keinesfalls jene extremen Rafidah 3 , von<br />

denen wir heute sprechen.<br />

Bei ihnen ging es dabei darum, dass jemand Aly (ra) Uthman (ra) vorzieht.<br />

Oder im schwerwiegenderen Falle, dass er ihn Abu Bakr (ra) und Umar (ra) in<br />

der Güte und der Führung vorzieht. Es ging aber keineswegs um Leute die<br />

diese Sahabah als vom Islam Abtrünnige bezeichneten. Auch war damit nicht<br />

1 Ein Mubtadic ist ein Mensch der eine Bidcah, also eine unerlaubte Neueinbringung in<br />

den Islam, vertritt. Dabei handelt es sich im Speziellen um Glaubensinhalte, die<br />

offensichtlichen Aussagen des Qur’an und der Sunnah widersprechen.<br />

Der Pl. ist Mubtadicah. 2 wie z.B.: ﻊ ّﻴﺸﺘﻳ ﻥﺎﻛ<br />

3 Die Extremisten der schiitischen Strömungen wurden von den Gelehrten häufig als<br />

Rafidah bezeichnet. Die heutigen Schiiten teilen im Grunde alle Überzeugungen die bei<br />

den damaligen Gelehrten als Gedankengut der Rafidah galten.<br />

48


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

die Ansicht gemeint, dass Aly (ra) und seine Familie fehlerfrei seien oder es<br />

mit ihnen insgesamt zwölf unfehlbare, heilige Imame gibt.<br />

Ebenso verstanden sie darunter nicht die Idee, dass diese Imame 70 Millionen<br />

Sprachen kennen und das Wissen über alle Dinge, also das Wissen Allahs<br />

besitzen. Genauso wenig ging es bei diesen Aussagen der Gelehrten um jene<br />

Schiiten, die heute die diversesten Arten des Schirk 1 in sich vereinen. So wie<br />

die überwiegende Mehrheit der Schiiten heute, die Imame anrufen und<br />

anbeten und ihren Taghut 2 -Regenten den Schirk-Gehorsam entgegenbringen.<br />

• Ein Mubtadi c ist nicht in jeder Hinsicht gleichzusetzen mit einem Fasiq 3 , was<br />

seine Überlieferung betrifft. Denn der Mubtadi c folgt zwar einer falschen<br />

Ansicht, und ist sich nicht bewusst, dass sein Verhalten grundsätzlich nicht<br />

vom Din ist. Abgesehen von diesem Fehler sieht man aber bei vielen von<br />

ihnen, dass sie sich sehr strikt an die Gebote im Din halten. Wobei sie sich<br />

dann natürlich bei entsprechenden Angelegenheiten auch gemäß ihrer<br />

Irrmeinung verhalten.<br />

Dies ist besonders auch deshalb nicht verwunderlich, da ein Mensch eine<br />

solche Bid c ah-Überzeugung haben kann, weil er es auf Grund seiner<br />

Umstände gar nicht oder kaum besser wissen konnte. Es kann sein, dass er<br />

völlig entschuldigt ist, weil er in diesem Punkt unwissend war und andere<br />

Beweise missverstand, wobei er sich anstrengte die Wahrheit zu finden. Oder<br />

aber, dass er mehr oder weniger seinen Neigungen folgte, als es darum ging<br />

sich anzustrengen die Wahrheit in dieser Frage herauszufinden. Aber selbst<br />

wenn er es gar nicht besser wissen konnte ändert das nichts daran, dass er ein<br />

Mubtadi c in dieser Angelegenheit ist.<br />

1 Polytheismus, wobei das Wort mehr umfasst, als dies im Deutschen verstanden wird.<br />

2 Mit Taghut wird alles bezeichnet was neben Allah angebetet wird. Eine Form der<br />

Anbetung ist der unbedingte Gehorsam bzw. der Gehorsam in Dingen die Kufr und<br />

Schirk sind.<br />

Siehe dazu im Detail: „Die Religion aller Propheten - Die Lossagung vom Taghut“<br />

und „Der vergessene Monotheismus“, vom Verfasser dieses <strong>Buch</strong>es.<br />

3 Ein Frevler. Diese Bezeichnung wird verwendet bei Leuten, die durch schwere<br />

Sünden ihre Rechtschaffenheit eingebüßt haben. Wie im Folgenden noch gezeigt wird<br />

erfüllen solche Leute nicht die Voraussetzungen eines akzeptablen Überlieferers.<br />

49


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Dies, weil die Bezeichnung Mubtadi c von den Begriffen ist, welche die<br />

Schlechtigkeit einer Tat bzw. Aussage oder Überzeugung 1 beschreiben.<br />

Ebenso wie auch der Begriff Muschrik. Wer also den Schirk tatsächlich macht,<br />

ist per Definition sicher ein Muschrik und wer eine Bid c a in seinen<br />

Glaubensgrundsätzen vertritt, ist damit sicher ein Mubtadi c . Ob er jedoch<br />

dafür von Allah bestraft wird oder entschuldigt ist, ist eine andere Frage.<br />

Es wurde schon zuvor erwähnt, was der Grund für die Ablehnung de Riwayah<br />

des Fasiq ist. Wenn er Fisq begeht, also große Sünden, dann ist es nicht<br />

unwahrscheinlich, dass er auch bei der Riwayah unzuverlässig ist.<br />

Jedoch kann die Riwayah des Fasiq theoretisch akzeptiert werden, nachdem<br />

man sich davon versichert hat. Geht man auf Grund der Prüfung seiner<br />

Überlieferungen sicher davon aus, dass er nicht lügt, dann wäre seine<br />

Riwayah vertrauenswürdig.<br />

Es ist zu bedenken, dass ein Mubtadi c ein Muslim ist. Man kann ihm nicht<br />

automatisch unterstellen, dass er über den Propheten (sas) lügt. Dies würde<br />

einer Bezichtigung mit dem Kufr gleichkommen. Tatsächlich kann es aber ganz<br />

anders sein. Nämlich, dass ein Mubtadi c sehr weit davon entfernt ist über den<br />

Propheten (sas) zu lügen.<br />

Dies alles unter Berücksichtigung dessen, was vorher erwähnt wurde.<br />

Nämlich, dass die Bida c2 über welche jene Gelehrte sprachen, sehr abgeschwächte<br />

Formen von den Ausprägungen waren, die wir heute weit verbreitet<br />

sehen.<br />

Aus diesem Grunde überlieferten die Gelehrten von diesen Leuten, wenn die<br />

Richtigkeit ihrer Überlieferungen durch die Vergleiche und Prüfungen fest<br />

stand. Besonders bei den frühen Gelehrten war dies der allgemeine Standpunkt.<br />

Erst später begannen einige Leute vermehrt über diese Sache zu<br />

diskutieren.<br />

Die früheren Gelehrten waren überhaupt der Ansicht, dass die Überlieferung<br />

eines Mubtadi c abgelehnt wird, um ihn dadurch zu rügen bzw. abzuschrecken.<br />

1 Im Arabischen: Asma’u Dhammi-l-Afcal. 2 Pl. von Bidcah 50


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Durch diese Art des Boykotts 1 sollte der Mubtadi c verstärkt dazu bewegt<br />

werden seinen Standpunkt und die Größe seines Fehlers zu überdenken.<br />

Wenn seine Vertrauenswürdigkeit in der Überlieferung fest stand, lehnten sie<br />

seinen Hadith also nicht ab, weil sie diesen mit Sicherheit für unrichtig hielten,<br />

sondern, um den Hajr, also den teilweisen Boykott durchzuführen, um ihn<br />

nicht in seinen falschen Ansichten zu unterstützen. Es war ihnen also lieber<br />

den Hadith von jemand anderem zu überliefern wenn dies möglich war. Nicht<br />

weil sie seinen Hadith anzweifelten, sondern weil sie ihn dadurch rügen<br />

wollten.<br />

So meinten die Gelehrten sogar, dass die Riwayat der Khawarij 2 sehr korrekt<br />

waren. Der Grund hierfür wird im Folgenden kurz erwähnt.<br />

DIE ÜBERLIEFERUNG VON DEN KHAWARIJ IM SPEZIELLEN<br />

DIE REALITÄT DER KHAWARIJ UND IHR ISLAMISCHES URTEIL<br />

Eine Gruppe die im Besonderen erwähnt werden sollte sind die Khawarij.<br />

Bekanntermaßen sind sie ebenfalls Mubtadi c ah.<br />

Unter den Gelehrten wurde diskutiert ob die Khawarij Muslime waren oder<br />

Kuffar. Also, in wie weit ihre Bid c ah eine Bid c ah mukaffirah 3 ist, die zu ihrem<br />

Ausschluss aus dem Islam führt.<br />

Hierbei ist es aber wichtig den Grund für den Takfir der Khawarij bei einigen<br />

Gelehrten zu verstehen. Die Kernaussage der Khawarij war, dass eine große<br />

Sünde Kufr ist, einen also <strong>zum</strong> Kafir macht. Diese Aussage widerspricht<br />

zahlreichen Versen des Qur'an. Von dieser Hinsicht begingen sie also Kufr.<br />

Aber ihr Kufr bestand nicht darin, dass sie offenen Schirk ausübten. Die<br />

Khawarij setzten den Tauhid also grundsätzlich um. So gesehen ist es das<br />

Richtige zu sagen, dass sie den Tauhid zwar erfüllt hatten, daraufhin jedoch<br />

1 Im Arabischen al-Hajr.<br />

2 Eine der frühen irregegangenen Sekten in der islamischen Geschichte. Ihr wichtigstes<br />

Merkmal bzw. der wichtigste Glaubensinhalt, der sie von der richtigen Lehre des<br />

Qur’an unterschied, war die Theorie, dass ein Muslim durch eine große Sünde den<br />

Islam verlässt.<br />

3 Eine unerlaubte Neueinbringung in den Islam, die den Kufr nach sich zieht.<br />

51


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Kufr begingen. Dies, um zu erklären, dass ihre Aussage nur dann den Islam<br />

zerstört, wenn der Einzelne dafür nicht entschuldigt sein konnte.<br />

Und daraus wird auch Folgendes klar. Die unterschiedlichen Urteile der<br />

Gelehrten gingen auf die Frage zurück, ob diese Leute bzw. wann sie nun für<br />

ihre Kufr-Aussage entschuldbar sind oder nicht. Manche vertraten hier eine<br />

Meinung, andere widersprachen ihnen. Dies über den allgemeinen Zustand<br />

und das Urteil der Khawarij.<br />

DIE ÜBERLIEFERUNG DER KHAWARIJ<br />

In Bezug auf ihre Überlieferung sind einige Dinge zu erwähnen. Die Gelehrten<br />

überlieferten von den Khawarij eine Reihe von Ahadith. Dies, weil sie sich<br />

unter den Mubtadi c ah durch eine besondere Eigenschaft auszeichneten und<br />

zwar, dass ihre Bid c ah sie teilweise noch weiter von der Lüge entfernte. Denn<br />

die Khawarij glaubten, dass die Sünde der Lüge selbst sie zu Kuffar machen<br />

würde. Deshalb hatten sie große Angst davor in diese Sünde zu fallen.<br />

Viel gewaltiger war in ihren Augen natürlich die Lüge über den Propheten<br />

(sas). Dies ist die Erklärung für die Richtigkeit der Überlieferung der Khawarij.<br />

Denn bei den Gelehrten hat sich praktisch gezeigt, dass die Überlieferungen<br />

der Khawarij-Überlieferer sehr korrekt waren.<br />

Tatsächlich ist es sogar so, dass es Leute gibt die nach Untersuchung dieses<br />

Themas zu folgendem Schluss kamen: Es kann nicht einem einzigen Khariji<br />

historisch eine Lüge nachgewiesen werden.<br />

Das Richtige ist jedoch, dass dies sehr wohl überliefert wurde. Es sei<br />

dahingestellt wie korrekt diese Überlieferungen sind. Jedenfalls ist es ein<br />

Diskussionspunkt bei den Leuten, die sich mit dieser Wissenschaft beschäftigen.<br />

In jedem Fall wird die Lüge bei den Khawarij aber sehr selten zu finden<br />

sein und hier ging es darum dies zu zeigen.<br />

52


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Über die Überlieferer von Bukhari und Muslim und<br />

ihre Voraussetzungen in den beiden Sahih Werken<br />

Al-Bukhari und Muslim überlieferten vorwiegend von einwandfreien Leuten.<br />

Dies bedeutet, dass niemand der Gelehrten des Jarh und Ta c dil 1 irgendwas an<br />

solchen Überlieferern auszusetzen hatte.<br />

Alleine die Tatsache, dass ein Überlieferer von niemandem der Gelehrten<br />

kritisiert wurde ist eine gewaltiges Zeugnis seiner Vertrauenswürdigkeit.<br />

Im Besonderen, wenn man bedenkt wie viele Gelehrte diese Arbeit der<br />

Beurteilung durchführten und wie pedantisch, aber auch hart sie darin waren.<br />

Ebenso ist zu bedenken, dass es eine Reihe von ihnen gab die in ihrer Strenge<br />

bei der Beurteilung sogar übertrieben hatten. Wenn also trotz all dem<br />

Erwähnten ein Rawi völlig unkritisiert bleibt, dann ist dies ein Zeugnis von<br />

äußerst hohem Wert.<br />

Es gibt aber eine Reihe von Fällen, in denen al-Bukhari und Muslim von Leuten<br />

überlieferten, welche kritisiert wurden. In solchen Fällen, sah die<br />

überwiegende Mehrheit der Gelehrten die Person als einwandfrei an. Im<br />

Großen und Ganzen kann man sogar sagen, dass sie sich alle einig waren, bis<br />

auf einen einzigen oder sehr wenige Gelehrte.<br />

Al-Bukhari (ra) nahm solche Leute auf, wenn er und die anderen Gelehrten<br />

diese Kritik als unzulässig und inakzeptabel ansahen. Dies z.B. weil einem<br />

solchen Gelehrten bei seiner Beurteilung für diesen Rawi ein offensichtlicher<br />

Fehler unterlief. So kann es sein, dass er z.B. die Person mit einer anderen<br />

verwechselte, da sie beide einen ähnlichen Namen trugen. Ein solcher<br />

Unterschied muss dann durch weitere Angaben wie Abstammung, Geburtsdatum,<br />

Sterbedatum, Geburtsort, Sterbeort, Aufenthaltsort, Lehrer und<br />

Schüler und dergleichen ermittelt werden.<br />

Al-Hafidh Ibnu Hajar al- c Asqalani sagt über die Ruwat der Sahihain 2 , was im<br />

Folgenden zitiert wird. Er redet an jener Stelle über die Tatsache, dass der<br />

1 Al-Jarhu wa-t-Tacdil: Die Wissenschaft über die Überlieferer und ihre Güte bzw.<br />

Fähigkeit und Vertrauenswürdigkeit.<br />

2 also der beiden Sahih-Werke von Bukhari und Muslim<br />

53


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Sahih von al-Bukhari als das richtigste <strong>Buch</strong> der Überlieferung überhaupt<br />

bewertet wird. Deshalb erwähnt er die Gründe für den Vorzug des Sahihu-l-<br />

Bukhari gegenüber dem Sahihu Muslim.<br />

Einer der wichtigen Vorzüge ist, dass al-Bukhari‘s Bedingungen noch strenger<br />

waren. Beide, sowohl Bukhari als auch Muslim hatten es sich <strong>zum</strong> Ziel gesetzt<br />

nur das Richtigste in ihre Werke aufzunehmen. Jeder von ihnen ließ also<br />

zahlreiche Ahadith, wobei er selbst diese für Richtig befand.<br />

Sie hatten also beide weitere Bedingungen aufgestellt damit ein Hadith in ihr<br />

Werk aufgenommen werden kann. Aber die Bedingungen von Bukhari waren<br />

noch strenger.<br />

Ein weiterer Vorzug gegenüber Muslim ist, dass die Anzahl der Ruwat welche<br />

überhaupt kritisiert wurden, wenn auch unberechtigt, bei Bukhari geringer ist.<br />

So sagt ibnu Hajar (ra) hierüber in „Hadyu-s-Sari“ 1 :<br />

دﺮﻔﻧا ﻦﻳﺬﻟا نأ ﺎﻫﺪﺣأ ﻪﺟوأ ﻦﻣ ﻚﻟذ نﺎﻴﺑو ﻻﺎﺼﺗا ﺪﺷأو ﻻﺎﺟر ﻦﻘﺗأ يرﺎﺨﺒﻟا بﺎﺘﻛ نأ ﺮﻬﻈﻳ ﻞﻣﺄﺘﻟا ﺪﻨﻋو<br />

ﻦﻳﺬﻟاو ﻼﺟر نﻮﻧﺎﲦ ﻢﻬﻨﻣ ﻒﻌﻀﻟﺎﺑ ﻪﻴﻓ ﻢﻠﻜﺘﳌا ﻼﺟر نﻮﺛﻼﺛو ﻊﻀﺑو ﺔﺋﺎﻤﻌﺑرأ ﻢﻠﺴﻣ نود ﻢﳍ جاﺮﺧﻹﺎﺑ يرﺎﺨﺒﻟا<br />

ﻻو ﻼﺟر نﻮﺘﺳو ﺔﺋﺎﻣ ﻢﻬﻨﻣ ﻒﻌﻀﻟﺎﺑ ﻪﻴﻓ ﻢﻠﻜﺘﳌا ﻼﺟر نوﺮﺸﻋو ﺔﺋﺎﻤﺘﺳ يرﺎﺨﺒﻟا نود ﻢﳍ جاﺮﺧﻹﺎﺑ ﻢﻠﺴﻣ دﺮﻔﻧا<br />

... ﺎﺣدﺎﻗ مﻼﻜﻟا ﻚﻟذ<br />

ﻦﻜﻳ ﱂ نإو<br />

ﻪﻴﻓ ﻢﻠﻜﺗ ﻦﻤﻋ ﺞﻳﺮﺨﺘﻟا ﻦﻣ<br />

54<br />

ﱃوأ ﻼﺻأ ﻪﻴﻓ ﻢﻠﻜﺘﻳ ﱂ ﻦﻤﻋ ﺞﻳﺮﺨﺘﻟا<br />

نأ ﻚﺷ<br />

ﻢﳍاﻮﺣأ فﺮﻋو ﻢﻬﺴﻟﺎﺟو ﻢﻬﻴﻘﻟ ﻦﻳﺬﻟا ﻪﺧﻮﻴﺷ ﻦﻣ ﻢﻫﺮﺜﻛأ ﻪﻴﻓ ﻢﻠﻜﺗ ﻦﳑ يرﺎﺨﺒﻟا ﻢﺑ دﺮﻔﻧا ﻦﻳﺬﻟا نأ ﺎﻬﺜﻟﺎﺛ<br />

ﻢﻬﻨﻣ مﺪﻘﺗ ﻦﳑ ﻪﺧﻮﻴﺷ ﺚﻳﺪﲝ فﺮﻋأ ثﺪﶈا نأ ﻚﺷ ﻻو ... ﺎﻬﻣﻮﻫﻮﻣ ﻦﻣ ﺎﻫﺪﻴﺟ ﺰﻴﻣو ﻢﻬﺜﻳدﺎﺣأ ﻰﻠﻋ ﻊﻠﻃاو<br />

„Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass das <strong>Buch</strong> von Bukhari noch<br />

hochwertiger ist im Bezug auf seine Überlieferer und die Vollständigkeit<br />

seiner Ketten. Dies erklärt sich durch folgende Umstände:<br />

Erstens: Die Überlieferer von denen Bukhari alleine, also unabhängig von<br />

Muslim, überliefert, belaufen sich auf etwas mehr als 430 Überlieferer. Jene,<br />

über die behauptet wurde, dass sie schwach sind, zählen 80 Leute.<br />

Die Überlieferer von denen Muslim, unabhängig von Bukhari überliefert,<br />

belaufen sich auf 600 Leute. Über 160 davon wurde behauptet, sie wären<br />

schwach.<br />

1 Der Einführungsband des Fathu-l-Bari.


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

(Und) es gibt keinen Zweifel, dass die Überlieferung von jemandem der<br />

niemals der Schwäche bezichtigt wurde besser ist, als die Überlieferung von<br />

jemandem über den (dies) gesagt wurde. Selbst wenn diese Kritik<br />

unberechtigt war….<br />

Drittens: Die meisten der Überlieferer von denen Bukhari überliefert und<br />

über die die Schwäche behauptet wurde, sind von seinen Lehrern, die er<br />

getroffen hatte, mit denen er saß und die er genau kannte und deren<br />

Ahadith er einsah und die guten davon von den zweifelhaften unterschied….<br />

und ohne Zweifel weiß der Muhaddith besser Bescheid über die Ahadith<br />

seiner eigenen Lehrer, als über die Ahadith jener, die davor waren.“ 1<br />

Was die Überlieferer betrifft welche nicht völlig unkritisiert waren, so ist zu<br />

ihnen Folgendes zu sagen. Es muss einem klar sein, dass es äußerst<br />

bemerkenswert ist, wenn ein Mensch in der Öffentlichkeit steht und kein<br />

einziger der Gelehrten des Jarh und Ta c dil irgendwas an ihm auszusetzen hat.<br />

Bei so vielen Gelehrten, die äußerst streng waren, ist dies eine besondere<br />

Sache. Insbesondere wenn man bedenkt, dass eine Reihe dieser Gelehrten für<br />

ihre Übertreibung bekannt waren.<br />

Deshalb muss völlig klar sein, dass es sicher passieren musste, dass hier und<br />

da ein einwandfreier Rawi unrichtiger Weise der Kritik eines Gelehrten<br />

ausgesetzt wurde. Ebenso konnte ein kleines Missverständnis bei dieser<br />

Strenge schon zu sehr heftiger Kritik führen.<br />

Aus diesem Grunde ist es klar, dass nicht jede Kritik ohne jegliche Betrachtung<br />

angenommen werden kann. Auf diese Sache kann hier nicht im Detail<br />

eigegangen werden, aber einiges davon wird sich am Beispiel des<br />

Überlieferers Qaisu-bnu Abi Hazim (ra) in einem der folgenden Kapitel zeigen.<br />

1 Hadyu-s-Sari, S. 9<br />

55


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

WICHTIGER HINWEIS, UND BESCHREIBUNG DER<br />

KERNARGUMENTATION GEGEN DIE SCHIITEN IM THEMA DER<br />

ÜBERLIEFERUNG<br />

Die Schiiten lehnen die Überlieferer der Sunnah ohnehin alle mindestens als<br />

Mubtadi c ah und Fasiqin, also schwere Sünder ab. Es wäre somit völlig sinnlos<br />

ihnen hier beweisen zu wollen, dass die Riwayah von einem Mubtadi c<br />

angenommen werden kann, wenn sie die Bedingungen dafür erfüllt. Es ist<br />

daher von vorn herein ausgeschlossen, dass man mit ihnen über eine solche<br />

Detailfrage redet, nur weil sie gerne alles Erdenkliche aufwerfen, um<br />

möglichst viel Verwirrung zu stiften.<br />

Ebenso sinnlos ist es aus ihrer Sicht, uns mit diesem Argument zu<br />

konfrontieren. Was würde es ihnen nützen, wenn sie uns dazu bringen, solche<br />

Überlieferungen nicht anzunehmen. In diesem Fall würden wir einige, aber<br />

sicher nicht alle Überlieferungen verwerfen und selbst dann würden noch<br />

unzählige übrig bleiben, die die Falschheit des Schiitentums eindeutig<br />

beweisen.<br />

Aber was würden die Schiiten dann schließlich und endlich behaupten? Sie<br />

würden einfach sagen, dass ohnehin alle Überlieferungen der Bücher der<br />

Sunnah abzulehnen sind. Weil alle Ahadith darin von Leuten überliefert<br />

wurden, die das extreme Schiitentum der Rafidah nicht vertraten. Weder<br />

hatten diese Überlieferer die großen Sahabah (ra) als Abtrünnige oder Frevler<br />

betrachtet, noch waren sie davon überzeugt, dass diese Sahabah Ali (ra) der<br />

Imamah beraubt, ihn hintergangen und verraten hätten. Die Idee der Rafidah<br />

erfordert aber zwingend, dass die Sahabah (ra) die Offenbarung unterdrückt<br />

und verschwiegen hatten und der gesamten Menschheit die Rechtleitung<br />

vorenthielten.<br />

Die Überlieferer der Sunnah haben nichts von all dem geglaubt. Im Gegenteil,<br />

sie haben jene die so etwas sagen als Heuchler und vom Islam Abtrünnige<br />

betrachtet!<br />

Der Schiite wird also im Endeffekt ohnehin alle Überlieferungen ablehnen. Es<br />

gibt für ihn nur ein mögliches Urteil über all diese Ruwat. Nämlich, dass sie<br />

56


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Abtrünnige waren, weil sie laut Schiitentum viele der gewaltigsten Mukaffirat 1<br />

durchführten.<br />

Aber, weil die Schiiten von den Fragen des Kufr und Iman in der Regel<br />

überhaupt keine Ahnung haben, findet man bei ihnen häufig eine andere,<br />

völlig widersprüchliche Haltung. Nämlich, dass die Sahabah in ihrer<br />

Allgemeinheit <strong>zum</strong>indest Fasiqun waren, vielleicht mit der Ausnahme von<br />

etwa zehn Einzelpersonen.<br />

In Wirklichkeit muss also jeder Schiite Takfir auf die Sahabah machen. Egal ob<br />

er es nun versteht und sich des Inhalts seiner Aussage bewusst ist oder nicht.<br />

Aber sollte er sich selbst widersprechen und meinen, die Sahabah seien<br />

Muslime, aber Fasiqun, müsste er ebenfalls ihre Riwayah ablehnen. Denn die<br />

Riwayah von einem Fasiq ist ja abzulehnen, wie sie auch selbst bekräftigen.<br />

Genau dies ist ja der Weg mit dem sie die ganze Sunnah außer Kraft setzen<br />

wollen.<br />

Also im Endeffekt wird ein Rafidi immer gleich sagen: „Diese Überlieferer sind<br />

in unseren Augen ohnehin alle Mubtadi c ah und Fasiqun, egal wie es die<br />

Leute der Sunnah nun selbst betrachten.“<br />

Die vor kurzem erwähnten Ausführungen über die Überlieferung von einigen<br />

Mubtadi c ah dienten also in erster Linie unserem eigenen Verständnis. Sie sind<br />

eine Erklärung dafür, wie die Sunnah vertrauenswürdig bis zu uns überliefert<br />

wurde.<br />

Das Kernargument gegen die Schiiten im Thema der Überlieferung ist wie<br />

zuvor beschrieben ein anderes. Mit ihnen müssen wir nicht über solche<br />

Details reden. Ihr Problem ist nicht, dass sie hier und da eine Überlieferung<br />

ablehnen, aus einem gewissen Grund, den sie vielleicht nicht richtig<br />

verstanden haben. Ihr Kernproblem ist, dass sie viele tausende Ahadith<br />

ablehnen und Begebenheiten, die derartig häufig überliefert wurden, dass<br />

nicht einmal die Juden, Christen und Atheisten der Orientalisten und<br />

Historiker sie ableugnen könnten!<br />

Daraus wird ihre sehr unehrliche Haltung ersichtlich. Denn wie lächerlich<br />

erscheint es in diesem Licht, dass sie dann über die eine oder andere<br />

1 Taten bzw. Aussagen die den Kufr nach sich ziehen.<br />

57


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Überlieferung disputieren wollen? Ihre ganze Diskussion bringt ihnen<br />

überhaupt nichts. In keinem Fall können sie diese zahlreichen Überlieferungen<br />

abstreiten, die von den vertrauenswürdigsten Personen übermittelt wurden,<br />

selbst wenn diese Leute bei den Schiiten alle als Frevler galten. Denn wenn<br />

eine Sache von tausenden Frevlern unabhängig überliefert wurde, dann spielt<br />

der Einzelne dabei überhaupt keine Rolle mehr. Da es unmöglich ist, dass sie<br />

alle sich auf diese Dinge geeinigt hatten, wo sie doch zu unterschiedlichen<br />

Zeiten an verschiedenen Orten lebten!<br />

Wie ist es dann erst, wenn es sich um die bewiesenermaßen vertrauenswürdigsten<br />

Personen jener Zeit handelt und die Überlieferungen dieser Leute<br />

auch noch durch die genauesten und härtesten Methoden geprüft wurden?!<br />

Methoden die in der gesamten menschlichen Geschichte nicht annähernd<br />

ihresgleichen finden!<br />

58


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

BEISPIEL FÜR EINEN EINWANDFREIEN ÜBERLIEFERER VON BUKHARI<br />

Als Beispiel hierfür, wie auch für das nächste Kapitel, soll ein Überlieferer des<br />

schon erwähnten Hadith über die Ru’yah dienen.<br />

In seiner Kette befindet sich Ismailu-bnu Abi Khalid (ra). Dieser Mann ist völlig<br />

unkritisiert. Alle Gelehrten befinden ihn für einen der größten und<br />

vertrauensvollsten Gelehrten und Überlieferer.<br />

Man kann die gesammelten Aussagen der Gelehrten über die Überlieferer in<br />

Sammelwerken nachschlagen. Das wichtigste und umfangreichste davon ist<br />

Tahdhibu-l-Kamal von al-Hafidh al-Mizzi (ra).<br />

Wenn man in diesem <strong>Buch</strong> nachsieht, wird man bei Ismail keine Kritik finden,<br />

sondern nur das Lob der Gesamtheit der Gelehrten.<br />

Dies und was im vorherigen Kapitel erwähnt wurde widerlegt auch ein<br />

weiteres, niederes Scheinargument. So meinen manche Rafidah, dass man<br />

quasi immer etwas finden kann bei einem Überlieferer. Man muss nur in<br />

Tahdhibu l-Kamal nachsehen.<br />

Wie krank muss jemand sein, um so ein Argument zu bringen, nur weil er<br />

einige unzweifelhafte Hadithe ablehnt und dies dann mit so einer Aussage<br />

rechtfertigen will.<br />

Was genau ist der Inhalt einer solchen Aussage? Demnach kann also jeder<br />

Mensch so gut wie alles von der Sunnah ablehnen. Er muss nur wissen wo er<br />

sucht. Anschließend kann er dann einfach sagen: „Ich habe nur Ijtihad<br />

gemacht 1 “.<br />

Ist es wirklich möglich, dass man so eine Vorstellung von der Sunnah hat, und<br />

dann noch behauptet daran zu glauben? Wie tief muss man gesunken sein,<br />

um sich mit solchen Aussagen aus dem Sumpf retten zu müssen?<br />

Solche unsinnigen und offensichtlich schlecht gemeinten Pseudo-Argumente<br />

laufen immer auf die Ablehnung jeder Möglichkeit von Überlieferung<br />

überhaupt hinaus. Nach der genannten Aussage ist es also bei jeder<br />

beliebigen Überlieferung, egal wo und von wem sie überliefert wurde,<br />

möglich, den Inhalt abzulehnen, man muss sich nur etwas Passendes suchen<br />

1 Also mich aufs äußerste angestrengt um die Wahrheit in dieser Frage zu finden…<br />

59


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

vom reichhaltigen Schatz der Schwachpunkte. So denken solche Menschen,<br />

nicht anders. Natürlich ist völlig klar, dass diese unsinnige Kritik ebenso, bzw.<br />

erst recht und noch viel eher, das Fundament der Schiiten wie auch jeder<br />

anderen religiösen Strömung entwurzelt.<br />

Am Beispiel von Ismailu-bnu Abi Khalid haben wir also einen einwandfreien<br />

Überlieferer gesehen. Im Gegensatz zu der oben genannten Behauptung.<br />

Es muss einem also klar sein, welches Zeugnis dies für einen Rawi ist. Speziell<br />

wenn man die große Anzahl der Überlieferungen solcher Personen<br />

berücksichtigt und damit auch die große Anzahl ihrer Lehrer und Schüler, von<br />

denen sie nahmen und an die sie weitergaben.<br />

Aus dieser grafischen Darstellung 1 ist ersichtlich wie bekannt dieser Rawi war<br />

und wie zahlreich seine Überlieferungen sind. So sind hier z.B. bei Bukhari 104<br />

Überlieferungen angegeben und bei Muslim 139 2 . Dabei muss berücksichtigt<br />

werden, dass Bukhari und Muslim nur die besten Überlieferungen<br />

auswählten.<br />

1 aus der digitalen Hadith-Enzyklopädie der Fa. Harf über die neun Hadith-Bücher.<br />

2 Siehe die blauen Balken, von Rechts begonnen. Ganz rechts also die Überlieferungen<br />

von al-Bukhari, sodann von Muslim und danach in den restlichen Hadith-Werken.<br />

60


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Das hier gesagte sollte bedacht werden, wenn im Folgenden die exakten<br />

Methoden der Muhaddithin erläutert werden. Dies, damit klar wird, dass<br />

diese Leute meist sehr viele Hadithe überlieferten. Die Gelehrten haben diese<br />

Überlieferungen sehr genau untersucht und mit allen anderen<br />

Überlieferungen anderer Ruwat verglichen. Es soll also gezeigt werden, wie<br />

unvorstellbar es ist, dass ein unverlässlicher Rawi oder gar ein Lügner<br />

unbemerkt durch so eine Prüfung kommt und am Ende als eine der wichtigen<br />

und vertrauenswürdigen Persönlichkeiten der Überlieferung da steht. Dies<br />

wird in kommenden Kapiteln noch ausführlicher erklärt.<br />

DAS URTEIL 1 DER AHADITH DER SAHIHAIN UND DESSEN DER HADITHE<br />

DAVON ABLEHNT<br />

Zu Beginn soll erinnert werden, dass es sich bei den genaueren Betrachtungen<br />

der Überlieferer in diesem <strong>Buch</strong> nur um Beispiele handelt, damit man das<br />

Prinzip der Überlieferung besser verstehen kann.<br />

Die Widerlegung der Ablehner der Ru’yah hingegen erfordert dies nicht, da<br />

nämlich, nach dieser Erklärung der Grundlagen, noch weitere Ahadith<br />

angeführt werden, welche die Ru’yah bestätigen.<br />

Was man aus diesen Kapiteln jedoch verstehen kann ist, dass auch dieser<br />

erste Hadith sehr stark ist und deshalb die Schubuhat bei einem Menschen<br />

der wirklich die Wahrheit sucht, unberechtigt sind. Das Problem ist, dass<br />

Leute auf einem Irrweg nicht mehr objektiv (be)urteilen. Sie haben keinen<br />

Insaf 2 bei der Beurteilung. Wenn sie irgendetwas sehen, was man zur<br />

Widerlegung verwenden könnte, versteifen sie sich sofort darauf. Bei<br />

Überlieferungen, die ihrem Weg allerdings dienlich sind, verhalten sie sich<br />

genau gegensätzlich.<br />

Wer aber diesen einen Hadith ablehnt, seinen Neigungen folgend, dem wird<br />

das nicht die Ablehnung der Ahadith über die Ru’yah in ihrer Gesamtheit<br />

ermöglichen.<br />

Aus diesem Grunde ist es an dieser Stelle angemessen über den allgemeinen<br />

Hukm der Ablehnung von Ahadith aus diesen Büchern zu sprechen.<br />

1 Hier geht es also um das islamische Urteil (im Arabischen Hukm) über diese Ahadith.<br />

2 Gerechtigkeit bzw. Fairness bei der Beurteilung.<br />

61


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Es soll klar sein, dass jene Behauptungen der Gegner dieser Bücher nicht<br />

stimmen. Sie unterstellen den Leuten der Sunnah, dass sie al-Bukhari als heilig<br />

ansehen.<br />

Tatsache ist aber, dass ein anerkannter Gelehrter über die Hadith-<br />

Wissenschaft nicht behaupten wird, dass die beiden Sahih Werke, genau wie<br />

der Qur’an über jeden Zweifel erhaben sind. Noch weniger würde er Takfir auf<br />

jemanden machen, weil er einige Ahadith daraus ablehnt.<br />

Die Gelehrten sagten also nie, al-Bukhari sei über jeden Zweifel erhaben,<br />

genau wie der Qur’an, bzw dass es unmöglich sei, auch nur einen einzigen<br />

Fehler darin zu finden, und dass jeder der ihn auch nur kritisiert ein Feind,<br />

Verräter oder Mubtadi c wäre.<br />

Bei vielen anerkannten Gelehrten findet man Aussagen in dieser Art: „Die<br />

Gelehrten sind sich einig, dass die Ahadith welche sich in den beiden Sahih<br />

Werken befinden, im Allgemeinen 1 unzweifelhaft richtig sind“<br />

Sie meinten damit, dass die Ahadith die sich darin befinden von den<br />

Gelehrten dieses Fachs, im Großen und Ganzen, bis auf sehr wenige<br />

Ausnahmen, alle als richtig bzw. sogar als die richtigsten Ahadith überhaupt<br />

gelten.<br />

Dies heißt nicht, dass der eine oder andere Gelehrte hier und da keine<br />

Ausnahme sehen kann. Egal ob seine Begründung dafür nun irgendwie haltbar<br />

ist oder nicht.<br />

Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Gelehrten damit meinten,<br />

dass die enthaltenen Texte der Ahadith 2 im Allgemeinen alle authentisch sind.<br />

Trotzdem kann es aber sein, dass der eine oder andere Sanad eines solchen<br />

Hadith zur Diskussion stehen kann. Es kann sein, dass der Matn richtig ist,<br />

durch viele andere Asanid, während aber dieser bestimmte Sanad kritisierbar<br />

ist bzw. kritisiert wurde.<br />

Die Leute die sich an die Sunnah halten und sich zu ihr zählen, halten den<br />

Sahih von Bukhari also nicht für heilig und unkritisierbar. Wäre dies<br />

tatsächlich die Haltung der Gelehrten, dann würden wir nicht bis <strong>zum</strong><br />

1 Im Arabischen: fi-l-Jumlah.<br />

2 Also die sog. Mutun, Pl. von Matn. Der Matn ist also der Text der durch die Kette<br />

überliefert wird. Ein Hadith baut sich demzufolge durch den Matn und den Isnad auf.<br />

62


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

heutigen Tage in Fachkreisen immer wieder Bücher finden, die hier und da<br />

einzelne Asanid des Bukhari diskutieren.<br />

Es kann also durchaus sein, dass ein Muhaddith nach ausführlicher<br />

Untersuchung einige Ahadith ablehnt. Dies ist auch passiert, sehr bald nach<br />

dem Erscheinen des Sahih von Bukhari. Bei eingehender Betrachtung zeigte<br />

sich aber an sich immer deutlich die Schwäche der Kritik und die Stärke des<br />

Bukhari. In der Mehrheit der Fälle handelte es sich überhaupt um klare<br />

Verwechslungsfehler und dergleichen.<br />

Deshalb sahen die Leute dieser Wissenschaft von jener Zeit bis heute auch<br />

diese beiden Werke als die ohne Zweifel richtigsten Bücher der Überlieferung<br />

an.<br />

Kein einziger jener Gelehrten aber, die Kritik anbrachten, befand das ganze<br />

<strong>Buch</strong> oder die meisten Hadithe darin für falsch. Im Gegenteil. Es handelte sich<br />

dabei nur um sehr wenige Ahadith wobei in den meisten Fällen,<br />

erwiesenermaßen ein klarer Fehler vorlag.<br />

Wenn ein Muhaddith also einige Ahadith wegen erwähnten Gründen ablehnt,<br />

wird er für seinen Ijtihad 1 belohnt. Wenn sodann eine eingehende Diskussion<br />

mit einem solchen Muhaddith stattfinden würde, könnte man sicher sein,<br />

dass er in der Mehrheit der Fälle von seiner Kritik zurücktreten wird. Weil<br />

diese - wie gesagt - in sehr vielen Fällen auf eindeutige Verwechslungsfehler<br />

und Ähnliches zurückgehen. Genau so zeigte sich dies auch in der Geschichte.<br />

So z.B. der große Hadith-Gelehrte ad-Daraqutni (ra). Er schrieb ein <strong>Buch</strong> "at-<br />

Tatabbu c " in dem er Ahadith aus den Sahihain anführte und meinte sie<br />

entsprächen nicht den überstrengen Bedingungen des Sahihu l-Bukhari. Er<br />

meinte nicht, dass sie erlogen sind, sondern lediglich, dass sie nicht den<br />

speziellen Bedingungen von al-Bukhari gerecht würden, da al-Bukhari<br />

Bedingungen und Kriterien für "seinen" Sahih aufstellte die über den<br />

"normalen" Sahih-Hadith hinausgingen. Es gibt also durchaus Ahadith die<br />

gemäß der Ansicht von Bukhari selbst als Sahih galten, die er aber trotzdem<br />

nicht in sein Sahih-Werk aufnahm, weil er eben ganz spezielle und strenge<br />

1 Ijtihad steht für die äußerste Anstrengung bei der Urteilsfindung nach bestem Wissen<br />

und Gewissen.<br />

63


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Bedingungen für sein eigenes Sahih-Werk festlegte. Genau deshalb gilt dieses<br />

Sahih-Werk als etwas Besonderes.<br />

Die Gelehrten nach al-Bukhari und ad-Daraqutni haben sich genau mit der<br />

Kritik auseinandergesetzt und fanden, dass ad-Daraqutni in jenen Hadithen<br />

die er kritisierte in der Regel klare Fehler machte. Sie führten die meisten<br />

dieser Fehler auch darauf zurück, dass ad-Daraqutni (ra) sich sehr stark auf<br />

sein Gedächtnis, also auf sein Auswendiggelerntes verließ. Im Gegensatz zu<br />

den meisten Hadith-Gelehrten, die sich in der Regel noch zusätzlich immer auf<br />

das Schreiben bzw. das Geschriebene stützten. Von ad-Daraqutni wird<br />

überliefert, dass man ihn in der Regel immer ohne ein <strong>Buch</strong> gesehen hat (!),<br />

dass er also so gut wie immer aus dem Gedächtnis überlieferte – was an sich<br />

zwar eine Stärke ist, aber wie in diesem Fall zu solchen Fehlern führen kann.<br />

Jedenfalls waren sich die Gelehrten danach an sich einig, nach gründlicher<br />

Untersuchung der Kritiken, dass al-Bukhari im Grunde immer Recht behielt<br />

und die Einwände unberechtigt waren.<br />

Schlimm ist es aber dann, wenn jemand seinen Neigungen folgt, um viele<br />

Ahadith solchen Richtigkeitsgrades auf diese Art abzulehnen. Er hat also eine<br />

vorgefasste Ansicht und dann versucht er alles was ihr widerspricht irgendwie<br />

zu schwächen. So jemand verdient von Allah für seine Unaufrichtigkeit eine<br />

Bestrafung. Sein Ziel ist es nicht die Wahrheit über jenen Hadith<br />

herauszufinden. Sein Ziel ist es, seine Ansicht zu unterstützen und den Hadith<br />

mit allen Mitteln auszuschalten, da ihm irgendetwas daran nicht gefällt.<br />

Noch schlimmer ist jemand, der sehr viele Ahadith in dieser Art ablehnt. Da es<br />

grundsätzlich nicht möglich ist, dass er Ahadith wegen irgendwelchen<br />

Schubuhat ablehnt, die kein einziger Muhaddith je kritisierte. Bei so<br />

jemandem ist seine schlechte Absicht offenkundig geworden.<br />

Es ist nicht möglich, dass man sich einfach hinsetzt und alle mögliche Kritik<br />

sammelt und dann jeden einzelnen Hadith deshalb ablehnt, ohne auch nur<br />

einen Blick darauf zu werfen, ob diese Kritik akzeptabel ist.<br />

Jemand der so arbeitet will nur so viel wie möglich unter irgendeinem<br />

Vorwand ablehnen. Das ist schon eine offene Feindschaft gegen die Sunnah.<br />

Wer so vorgeht, muss zwangsläufig Dinge kritisieren, bei denen eine Kritik<br />

sicher nicht haltbar ist. So z.B., wenn ein Muhaddith einen Rawi im Bukhari als<br />

Lügner bezeichnet, während aber völlig klar ist, dass er diesen Rawi mit einem<br />

anderen verwechselte. Solche Verwechslungen unterliefen den Gelehrten<br />

zeitweise, auf Grund der Ähnlichkeit mancher Namen. Wenn dies deutlich fest<br />

64


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

steht, ist eine solche Kritik auf keinen Fall akzeptabel. Jemand der aber jede<br />

Kritik ohne jegliche Prüfung und Untersuchung als Tatsache hinnimmt, müsste<br />

so eine Überlieferung aber ablehnen, selbst wenn er genau wüsste, dass bei<br />

dieser Kritik ein eindeutiger Fehler unterlief. Die Begründung wäre schlicht<br />

und einfach, dass jemand diesen Hadith einmal kritisiert hat!<br />

Weit schlimmer ist jemand der alle Ahadith des Bukhari ablehnt. Ebenso<br />

verhält es sich bei jemandem, der verschiedene Angelegenheiten ablehnt,<br />

welche in zahlreichen Ahadith im Bukhari und vielen anderen Werken<br />

überliefert wurden.<br />

So verhält es sich z.B. mit der Ru’yah. Wie wir noch sehen werden, ist es bei<br />

genauerer Betrachtung der verschiedenen Ahadith ausgeschlossen, dass sie<br />

erlogen sind. Wer sie kennt und in ihrer Gesamtheit ablehnt, der hat damit<br />

etwas sicher vom Propheten (sas) Überliefertes abgelehnt. Genau dies ist<br />

auch der Grund warum wir die Gelehrten des Hadith allesamt einig vorfinden<br />

über die Richtigkeit dieser Ahadith.<br />

Es kann also niemand meinen er könne diese Ahadith alle ablehnen, denn er<br />

wird schon überall irgendetwas finden, was er kritisieren kann. Mal<br />

abgesehen davon, dass er dadurch schon seinen Nifaq 1 offen kund getan hat.<br />

Aber jene Gelehrten, welche hier und da eine Kritik hatten waren sich alle<br />

einig über die Richtigkeit dieser Ahadith. Deshalb machten sie auch Takfir auf<br />

jene die diese Ahadith allesamt wissentlich ablehnten. In dieser<br />

Angelegenheit bleibt also keinerlei Möglichkeit für eine derartige Kritik im<br />

Sinne einer Ablehnung aller Überlieferungen. Deshalb ist derjenige, der diese<br />

Ahadith mit dem Wissen über ihre Ketten ablehnt, kein Muslim. Derjenige,<br />

der also kein Wissen darüber hat, sollte nicht reden, bevor er weiß. Jedenfalls<br />

kann er in seiner Unwissenheit nicht behaupten, dass diese Ahadith falsch<br />

sind, wobei er sie nicht untersucht hat und wobei er der Gesamtheit aller<br />

Gelehrten dieses Fachs darin widerspricht.<br />

1 Heuchelei.<br />

65


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

BEISPIEL FÜR EINEN ÜBERLIEFERER VON DEM BUKHARI ÜBERLIEFERT<br />

TROTZ UNBERECHTIGTER KRITIK<br />

Als Beispiel soll uns Qaisu-bnu Abi Hazim (ra) dienen. Wie gesagt kommt er<br />

ebenfalls im bis jetzt erwähnten Hadith der Ru’yah vor.<br />

Zu Beginn das Diagramm über die Anzahl seiner Überlieferungen in den neun<br />

Hadith-Büchern:<br />

AL-MIZZI ÜBER QAISU-BNU ABI HAZIM<br />

ﻪﻛردأو ﻪﻧود ﻦﻤﻓ ﻖﻳﺪﺼﻟا ﺮﻜﺑ ﰊأ ﻦﻋ ىور ﺪﻗو ،ﲔﻌﺑﺎﺘﻟا ءﺎﻣﺪﻗ ﻦﻣ ﺲﻴﻗو :ﻲﺳوﺪﺴﻟا ﺔﺒﻴﺷ ﻦﺑ بﻮﻘﻌﻳ لﺎﻗو<br />

ﺎﻧﺈﻓ فﻮﻋ ﻦﺑ نﺎﲪﺮﻟا ﺪﺒﻋ ﻻإ ﻪﻠﺜﻣ ةﺮﺸﻌﻟا ﻦﻋ ىور نأ ﻊﲨ ﲔﻌﺑﺎﺘﻟا ﻦﻣ ﺪﺣأ ﺲﻴﻟ ﻪﻧإ :لﺎﻘﻳو ،ﻞﻣﺎﻛ<br />

ﻞﺟر ﻮﻫو<br />

66<br />

. ﺎﺌﻴﺷ ﻪﻨﻋ ىور ﻪﻤﻠﻌﻧ ﻻ<br />

. ﺔﻳاوﺮﻟا ﻦﻘﺘﻣ ﻮﻫو ،ﻢﻬﺋاﱪﻛو ﻢﻠﺳو ﻪﻴﻠﻋ ﷲا ﻰﻠﺻ ﱯﻨﻟا بﺎﺤﺻأ ﻦﻣ ﺔﻋﺎﲨ ﻦﻋ ةﺮﺸﻌﻟا ﺪﻌﺑ ىور ﺪﻗ ﰒ<br />

ﻪﻴﻠﻋ ﻞﲪ ﻦﻣ ﻢﻬﻨﻣو ،دﺎﻨﺳﻹا<br />

ﺢﺻأ ﻦﻣ ﻪﻨﻋ ﺚﻳﺪﳊا<br />

ﻞﻌﺟو ﻪﻤﻈﻋو ﻩرﺪﻗ ﻊﻓر ﻦﻣ ﻢﻬﻨﻤﻓ ﻪﻴﻓ ﺎﻨﺑﺎﺤﺻأ ﻢﻠﻜﺗ ﺪﻗو<br />

.<br />

ﲑﻛﺎﻨﻣ ﺚﻳدﺎﺣأ ﻪﻟ :لﺎﻗو


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ﻞﻤﳛ ﱂ ﻦﻣ ﻢﻬﻨﻣو ،ﺐﺋاﺮﻏ ﻲﻫ اﻮﻟﺎﻗو ،ﲑﻛﺎﻨﻣ ﲑﻏ ﻢﻫﺪﻨﻋ ﺎأ ﻰﻠﻋ ﻪﻨﻋ ﺚﻳدﺎﺣﻻا ﻩﺬﻫ اﻮﻠﲪ ﻩوﺮﻃأ ﻦﻳﺬﻟاو<br />

ﻊﻴﲨ ﻰﻠﻋو ﻪﻴﻠﻋ ﷲا ﺔﲪر ﻲﻠﻋ ﻰﻠﻋ ﻞﻤﳛ نﺎﻛ :اﻮﻟﺎﻗو ،ﻪﺒﻫﺬﻣ ﰲ ﻪﻴﻠﻋ ﻞﲪو ﺚﻳﺪﳊا ﻦﻣ ءﻲﺷ<br />

ﰲ ﻪﻴﻠﻋ<br />

. ﻪﻨﻋ ﺔﻳاوﺮﻟا ﲔﻴﻓﻮﻜﻟا ءﺎﻣﺪﻗ ﻦﻣ ﲑﺜﻛ ﺐﻨﲡ ﻚﻟﺬﻟو ،نﺎﻤﺜﻋ مﺪﻘﻳ نﺎﻛ<br />

ﻪﻧأ ﻪﻨﻋ رﻮﻬﺸﳌاو ،ﺔﺑﺎﺤﺼﻟا<br />

„Ya c qubu-bnu Schaibah as-Sadusi sagte: „Qais ist von den Qudama‘ 1 der<br />

Tabi c in 2 . Er überlieferte von Abu Bakr as-Siddiq, den er auch erlebte, und<br />

anderen. Er war ein vortrefflicher tadelloser Mann. Es wird gesagt, dass<br />

keiner von den Tabi c in von den Zehn 3 überlieferte wie er. (Er überlieferte von<br />

diesen Zehn) außer von Abdurrahman Ibnu Auf. Soweit wir wissen hat er von<br />

ihm nichts überliefert.<br />

Sodann überlieferte er abgesehen von den Zehn noch von einer ganzen<br />

Reihe der Gefährten des Propheten (sas) und er ist meisterhaft in seiner<br />

Überlieferung.<br />

Einige Kollegen redeten über ihn. Von ihnen gibt es solche die ihn sehr<br />

schätzen und die Hadithe von ihm zu den richtigsten Überlieferungsketten<br />

zählen und es gibt solche, die ihn kritisierten und meinten er überliefere<br />

Manakir 4 .<br />

Jene die ihn schätzten sahen diese Hadithe von ihm aber nicht als Manakir<br />

an, sondern meinten sie sind Ghara’ib. Und dann gibt es solche die ihn<br />

bezüglich des Hadith überhaupt nicht beanstandeten, dafür aber wegen<br />

seinem Madhhab 5 . Jene meinten er hätte eine negative Haltung gegenüber<br />

Ali (ra) und gegen die Sahabah. Das Bekannte von ihm ist (jedoch), dass er<br />

Uthman vorzog. Deshalb haben viele der alten Kufiyyun seine Überlieferung<br />

gemieden.“ 6<br />

1 wörtl.: den Alten bzw. Ersteren.<br />

2 Die Generation nach den Sahabah.<br />

3 Damit sind jene Prophetengefährten gemeint, denen das Paradies zusammen in<br />

einem bekannten Hadith versprochen wurde.<br />

4 Im Folgenden wird die Bedeutung dieses Begriffes sowie anderer noch klarer.<br />

5 Gemeint ist: in einigen cAqidah-Fragen.<br />

6 Tahdhibu-l-Kamal, 24: 13<br />

67


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ﻦﺑ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﺮﻛﺬﺗ ﺎﻣأ مﺎﺸﻫ ﺎﺑأ ﺎﻳ :ﲑﳕ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻌﻟ لﻮﻘﻳ ﺮﲪﻷا<br />

ﺪﻟﺎﺧ ﺎﺑأ ﺖﻌﲰ :ﺞﺷﻷا<br />

ﺪﻴﻌﺳ ﻮﺑأ لﺎﻗو<br />

. ﺔﻧاﻮﻄﺳﻷا<br />

ﻞﺜﻣ ﺔﻘﺜﻟا ﰲ ﻪﻧأ ﲏﻌﻳ ﺔﻧاﻮﻄﺳﻷا<br />

ﻩﺬﻫ مزﺎﺣ ﰊأ ﻦﺑ<br />

ﺲﻴﻗ ﺎﻨﺛﺪﺣ :لﻮﻘﻳ<br />

ﻮﻫو ﺪﻟﺎﺧ ﰊأ<br />

„… Und es sagte Abu Sa c id al Aschajj: „Ich hörte Abu Khalid al-Ahmar zu<br />

Abdullahi-bnu Numair sagen: „Oh Abu Hisham. Kannst du dich nicht<br />

erinnern an Ismailu-bnu Abi Khalid als er sagte:<br />

„Es überlieferte uns Qais ibnu Abi Hazim, diese Säule.““ Er meinte, dass er in<br />

der Vertrauenswürdigkeit war wie eine tragende Säule.“ 1<br />

Vor dem obigen Zitat erwähnte al-Mizzi noch folgendes:<br />

. مزﺎﺣ ﰊأ ﻦﺑ ﺲﻴﻗ ادﺎﻨﺳإ ﲔﻌﺑﺎﺘﻟا دﻮﺟأ :دواد ﰊأ ﻦﻋ ،يﺮﺟﻷا<br />

ﺪﻴﺒﻋ ﻮﺑأ لﺎﻗو<br />

„Abu c Ubaidin-il-Ajurri sagte: „von Abu Dawud: „Der beste der Tabi c in im<br />

Isnad ist Qais ibnu Abi Hazim.“““ 2<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND ANALYSE<br />

Der Zustand von Qais (ra) lässt sich also wie folgt zusammenfassen:<br />

1, Die Allgemeinheit der Gelehrten sieht ihn als einen unzweifelhaften, höchst<br />

zuverlässigen Rawi an, sodass manche der Gelehrten sogar meinten, seine<br />

Überlieferung ist die beste aller Tabi c in.<br />

2, Wenn im Allgemeinen alle Gelehrten des Jarh und Ta c dil einen Rawi als<br />

zuverlässig erachten, ist dies ein hohes Zeugnis. Wenn dann einer dieser<br />

Gelehrten ihn als unzuverlässig betrachtet, so ist er derjenige der dafür einen<br />

sehr guten Grund haben muss. Man kann islamisch gesehen einen solchen<br />

Menschen nicht als unzuverlässig bezeichnen, außer mit einem sehr triftigen<br />

Grund.<br />

Nachdem all jene Gelehrten ihn als einen der besten Überlieferer beurteilen,<br />

kann ein Gegensätzliches Urteil nicht ohne weiteres akzeptiert werden. Der<br />

Grund für diese negative Beurteilung 3 muss sehr deutlich erklärt 4 sein und<br />

1 Tahdhibu-l-Kamal, 24: 15<br />

2 Tahdhibu-l-Kamal, 24: 13<br />

3 Im Arabischen al-Jarh<br />

4 Im Arabischen mufassar<br />

68<br />

...


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

fest stehen. Wenn nicht, könnte es genauso gut ein Fehler des Beurteilenden<br />

sein oder eine Übertreibung.<br />

Erst wenn dies alles fest steht, kann dieses Urteil betrachtet und analysiert<br />

werden, damit seine Richtigkeit oder Falschheit gezeigt wird.<br />

In diesem Falle sehen wir, dass nur von Yahya-bnu Sa c idin-il-Qattan (ra)<br />

derartiges überliefert wird. Seine Aussage könnten manche Leute als<br />

deutliche Kritik verstehen, wobei sie jedoch nicht deutlich ist, wie sich in<br />

Kürze zeigen wird.<br />

Von den anderen anerkannten Gelehrten dieser Wissenschaft aber, wird<br />

keine konkrete Kritik überliefert.<br />

3, Es wird lediglich noch erwähnt, dass einige Leute seine Riwayah nicht<br />

annahmen. Aber diese sind nicht mit Namen erwähnt und damit ist diese<br />

Anmerkung hinfällig. Denn wer sind diese Leute? Es können alle möglichen<br />

Personen sein.<br />

Weiter können es kaum die anerkannten und bekannten Gelehrten des Jarh<br />

und Ta c dil sein, denn von ihnen ist uns nur Positives über ihn bekannt.<br />

Dies zeigt klar, dass diese Leute von denen wir nicht genau wissen um wen es<br />

sich dabei konkret handelt, kein Gewicht in dieser Hinsicht haben. Denn<br />

wären sie bedeutende Leute dieser Wissenschaft, wäre uns deutliche Kritik<br />

von diesen Gelehrten überliefert. Aber das Gegenteil ist der Fall. Des<br />

Weiteren haben wir nicht einmal ihre Namen. Wir können also wie erwähnt,<br />

nicht das Urteil von jemandem nehmen, der uns nicht einmal konkret bekannt<br />

ist.<br />

4, Die Kritik jener Leute bezog sich darauf, dass er angeblich die Bid c ah des<br />

Nasb vertrat. Damit ist gemeint, dass er etwas gegen Aly (ra) hegt bzw. im<br />

schlimmeren Fall abfällig über ihn redet usw.<br />

Aber derjenige der ihre Aussage hier erwähnt, also Ya c qubu-bnu Schaibah,<br />

erklärte, dass Qais dafür bekannt war, Uthman Aly vorzuziehen. Das heißt, er<br />

vertrat keine Bid c ah sondern eine anerkannte Meinung. Diese Kritik wäre also<br />

ohnehin unberechtigt, selbst wenn sie uns sicher überliefert würde. Das<br />

Problem ist eher so zu formulieren, dass die Kritiker in diesem Fall die<br />

Übertreiber in die andere Richtung waren. Denn die bloße Annahme der oben<br />

erwähnten Meinung war bei ihnen schon eine Bid c ah.<br />

69


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

5, Von dem bisher gesagten ist also klar, dass es keinen Beweis gibt, dass Qais<br />

die Bid c ah des Nasb vertrat. Deshalb ist es auch nicht erlaubt ihn dieser Sache<br />

zu bezichtigen. Man kann ihn also nicht im Gegensatz zu all den positiven<br />

Bewertungen der Gelehrten ohne handfesten Beweis abwerten.<br />

Aber es gibt noch eine Sache die zuzüglich belegt, dass Qais sicher kein Nasibi<br />

war. Er überlieferte den Hadith der „Kilabu Hau’ab“. Dieser Hadith wurde aber<br />

von den Nasibah an sich nicht überliefert, weil ihn nämlich die Gegner der<br />

Nasibah für sich verwendeten.<br />

6, Selbst wenn jemand tatsächlich diese Bid c ah des Nasb vertritt, so muss<br />

folgendes klar sein: Diese Sache ist weit geringer als das was wir z.B. heute<br />

von den Schiiten sehen. Auch das damalige alte Schiitentum war bei weitem<br />

nicht das was es heute ist. Weder die Schiiten noch die Nasibah, also diese<br />

beiden gegensätzlichen Bid c ah-Richtungen, machten Takfir auf die Sahabah.<br />

Ebenso behaupteten sie nicht, dass einer von ihnen fehlerfrei wäre und der<br />

Glaube daran eine Grundlage des Iman darstellt.<br />

Aber mal angenommen, bei einem Überlieferer stünde fest 1 , dass er diese<br />

Bid c ah vertritt. Selbst dann ist es nicht in Ordnung, seine Überlieferung in<br />

jedem Falle abzulehnen. Denn wenn er hunderte oder sogar tausende Ahadith<br />

überlieferte, stand nach der Prüfung der Gelehrten fest ob er<br />

vertrauenswürdig war oder nicht. Wenn sie ihm also keine einzige Lüge<br />

nachweisen konnten, und auch keine groben Fehler, war seine Verlässlichkeit<br />

damit bestätigt.<br />

Wie zuvor beschrieben wäre die Frage dann nur noch, ob man von einem<br />

Mubtadi c den Hadith überliefert, wobei man ihn von anderen auch überliefern<br />

kann.<br />

Jemand der gerecht in seinem Urteil ist, würde diese Überlieferung sicher<br />

annehmen. Aber jemand der nur seiner schlechten Absicht nachgeht, um<br />

irgendeinen Kritikpunkt zu finden, wird seinen Neigungen folgen. Darüber<br />

hinaus wird er dies nur bei den Hadithen tun, die ihm nicht passen. Bei den<br />

1 Was bei Qais nicht der Fall ist, deshalb ist es auch falsch ihn diesbezüglich zu<br />

kritisieren. Aber hier handelt es sich um eine bloße Annahme.<br />

70


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Hadithen die er hingegen für seine eigene Bid c ah missbrauchen kann, hat er<br />

diese Art der Kritik schnell vergessen. 1<br />

7, Die zuvor erwähnte kritische Aussage von Yahya-bnu Sa c id al-Qattan war<br />

„Munkaru-l-Hadith“. „Munkar“ heißt sprachlich an sich „schlecht“ bzw.<br />

„abzulehnen“. Aber hier kommt es öfter zu einem Missverständnis. Denn<br />

einige der alten Gelehrten meinten mit einem Hadith Munkar, einen Hadith<br />

der nur von einer Kette überliefert wurde. Denn solche Ahadith waren bei den<br />

Gelehrten grundsätzlich zweifelhaft. Der Grund für diesen Zweifel lag in ihrer<br />

Erfahrung. Sie wussten, dass solche Ahadith oft nicht stimmen.<br />

Wenn aber andere Umstände diesen Hadith sicherten, konnte er durchaus als<br />

starker Hadith angenommen werden.<br />

Jedenfalls ist die bloße Tatsache, dass jemand solche Ahadith überliefert kein<br />

Zeichen seiner Schwäche. Jene Gelehrten meinten damit also nicht, dass sein<br />

Hadith grundsätzlich abzulehnen ist. Sie meinten, dass er einige solche<br />

Ahadith überlieferte. Mit dieser Aussage ist demnach nicht bezweckt, dass der<br />

Rawi nicht vertrauenswürdig ist.<br />

8, Yahya al-Qattan gilt bei den Gelehrten als ein Übertreiber, auch wenn er als<br />

einer der ganz großen Gelehrten dieser Wissenschaft zählt. Seine Kritik muss<br />

mit Vorsicht betrachtet werden. Speziell dann, wenn er allen anderen<br />

Gelehrten widerspricht.<br />

9, Al-Bukhari und Muslim waren die Führer in den Hadith-Wissenschaften zu<br />

ihrer Zeit. Die Gelehrten ihrer Zeit bekundeten Bukhari dies sehr häufig, wie<br />

sich noch im Detail zeigen wird.<br />

Sie und auch ihre Schuyukh von denen sie diese Ahadith überlieferten,<br />

wussten sehr genau über diese Überlieferer Bescheid. Sie kannten auch<br />

eventuelle Kritiken wenn es welche gab und konnten so noch viel besser<br />

abschätzen wie es wirklich um sie steht.<br />

Zudem kannten sie auch die anderen Gelehrten, welche diese Überlieferer<br />

beurteilten. Sie hatten also sehr detaillierte Informationen darüber, ob diese<br />

Kritik eines einzelnen Gelehrten berechtigt war oder ob sie unberechtigt war,<br />

wie alle anderen Gelehrten meinten.<br />

1 Das in diesem Punkt Erwähnte also alles unter der Annahme, dass man Qais diese<br />

Bid cah nachweisen könnte, aber das ist wie gesagt nicht der Fall.<br />

71


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Al-Bukhari und Muslim würden sich also auf einen solchen Menschen niemals<br />

stützen, es sei denn sie wären sicher, dass diese Kritik unberechtigt ist. Oder<br />

sie wussten, dass es sich dabei gar nicht um eine Kritik handelt, was aber<br />

heute viele Leute missverstehen.<br />

10, Wie erwähnt gab es nach Bukhari Gelehrte des Faches, welche einige<br />

Ahadith in seinem Werk kritisierten. So z.B. ad-Daraqutni (ra). Es ist mir aber<br />

nicht bekannt, dass einer dieser Kritiker z.B. Qaisu-bnu Abi Hazim als schwach<br />

aburteilte. Aus dieser Tatsache kann man ersehen, dass das eben über Qais<br />

Gesagte stimmt. Da kein einziger dieser Gelehrten, wobei sie die Besten ihres<br />

Faches waren, diese Kritik als berechtigt ansah.<br />

Wenn nun jemand behauptet, sie hätten dies nur gemacht, weil sie Bukhari<br />

nicht kritisieren wollten, so ist dies völlig absurd, da sie nämlich genau dies<br />

taten. Ihre Absicht war ja in ihren Werken der Kritik jeden Hadith anzuführen,<br />

der für sie in irgendeiner Weise die Bedingungen von Bukhari nicht erfüllte.<br />

EINE NEUE KRITIK VON EINEM NEUEN KHARIJI. DER MUHADDITH DER IBADIYYAH<br />

Mit einer neuen Kritik an Qais kam der zeitgenössische Muhaddith der<br />

Ibadiyyah im Oman auf. Jene Ibadiyyah sind eine Splittergruppe der Khawarij,<br />

welche jedoch zudem noch philosophisch beeinflusst sind. Sie befinden sich<br />

heute vorwiegend im Oman, wo diese Sekte die Staatsreligion darstellt, aber<br />

auch z.B. in Nordafrika. Diese Gruppe vertritt zahlreiche abscheuliche Bida c .<br />

So meinen sie z.B., dass der Qur’an erschaffen sei und lehnen die Ru’yah ab.<br />

Natürlich tragen sie auch den Kerngedanken der Khawarij, dass ein Mensch<br />

durch eine große Sünde <strong>zum</strong> Kafir wird und damit vom Islam abfällt.<br />

Ihr Muhaddith Ali al-Hijri ist ein Beispiel für jemanden, der einfach nach jeder<br />

möglichen Kritik sucht, um dann abzulehnen was ihm nicht gefällt. Der Hukm<br />

von so jemandem wurde schon weiter oben beschrieben.<br />

Neben seiner unehrlichen Grundeinstellung und seinem Kritikwahn übersieht<br />

er aber immer wieder einige Dinge. Er ist sich seiner Kritik zu sicher, wie das<br />

folgende Beispiel zeigt.<br />

In Bezug auf Qais meint er, dass dieser Überlieferer abzulehnen ist, weil er<br />

gegen Ende seines Lebens senil wurde. Al-Hijri erklärt weiter, dass man eine<br />

Riwayah von ihm also nicht akzeptieren kann, wenn man nicht weiß, wann<br />

diese genau überliefert wurde. Kennt man also den Zeitpunkt der<br />

Überlieferung von ihm nicht, wäre es möglich, dass diese Überlieferung von<br />

ihm zur Zeit seiner Senilität stattfand und damit hinfällig wäre.<br />

72


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Diese Schubhah ist eigenartig. Deshalb ist wahrscheinlich vorher auch<br />

niemand damit gekommen. Man kann dazu folgendes sagen:<br />

1, Die Grundregel bei den Gelehrten war, dass ein anerkannter Muhaddith<br />

von seinem Lehrer niemals kommentarlos etwas überliefert, wenn er bei ihm<br />

einen Zustand wie die Senilität erkennt. Wenn einen Rawi dies traf, waren<br />

klarerweise die Schüler die ersten die dies mitbekamen.<br />

Es ist also unsinnig so zu argumentieren. Denn gerade von diesen Schülern<br />

wissen wir ja, dass ihr Schaikh zu einem gewissen Zeitpunkt senil wurde.<br />

2, Deshalb erwähnten diese Schüler solche Umstände bei ihrer Beurteilung.<br />

Aus diesem Grund finden wir solche Umstände bei den Gelehrten des Jarh<br />

und Ta c dil vermerkt.<br />

Al-Hijri hat die Angelegenheit also umgedreht. Der Grundsatz ist, dass wenn<br />

ein Überlieferer wirklich senil war, wir dies in den Büchern nachschlagen<br />

können. Dort ist dann von den Gelehrten dieser Wissenschaften vermerkt,<br />

wer von ihm während seiner Senilität Hadithe überliefert hat und dass diese<br />

zu meiden sind.<br />

Die Gelehrten wussten also genau Bescheid über die Überlieferer. Wenn eine<br />

Überlieferung wirklich zu jenem Zeitpunkt überliefert wurde, finden wir dazu<br />

eine Anmerkung bei ihnen. Aber nicht wie der Ibadi meint, dass man nun<br />

jeden einzelnen Hadith von Qais verwerfen muss, weil man nicht weiß wann<br />

genau er überliefert wurde. Nur in der Welt solcher Mubtadi c ah sind die Dinge<br />

so einfach, was ihnen ihre „Arbeit“ natürlich, gemäß ihrer Vorstellungen,<br />

enorm erleichtert.<br />

3, Der Ibadi hat einen groben Fehler in seinen Recherchen gemacht. Wir<br />

wissen nämlich in diesem speziellen Fall ganz genau, dass diese Überlieferung<br />

nicht in der Zeit der Senilität von Qais stattfand. Derjenige von dem<br />

überliefert wird, dass Qais mit 102 Jahren senil wurde, ist sein Schüler Ismailubnu<br />

Abi Khalid selbst.<br />

Genau dieser Mann, Ismail, überlieferte nun auch den betreffenden Hadith<br />

über die Ru’yah. Wie könnten wir also nun sagen, dass es nicht möglich ist<br />

festzustellen wann der Hadith überliefert wurde, wo doch der Überlieferer<br />

selbst uns mitgeteilt hat, dass Qais mit 102 senil wurde!<br />

Damit ist diese Schubhah eindeutig widerlegt. Damit wurde auch ein Beispiel<br />

gezeigt, wie die Überlieferer der Sahihain und anderer Bücher der Sunnah<br />

unberechtigter Kritik ausgesetzt wurden. Ebenso wurde deutlich, welch<br />

73


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

detailliertes Wissen die großen Gelehrten des Hadith bei der Beurteilung der<br />

Überlieferer heranzogen. Leute wie al-Bukhari und Muslim hatten natürlich<br />

ein viel klareres Bild über jene Überlieferer, als wir es heute je haben können.<br />

Man muss bedenken, dass sie ihr ganzes Leben lang umherreisten, auf der<br />

Suche nach solchen Informationen. So lernten sie die Überlieferer und auch<br />

die Leute um diese Überlieferer herum persönlich kennen.<br />

Der Zweifel an der Sunnah ist der Zweifel am<br />

Qur’an<br />

Wie soll es trotz dieser Methode möglich sein, dass ein großer Überlieferer<br />

etliche Ahadith erlügt und dies nicht auffällt? Es ist völlig unmöglich, dass er<br />

und etliche andere, die denselben Hadith überliefern, immer diesen selben<br />

Hadith, vielleicht noch mit identischem Wortlaut erlügen. Erst recht wenn<br />

man bedenkt, dass die Anzahl der Überlieferer beträchtlich war und sie zu<br />

verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten lebten. Sehr viele von ihnen,<br />

welche denselben Hadith überlieferten, hatten sich niemals kennengelernt.<br />

Wie könnte es dann erst möglich sein, dass so jemand etliche Ahadith erlügt<br />

und dies nicht auffällt oder gar die ganze Sunnah oder ihr Großteil erlogen ist?<br />

Kein Mensch mit Iman kann dies aussagen. Wie kann so jemand noch<br />

behaupten an den Qur’an und seine korrekte Überlieferung zu glauben?<br />

Jemand der die gesamte Sunnah anzweifelt und auch nur die Möglichkeit in<br />

Erwägung zieht, dass quasi alle Überlieferer Lügner und Betrüger waren, kann<br />

niemals an die Authentizität des Qur’an glauben. Die ist aus islamischer Sicht<br />

deutlicher Kufr.<br />

Wer diese Überlieferungen ablehnt, der hat jeglicher Vernunft widersprochen.<br />

Tatsache ist, er will große Teile dieses Din nicht akzeptieren und sucht deshalb<br />

nach etwaigen Begründungen. Diese Gegner des Islam lehnen Dinge ab, die<br />

ohne den geringsten Zweifel aus dem Munde des Propheten (sas) kamen.<br />

Man muss sich vor Augen halten, dass selbst die meisten Orientalisten nicht<br />

anzweifeln würden, dass diese Dinge unbestreitbare historische Tatsachen<br />

sind. Dabei handelt es sich um Juden, Christen oder Atheisten, welche sich<br />

grundsätzlich nicht <strong>zum</strong> Islam bekennen!<br />

74


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Kann sein, dass der eine oder andere von ihnen diese Tatsachen aus Hass<br />

gegenüber dem Islam doch leugnet. Aber die Menschen sind heutezutage<br />

sehr auf die wissenschaftlichen Methoden getrimmt. Bei ihnen zählt nur die<br />

Empirik. Wenn man diese Sachverhalte den westlichen Historikern und<br />

Orientalisten gut analysiert präsentiert und die Verdrehungen und<br />

Scheinbeweise vieler Orientalisten wie die Goldzihers und anderer entblößt,<br />

kann man damit rechnen, dass so gut wie niemand von ihnen die<br />

Authentizität der Sunnah bestreiten würde. Jene die sie aber doch bestreiten<br />

würden, hätten sich damit vor der versammelten Szene ihrer eigenen<br />

Gelehrten lächerlich gemacht. Wie sollen sie diese Art der Überlieferung<br />

anzweifeln? Sie würden damit ihre gesamte Geschichtsschreibung mit einem<br />

mal restlos diskreditieren.<br />

Die Mehrheit nicht-muslimischer Historiker zweifelt diese Authentizität nicht<br />

an. Und wenn man die Unklarheiten darüber beseitigen würde, wären die<br />

Zweifler unter ihnen sicher eine unbedeutende Minderheit. Sie glauben nicht,<br />

dass Muhammad (sas) ein Prophet war, aber sie bestreiten nicht, dass er<br />

diese Dinge gesagt hat.<br />

Was ist dann mit Leuten wie den Schiiten? Welcher Gegensatz <strong>zum</strong> Islam<br />

muss in ihrem Verständnis sein, um zu leugnen was Nicht-Muslime nicht<br />

leugnen?!<br />

Wie schlimm ist es erst um sie bestellt, wenn sie ganz unverschämt und offen<br />

nicht nur die gesamten Überlieferer und die unbestreitbaren Tatsachen<br />

ableugnen, sondern gleich die ersten Überlieferer, die Sahabah (ra), quasi in<br />

ihrer Gesamtheit als Lügner und Abtrünnige bezeichnen?<br />

Leute, die diesen Din <strong>zum</strong> Sieg geführt haben, an der Seite des Propheten<br />

(sas) selbst. Leute, die mit der Zunge und mit der Hand kämpften, damit<br />

dieser Din uns heute unverfälscht erreicht. Menschen also, die in einer<br />

unbestreitbaren Anzahl von Überlieferungen von Allah und seinem Gesandten<br />

(sas) gelobt wurden.<br />

Wie kann jemand behaupten, dass die erste und <strong>zum</strong> Propheten (sas) nächste<br />

Generation der letzte verlogene Verschwörer-Abschaum war? Was wäre dies<br />

dann für eine Ummah? Wie könnte dies sein, wo die prophetischen<br />

Überlieferungen uns doch klar sagen, dass die Menschen, in ihrer<br />

Allgemeinheit betrachtet, umso schlechter werden, je weiter sie von ihrem<br />

Propheten (sas) entfernt sind.<br />

75


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Wie kann es sein, dass Allah dann im Qur'an über so eine Gemeinschaft sagt:<br />

ِﻪﱠﻠﻟﺎِﺑ َنﻮُﻨ ِ ﻣْﺆُـﺗ و َ<br />

ِﺮَﻜْﻨ ﻤْﻟا ُ ِﻦَﻋ َن ﻮْ ﻬْ َـﻨَـﺗ و َ ِ فوﺮْﻌ ُ ﻤْﻟﺎِﺑ َ َنو ﺮُ ﻣْﺄَﺗ ُ ِسﺎﱠﻨﻠِﻟ ْﺖ ﺟِﺮْﺧُأ َ ٍ ﺔﱠﻣُأ ﺮَ ـﻴَﺧ ْ ﻢُﺘْﻨُﻛ ْ<br />

„Ihr seid die beste Gemeinschaft die je unter den Menschen hervorgebracht<br />

wurde. Ihr gebietet das Gute und verbietet das Schlechte und habt Iman an<br />

Allah.“ 1<br />

Laut Aussage der Schiiten sind die Allerersten das Allerletzte und das was<br />

danach kommt ist noch schlechter und schlechter. Bei unserem Herrn, welch<br />

ein Widerspruch zu diesem Din!<br />

Möge Allah sie rechtleiten aus ihrem tiefen Irrweg, vor allem jene, die die<br />

Rechtleitung suchen und sie auch wollen. Möge Er uns vor dem Übel jener<br />

beschützen, die den Kufr begehren, Amin.<br />

Dadurch können wir nun auch die immer wiederkehrende Haltung der<br />

Gelehrten verstehen, genau wie Ibnu Taimiyyah 2 (ra) auch im Folgenden<br />

schildert:<br />

DAS URTEIL ÜBER QUR'ANIYYIN UND DIE HEUTIGEN SCHIITEN<br />

Ibnu Taimiyyah (ra) sagte:<br />

ﺮﺸﻋ ﺔﻌﻀﺑ نﻮﻐﻠﺒﻳ ﻼﻴﻠﻗ اﺮﻔﻧ ﻻإ مﻼﺴﻟاو ةﻼﺼﻟا ﻪﻴﻠﻋ ﷲا لﻮﺳر ﺪﻌﺑ اوﺪﺗرا ﻢأ ﻢﻋز نأ ﱃإ ﻚﻟذ زوﺎﺟ ﻦﻣ ﺎﻣأو<br />

ﺎﺿﺮﻟا<br />

ﻦﻣ ﻊﺿﻮﻣ ﲑﻏ ﰲ نآﺮﻘﻟا ﻪﺼﻧ ﺎﳌ بﺬﻛ ﻪﻧﻷ ﻩﺮﻔﻛ ﰲ ﺎﻀﻳأ ﺐﻳر ﻻ اﺬﻬﻓ ﻢﻬﺘﻣﺎﻋ اﻮﻘﺴﻓ ﻢأ وأ ﺎﺴﻔﻧ<br />

بﺎﺘﻜﻟا ﺔﻠﻘﻧ نأ ﺔﻟﺎﻘﳌا ﻩﺬﻫ نﻮﻤﻀﻣ نﺈﻓ ﲔﻌﺘﻣ ﻩﺮﻔﻛ نﺈﻓ اﺬﻫ ﻞﺜﻣ ﺮﻔﻛ ﰲ ﻚﺸﻳ ﻦﻣ ﻞﺑ ﻢﻬﻴﻠﻋ ءﺎﻨﺜﻟاو ﻢﻬﻨﻋ<br />

نﺎﻛ لوﻷا نﺮﻘﻟا ﻮﻫ ﺎﻫﲑﺧو { سﺎﻨﻠﻟ ﺖﺟﺮﺧأ ﺔﻣأ ﲑﺧ ﻢﺘﻨﻛ } ﻲﻫ ﱵﻟا ﺔﻳﻵا ﻩﺬﻫ نأو قﺎﺴﻓ وأ رﺎﻔﻛ ﺔﻨﺴﻟاو<br />

ﻢﻠﻌﻳ ﺎﳑ اﺬﻫ ﺮﻔﻛو ﻢﻫراﺮﺷ ﻢﻫ ﺔﻣﻷا ﻩﺬﻫ ﻲﻘﺑﺎﺳ نأو ﻢﻣﻷا ﺮﺷ ﺔﻣﻷا ﻩﺬﻫ نأ ﺎﻮﻤﻀﻣو ﺎﻗﺎﺴﻓ وأ ارﺎﻔﻛ ﻢﻬﺘﻣﺎﻋ<br />

مﻼﺳﻹا ﻦﻳد ﻦﻣ راﺮﻄﺿﺎﺑ<br />

ﻢﻬﺒﻫﺬﲟ نوﱰﺘﺴﻳ ﺎﳕإ ﺔﻗدﺎﻧﺰﻟا ﺔﻣﺎﻋو ﻖﻳﺪﻧز ﻪﻧأ ﲔﺒﺘﻳ ﻪﻧﺈﻓ لاﻮﻗﻷا ﻩﺬﻫ ﻦﻣ ءﻲﺷ ﻪﻴﻠﻋ ﺮﻬﻇ ﻦﻣ ﺔﻣﺎﻋ ﺪﲡ اﺬﳍو<br />

1 Surah Ali cImran: 110<br />

2 (661-728 n.H.) Einer der hervorragendsten Gelehrten der islamischen Geschichte. Er<br />

war bekannt für sein außerordentliches Wissen in den diversen Wissenschaften des<br />

Islam und jenen Wissensgebieten die damit direkt oder indirekt zu tun haben (wie die<br />

verschiedenen Sprachwissenschaften usw.). Ibnu Taimiyyah wird deshalb häufig mit<br />

der Bezeichnung Schaikhu-l-Islam betitelt.<br />

76


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

" … und was denjenigen betrifft, der darüber noch hinausgeht und<br />

behauptet, dass sie 1 nach dem Propheten (sas) vom Islam abgefallen sind,<br />

außer einigen wenigen die sich vielleicht auf etwas mehr als zehn belaufen,<br />

oder sie im Allgemeinen als Frevler bezeichnet, so gibt es keinen Zweifel an<br />

seinem Kufr.<br />

Da dies ein Lüge über die Texte des Qur'an an verschiedenen Stellen<br />

darstellt. (Jene Texte z.B.) über die Zufriedenheit Allahs mit den Sahabah<br />

und sein Lob ihnen gegenüber. Nein, es ist sogar so, dass der Kufr jemandes,<br />

der bloß am Kufr einer solchen Person zweifelt, eine Tatsache wird.<br />

Denn der Inhalt dieser Aussage ist, dass die Überlieferer des Qur'an und der<br />

Sunnah Kuffar oder Fussaq waren und dass die (erwähnten Personen) in der<br />

Ayah: Ihr seid die Beste aller Gemeinschaften, die je aus den Menschen<br />

hervorgebracht wurde – und die Besten dieser Ummah sind ihre Ersten – in<br />

ihrer Allgemeinheit Kuffar waren. Und ebenso, dass diese Ummah die<br />

schlechteste aller Gemeinschaften ist und die Ersten dieser Ummah die<br />

Schlechtesten sind.<br />

Der Kufr von jemandem, der so etwas sagt, ist von den Dingen die zwingend<br />

vom Islam gewusst werden müssen.<br />

Deshalb findet man im Allgemeinen denjenigen, bei dem sich etwas hiervon<br />

zeigt 2 , deutlich als Zindiq 3 vor und die Mehrzahl der Zanadiqah verstecken<br />

sich nur hinter ihrem Madhhab 4 ." 5<br />

Hieraus wird also klar ersichtlich welche Haltung die Gelehrten im Konsens<br />

gegenüber solchen Personen hatten, welche die Sunnah ablehnten. Dies ist<br />

von den Gelehrten seit der Frühzeit des Islam in etlichen Texten überliefert.<br />

Die Qur'aniyyun welche die Sunnah vollständig ablehnen sind hiermit ohne<br />

irgend einen Zweifel Kuffar. Ob sie sich nun selbst als Muslime betrachten<br />

1 Die Sahabah (ra).<br />

2 von diesen Überzeugungen, Aussagen und Handlungen wie das Beschimpfen der<br />

Sahabah.<br />

3 heuchlerischer Kafir.<br />

4 Denkrichtung. Er meint, sie sind Munafiqun (Heuchler), die ihren Kufr nur hinter<br />

diesen Gedanken verbergen.<br />

5 „as-Sarimu-l-maslul", Kapitel über die Beschimpfung der Sahabah.<br />

77


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

oder meinen an den Qur'an zu glauben, ist dabei völlig belanglos. Denn jeder<br />

Muslim muss zwingend von diesem Qur’an und dem gesamten Din wissen,<br />

dass Allahu ta c ala die Sunnah zur bindenden Rechtsquelle gemacht hat.<br />

Ebenso die Schiiten, welche dies glauben. In der heutigen Realität kann man<br />

sagen, dass alle Schiiten im Allgemeinen glauben, dass die Sahabah (ra)<br />

<strong>zum</strong>indest Fussaq waren und dass quasi die gesamten Überlieferungen<br />

verfälscht und erlogen sind. Das ist auch selbstverständlich, da tausende<br />

dieser Überlieferungen ihrem Din widersprechen.<br />

Außerdem weiß jeder, der die Überzeugungen der Schiiten näher kennt, dass<br />

diese Überzeugungen sicher den Takfir der Allgemeinheit der Sahabah (ra)<br />

bedeuten. Einigen Schiiten ist dies, auf Grund ihrer Unwissenheit über den<br />

eigenen Din, nicht klar oder sie lügen einfach und meinen die Sahabah wären<br />

bei ihnen Muslime. Dieses Lügen für einen "guten" Zweck ist bei ihnen nicht<br />

ungewöhnlich, es ist bei ihnen gang und gäbe. Dabei handelt es sich um das<br />

Prinzip der sogenannten Taqiyyah 1 .<br />

Das Mindeste was die Rafidah also heute in ihrer Allgemeinheit sagen ist, dass<br />

die Sahabah (ra) im Großen und Ganzen Fussaq waren, wobei sie noch viele<br />

Dinge über sie sagen, die unweigerlich den Kufr der Sahabah zur Folge haben.<br />

Da sie jedoch zusätzlich dazu nicht die geringste Ahnung von den Fragen des<br />

Iman und Kufr haben, ist ihnen diese Tatsache nicht klar.<br />

Deshalb sind sie allein wegen ihrer Haltung gegenüber den Sahabah (ra) keine<br />

Muslime. Da sie dies größtenteils glauben, kann und muss man auch dieses<br />

allgemeine Urteil über sie fällen. Wobei es nicht auszuschließen ist, dass es<br />

hier und da jemanden gibt der sich Schiite nennt, aber diese Ansichten nicht<br />

teilt. Aber die Urteile der Schari c ah in der Realität können sich nicht auf solche<br />

Ausnahmefälle beziehen 2 . Es wäre also niemals möglich einer Gemeinschaft<br />

mit offensichtlichen Gemeinsamkeiten ein gegensätzliches Urteil zu geben,<br />

1 Auch für dieses Thema sei auf das zuvor erwähnte <strong>Buch</strong> über die Widerlegung der<br />

Grundlagen der Schiiten verwiesen.<br />

2 Hiermit ist natürlich nur das äußerliche Urteil (al-Hukmu-dh-dhahir) in den Gesetzen<br />

des Diesseits (Ahkamu-d-Dunya) gemeint. Es geht also nicht um das tatsächliche Urteil<br />

(al-Hukmu-l-batin) in den Gesetzen des Jenseits (Ahkamu-l-Akhirah). Ein Mensch kann<br />

also äußerlich, aus unserer Sicht das Urteil seiner Gemeinschaft annehmen, während<br />

er aber tatsächlich, im Wissen Allahs dieses Urteil nicht teilt.<br />

78


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

weil unter Umständen einige Einzelpersonen diese Gemeinsamkeiten nicht<br />

teilen.<br />

Hinzuzufügen ist hier, dass die Schiiten seit vielen Jahrhunderten noch<br />

weitere Handlungen durchführen, die dem Islam in seinen Grundzügen<br />

widersprechen. Seit langem gesellt sich bei ihnen zu den beschriebenen<br />

Gedanken auch die Ausübung des deutlichen Schirk in der Rububiyyah und<br />

der Uluhiyyah. Sie rufen Ali (ra), Hasan (ra), Husain (ra) und Fatimah (ra) direkt<br />

an und erbitten von ihnen was nur von Allah erbeten werden darf. Ebenso<br />

praktizieren sie Schirk bei den Gräbern ihrer Gelehrten und haben einen<br />

extremen Heiligenkult.<br />

Dies ist ihr Zustand seit vielen Jahrhunderten. Wie verhält es sich dann erst in<br />

der Gegenwart, wo sie zu diesem Schirk auch noch den Schirk des Hukm und<br />

Taschri c1 massiv ausüben? Diese Form des Schirk hat sich seit einiger Zeit in<br />

der Welt sehr stark ausgebreitet, egal ob bei den sogenannten Sunniten oder<br />

den Schiiten. Aber auch zu diesem Thema muss auf andere Schriften<br />

zurückgegriffen werden, die darauf im Detail eingehen.<br />

Dass die Sunnah im Allgemeinen eine Verpflichtung<br />

darstellt, ist ohnehin selbstverständlich<br />

An dieser Stelle soll nur ein kurzer Hinweis eingebracht werden, da die<br />

Verpflichtung der Annahme der Sunnah für jeden Muslim als eine Selbstverständlichkeit<br />

angesehen werden muss. Es muss klar sein, dass jeder, der die<br />

Sunnah grundsätzlich ablehnt, kein Muslim sein kann.<br />

Auf die Beweise dafür kann in diesem <strong>Buch</strong> nicht im Detail eingegangen<br />

werden. Sie werden hier vorausgesetzt. Auf die Widerlegung der Qur'aniyyin<br />

welche die gesamte Sunnah von Grund auf ablehnen, wird also hier nicht<br />

detailliert eingegangen. Die Tatsache, dass solche Leute noch weiter vom<br />

Islam entfernt und schlimmer in ihrer Heuchelei sind, ist für die meisten<br />

Menschen, die sich heute überhaupt Muslime nennen, ohnehin eine<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

1 Regentschaft und Gesetzgebung.<br />

79


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Die Beweise dafür sind sehr zahlreich und leicht verständlich. Davon sollen in<br />

Kürze nur Folgende andeutungsweise erwähnt werden.<br />

1, Es ist ohnehin selbstverständlich, dass dieser Din weiter überliefert werden<br />

muss. Das muss jeder Muslim wissen, ohne auch nur eine Ayah des Qur’an<br />

gehört zu haben. Diese Tatsache ist schon alleine durch die vorhergehenden<br />

Umam 1 , wie die Gemeinschaft von Musa (as) und Isa (as) 2 völlig klar.<br />

Es ist ein selbstverständliches Grundprinzip, dass die Botschaft des jeweiligen<br />

Propheten weitergeleitet werden muss. Wie sollte sie sonst jemals andere<br />

Personen erreichen, die diesen Propheten (as) nie getroffen haben?<br />

Deshalb sagt Allah auch im Qur’an, dass er Muhammad (sas) zur ganzen<br />

Menschheit entsandt hat. Wie soll er zur ganzen Menschheit gesandt worden<br />

sein, ohne dass dieser Din von ihm überliefert wird? Da er nicht jeden<br />

einzelnen Menschen bis <strong>zum</strong> letzten Tag getroffen hat, ist dies unmöglich.<br />

Dies muss demnach jedem Muslim zwingend vom Islam klar sein.<br />

2, Ohne die Sunnah ist es gar nicht möglich die verschiedenen Anweisungen<br />

im Din korrekt durchzuführen, da der Qur’an in den meisten Dingen nur<br />

allgemein gehalten ist. Die Sunnah erklärt ihn. So gibt es im Qur’an etliche<br />

Anweisungen, ohne nähere Erklärung zur genauen Durchführung. Ohne diese<br />

Erklärung ergäben diese Ayat 3 nicht den gewünschten Sinn.<br />

Den Din kann man also nur dann so leben wie Allah es eigentlich wünscht,<br />

wenn man die Sunnah kennt und lebt. Die Sunnah ist der gelebte Qur’an.<br />

3, Allah sagt klar im Qur’an:<br />

َنو ﺮﱠﻜَﻔَ ُ ـﺘـﻳ َ ﻢْ ﻬﱠﻠ ُ ﻌَﻟ َ و َ ﻢِﻬ ْ ﻴَﻟِإ ْ َلﱢﺰُـﻧ ﺎﻣ َ ِسﺎﱠﻨﻠ ِﻟ ﻦﱢﻴ َ ـﺒُﺘ َ<br />

ِﻟ 80<br />

ﺮْﻛﱢﺬﻟا َ َﻚ ﻴَﻟِإ ْ ﺎَﻨْﻟ ﺰْ َـﻧَأ وَ<br />

„Und wir haben zu dir ad-Dhikr 4 herab gesandt, auf dass du den Menschen<br />

erklärst was zu ihnen herab gesandt wurde. Hoffentlich denken sie nach.“ 5<br />

1 Gemeinschaften. Pl. Von Ummah.<br />

2 Moses und Jesus<br />

3 Verse<br />

4 die Erinnerung<br />

5 Surah an-Nahl: 44


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Aus der Ayah ist klar ersichtlich, dass Allah dem Propheten (sas) etwas<br />

offenbart hat, mit dem er den Menschen erklärt was zu ihnen herabgesandt<br />

wurde. Dabei handelt es sich um die Sunnah, welche den Qur’an näher<br />

erklärt. Sie erklärt im Detail, was im Qur’an allgemein gehalten wurde.<br />

4, Alle Ayat in denen Allah uns befiehlt Ihm und dem Propheten (sas) zu<br />

gehorchen, sind ebenso ein klarer Beweis für die Verpflichtung an der Sunnah<br />

festzuhalten. Wobei zu beachten ist, dass Allah dies manchmal sprachlich<br />

auch trennt um klar darauf hinzuweisen, dass man auf der einen Seite Allahs<br />

Rede folgen muss, genau wie man auf der anderen Seite der Rede des<br />

Propheten (sas) folgen muss. Manchmal wird der Gehorsam <strong>zum</strong> Propheten<br />

(sas) hierbei auch speziell erwähnt.<br />

So sagt Allah z.B.:<br />

َأو َ َﻪﱠﻠﻟا اﻮُﻌﻴ ِ ُﻦﻴِﺒ ﻤْﻟا ُ ُغ َﻼ َﺒْﻟا ﺎَﻨ ﻃَأو َ ِﻟﻮﺳُ ر َ ﻰَﻠَﻋ ﺎﻤﱠﻧَأ َ اﻮﻤَﻠْﻋﺎَﻓ ُ ﻢُﺘ ْ ﻴﱠﻟ ْ ﻮَـﺗ َ ْنِﺈَﻓ اورَﺬ ُ ﺣا ْ و َ َلﻮ ﺳﱠﺮﻟا ُ اﻮُﻌﻴ ِ ﻃ<br />

„Und gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und seid auf der Hut.<br />

Und wenn ihr euch abwendet so wisset, dass unserem Gesandten nichts als<br />

die Verkündung auferlegt ist.“ 1<br />

ِﺣ ر َ رﻮُﻔَﻏ ٌ ُﻪﱠﻠﻟاو َ ﻢُﻜ ْ َﺑﻮُﻧُذ ﻢُﻜَﻟ ْ ﺮْ ِ ﻔْﻐـﻳ َو َ ُﻪﱠﻠﻟا ﻢُﻜ ُ ﺒِﺒ ْ ﺤْ ُﻳ ﻲِﻧﻮ ُﻌِﺒﱠﺗﺎَﻓ َﻪﱠﻠﻟا َنﻮﱡﺒ ِ َﻪﱠﻠﻟا اﻮُﻌﻴ 31)<br />

ﻢﻴ ٌ ﺤُﺗ ﻢُﺘْﻨُﻛ ْ ْنِإ ﻞُﻗ ْ ِ ﻃَأ ﻞُﻗ ْ (<br />

ﱡﺐ ِ َﻦ ﻳِﺮ ﺤُﻳ ﻻ َ َﻪﱠﻠﻟا ﱠنِﺈَﻓ اﻮﱠﻟ ْ ﻮَـﺗ َ ْنِﺈَﻓ َلﻮ ﺳﱠﺮﻟا ُ وَ<br />

ِ ﻓ ﺎَﻜ ْﻟ ا<br />

„Sprich. Wenn ihr Allah (wirklich) liebt so folgt mir. Dann wird Allah euch<br />

lieben und euch eure Sünden vergeben. Allah ist sehr vergebend und<br />

barmherzig. Sprich, Gehorcht Allah und dem Gesandten. Und wenn sie sich<br />

abwenden so liebt Allah die Kafirin nicht.“ 2<br />

ِ ﻪﱠﻠﻟا ﻰَﻟِإ ُﻩوﱡد ﺮَ ُـﻓ ٍ ءﻲَﺷ ْ<br />

ﻲِﻓ ﻢُﺘْﻋَزﺎَﻨَـﺗ ْ ْنِﺈَﻓ ﻢُﻜْﻨ ْ ِ ﻣ ِﺮﻣَْ ْﻷا ﻲِﻟوُأ و َ َلﻮ ﺳﱠﺮﻟا ُ اﻮﻌﻴ ُ ِ ﻃَأو َ َﻪﱠﻠﻟا اﻮُﻌﻴ ِ ﻃَأ اﻮُﻨ ﻣَآ َ ﻦﻳ َ ِ ﺬﱠﻟا ﺎﻬﱡـﻳَأ َ ﺎَﻳ َﺧ َﻚ ِﻟَذ ِﺮ ِ ﺧَْ ﻵا ِ مﻮْ ـﻴْﻟا َ و َ ِ ﻪﱠﻠﻟﺎِﺑ َنﻮُﻨ ِ ًﻼﻳِوْﺄَﺗ ﻦ ﻣْﺆُـﺗ ﻢُﺘْﻨُﻛ ْ ْنِإ ِلﻮ ُ ﺴَ ﺣَأ ْ و َ ﺮٌ ـﻴ ْ<br />

ﺳﱠﺮﻟا ُ وَ<br />

„Oh ihr die ihr Iman habt. Gehorcht Allah und gehorcht seinem Gesandten<br />

und den Inhabern der Befehlsgewalt unter euch. Und wenn ihr in<br />

1 Surah al-Ma’idah: 92<br />

2 Surah Ali cImran: 31-32<br />

81


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

irgendeiner Sache uneinig seid dann führt sie zurück zu Allah und dem<br />

Gesandten wenn ihr an Allah und den letzten Tag Iman habt…“ 1<br />

Allah nennt hier den Gehorsam Ihm gegenüber (swt) und wiederholt die<br />

Anweisung nochmal sprachlich beim Gehorsam <strong>zum</strong> Propheten (sas).<br />

Während Er (swt) dies aber beim Gehorsam gegenüber den Leuten der<br />

Befehlsgewalt nicht erwähnt, worin ein klarer Beweis liegt, dass man ihnen<br />

nur gehorchen darf im Gehorsam gegenüber Allah und seinem Gesandten.<br />

Weiter ist dies ein klarer Beweis dafür, dass man alles vom Propheten (sas)<br />

nehmen muss, selbst wenn es nicht explizit im Qur’an steht, denn sonst hätte<br />

Allah sicher nicht mehrmals im Qur’an den Gehorsam <strong>zum</strong> Propheten (sas)<br />

separat erwähnt.<br />

Ebenso wird das Gesagte in der folgenden Ayah völlig klar:<br />

ِبﺎَﻘ اﻮُﻘﱠـﺗاو َ اﻮﻬَ ُـﺘْ ـﻧﺎَﻓ ُﻪْﻨَﻋ ﻢُﻛﺎ ْ ﻬَـﻧ َ ﺎﻣَ و َ ُﻩوُﺬُﺨَﻓ ُلﻮ ﺳﱠﺮﻟا ُ ﻢُﻛﺎَﺗَآ ُ ﺎﻣَ وَ<br />

ِ ﻌْﻟا ُﺪﻳ ِ ﺪَﺷ َﻪﱠﻠﻟا ﱠنِإ َﻪﱠﻠﻟا<br />

„Und was euch der Gesandte gibt 2 , so nehmt es. Und was er euch untersagt,<br />

so unterlasst es. Und fürchtet Allah. Wahrlich Allah ist hart im Bestrafen.“ 3<br />

Dies schließt alles ein was er anordnet, egal ob es im Qur’an steht oder nicht.<br />

Ebenso klar geht es aus folgenden Versen hervor:<br />

ﺎًﻈﻴ ِ ﻔﺣ َ ﻢِﻬ ْ ﻴَﻠَﻋ ْ َكﺎَﻨْﻠ ﺳَ رَأ ْ ﺎﻤَﻓ َ ﻰﱠﻟﻮَـﺗ َ ﻦْ ﻣَ و َ َﻪﱠﻠﻟا َعﺎَﻃَأ ْﺪَﻘَ ـﻓ َلﻮ ﺳﱠﺮﻟا ُ ِﻊ ِ ﻄُﻳ ﻦْ ﻣ َ<br />

„Wer dem Gesandten gehorcht, der hat (damit) Allah gehorcht. Und wer sich<br />

abwendet, so haben wir dich nicht als Beschützer über sie gesandt.“ 4<br />

ـﺘ َﺳﺎَﻓ<br />

ْ َكو ُءﺎﺟ َ ﻢْ ﻬُ ﺴُﻔْ َ ـﻧَأ اﻮﻤَﻠَﻇ ُ ْذِإ ﻢْ ﻬﱠـﻧَأ ُ ﻮَﻟ ْ و َ ِ ﻪﱠﻠﻟا ِنْذِﺈِﺑ َعﺎَﻄ ُﻴِﻟ ﱠﻻِإ ٍلﻮ ﺳُ ر َ ﻦْ ِ ﻢُ ﻬَﻟ ُ ﺮَﻔْﻐَ َ ـﺘﺳا ْ و َ َﻪﱠﻠﻟا اوﺮَﻔْﻐ ُ ﻣ ﺎَﻨْﻠ ﺳَ رَأ ْ ﺎﻣَ وَ<br />

ﺎﻤﻴ ً َﻪﱠﻠﻟا اوُﺪ ﺟَ ﻮَﻟ َ ُلﻮ ﺳﱠﺮﻟا ُ ِ ﺣر َ ﺎًﺑاﱠﻮَـﺗ „Und wir haben keinen einzigen Propheten entsandt, außer (mit dem Sinn<br />

bzw. Ziel), dass ihm gehorcht wird. Und wenn sie sie zu dir gekommen wären<br />

als sie sich selbst unrecht taten, und Allah um Vergebung gebeten hätten,<br />

1 Surah an-Nisa: 59<br />

2 bzw. anordnet.<br />

3 Surah al-Haschr: 7<br />

4 Surah an-Nisa': 80<br />

82


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

und (auch) der Gesandte für sie um Vergebung gebeten hätte, dann hätten<br />

sie Allah (sicher) sehr verzeihend und barmherzig vorgefunden.“ 1<br />

Allah hat alle Gesandten also überhaupt nur gesandt, auf dass ihnen gehorcht<br />

wird. Was würde es denn für einen Sinn machen Leute zu schicken, die seine<br />

Anweisungen überbringen, damit ihnen dann nicht gehorcht wird. Das ist<br />

völlig absurd.<br />

Wie widersprüchlich sind dann erst jene Nicht-Muslime, die sich Muslime<br />

nennen und Gesetze neben Allah erlassen oder jene, die dies gut heißen, oder<br />

ihnen sogar darin folgen, oder diese Tawaghit 2 darüber hinaus als Muslime<br />

ansehen.<br />

Wer das nicht versteht, der hat den Sinn der Entsendung eines Propheten<br />

nicht verstanden. Er weiß nicht, was jedes muslimische Kind unbedingt wissen<br />

sollte.<br />

Solche Ayat und Ahadith, welche eindeutig beweisen, dass die Sunnah<br />

bindend ist, gibt es viele. Wer auch immer dies leugnet, wie die Qur'aniyyun<br />

ist kein Muslim und dies muss jedem Muslim klar sein.<br />

5, Es ist vom Propheten (sas) tausendfach überliefert, dass er Dinge<br />

angeordnet hat, die nicht im Qur’an stehen. Wer also die Sunnah ablehnt,<br />

weist diese Überlieferungen alle zurück und ist damit ohne den geringsten<br />

Zweifel kein Muslim.<br />

Oder er gesteht ein, dass diese Überlieferungen stimmen. Wenn also der<br />

Prophet (sas) vor ihm stünde und ihm etwas befielt, würde er ihn fragen "Ist<br />

das eine Ayah vom Qur’an", und wenn er (sas) sagen würde „nein“, dann<br />

würde eine solche Person antworten "Dann mache ich es nicht". Damit wäre<br />

diese Person zweifelsohne genauso wie derjenige, der die Überlieferungen<br />

ableugnet, wenn nicht schlimmer.<br />

Dies war also ein kurzer Hinweis auf die unzähligen Beweise für diesen<br />

Grundsatz.<br />

1 Surah an-Nisa': 64<br />

2 Pl. Taghut<br />

83


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Eingehendere Erläuterung der Frage des<br />

Mutawatir und der Akhbaru-l-Ahad<br />

WAS MUTAWATIR UND KHABARU-L-AHAD BEDEUTET<br />

In den Büchern der Hadith-Wissenschaften und anderen Werken findet man<br />

in etwa folgende Definition für den Mutawatir-Hadith:<br />

"Ein Hadith der von einer großen Anzahl von Überlieferern überliefert wird,<br />

in jeder Stufe seines Sanad, sodass es in der Realität unmöglich ist, dass sie<br />

sich auf eine Lüge einigten."<br />

In weiterer Folge kann man sagen, dass bei den Gelehrten im Grunde alles<br />

was nicht Mutawatir ist, als der Khabar von Ahad 1 zu bezeichnen ist.<br />

Wenn der Hadith also z.B. von einer, zwei oder drei Personen überliefert wird,<br />

ist er ein solcher Hadith von Ahad. Auf die genaue Grenze und andere<br />

Angelegenheiten wird im Folgenden noch näher eingegangen.<br />

MUTAWATIR MA C NAWI UND MUTAWATIR LAFDHI<br />

Die Gelehrten trafen eine wichtige Unterscheidung. Einen Hadith, welcher von<br />

sehr vielen Leuten im gleichen Wortlaut überliefert wurde nannten sie<br />

Mutawatir lafdhi. Wenn eine Angelegenheit jedoch von sehr vielen Leuten,<br />

aber mit unterschiedlichem Wortlaut überliefert wurde, nannten sie die<br />

Überlieferung Mutawatir Ma c nawi.<br />

Die ist eine sehr wichtige Sache, denn die Ahadith, welche im exakt selben<br />

Wortlaut in dieser Art überliefert wurden sind relativ wenige, während jedoch<br />

sehr viele Angelegenheiten in verschiedenen Ahadith mit unterschiedlichen<br />

Wortlauten erwähnt werden und dadurch unmöglich abzulehnen sind.<br />

Dies Tatsache z.B., dass der Prophet (sas) beim Du c a‘ öfter die Hände hob.<br />

Auch wenn dies nicht in mehreren Ahadith mit dem exakt gleichen Wortlaut<br />

überliefert wurde, so ist die Tat selbst in unzähligen Ahadith erwähnt, womit<br />

die Sache völlig authentisch und zweifelsfrei ist. Jeder Muslim ist verpflichtet<br />

1 also als Überlieferung von Einzelpersonen...<br />

84


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

an die Richtigkeit dieser Inhalte zu glauben, sofern er überhaupt Kenntnis von<br />

diesen Überlieferungen hat.<br />

WAS DIE GELEHRTEN WIRKLICH MIT TAWATUR MEINTEN<br />

Manche fügten noch einige Dinge zur Definition hinzu oder formulierten sie<br />

anders. Diese Dinge haben keinen Bezug zu unserem Thema hier.<br />

Jedoch haben die Gelehrten mit ihrer Bewertung "Mutawatir" in der Regel<br />

lediglich gemeint, dass ein solcher Hadith auf Grund der Vielzahl der<br />

Überlieferer völlig authentisch ist. Der Begriff Mutawatir bezog sich bei ihnen<br />

nur auf die Stärke eines Hadith, welche von der Anzahl der Überlieferer<br />

gewonnen wird.<br />

Aber die folgende Tatsache ist der überwiegenden Mehrheit der Menschen,<br />

vor allem heute, überhaupt nicht bewusst:<br />

Die Gelehrten meinten nicht, ein Hadith könne unmöglich authentisch sein,<br />

außer durch die Anzahl der Überlieferer. Bei ihnen konnte ein Hadith noch<br />

durch andere Umstände völlig authentisch sein, auch wenn er nicht von einer<br />

sehr großen Zahl von Überlieferern weitergegeben wurde.<br />

Wenn nun ein Mensch nach Qur’an und Sunnah geht und versucht die<br />

Gelehrtenaussagen dementsprechend zu verstehen, hätte er kein Problem die<br />

Wahrheit in dieser Frage zu finden. Genau dies wäre auch die von Allah<br />

vorgeschriebene Methode. Aber die Leute folgen in der Regel den Aussagen<br />

der Gelehrten und machen sie <strong>zum</strong> obersten Gesetz.<br />

Nun ist es aber so, dass sie die Aussagen der Gelehrten oft falsch verstehen.<br />

Weil sie eben nicht <strong>zum</strong> Qur’an und zur Sunnah zurückkehren, bleibt es auch<br />

bei diesem falschen Verständnis. So ergibt es sich, dass ihnen die Rechtleitung<br />

verwehrt wird.<br />

Nach diesem Muster haben die meisten Menschen heute, ihren Din in der<br />

philosophischen Schule gelernt. Und wenn man die Aussagen der Leute<br />

betrachtet, die mit der verwerflichen Philosophie infiziert wurden, kann man<br />

bei ihnen folgende Unterteilung finden:<br />

• Ein Hadith der Mutawatir ist, also authentisch durch die Anzahl, hat das<br />

sichere Wissen zur Folge.<br />

• Ein Hadith, der nicht Mutawatir ist, also bei dem diese Anzahl nicht gegeben<br />

ist, hat kein sicheres Wissen zur Folge.<br />

85


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Diese Einteilung, welche man heute bei den meisten Menschen findet die sich<br />

<strong>zum</strong> Islam zählen, ist aber falsch. Sie ist eine abzulehnende Bid c ah, wie sich insha’a-llah<br />

noch sehr genau zeigen wird.<br />

Die Mehrheit der alten Gelehrten hingegen meinte etwas völlig anderes. Sie<br />

meinten, ein Hadith kann sehr wohl völlig authentisch sein, auch wenn er<br />

seine Stärke nicht aus der Vielzahl der Überlieferer gewinnt, sondern z.B. aus<br />

der Tatsache, dass diese Überlieferer zu den Besten überhaupt zählen, und<br />

eine Lüge bei ihnen ausgeschlossen ist.<br />

Wie zuvor beschrieben: Wenn tausende Gelehrte, hunderte oder tausende<br />

Überlieferungen einer Person geprüft und mit anderen verglichen haben und<br />

niemals eine Lüge feststellen konnten, sodass sich schließlich alle<br />

bedeutenden Muhaddithun über seine Güte einig waren, dann ist es nach<br />

realistischen Maßstäben völlig auszuschließen, dass er in diesem einen Hadith<br />

gelogen hat. Ebenso ist bei so einem Überlieferer auszuschließen, dass er in<br />

einer wichtigen Sache des Din einen schweren Fehler macht und etwas völlig<br />

falsches überliefert, oder einfach irgend etwas erzählt, dessen er sich nicht<br />

völlig sicher ist.<br />

In genau solchen Fällen hat uns Allah befohlen diese Überlieferung<br />

anzunehmen. Es ist also keine Frage von eigener Philosophie oder großen<br />

Denkansätzen, sondern ein von Allah vorgeschriebener Handlungsmaßstab.<br />

Dies wird sich aus zahlreichen Beweisen zeigen.<br />

Es gab also Gelehrte die durchaus sagten: "Ein Khabaru-l-Ahad kann das<br />

sichere Wissen nach sich ziehen 1 , selbst wenn er nicht Mutawatir ist"<br />

So kommt es, dass einige Gelehrte meinten: "Ein Khabaru-l-Wahid, der das<br />

sichere Wissen zur Folge hat, auf Grund von diversen Umständen, wird<br />

ebenfalls Mutawatir genannt, selbst wenn er nicht von dieser Anzahl<br />

überliefert wird"<br />

Dies, weil sich die Nomenklatur 2 , bei den Gelehrten unterschied. Bei dem<br />

einen ist also alles Mutawatir was authentisch ist, egal ob diese Authentizität<br />

nun durch die Anzahl der Überlieferer oder durch andere Aspekte entsteht.<br />

1 Im Arabischen: yufidu-l-Yaqin<br />

2 die Terminologie/Benennungen.<br />

86


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Bei so jemandem bezieht sich die Unterteilung demnach auf die Authentizität<br />

und nicht auf die Anzahl.<br />

Bei einem anderen hingegen ist alles was von einer solchen Anzahl überliefert<br />

wurde Mutawatir. Diese Einteilung bezieht sich somit auf die Anzahl, was<br />

nicht heißt, dass ein Nicht-Mutawatir bei einem solchen Gelehrten unmöglich<br />

authentisch sein kann.<br />

Alleine die Einteilung in „yufidu-dh-Dhann“ 1 und „yufidu-l-Yaqin“ ist eine<br />

Bid c ah, wenn man darauf eine derartig falsche Einteilung baut.<br />

Ein Blick auf diese Begriffe lässt sofort erahnen, dass sie philosophische<br />

Floskeln sind. Aber als diese Begriffe aufkamen, mussten die Gelehrten sie<br />

verwenden um zu zeigen, dass diese Vorgehensweise nicht korrekt ist.<br />

Denn die verschiedenen Mubtadi c ah kamen schließlich und lehnten von der<br />

Sunnah sehr viele Ahadith ab. Immer wenn ihnen ein Hadith widersprach,<br />

verwendeten sie einige bekannte Begründungen, aber vor allem diese Bid c ah.<br />

Sie sagten einfach: „Der Hadith hat nicht das völlig sichere Wissen zur Folge“.<br />

So gab es viele Gelehrte, die von diesem Gedanken beeinflusst wurden und<br />

teilweise auch nicht wirklich die richtige Meinung darüber kennen lernten. Es<br />

gab sicher Zeiten und Orte, wo ein Mensch nur mit dieser Bid c ah-Ansicht<br />

aufwuchs und auch starb.<br />

So findet man unter vielen Gelehrten in der Geschichte die Ansicht, dass ein<br />

Khabaru-l-Ahad kein bindendes Argument in Glaubensfragen sei. Sie meinten,<br />

wenn der Hadith nicht Mutawatir ist, kann er in Glaubensfragen nicht<br />

verwendet werden. Er kann nur in Bezug auf Taten und Vorschriften usw.<br />

verwendet werden.<br />

Diese Einteilung ist aus islamischer Sicht eine völlig abzulehnende Neueinbringung.<br />

Sie ist in Wirklichkeit so verwerflich, dass Ibnu-l-Qayyim 2 (ra) sie<br />

einen Taghut nannte. Er erklärt, dass diese Bid c ah sehr viele Menschen in die<br />

1 Im Deutschen: Zeigt das unsichere Wissen an bzw. hat dieses zur Folge.<br />

2 Ibnu Qayyimi-l-Jauziyyah (691-751 n.H.). Einer der hervorragendsten Gelehrten der<br />

islamischen Geschichte. Er war der Schüler von Ibnu Taimiyyah (ra). Ebenso wie sein<br />

Lehrer war auch er bekannt für sein außerordentliches Wissen in den diversen<br />

Wissenschaften des Islam und jenen Wissensgebieten, die damit direkt oder indirekt<br />

zu tun haben (wie die verschiedenen Sprachwissenschaften usw.).<br />

87


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Irre geführt hat und dass sie und einige andere Bida c dem Islam vernichtenden<br />

Schaden zufügten.<br />

Wem auch immer dies anhand von Beweisen erklärt wird und er danach<br />

trotzdem nicht von dieser Bid c ah ablässt, hat jenen Taghut angebetet.<br />

In Wirklichkeit ist es so, dass jeder, der einen sicheren Hadith vom Propheten<br />

(sas) ablehnt, wobei er keinen richtigen Kritikpunkt an der Überlieferung hat,<br />

damit prinzipiell eine Kufr-Handlung durchgeführt hat. Im Folgenden werden<br />

auch die klaren Beweise dafür angeführt. Jeder der Iman hat und nur ein<br />

bisschen über diese Argumente nachdenkt, kann sie nach vernünftigen<br />

Maßstäben nicht ablehnen.<br />

Die Beweise, dass der Khabaru-l-Wahid ein<br />

Argument 1 im Din ist<br />

Bei diesem Kapitel kann es sich wie bei anderen in diesem <strong>Buch</strong> nur um eine<br />

oberflächliche Betrachtung handeln, da dies ein großes Thema ist und den<br />

Rahmen des <strong>Buch</strong>es sprengen würde. Es wäre ohne weiteres möglich und<br />

auch wünschenswert, über die angesprochenen Beweise allein ein großes<br />

<strong>Buch</strong> zusammenzustellen. Deshalb ist es angemessen an dieser Stelle kurz auf<br />

den Stellenwert der Verteidigung der Sunnah hinzuweisen.<br />

ÜBER DEN STELLENWERT DER VERTEIDIGUNG DER SUNNAH<br />

Bis jetzt zeigte sich deutlich, wie wichtig die Verteidigung der Sunnah gegen<br />

jene, die sie angreifen und entkräften wollen aus islamischer Sicht ist. Dabei<br />

handelt es sich ohne Zweifel um den Jihad mit dem Argument und der<br />

Erklärung. Die Entkräftung der Schubuhat, der Jihad der c Ulama‘ 2 , wurde von<br />

den Gelehrten oft als die beste Form des Jihad bezeichnet.<br />

Dieser Jihad ist immer aufrecht, im Gegensatz <strong>zum</strong> Jihad mit der Waffe,<br />

welcher gewissen Bedingungen unterliegt. Er kann Pflicht sein unter gewissen<br />

Umständen und unter anderen nicht. Ebenso gibt es Umstände unter denen<br />

er grundsätzlich verboten ist. Genau so wie er dem Propheten (sas) in Mekka<br />

1 Im Arabischen Hujjah<br />

2 also der Gelehrten<br />

88


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

verboten war und den meisten Propheten (as) niemals der Kampf angeordnet<br />

wurde. Im Gegensatz dazu ist der Kampf gegen das Falsche mit dem Qur’an<br />

und der Sunnah, und der Aufruf <strong>zum</strong> Tauhid immer und überall eine<br />

allgemeine Pflicht, mit der alle Propheten (as) stets entsandt wurden.<br />

ا ً ﺮﻴِﺒَﻛ اًدﺎ َ ﻬ ِﺟ ِ ﻪِﺑ ْ ﻢُﻫْﺪ ِ ﻫﺎ َ ﺟ َ و َ ﻦﻳِﺮ ِ ﻓﺎَﻜْﻟا ِﻊ ِ ﻄُﺗ َﻼَﻓ<br />

„So gehorche nicht den Kafirin und führe mit ihm einen großen Jihad gegen<br />

sie“ 1<br />

Diese mekkanische Ayah wurde geoffenbart bevor Allah die Ayah herabsandte,<br />

die erstmals den Kampf mit der Waffe zur Verteidigung erlaubte.<br />

Die Muslime sind also angehalten ihre äußerste Anstrengung zu investieren,<br />

um den Qur’an und die Sunnah zu verteidigen, anstatt zuzusehen wie sich die<br />

Gegner des Islam über ihr wichtigstes Gut hermachen.<br />

Möge Allah jene Leute mehren, die nicht nur große Reden schwingen und<br />

daran arbeiten aus sich in den Augen der Menschen Helden zu machen,<br />

sondern das Falsche mit der Wahrheit aus dem Qur’an und der Sunnah<br />

zurückweisen. Möge Er (swt) unsere Absichten reinigen. Amin.<br />

ERSTES ARGUMENT UND ERSTE GRUPPE VON BEWEISEN: ES IST<br />

UNBESTREITBAR, DASS DER PROPHET (SAS) AHAD ENTSANDT HAT<br />

Es wird in etlichen Ahadith erwähnt, dass der Prophet (sas) Leute entsandte<br />

um den Din zu überbringen. So schickte er Leute um den Din zu lehren und<br />

Botschaften zu übergeben. Solche Leute waren aber niemals durch eine<br />

gewisse Zahl definiert.<br />

Diese Tatsache wird vom Propheten (sas) im Tawatur ma c nawi überliefert. Es<br />

sind unzählige Ahadith, die dies zeigen und wer sie kennt und ihre Aussage<br />

verstanden hat, muss sie unweigerlich akzeptieren. Andernfalls hat er einen<br />

festen Bestandteil des Din verleugnet und damit Kufr begangen.<br />

Im Folgenden werden, wie gesagt, nur einige dieser Ahadith, und diese auch<br />

nur schemenhaft erwähnt:<br />

1 Surah al-Furqan: 52<br />

89


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

1. Entsendung von Mu c adhu-bnu Jabal (ra) in den Jemen um den Din zu<br />

lehren 1 .<br />

Er wurde also entsandt um den Tauhid zu erklären. Der Prophet (sas) ordnete<br />

ihm dies im Hadith ausdrücklich an.<br />

2. Entsendung von Mus c abu-bnu c Umair (ra) nach Medina um den Din zu<br />

lehren 2 .<br />

3. Der Prophet hat Mu c adh und Abu Musa al-Asch c ari (ra) beide entsandt,<br />

jeden zu einem anderen Ort 3 .<br />

4. Entsendung von al-Bara', Ali und Khalid (ra), jeden einzeln in den Jemen 4 .<br />

5. Entsendung von zwölf Boten, zu zwölf verschiedenen Königen, um sie <strong>zum</strong><br />

Islam aufzurufen.<br />

Dies alleine ist ein unumstößliches Argument. Asch-Schafi c i (ra) führte es<br />

unter anderen in seinem <strong>Buch</strong> „ar-Risalah“ an.<br />

6. Entsendung von c Amru-bnu Hazm (ra) um den Din zu lehren 5 .<br />

ABGESANDTE VON IHREN STÄMMEN, WELCHE DER PROPHET ZURÜCKSANDTE UM<br />

DEN DIN ZU LEHREN<br />

7. Rifa c atu-bnu Zaid 6<br />

8. Maliku-bnu-l-Huwairith 7 den der Prophet (sas) mit seiner Gesandtschaft<br />

zurück schickte, um das zu lehren, was er bei ihm gehört hatte.<br />

9. Wafdu 8 Abdi-l-Qais 9<br />

1 Bei Bukhari und Muslim und anderen.<br />

2 Wird erwähnt bei Ahmad, Malik, Ibnu Kathir, den Büchern der Sirah und anderen.<br />

3 Bukhari.<br />

4 Bukhari.<br />

5 An-Nasa'i, al-Hakim und adh-Dhahabi, al-Haithami, al-Baihaqi, ad-Daraqutni, Ibnu<br />

Hisham ….<br />

6 Ibnu Hisham<br />

7 al-Bukhari<br />

8 Abordnung/Delegation von<br />

9 bei Bukhari von Ibnu cAbbas<br />

90


10. Dimamu-bnu Tha c labah 1<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Al-Bukhari hat über die Wufud 2 auch ein eigenes Kapitel angelegt.<br />

Allein solche Ahadith kann man in großer Zahl finden. Sie sind ein<br />

unumstößlicher Beweis, dass einzelne Personen, oder kleine Gruppen von<br />

unbestimmter Zahl den Din überliefern können. Dies lässt sich klar aus<br />

folgenden Tatsachen ersehen:<br />

DIE BEWEISE, WELCHE AUS DIESEN AHADITH ENTNOMMEN WERDEN KÖNNEN<br />

1. In vielen dieser Ahadith wird ausdrücklich erwähnt, dass es sich um<br />

Einzelpersonen handelte.<br />

2. In manchen, dass es sich um wenige Personen handelte, also nicht um eine<br />

große Zahl an Überlieferern.<br />

3. Der Prophet (sas) hat niemals eine gewisse Zahl festgelegt. Alleine daraus<br />

weiß man ohne Zweifel, dass es eine solche Festlegung niemals geben kann.<br />

Wäre sie erforderlich, hätte er sie sicher erwähnt.<br />

4. Die Behauptung einer bestimmten Zahl erfordert einen Beweis und wenn<br />

eine solche Zahl nicht überliefert wird, dann fehlt auch jeder Beweis.<br />

5. Wenn jemand behauptet, man könne die Zahl aus einem anderen Beweis<br />

ableiten z.B. aus einer Ayah im Qur’an, so ändert dies nichts. Denn der<br />

Prophet (sas) hat diese Zahl in den erwähnten Ahadith nicht bindend<br />

gemacht. Damit ist ohne irgendeinen Zweifel klar, dass diese Festlegung eine<br />

Bid c ah ist, welche der Tat des Propheten (sas) eindeutig widerspricht. Der<br />

angebliche Beweis aus dem Qur’an wird dadurch nur als falsch ausgelegter<br />

Vers deutlich.<br />

6. Wenn jemand behauptet, dass es vielleicht eine solche Zahl gäbe, aber wir<br />

sie nicht kennen, so ist die Antwort: Es kann unmöglich sein, dass er (sas) eine<br />

solche Zahl festgelegt hat, sie uns aber niemals überliefert wurde, denn die<br />

Anzahl dieser Vorkommnisse ist sehr groß. Es kann nicht sein, dass er (sas)<br />

dies explizit bei diesen Vorfällen erwähnt, angeordnet oder festgelegt hat,<br />

ohne dass es in den Überlieferungen jemals erwähnt wurde.<br />

1 bei Bukhari<br />

2 Pl. von Wafd<br />

91


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

7. Ebenso ist dies unmöglich, weil es sich hierbei um eine der wichtigsten<br />

Angelegenheiten im ganzen Din handelt. Wie kann es sein, dass es eine solche<br />

Zahl gibt und wir nichts davon wissen?! Ohne diese Zahl wüssten wir dann ja<br />

nicht was wir annehmen können und was nicht. Wir würden Ahadith<br />

annehmen, wobei der Prophet (sas) es bei dieser Zahl untersagt hätte. Andere<br />

wiederum würden wir ablehnen, wobei der Prophet (sas) es bei dieser Zahl<br />

zur Pflicht gemacht hätte. Bei dieser Wichtigkeit ist es unmöglich, dass ein<br />

solcher Dalil einfach verschwunden ist und besonders, dass er in diesen<br />

Ahadith nicht erwähnt wurde – wie noch in einem Punkt gesondert erwähnt<br />

wird.<br />

8. Kein Zweifel, dass wenn jemand den Islam von einer einzigen solchen<br />

Person hört und nicht daran glaubt ein Kafir ist. Wer sagt, dass man an die<br />

Überlieferung einer Person in einer Glaubensfrage nicht glauben muss,<br />

müsste behaupten, dass er nicht <strong>zum</strong> Kafir würde! Ebenso würde es<br />

bedeuten, dass eine Einzelperson den Islam niemals in ausreichender Weise<br />

überbringen kann.<br />

9. Wenn jemand behauptet: "Dies war nur zur Zeit des Propheten (sas) so.<br />

Weil sich die benachrichtigte Person ja dann beim Propheten (sas) versichern<br />

kann", so ist dies völlig absurd. Jemand der so etwas sagt hat ein krankes Herz<br />

das die Wahrheit nicht annehmen will. Denn:<br />

Es ändert überhaupt nichts, da die Person im Moment der Überbringung<br />

daran zu glauben hat und andernfalls ein Kafir ist, weil sie ohne Zweifel den<br />

Islam ablehnt.<br />

10. Ebenso widerspricht dieser Aussage, dass die Sahabah (ra) dies im<br />

Konsens ganz genauso handhabten und in gleicher Weise die Generationen<br />

nach ihnen. Es ist nicht möglich, dass der Prophet (sas) eine solche<br />

Besonderheit darin darstellt und sie dann alle ebenso verfahren.<br />

11. Wie gesagt ist es unmöglich, dass der Prophet (sas) den Sahabah diese<br />

Zahl nicht weitergegeben hat und sie darüber in Unwissenheit beließ. Ebenso<br />

ist auszuschließen, dass er sie ihnen genannt hat, sie uns diese Zahl aber<br />

überhaupt nicht weiter überlieferten. Denn in diesem Fall wäre ein<br />

bedeutender Teil des Din verloren gegangen. Speziell weil diese eine Sache<br />

<strong>zum</strong> Verlust von vielen Ahadith führen würde bzw. zur Unklarheit über einen<br />

sehr großen Teil der Offenbarung.<br />

92


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

12. Wir wissen sicher, dass der Prophet (sas) niemals so etwas gesagt hat wie<br />

"Es sollen immer nur 3, oder 5, oder 10, oder 20 … den Din überliefern".<br />

Hätte er so etwas gesagt, wäre es gleichbedeutend mit der Aussage "Ihr dürft<br />

nichts überliefern außer wenn ihr so und so viele seid". Denn es wäre dann<br />

niemandem überhaupt erlaubt eine Sache in Glaubensfragen zu überliefern,<br />

außer mit der angeordneten Zahl. Ein solches Verbot ist uns niemals<br />

überliefert worden. Es gibt keinen einzigen Dalil dafür. Ebenso würde dies<br />

auch bedeuten, dass eine Verkündung des Islam unter dieser Anzahl von<br />

Verkündern nicht bindend wäre.<br />

13. Wenn jemand behauptet (wie dies auch manche tun): „Der Prophet hat ja<br />

mit den Boten ein Schriftstück geschickt. Deshalb musste man diesen Boten<br />

glauben.“, so ist dies genauso absurd. Denn der Prophet (sas) hat auch viele<br />

andere Personen ohne Schriftstück entsandt. Er schickte Leute um den Din zu<br />

lehren!<br />

Weiter hat sich derjenige, der so argumentiert, damit, auch in Bezug auf diese<br />

Boten, selbst widerlegt, auch wenn ihm dies nicht bewusst ist. Denn er hat<br />

damit selbst den Beweis bestätigt, dass eine Einzelperson eine Botschaft<br />

überbringen kann an die man unbedingt glauben muss. Ihr Argument bringt<br />

ihnen also gar nichts. Denn genau dies ist die Aussage der Gelehrten von Ahlus-Sunnah<br />

wa-l-Jama c ah, die Aussage der Muhaddithin. Sie sagen: Eine<br />

Überlieferung kann durch die Vielzahl ihrer Überlieferer unzweifelhaft<br />

werden, oder durch andere Umstände. In diesem Fall haben die Kritiker also<br />

selbst ausgesagt, dass ein versiegeltes Schriftstück ein solcher Umstand sein<br />

kann.<br />

Dies ist also in jedem Fall durch die Geschichte der Boten belegt. Denn was<br />

auch immer der Grund für die Authentizität und Beweiskraft ihrer Botschaft<br />

war, sie bleiben in jedem Fall Einzelpersonen.<br />

ZWEITE GRUPPE VON BEWEISEN: DIE ANORDNUNG DES PROPHETEN<br />

(SAS) ZU VERKÜNDEN, OHNE DIE FESTLEGUNG EINER ZAHL<br />

Diese Anordnung wird ebenfalls in etlichen starken Ahadith erwähnt. Z.B:<br />

1.<br />

ُﻩﺮ َـﻴَﻏ ْ ُﻪَﻐﱢﻠ ـﺒ َـﻳ<br />

ُ ﻰﱠﺘﺣ َ ُﻪَﻈ ِ ﻔﺤَﻓ َ ﺎًﺜﻳِ ﺪﺣ َ ﺎﱠﻨ ِ ﻣ ﻊِﻤ َ ﺳ َ ًأﺮ َﻣا ْ ُﻪﱠﻠﻟا ﺮﱠﻀَﻧ<br />

َ<br />

93


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

“Möge Allah den fröhlich machen, der einen Hadith von uns hört , ihn<br />

auswendig lernt und jemand anderem verkündet.“ 1<br />

2.<br />

94<br />

ًﺔ َ ﻳآ ْ ﻮَﻟ َ و ﻲﱢﻨَﻋ اﻮُﻐﱢﻠ َ ـﺑ<br />

„Verkündet weiter (was ihr) von mir (hört), selbst wenn es nur eine Ayah<br />

ist.“ 2<br />

3.<br />

ﺐِﺋﺎَﻐْﻟا َ ُﺪ ِ ﻫﺎﱠﺸﻟا ﻎﱢﻠـﺒ َُﻴِﻟ<br />

„Der Anwesende soll (das Gesagte) dem Abwesenden verkünden.“ 3<br />

Diese Dinge kommen wie gesagt oft vor.<br />

DIE BEWEISE AUS DIESEN AHADITH<br />

1. Der Prophet (sas) hat keine genaue Zahl festgelegt, aber er hat die Leute<br />

angewiesen, die Angelegenheit weiter zu überliefern. Da die Ansprache<br />

allgemein ist, umfasst sie ohne Zweifel auch den Einzelnen, zwei oder drei<br />

Personen usw.<br />

2. Es ist unmöglich, dass der Prophet (sas) ihnen nicht eine genaue Zahlenangabe<br />

zu diesem Zeitpunkt mitgeteilt hätte, weil es in dieser Situation<br />

unbedingt erforderlich wäre. Dürften sie also nur in gewisser Weise<br />

überliefern, kann es nicht sein, dass er ihnen diese Erklärung schuldig bleibt.<br />

Dies nennt man Ta'khiru-l-Bayan c an Waqti-l-Hajah 4 und dies ist nicht erlaubt<br />

wie die Gelehrten des Usulu-l-Fiqh häufig erklären.<br />

3. Noch abwegiger wäre es, wenn der Dalil grundsätzlich nie zu uns kam, wie<br />

zuvor schon ausgeführt wurde.<br />

1 Ahmad, Abu Dawud, at-Tirmidhi, Ibnu Majah, ad-Darimi.<br />

2 Bukhari, Ahmad …<br />

3 Muslim …, Bukhari hat dazu ein eigenes Kapitel im Sahih angelegt<br />

4 Also: "Das Aufschieben der Erklärung auf einen späteren Zeitpunkt als erforderlich".<br />

Diese Angelegenheit wird in den Büchern des Usulu-l-Fiqh behandelt.


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

4. In einigen Ahadith wird deutlich die Einzahl verwendet. Es ist also noch viel<br />

abwegiger, dass er (sas) sie einfach im Ungewissen darüber belässt, wobei im<br />

Hadith die Einzelperson deutlich angesprochen wird.<br />

BEWEISE AUS DEM QUR’AN<br />

In vielen Ayat finden wir implizit klare Beweise, dass dem Einzelnen die<br />

Verkündung des Din aufgetragen wird. Da diese Ansprache allgemein gehalten<br />

ist, bezieht sie sich immer auch auf den Einzelnen. Weil es weiter keinen Dalil<br />

gibt, der diesen Einzelnen oder eine gewisse Zahl ausschließt, bleibt es auch<br />

dabei:<br />

1.<br />

َقﺎَﺜﻴ ُﻪﱠﻠﻟا َﺬَﺧَأ ْذِإ وَ<br />

ِ َﻦﻳ ﻣ ِ َبﺎَﺘ اﻮُﺗوُأ ﺬﱠﻟا ِ ِسﺎﱠﻨﻠ ُﻪﱠﻨُ ـﻨﱢ ـﻴـﺒُﺘَﻟ َ ﻜْﻟا ِ ْﻢ َء ر َ و َ ا ُﻩوُﺬ َﺒَﻨَ ـﻓ ُﻪَﻧﻮﻤُﺘْﻜَﺗ ُ ﻻَو َ ﻟ<br />

ِ اوْ ﺮَ َـﺘْﺷاوَ ﻫِرﻮ ﻬُﻇ ُ ِﻪِﺑ ﺎًﻨﻤَﺛ َ<br />

ًﻼ ﻴ ِ َنوﺮَ ُـﺘْﺸ َﻳ ﺎﻣَ ﺲْﺌِﺒَﻓ<br />

َ<br />

ﻠَﻗ<br />

„Und als Allah den Leuten des <strong>Buch</strong>es das Wort 1 abgenommen hat: „Ihr<br />

werdet es 2 sicher den Menschen (weitergeben und) erklären und es<br />

keinesfalls verschweigen. Da warfen sie es hinter ihre Rücken und erwarben<br />

damit einen minderwertigen Lohn. Wie übel ist doch was sie erwarben.“ 3<br />

2.<br />

َﺘِ ﻜْﻟا ﻲِﻓ ِسﺎﱠﻨﻠ ِﻟ ُﻩﺎﱠﻨﱠ ـﻴـﺑ َ ﺎﻣ َ ِ ﺪْﻌـﺑ َ ﻦْ ِ ﻣ ىَﺪ ﻬْﻟا ُ و ِتﺎَﻨﱢ َ ـﻴـﺒْﻟا َ ﻦَ ِ ﻣ ﺎَﻨْﻟ ﺰْ َـﻧَأ ﺎﻣ َ َنﻮ ﻤُﺘْﻜ ُ َﻳ ﻦﻳ َ ِ ُﻪﱠﻠﻟا ﻢُ ﻬُ ُـﻨﻌْﻠ َ ـﻳ َ َﻚِﺌَﻟوُأ ِبﺎ<br />

ﺬﱠﻟا ﱠنِإ<br />

َنﻮُﻨ ِ ﻋ ﱠﻼﻟا ﻢُ ﻬُ ُـﻨﻌْﻠ َ ـﻳ َو َ<br />

„Wahrlich. Jene die das verheimlichen was Wir von den deutlichen<br />

Beweisen und der Rechtleitung herabsandten, nachdem Wir es den<br />

Menschen im <strong>Buch</strong>e erklärten, jene verflucht Allah und es verfluchen sie die<br />

Verfluchenden.“ 4<br />

Allah teilt uns also mit, dass jene die das Wissen verbergen verflucht sind.<br />

Wenn es dann aber jemand weiter erzählt, hat er damit einen Fehler<br />

gemacht, weil er nicht z.B. vier weitere Personen dazu genommen hat?!<br />

1 den Vertrag<br />

2 das <strong>Buch</strong><br />

3 Surah Ali cImran: 187<br />

4 Surah al-Baqarah: 159<br />

95


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Ebenso stellt sich die Frage: Dürfte man ihm dann auch nicht glauben, weil er<br />

ja nur einer ist oder weil die Verkünder eine Gruppe von nicht ausreichender<br />

Zahl sind?! Dies alles ist völlig absurd. Wäre es so, müsste diese Zahl in der<br />

Ayah selbst erwähnt sein, aber sie ist im ganzen Din nicht überliefert.<br />

3.<br />

َنﻮ ﻤَﻠْﻌَـﺗ ُ ﻻ َ ﻢُﺘْﻨُﻛ ْ ْنِإ ِﺮْﻛﱢﺬﻟا ﻞْﻫَأ َ اﻮُﻟَﺄ ﺳﺎَﻓ ْ ﻢِﻬ ْ ﻴَﻟِإ ْ ﻲ ِ ﺣﻮُﻧ ﻻﺎ ً ﺟِر َ<br />

ﱠﻻِإ َﻚ ِﻠﺒَ ْـﻗ ﻦْ ِ ﻣ ﺎَﻨْﻠ ﺳَ رَأ ْ ﺎﻣَ و َ<br />

„Und Wir haben vor dir niemanden geschickt außer Männer, denen wir<br />

eingaben 1 . So fragt die Leute des Dhikr 2 , wenn ihr nicht wisst.“ 3<br />

Diese Ayah beinhaltet klar und deutlich: Wenn jemand einen Einzelnen über<br />

den Din befragt und er eine Sache korrekt überliefert, dann erfüllt er damit<br />

sicher die Pflicht des Fragenden, solange er nicht irgendeinen Grund <strong>zum</strong><br />

Zweifel hat. Denn diese Ayah ist allgemein gehalten, Allah hat keine weiteren<br />

Bedingungen gestellt und es gibt im ganzen Din keine Vorschrift bezüglich<br />

einer bestimmten Anzahl.<br />

4.<br />

ﺎﻣً ﻮَ ْـﻗ اﻮُﺒﻴِﺼُﺗ ْنَأ اﻮُﻨﱠ ـﻴـﺒَﺘَ َ ـﻓ ٍﺈ َﺒَﻨِﺑ ٌﻖ ِ ﺳﺎَﻓ ﻢُﻛ ْ َءﺎﺟ َ ْنِإ اﻮُﻨ ﻣَآ َ ﻦﻳ َ ِ َﻦﻴ ﺬﱠﻟا ﺎﻬﱡـﻳَأ َ ﺎَﻳ ِ ﻣِ دﺎَﻧ ﻢُﺘْﻠ ْ ﻌَ َـﻓ ﺎﻣ َ ﻰَﻠَﻋ اﻮﺤِﺒْﺼُﺘَ ُ ـﻓ ٍ ﺔَﻟﺎﻬَ ﺠِﺑ َ<br />

„Oh ihr, die ihr Iman habt. Wenn zu euch ein Fasiq 4 mit einer Nachricht<br />

kommt, dann versichert euch, damit ihr nicht Leuten durch (eure)<br />

Unwissenheit Schlechtes zufügt und dann im Bedauern erwacht über das<br />

was ihr getan habt.“ 5<br />

Allah lehnt also hier die Überlieferung bzw. Aussage einer Einzelperson nicht<br />

ab. Vielmehr muss man sich von der Richtigkeit der Aussage überzeugen,<br />

wenn sie von einem Fasiq stammt. Aber Allah sagte in der Ayah nicht: „Wenn<br />

ein Einzelner zu euch kommt, dann nehmt nichts von ihm solange bis sie zu<br />

fünft sind.“<br />

1 offenbarten<br />

2 Wissens<br />

3 Surah an-Nahl: 43<br />

4 Frevler / Jemand der schwere Sünden begeht<br />

5 Surah al-Hujurat: 6<br />

96


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Allah hat es also zur Pflicht gemacht, sich zu versichern. Als Grund dafür<br />

nannte er den Fisq 1 , aber nicht die Tatsache, dass es sich um einen Einzelnen<br />

handelt. Wäre dies ebenso ein Grund für die Schwächung seiner<br />

Überlieferung, hätte Allah es ebenso als Grund angegeben. Aber Allah hat<br />

dazu geschwiegen.<br />

DRITTE GRUPPE VON BEWEISEN: DIE SALAF AKZEPTIERTEN DEN<br />

KHABAR DES EINZELNEN<br />

Die Sahabah (ra) haben nach dem Propheten (sas) ebenso gehandelt. Sie<br />

haben den Khabaru-l-Wahid akzeptiert und auch selbst Einzelpersonen<br />

beauftragt. Keiner von ihnen hatte dagegen irgendeinen Einwand. Sowie auch<br />

keiner meinte, es gäbe eine gewisse Anzahl, wobei diese Überlieferungen sehr<br />

zahlreich sind.<br />

SCHUBUHAT<br />

Und auch hierbei kommen einige Leute mit Schubuhat. Sie bringen einige<br />

wenige Überlieferungen, in denen ein Sahabi eine weitere Aussage zur<br />

Bestätigung verlangt. Vom Propheten (sas) führen jene Leute hierbei einen<br />

Hadith an, in dem er ebenfalls zur Aussage einer Person noch jemand anderen<br />

befragte.<br />

Jedoch ist jede einzelne dieser wenigen Geschichten, ein klares Argument<br />

gegen sie, aus folgenden Gründen:<br />

1. Mit diesen Ahadith haben sie klar bewiesen, dass Akhbaru-l-Ahad eine<br />

Hujjah sind, denn in jedem dieser Vorfälle reichte eine weitere Aussage aus.<br />

Damit waren es also zwei. Aber alle Verfechter der Bid c ah der Ablehnung der<br />

Akhbaru-l-Ahad meinen, dass dies nicht mutawatir ist. Also haben sie selbst<br />

ihre Bid c ah widerlegt und ihnen bleibt kein einziger Beweis, der für ihre<br />

Theorie spricht, sondern alles spricht gegen sie.<br />

2. Nach dem man aus unzähligen Beweisen weiß, dass es eine solche<br />

Festlegung einer Zahl der Überlieferer nicht gibt, kann es nur eine Erklärung<br />

geben. In diesen wenigen Einzelfällen kann es unmöglich sein, dass sie die<br />

Überlieferung ablehnten weil sie nur von einer Person kam. Es muss für ihre<br />

1 Frevel bzw. starke Sündhaftigkeit<br />

97


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Ablehnung bzw. Versicherung also einen anderen Grund geben. Dies ist eine<br />

völlig klare Sache. Trotzdem soll es im Folgenden näher erklärt werden.<br />

Nun, wir wissen ohne Zweifel, dass genau diese Sahabah (ra) und der Prophet<br />

(sas) selbst die Überlieferung eines Einzelnen stets angenommen haben.<br />

Ebenso wissen wir auch, dass sie selbst einzelne Personen entsandten. Dies<br />

steht durch unzählige Überlieferungen fest, von denen bereits viele erwähnt<br />

wurden.<br />

Es ist also unmöglich, dass sie dutzende Male selbst den Khabar von einer<br />

Person nehmen und Einzelpersonen entsenden, aber dann auf einmal bei<br />

irgendeiner beliebigen Person sagen "Nein, du bist nur alleine, also hole<br />

einen Zweiten".<br />

Diese Behauptung bedeutet, dem Propheten (sas) und seinen Gefährten (ra)<br />

völlig willkürliches und sinnloses Handeln zu unterstellen. Würde ein Muslim<br />

in vollem Bewusstsein über diese Konsequenz eine solche Behauptung über<br />

den Gesandten (sas) aufstellen, würde er damit den Islam verlassen.<br />

Jeder Mensch mit Iman, der nicht den Zaigh 1 im Herzen hat, muss hier alle<br />

Beweise vereinen. Er muss zwingend sagen: „Sowohl der Prophet (sas) in dem<br />

einen Hadith, als auch die Sahabah in den wenigen Überlieferungen von<br />

ihnen, haben die Sache sicher nicht abgelehnt weil sie von einem Einzelnen<br />

kam, sondern aus einem anderen Grund“.<br />

Genau dieser Grund, aus dem sie die Überlieferungen abgelehnt hatten, wird<br />

darüber hinaus quasi immer ausdrücklich in diesen Überlieferungen erwähnt<br />

oder er ist ganz klar ersichtlich. Was ist also mit Leuten die so eine Schubhah<br />

bringen, um ihre falsche Ansicht zu stützen? Möge Allah uns vor dem Zaigh<br />

bewahren.<br />

1 die von Allah im Qur’an am Anfg. von Suratu Ali cImran beschriebene Abweichung<br />

98


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

VIERTE GRUPPE VON BEWEISEN: JEDES GEBOT UND VERBOT IST EINE<br />

GLAUBENSFRAGE<br />

Tatsächlich ist es so, dass die bloße Einteilung der Angelegenheiten in<br />

Glaubensinhalte <strong>zum</strong> einen und Taten usw. <strong>zum</strong> anderen, eine offensichtliche<br />

Bid c ah darstellt.<br />

Denn wie soll es jemals möglich sein, diese Dinge exakt zu trennen? Wenn<br />

man z.B. die Ahadith des Bukhari ansieht, so findet man quasi in jedem<br />

Hadith, der Anordnungen bezüglich Halal und Haram 1 beinhaltet, auch<br />

Glaubensinhalte erklärt. Können die Anhänger jener Bid c ah denn nun sagen:<br />

„Wir glauben, dass diese Anordnungen vom Propheten (sas) stammen, sind<br />

aber nicht überzeugt, dass die Glaubensinhalte im selben Hadith tatsächlich<br />

von ihm (sas) kamen?“<br />

Des Weiteren ist der bloße Gedanke dieser Unterteilung völliger Unsinn, da<br />

nämlich jede Anordnung bezüglich Halal und Haram ohne den geringsten<br />

Zweifel eine Glaubenssache ist. Wer hat denn diese Sache für Halal oder<br />

Haram erklärt? Der Prophet (sas) berichtet hier, dass Allah diese Sache<br />

verboten oder erlaubt hat. Es ist unmöglich hierbei zu sagen, dass dies keine<br />

Glaubensfrage ist.<br />

Durch diese Tatsache, ist jede Anordnung des Propheten (sas), auch wenn sie<br />

mit Taten zu tun hat, eine Glaubensfrage. Dadurch wird ohne Zweifel jeder<br />

Hadith, bei dem ein Einzelner ein Gebot oder Verbot vom Propheten (sas)<br />

übermittelt, ein Beweis dafür, dass der Khabaru-l-Wahid eine Hujjah im<br />

gesamten Din, also auch in Glaubensfragen ist.<br />

Diese Beweise sind quasi ein Meer ohne Ende. Es handelt sich dabei um die<br />

gesamte Sunnah.<br />

Wir sagen also „eine Hujjah im gesamten Din“, weil der Din eins ist. Diese Art<br />

der Überlieferung ist also eine Hujjah in allen Teilbereichen des Din, denn der<br />

Islam ist in Bezug auf diese Sache eine Einheit, die untrennbar zusammenhält.<br />

Es geht nicht darum ob es ein einzelner Rawi ist, oder wie viele es sind. Es<br />

geht darum wie vertrauenswürdig dieser spezielle Hadith ist. Dazu müssen<br />

1 Erlaubtem und Verbotenem<br />

99


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

alle Faktoren berücksichtigt werden, nicht nur die Zahl. Die Zahl der<br />

Überlieferer gibt hier unter anderem darüber Auskunft, aber nicht nur.<br />

DIE PROBLEME DER PHILOSOPHEN<br />

Das Problem in der ganzen Geschichte war – wie so oft - der Einfluss der<br />

Philosophie auf die Menschen. Deshalb sahen viele Gelehrte in dieser Sache<br />

nicht klar.<br />

Es ist eine Tatsache, die durch die vorhergehenden Beweise und noch viele<br />

mehr, unweigerlich fest steht: Allah hat uns verpflichtet, die Nachricht von<br />

einer vertrauenswürdigen Person unbedingt zu nehmen. Mit der einen<br />

Bedingung, dass es nämlich keinen Grund <strong>zum</strong> Zweifel an der Person oder der<br />

Nachricht gibt.<br />

Aber die bloße Behauptung, der Hadith sei abzulehnen, weil es sich nur um<br />

eine, zwei oder drei Personen handelt, ist unzweifelhaft eine Bid c ah.<br />

Aber das Problem dieser Philosophen ist wie immer, dass sie ihren<br />

"erhabenen" Verstand über die Anweisungen des Schöpfers stellen. Allah sagt<br />

ihnen, wenn jemand kommt und ihr keinen Grund <strong>zum</strong> Zweifel habt, dann<br />

müsst ihr seine Nachricht annehmen. Genau dies ist die Aussage der<br />

unzähligen Beweise. Sie aber sagen "Aber ist es denn vernünftig es so und so<br />

zu machen", "Ist es den verstandesgemäß", "Stell dir doch mal dies und<br />

jenes vor ".<br />

Der Muslim hingegen sagt hierbei das, mit dem Allah die Mu'minin im Qur’an<br />

beschrieben hat: "sami c na wa at c na", „Wir hören und gehorchen“.<br />

Aus diesem Grund findet man die Philosophen als die unwissendsten Leute<br />

über den Qur’an und die Sunnah vor, während sie bei ihren Anhängern auf<br />

das Podest der größten Gelehrten gehoben werden. Ihre Anhänger glauben in<br />

ihrer Unwissenheit, dass die Kenntnis der Regeln der griechischen Philosophie<br />

von Aristoteles und anderen, das wahre Wissen im Din ist, aber in Wirklichkeit<br />

ist es nur die große Unwissenheit über diesen Din.<br />

So kommen sie also hierbei mit ihren philosophischen Fallbeispielen. "Stell dir<br />

vor jemand kommt zu dir und sagt dir ein Haus sei abgebrannt. Nun kommt<br />

ein zweiter ganz unabhängig von ihm und sagt dir das auch und dann ein<br />

dritter usw. Es ist doch klar, dass sich die Stärke dieser Überlieferungen<br />

unterscheidet."<br />

Wir sagen hierzu:<br />

100


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Das, was diese Leute in ihren „atemberaubenden“ Beispielen erklären wollen,<br />

weiß jeder Muslim und jeder der Hadith-Gelehrten wusste es ebenso. Es ist<br />

uns nicht neu und wir sagen nichts Gegensätzliches.<br />

Aber was sie nicht verstehen ist Folgendes:<br />

1. Die bloße Tatsache, dass die Überlieferungen dieser Leute sich unterscheiden,<br />

beweist noch lange nicht, dass man die Überlieferung von einer, zwei<br />

oder drei Personen immer ablehnen kann. So etwas braucht einen Dalil und<br />

den haben sie nicht. Während aber gegen diese Bid c ah hunderte Beweise<br />

stehen.<br />

2. Wenn die eine Person, die dies überliefert, Abu Bakr as-Siddiq (ra) ist, dann<br />

ist die Sache für uns sicher. Angenommen er käme zu ihnen und sagt: "Ich<br />

habe vor fünf Minuten den Propheten (sas) gehört wie er sagte: „Es gibt im<br />

Jannah diese und jene Sache.““, wollen sie dann sagen, dass dies bei ihnen<br />

nicht vertrauenswürdig wäre? Während sie andererseits den Khabar von fünf<br />

Leuten ihresgleichen nehmen würden?!<br />

Man sieht also, wir können diese Sache ebenfalls verstandesmäßig beweisen.<br />

Wie auch nicht? Stimmt doch diese Schari c ah immer mit dem Verstand<br />

überein.<br />

Also, was uns betrifft, so würden wir die Überlieferung von Abu Bakr (ra)<br />

sicher nehmen und die Überlieferung von fünf von ihnen wahrscheinlich<br />

häufig ablehnen.<br />

3. Desweiteren müssen sie – gemäß ihrer Ansicht – sagen, dass immer wenn<br />

es sich um fünf handelt, die Überlieferung absolut authentisch ist. Egal wer<br />

diese Personen sind. Und immer wenn es einer ist, bzw. unter fünf, müssen<br />

sie sie als nicht authentisch bezeichnen. Egal wer dieser eine ist. Diese<br />

zwingende Folge ist schon schlimm genug und rein verstandesmäßig<br />

überhaupt nicht haltbar.<br />

4. Wir können ihnen auf dieselbe Art und Weise begegnen:<br />

Zwischen 5, 6, 7… 100 und tausend gibt es auch einen Unterschied. Damit<br />

könnte man also auch ihre eigenen Gedanken widerlegen. Nur weil eine<br />

Nachricht die unabhängig von hundert Personen überliefert wurde noch<br />

sicherer ist als jene von fünf, heißt das nicht, dass die von fünf sicher zu<br />

verwerfen ist. Wenn man so argumentiert kann man jede Zahl und damit auch<br />

jede Überlieferung verwerfen. Genau das also, was die Gegner des Islam und<br />

101


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

seiner Überlieferungen bzw. die Gegner von Religion ganz allgemein<br />

begehren!<br />

5. Wenn Abu Bakr (ra) einen Hadith überliefert, ist er für uns sicher. Wenn<br />

Umar (ra) dazukommt, ist er für uns noch sicherer. Trotzdem heißt das nicht,<br />

dass die erste Überlieferung nicht authentisch ist, weil dies Dinge variieren. Es<br />

ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Nachrichten im Allgemeinen in<br />

unzähligen Stufen der Stärke variieren. Das liegt in der Natur der gesamten<br />

Schöpfung.<br />

Aber Allah hat uns befohlen den Khabar von Abu Bakr (ra) anzunehmen. Nach<br />

diesem Wissen haben wir uns nicht mehr zu fragen, welche Philosophie wir<br />

nun dem Befehl Allahs vorziehen. Damit ist die Sache für uns erledigt. Wir<br />

nehmen so die Haltung der Mu'minin ein.<br />

6. Wie gesagt: Es ist richtig, dass die Nachrichten in ihrer Stärke variieren und<br />

dies ist ein sehr starker Beweis gegen ihre Philosophie. Denn wenn alle<br />

Nachrichten unterschiedlich sind in ihrer Stärke, dann ist es der Hikmah von<br />

Allah angemessen, dass er eine Grenze festlegt. Diese Grenze ist für uns völlig<br />

klar. Wenn wir an einer Nachricht keinen Zweifel haben, müssen wir sie<br />

annehmen, auch wenn sie von einem Einzelnen kommt.<br />

Allah hat also genau festgelegt: Wenn du etwas von einem hörst, musst du es<br />

nehmen. Es sei denn du hast Grund <strong>zum</strong> Zweifel.<br />

Hierdurch ist die Grenze definiert. Aber nicht so wie diese Leute es sich in<br />

ihrer Bid c ah erdenken.<br />

Auch rein verstandesmäßig ist es klar, dass es eine Festlegung geben muss. Es<br />

muss ja irgendwie geklärt werden, welche Überlieferung zu nehmen und<br />

welche abzuweisen ist.<br />

Dabei muss ein wichtiger Punkt bedacht werden. Natürlich ist es theoretisch<br />

nicht auszuschließen, dass hierbei einmal ein Fehler unterläuft und ein Hadith<br />

genommen wird, der nicht korrekt überliefert wurde. Dies ändert nichts an<br />

der Tatsache, dass eine gewisse Regelung getroffen werden muss. Man darf<br />

auch nicht denken, dass auf diese Art alles Mögliche über diesen Din<br />

überliefert werden könnte. Die Grundlagen des Din und seine wichtigen<br />

Prinzipen stehen durch etliche richtige unabhängige Überlieferungen fest. Sie<br />

könnten niemals Gegenstand eines einzelnen Hadith sein, der zudem auch<br />

noch Fragen bezüglich seiner Richtigkeit aufwirft.<br />

102


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Bei all dem muss ein Muslim auch überzeugt sein, dass Allah seinen Din<br />

schützen wird, genau wie er uns dies auch selbst in seinem <strong>Buch</strong> berichtet hat.<br />

Wenn er selbst uns also diese Regelung auferlegt hat, dann dürfen wir niemals<br />

davon ausgehen, dass Fehler unterlaufen können, die zur völligen Entstellung<br />

des Din führen. Wie schon gesagt, ist es völlig unmöglich für jemanden der die<br />

Grundlagen der Überlieferung kennt, dass durch einen solchen Fehler<br />

wichtige Grundsätze des Din verändert werden. Dadurch sieht man also, wie<br />

Allah die Natur seiner Offenbarung immun gegen solche Verfälschungen und<br />

Veränderungen gemacht hat.<br />

7. Ebenso müssten sie – gemäß ihrer Ansicht – sagen, dass fünf durchgehende<br />

Ketten immer mutawatir sind, egal wie lange sie sind! Das bedeutet wenn<br />

jemand von der Zeit des Propheten (sas) bis <strong>zum</strong> heutigen Tage fünf Ketten<br />

anführt, dann ist dies mutawatir. Diese Tatsache ist aber vom Verstand her<br />

abzulehnen. An so eine Überlieferung wird in der Hadith-Wissenschaft nicht<br />

einmal gedacht. Sie wäre ohne irgendeinen Zweifel zu verwerfen.<br />

8. Aber auf der anderen Seite: Wenn Abu Bakr, Umar, Uthman und Ali (ra)<br />

kämen und jeder von ihnen bezeugt: „Ich habe gerade vom Propheten (sas)<br />

dies und jenes gehört.“, wobei sie sich alle einig sind, müssten die Verfechter<br />

dieser Bid c ah dies als „nicht mutawatir“ ablehnen!<br />

Was sollten diese Leute bei solch einem Fallbeispiel nun verstandesmäßig<br />

entgegenbringen, wenn sie Mu'minun sind? Ganz abgesehen von den<br />

Beweisen die vorher schon erwähnt wurden.<br />

9. Die Leute, die eine Zahl zur Voraussetzung machen, haben keinerlei Beweis<br />

für die Festlegung dieser Grenze. So kamen alle möglichen Leute mit<br />

irgendeiner Behauptung. Einige Leute haben es gut ausgedrückt "Als ob sie<br />

den Qur’an aufgemacht hätten und die erstbeste Zahl als Beweis<br />

verwendeten, die ihnen unterkam" Dies ist ein weiteres klares Indiz dafür,<br />

dass diese Festlegung im Schar c1 nicht existiert.<br />

1 asch-Schar cu bedeutet hier im Grunde dasselbe wie asch-Schari cah.<br />

103


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

DAS VERSTÄNDNIS DER MEISTEN ALTEN GELEHRTEN UND DAS<br />

FEHLVERSTÄNDNIS DER NEUEN<br />

Aber wie gesagt, meinten die alten Gelehrten oft mit dem mutawatir nicht das<br />

was die Menschen heute glauben. Sie verstehen ihre Aussagen falsch oder<br />

verdrehen sie, um damit den offensichtlichen Beweisen aus Qur’an, Sunnah<br />

und dem klaren Verstand zu widersprechen.<br />

Aber selbst wenn wir annehmen, dass diese Gelehrten es wirklich so gemeint<br />

hätten, könnte man damit nicht den Qur’an und die Sunnah widerlegen. Jeder<br />

Muslim muss überzeugt sein, dass es völlig egal wäre, was die Gelehrten<br />

sagen, in jenem Fall. Den Qur’an mit diesem Wissen zu verwerfen und die<br />

Aussage des Gelehrten vorzuziehen wäre Schirk. Es gibt keine Zweifel, dass<br />

viele Menschen genau dieser Art des Schirk verfallen sind. Wie Allah im<br />

Qur’an sagt, haben sie ihre Gelehrten und Priester zu Herren neben Allah<br />

genommen.<br />

Die meisten Gelehrten waren jedoch sehr wohl der Ansicht, dass auch der<br />

Khabar von einer einzelnen Person das sichere Wissen zur Folge haben kann,<br />

wenn die entsprechenden Umstände gegeben sind. Aber sie nannten ihn<br />

deswegen nicht mutawatir. Der mutawatir war bei ihnen eine spezielle Form<br />

der Überlieferung, die ihre Stärke im Besonderen durch die Anzahl der<br />

Überlieferer gewinnt.<br />

Aber viele unwissende Nachahmer der heutigen Zeit, kennen selbst – wie so<br />

oft – die Bücher ihrer Gelehrten nicht. Um also zu zeigen, dass dem so ist,<br />

werden im Folgenden einige beispielhafte Aussagen angeführt. Daraus wird<br />

klar, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Viele jener Gelehrten hatten nicht<br />

das Verständnis, dass die Leute heute von ihnen behaupten. 1<br />

1 Kein Zweifel, dass es an dieser Stelle sowie an anderen in diesem <strong>Buch</strong> eigentlich<br />

angemessen und richtig wäre, noch detailierter und genauer zu zitieren. Da dies aber<br />

zu weit führen würde, wurden die Zitate in der Regel auf die Schlüsselaussagen<br />

beschränkt. Das primäre Ziel des <strong>Buch</strong>es ist ja einen Überblick zu geben. Durch die<br />

Hinweise kann der Leser auch durch die Rückkehr zu den Quellen weiter ins Detail<br />

gehen.<br />

104


IMAMU-L-HARAMAIN AL-JUWAINI 1<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ﺖﺘﺒﺛ اذإ ﻦﻜﻟو ,دوﺪﻌﻣ دﺪﻋو دوﺪﳏ ﺪﺣ ﻰﻠﻋ ﻦﻳﱪﺨﳌا قﺪﺼﺑ ﻢﻠﻌﻟا لﻮﺼﺣ ﻒﻗﻮﺘﻳ ﻻ ﺎﻨﻠﻗ ﻚﻟذ ﺪﻬﲤ اذﺈﻓ"<br />

105<br />

"ﻢﻠﻌﻟا ﺖﺒﺛ قﺪﺼﻟا ﻦﺋاﺮﻗ<br />

"Wenn dies also klar ist, sagen wir: "Das sichere Wissen über die<br />

Aufrichtigkeit der Überlieferer (in ihrer Überlieferung) ist nicht bedingt durch<br />

eine definierte Grenze oder Zahl. Wenn aber die Umstände/ Beweise für die<br />

Aufrichtigkeit feststehen, so steht damit das sichere Wissen (darüber) fest"" 2<br />

Des weiteren sagt er auch:<br />

"مﻮﻠﻌﻟا ﺎﻬﻴﻠﻋ ﺖﺒﺗﺮﺗ ﱵﻟا ﻦﺋاﺮﻘﻟﺎﺑ ﺔﻘﺤﻠﻣ ﺔﻨﻳﺮﻗ ﺆﻃاﻮﺘﻟا بﺎﺒﺳأ ءﺎﻔﺘﻧا ﻊﻣ ةﺮﺜﻜﻟا ﺬﺌﻨﻴﺣ ﲑﺼﺘﻓ"<br />

"Und so wird in diesem Falle, die große Anzahl der Überlieferer, nach dem<br />

Wegfallen der Möglichkeit der Übereinkunft über eine Lüge, ein weiterer<br />

Umstand, der den anderen Umständen hinzugefügt wird auf die das sicherer<br />

Wissen folgt."<br />

AN-NADHAM VON DEN MU C TAZILAH<br />

Al-Juwaini (ra) überliefert an jener Stelle des Weiteren sogar von an-Nadham<br />

einem Imam der Mu c tazilah (!):<br />

ﻢﻠﻌﻟا ﺮﺗاﻮﺘﳌا ﱪﺧ ﺪﻴﻔﻳ ﻻ ﺪﻗو ﻢﻠﻌﻟا ﺪﺣاﻮﻟا ﱪﺧ ﺪﻴﻔﻳ ﺪﻗ<br />

1 Bei allen Gelehrten wurden die Zitate wie gesagt auf den Schlüsselsatz beschränkt. Es<br />

soll nicht der Eindruck entstehen, dass hier absichtlich etwas weggekürzt wurde.<br />

Deshalb erwähne ich hier explizit, dass die meisten dieser Gelehrten an den zitierten<br />

Stellen über die Angelegenheit des Mutawatir und des Khabaru-l-Ahad sprachen. Sie<br />

führten also alle Meinungen an. Es geht somit keineswegs darum zu behaupten, dass es<br />

niemals jemanden gab, der etwas anderes meinte.<br />

Tatsache ist aber, dass sich durch die folgenden Stellen klar zeigt, dass diese Gelehrten<br />

selbst in der Regel die richtige Ansicht vorzogen.<br />

Ebenso wird klar, dass die Behauptung einiger Leute in dieser Zeit, der Khabar von<br />

Einzelpersonen sei im Konsens kein Argument, völliger Unsinn ist. Vielmehr zeigt sich<br />

das genaue Gegenteil, nämlich, dass die frühen, anerkannten Gelehrten, die Gelehrten<br />

des Hadith und frühen Gelehrten der Muslime, alle solche Überlieferungen als ein<br />

Argument in allen Bereichen des Din betrachteten. In diesen Punkten liegt also der<br />

Sinn der folgenden Ausführungen.<br />

2 al-Burhan, 1: 576-78


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

"Es kann also sein, dass ein Khabaru-l-Wahid das sicher Wissen nach sich<br />

zieht, und dass ein Mutawatir nicht das Wissen nach sich zieht"<br />

Er meint, wenn eine gewisse Anzahl von Leuten überliefert hat, aber die<br />

Umstände ermöglichen, dass sie alle sich auf eine Lüge geeinigt haben. Wie<br />

z.B. eine spezielle Information, welche alle Leute weitergeben, die gerade aus<br />

einem Raum herauskommen und deren Rechtschaffenheit fragwürdig ist.<br />

Also selbst dieser irregegangene Mu c tazili verstand, dass der Khabaru-l-Wahid<br />

unter den entsprechenden Umständen sehr wohl bindend ist. Auch Abu-l-<br />

Husain al-Basri von den Mu c tazilah vertrat diese Ansicht. Dies ist insofern<br />

interessant, da gerade die Mu c tazilah für ihren extremen Hang zur verpönten<br />

Philosophie bekannt waren. Genau diese Tatsache stürzte sie ja<br />

bekanntermaßen in die schlimmsten Irrgedanken.<br />

IBNU-L-HAJIB<br />

...ﻒﻳﺮﻌﺘﻟا ﲑﻐﻟ ﻦﺋاﺮﻘﻟﺎﺑ لﺪﻌﻟا ﺪﺣاﻮﻟا ﱪﲞ ﻢﻠﻌﻟا ﻞﺼﳛ ﺪﻗ<br />

"Und es kann sein, dass ein Khabaru-l-Wahid das sichere Wissen nach sich<br />

zieht wenn die entsprechenden Faktoren 1 erfüllt sind" 2<br />

AL-AMIDI<br />

Er sagte über den Khabar der Einzelpersonen:<br />

106<br />

ﻦﺋاﺮﻘﻟا ﻪﺑ ﺖﻔﺘﺣا اذإ ﻩﱪﲞ ﻢﻠﻌﻟا لﻮﺼﺣ رﺎﺘﺨﳌاو<br />

"Und die vorzuziehende Meinung ist, dass er das sichere Wissen nach sich<br />

zieht, wenn die entsprechenden Qara'in vorhanden sind" 3<br />

AL-QARAFI<br />

ﻢﻠﻌﻟا دﺎﻓأ ﱴﺣ ﻦﺋاﺮﻘﻟا ﻪﺑ ﺖﻔﺘﺣا اذإ دﺮﻔﻨﳌا ﺪﺣاﻮﻟا ﱪﺧ ﻮﻫو<br />

"Und dieser (Teil) ist der Khabaru-l-Wahid der von (entsprechenden)<br />

Faktoren umgeben ist, sodass er schließlich das sichere Wissen nach sich<br />

zieht" 1<br />

1 Im Arabischen: Qara'in<br />

2 al-Mukhtasar, S. 72<br />

3 al-Ahkam fi Usuli-l-Ahkam, 2: 49


IBNU-N-NAJJAR<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ﱡ َناَﺪَْﲪ ُﻦ ْﺑاوَ ُﻖﱠﻓ ﻮَ ﻤْﻟا ُ َلﺎَﻗو َ ِ ُﺪﻴ ُﻪﱠﻧإ : ٌﻊَْﲨ وَ<br />

ﰲﻮﱡﻄﻟا وَ<br />

ِ َﻢْﻠ ﻔُﻳ ِ ِﻦ ﻌْﻟا ِ . ﺋاﺮَﻘْﻟﺎِﺑ َ<br />

ﱡﺢ ﺻَأ َ وَ<br />

اَﺬ ﻫَ وَ<br />

:" ِﺮﻳِﺮ ﺤﱠﺘﻟا ْ ِح ﺮَﺷ ْ " ﰲِ<br />

ُﺮ ﻬْﻇَأ َ َلﺎَﻗ<br />

"Es sagte al-Muwaffaq und Ibnu-Hamdan at-Tufi und eine Anzahl (von<br />

Gelehrten): "Er 2 zeigt das sichere Wissen an, unter den entsprechenden<br />

Umständen 3 "<br />

Er sagte 4 im Scharh des Tahrir: „Dies ist richtiger und naheliegender.““ 5<br />

Kurz darauf erwähnt er folgende Aussage von Ibnu Taimiyyah (ra) 6 :<br />

IBNU TAIMIYYAH<br />

ِﻢْﻠ ِﻞ ﻫَأ َنﺎَﻛ اَﺬ ِ<br />

ْ ُرﻮﻬُْﲨ ُ َﳍَ و<br />

ِ ْﻦ ﻌْﻟا ِ ِﻊﻴ ﻣ ِ ِﻒ َﲨ ِ َﺮ ـﺒ َﺧَ<br />

" ﱠنَأ ﻰَﻠﻋَ ﺋاﻮﱠﻄﻟا َ ِﺪ ِ ﺎًﻘﻳ ِلﻮُﺒَﻘْﻟﺎِﺑ ُﺔﱠﻣُْ ﻷا ُﻪْﺘﱠﻘَﻠَـﺗ اَذإ " ﺣاﻮْﻟا َ ِ ْوَأ ُﻪَﻟ ﺪﺼَﺗ ْ<br />

ًﻼ ﻤَ ﻋَ<br />

ِﻪِﺑ ُﺐ ُﻪﱠﻧَأ<br />

ِ َﻢْﻠ ﺟﻮُ ﻳ ِ ي َﻮ ﻫُ<br />

اَﺬ ﻫَ وَ<br />

ﻌْﻟا ِ ِلﻮﺻُأ ُ ﰲِ<br />

َنﻮُﻔﱢـﻨ ﺼَ ﻤْﻟا ُ ُﻩﺮَﻛَذ َ ﺬﱠﻟا<br />

ِﻪْﻘ ِ ْﻦ ﻔْﻟا ِ َﺔَﻔﻴ ﰊَأ ِ ِبﺎﺤَ ﺻَأ ْ ﻣ<br />

ِ ٍﻚ ﻨﺣَ ِﻟﺎﻣَ وَ<br />

ﱢﻲ ِﻌِ ًﺔَﻗ ﺮْ ﻻإ ﱠ ﺪَْﲪَأ وَ<br />

ﻓﺎﱠﺸﻟاوَ ِ ًﺔَﻠﻴ ﻓ ِ ْﻦ ﻠَﻗ ِ َﻚ ﰲِ<br />

اﻮُﻌ ـﺒﱠـﺗا َ َﻦﻳِﺮﱢﺧَﺄَﺘ ﻤْﻟا ُ ﻣ<br />

ِ ًﺔَﻔ ﻟَذ ِ ْﻦ ﺋﺎَﻃ ِ َﻚ اوﺮَﻜْﻧَأ ِم ُ َﻼَﻜْﻟا ِﻞ ﻫَأ ْ ﻣ<br />

ِ ﱠﻦ ؛ ﻟَذ ِ اﲑً ﻜَﻟو َ ِﺜَﻛ ْﻦ ِ ِم ْﻢ ﺮَﺜْﻛ َأ ْوَأ َﻼَﻜْﻟا ِﻞ ﻫَأ ْ ﻣ<br />

ِ َنﻮُﻘ ﻫ ِ ﻞ<br />

َ<br />

ﻫَأ ْ وَ<br />

َءﺎﻬَﻘُﻔْﻟا َ ﻓاﻮ َُـﻳ ِﺚﻳ ِ َﻚ ﻰَﻠﻋَ َﻒَﻠﱠﺴﻟاوَ ﺪَْﳊا ِ ِﺮَﺜْﻛَأ ُل ﻮَـﻗ ْ َﻮ ﻫُ وَ<br />

ﻟَذ<br />

ِﺔﱠﻳِﺮ ﰊَﺄَﻛ ِ ﻌْﺷَْ َ ﻷا<br />

كرﻮﻓ ِﻦ ْﺑاوَ َقﺎ ﺤَ ﺳإ ْ<br />

" … und deshalb meinte die überwiegende Mehrheit der Gelehrten aller<br />

Richtungen, dass der Khabaru-l-Wahid das sichere Wissen anzeigt, wenn ihn<br />

die Ummah in ihrer Allgemeinheit annimmt, als richtig befindet und<br />

anwendet.<br />

Dies ist es auch, was die Verfasser in (der Wissenschaft des) Usulu-l-Fiqh von<br />

den Gefährten 7 von Abu Hanifah, Malik, asch-Schafi c i und Ahmad<br />

erwähnten, abgesehen von einer kleinen Gruppe der späteren Gelehrten,<br />

1 Scharhu-t-Tanqih, S. 257<br />

2 Der Khabaru-l-Wahid, also die Überlieferung einer oder weniger Einzelpersonen.<br />

3 Im Arabischen: Qara'in.<br />

4 bzw.: Es heißt im Scharh…<br />

5 Scharhu-l-Kaukabi-l-Munir, 2: 348-50.<br />

6 Hier wurde die Aussage direkt aus Majmucu-l-Fatawa von Ibnu Taimiyyah zitiert, da<br />

das Zitat im Wortlaut leicht vom Original abweicht.<br />

7 bzw. Anhängern<br />

107


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

welche hierin einer Gruppe der Leute des Kalam 1 folgten, welche dies<br />

zurückwiesen.<br />

(Dies,) wobei viele der Leute des Kalam oder die meisten von ihnen mit den<br />

Fuqaha‘, den Leuten des Hadith und den Salaf 2 in dieser Sache<br />

übereinstimmen, und das ist auch die Aussage der Mehrheit der<br />

Asch c ariyyah 3 , wie Abu Ishaq und Ibnu Furak." 4<br />

Ibnu Taimiyyah (ra) hat hier also erwähnt, dass sich die überwiegende<br />

Mehrheit, besonders der früheren Gelehrten, in dieser Frage einig waren.<br />

Man könnte also sicher hunderte dieser Gelehrten anführen. Dabei ist zu<br />

bedenken, dass es sich hierbei nicht um irgendwelche Gelehrte handelt, die<br />

bei den Vertretern dieser Irrmeinung über den Khabaru-l-Wahid nicht<br />

anerkannt sind. Im Gegenteil, hier wurden vorwiegend Gelehrte zitiert, die bei<br />

ihnen hohes Ansehen genießen.<br />

Es ging ja in erster Linie darum, genau diese Gelehrten zu zitieren, da im<br />

Grunde alle Gelehrten des Hadith ohnehin stets klar und deutlich die richtige<br />

Meinung vertraten und davon überzeugt waren. So ist dies die Ansicht der<br />

vier Gelehrten der befolgten Madhahib 5 , der Überlieferer der Ahadith wie der<br />

1 also der verpönten Philosophie<br />

2 Mit Salaf sind im Speziellen die ersten drei Generationen der Muslime gemeint. Diese<br />

genießen einen besonderen Stellenwert, da der Prophet (sas) in einem Hadith ihre<br />

Güte bekräftigte. Darin liegt natürlich auch eine klare Anweisung für die nachfolgenden<br />

Generationen sich an die Salaf zu halten. Besonders wenn es um die Grundlagen und<br />

Glaubensinhalte des Islam geht, da die Abweichungen und Zwiespalte (Fitan) in diesen<br />

Dingen erst nach der Zeit der Salaf überhand nahmen. Zu ihrer Zeit hingegen waren sie<br />

deutlich von den tatsächlichen Inhalten des Islam zu trennen. Erst danach breiteten<br />

sich diese Fitan so weit aus, dass viele Menschen auf Grund ihrer Unwissenheit falsche<br />

Inhalte übernahmen.<br />

3 Ebenfalls eine der Splittergruppen (Firaq) in der islamischen Geschichte, die durch<br />

die Philosophie stark beeinflusst war. Diese Strömung findet auch heute noch sehr<br />

starke Verbreitung.<br />

4 Majmucu-l-Fatawa, 13: 351. Ibnu Taimiyyah (ra) und sein Schüler Ibnu-l-Qayyim (ra)<br />

sprechen an mehreren Stellen ihrer Bücher, mit der von ihnen gewohnten,<br />

bestechenden Beweiskraft, über diese Angelegenheit.<br />

5 Pl. von Madhhab, was heute häufig mit Rechtsschule übersetzt wird. Wie schon zuvor<br />

erwähnt wurden und werden diese „Schulen“ oft in einer Weise verstanden und<br />

befolgt, die nie so vorgesehen war.<br />

108


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Verfasser der Sittah 1 , sowie die Ansicht von Ibnu Hazm, Ibnu Taimiyyah und<br />

Ibnu-l-Qayyim 2 und vielen anderen.<br />

Wie weit entfernt von der Realität und wie unsinnig erscheint also die<br />

Behauptung der meisten "Gelehrten" und Professoren der heutigen<br />

Universitäten? Sie vertreten nicht nur diese unsinnige Bid c ah, sondern<br />

schreiben sie den allermeisten Gelehrten zu. Viele von ihnen wagen es sogar<br />

den Ijma c für ihre Bid c ah zu behaupten. Wo ist also dieser Ijma c bei all den<br />

angeführten Aussagen?<br />

Es ist wie Ibnu-l-Qayyim (ra) sagte: Ein Taghut, der es den Leuten erleichtert<br />

alles abzulehnen, was ihnen von der Sunnah nicht passt. Und genau das ist es,<br />

was wir gegenwärtig täglich erleben.<br />

Heute ist die Unwissenheit über die Grundlagen des Islam so groß geworden,<br />

dass die Menschen mit solchen Argumenten sogar versuchen den Tauhid und<br />

seine zwingenden Folgen anzuzweifeln. Wenn man sie <strong>zum</strong> Ablass vom Schirk<br />

und zur Lossagung vom Taghut aufruft, glauben sie mit dieser Bid c ah<br />

argumentieren zu können und meinen: "Ja, aber ist dieser Hadith<br />

mutawatir? Denn wenn er nicht mutawatir ist, dann ist er ja in<br />

Glaubensfragen kein Argument."<br />

So wird dies heute sehr häufig gemacht. Vielmehr ist es sogar die Regel in der<br />

heutigen Zeit.<br />

Der Tauhid ist die Grundlage des Islam. Es handelt sich dabei nicht um eine<br />

Sache, die durch ein paar Akhbaru-l-Ahad definiert wird. Schließlich ist dies,<br />

die wichtigste und deutlichste Sache im gesamten Islam. Sie kehrt im Qur’an<br />

im Grunde auf jeder Seite wieder und wird in den stärksten Ahadith<br />

überhaupt erklärt. Von daher, ist die Diskussion über einen einzelnen Hadith<br />

hier völlig hinfällig. Mal abgesehen davon, dass die Ahadith, welche die<br />

Grundlagen des Islam erklären, zu den häufigsten und stärksten überhaupt<br />

zählen. Es ist also schon bezeichnend für diese Zeit, dass jemand bei der Frage<br />

des Tauhid dieses Argument anführt.<br />

1 Die sechs bekannten Hadith-Bücher, die zuvor schon erwähnt wurden.<br />

2 Möge Allah ihnen ihre Anstrengungen bestens vergelten und sich ihrer aller<br />

erbarmen, amin.<br />

109


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Aber genau in solchen Dingen liegt das Problem der heutigen Philosophen der<br />

Asch c ariyyah, Maturidiyyah usw., von der Universität des Azhar und<br />

ihresgleichen. Das ist es auch, was man von ihren geistigen Vertretern<br />

hierzulande hören kann, welche sich auf die Gelehrten des Kalam stützen, ob<br />

sie dies nun selbst wahrnehmen oder auch nicht 1 .<br />

Das erste was man bei diesen Leuten und Universitäten heute lernt ist, dass<br />

der Khabaru-l-Wahid keine Hujjah in der c Aqidah ist. Bevor man den Leuten<br />

noch einen <strong>Buch</strong>staben über den Tauhid beigebracht hat, werden sie schon<br />

hiermit indoktriniert. Bevor die Menschen heute die Grundlagen des Islam<br />

lernen, wird ihnen gelehrt mit welchen Mitteln und Wegen sie alles ablehnen<br />

können was ihnen missfällt.<br />

Das liegt daran, dass diese Leute oft selbst in keinster Weise wissen, was<br />

genau der Schirk bedeutet. Ihnen ist nicht klar, dass ein Mensch der Schirk<br />

begeht niemals ein Muslim sein kann. Wäre ihnen dies klar, wüssten sie um<br />

die Ausbreitung des Schirk in der heutigen Realität Bescheid und würden<br />

ihren Schülern nicht schon vor dem Tauhid ihre Bida c einimpfen.<br />

Durch diese starke Erscheinung der Unwissenheit, sind die Leute durch diese<br />

Lehren so verwirrt, dass sie dann spontan versuchen – wie sie es gelehrt<br />

wurden – diese Bid c ah gegen die stärksten Argumente des Din zu verwenden<br />

und das Fundament des Islam anzuzweifeln. Viele jener Leute machen dies<br />

nicht bewusst, sondern es ist die spontane Umsetzung dieser Erziehung.<br />

Genau so muss es auch sein in der Zeit der Jahiliyyah 2 . Möge Allah uns vor<br />

dem Schlechten dieser Zeit bewahren, Amin.<br />

1 egal ob es sich dabei um Einzelpersonen handelt, die diese Ansichten unterrichten,<br />

oder um Gruppen, die solche Gedanken adaptieren, wie Hizbu-t-Tahrir und andere.<br />

2 Die Zeit der Unwissenheit.<br />

110


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

DAS URTEIL VON JEMANDEM, DER EINEN KHABARU-L-WAHID AUFGRUND DIESER<br />

BID C AH NICHT ANNIMMT<br />

Das Ablehnen einer überlieferten Sache ohne einen tatsächlichen Kritikpunkt,<br />

im Hinblick auf die Korrektheit der Überlieferung ist, wie zuvor erwähnt, Kufr.<br />

Dies ist eine klare Sache nach den vorhergegangenen Adillah 1 .<br />

Jemand der diese Bid c ah jedoch angenommen hat, kann unter Umständen<br />

entschuldigt sein und zwar durch Unwissenheit bzw. Ta'wil 2 .<br />

Dies, wenn er entweder sehr unwissend ist und die Beweise grundsätzlich<br />

nicht kennt. Oder – was bei weitem häufiger vorkam – den Beweis aus diesen<br />

Texten nicht richtig verstand oder missinterpretierte.<br />

So kann es sein, dass jemand viele der zuvor angeführten Ahadith zwar kennt,<br />

aber es ihm niemals auch nur annähernd eingefallen wäre, dass sie ein<br />

Argument in der Frage der Akhbaru-l-Ahad darstellen. Er hat bei diesen<br />

Ahadith in keinster Weise über diese Angelegenheit nachgedacht.<br />

Wenn er einen sicheren Hadith der Akhbaru-l-Ahad ablehnt, dann mit dem<br />

Glauben, dass Allah dies in seinem Din vorgeschrieben hat. Er denkt dafür<br />

irgendwelche Beweise zu haben. Diese sind aber nur die Schubuhat mit denen<br />

er vielleicht schon seit seiner Kindheit lebt.<br />

Deshalb wird er durch diese Bid c ah nicht <strong>zum</strong> Kafir, es sei denn, nach Iqamatul-Hujjah<br />

3 gegen ihn. Angenommen es wäre bei ihm ersichtlich, dass er diese<br />

Beweise kennengelernt und ihre Bedeutung verstanden hat. In dem Fall muss<br />

er diese Sache akzeptieren, wenn nicht, könnte er in diesem Falle kein Muslim<br />

sein.<br />

1 Beweisen, Pl. von Dalil.<br />

2 falsche Auslegung<br />

3 der Erbringung des klaren Arguments/Beweises.<br />

111


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Grundlegende Widerlegungen des Schiitentums<br />

im Thema der Überlieferung und einiger<br />

schiitischer Schubuhat<br />

DIE ABLEHNUNG DER SUNNAH UND IHRE FOLGEN FÜR DIE SCHIITEN<br />

SELBST<br />

Wie schon erwähnt wurde, fällt jede Kritik der Schiiten umso stärker auf sie<br />

selbst zurück. Wenn sie also beispielsweise den Sahih von al-Bukhari<br />

kritisieren, ist dies gleichbedeutend mit einer vernichtenden Kritik ihrer<br />

eigenen Bücher, der sie nie stand halten könnten.<br />

Im Folgenden sollen einige Punkte angeführt werden, die bis jetzt noch keine<br />

gesonderte Erwähnung fanden:<br />

EHEMALIGE SCHIITISCHE HADITH-GELEHRTE UND IHRE ANALYSE<br />

SCHIITISCHER „ÜBERLIEFERUNGSKUNST“<br />

Einige der großen schiitischen Gelehrten selbst hatten innerhalb des letzten<br />

Jahrhunderts im Herzen des Iran ihren Übertritt <strong>zum</strong> Islam verkündet und<br />

dazu aufgerufen. Sie sagten sich von den Rafidah los, bezeichneten sie als<br />

Muschrikin und nahmen ihre Bücher völlig auseinander. In ihren Schriften<br />

erklärten sie sehr genau die Wertlosigkeit des angeblich korrektesten <strong>Buch</strong>es<br />

der Schiiten. Daraufhin arbeiteten die schiitischen Gelehrten im Iran und die<br />

Regierung natürlich eifrig daran diese Leute zu eliminieren.<br />

So finden wir heute z.B. das <strong>Buch</strong> von Ayatullah al-Barqa c i "Die Zerstörung der<br />

Götze" in dem er den al-Kafi von al-Kullaini in der Tat wissenschaftlich<br />

"zerstört" hat. Wer wird wohl mehr Wissen über die Überlieferungen von al-<br />

Kullaini haben als die großen Gelehrten der Schiiten, wie al-Barqa c i 1 oder der<br />

schiitische Gelehrte al-Majlisi, welcher einen beträchtlichen Teil aller<br />

„Ahadith“ im Kafi als falsch beurteilt? Meinen die modernen Schiiten<br />

wissender als ihre großen Gelehrten zu sein? Und selbst wenn sie dies<br />

1 der dann wie gesagt das Schiitentum verließ…<br />

112


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

behaupten, die Wahrheit wird nicht durch bloße Behauptungen bewiesen.<br />

Zuerst müssten sie schon all die klaren Argumente zurückweisen.<br />

DIE SCHIITEN KÖNNEN REIN TECHNISCH GESEHEN NIEMALS DIE<br />

VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE SO SICHERE ÜBERLIEFERUNG ERFÜLLEN<br />

Die Schiiten können im Bezug auf Überlieferungen im Grunde überhaupt nicht<br />

mitreden. Rein technisch gesehen könnten sie die oben beschriebenen<br />

Methoden zur Sicherung der Sunnah niemals anwenden. Weder haben sie die<br />

entsprechenden Überlieferungen, noch die Gelehrten, noch die Studien.<br />

Wie viele Ahadith bleiben bei ihnen für die "Sunnah" 1 des Gesandten (sas)<br />

noch übrig, wenn man nur ihre eigene Kritik an ihren eigenen Werken<br />

betrachtet? Was bleibt dann erst übrig, wenn andere Leute, die nicht ihrer<br />

Meinung sind, ihre Bücher kritisch analysieren?<br />

DER EINZIGE WEG ZUR BEURTEILUNG DER RUWAT SIND DIE BÜCHER<br />

DER RIJAL-GELEHRTEN<br />

Es gibt überhaupt keinen Weg die Überlieferer und ihre Überlieferungen<br />

richtig zu beurteilen, außer die Bücher der Hadith-Gelehrten, welche sich mit<br />

der Wissenschaft der Überlieferer 2 beschäftigten. Mit den oben<br />

beschriebenen Methoden konnten sie eine extreme Sicherheit über die<br />

Ahadith gewinnen.<br />

Was ist nun mit den schiitischen Quellen, wenn wir beim besten ihrer Bücher<br />

(!) dem Kafi, die Urteile jener schiitischen "Gelehrten" betrachten?<br />

Wir finden dort zahlreiche Beurteilungen für die Überlieferer wie "Ein Satan",<br />

"Ein Lügner über Allah und seinen Propheten (sas)", "Leugner des Din",<br />

"verflucht"! Solche Dinge sind bei diesen Büchern keine Einzelfälle. Dies sind<br />

darüber hinaus die Urteile der schiitischen Rijal-Gelehrten selbst! Ganz zu<br />

schweigen davon, dass all diese Urteile nach wissenschaftlichen Maßstäben<br />

1 Es handelt sich ja eigentlich nicht um die Sunnah des Propheten (sas), wie jemand<br />

ohne Vorwissen fälschlicherweise annehmen könnte. Die Überlieferung der Schiiten<br />

befasst sich <strong>zum</strong> überwiegenden Teil mit der Sunnah ihrer Imame, nicht mit der des<br />

Propheten (sas)!<br />

2 cIlmu-r-Rijal<br />

113


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

unbrauchbar sind. Sie stellen nichts als eine billige, schlechte und misslungene<br />

Kopie der richtigen Hadith-Wissenschaften dar.<br />

Danach kommen sie nun und behaupten über den Kafi, er sei das richtigste<br />

<strong>Buch</strong> über die Überlieferung, das es gibt. Sodann leugnen sie den Sahih von<br />

Bukhari und verfluchen ihn als Lügner. Man fragt wirklich nach dem Verstand<br />

von Leuten mit solchen Vorgehensweisen.<br />

Wie können die Schiiten überhaupt auf die Idee kommen, ihr <strong>Buch</strong> auch nur<br />

mit dem Sahih von Bukhari zu vergleichen. Der Kafi könnte maximal als<br />

schlechtes Märchenbuch durchgehen, mehr sicher nicht.<br />

Jedenfalls kommen alle Menschen, die sich auf diese Überlieferungen stützen,<br />

um die Urteile ihrer eigenen Rijal-Gelehrten nicht herum. Dies betrifft die<br />

Schiiten genauso wie die Anhänger der Sunnah.<br />

Wenn diese Gelehrten einmal geurteilt haben, gibt es keinen anderen Weg<br />

mehr, denn sie kannten diese Überlieferer persönlich. Sie erkundigten sich bei<br />

all ihren Bekannten, Lehrern und Schülern über sie. Es ist also völlig hinfällig<br />

was ein heutiger Gelehrter zu einem Überlieferer meint. Es ist ihm nicht<br />

möglich gegen das Urteil aller Rijal-Gelehrten zu gehen.<br />

Damit stehen die Schiiten bei ihrer eigenen unzulänglichen Wissenschaft vor<br />

einem weiteren großen Problem. Nachdem diese "Rijal-Gelehrten" zahlreiche<br />

schiitische Überlieferer als völlig untauglich bewertet haben, gibt es keinen<br />

Weg mehr diese Überlieferungen schön zu malen.<br />

DIE IRRSINNIGE BEHAUPTUNG „WIR NEHMEN NUR VON<br />

UNFEHLBAREN“. EIN WEITERER FUNDAMENTALER WIDERSPRUCH<br />

Die Schiiten haben ein weiteres erhebliches Problem. Wenn man ihnen sagt,<br />

dass man die Sunnah des Propheten (sas) von der Überlieferung seiner<br />

Sahabah (ra) nimmt, erwidern einige: „Wir nehmen nur von Leuten die<br />

ma c sum 1 sind“.<br />

Dieses „Argument“ ist nichts als eine Flucht der Schiiten vor der Tatsache,<br />

dass sie keine brauchbare Überlieferung aufweisen können. Auf diese Art<br />

wollen sie den Leuten suggerieren, dass die Methode der Überlieferung der<br />

1 unfehlbar<br />

114


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Sunnah und ihre gesamten Bücher unzuverlässig seien. Die Botschaft auf die<br />

sie hinauswollen ist: "Wisst ihr warum eure Methode unzuverlässig ist? Weil<br />

ihr von Leuten nehmt die Fehler machen, so wie ihr selbst auch!" Und so hört<br />

man von ihnen tatsächlich Aussagen wie: „Wir befinden uns auf dem Din der<br />

Unfehlbaren, während ihr euch auf dem Din der Fehlbaren befindet.“<br />

Dieses „Argument“ lässt einen wirklich verstummen. Es ist von so<br />

grenzenloser Torheit, dass es einen wirklich am Verstand einer solchen Person<br />

zweifeln lässt.<br />

Offenbar haben diese Leute eine Sache nicht bedacht. Nämlich, dass sie selbst<br />

nicht direkt vor den Leuten sitzen, die – ihrer Ansicht nach – fehlerfrei waren.<br />

D.h. sie nehmen ebenfalls ausschließlich von den fehlbaren Menschen, welche<br />

dies nur weiterüberliefern.<br />

Der einzige Unterschied zwischen ihnen und uns ist, dass ihre Methode dafür<br />

völlig unbrauchbar und lächerlich ist. Wie gesagt, muss deshalb jede Kritik die<br />

sie anbringen zehnfach auf sie selbst zurückfallen.<br />

Es ist also auch in der sagenumwobenen und mythischen Kultwelt der Schiiten<br />

unverzichtbar von fehlbaren Menschen zu überliefern und wenn sie meinen,<br />

dies sei zulässig, dann kann man sofort erwidern: Nun, dann ist es ebenso<br />

zulässig, dass eben diese fehlbaren Menschen vom unfehlbaren Propheten<br />

(sas) überliefern. Und im Gegenteil, dieser unfehlbare Prophet (sas) ist – im<br />

Gegensatz zu ihren Imamen - im Konsens aller Menschen die sich <strong>zum</strong> Islam<br />

zählen, vom Fehler bewahrt. Also ist das, was von ihm überliefert wird,<br />

wichtiger und hat mehr Anrecht, dass ihm gefolgt wird.<br />

Darüber hinaus ist das, was die Schiiten meinen von ihren Imamen zu<br />

nehmen, nichts anderes als das, was der Prophet (sas) gelebt hat. Sie selbst<br />

sagen ja, dass die Weisungen der Imame nichts anderes sind, als die gelebte<br />

Sunnah des Propheten (sas).<br />

Und auch von dieser Hinsicht ist es richtiger, ihm direkt zu folgen, denn er ist<br />

die Quelle und die Imame – selbst nach ihrer Theorie – schöpfen nur aus<br />

dieser Quelle.<br />

Es sei denn, es gibt Schiiten die tatsächlich meinen, dass die Sunnah des<br />

Propheten (sas) Vergangenheit ist und nur noch die Anweisungen der Imame<br />

bindend sind.<br />

115


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Man hört Schiiten immer wieder solche Dinge sagen wie: "Den Din darfst du<br />

nur von den Imamen lernen", "Wie du betest hast du von den Imamen zu<br />

lernen".<br />

Der Prophet (sas) hat aber alle Dinge in diesem Din erklärt. Allah sagt im<br />

Qur’an:<br />

ﺎًﻨﻳِ د مَ َﻼ ﺳِْ ْ ﻹا ﻢُﻜَﻟ ُ ُﺖﻴِﺿ رَ و َ ﻲِﺘﻤْﻌِﻧ َ<br />

ﻢُﻜ ْ ﻴَﻠَﻋ ْ ُﺖ ﻤْ ﻤْﺗَأ َ و َ ﻢُﻜَﻨﻳ ْ ِ د ﻢُﻜَﻟ ْ ُﺖْﻠ ﻤْﻛَأ َ مَ ﻮْ ـﻴْﻟا َ<br />

"Heute habe ich euch eure Religion vervollkommnet und meine Gnade über<br />

euch vollendet und bin mit dem Islam für euch zufrieden … " 1<br />

Was wäre die Bedeutung dieser Ayah, wenn der Qur’an und die Erklärung des<br />

Propheten (sas) nicht ausreichend wären?<br />

Ebenso hat der Prophet z.B. klar gesagt:<br />

ﻲﱢﻠﺻُأ َ ﻲِﻧﻮﻤُﺘ ُ ـﻳَأ ْ رَ<br />

ﺎﻤَﻛ َ اﻮﱡﻠ ﺻَ<br />

"Betet so, wie ihr mich beten gesehen habt". 2<br />

Er sagte also nicht: „Betet wie ihr die Imame beten seht.“<br />

Dies würde also bedeuten, dass der Prophet (sas) das Gebet erklärt hat und<br />

seine Erklärung dafür völlig sinnlos war, denn man darf es ohnehin von ihm<br />

nicht nehmen, sondern man hat es von den Imamen zu lernen.<br />

Zudem gibt der Prophet (sas) dann noch die – gemäß ihrer Auffassung – völlig<br />

sinnlose Anweisung das Gebet genau so zu verrichten, wie er es tat.<br />

Denn wir sollen es ja nicht von der Sunnah überliefern und lernen bzw. wir<br />

können es gar nicht von der Sunnah lernen, wie sie meinen. Dies, wobei uns<br />

diese Texte in äußerster Genauigkeit und Vielfalt überliefert wurden. Also<br />

warum sollen wir nicht so beten, wie es uns in diesen Ahadith im Detail<br />

überliefert wird?<br />

Darüber hinaus gibt es hierbei, selbst aus schiitischer Sicht, einen weiteren<br />

Widerspruch, nämlich: Der Prophet (sas) ist nicht nur irgendein Imam. Er ist<br />

selbst bei den Schiiten der Imam der Imame und der oberste der Propheten<br />

(as). Also warum kann es falsch sein, wenn man sich an seine Erklärung des<br />

1 Surah al-Mai'dah: 3<br />

2 al-Bukhari<br />

116


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Din hält? Und warum ist eine weitere Erklärung des Din erforderlich? Hat der<br />

Prophet (sas) den Din nicht zur Genüge erklärt. Möge unser Herr uns vor<br />

solchen Gedanken bewahren.<br />

Wenn sie also behaupten: „Wir dürfen nur von Fehlerfreien nehmen.“,<br />

erwidern wir: „Aber ihr nehmt von Fehlerhaften.“ Wenn sie dann ausweichen<br />

und meinen, dies sei ja nur die Überlieferung, aber das Wort selbst stammt<br />

vom ma c sum, dann erwidern wir: „Genau so gehen wir auch vor. Aber der<br />

ma c sum dem wir folgen (sas) ist besser und hat im Konsens aller Muslime<br />

mehr Anrecht darauf, dass seiner Sunnah gefolgt wird.“<br />

EINE WEITERE FLUCHT: „MAN DARF NICHTS VON VERSTORBENEN<br />

NEHMEN, SONDERN NUR VON LEBENDEN“<br />

So unglaublich es sich anhört, aber es gibt tatsächlich Schiiten die meinen<br />

man dürfe nichts von toten Menschen annehmen. Jene nehmen diese<br />

Aussage quasi als „das heilige Argument“, mit dem sie alles widerlegen<br />

können. Wann immer man sie mit einer Absurdität in den Quellen ihrer<br />

Bücher konfrontiert, erwidern sie sofort mit diesem Argument. Selbst wenn es<br />

um Glaubensinhalte geht, auf die sich das gesamte Schiitentum baut und die<br />

von ihren frühen Gelehrten im Konsens überliefert wurden! Völlig egal jedoch.<br />

Wenn sie keinen Fluchtweg mehr haben, dann heißt es einfach: „All diese<br />

Dinge gehen uns überhaupt nichts an. Wir haben damit nichts zu tun. Denn<br />

wir nehmen nichts von den Toten.“ Es bleibt eigentlich nichts mehr übrig,<br />

außer Allah für sie um Rechtleitung und Verstand zu bitten.<br />

Die Aussage ist derartig absurd, dass man sich schon selbst überwinden muss,<br />

um überhaupt auf so etwas einzugehen.<br />

Der ganze Din, von Anfang bis Ende, wurde doch schließlich nur von jetzt<br />

bereits toten Personen überliefert. Der Prophet (sas) selbst ist verstorben und<br />

die Überlieferung von ihm stellt die Quelle dieses Din dar. Ebenso die ganzen<br />

Überlieferer der verschiedenen Ketten. Auch die Schiiten können sich dem<br />

unmöglich entziehen, es sei denn sie meinen selbst Offenbarung zu<br />

bekommen und sich so dieses Problems zu entledigen. Dann wären sie<br />

natürlich auf eine Überlieferung nicht mehr angewiesen. Jedoch ist dann auch<br />

die Diskussion um sie endgültig beendet.<br />

Es handelt sich also um eine völlig unmögliche Behauptung, die<br />

widersprüchlicher gar nicht sein könnte. Auch der schiitische Din stützt sich zu<br />

117


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

hundert Prozent auf die Nachrichten von toten Menschen. Es ist also gar nicht<br />

denkbar, dass ein Mensch in so einem Widerspruch verharrt. Er muss die<br />

Unsinnigkeit seiner Aussage akzeptieren. Aber die Torheit kennt offenbar<br />

keine Grenzen. Und so sehen wir Leute, die sich von dieser Aussage in eine<br />

mindestens genauso törichte flüchten.<br />

EINE WEITERE FLUCHT: „NUR DIE LEBENDEN GELEHRTEN DÜRFEN VON<br />

DEN TOTEN NEHMEN.“<br />

Wenn also jemand denkt, dass die obige Aussage verrückt ist, dann muss er<br />

erst hören, was einige Schiiten auf diese Konfrontation erwidern. Sei meinen<br />

unglaublicher Weise: „Nur einem lebendigen Gelehrten ist es erlaubt etwas<br />

von den Toten anzunehmen.“<br />

Hinter solchen „Argumenten“ kann nichts anderes stehen, als eine pure<br />

Götzendiener-Mentalität. Es ist ein Kult der Anbetung von „heiligen“ Führern<br />

und Priestern. Ein völlig blindes Folgen ohne jeglichen Rest von Verstand.<br />

Die Frage die sich solche Menschen stellen müssen ist, wie man denn nun den<br />

lebenden Gelehrten definiert? Tatsache ist doch, dass jede Gruppe meint ihr<br />

Schaikh sei der Ober-Gelehrte. Es ist also eine völlig untaugliche<br />

Argumentation. Was sind die Voraussetzungen die ein Gelehrter bei diesen<br />

Leuten erfüllen muss? Muss er einen Doktortitel haben, oder ist der Magister<br />

auch schon ausreichend? Oder gar das Bakkalaureat? Vielleicht reicht ja auch<br />

das Selbststudium dafür aus.<br />

Oder ist es von der Zeit abhängig? Welche Zeitspanne würde also ausreichen,<br />

für die Erlaubnis die Bücher einsehen, und seinen Verstand benützen zu<br />

dürfen? Zwei, fünf, zehn, zwanzig oder gar fünfzig Jahre? Jedoch gibt es<br />

Menschen, die in einem Jahr lernen, was andere in zehn Jahren nicht lernen<br />

können.<br />

Die Antwort ist natürlich einfach bei solchen Leuten. Es ist immer gerade der<br />

Obere ihrer Sekte, der das ultimative Recht hat. So kommt es sogar vor, dass<br />

Leute erst seit einem oder zwei Jahren Schiiten sind, aber dann schon<br />

behaupten (womöglich noch als einzige) dieses Recht zu haben. Aber in einem<br />

Kult der auf Absurditäten gebaut ist, kann einen eigentlich nichts mehr<br />

verwundern.<br />

Die „heilige, vernichtende Beweisführung“ bei solchen Leuten lässt sich also<br />

wie folgt an einem Beispiel darstellen:<br />

118


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Wenn man ihnen verschiedenes von den Merkwürdigkeiten des Schiitentums<br />

aufzählt, wie z.B.:<br />

• Ihre wichtigsten und frühesten Gelehrten überliefern den Konsens über die<br />

Verfälschung des Qur’an.<br />

• Ebenso meinen sie die Sahabah wären nach dem Tode des Propheten (sas)<br />

alle vom Islam abgefallen.<br />

• Im wichtigsten <strong>Buch</strong> der Schiiten, Usulu-l-Kafi werden unzählbar viele<br />

Überlieferungen mit Kufr-Inhalten überliefert. Die Allgemeinheit der alten<br />

schiitischen Gelehrten heißt diese gut und befindet sie für richtig.<br />

Die allgemeine bestechende Antwort lautet: „Das ist uns völlig egal. Es ist<br />

alles überhaupt kein Argument gegen das Schiitentum. Denn diese<br />

Gelehrten sind alle nicht mehr am Leben.“<br />

Wenn ihnen dann erklärt wird, dass diese Aussage unhaltbarer Unsinn ist, weil<br />

sie ihren gesamten Din verwerfen müssen, wenn sie nur von Lebenden<br />

nehmen, begegnen sie: „Nur die wahren Gelehrten, wie unsere also, können<br />

entscheiden was davon angenommen wird und was nicht.“<br />

Kann man nun bei so jemandem noch etwas anderes sagen, als dass er seinen<br />

Verstand vollständig ausgeschalten hat und nur noch einem reinen<br />

Heiligenkult folgt? Der Verstand solcher Leute befindet sich in der Tasche<br />

ihres Schaikh.<br />

WENN MAN AUSNAHMSLOS NUR VOM IMAM NEHMEN DARF, SIND DIE<br />

SCHIITEN HEUTE ZUR IRRE VERDAMMT<br />

Die Schiiten meinen, sie dürfen nur von einem Imam nehmen. Aber wo ist<br />

dieser fehlerfreie Imam heute? Sie sind heute zweifellos ohne eine solche<br />

Führung. Oder sind ihre gegenwärtigen Führer nun auch fehlerfrei geworden?<br />

Dies bezieht sich ja bei ihnen, wie sie meinen nur auf zwölf Personen. Damit<br />

haben sie also selbst bewiesen, dass sie ohne weiteres einem fehlbaren<br />

Menschen folgen und direkt von ihm Angelegenheiten des Din übernehmen.<br />

Damit haben die Schiiten mit einer abergläubischen Geschichte ihren anderen<br />

fundamentalen Aberglauben der Imame Theorie widerlegt.<br />

Man muss sich Folgendes vergegenwärtigen: Die Schiiten sparen nicht mit<br />

dem Argument, dass sie sich dadurch auszeichnen eine fehlerfreie Führung zu<br />

haben. Man kann immer wieder hören wie sie sich darüber empören und<br />

119


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

belustigen, wie man denn behaupten kann, die Führung der Muslime einem<br />

fehlbaren Menschen zu übergeben. Mit diesem „bestechenden“ Argument<br />

wollen sie zeigen, dass es ja unbedingt fehlerfreie Imame geben muss, damit<br />

diese dann die besagte Führung übernehmen.<br />

Auf der anderen Seite sehen wir genau diese Schiiten, wie sie ihre Führung<br />

seit Jahrhunderten genau solchen fehlerbehafteten Menschen übergeben. Es<br />

ist als ob sie sich über sich selbst lustig machen.<br />

WENN DER DIN NICHT VON UNFEHLBAREN WEITERGEGEBEN WERDEN<br />

KANN, WARUM HAT DER PROPHET (SAS) DANN SOLCHE ZU DIESEM<br />

ZWECK ENTSANDT?<br />

Wenn man den Din nur von einem Imam lernen darf der fehlerfrei ist, wie die<br />

Schiiten ständig wiederholen, warum hat dann der Prophet (sas) fehlbare<br />

Menschen entsandt um die wichtigste Sache im Din und sodann alle weiteren<br />

Angelegenheiten der Schari c ah zu unterrichten?<br />

Dies wäre eine völlig sinnlose Handlung des Propheten (sas) (welcher über so<br />

etwas erhaben ist). Die Folge der schiitischen Behauptung ist, dass er (sas) in<br />

jedem dieser Fälle einen Fehler machte.<br />

Somit sind alle Überlieferungen, die dies belegen von den Schiiten<br />

abzuleugnen 1 und dies dürfte ihnen schwer fallen, denn die ganze Sirah 2<br />

bezeugt diese Vorgehensweise des Propheten (sas). Es gibt wohl keinen<br />

Zweifel, dass die Schiiten selbst etliche solche Überlieferungen anführen.<br />

Warum haben sie dies getan? Es gibt eine ganz einfache Antwort: Ihr Din ist<br />

derartig widersprüchlich, dass es einem Menschen unmöglich ist alle<br />

Widersprüche zu bedenken. Deshalb haben sie den Widerspruch in vielen<br />

Fällen nicht einmal annähernd bemerkt. Ihnen war nicht klar, dass sehr viele<br />

Ahadith die sie selbst anführen, aus den verschiedensten Gründen ein Beweis<br />

gegen sie sind. Aus diesem Grund kann man etliche solche Dinge in ihren<br />

eigenen Büchern finden.<br />

1 Viele davon wurden zuvor in diesem <strong>Buch</strong> schon erwähnt.<br />

2 Geschichte des Propheten (sas)<br />

120


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ein Kernpunkt im Schiitentum die<br />

Ablehnung tausender Überlieferungen ist, kann man natürlich keinesfalls<br />

erwarten, dass dies ein Problem für sie darstellt.<br />

DIE ÜBERLIEFERTE SUNNAH ENTHÄLT ZAHLREICHE PROPHEZEIUNGEN,<br />

DIE SICH SEHR EXAKT BEWAHRHEITET HABEN<br />

In der Sunnah des Propheten (sas) welche in unseren Büchern überliefert<br />

wird, finden wir etliche Prophezeiungen des Propheten (sas), die sich genau<br />

so bewahrheitet haben.<br />

Diese sind so viele, dass einige Gelehrte ganze Bücher darüber gesammelt<br />

haben. Sie sind ein wunderbares, klares Zeichen für die Richtigkeit des<br />

Prophetentums unseres Propheten (sas) und – unter vielen anderen – ein<br />

klarer Beweis für seine Aufrichtigkeit. Dadurch sind sie aber auch ein<br />

deutlicher Beleg für die Richtigkeit und Authentizität der überlieferten<br />

Sunnah.<br />

Die Schiiten müssen all diese Hadithe ablehnen, wobei ihre Richtigkeit durch<br />

die Realität bestätigt wurde und sie ein Zeichen des Prophetentums von<br />

Muhammad (sas) darstellen.<br />

SCHUBHAH: DER HADITH MUTAWATIR IST JA BEI DEN GELEHRTEN<br />

SELBST GAR NICHT EINHEITLICH DEFINIERT. WIE KANN DANN JEMAND<br />

ZUM KAFIR WERDEN WEIL ER EINEN MUTAWATIR ABLEHNT?<br />

Nach dem Verständnis der Angelegenheit des Khabaru-l-Wahid, können wir<br />

mit Leichtigkeit verstehen was es wirklich mit dieser Schubhah auf sich hat.<br />

Mit diesem Scheinargument versuchen sich die Schiiten und andere, die<br />

sichere Bestandteile der Sunnah ablehnen, zu verteidigen.<br />

Die Ru’yah ist z.B. ein solcher fester Bestandteil, der von diesem Din<br />

überliefert wurde. Die Ablehnung dieser Überlieferungen nach ihrer Kenntnis<br />

ist Kufr. An dieser Stelle erwidern diese Gruppen mit einem solchen<br />

Argument. In dem Sinne, dass es nicht erlaubt ist auf irgendwen Takfir zu<br />

machen, wegen der Ablehnung einer Mutawatir-Überlieferung, weil ja<br />

ohnehin nicht klar definiert ist was mutawatir eigentlich bedeutet.<br />

121


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Wie sich zeigen wird, birgt diese Aussage eine Reihe von Mukaffirat 1 in sich,<br />

die sich direkt gegen grundlegende Prinzipien des Islam richten. Ein wenig<br />

normaler Menschenverstand und dessen Benützung reicht an sich schon aus<br />

um vieles davon selbst zu erkennen.<br />

DIE WAHRE BEDEUTUNG DIESER AUSSAGE<br />

Diese Aussage bedeutet in Wirklichkeit, dass jeder Mensch jeden Hadith<br />

ablehnen kann, ganz nach Lust und Laune. Es spielt dabei überhaupt keine<br />

Rolle wie stark der Hadith ist. Denn selbst wenn der eine meint er sei<br />

hundertmal mutawatir, dann heißt das gar nichts. Denn jeder hat ja den<br />

Tawatur anders definiert und somit kann man nichts mehr dagegen<br />

einwenden.<br />

Es kann also jeder Kufr machen, gegen welchen Teil von der Sunnah auch<br />

immer, ohne dass man auch nur ein Wort sagen könnte. Die Person muss<br />

immer nur erwidern: "Der Hadith ist bei mir nicht mutawatir"<br />

Alleine diese Tatsache muss jedem Menschen mit Verstand, nach ein bisschen<br />

Überlegung sofort auffallen. Er braucht dazu nicht einmal viel Wissen. Es muss<br />

ihm sofort klar sein, dass das niemals so sein kann.<br />

ÜBER DIE DEFINITION UND GRENZE DES TAWATUR UND DIE WIDERLEGUNG DER<br />

ZAHLENANGABEN<br />

Einige Gelehrte legten die Grenze für den Tawatur unterschiedlich fest,<br />

worauf schon zuvor hingewiesen wurde. Die richtige Bedeutung der Aussagen<br />

dieser Gelehrten wurde ebenfalls zuvor schon erklärt. Jene Zahlen die von<br />

einigen Gelehrten angegeben wurden, um den Tawatur zu definieren,<br />

unterscheiden sich sehr stark und alle Leute die dafür Zahlen angaben,<br />

versuchten dies irgendwie zu untermauern.<br />

So meinten manche, ab fünf Ketten handelt es sich um einen Mutawatir, mit<br />

der Begründung, dass Allah bei einer Strafe für ein Verbrechen im Höchstfall<br />

vier Zeugen voraussetzt. Dann sagten sie, wenn Allah vier Zeugen voraussetzt<br />

um einen Ehebruch nachzuweisen, dann ist es angemessen <strong>zum</strong> Schutz der<br />

Sunnah noch einen weiteren Zeugen hinzuzufügen.<br />

1 also Inhalte, die den Kufr nach sich ziehen<br />

122


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Andere meinten, es handle sich um 7 oder 12 usw. bis zu 70. Es wird sogar<br />

erwähnt, dass jemand meinte, die Anzahl der Leute von Badr.<br />

WAS ZUM VERSTÄNDNIS DIESER ZAHLENANGABEN ZU ERWÄHNEN IST<br />

1, Wenn jemand seinen bloßen Verstand benützt, muss ihm doch folgende<br />

Sache klar sein:<br />

Es wurde vorher erwähnt, dass der Hadith "Wer über mich mutwillig lügt…"<br />

von etwa 70 Sahabah überliefert wurde und dass er damit zu den stärksten<br />

Ahadith überhaupt gehört. Er wird deshalb immer wieder in den Büchern der<br />

Hadith-Wissenschaften als Beispiel für den Tawatur Lafdhi angeführt.<br />

Wenn also jetzt jemand sagte, mutawatir bedeutet, er wurde von der Anzahl<br />

der Leute bei Badr überliefert, kann es unmöglich sein, dass er mit mutawatir<br />

das meint was die meisten Menschen heute glauben.<br />

Sondern es muss vielmehr so sein, dass er den Mutawatir Hadith nur<br />

theoretisch betrachtet, also im Hinblick auf die Frage: Ab wann sollte ein<br />

Hadith in diese Klasse/Kategorie eingeordnet werden. Nicht jedoch, dass jede<br />

Überlieferung unter der Zahl von Badr zweifelhaft bzw. abzulehnen wäre.<br />

Denn wie zuvor festgestellt wurde, meinten die Gelehrten mit mutawatir<br />

jenen Hadith, der seine Authentizität durch die Zahl im Speziellen erhält. Ein<br />

Gelehrter der so eine Zahl angibt, kann also nur dies gemeint haben. Er meint,<br />

dass es durchaus authentische Ahadith geben kann die nicht mutawatir sind,<br />

ihre Stärke aber aus einem anderen Umstand beziehen. Mal abgesehen<br />

davon, dass diese Zahl völlig absurd ist und keinerlei Dalil hat, wie im<br />

Folgenden noch erwähnt wird.<br />

Jemand mit Verstand müsste sich doch folgende Frage stellen: „Kann es sein,<br />

dass dieser Mensch wirklich meinte: "Ich glaube an keine c Aqidah-<br />

Angelegenheit aus einem Hadith, bis er von 314 Leuten überliefert wurde"?<br />

Wer so etwas sagt muss zweifelsohne die gesamte Sunnah ableugnen. Sollte<br />

er dies also wirklich gemeint haben, wäre er kein Muslim und die Gelehrten<br />

würden dies von ihm erwähnen.<br />

Vielmehr muss er es also so verstanden haben, wie es zuvor schon von einigen<br />

Gelehrten erwähnt wurde.<br />

123


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

2, Im Kapitel über den Mutawatir-Hadith wurde mit zahlreichen Beweisen<br />

gezeigt, dass der Khabaru-l-Wahid qat c an 1 eine Hujjah im Din darstellt, in<br />

Taten wie auch Glaubensinhalten. Deshalb ist die ganze Diskussion von<br />

vornherein hinfällig. Wenn also jemand eine sicher überlieferte Sache dieses<br />

Din ableugnet und sich dann mit dieser Schubhah aus dem Kufr<br />

herausmanövrieren will 2 , wird es ihm gar nichts helfen. Denn jemand der nur<br />

einen einzigen Hadith ablehnt, ohne einen wirklichen Kritikpunkt bezüglich<br />

seiner Schwäche zu haben, hat damit bereits Kufr begangen.<br />

Wie ist es dann mit jemandem, der die Ru’yah ablehnt, die im Konsens der<br />

Gelehrten unzweifelhaft überliefert ist? Die Grenze des Tawatur hat damit<br />

nichts zu tun. Denn tatsächlich hat jemand, der sich hinter dieser Schubhah<br />

verbirgt, die Angelegenheit des Tawatur und seine Definition bei einigen<br />

Gelehrten einfach nur falsch verstanden und gedacht, er könne damit seine<br />

Ablehnung rechtfertigen. Dabei ist es eigentlich völlig egal ob jemand, der mit<br />

so einer Schubhah argumentiert, dies verstanden hat oder nicht.<br />

Offensichtlich ist jedenfalls, dass er es nur benützt, um einen festen<br />

Bestandteil des Din abzuleugnen. Die schlechte Absicht ist dabei offenkundig.<br />

Das wirklich absurde ist, dass man solche Dinge teilweise von Leuten hört, die<br />

immer die Parole wiederholen: "Wir gehen nur nach Qur’an und Sunnah". Ist<br />

also dies ihr „Beweis aus Qur’an und Sunnah“, um ihren Kufr zu rechtfertigen:<br />

"Aber bei euch haben auch ein paar Gelehrte den Tawatur anders definiert,<br />

deshalb dürft ihr keinen Takfir auf uns machen."? Oder ist das aus der Sicht<br />

von Qur’an und Sunnah nur das unsinnige Argument eines Munafiq, dessen<br />

wahre Bedeutung er selbst nicht versteht?<br />

Denn selbst wenn diese Gelehrten es so gemeint hätten, würde das den Kufr<br />

von so jemandem nicht abwenden. Wie ist es also erst dann, wenn sie es nie<br />

so gemeint haben wie jene Feinde der Sunnah es sich wünschten?<br />

3, Es ist auch völlig klar geworden aus dem Gesagten, dass die Festlegung<br />

einer gewissen Zahl eine abzulehnende Bid c ah ist. Es gibt keinen Dalil dafür,<br />

sondern hunderte Beweise dagegen und dies ist auch die Ansicht aller<br />

1 ohne Zweifel<br />

2 Wie dies z.B. einige Schiiten versuchen…<br />

124


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

angeführten alten Gelehrten und der Muhaqqiqin 1 der späteren Gelehrten<br />

wie Ibnu Taimiyyah (ra).<br />

Das Argument z.B., die Zahl müsse größer sein als die der vier Zeugen, weil die<br />

Sunnah wichtiger ist, ist offensichtlich falsch. Dies ist schon aus folgenden<br />

Gründen sicher abzulehnen:<br />

• Man kann die Zahl der vier Zeugen hier nicht einfach so als Beweis nehmen,<br />

da diese Zahl von Allah festgelegt wurde. Solche Festlegungen stehen Allah<br />

frei. Er ist dabei nicht an die Vorstellungen seiner Geschöpfe gebunden. Wenn<br />

Allah will legt er dies mit fünf Zeugen fest. In jedem Falle entspricht die<br />

Festlegung immer seiner Weisheit. Die Zahl der Zeugen in diesem Fall kann<br />

aber nicht immer herangezogen werden, um darauf andere<br />

Schlussfolgerungen zu bauen. Man kann also nicht einfach so alles Mögliche<br />

an genau dieser Zahl bemessen.<br />

• Die bloße Behauptung bräuchte schon einen Dalil. Besonders bei dieser<br />

Angelegenheit, weil sie sehr große Tragweite hat, wenn man die<br />

Angelegenheit so falsch versteht wie einige Leute. Denn sie müssen jeden<br />

Hadith ablehnen, der über Glaubensangelegenheiten spricht, wenn er<br />

weniger Ketten aufweist als die von ihnen vorausgesetzte Zahl.<br />

• Weiter stellt sich die Frage, wie sie ihre Behauptung beweisen sollen, dass<br />

man genau eine Person mehr braucht als bei der Bezeugung des Ehebruchs?<br />

Dafür können diese Leute keinesfalls einen Beweis erbringen. Es könnte also<br />

ohne weiteres jemand anderer kommen und sagen: "Weil die Sunnah<br />

wichtiger ist, brauchen wir die doppelte Menge". Jemand anderer könnte es<br />

wiederum anders festlegen. Dies ist ein weiterer starker Beweis gegen diese<br />

Festlegung. Sie selbst können keine Grenze dafür angeben und wenn sie es<br />

tun, dann ohne jeglichen Beweis.<br />

Durch die erwähnten Dinge wird also klar, dass die bloße Unterteilung in<br />

mutawatir und ahad eine Bid c ah ist, wenn damit bezweckt wird, einen Teil<br />

davon in Bereichen des Din ungültig zu machen. Handelt es sich jedoch nur<br />

1 So werden jene Gelehrte bezeichnet, die dafür bekannt waren, die alten Werke genau<br />

zu überarbeiten und dabei die stärkeren Ansichten und tatsächlichen Bedeutungen<br />

herauszuarbeiten.<br />

125


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

um eine rein wissenschaftliche Einteilung und Klassifizierung, so ist dagegen<br />

nichts einzuwenden.<br />

Ebenso wurde klar, dass es unmöglich ist, dass ein anerkannter Gelehrter<br />

meinte, man müsse die gesamte Sunnah ablehnen, weil man nur glauben<br />

dürfe was von 314 Personen überliefert wird. Er muss damit also etwas<br />

anderes gemeint und diese Unterteilung zu einem anderen Zweck<br />

vorgenommen haben.<br />

Damit ist deutlich, dass es sich hier nur um eine üble Verdrehung handelt.<br />

Diese Aussage wird nur als Schild verwendet, damit man in Ruhe alles von der<br />

Sunnah ablehnen kann was man nicht akzeptieren will. Wann immer so einer<br />

Person gesagt wird: "Dieser Hadith ist unzweifelhaft, mutawatiran vom<br />

Propheten überliefert", erwidert er: "Was heißt schon mutawatir? Das ist<br />

doch selbst bei den Gelehrten nicht genau definiert." So glaubt der eine oder<br />

andere seinen Kufr rechtfertigen und von sich abwenden zu können.<br />

Tatsächlich jedoch hat er sich darin stark getäuscht. Darüber hinaus muss<br />

immer auf eine Sache hingewiesen werden: Egal ob die Lüge eines Menschen<br />

durch einen anderen aufgedeckt wird, es gibt immer Einen der diese Lüge<br />

genau kennt und es wird einen Tag geben an dem diese Lüge zu Tage tritt.<br />

126


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

SCHUBHAH: AL-BUKHARI WURDE VON EINIGEN GELEHRTEN SEINER<br />

ZEIT KRITISIERT. DAMIT IST SEINE GANZE ÜBERLIEFERUNG HINFÄLLIG.<br />

Einige Rafidah werfen diese Schubhah auf. Ihr Ziel liegt darin zu zeigen, dass<br />

al-Bukhari und sein Werk unzuverlässig sind. Wenn die Schiiten dies beweisen<br />

können, meinen sie die gesamte Überlieferung der Sunnah widerlegt zu<br />

haben. Hierbei stellen sie eine Reihe von Behauptungen auf, welche in diesem<br />

Kapitel nach und nach abgehandelt werden sollen. So versuchen sie zu<br />

suggerieren, dass die Anhänger der Sunnah al-Bukhari als „heilig“ ansehen,<br />

wie auch im Folgenden gezeigt wird.<br />

In einem speziellen Fall der hier etwas näher behandelt werden soll, geht es<br />

um die Kritik von Muhammadu-bnu Yahya-dh-Dhuhli (ra) an Bukhari (ra).<br />

Muhammadu-bnu Yahya selbst war ein anerkannter Gelehrter des Hadith in<br />

seiner Zeit. Als Bukhari die Stadt Naisabur bereiste und dort Vorträge hielt,<br />

ereignete sich eine Fitnah 1 um ihn. Es wurde ihm eine Aussage zugeschrieben,<br />

die er jedoch so nie von sich gab. So wurde behauptet, dass er die Bid c ah<br />

vertrat, dass „die eigene Aussage 2 mit dem Qur’an erschaffen sei“.<br />

Diese Fehlinformation wurde dann schließlich - sicher auch teilweise mutwillig<br />

- verbreitet. Auch Muhammadu-bnu Yahya glaubte letztlich, dass Bukhari dies<br />

wirklich gesagt hatte. Dies führte schließlich dazu, dass er versuchte die Leute<br />

von den Unterrichten Bukhari’s abzuhalten. Dann übernahmen dies auch zwei<br />

Schüler von adh-Dhuhli, nämlich Abu Hatim ar-Razi und Abu Zur c ata-r-Razi.<br />

Im Folgenden soll diese Sache allgemein abgehandelt werden. Wer die ganze<br />

Begebenheit gut versteht wird erkennen, dass sie in Wirklichkeit ein Beweis<br />

für die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Hadith-Wissenschaft ist.<br />

Zuvor sollen aber noch einige allgemeine Scheinargumente der Schiiten<br />

betrachtet werden.<br />

1 wörtl. in etwa: Zwiespalt/Verheißung/Prüfung<br />

2 Im Arabischen: Lafdhi bi-l-Qur’ani makhluq.<br />

127


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

DIE BEHAUPTUNG, AL-BUKHARI‘S WORT WÄRE BEI AHLU-S-SUNNAH GESETZ, IST<br />

EINE LÜGE<br />

Einige Rafidah wollen den Leuten vermitteln, dass wir Leute wie Bukhari als<br />

Heilige betrachten und sie anbeten, genau wie sie es mit den Imamen aus<br />

ihrer Phantasiewelt tun. Sie wollen uns also sagen: „Wie könnt ihr Bukhari<br />

heilig machen, wo doch die zwölf Imame in Wirklichkeit heilig sind.“<br />

Wie bereits erwähnt, ist al-Bukhari aber einer von vielen fehlbaren Menschen.<br />

So wie alle anderen auch, wie Abu Bakr, Umar, Uthman und Ali und alle<br />

anderen Sahabah (ra) und alle Gelehrten.<br />

Wenn ein Bukhari also etwas sagt, ist dies sicher kein unumstößliches Gesetz,<br />

aber es hat einen großen Wert. Eben dieser Wert ergibt sich nicht aus der<br />

Heiligkeit oder Unfehlbarkeit der Person al-Bukhari's, sondern durch die oben<br />

beschriebenen Tatsachen und Umstände, die es unmöglich machen, dass er<br />

der Ummah unbemerkt ein Lügenbuch präsentierte. Es ist nicht möglich, dass<br />

tausende Leute dieses <strong>Buch</strong> analysieren, <strong>Buch</strong>stabe für <strong>Buch</strong>stabe, und ihnen<br />

entgeht, dass diese Ahadith alle noch nie da waren und diese Asanid von ihm<br />

erlogen wurden.<br />

Deshalb stützt man sich bei der Beurteilung eines Rawi in keinster Weise<br />

einfach auf das Urteil eines einzelnen Mannes, auch nicht eines Bukhari.<br />

EINIGE INFORMATIONEN ÜBER DIE WISSENSCHAFT DES JARH UND TA C DIL, DER<br />

AUCH DIE GELEHRTEN SELBST UNTERWORFEN WAREN<br />

Hierbei gibt es in der Wissenschaft des Jarh und Ta c dil auch eine<br />

Unterscheidung. Es gibt einen Unterschied zwischen dem Jarh (negative<br />

Bewertung) und dem Ta c dil (positive Bewertung).<br />

Bukhari oder jemand anderer von dessen Rechtschaffenheit man ausgeht 1 ,<br />

erwähnt z.B. eine konkrete Sache von einem Rawi, die seine Unglaubwürdigkeit<br />

zur Folge hat. In so einem Falle nimmt man von dem Gelehrten an,<br />

dass er in dieser Sache auch die Wahrheit gesagt hat. Dies, weil man diese<br />

Gelehrten und ihre Aussagen analysiert hat, wie man niemals andere<br />

Aussagen von Menschen nach dem Propheten (sas) analysiert hat.<br />

1 weil sie nach den obigen Methoden praktisch unweigerlich festgestellt wurde<br />

128


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Trotzdem sind sie alle fehlbare Menschen, ohne Ausnahme. Somit wird auch<br />

bei ihnen angewandt, was vorher schon beschrieben wurde. Ihr Wort zählt bei<br />

uns, weil Allah uns dazu verpflichtet hat von dem einzelnen Muslim zu<br />

nehmen.<br />

Wie ist es dann erst, wenn die allgemeine Masse der Gelehrsamkeit der<br />

Muslime diesen Menschen und seine Überlieferungen exakt kennen und ihn<br />

für den Imam seiner Zeit befinden? Der Verstand und die empirischen höchst<br />

präzisen Methoden zwingen uns diese Vorgehensweise also ebenso auf.<br />

Somit nehmen wir von ihm diese Information mit der Bedingung, dass es<br />

keinen Grund <strong>zum</strong> Zweifel gibt. Denn wenn irgendein äußerer Faktor existiert,<br />

der Anlass <strong>zum</strong> Zweifel gibt, kann es durchaus bedeuten, dass er oder ein<br />

anderer hier einen menschlichen Fehler gemacht hat. Deshalb muss in einem<br />

solchen Fall weiter nachgeforscht werden.<br />

So gibt es Leute von den Rijal-Gelehrten die in ihrer Beurteilung übertrieben<br />

hatten. Ihr Urteil kann also nicht immer genommen werden. Nicht weil sie zu<br />

nachlässig waren, sondern weil sie übertrieben hart in der Beurteilung waren.<br />

So wird überliefert, dass manche von ihnen Überlieferer schlecht beurteilt<br />

hatten, weil sie auf einem Ross durch die Stadt ritten, oder dergleichen.<br />

Sie meinten, so etwas gehöre sich nicht und wird im Gewohnheitsrecht der<br />

Leute 1 als Hochmut verstanden.<br />

Dies ist nur ein Beispiel am Rande. Es ist nicht möglich im Rahmen dieses<br />

<strong>Buch</strong>es näher auf diese Wissenschaft einzugehen. Jedoch sollte klar sein, dass<br />

so etwas überhaupt nur in Randbereichen zu tragen kommt. Die wichtigen<br />

und tragenden Ahadith welche die Schari c ah erklären, haben ein sehr klares<br />

Urteil bei den Gelehrten.<br />

Aus diesen Gründen genießen auch die Ahadith der Sahihain einen solch<br />

hohen Stellenwert. Die Gelehrten waren sich im Allgemeinen über diese<br />

Ahadith einig. Daraus ist völlig klar, dass es sich hierbei nicht um Hadithe<br />

handeln kann, die etliche tatsächlich diskutable oder fragwürdige Dinge beinhalten.<br />

Wäre dies so, würde man die Muhaddithin niemals in einer solchen<br />

Einigkeit vorfinden.<br />

1 Im Arabischen: al- cUrf<br />

129


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Es ändert also nichts daran, dass sie einen Fehler machen können, aber im<br />

Allgemeinen ist diese Methode völlig zuverlässig. Zuverlässiger geht es in<br />

Wirklichkeit nach menschlichen Maßstäben überhaupt nicht. Aus diesem<br />

Grund müsste jemand der diese Dinge ablehnt, jede Möglichkeit der<br />

Überlieferung ablehnen. Die Begründung wäre dann die menschliche<br />

Unzulänglichkeit, worüber auch eingangs in diesem <strong>Buch</strong> gesprochen wurde.<br />

Wer so etwas behauptet ist in Wirklichkeit weiter vom Islam entfernt als die<br />

Juden, Christen und andere, weil diese Leute grundsätzlich das Prinzip der<br />

Überlieferung anwenden. Sie bauen sogar wie wir ihren Din auf diese<br />

Überlieferungen, egal wie unzuverlässig diese nun auch sein mögen.<br />

Und es ist eine historische Tatsache, dass die Überlieferung der Sunnah, das<br />

Äußerste an Menschenmöglichem darstellt. Damit sind sowohl die Schiiten,<br />

wie auch die Orientalisten unbedingt gezwungen, all ihre Überlieferungen<br />

vollständig zu verwerfen, falls sie unsere Methode anzweifeln. Denn egal was<br />

sie vorweisen, die Methode der Sunnah-Überlieferung ist ohne den Hauch<br />

eines Zweifels weit überlegen.<br />

ABER ANGENOMMEN AL-BUKHARI WÄRE EIN FASIQ GEWESEN<br />

… und das war er nicht, so sehr es sich die Schiiten auch wünschen 1 . Aber<br />

selbst wenn es so wäre, würde dies nicht bedeuten, dass sein ganzes Werk<br />

hinfällig war. Allahu ta c ala sagt:<br />

اﻮﺤِﺒْﺼُﺘَ ُ ـﻓ ٍ ﺔَﻟﺎﻬَ ﺠِﺑ َ ﺎﻣً ﻮَ ْـﻗ اﻮُﺒﻴِﺼُﺗ ْنَأ اﻮُﻨﱠ ـﻴـﺒَﺘَ َ ـﻓ ٍﺈ َﺒَﻨِﺑ ٌﻖ ِ ﺳﺎَﻓ ﻢُﻛ ْ َءﺎﺟ َ ْنِإ اﻮُﻨ ﻣَآ َ ﻦﻳ َ ِ ﻦﻴ َ َﻠَﻋ<br />

ﺬﱠﻟا ﺎﻬﱡـﻳَأ َ ﺎَﻳ ِ ﻣِ دﺎَﻧ ﻢُﺘْﻠ ْ ﻌَ َـﻓ ﺎﻣ َ ﻰ<br />

„Oh ihr, die ihr Iman habt. Wenn zu euch ein Fasiq (Frevler) mit einer<br />

Nachricht kommt, dann versichert euch. Damit ihr nicht Leuten durch<br />

(eure) Unwissenheit schlechtes zufügt, und dann im Bedauern erwacht über<br />

das was ihr getan habt.“ 2<br />

D.h.: Allah sagt selbst bei einem Fasiq, dass seine Riwayah anfänglich nicht<br />

akzeptiert werden darf. Sodann erwähnt Er was notwendig ist, damit man die<br />

Aussage einer solchen Person annehmen kann. Nämlich, dass man sich<br />

vergewissert.<br />

1 Dazu wird später noch einiges erwähnt.<br />

2 Surah al-Hujurat: 6<br />

130


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Wäre es so, dass man von einem Fasiq niemals eine Aussage annehmen kann,<br />

dann hätte Allah gesagt, dass es grundsätzlich unmöglich ist seine Aussage<br />

anzunehmen.<br />

Wenn wir nun Bukhari und seine Ahadith betrachten so sehen wir:<br />

1, Dass allgemein bekannt war, und jeder von ihm wusste, dass er nie über<br />

den Propheten (sas) gelogen hat. Dies, wobei er mit tausenden Leuten zu tun<br />

hatte, mit sehr vielen davon über lange Zeit und Tag für Tag. Trotzdem haben<br />

alle dies bestätigt.<br />

2, Dass man an all seinen Überlieferungen klar sehen konnte, ob er Ahadith<br />

erlügt und es gibt keine Überlieferungen, die mehr studiert und geprüft<br />

wurden als die von Bukhari. Tausende Gelehrte in der Zeit von Bukhari hatten<br />

Einblick in seine Ahadith und trotzdem hat niemand gemeint er erlügt<br />

Ahadith, geschweige denn er hätte den Großteil des gesamten <strong>Buch</strong>es<br />

erlogen.<br />

3, Die Prüfung wurde dann wie beschrieben darüber hinaus fortgesetzt,<br />

indem seine Überlieferungen mit denen der etlichen anderen Überlieferer<br />

verglichen wurden. Dabei zeigte sich, dass diese Ahadith im Allgemeinen völlig<br />

erhaben waren über jede Kritik. Dies, weil sie zu den stärksten Ahadith in der<br />

gesamten Sunnah überhaupt gehören.<br />

4, Bukhari ist dafür bekannt, dass er zusätzlich zu den Bedingungen für die<br />

Richtigkeit eines Hadith, weitere Bedingungen voraussetzte. Er machte dies,<br />

um noch sicherer zu gehen. Wenn er nur den geringsten Zweifel an einem<br />

Hadith hatte, schloss er ihn sofort aus.<br />

Natürlich ist es möglich, auch wenn er mit tausenden Leuten über Ahadith<br />

geredet hat, dass er einen Hadith aufnimmt, wobei irgendjemand, mit dem er<br />

nicht gesprochen hat, an diesem Hadith nachvollziehbare Kritik übt. Aber<br />

wenn jemand die ganze islamische Welt bereist hat und alle namhaften<br />

Gelehrten kannte und sie sein Werk kannten, wie oft wird ein solcher Fall<br />

dann vorkommen?<br />

Bukhari hat also Sahih-Hadithe abgelehnt, wobei er sie selbst als richtig<br />

befand. Trotzdem hat er sie aus seinem Werk ausgeschlossen und nur das<br />

genommen bei dem er die Gelehrten ohne annehmbare Kritik vorfand und<br />

das, was seinen übermäßig strengen Kriterien entsprach.<br />

Wenn er also Wissen darüber hatte, dass irgendjemand von den Gelehrten<br />

einen nachvollziehbaren Grund sah diesen Hadith zu kritisieren, dann ließ er<br />

131


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ihn. Nun kann man sich überlegen, wie sicher diese Hadithe sein müssen,<br />

wenn er im Grunde die gesamte Gelehrsamkeit und alle bedeutenden Hadith-<br />

Gelehrten und Überlieferer kannte. Dies ist eine unbestreitbare historische<br />

Tatsache.<br />

D.h. alleine von dieser Hinsicht her, wäre es unmöglich das Werk von Bukhari<br />

abzulehnen. Selbst wenn die Person von Bukhari kritisiert würde. Aber hier<br />

geht es nicht um eine Person, auch wenn diese Bukhari ist. Hier geht es um<br />

Überlieferungen, die eine Armee von Gelehrten als die richtigsten<br />

Überlieferungen betrachtete.<br />

6, Man muss sich hierbei z.B. nur überlegen, dass Muhammadu-bnu Yahya,<br />

der Bukhari kritisiert hatte, niemals diese Ahadith abgelehnt hat. Warum?<br />

Wobei dieser Mann doch selbst die Person von Bukhari kritisierte, wie einige<br />

Rafidah hier aufwerfen, denn auch Muhammadu-bnu Yahya-dh-Dhuhli war<br />

also völlig klar, dass diese Ahadith unantastbar waren.<br />

Alleine dies ist ein sicherer Beweis für die Erhabenheit dieser Überlieferungen.<br />

Denn selbst Leute, die über verschiedene Personen geteilte Meinungen<br />

hatten, waren sich über diese Ahadith einig. Weil sie alle Leute des Fachs<br />

waren. Es konnte also keiner von ihnen einfach richtige Ahadith ablehnen,<br />

weil er in irgendeiner Sache einfach seinen Neigungen folgte, ohne sich<br />

dadurch vor der gesamten Ummah zu entblößen.<br />

7, Ebenso, dass alleine Muslim, einen großen Teil, über tausend Ahadith, von<br />

Bukhari in seinem Werk überlieferte und dafür oft noch eigene weitere Ketten<br />

anführte, um diese noch mehr zu stärken.<br />

Diese Ahadith werden gewöhnlich mit "muttafaqun c alaihi" bezeichnet, also<br />

"Über diesen Hadith gibt es Übereinstimmung". Die Gelehrten bezeichneten<br />

den Hadith damit, wenn sich nur Bukhari und Muslim einig waren und den<br />

Hadith in ihren beiden Werken anführten.<br />

Solche Ahadith sind im Allgemeinen die stärksten der Sunnah überhaupt.<br />

Also was genau hätte die Person von Bukhari für einen Einfluss auf die<br />

Richtigkeit dieser Ahadith? Selbst wenn er kritisiert würde und selbst wenn<br />

man damit recht hätte. Haben die Feinde der Sunnah geglaubt, dass sie damit<br />

unseren "Heiligen" (wie sie meinen) ausgeschaltet hätten? Das ist der<br />

Wunschtraum ihrer Torheit.<br />

8, Haben jene Verfechter unsinniger Kritik geglaubt, dass diese Asanid <strong>zum</strong><br />

ersten Mal von Bukhari präsentiert wurden?! Diese Ahadith mit ihren Ketten<br />

132


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

zählen zu den stärksten überhaupt. Die Ketten solcher Überlieferungen sind<br />

oft sehr zahlreich und sie waren unter allen Gelehrten bekannt. Wie töricht<br />

muss man sein, um zu glauben, dass man die ganzen Überlieferungen<br />

entkräften kann, wenn man Bukhari als nicht rechtschaffend bezeichnet?<br />

Diese Ahadith sind nicht die persönlichen Ahadith von Bukhari. Es sind die<br />

Ahadith, welche die gesamte islamische Ummah überliefert. Dabei ist es völlig<br />

egal ob diese Ummah bei den Schiiten als muslimisch zählt oder nicht. Auf<br />

jeden Fall waren sie eine gewaltige Menschengemeinschaft, mit einer Armee<br />

von Gelehrten, welche diese Dinge mit den genauesten Methoden überhaupt<br />

überlieferten. Es ist völlig unmöglich, dass sie alle diese Ahadith gemeinsam<br />

erlogen hätten. Wie ist es dann erst mit den Ahadith bei denen sie sich im<br />

Allgemeinen einig waren, dass sie zu den stärksten Ahadith überhaupt zählen<br />

und zweifelsfrei sind?<br />

Alleine damit ist der Wunschtraum der Schiiten, die Sunnah abzulehnen,<br />

dahin.<br />

DIE BEHANDLUNG DER SCHUBHAH UM MUHAMMADU-BNU YAHYA-<br />

DH-DHUHLI (RA) IM SPEZIELLEN<br />

Zuvor wurde allgemein gezeigt, dass es für die Schiiten keinen vernünftigen<br />

und akzeptablen Weg zur Kritik an der Überlieferung der Sunnah gibt. Im<br />

Folgenden soll nun im Speziellen, die angesprochene Geschichte von<br />

Muhammadu-bnu Yahya-dh-Dhuhli erwähnt werden. Darin liegt auch ein<br />

Beispiel für die Vorgehensweise dieser Feinde der Sunnah. Wer dieses Beispiel<br />

versteht, wird auch andere, ähnliche Schubuhat schnell durchschauen.<br />

MUHAMMADU-BNU YAHYA SELBST HAT DIE AHADITH VON BUKHARI NICHT<br />

ANGEZWEIFELT!<br />

Dies wurde schon vorher kurz erwähnt, als Beispiel für jemanden der Bukhari<br />

zwar kritisierte, seine Hadithe aber trotzdem für richtig befand. Jedoch soll die<br />

Angelegenheit hier nochmal gesondert angeführt werden, da es sich um einen<br />

entscheidenden Punkt handelt: Muhammadu-bnu Yahya selbst hat die<br />

Ahadith von Bukhari nicht angezweifelt.<br />

Damit reiht er sich in die riesige Menge von Gelehrten ein, die bezeugen, dass<br />

die Ahadith in diesem Sahih-Werk im großen und ganzen alle richtig, nein,<br />

sogar die stärksten überhaupt sind.<br />

133


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Egal ob er nun etwas Persönliches gegen Bukhari hatte oder nicht, und egal<br />

was er über ihn dachte oder sagte. Aber es ist eine Tatsache, dass er im<br />

Allgemeinen die Ansichten Bukhari‘s über die Ahadith sehr exakt teilte. Der<br />

Grund dafür ist nur, dass diese Ahadith unter den Gelehrten unzweifelhaft<br />

waren. Diese Ahadith waren schon unzweifelhaft bevor al-Bukhari überhaupt<br />

das Licht der Welt erblickte. Er ist also nicht der Heilige, der uns diese<br />

erfundenen Ahadith von zu Hause mitgebracht hat, wie es die Schiiten<br />

darstellen wollen.<br />

Diese Tatsache widerlegt die erwähnte Schubhah der Feinde der Sunnah<br />

völlig, selbst wenn es vorkam, dass jemand einen anderen Gelehrten<br />

ungerecht beurteilte, wegen einer Sache die zwischen ihnen vorgefallen war,<br />

wie dies bei Menschen unvermeidlich ist. Denn selbst dann ist die Tatsache,<br />

dass sie beide dieselben Ahadith für richtig befinden, der beste Beweis, dass<br />

diese Ahadith auch unzweifelhaft sind. Es gibt kein besseres Urteil über die<br />

Ahadith eines Bukhari, als das Urteil einer Person, die mit ihm ein Problem<br />

hat. Denn wenn ad-Dhuhli eine Kritik an den Ahadith von Bukhari selbst hätte,<br />

hätte er sicher nicht damit gespart. Aber er wusste genau, dass dem<br />

keinesfalls so ist. Deswegen gab es dazu keinen Weg.<br />

Egal also, was Muhammadu-bnu Yahya-dh-Dhuhli von Bukhari wirklich hielt.<br />

Es war ihm in keinster Weise möglich nur wegen al-Bukhari die ganzen<br />

unzweifelhaften Ahadith abzulehnen.<br />

Darüber hinaus muss erwähnt werden, dass er so etwas auch nicht gemacht<br />

hätte, egal wie sehr ihm Bukhari nicht passte. Durch eine solche Tat der<br />

mutwilligen Verdrehung des Din begibt sich eine Person auf den Din der<br />

Feinde der Sunnah und des Islam. Muhammadu-bnu Yahya hingegen, war ein<br />

großer Gelehrter der Muslime. Auch wenn er einen Fehler gegenüber Bukhari<br />

beging, machte er nichts von den oben erwähnten schändlichen Versuchen<br />

der Verdrehung des Din, zu seinen eigenen Gunsten. So etwas dürften wir<br />

ohne handfesten Beweis niemals von ihm annehmen. Möge Allah sich ihrer<br />

beider und aller anderen Gelehrten erbarmen und ihnen und uns allen unsere<br />

Sünden vergeben, amin.<br />

In diesem Lichte sind auch einige stark übertriebene Darstellungen mancher<br />

Leute von Muhammadu-bnu Yahya (ra) zu sehen. Dort wird er als<br />

hasserfüllter, ständig vom Neid geplagter, hinterhältiger Intrigant präsentiert.<br />

Dabei handelt es sich um eine starke Übertreibung. Eine solche Person hätte<br />

niemals einen guten Ruf bei der Gelehrsamkeit der damaligen Zeit haben<br />

134


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

können. Vielmehr kann so etwas als ein einzelner Fehler beschrieben werden.<br />

Jemand hört eine Fehlinformation, versichert sich dann aber nicht<br />

ausreichend und nimmt sie zu schnell als richtig an. Er redet sich dies vielleicht<br />

ein, da es seinen Neigungen entspricht und begeht so einen Fehler, der<br />

schwerere Folgen hat, als er denkt. So etwas kann bei keinem gewöhnlichen<br />

Menschen ausgeschlossen werden. Vor allem darf es kein Muslim für sich<br />

ausschließen. Er muss vielmehr diese Dinge fürchten und Allah stets um Hilfe<br />

und Beistand bitten.<br />

DIE REALITÄT JENER ZEIT UND DIE VERDREHTE DARSTELLUNG DAVON<br />

Einige Schiiten versuchen es so darzustellen, als ob es in dieser Zeit vier<br />

Imame des Hadith gab. Diese hatten sich dann alle gegenseitig schlecht<br />

bewertet und damit ist die Sunnah ein weiteres Mal widerlegt, in der<br />

Vorstellung dieser Schiiten. In Wirklichkeit ist diese Darstellung jedoch völliger<br />

Unsinn.<br />

Wie erwähnt, hatte Bukhari selbst etwa 1500 Schuyukh. Es gab noch viele<br />

große Imame der Überlieferung in jener Zeit. Diese vier waren nur ein<br />

geringer Teil davon. Und alle anderen Gelehrten von denen Bukhari nahm und<br />

die ihn auch bewerteten, lobten ihn und sein Werk in den höchsten Tönen.<br />

Die Frage ist also: Hat z.B. ein Imam Ahmad, Imam Muslim oder andere<br />

Bukhari der Bid c ah oder des Fisq bezichtigt oder gar des Erlügens von Ahadith<br />

und des Kufr? Das hätten die Schiiten sicher gerne.<br />

Bei so vielen Gelehrten muss es also nach menschlichen Maßstäben zwingend<br />

Vorfälle, wie Missverständnisse, Fehler oder Sünden gegenüber den anderen,<br />

geben. Argumentiert man also mit solchen Dingen, kann es keine mögliche<br />

Überlieferung geben. Denn Menschen bleiben Menschen, egal wie genau sie<br />

arbeiten. Die unzulängliche und lächerliche schiitische Überlieferung würde<br />

dies natürlich vor allen anderen treffen.<br />

135


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ABU HATIM AR-RAZI UND ABU ZUR C ATA-R-RAZI HABEN IHRE BEGRÜNDUNG FÜR<br />

IHR URTEIL ÜBER BUKHARI EXPLIZIT ERWÄHNT, UND DIESE IST HINFÄLLIG.<br />

Diese beiden Gelehrten haben mit ihrer Aussage über Bukhari einen Jarh<br />

(negative Bewertung) vorgenommen. Jedoch haben sie deutlich erklärt<br />

warum sie dies meinten und in den Hadithwissenschaften ist dies eine<br />

wichtige Sache. Nämlich, wenn dieser Grund erwähnt ist, dann ist er auch<br />

überprüfbar. Wenn man nun sieht, dass diese Begründung hinfällig ist, dann<br />

ist auch diese negative Bewertung hinfällig. Jener Grund wurde von ihnen also<br />

klar erwähnt und zwar, dass Muhammadu-bnu Yahya-dh-Dhuhli ihnen dies<br />

gesagt hat.<br />

Der Jarh von einem Gelehrten wird also nicht einfach so genommen. Wenn<br />

der Grund erwähnt ist, sieht man sich den Grund an und dann kann man<br />

einschätzen ob dieses Urteil richtig war oder nicht. Dies zeigt auch ein<br />

weiteres Mal an, dass solche Menschen bei uns nicht heilig sind. Wäre es so,<br />

wäre jede einzelne Aussage von ihnen Gesetz, genau wie in der schiitischen<br />

falschen Darstellung. In Wirklichkeit unterliegen aber auch diese Gelehrten<br />

den menschlichen Schwächen. Wären solche Dinge niemals in ihrem ganzen<br />

Leben vorgefallen, dann wären sie Engel und keine Menschen.<br />

Sie beide haben also klar gesagt, dass sie ihn auf die Aussage von adh-Dhuhli<br />

hin beurteilt haben. Bukhari lehnte dies aber ab und erklärte deutlich, dass er<br />

diese ihm vorgeworfene Ansicht nicht hat. Er erklärte dies häufig in der<br />

Öffentlichkeit, wie auch von ihm mehrfach überliefert wird. Ebenso erwähnte<br />

er auch wie es zu diesem Vorwurf kam und dass es sich um ein<br />

Fehlverständnis seiner Aussage handelte. Sowie auch sehr klar wird, dass das<br />

Problem bei diesem falschen Verständnis der Aussage Bukhari’s, von<br />

Muhammad ibnu Yahya ausging.<br />

WENN BUKHARI SELBST SICH IN DER ÖFFENTLICHKEIT VON DIESER ANSICHT<br />

DISTANZIERTE, WIE KANN MAN IHM DIESE ANSICHT DANN NOCH ZUR LAST LEGEN?<br />

Genau dies ist es, was die Schiiten den Leuten vermitteln wollen. Sie meinen<br />

also, wenn Bukhari tatsächlich ein Mubtadi c war, dann kann man ja seinen<br />

Ansichten nicht mehr vertrauen. Aber diese Frage steht nicht zur Diskussion,<br />

denn von der Bid c ah, welche Bukhari vorgeworfen wurde, hat er sich klar<br />

distanziert.<br />

136


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Adh-Dhuhli hat über Bukhari etwas behauptet, das nicht stimmt. Er muss<br />

nicht zwingend über ihn gelogen haben.<br />

Tatsache ist auf jeden Fall, dass Bukhari diese Ansicht nicht vertrat. Jedoch<br />

kann es sein, dass adh-Dhuhli seine Aussagen so verstanden hatte. Ebenso<br />

kann es sein, dass er seine Aussagen so verstehen wollte und das, was von<br />

adh-Dhuhli sonst überliefert wurde zeigt ziemlich klar, dass er Bukhari<br />

beneidete, oder wegen sonstiger persönlicher Probleme eine Abneigung<br />

gegen ihn hatte.<br />

Von etlichen Gelehrten, die die Rechtschaffenheit eines Bukhari bezeugten,<br />

nehmen die Schiiten nun einen Gelehrten heraus und sodann noch zwei, die<br />

ihr Urteil auf die Aussage dieses einen Gelehrten bauten. Sodann glauben sie,<br />

damit die ganze Sunnah widerlegt zu haben. Damit – meinen sie – wäre also<br />

ihre Behauptung belegt: Die ganze Sunnah ist verfälscht, erlogen und damit<br />

hinfällig.<br />

Wie sich gezeigt hat ist dem aber keineswegs so. Die angesprochene<br />

Distanzierung Bukhari’s von dieser Aussage wird z.B. im Einführungsband des<br />

Fathu-l-Bari überliefert. Die ganze Geschichte um Muhammadu-bnu Yahya<br />

(ra) herum erwähnt Ibnu Hajar (ra) in jenem Band in einem eigenen Kapitel.<br />

Dort führt er auch Überlieferungen von einigen Gelehrten an, die klar <strong>zum</strong><br />

Inhalt haben, dass adh-Dhuhli dazu geneigt war, diese Behauptung über<br />

Bukhari anzunehmen.<br />

EINIGE WORTE VON IBNU HAJAR ÜBER DIESE BEGEBENHEIT<br />

Hier die schemenhafte Erwähnung einiger weniger Informationen des<br />

erwähnten Kapitels, die Ibnu Hajar unter anderem an jener Stelle überliefert:<br />

ﲕﳛ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﺲﻠﳎ ﰲ ﻞﻠﳋا ﺮﻬﻇ ﱴﺣ ﻪﻨﻣ عﺎﻤﺴﻟا ﻰﻠﻋ اﻮﻠﺒﻗﺄﻓ ... ﲔﺘﺋﺎﻣو ﲔﺴﲬ ﺔﻨﺳ رﻮﺑﺎﺴﻴﻧ يرﺎﺨﺒﻟا مﺪﻗ<br />

ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ<br />

ﺪﻤﳏ مﺪﻗ ﺎﳌ لﻮﻘﻳ جﺎﺠﳊا ﻦﺑ ﻢﻠﺴﻣ ﺖﻌﲰ دﻮﻤﳏ ﻦﺑ ﺪﲪأ ﻦﺑ ﰎﺎﺣ لﺎﻗو ﻚﻟذ ﺪﻌﺑ ﻪﻴﻓ ﻢﻠﻜﺘﻓ لﺎﻗ<br />

... ثﻼﺛ وأ ﺪﻠﺒﻟا ﻦﻣ ﲔﺘﻠﺣﺮﻣ ﻦﻣ ﻩﻮﻠﺒﻘﺘﺳا ﻪﺑ اﻮﻠﻌﻓ ﺎﻣ رﻮﺑﺎﺴﻴﻧ ﻞﻫأ ﻪﺑ ﻞﻌﻓ ﺎﳌﺎﻋ ﻻو ﺎﻴﻟاو ﺖﻳأر ﺎﻣ رﻮﺑﺎﺴﻴﻧ<br />

رﻮﺑﺎﺴﻴﻧ ءﺎﻤﻠﻋ ﺔﻣﺎﻋو ﲕﳛ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻪﻠﺒﻘﺘﺳﺎﻓ<br />

„Al Bukhari kam nach Naisabur im Jahre 250 … und die Menschen kamen (in<br />

großer Zahl) um von ihm zu hören, bis sich schließlich eine deutliche<br />

137


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Verminderung (der Zuhörer) im Unterricht von Muhammadu-bnu Yahya<br />

zeigte. Er 1 sagte: „Daraufhin begann er über ihn (negativ) zu reden.“<br />

Und es sagte Ahmadu-bnu Mahmud: Ich hörte Muslimu-bnu-l-Hajjaj wie er<br />

sagte: „Als Muhammadu-bnu Ismail 2 nach Naisabur kam behandelten ihn<br />

die Bewohner von Naisabur wie ich es nie zuvor bei einem Gouverneur oder<br />

Gelehrten gesehen hatte. Sie empfingen ihn schon weit vor der Stadt und es<br />

empfing ihn Muhammadu-bnu Yahya und die Gelehrsamkeit von<br />

Naisabur.““<br />

Durch diese Texte kann man eine annähernde Vorstellung der damaligen<br />

Situation bekommen. Quasi alle Menschen von Naisabur kamen um ihn zu<br />

begrüßen.<br />

Sodann erwähnt er noch:<br />

ﻚﻠﺜﻣ ﺎﻴﻧﺪﻟا ﰲ ﺲﻴﻟ ﻪﻧأ ﺪﻬﺷأو ﺪﺳﺎﺣ ﻻإ ﻚﻀﻐﺒﻳ ﻻ ﻢﻠﺴﻣ ﻪﻟ لﺎﻘﻓ<br />

„… und Muslim sagte zu ihm 3 : „Niemand hasst dich außer ein Neider und ich<br />

bezeuge, dass es auf der Welt niemanden wie dich gibt 4 .““<br />

Die ist das Zeugnis von einem der größten Hadith-Gelehrten der islamischen<br />

Geschichte, dass er keinen gleichartigen Gelehrten kannte. Damit ist er nur<br />

einer von sehr vielen, die dies bezeugten, wie sich im folgenden Kapitel noch<br />

zeigen wird. Muslim sagte deshalb auch zu ihm wie im selben <strong>Buch</strong> erwähnt<br />

wurde:<br />

ﻪﻠﻠﻋ ﰲ ﺚﻳﺪﳊا ﺐﻴﺒﻃو ﲔﺛﺪﶈا ﺪﻴﺳو ﻦﻳذﺎﺘﺳﻷا ذﺎﺘﺳأ ﺎﻳ<br />

„Oh Lehrer der Lehrer und Führer der Muhaddithin und Arzt des Hadith und<br />

seiner Makel (bzw. Krankheiten).“<br />

1 der Überlieferer dieser Informationen.<br />

2 also al-Bukhari<br />

3 also zu Bukhari<br />

4 Er meinte damit, dass er keinen vergleichbaren Gelehrten des Hadith in der<br />

damaligen Zeit kannte.<br />

138


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

BEI SEHR BEKANNTEN PERSONEN IST ES UNVERMEIDLICH, DASS EINIGE LEUTE<br />

AUCH SCHLECHTE MEINUNGEN ÜBER SIE HABEN<br />

Jeder weiß, dass es unmöglich ist, dass jemand in der Öffentlichkeit bekannt<br />

wird und dann wirklich jeder einzelne Mensch von ihm eine hohe Meinung<br />

hat. Das ist völlig gegen die menschliche Natur. Es ist ausgeschlossen, dass<br />

nicht der eine oder andere, hier und da etwas an ihm auszusetzen hat.<br />

Die Menschen folgen ihren Neigungen. Manchmal kann es sehr wohl<br />

vorkommen, dass ein Mensch, der ein großer Gelehrter wurde, aus Neid oder<br />

anderen Problemen heraus einen Fehler macht. Es gibt keinen Zweifel, dass<br />

die Gelehrten sehr schwer geprüft wurden und dem enormen Druck der<br />

Öffentlichkeit ausgesetzt waren. Es ist überhaupt nicht abwegig, dass jemand<br />

ein großer Gelehrter wird, aber dann, wenn ihn eine solch schwere Prüfung<br />

trifft, einen Fehler macht. Jeder der mit sich selbst ehrlich ist weiß, dass<br />

niemand von uns gefeit ist in einen solchen Fehler zu fallen. Wir bitten Allah<br />

uns nicht mit Prüfungen zu prüfen, die wir nicht bestehen können und suchen<br />

unsere Zuflucht bei ihm vor dem Hochmut und der Selbstsicherheit vor<br />

solchen Dingen.<br />

Aber es gibt nun mal Leute die krank im Geiste und im Herzen sind und sich<br />

diese Vorfälle heraussuchen um darin irgendeine Unterstützung für ihre<br />

Ablehnung der Sunnah zu finden. Solche sind es, die sich in ihrem Hochmut in<br />

Wirklichkeit über Sünden und Fehler sehr erhaben fühlen. Auf diese Art<br />

versuchen sie sich selbst zu verteidigen und ihre hoffnungslos verlorenen<br />

Grundlagen irgendwie zu retten. Es gilt bei ihnen so viel wie möglich<br />

Verwirrung zu stiften und so gut wie möglich über die eigenen fundamentalen<br />

Probleme hinwegzutäuschen.<br />

Es ist also eine Tatsache, dass es bei einem Menschen der von tausenden<br />

anderen Gelehrten gekannt wurde unmöglich ist, dass kein einziger Gelehrter<br />

irgendetwas gegen ihn empfand.<br />

Erst recht, wo wir aus den Lehren unseres Propheten (sas) wissen, dass die<br />

Gelehrten für ihr Wissen sehr beneidet werden. Speziell wenn man bedenkt,<br />

dass al-Bukhari diese anderen Gelehrten im Grunde immer im Wissen<br />

übertraf.<br />

Eine solch kranke Seele sucht sich unter hunderten Gelehrten, welche die<br />

unumstrittene Führung Bukhari‘s bezeugten nun genau jene Einzelfälle<br />

heraus, die aus irgendeinem Grund etwas gegen ihn hatten. Dann werden<br />

139


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

diese Fälle auch noch heftig verdreht, um sie in einem möglichst dunklen Licht<br />

dastehen zu lassen.<br />

Deshalb soll im Folgenden die wahre Stellung eines Bukhari bei der gesamten<br />

Gelehrsamkeit seiner Zeit aufgezeigt werden. Damit wir nicht nur das<br />

entstellte Bild der Rafidah vor Augen haben. Dabei wird sich zeigen wie<br />

unumstritten al-Bukhari bei den Gelehrten seiner Zeit in Wirklichkeit war.<br />

WIE DIE MEINUNG DER GELEHRTEN ÜBER BUKHARI IN WIRKLICHKEIT<br />

WAR<br />

Ibnu Hajar überliefert in Hadyu-s-Sari folgendes Kapitel 1 :<br />

„ERWÄHNUNG DES LOBS DER MENSCHEN ÜBER IHN UND IHRER WERTSCHÄTZUNG IHM<br />

GEGENÜBER, ANGEFANGEN BEI SEINEN SCHUYUKH:<br />

140<br />

ﻪﳜﺎﺸﻣ ﻢﳍوﺄﻓ ﻪﻟ ﻢﻬﻤﻴﻈﻌﺗو ﻪﻴﻠﻋ سﺎﻨﻟا ءﺎﻨﺛ ﺮﻛذ<br />

ﺮﺼﺑأو ﺎﻧﺪﻨﻋ ﻪﻘﻓأ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ يﺮﻫﺰﻟا ﺮﻜﺑ ﰊأ ﻦﺑ ﺪﲪأ ﺐﻌﺼﻣ ﻮﺑأ ﱄ لﺎﻗ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﺷﺎﺣ لﺎﻗو<br />

ﺎﻜﻟﺎﻣ ﺖﻛردأ ﻮﻟ ﺐﻌﺼﻣ ﻮﺑأ ﻪﻟ لﺎﻘﻓ ﺪﳊا تزوﺎﺟ ﻪﺋﺎﺴﻠﺟ ﻦﻣ ﻞﺟر ﻪﻟ لﺎﻘﻓ ﻞﺒﻨﺣ ﻦﺑ ﺪﲪأ ﻦﻣ ﺚﻳﺪﳊﺎﺑ<br />

ﱃإ تﺮﻈﻧو ﻪﻟﻮﻘﺑ ﱪﻋ ﺖﻠﻗ ﻪﻘﻔﻟاو ﺚﻳﺪﳊا ﰲ ﺪﺣاو ﺎﳘﻼﻛ ﺖﻠﻘﻟ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻪﺟوو ﻪﻬﺟو ﱃإ تﺮﻈﻧو<br />

ﻪﻓرﺎﻌﻣ ﰲ ﻞﻣﺄﺘﻟا ﻦﻋ ﻪﻬﺟو<br />

ﻦﺑ ﺪﻤﳏ لﺎﻗو ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﱃإ رﺎﺷأو اﺬﻫ ﻦﻣ ﺮﺼﺑأ ﺎﺑﺎﺷ ﲏﻴﻌﺑ ﺖﻳأر ﺎﻣ يزوﺮﳌا نﺎﻤﺜﻋ ﻦﺑ ناﺪﺒﻋ لﺎﻗو<br />

لﺎﻗ ﻦﻣ ﻦﺑ ﺖﻠﻗ ىرﺎﲞ ﻦﻣ لﺎﻗ ﻦﻳأ ﻦﻣ ﻪﻟ ﺖﻠﻘﻓ ﺎﻣﻼﻏ ﻩﺪﻨﻋ ﺖﻳأﺮﻓ ﻞﻴﺒﻨﻟا ﻢﺻﺎﻋ ﰊأ ﺪﻨﻋ ﺖﻨﻛ يرﺎﺨﺒﻟا ﺔﺒﻴﺘﻗ<br />

خﻮﻴﺸﻟا موﺎﻘﻳ ﲏﻌﻳ شﺎﺒﻜﻟا ﺢﻃﺎﻨﻳ مﻼﻐﻟا اﺬﻫ ﻢﺻﺎﻋ ﰊأ ةﺮﻀﲝ ﻞﺟر ﱄ لﺎﻘﻓ ﱵﺑاﺮﻗ ﻦﻣ ﺖﻧأ ﺖﻠﻘﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ<br />

„Abu Mus c ab Ahmadu-bnu Abi Bakrin-iz-Zuhri (sagte):<br />

„Muhammadu-bnu Ismail (al-Bukhari) ist unserer Ansicht nach wissender<br />

und verständiger im Hadith als Ahmadu-bnu Hanbal.“<br />

Da sagte einer von den Anwesenden: „Du hast übertrieben!“<br />

1 Hadyu-s-Sari: 482.<br />

Alles im Folgenden Zitierte stammt aus dem erwähnten <strong>Buch</strong>. Die Überlieferungsketten<br />

wurden größtenteils bei der Übersetzung gekürzt.


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Abu Mus c ab antwortete darauf: „Wenn du Malik getroffen, und in sein<br />

„Gesicht“ 1 und das von Muhammadu-bnu Ismail geblickt hättest, hättest du<br />

gesagt, dass die beiden im Hadith und im Fiqh (Verständnis) eins sind ...<br />

c Abdanu-bnu Uthmana-l-Marwazi sagte:<br />

„Ich habe nie jemanden mit einem besseren Verständnis als diesen Jungen<br />

gesehen“, und er zeigte dabei auf Muhammadu-bnu Ismail.<br />

Muhammadu-bnu Qutaibata-l-Bukhari sagte: „Ich war bei Abu c Asim an-<br />

Nabil, da sah ich bei ihm einen Jungen. Ich fragte ihn von wo (stammt er)?“<br />

Er sagte: „Von Bukhara.“ Ich fragte: „Wessen Sohn (ist er)?“ Er erwiderte:<br />

„Der Sohn von Ismail.“<br />

Darauf meinte ich zu ihm: „Du bist aus meiner Verwandtschaft.“ Da sagte<br />

mir einer in Anwesenheit von Abu c Asim: „Dieser Junge ... nimmt es (im<br />

Wissen) mit den Gelehrten auf 2 “<br />

ﻪﻧﺎﻣز ﰲ ﻮﻫو ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ ﺖﻠﻘﻋ<br />

ﺬﻨﻣ ﺖﻳأر ﺎﻤﻓ دﺎﺒﻌﻟاو<br />

دﺎﻫﺰﻟاو ءﺎﻬﻘﻔﻟا ﺖﺴﻟﺎﺟ ﺪﻴﻌﺳ ﻦﺑ ﺔﺒﻴﺘﻗ لﺎﻗو<br />

ﺔﻳآ نﺎﻜﻟ ﺔﺑﺎﺤﺼﻟا ﰲ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ نﺎﻛ ﻮﻟ لﺎﻗ ﺎﻀﻳأ ﺔﺒﻴﺘﻗ ﻦﻋو ﺔﺑﺎﺤﺼﻟا ﰲ ﺮﻤﻌﻛ<br />

ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻦﻋ ﻪﻟﺄﺴﻓ بﻮﻘﻌﻳ ﻮﺑأ ﻪﻟ لﺎﻘﻳ ﱐاﺮﻌﺷ ﻞﺟر ءﺎﺠﻓ ﺔﺒﻴﺘﻗ ﺪﻨﻋ ﺎﻨﻛ ﱐاﺪﻤﳍا ﻒﺳﻮﻳ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ لﺎﻗو<br />

ﺬﻨﻣ ﺖﻳأر ﺎﻤﻓ دﺎﺒﻌﻟاو دﺎﻫﺰﻟاو ءﺎﻬﻘﻔﻟا ﺖﺴﻟﺎﺟو يأﺮﻟا ﰲ تﺮﻈﻧو ﺚﻳﺪﳊا ﰲ تﺮﻈﻧ ءﻻﺆﻫ ﺎﻳ لﺎﻘﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ<br />

ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ ﺖﻠﻘﻋ<br />

قﺎﺤﺳإو ﻞﺒﻨﺣ ﻦﺑ ﺪﲪأ اﺬﻫ ﻞﺋﺎﺴﻠﻟ ﺔﺒﻴﺘﻗ لﺎﻘﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺧﺪﻓ ناﺮﻜﺴﻟا قﻼﻃ ﻦﻋ ﺔﺒﻴﺘﻗ لﺄﺳو<br />

لﺎﻗ<br />

يرﺎﺨﺒﻟا ﱃإ رﺎﺷأو ﻚﻴﻟإ ﷲا ﻢﻬﻗﺎﺳ ﺪﻗ ﲏﻳﺪﳌا ﻦﺑ ﻲﻠﻋو ﻪﻳﻮﻫار ﻦﺑ<br />

ﻦﻣو ضرﻷا قﺮﺷ ﻦﻣ ﱄإ ﻞﺣر ﺪﻘﻟ لﺎﻗ ﻪﻧأ ﺪﻴﻌﺳ ﻦﺑ ﺔﺒﻴﺘﻗ ﻦﻋ ةﺮﺼﺒﻟﺎﺑ رﺎﻴﻬﳌ ﺖﻴﻜﺣ ﱐﺎﻣﺮﻜﻟا وﺮﻤﻋ ﻮﺑأ لﺎﻗو<br />

نﺎﻔﻠﺘﳜ ﺎﻌﻴﲨ ﺎﳘو ﲔﻌﻣ ﻦﺑ ﲕﳛ ﻊﻣ ﻪﺘﻳأر ﺎﻧأ ﺔﺒﻴﺘﻗ قﺪﺻ رﺎﻴﻬﻣ لﺎﻘﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ ﱄإ ﻞﺣر ﺎﻤﻓ ﺎﺑﺮﻏ<br />

ﺔﻓﺮﻌﳌا ﰲ ﻪﻟ ادﺎﻘﻨﻣ ﲕﳛ ﺖﻳأﺮﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﱃإ<br />

Qutaibatu-bnu Sa c id sagte: „Ich saß mit den Gelehrten, mit den Asketen und<br />

den Gottesdienern, doch seit ich denken kann, sah ich nie jemanden wie<br />

1 gemeint ist hier das Wissen<br />

2 also: kommt ihnen gleich<br />

141


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Muhammadu-bnu Ismail. Er war in seiner Zeit wie Umar zur Zeit der<br />

Sahabah.“<br />

Qutaibah sagte weiter: „Wenn Muhammadu-bnu Ismail unter den Sahabah<br />

gelebt hätte, dann wäre er eine Ayah (ein Zeichen) gewesen.“<br />

Muhammadu-bnu Yusuf al-Hamdani sagte: „Wir waren bei Qutaibah, als ein<br />

langhaariger kam, der Abu Ya c qub genannt wurde. Er fragte nach<br />

Muhammadu-bnu Ismail, da antwortete (ihm Qutaibah):<br />

„Oh ihr (Anwesenden), ich habe den Hadith und ar-Ra’y 1 studiert. Und ich<br />

saß mit den Gelehrten, mit den Asketen und den Gottesdienern, doch seit ich<br />

denken kann, traf ich nie jemanden wie Muhammadu-bnu Ismail.“<br />

(Danach) fragte der Mann ihn nach dem Scheidungsausspruch des<br />

Betrunkenen. In diesem Moment betrat Muhammadu-bnu Ismail den Raum,<br />

da sagte Qutaibah zu dem Mann: „Das ist Ahmadu-bnu Hanbal und Ishaqubnu<br />

Rahuwiyah 2 und Alyyu-bnu-l-Madini. Allah hat sie zu dir geschickt.“ und<br />

deutete dabei auf al-Bukhari.<br />

Abu Amr al-Karmani sagte: „Ich erzählte Mihyar in Basra über Qutaibatubnu<br />

Sa c id, dass er sagte: „Zu mir (sind viele Leute) vom Osten und vom<br />

Westen gereist, aber niemals reiste jemand zu mir wie Muhammadu-bnu<br />

Ismail.“<br />

Da sagte Mihyar: „Qutaibah hat recht. Ich sah ihn zusammen mit Yahya-bnu<br />

Ma c in, wie sie beide zu Bukhari gingen, und da sah ich Yahya wie er sich im<br />

Wissen nach Bukhari wandte (bzw. sich ihm unterordnete).“<br />

لﺎﻬﻨﻣ ﻦﺑ جﺎﺠﺣو ﱘﺮﻣ ﰊأ ﻦﺑ ﺪﻴﻌﺳ ﻞﺜﻣ ﺚﻳﺪﳊا بﺎﺤﺻأ ﻦﻣ تﻮﺗﺮﻟا نﺎﻛ مﻼﺳ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻦﺑ ﻢﻴﻫاﺮﺑإ لﺎﻗو<br />

ﲔﺴﳊا ﲏﻌﻳ لﻼﳋاو ﺮﻤﻋ ﰊأ ﻦﺑ ﲕﳛ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﲏﻌﻳ ﱐﺪﻌﻟاو دﺎﲪ ﻦﺑ ﻢﻴﻌﻧو يﺪﻴﻤﳊاو ﺲﻳوأ ﰊأ ﻦﺑ ﻞﻴﻋﺎﲰإو<br />

ﷲا ﺪﺒﻋ ﺪﻴﻌﺳ ﰊأو ءﻼﻌﻟا ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﺐﻳﺮﻛ ﰊأو رﺬﻨﳌا ﻦﺑ ﻢﻴﻫاﺮﺑإو طﺎﻴﳋا ﻮﻫ نﻮﻤﻴﻣ ﻦﺑ ﺪﻤﳏو ﱐاﻮﻠﳊا ﻲﻠﻋ ﻦﺑ<br />

ﺔﻓﺮﻌﳌاو ﺮﻈﻨﻟا ﰲ ﻢﻬﺴﻔﻧأ ﻰﻠﻋ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﶈ نﻮﻀﻘﻳ ﻢﳍﺎﺜﻣأو ءاﺮﻔﻟا ﻮﻫ ﻰﺳﻮﻣ ﻦﺑ ﻢﻴﻫاﺮﺑإو ﺞﺷﻷا ﺪﻴﻌﺳ ﻦﺑ<br />

ﻩﲑﻏو مﻼﻐﻟا ﻦﺑ لﺎﻗ ءﺎﺳؤﺮﻟا ﻢﻫ ىﺮﺧأ ةﺎﻨﺜﻣ واﻮﻟا ﺪﻌﺑو قﻮﻓ ﻦﻣ ةﺎﻨﺜﳌا ءﺎﺘﻟاو ﺔﻠﻤﻬﳌا ءاﺮﻟﺎﺑ تﻮﺗﺮﻟا ﺖﻠﻗ<br />

1 damit ist die Schule gemeint, welche sich mehr mit der Ableitung aus den Texten<br />

beschäftigte.<br />

2 Manche Leute vertreten die Ansicht, dass dies richtiger sei als „Rahawaih“, wa-llahu<br />

aclam. 142


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Ibrahimu-bnu Muhammadi-bni Salam sagte: „Die größten Köpfe im Hadith<br />

wie z.B. Sa c idu-bnu Abi Maryam, Hajjaj ibnu Minhal, Ismailu-bnu Abi Uwais,<br />

al-Humaidi, Na c imu-bnu Hammad, al- c Adni also Muhammadu-bnu Yahyabni<br />

Abi Umar, al-Khallal also al-Husainu-bnu Ali al-Halawani, Muhammadubnu<br />

Maimun also al-Khayyat, Ibrahimu-bnu-l-Mundhir, Abu Kuraib<br />

Muhammadu-bnu<br />

c Ala‘, Abu Sa c id Abdullahi-bnu Sa c idin-il-Aschajj,<br />

Ibrahimu-bnu Musa also al-Fara‘ und Ihresgleichen sprachen Muhammadubnu<br />

Ismail den Vorzug ihnen gegenüber aus, sowohl im Verständnis als auch<br />

im Wissen….<br />

ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ ﻦﻋ ﺢﻴﺤﺻ ﺪﻨﺴﺑ ﺐﻴﻄﳋا ﺎﻫاور ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ نﺎﺳاﺮﺧ ﺖﺟﺮﺧأ ﺎﻣ ﻞﺒﻨﺣ ﻦﺑ ﺪﲪأ لﺎﻗو<br />

لﺎﻗو ... ﻪﺑ أﺪﺒﻓ ﻢﻬﻴﻓ ﻩﺪﻌﻓ نﺎﺳاﺮﺧ ﻦﻣ نﺎﺒﺷ لﺎﻘﻓ ظﺎﻔﳊا ﻦﻋ ﷲا ﺪﺒﻋ ﻪﻨﺑا ﻪﻟﺄﺳ ﺎﳌو ﻪﻴﺑأ ﻦﻋ ﻞﺒﻨﺣ ﻦﺑ ﺪﲪأ<br />

ﻦﺑ ﺪﺷﺎﺣ ﺖﻌﲰ لﻮﻘﻳ ﰎﺎﺣ ﰊأ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﺖﻌﲰ يﺮﺑﺮﻔﻟا لﺎﻗو ﺎﻨﻧﺎﻣز ﰲ ﷲا ﻖﻠﺧ ﻪﻘﻓأ ﻮﻫ رﺎﺸﺑ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ راﺪﻨﺑ<br />

ﺪﻴﺳ مﻮﻴﻟا مﺪﻗ رﺎﺸﺑ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ لﺎﻗ مﺪﻗ ﺎﻤﻠﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ موﺪﻘﺑ ﺖﻌﻤﺴﻓ ةﺮﺼﺒﻟﺎﺑ ﺖﻨﻛ لﻮﻘﻳ ﻞﻴﻋﺎﲰإ<br />

ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ ﺎﻨﻴﻠﻋ مﺪﻗ ﺎﻣ لﻮﻘﻳ ﻦﻳﺮﺸﻋو نﺎﲦ ﺔﻨﺳ اراﺪﻨﺑ ﺖﻌﲰ ﻲﺠﻨﺷﻮﺒﻟا ﻢﻴﻫاﺮﺑإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ لﺎﻗو ءﺎﻬﻘﻔﻟا<br />

ﺎﻳ يرﺎﺨﺒﻠﻟ ﻲﺴﻴﻨﺘﻟا ﻒﺳﻮﻳ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ لﺎﻗ ﺶﻳﺮﻗ ﻦﺑ ﻰﺳﻮﻣ لﺎﻗو ﲔﻨﺳ ﺬﻨﻣ ﻪﺑ ﺮﺨﺘﻓأ ﺎﻧأ راﺪﻨﺑ لﺎﻗو ﻞﻴﻋﺎﲰإ<br />

ﻢﻌﻧ لﺎﻘﻓ ﻂﻘﺴﻟا ﻦﻣ ﺎﻬﻴﻓ ﺎﲟ ﱐﱪﺧأو ﱯﺘﻛ ﰲ ﺮﻈﻧا<br />

143<br />

ﷲا ﺪﺒﻋ ﺎﺑأ<br />

Ahmadu-bnu Hanbal sagte: „Khurasan hat nie etwas Besseres als<br />

Muhammadu-bnu Ismail hervorgebracht.“ Das überliefert Al-Khatib mit<br />

einem Sahih-Sanad von Abdullahi-bnu Ahmada-bni Hanbal von seinem<br />

Vater.<br />

Und als sein Sohn Abdullah ihn nach den Huffadh 1 fragte, antwortete<br />

Ahmadu-bnu Hanbal: „Einige junge Männer aus Khurasan.“ Dabei nannte er<br />

al-Bukhari an erster Stelle.…<br />

Bandar Muhammadu-bnu Baschar sagte:<br />

„Er ist der Wissendste von Gottes Schöpfung in unserer Zeit.“<br />

… Haschidu-bnu Ismail sagte: „Ich war in Basra, da hörte ich, dass<br />

Muhammadu-bnu Ismail auf dem Weg nach Basra war. Als er ankam sagte<br />

Muhammadu-bnu Baschar: „Der Führer der Fuqaha ist heute angekommen.“<br />

1 den herausragenden Gelehrten im Auswendiglernen der Sunnah.


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Muhammadu-bnu Ibrahim al-Buschanji sagte: „Ich hörte Bandar im Jahr 28<br />

sagen: „Es kam zu uns niemand der Muhammadu-bnu Ismail glich. Ich bin<br />

seit Jahren stolz darauf ihn gesehen zu haben.“<br />

Abdullahi-bnu Yusufa-t-Tinnisi sagte zu al-Bukhari: „Oh Abu Abdillah, sieh<br />

dir meine Bücher an und sag mir welche Fehler darin sind.“ …<br />

ﻪﻟ لﺎﻘﻓ ﻪﻴﻠﻋ بﺮﺿﺎﻓ ﺄﻄﺧ ﻦﻣ ﺎﻬﻴﻓ تﺪﺟو ﺎﻤﻓ ﱯﺘﻛ ﰲ ﺮﻈﻧا<br />

144<br />

يﺪﻨﻜﻴﺒﻟا مﻼﺳ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﱄ لﺎﻗ يرﺎﺨﺒﻟا لﺎﻗو<br />

ﻰﻠﻋ ﻞﺧد ﺎﻤﻠﻛ لﻮﻘﻳ رﻮﻛﺬﳌا مﻼﺳ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ نﺎﻛو ﻪﻠﺜﻣ ﺲﻴﻟ يﺬﻟا اﺬﻫ لﺎﻘﻓ ﱴﻔﻟا اﺬﻫ ﻦﻣ ﻪﺑﺎﺤﺻأ ﺾﻌﺑ<br />

ﺪﻤﳏ ﺪﻨﻋ ﺖﻨﻛ ﺪﻫﺎﳎ ﻦﺑ ﻢﻴﻠﺳ لﺎﻗو ﻪﺗﺮﻀﲝ ﺊﻄﳜ نأ ﻰﺸﳜ ﲏﻌﻳ ﻪﻨﻣ ﺎﻔﺋﺎﺧ لازأ ﻻو تﲑﲢ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ<br />

قﺎﺤﺳإ ﺖﻳأر ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﺷﺎﺣ لﺎﻗو ﺚﻳﺪﺣ ﻒﻟأ ﲔﻌﺒﺳ ﻆﻔﳛ ﺎﻴﺒﺻ ﺖﻳأﺮﻟ ﻞﺒﻗ ﺖﺌﺟ ﻮﻟ ﱄ لﺎﻘﻓ مﻼﺳ ﻦﺑ<br />

ﱃإ قﺎﺤﺳإ ﻊﺟﺮﻓ ﺪﻤﳏ ﻩﺮﻜﻧﺄﻓ ﺚﻳﺪﲝ ﺮﻤﻓ ثﺪﳛ قﺎﺤﺳإو ﻪﻌﻣ ﺲﻟﺎﺟ يرﺎﺨﺒﻟاو ﱪﻨﳌا<br />

ﻰﻠﻋ ﺎﺴﻟﺎﺟ ﻪﻳﻮﻫار ﻦﺑ<br />

ﰊأ ﻦﺑ ﻦﺴﳊا ﻦﻣز ﰲ نﺎﻛ ﻮﻟ ﻪﻧﺈﻓ ﻪﻨﻋ اﻮﺒﺘﻛاو بﺎﺸﻟا اﺬﻫ ﱃإ اوﺮﻈﻧا ﺚﻳﺪﳊا بﺎﺤﺻأ ﺮﺸﻌﻣ ﺎﻳ لﺎﻗو ﻪﻟﻮﻗ<br />

ﺚﻳﺪﳊﺎﺑ ﻪﺘﻓﺮﻌﳌ ﻪﻴﻟإ جﺎﺘﺣﻻ يﺮﺼﺒﻟا ﻦﺴﳊا<br />

Al-Bukhari sagte: „Muhammadu-bnu Salam al-Baikandi sagte mir:<br />

„Kontrolliere meine Bücher und was du darin an Fehlern findest, verwirf es“.<br />

Daraufhin fragten ihn einige seiner Gefährten: „Wer ist dieser Junge?“ Er<br />

sagte ihnen: „Das ist der von dem es keinen Zweiten (in der Hadith-<br />

Wissenschaft) gibt.“<br />

Der obengenannte Muhammadu-bnu Salam pflegte zu sagen: „Jedesmal<br />

wenn Muhammadu-bnu Ismail zu mir eintrat war ich völlig verwirrt. Noch<br />

immer fürchte ich mich vor ihm.“ Er meinte, dass er fürchtete vor ihm einen<br />

Fehler zu machen.<br />

Salimu-bnu Mujahid sagte: „Ich war bei Muhammadu-bnu Salam, da sagte<br />

er mir: „Wenn du etwas früher gekommen wärst, dann hättest du einen<br />

Jungen gesehen, der 70.000 Hadithe auswendig kann.“<br />

Haschidu-bnu Ismail sagte: „Ich sah Ishaqu-bnu Rahawaihi auf dem Minbar<br />

sitzend und neben ihm al-Bukhari. Ishaq lehrte den Leuten Hadithe, doch bei<br />

einem Hadith widersprach ihm Bukhari, da trat Ishaq von seiner Aussage<br />

zurück und sagte zu den Leuten:<br />

„Oh ihr Leute des Hadith! Seht euch diesen Jungen an und schreibt auf was<br />

er sagt, denn hätte er zur Zeit von al-Hasanu-bnu Abi-l-Hasani-l-Basri gelebt,<br />

dann hätte dieser ihn gebraucht, wegen seiner Kenntnis über den Hadith.“


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ﺖﻳأﺮﻓ ﲏﻳﺪﳌا ﻦﺑ ﻲﻠﻋ ﺖﻴﺗأ لﺎﻗ يرﻮﺑﺎﺴﻴﻨﻟا حﻮﻧ ﻦﺑ ﺢﺘﻓ ﲏﺛﺪﺣ يرﻮﺑﺎﺴﻴﻨﻟا ﺔﻤﻠﺳ ﻦﺑ ﺪﲪأ ﻞﻀﻔﻟا ﻮﺑأ لﺎﻗو<br />

ﺪﻨﻋ ﻲﺴﻔﻧ تﺮﻐﺼﺘﺳا ﺎﻣ يرﺎﺨﺒﻟا لﺎﻗو ﻪﻟ ﺔﺑﺎﻬﻣ ﻪﻴﻟإ ﺖﻔﺘﻟا<br />

145<br />

ثﺪﺣ اذإ نﺎﻛو ﻪﻨﻴﳝ ﻦﻋ ﺎﺴﻟﺎﺟ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ<br />

ﺎﻣ ﻮﻫ ﻪﻟﻮﻗ عد ﱄ لﺎﻘﻓ ﲏﻳﺪﳌا ﻦﺑ ﻲﻠﻌﻟ مﻼﻜﻟا اﺬﻫ ﺮﻛﺬﻓ ﺪﲪأ ﻦﺑ ﺪﻣﺎﺣ لﺎﻗ ... ﲏﻳﺪﳌا ﻦﺑ ﻲﻠﻋ ﺪﻨﻋ ﻻإ ﺪﺣأ<br />

ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻪﻟ ﺮﻛذأ ﺖﻨﻜﻓ نﺎﺳاﺮﺧ خﻮﻴﺷ ﻦﻋ ﲏﻟﺄﺴﻳ ﲏﻳﺪﳌا ﻦﺑ ﻲﻠﻋ نﺎﻛ ﺎﻀﻳأ يرﺎﺨﺒﻟا لﺎﻗو ﻪﺴﻔﻧ ﻞﺜﻣ ىأر<br />

ﻰﺿﺮﻟا ﺎﻧﺪﻨﻋ ﻮﻬﻓ ﻪﻴﻠﻋ ﺖﻴﻨﺛأ ﻦﻣ ﻞﻛ ﷲا ﺪﺒﻋ ﺎﺑأ ﺎﻳ ﺎﻣﻮﻳ ﱄ لﺎﻗ نأ ﱃإ ﻪﻓﺮﻌﻳ ﻼﻓ مﻼﺳ<br />

ﻦﺑ وﺮﻤﻋ ﱃإ اورﺎﺻو ﻚﻟﺬﺑ اوﺮﺴﻓ ﻪﻓﺮﻋأ ﻻ ﺖﻠﻘﻓ ﺚﻳﺪﲝ سﻼﻔﻟا ﻲﻠﻋ ﻦﺑ وﺮﻤﻋ بﺎﺤﺻأ ﱐﺮﻛاذ يرﺎﺨﺒﻟا لﺎﻗو<br />

ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻪﻓﺮﻌﻳ ﻻ ﺚﻳﺪﺣ ﻲﻠﻋ<br />

ﻦﺑ وﺮﻤﻋ لﺎﻘﻓ ﻪﻓﺮﻌﻳ ﻢﻠﻓ ﺚﻳﺪﲝ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﺎﻧﺮﻛاذ ﻪﻟ اﻮﻟﺎﻘﻓ ﻲﻠﻋ<br />

ﺚﻳﺪﲝ ﺲﻴﻟ<br />

Fathu-bnu Nuh an-Naisaburi sagte: „Ich kam zu Alyyu-bnu-l-Madini, da sah<br />

ich al-Bukhari zu seiner Rechten sitzen und während al-Madini sprach, sah<br />

al-Bukhari voll Respekt zu ihm auf.<br />

Al-Bukhari sagte: „Ich fühlte mich nie wirklich klein, außer neben Alyyi-bni-l-<br />

Madini ...“ Hamidu-bnu Ahmad sagte: „Als dies Alyyu-bnu-l-Madini erzählt<br />

wurde meinte er zu mir: „Hör nicht auf das was er sagt. Er hat nie<br />

seinesgleichen gesehen.““<br />

Al-Bukhari sagte: „Alyyu-bnu-l-Madini fragte mich nach den Schuyukh von<br />

Khurasan. Da zählte ich ihm unter anderem Muhammad ibnu Salam auf, den<br />

er nicht kannte. Eines Tages sagte er mir: „Oh Abu Abdullah! Jeder den du<br />

lobst, ist bei uns angesehen.““<br />

Al-Bukhari erzählte: „Die Gefährten von Amru-bnu Alyyin-il-Falas erwähnten<br />

mir gegenüber einen Hadith, woraufhin ich sagte, dass ich ihn nicht kenne.“<br />

Da freuten sie sich und gingen zu Amru-bnu Ali und sagten zu ihm: „Wir<br />

haben Muhammadu-bnu Ismail einen Hadith genannt, den er nicht kannte!“<br />

Dieser antwortete: „Ein Hadith den Muhammadu-bnu Ismail nicht kennt, ist<br />

kein Hadith!“<br />

يرﺎﺨﺒﻟا ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﷲا ﺪﺒﻋ ﻮﺑأ ﻲﻘﻳﺪﺻ لﻮﻘﻳ سﻼﻔﻟا ﻲﻠﻋ ﻦﺑ وﺮﻤﻋ ﺖﻌﲰ ﱐﺎﻣﺮﻜﻟا وﺮﻤﻋ ﻮﺑأ لﺎﻗو<br />

ﱐأ ﻢﻠﻋأ ﻻ ﺚﻳﺮﺣ ﻦﺑ ﲔﺴﳊا لﺎﻗو ضرﻷا ﺮﻬﻇ ﻰﻠﻋ ﻲﺸﲤ ﷲا تﺎﻳآ ﻦﻣ ﺔﻳآ ﻮﻫ ﺎﻀﻳأ لﺎﻗو ﻪﻠﺜﻣ نﺎﺳاﺮﲞ ﺲﻴﻟ<br />

ﺪﻤﳏو ﺔﺒﻴﺷ ﰊأ ﻦﺑ ﺮﻜﺑ ﺎﺑأ ﺖﻌﲰ ءﻮﻀﻟا ﻦﺑ ﺪﲪأ لﺎﻗو ﺚﻳﺪﺤﻠﻟ ﻻإ ﻖﻠﳜ ﱂ ﻪﻧﺄﻛ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ ﺖﻳأر<br />

ﲏﻌﻳ لزﺎﺒﻟا ﻪﻴﻤﺴﻳ ﺔﺒﻴﺷ ﰊأ ﻦﺑ ﺮﻜﺑ ﻮﺑأ نﺎﻛو ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ ﺎﻨﻳأر ﺎﻣ ﺎﻧإ<br />

نﻻﻮﻘﻳ ﲑﳕ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ ﻦﺑ<br />

ﻞﻣﺎﻜﻟا


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Amru-bnu Alyyin-il-Falas sagte: „Jemanden wie meinen Freund Abu Abdillah<br />

Muhammadu-bnu Ismail al-Bukhari in Khurasan gibt es kein zweites Mal.“<br />

Er sagte weiter: „Er ist ein Zeichen von den Zeichen Allahs, welches auf Erden<br />

wandelt.“<br />

Al-Husainu-bnu Harith sagte: „Ich glaube nicht, dass ich jemanden wie<br />

Muhammadu-bnu Ismail zuvor gesehen habe. Es ist, als ob er für nichts als<br />

den Hadith erschaffen wurde.“<br />

Ahmadu-bnu-d-Dau‘ sagte: „Ich hörte Abu Bakr Ibnu Abi Schaibah und<br />

Muhammadu-bnu Abdillahi-bnu Numair sagen:<br />

„Wir haben nie jemanden wie Muhammadu-bnu Ismail gesehen.“ Abu Bakr<br />

Ibnu Abi Schaibah pflegte ihn „den Vollständigen“ zu nennen.<br />

ﷲا ﻚﻠﻌﺟ ﷲا ﺪﺒﻋ ﺎﺑأ ﺎﻳ مﺎﻗ ﺎﳌ ﻪﻟ لﺎﻘﻓ ﲑﻨﻣ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ ﺪﻨﻋ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ نﺎﻛ يﺬﻣﱰﻟا ﻰﺴﻴﻋ ﻮﺑأ لﺎﻗو<br />

ﺐﺘﻜﻳ ﲑﻨﻣ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ ﺖﻳأر يﺮﻳﺮﻔﻟا ﷲا ﺪﺒﻋ ﻮﺑأ لﺎﻗو ﻪﻴﻓ ﱃﺎﻌﺗ ﷲا بﺎﺠﺘﺳﺎﻓ ﻰﺴﻴﻋ ﻮﺑأ لﺎﻗ ﺔﻣﻷا ﻩﺬﻫ ﻦﻳز<br />

ﻊﻣﺎﳉا ﰲ ﻪﻨﻋ ثﺪﺣ ﺪﻗ يرﺎﺨﺒﻟا خﻮﻴﺷ ﻦﻣ ﲑﻨﻣ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ ﺖﻠﻗ ﻪﺗﺬﻣﻼﺗ ﻦﻣ ﺎﻧأ لﻮﻘﻳ ﻪﺘﻌﲰو يرﺎﺨﺒﻟا ﻦﻋ<br />

ﻞﺒﻨﺣ ﻦﺑ ﺪﲪأ تﺎﻣ ﺔﻨﺳ ﻪﺗﺎﻓو ﺖﻧﺎﻛو ﻪﻠﺜﻣ رأ ﱂ لﺎﻗو ﺢﻴﺤﺼﻟا<br />

Abu Isa at-Tirmidhi sagte: „Muhammadu-bnu Ismail war bei Abdullahi-bnu<br />

Munir, da sagte er zu ihm als er aufstand: „Abu Abdillah! Möge Allah dich<br />

<strong>zum</strong> Schmuck dieser Ummah machen“ ... und Allah erhörte dies“.<br />

Abu Abdillahi-l-Fariri erzählte: „Ich sah Abdullahi-bnu Munir über Bukhari<br />

schreiben und ich hörte wie er sagte: „Ich bin von seinen Schülern.“ Ich 1<br />

merke hier an: Abdullahi-bnu Munir war von den Lehrern Bukhari‘s und<br />

Bukhari überliefert von ihm im al-Jami c u-s-Sahih. Und er sagte: „Ich traf<br />

niemanden der ihm gleicht.“ Er 2 starb in dem Jahr in dem Ahmadu-bnu<br />

Hanbal starb.<br />

ﺮﻤﻋ ﰲ يﺮﻤﻋ ﻦﻣ ﺪﻳزأ نأ ترﺪﻗ ﻮﻟ لﻮﻘﻳ يﺪﻨﻜﻴﺒﻟا ﺮﻔﻌﺟ ﻦﺑ ﲕﳛ ﺖﻌﲰ قارﻮﻟا ﰎﺎﺣ ﰊأ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ لﺎﻗو<br />

لﺎﻗو ... ﻢﻠﻌﻟا بﺎﻫذ ﻪﻴﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ تﻮﻣو ﺪﺣاو ﻞﺟر تﻮﻣ نﻮﻜﻳ ﰐﻮﻣ نﺈﻓ ﺖﻠﻌﻔﻟ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ<br />

1 also Ibnu Hajar<br />

2 Also Abdullahi-bnu-l-Munir (ra). Hierbei ist zu bedenken, dass Imam Ahmad (ra) 241<br />

n.H. starb, während Imam al-Bukhari 256 n.H. starb.<br />

146


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

أﺪﺒﻓ ﺔﺛﻼﺛ ﺎﻨﻧﺎﻣز ظﺎﻔﺣ ﺎﻀﻳأ لﺎﻗو ﻪﻤﺗﺎﻓ ﺎﻣﺎﻣإ ﻪﻠﻌﻌ ﱂ ﻦﻤﻓ مﺎﻣإ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ يﺪﻨﺴﳌا ﺪﻤﳏ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ<br />

ﺚﻳﺪﳊﺎﺑ ﻢﻬﻤﻠﻋأو ﻢﻫﺮﺼﺑأ ﻮﻫو لﺎﻗ ﻪﺑ أﺪﺒﻓ يرﺎﺨﺒﻟا ﺔﺛﻼﺛ نﺎﺳاﺮﺧ ﺖﺟﺮﺧأ ﺮﺠﺣ ﻦﺑ ﻲﻠﻋ لﺎﻗو يرﺎﺨﺒﻟﺎﺑ<br />

147<br />

ﻪﻠﺜﻣ اﺪﺣأ ﻢﻠﻋأ ﻻو لﺎﻗ ﻢﻬﻬﻘﻓأو<br />

Yahya-bnu Ja c far al-Baikandi sagte: „Wenn es mir möglich wäre von meinem<br />

Leben zu nehmen und dafür das Leben von Muhammadu-bnu Ismail zu<br />

verlängern, dann würde ich es tun. Denn wenn ich sterbe so ist das der Tod<br />

eines einzelnen Mannes, doch wenn Muhammadu-bnu Ismail stirbt so ist das<br />

der Verlust des Wissens ...<br />

Abdullahi-bnu Muhammad al-Musnadi sagte: „Muhammadu-bnu Ismail ist<br />

ein Imam (Führer im Din), und wer ihn nicht <strong>zum</strong> Führer erklärt den solltet<br />

ihr verdächtigen“ Ebenso sagte er: „Die Huffadh (großen Hadith-Gelehrten)<br />

unserer Zeit sind drei“, wobei er mit Bukhari begann.<br />

Alyyu-bnu Hajar sagte: „Khurasan hat drei hervorgebracht“ Er begann mit<br />

Bukhari und sagte: „Er ist von ihnen der Verständigste und Wissendste im<br />

Hadith und im Fiqh. Ich kenne niemanden der ihm gleicht.“<br />

... ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﱃإ ﺮﻈﻨﻴﻠﻓ ﻪﻗﺪﺻو ﻪﻘﲝ ﻪﻴﻘﻓ ﱃإ ﺮﻈﻨﻳ نأ دارأ ﻦﻣ يرﺎﻣﺮﺴﻟا قﺎﺤﺳإ ﻦﺑ ﺪﲪأ لﺎﻗو<br />

ﺎﺑﺎﺷ كاذ ذإ ﷲا ﺪﺒﻋ ﻮﺑأ نﺎﻛو ﲏﻣ ﺮﺼﺑأ ﻮﻫ لﻮﻘﻳ قﺎﺤﺳإو<br />

Ahmadu-bnu Ishaqa-s-Sarmari sagte: „Wer einen echten Faqih sehen will<br />

der soll zu Muhammadu-bnu Ismail blicken.“<br />

… und Ishaqu-bnu Rahuwiyah sagte: „Er hat mehr Verständnis als ich.“<br />

(wobei) Muhammadu-bnu Ismail damals noch ein Junge war!


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

EINIGE AUSGEWÄHLTE AUSSAGEN DES LOBES SEINER ZEITGENOSSEN UND<br />

SCHÜLER<br />

ﻞﻜﻟا ﻰﻠﻋ ﺾﻌﺒﻟﺎﺑ ﺎﻬﻴﺒﻨﺗ ﻪﻴﻠﻋ ﻪﻋﺎﺒﺗأ ﻦﻣ ﺔﻔﺋﺎﻃو ﻪﻧاﺮﻗأ ءﺎﻨﺛ ﻦﻣ فﺮﻃ ﺮﻛذ<br />

لﺎﻗو ﻪﻨﻣ ﻢﻠﻋأ قاﺮﻌﻟا ﱃإ ﺎﻬﻨﻣ مﺪﻗ ﻻو ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻦﻣ ﻆﻔﺣأ ﻂﻗ نﺎﺳاﺮﺧ جﺮﲣ ﱂ يزاﺮﻟا ﰎﺎﺣ ﻮﺑأ لﺎﻗ<br />

يرﺎﺨﺒﻟا ﲏﻌﻳ ﷲا ﺪﺒﻋ ﻮﺑأ ﻪﻛﺮﺗ ﱄ لﺎﻘﻓ ﺔﻌﻴﳍ ﰊأ ﻦﻋ ﺔﻋرز ﺎﺑأ ﺖﻟﺄﺳ ﺚﻳﺮﺣ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ<br />

ن ﺎ ﻛو ءﻲﺷ<br />

ﻞﻛ ﻦﺴﳛ ﻼﺿﺎﻓ ﺎﻨﻳد ﻢﻣﻷا ﻦﻣ ﺔﻣأ نﺎﻛو ﻪﻴﻟإ نﺎﻌﻤﺘﺴﻳ ﰎﺎﺣ ﺎﺑأو<br />

ﺔﻋرز ﺎﺑأ ﺖﻳأرو ﻲﻠﺠﻌﻟا لﺎﻗ<br />

ﲔﻣﺮﳊﺎﺑ ءﺎﻤﻠﻌﻟا ﺖﻳأر ﺪﻗ ﻲﻣراﺪﻟا ﻦﲪﺮﻟا ﺪﺒﻋ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ لﺎﻗو اﺬﻛو اﺬﻜﺑ ﻲﻠﻫﺬﻟا ﲕﳛ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻦﻣ ﻢﻠﻋأ<br />

148<br />

...<br />

ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻦﻣ ﻊﲨأ ﻢﻬﻴﻓ ﺖﻳأر ﺎﻤﻓ قاﺮﻌﻟاو مﺎﺸﻟاو زﺎﺠﳊاو<br />

ﺪﻤﳏ لﺎﻘﻓ ﻪﺤﺤﺻ يرﺎﺨﺒﻟا نإ ﻪﻟ ﻞﻴﻗو ﺚﻳﺪﺣ ﻦﻋ ﻲﻣراﺪﻟا ﻞﺌﺳو ﺎﺒﻠﻃ ﺎﻧﺮﺜﻛأو<br />

ﺎﻨﻬﻘﻓأو ﺎﻨﻤﻠﻋأ ﻮﻫ ﺎﻀﻳأ لﺎﻗو<br />

ﲏﻣ ﺮﺼﺑأ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ<br />

Abu Hatim ar-Razi sagte: „Khurasan hat nie jemanden hervorgebracht, der<br />

mehr auswendig konnte als Muhammadu-bnu Ismail und in den Irak ist nie<br />

jemand gekommen der mehr Wissen hatte als er.“<br />

Muhammadu-bnu Harith sagte: „Ich fragte Abu Zur c ah nach Abu Lahi c ah. Da<br />

sagte er: „Lass ihn. Abu Abdillah (also al-Bukhari) ließ ihn.““<br />

Al- c Ijli sagte: „Ich sah Abu Zur c ah und Abu Hatim wie sie ihm zuhörten. Er<br />

war eine Ummah von den Umam 1 in seinem Din, vorzüglich, meisterhaft in<br />

allen Dingen. Er hatte um etliches mehr Wissen als Muhammadu-bnu Yahyadh-Dhuhli.“<br />

Abdullahi-bnu Abdi-r-Rahman ad-Darimi sagte: „Ich sah die Gelehrten der<br />

Haramain, des Hijaz, Syriens und des Irak, doch ich traf niemanden der mehr<br />

Wissen hatte als Muhammadu- bnu Ismail.“<br />

Er meinte auch: „Er ist der Wissendste unter uns, der mit dem meisten<br />

Verständnis und der am meisten nach Wissen Strebende.“<br />

1 Die Araber meinen mit der Bezeichnung Ummah (Gemeinschaft) für eine Einzelperson,<br />

dass er so ist, als ob er die Vorzüge einer Gemeinschaft in sich vereint.


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Ad-Darimi wurde nach einem Hadith gefragt und man fügte hinzu, dass al-<br />

Bukhari ihn für Sahih erklärt hatte. Da antwortete er: „Muhammadu-bnu<br />

Ismail ist wissender als ich.“<br />

ىﺮﺟ ﺎﻤﻠﻜﻓ ﺎﻫءﺎﻤﻠﻋ ﺖﻳأرو ﺔﻓﻮﻜﻟاو زﺎﺠﳊاو مﺎﺸﻟاو ةﺮﺼﺒﻟا ﺖﻠﺧد ﻪﻴﻘﻔﻟا ﺮﻀﻨﻟا ﻦﺑ دﻮﻤﳏ ﻞﻬﺳ ﻮﺑأ لﺎﻗو ...<br />

ﺮﺼﻣ ءﺎﻤﻠﻋ ﻦﻣ ﺎﳌﺎﻋ ﲔﺛﻼﺛ ﻦﻣ ﺮﺜﻛأ ﺖﻌﲰ ﺎﻀﻳأ ﻞﻬﺳ ﻮﺑأ لﺎﻗو ﻢﻬﺴﻔﻧأ ﻰﻠﻋ ﻩﻮﻠﻀﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﺮﻛذ<br />

ﻦﻣ ﻢﻬﻓأ ﺎﻴﻧﺎﺳاﺮﺧ ﺖﻳأر ﺎﻣ ةرﺰﺟ ﺪﻤﳏ ﻦﺑ ﱀﺎﺻ لﺎﻗو ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﱃإ ﺮﻈﻨﻟا ﺎﻴﻧﺪﻟا ﰲ ﺎﻨﺘﺟﺎﺣ نﻮﻟﻮﻘﻳ<br />

ﺲﻠﻟا ﺮﻀﺣ ﻦﻣ ﻣﻠﺒﻓ داﺪﻐﺒﺑ ﻪﻟ ﻲﻠﻤﺘﺳأ ﺖﻨﻛو لﺎﻗ ﺚﻳﺪﺤﻠﻟ ﻢﻬﻈﻔﺣأ نﺎﻛ ﺎﻀﻳأ لﺎﻗو ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ<br />

ﺎﻔﻟأ ﻦﻳﺮﺸﻋ<br />

Abu Sahl Mahmudu-bnu-n-Nadr al-Faqih sagte: „Ich bereiste Basra, den<br />

Scham, den Hijaz und Kufa und traf die Gelehrten dort. Jedesmal wenn der<br />

Name Muhammadu-bnu Ismail‘s erwähnt wurde zogen sie ihn sich selbst<br />

vor.“<br />

Er sagte außerdem: „Ich hörte mehr als 30 von den Gelehrten Ägyptens<br />

sagen: „Was wir von der Dunya (noch) wollen, ist Muhammadu-bnu Ismail<br />

zu sehen.“<br />

Salihu-bnu Muhammad Jazara sagte: „Ich traf nie einen Menschen aus<br />

Khurasan, der mehr Wissen hatte als Muhammadu-bnu Ismail.“<br />

Er sagte ebenso: „Ich war in Bagdad und ließ mir von Muhammadu-bnu<br />

Ismail diktieren. An diesem Treffen nahmen 20.000 Menschen teil.“<br />

ﺔﻋرز ﻮﺑأ وأ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻆﻔﺣأ ﺎﳝأ يزاﺮﻟا ﻚﻠﻀﻔﺑ فوﺮﻌﳌا سﺎﺒﻌﻟا ﻦﺑ ﻞﻀﻔﻟا سﺎﺒﻌﻟا ﻮﺑأ ﻆﻓﺎﳊا ﻞﺌﺳو<br />

تﺪﻬﺟو ﺔﻠﺣﺮﻣ ﻪﻌﻣ ﺖﻌﺟﺮﻓ لﺎﻗ داﺪﻐﺑو ناﻮﻠﺣ ﲔﺑ ﺎﻣ ﲏﻠﺒﻘﺘﺳﺎﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻊﻣ ﺖﻴﻘﺘﻟا ﻦﻛأ ﱂ لﺎﻘﻓ<br />

ﺪﲪ لﺎﻗو ﻪﺳأر ﺮﻌﺷ دﺪﻋ ﺔﻋرز ﰊأ ﻰﻠﻋ بﺮﻏأ اذ ﺎﻧأ ﺎﻫو ﲏﻨﻜﻣأ ﺎﻤﻓ ﻪﻓﺮﻌﻳ ﻻ ﺚﻳﺪﲝ ﰐآ نأ ﻰﻠﻋ ﺪﻬﳉا ﻞﻛ<br />

ﻢﳍ ﺖﻴﻘﺑ ﺎﻣ ﲑﲞ نﻮﻤﻠﺴﳌا ﻪﻴﻓ ﺎﺑﺎﺘﻛ يرﺎﺨﺒﻟا ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﱃإ داﺪﻐﺑ ﻞﻫأ ﺐﺘﻛ ﱄﻮﻏﺪﻟا ﻦﲪﺮﻟا ﺪﺒﻋ ﻦﺑ<br />

ﻢﻠﻋأ ءﺎﻤﺴﻟا ﱘدأ ﺖﲢ ﺎﻣ ﺔﳝﺰﺧ ﻦﺑ قﺎﺤﺳإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﺮﻜﺑ ﻮﺑأ ﺔﻤﺋﻷا مﺎﻣإ لﺎﻗو ﺪﻘﺘﻔﺗ ﲔﺣ ﲑﺧ كﺪﻌﺑ ﺲﻴﻟو<br />

ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻦﻣ ﺪﻴﻧﺎﺳﻷاو ﻞﻠﻌﻟﺎﺑ ﻢﻠﻋأ رأ ﱂ يﺬﻣﱰﻟا ﻰﺴﻴﻋ ﻮﺑأ لﺎﻗو ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻦﻣ ﺚﻳﺪﳊﺎﺑ<br />

يرﺎﺨﺒﻟا<br />

ﰲ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ ﺎﻴﻧﺪﻟا ﰲ ﺎﻣ نﻮﻟﻮﻘﻳ ﺮﺼﲟ ءﺎﻤﻠﻌﻟا ﺖﻌﲰ ﺮﻔﻌﺟ ﻦﺑ ﺪﻴﻌﺳ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻦﺑ ﷲا ﺪﺒﻋ لﺎﻗو<br />

حﻼﺼﻟاو ﺔﻓﺮﻌﳌا<br />

149


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Der Hafidh Abu-l-Abbas al-Fadli-bnu-l-Abbas .. wurde gefragt wer mehr<br />

Hifdh hätte, Muhammadu-bnu Ismail oder Abu Zur c ah. Da sagte er: „Ich<br />

hatte Muhammadu-bnu Ismail noch nie zuvor getroffen, da empfing er mich,<br />

als er zwischen Hilwan und Bagdad war. Ich begleitete ihn auf einem Teil des<br />

Rückweges. Dabei versuchte ich mein Möglichstes ihm einen Hadith zu<br />

bringen, den er nicht kannte, doch es war mir nicht möglich einen zu finden.<br />

Abu Zur c ah jedoch bringe ich etliche solche Hadithe“<br />

Hamdu-bnu Abdi-r-Rahman ad-Daghuli sagte: „Die Menschen aus Bagdad<br />

schrieben einen Brief an Muhammadu-bnu Ismail, in dem Folgendes stand:<br />

„Die Muslime befinden sich im Guten solange du unter ihnen bist und es<br />

bleibt [vergleichsweise] nichts Gutes wenn du nicht mehr da bist.“<br />

Der Imam der A’imah [seiner Zeit] Abu Bakr Muhammadu-bnu Ishaqa-bni<br />

Khuzaimah sagte: „Es gibt (heute) niemanden unter dem Himmel der mehr<br />

Wissen im Hadith hat als Muhammadu-bnu Ismail.“<br />

Abu Isa At-Tirmidhi sagte: „Ich sah niemanden der mehr Wissen über die<br />

c 1<br />

Ilal und die Asanid hatte als Muhammadu-bnu Ismaila-l-Bukhari.“<br />

Abdullahi-bnu Muhammadi-bni Sa c idi-bni Ja c far sagte: „Ich hörte die<br />

Gelehrten Ägyptens sagen: „In der (heutigen) Dunya gibt es niemanden wie<br />

Muhammadu-bnu Ismail, in Wissen, Rechtschaffenheit und Güte.““<br />

ﻞﺣﺎﺳ ﻻ ﺮﲝ كاﺬﻓ سﺎﻔﻧﻷا تﺬﻔﻧو سﺎﻃﺮﻘﻟا ﺪﻤﳏ ﲏﻔﻟ ﻩﺮﺼﻋ ﻦﻋ ﺮﺧﺄﺗ ﻦﳑ ﻪﻴﻠﻋ ﺔﻤﺋﻷا ءﺎﻨﺛ بﺎﺑ ﺖﺤﺘﻓ ﻮﻟو<br />

ﱃإ جﺎﺘﳛ ﻻ ﻪﻴﻠﻋ ﻪﳜﺎﺸﻣ رﺎﺒﻛ ءﺎﻨﺛ ﻦﻣ مﺪﻘﺗ ﺎﻣ ﺪﻌﺑو ﻚﻟﺬﻟ ﺎﻧاﻮﻨﻋ ﺪﲪأ ﰊأو ةﺪﻘﻋ ﻦﺑ مﻼﻛ تﺮﻛذ ﺎﳕإو ﻪﻟ<br />

اﻮﻤﻠﻋ ﺎﻣ اﻮﻔﺻوو اوﺪﻫﺎﺷ ﺎﲟ اﻮﻨﺛأ ﺎﳕإ ﻚﺌﻟوأ نﻷ ﺮﺧﺄﺗ ﻦﻣ ﺔﻳﺎﻜﺣ<br />

Und wenn man nun noch das Kapitel der Aussagen derjenigen darlegen<br />

würde, die nach ihm lebten, würde Muhammad das <strong>Buch</strong> füllen und uns der<br />

Atem ausgehen ... Nach dem was bereits an Lob für ihn von seinen größten<br />

Lehrern erwähnt wurde, ist es nicht notwendig das Lob derjenigen zu<br />

erwähnen die nach ihm lebten. Denn diese (Lehrer, Schüler und<br />

Zeitgenossen) erzählten was sie sahen und beschrieben was sie (aus erster<br />

Hand) wussten.<br />

1 Makel im Hadith/eine eigene Wissenschaft.<br />

150


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

EINIGE EREIGNISSE WELCHE DIE STÄRKE SEINES HIFDH 1 , SEINEN FLIEßENDEN<br />

VERSTAND UND SEIN WISSEN ÜBER DIE C ILAL ZEIGEN 2<br />

مﺪﻘﺗ ﺎﻣ ىﻮﺳ ﻞﻠﻌﻟا ﻰﻠﻋ ﻪﻋﻼﻃاو ﻪﻨﻫذ نﻼﻴﺳو ﻪﻈﻔﺣ ﺔﻌﺴﻟ ةﺪﻫﺎﺸﻟا رﺎﺒﺧﻷا ﻦﻣ ﻞﲨ ﺮﻛذ<br />

يرﺎﺨﺒﻟا ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ نإ نﻮﻟﻮﻘﻳ داﺪﻐﺑ ﺦﻳﺎﺸﻣ ﻦﻣ ةﺪﻋ ﺖﻌﲰ لﻮﻘﻳ ﻆﻓﺎﳊا يﺪﻋ ﻦﺑ ﺪﲪأ ﺎﺑأ ﺖﻌﲰ ...<br />

ﺎﻮﺘﻣ اﻮﺒﻠﻘﻓ ﺚﻳﺪﺣ ﺔﺋﺎﻣ ﱃإ اوﺪﻤﻌﻓ ﻪﻈﻔﺣ نﺎﺤﺘﻣا اودارأو اﻮﻌﻤﺘﺟﺎﻓ ﺚﻳﺪﳊا بﺎﺤﺻأ ﻪﺑ ﻊﻤﺴﻓ داﺪﻐﺑ مﺪﻗ<br />

ﻞﺟر ﻞﻜﻟ ﺲﻔﻧأ ةﺮﺸﻋ ﱃإ ﺎﻫﻮﻌﻓدو ﺮﺧآ ﱳﳌ ﱳﳌا اﺬﻫ دﺎﻨﺳإو ﺮﺧآ دﺎﻨﺳﻹ دﺎﻨﺳﻹا اﺬﻫ ﱳﻣ اﻮﻠﻌﺟو ﺎﻫﺪﻴﻧﺎﺳأو<br />

اوﺮﻀﺤﻓ ﺲﻠﺠﻤﻠﻟ ﺪﻋﻮﳌا ﻪﻴﻠﻋ اوﺬﺧأو يرﺎﺨﺒﻟا ﻰﻠﻋ ﻚﻟذ اﻮﻘﻠﻳ نأ ﺲﻠﻟا اوﺮﻀﺣ اذإ ﻢﻫوﺮﻣأو ﺚﻳدﺎﺣأ ةﺮﺸﻋ<br />

ﻦﻣ ﻞﺟر بﺪﺘﻧا ﻪﻠﻫﺄﺑ ﺲﻠﻟا نﺄﻤﻃا ﺎﻤﻠﻓ ﲔﻳداﺪﻐﺒﻟا ﻦﻣو ﻢﻫﲑﻏو نﺎﺳاﺮﺧ ﻞﻫأ ﻦﻣ ءﺎﺑﺮﻐﻟا ﻦﻣ ﺔﻋﺎﲨ ﺮﻀﺣو<br />

ﱴﺣ ﺪﺣاو ﺪﻌﺑ اﺪﺣاو ﻪﻴﻠﻋ ﻰﻘﻠﻳ لاز ﺎﻤﻓ ﻪﻓﺮﻋأ ﻻ يرﺎﺨﺒﻟا لﺎﻘﻓ ﺚﻳدﺎﺣﻷا<br />

ﻚﻠﺗ ﻦﻣ ﺚﻳﺪﺣ ﻦﻋ ﻪﻟﺄﺴﻓ ةﺮﺸﻌﻟا<br />

ﻦﻣو ﻞﺟﺮﻟا ﻢﻬﻓ نﻮﻟﻮﻘﻳو ﺾﻌﺑ ﱃإ ﻢﻬﻀﻌﺑ ﺖﻔﺘﻠﻳ ﺲﻠﻟا ﺮﻀﺣ ﻦﳑ ءﺎﻤﻠﻌﻟا نﺎﻛو ﻪﻓﺮﻋأ ﻻ لﻮﻘﻳ يرﺎﺨﺒﻟا اﺮﻓ<br />

ﻪﻟﺄﺴﻓ ﺎﻀﻳأ ةﺮﺸﻌﻟا ﻦﻣ ﻞﺟر بﺪﺘﻧا ﰒ ﻆﻔﳊا ﺔﻠﻗو ﲑﺼﻘﺘﻟاو ﺰﺠﻌﻟﺎﺑ يرﺎﺨﺒﻟا ﻰﻠﻋ ﻲﻀﻘﻳ ﺔﺼﻘﻟا رﺪﻳ ﱂ نﺎﻛ<br />

اﺪﺣاو ﻪﻴﻠﻋ ﻲﻘﻠﻳ لﺰﻳ ﻢﻠﻓ ﻪﻓﺮﻋأ ﻻ لﺎﻘﻓ ﺮﺧآ ﻦﻋ ﻪﻟﺄﺴﻓ ﻪﻓﺮﻋأ ﻻ لﺎﻘﻓ ﺔﺑﻮﻠﻘﳌا ﺚﻳدﺎﺣﻷا ﻚﻠﺗ ﻦﻣ ﺚﻳﺪﺣ<br />

ﻦﻋ<br />

ﻦﻣ ﻢﻬﻠﻛ اﻮﻏﺮﻓ ﱴﺣ ةﺮﺸﻌﻟا مﺎﲤ ﱃإ ﻊﺑاﺮﻟاو ﺚﻟﺎﺜﻟا بﺪﺘﻧا ﰒ ﻪﻓﺮﻋأ ﻻ لﻮﻘﻳ يرﺎﺨﺒﻟاو ﻪﺗﺮﺸﻋ ﻦﻣ اﺮﻓ ﱴﺣ اﺪﺣاو<br />

لﺎﻘﻓ لوﻷا ﱃإ ﺖﻔﺘﻟا<br />

اﻮﻏﺮﻓ ﺪﻗ ﻢأ ﻢﻠﻋ ﺎﻤﻠﻓ ﻪﻓﺮﻋأ<br />

ﻻ ﻰﻠﻋ ﻢﻫﺪﻳﺰﻳ ﻻ يرﺎﺨﺒﻟاو ﺔﺑﻮﻠﻘﳌا ﺚﻳدﺎﺣﻷا ﻚﻠﺗ ءﺎﻘﻟإ<br />

ﻰﺗأ ﱴﺣ ءﻻﻮﻟا ﻰﻠﻋ ﻊﺑاﺮﻟاو ﺚﻟﺎﺜﻟاو اﺬﻛ ﻪﺑاﻮﺻو اﺬﻛ ﱐﺎﺜﻟا ﻚﺜﻳﺪﺣو اﺬﻛ ﻪﺑاﻮﺻو اﺬﻛ ﺖﻠﻘﻓ لوﻷا ﻚﺜﻳﺪﺣ ﺎﻣأ<br />

ﻆﻔﳊﺎﺑ ﻪﻟ سﺎﻨﻟا ﺮﻗﺄﻓ ﻚﻟذ ﻞﺜﻣ ﻦﻳﺮﺧﻵﺎﺑ ﻞﻌﻓو ﻪﻨﺘﻣ ﱃإ دﺎﻨﺳإ ﻞﻛو ﻩدﺎﻨﺳإ ﱃإ ﱳﻣ ﻞﻛ دﺮﻓ ةﺮﺸﻌﻟا مﺎﲤ ﻰﻠﻋ<br />

ﻞﺑ ﺎﻈﻓﺎﺣ نﺎﻛ ﻪﻧﺈﻓ باﻮﺼﻟا ﱃإ ﺄﻄﳋا ﻩدر ﻦﻣ ﺐﺠﻌﻟا ﺎﻤﻓ يرﺎﺨﺒﻠﻟ ﻊﻀﳜ ﺎﻨﻫ ﺖﻠﻗ ﻞﻀﻔﻟﺎﺑ ﻪﻟ اﻮﻨﻋذأو<br />

ةﺪﺣاو ةﺮﻣ ﻦﻣ ﻪﻴﻠﻋ ﻩﻮﻘﻟأ ﺎﻣ ﺐﻴﺗﺮﺗ ﻰﻠﻋ ﺄﻄﺨﻠﻟ ﻪﻈﻔﺣ ﻦﻣ ﺐﺠﻌﻟا<br />

„... ich hörte Abu Ahmada-bnu c Adyyin-il-Hafidh sagen:<br />

„Ich hörte eine große Anzahl der Gelehrten Bagdads erzählen, dass<br />

Muhammadu-bnu Ismaila-l-Bukhari nach Bagdad kam. Da beschlossen die<br />

Gelehrten des Hadith ihn zu prüfen. Sie nahmen 100 Hadithe und<br />

vertauschten ihre Überlieferungsketten und ihren Text. Dann wurden diese<br />

100 verdrehten Hadithe auf zehn Männer aufgeteilt. Jeder erhielt zehn<br />

1 Auswendiglernvermögens<br />

2 abgesehen von dem was schon erwähnt wurde.<br />

151


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Hadithe. Es wurde ihnen aufgetragen, Bukhari bei einer Sitzung danach zu<br />

fragen.<br />

Schließlich machten sie mit Bukhari einen Termin für diese Sitzung aus, zu<br />

der nicht nur sie, sondern auch eine große Anzahl an Einheimischen aus<br />

Khurasan und auch Fremden sowie Menschen aus Bagdad kamen.<br />

Als die Sitzung begann, fragte einer der zehn Männer Bukhari nach einem<br />

der verdrehten Hadithe. Al-Bukhari antwortete daraufhin: „Ich kenne ihn<br />

nicht.“ Dieselbe Antwort gab er jedem der zehn Männer bei den insgesamt<br />

100 Hadithen.<br />

Die anwesenden Gelehrten blickten sich gegenseitig an und ihnen war klar,<br />

dass al-Bukhari die Prüfung verstanden hatte. Doch die Ahnungslosen unter<br />

den Anwesenden wunderten sich über die Unwissenheit und den schlechten<br />

Hifdh dieses Mannes.<br />

Als alle zehn Männer schließlich ihre Hadithe vorgebracht hatten, wandte<br />

sich al-Bukhari wieder dem ersten zu und sagte: „Was den ersten Hadith<br />

betrifft den du mir sagtest 1 , so ist die korrekte Version davon so und so. Was<br />

den zweiten Hadith betrifft, so ist die korrekte Version davon so und so.<br />

So fuhr er fort bis er alle zehn verdrehten Hadithe korrigiert hatte. Dies<br />

machte er dann bei jedem der zehn Männer. Die Leute waren von seinem<br />

Wissen und Hifdh beeindruckt und sprachen ihm ihren Vorzug ihnen<br />

gegenüber aus.“<br />

Ich 2 will hier anmerken: Das Beeindruckendste an der Geschichte war nicht,<br />

dass er die 100 Hadithe korrekt kannte, denn er war ein Hafidh. Das wirklich<br />

Verwunderliche und Außergewöhnlichste daran war, dass er die verdrehten<br />

Hadithe durch das einmalige Hören auswendig lernte und sie auch noch in<br />

der richtigen Reihenfolge wiedergeben konnte.<br />

1 wobei er den Hadith mit seiner verdrehten Überlieferungskette erwähnte. Dies<br />

bedeutet also, dass er den falschen Hadith durch einmaliges hören auswendig lernte.<br />

2 also Ibnu Hajar<br />

152


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

ﻪﻴﻠﻋ ﻊﻠﻄﻴﻓ ﻢﻠﻌﻟا ﻦﻣ بﺎﺘﻜﻟا ﺬﺧﺄﻳ نﺎﻛ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ ﻞﺜﻣ ﺖﻳأر ﺎﻣ لﺎﻗ ﱐاذﻮﻠﻜﻟا ﺮﻜﺑ ﰊأ ﻦﻋ ﺎﻨﻳورو<br />

ﻢﻬﺒﻠﻃ مﺎﻳأ ﰲ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﺷﺎﺣ ﻩﺎﻜﺣ ﺎﻣ ﻖﺒﺳ ﺪﻗو ةﺪﺣاو ةﺮﻣ ﻦﻣ ﺚﻳدﺎﺣﻷا فاﺮﻃأ ﺔﻣﺎﻋ ﻆﻔﺤﻴﻓ ﺔﻋﻼﻃا<br />

153<br />

ﺐﺘﻜﻳ ﻻو ﻊﻤﺴﻳ ﺎﻣ ﻆﻔﳛ نﺎﻛ ﻪﻧﻮﻛو ﻪﻌﻣ ةﺮﺼﺒﻟﺎﺑ<br />

Abu Bakr al-Kalwadhani sagte: „Ich sah nie jemanden wie Muhammadu-bnu<br />

Ismail. Er nahm ein <strong>Buch</strong> und überflog es einmal und konnte bereits alle<br />

darin enthaltenen Hadithe auswendig, nachdem er sie einmal gelesen<br />

hatte.“<br />

Und es wurde bereits erwähnt von Haschidu-bnu Ismail, aus ihrer<br />

gemeinsamen Studienzeit in Basra, dass al-Bukhari durch bloßes Hören<br />

auswendig lernte und nicht mitschrieb.<br />

مﺎﺸﻟا دﺎﻨﺳإ اﻮﻠﺧدﺄﻓ ﻞﻴﻋﺎﲰإ ﻦﺑ ﺪﻤﳏ اﻮﻄﻟﺎﻐﻳ نأ اﻮﺒﺣأو اﻮﻌﻤﺠﺘﻓ ثﺪﳏ ﺔﺋﺎﻤﻌﺑرأ ﺪﻨﻗﺮﻤﺴﺑ نﺎﻛ ﺮﻫزﻷا ﻮﺑأ لﺎﻗو<br />

اﻮﻘﻠﻌﺘﻳ نأ ﻚﻟذ ﻊﻣ اﻮﻋﺎﻄﺘﺳا ﺎﻤﻓ ﻦﻤﻴﻟا دﺎﻨﺳإ ﰲ مﺮﳊا دﺎﻨﺳإو مﺎﺸﻟا دﺎﻨﺳإ ﰲ قاﺮﻌﻟا دﺎﻨﺳإو قاﺮﻌﻟا دﺎﻨﺳإ ﰲ<br />

... ﺔﻄﻘﺴﺑ ﻪﻴﻠﻋ<br />

ﻞﻠﻌﻟاو ءﺎﲰﻷا ﻦﻋ ﻪﻟﺄﺴﻳ ﻲﻠﻫﺬﻟا ﲕﳛ ﻦﺑ ﺪﻤﳏو ةزﺎﻨﺟ ﰲ يرﺎﺨﺒﻟا ﺖﻳأر ﻆﻓﺎﳊا نوﺪﲪ ﻦﺑ ﺪﲪأ لﺎﻗو<br />

ﺪﺣأ ﷲا ﻮﻫ ﻞﻗ أﺮﻘﻳ ﻪﻧﺄﻛ ﻢﻬﺴﻟا ﻞﺜﻣ ﻪﻴﻓ ﺮﳝ يرﺎﺨﺒﻟاو<br />

Abu al-Azhar erzählte, dass in Samarkand 400 Hadith-Gelehrte waren. Sie<br />

kamen zusammen und versuchten Muhammadu-bnu Ismail eines Fehlers zu<br />

überführen. Dazu vertauschten sie die Überlieferungsketten Syriens mit<br />

denen des Irak und umgekehrt und die Überlieferungsketten des Haram mit<br />

denen des Jemen. Doch trotz alledem schafften sie es nicht einen einzigen<br />

Fehler bei ihm zu finden.<br />

Ahmadu-bnu Hamdun al-Hafidh sagte: „Ich sah al-Bukhari auf einem<br />

Begräbnis während Muhammadu-bnu Yahya-dh-Dhuhli ihn fragte über die<br />

Überlieferer und c Ilal. Al-Bukhari las sie daraufhin (aus dem Gedächtnis) mit<br />

der Geschwindigkeit eines Pfeils, als ob er „Qul huwa-llahu Ahad“ 1 lesen<br />

würde.““ 2<br />

1 Also die kurze Sure Al-Ikhlas aus dem Qur’an, die quasi jedes muslimische Kind<br />

auswendig kennt.<br />

2 Ende des Zitats aus dem Einführungsband des Fathu-l-Bari.


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Die Überlieferungen der Ru’yah<br />

Zweiter Hadith: von Abu Hurairah (ra)<br />

Hiermit kehren wir also zu den weiteren Ahadith über die Ru’yah zurück,<br />

nachdem wir den ersten Hadith mit seinen Überlieferungen in den Sittah<br />

betrachtet haben. Dadurch wurde ziemlich klar, dass es keineswegs so einfach<br />

ist Ahadith von solcher Güte, in den stärksten Hadith-Werken als erlogen<br />

abzutun. Es ist ganz gegensätzlich zu der Phantasiewelt der Qur'aniyyin,<br />

Orientalisten und Schiiten.<br />

Aber nach diesen Betrachtungen werfen wir nun einen Blick auf die weiteren<br />

Überlieferungen der Ru’yah, welche jeden Zweifel weiter und weiter<br />

ausmerzen. Dabei sollen aber nur die wichtigsten noch verbleibenden<br />

Überlieferungen und diese nur in Kürze erwähnt werden. Es würde zu weit<br />

gehen, alle Überlieferungen anzuführen und diese im Detail zu besprechen.<br />

Von Abu Hurairah (ra) wird der Hadith ebenfalls im quasi selben Wortlaut<br />

überliefert wie der vorausgegangene Hadith von ibnu Jarir (ra).<br />

154


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

GRAFISCHE DARSTELLUNG DER KETTEN IM SAHIH VON BUKHARI<br />

ﺮﻤﻌﻣ<br />

ﺎﻌﻣ ﺪﻴﻌﺳ ﻮﺑأو ةﺮﻳﺮﻫ ﻮﺑأ<br />

ﺪﻳﺰﻳ ﻦﺑ ءﺎﻄﻋ<br />

يﺮﻫﺰﻟا<br />

ﺐﻴﻌﺷ<br />

Abu Hurairah und Abu Sa c id<br />

gemeinsam<br />

c Ata’u-bnu Zaid<br />

az-Zuhri<br />

ُﻢﻴ ِ ُﻦ ْﺑ ﻫاﺮَ ـﺑِإ ْ ٍﺪﻌْ ﺳَ<br />

Ibrahim Schu c aib Ma c mar<br />

155<br />

ةﺮﻳﺮﻫ ﻮﺑأ<br />

ﺪﻴﻌﺳ<br />

يﺮﻫﺰﻟا<br />

ﺐﻴﻌﺷ<br />

Abu Hurairah<br />

Sa c id<br />

Az-Zuhri<br />

Schu c aib


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

FESTSTELLUNG DES ERSTEN WEGES VON ABU HURAIRAH (RA)<br />

Hier überliefert Abu Hurairah (ra) den Hadith vom Propheten (sas). Von ihm<br />

nahm ihn dann Sa c idu-bnu-l-Musayyab und von diesem dann az-Zuhri.<br />

Aus den Asanid zeigt sich eigentlich deutlich, dass es sich bei diesem Weg um<br />

einen anderen als den folgenden Tariq 1 handelt. Sa c id hat ihn also von Abu<br />

Hurairah (ra) unabhängig von c Ata‘ gehört.<br />

Von den Asanid schien mir deutlich zu sein, dass c Ata‘ den Hadith von Abu<br />

Hurairah (ra) und Abu Sa c id (ra) gleichzeitig überlieferte, da sie <strong>zum</strong> Zeitpunkt<br />

der Überlieferung alle zusammen waren, wa-llahu a c lam.<br />

FESTSTELLUNG DES ZWEITEN TARIQ VON ABU HURAIRAH (RA)<br />

Bei diesem Weg überliefert ihn von Abu Hurairah c Ata‘ und von diesem az-<br />

Zuhri. Von az-Zuhri verbreitete sich der Hadith schließlich, da ihn mehrere<br />

Personen von ihm überliefern.<br />

ALLGEMEINE BETRACHTUNG DIESES HADITH<br />

Bei diesem Hadith wurde die Analyse auf die Überlieferungen von Bukhari<br />

beschränkt. Dieser Hadith ist aus der Sicht der Hadith-Wissenschaften mit<br />

einem Wort unantastbar. Leute wie die Schiiten hingegen lehnen ihn natürlich<br />

ohne weiteres ab.<br />

Abu Hurairah (ra) ist bei ihnen ganz einfach ein abtrünniger Verräter am Islam<br />

und damit ist die Überlieferung dahin. Aber auf dieser Ebene diskutieren wir<br />

grundsätzlich nicht, wie zuvor häufig beschrieben. Den Schiiten ist es<br />

unmöglich die Kritik an ihren Grundlagen zurückzuweisen. Es ist ihnen nicht<br />

möglich z.B. zu erklären warum ihre Grundlage ihres gesamten Din, die<br />

Imamah, im Qur’an fehlt. Sie sind also überhaupt nicht in der Position mit uns<br />

über ihre Kritik an diesem Hadith zu sprechen. Natürlich könnte man an dieser<br />

Stelle darüber hinaus ihre zahlreichen Verleumdungen über Abu Hurairah (ra)<br />

entblößen, was sicher einen eigenen Band füllen würde.<br />

Im Folgenden geht es deshalb um andere Kritiker, die die Grundsätze der<br />

Hadith-Wissenschaft <strong>zum</strong>indest nach außen hin akzeptieren.<br />

1 im Arabischen wörtl.: Weg. Hier im Sinne einer Überlieferungskette.<br />

156


WAS DER KHARIJI HIERZU SAGT<br />

Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Es wurde schon zuvor, im ersten Hadith, ein klarer Fehler vom Schaikh der<br />

Ibadiyyah gezeigt. Dies war nicht der einzige dieser Art. So schwächt er in<br />

seinem Kritikwahn teilweise Überlieferungen, mit der Behauptung, sie kämen<br />

nur von diesem und jenem Tariq, wobei dem aber nicht so ist und es<br />

tatsächlich noch andere Turuq dafür gibt. Eine detailierte Abhandlung dieser<br />

Dinge würde natürlich weit über den Rahmen dieses <strong>Buch</strong>es hinausgehen.<br />

Jedenfalls versuchte er so jeden einzelnen Hadith über die Ru’yah zu<br />

schwächen. Aber beim Lesen seines <strong>Buch</strong>es wundert man sich, wo denn nun<br />

dieser Hadith von Abu Hurairah zu finden ist. Jedoch siehe da, quasi ganz am<br />

Ende seiner Kritik der einzelnen Überlieferungen, taucht er auf. Dort erwähnt<br />

der Ibadi dann kurz, dass der Sanad des Hadith völlig korrekt ist.<br />

D.h. selbst er musste eingestehen, dass man an dieser Kette nichts finden<br />

kann. Hätte natürlich kein gutes Bild gemacht, wenn er damit gleich sein <strong>Buch</strong><br />

eröffnet. Deshalb zog er es sicher auch vor diese Überlieferung bis ans Ende<br />

aufzuschieben.<br />

Schließlich ist die Erklärung dann, dass der Hadith problematisch ist auf Grund<br />

seines Textes, also nicht auf Grund seiner Kette. Wie er meint, kann man ja<br />

einen Hadith mit richtiger Kette nicht annehmen, wenn er offensichtlich falsch<br />

ist.<br />

Der angeblich „offensichtlich falsche Inhalt“ aus der Sicht der heutigen<br />

philosophischen Khawarij ist, dass einige Eigenschaften Allahs erwähnt<br />

werden, in einer Art und Weise, die sie nicht mehr auslegen können. Deshalb<br />

ist der Hadith bei ihnen schlicht und einfach falsch. So einfach ist es also, sich<br />

die Dinge zu richten. Auf diese Art fügt sich auch ein Irrweg an den anderen.<br />

Anmerkung über die Eigenschaften Allahs<br />

Das Thema der Eigenschaften Allahs (swt) ist natürlich ein gewaltiges Gebiet,<br />

welches in diesem Rahmen keinesfalls abgehandelt werden kann. Man muss<br />

sich auch darüber im Klaren sein, dass die Ummah sich in der Geschichte im<br />

Grunde an nichts mehr gespalten hat, als an den Fragen der Eigenschaften<br />

Allahs. Die Frage ob der Qur’an das Wort Allahs oder ob er erschaffen ist,<br />

stellt ein eigenes dunkles Kapitel in der islamischen Geschichte dar. Die<br />

157


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Ibadiyyah sind wie gesagt ein Teil dieses obskuren Kapitels, da sie selbst heute<br />

noch diese Bid c ah vertreten.<br />

Genau dies ist ja auch der Kern des Problems all der philosophischen Gruppen<br />

mit der Ru’yah. Sie glauben, dies muss zwingend dazu führen, Allah als<br />

begrenzt und unzulänglich zu beschreiben. Dem ist aber nicht so, für<br />

jemanden der das Thema der Eigenschaften Allahs richtig verstanden hat.<br />

In dieser Anmerkung kann also nicht mehr als ein Hinweis erwähnt werden,<br />

um einige Missverständnisse und Kernprobleme anzusprechen.<br />

Viele unwissende und leichtgläubige Menschen denken, wenn wir Allah eine<br />

Hand, oder ein Gesicht oder dergleichen zuschreiben, haben wir damit Allah<br />

einen Körper gegeben. Deshalb halten sie uns für Anhänger jener<br />

irregeleiteten Gruppe 1 , die solche Glaubensinhalte vertrat.<br />

Tatsache ist jedoch, dass wir jeden Menschen mit sofortiger Wirkung <strong>zum</strong><br />

Kafir erklären, der Allah einen Körper zuspricht und ihn mit seiner Schöpfung<br />

gleichsetzt.<br />

Jedoch nur, weil ein Mensch es genau so ausdrückt, wie es auch im Qur’an<br />

und in der Sunnah erwähnt ist, hat er Allah nicht seiner Schöpfung<br />

gleichgesetzt. Wäre es so, dann wären alle Sahabah (ra) die dies überliefern,<br />

alleine aus diesem Grund Kuffar und man müsste davon ausgehen, dass sie<br />

nichts verstanden hätten. Alleine diese Konsequenz ist genug an Unwissenheit<br />

und Hochmut.<br />

Spätestens hier müsste jenen unwissenden Personen klar werden, dass sie<br />

irgendetwas falsch verstanden haben. Sodann müssten sie nach dem richtigen<br />

Verständnis für die Eigenschaften Allahs suchen, aber ihre Arroganz hindert<br />

sie daran.<br />

Allein diese Ahadith über die Ru’yah stellen jedoch ein unwiderlegbares<br />

Argument gegen sie auf. Wenn sie die Tatsache der Ru’yah, nach Kenntnis<br />

dieser Ahadith ablehnen, können sie keine Muslime sein, egal ob sie sich dies<br />

nun erklären können oder nicht. Um von den Mu'minin zu sein, haben sie die<br />

Überlieferungen zu akzeptieren ohne Widerspruch. Wenn sie für irgendetwas<br />

keine Erklärung haben, müssen sie sich selbst der Unwissenheit bezichtigen,<br />

1 Die sog. al-Mujassimah.<br />

158


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

bevor sie einen Teil des Din leugnen. Wenn sie dann weitersuchen und ein<br />

Herz haben, welches die Wahrheit erkennen kann, werden sie auch klar sehen<br />

wo ihr Fehler war. Aber wenn ihr Hochmut sie daran hindert, werden ihre<br />

Herzen blind für die Wahrheit sein.<br />

Ahlu-s-Sunnah wa-l-Jama c ah schreiben Allah alle Eigenschaften zu mit denen<br />

er sich selbst im Qur'an beschreibt und mit denen sein Prophet (sas) ihn<br />

beschrieben hat. Jedoch ähnelt keine dieser Eigenschaften Allahs den<br />

Eigenschaften seiner Geschöpfe.<br />

Das Hauptproblem der Philosophen mit den Eigenschaften Allahs ist im<br />

Grunde immer dasselbe. Sie können einfach nicht akzeptieren, dass ihr<br />

Verstand nicht ausreicht um die wahre Natur gewisser Dinge voll zu verstehen<br />

und zu erfassen. Ihr eigener Verstand ist ihnen dafür viel zu heilig, als dass sie<br />

akzeptieren könnten, dass er etwas nicht verstehen kann.<br />

Allah beschreibt im Qur’an mehrmals ausdrücklich, dass er sich über den<br />

Thron begeben hat. Ebenso beschreibt er sich mit einer Hand und anderen<br />

Eigenschaften. Wenn wir Allah diese Eigenschaften zusprechen, so wie er sie<br />

erwähnt hat, heißt das nicht, dass wir seine Eigenschaften mit irgendetwas<br />

gleich setzen.<br />

Im Gegenteil, die Grundregel bei Ahlu-s-Sunnah wa-l-Jama c ah lautet immer:<br />

Wie auch immer du dir Allah vorstellen würdest, so ist er sicher nicht.<br />

Dies, weil wir aus dem Qur’an wissen, dass Allah keiner uns bekannten Sache<br />

ähnelt. Trotzdem können wir aber nicht die Eigenschaften ableugnen, durch<br />

die er sich selbst beschrieben hat. Der Unterschied ist also, dass wir die<br />

Eigenschaften Allahs alle akzeptieren und ihm zuschreiben, genau wie er sie<br />

erwähnt hat. Die Frage nach dem „Wie“ (Kaif), also wie diese Eigenschaften<br />

nun tatsächlich sind, ist hingegen eine Bid c ah. Genau das ist der Manhaj 1 der<br />

Salaf: Ohne „Wie“ (bila Kaif).<br />

Ebenso entspricht dies exakt der Aussage von Imam Malik (ra), als einer<br />

aufstand und ihn nach der erwähnten Stelle im Qur’an fragte:<br />

؟ىﻮﺘﺳا ﻒﻴﻛ .ىﻮﺘﺳا شﺮﻌﻟا ﻰﻠﻋ ﻦﲪﺮﻟا<br />

1 Weg bzw. Methode<br />

159


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

„Der Allerbarmer hat sich über den Thron begeben (istawa). Wie hat er sich<br />

darüber begeben?“<br />

Er erwiderte mit der weithin bekannten Aussage:<br />

ﺔﻋﺪﺑ ﻪﻨﻋ لاﺆﺴﻟاو ﺐﺟاو ﻪﺑ نﺎﳝﻹاو لﻮﻬﳎ ﻒﻴﻜﻟاو مﻮﻠﻌﻣ ءاﻮﺘﺳﻻا<br />

„Der Istiwa‘ ist bekannt 1 . Das „Wie“ ist unbekannt. Der Iman daran ist<br />

Pflicht. Und die Frage danach ist eine Bid c ah.“<br />

Das war nicht nur die Haltung dieses Gelehrten, sondern die Haltung aller<br />

Gelehrten von Ahlu-s-Sunnah wa-l-Jama c ah. Die Salaf hatten immer über<br />

diese Eigenschaften geschwiegen und sie immer einfach so akzeptiert wie<br />

Allah sie erwähnt hat. Aber dann kamen Leute die glaubten intelligenter,<br />

besser und wissender als die Sahabah (ra) zu sein. Deshalb erlaubten sie sich<br />

zu reden, über was die Salaf geschwiegen hatten.<br />

Man muss sich nur einmal vor Augen halten, dass Allah oftmals im Qur’an<br />

wiederholt:<br />

ىﻮَ َـﺘﺳا ْ ِش ﺮْ ﻌْﻟا َ ﻰَﻠَﻋ ُﻦ ﻤَ ﺣﱠﺮﻟا ْ<br />

„Der Allerbarmer hat sich über den Thron begeben“. 2<br />

Diese „geistig ach so Überlegenen“ meinen aber, die Bedeutung all dieser<br />

Verse ist: „Der Allerbarmer hat sich NICHT über den Thron begeben.“ Das,<br />

wobei Allah denselben Ausdruck mehrmals exakt wiederholt!<br />

Tatsache ist jedoch, dass – in Kürze gesagt – die ganzen Gruppen auf den<br />

Irrwegen der Philosophie ein gemeinsames Problem haben. Darin besteht<br />

auch das Argument, dass ihre unislamischen Philosophien mit einem Schlag in<br />

Stücke bricht. All diese Gruppen schreiben Allah <strong>zum</strong>indest einige der Eigenschaften<br />

zu, auch wenn sie einige andere ableugnen.<br />

Die Ausnahme bilden die Extremisten unter ihnen, die „reine Jahmiyyah“ 3 .<br />

Diese sagten deutlich, dass sie alle Eigenschaften Allahs auslegen und ihm<br />

keine davon zuschreiben.<br />

1 also die Bedeutung des Wortes ist allgemein bekannt.<br />

2 Surah Ta Ha: 5<br />

3 Im Arabischen al-Jahmiyyatu-l-Mahdah.<br />

160


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Die Asch c ariyyah und Maturidiyyah aber und viele andere ebenso, glauben an<br />

einige Eigenschaften und lehnen andere ab. Diese Gruppen argumentieren<br />

gegen Ahlu-s-Sunnah wa-l-Jama c ah folgendermaßen: „Es ist doch unsinnig zu<br />

behaupten Allah hätte eine Hand, wenn man aber gleichzeitig sagt, dass<br />

man sich diese Hand unter keinen Umständen vorstellen kann. Es ist also auf<br />

der einen Seite eine Hand. Auf der anderen Seite gleicht sie aber in keinster<br />

Weise einer Hand wie wir sie kennen?“<br />

Hierbei kann man ihnen allen nun ganz leicht begegnen. Man fragt sie einfach<br />

ob Allah ihrer Ansicht nach hören und sehen kann. Denn diese Eigenschaften<br />

lehnen sie nicht ab. Sodann fragt man sie nach dem „Wie“. Dabei ist mit der<br />

Frage hier nicht die Bid c ah-Frage gemeint. Wir wissen ja, dass es darauf keine<br />

Antwort gibt. Deshalb fragen wir sie nicht nach der tatsächlichen Natur dieser<br />

Eigenschaften. Aber wir konfrontieren sie mit ihrer eigenen Bid c ah, da sie ja<br />

glauben darauf eine Antwort zu haben, auf Grund ihres „erhabenen“<br />

Verstandes.<br />

Kaum anzunehmen, dass sie nun meinen Allah sei beim Hören auf<br />

Schallwellen angewiesen und auf einen Hörapparat, so wie wir ihn benötigen.<br />

Auch werden sie kaum glauben, dass Allah ein Auge wie seine Geschöpfe hat<br />

und auf elektromagnetische Wellen angewiesen ist.<br />

Es bleiben ihnen also genau zwei Wege und kein dritter:<br />

1. Sie sagen: „Allah hört und sieht, genau wie er dies in seinem <strong>Buch</strong><br />

beschrieben hat. Aber sein Hören und Sehen gleicht nichts was wir kennen<br />

von diesen Dingen.“<br />

Wenn sie das sagen, dann antworten wir ihnen: „Danke. Das ist genau das<br />

was wir über die Hand und alle anderen Eigenschaften sagen. Ihr habt euch<br />

also selbst widerlegt.“<br />

2. Sie leugnen das Hören und Sehen auch ab und werden damit wie die<br />

Jahmiyyah, womit sie dann auch den Din der Muslime endgültig verlassen.<br />

Und genau hier liegt der Punkt. Wer eine Eigenschaft ableugnet, muss alle<br />

ableugnen. So einfach ist es. Und wer auch immer eine Eigenschaft ablehnt,<br />

befindet sich auf der Straße der Jahmiyyah, egal ob er dies nun weiß oder<br />

nicht. Die Philosophen sind also doch nicht ganz so genialen Verstandes, wie<br />

sie dies selbst immer annehmen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder die<br />

Straße zu verlassen, oder sie bis <strong>zum</strong> Ende durchzugehen, wo die c Aqidah von<br />

Jahmu-bnu Safwan sie erwartet.<br />

161


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Das Ende dieser Fahrt wird schließlich das Höllenfeuer sein. Genau deshalb<br />

sehen wir auch, dass die Gelehrten auf die Jahmiyyah in dieser Angelegenheit<br />

Takfir machten.<br />

Die Jahmiyyah sagten klipp und klar, dass Allah überhaupt keine<br />

Eigenschaften hat. Er beschreibt sich also durch gar nichts. Genau das ist es<br />

was die Gelehrten meinten mit der Aussage: „Das Ablehnen der<br />

Eigenschaften ist in Wirklichkeit das Ablehnen des Schöpfers“. Und das ist es<br />

auch, was Allah bei solchen Leuten im Endeffekt ausmacht: Er ist bei ihnen<br />

„Nichts“.<br />

Tatsache ist, dass selbst die Jahmiyyah diesen Weg nicht richtig durchziehen<br />

konnten. Was sollen sie denn sagen, wenn man sie nach dem „Existieren“<br />

Allahs befragt? In ihrem Größenwahn müssen sie ja die Existenz Allahs<br />

leugnen. Aber hier machen sie eine Ausnahme. Denn Allah existiert zwar nach<br />

ihrer Ansicht, auch wenn sein „Existieren“ keinem anderen gleicht.<br />

Ebenso widersprechen sie sich bei der „Qudrah“ 1 . Auch hier verleugnen sie<br />

die Eigenschaft nicht. Sie können nicht, weil dies ihren eigenen Grundsätzen<br />

widersprechen würde.<br />

Schließlich gab es auch philosophische Strömungen, die deutlich sagten, dass<br />

man Allah durch nichts beschreiben darf. Sie meinten also, Allah ist nicht<br />

wissend aber auch nicht unwissend. Ihre völlig verrückte Idee war also, dass<br />

man Allah nur durch negative Aussagen beschreiben kann!<br />

Auch die in diesem <strong>Buch</strong> schon zuvor genannten Mu c tazilah legten die<br />

Eigenschaften Allahs aus. Deshalb gehören sie auch zu jenen Gruppen, die die<br />

Ru’yah ablehnen. Ebenso die mehrfach erwähnten Ibadiyyah. Denn diese<br />

späte Splittergruppe der Khawarij, hat im Grunde alle Konzepte der<br />

Mu c tazilah übernommen.<br />

Jeder der die islamische Geschichte kennt weiß, dass es einige Leute auf<br />

diesem Wege zur ganz offenen Abtrünnigkeit vom Islam getrieben hat.<br />

Die Salaf hatten einen enormen Weitblick und ein gewaltiges Wissen über<br />

diese Dinge. Den Khalaf nach ihnen ist von all dem fast nichts mehr übrigge-<br />

1 der Macht bzw. Kraft und Fähigkeit Allahs<br />

162


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

blieben. An der Stelle des Wissens steht bei ihnen der Kibr (Hochmut) und der<br />

Jahl (Unwissenheit).<br />

Dies soll dem vernünftigen Herzen hier als Hinweis genügen. Wenn man in<br />

diesem Thema ins Detail geht, kann man die unnütze Philosophie mit etlichen<br />

Beweisen widerlegen.<br />

Auch dem Ibadi hilft es also in keinster Weise, sich in dieses Argument zu<br />

flüchten. Es bleibt also bei der Tatsache, dass er diesen Hadith nicht kritisieren<br />

kann. Hätte er irgendwas gefunden in der Überlieferungskette, hätte er es<br />

sicher aufgegriffen.<br />

Allgemeine Widerlegung des Ibadi in der Frage der<br />

Ru’yah<br />

Bis jetzt wurde der genannte Schaikh der Ibadiyyah in einigen Detailfragen<br />

widerlegt. Allgemein ist jedoch Folgendes zu sagen:<br />

Die Zielsetzung seiner Arbeit war, jeden einzelnen Hadith von seinem Sanad<br />

her zu schwächen. Dies ist ihm in einigen Fällen nicht gelungen. In anderen<br />

glaubte er zwar richtig zu liegen, wobei der Fehler aber unzweifelhaft bei ihm<br />

lag.<br />

Aber dieser Schaikh leidet scheinbar noch unter einem allgemeinen<br />

Missverständnis über die Grundlagen der Hadith-Wissenschaft. Deshalb ist es<br />

passend, diese Sache hier kurz zu erwähnen, da es ja in diesem <strong>Buch</strong> genau<br />

um diese Grundlagen geht.<br />

Der Ibadi-Schaikh führte etliche Überlieferungen an und meinte dann, in jeder<br />

irgendetwas zu finden. Jedoch ist diese Vorgehensweise bei so vielen<br />

Überlieferungen von Grund auf aussichtslos. Denn bei diesen vielen<br />

dutzenden Überlieferungen hängt die Authentizität nicht mehr von der<br />

einzelnen Überlieferung ab.<br />

Dies, weil die Schwächen, die er aufzuzeigen meint, selbst bei den wirklich<br />

schwachen Hadithen über die Ru’yah, in der überwiegenden Mehrheit der<br />

Fälle, keine großen Schwächen sind. D.h. die Kritik kommt fast in keinem der<br />

vielen Fälle zur Bezichtigung eines Rawi mit der Lüge bzw. <strong>zum</strong> sicheren Urteil<br />

der Lüge.<br />

163


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Die einzelnen Überlieferungen können also nicht einfach so vollständig<br />

verworfen werden. Sie sind geeignet sich gegenseitig zu stärken. Dies, weil<br />

man sich bei diesen Ahadith ihn vielen dutzenden Fällen sicher ist, dass alle<br />

Ruwat des Sanad keine Lügner waren. Es geht also hier überhaupt nicht<br />

darum sie der Lüge zu bezichtigen. Im Gegenteil, denn diese Ruwat wurden<br />

klar damit beurteilt, dass sie aufrichtige Menschen waren, die niemals über<br />

den Propheten (sas) lügen würden.<br />

Aber wegen ihrer mangelnden Auswendiglernfähigkeit und dergleichen,<br />

wurden ihre Überlieferungen geschwächt. Häufen sich aber die<br />

Überlieferungen solcher Leute mit demselben Inhalt, ist es unmöglich, dass sie<br />

alle dasselbe Missverständnis hatten. Wie ist es dann erst mit der Ru’yah,<br />

deren Asanid viele dutzende an der Zahl sind? Mal abgesehen davon, dass<br />

nicht alle davon Schwächen aufweisen, sondern teilweise zu den stärksten<br />

Asanid gehören!<br />

Es gibt also keinen Weg, die Gesamtheit der Überlieferungen auf diese Art<br />

abzulehnen, was dem Ibadi-Schaikh offenbar nicht klar war. Möge Allah uns<br />

und ihn und seine ganze Jama c ah rechtleiten, amin.<br />

Dritter Hadith: von Abu Sa c id (ra)<br />

DER ERSTE TARIQ VON ABU SA C ID (RA) IM SAHIHU-L-BUKHARI<br />

Schon im vorherigen Kapitel konnte man in der Grafik den Hadith sehen<br />

welchen c Ata’u-bnu-Yazida-l-Laithi von Abu Sa c id überlieferte. Es ist an sich<br />

nicht notwendig hier eine Grafik zu zeigen. Diesem Weg folgt noch der<br />

kommende, wobei sich die Betrachtung wieder auf den Bukhari beschränkt.<br />

DER ZWEITE TARIQ VON ABU SA C ID (RA) IM SAHIHU-L-BUKHARI<br />

Den Hadith überliefert bei Bukhari ebenfalls noch Zaidu-bnu Aslam von c Ata’ibni-Yasar<br />

von Abu Sa c id (ra).<br />

GROBE ANALYSE DES HADITH<br />

Wie schon zuvor gesagt wurde, handelt es sich bei dem ersten Weg um eine<br />

sehr starke Kette. Dasselbe gilt für den hier angeführten zweiten Weg, was<br />

den Hadith natürlich, abgesehen von der Stärke seiner Ketten, wiederum<br />

164


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

stärkt. Da er nämlich in den von uns herangezogenen Hadithen von zwei<br />

verschiedenen Leuten von Abu Sa c id überliefert wurde.<br />

Der Wortlaut bezüglich der Ru’yah ist in diesem Hadith quasi wieder identisch<br />

mit den vorangegangenen Ahadith.<br />

Vierter Hadith: von Suhaibi-bni Sinan<br />

GRAFISCHE DARSTELLUNG<br />

BETRACHTUNG DES HADITH<br />

An der Grafik kann man farblich wieder die Stärke der Überlieferer erkennen.<br />

Zwei Überlieferungen davon sind bei Muslim, die anderen bei Ahmad, at-<br />

Tirmidhi und Ibnu Majah.<br />

Dies ist also ein weiterer Hadith über die Ru’yah. Der Leser hat jetzt ungefähr<br />

ein Verständnis für die Asanid bekommen. Alleine die Tatsache, dass der<br />

Hadith bei Muslim ist, zeigt seine Stärke und seine Stellung bei den Hadith-<br />

Gelehrten.<br />

Fünfter Hadith: von Ammaru-bnu Jasir<br />

In diesem Hadith bittet Ammar (ra) Allah um die Gnade in Sein Antlitz (swt)<br />

blicken zu dürfen. Er erwähnt dabei auch, dass er diesen Du c a‘ vom<br />

Propheten (sas) gelernt hat.<br />

165


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

GRAFISCHE DARSTELLUNG DES SANAD<br />

BETRACHTUNG DES HADITH<br />

• Die ersten beiden Ketten (von rechts) sind bei an-Nasa'i.<br />

• Die beiden anderen bei Ahmad.<br />

• Dabei ist zu sehen, dass dies vier unterschiedliche Leute von Ammar selbst<br />

überliefern, wobei einer davon ein Sahabi ist. Die Annahme, dass vier<br />

unterschiedliche Ketten bis zu Ammar (ra) alle erlogen sind, ist äußerst<br />

abwegig. Ebenso, dass in allen vier Ketten derselbe schwere Fehler vorfiel und<br />

weiterüberliefert wurde. Es läuft also auch hier darauf hinaus, dass man den<br />

Sahabi Ammar (ra) der Lüge bezichtigen würde.<br />

Weitere Überlieferungen<br />

• Wenn man nur die al-Kutubu-s-Sittah und Ahmad betrachtet, so wird die<br />

Ru’yah noch ausdrücklich von Abi Razin überliefert. Dieser Hadith befindet<br />

sich bei Abu Dawud, Ahmad und Ibnu Majah.<br />

• Es gibt noch zahlreiche Hadithe die indirekt ebenfalls ein Dalil für die Ru’yah<br />

sind. Weil sich bei diesen Ahadith aber die Diskussion in die Länge ziehen<br />

würde, habe ich sie vollständig unterlassen. Hiermit wollte ich lediglich darauf<br />

166


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

hinweisen. Die Gelehrten der Salaf haben diese Ahadith ebenfalls bei ihrer<br />

Beweisführung angeführt und erklärt.<br />

• Alle Überlieferungen in diesem <strong>Buch</strong> waren direkt vom Propheten (sas). Die<br />

Ru’yah wurde jedoch auch von den Sahabah (ra) überliefert. Darin befinden<br />

sich ebenfalls klare Äußerungen, dass die Mu'minun Allah in der Akhirah<br />

sehen werden können.<br />

• Ich habe mich bei den hier erwähnten Ahadith, wie gesagt, auf die Sittah<br />

und Ahmad beschränkt. Es gibt jedoch in den anderen Büchern weitere<br />

Überlieferungen über die Ru’yah, die hier völlig unerwähnt blieben. Beim<br />

allgemeinen Radd auf den Schaikh der Ibadiyyah wurde jedoch darauf<br />

hingewiesen.<br />

• Von ad-Daraqutni (ra) wird ein gesamtes <strong>Buch</strong> über die Ru’yah überliefert.<br />

In diesem sammelte er die Überlieferungen darüber. Darin erwähnt er unter<br />

anderem Überlieferungen von Abu Umamata-l-Bahili, Abu Musa-l-Asch c ari,<br />

Ammari-bni Jasir, Abdillahi-bni Mas c ud, Abdillahi-bni Umar, Adiyyi-bni Hatim,<br />

Ubayi-bni Ka c b, Buraidata-bni-l-Hasibi-l-Aslami, Abdillahi-bni-Amri-bni-l-As,<br />

Abi Bakrin-is-Siddiq, Hudhaifata-bni-l-Jaman, Fadalata-bni c Ubaid.<br />

Manche Leute werfen Zweifel auf, ob dieses <strong>Buch</strong> wirklich ad-Daraqutni<br />

zugeschrieben werden kann. So z.B. der Schaikh der Ibadiyyah, welcher meint,<br />

dass jede einzelne Überlieferung schwach ist, weil die Nisbah 1 des <strong>Buch</strong>es zu<br />

ad-Daraqutni nicht nachgewiesen werden kann.<br />

Wie aber zuvor erwähnt wurde liegt darin kein Argument für die Ablehnung<br />

all dieser Überlieferungen, da ad-Daraqutni diese Überlieferungen nicht<br />

erfunden bzw. <strong>zum</strong> ersten Mal gebracht hat. Es sind im Grunde alles<br />

Überlieferungen, die in den anderen Büchern des Hadith zu finden sind. Auch<br />

die Schwächung der einzelnen Wege ist ein aussichtsloses Unterfangen. Der<br />

Grund dafür wurde im allgemeinen Radd auf den Ibadi bereits erwähnt.<br />

1 Zugehörigkeit<br />

167


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Allgemeine Betrachtung aller angeführten Ahadith<br />

Nach dem richtigen Verständnis der Grundlagen der Überlieferung zeigte sich<br />

schon am Anfang des <strong>Buch</strong>es die Stärke des ersten Hadith. Nach der<br />

Erwähnung einiger anderer Überlieferungen ist es aber nun möglich die<br />

Angelegenheit der Ru’yah in einem Gesamtbild darzustellen.<br />

Es zeigten sich also Ketten bzw. Wege, die für einen vernünftigen Menschen<br />

mit einem Wort unantastbar sind. Ebenso wurden einige Ketten dargelegt,<br />

deren Kritik als unhaltbar eingestuft werden muss. Sodann wurden noch<br />

überblicksmäßig einige andere Überlieferungen angeführt.<br />

Wenn man dabei nur die Überlieferung einzeln betrachtet, ist die Möglichkeit<br />

des Erlügens, selbst rein theoretisch gesehen, sehr eingeschränkt. Kommt<br />

hinzu, dass die Güte und Rechtschaffenheit dieser Überlieferer bei den<br />

zahlreichen Gelehrten des Faches außer Frage steht. Darüber hinaus wurde<br />

praktisch erwiesen, durch die zahlreichen Überlieferungen jener Ruwat, dass<br />

sie niemals über den Propheten (sas) logen und seine Aussprüche mit<br />

äußerster Genauigkeit überlieferten.<br />

Wenn man die Überlieferungen dieses <strong>Buch</strong>es dann zusammen betrachtet,<br />

wird es nach menschlichen Maßstäben unmöglich diese hervorragenden<br />

Überlieferer der Einigung auf die Lüge über den Propheten (sas) zu<br />

bezichtigen. Dies würde ohne Zweifel jeglicher Vernunft widersprechen. Eine<br />

solche Vorgehensweise würde sicherlich allen Regeln der historischen<br />

Überlieferung widersprechen und jede Übermittlung historischer<br />

Informationen unmöglich machen.<br />

Dabei ist Folgendes zu beachten. Wenn man einen dieser Überlieferer als<br />

Lügner beurteilt, bedeutet dies automatisch, dass damit all seine<br />

Überlieferungen unbrauchbar werden. Es hätte also eine erhebliche<br />

Auswirkung auf die gesamte Überlieferung, da diese Leute zahlreiche Hadithe<br />

weitergaben.<br />

Im Besonderen ist natürlich die Bezichtigung eines der bekannten Sahabah<br />

(ra), aus islamischer Sicht, eine gewaltige Sache. So z.B. die Verleumdungen<br />

der Schiiten über Abu Hurairah (ra), c A’ischah (ra) und andere. Diese<br />

krankhaften Lügen und Schubuhat über viele Sahabah (ra) sind an sich schon<br />

genug, da die Sahabah bei der Überlieferung der Ahadith übermäßig<br />

vorsichtig waren. Die Muhaddithun gaben den Sahabah nicht <strong>zum</strong> Spaß die<br />

168


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

höchste Stufe in der Überlieferung. Ihre Vorsicht und Genauigkeit bei der<br />

Überlieferung ist aus unzähligen Ahadith klar ersichtlich. Abgesehen davon<br />

haben die Muhaddithun bei der Prüfung der Ahadith klar ihre Rechtschaffenheit<br />

und Aufrichtigkeit festgestellt. Es hat sich deutlich gezeigt, wie<br />

sehr sich die Sahabah versichert hatten bevor sie einen Hadith vom<br />

Gesandten Allahs (sas) überlieferten.<br />

Aber gleich mehrere Sahabah der Lüge zu bezichtigen ist noch heftiger. Bei<br />

den Schiiten allerdings nicht ungewöhnlich, da sie ja fast alle Sahabah (ra) als<br />

Abtrünnige betrachten.<br />

Bei der bloßen Betrachtung der ersten Überlieferungen müsste man quasi<br />

<strong>zum</strong> Schluss kommen, dass Abu Hurairah (ra) und Abu Sa c id (ra) den Hadith<br />

gemeinsam erlogen haben. Bei der eingehenden Analyse aller<br />

Überlieferungen ergeben sich etliche solche Absurditäten.<br />

Es ist eine weitere Sache festzustellen: Wenn man einen der Sahabah der<br />

ersten Überlieferungen als Lügner bezeichnet, muss man damit eigentlich alle<br />

anderen ebenfalls als Lügner bezeichnen. Dies, weil diese Überlieferungen<br />

bezüglich der Ru’yah quasi identisch im Wortlaut sind. Es ist aber unmöglich,<br />

dass jemand einen Hadith erlügt und dann kommt ein anderer und<br />

überlieferte diesen Ausspruch tatsächlich vom Propheten (sas). D.h. es kann<br />

nicht sein, dass jemand eine erlogene Aussage dem Propheten (sas)<br />

zuschreibt, und dann die exakt gleiche Aussage von jemand anderem korrekt<br />

überliefert wird. Schon gar nicht wenn dies öfter passiert. In all diesen Ketten<br />

müssten also Leute der Lüge bezichtigt werden und im Grunde könnte dies<br />

gar nicht an den Sahabah (ra) vorbeigehen.<br />

An dieser Behauptung kommen jene Kritiker also kaum vorbei. Es sei denn<br />

jemand der Ruwat hört von einer überlieferten Sache, ohne zu wissen ob sie<br />

nun stimmt oder nicht und anschließend will er sie unterstützen, in dem er<br />

einen entsprechenden Hadith erlügt. Dies ist aber in vielen Fällen rein<br />

technisch gesehen schon unmöglich. Wie verhält es sich dann in der Summe<br />

dieser Fälle?<br />

Aber wie kann ein Mensch, der sich Muslim nennt, jemanden wie Abu Sa c id<br />

(ra) überhaupt einer so verrückten Sache bezichtigen? Warum sollte jemand<br />

in der Frühzeit des Islam so etwas erlügen? Es ist völlig irrsinnig.<br />

Wie kann ein sogenannter Muslim eine solche Behauptung aufstellen, wobei<br />

sogar nichtmuslimische Orientalisten ausgeschlossen haben, dass diese Leute<br />

169


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

je über den Propheten (sas) gelogen hätten. Da es unzählige Ahadith darüber<br />

gibt, mit welchem Respekt sie ihn (sas) vor und nach seinem Tod behandelt<br />

haben und wie aufrichtig sie waren und dass sie mit großer Genauigkeit all<br />

seine Anordnungen ausgeführt haben!<br />

Wie kann man dann erwarten, dass sie darüber hinaus noch eine Sache<br />

machen, von der sie selbst und mehr als 70 Sahabah überliefern, dass sie Kufr<br />

ist?! Und wie kann man dies nicht nur von einigen, sondern von so gut wie<br />

allen Sahabah behaupten?! Wer so etwas sagt ist von dieser Hinsicht sicher<br />

weiter vom Islam und vernünftigem Denken entfernt, als viele Orientalisten.<br />

Dies nur am Rande. Denn selbst wenn jemand so etwas behaupten würde,<br />

ändert es nichts an der Authentizität dieser Ahadith. Da es nicht möglich ist,<br />

dass sich so viele Leute auf ein und dieselbe Lüge mit demselben Wortlaut<br />

geeinigt haben und auf das Erlügen von anderen Ahadith, welche dieselbe<br />

Bedeutung haben.<br />

Sodann wurde auch auf die sonstigen zahlreichen Überlieferungen<br />

hingewiesen. Selbst wenn diese Überlieferungen Schwächen aufweisen,<br />

handelt es sich dabei im Allgemeinen nie um extreme Makel, die den Hadith<br />

völlig unbrauchbar machen.<br />

Durch all dies darf bei einem Muslim also kein Zweifel bleiben, dass die Ru’yah<br />

ein fester Bestandteil dieses Din ist. Der Prophet (sas) hat seine Ummah mit<br />

Sicherheit darüber in Kenntnis gesetzt und dies verlangt dem Muslim die<br />

uneingeschränkte Akzeptanz dieser Inhalte ab.<br />

Das Urteil von demjenigen, der die Ru’yah mit dem<br />

Wissen über diese Ahadith ablehnt<br />

Aus dem Gesagten muss klar sein, dass so jemand kein Muslim sein kann.<br />

Dies, weil er einen festen Bestandteil des Islam ablehnt, der unzweifelhaft<br />

vom Propheten (sas) übermittelt wurde.<br />

Wer hingegen diese Ahadith noch nie gehört hat, ist entschuldigt durch seine<br />

Unwissenheit, sofern es vorstellbar ist, dass jemand in seiner Situation diese<br />

Dinge nicht weiß. Ebenso jemand der zwar einige dieser Hadithe<br />

kennengelernt hat, aber aufgrund von Unwissenheit über ihren Zustand nicht<br />

sicher ist, ob sie richtig sind.<br />

170


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Hat er also noch nie davon gehört oder kennt er einige dieser Überlieferungen<br />

nur oberflächlich, so kann er entschuldigt sein, sofern diese Unwissenheit bei<br />

seinesgleichen entschuldbar ist.<br />

Wie erwähnt haben viele Leute der verschiedenen fehlgeleiteten Gruppen,<br />

wie der Mu c tazilah, die Ru’yah abgelehnt. Für sie gilt in Bezug auf diese<br />

Angelegenheit also das hier Erwähnte. Wenn sie diese Ahadith wissentlich<br />

ablehnten, hatte dies ihre Riddah 1 zur Folge. Wenn sie diese Überlieferungen<br />

aber nicht oder nicht ausreichend kannten, waren sie in dieser Angelegenheit<br />

entschuldigt.<br />

Schubuhat im Bezug auf die Ru’yah<br />

Die Schubuhat über die Ru’yah sollen hier nur am Rande angesprochen<br />

werden, da jeder, der einen allgemeinen Überblick über diesen Din und seine<br />

Prinzipien hat, diese Scheinargumente widerlegen kann.<br />

Bezeichnend ist wiederum, dass gerade jene Irregegangenen damit<br />

argumentieren, die den ganzen Tag meinen "Wir nehmen nur von Qur’an und<br />

Sunnah". Ist dies also ihr Dalil von Qur’an und Sunnah, "Aber Person X hat ja<br />

auch dies und jenes gesagt, deshalb könnt ihr mich nicht des Fehlers<br />

bezichtigen"?<br />

Die Realität ist, dass diese Leute mit völlig leeren Händen da stehen. Sie<br />

haben nichts aus Qur’an und Sunnah, das ihnen das Recht gibt die<br />

unzweifelhafte Sunnah abzulehnen. Deshalb bleiben ihnen nur mehr solche<br />

„Argumente“, nachdem sie selbst zugegeben haben, dass dies keine<br />

Argumente sind.<br />

Die Ablehner der Ru’yah führen natürlich auch einige Stellen des Qur’an zu<br />

ihren Gunsten an. Darauf wurde bereits hingewiesen. In diesem <strong>Buch</strong> ging es<br />

aber vorwiegend um die Sunnah. Auf die Diskussion der Angelegenheit der<br />

Ru’yah im Qur’an einzugehen, müsste also das Thema einer anderen Arbeit<br />

sein.<br />

1 Apostasie<br />

171


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Aber allgemein gesagt gibt es einige Stellen die scheinbar ihre Ansicht<br />

unterstützen. Der Punkt ist aber, dass diese Stellen niemals eindeutig für ihre<br />

Ansicht sprechen. Es handelt sich dabei immer um mehrdeutige Passagen im<br />

Qur’an. Man kann sie also auf mehr als eine Art auslegen. Auf der anderen<br />

Seite gibt es aber auch solche die ihnen klar widersprechen.<br />

Der rechte Weg in solchen Angelegenheiten ist wie immer, dass man die<br />

mehrdeutigen Stellen (Mutaschabihat) zu den eindeutigen (Muhkamat)<br />

zurückführt. Man darf nicht die eine Stelle im Gegensatz zur anderen<br />

auslegen, sondern muss beide Stellen verbinden und die Auslegungen<br />

deckungsgleich machen.<br />

So muss man auf der einen Seite die Verse des Qur’an in Harmonie zu<br />

einander auslegen. Auf der anderen Seite muss man jene Stellen des Qur’an<br />

auch in Übereinstimmung mit der eindeutigen Sunnah verstehen. In diesem<br />

<strong>Buch</strong> hat sich deutlich gezeigt, dass die Sunnah in dieser Frage nur eine<br />

Antwort zulässt. Eben weil die Sunnah ja ein so eindeutiges Wort in der<br />

Angelegenheit spricht, versuchen die Leute der Bid c ah diese Ahadith<br />

krankhaft ungültig zu machen. Es ist also keinesfalls erlaubt den Qur’an<br />

gegensätzlich <strong>zum</strong> Qur’an und zur Sunnah auszulegen.<br />

Jene die die Ru’yah ablehnen, führen aber häufig noch andere "Argumente"<br />

an, auf die im Folgenden nur ganz kurz eingegangen werden soll.<br />

DIE BEHAUPTUNG, C A'ISCHAH (RA) HÄTTE EBENFALLS DIE RU’YAH<br />

ABGELEHNT<br />

Diese Darstellung stimmt aber in dieser Form nicht. Es ist eine Verdrehung der<br />

Tatsachen.<br />

• In jenen Überlieferungen von c A’ischah (ra) lehnt sie es ab, dass der Prophet<br />

(sas) seinen Herrn bei al-Isra’u wa-l-Mi c raj 1 sah. Aus den Überlieferungen von<br />

c<br />

A'ischah (ra) geht aber nicht deutlich hervor, dass sie über das Jenseits<br />

spricht. Im Gegenteil, die Ahadith drehen sich im Grunde klar um die<br />

Begebenheit in der Dunya.<br />

Man könnte den Hadith also auf verschiedene Arten verstehen, da er nicht<br />

eindeutig ist. Es ist möglich die Überlieferung so zu verstehen, dass sich ihre<br />

1 also seinem Emporsteigen in den Himmel, wie es in seiner Sirah überliefert ist.<br />

172


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

Aussage nur auf die Sicht Allahs in der Dunya bezieht. Dann stimmt diese<br />

Aussage mit allen anderen Beweisen und auch mit den Ansichten der anderen<br />

Gelehrten überein. Sie waren nämlich zu einem großen Teil ebenfalls der<br />

Ansicht, dass man Allah in der Dunya nicht sehen könne.<br />

Es müssen hier also, wie immer im Din, die mehrdeutigen Aussagen auf die<br />

Eindeutigen zurückgeführt werden, um sie in Übereinstimmung zu bringen.<br />

Jene aber, die Abweichung in ihren Herzen haben, ziehen die Mutaschabihat<br />

den Muhkamat vor. Genau wie Allah uns über sie in Suratu Ali c Imran<br />

berichtet. Jedoch spricht Allah dort über jemanden, der dies mit den Ayat<br />

seines <strong>Buch</strong>es, also mit der Rede Allahs, macht. Wenn Allah also über so<br />

jemanden mit der Irre und der Abweichung urteilt, was ist dann mit<br />

jemandem, der den Mutaschabihat in der Rede von Menschen folgt um die<br />

Wahrheit zu verdrehen?<br />

Noch seltsamer ist es dann, wenn solche Leute behaupten, stets nach Qur’an<br />

und Sunnah zu gehen. Wir müssen ihnen also folgende Frage stellen: Wenn<br />

ihr nur nach Qur’an und Sunnah geht, warum wollt ihr dann der klaren<br />

Wahrheit aus Qur’an und Sunnah eindeutig zuwiderhandeln, mit einer<br />

Aussage von c A'ischah (ra)? Meinen sie c A'ischah's Ansicht sei Qur’an oder<br />

Sunnah? Ist speziell bei den Schiiten schwer vorstellbar, da sie ja c A’ischah (ra)<br />

des Zina und des Kufr bezichtigen, wa-l- c Iyadhu bi-llah 1 .<br />

Es ist also umso absurder, wenn ein Schiite die Geschichte von c A’ischah (ra)<br />

als Gegenbeweis bringt, aber auch das gibt es.<br />

• Und selbst wenn man ihre Verdrehung annehmen würde, bestünde immer<br />

noch die Möglichkeit, dass c A'ischah (ra) diese Überlieferungen nicht alle<br />

kannte, oder sie diese Ahadith nicht in soweit kannte, dass sie bei ihr<br />

unzweifelhaft schienen. Es kann also sein, dass sie zwar einige solche<br />

Aussprüche gehört hat, diese jedoch missverstand, während sie die<br />

eindeutigen aber nie in zweifelsfreier authentischer Form erhielt.<br />

Wenn jemand hier entgegnet, es sei unmöglich, dass c A'ischah (ra) diese<br />

Sache nie selbst eindeutig vom Propheten (sas) gehört hat, so ist Folgendes zu<br />

sagen:<br />

1 Wir suchen unsere Zuflucht bei Allah (so etwas von ihr anzunehmen).<br />

173


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

1, Die ganze Sache ist hypothetisch, da ihre Aussage ohnehin schon<br />

missinterpretiert wurde.<br />

2, Auch wenn es zugegebenermaßen sehr unwahrscheinlich ist, kann man es<br />

jedoch nicht völlig ausschließen. Es ist möglich, dass eine Angelegenheit nicht<br />

zu ihr vordringt und zwar aus folgenden Gründen:<br />

• Dies wäre nicht die erste Angelegenheit die c A'ischah (ra) nicht vom<br />

Propheten (sas) erfahren hat, während sie andere Sahabah sehr wohl von ihm<br />

hörten.<br />

• Selbst von den Sahabah (ra) gibt es keinen einzigen, der die ganze Sunnah<br />

kannte. Kein einziger Sahabi kannte jeden Hadith. Nicht einmal jene, welche<br />

sehr viel überlieferten 1 und auch länger nach dem Propheten (sas) lebten.<br />

Dies alleine schon deshalb, weil sich die Sahabah eine Zeit nach dem<br />

Propheten (sas) auf die verschiedenen wichtigen Städte im islamischen Reich<br />

verteilten.<br />

Somit gab es zu dieser Zeit auch keine gesammelten Werke über den Hadith.<br />

Sie wurden in der Regel mündlich weitergegeben und auswendig gelernt.<br />

DIE BEHAUPTUNG: DER GELEHRTE MUJAHID (RA) HÄTTE DIE RU'YAH<br />

ABGELEHNT<br />

Zu dieser Sache ist genau das Gleiche zu sagen wie bei der vorherigen<br />

Schubhah. Zum einen kann man seine Aussagen anders verstehen, <strong>zum</strong><br />

anderen würde es bedeuten, dass er diese Überlieferungen nicht ausreichend<br />

kannte. Bei ihm ist dies noch viel eher möglich, als im vorausgegangenen<br />

Beispiel. Aus folgenden Gründen:<br />

1, Er war kein Muhaddith und damit war er nicht auf den Hadith spezialisiert.<br />

Sein Gebiet war, wie allgemein bekannt ist der Tafsir. Deshalb wird seinem<br />

Wort in der Hadith-Wissenschaft auch kein besonderer Stellenwert<br />

beigemessen.<br />

Es ist also durchaus möglich, dass er diese Ahadith nicht ausreichend kannte.<br />

1 Diese werden als al-Mukthirun bezeichnet.<br />

174


Die Grundlagen der Überlieferung im Islam<br />

2, Zu dieser Zeit waren die Ahadith ebenfalls noch nicht in Werken<br />

gesammelt. Man muss sich verdeutlichen, dass es zu dieser Zeit weder<br />

Bukhari noch Muslim gab und auch nicht die restlichen Sittah.<br />

3, Diese Gelehrten haben tausende Fragestellungen und Angelegenheiten im<br />

Din abgehandelt. Es ist also nur zu leicht möglich, dass der eine oder andere<br />

Gelehrte die eine oder andere Frage nicht ausreichend studiert hat, wobei sie<br />

der Allgemeinheit bekannt ist.<br />

Dies alles wie gesagt für den Fall, dass man seine Aussagen nicht anders<br />

auslegen könnte. In diesem Fall müssten uns also jene Irregegangenen erst<br />

mit völlig sicherem Sanad beweisen, dass Mujahid (ra) diese Ahadith<br />

ausreichend kannte und sie trotzdem ablehnte. Und wie sollen sie dazu jemals<br />

im Stande sein?<br />

Schlusswort<br />

Am Ende dieses <strong>Buch</strong>es bleibt nichts übrig als die Bitte an den Herrn zu<br />

richten, dass er dieses <strong>Buch</strong> von Nutzen für die Muslime sein lässt. Möge Allah<br />

die Absicht des Verfassers reinigen und diese Arbeit zur Verteidigung der<br />

Grundsätze Seines Din und der Sunnah Seines Propheten (sas) annehmen.<br />

Möge Allah dieses <strong>Buch</strong> zu einem Teil der Festung dieses Din in der deutschen<br />

Sprache machen. Amin.<br />

Was sich in diesem <strong>Buch</strong> an Gutem befindet, so ist dies von der Güte und<br />

Gnade unseres Herrn. Was sich darin hingegen an Falschem befindet, so ist es<br />

von der Unzulänglichkeit und der Unwissenheit seines Verfassers, möge Allah<br />

ihn rechtleiten. Wenn etwas in diesem <strong>Buch</strong> dem Qur’an und der Sunnah<br />

widerspricht, distanziert sich der Verfasser davon und bittet Allah ihn darin<br />

und allgemein bei jedem Atemzug rechtzuleiten. Amin.<br />

…und Allah weiß es immer am Besten…<br />

تﺎﳊﺎﺼﻟا ﻢﺘﺗ ﻪﺘﻤﻌﻨﺑ يﺬﻟا ﷲ ﺪﻤﳊا<br />

ﻢﻠﻋأ ﷲاو<br />

ﲔﳌﺎﻌﻟا بر ﷲ ﺪﻤﳊاو ﻩﻻاو ﻦﻣو ﻪﺒﺤﺻو ﻪﻟآو ﺪﻤﳏ ﺎﻨﻴﺒﻧ ﻰﻠﻋ ﷲا ﻰﻠﺻو<br />

175

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